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Kommentar zu Lacans Seminar Das Sinthom
I. Zur Sitzung vom 18. November 1975

Lacan entziffern Veröffentlicht am 2. Dezember 2019 von Rolf Nemitz1. März 2023
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Foto­gra­fie von Jeff Wall, Untang­ling, 1994, gedruckt 2006
Folie in Leucht­kas­ten, 189 x 223,5 cm
Natio­nal Gal­lery of Vic­to­ria, Melbourne

Kom­men­tar zu La­cans Se­mi­nar 23 von 1975/​76, „Das Sinthom”

Jac­ques Lacan: Semi­nar 23 von 1975/​76: Le sinthome /​ Das Sinthom

Kom­men­tar von Rolf Nemitz
gestützt auf die Tref­fen der Lese­grup­pe des Psy­cho­ana­ly­ti­schen Salons Ber­lin ab März 2013

Einen Über­blick über die Kom­men­ta­re zu den ein­zel­nen Sit­zun­gen fin­det man hier, über den gesam­ten Kom­men­tar hier.
Eine Über­sicht über die ver­schie­de­nen Aus­ga­ben des Sinthom-Semi­nars gibt es hier.

Inhalts­ver­zeich­nis
Ankün­di­gung des Semi­nars am 9. Novem­ber 1975
DEUTSCH
FRANZÖSISCH/​DEUTSCH
PARAPHRASE MIT ERGÄNZUNGEN
Sit­zung vom 18. Novem­ber 1975
QUELLEN
ZUR NOTATION
TONAUFNAHME
DEUTSCH
FRANZÖSISCH/​DEUTSCH
PARAPHRASE MIT ERGÄNZUNGEN UND FRAGEN
Titel und The­men des Seminars
Sinthom
Joy­ce
Bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung von vier Komponenten
Der Weg der guten Logik
Benen­nung
Moda­li­tä­ten
Wahr­heit, Her­ren­si­gni­fi­kant, Wissen
Exis­tiert nicht
Das Sin­gu­lä­re
Nicht alle
Joy­ce das Symptom
Joy­ces Wahl: vom SinThom-mas­vo­n­aquin zur SintHome-Rule
Joy­ces Vater: faul, fana­tisch, versoffen
Joy­ces Kunst: ein Ersatz für sei­nen „schlap­pen Schwanz“
Joy­ce: ein Herr /​ ein armer Schlucker
Gegen das Sym­ptom gibt es nur eine Waf­fe: die Mehrdeutigkeit
Reso­nanz der Stim­me als Objekt a
Die Tat­sa­che der Emp­fäng­lich­keit des Kör­pers für das Sagen
Kon­kur­renz des Blicks, Bezie­hung zum Körperbild
Null bis Drei
∅ ≈ 0/1-Ambi­gui­tät
S1, S2, $
Sym­bol: 1, 2, 3
Die bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung von vier Elementen
Die bor­ro­mäi­sche Drei­er­ver­ket­tung ist nicht die Norm
Das vier­te Ele­ment ist der Vater als Sinthom /​ als sainte-homme
Kon­struk­ti­on und Dar­stel­lungs­wei­sen der bor­ro­mäi­schen Viererverkettung
Der Ödi­pus­kom­plex ist ein Symptom
Der Name des Vaters ist auch der Vater des Namens
Joy­ce das Sym­ptom im Herrendiskurs
Σ
S2
$ am Platz der Wahrheit
S1
S2 = Sym­ptom + Symbol
Objekt a
Sym­bol und Sym­ptom in der bor­ro­mäi­schen Verkettung
KLEINES LACAN-LEXIKON
Sinthom (1)
Lalan­gue (1, 3 f.)
Joy­ce (1)
Logik (2)
Vier­glied­ri­ge Struk­tu­ren (2)
4, 5, 6
Nicht-eine (2 f.)
Natur behaup­tet sich als Pot­pour­ri von Außer-Natur (3)
Es gibt kein sexu­el­les Ver­hält­nis (3)
Das Geschlecht (le sexe) (3)
Bak­te­ri­en (3)
Benen­nung (3 f.)
Sprech­we­sen (par­lêt­re) (4)
faut-pas /​ Faux-pas, fau­te (4)
Not­wen­di­ges, Unmög­li­ches, Mög­li­ches, Zufäl­li­ges (4)
Spal­te, gespal­te­nes Sub­jekt (4)
Kas­tra­ti­on (4)
Schrei­ben (4)
Über einen Dis­kurs, der nicht vom Schein wäre (4)
Wahr­heit (4)
Wis­sen, Kön­nen, Savoir-fai­re (4)
Die Wahr­heit lässt sich nur halb­sa­gen (4)
S1, Her­ren­si­gni­fi­kant (4)
Es braucht min­des­tens zwei Signi­fi­kan­ten (4)
Sokra­tes ist unsterblich
DIE Frau ist ein ande­rer Name für Gott (4 f.)
DIE Frau exis­tiert nicht (4 f.)
Aris­to­te­les will nicht, dass das Ein­zel­ne in sei­ne Logik hin­ein­spielt (5)
nicht alle, mē pan­tes (5)
Alles, nur das/​es nicht (5)
Sinthome /​ Saint Thome /​ saint hom­me (5)
Das Sym­ptom ist eine Wei­se, die Wahr­heit anzu­ge­hen (6)
Mit der Logik kommt man zum Rea­len (6)
Phal­lus (7)
Dis­kurs der Uni­ver­si­tät (7)
Als Waf­fe gegen das Sym­ptom haben wir nur die Mehr­deu­tig­keit (9)
Der Psy­cho­ana­ly­ti­ker auto­ri­siert sich selbst (9)
Reso­nanz der Inter­pre­ta­ti­on (9)
Sagen ver­sus Gesag­tes (9)
Stim­me (10)
Kör­per (10)
Men­gen­leh­re und Zah­len­theo­rie (10)
Das Ima­gi­nä­re des Bewei­ses (10)
Kör­per als Haut­sack (10)
Ex-sis­tenz und Kon­sis­tenz (10 f.)
Das Rea­le im bor­ro­mäi­schen Kno­ten (10 f.)
Homo­ge­ni­tät der Rin­ge (11)
1, 2, 3 (11 f.)
S2 (11)
Das Fak­tum des Äuße­rungs­vor­gangs (11)
Signi­fi­kant und Signi­fi­kat (11)
Schieds­spruch zwi­schen zwei Signi­fi­kan­ten (11 f.)
Die bor­ro­mäi­schen Rin­ge (12)
Bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung von vier Rin­gen (12)
Der Vater als saint hom­me /​ Sinthom /​ Sym­ptom (12)
Die Ex-sis­tenz des Symptoms
Plät­tung (12)
Posi­ti­ons­ver­än­de­rung der Rin­ge in der bor­ro­mäi­schen Ver­ket­tung von vier Rin­gen (13 f.)
Der Ödi­pus­kom­plex ist ein Sym­ptom (14)
Der Name-des-Vaters ist der Vater des Namens (14)
Arte­fakt (14)
Die Wahr­heit des Sym­ptoms (14)
Die Kunst kann die Wahr­heit ver­ei­teln, die sich vom Sym­ptom auf­zwingt (14)
Dis­kurs des Herrn (14 f.)
Ein Signi­fi­kant ist das, was für einen ande­ren Signi­fi­kan­ten das Sub­jekt reprä­sen­tiert (15)
Fal­sches Loch (15)
Die Äqui­va­lenz von unend­li­cher Gera­der und Kreis (16)
Ver­wand­lung des fal­schen Lochs von Sym­bol und Sym­ptom in ein ech­tes Loch
Poli­zei: der Her­ren­si­gni­fi­kant im Dis­kurs der Uni­ver­si­tät bzw. der Büro­kra­tie (16)
ZUR SEKUNDÄRLITERATUR
Ortho­gra­fie von „Sinthom“ (1)
Her­ab­set­zung der Logik? (3 f.)
Ver­hält­nis von Her­ren­si­gni­fi­kant und Eins (10)
Rol­le des Kör­pers (10 f.)
Die Spal­tung des Sub­jekts (11)
Ein Signi­fi­kant reprä­sen­tiert ein Sub­jekt für einen ande­ren Signi­fi­kan­ten (15)
Umwand­lung eines fal­schen Lochs in ein ech­tes Loch (15 f.)
DEUTUNGSIDEEN
Joy­ce und der Dis­kurs des Herrn (7)
Joy­ce und der Dis­kurs der Uni­ver­si­tät (8)
Spal­tung von S2 (14 f.)
Posi­ti­on des Hand­wer­kers im Her­ren­dis­kurs (15)
ZUSAMMENSTELLUNG ZU SYMPTOM/​SINTHOM
OFFENE FRAGEN
Haupt­fra­gen
Wei­te­re Fragen
LITERATURVERZEICHNIS
Ver­wand­te Beiträge
Anmer­kun­gen

Ankündigung des Seminars am 9. November 1975

Bei den Stu­di­en­ta­gen 1975 der Éco­le Freu­dien­ne de Paris sprach Lacan am 9. Novem­ber 1975 ein Schluss­wort. Dar­in äußer­te er sich unter ande­rem zu sei­nem etwa eine Woche spä­ter begin­nen­den Semi­nar. Bei die­ser Gele­gen­heit ver­wen­de­te er zum ers­ten Mal das Wort sinthome.1

DEUTSCH

[…]

.

[Pierre] Mar­tin dach­te, er müs­se mit einer gewis­sen Hart­nä­ckig­keit auf die berühmt-berüch­tig­te Psy­cho­pa­thie zurück­kom­men, die die See­len bewegt zu haben scheint. Ich begrei­fe sehr gut, war­um. Es gibt jeden­falls etwas, das ich [dazu] sagen möch­te, näm­lich dass es mir kei­nes­wegs unan­ge­mes­sen zu sein scheint, dar­über spre­chen zu wol­len. Denn letzt­lich möch­te ich behaup­ten – offen­sicht­lich mit einem ande­ren Namen, mit dem Namen, den Sie mich, nicht mehr und nicht weni­ger, in die­sem Jahr mit dem Titel Sinthom haben ankün­di­gen sehen, alte Recht­schrei­bung, Recht­schrei­bung vor dem 15. Jahr­hun­dert, Inku­n­ablen-Ortho­gra­fie, womit ich mei­ne, dass sie nur durch die ers­ten gedruck­ten Bücher belegt wird –, letzt­lich möch­te ich behaup­ten, dass das Sinthom dar­in besteht, dass man dar­an lei­det, eine See­le zu haben. Eben das ist die Psy­cho­pa­thie, in dem Sin­ne, dass nichts mehr nervt als eine See­le. Die Bedrü­ckung, unter der fast alle Men­schen heu­te leben, rührt von daher, dass sie eine See­le haben, deren Wesen dar­in besteht, Sym­ptom zu sein.

.

Und wenn wir uns um die Psy­cho­pa­thie und um die Psy­cho­se gedreht haben, dann des­halb, weil das Ima­gi­nä­re, das Sym­bo­li­sche und das Rea­le, obwohl ver­knüpft, sich nicht genügt.

Gäbe es nur die­ses Kom­ple­ment – ich zeich­ne es so –, die­ses Kom­ple­ment zum Sym­bo­li­schen, die­se Art, sich in zwei Faden­rin­gen zu ver­knüp­fen, die jedoch nicht aus­rei­chen, um dar­aus Eines zu machen, so ist den­noch alles, was das Sym­ptom betrifft, mit dem Sym­bo­li­schen verklammert.

Und zu die­ser dem Sym­ptom eige­nen Kon­sis­tenz ver­su­che ich, das ist das, was ich ver­su­chen wer­de – ich gebrau­che die Sachen im Prä­sens, denn es stimmt, das ist das, was ich anfan­ge zu befra­gen –, wer­de ich Ihnen in die­sem Jahr zu zei­gen ver­su­chen, auf wel­che Wei­se [das ver­knüpft ist].

Freud spür­te sehr gut, dass er die Stüt­ze sei­ner Theo­rie in der Kunst fin­den muss­te, im Kunst­griff. Er hat das sehr gut gespürt, er hat es jedoch nur gespürt, denn wenn er an ein Kunst­werk her­an­ging, war er jedes Mal außer­stan­de, das Werk selbst oder des­sen Autor einer Psy­cho­ana­ly­se zu unterziehen.

Die Mehr­deu­tig­keit des Werks und sei­nes Autors ist übri­gens wirk­lich bemer­kens­wert. Was ist in der Kunst das Bestim­men­de, ist es das Werk oder viel­mehr der Autor? In die­sem Jahr wer­den wir ver­su­chen, das zu erkunden.

[…]

FRANZÖSISCH/​DEUTSCH

[…]

Mar­tin a cru devoir reve­nir avec quel­que insis­tance sur cet­te fameu­se psy­cho­pa­thie qui sem­ble avoir remué les âmes.

[Pierre] Mar­tin dach­te, er müs­se mit einer gewis­sen Hart­nä­ckig­keit auf die berühmt-berüch­tig­te Psy­cho­pa­thie zurück­kom­men, die die See­len bewegt zu haben scheint.

 

Je sai­sis très bien pourquoi.

Ich begrei­fe sehr gut, warum.

 

Il y a quand même quel­que cho­se que je vou­drais dire, c’est que ce n’est pas, me sem­ble-t-il, tel­lement hors de sai­son de vou­loir en parler.

Es gibt jeden­falls etwas, das ich [dazu] sagen möch­te, näm­lich dass es mir kei­nes­wegs unan­ge­mes­sen zu sein scheint, dar­über spre­chen zu wollen.

 

Puisqu’en som­me, évi­dem­ment sous un aut­re nom, sous le nom de ce que vous m’avez vu ni plus ni moins annon­cer cet­te année sous le tit­re du sinthome, ortho­gra­phe anci­en­ne, ortho­gra­phe d’avant le XV e siè­cle, ortho­gra­phe incunable, j’entends par là qui n’est attes­tée que par les pre­miers volu­mes impri­més, j’entends avan­cer que le sinthome, c’est de souf­frir d’avoir une âme.

Denn letzt­lich möch­te ich behaup­ten – offen­sicht­lich mit einem ande­ren Namen, mit dem Namen, den Sie mich, nicht mehr und nicht weni­ger, in die­sem Jahr mit dem Titel Sinthom haben ankün­di­gen sehen, alte Recht­schrei­bung, Recht­schrei­bung vor dem 15. Jahr­hun­dert, Inku­n­ablen-Ortho­gra­fie, womit ich mei­ne, dass sie nur durch die ers­ten gedruck­ten Bücher belegt wird –, letzt­lich möch­te ich behaup­ten, dass das Sinthom dar­in besteht, dass man dar­an lei­det, eine See­le zu haben.

 

C’est la psy­cho­pa­thie à pro­pre­ment par­ler, en ce sens qu’une âme, c’est ce qu’il y a de plus emmerdant.

Eben das ist die Psy­cho­pa­thie, in dem Sin­ne, dass nichts mehr nervt als eine Seele.

 

L’accablement sous lequel vivent pres­que tous les hom­mes de nos jours res­sor­tit à ceci d’avoir une âme dont l’essentiel est d’être symptôme.

Die Bedrü­ckung, unter der fast alle Men­schen heu­te leben, rührt von daher, dass sie eine See­le haben, deren Wesen dar­in besteht, Sym­ptom zu sein.

 

Et si on a tour­nail­lé autour de la psy­cho­pa­thie et de la psy­cho­se, c’est bien de ce fait que l’imaginaire, le sym­bo­li­que et le réel, quoi­que noués, ça ne se suf­fit pas.

Und wenn wir uns um die Psy­cho­pa­thie und um die Psy­cho­se gedreht haben, dann des­halb, weil das Ima­gi­nä­re, das Sym­bo­li­sche und das Rea­le, obwohl ver­knüpft, sich nicht genügt.

 

N’y aurait-il que ce com­plé­ment – c’est com­me ça que je le des­si­ne – ce com­plé­ment au sym­bo­li­que, cet­te façon de se nouer de deux des ronds de ficel­le, qui ne suf­fi­sent pas pour autant à en fai­re un, c’est tout de même bien au sym­bo­li­que qu’est accro­ché tout ce qui con­cer­ne le symptôme.

Gäbe es nur die­ses Kom­ple­ment – ich zeich­ne es so –, die­ses Kom­ple­ment zum Sym­bo­li­schen, die­se Art, sich in zwei Fade­nin­gen zu ver­knüp­fen, die jedoch nicht aus­rei­chen, um dar­aus Eines zu machen, so ist den­noch alles, was das Sym­ptom betrifft, mit dem Sym­bo­li­schen verklammert.

 

Et sur cet­te con­sis­tance pro­pre au sym­ptô­me, j’essaie, c’est ce que j’essaierai – j’emploie les cho­ses au pré­sent par­ce que c’est vrai, c’est ce que je com­mence à inter­ro­ger – j’essaierai cet­te année de vous mon­trer comment.

Und zu die­ser dem Sym­ptom eige­nen Kon­sis­tenz ver­su­che ich, das ist das, was ich ver­su­chen wer­de – ich gebrau­che die Sachen im Prä­sens, denn es stimmt, das ist das, was ich anfan­ge zu befra­gen –, wer­de ich Ihnen in die­sem Jahr zu zei­gen ver­su­chen, auf wel­che Wei­se [das ver­knüpft ist].

 

Freud sen­tait très bien que c’était dans l’art, dans l’artifice qu’il devait trou­ver le sup­port de sa théorie.

Freud spür­te sehr gut, dass er die Stüt­ze sei­ner Theo­rie in der Kunst fin­den muss­te, im Kunstgriff.

 

Il l’a sen­ti très bien mais il n’a fait que le sen­tir, puis­que chaque fois qu’il a appro­ché une œuvre d’art, il était hors d’état de sou­mett­re l’œuvre elle-même ni son auteur à une psychanalyse.

Er hat das sehr gut gespürt, er hat es jedoch nur gespürt, denn wenn er an ein Kunst­werk her­an­ging, war er jedes Mal außer­stan­de, das Werk selbst oder des­sen Autor einer Psy­cho­ana­ly­se zu unterziehen.

 

L’ambiguïté d’ailleurs de l’œuvre et de son auteur est tout à fait frappante.

Die Mehr­deu­tig­keit des Werks und sei­nes Autors ist übri­gens wirk­lich bemerkenswert.

 

Qu’est-ce qui, dans l’art, com­man­de, est-ce l’œuvre ou bien l’auteur ?

Was ist in der Kunst das Bestim­men­de, ist es das Werk oder viel­mehr der Autor?

 

C’est ce que nous essai­e­r­ons de son­der cet­te année.

In die­sem Jahr wer­den wir ver­su­chen, das zu erkunden.

[…]

PARAPHRASE MIT ERGÄNZUNGEN

Einer von Lacans Vor­red­nern hat­te von Psy­cho­pa­thie gespro­chen und Lacan bejaht die­ses The­ma. Dabei geht es, Lacan zufol­ge, um das Sym­ptom. Im Titel sei­ner Semi­nar­an­kün­di­gung hat er das Sinthom geschrie­ben, das ist die Recht­schrei­bung, wie man sie in der Epo­che der Inku­n­ablen ver­wen­de­te, in der Zeit der ers­ten Bücher [also zwi­schen 1450 und 1500]. [Das fran­zö­si­sche Wort sinthome ist laut­gleich mit saint hom­me („hei­li­ger Mann“) und mit Saint Thome (Abkür­zung für „Hei­li­ger Thomas“).]

Das, wor­an man im Sym­ptom lei­det, ist die See­le. [Psy­cho­pa­thie bedeu­tet „See­len­lei­den“, und Lacan deu­tet den Aus­druck als „Lei­den durch die See­le“; die See­le ist hier­nach nicht etwa der Ort, an dem das Lei­den sich ereig­net, son­dern die Ursa­che des Lei­dens.] Die See­le ist wesent­lich Symptom.

The­men der Stu­di­en­ta­ge waren die Psy­cho­pa­tho­lo­gie und die Psy­cho­se, und zwar des­halb, weil die Ver­knüp­fung des Ima­gi­nä­ren, des Rea­len und des Sym­bo­li­schen nicht genügt. [Es braucht etwas Vier­tes in der bor­ro­mäi­schen Ver­knüp­fung: das Sym­ptom bzw. Sinthom, hier­aus wird dann im Sinthom-Semi­nar das Sinthom als vier­tes Ele­ment einer bor­ro­mäi­schen Ver­ket­tung von vier Elementen.]

Das Sym­ptom ist immer mit dem Sym­bo­li­schen ver­knüpft [mit der Spra­che und mit dem Unbe­wuss­ten, auf­ge­fasst als Bat­te­rie von Signi­fi­kan­ten, als „Wis­sen“, S2], das Sym­ptom ist das Kom­ple­ment des Sym­bo­li­schen [anders wäre es nicht mög­lich, ein Sym­ptom mit­hil­fe der Psy­cho­ana­ly­se zu redu­zie­ren]. Man kann das durch zwei Faden­rin­ge dar­stel­len, die mit­ein­an­der ver­bun­den sind [wobei der eine Ring das Sym­ptom reprä­sen­tiert und der ande­re das Sym­bo­li­sche]. Die­se Ver­knüp­fung genügt jedoch nicht, um dar­aus Eins zu machen [die bei­den Rin­ge hal­ten nicht zusam­men, sie bil­den ein fal­sches Loch, wie es spä­ter im Semi­nar hei­ßen wird; eine bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung ist erst ab drei Kom­po­nen­ten mög­lich].

Dies [die bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung von vier Ele­men­ten mit dem Sym­ptom als vier­tem Ele­ment] ist das The­ma des dem­nächst begin­nen­den Semi­nars, an dem Lacan bereits arbeitet.

[Wel­chen empi­ri­schen Bezugs­punkt wird die­se Aus­ar­bei­tung haben?] Freud hat­te das deut­li­che Gefühl, dass er als Stüt­ze für sei­ne Theo­rie die Kunst und den Kunst­griff /​ das Arte­fakt brauch­te [er hat sich immer wie­der auf Wer­ke der Lite­ra­tur und der bil­den­den Kunst bezo­gen]. Aber das war nur ein Gefühl, da er die Autoren und die Wer­ke nicht einer Psy­cho­ana­ly­se unter­zie­hen konn­te. [Lacan wird im Sinthom-Semi­nar Freud fol­gen und sich auf Joy­ce und des­sen Wer­ke bezie­hen und er wird das­sel­be Pro­blem haben wie Freud; im Semi­nar wird er sich zu die­ser Schwie­rig­keit mehr­fach äußern. Das Semi­nar-Pro­gramm ist also inge­samt: Ent­wick­lung einer Theo­rie der bor­ro­mäi­schen Ver­ket­tung von vier Rin­gen mit dem Sym­ptom (bzw. Sinthom) als vier­tem Ring, in Aus­ein­an­der­set­zung mit der Bio­gra­phie und dem Werk von Joy­ce, mit Joy­ces Symptom.]

Wie geht man an die Ana­ly­se eines Kunst­werks her­an – ist das Werk das Bestim­men­de oder der Autor? Das ist für Lacan offen. [Er hat­te immer wie­der lite­ra­ri­sche Wer­ke ohne Bezug auf den Autor unter­sucht, etwa Shake­speares Ham­let (Semi­nar 6), Sopho­kles’ Anti­go­ne (Semi­nar 7), Clau­dels Coû­fon­taine-Tri­lo­gie (Semi­nar 8) oder Mar­gue­ri­te Duras’ Die Ver­zü­ckung der Lol V. Stein (Auf­satz von 1965, vgl. mei­ne Über­set­zung hier). Er war aber auch ein­mal so vor­ge­gan­gen, dass er sich vor allem auf den Autor bezog, auf André Gide (in dem Auf­satz Gides Jugend von 1958, gestützt auf eine von Jean Delay ver­fass­te Gide-„Psychbiographie“). Im Sinthom-Semi­nar wird er sich sowohl auf die Bio­gra­phie von Joy­ce als auch auf sei­ne Wer­ke beziehen.]

 

Sitzung vom 18. November 1975

Drit­te Fas­sung vom 2. Dezem­ber 2019. Die zwei­te Fas­sung erschien am 14. April 2015. Die ers­te Fas­sung erschien, in fünf Tei­len, am 3. April, 25. April, 20. Mai, 7. August und 2. Sep­tem­ber 2013.

Wich­tigs­te Ände­run­gen gegen­über der zwei­ten Fassung: 
(a) Auf der Grund­la­ge der Über­set­zung von Max Klei­ner wur­de eine neue Über­set­zung erstellt. 
(b) Die „Para­phra­se mit Ergän­zun­gen und Fra­gen“ wur­de stark überarbeitet. 
(c) Sei­ten­ver­wei­se auf die inzwi­schen erschie­ne­ne offi­zi­el­le Über­set­zung wur­den ein­ge­fügt (J. Lacan: Das Sinthom. Das Semi­nar, Buch XIII (1975–1976). Tex­terstel­lung von Jac­ques-Alain Mil­ler, über­setzt von Myri­am Mit­el­man und Harold Diel­mann. Turia und Kant, Wien 2017).

Psychoanalytische Bibliothek - Fenster neben dem Eingang

Psy­cho­ana­ly­ti­sche Biblio­thek Berlin

In der von Mil­ler erstell­ten Ver­si­on ist dies I. De l’u­sa­ge logi­que du sym­ptô­me ou Freud avec Joy­ce, S. 11–25, in der Über­set­zung die­ser Aus­ga­be durch Mit­el­man und Diel­mann I. Vom logi­sche Gebrauch des Sinthoms oder Freud mit Joy­ce, S. 9–26.

1. bis 5. Tref­fen der Lese­grup­pe des Psy­cho­ana­ly­ti­schen Salons Berlin
am 26. März, 23. April, 21. Mai, 25. Juni und 13. August 2013 in der Psy­cho­ana­ly­ti­schen Biblio­thek Ber­lin.

.

QUELLEN

Fran­zö­si­scher Text

Zitiert wird der Text der Staferla-Version:
Le sin­thome. 1975 – 76. Her­aus­ge­geben und ver­öf­fent­licht von der Web­site sta​fer​la​.free​.fr. Vari­an­te vom 25.10.2015, PDF-Datei hier.

Die Sta­fer­la-Ver­si­on ist eine Wort-für-Wort-Tran­skrip­ti­on. Sie unter­schei­det sich damit von der offi­zi­el­len Aus­ga­be die­ses Semi­nars, bei wel­cher der Text redak­tio­nell über­ar­bei­tet wur­de. Gestri­chen sind in der Sta­fer­la-Ver­si­on Wort­wie­der­ho­lun­gen, wenn sie offen­sicht­lich dazu die­nen, wäh­rend des Spre­chens einen Satz zu kon­stru­ie­ren (vom Typ „dass er, dass er kommt“) sowie eini­ge der Rück­ver­si­che­rungs­flos­keln wie n’est-ce pas („nicht wahr“). Die Tran­skrip­ti­on wur­de von mir mit der Audio­auf­nah­me ver­gli­chen und gering­fü­gig über­ar­bei­tet. Den Schnitt der Sät­ze – Punkt, Kom­ma, Semi­ko­lon, Dop­pel­punkt, Gedan­ken­strich – habe ich gele­gent­lich verändert.

Deut­scher Text

Die Über­set­zung ist von Rolf Nemitz, auf der Grund­la­ge einer von Max Klei­ner erstell­ten Über­set­zung, eben­so die Ein­tei­lung in Absätze.

Es gibt damit von die­ser Sit­zung drei deut­sche Übersetzungen:
– die­se hier (auf der Grund­la­ge einer Wort-für-Wort-Transkription)
– die Über­set­zung von Max Klei­ner, eben­falls auf der Grund­la­ge einer Wort-für-Wort-Tran­skrip­ti­on (her­aus­ge­ge­ben vom Lacan-Archi­v/­Psy­cho­ana­ly­ti­sche Bi­blio­thek Bre­genz, 2007, und von dort beziehbar)
– die Über­set­zung von Myri­am Mit­el­man und Harold Diel­mann, auf der Grund­la­ge einer redak­tio­nell über­ar­bei­te­ten Ver­si­on (Jac­ques Lacan: Das Sinthom. Das Semi­nar, Buch XXIII (1975–1976). Tex­terstel­lung durch Jac­ques-Alain Mil­ler. Über­setzt von Myri­am Mit­el­man und Harold Diel­mann. Turia und Kant, Wien 2017)

Zeich­nun­gen

Die Zeich­nun­gen sind, wenn nicht anders ver­merkt, aus der Sta­fer­la-Ver­si­on die­ser Sit­zung. Die Unter­ti­tel zu den Zeich­nun­gen sind von mir.

Anmer­kun­gen

Die Anmer­kun­gen sind von mir. Anmer­kun­gen zum fran­zö­si­schen Text bezie­hen sich auf Fra­gen der Tran­skrip­ti­on; Anmer­kun­gen zur Über­set­zung und zur Para­phra­se lie­fern Lite­ra­tur­an­ga­ben und Quer­ver­wei­se auf ähn­li­che Pas­sa­gen in Lacans Texten.

Sei­ten­zah­len

Um die Arbeit in Lek­tü­re­grup­pen mit unter­schied­li­chen Pri­mär­tex­ten und mit unter­schied­li­chen Über­set­zun­gen zu erleich­tern, wer­den in die­ser Über­set­zung im fran­zö­si­schen Text die Sei­ten­zah­len der Mil­ler-Ver­si­on ange­ge­ben (in ecki­gen Klam­mern), im deut­schen Text die Sei­ten­zah­len der Über­set­zung von Mitelman/​Dielmann (in geschweif­ten Klam­mern). .

 

ZUR NOTATION

– Wör­ter mit Stern­chen: im Ori­gi­nal deutsch. Eine län­ge­re im Ori­gi­nal deut­sche Wort­fol­ge ist in Stern­chen eingeschlossen.
– Der Schräg­strich /​ ver­bin­det Übersetzungsvarianten.
– Ein­fü­gun­gen in run­den Klam­mern ent­hal­ten For­mu­lie­run­gen des fran­zö­si­schen Originals.
– Ein­fü­gun­gen in ecki­gen Klam­mern die­nen der Erläu­te­rung und sind nicht von Lacan.
– Ein­fü­gun­gen in spit­zen Klam­mern: Ersatz für ver­mut­lich aus­ge­fal­le­nen Text.
– Drei Punk­te in ecki­gen Klam­mern […]: Ton­auf­nah­me unverständlich.
– Zah­len in geschweif­ten Klam­mern und grau­er Schrift, z.B. {10}, bezie­hen sich auf die Sei­ten der Über­set­zung von Myri­am Mit­el­man und Harold Dielmann.
– Zah­len in ecki­gen Klam­mern und grau­er Schrift, z.B. [10], bezie­hen sich auf die Sei­ten der von Jac­ques-Alain Mil­ler erstell­ten Aus­ga­be des Seminars.

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TONAUFNAHME

Die Auf­nah­men sind von der Web­site von Patrick Valas, hier.

Ver­si­on Lutecium:

https://​lacan​-ent​zif​fern​.de/​w​p​-​c​o​n​t​e​n​t​/​u​p​l​o​a​d​s​/​2​0​1​9​/​1​1​/​1​_​s​i​n​t​h​o​m​e​1​8​_​1​_​7​5​-​V​e​r​s​i​o​n​-​L​u​t​e​c​i​u​m​.​mp3

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Ver­si­on Ducan & Valas:

https://​lacan​-ent​zif​fern​.de/​w​p​-​c​o​n​t​e​n​t​/​u​p​l​o​a​d​s​/​2​0​1​9​/​1​1​/​1​_​s​i​n​t​h​o​m​e​_​0​1​_​1​8​_​n​o​v​_​7​5​-​2​-​V​e​r​s​i​o​n​-​D​u​c​a​n​-​u​-​V​a​l​a​s​.​mp3

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DEUTSCH

Die Zah­len in {geschweif­ten Klam­mern} und grau­er Schrift bezie­hen sich auf die Sei­ten der Über­set­zung von Myri­am Mit­el­man und Harold Dielmann. 

{9} Also. Auf dem Aus­hang habe ich Le sinthome ange­kün­digt, Das Sinthom..Das ist eine alte Schreib­wei­se für das, was spä­ter sym­ptô­me geschrie­ben wur­de, Sym­ptom..

Wenn ich mir die­se Ände­rung der Ortho­gra­fie erlaubt habe, die offen­sicht­lich ein bestimm­tes Datum anzeigt, das Datum, das hier die Injek­ti­on des Grie­chi­schen in das Fran­zö­si­sche ist – in das Fran­zö­si­sche, das ich Lalan­gue nen­ne, mei­ne Lalan­gue –, die Injek­ti­on der­je­ni­gen Spra­che, zu der Joy­ce im Por­trait des Künst­lers tat­säch­lich den Wunsch äußer­te, nein, das steht nicht im Por­trait des Künst­lers, das steht im Ulys­ses, im Ulys­ses im ers­ten Kapi­tel, da geht es eben­falls dar­um to hel­le­ni­se, die hel­le­ni­sche Spra­che zu inji­zie­ren, in was, weiß man nicht, da es sich ja nicht um das Gäli­sche han­del­te, obwohl es um Irland geht, Joy­ce jedoch Eng­lisch schrei­ben musste.

Dass er auf Eng­lisch geschrie­ben hat, auf eine Wei­se, dass – wie jemand in Tel Quel gesagt hat, von dem ich hof­fe, dass er in die­ser Ver­samm­lung ist, Phil­ip­pe Sollers –, Joy­ce hat es auf eine sol­che Wei­se geschrie­ben, dass die eng­li­sche Spra­che nicht mehr existiert.

{10} Sie hat­te bereits vor­her, möch­te ich sagen, wenig Kon­sis­tenz, was nicht heißt, dass es ein­fach wäre, Eng­lisch zu schrei­ben. Joy­ce hat ihr jedoch durch die Fol­ge der Wer­ke, die er auf Eng­lisch ver­fasst hat, jenes Etwas hin­zu­ge­fügt, das den erwähn­ten Autor sagen lässt, dass man so schrei­ben soll­te: l’élangues, l, Apo­stroph, e, l, a, n, g, u, e, s, womit er, neh­me ich an, so etwas wie die éla­ti­on bezeich­nen möch­te, die geho­be­ne Stim­mung, über die uns gesagt wird, sie sei Ursprung eines bestimm­ten Sinthoms, das wir in der Psych­ia­trie als Manie bezeichnen.

Dem ähnelt in der Tat sein letz­tes Werk, also Fin­ne­gans Wake, das er so lan­ge beför­dert hat, damit es die all­ge­mei­ne Auf­merk­sam­keit auf sich zog, das Werk, zu dem ich sei­ner­zeit behaup­tet habe – zu der Zeit, als ich mich durch ein drin­gen­des Ansu­chen dazu habe hin­rei­ßen las­sen, drin­gend, muss ich sagen, von­sei­ten von Jac­ques Aubert, der hier prä­sent ist, pré­sent, aber auch pres­sant – drän­gend –, dass ich mich habe dazu hin­rei­ßen las­sen, im Rah­men eines Sym­po­si­ums Joy­ce einzuführen.

Dadurch habe ich mich letzt­lich von mei­nem Vor­ha­ben abbrin­gen las­sen, in die­sem Jahr – ich hat­te es Ihnen im letz­ten Jahr ange­kün­digt – die­sem Semi­nar den Titel 4, 5 und 6 zu geben. Ich habe mich mit der 4 begnügt und das freut mich, denn der 4, 5, 6 wäre ich sicher­lich unter­le­gen gewe­sen. Das heißt nicht, dass die 4, um die es geht, für mich des­halb weni­ger schwer wäre.

Ohne dass es mei­ne Absicht war, beer­be ich Freud, durch das, was ich sei­ner­zeit geäu­ßert habe und was in guter Logik her­aus­ge­zo­gen wer­den konn­te aus dem Gestam­mel derer, die er sei­ne Ban­de nann­te. Ich muss sie nicht nen­nen, das ist die­se Cli­que, die an den Zusam­men­künf­ten in Wien teil­nahm und über die man nicht sagen kann, dass einer davon den Weg ver­folgt hät­te, den ich den der guten Logik nenne.

Die Natur – möch­te ich, um es kurz zu machen, sagen – zeich­net sich dadurch aus, nicht eine zu sein; von daher das logi­sche Vor­ge­hen, um an sie her­an­zu­kom­men. Nen­nen Sie Natur das, was Sie bereits dadurch aus­schlie­ßen, dass Sie sich für etwas inter­es­sie­ren, wobei die­ses Etwas sich dadurch unter­schei­det, dass es benannt wird; |{11} bei die­sem Vor­ge­hen ris­kiert die Natur nur, sich als Pot­pour­ri von Außer-Natur zu behaupten.

