Jacques Lacan
Seminar XVIII, Über einen Diskurs, der nicht vom Schein wäre
9. Sitzung, 9. Juni 1971
Übersetzung
Regné Magritte: Les amants II, 1928,
Öl auf Leinwand, 54 x 73 cm,
Museum of Modern Art, New York
Seminar XVIII (1971): Über einen Diskurs, der nicht vom Schein wäre
9. Sitzung, 9. Juni 1971
Übersetzt von Rolf Nemitz
Vollständige Übersetzung von Seminar 18 auf der Grundlage der Version Staferla, der Version Espaces Lacan und einer Tonaufnahme
In Millers Version des Seminars ist dies Kapitel IX, „Une homme et une femme et la psychanalyse“ („Ein Mann und eine Frau und die Psychoanalyse“), S. 145–161.
Die Übersetzung wird zweimal gebracht, zunächst einsprachig deutsch, dann zweisprachig Satz für Satz gegenüberstellelnd.
Die zweisprachige Fassung enthält in den Anmerkungen zum französischen Text Hinweise auf Transkriptionsprobleme und auf größere Abweichungen in Millers Version; im deutschen Text findet man Links und Bilder, in den Anmerkungen zum deutschen Text Literaturangaben und Erläuterungen.
Einen Überblick über die verschiedenen Ausgaben von Seminar 18 findet man hier, Links zu Übersetzungen weiterer Sitzungen des Seminars hier.
Herzlichen Dank an Gerhard Herrgott für großzügige Hilfe beim Übersetzen auch dieser Sitzung!
Textgrundlage
Grundlage der Übersetzung dieser Sitzung ist:
Version Espaces Lacan von Seminar 18.
Transkription einer Tonaufnahme auf der Seite „Espaces Lacan“
(space.freud.pagesperso-orange.fr), HTML-Format
Die Transkription wurde von mir mit einer Tonaufnahme der Sitzung und mit der von Jacques-Alain Miller erstellten (redaktionell bearbeiteten) Version verglichen und nur an wenigen Stellen geändert. Wortwiederholungen, bei denen offenkundig ist, dass Lacan nach einer Formulierung sucht, habe ich gestrichen. Der Schnitt der Sätze (Punkt oder Semikolon oder Komma) sowie die Orthografie wurden bisweilen geändert. Die Gliederung in Absätze ist von mir.
Die Tonaufnahme findet man auf der Website von Patrick Valas, valas.fr, hier. Millers Version ist: J. Lacan: Le séminaire, livre XVIII. D’un discours qui ne serait pas du semblant. 1971. Textherstellung Jacques-Alain Miller. Le Seuil, Paris 2007.
Wörter mit Sternchen: im Original deutsch.
Der Schrägsstrich / verbindet Übersetzungsvarianten.
Einfügungen in eckigen Klammern sind nicht von Lacan.
Zahlen in eckigen Klammern und grauer Schrift, z.B. [10], verweisen auf die Seiten von Millers Ausgabe des Seminars.
Sitzung vom 9. Juni 1971
Tonaufnahme
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Deutsch
[145] Heute werde ich mich auf etwas stützen, bei dem ich Sorge dafür getragen habe, es zu schreiben. Ich sage das nicht einfach so ins Blaue hinein, das ist nicht überflüssig. Ich werde mir hin und wieder gestatten, zu dem einen oder anderen Term des Geschriebenen noch etwas zu schnurren. Aber wenn Sie hinreichend verstanden haben, was ich in diesem Jahr zur Funktion des Geschriebenen angerissen habe, na ja, dann werde ich das nicht weiter rechtfertigen müssen, außer durch die Tat, im Vollzug. Es ist wirklich nicht gleichgültig, dass das, was ich jetzt sagen werde, geschrieben ist; es hat keineswegs dieselbe Tragweite, ob ich das Folgende einfach sage oder ob ich Ihnen sage, dass ich geschrieben habe: [Lärm im Hörsaal]
Ein Mann und eine Frau peuvent s’entendre, können sich verstehen / sich hören [Gelächter], ich sage nicht nein. Sie können sich als solche schreien hören.
Das wäre ein Scherz – wenn ich es nicht geschrieben hätte. Schreiben, das unterstellt – wie von Ihnen zumindest vermutet wird, das heißt von einigen unter Ihnen –, was ich einmal über den Schrei gesagt habe. Darauf kann ich nicht zurückkommen.
Es kommt vor, dass sie schreien, nämlich dann, wenn es ihnen nicht gelingt, sich auf andere Weise verständlich zu machen – auf andere Weise, das heißt über eine Affäre, die das Unterpfand ihrer Verständigung ist. Die Affären fehlen nicht; inbegriffen ist hier gelegentlich, das ist die beste, das Einverständnis im Bett. Die Affären fehlen nicht, gewiss nicht, aber darin verfehlen sie etwas, nämlich sich als Mann zu verstehen, als Frau zu verstehen, was heißen würde: sexuell.
Mann und Frau würden sich also nur dann verstehen, wenn sie schwiegen? Das ist hier überhaupt nicht die Frage. Denn Mann und Frau müssen keineswegs sprechen, um von einem Diskurs erfasst zu sein. Als solche, vom selben Terminus her wie dem, den ich eben gesagt habe, als solche sind sie Diskurstatsachen.
Ein Lächeln würde hier genügen, so scheint es, um vorzubringen, dass sie nicht nur das sind. Sicherlich, wer würde dem nicht zustimmen? Aber dass sie es auch sind, auch Diskurstatsachen, lässt das Lächeln erstarren. Und nur so, durch diese Bemerkung erstarrt, |[146] hat das Lächeln auf den archaischen Statuen seinen Sinn. Die Selbstgefälligkeit kichert.
Es ist also ein Diskurs, worin sich die Seienden, natürliche Männer und Frauen, wenn man so sagen kann, als solche zur Geltung bringen müssen.
Diskurs gibt es nur vom Schein. Für den Fall, dass sich das nicht von selbst erweist, habe ich die Sache zur Anzeige gebracht, ich erinnere an ihre Artikulation: Der Schein wird nur geäußert ausgehend von der Wahrheit.
Sicherlich beschwört man sie in der Wissenschaft niemals, die Wahrheit. Das ist kein Grund, uns hier größere Sorgen um sie zu machen, sie kommt gut ohne uns aus. Um sich Gehör zu verschaffen, genügt es ihr, „Ich spreche“ zu sagen, und das glaubt man, weil es wahr ist – wer spricht, der spricht. Einen Einsatz – ich erinnere an das, was ich über die Wette gesagt und mit Pascal illustriert habe –, einen Einsatz gibt es nur von dem her, was sie sagt.
Als Wahrheit kann sie über die Jouissance nur den Schein sagen, und gegen die sexuelle Jouissance gewinnt sie jedes Mal.
Ich möchte Ihnen hier an der Tafel, für den etwaigen Gebrauch derjenigen, die die letzten Male nicht gekommen sind, die algebraischen Figuren notieren, mit denen ich geglaubt habe, das interpunktieren zu können, worum bei es bei der Klemme geht, in die man gerät, wenn man das, was das sexuelle Verhältnis betrifft, schreibt. [Lacan schreibt an die Tafel.]
Formel der Frau
Formel des Mannes
Die beiden Striche, die über die Symbole gesetzt sind, die links stehen und von denen her sich jeweils – hinsichtlich dessen, worum es geht – all das verortet, was in der Lage ist, auf den Schein der sexuellen Jouissance zu antworten, die beiden sogenannten Negationsstriche sind hier so, dass sie gerade nicht zu schreiben sind, da man von dem, was nicht geschrieben werden kann, ganz einfach nicht schreibt.
Man kann sagen, dass sie nicht zu schreiben sind, dass nicht für jedes x die Funktion „Φ von x“ behauptet werden kann und dass die Frau sich von diesem „nicht für jedes x gilt“ her positioniert [].
Es existiert kein x, für das gilt, dass es die Funktion erfüllt, von der her die Variable so definiert ist, dass sie die Funktion „Φ von x“ ist []. Es existiert nicht: von daher wird formuliert, worum es beim Mann geht.
Aber ge-|[147] nau hier hat die Negation nur die sogenannte Funktion der Verneinung*, das heißt, dass sie nur von daher behauptet wird, dass zunächst vorgebracht wurde, dass „irgendein Mann existiert“ und dass sich eine Frau im Verhältnis zu „jeder Frau“ verortet.
Das ist eine Erinnerung, das ist nicht Teil des Geschriebenen, das ich jetzt wiederaufnehme; das ich wiederaufnehme, was bedeutet, dass Sie – da ich sehe, dass es ziemlich verbreitet ist –, dass Sie wirklich gut daran tun, Notizen zu machen. Das ist der einzige Nutzen des Geschriebenen: dass Sie sich danach im Verhältnis dazu verorten müssen.
Also man wird gut daran tun, mir in meiner Disziplin des Namens zu folgen. Ich werde darauf zurückkommen müssen, vor allem das nächste Mal; das wird die Sitzung sein, mit der wir dieses Jahr dann beenden. Das Eigene des Namens besteht darin, Eigenname zu sein. Selbst bei einem Namen, der, wie andere auch, der Verwendung als Gemeinname anheimgefallen ist, ist es keine Zeitvergeudung, einen eigenen Gebrauch für ihn wiederzufinden. Wenn ein Name jedoch hinreichend eigen geblieben ist, zögern Sie nicht, nehmen Sie sich ein Beispiel und nennen Sie die Sache mit ihrem Namen, die Freud’sche Sache beispielsweise, wie ich’s getan habe; Sie wissen das – zumindest stelle ich mir das gern vor. Das nächste Mal werde ich darauf zurückkommen.
Etwas zu benennen ist eine Aufforderung. So also, dass – als ich die betreffende Sache geschrieben habe, die Freud’sche –, dass sie sich erhebt und ihre Nummer abzieht. Das bin nicht ich, der ihr das diktiert. Es würde sogar Ruhe herrschen, diese letzte Ruhe, in deren semblant, in deren Schein, so viele Leben sich abmühen, wenn ich da als Mensch nicht dem Wind der Kastration ausgesetzt wäre; lesen Sie meinen Text wieder.
Sie, die Wahrheit, meine unfickbare Partnerin, ist sicherlich demselben Wind ausgesetzt, sie trägt ihn sogar; être dans le vent, im Wind sein / in Mode sein, das ist es, aber dieser Wind macht die Wahrheit weder heiß noch kalt, aus dem Grunde, weil die Jouissance für sie sehr wenig ist, denn mit der Wahrheit ist es so, dass sie die Jouissance dem Schein überlässt.
Dieser Schein, auch er hat einen Namen, aus der mysteriösen Zeit übernommen, als hier die Mysterien aufgeführt wurden, nichts mehr, wo er das der Fruchtbarkeit unterstellte Wissen benannte, als solches der Anbetung dargeboten in Gestalt eines Scheins des Organs.
