Das gespaltene Subjekt: Identifizierung und Aphanisis
Das Subjekt ist gespalten – in was? In Identifizierung und Aphanisis. Wie lässt sich das formal darstellen? Und wie illustrieren?
Das Subjekt ist gespalten – in was? In Identifizierung und Aphanisis. Wie lässt sich das formal darstellen? Und wie illustrieren?
Von Lacans Seminaren 22, 23 und 24 zirkulieren in der deutschsprachigen Lacan-Szene seit langem die von Max Kleiner erstellten inoffiziellen Übersetzungen. Jetzt kann man sie hier herunterladen.
Vollständige Übersetzung dieser Sitzung, einschließlich der in Millers Ausgabe fehlenden Vorträge:
– Jean-Claude Milner über die Krise der Linguistik,
– François Recanati über die Formeln der Sexuierung.
Zweite Fassung
Welche Struktur hat das sadistische Begehren? In Kant mit Sade antwortet Lacan auf diese Frage mit dem nebenstehenden Schema. Hier ein Versuch, es zu entziffern, Buchstabe für Buchstabe und Pfeil für Pfeil.
Zweite Fassung
Lacan definiert den Signifikanten so: „Ein Signifikant ist das, wodurch für einen anderen Signifikanten das Subjekt repräsentiert wird.“ Im Seminar Schlüsselprobleme für die Psychoanalyse gibt er hierfür eine Formel und vier Beispiele.
Dritte Fassung
Die Sentenz unterscheidet zwei Signifikanten, wobei der eine für den anderen das Subjekt repräsentiert. Was heißt hier „repräsentiert“?
Was ist der erste Signifikant und was der zweite?
Lacan im Seminar Der psychoanalytische Akt:
Es geht darum, dass der Analytiker „dann, wenn er sich zu einem Fall Fragen stellt, wenn er davon die Anamnese aufnimmt, wenn er den Fall vorbereitet, wenn er sich ihm zu nähern beginnt, dass er also, wenn er mit der Analyse schließlich beginnt, bei diesem Fall in der Geschichte des Subjekts danach sucht – auf dieselbe Weise, wie Velázquez im Bild der Meninas ist –, dass er danach sucht, wo er, der Analytiker, in einem bestimmten Moment und an einem bestimmten Punkt der Geschichte des Subjekts bereits war.“
mehr…(1) Die Struktur des Phantasmas allgemein
(2) Die Struktur des skopischen Phantasmas
(3) Die Struktur des Phantasmas in „Las Meninas“
Lacans Las-Meninas-Vorträge wurden angestoßen durch Foucaults Analyse des Gemäldes in Die Ordnung der Dinge. Foucault zufolge ist dieses Bild vielleicht die Repräsentation der Repräsentation, d.h. der für die Epoche der Klassik charakteristischen Episteme. Es bezieht sich auf den leeren Platz vor dem Bild als Platz des Malers, des Modells und des Betrachters und repräsentiert diese drei Instanzen innerhalb des Bildes durch den gemalten Maler, das Königspaar im Spiegel und den Mann in der Tür. Mit der Konstituierung der Humanwissenschaften zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird an diesen leeren Platz „der Mensch“ gestellt.
Das im Spiegel erscheinende Königspaar repräsentiert den Anderen, der alles sieht, tatsächlich aber nichts sieht.
In Velázquez’ Gemälde manifestiert sich der Blick als Objekt a in der Beziehung zwischen der Bildebene und der Ebene des Subjekts (des Betrachters): darin, dass das Bild auf die Ebene des Subjekts überzugreifen versucht.
Aus dem Augpunkt der Renaissance-Perspektive wird bei Lacan ein Loch in der Ebene des Betrachters, ein „Fenster“; es entspricht dem Blick als Objekt a.
In Las Meninas ist Velázquez das blickende Subjekt: er ist von einem Punkt im Unendlichen zurückgekehrt.
mehr…Im Bereich des Sehens spaltet sich das Subjekt in das sehende Subjekt und das blickende Subjekt. Diese Spaltung entspricht dem Symbol $ in der Formel des Phantasmas.
In Las Meninas ist der Mann in der Tür das sehende Subjekt: Er hat genug gesehen, er geht.
mehr…Eine projektive Ebene ist einer Kreuzhaube äquivalent, sie verbindet die auf Zentralprojektion beruhende perspektivische Darstellung mit der Topologie.
In seiner Las-Meninas-Analysse rekonstruiert Lacan die Struktur des skopischen Phantasmas, indem er das Drei-Punkte-Schema der Renaissance-Perspektive (Augpunkt, Fluchtpunkt, Distanzpunkt) aus der euklidischen Geometrie in die projektive Geometrie überführt, d.h. in eine Geometrie der projektiven Ebenen mit Fernpunkten und Ferngeraden.
Was besagt der Satz „Du erblickst mich nie da, wo ich dich sehe“ aus der Perspektive des Blumenmädchens? Was aus der Perspektive des Tramps? Und wie erscheint im Film die Beziehung zwischen Blick und Kastration?
Das Diktum „Du erblickst mich nie da, wo ich dich sehe“ verweist auf die Heterogenität der Orte des Sehens und des Blickens. Ab Seminar 9, Die Identifizierung (1961/62), beschreibt Lacan den Raum des Unbewussten mithilfe der mathematischen Topologie.
Der Blick ist ein Symbol der Kastration. Wie ist das möglich? Weil das Auge von einer ähnlichen Dialektik erfasst ist wie der Phallus: „Du erblickst mich nie da, wo ich dich sehe.“
Auge und Blick sind nicht nur getrennt, sondern auch verschränkt. Lacan veranschaulicht das durch ein Schema mit zwei ineinander geschobenen Dreiecken und durch den Satz der Sublimierung: „Du willst also blicken? Na gut, dann sieh das!“
In Seminar 11, Die vier Grundbegriffe der Psychoanalyse (1964), beschreibt Lacan die Spaltung im Feld des Sehens durch die Unterscheidung zwischen „Auge“ und „Blick“ und illustriert sie durch ein Schema mit zwei getrennten Dreiecken.