Der Vor­teil die­ser Aus­sa­ge besteht dar­in, dass Sie, wenn Sie – um sie wirk­lich zu berück­sich­ti­gen – fin­den, dass das Benen­nen im Gegen­satz zu dem steht, was das Gesetz der Natur zu sein scheint, und dass es bei ihm, ich mei­ne beim Men­schen, kein Ver­hält­nis gibt, dass auf natür­li­che Wei­se – die­ses auf natür­li­che Wei­se also mit allen Vor­be­hal­ten –, dass es bei ihm kein Ver­hält­nis gibt, das auf natür­li­che Wei­se sexu­ell wäre, und dass Sie dann logi­scher­wei­se behaup­ten, was ja der Fall ist, dass dies kein Vor­recht des Men­schen ist.

Geben Sie jedoch Acht, dass Sie nicht so weit gehen zu sagen, dass das Geschlecht nichts Natür­li­ches ist. Ver­su­chen Sie viel­mehr her­aus­zu­fin­den, wie es im Ein­zel­fall damit steht, von der Bak­te­rie bis zum Vogel – auf bei­de habe ich bereits hin­ge­wie­sen –, von der Bak­te­rie bis zum Vogel, da die­se ja Namen haben.

Am Ran­de wol­len wir anmer­ken, dass in der Schöp­fung, die gött­lich genannt wird – gött­lich allein dar­in, dass sie sich auf die Benen­nung bezieht –, die Bak­te­rie nicht benannt wird und dass sie auch dann nicht benannt wird, als Gott dem Men­schen, dem angeb­li­chen Urmen­schen, damit ver­ulk­te, dass er ihm vor­schlug, er sol­le doch anfan­gen, den Namen eines jeden Tier­chens zu sagen.

Von die­sem ers­ten Stuss­re­den, wie man schon sagen muss, haben wir nur von daher eine Spur, dass wir dar­aus schlie­ßen, dass Adam, wie sein Name hin­rei­chend indi­ziert – das ist jetzt eine Anspie­lung auf die Index­funk­ti­on von Peirce –, dass Adam – dem joke zufol­ge, den Joy­ce dar­aus macht –, dass Adam natür­lich eine madam war und dass er das Vieh nur in ihrer Spra­che benann­te. Das muss man ja anneh­men, denn die­je­ni­ge, die ich Evi­ta nen­nen möch­te – die ich das Recht habe, so zu nen­nen, denn Eva heißt auf Hebrä­isch, wenn das Hebräi­sche denn eine Spra­che ist, „die Mut­ter der Leben­den“ –, Evi­ta also hat­te die­se Spra­che sofort und ziem­lich locker, denn nach dem angeb­li­chen Benen­nen durch Adam ist die ers­te Per­son, die sich ihrer bedient, eben sie – um mit der Schlan­ge zu sprechen.

Die gött­lich genann­te Schöp­fung ver­dop­pelt sich also im Gere­de des Sprech­we­sens, wie ich es genannt habe, wodurch es dazu kommt, |{12} dass Evi­ta die ser­pent, die Schlan­ge, zu etwas macht, das Sie mir erlau­ben wer­den, so zu nen­nen: zur ser­re-fes­ses, zur Arsch­klem­me, spä­ter als fail­le bezeich­net, als Spal­te oder Riss, oder bes­ser als Phal­lus, da es ja einen braucht, um den Fehl­tritt zu bege­hen, die Ver­feh­lung, womit zu begin­nen der Vor­zug von mei­nem Sinthom ist – sin, das bedeu­tet ja im Eng­li­schen die Sün­de, die ers­te Verfehlung.

Von daher die nés­ces­si­té – ich glau­be ja doch, wenn ich Sie in so gro­ßer Zahl sehe, dass es wohl eini­ge gibt, die mei­ne Nach­ti­gall bereits haben trap­sen hören –, von daher die Not­wen­dig­keit der Tat­sa­che, dass die Spal­te ne ces­se pas, nicht auf­hört, die Spal­te, die sich bestän­dig ver­grö­ßert, außer sie erlei­det le ces­se de la cas­tra­ti­on, das Auf­hö­ren der Kas­tra­ti­on, als möglich.

Die­ses Mög­li­che, wie ich mal gesagt habe, ohne dass Sie es bemerkt hät­ten, zumal auch ich kei­nes­wegs bemerkt habe, dass ich das Kom­ma nicht gesetzt hat­te, die­ses Mög­li­che, habe ich frü­her mal gesagt, ist das, was ces­se de s’é­cr­i­re, was auf­hört, geschrie­ben zu wer­den. Man muss jedoch das Kom­ma set­zen, es ist das, was ces­se, Kom­ma, de s’é­cr­i­re, was dadurch auf­hört, dass es geschrie­ben wird oder was viel­mehr dann auf­hö­ren wür­de, die­sen Weg zu neh­men, wenn end­lich der Dis­kurs auf­kä­me, den ich so cha­rak­te­ri­siert habe: dass er nicht vom Schein wäre.

Ist es eine Unmög­lich­keit, dass die Wahr­heit zu einem Pro­dukt des Savoir-fai­re wird, des Kön­nens? Nein.

Sie wird dann jedoch nur halb­ge­sagt wer­den und sich dabei in einem Signi­fi­kan­ten S Index 1 ver­kör­pern, S1, da, wo es min­des­tens zwei braucht für die ein­zig­ar­ti­ge Die Frau, die je gewe­sen ist, mythisch in dem Sin­ne, dass der Mythos sie ein­zig­ar­tig gemacht hat – es um um Eva, von der ich bereits gespro­chen habe –, für die ein­zig­ar­ti­ge Die Frau, die unbe­streit­bar je beses­sen wur­de, da sie von der Frucht des ver­bo­te­nen Bau­mes gekos­tet hat­te, vom Baum der Wis­sen­schaft. Evi­ta ist also nicht sterb­lich, nicht sterb­li­cher als Sokra­tes. Die Frau, um die es sich han­delt, ist ein wei­te­rer Name Got­tes, und inso­fern exis­tiert sie nicht, wie ich schon oft gesagt habe.

Hier sieht man die gewief­te Sei­te von Aris­to­te­les, der nicht möch­te, dass das Ein­zel­ne in sei­ne Logik hineinspielt.

Im Gegen­satz zu dem, was er annahm, was er in der erwähn­ten Logik annahm, muss man sagen, dass Sokra­tes nicht Mensch ist, da er es akzep­tiert zu ster­ben, damit die Polis lebe, denn das akzep­tiert er, das ist eine Tatsache.

Außer­dem muss man ja sagen, dass er in die­ser Situa­ti­on nicht sei­ne Frau spre­chen hören will. Von daher mei­ne For­mel, die ich, wenn ich so sagen darf, zu Ihrem Gebrauch noch ein­mal abwa­sche, indem ich mich des [gr.] mē |{13} pan­tes bedie­ne [nicht alle], das ich aus dem Orga­non habe – wo es mir übri­gens nicht gelun­gen ist, es wie­der­zu­fin­den, wo ich es jedoch wirk­lich gele­sen habe und sogar bis dahin, dass mei­ne Toch­ter, die hier anwe­send ist, dar­auf hin­wies und mir geschwo­ren hat, die Stel­le, an der es steht, für mich wie­der­zu­fin­den –, die­ses mē pan­tes, als der von Aris­to­te­les zurück­ge­wie­se­ne Gegen­satz zur All­ge­mein­aus­sa­ge des [gr.] pas [alle].

Die Frau ist alle nur in der Form, deren Äqui­vo­ka­ti­on ihren Reiz von unse­rer Lalan­gue her­nimmt, in Gestalt des mais pas ça, des nur das nicht /​ nur es nicht, so wie man sagt: Alles, nur das nicht! Eben das war die Posi­ti­on von Sokrates.

Das mais pas ça, das nur das nicht /​ nur es nicht, ist das, was ich mit mei­nem dies­jäh­ri­gen Titel als das Sinthom einführe.

Im Moment gibt es für das Drän­gen des Buch­sta­bens, wie es sich gegen­wär­tig abzeich­net – und erhof­fen Sie sich nichts Bes­se­res, wie ich bereits gesagt habe, wird das, was noch wirk­sa­mer sein wird, das Sinthom bes­ten­falls ver­schie­ben oder es gar ver­viel­fa­chen –, für das gegen­wär­ti­ge Drän­gen also gibt es das SinThom-mas­vo­n­aquin (Lachen), das ich schrei­be, wie Sie möch­ten, m, a, s, v, o, n, a, q, u, i, n nach Sinthom.

Sie wis­sen, dass Joy­ce sich über die­sen saint hom­me, die­sen hei­li­gen Mann, ziem­lich abgesab­bert hat. Man muss die Din­ge ja beim Namen nen­nen – was die Phi­lo­so­phie angeht, ist nie etwas Bes­se­res gemacht wor­den, das ist das ein­zig Wah­re. Den­noch fin­det sich Joy­ce – bezie­hen Sie sich hier­für auf die Arbeit von Jac­ques Aubert – dar­in nicht beson­ders gut zurecht, bei einer Sache, der er gro­ßen Wert bei­misst, näm­lich bei dem was er das Schö­ne nennt. Es gibt da beim Hei­li­gen Tho­mas von Aquin etwas, das er cla­ri­tas nenn und was Joy­ce durch so etwas wie Glanz des Seins ersetzt, was eben der Schwach­punkt ist, um den es geht. Ist das eine per­sön­li­che Schwä­che? Der Glanz des Seins beein­druckt mich nicht.

Und eben dar­in läßt Joy­ce das Sinthom von sei­nem Mas­vo­n­aqui­nis­mus abfal­len und ruft – im Gegen­satz zu dem, als was es auf den ers­ten Blick erschei­nen mag, näm­lich als sei­ne Los­lö­sung von der Poli­tik –, und ruft streng gesagt das her­vor, was ich die SintHome-Rule nen­nen möch­te..

Freeman''s Journal - zu: "Das Sinthom" entziffernDie­se Home Rule – die das Freeman’s Jour­nal dar­stell­te, wie sie hin­ter der Bank von Irland auf­geht, wodurch sie |{14} wie durch Zufall im Nord­wes­ten auf­geht, was für einen Son­nen­auf­gang nicht so üblich ist –, sie ist gleich­wohl, trotz des Knir­schens, das wir zu die­sem The­ma bei Joy­ce wahr­neh­men, sie ist gleich­wohl die SintHome-Rol­le, das Sinthom auf Rol­len, das von Joy­ce zusam­men­ge­bracht wird.

Sicher­lich kann man die­se bei­den Ter­mi­ni auch anders nen­nen, ich nen­ne sie so nach den bei­den Rich­tun­gen, die sich der Kunst von Joy­ce anbo­ten, der uns in die­sem Jahr beschäf­ti­gen wird, auf­grund von etwas, das ich vor­hin erwähnt habe, näm­lich dass ich ihn vor­ge­stellt habe und dass ich nichts Bes­se­res tun konn­te als dies, ihn Sinthom zu nen­nen – denn das ver­dient er –, mit dem Namen, der ihm zukommt, wobei ich, wie gesagt, die Schreib­wei­se davon ver­scho­ben habe..

Bei­de betref­fen ihn, bei­de Schreib­wei­sen. Es ist jedoch eine Tat­sa­che, dass er wählt. Dar­in ist er wie ich ein Häre­ti­ker, denn das, was den Häre­ti­ker aus­macht, ist die hai­re­sis [Wahl]. Man muss den Weg wäh­len, auf dem die Wahr­heit zu fas­sen ist. Dies umso mehr, als die ein­mal getrof­fe­ne Wahl nie­man­den dar­an hin­dert, sie einer Bestä­ti­gung zu unter­zie­hen, also auf die rech­te Wei­se häre­tisch zu sein, die, da sie die Natur des Sinthoms rich­tig erkannt hat, nicht dar­auf ver­zich­tet, es auf logi­sche Wei­se zu ver­wen­den, das heißt bis sein Rea­les erreicht ist, wonach er dann kei­nen Durst mehr hat. Ja.

Natür­lich hat er das blind der Nase nach gemacht, denn schlech­ter als er konn­te man nicht anfangen.

In Dub­lin gebo­ren, mit einem ver­sof­fe­nen und mehr oder weni­ger feni­schen, also fana­ti­schen, Vater, von zwei Fami­li­en, denn so stellt es sich für alle dar, wenn man Sohn zwei­er Fami­li­en ist, wenn man denn glaubt, männ­lich zu sein, weil man ein klei­nes Stück Schwanz hat. Natür­lich – ver­zei­hen Sie mir die­ses Wort – braucht es mehr. Da er aber einen etwas schlap­pen Schwanz hat­te, wenn ich so sagen darf, leis­te­te sei­ne Kunst Ersatz für sei­ne phal­li­sches Hal­tung. Und so ist das immer. Der Phal­lus ist |{15} die Kon­junk­ti­on des­sen, was ich den Para­si­ten genannt habe, also des erwähn­ten Stück­chens Schwanz, er ist die Kon­junk­ti­on davon mit der Funk­ti­on des Sprechens.

Abge­se­hen davon war er, sagen wir, ein pau­vre hère – ein armer Schlu­cker – und sogar ein armer Häretiker.

Joy­cia­ner, die sei­ne Häre­sie genie­ßen, gibt es nur an der Uni­ver­si­tät. Aber er selbst woll­te ganz absicht­lich, dass die­se Sipp­schaft sich mit ihm beschäf­tig­te. Das Stärks­te ist, dass es ihm über alle Maßen gelun­gen ist, das dau­ert an und es wird noch län­ger andau­ern. Er woll­te das für drei­hun­dert Jah­re so, aus­drück­lich, er hat es gesagt: Ich möch­te, dass die Uni­ver­si­täts­leu­te sich drei­hun­dert Jah­re lang mit mir beschäf­ti­gen, und er wird sie bekom­men, sofern Gott uns nicht atomisiert.

Ce Herr*, die­ser Herr – denn man kann nicht sagen cet Herr*, das ist durch die Aspi­ra­ti­on unter­sagt, das nervt alle der­art, dass man des­halb sagt le pau­vre hère, der arme Schlu­cker –, die­ser Herr* hat sich als ein [engl.] hero auf­ge­fasst: Ste­phen Hero. Das ist der Titel, den er aus­drück­lich dem gege­ben hat, von wo aus er A por­trait of the artist as a young man vorbereitet.

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Joyce, A Portrait of the Artist as a Young Man, hg. v. Chester G. Anderson Ah, das war das, wovon ich mir wirk­lich gewünscht hät­te, dass – ich habe es nicht mit­ge­bracht, zu dumm! –, das, wovon ich gewünscht hät­te, dass Sie – ich hät­te es Ihnen zumin­dest zei­gen kön­nen –, dass Sie es fin­den, und ich wuss­te, dass es mit wenig Infor­ma­tio­nen schwie­rig sein wür­de, und des­halb sage ich Ihnen genau­er, wie Sie dar­auf insis­tie­ren müs­sen. Aber Nico­le Sels, die hier anwe­send ist, hat mir einen Schrieb geschickt, einen Brief nennt man das, mit äußerst genau­en Anga­ben, wor­in sie mir zwei Sei­ten lang dar­legt, dass es unmög­lich ist, sich das zu beschaf­fen. Zur Zeit ist es nicht mög­lich, die­sen Text zu bekom­men sowie das, was ich den Kri­ti­zis­mus genannt habe, näm­lich das, was eine Rei­he von Per­so­nen, alles Uni­ver­si­täts­leu­te – das ist übri­gens eine Wei­se, an die Uni­ver­si­tät zu kom­men, die Uni­ver­si­tät saugt die Joy­cia­ner an, aber schließ­lich sind sie schon an der rich­ti­gen Stel­le, sie gibt ihnen aka­de­mi­sche Gra­de –, kurz, Sie fin­den weder den, ich weiß nicht, wie das aus­ge­spro­chen wird, Jac­ques Aubert wird es mir sagen: sagt man Bibe oder Bibi?

Jac­ques Aubert:

Für gewöhn­lich sagt man Bibi.

Lacan:

Man sagt Bibi?

{16} Gut, Sie fin­den nicht den Bee­be, der die Lis­te anführt, mit einem Arti­kel über Joy­ce, der, ich muss schon sagen, ers­te Sah­ne ist, danach haben Sie Hugh Ken­ner, der mei­ner Mei­nung nach, viel­leicht auf­grund des erwähn­ten Hei­li­gen Tho­mas von Aquin, der mei­ner Mei­nung nach ziem­lich gut über Joy­ce spricht. Und es gibt bis zum Ende hin wei­te­re, bei denen ich bedau­re, dass Sie nicht dar­über ver­fü­gen können.

Ehr­lich gesagt, es ist ein blö­der Feh­ler, dass ich – das kann man wirk­lich sagen –, dass ich die­se klei­ne Anmer­kung in klei­ner Schrift ein­ge­fügt habe – ich habe sie ver­klei­nern las­sen, Gott­sei­dank –, dass ich die­se Anmer­kung in klei­ner Schrift ein­ge­fügt habe. Wenn Sie sich davon eine Rei­he von Foto­ko­pien machen las­sen wol­len, müss­ten Sie sich mit Nico­le Sels abspre­chen. Da ich den­ke, dass es im Grun­de nicht so vie­le gibt, die in der Lage sind, das Eng­li­sche, beson­ders das Eng­lisch von Joy­ce, ich mei­ne, die dar­auf ein­ge­rich­tet sind, es zu spre­chen, dürf­te es ja wohl nur eine gerin­ge Zahl werden.

Aber dann wird es natür­lich ein Nach­ei­fern geben, und ein, mein Gott, legi­ti­mes Nach­ei­fern, weil Das Por­trät des Künst­lers oder genau­er Ein Por­trät des Künst­lers, des Künst­lers, den man in der Wei­se schrei­ben muss, dass man dabei den gan­zen Akzent auf das „des“ setzt, das im Eng­li­schen natür­lich nicht ganz das­sel­be ist wie unser bestimm­ter Arti­kel; wir kön­nen Joy­ce aber ver­trau­en: wenn er „des Künst­ler” gesagt hat, dann des­halb, weil er denkt, dass er der ein­zi­ge Künst­ler ist, dass er dar­in ein­zig­ar­tig ist.

„As“ a young man, das ist wirk­lich suspekt, denn im Fran­zö­si­schen wäre das mit com­me zu über­set­zen, anders gesagt, es geht um das com­ment, um das wie. Das Fran­zö­si­sche ist hier­zu auf­schluss­reich, von daher auf­schluss­reich, dass man hier, wenn man von com­me – von „wie“ – in der Wei­se spricht, dass man sich dabei eines Adverbs bedient, wenn man réel­le-ment sagt, rea­ler-wei­se, men­ta­le-ment, men­ta­ler-wei­se, héroï­que-ment, heroi­scher-wei­se, dann gibt die Hin­zu­fü­gung die­ses -ment an sich schon genü­gend Auf­schluss dar­über, qu’on ment, dass man lügt. In jedem Adverb wird eine Lüge ange­zeigt und das ist kein Zufall. Wenn wir deu­ten, müs­sen wir dar­auf achtgeben.

Jemand, der mir nicht sehr fern steht, mach­te mal eine Bemer­kung über die Zun­ge, inso­fern sie das Werk­zeug des Spre­chens bezeich­net, näm­lich dass es eben­falls die Zun­ge ist, die die soge­nann­ten Geschmacks­pa­pil­len trägt. Nun, ich möch­te ihm hier­mit erwi­dern, |{17} dass es nicht umsonst so ist, dass ce qu’on dit ment /​ ce con­di­ment – was man sagt, lügt /​ die­ses Gewürz. (Lachen)

Sie haben die Güte zu lachen (Lachen), aber das ist nicht komisch. Denn als Waf­fe gegen das Sym­ptom haben wir letzt­lich nur dies: die Mehrdeutigkeit.

Es kommt vor, dass ich mir den Luxus leis­te, eine Rei­he von Leu­ten zu „super­vi­die­ren“, wie man das nennt, eine Rei­he von Leu­ten, die sich, wie mei­ne For­mu­lie­rung lau­tet, selbst auto­ri­siert haben, Ana­ly­ti­ker zu sein. Es gibt zwei Pha­sen. Es gibt eine Pha­se, in der sie wie die Nas­hör­ner sind: Sie machen mehr oder weni­ger irgend­was und ich stim­me ihnen immer zu. Sie haben tat­säch­lich immer recht. Die zwei­te Pha­se besteht dar­in, mit der Mehr­deu­tig­keit zu spie­len, die vom Sinthom befrei­en könn­te, denn die Deu­tung wirkt ein­zig und allein durch die Mehr­deu­tig­keit. Im Signi­fi­kan­ten muss etwas geben, das resoniert.

Man muss sagen, dass man erstaunt ist, dass dies den eng­li­schen Phi­lo­so­phen nicht auf­ge­fal­len ist, in kei­ner Wei­se. Phi­lo­so­phen nen­ne ich sie, weil es kei­ne Psy­cho­ana­ly­ti­ker sind. Sie sind fel­sen­fest davon über­zeugt, dass das Spre­chen kei­ne Wir­kung hat. Sie irren sich. Sie neh­men an, dass es Trie­be gibt, und selbst wenn sie Trieb nicht mit „instinct“ über­set­zen wol­len, neh­men sie nicht an, dass die Trie­be das Echo im Kör­per der Tat­sa­che sind, dass es ein Sagen gibt.

Dafür aber, dass die­ses Sagen reso­niert, dass es kon­so­niert – um ein wei­te­res Wort des Hei­li­gen Tho­mas von Aquin zu ver­wen­den –, dass es kon­so­niert, dafür muss der Kör­per emp­fäng­lich sein, und dass er es ist, ist eine Tat­sa­che. Weil der Kör­per eini­ge Öff­nun­gen hat, deren wich­tigs­te – da sie nicht wie der Mund ver­schlos­sen wer­den kann, nicht zuge­macht wer­den kann –, deren wich­tigs­te das Ohr ist, da es sich nicht ver­schlie­ßen kann, aus die­sem Grun­de ant­wor­tet im Kör­per das, was ich die Stim­me genannt habe.

Ärger­lich ist natür­lich, dass es nicht nur das Ohr gibt und dass ihm der Blick star­ke Kon­kur­renz macht.

More geo­me­tri­co – auf­grund der Form, die Pla­ton so schätz­te, prä­sen­tiert das Indi­vi­du­um sich so, wie es gebaut ist: als ein Kör­per. Die­ser Kör­per hat eine der­art fes­seln­de Kraft, dass man bis zu einem gewis­sen Punkt die Blin­den benei­den soll­te. Wie kann ein Blin­der, |{18} wenn er Braille­schrift ver­wen­det, Euklid lesen?

Das Erstaun­li­che ist das, was ich sagen wer­de, näm­lich dass die Form nur den Sack lie­fert oder, wenn Sie so wol­len, die Bla­se..

Sie ist etwas, das sich auf­bläht und und wovon ich die Wir­kun­gen bereits erwähnt habe, bezo­gen auf den Zwangs­neu­ro­ti­ker, der davon mehr als ande­re beses­sen ist..Der Zwangs­neu­ro­ti­ker – habe ich irgend­wo gesagt, man mich kürz­lich dar­an erin­nert – ist so etwas wie der Frosch, der sich so groß wie der Och­se machen will. Die Fol­gen sind bekannt, aus einer Fabel. Den Zwangs­neu­ro­ti­ker dem Erfasst­sein durch den Blick zu ent­rei­ßen, ist bekannt­lich beson­ders schwierig,

Der Sack, wie er in der Men­gen­leh­re ima­gi­niert wird, wie sie von Can­tor begrün­det wur­de, die­ser Sack wird mani­fest, ja sogar demons­triert – wenn jede Beweis­füh­rung so auf­ge­fasst wird, dass sie das dar­in ent­hal­te­ne Ima­gi­nä­re demons­triert –, die­ser Sack, sage ich, ver­dient es, durch eine Ambi­gui­tät von Eins und Null kon­no­tiert zu wer­den, der ein­zi­gen Stüt­ze, die dem ange­mes­sen ist, wor­an die lee­re Men­ge, die sich in die­ser Theo­rie auf­nö­tigt, angrenzt.

Von daher unse­re Schreib­wei­se S1 – ich prä­zi­sie­re, dass sie so gele­sen wird: S Index 1 –, sie bil­det nicht die Eins, sie ver­weist jedoch auf sie als etwas, das auch nichts ent­hal­ten kann, das ein lee­rer Sack sein kann. Das ändert nichts dar­an, dass ein lee­rer Sack ein Sack bleibt, näm­lich die Eins, die nur vor­stell­bar ist aus der Ex-sis­tenz und aus der Kon­sis­tenz, die der Kör­per hat, die der Kör­per von daher hat, dass er pot/​peau ist, Topf/​Haut. Sie müs­sen für real gehal­ten wer­den, die­se Ex-sis­tenz und die­se Kon­sis­tenz, da das Rea­le das ist, sie zu zusam­men­zu­hal­ten. Von daher das Wort Begriff*, das eben dies bedeu­tet..

Das Ima­gi­nä­re zeigt hier sei­ne Homo­ge­ni­tät mit dem Rea­len und dass sie, die­se Homo­genei­tät, nur mit dem Fak­tum der Zahl zusam­men­hängt, inso­fern die Zahl binär ist, 1 oder 0, das heißt, dass sie die 2 nur dadurch stützt, dass 1 nicht 0 ist, dass sie der 0 ex-sis­tiert, aber kei­nes­wegs dar­aus „kon­sis­tiert“, nicht dar­aus besteht.

Auf die­se Wei­se muss die Theo­rie von Can­tor wie­der vom Paar aus­ge­hen, zu dem dann jedoch die Men­ge das Drit­te ist. Zwi­schen der ers­ten Men­ge und dem, was die ande­re ist, stellt die Ver­bin­dung sich nicht her.

Inso­fern setzt das Sym­bol auf das Ima­gi­nä­re eins drauf; das Sym­bol hat den Index 2 [S2], und das heißt, indem es anzeigt, dass es Paar ist, führt es die Spal­tung in das Sub­jekt ein, in wel­ches auch immer, durch das, was hier fak­tisch aus­ge­sagt wird, wobei die­ses Fak­tum vom Rät­sel des Aus­sa­gens abhän­gig bleibt, das nur ein in sich |{19} geschlos­se­nes Fak­tum ist, le fait du fait, so schreibt man das, das Fak­tum des Fak­tums, gespro­chen wird es [lə fɛt dy fɛ] – auch le faî­te du fait, der Gip­fel des Fak­tums – oder [lə fɛ dy fɛt] – auch le fait fu faî­te, das Fak­tum des Gip­fels –, égaux en fait [ego​ ɑ̃ fɛt] – fak­tisch gleich –, Äqui­vo­ka­tio­nen und Äqui­va­len­te und dadurch Gren­ze des Gesagten.

Es ist unglaub­lich, dass die Men­schen sehr deut­lich gese­hen haben, dass das Sym­bol nur ein zer­bro­che­nes Stück sein konn­te, und dies, wenn ich so sagen darf, zu allen Zei­ten, dass sie aber zu der Zeit – zur Zeit die­ses zu allen Zei­ten – nicht gese­hen haben, dass dies die Ein­heit und die Rezi­pro­zi­tät von Signi­fi­kant und Signi­fi­kat mit sich brach­te und dass folg­lich das ursprüng­li­che Signi­fi­kat nichts bedeu­tet, dass es nur ein Zei­chen der Arbi­tra­ge für die Wahl zwi­schen zwei Signi­fi­kan­ten ist, des­halb jedoch kei­nes­wegs ein Zei­chen für das Arbi­trä­re der Wahl zwi­schen ihnen.

Umpi­re gibt es nur – umpi­re, um es auf Eng­lisch zu sagen, so schreibt es Joy­ce –, gibt es nur aus­ge­hend vom [frz.] empire, vom Impe­ri­um über den Kör­per, wie alles des­sen Mar­kie­rung trägt, vom Ord­al an.

Die 1 bestä­tigt hier ihre Ablö­sung von der 2. Sie macht 3 nur durch ima­gi­nä­res Auf­het­zen, ein Auf­het­zen, das dazu nötigt, dass ein Wil­le dem einen nahe­legt, den ande­ren zu beläs­ti­gen, ohne an einen von ihnen gebun­den zu sein. Jawohl.

Wappen der Familie BorromeoWap­pen der Fami­lie Bor­ro­meo2

Ausschnitt aus dem Borromäer-WappenAus­schnitt aus dem Borromeo-Wappen

Damit aus­drück­lich die Bedin­gung gestellt wur­de, dass man aus­ge­hend von drei Rin­gen eine Ver­ket­tung so bil­det, dass das Auf­tren­nen eines belie­bi­gen ein­zi­gen Rin­ges die bei­den ande­ren von­ein­an­der befreit, wel­che sie auch sei­en – in einer Ket­te wird dies ja, wenn ich das so ver­kürzt sagen kann, durch den mitt­le­ren Ring rea­li­siert –, die bei­den ande­ren, wel­che sie auch sei­en, von­ein­an­der befreit, hier­für muss­te zunächst regis­triert wer­den, dass dies in das Wap­pen der Bor­ro­mä­er ein­ge­tra­gen war, dass also der aus die­sem Grun­de bor­ro­mä­isch genann­te Kno­ten bereits da war, ohne dass jemand auf den Gedan­ken gekom­men wäre, Kon­se­quen­zen dar­aus zu ziehen.

Borromäischer Dreierknoten -Version Miller SBor­ro­mäi­sche Rin­ge mit Zuord­nung zum Rea­len (R), Sym­bo­li­schen (S) und Ima­gi­nä­ren (I)3

Eben dar­an liegt es, dass es ein Irr­tum ist zu den­ken, dies sei eine Norm für die Bezie­hung zwi­schen drei Funk­tio­nen, die in ihrer gemein­sa­men Rea­li­sie­rung nur bei dem Wesen exis­tie­ren, das sich von daher |{20} für einen Men­schen hält..

Die Per­ver­si­on ist nicht dadurch defi­niert, dass das Sym­bo­li­sche, das Ima­gi­nä­re und das Rea­le zer­ris­sen wären, son­dern dadurch, dass sie bereits unter­schie­den sind und man ein vier­tes Ele­ment anneh­men muss, näm­lich das Sinthom, dass man das, was das bor­ro­mäi­sche Band aus­macht, als tetra­disch unter­stel­len muss, dass Per­ver­si­on nichts ande­res besagt als ver­si­on vers le père, Wen­dung zum Vater, und dass der Vater kurz­ge­sagt nur ein Sym­ptom ist oder ein sinthome /​ ein saint hom­me – ein hei­li­ger Mann –, wie Sie wollen.

Die Ex-sis­tenz des Sym­ptoms ist das, was in der Posi­ti­on selbst impli­ziert ist, in der­je­ni­gen, durch die das rät­sel­haf­te Band des Ima­gi­nä­ren, des Sym­bo­li­schen und des Rea­len unter­stellt wird.

Links: drei getrenn­te Rin­ge. Rechts: ihre Ver­bin­dung durch den vier­ten Ring des Sinthoms (Σ)4

Wenn Sie irgend­wo – ich habe es bereits gezeich­net – das fin­den, wodurch das Ver­hält­nis des Ima­gi­nä­ren, des Sym­bo­li­schen und des Rea­len sche­ma­tisch so dar­ge­stellt wird, dass sie von­ein­an­der getrennt sind, dann haben Sie bereits in mei­nen frü­he­ren geplät­te­ten Dar­stel­lun­gen ihrer Bezie­hung die Mög­lich­keit, sie zu ver­bin­den. Wodurch? Durch das Sinthom.

|{21} Wenn ich hier eine far­bi­ge Krei­de hätte …

Glo­ria Gon­za­lez:

In wel­cher Far­be möch­ten Sie sie?

Lacan:

Wie?

Gon­za­les:

In wel­cher Farbe?

Lacan:

Rot, wenn das mög­lich ist.– Sie sind wirk­lich zu freundlich.

Alles hängt von Fol­gen­dem ab: Wenn Sie die­ses groß S umklap­pen, also das, was sich von der Kon­sis­tenz des Sym­bo­li­schen her behaup­tet, wenn Sie es umklap­pen wie es plau­si­bel ist, ich mei­ne, wie es sich anbie­tet, wenn Sie es auf eine Wei­se umklap­pen, die so gezeich­net wird, dann haben Sie, falls die­se Figur kor­rekt ist – ich mei­ne, dass es unter dem Rea­len durch­geht und es offen­sicht­lich eben­falls unter dem Ima­gi­nä­ren sein muss, abge­se­hen davon, dass es hier über das Sym­pto­ma­ti­sche lau­fen muss –, dann sind Sie in der fol­gen­den Posi­ti­on, dass sich das aus­ge­hend von vie­ren so darstellt:

[an der Tafel:]

das heißt, Sie erhal­ten das fol­gen­de Ver­hält­nis: hier zum Bei­spiel das Ima­gi­nä­re, das Rea­le und das Sym­ptom, das ich mit einem Sig­ma dar­stel­len wer­de, Σ, sowie das Sym­bo­li­sche, dass aber jedes von ihnen aus­tausch­bar ist.

Um es aus­drück­lich zu sagen, die Bezie­hung von 1 zu 2 kann umge­kehrt wer­den in die Bezie­hung von 2 zu 1, die von 3 zu 4 kann umge­kehrt wer­den in die von 4 zu 3, auf eine Wei­se, die Ihnen, wie ich hof­fe, als ein­fach erscheint.

[an der Tafel]

R S Σ I

1 2 3 4

2 1 4 3

Bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung von vier Rin­gen, Sym­bo­li­sches und Sym­ptom zwi­schen Rea­lem und Ima­gi­nä­rem5

Dadurch sind wir aber in der fol­gen­den Situa­ti­on: Was 1 zu 2 ist bezie­hungs­wei­se 2 zu 1, muss bewir­ken, da es in sei­ner Mit­te, wenn man so sagen kann, das Σ und das S hat – so ist das hier dar­ge­stellt –, muss bewir­ken, dass das Sym­ptom und das Sym­bol auf eine Wei­se gehal­ten wer­den – ich müss­te Ihnen das durch eine ein­fa­che Dar­stel­lung zei­gen –, |{22} dass sie auf eine Wei­se gehal­ten wer­den, dass es – wie Sie dort sehen –, dass es vier gibt, die – Sie sehen es da –, dass es vier gibt, die vom gro­ßen R gezo­gen wer­den; und hier ver­bin­det sich das I auf spe­zi­el­le Wei­se, indem es über dem hier dar­ge­stell­ten Sym­bol und unter dem Sym­ptom verläuft.

In die­ser Gestalt prä­sen­tiert sich die Ver­bin­dung immer, die Ver­bin­dung, die ich hier durch die Oppo­si­ti­on von R und I aus­ge­drückt habe. Anders gesagt, die­se bei­den, Sym­ptom und Sym­bol, prä­sen­tie­ren sich so, dass eines der bei­den Enden sie hier in ihrer Gesamt­heit nimmt, wäh­rend das ande­re, sagen wir, über den hin­weg läuft, der oben ist und unter dem, der unten ist.

Bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung von vier Rin­gen6

Das ist die Figur, die Sie regel­mä­ßig erhal­ten, wenn Sie ver­su­chen, den bor­ro­mäi­schen Vie­rer­kno­ten zu bil­den, und das ist die, die ich hier­hin gesetzt habe, rechts außen.

Der Ödi­pus­kom­plex als sol­cher ist ein Sym­ptom. Alles wird inso­fern gestützt, als der Name-des-Vaters auch der Vater des Namens ist – wodurch das Sym­ptom nicht weni­ger not­wen­dig ist. Die­ser Ande­re, um den es geht, ist jenes Etwas, das sich bei Joy­ce dar­in zeigt, dass er letzt­lich für den Vater ver­ant­wort­lich ist..

In dem Maße, in dem er die­sen Vater, wie sich im Ulys­ses her­aus­stellt, stüt­zen muß, damit er fort­be­steht, lässt Joy­ce durch sei­ne Kunst, son art, die immer etwas ist, das uns, aus­ge­hend vom Hand­wer­ker, vom arti­san, vom Grun­de der Zei­ten her erreicht, lässt Joy­ce durch sei­ne Kunst nicht nur sei­ne Fami­lie fort­be­stehen, son­dern er „illus­triert“ sie, wenn man so sagen kann – er macht sie illus­ter –, und zugleich „illus­triert“ er das, was er irgend­wo my coun­try nennt. Der unge­schaf­fe­ne Geist, sagt er, sei­ner |{23} Ras­se – damit endet das Por­trät des Künst­lers –, das ist der Auf­trag, den er sich gibt.

In die­sem Sin­ne kün­di­ge ich an, was in die­sem Jahr mei­ne Befra­gung über die Kunst, sur l’art, sein wird: Auf wel­che Wei­se kann l’ar­ti­fice, der Kunst­griff /​ das Arte­fakt, aus­drück­lich auf das abzie­len, was sich zunächst als Sym­ptom dar­stellt? Auf wel­che Wei­se kann l’art, l’ar­ti­sa­nat – kön­nen Kunst und Hand­werk – das ver­ei­teln, wenn man so sagen kann, was sich vom Sym­ptom her auf­nö­tigt? Näm­lich was? Das, was ich in mei­nen bei­den Tetra­edern dar­ge­stellt habe: die Wahrheit.