Der Schein, der von der reinen Wahrheit angeprangert wird, ist, das muss man erkennen, assez-phalle, hinreichend Phall / akephal, hinreichend an dem beteiligt, was vermöge des Koitus bei uns in Gang kommt, nämlich die Selektion der Genotypen mit der anschließenden Reproduktion des Phänotyps, hinreichend daran beteiligt also, um den antiken Namen des Phallus zu verdienen, auch wenn klar ist, dass das Erbe, das er bekleidet, sich heutzutage auf die Akephalie dieser Selektion reduziert, nämlich auf die Unmöglichkeit, die sogenannte sexuelle Jouis-|[148] sance dem unterzuordnen, was sub rosa die Wahl des Mannes und der Frau spezifizieren würde, beide als Träger eines präzisen Satzes von Genotypen genommen, da es bestenfalls der Phänotyp ist, der die Wahl anleitet.
In Wahrheit, so muss man wohl sagen, ist ein Eigenname – denn auch er ist einer, der Phallus – nur auf der Karte stabil, auf der er eine Wüste bezeichnet; das sind die einzigen Sachen, die auf einer Karte den Namen nicht wechseln. Es ist bemerkenswert, dass selbst die Wüsten, die im Namen einer Religion erzeugt wurden – was nicht selten ist –, niemals mit dem Namen bezeichnet werden, der für sie verheerend war. Eine Wüste wird nur dann umgetauft, wenn sie fruchtbar gemacht worden ist.
Nicht so ist es bei der sexuellen Jouissance, die der Fortschritt der Wissenschaft nicht für das Wissen zu erobern scheint. Vielmehr bildet diese Jouissance ein Hindernis für die Ankunft des sexuellen Verhältnisses im Diskurs, weshalb hier ihr Platz geleert worden ist, évidée, bis dahin, in der Psychoanalyse evident zu werden.
Solcherart ist – in dem Sinn, den dieses Wort bei dem Schritt hat, den Frege in der Logik gegangen ist – *Die Bedeutung des Phallus*.
Und eben deshalb – ich habe auch meine Tricks, nicht wahr? – war es Deutschland, und zwar auf deutsch, wohin ich die Botschaft getragen habe, auf die in meinen Schriften dieser Titel antwortet, und das im Namen der Hundertjahrfeier von Freuds Geburt. Es war schön, in diesem Land, gewählt, damit hier diese Botschaft Resonanz finde, die Erstarrung zu spüren, die sie hervorrief. Jetzt kann man sich keine Vorstellung davon machen, da Sie alle mit Sachen wie der da unter dem Arm herumwandern; damals hatte das eine Wirkung, *Die Bedeutung des Phallus*. Zu sagen, dass ich das erwartet hatte, hieße, nichts zu sagen, zumindest in meinem Munde; meine Stärke besteht darin, zu wissen, was erwarten bedeutet. Was die erwähnte Erstarrung angeht, beziehe ich hier die fünfundzwanzig Jahre gescheiterter Kretinisierung nicht mit ein, denn das hieße zu besiegeln, dass diese fünfundzwanzig Jahre überall triumphieren. Vielmehr werde ich darauf bestehen, dass *Die Bedeutung des Phallus* in Wirklichkeit ein Pleonasmus ist – in der Sprache gibt es keine andere Bedeutung* als den Phallus. In ihrer Funktion als Existierende konnotiert die Sprache letzten Endes, en dernière analyse, – ich habe „konnotiert“ gesagt, aha! – nur die Unmöglichkeit, das sexuelle Verhältnis bei den Wesen zu symbolisieren, die sie bewohnen, die die Sprache bewohnen, ja, aufgrund dessen, dass sie von dieser Wohnung aus das Wort ergreifen.
Und man vergesse nicht, was ich darüber gesagt habe, dass von daher das Sprechen nicht ihr Vorrecht ist, dass es nicht das Vorrecht der Wesen ist, die das Sprechen bewohnen, der Wesen, die |[149] in allem, was sie durch die Wirkung des Diskurses beherrschen, das Sprechen hervorrufen. Das fängt beispielsweise bei meiner Hündin an, von der ich lange gesprochen habe, und das geht sehr, sehr weit. „Das ewige Schweigen“, wie mal jemand gesagt hat, „unendlicher Räume“ – es wird, wie viele andere Ewigkeiten, nicht länger als einen Augenblick gedauert haben. Dieses Sprechen macht mächtig was her in der Zone der neuen Astronomie, derjenigen, die sich nach Pascals kleiner Bemerkung sogleich eröffnet hat.
Von daher, dass die Sprache nur von einer einzigen Bedeutung* her gebildet wird, bezieht sie ihre Struktur, die darin besteht, dass man das, was man bewohnt, nur für die Metapher verwenden kann, woraus all die mythischen Unsinnigkeiten hervorgehen, von denen ihre Bewohner leben, sowie für die Metonymie, von der sie das bisschen Realität nehmen, das ihnen in Gestalt der Mehrlust bleibt.
Dies aber, was ich gerade gesagt habe, wird nur in der Geschichte unterzeichnet, ausgehend vom Erscheinen der Schrift, welche niemals einfaches Aufschreiben ist, auch nicht in den Erscheinungen dessen, was sich an Audiovisuellem entwickelt. Von ihren Ursprüngen bis zu ihren letzten technischen Proteismen ist die Schrift immer nur etwas, das sich als der Knochen artikuliert, von dem die Sprache das Fleisch wäre.
Eben darin demonstriert sie, die Schrift, dass die sexuelle Jouissance keinen Knochen hat, was zu ahnen war, aufgrund des Gebarens des Organs, das beim sprechenden Männchen dafür eine komische Figur abgibt.
Aber die Schrift, nicht die Sprache, die Schrift gibt Knochen all den Jouissancen, die sich dem sprechenden Wesen durch den Diskurs eröffnen. Indem sie ihnen Knochen gibt, hebt sie etwas hervor, das hier sicherlich zugänglich war, jedoch maskiert, nämlich dass im Felde der Wahrheit das sexuelle Verhältnis fehlt, da der Diskurs, der das Feld der Wahrheit einsetzt, nur vom Schein ausgeht, um nur solchen Jouissancen den Weg zu bahnen, von denen diejenige Jouissance parodiert wird – das ist das richtige Wort –, die hier wirksam ist, die ihm aber fremd bleibt.
Solcherart ist das Andere der Jouissance, auf immer unter-sagt, dasjenige, das zu bewohnen die Sprache nur erlaubt, indem sie es – warum sollte ich dieses Bild nicht verwenden? – mit Skaphandern versieht. Vielleicht sagt Ihnen dieses Bild etwas, nicht wahr, immerhin gibt es unter Ihnen einige, die von ihren Gewerkschaftsaufgaben nicht so stark in Anspruch genommen sind, dass unsere Heldentaten auf dem Mond sie nicht bewegen würden. Seit langem schon träumt der Mensch vom Mond, jetzt hat er den Fuß drauf gesetzt.
[150] Um sich darüber klar zu werden, was das bedeutet, muss man’s machen wie ich’s getan habe: aus Japan zurückkehren. Dort hat man begriffen, dass über den Mond nachzusinnen wirklich eine Aufgabe ist. Es gibt eine Person, deren Namen ich nicht nenne werde – ich möchte hier nicht in Gelehrsamkeit machen –, die noch dort ist, eingeschlossen; das ist genau sie, man hat wirklich begriffen, was das bedeutet, persona, das ist die Person selbst, das ist ihre Maske, die dort in einen kleinen japanischen Schrank eingeschlossen ist, man zeigt sie den Touristen. Man weiß, dass er es ist, nun ja, der von dem zehn Meter hohen Ort aus, wo er sich zeigt – man findet das in Kyoto an einem Ort, der Silberpavillon genannt wird –, der von dort aus über den Mond nachsann. Wir glauben gern, dass er über ihn ziemlich phallisch nachsann. Wir glauben’s gern, aber dennoch bringt uns das in Verlegenheit, man kann sich das nicht mehr recht klarmachen.
Ist der durchlaufene Weg nicht dazu da, um es aufzuschreiben, um sich aus dieser Verlegenheit zu ziehen?
Man muss begreifen, dass dies die Leistung des Signifikanten des ausgestrichenen Anderen meines Graphen ist [S(Ⱥ)].1
Gut, all das ist ein Scherz, ich bitte Sie um Verzeihung, das ist ein Scherzsignal, ein Signal für mich natürlich, das mich warnt, dass ich den Strukturalismus streife. [Gelächter] Wenn ich genötigt bin, ihn so zu streifen, ist das natürlich nicht mein Fehler. Ich werde das von mir abschieben – Ihre Sache wird es sein, das zu beurteilen –, auf die Situation, der ich ausgesetzt bin.
Die Zeit vergeht, und natürlich muss ich mich etwa sputen, weshalb ich gezwungen bin, ein wenig abzukürzen, zumal es schwieriger sein wird, meinem Geschriebenen zu folgen.
Aber die Situation, der ich ausgesetzt bin, ich will sie festmachen, ich will sie an etwas festmachen, das Ihnen nicht sofort offenkundig erscheinen wird, das ich jedoch werde sagen müssen, von hier bis man sich in acht Tagen trennt, nämlich dass ich es an der Ablehnung der Performanz festmachen möchte. Das ist eine Krankheit, eine Krankheit der Epoche, unter deren Joch man wirklich hindurchgehen muss, denn diese Verweigerung konstituiert den Kult der Kompetenz, das heißt dieser bestimmten Idealität, auf die ich, um mich vor Ihnen zu autorisieren, reduziert bin, übrigens zusammen mit vielen Wissenschaftsbereichen.
Das Ergebnis, also das sind Anekdoten. Meine Schriften beispielsweise, man übersetzt eine davon ins Englische, Funktion und Feld des Sprechens und der Sprache, man übersetzt das mit The language of the self. [Gelächter] Gerade habe ich erfahren, dass man auf Spanisch ebenfalls etwas in dieser Art gemacht hat; eine Übersetzung einer gewissen Anzahl [meiner Schriften], das hat den Titel Strukturalistische Aspekte von Freud, also etwas von dieser Art, also lassen wir das. [Gelächter]
Die Kompetenz existiert nur von daher, dass sie sich in der Inkompetenz einrichtet, um sich in Gestalt der Idealität der Verehrung anzubieten. Auf diese Weise führt sie zu Konzessionen, und ich werde Ihnen ein Beispiel dafür geben: Der Satz, mit dem ich begonnen habe, „Der Mann und die Frau können sich hören/verstehen, ich sage nicht nein“, na ja, das war, um Ihnen die Pille zu vergolden. Und die Pille, das bringt nichts in Ordnung, nicht wahr. [Gelächter]
Der mit dem Terminus Strukturalismus geprägte Begriff versucht, die Delegierung |[151] zu verlängern, die einmal mit gewissen Spezialisten vorgenommen wurde, mit den Spezialisten der Wahrheit, die Delegierug einer bestimmten Leere, die in der Verknappung der Jouissance wahrgenommen wird. Diese Leere ist es, die der Existenzialismus ganz schlicht aufgegriffen hat, nachdem die Phänomenologie – die Phänomenologie, na ja, noch mehr Falschgeld – den Fehdehandschuh ihrer Atemübungen hingeworfen hatte. [Gelächter] Sie besetzte die Orte, die die Philosophie leer zurückgelassen hatte, da es keine geeigneten Orte waren. Gegenwärtig sind sie nur noch dazu gut, ihres Beitrags, der nicht gering ist, zu gedenken, zur Philosophie, zum Diskurs des Herrn, den sie sie durch die Stütze der Wissenschaft definitiv stabilisiert hat. Marx oder nicht, und ob er sie nun auf die Füße oder auf den Kopf gestellt hat, es ist sicher, dass jedenfalls die Philosophie nicht akephal / nicht hinreichend Phall war.