Herrendiskurs zwei Tetraeder

Umwand­lung des Sche­mas des Her­ren­dis­kur­ses in einen Tetraeder

Wo ist sie hier­bei, die Wahr­heit? Ich habe gesagt, im Dis­kurs des Herrn ist sie etwas, das irgend­wo im Sub­jekt unter­stellt wird; inso­fern es gespal­ten ist, ist es noch dem Phan­tas­ma unter­wor­fen. Das heißt, dass wir hier auf der Ebe­ne der Wahr­heit – im Gegen­satz zu dem, was ich zunächst dar­ge­stellt hat­te – das Halb­sa­gen in Betracht zie­hen müssen.

Das heißt, dass in die­sem Sta­di­um das Sub­jekt nur durch den Signi­fi­kan­ten Index 1, S1, reprä­sen­tiert wer­den kann und dass der Signi­fi­kant Index 2, S2, eben das ist, was – um es so dar­zu­stel­len, wie ich es eben getan habe –, was durch die Dupli­zi­tät von Sym­bol und Sym­ptom reprä­sen­tiert wird. Da ist der Hand­wer­ker, der Hand­wer­ker, inso­fern er in der Lage ist, durch die Ver­bin­dung von zwei Signi­fi­kan­ten das zu pro­du­zie­ren, was ich eben Objekt a genannt habe oder genau­er, ich habe es durch das Ver­hält­nis zum Ohr und zum Auge illus­triert sowie auch dadurch, dass ich auf den geschlos­se­nen Mund ange­spielt habe.

{24} Soweit der Dis­kurs des Herrn bestim­mend ist, spal­tet sich das S2, und die­se Spal­tung ist die in Sym­bol und Sym­ptom. Die Spal­tung in Sym­bol und Sym­ptom reflek­tiert sich jedoch, wenn man so sagen kann, in der Spal­tung des Sub­jekts. Weil das Sub­jekt das ist, was ein Signi­fi­kant bei einem ande­ren Signi­fi­kan­ten reprä­sen­tiert, wer­den wir durch sein Insis­tie­ren genö­tigt, zu zei­gen, dass einer die­ser bei­den Signi­fi­kan­ten des Sym­bo­li­schen sei­ne Stüt­ze im Sym­ptom findet.

In die­sem Sin­ne kann man sagen, dass es in der Arti­ku­la­ti­on des Sym­ptoms mit dem Sym­bol ledig­lich ein, so möch­te ich sagen, fal­sches Loch gibt. Wenn wir die Kon­sis­tenz anneh­men – die Kon­sis­tenz irgend­ei­ner die­ser Funk­tio­nen, sym­bo­lisch, ima­gi­när oder real –, wenn wir anneh­men, dass die­se Kon­sis­tenz einen Kreis bil­det, dann unter­stellt das ein Loch. Im Fal­le des Sym­bols und des Sym­ptoms geht es jedoch um etwas ande­res: das, wodurch ein Loch gebil­det wird, ist die Gesamt­heit – die über­ein­an­der geklapp­te Gesamt­heit – die­ser bei­den Kreise.

Hier muss man, wie es Sou­ry – um ihn beim Namen zu nen­nen, ich weiß nicht, ob er hier ist –, wie Sou­ry es ziem­lich gut dar­ge­stellt hat, hier muss man <das> durch etwas ein­rah­men, was einer Luft­kam­mer ähnelt und was wir in der Topo­lo­gie als Torus bezeichnen.

Man muss jedes die­ser Löcher in etwas ein­schlie­ßen, das sie zusam­men­hält, damit wir hier etwas haben, das als ech­tes Loch qua­li­fi­ziert wer­den kann.

Echtes Loch durch unendiche GeradeEine unend­li­che Gera­de ver­wan­delt das fal­sche Loch in ein ech­tes Loch.

{25} Das heißt, dass man sich vor­stel­len muss, damit die­se Löcher bestehen blei­ben, erhal­ten blei­ben, dass man hier ein­fach eine Gera­de anneh­men muss, das wird die­sel­be Funk­ti­on erfül­len, eine Gera­de, vor­aus­ge­setzt, sie ist unendlich.

Die­ser Kreis – dar­auf wer­de ich sicher­lich zurück­kom­men müs­sen –, der Kreis hat eine Funk­ti­on, die der Poli­zei wohl­be­kannt ist, der Kreis dient dem Zir­ku­lie­ren, und dar­in hat die Poli­zei nicht erst seit ges­tern eine Stüt­ze. Hegel hat­te sehr gut gese­hen, was ihre Funk­ti­on ist, und er hat­te es in einer Form gese­hen, die gewiss nicht die­je­ni­ge ist, um die es sich han­delt, die in Fra­ge steht. Für die Poli­zei han­delt es ein­fach da-|{26} rum, dass das Sich-im-Krei­se-Dre­hen weitergeht.

Die Tat­sa­che, dass wir zu die­sem fal­schen Loch etwas hin­zu­fü­gen kön­nen, dass wir eine unend­li­che Gera­de hin­zu­fü­gen kön­nen und dass bereits dies aus dem fal­schen Loch ein Loch macht, das auf bor­ro­mäi­sche Wei­se Bestand hat, das ist der Punkt, mit dem ich heu­te aufhöre.

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FRANZÖSISCH/​DEUTSCH

Die Zah­len in [ecki­gen Klam­mern] und grau­er Schrift bezie­hen sich auf die Sei­ten der von Jac­ques-Alain Mil­ler erstell­ten Aus­ga­be des Seminars.

Die Zah­len in {geschweif­ten Klam­mern} und grau­er Schrift bezie­hen sich auf die Sei­ten der Über­set­zung von Myri­am Mit­el­man und Harold Diel­mann..

 

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[11 ]Voi­là. J’ai annon­cé sur l’affiche Le sinthome.

{9} Also. Auf dem Aus­hang habe ich Le sinthome ange­kün­digt, Das Sinthom.7

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C’est une façon anci­en­ne d’écrire ce qui a été ulté­ri­eu­re­ment écrit sym­ptô­me.

Das ist eine alte Schreib­wei­se für das, was spä­ter sym­ptô­me geschrie­ben wur­de, Sym­ptom.

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Si je me suis per­mis de cet­te modi­fi­ca­ti­on d’orthographe qui mar­que évi­dem­ment une date, une date qui se trouve être l’injection dans le, le fran­çais … ce que j’appelle lalan­gue, lalan­gue mien­ne … l’injection de grec … de cet­te lan­gue dont Joy­ce, dans le Por­trait de l’Artiste, émet­tait le vœu tout à fait … non, c’est pas dans le Por­trait de l’Artiste, c’est dans le Ulys­ses, dans le Ulys­ses, au pre­mier cha­pit­re : il s’agit de hel­le­ni­se [eng­lisch aus­ge­spro­chen] … d’injecter de même lalan­gue hel­lè­ne, on ne sait pas à quoi, puis­que il ne s’agissait pas du gaé­li­que, enco­re qu’il s’agit de l’Irlande, mais que Joy­ce devait écr­i­re en anglais.

Wenn ich mir die­se Ände­rung der Ortho­gra­fie erlaubt habe, die offen­sicht­lich ein bestimm­tes Datum anzeigt, das Datum, das hier die Injek­ti­on des Grie­chi­schen in das Fran­zö­si­sche ist8 – in das Fran­zö­si­sche, das ich Lalan­gue nen­ne, mei­ne Lalan­gue –, die Injek­ti­on der­je­ni­gen Spra­che, zu der Joy­ce im Por­trait des Künst­lers tat­säch­lich den Wunsch äußer­te, nein, das steht nicht im Por­trait des Künst­lers, das steht im Ulys­ses, im Ulys­ses im ers­ten Kapi­tel, da geht es eben­falls dar­um to hel­le­ni­se9, die hel­le­ni­sche Spra­che zu inji­zie­ren, in was, weiß man nicht, da es sich ja nicht um das Gäli­sche han­del­te10, obwohl es um Irland geht, Joy­ce jedoch Eng­lisch schrei­ben musste.

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Qu’il a écrit en ang­lais d’une façon tel­le que … com­me l’a dit quelqu’un dont j’espère qu’il est dans cet­te assem­blée, Phil­ip­pe Sollers, dans Tel Quel … ‚ il l’a écrit d’une façon tel­le que la lan­gue ang­lai­se n’existe plus.

Dass er auf Eng­lisch geschrie­ben hat, auf eine Wei­se, dass – wie jemand in Tel Quel gesagt hat, von dem ich hof­fe, dass er in die­ser Ver­samm­lung ist, Phil­ip­pe Sollers –, Joy­ce hat es auf eine sol­che Wei­se geschrie­ben, dass die eng­li­sche Spra­che nicht mehr existiert.

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Elle avait déjà, je dirai peu de con­sis­tance, ce qui ne veut pas dire qu’il soit faci­le d’écrire en anglais.

{10} Sie hat­te bereits vor­her, möch­te ich sagen, wenig Kon­sis­tenz11, was nicht heißt, dass es ein­fach wäre, Eng­lisch zu schreiben.

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Mais Joy­ce, par la suc­ces­si­on d’œuvres | [12] qu’il a écri­tes en ang­lais, y a ajou­té ce quel­que cho­se qui fait dire au même auteur qu’il fau­drait écr­i­re l’é.l.a.n.g.u.e.s, l’élangues; l’élangues par où je sup­po­se qu’il entend dési­gner quel­que cho­se com­me l’élation, cet­te éla­ti­on dont on nous dit que c’est au prin­ci­pe de je ne sais quel sinthome que nous appe­lons – en psych­ia­trie – la manie.

Joy­ce hat ihr jedoch durch die Fol­ge der Wer­ke, die er auf Eng­lisch ver­fasst hat12, jenes Etwas hin­zu­ge­fügt, das den erwähn­ten Autor sagen lässt, dass man so schrei­ben soll­te: l’élangues, l, Apo­stroph, e, l, a, n, g, u, e, s13, womit er, neh­me ich an, so etwas wie die éla­ti­on bezeich­nen möch­te, die geho­be­ne Stim­mung, über die uns gesagt wird, sie sei Ursprung eines bestimm­ten Sinthoms, das wir in der Psych­ia­trie als Manie bezeich­nen14.

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C’est bien en effet ce à quoi res­sem­ble sa der­niè­re œuvre, à savoir Fin­ne­gans Wake, cel­le qu’il a si long­temps sou­te­nue pour y atti­rer l’attention géné­ra­le, cel­le aus­si à pro­pos de quoi j’ai posé dans un temps, au temps où je me suis lais­sé ent­raî­ner à … par une sol­li­ci­ta­ti­on pres­san­te, pres­san­te je dois dire de la part de Jac­ques Aubert, ici pré­sent et tout aus­si pres­sant, … où je me suis lais­sé ent­raî­ner à inau­gu­rer, à inau­gu­rer au tit­re d’un sym­po­si­um Joyce.

Dem ähnelt in der Tat sein letz­tes Werk, also Fin­ne­gans Wake, das er so lan­ge beför­dert hat, damit es die all­ge­mei­ne Auf­merk­sam­keit auf sich zog, das Werk, zu dem ich sei­ner­zeit behaup­tet habe – zu der Zeit, als ich mich durch ein drin­gen­des Ansu­chen dazu habe hin­rei­ßen las­sen, drin­gend, muss ich sagen, von­sei­ten von Jac­ques Aubert, der hier prä­sent ist, pré­sent, aber auch pres­sant – drän­gend –, dass ich mich habe dazu hin­rei­ßen las­sen, im Rah­men eines Sym­po­si­ums Joy­ce einzuführen.

 

C’est par là qu’en som­me je me suis lais­sé détour­ner de mon pro­jet qui était, cet­te année … je vous l’ai annon­cé l’année der­niè­re … d’intituler ce sémi­n­aire du 4, 5 et 6.

Dadurch habe ich mich letzt­lich von mei­nem Vor­ha­ben abbrin­gen las­sen, in die­sem Jahr – ich hat­te es Ihnen im letz­ten Jahr ange­kün­digt – die­sem Semi­nar den Titel 4, 5 und 6 zu geben.

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Je me suis con­ten­té du 4 et je m’enréjouis, car le 4, 5, 6 j’y aurais sûre­ment succombé.

Ich habe mich mit der 4 begnügt und das freut mich, denn der 4, 5, 6 wäre ich sicher­lich unter­le­gen gewe­sen..

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Ça ne veut pas dire que le 4 dont il s’agit me soit pour autant moins lourd.

Das heißt nicht, dass die 4, um die es geht, für mich des­halb weni­ger schwer wäre.

 

J’hé­ri­te de Freud, bien mal­gré moi, par ce que j’ai énon­cé – de mon temps – ce qui pou­vait être tiré, en bon­ne logi­que, des bafouil­la­ges de ceux qu’il appel­ait sa ban­de.

Ohne dass es mei­ne Absicht war, beer­be ich Freud, durch das, was ich sei­ner­zeit geäu­ßert habe und was in guter Logik her­aus­ge­zo­gen wer­den konn­te aus dem Gestam­mel derer, die er sei­ne Ban­de nann­te.15

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Je n’ai pas beso­in de les nom­mer, c’est cet­te cli­que qui sui­vait les réuni­ons de Vien­ne et dont on ne peut pas dire qu’aucun ait sui­vi la voie que j’appelle de bon­ne logique.

Ich muss sie nicht nen­nen, das ist die­se Cli­que, die an den Zusam­men­künf­ten in Wien teil­nahm16 und über die man nicht sagen kann, dass einer davon den Weg ver­folgt hät­te, den ich den der guten Logik nen­ne..

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La natu­re, dirai-je pour cou­per court, se spé­ci­fie de n’être pas une; d’où le pro­cé­dé logi­que pour l’aborder.

Die Natur – möch­te ich, um es kurz zu machen, sagen – zeich­net sich dadurch aus, nicht eine zu sein; von daher das logi­sche Vor­ge­hen, um an sie her­an­zu­kom­men.17

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Appe­lez18 natu­re ce que vous excluez du fait même de por­ter inté­rêt à quel­que cho­se … ce quel­que cho­se se distin­gu­ant d’être nom­mé … la natu­re par ce pro­cé­dé ne se ris­que à rien qu’à s’affirmer d’être un pot-pour­ri de hors-nature.

Nen­nen Sie Natur das, was Sie bereits dadurch aus­schlie­ßen, dass Sie sich für etwas inter­es­sie­ren, wobei die­ses Etwas sich dadurch unter­schei­det, dass es benannt wird19; |{11} bei die­sem Vor­ge­hen ris­kiert die Natur nur, sich als Pot­pour­ri von Außer-Natur zu behaupten.

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L’avantage de cet énon­cé est que si vous trou­vez … à bien le comp­ter … que le nom­mer20 tran­che sur ce qui paraît être la loi de la natu­re, qu’il n’y ait pas chez lui … je veux dire chez l’homme … de rap­port naturel­lement … sous tou­te réser­ve donc, ce naturel­lement … natu­rel­le­ment sexu­el, vous posez logi­quement … ce qui se trouve être le cas … que ce n’est pas là un pri­vilè­ge, un pri­vilè­ge de l’homme.

Der Vor­teil die­ser Aus­sa­ge besteht dar­in, dass Sie, wenn Sie – um sie wirk­lich zu berück­sich­ti­gen – fin­den, dass das Benen­nen im Gegen­satz zu dem steht, was das Gesetz der Natur zu sein scheint, und dass es bei ihm, ich mei­ne beim Men­schen, kein Ver­hält­nis gibt, dass auf natür­li­che Wei­se – die­ses auf natür­li­che Wei­se also mit allen Vor­be­hal­ten –, dass es bei ihm kein Ver­hält­nis gibt, das auf natür­li­che Wei­se sexu­ell wäre, und dass Sie dann logi­scher­wei­se behaup­ten, was ja der Fall ist, dass dies kein Vor­recht des Men­schen ist.

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[13] Veil­lez pour­tant à n’aller pas à dire que le sexe n’est rien de naturel.

Geben Sie jedoch Acht, dass Sie nicht so weit gehen zu sagen, dass das Geschlecht nichts Natür­li­ches ist.

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Tâchez plu­tôt de savoir ce qu’il en est dans chaque cas : de la bac­té­rie à l’oiseau … j’ai déjà fait allu­si­on à l’un et à l’autre … de la bac­té­rie à l’oiseau, puis­que ceux-là ont des noms.

Ver­su­chen Sie viel­mehr her­aus­zu­fin­den, wie es im Ein­zel­fall damit steht, von der Bak­te­rie bis zum Vogel – auf bei­de habe ich bereits hin­ge­wie­sen –, von der Bak­te­rie bis zum Vogel, da die­se ja Namen haben.21

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Remar­quons au pas­sa­ge que dans la créa­ti­on dite divi­ne … divi­ne seu­le­ment en ceci qu’elle se réfè­re à la nomi­na­ti­on … la bac­té­rie n’est pas nom­mée, et qu’elle n’est pas plus nom­mée quand Dieu, bouf­fon­nant l’homme … l’homme sup­po­sé ori­gi­nel … lui pro­po­se de com­men­cer par dire le nom de chaque bestiole.

Am Ran­de wol­len wir anmer­ken, dass in der Schöp­fung, die gött­lich genannt wird – gött­lich allein dar­in, dass sie sich auf die Benen­nung bezieht –, die Bak­te­rie nicht benannt wird und dass sie auch dann nicht benannt wird, als Gott dem Men­schen, dem angeb­li­chen Urmen­schen, damit ver­ulk­te, dass er ihm vor­schlug, er sol­le doch anfan­gen, den Namen eines jeden Tier­chens zu sagen.22

 

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De ce pre­mier – faut bien le dire – décon­na­ge, nous n’avons de trace qu’à en con­clure qu’Adam … com­me son nom l’indique assez, c’est une allu­si­on, ça, à la fon­c­tion de l’index de Peirce … qu’Adam était … selon le joke qu’en fait Joy­ce jus­tem­ent … qu’Adam était bien enten­du une Madam, et qu’il n’a nom­mé les bes­tiaux que dans la lan­gue de celle-ci.

Von die­sem ers­ten Stuss­re­den, wie man schon sagen muss, haben wir nur von daher eine Spur, dass wir dar­aus schlie­ßen, dass Adam, wie sein Name hin­rei­chend indi­ziert – das ist jetzt eine Anspie­lung auf die Index­funk­ti­on von Peirce23 –, dass Adam – dem joke zufol­ge, den Joy­ce dar­aus macht –, dass Adam natür­lich eine madam war24 und dass er das Vieh nur in ihrer Spra­che benannte.

 

Il faut bien le sup­po­ser, puis­que cel­le que j’appellerai l’Evie, e, v, i, e … l’Evie que j’ai bien le droit d’appeler ain­si puis­que c’est ce que ça veut dire en héb­reu, si tant est que l’hébreu soit une lan­gue : « la mère des vivants » … eh bien l’Evie l’avait tout de suite, et bien pen­due cet­te lan­gue, puis­que après le sup­po­sé du nom­mer par Adam, la pre­miè­re per­son­ne qui s’en sert c’est bien elle, pour par­ler au serpent.

Das muss man ja anneh­men, denn die­je­ni­ge, die ich Evi­ta25 – die ich das Recht habe, so zu nen­nen, denn Eva heißt auf Hebrä­isch, wenn das Hebräi­sche denn eine Spra­che ist26, „die Mut­ter der Leben­den“ –, Evi­ta also hat­te die­se Spra­che sofort und ziem­lich locker, denn nach dem angeb­li­chen Benen­nen durch Adam ist die ers­te Per­son, die sich ihrer bedient, eben sie – um mit der Schlan­ge zu sprechen.

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La créa­ti­on dite divi­ne se redou­ble donc de la par­lo­te, du par­lêt­re com­me je l’ai appelé, par quoi l’Evie fait du ser­pent ce que vous me per­mett­rez d’appeler le, le « ser­re-fes­ses », ulté­ri­eu­re­ment dési­gné com­me fail­le, ou mieux phal­lus, puisqu’il en faut bien un pour fai­re le faux-pas27, la fau­te dont c’est l’avantage de mon sinthome de com­men­cer par là : sin en ang­lais veut dire ça, le péché, la pre­miè­re faute.

Die gött­lich genann­te Schöp­fung ver­dop­pelt sich also im Gere­de des Sprech­we­sens, wie ich es genannt habe, wodurch es dazu kommt, |{12} dass Evi­ta die ser­pent, die Schlan­ge, zu etwas macht, das Sie mir erlau­ben wer­den, so zu nen­nen: zur ser­re-fes­ses, zur Arsch­klem­me28, spä­ter als fail­le bezeich­net, als Spal­te oder Riss29, oder bes­ser als Phal­lus, da es ja einen braucht, um den Fehl­tritt zu bege­hen30, die Ver­feh­lung, womit zu begin­nen der Vor­zug von mei­nem Sinthom ist – sin, das bedeu­tet ja im Eng­li­schen die Sün­de, die ers­te Ver­feh­lung.31

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D’où la néces­si­té … je pen­se tout de même, à vous voir en aus­si grand nombre, qu’il y en a bien quel­ques-uns qui ont déjà enten­du mes « bateaux » … d’où la néces­si­té du fait que ne ces­se pas la fail­le qui s’agrandit tou­jours, sauf à subir le ces­se de la cas­tra­ti­on com­me poss ible. 

Von daher die nés­ces­si­té – ich glau­be ja doch, wenn ich Sie in so gro­ßer Zahl sehe, dass es wohl eini­ge gibt, die mei­ne Nach­ti­gall bereits haben trap­sen hören –, von daher die Not­wen­dig­keit der Tat­sa­che, dass die Spal­te ne ces­se pas, nicht auf­hört, die Spal­te, die sich bestän­dig ver­grö­ßert32, außer sie erlei­det le ces­se de la cas­tra­ti­on, das Auf­hö­ren der Kas­tra­ti­on33, als mög­lich.

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Ce pos­si­ble, com­me je l’ai dit … sans que vous le notiez, pour ce que moi-même point je ne l’ai noté de n’y pas mett­re la vir­gu­le … ce pos­si­ble, j’ai dit aut­re­fois c’est que c’est ce qui ces­se de s’écrire.

Die­ses Mög­li­che, wie ich mal gesagt habe, ohne dass Sie es bemerkt hät­ten, zumal auch ich kei­nes­wegs bemerkt habe, dass ich das Kom­ma nicht gesetzt hat­te, die­ses Mög­li­che, habe ich frü­her mal gesagt, ist das, was ces­se de s’é­cr­i­re, was auf­hört, geschrie­ben zu werden.

 

Mais il y faut mett­re la vir­gu­le : c’est ce qui ces­se, vir­gu­le, de s’écrire ou plu­tôt ces­se­rait d’en prend­re le che­min dans le cas où advi­en­drait enfin ce dis­cours que j’ai évo­qué, tel qu’il ne serait pas de semblant.

Man muss jedoch das Kom­ma set­zen, es ist das, was ces­se, Kom­ma, de s’é­cr­i­re, was dadurch auf­hört, dass es geschrie­ben wird oder was viel­mehr dann auf­hö­ren wür­de, die­sen Weg zu neh­men, wenn end­lich der Dis­kurs auf­kä­me, den ich so cha­rak­te­ri­siert habe: dass er nicht vom Schein wäre.34

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Y-a-t-il impos­si­bi­li­té que la véri­té devi­en­ne un pro­duit du savoir-faire ?

Ist es eine Unmög­lich­keit, dass die Wahr­heit zu einem Pro­dukt des Savoir-fai­re wird, des Kön­nens?35

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Non !

Nein.

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Mais elle ne sera alors que mi-dite, s’incarnant d’un S indi­ce 1 (S1) de signi­fi­ant, là où il en faut au moins deux pour que l’unique – La femme – à avoir jamais été… mythi­que, en ce sens que le mythe l’a fait sin­gu­liè­re : | [14] il s’agit d’Eve dont j’ai par­lé tout à l’heure …que l’unique – La femme – à avoir jamais été incon­test­a­blem­ent pos­sé­dée, pour avoir goû­té du fruit de l’arbre défen­du, celui de la science.

Sie wird dann jedoch nur halb­ge­sagt wer­den und sich dabei in einem Signi­fi­kan­ten S Index 1 ver­kör­pern , S1, da, wo es min­des­tens zwei braucht für die ein­zig­ar­ti­ge Die Frau, die je gewe­sen ist, mythisch in dem Sin­ne, dass der Mythos sie ein­zig­ar­tig gemacht hat – es geht um Eva, von der ich bereits gespro­chen habe –, für die ein­zig­ar­ti­ge Die Frau, die unbe­streit­bar je beses­sen wur­de, da sie von der Frucht des ver­bo­te­nen Bau­mes gekos­tet hat­te, vom Baum der Wissenschaft.

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L’Evie donc, n’est pas mor­tel­le plus que Socrate.

Evi­ta ist also nicht sterb­lich, nicht sterb­li­cher als Sokra­tes.

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La femme dont il s’agit est un aut­re nom de Dieu, et c’est en quoi elle n’existe pas, com­me je l’ai dit main­tes fois.

Die Frau, um die es sich han­delt, ist ein wei­te­rer Name Got­tes, und inso­fern exis­tiert sie nicht, wie ich schon oft gesagt habe.

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Ici on remar­que le côté futé d’Aristote, qui ne veut pas que le sin­gu­lier joue dans sa logique.

Hier sieht man die gewief­te Sei­te von Aris­to­te­les, der nicht möch­te, dass das Ein­zel­ne in sei­ne Logik hin­ein­spielt.36

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Con­trai­re­ment à ce qu’il admet­tait, à ce qu’il admet­tait dans ladi­te logi­que, il faut dire que Socra­te n’est pas hom­me, puisqu’il accep­te de mour­ir pour que la cité vive, car il l’accepte, c’est un fait.

Im Gegen­satz zu dem, was er annahm, was er in der erwähn­ten Logik annahm, muss man sagen, dass Sokra­tes nicht Mensch ist, da er es akzep­tiert zu ster­ben, damit die Polis lebe, denn das akzep­tiert er, das ist eine Tat­sa­che.37

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En plus, ce qu’il faut bien dire, c’est qu’à cet­te occa­si­on, il ne veut pas entendre par­ler sa femme.

Außer­dem muss man ja sagen, dass er in die­ser Situa­ti­on nicht sei­ne Frau spre­chen hören will.38

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D’où ma for­mu­le, que je rela­ve si je puis dire, à vot­re usa­ge, en me ser­vant du mē pan­tes que j’ai rele­vé dans l’Orga­non… où d’ailleurs je n’ai pas réus­si à le retrou­ver, mais où quand même, je l’ai bien lu, et même au point que ma fil­le, ici pré­sen­te, l’a poin­té et qu’elle me jurait qu’elle me retrou­ve­r­ait à quel­le place c’était μη παντες (mē pan­tes) …com­me l’opposition écar­tée – écar­tée par Aris­to­te – à l’universel du παν (pan).

Von daher mei­ne For­mel, die ich, wenn ich so sagen darf, zu Ihrem Gebrauch noch ein­mal abwa­sche, indem ich mich des [gr.] mē |{13} pan­tes bedie­ne [nicht alle], das ich aus dem Orga­non39 habe – wo es mir übri­gens nicht gelun­gen ist, es wie­der­zu­fin­den, wo ich es jedoch wirk­lich gele­sen habe und sogar bis dahin, dass mei­ne Toch­ter, die hier anwe­send ist, dar­auf hin­wies und mir geschwo­ren hat, die Stel­le, an der es steht, für mich wie­der­zu­fin­den –, die­ses mē pan­tes, als der von Aris­to­te­les zurück­ge­wie­se­ne Gegen­satz zur All­ge­mein­aus­sa­ge des [gr.] pas [alle].40

 

La femme n’est tou­te que sous la for­me dont l’équivoque prend de lalan­gue nôt­re son piquant, sous la for­me du mais pas ça, com­me on dit : tout, mais pas ça !.

Die Frau ist alle nur in der Form, deren Äqui­vo­ka­ti­on ihren Reiz von unse­rer Lalan­gue her­nimmt, in Gestalt des mais pas ça, des nur das nicht, so wie man sagt: Alles, nur das nicht /​ Alles, nur es nicht!41

 

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C’était bien la posi­ti­on de Socrate.

Eben das war die Posi­ti­on von Sokrates.

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Le mais pas ça c’est ce que j’introduis sous mon tit­re de cet­te année com­me le sinthome.

Das mais pas ça, das nur das nicht /​ nur es nicht, ist das, was ich mit mei­nem dies­jäh­ri­gen Titel als das Sinthom einführe.

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Il y a pour l’instant, pour l’instance de la lett­re tel­le qu’elle s’est ébau­chée à pré­sent… et n’espérez pas mieux, com­me je l’ai dit ce qui en sera plus effi­cace ne fera pas mieux que de dépla­cer le sinthome, voi­re de le mul­ti­pli­er …pour l’instance donc, pré­sen­te, il y a le sinthome mada­quin (Lachen) que j’écris com­me vous voud­rez, m.a.d.a.q.u.i.n après sinthome.

Im Moment gibt es für das Drän­gen des Buch­sta­bens42, wie sie sich gegen­wär­tig abzeich­net – und erhof­fen Sie sich nichts Bes­se­res, wie ich bereits gesagt habe, wird das, was noch wirk­sa­mer sein wird, das Sinthom bes­ten­falls ver­schie­ben oder es gar ver­viel­fa­chen –, für das gegen­wär­ti­ge Drän­gen also gibt es das SinThom-mas­vo­n­aquin (Lachen), das ich schrei­be, wie Sie möch­ten, m, a, s, v, o, n, a, q, u, i, n nach Sinthom.43

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Vous savez que Joy­ce en bavait assez sur ce saint homme.

Sie wis­sen, dass Joy­ce sich über die­sen saint hom­me, die­sen hei­li­gen Mann, ziem­lich abgesab­bert hat.44

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Faut bien dire les cho­ses : pour ce qui est de la phi­lo­so­phie on n’a jamais rien fait de mieux, il y a que ça de vrai.

Man muss die Din­ge ja beim Namen nen­nen – was die Phi­lo­so­phie angeht, ist nie etwas Bes­se­res gemacht wor­den, das ist das ein­zig Wahre.

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Ça n’empêche pas que Joy­ce… con­sul­tez là-des­sus l’ouvrage de Jac­ques Aubert …ne s’y retrouve pas très bien, con­cer­nant le quel­que cho­se à laquel­le il atta­che un grand prix, à savoir ce qu’il appel­le le beau.

Den­noch fin­det sich Joy­ce – bezie­hen Sie sich hier­für auf die Arbeit von Jac­ques Aubert45 – dar­in nicht beson­ders gut zurecht, bei einer Sache, der er gro­ßen Wert bei­misst, näm­lich bei dem, was er das Schö­ne nennt.

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Il y a dans le Saint Tho­mas d’A­quin je ne sais quoi qu’il appel­le cla­ri­tas, auquel Joy­ce sub­sti­tue quel­que cho­se com­me la sple­ndeur de l’être qui est bien le point fai­ble dont il s’agit.

Es gibt da beim Hei­li­gen Tho­mas von Aquin etwas, das er cla­ri­tas nennt und was Joy­ce durch so etwas wie Glanz des Seins ersetzt, was eben der Schwach­punkt ist, um den es geht.46

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Est-ce une fai­bles­se per­son­nel­le : La sple­ndeur de l’être ne me frap­pe pas.

Ist das eine per­sön­li­che Schwä­che? Der Glanz des Seins beein­druckt mich nicht.

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Et c’est bien en quoi Joy­ce fait déchoir le sinthome de son mada­qui­nis­me, | [15] et con­trai­re­ment à ce qu’il pour­rait en appa­raît­re, à pre­miè­re vue… à savoir son déta­che­ment de la poli­tique … pro­duit à pro­pre­ment par­ler ce que j’appellerai le saint-home rule ».

Und eben dar­in läßt Joy­ce das Sinthom von sei­nem Mas­vo­n­aqui­nis­mus abfal­len und ruft – im Gegen­satz zu dem, als was es auf den ers­ten Blick erschei­nen mag, näm­lich als sei­ne Los­lö­sung von der Poli­tik –, und ruft streng gesagt das her­vor, was ich die SintHome-Rule nen­nen möch­te.47.

Freeman''s Journal - zu: "Das Sinthom" entziffernCe home-rule que le Freeman’s Jour­nal repré­sen­tait se levant der­riè­re la Ban­que d’Irlande, ce qui le fait – com­me par hasard – se lever au Nord-Ouest… ce qui n’est pas d’usage pour un lever de sol­eil …c’est quand même… mal­gré le grince­ment que nous voy­ons à ce sujet dans Joy­ce …c’est quand même bien le « sinthome-roule », le sinthome à rou­lettes que Joy­ce conjoint.

Die­se Home Rule – die das Freeman’s Jour­nal dar­stell­te, wie sie hin­ter der Bank von Irland auf­geht, wodurch sie |{14} wie durch Zufall im Nord­wes­ten auf­geht, was für einen Son­nen­auf­gang nicht so üblich ist48 –, sie ist gleich­wohl, trotz des Knir­schens, das wir zu die­sem The­ma bei Joy­ce wahr­neh­men, sie ist gleich­wohl die SintHome-Rol­le, das Sinthom auf Rol­len49, das von Joy­ce zusam­men­ge­bracht wird.

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Il est cer­tain que ces deux ter­mes, on peut les nom­mer autre­ment, je les nom­me ain­si en fon­c­tion des deux vers­ants qui s’offraient à l’art de Joy­ce, lequel nous occup­era cet­te année en rai­son de ce que j’ai dit tout à l’heure : que je l’ai intro­duit et que je n’ai pu fai­re mieux que de le nom­mer ce sinthome – car il le méri­te – du nom qui lui con­vi­ent en en dépla­çant – com­me je l’ai dit – l’orthographe…

Sicher­lich kann man die­se bei­den Ter­mi­ni50 auch anders nen­nen, ich nen­ne sie so nach dena bei­den Rich­tun­gen, die sich der Kunst von Joy­ce anbo­ten, der uns in die­sem Jahr beschäf­ti­gen wird, auf­grund von etwas, das ich vor­hin erwähnt habe, näm­lich dass ich ihn vor­ge­stellt habe und dass ich nichts Bes­se­res tun konn­te als dies, ihn Sinthom zu nen­nen – denn das ver­dient er –, mit dem Namen, der ihm zukommt, wobei ich, wie gesagt, die Schreib­wei­se davon ver­scho­ben habe.51

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Les deux, les deux ortho­gra­phes le concernent.

Bei­de betref­fen ihn, bei­de Schreibweisen.

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Mais il est un fait qu’il choisit.

Es ist jedoch eine Tat­sa­che, dass er wählt.52

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En quoi, il est com­me moi un héré­tique, car hai­re­sis c’est bien là ce qui spé­ci­fie l’hérétique.

Dar­in ist er wie ich ein Häre­ti­ker, denn das, was den Häre­ti­ker aus­macht, ist die hai­re­sis [Wahl].

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Il faut choi­sir la voie par où prend­re la vérité.

Man muss den Weg wäh­len, auf dem die Wahr­heit zu fas­sen ist.

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Ce d’autant plus, que le choix une fois fait, ça n’empêche per­son­ne de le sou­mett­re à con­fir­ma­ti­on, c’est-à-dire d’être héré­tique de la bon­ne façon, cel­le qui d’avoir bien recon­nu la natu­re du sinthome, ne se pri­ve pas d’en user logi­quement, c’est-à-dire jusqu’à att­eind­re son réel au bout de quoi il n’a plus soif. Ouais…

Dies umso mehr, als die ein­mal getrof­fe­ne Wahl nie­man­den dar­an hin­dert, sie einer Bestä­ti­gung zu unter­zie­hen, also auf die rech­te Wei­se häre­tisch zu sein, die, da sie die Natur des Sinthoms rich­tig erkannt hat, nicht dar­auf ver­zich­tet, es auf logi­sche Wei­se zu ver­wen­den, das heißt bis sein Rea­les erreicht ist, wonach er dann kei­nen Durst mehr hat.53 Ja.

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Bien enten­du il a fait ça, lui, à vue de nez, car on ne pou­vait plus mal par­tir que lui.

Natür­lich hat er das blind der Nase nach gemacht, denn schlech­ter als er konn­te man nicht anfangen.

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Etre né à Dub­lin, avec un père soû­lo­gra­phe et plus ou moins Féni­an54, c’est-à-dire fana­tique, de deux famil­les, car c’est ain­si que ça se pré­sen­te pour tous quand on est fils de deux famil­les, quand il se trouve qu’on se croit mâle par­ce que on a un petit bout de queue.

In Dub­lin gebo­ren, mit einem ver­sof­fe­nen und mehr oder weni­ger feni­schen55, also fana­ti­schen, Vater, von zwei Fami­li­en, denn so stellt es sich für alle dar, wenn man Sohn zwei­er Fami­li­en ist, wenn man denn glaubt, männ­lich zu sein, weil man ein klei­nes Stück Schwanz hat.56

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Natu­rel­le­ment – par­don­nez-moi ce mot – il en faut plus.

Natür­lich – ver­zei­hen Sie mir die­ses Wort – braucht es mehr..

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Mais com­me il avait la queue un peu lâche, si je puis dire, c’est son art qui a sup­p­léé à sa tenue phallique.

Da er aber einen etwas schlap­pen Schwanz hat­te, wenn ich so sagen darf, leis­te­te sei­ne Kunst Ersatz für sei­ne phal­li­sches Hal­tung.57

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Et c’est tou­jours ainsi.

Und so ist das immer.

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Le phal­lus c’est la con­jon­c­tion de ce que j’ai appelé ce para­si­te… qui est le petit bout de queue en ques­ti­on …c’est la con­jon­c­tion de ceci avec la fon­c­tion de la parole.

Der Phal­lus ist |{15} die Kon­junk­ti­on des­sen, was ich den Para­si­ten genannt habe, also des erwähn­ten Stück­chens Schwanz, er ist die Kon­junk­ti­on davon mit der Funk­ti­on des Sprechens.

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Et c’est en quoi son art est le vrai répond­ant de son phallus.

Und inso­fern ist sei­ne Kunst der wah­re Bür­ge für sei­nen Phal­lus.58

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À part ça, disons que c’était un pau­vre hère, et même un pau­vre hérétique.

Abge­se­hen davon war er, sagen wir, ein pau­vre hère – ein armer Schlu­cker – und sogar ein armer Häre­ti­ker.59

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Il n’y a de joy­ci­ens à jouir de son héré­sie que dans l’université.

Joy­cia­ner, die sei­ne Häre­sie genie­ßen, gibt es nur an der Uni­ver­si­tät.60

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[16] Mais c’est lui qui l’a déli­bé­ré­ment vou­lu que s’occupât de lui cet­te engeance.

Aber er selbst woll­te ganz absicht­lich, dass die­se Sipp­schaft sich mit ihm beschäftigte.

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Le plus fort est qu’il y a réus­si, et au-delà de tou­te mesu­re : ça dure et ça durera encore.

Das Stärks­te ist, dass es ihm über alle Maßen gelun­gen ist, das dau­ert an und es wird noch län­ger andauern.

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Il en vou­lait pour 300 ans, nom­mé­ment, il l’a dit : Je veux que les uni­ver­si­taires s’occupent de moi pen­dant trois cents ans, et il les aura, pour peu que Dieu ne nous ato­mi­se pas.

Er woll­te das für drei­hun­dert Jah­re so, aus­drück­lich, er hat es gesagt: Ich möch­te, dass die Uni­ver­si­täts­leu­te sich drei­hun­dert Jah­re lang mit mir beschäf­ti­gen61, und er wird sie bekom­men, sofern Gott uns nicht atomisiert.

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Ce Herr*… car on ne peut pas dire cet Herr*, c’est inter­dit par l’aspiration, ça embête même tel­lement tout le mon­de que c’est pour ça qu’on dit le pau­vre hère …ce Herr* s’est con­çu com­me un [engl.] hero62 : Ste­phen Hero.

Ce Herr*, die­ser Herr – denn man kann nicht sagen cet Herr*, das ist durch die Aspi­ra­ti­on unter­sagt63, das nervt alle der­art, dass man des­halb sagt le pau­vre hère, der arme Schlu­cker64 –, die­ser Herr* hat sich als ein [engl.] hero65 auf­ge­fasst: Ste­phen Hero66.

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C’est le tit­re expres­sé­ment don­né pour celui de là où il prépa­re le A por­trait of the artist as a young man.

Das ist der Titel, den er aus­drück­lich dem gege­ben hat, von wo aus er A por­trait of the artist as a young man vor­be­rei­tet.67

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Joyce, A Portrait of the Artist as a Young Man, hg. v. Chester G. AndersonAh ! c’était ce que j’aurais bien sou­hai­té que… je l’ai pas empor­té, c’est trop bête …ce que j’aurais sou­hai­té que vous… j’aurais pu au moins vous le mon­trer …que vous le trou­viez et dont, mal aver­ti, je savais que c’était dif­fi­ci­le, et c’est pour ça que je vous pré­cise la façon dont vous devez insister.

Ah, das war das, wovon ich mir wirk­lich gewünscht hät­te, dass – ich habe es nicht mit­ge­bracht, zu dumm! –, das, wovon ich gewünscht hät­te, dass Sie – ich hät­te es Ihnen zumin­dest zei­gen kön­nen –, dass Sie es fin­den, und ich wuss­te, dass es mit wenig Infor­ma­tio­nen schwie­rig sein wür­de, und des­halb sage ich Ihnen genau­er, wie Sie dar­auf insis­tie­ren müs­sen.68

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Mais Nico­le Sels, ici pré­sen­te, m’a envoyé une bafouil­le… une lett­re on appel­le ça …extrê­me­ment pré­cise où pen­dant deux pages, elle m’explique qu’il est impos­si­ble de se le procurer.

Aber Nico­le Sels69, die hier anwe­send ist, hat mir einen Schrieb geschickt, einen Brief nennt man das, mit äußerst genau­en Anga­ben, wor­in sie mir zwei Sei­ten lang dar­legt, dass es unmög­lich ist, sich das zu beschaffen.

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Il est impos­si­ble à l’heure actu­el­le d’avoir ce tex­te et ce que j’ai appelé ce cri­ti­cis­me, c’est-à-dire ce qu’un cer­tain nombre de per­son­nes, tou­tes uni­ver­si­taires… c’est d’ailleurs une façon d’entrer à l’université, l’université aspi­re les joy­ci­ens, mais enfin, ils sont déjà en bon­ne place, elle leur don­ne des gra­des …bref, vous ne trou­verez pas ni le… je ne sais pas com­ment ça se pro­non­ce, c’est Jac­ques Aubert qui va me le dire : est-ce qu’on dit Bibe ou Bibi ?

Zur Zeit ist es nicht mög­lich, die­sen Text zu bekom­men sowie das, was ich den Kri­ti­zis­mus70 genannt habe, näm­lich das, was eine Rei­he von Per­so­nen, alles Uni­ver­si­täts­leu­te – das ist übri­gens eine Wei­se, an die Uni­ver­si­tät zu kom­men, die Uni­ver­si­tät saugt die Joy­cia­ner an, aber schließ­lich sind sie schon an der rich­ti­gen Stel­le, sie gibt ihnen aka­de­mi­sche Gra­de –, kurz, Sie fin­den weder den, ich weiß nicht, wie das aus­ge­spro­chen wird, Jac­ques Aubert wird es mir sagen: sagt man Bibe oder Bibi?71

Jac­ques Aubert:

D’ordinaire, on dit Bibi.

Für gewöhn­lich sagt man Bibi.

 

Lacan:

On dit Bibi ?

Man sagt Bibi?

 

Bon …vous ne trou­ver pas le Bee­be qui ouvre la lis­te par un artic­le sur Joy­ce, je dois dire par­ti­cu­liè­re­ment gra­ti­né, à la suite de quoi vous avez Hugh Ken­ner qui à mon avis… peut-être à cau­se du Saint Tho­mas d’A­quin en ques­ti­on …à mon avis, par­le assez bien de Joyce.

|{16} Gut, Sie fin­den nicht den Bee­be, der die Lis­te anführt, mit einem Arti­kel über Joy­ce, der, ich muss schon sagen, ers­te Sah­ne ist72, danach haben Sie Hugh Ken­ner, der mei­ner Mei­nung nach, viel­leicht auf­grund des erwähn­ten Hei­li­gen Tho­mas von Aquin, der mei­ner Mei­nung nach ziem­lich gut über Joy­ce spricht.73

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Et il y en a d’autres jusqu’à la fin, dont je reg­ret­te que vous ne puis­siez pas disposer.

Und es gibt bis zum Ende hin wei­te­re, bei denen ich bedau­re, dass Sie nicht dar­über ver­fü­gen kön­nen.74

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À la véri­té c’est un pas de clerc, que j’aie… c’est le cas de le dire …que j’aie mis cet­te peti­te note en petits carac­tères… je les ai fait rape­tis­ser, Dieu mer­ci …que j’aie fait cet­te note en petits caractères.

Ehr­lich gesagt, es ist ein blö­der Feh­ler, dass ich – das kann man wirk­lich sagen –, dass ich die­se klei­ne Anmer­kung in klei­ner Schrift ein­ge­fügt habe – ich habe sie ver­klei­nern las­sen, Gott­sei­dank –, dass ich die­se Anmer­kung in klei­ner Schrift ein­ge­fügt habe.75

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Il fau­drait que vous vous arran­giez avec Nico­le Sels pour vous en fai­re fai­re une série de photocopies.

Wenn Sie sich davon eine Rei­he von Foto­ko­pien machen las­sen wol­len, müss­ten Sie sich mit Nico­le Sels abspre­chen.76

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Com­me je pen­se que dans le fond il y en a pas tel­lement qui, l’anglais… sur­tout l’anglais de Joy­ce …soi­ent prêts, je veux dire parés pour le par­ler, ça ne fera quand même qu’un petit nombre.

Da ich den­ke, dass es im Grun­de nicht so vie­le gibt, die in der Lage sind, das Eng­li­sche, beson­ders das Eng­lisch von Joy­ce, ich mei­ne, die dar­auf ein­ge­rich­tet sind, es zu spre­chen, dürf­te es ja wohl nur eine gerin­ge Zahl werden.

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Mais enfin il y aura évi­dem­ment de l’émulation, et une ému­la­ti­on – mon Dieu – légiti­me, | [17] par­ce que Le Por­trait de l’Artiste ou plus exac­te­ment Un Por­trait de l’Artiste, de l’Artiste qu’il faut écr­i­re en y met­tant tout l’accent sur le « le » qui bien sûr en ang­lais n’est pas tout à fait not­re artic­le défi­ni à nous; mais on peut fai­re con­fi­ance à Joy­ce : s’il a dit « le » c’est bien qu’il pen­se que d’artiste, c’est lui le seul, que là il est singulier.

Aber dann wird es natür­lich ein Nach­ei­fern geben, und ein, mein Gott, legi­ti­mes Nach­ei­fern, weil Das Por­trät des Künst­lers oder genau­er Ein Por­trät des Künst­lers, des Künst­lers, den man in der Wei­se schrei­ben muss, dass man dabei den gan­zen Akzent auf das „des“ setzt, das im Eng­li­schen natür­lich nicht ganz das­sel­be ist wie unser bestimm­ter Arti­kel; wir kön­nen Joy­ce aber ver­trau­en: wenn er „des Künst­ler” gesagt hat, dann des­halb, weil er denkt, dass er der ein­zi­ge Künst­ler ist, dass er dar­in ein­zig­ar­tig ist.77

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« As » a Young Man, c’est très suspect, car en fran­çais, ça se tra­dui­rait par « com­me », autre­ment dit, ce dont il s’agit c’est du com­ment.

„As“ a young man, das ist wirk­lich suspekt, denn im Fran­zö­si­schen wäre das mit com­me zu über­set­zen, anders gesagt, es geht um das com­ment, um das wie.78

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Le fran­çais là-des­sus est, est indi­ca­tif, est indi­ca­tif de ceci : c’est que quand on par­le « com­me » en se ser­vant d’un adver­be, quand on dit : réel­le­ment, men­ta­le­ment, héroï­quement, l’adjonction de ce ment est déjà en soi suf­fi­sam­ment indi­ca­ti­ve, indi­ca­ti­ve de ceci : c’est qu’on ment.

Das Fran­zö­si­sche ist hier­zu auf­schluss­reich, von daher auf­schluss­reich, dass man hier, wenn man von com­me – von „wie“ – in der Wei­se spricht, dass man sich dabei eines Adverbs bedient, wenn man réel­le-ment sagt, rea­ler-wei­se, men­ta­le-ment, men­ta­ler-wei­se, héroï­que-ment, heroi­scher-wei­se, dann gibt die Hin­zu­fü­gung die­ses -ment an sich schon genü­gend Auf­schluss dar­über, qu’on ment, dass man lügt.

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Il y a du men­son­ge indi­qué dans tout adver­be, et ce n’est pas là accident.

In jedem Adverb wird eine Lüge ange­zeigt und das ist kein Zufall.

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Quand nous inter­pré­tons, nous devons y fai­re attention.

Wenn wir deu­ten, müs­sen wir dar­auf acht­ge­ben.79

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Quelqu’un qui n’est pas très loin de moi, fai­sait la remar­que à pro­pos de la lan­gue en tant qu’elle dési­gne l’instrument de la paro­le, que c’était aus­si la lan­gue qui por­tait les papil­les dites du goût.

Jemand, der mir nicht sehr fern steht, mach­te mal eine Bemer­kung über die Zun­ge, inso­fern sie das Werk­zeug des Spre­chens bezeich­net, näm­lich dass es eben­falls die Zun­ge ist, die die soge­nann­ten Geschmacks­pa­pil­len trägt.80

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Eh bien, je lui rétor­quer­ai que c’est pas pour rien que ce qu’on dit ment /​ ce con­di­ment. (Lachen).

Nun, ich möch­te ihm hier­mit erwi­dern, |{17} dass es nicht umsonst so ist, dass ce qu’on dit ment /​ ce con­di­ment – was man sagt, lügt /​ die­ses Gewürz. (Lachen)

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Vous avez la bon­té de rigo­ler ( Lachen ), mais c’est pas drôle.

Sie haben die Güte zu lachen (Lachen), aber das ist nicht komisch.

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Car en fin de comp­te nous n’avons que ça com­me arme cont­re le sym­ptô­me : l’équivoque.

Denn als Waf­fe gegen das Sym­ptom haben wir letzt­lich nur dies: die Mehr­deu­tig­keit.

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Il arri­ve que je me paie le luxe de… de « con­trô­ler » on appel­le ça, un cer­tain nombre, un cer­tain nombre de gens qui se sont auto­ri­sés eux-mêmes – selon ma for­mu­le – à être analystes.

Es kommt vor, dass ich mir den Luxus leis­te, eine Rei­he von Leu­ten zu „super­vi­die­ren“, wie man das nennt, eine Rei­he von Leu­ten, die sich, wie mei­ne For­mu­lie­rung lau­tet, selbst auto­ri­siert haben, Ana­ly­ti­ker zu sein.81

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Il y a deux étapes. 

Es gibt zwei Phasen.

 

Il y a une étape où ils sont com­me les rhi­no­cé­ros : ils font à peu près n’importe quoi et je les approuve toujours.

Es gibt eine Pha­se, in der sie wie die Nas­hör­ner sind: Sie machen mehr oder weni­ger irgend­was und ich stim­me ihnen immer zu.82

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Ils ont en effet tou­jours raison.

Sie haben tat­säch­lich immer recht.83

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La deu­xiè­me étape con­sis­te à jouer de cet­te équi­vo­que qui pour­rait libé­rer du sinthome, car c’est uni­quement par l’équivoque que l’interprétation opère.

Die zwei­te Pha­se besteht dar­in, mit der Mehr­deu­tig­keit zu spie­len, die vom Sinthom befrei­en könn­te, denn die Deu­tung wirkt ein­zig und allein durch die Mehrdeutigkeit.

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Il faut qu’il y ait quel­que cho­se dans le signi­fi­ant qui résonne.

Im Signi­fi­kan­ten muss etwas geben, das reso­niert.84

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Il faut dire que on est sur­pris que les phi­lo­so­phes ang­lais, ça ne leur soit nullement apparu.

Man muss sagen, dass man erstaunt ist, dass dies den eng­li­schen Phi­lo­so­phen nicht auf­ge­fal­len ist, in kei­ner Weise.

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Je les appel­le phi­lo­so­phes par­ce que ce ne sont pas des psychanalystes.

Phi­lo­so­phen nen­ne ich sie, weil es kei­ne Psy­cho­ana­ly­ti­ker sind.

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Ils croi­ent dur com­me fer à ce que la paro­le ça n’a pas d’effet.

Sie sind fel­sen­fest davon über­zeugt, dass das Spre­chen kei­ne Wir­kung hat.

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Ils ont tort.

Sie irren sich.

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Ils s’imaginent qu’il y a des pul­si­ons, et enco­re quand ils veu­lent bien ne pas tra­dui­re pul­si­on par « instinct », ils ne s’imaginent pas que les pul­si­ons c’est l’écho dans le corps du fait qu’il y a un dire.

Sie neh­men an, dass es Trie­be gibt, und selbst wenn sie Trieb nicht mit „instinct“ über­set­zen wol­len85, neh­men sie nicht an, dass die Trie­be das Echo im Kör­per der Tat­sa­che sind, dass es ein Sagen gibt.

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Mais que ce dire, pour qu’il réson­ne, pour qu’il con­son­ne … pour employ­er un aut­re mot du Saint Tho­mas d’A­quin … pour qu’il con­son­ne, il faut que le corps y soit sen­si­ble, et qu’il l’est, c’est un fait.

Dafür aber, dass die­ses Sagen reso­niert, dass es kon­so­niert – um ein wei­te­res Wort des Hei­li­gen Tho­mas von Aquin zu ver­wen­den –, dass es kon­so­niert, dafür muss der Kör­per emp­fäng­lich sein, und dass er es ist, ist eine Tatsache.[/note]Für Tho­mas von Aquin ist die con­so­nan­tia (der „Zusam­men­klang“, der „Ein­klang“) eines der drei Merk­ma­le der Schönheit.[/note]

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C’est par­ce que le corps a quel­ques ori­fices dont le plus important… dont le plus important par­ce qu’il peut pas se bou­ch­er, se clo­re …dont le plus important est l’oreille, par­ce qu’il peut pas se fer­mer, que c’est à cau­se de ça que répond dans le corps ce que j’ai appelé la voix.

Weil der Kör­per eini­ge Öff­nun­gen hat, deren wich­tigs­te – da sie nicht wie der Mund ver­schlos­sen wer­den kann, nicht zuge­macht wer­den kann –, deren wich­tigs­te das Ohr ist, da es sich nicht ver­schlie­ßen kann, aus die­sem Grun­de ant­wor­tet im Kör­per das, was ich die Stim­me genannt habe.86

 

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[18] L’embarrassant est assu­ré­ment qu’il n’y a pas que l’oreille, et que lui fait une con­cur­rence émi­nen­te le regard.

Ärger­lich ist natür­lich, dass es nicht nur das Ohr gibt und dass ihm der Blick star­ke Kon­kur­renz macht.87

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More geo­me­tri­co, à cau­se de la for­me chè­re à Pla­ton, l’individu se pré­sen­te com­me il est fou­tu : com­me un corps.

More geo­me­tri­co88 – auf­grund der Form, die Pla­ton so schätz­te89, prä­sen­tiert das Indi­vi­du­um sich so, wie es gebaut ist: als ein Kör­per.

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Ce corps a une puis­sance de cap­ti­va­ti­on qui est tel­le que, jusqu’à un cer­tain point, c’est les aveugles qu’il fau­drait envier.

Die­ser Kör­per hat eine der­art fes­seln­de Kraft, dass man bis zu einem gewis­sen Punkt die Blin­den benei­den sollte.

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Com­ment est-ce qu’un aveug­le, si tant est qu’il se ser­ve du braille, peut lire Euclide ?

Wie kann ein Blin­der, |{18} wenn er Braille­schrift ver­wen­det, Euklid lesen?90

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L’étonnant est ceci que je vais énon­cer, c’est que la for­me ne liv­re que le sac, ou si vous vou­lez la bulle.

Das Erstaun­li­che ist das, was ich sagen wer­de, näm­lich dass die Form nur den Sack lie­fert oder, wenn Sie so wol­len, die Bla­se.91

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Elle est quel­que cho­se qui se gon­f­le, et dont j’ai déjà dit les effets à pro­pos de l’obsessionnel, qui en est féru plus qu’un autre.

Sie ist etwas, das sich auf­bläht und und wovon ich die Wir­kun­gen bereits erwähnt habe, bezo­gen auf den Zwangs­neu­ro­ti­ker, der davon mehr als ande­re beses­sen ist.92

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L’obsessionnel… ai-je dit, quel­que part, on me l’a rap­pelé récem­ment …c’est quel­que cho­se de l’ordre de la gre­nouil­le qui veut se fai­re aus­si gros­se que le boeuf.

Der Zwangs­neu­ro­ti­ker – habe ich irgend­wo gesagt, man mich kürz­lich dar­an erin­nert – ist so etwas wie der Frosch, der sich so groß wie der Och­se machen will.93

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On en sait les effets, par une fable.

Die Fol­gen sind bekannt, aus einer Fabel.94

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Il est par­ti­cu­liè­re­ment dif­fi­ci­le, on le sait, d’arracher l’obsessionnel à cet­te empri­se du regard.

Den Zwangs­neu­ro­ti­ker dem Erfasst­sein durch den Blick zu ent­rei­ßen, ist bekannt­lich beson­ders schwierig.

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Le sac, en tant qu’il s’imagine dans la thé­o­rie de l’ensemble, tel­le que l’a fon­dée Can­tor, se mani­fes­te, voi­re se démont­re… si tou­te démons­tra­ti­on est tenue pour démon­trer l’imaginaire qu’elle impli­que …ce sac – dis-je – méri­te d’être con­no­té d’un ambi­gu de un et de zéro, seul sup­port adé­quat de ce à quoi con­fi­ne l’ensemble vide qui s’impose dans cet­te théorie.

Der Sack, wie er in der Men­gen­leh­re ima­gi­niert wird, wie sie von Can­tor begrün­det wur­de95, die­ser Sack wird mani­fest, ja sogar demons­triert – wenn jede Beweis­füh­rung so auf­ge­fasst wird, dass sie das dar­in ent­hal­te­ne Ima­gi­nä­re demons­triert96 –, die­ser Sack, sage ich, ver­dient es, durch eine Ambi­gui­tät von Eins und Null kon­no­tiert zu wer­den, der ein­zi­gen Stüt­ze, die dem ange­mes­sen ist, wor­an die lee­re Men­ge, die sich in die­ser Theo­rie auf­nö­tigt, angrenzt.

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D’où not­re scrip­ti­on : S indi­ce 1 [S1], je pre­cise, qu’elle se lit com­me ça; elle fait pas l’un, mais elle l’indique com­me pou­vant ne rien con­te­nir, être un sac vide.

Von daher unse­re Schreib­wei­se S1 – ich prä­zi­sie­re, dass sie so gele­sen wird: S Index 1 –, sie bil­det nicht die Eins, sie ver­weist jedoch auf sie als etwas, das auch nichts ent­hal­ten kann, das ein lee­rer Sack sein kann.97.

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Il n’en res­te pas moins qu’un sac vide res­te un sac, soit l’un qui n’est ima­gi­nable que de l’ex-sistence et de la con­sis­tance qu’a le corps, qu’a le corps d’être pot/​peau.

Das ändert nichts dar­an, dass ein lee­rer Sack ein Sack bleibt, näm­lich die Eins, die nur vor­stell­bar ist aus der Ex-sis­tenz und aus der Kon­sis­tenz, die der Kör­per hat, die der Kör­per von daher hat, dass er pot/​peau ist, Topf/​Haut.98

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Il faut les tenir… cet­te ex-sis­tence et cet­te con­sis­tence …pour réel­les, puis­que le réel c’est de les tenir.

Sie müs­sen für real gehal­ten wer­den, die­se Ex-sis­tenz und die­se Kon­sis­tenz, da das Rea­le das ist, sie zu zusam­men­zu­hal­ten.99 .

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D’où le mot Begriff qui veut dire ça.

Von daher das Wort Begriff*, das eben dies bedeu­tet.100 .

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L’Imaginaire mont­re ici son homo­gé­né­i­té au réel, et qu’elle ne tient – cet­te homo­gé­né­i­té – qu’au fait du nombre, en tant qu’il est bin­aire, 1 ou 0, c’est-à-dire qu’il ne sup­porte le 2 que de ce qu’1 ne soit pas 0, qu’il ex-sis­te au 0, mais n’y con­sis­te en rien.

Das Ima­gi­nä­re zeigt hier sei­ne Homo­ge­ni­tät mit dem Rea­len und dass sie, die­se Homo­genei­tät, nur mit dem Fak­tum der Zahl zusam­men­hängt, inso­fern die Zahl binär ist, 1 oder 0, das heißt, dass sie101 die 2 nur dadurch stützt, dass 1 nicht 0 ist, dass sie der 0 ex-sis­tiert, aber kei­nes­wegs dar­aus „kon­sis­tiert“, nicht dar­aus besteht.102

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C’est ain­si que la thé­o­rie de Can­tor doit repar­tir du cou­ple, mais qu’alors l’ensemble y est tiers.

Auf die­se Wei­se muss die Theo­rie von Can­tor wie­der vom Paar aus­ge­hen, zu dem dann jedoch die Men­ge das Drit­te ist.103

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De l’ensemble pre­mier à ce qui est l’autre104, la jon­c­tion ne se fait pas.

Zwi­schen der ers­ten Men­ge und dem, was die ande­re ist, stellt die Ver­bin­dung sich nicht her.105 .

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C’est bien en quoi le sym­bo­le en remet sur l’imaginaire, lui a l’indice 2 [S2], c’est-à-dire qu’indiquant qu’il est cou­ple, il intro­duit la divi­si­on dans le sujet – quel qu’il soit – de ce qui s’y énon­ce de fait [fɛ], le fait [fɛ] res­tant sus­pen­du à l’énigme de l’énonciation qui n’est que fait [fɛ] fer­mé sur lui : le fait [fɛ] du fait [fɛ], com­me on l’écrit, [lə fɛt dy fɛ] | [19] ou [lə fɛ dy fɛt], com­me ça se dit, égaux en fait [ɑ̃fɛt], équi­vo­ques et équi­va­lents, et par là limi­te du dit.

Inso­fern setzt das Sym­bol auf das Ima­gi­nä­re eins drauf; das Sym­bol hat den Index 2 [S2], und das heißt, indem es anzeigt, dass es Paar ist, führt es die Spal­tung in das Sub­jekt ein, in wel­ches auch immer, durch das, was hier fak­tisch aus­ge­sagt wird, wobei die­ses Fak­tum vom Rät­sel des Aus­sa­gens abhän­gig bleibt,106, das nur ein in sich |{19} geschlos­se­nes Fak­tum ist, le fait du fait, so schreibt man das, das Fak­tum des Fak­tums, gespro­chen wird es [lə fɛt dy fɛ] – auch le faî­te du fait, der Gip­fel des Fak­tums – oder [lə fɛ dy fɛt] – auch le fait fu faî­te, das Fak­tum des Gip­fels –, égaux en fait [ego​ ɑ̃ fɛt] – fak­tisch gleich –, Äqui­vo­ka­tio­nen und Äqui­va­len­te und dadurch Gren­ze des Gesag­ten.107

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L’inouï est que les hom­mes aient très bien vu que le sym­bo­le ne pou­vait être qu’une piè­ce cas­sée, et ce – si je puis dire – de tous temps, mais qu’ils n’aient pas vu à l’époque… à l’époque de ce tous temps …que cela com­por­tait l’unité et la récipro­ci­té du signi­fi­ant et du signi­fié, con­sé­quem­ment que le signi­fié d’origine ne veut rien dire, qu’il n’est qu’un signe d’arbitrage ent­re deux signi­fi­ants, mais de ce fait pas d’arbitraire pour le choix de ceux-ci. 

Es ist unglaub­lich, dass die Men­schen sehr deut­lich gese­hen haben, dass das Sym­bol nur ein zer­bro­che­nes Stück sein konn­te108, und dies, wenn ich so sagen darf, zu allen Zei­ten, dass sie aber zu der Zeit – zur Zeit die­ses zu allen Zei­ten – nicht gese­hen haben, dass dies die Ein­heit und die Rezi­pro­zi­tät von Signi­fi­kant und Signi­fi­kat mit sich brach­te109 und dass folg­lich das ursprüng­li­che Signi­fi­kat nichts bedeu­tet, dass es nur ein Zei­chen der Arbi­tra­ge für die Wahl zwi­schen zwei Signi­fi­kan­ten ist, des­halb jedoch kei­nes­wegs ein Zei­chen für das Arbi­trä­re der Wahl zwi­schen ihnen.110

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Il n’y a d’umpi­re… umpi­re pour le dire en ang­lais, c’est com­me ça que Joy­ce l’écrit …qu’à par­tir de l’empire, de l’imperium sur le corps, com­me tout en por­te la mar­que dès l’ordalie.

Umpi­re gibt es nur – umpi­re, um es auf Eng­lisch zu sagen, so schreibt es Joy­ce –, gibt es nur aus­ge­hend vom [frz.] empire, vom Impe­ri­um über den Kör­per, wie alles des­sen Mar­kie­rung trägt, vom Ord­al an.111

 

Ici, le 1 con­fir­me son déta­che­ment d’avec le 2.

Die 1 bestä­tigt hier ihre Ablö­sung von der 2.

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Il ne fait 3 que par for­ça­ge ima­gi­n­aire, celui qui impo­se qu’une volon­té sug­gè­re à l’un de moles­ter l’autre, sans être lié à aucun. Ouais…

Sie macht 3 nur durch ima­gi­nä­res Auf­het­zen, ein Auf­het­zen, das dazu nötigt, dass ein Wil­le dem einen nahe­legt, den ande­ren zu beläs­ti­gen, ohne an einen von ihnen gebun­den zu sein. Jawohl.

Wappen der Familie BorromeoWap­pen der Fami­lie Bor­ro­meo112

Ausschnitt aus dem Borromäer-WappenAus­schnitt aus dem Borromeo-Wappen

Pour que la con­di­ti­on fût expres­sé­ment posée de ce qu’à par­tir de trois anneaux, on fît une chaî­ne tel­le que la rup­tu­re d’un seul ren­dît – l’un de l’autre – les deux aut­res libres, quels qu’ils fus­sent… car dans une chaî­ne l’anneau du milieu, si je puis dire de cet­te façon abré­gée, réa­li­se ça : les deux aut­res libres, quels qu’ils fus­sent …il a fal­lu qu’on s’aperçût que c’était inscrit aux armoi­ries des Bor­ro­mée, que le nœud – de ce fait dit bor­ro­mé­en – était déjà là sans que per­son­ne se fût avi­sé d’en tirer conséquence.

Damit aus­drück­lich die Bedin­gung gestellt wur­de, dass man aus­ge­hend von drei Rin­gen eine Ver­ket­tung so bil­det, dass das Auf­tren­nen eines belie­bi­gen ein­zi­gen Rin­ges die bei­den ande­ren von­ein­an­der befreit, wel­che sie auch sei­en – in einer Ket­te wird dies ja, wenn ich das so ver­kürzt sagen kann, durch den mitt­le­ren Ring rea­li­siert –, die bei­den ande­ren, wel­che sie auch sei­en, von­ein­an­der befreit, hier­für muss­te zunächst regis­triert wer­den, dass dies in das Wap­pen der Bor­ro­mä­er ein­ge­tra­gen war, dass also der aus die­sem Grun­de bor­ro­mä­isch genann­te Kno­ten bereits da war, ohne dass jemand auf den Gedan­ken gekom­men wäre, Kon­se­quen­zen dar­aus zu ziehen.

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C’est bien là, c’est bien là que gît ceci : que c’est une err­eur de pen­ser que ce soit une nor­me pour le rap­port de trois fon­c­tions qui n’existent… l’une à l’autre dans leur exer­ci­ce …que chez l’être qui de ce fait se croit être homme.

Borromäischer Dreierknoten -Version Miller SBor­ro­mäi­sche Rin­ge mit Zuord­nung zum Rea­len (R), Sym­bo­li­schen (S) und Ima­gi­nä­ren (I)113

Eben dar­an liegt es, dass es ein Irr­tum ist zu den­ken, dies sei eine Norm für die Bezie­hung zwi­schen drei Funk­tio­nen, die in ihrer gemein­sa­men Rea­li­sie­rung nur bei dem Wesen exis­tie­ren, das sich von daher |{20} für einen Men­schen hält.

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Ce n’est pas que soi­ent rom­pus le sym­bo­li­que, l’imaginaire et le réel qui défi­nit la per­ver­si­on, c’est que ils sont déjà distinc­tes114, et qu’il en faut sup­po­ser un qua­triè­me… qui est le sinthome en l’occasion …qu’il faut sup­po­ser tétra­di­que ce qui fait le lien bor­ro­mé­en, que per­ver­si­on ne veut dire que ver­si­on vers le père, et qu’en som­me le père est un sym­ptô­me ou un sinthome, com­me vous le voudrez.

Die Per­ver­si­on ist nicht dadurch defi­niert, dass das Sym­bo­li­sche, das Ima­gi­nä­re und das Rea­le zer­ris­sen wären, son­dern dadurch, dass sie bereits unter­schie­den sind und man ein vier­tes Ele­ment anneh­men muss, näm­lich das Sinthom, dass man das, was das bor­ro­mäi­sche Band aus­macht, als tetra­disch unter­stel­len muss, dass Per­ver­si­on nichts ande­res besagt als ver­si­on vers le père, Wen­dung zum Vater, und dass der Vater kurz­ge­sagt nur ein Sym­ptom ist oder ein sinthome /​ ein saint hom­me – ein hei­li­ger Mann –, wie Sie wollen.

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L’ex-sistence du sym­ptô­me c’est ce qui est impli­qué par la posi­ti­on même, cel­le qui sup­po­se ce lien – de l’imaginaire, du sym­bo­li­que et du réel – énigmatique.

Die Ex-sis­tenz des Sym­ptoms ist das, was in der Posi­ti­on selbst impli­ziert ist, in der­je­ni­gen, durch die das rät­sel­haf­te Band des Ima­gi­nä­ren, des Sym­bo­li­schen und des Rea­len unter­stellt wird.

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Si vous trou­vez quel­que part… je l’ai déjà des­si­né …ceci qui sché­ma­tise le rap­port de l’imaginaire, du sym­bo­li­que et du réel en tant que sépa­rés l’un de l’autre, vous avez déjà, dans mes pré­cé­den­tes figu­ra­ti­ons, mis à plat leur rap­port, la pos­si­bi­li­té de les lier – par quoi ? – Par le sinthome.

Links: drei getrenn­te Rin­ge. Rechts: ihre Ver­bin­dung durch den vier­ten Ring des Sinthoms (Σ)115

 

Wenn Sie irgend­wo – ich habe es bereits gezeich­net – das fin­den, wodurch das Ver­hält­nis des Ima­gi­nä­ren, des Sym­bo­li­schen und des Rea­len sche­ma­tisch so dar­ge­stellt wird, dass sie von­ein­an­der getrennt sind, dann haben Sie bereits in mei­nen frü­he­ren geplät­te­ten Dar­stel­lun­gen ihrer Bezie­hung die Mög­lich­keit, sie zu ver­bin­den. Wodurch? Durch das Sinthom.

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Si j’avais ici un craie de couleur…

|{21} Wenn ich hier eine far­bi­ge Krei­de hätte …

 

Glo­ria Gon­za­lez116:

De quel­le cou­leur vous la voulez ?

In wel­cher Far­be möch­ten Sie sie?

 

Lacan:

Com­ment ?

Wie?

 

Gon­za­les:

De quel­le couleur ?

In wel­cher Farbe?

 

Lacan:

Rouge, si vous le vou­lez bien. 

Rot, wenn das mög­lich ist.

 

Vous êtes vrai­ment trop gentille.

Sie sind wirk­lich zu freundlich.

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[20] Tout dépend de ceci : C’est que à rab­att­re ce grand S… c’est-à-dire ce qui s’affirme de la con­sis­tance du sym­bo­li­que …à le rab­att­re, com­me il est plau­si­ble, je veux dire offert, à le rab­att­re d’une façon qui se trace ain­si, vous avez… si cet­te figu­re est cor­rec­te, je veux dire que glis­sant sous le réel, c’est évi­dem­ment aus­si sous l’imaginaire qu’il doit se trou­ver, à ceci près qu’ici, c’est sur le sym­ptô­ma­tique qu’il doit pas­ser …vous vous trou­vez dans la posi­ti­on sui­van­te, c’est qu’à par­tir de quat­re, ce qui se figu­re est ceci :

[an der Tafel:]

c’est à savoir que vous aurez le rap­port sui­vant, ici par exemp­le, l’imaginaire, le réel, et le sym­ptô­me que je vais figu­rer d’un sig­ma, Σ, et le sym­bo­li­que, mais que chacun d’entre eux est échangeable. 