Man möge nicht mit mir rechnen, um die Sache des unmöglichen Lebens zu strukturalisieren, als hätte das Leben von daher nicht die Chance, den Beweis für sein Reales zu erbringen.
Meine ergötzliche Prosopopöie des „Ich spreche“ in der eben zitierten Schrift Die Freud’sche Sache lässt mich, auch wenn sie rhetorisch einer Wahrheit in Person zugeschrieben wird, nicht dort stürzen, wo ich sie herausziehe: aus Brunnen.
Nichts ist dort gesagt über das, was Sprechen bedeutet: die unabänderliche Spaltung von Jouissance und Schein. Die Wahrheit besteht darin, es zu genießen, à faire semblant, Schein zu machen / etwas vorzutäuschen, und auf keinen Fall zuzugeben, dass die Realität jeder dieser beiden Hälften nur von daher dominiert, dass sie von sich behauptet, von der anderen Hälfte zu sein, also abwechselnd zu lügen. Solcherart ist das Halbgesagte der Wahrheit.
Seine Astronomie ist äquatorial, das heißt bereits gänzlich überholt, als sie vom Paar Tag-Nacht geboren wurde. Eine Astronomie wird zum aräsonablen Gestell, wenn sie sich der Saison unterwirft, wenn sie saisonabel wird. Das ist eine Anspielung auf die chinesische Astronomie, die äquatorial war, jedoch nichts gebracht hat.
Die Sache, um die es sich handelt – bei Freud war es nicht seine Kompetenz als Linguist, und das mit Grund, die ihm die Wege dorthin gebahnt hat. Woran ich meinerseits erinnere, ist dies, dass er diesen Wegen nur hat folgen können, indem er hier den Beweis von Performanzen der Sprache erbrachte, bis hin zur Akrobatik, und dass nur die Linguistik es hier ermöglicht, sie in einer Struktur zu verorten, indem sie sich an eine Kompetenz bindet, die man conscience linguistique nennt, Sprachgefühl, das immerhin genau von daher bemerkenswert ist, dass es sich seiner Erkundung niemals entzieht.
[152] Meine Formel, dass das Unbewusste wie eine Sprache strukturiert ist, impliziert also, dass eine Minimalbedingung des Unbewussten die Sprache ist.
Aber das nimmt dem Rätsel nichts von seiner Tragweite, dem Rätsel, welches darin besteht, dass das Unbewusste weit mehr davon weiß, als es den Anschein hat, da man von dieser Überraschung ausgegangen war, um es so zu benennen, wie man es getan hat. Es weiß allerhand!
Natürlich lief das sofort ins Leere, als man das kleine Unbewusste mit sämtlichen Instinkten ausstattete – die übrigens als Flammentöter immer zur Verfügung stehen, lesen Sie irgendetwas, das außerhalb meiner Schule veröffentlicht wird. Die Sache war geregelt, es ging nur noch darum, das Etikett anzubringen, an die Adresse der Wahrheit genau, wobei diese das Etikett heutzutage genügend überspringt, wenn ich so sagen kann, um den Schwarzmarkt nicht zu verachten.
In die Wagenspur ihrer Verborgenheit habe ich Stäbe gesetzt, um einzuhämmern, dass das fragliche Wissen nur von daher analysiert wird, dass es als eine Sprache formuliert wird, das heißt in einer besonderen Sprache, und sei es, um sich mit ihr zu kreuzen, womit es übrigens nicht mehr tut als das, was besagte Sprachen sich üblicherweise aus eigener Befugnis gestatten.
Niemand hat mich mit der Frage bedrängt, was die Sprache weiß, nämlich *Die Bedeutung des Phallus*. Ich habe es gesagt, sicherlich, aber da es die Wahrheit war, hat niemand es mitbekommen.
Nun, wer interessiert sich für die Wahrheit? Na ja, Leute, deren Struktur ich mit dem groben Bild gezeichnet habe, das man in der Topologie-für-jedermann findet. [Lacan zeichnet an der Tafel.] |[153] So wird das gezeichnet; in der Topologie-für-jedermann wird so die Klein’sche Flasche gezeichnet. Es gibt – ich komme darauf zurück – keinen Punkt ihrer Fläche, der nicht ein topologischer Teil des Wendebereichs wäre, der hier durch den Kreis, der hier gezeichnet ist, dargestellt wird, duch den Kreis, der als einziger geeignet ist, dieser Flasche den Boden zu geben, auf den die anderen zu Unrecht stolz sind, die andere Flaschen; sie haben einen cul – einen Boden / einen Arsch –, Gott weiß warum. [Gelächter]
Auf diese Weise verbindet die Hysterikerin – ich komme damit zu einem Teil der Leute, die ich eben bezeichnet habe – nicht dort, wo man es annimmt, sondern in ihrer Subjektstruktur, die Wahrheit ihrer Jouissance mit dem unerbittlichen Wissen, das sie hat, dass der andere, der geeignet ist, sie hervorzurufen, der Phallus ist, das heißt ein Schein.
Wer verstünde nicht Freuds Enttäuschung, als ihm klar wurde, dass der Schritt der Heilung, zu dem er mit der Hysterikerin gelangt war, nicht weiter führte als dahin, sie dazu zu bringen, besagten Schein einzufordern, der plötzlich mit realen Tugenden ausgestattet war, von daher, dass er an diesem Umkehrpunkt befestigt worden war, der auf dem Körper zwar nicht unauffindbar ist, das ist offensichtlich, der aber dennoch bei einer Frau eine topologisch ganz unkorrekte Figuration der Jouissance ist. Aber wusste Freud das? Das kann man sich fragen.
Bei der unmöglichen Lösung ihres Problems, nämlich um dessen Ursache recht zu ermessen, das heißt, um eine gerechte Sache daraus zu machen, ist die Hysterikerin damit einverstanden, dass sie vortäuscht, Inhaberin dieses Scheins zu sein: au moins un, mindestens einer / zumindest einer, was ich so geschrieben habe – muss ich es noch einmal schreiben?: hommoinzin [etwa „Mann-minus-Dings“], in Übereinstimmung mit dem os, mit dem Knochen / dem Problem, den es für ihre Jouissance braucht, damit sie daran nagen kann.
Dieser Ansatz mit dem hommoinzin, mit dem mindestens einer / zumindest einer – es gibt drei Arten, das zu schreiben, nicht wahr.
An der Tafel:
au moins un
hommoinzin
a ∪ moinzin
Es gibt die übliche orthographische Schreibweise, da ich Ihnen ja schließlich das au moins un, das mindestens einer, erläutern muss. Und dann gibt es das hier [hommoinzin], was den expressiven Wert hat, den ich den strukturellen Spielen immer zu geben weiß, nicht wahr. Und dann können Sie es gelegentlich durchaus nebeneinandersetzen und es a ∪ moinzin schreiben, so, um nicht zu vergessen, dass es gelegentlich als Objekt a fungieren kann.
Da diese Annäherungen des hommoinzin nur von daher vollzogen werden können, dass an besagtem Messpunkt, den er abhängig von seinen Neigungen nimmt, die absichtliche Kastration, die sie ihm vorbehält, eingestanden wird, sind seine Chancen begrenzt.
Man muss nicht glauben, dass ihr Erfolg durch einen der Männer zustande kommt, die der Schein eher in Verlegenheit bringt oder die ihn offener bevorzugen. Diejenigen, die ich so bezeichne, sind die Weisen: die Masochisten. Das gibt den Weisen einen Platz, man muss sie auf die richtige Ebene zurückführen. So vom Ergebnis her zu urteilen, heißt zu verkennen, was man von der Hysterikerin erwarten kann, wenn sie sich denn in einen Diskurs einschreiben will, |[154] denn sie ist dazu bestimmt, den Herrn mattzusetzen und dass er sich ihretwegen mit dem Wissen begnügt.
Also, ich bringe hier nichts anderes ein, nicht wahr – das ist ja der Nutzen dieses Schriebs, dass er einen Haufen Dinge nach sich zieht, man sollte jedoch wissen, wo die Punkte sind, die festzuhalten sind –, nichts anderes als dies, hervorzuheben, dass an dieser Kreuzung die Gefahr dieselbe ist wie die, die ich vorhin festgehalten habe, als ich davor gewarnt wurde, denn von dort bin ich vorhin ausgegangen. Damit komme ich auf denselben Punkt zurück – tja, ich drehe mich im Kreis.
Die Wahrheit zu lieben – selbst diejenige, die, wenn man so sagen kann, von der Hysterikerin verkörpert wird, nicht wahr –, ihr also zu geben, was man nicht hat, unter dem Vorwand, dass sie es begehrt, das heißt eben dies, sich einem Theater zu widmen, bei dem klar ist, dass es nicht mehr sein kann als ein Wohltätigkeitsfest. Ich spreche nicht nur von der Hysterikerin, ich spreche von dem – ich sage es Ihnen wie Freud –, was sich im Unbehagen im Theater ausdrückt. Dafür, dass es sich noch aufrecht hält, braucht es Brecht, der begriffen hat, dass es nicht ohne eine gewisse Distanz fortbestehen konnte, eine gewisse Abkühlung. Dieses „es ist klar“, was ich gerade gesagt habe, „dass es nicht mehr sein kann“, ist streng gesagt genau eine Wirkung der Aufklärung*, die – kaum glaublich, nicht wahr – verbunden ist mit dem Bühnenauftritt des Diskurses des Analytikers, so hinkend er sich vollzogen haben mag. Das war ausreichend dafür, dass die Hysterikerin, die qualifizierte Hysterikerin, deren Funktion ich Ihnen, wie Sie wohl spüren, gerade nahbringe, das war ausreichend dafür, dass die Hysterikerin die üppige Klinik zurückweist, mit der sie die Klaffung des sexuellen Verhältnisses ausstaffiert hatte. Das ist als das Zeichen zu nehmen [Murmeln im Hörsaal, dann Gelächter] – das ist ein Beispiel! [Gelächter] –, das ist vielleicht als das Zeichen zu nehmen, das jemandem gegeben wird – ich spreche von der Hysterikerin –, dass sie etwas Besseres zustande bringen wird als diese Klinik. [Gelächter]
Das einzig Wichtige ist hier das, was unbeachtet durchgeht, nämlich dass ich von der Hysterikerin als von etwas spreche, wodurch die Quantifizierung gestützt wird. Etwas, das – wenn man auf mich hört – mit einem umgekehrte A von x geschrieben würde [∀x], so habe ich das an die Tafel geschrieben; in ihrer Unbekannten immer bereit, in Φ von x als Variable zu fungieren [∀x.Φx].
Das ist ja tatsächlich das, was ich schreibe und wobei es leicht wäre, wenn man Aristoteles wiederliest, aufzudecken, welches Verhältnis gerade zur Frau, die von ihm mit der Hysterikerin gleichgesetzt wird – womit den Frauen seiner Epoche eher eine sehr gute Stellung zugewiesen wird, zumindest waren sie für die Männer stimulierend –, also aufzudecken, welches Verhältnis zu der mit der Hysterikerin gleichgesetzten Frau es ihm ermöglicht hat – das ist ein Sprung –, seine Logik in Gestalt des pan [alle] zu etablieren. Die Wahl von pas, |[155] panta, pan [jeder, jede, jedes], die Wahl dieser Vokabel statt der von ekastos, um die bejahende Allgemeinaussage zu bezeichnen wie übrigens auch die verneinende, also dieses ganze Pan-Orama der ersten großen formalen Logik ist absolut wesentlich mit der Vorstellung verbunden, die Aristoteles sich von der Frau macht. Was nicht verhindert, dass die einzige Formel des Allgemeinen, die er sich nicht zu artikulieren gestattet, eben „alle Frauen“ ist – davon gibt es keine Spur, öffnen Sie die Erste Analytik.
Auch nicht davon, dass er es sich erlaubt hätte – während seine Nachfolger sich Hals über Kopf darauf gestürzt haben –, diese unglaubliche Ungeheuerlichkeit zu schreiben, von der die formale Logik seither lebt, „Alle Menschen sind sterblich“, womit tatsächlich das zukünftige Schicksal der Menschheit vorweggenommen wird. „Alle Menschen sind sterblich“, das bedeutet, dass alle Menschen – da es hier um etwas geht, was hinsichtlich seiner Extension geäußert wird –, dass alle Menschen qua alle zum Tode verurteilt sind, das heißt, die Menschengattung dazu, auszusterben, was zumindest gewagt ist.
Dass „∀ von x“ den Schritt hin zu einem être aufnötigt – zu einem Wesen –, zu einem „jede Frau“, den ein so sensibles Wesen wie Aristoteles, na ja, dieses „jede Frau“ niemals vollzogen hat, genau das erlaubt es mir zu behaupten, dass das „jede Frau“ die Äußerung ist, von der her sich die Hysterikerin als Subjekt entscheidet. Deshalb ist es so, dass eine Frau eng mit einem papludun [pas plus d’un] verbunden ist, mit einem „nicht mehr als eins“, durch das sie in der Logik des Nachfolgers, die Peano uns als Modell gegeben hat, angemessen verortet wird.
Aber die Hysterikerin ist nicht „eine Frau“.
Es geht darum zu wissen, ob die Psychoanalyse, wie ich sie definiere, Zugang zu „einer Frau“ liefert, oder ob dies, dass „eine Frau“ sich ereignet, eine Sache der doxa [Meinung] ist, das heißt, ob es damit so ist, wie es mit der Tugend ist, den Leuten zufolge, die im Menon dialogisiert haben – Sie erinnern sich an den Menon?, mais non, mais non, aber nein, aber nein –, wie es mit der Tugend ist, das macht den Wert, den Sinn dieses Dialogs aus: die Tugend war das, was nicht gelehrt werden kann. Um es zu übersetzen: das, was von ihr – von „einer Frau“, so wie ich davon hier den Schritt definiert habe – im Unbewussten nicht gewusst werden kann, das heißt auf artikulierte Weise.
Denn schließlich, und damit höre ich auf: Jemand, der sich so auf das Theater bezieht, als wäre das die Frage, die es wert ist, eine beträchtliche Aktivität in Anspruch zu nehmen – das ist ein sehr gut gemachtes Buch –, eine beträchtliche Aktivität des Analytikers, als wäre es wirklich das, worauf ein Analytiker sich spezialisieren sollte, dieser Jemand schreibt mir in einer Anmerkung das Verdienst zu, die Unterscheidung zwischen Wahrheit und Wissen eingeführt zu haben. Allerhand, allerhand! Ich habe gerade zu Ihnen über den Menon gesprochen, natürlich hat er ihn nicht gelesen, er liest nur über das Theater, aber schließlich war es der Menon, mit dem ich damit begonnen habe, die ersten Sätze der Krise zu überwinden, die mich zu einem bestimmten analytischen Apparat in Gegensatz gebracht hat. Die Unterscheidung zwischen der Wahrheit und dem Wissen, |[156] den Gegensatz zwischen der epistēmē und der wahren doxa, derjenigen, durch welche die Tugend fundiert werden kann, finden Sie direkt, ganz unumwunden im Menon geschrieben. Was ich zur Geltung gebracht habe, ist genau das Gegenteil, nämlich ihre Verbindung, das heißt, dass der Akt, also da, wo sich das verknotet, dem Anschein nach in einem Bodenkreis --, das Wissen, um das es im Unbewussten geht, ist etwas, das gleitet, das sich ausdehnt, das sich in jedem Moment als Wissen der Wahrheit erweist.
Und hier stelle ich nun die folgende Frage: Gestattet uns dieses Wissen tatsächlich, über den Menon hinauszugehen, das heißt zu sagen, ob diese Wahrheit, insofern sie sich in der Hysterikerin verkörpert, tatsächlich zu einem Gleiten in der Lage ist, das hinreichend geschmeidig ist, um die Einführung in „eine Frau“ zu sein?
Ich weiß, die Frage ist auf eine höhere Ebene gebracht worden, seit ich aufgezeigt habe, dass es sprachlich Artikuliertes gibt, das nicht in Worten artikuliert werden kann, und das ist einfach das, von woher das Begehren ins Spiel kommt. Es ist jedoch leicht, das zu entscheiden. Eben deshalb, weil es insofern um das Begehren geht, als es den Akzent auf die Unveränderlichkeit der Unbekannten setzt – der Unbekannten, die [in der Formel] links steht, derjenigen, die sich nur unter der Überschrift einer Verneinung* herstellt –, eben deshalb, weil es den Akzent auf die Unveränderlichkeit der Unbekannten setzt, kann die Aushöhlung des Begehrens durch die Analyse es in keiner Variablen-Funktion anschreiben. Und dies ist das Widerlager, an dem sich das Begehren der Hysterikerin von dem trennt, was sich gleichwohl herstellt und wodurch es zahllosen Frauen möglich ist, als solche zu fungieren. Das heißt, indem sie für all ihre situativen Veränderungen ihr Sein zu einer Funktion des papludun machen, des nicht-mehr-als-eins, spielt die Hysterikerin die Rolle eines schéma fonctionnel, falls Sie wissen, was das ist; das ist die Tragweite meiner Formel über das sogenannte unbefriedigte Begehren.
Daraus folgt, dass die Hysterikerin den Platz einnimmt, das papludun einzuführen, das nicht-mehr-als-eins, von dem her jede der Frauen eingesetzt wird, auf dem Weg des „Nicht über jede Frau kann gesagt werden, dass sie Funktion des Phallus ist“. Dass es von „jeder Frau“ sei, ist hier das, was ihr Begehren ausmacht, und deshalb stützt sich dieses Begehren dadurch, unbefriedigt zu sein, nämlich dass „eine Frau“ daraus hervorgeht, die aber nicht die Hysterikerin in Person sein könnte.
Das ist eben das, worin sie meine Wahrheit von vorhin verkörpert, diejenige, die ich, nachdem ich sie zum Sprechen gebracht habe, ihrer strukturalistischen Funktion zurückgegeben habe. Der analytische Diskurs wird ausgehend von dieser Rückgabe der Wahrheit an die Hysterikerin eingeführt.
Das hat genügt, um in der Hysterie das Theater zu vertreiben. Darauf bezieht sich meine Bemerkung, dass das Theater nicht ohne Verhältnis zu etwas ist, wodurch sich in unserer Zeit das Gesicht der Dinge verändert. |[157] Ich könnte darauf insistieren, dass ich, als ich anfing, Dinge zu äußern, die all das potenzierten, als Echo unmittelbar den splash eines Artikels hatte, der sich auf das Theater bei der Hysterikerin bezog.
Die Psychoanalyse von heute hat als Stütze nur die Hysterikerin pas à la page, „die nicht auf dem Blatt ist“ / die nicht mit der Zeit geht. Wenn die Hysterikerin beweist, dass sie dann, wenn das Blatt sich gewendet hat, fortfährt, indem sie auf der Rückseite schreibt und sogar auf der nächsten Seite, wird das nicht verstanden. Das ist jedoch einfach – sie ist Logikerin.
Das wirft die Frage auf, welchen Bezug die Freud’sche Theorie zum Theater herstellt – der Ödipus, nicht weniger. Es ist an der Zeit, das anzugreifen, was vom Theater aufrechtzuerhalten nötig erschien, um den anderen Schauplatz zu stützen, denjenigen, von dem ich spreche, von dem ich als erster gesprochen habe. Letztlich genügt hier vielleicht der Schlaf. Dass dieser Schlaf bei Gelegenheit der Entbindung der Fuchs’schen Funktionen Schutz gewährt, wie es bekanntlich geschehen ist, kann erklären, dass das Begehren entsteht, er möge sich verlängere.
Es kann geschehen, dass die Signifikanten-Repräsentanten des Subjekts sich immer leichter ereignen, wenn sie der imaginären Repräsentation entlehnt sind, dafür gibt es heutzutage Anzeichen.
Sicher ist, dass die Jouissance, die man von daher hat, sich kastrieren zu lassen, zur Repräsentation / zur Vorstellung nur Beziehungen wie zu einem Apparat hat.
Das ist das, worin der Ödipus des Sophokles – der diesen Vorrang für uns nur deshalb hat, weil die anderen Ödipus-Versionen unvollständig oder allermeist verloren sind – für unsere Artikulationsbedürfnisse noch viel zu reich und diffus ist. Die Genealogie des Begehrens – insofern es darum geht, wie es verursacht wird – beruht auf einer Kombinatorik, die komplexer ist als die des Mythos. Deshalb müssen wir nicht Träumereien darüber nachgehen, wozu der Mythos „in alten Zeiten“, wie man sagt, gedient hat. Wenn man sich auf diesen Weg begibt, geht es um Metasprache, und unter diesem Aspekt sind die Mythologica von Lévi-Strauss ein entscheidender Beitrag. Sie manifestieren, dass sich die Kombination benennbarer Formen des Mythems, von denen viele verschwunden sind, nach präzisen Transformationsgesetzen vollzieht, jedoch gemäß einer sehr schlichten Logik, oder über die man zumindest sagen muss, dass das Mindeste, was man sagen kann, dies ist, dass unsere Mathematik diese Kombinatorik bereichert.
Vielleicht sollte man die Frage aufwerfen, ob der psychoanalytische Diskurs nichts Besseres zu tun hat, als sich dem zu widmen, diese Mythen auf eine Weise zu deuten, die über den üblichen Kommentar nicht hinausgeht, zumal |[158] das vollkommen überflüssig ist, da das, was den Ethnologen interessiert, das Sammeln der Mythen ist, ihre Zusammenstellung und ihre Neuverbindung mit anderen Funktionen, denen des Rituals oder der Produktion, die gleichermaßen durch eine Schrift erfasst werden, deren artikulierte Isomorphismen hier ausreichend sind.