Alles hängt von Fol­gen­dem ab: Wenn Sie die­ses groß S umklap­pen, also das, was sich von der Kon­sis­tenz des Sym­bo­li­schen her behaup­tet, wenn Sie es umklap­pen wie es plau­si­bel ist, ich mei­ne, wie es sich anbie­tet, wenn Sie es auf eine Wei­se umklap­pen, die so gezeich­net wird, dann haben Sie, falls die­se Figur kor­rekt ist – ich mei­ne, dass es unter dem Rea­len durch­geht und es offen­sicht­lich eben­falls unter dem Ima­gi­nä­ren sein muss, abge­se­hen davon, dass es hier über das Sym­pto­ma­ti­sche lau­fen muss –, dann sind Sie in der fol­gen­den Posi­ti­on, dass sich das aus­ge­hend von vie­ren so darstellt:

[an der Tafel:]

das heißt, Sie erhal­ten das fol­gen­de Ver­hält­nis: hier zum Bei­spiel das Ima­gi­nä­re, das Rea­le und das Sym­ptom, das ich mit einem Sig­ma dar­stel­len wer­de, Σ, sowie das Sym­bo­li­sche, dass aber jedes von ihnen aus­tausch­bar ist.

 

Expres­sé­ment ; de un à deux peut s’invertir en deux à un, de trois à quat­re peut s’invertir de quat­re à trois, d’une façon qui, j’espère, vous paraît simple:

[an der Tafel]

R S Σ I

1 2 3 4

2 1 4 3

 

Um es aus­drück­lich zu sagen, die Bezie­hung von 1 zu 2 kann umge­kehrt wer­den in die Bezie­hung von 2 zu 1, die von 3 zu 4 kann umge­kehrt wer­den in die von 4 zu 3, auf eine Wei­se, die Ihnen, wie ich hof­fe, als ein­fach erscheint.

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[21] Mais nous nous trou­vons de ce fait dans la situa­ti­on sui­van­te, c’est que ce qui est un à deux voi­re deux à un, pour avoir dans son milieu, si l’on peut dire, le Σ et le S, doit fai­re… c’est pré­cis­é­ment ici que c’est figu­ré …doit fai­re que le sym­ptô­me et le sym­bo­le se trou­vent pris d’une façon tel­le… il fau­drait que je vous mont­re par quel­que figu­ra­ti­on simp­le …d’une façon tel­le que il y en a… com­me vous le voyez là-bas …qu’il y en a quat­re qui sont… vous le voyez là …il y en a quat­re qui sont tirés par le grand R ; et ici c’est d’une cer­taine façon que le I se com­bi­ne en pas­sant au-des­sus du sym­bo­le ici figu­ré, et au-des­sous du symptôme.

Bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung von vier Rin­gen, Sym­bo­li­sches und Sym­ptom zwi­schen Rea­lem und Ima­gi­nä­rem117

 

Dadurch sind wir aber in der fol­gen­den Situa­ti­on: Was 1 zu 2 ist bezie­hungs­wei­se 2 zu 1, muss bewir­ken, da es in sei­ner Mit­te, wenn man so sagen kann, das Σ und das S hat – so ist das hier dar­ge­stellt –, muss bewir­ken, dass das Sym­ptom und das Sym­bol auf eine Wei­se gehal­ten wer­den – ich müss­te Ihnen das durch eine ein­fa­che Dar­stel­lung zei­gen –, |{22} dass sie auf eine Wei­se gehal­ten wer­den, dass es – wie Sie dort sehen –, dass es vier gibt, die – Sie sehen es da –, dass es vier gibt, die vom gro­ßen R gezo­gen wer­den; und hier ver­bin­det sich das I auf spe­zi­el­le Wei­se, indem es über dem hier dar­ge­stell­ten Sym­bol und unter dem Sym­ptom ver­läuft.118

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C’est tou­jours sous cet­te for­me que se pré­sen­te le lien, le lien que j’ai expri­mé ici par l’opposition du R au I.

In die­ser Gestalt prä­sen­tiert sich die Ver­bin­dung immer, die Ver­bin­dung, die ich hier durch die Oppo­si­ti­on von R und I aus­ge­drückt habe.

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Autre­ment dit, les deux – sym­ptô­me et sym­bo­le – se pré­sen­tent de façon tel­le que ici, un des deux ter­mes les prend dans leur ensem­ble, alors que l’autre pas­se, disons sur celui qui est au-des­sus et sous celui qui est au-dessous.

Anders gesagt, die­se bei­den, Sym­ptom und Sym­bol, prä­sen­tie­ren sich so, dass eines der bei­den Enden sie hier in ihrer Gesamt­heit nimmt, wäh­rend das ande­re, sagen wir, über den hin­weg läuft, der oben ist und unter dem, der unten ist.

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C’est la figu­re que vous obte­nez régu­liè­re­ment dans une ten­ta­ti­ve de fai­re le nœud bor­ro­mé­en à quat­re et c’est cel­le que j’ai mis ici, sur l’extrême droite.

Bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung von vier Rin­gen119

Das ist die Figur, die Sie regel­mä­ßig erhal­ten, wenn Sie ver­su­chen, den bor­ro­mäi­schen Vie­rer­kno­ten zu bil­den, und das ist die, die ich hier­hin gesetzt habe, rechts außen.

 

Le com­ple­xe d’Œdipe, com­me tel, est un symptôme.

Der Ödi­pus­kom­plex als sol­cher ist ein Sym­ptom..

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C’est en tant que le Nom-du-Père est aus­si le père du nom que tout se sou­ti­ent, ce qui ne rend pas moins néces­saire le symptôme.

Alles wird inso­fern gestützt, als der Name-des-Vaters auch der Vater des Namens ist – wodurch das Sym­ptom nicht weni­ger not­wen­dig ist. .

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Cet Aut­re dont il s’agit, c’est ce quel­que cho­se qui dans Joy­ce se mani­fes­te par ceci : qu’il est en som­me char­gé de père.

Die­ser Ande­re, um den es geht, ist jenes Etwas, das sich bei Joy­ce dar­in zeigt, dass er letzt­lich für den Vater ver­ant­wort­lich ist..

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C’est dans la mesu­re où ce père… com­me il s’avère dans l’Ulys­ses …il doit le sou­te­nir pour qu’il sub­sis­te, que Joy­ce par son art… son art qui est tou­jours le quel­que cho­se qui, du fond des âges, nous vient com­me issu de l’artisan …c’est par son art que Joy­ce fait sub­sis­ter non seu­le­ment sa famil­le, mais l’illustre si l’on peut dire, et du même coup illus­tre ce qu’il appel­le quel­que part my coun­try.

In dem Maße, indem er die­sen Vater, wie sich im Ulys­ses her­aus­stellt, stüt­zen muß, damit er fort­be­steht120, lässt Joy­ce durch sei­ne Kunst, son art, die immer etwas ist, das uns, aus­ge­hend vom Hand­wer­ker, vom arti­san, vom Grun­de der Zei­ten her erreicht121, lässt Joy­ce durch sei­ne Kunst nicht nur sei­ne Fami­lie fort­be­stehen, son­dern er „illus­triert“ sie, wenn man so sagen kann – er macht sie illus­ter –, und zugleich „illus­triert“ er das, was er irgend­wo my coun­try nennt.122

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L’esprit incréé – dit-il – de sa race… c’est ce par quoi finit Le Por­trait de l’Artiste …c’est là ce dont il se don­ne la mission.

Der unge­schaf­fe­ne Geist, sagt er, sei­ner |{23} Ras­se – damit endet das Por­trät des Künst­lers –, das ist der Auf­trag, den er sich gibt.123 .

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En ce sens, j’annonce ce que va être cet­te année mon inter­ro­ga­ti­on sur l’art : en quoi l’artifice peut-il viser expres­sé­ment ce qui se pré­sen­te d’abord com­me symptôme ?

In die­sem Sin­ne kün­di­ge ich an, was in die­sem Jahr mei­ne Befra­gung über die Kunst, sur l’art, sein wird: Auf wel­che Wei­se kann l’ar­ti­fice, der Kunst­griff /​ das Arte­fakt, aus­drück­lich auf das abzie­len, was sich zunächst als Sym­ptom darstellt?

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En quoi l’art, l’artisanat peut—il déjouer, si l’on peut dire, ce qui s’impose du sym­ptô­me – à savoir quoi ? – | [23] mais ce que j’ai figu­ré dans mes deux tétraèd­res : la vérité.

Auf wel­che Wei­se kann l’art, l’ar­ti­sa­nat – kön­nen Kunst und Hand­werk – das ver­ei­teln, wenn man so sagen kann, was sich vom Sym­ptom her auf­nö­tigt? Nämlich was? Das, was ich in mei­nen bei­den Tetra­edern dar­ge­stellt habe: die Wahr­heit.124

Herrendiskurs zwei Tetraeder

Umwand­lung des Sche­mas des Her­ren­dis­kur­ses in einen Tetra­eder125

 

La véri­té, où est-elle dans cet­te occasion ?

Wo ist sie hier­bei, die Wahrheit?

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J’ai dit qu’elle était quel­que part dans le dis­cours du maît­re, com­me sup­po­sée dans le sujet, en tant que divi­sé il est enco­re sujet au fantasme.

Ich habe gesagt, im Dis­kurs des Herrn ist sie etwas, das irgend­wo im Sub­jekt unter­stellt wird; inso­fern es gespal­ten ist, ist es noch dem Phan­tas­ma unter­wor­fen.126

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C’est, con­trai­re­ment à ce que j’avais figu­ré d’abord, c’est ici, au niveau de la véri­té que nous devons con­sidé­rer le mi-dire.

Das heißt, dass wir hier auf der Ebe­ne der Wahr­heit – im Gegen­satz zu dem, was ich zunächst dar­ge­stellt hat­te – das Halb­sa­gen in Betracht zie­hen müs­sen.127

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C’est-à-dire que le sujet, à cet­te étape128, ne peut se repré­sen­ter que du signi­fi­ant indi­ce 1 [S1], que le signi­fi­ant indi­ce 2 [S2], c’est très pré­cis­é­ment ce qui se repré­sen­te de la… pour le figu­rer com­me je l’ai fait tout à l’heure …de la dupli­ci­té du sym­bo­le et du symptôme.

Das heißt, dass in die­sem Sta­di­um das Sub­jekt nur durch den Signi­fi­kan­ten Index 1, S1, reprä­sen­tiert wer­den kann und dass der Signi­fi­kant Index 2, S2, eben das ist, was – um es so dar­zu­stel­len, wie ich es eben getan habe –, was durch die Dupli­zi­tät von Sym­bol und Sym­ptom reprä­sen­tiert wird.129

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Là est l’artisan, l’artisan en tant que par la con­jon­c­tion de deux signi­fi­ants, il est capa­ble de pro­dui­re ce que tout à l’heure j’ai appelé l’objet a ou plus exac­te­ment je l’ai illus­tré du rap­port à l’oreille et à l’œil, voi­re évo­quant la bou­che close.

Da ist der Hand­wer­ker, der Hand­wer­ker, inso­fern er in der Lage ist, durch die Ver­bin­dung von zwei Signi­fi­kan­ten das zu pro­du­zie­ren, was ich eben Objekt a genannt habe oder genau­er, ich habe es durch das Ver­hält­nis zum Ohr und zum Auge illus­triert sowie auch dadurch, dass ich auf den geschlos­se­nen Mund ange­spielt habe.130

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C’est bien en tant que le dis­cours du maît­re règ­ne, que S2 se divi­se, et cet­te divi­si­on, c’est la divi­si­on du sym­bo­le et du symptôme.

{24} Soweit der Dis­kurs des Herrn bestim­mend ist, spal­tet sich das S2, und die­se Spal­tung ist die in Sym­bol und Symptom.

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Mais cet­te divi­si­on du sym­bo­le et du sym­ptô­me, elle est si l’on peut dire, reflé­tée dans la divi­si­on du sujet.

Die Spal­tung in Sym­bol und Sym­ptom reflek­tiert sich jedoch, wenn man so sagen kann, in der Spal­tung des Subjekts.

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C’est par­ce que le sujet c’est ce qu’un signi­fi­ant repré­sen­te auprès d’un aut­re signi­fi­ant que nous som­mes néces­si­tés par son insis­tance, à mon­trer que c’est dans le sym­ptô­me que un de ces deux signi­fi­ants du sym­bo­li­que, prend son support.

Weil das Sub­jekt das ist, was ein Signi­fi­kant bei einem ande­ren Signi­fi­kan­ten reprä­sen­tiert, wer­den wir durch sein Insis­tie­ren genö­tigt131, zu zei­gen, dass einer die­ser bei­den Signi­fi­kan­ten des Sym­bo­li­schen sei­ne Stüt­ze im Sym­ptom findet.

 

En ce sens, on peut dire que dans l’articulation du sym­ptô­me au sym­bo­le, il n’y a, je dirai qu’un faux trou..

Fal­sches Loch zwi­schen den Rin­gen des Sym­bo­li­schen und des Symptoms

In die­sem Sin­ne kann man sagen, dass es in der Arti­ku­la­ti­on des Sym­ptoms mit dem Sym­bol ledig­lich ein, so möch­te ich sagen, fal­sches Loch gibt.132

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Si nous sup­po­sons la con­sis­tance… con­sis­tance d’une quel­con­que de ces fon­c­tions, sym­bo­li­que, ima­gi­n­aire et réel …si nous sup­po­sons cet­te con­sis­tance com­me faisant cer­cle, ceci sup­po­se un trou.

Wenn wir die Kon­sis­tenz anneh­men – die Kon­sis­tenz irgend­ei­ner die­ser Funk­tio­nen, sym­bo­lisch, ima­gi­när oder real –, wenn wir anneh­men, dass die­se Kon­sis­tenz einen Kreis bil­det, dann unter­stellt das ein Loch. .

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Mais dans le cas du sym­bo­le et du sym­ptô­me, c’est aut­re cho­se dont il s’agit : | [24] ce qui fait trou c’est l’ensemble – c’est l’ensemble pli­és l’un sur l’autre – de ces deux cercles.

Im Fal­le des Sym­bols und des Sym­ptoms geht es jedoch um etwas ande­res: das, wodurch ein Loch gebil­det wird, ist die Gesamt­heit – die über­ein­an­der geklapp­te Gesamt­heit – die­ser bei­den Kreise.

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Ici, com­me l’a assez bien figu­ré Sou­ry… pour l’appeler par son nom, je sais pas s’il est ici …il faut encad­rer par quel­que cho­se qui res­sem­ble à une souf­flu­re, à ce que nous appe­lons dans la topo­lo­gie, un tore.

Hier muss man, wie es Sou­ry – um ihn beim Namen zu nen­nen, ich weiß nicht, ob er hier ist133 –, wie Sou­ry es ziem­lich gut dar­ge­stellt hat, hier muss man <das> durch etwas ein­rah­men, was einer Luft­kam­mer ähnelt und was wir in der Topo­lo­gie als Torus bezeichnen.

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Il faut cer­ner chacun de ces trous dans quel­que cho­se qui les fait tenir ensem­ble, pour que nous ayons ici quel­que cho­se qui puis­se être qua­li­fié du vrai trou.

Man muss jedes die­ser Löcher in etwas ein­schlie­ßen, das sie zusam­men­hält, damit wir hier etwas haben, das als ech­tes Loch qua­li­fi­ziert wer­den kann.134

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C’est dire que : il faut ima­gi­ner pour que ces trous sub­sis­tent, se main­ti­en­nent, sup­po­ser135 sim­ple­ment ici une droi­te… ça rem­pl­i­ra le même rôle …une droi­te pour peu qu’elle soit infinie.

Echtes Loch durch unendiche GeradeEine unend­li­che Gera­de ver­wan­delt das fal­sche Loch in ein ech­tes Loch.

{25} Das heißt, dass man sich vor­stel­len muss, damit die­se Löcher bestehen blei­ben, erhal­ten blei­ben, dass man hier ein­fach eine Gera­de anneh­men muss, das wird die­sel­be Funk­ti­on erfül­len, eine Gera­de, vor­aus­ge­setzt, sie ist unend­lich. .

 

Ce cer­cle – il fau­dra assu­ré­ment que j’y revi­en­ne – le cer­cle a une fon­c­tion qui est bien con­nue de la poli­ce : le cer­cle ça sert à cir­cu­ler et c’est bien en ça que la poli­ce a un sou­ti­en qui ne date pas d’hier.

Die­ser Kreis – dar­auf wer­de ich sicher­lich zurück­kom­men müs­sen –, der Kreis hat eine Funk­ti­on, die der Poli­zei wohl­be­kannt ist, der Kreis dient dem Zir­ku­lie­ren, und dar­in hat die Poli­zei nicht erst seit ges­tern eine Stüt­ze.136

..

Hegel avait très bien vu, quel­le en était la fon­c­tion, et il l’avait vu sous une for­me qui n’est assu­ré­ment pas cel­le dont il s’agit, ce qui est en question.

Hegel hat­te sehr gut gese­hen, was ihre Funk­ti­on ist, und er hat­te es in einer Form gese­hen, die gewiss nicht die­je­ni­ge ist, um die es sich han­delt, die in Fra­ge steht.137

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Il s’agit pour la poli­ce, sim­ple­ment que le tour­na­ge en rond se perpétue.

Für die Poli­zei han­delt es ein­fach da-|{26} rum, dass das Sich-im-Krei­se-Dre­hen weitergeht.

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Le fait que nous puis­si­ons, dans ce faux trou, fai­re l’adjonction, l’adjonction d’une droi­te infi­nie, et qu’à soi seul ceci fas­se de ce faux trou, un trou qui bor­ro­mé­en­ne­ment sub­sis­te, c’est là le point sur lequel je m’arrête aujourd’hui.

Die Tat­sa­che, dass wir zu die­sem fal­schen Loch etwas hin­zu­fü­gen kön­nen, dass wir eine unend­li­che Gera­de hin­zu­fü­gen kön­nen und dass bereits dies aus dem fal­schen Loch ein Loch macht, das auf bor­ro­mäi­sche Wei­se Bestand hat, das ist der Punkt, mit dem ich heu­te auf­hö­re.

Erst drei Ringe bilden zusammen also ein echtes Loch. Dieses von drei Ringen in der Plättung gemeinsam gebildete Loch ist das Objekt a, wie in Seminar 22 ausgeführt wird. Vgl. die nebenstehende Zeichnung aus Seminar 23, Sitzung vom 13. Januar 1976, Version Miller 2005 auf S. 72.">138

PARAPHRASE MIT ERGÄNZUNGEN UND FRAGEN

Pas­sa­gen in schwar­zer Schrift sind Zusam­men­fas­sun­gen, Pas­sa­gen in ecki­gen Klam­mern in grü­ner Schrift sind mei­ne erläu­tern­den Ergän­zun­gen, Pas­sa­gen in ecki­gen Klam­mern, die mit zwei Fra­ge­zei­chen begin­nen und hell­grün unter­legt sind, ent­hal­ten mei­ne Fra­gen zum Textverständnis. 

Die Zah­len in geschweif­ten Klam­mern in grau­er Schrift ver­wei­sen auf die ent­spre­chen­den Sei­ten von:
Jac­ques Lacan: Das Sinthom. Das Semi­nar, Buch XXIII (1975–1976). Text­her­stel­lung durch Jac­ques-Alain Mil­ler. Über­setzt von Myri­am Mit­el­man und Harold Diel­mann. Turia und Kant, Wien 2017.

 

Titel und Themen des Seminars

Sinthom

{9} Lacan weist dar­auf hin, dass er die­ses Semi­nar mit dem Titel Le sinthome ange­kün­digt hat­te (hier mit Das Sinthom über­setzt). Sinthome ist eine älte­re Schreib­wei­se für das, was dann spä­ter sym­ptô­me hei­ßen soll­te (auf Deutsch: Sym­ptom).

[Die Schreib­wei­se sinthome fin­det man in der Zeit der Inku­n­ablen, also zwi­schen 1450 und 1550 (sagt Lacan in der Ankün­di­gung des Semi­nars eine Woche zuvor bei den Stu­di­en­ta­gen der ELP). Die Schreib­wei­se sym­ptô­me ori­en­tiert sich am Grie­chi­schen: sun ptō­ma, „zusam­men“ und „Fall“, also „das Zusammenfallende“.]

[Das fran­zö­si­sche Wort sinthome ist laut­gleich mit saint hom­me („hei­li­ger Mann“) und mit Saint Thome (Abkür­zung für „Hei­li­ger Tho­mas“). Die alter­tüm­li­che Schreib­wei­se evo­ziert eine The­se zum Sym­ptom: Das Sym­ptom beruht dar­auf, dass ein hei­li­ger Mann ins Spiel kommt (dass der Vater zum hei­li­gen Mann wird); Lacan wird spä­ter in die­ser Sit­zung dar­auf zurückkommen.]

[Die Ände­rung der Schreib­wei­se mit der Über­la­ge­rung zwei­er Spra­chen erin­nert zugleich an die lite­ra­ri­sche Tech­nik von Joy­ce, vor allem in Fin­ne­gans Wake. Auch das bezieht sich auf das The­ma des Semi­nars: Die Fra­ge des Sym­ptoms soll anhand von Joy­ce und der Joyce’schen Schreib­kunst unter­sucht werden.]

[Auf den Ton­auf­nah­men sind sinthome und sym­ptô­me gut zu unter­schei­den, vor­aus­ge­setzt, die Qua­li­tät der Auf­nah­me stimmt eini­ger­ma­ßen. Lacan spricht sehr deut­lich und man hört, ob er das Wort ohne p oder mit p spricht.]

[Damit wird eine ers­te Fra­ge auf­ge­wor­fen: Ist Sinthom nur eine ande­re Schreib­wei­se für Sym­ptom oder unter­schei­det Lacan zwei psy­chi­sche For­ma­tio­nen, das Sym­ptom und das Sinthom? Falls es zwei For­ma­tio­nen sind, wie ver­hal­ten sie sich zuein­an­der? Mil­ler und Morel deu­ten es in ihren Sinthom-Kom­men­ta­ren so: das Sinthom ist eine Modi­fi­ka­ti­on des ursprüng­li­chen Sym­ptoms.139]

Joyce

Die Ver­än­de­rung der Schreib­wei­se [die Erset­zung von sinthome durch sym­ptô­me] ver­weist auf ein his­to­ri­sches Ereig­nis, auf das [mit dem Renais­sance-Huma­nis­mus ver­bun­de­ne] Inji­zie­ren des Grie­chi­schen in das Fran­zö­si­sche, das Fran­zö­si­sche ist „mei­ne Lalan­gue“, sagt Lacan an die­ser Stel­le [er ver­wen­det lalan­gue hier für eine Natio­nal­spra­che, näm­lich das Fran­zö­si­sche, die Bedeu­tung von mei­ne Lalan­gue ist „mei­ne Mut­ter­spra­che“]. Im Ulys­ses wünscht Joy­ce sich eben­falls eine Hel­le­ni­sie­rung, also ein Ein­drin­gen des Grie­chi­schen [im Roman wünscht sich das Buck Mul­ligan, der hier von Lacan als Spre­cher von Joy­ce genom­men wird. Mit dem Rück­gang von der grie­chi­schen zur alten fran­zö­si­schen Schreib­wei­se betreibt Lacan an die­sem Punkt eine Enthel­le­ni­sie­rung des Fran­zö­si­schen, sei­ne Ope­ra­ti­on läuft den Ansprü­chen von Mul­ligan bzw. Joy­ce zuwi­der.] Aber in wel­che Spra­che soll das Grie­chi­sche ein­drin­gen? Joy­ce geht es um Irland, und die Spra­che Irlands ist das Gäli­sche [heu­te ist es die offi­zi­el­le Erst­spra­che der Repu­blik Irland]. Joy­ce war jedoch gezwun­gen, Eng­lisch zu schrei­ben [gewis­ser­ma­ßen die Spra­che der Inva­so­ren]. Joy­ce hat auf sehr spe­zi­el­le Wei­se Eng­lisch geschrie­ben. [Der Schrift­stel­ler und Joy­ce-Über­set­zer] Phil­ip­pe Sollers [der Lacans Semi­na­re besuch­te] hat in einem Auf­satz in Tel Quel erklärt, Joy­ce habe auf eine Wei­se geschrie­ben, dass die eng­li­sche Spra­che nicht mehr exis­tiert [viel­leicht im Sin­ne von: dass sie nicht mehr als geschlos­se­nes Sprach­sys­tem exis­tiert, da Joy­ce bestän­dig Bezü­ge zu ande­ren Spra­chen her­stellt]. |{10} Aller­dings hat­te das Eng­li­sche bereits vor­her wenig Kon­sis­tenz [unter ande­rem auf­grund des star­ken Ein­flus­ses der fran­zö­si­schen Spra­che]. [Damit bringt Lacan den Begriff der Kon­sis­tenz ins Spiel, der bei der Beschrei­bung des bor­ro­mäi­schen Kno­tens im vor­an­ge­gan­ge­nen Semi­nar, RSI, eine Schlüs­sel­rol­le gespielt hat­te und der auch in die­sem Semi­nar für die Behand­lung der Kno­ten wich­tig wer­den wird. An die­ser Stel­le geht es Lacan spe­zi­ell um die Inkon­sis­tenz des Sym­bo­li­schen.] Sollers hat außer­dem gesagt, Joy­ce habe dem Eng­li­schen durch die Fol­ge sei­ner Schrif­ten etwas hin­zu­ge­fügt, sodass man l’é­lan­gues schrei­ben müs­se [also nicht les lan­gues, die Spra­chen, son­dern, mit einem laut­glei­chen Neo­lo­gis­mus, l’é­lan­gues]. Lacan deu­tet das als Anspie­lung auf l’é­la­ti­on, den Über­schwang – die Spra­che von Joy­ce hat etwas Über­schwäng­li­ches. Joy­ce hat dem Eng­li­schen durch sei­ne Wer­ke also noch etwas [ande­res] hin­zu­ge­fügt [als den sym­bo­li­schen Bezug auf ande­re Spra­chen]: die­sen Über­schwang [mit dem Über­schwang, der geho­be­nen Stim­mung, sind wir bei den Affek­ten]. Vom Über­schwang sagt man in der Psych­ia­trie, er sei der Ursprung eines bestimm­ten Sinthoms, näm­lich der Manie, und Fin­ne­gans Wake gleicht ins­ge­samt einer Manie. Joy­ce hat an Fin­ne­gans Wake so lan­ge gear­bei­tet, dass es die all­ge­mei­ne Auf­merk­sam­keit auf sich gezo­gen hat.

[Das Schrei­ben von Joy­ce hat fol­gen­de Merkmale:
– Es steht in Bezie­hung zur Inkon­sis­tenz des Englischen.
– Es hat im Fal­le von Fin­ne­gans Wake etwas mit einem Über­schwang zu tun und ähnelt dar­in einer Manie.
– Joy­ce hat durch die Arbeit an Fin­ne­gans Wake die all­ge­mei­ne Auf­merk­sam­keit auf sich gelenkt.]

Sym­ptom und Joy­ce

[Wor­in besteht die Ver­bin­dung zwi­schen die­sen bei­den The­men, zwi­schen dem The­ma Sym­ptom und dem The­ma Joy­ce? Da Lacan sich hier vor allem zur Joyce’schen Art des Schrei­bens äußert, darf man ver­mu­ten, dass es ihm dar­um geht, die Bezie­hung zwi­schen der Joyce’schen Art des Schrei­bens und dem Sym­ptom zu begrei­fen.]

Borromäische Verkettung von vier Komponenten

Lacan hat auf Drän­gen von Jac­ques Aubert [einem Joy­ce-Spe­zia­list] den Eröff­nungs­vor­trag zum [fünf­ten inter­na­tio­na­len] Joy­ce-Sym­po­si­um [im Juni 1975 in Paris] gehal­ten. [Der Vor­trag hat­te den Titel Joy­ce das Sym­ptom. Lacan hat die­sen Vor­trag spä­ter für den Druck so stark über­ar­bei­tet, dass es zwei sehr ver­schie­de­ne Tex­te mit dem Titel Joy­ce das Sym­ptom gibt: die Tran­skrip­ti­on des Vor­trags (Joy­ce das Sym­ptom I von 1975) und die Druck­fas­sung (Joy­ce das Sym­ptom II, Datum unklar, zwi­schen 1976 und 1979).]

Die Arbeit am Joy­ce-Vor­trag hat Lacan dazu gebracht, das Semi­nar­pro­gramm für die­ses Jahr und damit auch den Semi­nar­ti­tel zu ändern. Er hat­te [im vor­an­ge­gan­ge­nen Semi­nar 22, RSI] ange­kün­digt, dass das Fol­ge­se­mi­nar 4, 5 und 6 hei­ßen wür­de [was sich auf bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tun­gen von vier, fünf und sechs Kom­po­nen­ten bezie­hen soll­te, wie Lacan im RSI-Semi­nar erläu­tert hat­te].en Wegen des Joy­ce-Vor­trags [der sei­ne Vor­be­rei­tungs­zeit für das Semi­nar ver­kürzt hat­te] wird er sich jedoch mit der 4 begnü­gen [mit der bor­ro­mäi­schen Ver­ket­tung von vier Kom­po­nen­ten]. [Die ers­ten drei Kom­po­nen­ten bezie­hen sich auf das Rea­le, das Sym­bo­li­sche und das Ima­gi­nä­re, das weiß man aus den Semi­na­ren 21 und 22. Der vier­te Ring, so wird man spä­ter in die­ser Sit­zung erfah­ren, ist der des Sym­ptoms bzw. Sinthoms; der Semi­nar­ti­tel Das Sinthom bezieht sich also auf den vier­ten Ring einer bor­ro­mäi­schen Ver­ket­tung von vier Kom­po­nen­ten.] Über die­se Pro­gramm­än­de­rung sei er erleich­tert, sagt Lacan, denn es wäre ihm, so meint er, wohl kaum gelun­gen, alle drei Ver­ket­tungs­for­men dar­zu­stel­len. Bereits die Kon­zep­ti­on der Vier [also der bor­ro­mäi­schen Ver­ket­tung von vier Kom­po­nen­ten] sei für ihn schwierig.

[Die Semi­nar­the­men sind also das Sym­ptom, Joy­ce und die bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung von vier Komponenten.]

Der Weg der guten Logik

Lacan sagt über sich, er beer­be Freud, was eigent­lich nicht sei­ne Absicht gewe­sen sei. Er beerbt Freud, indem er sich auf die ers­te Gene­ra­ti­on der Freud­schü­ler bezog, auf die­je­ni­gen, die sich in Wien tra­fen und die Freud sei­ne Ban­de nann­te. [? An wel­che Mit­glie­der die­ser Grup­pe knüpft Lacan vor allem an?] [Wo spricht Freud von „mei­ner Bande“?]

Er, Lacan, habe aus dem, was die­se Gene­ra­ti­on auf unkla­re Wei­se arti­ku­liert hat­te, „in guter Logik“ etwas her­aus­ge­zo­gen. Nie­mand von die­ser Schü­ler­ge­nera­ti­on hat den Weg der „guten Logik“ ver­folgt. [Im Fol­gen­den skiz­ziert Lacan, was er unter „guter Logik“ versteht.]

Benennung

[Lacan beginnt sei­ne Skiz­ze der guten Logik mit dem Benen­nen, d.h. mit einem The­ma, das in der klas­si­schen Logik „Begriff“ genannt wird.]

War­um das logi­sche Vor­ge­hen? Des­halb, weil die Natur dadurch gekenn­zeich­net ist, dass sie nicht eine ist. [Bei „Natur“ darf man wohl an den von Lévi-Strauss beton­ten Gegen­satz von Natur und Kul­tur den­ken, bei „Kul­tur“ vor allem an die Spra­che. Inwie­fern ist die Natur nicht „eine“? Wohl inso­fern als Ein­heit im Sin­ne der zusam­men­fas­sen­den Ganz­heit das Merk­mal des Ima­gi­nä­ren ist – die Natur ist nicht das Ima­gi­nä­re, bil­det kei­ne Einheit.]

[War­um also ist das logi­sche Vor­ge­hen der Natur ange­mes­sen, inso­fern sie nicht eine ist?]

Die Natur ist das, was durch das Benen­nen aus­ge­schlos­sen wird, obwohl sie gera­de das ist, was benannt wer­den soll. [Das Benen­nen, so hat­te Lacan in Semi­nar 22 aus­ge­führt, erzeugt den Sinn, der auf der Ver­bin­dung des Sym­bo­li­schen mit dem Ima­gi­nä­ren beruht. Die Natur (das Rea­le) ist das, was durch den Sinn und damit durch die Benen­nung aus­ge­schlos­sen wird – das Benen­nen erzeugt gewis­ser­ma­ßen die Natur als Rest. In Funk­ti­on und Feld des Spre­chens und der Spra­che hat­te Lacan es (mit Hegel) so for­mu­liert: Das Sym­bol mani­fes­tiert sich als Mord am Ding.]

{11} Das Benen­nen führt dazu, dass die Natur sich als Pot­pour­ri von Außer-Natur (oder Un-Natur) behaup­tet. [Die Sinn­ge­bung durch Benen­nung erzeugt einen Bereich des Nicht-Benenn­ba­ren: das Rea­le. Die­ser Rest ist kei­ne Ein­heit (die Natur ist nicht eine), son­dern ein Pot­pour­ri, ein Sam­mel­su­ri­um. Die­ses Pot­pour­ri behaup­tet sich: es ist wirk­sam, es gibt eine Art Wider­kehr des Aus­ge­schlos­se­nen. Lacans For­mu­lie­rung erin­nert an Freuds Rede von der poly­morph-per­ver­sen Sexua­li­tät: poly­morph = nicht eine; per­vers = Un-Natur.] 

Der Vor­teil die­ser Aus­sa­ge [dass die Natur sich gegen­über der Benen­nung als Pot­pour­ri von Außer-Natur behaup­tet] ist der, dass man – wenn man dies berück­sich­tigt – Fol­gen­des sieht: Das Benen­nen steht im Gegen­satz zu dem, was das Gesetz der Natur zu sein scheint. Und damit hängt zusam­men, dass es beim Men­schen kein Ver­hält­nis gibt, das auf natür­li­che Wei­se sexu­ell wäre. [Die sexu­el­le Bezie­hung ein­schließ­lich des Koitus ist beim Men­schen durch das Benen­nen ver­mit­telt und inso­fern nicht „natür­lich“. Meist for­mu­liert Lacan es so: Es gibt kein sexu­el­les Ver­hält­nis. Man kann die­sen Satz dem­nach unter ande­rem so auf­fas­sen: „Es gibt kein natür­li­ches sexu­el­les Verhältnis.“] 

[Das logi­sche Vor­ge­hen ant­wor­tet dar­auf, dass es kein natür­li­ches sexu­el­les Ver­hält­nis gibt.]

Das Feh­len einer natür­li­chen sexu­el­len Bezie­hung ist nichts, was den Men­schen aus­zeich­net, es gibt noch ande­re Lebe­we­sen, die das natür­li­che sexu­el­le Ver­hält­nis nicht ken­nen [z.B. die Ein­zeller]. Dies kann man „logi­scher­wei­se“ behaup­ten. [? Wie­so „logi­scher­wei­se“?]

Damit soll jedoch nicht gesagt wer­den, dass beim Men­schen das Geschlecht nichts Natür­li­ches wäre [es gibt beim Men­schen durch­aus eine bio­lo­gi­sche (ana­to­misch-hor­mo­n­a­le) Zwei­ge­schlecht­lich­keit]. Man muss in jedem Ein­zel­fall prü­fen, ob es bei einer bestimm­ten Gat­tung von Lebe­we­sen ein natür­li­ches sexu­el­les Ver­hält­nis gibt. Auf [die soge­nann­te Sexua­li­tät von] Bak­te­ri­en [und deren Nicht-Bezie­hung] hat­te er sich bereits frü­her [näm­lich in Semi­nar 21] bezo­gen, eben­so auf die der Vögel, da die­se Namen haben [also benannt wer­den]. [? Wo hat­te sich Lacan zum sexu­el­len Ver­hält­nis bei Vögeln geäußert?]

[Lacan setzt nun sei­ne Adap­ti­on der bibli­schen Schöp­fungs­ge­schich­te fort, die er in Semi­nar 22, RSI, begon­nen hat­te. Dort hieß es:

„Na ja, die Namen-des-Vaters, das ist dies: das Sym­bo­li­sche, das Ima­gi­nä­re und das Rea­le. Inso­fern in mei­nem Sinn – mit dem Gewicht, den ich vor­hin  dem Wort Sinn gege­ben habe –, inso­fern die Namen-des-Vaters eben dies ist: die ers­ten Namen, inso­fern sie etwas benen­nen, ist – wie das, ja genau, wie das von der Bibel ange­zeigt wird, bezo­gen auf die­ses außer­ge­wöhn­li­che Dings­da, das dort Vater genannt wird –, ist die ers­te Zeit die­ser mensch­li­chen Ima­gi­na­ti­on, näm­lich Got­tes, dem gewid­met, einen Namen zu geben – mein Gott! –, einen Namen für etwas, das nicht gleich­gül­tig ist, einen Namen für jedes der Tiere.