Wie ich bereits gesagt habe, keine Spur einer Annahme über die Jouissance, der hier gedient wird. Das stimmt, selbst wenn man die Bemühungen berücksichtigt, die unternommen wurden, um uns die mögliche Wirksamkeit undurchsichtiger Wissensarten nahezulegen, die dem zugrundeliegen sollen, .
Die Anmerkung, die Lévi-Strauss in den Elementaren Strukturen darüber macht, dass diese Strukturen der Liebe in die Parade fahren, entscheidet hier glücklicherweise. Das ändert nichts daran, dass dies, wegen der Analytiker, die damals in Gunst standen, über die Köpfe hinweggegangen ist.
Insgesamt hat der Ödipus[mythos] den Vorteil, dass er zeigt, wie der Mann auf die Forderung des papludun antworten kann, des nicht-mehr-als-eins, die im Sein einer Frau ist. Er soll nicht-mehr-als-eine von ihnen lieben. Unglücklicherweise ist es nicht dieselbe. Es ist immer dasselbe Rendez-vous, dasjenige, bei dem, als die Masken fielen, es weder er war noch sie.
Diese Fabel wird jedoch nur dadurch gestützt, dass der Mann immer nur ein kleiner Junge ist. Und dass die Hysterikerin sich nicht davon abbringen lässt, ist geeignet, Zweifel aufzuwerfen über die Funktion ihrer Wahrheit als letztem Wort.
Ein Schritt in Richtung Ernsthaftigkeit könnte sich, so scheint mir, hier über den Mann anschließen lassen, von dem man bemerken wird, dass ich ihm bis zu diesem Punkt meiner Ausführungen den anspruchslosen Teil zugewiesen habe, obgleich es einer von ihnen ist, meine Wenigkeit, der hier diese ganze schöne Welt zum Sprechen bringt.
Es scheint mir unmöglich zu sein – nicht umsonst stolpere ich seit Beginn über dieses Wort –, nicht die schize zu erfassen, durch die der Ödipusmythos und Totem und Tabu getrennt sind.
Ich decke sofort meine Karten auf: Der erste Mythos wird Freud durch das Unbefriedigtsein der Hysterikerin diktiert, der zweite durch Freuds eigene Sackgassen. Weder vom kleinen Jungen, noch von der Mutter, noch von der Tragik des Übergangs vom Vater auf den Sohn, nicht wahr, des Übergangs von was, wenn nicht des Phallus – von all dem, was den Stoff des ersten Mythos bilden konnte, keine Spur im zweiten.
Hier, in Totem und Tabu, ist es so, dass der Vater genießt – ein Terminus, der im ersten Mythos durch die Macht verschleiert wird –, der Vater genießt alle Frauen, so lange, bis seine Söhne ihn erschlagen, was ihnen nicht ohne vorhergehende Übereinkunft gelingt, und wonach |[159] keiner ihm in der Gefräßigkeit seiner Jouissance nachfolgt. Das Ende drängt sich von dem her auf, was sich danach ereignet: dass die Söhne ihn verschlingen, wobei jeder notwendigerweise nur einen Teil hat und eben deshalb das Ganze eine Kommunion darstellt. Von hier aus stellt sich der Sozialvertrag her: Niemand soll diejenige anrühren, die hier jedoch nicht die Mutter ist – in Der Mann Moses und die monotheistische Religion wird ja präzisiert, aus der Feder von Freud selbst, dass unter den Söhnen einzig die jüngsten noch zum Harem gezählt werden. Es sind also nicht mehr die Mütter, sondern die Frauen des Vaters als solche, die vom Verbot betroffen sind. Die Mutter kommt nur ins Spiel wegen ihrer Babys, aus denen einmal Helden werden.
Wenn aber, Freud zufolge, der Ursprung des Gesetzes auf diese Weise gebildet wird, dann beruht er nicht auf dem Gesetz des sogenannten Mutterinzests, das in der Psychoanalyse jedoch als stiftend angegeben wird. Während tatsächlich – das ist eine Anmerkung, nicht wahr, bis auf ein gewisses Gesetz des Manu, das hier mit realer Kastration bestraft: „er wird nach Westen gehen mit seinen Eiern in der Hand“ und so weiter –, während das Gesetz des mütterlichen Inzests vielmehr überall getilgt ist. Ich bestreite keineswegs die prophylaktische Wohlbegründetheit des analytischen Verbots, ich hebe hervor, dass Freud auf der Ebene, auf der er etwas von sich artikuliert, Totem und Tabu – und Gott weiß, wie sehr er daran festhielt, nicht wahr –, dass er hier dieses Verbot nicht mythisch begründet. Das Sonderbare beginnt damit, dass Freud das offenbar nicht wahrgenommen hat und übrigens auch sonst niemand.
Ich verfolge meine Spur weiter. Die Jouissance wird von Freud in den Rang eines Absoluten erhoben, was zu den Sorgen des Urmenschen zurückführt, ich spreche von Totem und Tabu, all das wird eingestanden, ich spreche über den Vater, über den Vater der Urhorde. Es ist einfach, hier den Phallus zu erkennen: die Totalität dessen, was weiblich der Jouissance unterworfen werden kann.
Diese Jouissance, ich habe es gerade angemerkt, bleibt beim königlichen Paar des Ödipus verschleiert, es ist jedoch nicht so, dass es in diesem ersten Mythos abwesend wäre. Das königliche Paar wird sogar nur von daher in Frage gestellt – was im Drama geäußert wird –, dass es der Garant der Jouissance des Volkes ist, was im Übrigen zu dem passt, was wir über sämtliche Königtümer wissen, ob archaisch oder modern. Die Kastration von Ödipus hat jedoch keinen anderen Zweck als den, die Pest in Theben zu beenden, das heißt, dem Volk die Jouissance zurückzugeben, dessen Garanten dann andere sein werden – was natürlich angesichts dessen, wovon man ausgeht, nicht ohne einige Umschwünge ablaufen wird, die für alle bitter sein werden.
[160] Muss ich unterstreichen, dass die Schlüsselfunktionen des Mythos in den beiden Mythen in striktem Gegensatz zueinander stehen? Im ersten: zunächst das Gesetz, derart ursprünglich, dass es selbst dann Vergeltung übt, wenn die Schuldigen es nur unschuldig übertreten haben, und es ist das Gesetz, aus dem die Fülle der Jouissance hervorgeht. Im zweiten: am Anfang Jouissance, dann Gesetz, wobei man es mir ersparen wird, die Perversionskorrelate hervorheben zu müssen, da ja letztlich – mit der Beförderung des heiligen Kannibalismus, auf der man hinreichend insistiert – der Gemeinschaft der Männer alle Frauen im Prinzip verboten sind, einer Gemeinschaft, die sich in dieser Kommunion als solche transzendiert hat.
Eben das ist der Sinn dieses anderen Urgesetzes – wenn dies fehlt, wodurch wird es dann begründet? Eteokles und Polyneikes sind da, so denke ich, um zu zeigen, dass es weitere Ressourcen gibt. Es stimmt, dass sie aus der Genealogie des Begehrens hervorgehen.
Außerdem muss es so sein, dass der Vatermord die größte Faszination ausgeübt hat, auf wen? auf Freud, auf seine Leser, sodass niemand auch nur daran gedacht hat, herauszustellen, dass sich im ersten Mythos der Mord ohne Wissen des Mörders ereignet, der nicht nur nicht erkennt, dass er den Vater erschlägt, sondern der ihn nicht erkennen kann, da er einen anderen hat, der seit je sein Vater ist, da er von ihm adoptiert worden ist. Er ist sogar ausdrücklich deswegen ins Exil gegangen, um nicht Gefahr zu laufen, seinen wahren Vater zu erschlagen.
Dieser Mythos ist darin suggestiv, dass er den Platz bekundet, den der Zeugungsvater einnimmt, zu einer Zeit, bei der Freud hervorhebt, dass in ihr, ganz wie in der unsrigen, der Vater problematisch ist.
Und auch er wäre es und Ödipus wäre vergeben worden, wenn er nicht von königlichem Blute wäre, das heißt, wenn Ödipus nicht als der Phallus zu funktionieren hätte – als der Phallus seines Volkes, nicht seiner Mutter –, und das Erstaunlichste ist, dass das eine Zeitlang funktioniert hat, das heißt, dass die Thebaner sehr glücklich waren.
Ich habe oft darauf hingewiesen, dass die Wende von Jokaste kommen musste. Kommt sie von dem her, was sie gewusst hat, oder von dem, was sie vergessen hat?
Wie auch immer, was hat das mit dem Mord des zweiten Mythos gemeinsam, bei dem zu verstehen gegeben wird, dass er auf einem Aufstand beruht – oder auf einem Bedürfnis?, was tatsächlich undenkbar, ja sogar ungedacht ist, es sei denn als etwas, das aus einer Verschwörung hervorgeht.
Es ist offensichtlich, dass ich hier nicht mehr getan habe, als mich dem Terrain zu nähern, auf dem mich schließlich, sagen wir, ebenfalls eine Verschwörung daran gehindert hat, das Problem wirklich anzugehen, das heißt auf der Ebene von Der Mann Moses und die monotheistische Religion, das heißt von dem |[161] Punkt her, bei dem alles, was Freud dazu artikuliert hat, wirklich bedeutsam wird. Ich kann hier nicht einmal andeuten, was es braucht, um Sie zu Freud zurückzuführen, ich kann jedoch sagen, dass er, indem er uns hier seinen Beitrag zum analytischen Diskurs enthüllt, nicht weniger von der Neurose ausgeht als bei dem, was er in Gestalt des Ödipus bei der Hysterikerin aufgelesen hat.
Es ist eigenartig, dass ich diesen Zeitpunkt abwarten musste, damit ich eine solche Behauptung, nämlich dass Totem und Tabu das Produkt einer Neurose ist – was völlig unbestreitbar ist –, damit ich sie vorbringen kann, ohne dass ich dafür die Wahrheit der Konstruktion im Geringsten in Frage stelle. Eben darin ist sie Zeugnis der Wahrheit. Ein Werk psychoanalysiert man nicht und das von Freud noch weniger als ein anderes, man kritisiert es, und eine Neurose, weit davon entfernt, die Solidität des Werkes verdächtig zu machen, ist in diesem Falle vielmehr eben das, wodurch es verschweißt wird. Dieses Zeugnis, das der Zwangsneurotiker von seiner Struktur liefert – für das, was vom sexuellen Verhältnis, wie sich herausstellt, im Diskurs unmöglich zu formulieren ist –, dieses Zeugnis schulden wir dem Mythos von Freud.
Damit möchte ich es für heute bewenden lassen. Die Zeit wird mir fehlen aufgrund der Formeln [Lärm, der folgende Satz ist kaum verständlich] bitte entschuldigen Sie … um … sich zu bemühen, ein wenig weiter voranzubringen, dass … Beim nächsten Mal werde ich dem seine genaue Tragweite geben, denn ich möchte nicht, dass es Missverständnisse gibt. Wenn auf eine bestimmte Weise das artikuliert wird, was der Beitrag von Freud zum grundlegenden Mythos der Psychoanalyse ist, ich betone das, dann wird der Mythos dadurch, dass sein Ursprung herausgestellt wird, keineswegs suspekt gemacht, ganz im Gegenteil.
Es geht nur darum zu wissen, wo uns das hinführen kann.
Französisch/deutsch
[145] Je vais me fonder aujourd’hui sur quelque chose que j’ai pris soin d’écrire. Voilà.
Heute werde ich mich auf etwas stützen, bei dem ich Sorge dafür getragen habe, es zu schreiben.2 Nun also.
Je ne dis pas ça simplement comme ça, à la cantonade, ce n’est pas superflu.
Ich sage das nicht einfach so ins Blaue hinein, das ist nicht überflüssig.
Je me permettrai, comme ça, éventuellement de ronronner quelque chose à propos de tel terme de l’écrit.
Ich werde mir hin und wieder gestatten, zu dem einen oder anderen Term des Geschriebenen noch etwas zu schnurren.
Mais si vous avez suffisamment entendu ce que j’ai abordé cette année de la fonction de l’écrit, eh bien, je n’aurai pas besoin de justifier plus, si ce n’est dans le fait, en acte.
Aber wenn Sie hinreichend verstanden haben, was ich in diesem Jahr zur Funktion des Geschriebenen angerissen habe, na ja, dann werde ich das nicht weiter rechtfertigen müssen, außer durch die Tat, im Vollzug.
C’est pas indifférent en effet que ce que je vais dire maintenant soit écrit, ça n’a pas du tout la même portée si simplement je dis ou si je vous dis que j’ai écrit :3 [Lärm im Hörsaal]
Es ist wirklich nicht gleichgültig, dass das, was ich jetzt sagen werde, geschrieben ist; es hat keineswegs dieselbe Tragweite, ob ich das Folgende einfach sage oder ob ich Ihnen sage, dass ich geschrieben habe: [Lärm im Hörsaal]
Un homme et une femme peuvent s’entendre [Gelächter], je ne dis pas non.
Ein Mann und eine Frau peuvent s’entendre, können sich verstehen / sich hören [Gelächter], ich sage nicht nein.
Ils peuvent comme tels s’entendre crier. »
Sie können sich als solche schreien hören.
Ça serait un badinage si je ne l’avais pas écrit.
Das wäre ein Scherz – wenn ich es nicht geschrieben hätte.
« Écrit » suppose, au moins soupçonné de vous, enfin de certains d’entre vous, ce qu’en un temps j’ai dit du cri.
Schreiben, das unterstellt – wie von Ihnen zumindest vermutet wird, das heißt von einigen unter Ihnen –, was ich einmal über den Schrei gesagt habe.4
Je ne peux pas y revenir.
Darauf kann ich nicht zurückkommen.
Ceci arrive qu’ils crient, dans le cas où ils ne réussissent pas à s’entendre autrement – autrement, c’est-à-dire sur une affaire qui est le gage de leur entente.
Es kommt vor, dass sie schreien, nämlich dann, wenn es ihnen nicht gelingt, sich auf andere Weise verständlich zu machen – auf andere Weise, das heißt über eine Affäre, die das Unterpfand ihrer Verständigung ist.
Ces affaires ne manquent pas ; y est comprise à l’occasion, c’est la meilleure, l’entente au lit.
Die Affären fehlen nicht; inbegriffen ist hier gelegentlich, das ist die beste, das Einverständnis im Bett.5
Ces affaires ne manquent pas, certes donc, mais c’est en cela qu’elles manquent quelque chose, à savoir de s’entendre comme homme, comme femme, ce qui voudrait dire sexuellement.
Die Affären fehlen nicht, gewiss nicht, aber darin verfehlen sie etwas, nämlich sich als Mann zu verstehen, als Frau zu verstehen, was heißen würde: sexuell.
L’homme et la femme ne s’entendraient-ils ainsi qu’à se taire ?
Mann und Frau würden sich also nur dann verstehen, wenn sie schwiegen?
Il n’en est même pas question.
Das ist hier überhaupt nicht die Frage.
Car l’homme, la femme, n’ont aucun besoin de parler pour être pris dans un discours : comme tels, du même terme que celui que j’ai dit tout à l’heure, comme tels ils sont des faits de discours.
Denn Mann und Frau müssen keineswegs sprechen, um von einem Diskurs erfasst zu sein. Als solche, vom selben Terminus her wie dem, den ich eben gesagt habe, als solche sind sie Diskurstatsachen.
Le sourire ici suffirait, semble-t-il, à avancer qu’ils ne sont pas que ça.
Ein Lächeln würde hier genügen, so scheint es, um vorzubringen, dass sie nicht nur das sind.
Sans doute, qui ne l’accorde ?
Sicherlich, wer würde dem nicht zustimmen?
Mais qu’ils soient ça aussi, des faits de discours, fige le sourire.
Aber dass sie es auch sind, auch Diskurstatsachen, lässt das Lächeln erstarren.
Et ce n’est qu’ainsi, figé par cette remarque, |[146] qu’il a son sens, le sourire sur les statues archaïques.
Und nur so, durch diese Bemerkung erstarrt, hat das Lächeln auf den archaischen Statuen seinen Sinn.
L’infatuation, elle ricane.
Die Selbstgefälligkeit kichert.
C’est donc dans un discours que les étant hommes et femmes naturels, si l’on peut dire, ont à se faire valoir comme tels.
Es ist also ein Diskurs, worin sich die Seienden, natürliche Männer und Frauen, wenn man so sagen kann, als solche zur Geltung bringen müssen.
Il n’est discours que de semblant.
Diskurs gibt es nur vom Schein.
Si ça ne s’avouait pas de soi, j’ai dénoncé la chose, j’en rappelle l’articulation : le semblant ne s’énonce qu’à partir de la vérité.
Für den Fall, dass sich das nicht von selbst erweist, habe ich die Sache zur Anzeige gebracht, ich erinnere an ihre Artikulation: Der Schein wird nur äußert ausgehend von der Wahrheit.6
Sans doute n’évoque-t-on jamais celle-ci, la vérité, dans la science.
Sicherlich beschwört man sie in der Wissenschaft niemals, die Wahrheit.
Ça n’est pas là raison de nous en faire plus de souci, elle se passe bien de nous.
Das ist kein Grund, uns hier größere Sorgen um sie zu machen, sie kommt gut ohne uns aus.
Pour qu’elle se fasse entendre, il lui suffit de dire : « je parle », et on l’en croit, parce que c’est vrai – qui parle, parle.
Um sich Gehör zu verschaffen, genügt es ihr, „Ich spreche“ zu sagen, und das glaubt man, weil es wahr ist – wer spricht, der spricht.7
Il n’y a d’enjeu – je rappelle ce que j’ai dit du pari, en l’illustrant de Pascal – il n’y a d’enjeu que de ce qu’elle dit.
Einen Einsatz – ich erinnere an das, was ich über die Wette gesagt und mit Pascal illustriert habe –, einen Einsatz gibt es nur von dem her, was sie sagt.8
Comme vérité, elle ne peut dire que le semblant sur la jouissance et c’est sur la jouissance sexuelle qu’elle gagne à tous les coups.
Als Wahrheit kann sie über die Jouissance nur den Schein sagen, und gegen die sexuelle Jouissance gewinnt sie jedes Mal.
Je vais ici vous mettre au tableau, à l’usage éventuel de ceux qui ne sont pas venus les dernières fois, les figures algébriques dont j’ai cru pouvoir ponctuer ce dont il s’agit concernant le coinçage auquel on est amené, d’écrire ce qui concerne le rapport sexuel. [Lacan schreibt an die Tafel.]
Ich möchte Ihnen hier an der Tafel, für den etwaigen Gebrauch derjenigen, die die letzten Male nicht gekommen sind, die algebraischen Figuren notieren, mit denen ich geglaubt habe, das interpunktieren zu können, worum bei es bei der Klemme geht, in die man gerät, wenn man das, was das sexuelle Verhältnis betrifft, schreibt. [Lacan schreibt an die Tafel.]
Formel der Frau
Formel des Mannes
Les deux barres mises sur les symboles qui sont à gauche, et dont se situent respectivement, au regard de ce dont il s’agit, tout ce qui est capable de répondre au semblant de la jouissance sexuelle, les deux barres, dites de négation, sont ici telles que justement elles ne sont pas à écrire puisque de ce qui ne peut pas s’écrire on n’écrit pas, tout simplement.
Die beiden Striche, die über die Symbole gesetzt sind, die links stehen und von denen her sich jeweils – hinsichtlich dessen, worum es geht – all das verortet, was in der Lage ist, auf den Schein der sexuellen Jouissance zu antworten, die beiden sogenannten Negationsstriche sind hier so, dass sie gerade nicht zu schreiben sind, da man von dem, was nicht geschrieben werden kann, ganz einfach nicht schreibt.9
On peut dire qu’elles ne sont pas à écrire, que ce n’est pas de tout x que puisse être posée la fonction Phi de x, et que c’est de ce « ce n’est pas de tout x » que se pose la femme [].
Man kann sagen, dass sie nicht zu schreiben sind, dass nicht für jedes x die Funktion „Φ von x“ behauptet werden kann und dass die Frau sich von diesem „nicht für jedes x gilt“ her positioniert [].10
Il n’existe pas de x tel qu’il satisfasse à la fonction dont se définit la variable, d’être la fonction « Φ de x » [] .
Es existiert kein x, für das gilt, dass es die Funktion erfüllt, von der her die Variable so definiert ist, dass sie die Funktion „Φ von x“ ist [].
Il n’en existe pas, c’est de cela que se formule ce qu’il en est de l’homme, mâle j’entends.
Es existiert nicht: von daher wird formuliert, worum es beim Mann geht.
Mais juste-|[147] ment ici la négation n’a que la fonction dite de la Verneinung, c’est-à-dire qu’elle ne se pose qu’à avoir d’abord avancé qu’« il existe quelqu’homme » et que c’est par rapport à « toute femme » qu’une femme se situe.
Aber genau hier hat die Negation nur die sogenannte Funktion der Verneinung*, das heißt, dass sie nur von daher behauptet wird, dass zunächst vorgebracht wurde, dass „irgendein Mann existiert“ und dass sich eine Frau im Verhältnis zu „jeder Frau“ verortet.11
C’est un rappel, ça ne fait pas partie de l’écrit que je reprends – que je reprends, ce qui signifie que, puisque je vois que c’est assez répandu, vous faites bien en effet de prendre des notes ; c’est le seul intérêt de l’écrit, c’est que par après vous ayez à vous situer par rapport à lui.
Das ist eine Erinnerung, das ist nicht Teil des Geschriebenen, das ich jetzt wiederaufnehme; das ich wiederaufnehme, was bedeutet, dass Sie – da ich sehe, dass es ziemlich verbreitet ist –, dass Sie wirklich gut daran tun, Notizen zu machen. Das ist der einzige Nutzen des Geschriebenen: dass Sie sich danach im Verhältnis dazu verorten müssen.
Eh bien, on fera bien de me suivre dans ma discipline du nom – n.o.m.
Also man wird gut daran tun, mir in meiner Disziplin des Namens zu folgen.
J’aurai à y revenir, spécialement la prochaine fois, ça sera la séance dont nous conclurons cette année.
Ich werde darauf zurückkommen müssen, vor allem das nächste Mal; das wird die Sitzung sein, mit der wir dieses Jahr dann beenden.