(…)

Es [das Sprech­we­sen] benennt die Din­ge, wie ich das hier eben in Erin­ne­rung geru­fen habe, bezo­gen auf die­ses ers­te Her­um­al­bern der Bibel, es benennt sie im irdi­schen Para­dies, es benennt die Din­ge für das Sprech­we­sen, also für das Wesen, das selbst eine Tier­art ist, sich davon jedoch auf ein­zig­ar­ti­ge Wei­se unter­schei­det. Es ist nur inso­fern ein Tier – denn Tier, das heißt nichts ande­res als dies, dass man das Tier dadurch cha­rak­te­ri­siert, wie es sich repro­du­ziert, geschlecht­lich oder unge­schlecht­lich –, eben das ist ein Tier: das, was sich repro­du­ziert.“140

Gemeint ist ver­mut­lich: Gott, ein Pro­dukt der Ein­bil­dungs­kraft, küm­mert sich inso­fern um die Benen­nung der Tie­re, als er dem Men­schen (Adam) den Auf­trag gibt, die Tie­re für die ande­ren Men­schen zu benennen.

Auf die Benen­nung der Tie­re durch Adam hat­te Lacan sich bereits in frü­he­ren Semi­na­ren bezo­gen: in Semi­nar 2, Das Ich in der Theo­rie Freuds141 und in Semi­nar 7, Die Ethik der Psy­cho­ana­ly­se142.]

Die Schöp­fung wird als gött­lich bezeich­net. Gött­lich an ihr ist allein, dass sie sich auf die Benen­nung bezieht [sie bezieht sich auf die Schöp­fung aus dem Nichts durch den Signi­fi­kan­ten, also dadurch, dass Gott spricht]. [Der Name-des-Vaters hat die Funk­ti­on, den Din­gen einen Namen zu geben, heißt es in Semi­nar 22 (Sit­zung vom 11. März 1975).] Als Gott dem mythi­schen Urmen­schen den Auf­trag gab, alle Tie­re zu benen­nen, hat er ihn ver­ulkt; zu beach­ten ist, dass das Bak­te­ri­um nicht benannt wird. [Das hebräi­sche Wort Adam bedeu­tet „Mensch“. Der bibli­schen Schöp­fungs­ge­schich­te zufol­ge bringt Gott die Tie­re zum Men­schen, zu Adam, um zu sehen, wie er sie benen­nen wür­de; wie er sie benen­nen wür­de, so soll­ten sie hei­ßen (von einem „Auf­trag“, die Tie­re zu benen­nen, ist nicht die Rede, vgl. 1. Mose 2, 19 f.). Die Benen­nung besteht dar­in, dass die Spra­che auf das Ima­gi­nä­re ein­wirkt (Sit­zung vom 11. März 1975), also auf das Sicht­ba­re. Die Bak­te­ri­en wer­den nicht benannt, da sie nicht sicht­bar sind; die Bak­te­ri­en gehö­ren, bezo­gen auf die Benen­nung durch den Men­schen bzw. durch Adam, zum Rea­len. Der ver­ul­ken­de Cha­rak­ter des Benen­nungs­auf­trags besteht mög­li­cher­wei­se dar­in, dass eini­ge der „Tier­chen“ sich der Sicht­bar­keit ent­zie­hen und des­halb von Adam nicht benannt wer­den kön­nen. (Bak­te­ri­en sind kei­ne Tie­re, des­halb wohl bes­tio­le, „Tier­chen“.)]

Das ers­te Spre­chen ist, dem Mythos zufol­ge, das Spre­chen von Adam, aber tat­säch­lich erfolg­te das ers­te Spre­chen in der Spra­che von Eva – Adam war eine Madam, wie der Witz von Joy­ce lau­tet. [Die gene­ti­sche Tat­sa­che, dass das Kind zuerst mit dem Spre­chen der Mut­ter kon­fron­tiert ist, wird hier mythisch rear­ti­ku­liert.] Lacan nennt Eva l’Évie [homo­phon mit frz. les vies, „die Leben“] unter Beru­fung auf die Bedeu­tung von Eva im Hebräi­schen: „Mut­ter der Leben­den“ (ich über­set­ze l’Évie mit Evi­ta, RN). Sie hat, nach dem behaup­te­ten Benen­nen der Tie­re durch Adam, sofort die Spra­che und bedient sich ihrer, um mit der Schlan­ge zu spre­chen. Die gött­lich genann­te Schöp­fung [durch das Wort] ver­dop­pelt sich im Gere­de des Sprechwesens.

Am Ran­de sagt Lacan, dass der Name Adam etwas anzeigt, und dass der Aus­druck anzei­gen auf den Begriff Index bei Peirce ver­weist. [Inde­xi­ka­li­sche Zei­chen sind, nach Peirce, Zei­chen, deren Objekt­be­zug dadurch her­ge­stellt wird, dass sie auf das Objekt hin­wei­sen, etwa durch Zei­gen, im Unter­schied zu Sym­bo­len (Objekt­be­zug durch Kon­ven­ti­on) und zu Iko­nen (Objekt­be­zug durch Ähnlichkeit).]

{12} Durch das Spre­chen macht Evi­ta die ser­pent, die Schlan­ge, zur ser­re-fes­se, zur Arsch­klem­me. [Ser­rer les fes­ses, wört­lich „die Arsch­ba­cken zusam­men­knei­fen“, meint „Schiss haben“. Die Schlan­ge bringt die Angst ins Spiel, und wie die anschlie­ßen­den Bemer­kun­gen zei­gen, geht es um die Kas­tra­ti­ons­angst.] Die ser­pent bzw. ser­re-fes­ses wird spä­ter als fail­le bezeich­net, als Spal­te, Bruch, Riss, oder bes­ser noch: Die Schlan­ge wird als Phal­lus bezeich­net [der ima­gi­nä­re Phal­lus ist das, was dem nar­ziss­tisch besetz­ten Objekt fehlt, also die Spal­te, der Bruch, der Riss im nar­ziss­tisch besetz­ten Objekt].

Denn es braucht den Phal­lus, um den Fehl­tritt (faux-pas) zu bege­hen, die Ver­feh­lung (fau­te). [Der Fehl­tritt stützt sich auf den Phal­lus-Signi­fi­kan­ten, der Fehl­tritt ist ein Ver­such, das zu bekom­men, was auf der sexu­el­len Ebe­ne fehlt und eben das wird durch den Phal­lus sym­bo­li­siert. Faux-pas (Fehl­tritt) ist laut­gleich mit faut pas (darf nicht); das Begeh­ren stützt sich auf das Gesetz.]

Ein Vor­teil der Schreib­wei­se Sinthom besteht dar­in, dass sie auf den Fehl­tritt ver­weist – der Aus­druck beginnt mit „sin“, und das eng­li­sche Wort sin meint „Sün­de“. [Das Sym­ptom ist, so lässt sich das Wort­spiel ein­deut­schen, ein „Sünd­tom“, es beruht auf dem Ver­bot und auf dem Schuld­ge­fühl. Das ist klas­si­scher Freud: Das Sym­ptom ist eine Kom­pro­miss­bil­dung zwi­schen Trieb und Ver­bot und die Instal­lie­rung des Ver­bots beruht auf dem Kas­tra­ti­ons­kom­plex.] Es geht also um die ers­te Schuld [und damit um die Erb­sün­de].

[Wel­che Bezie­hung gibt es zwi­schen dem Sym­ptom und der Sün­de? Viel­leicht kann man sagen: Bei der Sün­de geht es, wie beim Sym­ptom, um die Wie­der­kehr des Ver­dräng­ten; „Sün­de“ wäre dann ein alter Name für das Symptom.]

[In Lacans „guter Logik“ geht es also u.a. um die Benen­nung (in tra­di­tio­nel­ler Ter­mi­no­lo­gie: um den Begriff). Lacans Theo­rem hier­zu lau­tet: Die Benen­nung ist mit der Inexis­tenz des natür­li­chen sexu­el­len Ver­hält­nis­ses ver­bun­den ist, was wie­der­um durch den Phal­lus sym­bo­li­siert wird. Die Inexis­tenz des sexu­el­len Ver­hält­nis­ses wird von ihm mit der „Sün­de“ in Ver­bin­dung gebracht und auf die­se Wei­se mit dem Sinthom.]

Modalitäten

[Lacan geht zu einem ande­ren The­ma der Logik über, zu den Moda­li­tä­ten (Moda­li­tä­ten sind die Kate­go­rien der Not­wen­dig­keit, der Mög­lich­keit, der Unmög­lich­keit und der Zufäl­lig­keit). Jede Aus­sa­ge kann dadurch spe­zi­fi­ziert wer­den, auf wel­che Wei­se sie wahr ist: not­wen­di­ger­wei­se, mög­li­cher­wei­se, unmög­li­cher­wei­se oder zufäl­li­ger­wei­se. Lacan hat­te sei­ne psy­cho­ana­ly­ti­sche Rekon­struk­ti­on die­ser Modi in den Semi­na­ren 19 bis 21 ausgearbeitet.]

Das, was nicht auf­hört (Not­wen­dig­keit)

Von daher ist es eine néces­si­té, eine Not­wen­dig­keit, dass die Spal­te nicht auf­hört und sich bestän­dig ver­grö­ßert. [Was ist das für eine Spal­te, die sich bestän­dig ver­grö­ßert? Marc Darm­on nimmt an, dass es sich um die Spal­te han­delt, von der Lacan im Enco­re-Semi­nar spricht, im Zusam­men­hang mit Achil­les und der Schild­krö­te, um die Spal­te des sexu­el­len Nicht-Ver­hält­nis­ses. Lacan sagt dort:

„Achil­les, soviel ist klar, kann die Schild­krö­te nur über­ho­len, er kann sie nicht ein­ho­len. Er holt sie nicht ein, außer in der Unendlichkeit.

Dar­in also das Gesag­te für das, was mit dem Genie­ßen ist, als geschlecht­li­chem. Auf der einen Sei­te ist das Genie­ßen mar­kiert durch jenes Loch, das ihm kei­nen ande­ren Weg läßt als den des phal­li­schen Genus­ses. Auf der ande­ren Sei­te, läßt sich etwas errei­chen, das uns sag­te, wie das, was bis jetzt nur Spal­te ist, Kluft im Genuß, rea­li­siert wäre?

(…)

Ich möch­te hier den Begriff der Kom­pakt­heit vor­tra­gen. Nichts Kom­pak­te­res als eine Spal­te, wenn klar ist, daß, wenn der Schnitt von allem, was sich hier schließt, ange­nom­men wird als exis­tie­rend über eine unend­li­che Zahl von Men­gen, dar­aus resul­tiert, daß der Schnitt die­se unend­li­che Zahl impli­ziert. Das ist die Defi­ni­ti­on selbst der Kompaktheit.

Die­ser Schnitt, von dem ich spre­che, ist der­je­ni­ge, den ich vor­ge­bracht habe vor­hin als das, was deckt, was Hin­der­nis macht dem unter­stell­ten Geschlechtsverhältnis.“

(Semi­nar 20, Sit­zung vom 21. Novem­ber 1972, Über­set­zung Haas/​Haas/​Metzger S. 12 f.)

Dann gin­ge es also um die Spal­te, die von der phal­li­schen Jouis­sance dadurch erzeugt wird, dass sie ein Hin­der­nis für das unter­stell­te sexu­el­le Ver­hält­nis ist. (Vgl. M. Darm­on: Intro­duc­tion et com­men­tai­re de la leçon I. In: GNiPL, Grou­pe niçois de psy­ch­ana­ly­se laca­ni­en­ne, Grou­pe régio­nal de l’Association Laca­ni­en­ne Inter­na­tio­na­le (ALI): Tex­tes des inter­ven­ti­ons au sémi­n­aire d’été 2014: étu­de du sémi­n­aire « Le Sinthome ». https://​www​.gnipl​.fr/​l​e​-​s​i​n​t​h​o​me/)]

[Die Not­wen­dig­keit ist ein Nicht­auf­hö­ren. In Semi­nar 20 hat­te Lacan die Not­wen­dig­keit so rekon­stru­iert: „Das, was nicht auf­hört, sich zu schrei­ben“. Mit dem Hin­weis auf das Schrei­ben bringt Lacan den Begriff des Buch­sta­bens ins Spiel, ein Ele­ment zwi­schen dem Sym­bo­li­schen und der Jouis­sance, wie er in dem Auf­satz Litu­ra­terre (1971) geschrie­ben hat­te. Das, was nicht auf­hört, sich zu schrei­ben, bezieht sich auf das Sym­ptom: im Sym­ptom hört etwas nicht auf, sich zu schrei­ben; der mit dem Sym­ptom ver­bu­n­en­de Wie­der­ho­lungs­zwang besteht dar­in, dass unauf­hör­lich etwas „geschrie­ben“ wird.]

Das Auf­hö­ren durch die Kas­tra­ti­on, durch das Geschrie­ben­wer­den (Mög­lich­keit)

Die­se Not­wen­dig­keit [also die­se wie­der­hol­te Wie­der­kehr des Ver­dräng­ten] hält so lan­ge an, bis die Kas­tra­ti­on sich ereig­net [die Kas­tra­ti­on hat zur Fol­ge, dass das hart­nä­cki­ge „Geschrie­ben­wer­den“ des Ver­dräng­ten im Sym­ptom, der Wie­der­ho­lungs­zwang, auf­hört].

Das Auf­hö­ren durch die Kas­tra­ti­on ent­spricht dem, dass etwas auf­hört, geschrie­ben zu wer­den, ces­se de s’é­cr­i­re, und das ent­spricht der Moda­li­tät der Mög­lich­keit, wie er mal gesagt hat­te [so war die Mög­lich­keit von Lacan in Semi­nar 21 defi­niert wor­den]. [Das Sym­ptom beruht auf dem unvoll­stän­di­gen Durch­lau­fen des Kas­tra­ti­ons­kom­ple­xes und hört des­halb dann auf, wenn die Kas­tra­ti­on akzep­tiert wird. Hier­bei geht es um die Mög­lich­keit, um das, was der Psy­cho­ana­ly­se mög­lich ist.]

Dabei hat­te er ver­ges­sen, das Kom­ma zu set­zen, es muss hei­ßen, ces­se Kom­ma de s’é­cr­i­re, also nicht „auf­hört geschrie­ben zu wer­den“ (ces­se de s’é­cr­i­re), son­dern „dadurch auf­hört, dass es geschrie­ben wird“ (ces­se, de s’é­cr­i­re). [Die wie­der­hol­te Wie­der­kehr des Ver­dräng­ten im Sym­ptom hört dann auf, wenn in einer psy­cho­ana­ly­ti­schen Kur etwas „geschrie­ben“ wird. Hier bringt Lacan eine zwei­te Form des „Schrei­bens“ ins Spiel.]

Der Wech­sel von der Not­wen­dig­keit [des Geschrie­ben­wer­dens] zum Auf­hö­ren des Geschrie­ben­wer­dens [zur Auf­lö­sung des Sym­ptoms] wür­de durch einen Dis­kurs erfol­gen, der nicht vom Schein wäre, wie Lacan im Titel von Semi­nar 18 gesagt hat­te, Über einen Dis­kurs, der nicht vom Schein wäre. [Der Dis­kurs, der nicht vom Schein wäre, wäre also die zwei­te Form des Schrei­bens. Eine voll­stän­di­ge Reduk­ti­on des Sym­ptoms wäre nur mög­lich, wenn es einen Dis­kurs gäbe, der die Nicht-Exis­tenz des (natür­li­chen) sexu­el­len Ver­hält­nis­ses nicht durch einen Schein kaschie­ren wür­de. Ist ein sol­cher Dis­kurs mög­lich? Lacan lässt das hier wie bereits in Semi­nar 18 offen.]

Wahrheit, Herrensignifikant, Wissen

[Als nächs­tes bezieht Lacan sich auf die Fra­ge der Wahr­heit und damit auf ein wei­te­res The­ma der Logik. In der (zwei­wer­ti­gen) klas­si­schen Logik ist eine Aus­sa­ge wahr oder falsch, und es geht um die for­ma­le Über­tra­gung von Wahr­heit zwi­schen Aus­sa­gen (for­mal: unab­hän­gig vom Inhalt), etwa in Gestalt der Fra­ge: Wenn Aus­sa­ge A wahr ist, und wenn Aus­sa­ge B wahr ist, kann man dann fol­gern, dass auch Aus­sa­ge C wahr ist?]

Kann die Wahr­heit [die Auf­de­ckung des Ver­dräng­ten und damit die Reduk­ti­on des Sym­ptoms] zu einem Ergeb­nis des Savoir-fai­re wer­den [des kno­wing how, also der psy­cho­ana­ly­ti­schen „Tech­nik“, wie Freud sagt, des Wis­sens, S2] oder ist das eine Unmög­lich­keit [etwas Rea­les]? [Lacan bringt eine drit­te Moda­li­tät ins Spiel und ver­bin­det sie mit der Fra­ge der Wahr­heit und des Wis­sens.] Es ist durch­aus mög­lich, dass die Wahr­heit durch ein Know-how her­bei­ge­führt wird [durch die Psy­cho­ana­ly­se als Tech­nik].

Dabei ist aller­dings zu berück­sich­ti­gen: Die Wahr­heit kann [vom Psy­cho­ana­ly­ti­ker in der Deu­tung] nur halb­ge­sagt wer­den [er muss in Andeu­tun­gen spre­chen: in Mehr­deu­tig­kei­ten und in Pati­en­ten-Zita­ten].

Die Wahr­heit wird sich in Her­ren­si­gni­fi­kan­ten ver­kör­pern, in S1 [in Wor­ten, die das sym­bo­li­sche Ichide­al bil­den, wel­ches die ima­gi­nä­ren Ide­al­bil­dun­gen steu­ert und damit die Ver­drän­gung als Ursa­che des Sym­ptoms].

Und zwar dort, wo es min­des­tens zwei Signi­fi­kan­ten braucht, damit DIE Frau erscheint, die durch den Mythos zu einer Ein­zig­ar­ti­gen gemach­te Frau, Eva oder Evi­ta, da sie ja vom ver­bo­te­nen Baum geges­sen hat, dem der Wis­sen­schaft. [Min­des­tens zwei Signi­fi­kan­ten, Lacans Sym­bol hier­für ist S2, das Wis­sen. Eva hat vom Baum der „Erkennt­nis“ geges­sen, wie es in der Bibel heißt, Lacan macht dar­aus den Baum der Wis­sen­schaft. Es braucht min­des­tens zwei Signi­fi­kan­ten, näm­lich die Erkennt­nis, die Wis­sen­schaft, das Wis­sen, S2, damit Eva erscheint.]

Eva ist die ein­zig­ar­ti­ge Frau, „die je beses­sen wur­de“ [das Wort „besit­zen“ bezieht sich wohl auf die Kopu­la­ti­on]. [? Wor­auf zielt hier die Ver­bin­dung von Ein­zig­ar­tig­keit und sexu­el­lem Akt?]

Evi­ta, die mythi­sche Eva, ist also unsterb­lich. [Hier dreht Lacan den Mythos um: In der bibli­schen Erzäh­lung wird Eva des­halb sterb­lich, weil sie das Ver­bot über­tre­ten und vom Baum der Erkennt­nis geges­sen hat.] [? Was meint hier, dass sie unsterb­lich ist? In wel­cher Bezie­hung steht ihre Unsterb­lich­keit zum Wissen?]

Evi­ta ist genau­so unsterb­lich wie Sokra­tes. [Anspie­lung auf den klas­si­schen Syl­lo­gis­mus Alle Men­schen sind sterb­lich /​ Sokra­tes ist ein Mensch /​ Also ist Sokra­tes sterb­lich.– Sokra­tes ist von den Logi­kern dem­nach zu Unrecht zum Mus­ter­fall des sterb­li­chen Men­schen gemacht wor­den. Auch Sokra­tes wird durch die Bezie­hung zum Wis­sen defi­niert, genau­er: durch sei­ne Was-ist-Fragen.]

DIE Frau ist ein ande­rer Got­tes­na­me. [„Die“ Frau ist für Lacan die Frau, an die man glaubt, im Gegen­satz zu „einer Frau“. Dabei geht es um den Unter­schied zwi­schen „jeman­dem glau­ben“ und „an jeman­den glau­ben“.143 „Eine“ Frau ist die­je­ni­ge, der man glaubt oder auch nicht. „Die“ Frau ist die­je­ni­ge, an die man glaubt. Die­je­ni­ge, an die man glaubt, ist in der Posi­ti­on Got­tes, d.h. des mit einer Wahr­heits­ga­ran­tie aus­ge­stat­te­ten Ande­ren. Die Umgangs­spra­che weiß davon, hier heißt Die Frau als Got­tes­na­me „die Ange­be­te­te“. Psy­cho­ana­ly­ti­ker spre­chen vom Hei­li­ge-Hure-Kom­plex oder vom Madonna-Hure-Komplex.] 

[Die Ver­bin­dung von Wahr­heit, Her­ren­si­gni­fi­kant (S1) und Wis­sen (S2) ist grund­le­gend für soge­nann­ten Dis­kurs­ma­the­me, die Lacan in Semi­nar 17, Die Kehr­sei­te der Psy­cho­ana­ly­se (1969/​70) ent­wi­ckelt hat­te; die Wahr­heit ist dort der Platz unten links; S1 und S2 zir­ku­lie­ren auf den vier Plätzen.] 

Existiert nicht

Und genau dar­in exis­tiert DIE Frau nicht [genau­so wenig wie Gott].

[Ein wei­te­res The­ma der „guten Logik“ ist die Exis­tenz. In der klas­si­schen Logik ist die Exis­tenz­be­haup­tung kein The­ma (sie unter­sucht par­ti­ku­lä­re und uni­ver­sa­le Aus­sa­gen und bei ihnen wird unter­stellt, dass es sich zugleich um Exis­tenz­be­haup­tun­gen han­delt). In der sym­bo­li­schen (an der Mathe­ma­tik ori­en­tier­ten) Logik hin­ge­gen, wie sie im 19. Jh. ent­wi­ckelt wur­de, wird die Exis­tenz­be­haup­tung zu einer eige­nen Aus­sa­ge­form, hier­auf bezieht sich der Exis­tenz­quan­tor, ∃, der in Lacans For­meln der Sexu­ie­rung eine Schlüs­sel­rol­le spielt.]

Das Singuläre

Aris­to­te­les war ein gewief­ter Logi­ker; man sieht das dar­an, dass er nicht woll­te, dass das Sin­gu­lä­re [das sin­gu­lä­re Urteil] in sei­ne Logik hin­ein­spielt. [Ein sin­gu­lä­res Urteil ist ein Urteil über ein ein­zel­nes Indi­vi­du­um, z.B. „Sokra­tes ist Mensch“, die­ses Urteil gehört also nicht zur Logik von Aris­to­te­les, er beschränkt sich in der Ana­ly­ti­ca prio­ra auf all­ge­mei­ne und par­ti­ku­lä­re Aus­sa­gen (die sin­gu­lä­re Aus­sa­ge wird in De inter­pre­ta­tio­ne ein­mal kurz erwähnt). Eine Wis­sen­schaft vom Ein­zel­nen ist, Aris­to­te­les zufol­ge, nicht mög­lich. Die klas­si­sche Sen­tenz hier­für lau­tet: Indi­vi­du­um inef­fa­bi­le est, das Indi­vi­du­um ist nicht zu fassen.]

[Ver­mut­lich bringt Lacan hier die „ein­zig­ar­ti­ge“ Frau, näm­lich Evi­ta, und die sin­gu­lä­re Aus­sa­ge zusam­men.] [? Inwie­fern zeigt Aris­to­te­les sei­ne Kön­ner­schaft in Sachen Logik dar­in, dass er das sin­gu­lä­re Urteil ausklammert?]

Wenn Aris­to­te­les in sei­ner Logik aller­dings behaup­tet, dass Sokra­tes ein Mensch war, hat er sich geirrt. Sokra­tes akzep­tiert zu ster­ben, damit die Polis lebe, also war er kein Mensch. [? Inwie­fern ist des­halb kein Mensch, weil er es akzep­tiert, für die Polis zu sterben?]

Nicht alle

Sokra­tes woll­te in den Stun­den vor sei­nem Tod nicht sei­ne Frau spre­chen hören. [Pla­ton erzählt das im Phai­don: Xan­thip­pe besuch­te Sokra­tes kurz vor sei­ner Hin­rich­tung im Gefäng­nis und klag­te über sei­nen bevor­ste­hen­den Tod, Sokra­tes ließ sie dar­auf­hin fortbringen.]

{13} Dar­auf bezieht sich Lacans Ver­wen­dung des Quan­tors nicht alle [den er in den For­meln der Sexu­ie­rung ver­wen­det, die er in den Semi­na­ren 18 bis 21 und im Auf­satz L’é­tour­dit ent­wi­ckelt hat­te]. Lacan hat­te das nicht alle (grie­chisch mē pan­tes) in Aris­to­te­les’ Orga­non ent­deckt; er kann die Stel­le jedoch nicht mehr fin­den. [Sie steht in der Ers­ten Ana­ly­tik ganz am Anfang, Buch 1, Kapi­tel 1, 24 a 19; Mil­ler weist in sei­ner Aus­ga­be dar­auf hin. Aris­to­te­les sagt dort: „All­ge­mein nen­ne ich sie [die Rede], wenn etwas jedem oder kei­nem zukommt, par­ti­ku­lär, wenn es irgend­ei­nem nicht oder nicht jedem (μὴ παντὶ, mē pan­ti) zukommt“.] Für Aris­to­te­les steht das nicht alle nicht im Gegen­satz zur All­ge­mein­aus­sa­ge. [Für Aris­to­te­les bedeu­tet nicht alle „zumin­dest eini­ge“, die Aus­sa­ge „Nicht alle A sind B“ ist des­halb für ihn ver­ein­bar mit „Alle A sind B“. Er wür­de also bei­spiels­wei­se „Nicht alle Pil­ze sind ess­bar“ so deu­ten: „Zumin­dest eini­ge Pil­ze sind ess­bar“; so begrif­fen ist die­se Aus­sa­ge ver­ein­bar mit „Alle Pil­ze sind ess­bar“. In der Umgangs­spra­che ist das anders, wenn ich hier sage „Nicht alle Pil­ze sind ess­bar“, ver­ste­he ich das nicht alle als „nur eini­ge“ – „Nur eini­ge Pil­ze sind ess­bar“; damit unter­stel­le ich, dass eini­ge Pil­ze nicht ess­bar sind; hier steht das nicht alle im Gegen­satz zum alle.]

„Alle“ ist die Frau nur in der Wen­dung tout mais pas ça, „alles, nur das nicht“ /​ „alles, nur es nicht“. [Frau­en sind nicht „alle“, son­dern „nicht alle“, dies ist eine der The­sen der For­meln der Sexu­ie­rung. „Alle“ sind Frau­en nur in einer bestimm­ten sprach­li­chen Wen­dung, näm­lich in der Phra­se tout mais pas ça. Im Kon­text bezieht sich „alles nur das nicht“ auf die Frau von Sokra­tes, sie ist für Sokra­tes „alles, nur das nicht“ – er schickt sie weg.]

[Das freud­sche Es heißt im Fran­zö­si­schen le ça; tout mais pas ça ver­weist auch auf die Abwehr des Es (der Trie­be) durch das Alles, durch die nar­ziss­ti­sche Tota­li­tät: „Alles, nur nicht Es.“]

Die Wen­dung tout mais pas ça bekommt ihren Reiz durch die Mehr­deu­tig­keit des mais pas. [Das bezieht sich auf die Laut- und Schrei­b­ähn­lich­keit des fran­zö­si­chen mais pas (aber nicht) und des grie­chi­schen mē pas (nicht alle).]

Die­se Äqui­vo­ka­ti­on bekommt ihren Reiz durch „unse­re lalan­gue“ [also durch das Fran­zö­si­sche]. [Fest­zu­hal­ten ist, dass Lacan auch hier den Aus­druck lalan­gue für eine Natio­nal­spra­che ver­wen­det, nicht etwa für die Spra­che der Mut­ter aus der Per­spek­ti­ve des Säuglings.] 

Die­ses „alles, nur das nicht“ /​ „alles, nur nicht es“, das war die Posi­ti­on von Sokra­tes. [Was ist gemeint?  Ich neh­me an, die Posi­ti­on von Sokra­tes im Ver­hält­nis zu Xan­thip­pe. Die Tota­li­tät des Dis­kur­ses von Sokra­tes – vor allem sei­ner spe­zi­el­len Art des Dia­logs mit ihren Was-ist-Fra­gen – kon­sti­tu­iert sich durch den Aus­schluss eines bestimm­ten mit Jouis­sance ver­bun­de­nen Spre­chens, wobei die Jouis­sance in die­sem Fal­le das Lei­den von Xan­thip­pe ist.]

[Marc Darm­on nimmt an, dass Sokra­tes an sich den Platz des mais pas ca ein­nimmt, wobei er den Bezug zu sei­ner Frau aus­klam­mert.144 Mög­li­cherf­wei­se ist bei­des gemeint: Für Sokra­tes war Xan­thip­pe des „alles nur das nicht“, für die Polis Athen war Sokra­tes das „alles nur das nicht“.

Das mais pas ça, „nur das nicht“ /​ „nur es nicht“, ent­spricht dem Titel des Semi­nars, also dem Sinthom. [Das Sinthom oder Sym­ptom beruht auf der Abwehr des Es (des Triebs) durch das Alle (durch den Narzissmus). 

[In Semi­nar 22 hat­te Lacan erklärt: Für den Mann ist eine Frau ein Sym­ptom (vgl. in Lacan ent­zif­fern den Arti­kel „Eine Frau ist ein Sym­ptom des Man­nes“). Das könn­te hei­ßen: In Xan­thip­pes Jam­mern gibt es für Sokra­tes die Wie­der­kehr des Ver­dräng­ten und inso­fern ist Xan­thip­pes Jam­mern das Sym­ptom von Sokra­tes. Freud sagt, der „Kampf ge­gen die Trieb­re­gung fin­det sei­ne Fort­set­zung in dem Kampf ge­gen das Sym­ptom“ und er nennt dies den „se­kun­dären Ab­wehr­kampf“145; wenn Sokra­tes Xan­thip­pe weg­brin­gen lässt, führt er einen sekun­dä­ren Abwehr­kampf. Aber viel­leicht ist zugleich Sokra­tes das Sym­ptom der Polis.]

Für das Drän­gen des Buch­sta­bens [für die Wie­der­kehr des Ver­dräng­ten im Sym­ptom], wie es sich im Augen­blick abzeich­net, ist nichts Bes­se­res zu erwar­ten. [Ich ver­mu­te: Für den Zugang zum Sym­ptom ist nichts bes­se­res zu erwar­ten als die Arbeit mit sol­chen Mehr­deu­tig­kei­ten wie mē pas /​ mais pas.] Angeb­lich wir­kungs­vol­le­re Tech­ni­ken wer­den höchs­tens eine Sym­ptom­ver­schie­bung her­bei­füh­ren oder sogar eine Ver­viel­fa­chung des Symptoms.

[Die Quan­to­ren exis­tiert nicht und nicht alle, auf die sich Lacan in den letz­ten Sät­zen bezo­gen hat­te, sind grund­le­gend für die soge­nann­ten For­meln der Sexuierung.]

Joyce das Symptom

Joyces Wahl: vom SinThom-masvonaquin zur SintHome-Rule

Für das gegen­wär­ti­ge Drän­gen des Buch­sta­bens [für das Drän­gen des Buch­sta­bens bei Joy­ce] gibt es das SaintT­home-mada­quin, das Hei­li­ger-Tho­mas-von-Aquin-Sym­ptom. [In Joy­ce das Sym­ptom I (Juni 1975) hat­te Lacan gesagt, dass die Schreib­wei­se sinthome auf die Bezie­hung zum Hei­li­gen ver­wei­sen soll. Mit SinThome-mada­quin macht Lacan ein Wort­spiel mit Saint Tho­mas d’A­quin (Hei­li­ger Tho­mas von Aquin), saint hom­me (hei­li­ger Mann) und sinthome (Saint Thom-, saint hom­me und sinthome sind laut­gleich). Das Ver­hält­nis von Joy­ce zum Hei­li­gen Tho­mas ist ein Sinthom.] Joy­ce hat sich häu­fig zu Tho­mas von Aquin geäu­ßert; Tho­mas ist [für Joy­ce und] für Lacan ein gro­ßer Phi­lo­soph. Aller­dings kam Joy­ce mit Tho­mas von Aquin in einem Punkt nicht gut zurecht, wie Jac­ques Aubert gezeigt hat [in sei­ner 1973 erschie­ne­nen Ein­füh­rung in die Ästhe­tik von James Joy­ce]: Joy­ce inter­es­sier­te sich für die Fra­ge des Schö­nen und er ori­en­tier­te sich hier­bei an Tho­mas; Tho­mas zufol­ge ist eines der Merk­ma­le des Schö­nen die cla­ri­tas und Joy­ce über­setzt das mit [radi­ance, also mit] „Glanz“, „Glanz des Seins“; und eben das ist bei Joy­ce ein schwa­cher Punkt [? Inwie­fern ist die Über­set­zung von cla­ri­tas mit radi­ance ein Schwach­punkt von Joy­ce? Die Begrün­dung fin­det man ver­mut­lich in Auberts Buch.] Der Glanz des Seins, das ist nichts, was Lacan berührt, wie er über sich sagt. [Im Semi­nar über die Ethik der Psy­cho­ana­ly­se liest es sich anders. Lacan spricht hier vom éclat (Leuch­ten, Strah­len, Glanz) von Anti­go­ne und stützt sich dabei auf den „Glanz des Seins“, eine For­mu­lie­rung von Heid­eg­ger (vgl. in Lacan ent­zif­fern den Arti­kel „Zwei­ter Tod“ und „Zwi­schen-zwei-Toden“ in Lacans Semi­nar über die Ethik der Psy­cho­ana­ly­se).]

Freeman''s Journal - zu: "Das Sinthom" entziffernAn einem bestimm­ten Punkt bringt Joy­ce das Sinthom sei­ner Ver­eh­rung des Hei­li­gen Tho­mas zum Ein­sturz und voll­zieht eine Wen­dung. Auf den ers­ten Blick sieht sie aus wie eine Abwen­dung von der Poli­tik [vom Kampf um die Befrei­ung Irlands von eng­li­scher Herr­schaft]. Tat­säch­lich aber ist das Sinthom, dass Joy­ce her­vor­bringt [als zwei­tes Sinthom nach dem Sinthome-mada­quin, nach dem Hei­li­ger-Tho­mas-von-Aquin-Sym­ptom], ein Sinthom, das man als SintHome-Rule oder Saint-Home-Rule bezeich­nen kann, als Home-Rule-Sym­ptom [also als ein Sym­ptom, das mit der Home Rule ver­bun­den ist, mit dem Stre­ben nach iri­scher Selbst­ver­wal­tung inner­halb des Ver­ei­nig­ten König­reichs. Das neue gro­ße The­ma von Joy­ce wird, nach der Ästhe­tik von Tho­mas von Aquin, Irland sein. Bei Joy­ce gibt es also eine Sym­ptom-Ver­schie­bung; er wech­selt von Religion/​Ästhetik zur Poli­tik.] Im Freeman’s Jour­nal [einer natio­na­lis­ti­schen iri­schen Zei­tung] wird die Home Rule [die Selbst­ve­wal­tung Irlands] durch eine Son­ne dar­ge­stellt, die hin­ter der Bank von Irland auf­geht, was |{14} hei­ßen wür­de, dass sie im Nord­wes­ten auf­geht [sie­he das Logo des Freeman’s Jour­nal oben]. [Im Ulys­ses mokiert sich Bloom mit eben die­sem Argu­ment über das Bild.] Aber durch das Knir­schen zu die­sem The­ma [durch Joy­ces schar­fe Kri­tik am iri­schen Natio­na­lis­mus] darf man sich nicht irre­füh­ren las­sen: Joy­ce ent­wi­ckelt ein Sinthom, das sich auf die Home Rule bezieht, und die­ses Sinthom, das er zusam­men­bringt [ein Sym­ptom ist, der Ety­mo­lo­gie nach, etwas Zusam­men­ge­füg­tes], ist ein Sinthom, das gut läuft. [Das Irland-The­ma ist für sämt­li­che Schrif­ten von Joy­ce ab den Dub­li­ners (geschrie­ben 1904–1907) bestim­mend; die­ses Sinthom hat für die Pro­duk­ti­vi­tät von Joy­ce und für sei­ne psy­chi­sche Sta­bi­li­tät eine ent­schei­den­de Bedeutung.]