Le propre du nom, c’est d’être nom propre.
Das Eigene des Namens besteht darin, Eigenname zu sein.
Même pour un tombé, entre autres, à l’usage de nom commun, ce n’est pas temps perdu que de lui retrouver un emploi propre.
Selbst bei einem Namen, der, wie andere auch, der Verwendung als Gemeinname anheimgefallen ist, ist es keine Zeitvergeudung, einen eigenen Gebrauch für ihn wiederzufinden.
Et quand un nom est resté assez propre, n’hésitez pas, prenez exemple et appelez la chose par son nom : La chose freudienne par exemple, comme j’ai fait ; vous le savez – j’aime à l’imaginer tout au moins.
Wenn ein Name jedoch hinreichend eigen geblieben ist, zögern Sie nicht, nehmen Sie sich ein Beispiel und nennen Sie die Sache mit ihrem Namen, die Freud’sche Sache beispielsweise, wie ich’s getan habe; Sie wissen das – zumindest stelle ich mir das gern vor.12
J’y reviendrai la prochaine fois.
Das nächste Mal werde ich darauf zurückkommen.
Nommer quelque chose, c’est un appel.
Etwas zu benennen ist eine Aufforderung.
Si bien que lorsque j’ai écrit La Chose en question – freudienne – se lève et fait son numéro.
So also, dass – als ich die betreffende Sache geschrieben habe, die Freud’sche –, dass sie sich erhebt und ihre Nummer abzieht.
Ce n’est pas moi qui le lui dicte.
Das bin nicht ich, der ihr das diktiert.
Ce serait même de tout repos, de ce repos dernier au semblant de quoi tant de vies s’astreignent, si je n’étais pas comme homme, masculin, exposé là sous le vent de la castration, relisez mon texte.
Es würde sogar Ruhe herrschen, diese letzte Ruhe, in deren semblant, in deren Schein, so viele Leben sich abmühen, wenn ich da als Mensch nicht dem Wind der Kastration ausgesetzt wäre; lesen Sie meinen Text wieder.
Elle, la vérité, mon imbaisable partenaire, elle est certes dans le même vent elle le porte même : « être dans le vent » c’est ça, mais ce vent ne lui fait ni chaud, ni froid, pour la raison que la jouissance, c’est très peu pour elle, puisque la vérité, c’est qu’elle la laisse au semblant.
Sie, die Wahrheit, meine unfickbare Partnerin, ist sicherlich demselben Wind ausgesetzt, sie trägt ihn sogar; être dans le vent, im Wind sein / in Mode sein, das ist es, aber dieser Wind macht die Wahrheit weder heiß noch kalt, aus dem Grunde, weil die Jouissance für sie sehr wenig ist, denn mit der Wahrheit ist es so, dass sie die Jouissance dem Schein überlässt.
Ce semblant a un nom, lui aussi, repris du temps mystérieux de ce que s’y jouassent les mystères, rien de plus, où il nommait le savoir supposé à la fécondité et, comme tel, offert à l’adoration sous la figure d’un semblant d’organe.
Dieser Schein, auch er hat einen Namen, aus der mysteriösen Zeit übernommen, als hier die Mysterien aufgeführt wurden, nichts mehr, wo er das der Fruchtbarkeit unterstellte Wissen benannte, als solches der Anbetung dargeboten in Gestalt eines Scheins des Organs.13
Le semblant, dénoncé par la vérité pure, est, il faut le reconnaître, « assez-phalle », assez intéressé dans ce qui pour nous s’amorce par la vertu du coït, à savoir la sélection des génotypes avec la reproduction du phénotype qui s’ensuit, assez intéressé donc pour mériter ce nom antique de phallus, bien qu’il soit clair que l’héritage qu’il couvre maintenant se réduit à l’acéphalie de cette sélection, soit l’impossibilité de subordonner la jouis-|[148] sance dite sexuelle à ce qui sub rosa spécifierait le choix de l’homme et de la femme, pris comme porteurs chacun d’un lot précis de génotypes, puisqu’au meilleur cas c’est le phénotype qui guide ce choix.
Der Schein, der von der reinen Wahrheit angeprangert wird, ist, das muss man erkennen, assez-phalle, ziemlich Phall / akephal14, hinreichend an dem beteiligt, was vermöge des Koitus bei uns in Gang kommt, nämlich die Selektion der Genotypen mit der anschließenden Reproduktion des Phänotyps, hinreichend daran beteiligt also, um den antiken Namen des Phallus zu verdienen, auch wenn klar ist, dass das Erbe, das er bekleidet, sich heutzutage auf die Akephalie dieser Selektion reduziert, nämlich auf die Unmöglichkeit, die sogenannte sexuelle Jouissance dem unterzuordnen, was sub rosa die Wahl des Mannes und der Frau spezifizieren würde, beide als Träger eines präzisen Satzes von Genotypen genommen, da es bestenfalls der Phänotyp ist, der die Wahl anleitet.
À la vérité, c’est le cas de le dire, un nom propre – car c’en est encore un, le phallus – n’est tout à fait stable que sur la carte où il désigne un désert : c’est les seules choses qui sur la carte ne changent pas de nom.
In Wahrheit, so muss man wohl sagen, ist ein Eigenname – denn auch er ist einer, der Phallus – nur auf der Karte stabil, auf der er eine Wüste bezeichnet; das sind die einzigen Sachen, die auf einer Karte den Namen nicht wechseln.
Il est remarquable que même les déserts produits au nom d’une religion, ce qui n’est pas rare, ne soient jamais désignés du nom qui fut pour eux dévastateur.
Es ist bemerkenswert, dass selbst die Wüsten, die im Namen einer Religion erzeugt wurden – was nicht selten ist –, niemals mit dem Namen bezeichnet werden, der für sie verheerend war.
Un désert ne se rebaptise qu’à être fécondé.
Eine Wüste wird nur dann umgetauft, wenn sie fruchtbar gemacht worden ist.
Ce n’est pas le cas dans la jouissance sexuelle, que le progrès de la science ne semble pas conquérir au savoir.
Nicht so ist es bei der sexuellen Jouissance, die der Fortschritt der Wissenschaft nicht für das Wissen zu erobern scheint.
C’est par contre du barrage qu’elle constitue à l’avènement du rapport sexuel dans le discours que sa place s’y est évidée, jusqu’à devenir, dans la psychanalyse, évidente.
Vielmehr bildet diese Jouissance ein Hindernis für die Ankunft des sexuellen Verhältnisses im Diskurs, weshalb hier ihr Platz geleert worden ist, évidée, bis dahin, in der Psychoanalyse evident zu werden.
Telle est, au sens que ce mot a dans le pas logique de Frege, Die Bedeutung des Phallus.
Solcherart ist – in dem Sinn, den dieses Wort bei dem Schritt hat, den Frege in der Logik gegangen ist – *Die Bedeutung des Phallus*.15
C’est bien pourquoi - j’ai mes malices, hein ! – c’est en Allemagne, parce qu’en allemand, que j’ai porté le message à quoi répond dans mes Écrits ce titre, et ce au nom du centenaire de la naissance de Freud.
Und eben deshalb – ich habe auch meine Tricks, nicht wahr? – war es Deutschland, und zwar auf deutsch, wohin ich die Botschaft getragen habe, auf die in meinen Schriften dieser Titel antwortet, und das im Namen der Hundertjahrfeier von Freuds Geburt.
Il fut beau de toucher, en ce pays élu pour qu’y résonnât ce message, la sidération qu’il produisit.
Es war schön, in diesem Land, gewählt, damit hier diese Botschaft Resonanz finde, die Erstarrung zu spüren, die sie hervorrief.
On ne peut pas avoir l’idée maintenant, parce que vous vous baladez tous avec des machins comme ça sous le bras ; à ce moment-là, ça faisait un effet, Die Bedeutung des Phallus.
Jetzt kann man sich keine Vorstellung davon machen, da Sie alle mit Sachen wie der da unter dem Arm herumwandern16; damals hatte das eine Wirkung, *Die Bedeutung des Phallus*.
Dire que je m’attendais à ça ne serait rien dire, du moins dans ma bouche17 ; ma force est de savoir ce qu’attendre signifie.
Zu sagen, dass ich das erwartet hatte, hieße, nichts zu sagen, zumindest in meinem Munde; meine Stärke besteht darin, zu wissen, was erwarten bedeutet.18
Pour la sidération en question, je ne mets pas ici dans le coup les vint-cinq ans de crétinisation ratée19, cela serait consacrer que ces vint-cinq ans triomphent partout.
Was die erwähnte Erstarrung angeht, beziehe ich hier die fünfundzwanzig Jahre gescheiterter Kretinisierung nicht mit ein, denn das hieße zu besiegeln, dass diese fünfundzwanzig Jahre überall triumphieren.20
Plutôt insisterai-je sur ce que Die Bedeutung des Phallus est en réalité un pléonasme : il n’y a pas dans le langage d’autre Bedeutung que le phallus.
Vielmehr werde ich darauf bestehen, dass *Die Bedeutung des Phallus* in Wirklichkeit ein Pleonasmus ist – in der Sprache gibt es keine andere Bedeutung* als den Phallus.21
Le langage dans sa fonction d’existant ne connote en dernière analyse – j’ai dit « connote » hein ! – que l’impossibilité de symboliser le rapport sexuel chez les êtres qui l’habitent, qui habitent le langage, oui, en raison de ce que c’est de cet habitat qu’ils tiennent la parole.
In ihrer Funktion als Existierende konnotiert die Sprache letzten Ende, en dernière analyse, – ich habe „konnotiert“ gesagt, aha! –, nur die Unmöglichkeit, das sexuelle Verhältnis bei den Wesen zu symbolisieren, die sie bewohnen, die die Sprache bewohnen, ja, aufgrund dessen, dass sie von dieser Wohnung aus das Wort ergreifen.22
Et qu’on n’oublie pas ce que j’ai dit de ce que la parole dès lors n’est pas leur privilège, à ces êtres qui l’habitent, qui |[149] l’évoquent, la parole, dans tout ce qu’ils dominent par l’effet du discours.
Und man vergesse nicht, was ich darüber gesagt habe, dass von daher das Sprechen nicht ihr Vorrecht ist, dass es nicht das Vorrecht der Wesen ist, die das Sprechen bewohnen, der Wesen, die in allem, was sie durch die Wirkung des Diskurses beherrschen, das Sprechen hervorrufen.
Cela commence par ma chienne par exemple, celle dont j’ai longtemps parlé, et ça va très, très loin.
Das fängt beispielsweise bei meiner Hündin an, von der ich lange gesprochen habe, und das geht sehr, sehr weit.23
« Le silence éternel », comme disait l’autre, « des espaces infinis» n’aura pas, comme beaucoup d’autres éternités, duré plus qu’un instant.
„Das ewige Schweigen“, wie mal jemand gesagt hat, „unendlicher Räume“ – es wird, wie viele andere Ewigkeiten, nicht länger als einen Augenblick gedauert haben.24
Ça parle vachement dans la zone de la nouvelle astronomie, celle qui s’est ouverte tout de suite après ce menu propos de Pascal.