Natür­lich kann man das, wor­um es geht, auch anders bezeich­nen als mit „SinThom-mas­vo­n­aquin“ und „Sin­Home-Rule“ (bzw. SaintT­hom-mas­vo­n­aquin“ und „Sain­tHome-Rule“). Die bei­den Aus­drü­cke sol­len zei­gen, dass Joy­ce sei­ne Kunst in zwei Rich­tun­gen ver­fol­gen konn­te [und dass bei­de ein Sinthom dar­stell­ten]. [Joy­ce stand vor einer Wahl, er konn­te sein Schrei­ben auf Tho­mas von Aquin stüt­zen und auf die Home Rule.] Bei­de For­men des Sinthoms betra­fen ihn und des­halb nann­te Lacan ihn [in sei­nem Kon­gress­vor­trag] Joy­ce das Sym­ptom, wobei er die Schreib­wei­se [mit dem Semi­nar­ti­tel zu Sinthom] ver­scho­ben hat. Joy­ce wähl­te schließ­lich die „Saint-Home-Rule“ [er wähl­te Irland, also die Poli­tik]. Durch die­se Wahl defi­nier­te er sich als Häre­ti­ker, als Ket­zer, denn das grie­chi­sche Wort hai­re­sis, von dem sich „Häre­sie“ her­lei­tet, meint „Wahl“. [Im Por­trät des Künst­lers wird Ste­phen Daeda­lus (Joy­ces Alter Ego) von einem Leh­rer der Häre­sie beschul­digt, weil er geschrie­ben hat­te, es sei unmög­lich, sich Gott zu nähern; von sei­nem Klas­sen­ka­me­ra­den wird er dar­auf­hin als Häre­ti­ker verprügelt.] 

Joy­ce war „wie ich“ ein Häre­ti­ker, wie Lacan sagt [in einer aus­drück­lich voll­zo­ge­nen Iden­ti­fi­zie­rung mit Joy­ce].  [Wor­in bestand Lacans Ket­ze­rei? Ver­mut­lich bezieht sich Lacan hier auf die Aberken­nung der Posi­ti­on des Lehr­ana­ly­ti­kers, die er als „Exkom­mu­ni­ka­ti­on“ gedeu­tet hat­te. Über­dies war er der Auf­fas­sung, dass die­ser Aus­schluss mit sei­nem geplan­ten Semi­nar über die Namen-des-Vaters zu tun hat­te; es gibt hier, zumin­dest vom The­ma her, ein Nähe zur Ket­ze­rei von Daedalus/​Joyce, dass es unmög­lich sei, sich Gott zu nähern.]

[Die Cha­rak­te­ri­sie­rung des Künst­lers durch die Wahl, die er trifft, fin­det sich auch bei Sart­re, etwa in des­sen Stu­die über Bau­de­lai­re, wo er den Begriff der Urwahl ver­wen­det. Mög­li­cher­wei­se ori­en­tiert sich Lacan bei sei­ner Joy­ce-Deu­tung an Sar­tres Schriftstelleranalysen.]

Man muss den Weg wäh­len, auf dem man die Wahr­heit angeht. [Das Sinthom, so erfährt man auf die­se Wei­se indi­rekt, ist ein Weg, auf dem man die Wahr­heit angeht, ein Weg, auf dem man einen Bezug zum Ver­dräng­ten her­stellt.] Man kann die Wahl jedoch über­prü­fen. Wenn man die Natur des Sinthoms ein­mal erkannt hat, kann man es auf logi­sche Wei­se ange­hen und dies ist das rich­ti­ge Vor­ge­hen [Lacan kommt zurück auf die „gute Logik“]. Mit den Mit­teln der Logik kommt man bis an das Rea­le. [Der logi­sche Umgang mit dem Sinthom steht im Gegen­satz zur Sinn­deu­tung, zur Auf­de­ckung der ver­bor­ge­nen Wahr­heit. Das Rea­le ist das logisch Unmög­li­che; einen Zugang zum Rea­len – und damit zur Bezie­hung des Sinthoms zur Jouis­sance – hat man des­halb auf dem Weg über eine Logik der Inkon­sis­tenz, der Unent­scheid­bar­keit, der Unvoll­stän­dig­keit, der Unbe­weis­bar­keit.] [? Was heißt, „das Sinthom auf logi­sche Wei­se ange­hen“?] [? Wel­ches Ver­hält­nis zwi­schen Wahr­heit und Rea­lem wird hier angedeutet?]

Danach hat man dann kei­nen Durst mehr. [? Was ist damit gemeint?]

Joyces Vater: faul, fanatisch, versoffen

Joy­ce traf sei­ne Wahl blind, denn er begann unter den schlech­tes­ten Vor­aus­set­zun­gen. Dazu gehör­te, dass er in [dem armen und unter eng­li­scher Herr­schaft ste­hen­den] Dub­lin gebo­ren wur­de und dass er einen Vater hat­te, der, ja was war? Hier gibt es ein Tran­skrip­ti­ons­pro­blem. Der féni­an oder feig­nant oder fait­né­ant war, was alles gleich aus­ge­spro­chen wird. Der Vater war féni­an: ein Anhän­ger der Feni­er, ein iri­scher Natio­na­list. Der Vater war feig­nant: faul bzw. er war fai­né­ant, was eben­falls „faul“ heißt. [? Was ist gemeint: faul oder Feni­er oder bei­des?] Die­ser Vater war außer­dem versoffen.

[Mit sei­nen Sym­pto­men, so wird ange­deu­tet, ant­wor­te­te Joy­ce auf ein Pro­blem in der Bezie­hung zum Vater.]

Joyces Kunst: ein Ersatz für seinen „schlappen Schwanz“

So stellt sich das für alle dar, wenn man Sohn von zwei Fami­li­en ist. [? Was meint „Sohn zwei­er Fami­li­en sein“? Bezieht sich das auf die Fami­lie väter­li­cher­seits und die Fami­lie müt­ter­li­cher­seits? Falls ja, war­um bezieht sich Lacan hier darauf?] 

So stellt sich das für alle dar, wenn man davon über­zeugt ist, des­halb, weil man ein klei­nes Stück Schwanz hat, ein männ­li­ches Wesen zu sein. [Alle bio­lo­gisch männ­li­chen Wesen wer­den des­halb als „männ­lich“ klas­si­fi­ziert, weil sie einen Penis haben, und die Kin­der über­neh­men das; Joy­ce ist hier kei­ne Ausnahme.] 

Natür­lich braucht man mehr [der Penis dient nicht nur zur Klas­si­fi­ka­ti­on männlich/​weiblich, er steht auch in Bezie­hung zur sexu­el­len Lust und zur Her­stel­lung einer Bezie­hung zu einem Sexu­al­part­ner].

Joy­ce hat­te einen „schlap­pen Schwanz“. [Damit wird, wenn ich es recht ver­ste­he, Joy­ce nicht eine erek­ti­le Dys­funk­ti­on zuge­schrie­ben. Der Satz bezieht sich viel­mehr dar­auf, neh­me ich an, dass es in der sexu­el­len Bezie­hung zwi­schen den Geschlech­tern immer Schwie­rig­kei­ten gibt (dass es kein natür­li­ches sexu­el­les Ver­hält­nis gibt), und der „schlap­pe Schwanz“ ist ein Sym­bol dafür.]

Sei­ne Kunst leis­te­te hier­für Ersatz, und so ist das immer. [Das könn­te hei­ßen: Die Sub­li­mie­rung ist letzt­lich immer eine Ant­wort dar­auf, dass es kein sexu­el­les Ver­hält­nis gibt.]

Der Phal­lus ist eben dies: |{15} eine Mon­ta­ge aus dem männ­li­chen Organ und der Funk­ti­on des Spre­chens. [Im Fal­le von Joy­ce besteht die Funk­ti­on des Spre­chens im Kon­text in sei­ner Kunst, im Schrei­ben.] Das männ­li­che Organ ist eine Art Para­sit [es ist Ort einer Jouis­sance, die der sons­ti­gen kör­per­li­chen Jouis­sance äußer­lich ist]. [? Wie ist in der Bezie­hung zwi­schen dem Penis und der Spra­che der Phal­lus zu verorten?]

Abge­se­hen davon war Joy­ce ein pau­vre hère – ein armer Schlu­cker –, ja, ein armer Häre­ti­ker. [Inwie­fern war Joy­ce ein pau­vre hère? Wegen sei­ner Bezie­hung zum (fana­ti­schen, fau­len, ver­sof­fe­nen) Vater? Weil er einen „schlap­pen Schwanz“ hatte?]

Joy­cia­ner, die sei­ne Häre­sie genie­ßen, gibt es nur an der Uni­ver­si­tät [dies ist also eine Jouis­sance im Rah­men des Uni­ver­si­täts­dis­kur­ses]. Joy­ce woll­te, dass die Uni­ver­si­täts­men­schen sich an ihm abar­bei­ten, und das Ver­blüf­fen­de ist, dass ihm das gelun­gen ist und dass das noch anhal­ten wird. [Das ist eine Bemer­kung, die sich auch an Jac­ques Aubert rich­tet, der im Hör­saal sitzt.]

\frac {\text S_2}{\text S_1} \:^\rightarrow \, \frac {a}{\text {\$}}

Dis­kurs der Universität

[Damit wird die Fra­ge auf­ge­wor­fen, wel­che Rol­le Joy­ce im Uni­ver­si­täts­dis­kurs spielt, was hier also den Ter­men S2 (oben links), a (oben rechts), $ (unten rechts) und S1 (unten links) entspricht.]

[Mil­ler deu­tet die Stel­le so, dass die Uni­ver­si­täts­leu­te Joy­ce deu­ten, dass Lacan im Ver­hält­nis zu Joy­ce die Auf­ga­be der Psy­cho­ana­ly­se nicht im Deu­ten sieht, sie kön­ne bei Joy­ce ein­zig den Bezug zum Genie­ßen erfas­sen. Aller­dings gel­te dies nur für Fin­ne­gans Wake.146]

Joyce: ein Herr /​ ein armer Schlucker

Joy­ce war ein Herr* (Lacan ver­wen­det an die­ser Stel­le das deut­sche Wort), ein pau­vre hère, ein armer Schlu­cker [das fran­zö­si­sche Wort hère geht mög­li­cher­wei­se (spot­tend) auf das deut­sche Wort Herr zurück].

[Lacan deu­tet hier an, dass sich der Fall Joy­ce vom Kon­zept des Her­ren­dis­kur­ses aus begrei­fen lässt, wie Lacans es in Semi­nar 17, Die Kehr­sei­te der Psy­cho­ana­ly­se, ent­wi­ckelt hat­te. Spä­ter in die­ser Sit­zung wird er auf den Her­ren­dis­kurs aus­drück­lich zurückkommen.]

\frac {\text S_1}{\text {\$}} \:^\rightarrow \, \frac {\text S_2}{a}

Dis­kurs des Herrn

[S1: Her­ren­si­gni­fi­kant
S2: Wis­sen
a: Objekt a
$: gespaltenes/​versperrtes Subjekt]

[Die­ser Herr* ist ein pau­vre hère. Der Platz oben links ist der Platz des Scheins, die Wahr­heit des Herrn ist das ver­sperr­te Sub­jekt, auf das sich hier wohl auf die Rede vom pau­vre hère und vom schlap­pen Schwanz bezieht.]

Die­ser Herr hat sich als Held begrif­fen, wie der Titel sei­nes ers­ten [auto­bio­gra­phi­schen] Romans aus­weist: Ste­phen Hero, Ste­phen der Held. [Joy­ce war u.a. inso­fern ein Herr, als er sich als Held begriff. In der For­mel des Her­ren­dis­kur­ses kann man im Fal­le von Joy­ce oben links (Platz des Scheins) für S1 also viel­leicht „Held“ ein­set­zen und unten links (Platz der Wahr­heit) für $ „schlap­per Schwanz“.]

\frac {\text S_1:{\text {\ Held}}}{\text {\ \$: schlapper Schwanz}} \:^\rightarrow \, \frac {\text S_2}{a}

Dis­kurs des Herrn: Joy­ce

 

Joyce, A Portrait of the Artist as a Young Man, hg. v. Chester G. AndersonSein zwei­ter [eben­falls auto­bio­gra­phi­scher] Roman, der auf Ste­phen der Held auf­baut, heißt Ein Por­trät des Künst­lers als jun­ger Mann. Lacan emp­fiehlt hier­zu die Lek­tü­re der von Ches­ter G. Ander­son her­aus­ge­ge­be­nen Edi­ti­on von A por­trait of the artist, |{16} dar­in vor allem die Bei­trä­ge von Mau­rice Bee­be und Hugh Ken­ner. Das sind alles Uni­ver­si­täts­leu­te, und die Uni­ver­si­tät ist der rich­ti­ge Ort für sie, denn sie ver­leiht ihnen aka­de­mi­sche Grade.

[In Semi­nar 17 (Die Kehr­sei­te der Psy­cho­ana­ly­se) hat­te Lacan erläu­tert, dass im Uni­ver­si­täts­dis­kurs das Sym­bol S1 unter ande­rem für „Abschlüs­se und Gra­de“ steht. Man könn­te die Joy­cia­ner im Uni­ver­si­täts­dis­kurs dem­nach so verorten:]

\frac {\text {\ Joyce-Wissen}}{\text {\ akad. Grade}} \:^\rightarrow \, \frac {a}{\text {\$}}

Dis­kurs der Uni­ver­si­tät: Joycianer

Im Titel Ein Por­trät des Künst­lers als jun­ger Mann ist das Wort „des“ zu beto­nen; Joy­ce ist, in sei­ner eige­nen Sicht, „der“ ein­zig­ar­ti­ge Künst­ler. [Ein­zig­ar­tig: wie Evita.]

[Das könn­te man so schreiben:]

\frac {\text {\ DER Kuenstler}}{\text {\ armer Schlucker}} \:^\rightarrow \, \frac {\text S_2}{a}

Dis­kurs des Herrn: Joyce

In die­ser Funk­ti­on, als „der“ Künst­ler, wird Joy­ce legi­ti­me Nach­ei­fe­rer fin­den. [Genau inso­fern, als Joy­ce sich als ein­zig­ar­tig begreift, wird er para­do­xer­wei­se Nach­ah­mer finden.] 

A por­trait of the artist as a young man – in die­sem Titel muss man nicht nur das „the“ her­vor­he­ben, son­dern auch das „as“. Im Fran­zö­si­schen heißt „as“ com­me, „als“, und von com­me ist es nicht weit zu com­ment, „wie“. Com­ment beruht auf der Ver­bin­dung von com­me und ment, com­me-ment; das ment kann man auch mit „lügt“ über­set­zen, was dann heißt: das „als“ bzw. das „wie“ hat etwas Lüg­ne­ri­sches. Beim Deu­ten muss man auf das Lüg­ne­ri­sche des com­ment, des „wie“, achtgeben.

Das Fran­zö­si­sche ist, was das com­me betrifft – also das „wie“ –, auf­schluss­reich. Wenn ein Aus­druck als Adverb ver­wen­det wird, hängt man hier -ment an, man sagt also com­ment, so wie man réel­le­ment sagt, real, auf rea­le Wei­se, oder héroi­quement, hero­isch, auf heroi­sche Wei­se, oder men­ta­le­ment. men­tal, auf men­ta­le Wei­se. Nun bedeu­tet ment aber auch „lügt“. [Das Heroi­sche ist eine Lüge.] Com­ment gibt also einen Hin­weis dar­auf, dass man mit dem „wie“ lügt: com­me-ment. [Lacan ist offen­bar wie­der beim fau­te, beim Zusam­men­hang von Spre­chen und Ver­feh­lung.] Jedes Adverb ver­weist auf eine Lüge. Wenn Psy­cho­ana­ly­ti­ker inter­pre­tie­ren, müs­sen sie dar­auf acht­ge­ben. [? Was heißt das konkret?]

[In den Dis­kurs­for­meln heißt der Platz oben links ab Semi­nar 18 Platz des Scheins. Wenn man héroi­que-ment in die Dis­kurs­for­meln über­setzt, erhält man: Der Heros ist am Platz des Scheins.]

Gegen das Symptom gibt es nur eine Waffe: die Mehrdeutigkeit

[Lacan kommt indi­rekt auf sei­ne Fra­ge zurück, ob die Wahr­heit (und damit die Reduk­ti­on des Sym­ptoms) zu einem Pro­dukt des Savoir-fai­re wer­den kann.]

Das Wort „Zun­ge“ bezeich­net sowohl das Werk­zeug des Spre­chens als auch den Sitz der Geschmacks­pa­pil­len. Lacan macht hier­zu ein unüber­setz­ba­res Wort­spiel: Ce qu’on dit ment /​ ce con­di­ment: Was man sagt, lügt /​ die­ses Gewürz.

[War­um die­se Wort­spie­le?] Letzt­lich hat man gegen das Sym­ptom nur eine Waf­fe: die Äqui­vo­ka­ti­on, die Mehr­deu­tig­keit. Wenn Ana­ly­ti­ker bei ihm in einer Kon­troll­ana­ly­se sind, ver­sucht er, ihnen eben dies bei­zu­brin­gen – aller­dings erst in einer zwei­ten Pha­se. Anfangs gibt er ihnen immer recht, und wie die Nas­hör­ner [von Ionesco] haben Sie tat­säch­lich immer recht /​ immer einen Grund [rai­son; sie gehen ratio­na­lis­tisch vor, sie blei­ben in der Ord­nung des Sinns]. Sie müs­sen ler­nen, mit der Äqui­vo­ka­ti­on zu spie­len, um das Sinthom zu redu­zie­ren – die Deu­tung wirkt ein­zig und allein durch die Mehr­deu­tig­keit. [Dies ist ein Aspekt das „Halb­sa­gens“ der Wahr­heit, von dem Lacan in die­ser Sit­zung bereits gespro­chen hat­te.] Es muss im Signi­fi­kan­ten etwas geben, das Reso­nanz gibt [réso­nan­ce statt rai­son].

Resonanz der Stimme als Objekt a

Den eng­li­schen Phi­lo­so­phen [? wer ist gemeint?] scheint das nicht auf­ge­fal­len zu sein. Sie sind davon über­zeugt, dass das Spre­chen kei­ne Wir­kun­gen hat. Sie irren sich. Sie neh­men zwar an, dass es Trie­be gibt und sie machen auch nicht den Feh­ler, Trieb mit „instinct“ zu über­set­zen. Sie begrei­fen jedoch nicht, dass die Trie­be ein Echo im Kör­per sind, ein Echo der Tat­sa­che, dass es ein Sagen gibt. [Sie begrei­fen nicht, dass die Trie­be durch das Sagen struk­tu­riert sind. Im Gra­phen des Begeh­rens steht hier­für in der For­mel für den Trieb ($◊D) das gro­ße D, für den Anspruch (deman­de).]

Die Tatsache der Empfänglichkeit des Körpers für das Sagen

Dafür, dass das Sagen Reso­nanz erzeugt, dass es Kon­so­nanz gibt – um einen wei­te­ren Begriff des Hei­li­gen Tho­mas zu ver­wen­den –, dafür muss der Kör­per emp­fäng­lich sein. [Con­so­nan­tia, Zusam­men­klang, ist für Tho­mas eines der drei Merk­ma­le des Schö­nen.] Und dass der Kör­per für das Sagen emp­fäng­lich ist [dass durch das Spre­chen die Erre­gungs­ab­läu­fe ver­än­dert wer­den kön­nen], ist eine Tat­sa­che. [Lacan wird den Begriff der Tat­sa­che in die­ser Sit­zung noch stär­ker beto­nen; mög­li­cher­wei­se ist dies für ihn die Tat­sa­che schlecht­hin: dass der Kör­per für das Sagen emp­fäng­lich ist.]

Das, was im Kör­per [auf das Sagen] ant­wor­tet, ist die Stim­me [die Stim­me im Sin­ne des Objekts a, wie Lacan es defi­niert hat, als ein Bün­del von Erre­gun­gen, die einen Fremd­kör­per bil­den, eine Art Erin­ne­rung an eine auf immer ver­lo­re­ne Jouis­sance]. Die Stim­me ant­wor­tet des­halb, weil die wich­tigs­te Kör­per­öff­nung das Ohr ist; das Ohr ist des­halb so wich­tig, weil es, anders als der Mund, nicht ver­schlos­sen wer­den kann.

[Lacan betont hier, wo es um das Sym­ptom oder Sinthom von Joy­ce geht, die Stim­me als Objekt a. Mög­li­cher­wei­se will er damit andeu­ten, dass für Joy­ce die Stim­me das ent­schei­den­de Objekt a ist. In die­se Rich­tun­gen gehen die spä­te­ren Bemer­kun­gen über das Sym­ptom der auf­ge­zwun­ge­nen Wor­te (Sit­zung vom 17. Febru­ar 1976).]

Konkurrenz des Blicks, Beziehung zum Körperbild

Ärger­lich ist, dass es etwas gibt, was der Stim­me Kon­kur­renz macht: der Blick als Objekt a. [Die Objek­te a ste­hen in Ver­bin­dung mit­ein­an­der, und eine die­ser Ver­bin­dun­gen ist die Kon­kur­renz zwi­schen Stim­me und Blick. Der Blick stört die Wirk­sam­keit des Spre­chens. Man den­ke an das psy­cho­ana­ly­ti­sche Set­ting: Die Ana­ly­ti­ke­rin sitzt hin­ter dem Ana­ly­san­ten, um die Wirk­sam­keit des Blicks zu schwä­chen und die der Stim­me zu stärken.] 

[Vom Blick als Objekt a geht Lacan über zum Kör­per­bild, also zum Ima­gi­nä­ren, zum Nar­ziss­mus, zum Ide­al-Ich i(a), zu dem, was den Zugang zum Unbe­wuss­ten ver­sperrt; er bleibt damit im visu­el­len Feld. In Semi­nar 11, Die vier Grund­be­grif­fe der Psy­cho­ana­ly­se, hat­te Lacan die Bezie­hung zwi­schen dem Blick und dem Schirm ent­wi­ckelt: auf den gefrä­ßi­gen Blick ant­wor­tet das Sub­jekt mit einem Schirm, so dass im Tableau sein Man­gel nicht gese­hen wird.]

„More geo­me­tri­co“ [auf geo­me­tri­sche Wei­se: dies ist ein Zugang zur Ord­nung des Visu­el­len, des „sko­pi­schen Fel­des“, wie Lacan auch sagt.] 

Das Indi­vi­du­um prä­sen­tiert sich als Kör­per. [Unter „Kör­per“ ver­steht Lacan meist das Kör­per­bild, so auch hier. Das Kör­per­bild ist grund­le­gend für die Ord­nung des Ima­gi­nä­ren. Zu ergän­zen ist im Kon­text: Es prä­sen­tiert sich dem bedroh­li­chen Blick als Körper.] 

Es prä­sen­tiert sich als Kör­per auf­grund der Form, die Pla­ton so teu­er ist. [Pla­tons Idee (grie­chisch eidos) heißt im Latei­ni­schen for­ma. Ein pas­sen­der deut­scher Begriff ist hier Gestalt. Das Kör­per­bild funk­tio­niert als Gestalt, als geschlos­se­ne Figur, die sich von einem Hin­ter­grund abhebt. Die Ori­en­tie­rung am Kör­per­bild ist, Lacan zufol­ge, auch die Grund­la­ge der tra­di­tio­nel­len, also der eukli­di­schen Geo­me­trie, wes­halb er sich um den Wech­sel zur Topo­lo­gie bemüht, wel­che die Bin­dung an das Kör­per­bild (letzt­lich an die Sphä­re) zurückdrängt.]

Der Kör­per hat eine fes­seln­de Kraft, sodass unter die­sem Gesichts­punkt die Blin­den ein wenig zu benei­den sind. [Der Zugang zum Unbe­wuss­ten ist, Lacan zufol­ge, nur mög­lich, wenn man die Fes­se­lung durch das Kör­per­bild (durch den Nar­ziss­mus) schwächt.] |{18}Wenn man Braille liest, kann man nicht Euklid lesen [Braille­schrift besteht aus Punk­ten, nicht aus Krei­sen, Drei­ecken, Recht­ecken, nicht aus geschlos­se­nen Lini­en].

Der Kör­per lie­fert nur den Sack, die Bla­se [topo­lo­gisch: die Sphä­re (die Kugel­ober­flä­che)]. Das ist erstaun­lich [viel­leicht: es ist erstaun­lich, dass sich der Nar­ziss­mus letzt­lich auf die Bin­dung an den Kör­per­sack redu­zie­ren lässt].

Die Form bläht sich auf [es gibt hier eine Dyna­mik des Wachs­tums, der Nar­ziss­mus strebt danach, immer mehr zu erfas­sen].

Beim Zwangs­neu­ro­ti­ker ist die Bin­dung an den sich auf­blä­hen­den Kör­per­sack beson­ders aus­ge­prägt. Er will sich auf­bla­sen wie der Frosch [in der Fabel von Lafon­taine], der so groß sein woll­te wie ein Och­se, und man weiß, wie das aus­ging. [Der Frosch platz­te; die nar­ziss­ti­sche Wachs­tums­dy­na­mik führt in eine Kri­se des Nar­ziss­mus, und die­se Kri­se führt einen Zwangs­neu­ro­ti­ker bis­wei­len zum Psy­cho­ana­ly­ti­ker. Wenn der Zwangs­neu­ro­ti­ker sich auf­bla­sen will, geht es um den Schirm, der dem gefähr­li­chen Blick dar­ge­bo­ten wird.]

Es ist sehr schwie­rig, den Zwangs­neu­ro­ti­ker der Fes­se­lung durch den Blick zu entreißen.

Null bis Drei

∅ ≈ 0/1-Ambiguität

[Semi­nar­the­ma ist die bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung von vier statt wie bis­her von drei Ele­men­ten, es geht also dar­um, den Über­gang zu voll­zie­hen von der Drei zur Vier. Im ers­ten Schritt ver­sucht Lacan nun, aus­ge­hend von der lee­ren Men­ge – vom lee­ren Sack –, die Zah­len von Null bis Drei zu rekon­stru­ie­ren, wobei er zwi­schen Men­gen­leh­re und Zah­len­theo­rie hin und her wechselt.]

In der Men­gen­leh­re wird die Men­ge durch einen Sack ver­an­schau­licht, durch einen Sack ima­gi­niert. [Die Men­ge wird durch ein Paar geschweif­ter Klam­mern notiert, {}; ver­an­schau­licht wird sie gewöhn­lich durch eine kreis­ar­ti­ge Umriss­li­nie, drei­di­men­sio­nal auf­ge­fasst ist das ein Sack. Der Sack wie­der­um beruht, Lacan zufol­ge, auf dem Kör­per­bild, auf dem mensch­li­chen Kör­per, sofern er auf sei­ne Ober­flä­che redu­ziert wird. Also kann man sagen: Die Men­ge stützt sich auf das Kör­per­bild. Die Men­gen­leh­re, die der Mathe­ma­tik heu­te meist als Grund­la­ge dient, hat einen ima­gi­nä­ren Aspekt.] 

Der Sack, die lee­re Men­ge, kann durch die Ambi­gui­tät von 0 und 1 kon­no­tiert wer­den; die Ambi­gui­tät von 0 und 1 ist die ein­zi­ge Stüt­ze, die dem ange­mes­sen ist, wor­an die lee­re Men­ge angrenzt. [Lacan stellt hier eine Bezie­hung zwi­schen Men­gen und Zah­len her. Der lee­re Sack ent­spricht der lee­ren Men­ge und damit kon­no­tiert er die Zahl 0. Er hat die Funk­ti­on, Ele­men­te zusam­men­zu­fas­sen, und die­se Funk­ti­on kann durch die Zahl 1 kon­no­tiert wer­den. Der lee­ren Men­ge ent­spricht also in der Welt der Zah­len zugleich die 0 und die 1. Die lee­re Men­ge grenzt an die 0/1-Ambi­gui­tät jedoch nur an, Men­gen sind nicht auto­ma­tisch mit Zah­len gleichzusetzen.]

Hier­für muss die Beweis­füh­rung so auf­ge­fasst wer­den, dass sie das in ihr ent­hal­te­ne Ima­gi­nä­re beweist. [Jeder Beweis stützt sich auf etwas Ima­gi­nä­res, er ist nicht nur dis­kur­siv, son­dern auch anschau­lich, intui­tiv, und die­ses Ima­gi­nä­re zeigt sich in der Beweisführung.]

S1, S2, $

[In wel­cher Ver­bin­dung steht die­ser Hin­weis zur Psy­cho­ana­ly­se? Um die­se Fra­ge zu beant­wor­ten, bezieht Lacan sich nun auf die von ihm ent­wi­ckel­ten Sym­bo­le S1 und S2. Ab Semi­nar 17 wird S1 als „Her­ren­si­gni­fi­kant“ bezeich­net, Nach­fol­ger des Begriffs „Ichide­al“; ab Semi­nar 16 ist S2 das Sym­bol für „Wis­sen“, im Sin­ne von: die von Freud ent­deck­te Form des Wis­sens, näm­lich das Unbe­wuss­te.147]

Lacans Sym­bol S1, zu lesen als „S Index 1“, [der Her­ren­si­gni­fi­kant] bezieht sich auf den Sack, inso­fern er auch leer sein kann, aber zugleich eins ist. Damit ist nicht gemeint, dass das Sym­bol S1 die Eins ist. son­dern dass sich das Sym­bol S1 auf die Eins bezieht; aus die­sem Grun­de ist die Eins hier die Index­zahl. [Wenn man „sich bezie­hen auf“ durch einen Pfeil sym­bo­li­siert, könn­te man schrei­ben: S1 → {} ≈ 0/1-Ambi­gui­tät.]

Der lee­re Sack als Eins [also in der Funk­ti­on des Zusam­men­fas­sens] kann durch die Kate­go­rien der Ex-sis­tenz und der Kon­sis­tenz näher bestimmt wer­den [also durch Begrif­fe, mit denen Lacan in Semi­nar 22 die bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung beschrie­ben hat­te]. [In den Semi­na­ren 21 und 22 hat­te Lacan die ein­zel­nen Rin­ge sowie die bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung durch drei Merk­ma­le cha­rak­te­ri­siert: Kon­sis­tenz, Ex-sis­tenz und Loch, die Kon­sis­tenz hat­te er dem Ima­gi­nä­ren zuge­ord­net, die Ex-sis­tenz dem Rea­len und das Loch dem Symbolischen.]

[Der Sack ist dem, was in ihm ent­hal­ten ist, äußer­lich, das ist sei­ne Ex-sis­tenz.] Die Kon­sis­tenz besteht im Zusam­men­hal­ten, der Kör­per hat Kon­sis­tenz, inso­fern er Haut (peau) ist (in sich zusam­men­hält) /​ inso­fern er Topf (pot) ist (das in ihm Ent­hal­te­ne zusammenhält).

Man muss die­se Ex-sis­tenz und die­se Kon­sis­tenz für real hal­ten, denn das Rea­le besteht dar­in, sie zusam­men­zu­hal­ten. [Mög­li­cher­wei­se ist gemeint: Man muss die­se Ver­bin­dung von Ex-sis­tenz und Kon­sis­tenz für real hal­ten, da das Rea­le die Ex-sis­tenz und die Kon­sis­tenz zusammenhält.]

Hier­auf ver­weist der deut­sche Aus­druck „Begriff“. [Begriff“ kommt von „Grei­fen“, bezieht sich also ety­mo­lo­gisch auf das Grei­fen der Hand und damit auf das „Zusam­men-Fas­sen“. Ver­mut­lich spielt Lacan hier dar­auf an, dass Can­tor die Men­ge ursprüng­lich als „Inbe­griff“ bezeich­net hatte.] 

Es gibt hier eine Homo­ge­ni­tät des Ima­gi­nä­ren und des Rea­len. [? Wel­che Homo­ge­ni­tät des  Ima­gi­nä­ren und des Rea­len ist gemeint?]

Die Homo­ge­ni­tät des Ima­gi­nä­ren und des Rea­len ist ver­bun­den mit dem Fak­tum der Zahl, inso­fern sie binär ist, 0 oder 1. [Lacan wech­selt hier defi­ni­tiv von der Men­ge zur Zahl.]

Der Über­gang zur 2 wird dadurch mög­lich, dass man [die Ambi­gui­tät von 0 und 1 auf­gibt und] fest­legt, dass 0 ungleich 1 ist, dass die 0 sich ihrem Wesen nach auf die 1 als auf etwas bezieht, das ihr äußer­lich ist, das ihr „ex-sis­tiert“ [und umge­kehrt]. [Von hier aus kann dann die 2 als der Nach­fol­ger der 1 auf­ge­fasst werden.]

Außer­dem legt man fest, dass es zwi­schen 0 und 1 kei­ne Kon­sis­tenz gibt. [Das könn­te sich auf Zah­len und Men­gen zugleich bezie­hen: Die 0 (bzw. die lee­re Men­ge, ∅) und die 1 (bzw. die Funk­ti­on des Zusam­men­hal­tens) hal­ten nicht von sich aus zusam­men, sie benö­tig­ten, als Nullemnge und Zusam­men­haltfunm­ton auf­ge­fasst die Men­ge, (dar­ge­stellt durch die geschweif­ten Klam­mern) als das sie Zusam­men­hal­ten­de: {∅, /​} (so deu­tet Mil­ler in sei­ner Semi­nar-Aus­ga­be die­sen Satz).]

Auf die­se Wei­se geht Can­tors Theo­rie vom Paar aus [vom geord­ne­ten Paar, näm­lich von den Teil­men­gen {a} und {a, b}]. Jedoch stellt sich zwi­schen der ers­ten Men­ge [also {a}] und der ande­ren Men­ge [also {a, b}] die Ver­bin­dung nicht [von selbst] her. Damit bei­de zusam­men eine Men­ge bil­den, muss etwas Drit­tes hin­zu­kom­men, näm­lich die [sie zusam­men­fas­sen­de] Men­ge [die in der Men­gen­leh­re durch das Sym­bol der geschweif­ten Klam­mer dar­ge­stellt wird: {}, zusam­men ergibt das {{a}, {a, b}} als Schrei­bung für das geord­ne­te Paar.] [Die Drei wird hier also dadurch ein­ge­führt, dass die Men­gen gezählt wer­den, im geord­ne­ten Paar gibt es drei Men­gen, zwei Teil­men­gen und eine Gesamtmenge.]

Inso­fern setzt das Sym­bol, näm­lich S2, auf das Ima­gi­nä­re eins drauf. [? Inwie­fern setzt das Sym­bol auf das Ima­gi­nä­re eins drauf?] 

Das Sym­bol S2, zu lesen als S Index 2, ver­weist [mit der 2] dar­auf, dass es ein Paar ist. [S2 steht seit in Semi­nar 16, Von einem Ande­ren zum ande­ren, für ein Signi­fi­kan­ten­paar; die Paar­be­zie­hung, etwa die der Riva­li­tät, hat für Lacan ima­gi­nä­ren Cha­rak­ter. S2 steht aber auch für min­des­tens zwei Signifikanten.] 

Mit die­sem Hin­weis auf das Signi­fi­kan­ten­paar führt S2 in das Sub­jekt die Spal­tung ein [Lacans Sym­bol hier­für ist $]. Sie wird in das Sub­jekt dadurch ein­ge­führt, dass das, was hier aus­ge­sagt wird, vom Aus­sa­gen abhän­gig bleibt. [Die Spal­tung des Sub­jekts besteht in der Spal­tung zwi­schen dem Aus­ge­sag­ten (énon­cé) und dem Aus­sa­gen (énon­cia­ti­on). Das Aus­ge­sag­te ist der Sinn eines Sat­zes; das Aus­sa­gen ist das unbe­wuss­te Spre­chen, wie es bei­spiels­wei­se in einem Ver­spre­cher wirk­sam ist. Zwi­schen die­sen bei­den Sei­ten gibt es eine Abhän­gig­keits­be­zie­hung: das Aus­ge­sag­te ist vom Aus­sa­gen abhängig.]

Genau­er: Das, was aus­ge­sagt wird, bleibt vom Rät­sel des Aus­sa­gens abhän­gig. [Das Aus­sa­gen fun­giert hier als Rät­sel. Lacans For­mel für das Ver­hält­nis zwi­schen dem Aus­ge­sag­ten und dem Rät­sel des Aus­sa­gens lau­tet: „Er sagt mir das, aber was will er?“148 Das Rät­sel des Aus­sa­gens ist das Rät­sel des Begeh­rens des Anderen.]

Noch genau­er: Die Spal­tung wird ein­ge­führt durch das Fak­tum des Aus­ge­sag­ten, das vom Fak­tum des Rät­sels des Aus­sa­gens abhän­gig bleibt.

[Etwas frü­her in die­ser Sit­zung sprach Lacan von der „Tat­sa­che“ des Sagens.] [? Besteht die Tat­sa­che des Sagens dar­in, dass die Tat­sa­che des Aus­ge­sag­ten von der Tat­sa­che des Rät­sels des Aus­sa­gens abhän­gig bleibt?]

Es geht hier um ein in sich geschlos­se­nes Fak­tum, |{19} um le fait du fait, um das Fak­tum des Fak­tums. Gespro­chen wird das [lə fɛt dy fɛ] oder [lə fɛ dy fɛt] [und [lə fɛt] kann als le faî­te auf­ge­fasst wer­den, „der Gip­fel“; das ergibt dann „der Gip­fel der Tat­sa­che“ oder „die Tat­sa­che des Gip­fels“]. [? Wor­auf will Lacan mit dem Fak­tum des Ver­hält­nis­ses von Aus­sa­ge und Aus­sa­gen hin­aus? In wel­chem Sin­ne geht es hier um den „Gip­fel“ eines Faktums?]

Für das Aus­sa­gen ist cha­rak­te­ris­tisch, dass die Signi­fi­kan­ten mehr­deu­tig sind [wie etwa das Wort fɛt, das zugleich als fait, „Tat­sa­che“ und als faî­te, „Gip­fel“ ver­stan­den wer­den kann]. [Die Signi­fi­kan­ten des Aus­sa­gens sind mehr­deu­tig: „über­de­ter­mi­niert“, sagt Freud. Sie ste­hen in Äqui­va­lenz­be­zie­hun­gen, mit Freud: es gibt hier „sym­bo­li­sche Glei­chun­gen“149.]

Der Äqui­vo­ka­tio­nen und Äqui­va­len­te sind eine Gren­ze für Gesag­te [eine Gren­ze für das Aus­ge­sag­te]. [Der Ver­such, das Spre­chen durch den Sinn zu beherr­schen, stößt hier auf eine Grenze.]

Symbol: 1, 2, 3

Bekannt­lich wird der Begriff des Sym­bols auf das sym­bo­lon zurück­ge­führt, ein Erken­nungs­zei­chen, das aus einem zer­bro­che­nen Stück besteht. Dies haben die Men­schen zu aller Zeit gese­hen. [Das ent­spricht wohl der Eins.]

Das sym­bo­lon bringt aber auch die Ein­heit und die Rezi­pro­zi­tät von Signi­fi­kant und Signi­fi­kat mit sich. [Die bei­den Bruch­stü­cke kön­nen als Signi­fi­kant und Signi­fi­kat auf­ge­fasst wer­den. Ihre Ein­heit zeigt sich dar­in, dass sie zusam­men­pas­sen, ihre Rezi­pro­zi­tät besteht dar­in, dass jedes der bei­den Tei­le als ein Signi­fi­kant auf­ge­fasst wer­den kann, für den das ande­re Teil das Signi­fi­kat ist.] Dies ist nie gese­hen wor­den. [Damit sind wir offen­bar bei der Zwei.]

Dar­aus ergibt sich, dass das ursprüng­li­che Signi­fi­kat nichts bedeu­tet. [Das Signi­fi­kat ist nichts Ursprüng­li­ches, son­dern ein Effekt; am Anfang steht die Signifikantenbeziehung.] 

Das ursprüng­li­che Signi­fi­kat ist viel­mehr Zei­chen der Arbi­tra­ge – der Schlich­tung, des Schieds­spruchs – zwi­schen zwei Signi­fi­kan­ten. [Der Schieds­spruch ent­spricht der Drei.]

[Das Signi­fi­kat ist der Effekt der Beziehung zwi­schen zwei Signi­fi­kan­ten. Hier­bei kommt ein wei­te­res Ele­ment ins Spiel, die Schlich­tung; sie regelt, wel­cher Signi­fi­kant als Signi­fi­kat fun­giert. Bei der Rekon­struk­ti­on des Signi­fi­kats­ef­fekts muss man also, neben dem Signi­fi­kan­ten­paar, ein drit­tes Ele­ment ins Spiel brin­gen, eine Art Schlich­ter­spruch.] Das ursprüng­li­che Signi­fi­kat ist jedoch kei­nes­wegs Zei­chen des Arbi­trä­ren – der Will­kür – in der Bezie­hung zwi­schen ihnen [Sauss­u­res Kon­zept der Arbi­tra­ri­tät der Bezie­hung zwi­schen Signi­fi­kant und Signi­fi­kat ist nicht halt­bar]. [Im Bei­spiel könn­te gemeint sein: Die bei­den Bruch­stü­cke müs­sen durch­aus zusammenpassen.]

[Woher aber gibt es die­sen Schieds­rich­ter zwi­schen den bei­den Signi­fi­kan­ten?] Die­sen Schieds­rich­ter – auf Eng­lisch: die­sen umpi­re – gibt es aus­ge­hend vom (frz.) empire über den Kör­per, vom Impe­ri­um über den Kör­per [also aus­ge­hend von der Kör­per­be­herr­schung]. [Hier kommt das Ima­gi­nä­re ins Spiel.] Alles trägt die Mar­kie­rung der Kör­per­be­herr­schung, ange­fan­gen mit dem Ord­al [mit dem Got­tes­ur­teil]. [Eine der For­men des Schieds­spruchs ist dem­nach das Got­tes­ur­teil. Bei einem Got­tes­ur­teil wird der Ange­klag­te gezwun­gen, über glü­hen­de Koh­len zu lau­fen oder er wird ins Was­ser gewor­fen, und das Urteil wird davon abhän­gig gemacht, wie er das bewältigt.]

Hier bestä­tigt sich die Ablö­sung der 1 von der 2. [Viel­leicht: Das Zer­bre­chen der Scher­be ent­spricht der Sta­bi­li­sie­rung der Nul­l/Eins-Oppo­si­ti­on.]

[Wodurch wird nun die 3 gebil­det?] Die 3 ent­steht durch ima­gi­nä­res Auf­het­zen [also durch das Auf­het­zen der bei­den Akteu­re einer Riva­li­täts­be­zie­hung]. [Lacan wech­selt jetzt den Typ des sozia­len Drei­er­ver­hält­nis­ses: von der Schieds­rich­ter­be­zie­hung zur Auf­het­zer­be­zie­hung.] Bei die­sem Auf­het­zen gibt es einen Wil­len [den des Auf­het­zers, S1], und die­ser Wil­le drängt den einen der bei­den [der bei­den Signi­fi­kan­ten von S2] dazu, den ande­ren zu beläs­ti­gen [soweit ent­spricht das dem Anfeu­ern einer Mann­schaft bei einem Fuß­ball­spiel], jedoch ohne an einen der bei­den gebun­den zu sein [der Auf­het­zer ist in Lacans Illus­tra­ti­on also kei­nes­wegs ein Fan, son­dern ein Neu­tra­ler, der sich mit dem Auf­het­zen der einen Sei­te nicht zugleich an sie bin­det]. [? War­um skiz­ziert Lacan hier sozio­lo­gi­sche Model­le für die Drei­er-Bezie­hung zwi­schen S1 und S2?]

[Die bei­den sozio­lo­gi­schen Minia­tu­ren von Lacan erin­nern an Georg Sim­mels Über die quan­ti­ta­ti­ve Bestimmt­heit der Grup­pe (ein Kapi­tel von Sim­mels Sozio­lo­gie von 1908). Sim­mels Bei­spie­le für die Drei­er­grup­pe sind (1) Der Unpar­tei­ische und der Ver­mitt­ler, (2) Der ter­ti­us gau­dens (Der lachen­de Drit­te), (3) Divi­de et impe­ra (Tei­le und herr­sche). Sim­mel: „Die Zwei stell­te, wie die ers­te Syn­the­se und Ver­ein­heit­li­chung, so auch die ers­te Schei­dung und Anti­the­se dar; das Auf­tre­ten des Drit­ten bedeu­tet Über­gang, Ver­söh­nung, Ver­las­sen des abso­lu­ten Gegen­sat­zes – frei­lich gele­gent­lich auch die Stif­tung eines sol­chen.“150 – Lacans Bemer­kung über das Auf­het­zen beschreibt die Stif­tung eines Gegensatzes.]

Die borromäische Verkettung von vier Elementen

Die borromäische Dreierverkettung ist nicht die Norm

[Aus­ge­hend von der Null, der Eins und der Zwei ist Lacan bei der Drei ange­langt. Von der Drei kann er nun zur Vier über­ge­hen: von der bor­ro­mäi­schen Ver­ket­tung von drei Ele­men­ten, die er in den vor­an­ge­gan­ge­nen Semi­na­ren 21 und 22 vor­wie­gend behan­delt hat­te, zur bor­ro­mäi­schen Ver­ket­tung von vier Ele­men­ten und damit zum The­ma des aktu­el­len Semi­nars: zur Topo­lo­gie des Sinthoms.]

Borromäischer Dreierknoten -Version Miller SBor­ro­mäi­sche Rin­ge mit Zuord­nung zum Rea­len (R), Sym­bo­li­schen (S) und Ima­gi­nä­ren (I)151

Der bor­ro­mäi­sche Kno­ten [oder bes­ser die bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung] ist eine Ver­schlin­gung von drei Rin­gen, der­art dass, wenn ein belie­bi­ger Ring geöff­net wird, die bei­den ande­ren aus­ein­an­der­fal­len. In einer [nicht-bor­ro­mäi­schen] Ver­ket­tung [von drei Ele­men­ten, die direkt inein­an­der­grei­fen] wird das durch den mitt­le­ren Ring rea­li­siert [also durch einen bestimm­ten Ring, nicht durch jeden belie­bi­gen]. Die zuerst erwähn­te Art von Ver­ket­tung hat man im Wap­pen der Bor­ro­meo-Fami­lie gefun­den, daher der Name [„bor­ro­mäi­sche Rin­ge“, was die übli­che Bezeich­nung ist bzw., wie Lacan bis­her meist gesagt sagt hat] „bor­ro­mäi­scher Kno­ten“. Nie­mand hat jedoch zunächst die Kon­se­quen­zen dar­aus gezo­gen [erst die mathe­ma­ti­sche Kno­ten­theo­rie, ein Zweig der mathe­ma­ti­schen Topo­lo­gie, hat sich für die­se Gebil­de ein­ge­hen­der inter­es­siert].

Wappen der Familie BorromeoWap­pen der Fami­lie Borromeo

Ausschnitt aus dem Borromäer-WappenAus­schnitt aus dem Borromeo-Wappen

[Zur Ter­mi­no­lo­gie:
– Kno­ten­theo­re­ti­ker bezeich­nen die ein­zel­nen Rin­ge als „Kno­ten“ – genau­er als „Unkno­ten“ oder „tri­via­le Kno­ten“, da sie kei­ne Selbst­ver­schlin­gung haben.
– „Kno­ten“ sind für Topo­lo­gen immer geschlos­se­ne Gebil­de; ein Faden mit einem Kno­ten im Sin­ne der Umgangs­spra­che und zwei offe­nen Enden ist für einen Kno­ten­theo­re­ti­ker kein Knoten.
– Die Ver­bin­dung zwi­schen den Ele­men­ten heißt in der Ter­mi­no­lo­gie der Kno­ten­theo­re­ti­ker „Ver­ket­tung“, „Ver­schlin­gung“ oder „Link“. Die bor­ro­mäi­schen Rin­ge sind für sie also eine Ver­ket­tung (eine Ver­schlin­gung, ein Link) von drei tri­via­len Kno­ten (von drei Unknoten).
– Statt von „bor­ro­mäi­scher“ Ver­ket­tung spricht man in der Kno­ten­theo­rie von einer „Ver­ket­tung mit Brunn’scher Eigen­schaft“, wobei die Brunn’sche Eigen­schaft eben dar­in besteht, dass, wenn man ein belie­bi­ges Ele­ment auf­trennt, die übri­gen Ele­men­te aus­ein­an­der­fal­len. Das, was Lacan „bor­ro­mäi­scher Drei­er­kno­ten“ nennt, ist für die Topo­lo­gen also eine Ver­ket­tung (eine Ver­schlin­gung, ein Link) von drei tri­via­len Kno­ten (von drei Unkno­ten), wobei die Ver­ket­tung die Brunn’sche Eigen­schaft hat.]

[Eine bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung kann aus belie­big vie­len Kom­po­nen­ten bestehen, das Bor­ro­mäi­sche dar­an (bzw. die Brunn’sche Eigen­schaft dar­an) ist, dass immer gilt: wenn ein belie­bi­ges Ele­ment geöff­net wird, fal­len die übri­gen aus­ein­an­der. In die­sem Semi­nar geht es Lacan vor allem um die bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung von vier Komponenten.]

Linkshändige KleeblattknotenKlee­blatt­kno­ten

[Lacan wird sich im Ver­lauf die­ses Semi­nars nicht nur auf die die bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung von Ele­men­ten ohne Selbst­ver­schlin­gung bezie­hen (von Rin­gen, tri­via­len Kno­ten, Unkno­ten), son­dern auch auf die die bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung von Ele­men­ten mit Selbst­ver­schlin­gung. Dabei inter­es­siert ihn vor allem die ein­fachs­te Form des Kno­tens mit Selbst­ver­schlin­gung, „Klee­blatt­kno­ten“ oder „Drei­er­kno­ten“ gehei­ßen. Eine bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung kann auch aus Klee­blatt­kno­ten bestehen.]

Hopf-Ver­ket­tung

[Die übli­che Art der Ver­ket­tung, bei der Rin­ge direkt inein­an­der­grei­fen, also wie bei einer han­dels­üb­li­chen Glie­der­ket­te, heißt in der Spra­che der Topo­lo­gen „Hopf-Ver­ket­tung“ (oder „Hopf-Ver­schlin­gung“, „Hopf-Link“). Die von Lacan erwähn­te Drei­er­ket­te, bei der zwei Ele­men­te sich von­ein­an­der lösen, wenn man das mitt­le­re auf­trennt, ist eine „Hopf-Ver­schlin­gung“ von drei Elementen.] 

Borromäischer Dreierknoten -Version Miller SBor­ro­mäi­sche Rin­ge mit Zuord­nung zum Rea­len (R), Sym­bo­li­schen (S) und Ima­gi­nä­ren (I)152

Es ist ein Irr­tum, anzu­neh­men, dies [die bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung von drei Kom­po­nen­ten] sei die Norm für das Zusam­men­wir­ken von drei Funk­tio­nen [die drei Funk­tio­nen wir­ken häu­fig nur durch das Ein­grei­fen einer wei­te­ren Funk­ti­on zusam­men]; die­se Bemer­kung bezieht sich auf die drei Funk­tio­nen, die es in ihrem Zusam­men­wir­ken |{20} nur beim Men­schen gibt [also auf das Rea­le, das Sym­bo­li­sche und das Ima­gi­nä­re]. Genau­er: Das Zusam­men­spiel die­ser drei Funk­tio­nen [näm­lich des Rea­len, des Sym­bo­li­schen und des Ima­gi­nä­ren] gibt es nur bei den Wesen, die sich auf­grund die­ses Zusam­men­wir­kens von drei Funk­tio­nen für Men­schen hal­ten [die The­se lau­tet also: Wenn ich mich als Mensch auf­fas­se, begrei­fe ich mich damit zwangs­läu­fig als Wesen, bei dem das Rea­le, das Sym­bo­li­sche und das Ima­gi­nä­re inein­an­der­grei­fen].

Das vierte Element ist der Vater als Sinthom /​ als sainte-homme

Die Per­ver­si­on zeich­net sich kei­nes­wegs dadurch aus, dass das Sym­bo­li­sche, das Ima­gi­nä­re und das Rea­le aus­ein­an­der­fal­len. [? Wer nimmt das an?] Die Struk­tur der Per­ver­si­on besteht viel­mehr dar­in, dass es die­se drei Ele­men­te als von­ein­an­der unter­schie­de­ne gibt und dass man ein vier­tes Ele­ment anneh­men muss, das sie auf bor­ro­mäi­sche Wei­se zusam­men­hält. Das vier­te Ele­ment ist das Sinthom. Man muss die bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung hier als tetra­disch auf­fas­sen [als vier­glied­rig]. [? Ist nur die Per­ver­si­on vier­glied­rig oder die Neu­ro­se? Falls auch die Neu­ro­se (was ich anneh­me), war­um die Ein­füh­rung der Vie­rer­ver­ket­tung über die Perversion?]

Per­ver­si­on meint père-ver­si­on, Wen­dung zum Vater [z.B. als maso­chis­ti­sche Auf­op­fe­rung des Soh­nes für den Vater, wie Lacan in einer spä­te­ren Sit­zung die­ses Semi­nars aus­füh­ren wird; „Per­ver­si­on meint Per­ver­sohn“, könn­te man Lacans Wort­spiel ins Deut­sche brin­gen].

[So gese­hen zeich­net sich Joy­ce durch sei­ne Wen­dung zum Vater aus (von der spä­ter in die­ser Sit­zung die Rede sein wird), durch „Per­ver­si­on“.]

Der Vater ist nur ein Sym­ptom oder Sinthom – Lacan ver­wen­det hier bei­de Ter­mi­ni. Sinthome ist homo­phon mit saint hom­me, hei­li­ger Mann; der Vater ist ein hei­li­ger Mann. [Das darf man wohl so zusam­men­zie­hen: Das Sym­ptom beruht dar­auf, dass der Vater für das Sub­jekt ein hei­li­ger Mann ist, ein saint hom­me, und eben hier­auf bezieht sich die Schreib­wei­se sinthome. Das Sym­ptom stütz sich immer auf eine père-ver­si­on, eine Wen­dung zum Vater.]

[In Semi­nar 22, RSI, spricht Lacan am Schluss über die bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung von drei und vier Rin­gen: Die bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung von drei Rin­gen steht für das Sub­jekt, für das es den Ödi­pus­kom­plex – den Namen-des-Vaters – zwar gibt, für das er aber nicht die Funk­ti­on hat, alles zusam­men­zu­hal­ten (alles: das Ima­gi­nä­re, das Sym­bo­li­sche und das Rea­le). Die­ses Sub­jekt ist mög­lich, es ist aber nur sel­ten anzu­tref­fen. Der Nor­mal­fall ist die bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung von vier Rin­gen (vgl. in Lacan ent­zif­fern den Bei­trag Vom Drei­er­kno­ten zum Vie­rer­kno­ten).]

Das Sym­ptom bezieht sich auf die ande­ren drei Regis­ter – auf das Ima­gi­nä­re, das Sym­bo­li­sche und das Rea­le – von einer Posi­ti­on der Ex-sis­tenz aus. [In der bor­ro­mäi­schen Ver­ket­tung von vier Rin­gen ist der Ring des Sym­ptoms den ande­ren drei Rin­gen äußer­lich, er geht nicht kon­ti­nu­ier­lich in sie über und durch­dringt sie nicht.]

Konstruktion und Darstellungsweisen der borromäischen Viererverkettung

Das Band des Rea­len, des Sym­bo­li­schen und des Ima­gi­nä­ren ist rät­sel­haft [gemeint ist, wie das Fol­gen­de zeigt, dass man die­se drei Funk­to­inen als unver­bun­den auf­fas­sen kann]. In ihm wird unter­stellt, dass es die Ex-sis­tenz des Sinthoms gibt [dass es ein vier­tes Ele­ment gibt, durch das eine bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung der vier Ele­men­te her­ge­stellt wird].

Links: drei getrenn­te Rin­ge. Rechts: ihre Ver­bin­dung durch den vier­ten Ring des Sinthoms (Σ)153

Das lässt sich so dar­stel­len, dass man zunächst drei Rin­ge zeich­net, die unver­ket­tet auf­ein­an­der­lie­gen. Die­se drei Rin­ge kön­nen dann in der Zeich­nung durch einen vier­ten Ring ver­bun­den wer­den, so, dass die Ver­ket­tung bor­ro­mäi­schen Cha­rak­ter bekommt. Die­ser vier­te Ring ist das Sinthom.

[Man muss hier­bei im Auge behal­ten, dass auch die bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung von vier Rin­gen sym­me­trisch ist: Wie der Sym­ptom-Ring die ande­ren drei ver­bin­det, die sonst aus­ein­an­der­fal­len wür­den, so ver­knüpft auch der Ring des Ima­gi­nä­ren die ande­ren drei usw. Jeder der vier Rin­ge ist für die ande­ren Rin­ge ein für deren Zusam­men­halt wesent­li­ches Außen.]

{21} Lacan beschreibt dann eine bestimm­te Anord­nung der vier bor­ro­mä­isch ver­knüpf­ten Ele­men­te. Er sche­ma­ti­siert die Bezie­hun­gen durch die fol­gen­de Figur:

[Semi­nar­the­ma ist das Sym­ptom. Das Sym­ptom ist dadurch cha­rak­te­ri­siert, dass es sich immer auf das Sym­bo­li­sche bezieht, hieß es in Lacans Ankün­di­gung des Semi­nars bei den Stu­di­en­ta­gen der EFP am 9. Novem­ber 1975. Also ist die ers­te Fra­ge die, wie sich das Sym­ptom zum Sym­bo­li­schen ver­hält. Die Zeich­nung soll offen­bar ver­an­schau­li­chen, dass die Bezie­hung zwi­schen dem Sym­ptom und dem Sym­bo­li­schen – zwi­schen den Ter­men oben und unten, zwi­schen Σ  und S –  durch das Rea­le und das Ima­gi­nä­re ver­mit­telt ist, also durch die Bezie­hung zu den Ter­men links und rechts, zwi­schen R und I.]

Man kann den Kno­ten dem­nach so zeich­nen, dass die vier Kom­po­nen­ten in fol­gen­der Rei­hen­fol­ge ange­ord­net sind: Rea­les, Sym­bo­li­sches, Sym­ptom, Ima­gi­nä­res, also R S Σ I. Man kann das ers­te und das zwei­te Ele­ment gegen­ein­an­der aus­tau­schen, eben­so das drit­te und das vier­te, das ergibt dann S R I Σ. [Die Bezie­hung zwi­schen dem Sym­bo­li­schen und dem Sym­ptom, zwi­schen S und Σ , kann sowohl als die Mit­te auf­ge­fasst wer­den, die durch das Rea­le und das Ima­gi­nä­re gerahmt wird, als auch umge­kehrt; das Sym­bo­li­sche und das Sym­ptom bil­den dann den Rah­men für die Bezie­hung zwi­schen dem Rea­len und dem Imaginären.]

R S Σ I
1 2 3 4
2 1 4 3

Bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung von vier Rin­gen, Sym­bo­li­sches und Sym­ptom zwi­schen Rea­lem und Ima­gi­nä­rem154

Zur ers­ten Anord­nung kann man sagen: die Bezie­hung zwi­schen den bei­den äuße­ren Ele­men­ten, also R und I ist durch die bei­den mitt­le­ren Ele­men­te ver­mit­telt, also durch S und Σ. |{22}

Bor­ro­mäi­sche Ver­ket­tung von vier Rin­gen155

[Lacan bie­tet hier einen anschau­li­chen Zugang zur bor­ro­mäi­schen Ver­ket­tung von vier Kom­po­nen­ten durch deren Linea­ri­sie­rung. Die von ihm skiz­zier­te Kom­bi­na­to­rik lässt sich ver­län­gern, belie­bi­ge Ele­men­te kön­nen die bei­den äuße­ren Platz ein­neh­men und die bei­den ver­mit­teln­den Ele­men­te kön­nen immer auf zwei Wei­sen ange­ord­net wer­den. Hier inter­es­siert ihn jedoch vor allem das Sym­ptom und das damit immer ver­bun­de­ne Sym­bo­li­sche, also das Paar Sym­bo­li­sches – Symptom.]

Der Ödipuskomplex ist ein Symptom

Der Ödi­pus­kom­plex als sol­cher ist ein Sym­ptom. [Viel­leicht darf man das so auf Lacans frü­he­re Bemer­kun­gen in die­ser Sit­zung bezie­hen: Beim Ödi­pus­kom­plex geht es dar­um, dass der Vater ein hei­li­ger Mann ist, und der Vater als hei­li­ger Mann ist ein Symptom.]

[Der vier­te Ring der bor­ro­mäi­schen Vie­rer­ver­ket­tung steht also für das Sinthom bzw. Sym­ptom, und das Sym­ptom besteht dar­in, dass der Vater ein hei­li­ger Mann ist, anders gesagt, im Ödipuskomplex.]

Der Name des Vaters ist auch der Vater des Namens

[Wie kommt es, dass der Name-des-Vaters zum Sym­ptom wird, zum hei­li­gen Mann?] Alles wird dadurch gestützt, dass der Name-des-Vater auch der „Vater des Namens“ ist. [Eine der Vater­funk­tio­nen ist das Namen­ge­ben, der Vater ist auch der­je­ni­ge, dem zuge­schrie­ben wird, dass er die Namen gibt, dass er die Din­ge benennt. Diese The­se hat­te Lacan zuerst am Schluss von Semi­nar 22 von 1974/​75, RSI, auf­ge­stellt und er hat­te dar­an bereits zu Beginn die­ser Sit­zung ange­knüpft, mit der Anspie­lung auf die Benen­nung der Tie­re durch Adam – Urva­ter als Namensgeber.]

[? Was ist damit gemeint, dass der Name-des-Vaters der Vater des Namens ist?]

Die Rea­li­sie­rung der Vater­funk­ti­on durch die Namens­ge­bung ver­hin­dert nicht, dass das Sym­ptom not­wen­dig ist. [Auch dann, wenn die Vater­funk­ti­on voll rea­li­siert wird, gibt es Sym­pto­me, und zwar not­wen­di­ger­wei­se, im Sin­ne von „unver­meid­lich“. Das Sym­ptom ist noch in einem wei­te­ren Sinn not­wen­dig: es „hört nicht auf sich zu schrei­ben“, es wie­der­holt sich.] 

[Das könn­te hei­ßen im Kon­text die­ser Sit­zung hei­ßen: Bei Joy­ce hat die Vater­funk­ti­on der Namens­ge­bung den Cha­rak­ter eines Symptoms.]

Joyce das Symptom im Herrendiskurs

Σ

Der Ande­re, um den es dabei geht [näm­lich beim Namen-des-Vaters als Vater des Namens] zeigt sich bei Joy­ce dar­in, dass er letzt­lich für den Vater ver­ant­wort­lich ist [für sei­nen Vater, der als Vater weit­ge­hend aus­fiel]; er muss den Vater [der weit­ge­hend aus­ge­fal­len ist] stüt­zen, damit er [der Vater] fort­be­steht [dar­in besteht Joy­ces „Wen­dung zum Vater“, Joy­ces père-ver­si­on]. Das stellt sich im Ulys­ses her­aus [inso­fern es dort dar­um geht, dass Ste­phen Deda­lus – Joy­ces Alter Ego – einen Vater sucht und nicht fin­det]. Joy­ce lässt sei­ne Fami­lie durch sei­ne Kunst fort­be­stehen [ver­mut­lich: auf der sym­bo­li­schen Ebe­ne, als Name], mehr noch, durch sei­ne Kunst „illus­triert“ er sei­ne Fami­lie [durch sei­ne Kunst macht er sei­ne Fami­lie berühmt, illus­tre, durch ihn wird sie zu einer „illus­tren“ Fami­lie]. [Vor­her hieß es, der Name-des-Vaters sei das Sym­ptom. Also wird man sagen kön­nen: Das Stüt­zen des Vaters und der Fami­lie ist das Sym­ptom von Joyce.]

Das­sel­be gilt für sein Land, Irland ist für Joy­ce my coun­try, wie er sagt [die Joyce’sche Kunst dient dem Ruh­me Irlands]. [Vor­her hat­ten wir erfah­ren, dass Joy­ce ein bestimm­tes Sym­ptom hat­te, das SintHome-Rule, das wird hier mit der Bezie­hung zum Vater und zur Fami­lie parallelisiert.]

[Also gilt wohl: Das Sym­ptom von Joy­ce besteht dar­in, dass er sich genö­tigt sieht, den Vater, die Fami­lie und Irland zu stützen.]

S2

Die Kunst ist, his­to­risch gese­hen, vom Hand­werk aus­ge­gan­gen. [Der fran­zö­si­sche Begriff für Kunst, art, geht auf das latei­ni­sche Wort ars zurück, und ars meint das Hand­werk, die Tech­nik, die Kunst­fer­tig­keit. Das deut­sche Wort „Kunst“ meint ursprüng­lich eine Tech­nik, wie z.B. heu­te noch im Begriff „Was­ser­kunst“. In Lacans Ter­mi­no­lo­gie ist das Kön­nen bzw. die Tech­nik eine Form von Savoir, von Wis­sen (S2), ein Savoir-faire.]

[Das alter Ego von Joy­ce im Por­trät des Künst­lers und im Ulys­ses heißt mit Nach­na­men Daeda­lus bzw. Deda­lus. Daeda­lus ist in den grie­chi­schen Mythen der gro­ße Handwerker-Erfinder.]

Im Por­trät des Künst­lers gibt Joy­ce [bzw. Ste­phen Deda­lus] sich die Mis­si­on, der esprit, der Geist, |{23} sei­ner „Ras­se“ zu sein [sei­nes Vol­kes]. [Bei Joy­ce fin­det man con­sci­ence of my race, Bewusst­sein /​ Gewis­sen mei­ner Ras­se, mei­nes Vol­kes, Lacan macht dar­aus esprit, also „Geist“ im Sin­ne der Hegel­schen Geist­phi­lo­so­phie – Joy­ce gibt sich die Mis­si­on, der iri­sche Volks­geist zu sein. Eben dar­in besteht sein Sym­ptom, sei­ne SintHome-Rule.]

[Das Sym­ptom der Namens­ge­bung zeigt sich bei Joy­ce dar­in, dass er sei­ner Fami­lie und sei­ner „Ras­se“, sei­nem Volk, einen „Namen gibt“, dass er bei­de berühmt macht.– „Einen Namen geben“ meint bei Lacan dem­nach auch „sich einen Namen machen“. Wenn Joy­ce dar­auf aus ist, sich, sei­ner Fami­lie und sei­nem Volk einen Namen zu machen, dann rea­li­siert er damit eine bestimm­te Funk­ti­on des Vaters, näm­lich das Namen­ge­ben, und im Fal­le von Joy­ce hat das den Cha­rak­ter eines Sym­ptoms.] [? Wor­in zeigt sich bei Joy­ce des Sym­ptom­cha­rak­ter des Namen­ge­bens /​ des Sich-einen-Namen-Machens?] 

Dies ist der Hin­ter­grund, vor dem Lacan in die­sem Semi­nar fra­gen wird, was es mit der Kunst auf sich hat, mit l’art. Inwie­fern kann l’ar­ti­fice – der Kunst­griff, das Arte­fakt [also bei­spiels­wei­se Joy­ces lite­ra­ri­sche Tech­nik] – sich aus­drück­lich auf das bezie­hen, was sich zunächst als Sym­ptom prä­sen­tiert? [Die Joyce’sche Kunst ist ein Savoir-fai­re, es geht hier um das Ver­hält­nis von Sym­ptom und Savoir bzw. Savoir-fai­re, um das Ein­grei­fen des lite­ra­ri­schen Savoir-fai­re in das Symptom.] 

$ am Platz der Wahrheit

Wie kann sich die Kunst bzw. das Hand­werk so auf das Sym­ptom bezie­hen, dass damit ver­hin­dert wird, dass sich im Sym­ptom die Wahr­heit zeigt [der unbe­wuss­te Sinn des Sym­ptoms]? [Wie kann die lite­ra­ri­sche Tech­nik dafür sor­gen, dass der Zugang zur Wahr­heit, den das Sym­ptom ermög­licht, ver­sperrt wird? Dies im Unter­schied zur Tech­nik der Psy­cho­ana­ly­se, die dar­auf abzielt, dass sich die im Sym­ptom ent­hal­te­ne Wahr­heit offenbart.] 

[Lacans The­sen zu Joy­ce sind bis hierher:

(1) Joy­ce begreift sich als Herr, als Held und ist ein pau­vre hère, ein armer Schlu­cker, hat einen schlap­pen Schwanz.

(2) Das Sym­ptom von Joy­ce besteht dar­in, dass er den Vater stütz­ten muss (dass er für ihn ein hei­li­ger Mann ist), dass er sei­ne Fami­lie stüt­zen muss, dass er zunächst Tho­mas von Aquin ver­ehrt und spä­ter Irland stüt­zen muss, dass er sich als Geist sei­nes Volks begreift.

(3) Das Wis­sen von Joy­ce, sein Savoir-fai­re, ist die Kunst als lite­ra­ri­sche Technik.

(4) Joy­ces greift mit sei­ner Kunst in das ein, was sich zunächst als Sym­ptom darstellt.

(5) Die Joyce’sche Kunst hat den Effekt, dass sich die Wahr­heit des Unbe­wuss­ten gera­de nicht zeigt; dar­in besteht der Gegen­satz zur Tech­nik der Psychoanalyse.

(6) Eine Joyce’sche Mehr­deu­tig­keit funk­tio­niert nicht wie ein „freud­scher Ver­spre­cher“; Joy­ces Kunst kann nicht nach dem Sche­ma des Unbe­wuss­ten gedeu­tet werden.

Die fünf­te und sechs­te The­se sind zuerst von C. G. Jung for­mu­liert wor­den, in einem Auf­satz über Ulys­ses aus dem Jahr 1932.]

Wo ist hier­bei die Wahrheit?

Die Wahr­heit hat Lacan [an der Tafel] mit zwei Tetra­edern dar­ge­stellt [mit zwei Drei­ecks­py­ra­mi­den].

Herrendiskurs zwei TetraederUmwand­lung des Sche­mas des Her­ren­dis­kur­ses in einen Tetraeder

[Das lin­ke Dia­gramm zeigt das Sche­ma des Her­ren­dis­kur­ses, wie Lacan es in Semi­nar 17, Die Kehr­sei­te der Psy­cho­ana­ly­se, ent­wi­ckelt hat­te. Es ist mit senk­rech­ten und waa­ge­rech­ten Stri­chen ver­se­hen sowie mit zwei Dia­go­na­len; eine der Dia­go­na­len ist gestri­chelt gezeich­net. Damit wird signa­li­siert, dass das Sche­ma drei­di­men­sio­nal auf­ge­fasst wer­den soll – die gestri­chel­te Linie reprä­sen­tiert eine ver­deck­te Kan­te; das Qua­drat wird hier­durch zu einem Tetra­eder, zu einer Drei­ecks­py­ra­mi­de. Das sieht man am bes­ten, wenn man das Sche­ma um 45 Grad im Uhr­zei­ger­sinn dreht, wie im rech­ten Bild. Man erkennt dann, dass man einen Tetra­eder vor sich hat, des­sen hin­te­re waa­ge­rech­te Kan­te ver­deckt ist.]

[War­um ver­wan­delt Lacan das Dis­kurs-Sche­ma in einen Tetraeder?]

[Außer­dem hat das rech­te Sche­ma eine gewis­se Ähn­lich­keit mit dem kreis­för­mi­gen Sche­ma R S Σ I, auf das Lacan sich wei­ter bezo­gen hat­te. Man könn­te pro­be­wei­se Gleich­set­zun­gen vor­neh­men – etwa R mit $, S mit S2, Σ mit a und I mit S1 (oder wie auch immer) – und sich fra­gen, was man dann sieht. Mir ist nicht klar, ob Lacan hier auf etwas Der­ar­ti­ges abzielt.]

[Das Dia­gramm ver­weist dar­auf, dass Lacan den Fall Joy­ce im Rah­men des Herrn­dis­kur­ses begreift. Damit kommt er zurück auf das „Die­ser Herr“ frü­her in die­ser Sit­zung. Die Fra­ge, war­um sich in der Joyce’schen Kunst die Wahr­heit nicht zeigt, wird indi­rekt so beant­wor­tet: Weil sei­ne Kunst vom Her­ren­dis­kur­ses bestimmt wird.]

Im Her­ren­dis­kurs wird der Platz der Wahr­heit [der Platz unten links] vom gespal­te­nen Sub­jekt ($) ein­ge­nom­men, die Wahr­heit wird dem gespal­te­nen Sub­jekt unterstellt.

[Das gespal­te­ne Sub­jekt ent­spricht ver­mut­lich der Rede vom pau­vre hère und vom „schlap­pen Schwanz“ frü­her in die­ser Sit­zung. Also kann man viel­leicht sagen:

- $ am Platz der Wahr­heit: pau­vre hère (armer Schlu­cker), schlap­per Schwanz]

Als gespal­te­nes Sub­jekt ist es dem Phan­tas­ma unter­wor­fen. [Betrach­tet man im Her­ren­dis­kurs den Zusam­men­hang der bei­den unte­ren Plät­ze, also die unbe­wuss­te Ebe­ne ins­ge­samt, sieht man, dass das gespal­te­ne Sub­jekt sich auf das Objekt a am Platz unten rechts bezieht; zusam­men ergibt das die For­mel für das Phan­tas­ma, $ ◊ a.]

[? Wel­ches ist im Fal­le von Joy­ce das im Phan­tas­ma domi­nie­ren­de Objekt a?]

Das heißt, wir müs­sen auf die­ser Ebe­ne der Wahr­heit das Halb­sa­gen berück­sich­ti­gen [also dies, dass die Wahr­heit sich nur halb­sa­gen lässt, wie Lacan ab Semi­nar 17 immer wie­der sagt], dies im Gegen­satz zu dem, wie