Dieses Sprechen macht mächtig was her in der Zone der neuen Astronomie, derjenigen, die sich nach Pascals kleiner Bemerkung sogleich eröffnet hat.
C’est de ce que le langage n’est constitué que d’une seule Bedeutung, qu’il tire sa structure, laquelle consiste en ce qu’on ne puisse, de ce qu’on l’habite, en user que : pour la métaphore d’où résultent toutes les insanités mythiques dont vivent ses habitants, pour la métonymie dont ils prennent le peu de réalité qui leur reste sous la forme du plus-de-jouir.
Von daher, dass die Sprache nur von einer einzigen Bedeutung* her gebildet wird, bezieht sie ihre Struktur, die darin besteht, dass man das, was man bewohnt, nur für die Metapher verwenden kann, woraus all die mythischen Unsinnigkeiten hervorgehen, von denen ihre Bewohner leben, sowie für die Metonymie, von der sie das bisschen Realität nehmen, das ihnen in Gestalt der Mehrlust bleibt.25
Or ceci que je viens de dire, ne se signe que dans l’histoire et à partir de l’apparition de l’écriture, laquelle n’est jamais simple inscription, fût-ce dans les apparences de ce qui se promeut de l’audiovisuel.
Dies aber, was ich gerade gesagt habe, wird nur in der Geschichte unterzeichnet, ausgehend vom Erscheinen der Schrift, welche niemals einfaches Aufschreiben ist, auch nicht in den Erscheinungen dessen, was sich an Audiovisuellem entwickelt.
L’écriture n’est jamais, depuis ses origines jusqu’à ses derniers protéismes techniques, que quelque chose qui s’articule comme os dont le langage serait la chair.
Von ihren Ursprüngen bis zu ihren letzten technischen Proteismen ist die Schrift immer nur etwas, das sich als der Knochen artikuliert, von dem die Sprache das Fleisch wäre.
C’est bien en cela qu’elle démontre que la jouissance sexuelle n’a pas d’os, ce dont on se doutait par les mœurs de l’organe qui en donne chez le mâle parlant une figure comique.
Eben darin demonstriert sie, die Schrift, dass die sexuelle Jouissance keinen Knochen hat, was zu ahnen war, aufgrund des Gebarens des Organs, das beim sprechenden Männchen dafür eine komische Figur abgibt.
Mais l’écriture, elle, pas le langage, l’écriture donne os à toutes les jouissances qui, de par le discours, s’avèrent s’ouvrir à l’être parlant.
Aber die Schrift, nicht die Sprache, die Schrift gibt Knochen all den Jouissancen, die sich dem sprechenden Wesen durch den Diskurs eröffnen.
Leur donnant os, elle souligne ce qui y était certes accessible, mais masqué, à savoir que le rapport sexuel fait défaut au champ de la vérité en ce que le discours qui l’instaure ne procède que du semblant à ne frayer la voie qu’à des jouissances qui parodient – c’est le mot propre – celle qui y est effective mais qui lui demeure étrangère.
Indem sie ihnen Knochen gibt, hebt sie etwas hervor, das hier sicherlich zugänglich war, jedoch maskiert, nämlich dass im Felde der Wahrheit das sexuelle Verhältnis fehlt, da der Diskurs, der das Feld der Wahrheit einsetzt, nur vom Schein ausgeht, um nur solchen Jouissancen den Weg zu bahnen, von denen diejenige Jouissance parodiert wird – das ist das richtige Wort –, die hier wirksam ist, die ihm aber fremd bleibt.
Tel est l’Autre de la jouissance : à jamais inter-dit celui dont le langage ne permet l’habitation qu’à le fournir - pourquoi n’emploierais-je pas cette image ? – de scaphandres.
Solcherart ist das Andere der Jouissance, auf immer unter-sagt, dasjenige, das zu bewohnen die Sprache nur erlaubt, indem sie es – warum sollte ich dieses Bild nicht verwenden? – mit Skaphandern versieht.26
Peut-être que ça vous dit quelque chose, cette image – il y en a tout de même quelques-uns d’entre vous qui ne sont pas assez occupés par leurs fonctions de syndicats pour être tout de même émus de nos exploits lunaires.
Vielleicht sagt Ihnen dieses Bild etwas, nicht wahr, immerhin gibt es unter Ihnen einige, die von ihren Gewerkschaftsaufgaben nicht so stark in Anspruch genommen sind, dass unsere Heldentaten auf dem Mond sie nicht bewegen würden.27
Il y a longtemps que l’homme rêve à la lune, il y a mis le pied maintenant.
Seit langem schon träumt der Mensch vom Mond, jetzt hat er den Fuß drauf gesetzt.28
[150] Pour bien se rendre compte de ce que cela veut dire, il faut faire comme j’ai fait : revenir du Japon.29
Um sich darüber klar zu werden, was das bedeutet, muss man’s machen wie ich’s getan habe: aus Japan zurückkehren.
C’est là qu’on se rend compte que rêver à la lune, c’était vraiment une fonction.
Dort hat man begriffen, dass über den Mond nachzusinnen wirklich eine Aufgabe.30
Il y a un personnage dont je ne dirai pas le nom – je ne veux pas faire ici d’érudition – qui est encore là, enfermé, c’est exactement lui – on se rend bien compte de ce que cela veut dire, persona, c’est la personne même c’est son masque qui est là, enfermé dans une petite armoire japonaise, on le montre aux touristes.
Es gibt eine Person, deren Namen ich nicht nenne werde – ich möchte hier nicht in Gelehrsamkeit machen –, die noch dort ist, eingeschlossen; das ist genau sie, man hat wirklich begriffen, was das bedeutet, persona, das ist die Person selbst, das ist ihre Maske, die dort in einen kleinen japanischen Schrank eingeschlossen ist, man zeigt sie den Touristen.31
On sait que c’est lui, enfin, de l’endroit, à dix mètres, où il se montre – cela se trouve dans un endroit qui s’appelle le Pavillon d’Argent, à Kyoto – qui rêvait à la lune.
Man weiß, dass er es ist, nun ja, der von dem zehn Meter hohen Ort aus, wo er sich zeigt – man findet das in Kyoto an einem Ort, der Silberpavillon genannt wird –, der von dort aus über den Mond nachsann.
Nous aimons à croire qu’il la contemplait assez phallique.
Wir glauben gern, dass er über ihn ziemlich phallisch nachsann.
Nous aimons à le croire enfin, cela nous laisse tout de même dans l’embarras, on ne se rend plus bien compte.
Wir glauben’s gern, aber dennoch bringt uns das in Verlegenheit, man kann sich das nicht mehr recht klarmachen.
Le chemin parcouru n’est-ce pas pour l’inscrire, pour se tirer de cet embarras ?
Ist der durchlaufene Weg nicht dazu da, um es aufzuschreiben, um sich aus dieser Verlegenheit zu ziehen?
Il faut comprendre que c’est l’accomplissement du signifiant de A barré de mon graphe [S(Ⱥ)].32
Man muss begreifen, dass dies die Leistung des Signifikanten des ausgestrichenen Anderen meines Graphen ist [S(Ⱥ)].33
Bon, tout cela est un badinage, je vous demande pardon, c’est un badinage-signal, signal pour moi bien sûr, qui m’avertit que je frôle le structuralisme. [Gelächter]
Gut, all das ist ein Scherz, ich bitte Sie um Verzeihung, das ist ein Scherzsignal, ein Signal für mich natürlich, das mich warnt, dass ich den Strukturalismus streife. [Gelächter]
Si je suis forcé de le frôler comme cela, naturellement c’est pas de ma faute.
Wenn ich genögit bin, ihn so zu streifen, ist das natürlich nicht mein Fehler.
Je m’en déchargerai – ce sera à vous d’en juger – sur la situation que je subis.
Ich werde das von mir abschieben – Ihre Sache wird es sein, das zu beurteilen –, auf die Situation, der ich ausgesetzt bin.
Le temps passe, et naturellement je dois me presser un peu, de sorte que je suis forcé d’abréger un peu, d’autant que cela va devenir plus difficile à suivre, mon écrit.
Die Zeit vergeht, und natürlich muss ich mich etwas sputen, weshalb ich gezwungen bin, ein wenig abzukürzen, zumal es schwieriger sein wird, meinem Geschriebenen zu folgen.
Mais cette situation que je subis, je vais l’épingler, je vais l’épingler de quelque chose qui ne va pas vous apparaître tout de suite, mais que j’aurai à dire d’ici qu’on se quitte dans huit jours, c’est que je l’épinglerai du refus de la performance.
Aber die Situation, der ich ausgesetzt bin, ich will sie festmachen, ich will sie an etwas festmachen, das Ihnen nicht sofort offenkundig erscheinen wird, das ich jedoch werde sagen müssen, von hier bis man sich in acht Tagen trennt, nämlich dass ich es an der Ablehnung der Performanz festmachen möchte.34
C’est une maladie, une maladie d’époque, sous les fourches de laquelle il faut bien passer, puisque ce refus constitue le culte de la compétence, c’est-à-dire de la certaine idéalité dont je suis réduit, avec d’ailleurs beaucoup de champs de la science, à m’autoriser devant vous.
Das ist eine Krankheit, eine Krankheit der Epoche, unter deren Joch man wirklich hindurchgehen muss, denn diese Verweigerung konstituiert den Kult der Kompetenz, das heißt dieser bestimmten Idealität, auf die ich, um mich vor Ihnen zu autorisieren, reduziert bin, übrigens zusammen mit vielen Wissenschaftsbereichen.35
Le résultat, ça, c’est des anecdotes.
Das Ergebnis, also das sind Anekdoten.
Mes Écrits sont par exemple … on en traduit un en anglais, Fonction et champ de la parole et du langage, on le traduit par The language of the self. [Gelächter]
Meine Schriften beispielsweise, man übersetzt eine davon ins Englische, Funktion und Feld des Sprechens und der Sprache, man übersetzt das mit The language of the self.36 [Gelächter]
Je viens d’apprendre qu’en espagnol on a fait aussi quelque chose dans ce genre-là ; une traduction d’un certain nombre [de mes écrits], c’est intitulé Aspects structuralistes de Freud, enfin quelque chose comme ça, enfin laissons. [Gelächter]
Gerade habe ich erfahren, dass man auf Spanisch ebenfalls etwas in dieser Art gemacht hat; eine Übersetzung einer gewissen Anzahl [meiner Schriften], das hat den Titel Strukturalistische Aspekte von Freud, also etwas von dieser Art, also lassen wir das.37 [Gelächter]
La compétence n’existe que de ce que c’est dans l’incompétence qu’elle prend assiette à se proposer sous forme d’idéalité à son culte.
Die Kompetenz existiert nur von daher, dass sie sich in der Inkompetenz einrichtet, um sich in Gestalt der Idealität der Verehrung anzubieten.
C’est comme cela qu’elle va aux concessions, et je vais vous en donner un exemple : la phrase par laquelle j’ai commencé : « L’homme et la femme peuvent s’entendre, je ne dis pas non …», eh bien voilà, c’était pour vous dorer la pilule !
Auf diese Weise führt sie zu Konzessionen, und ich werde Ihnen ein Beispiel dafür geben: Der Satz, mit dem ich begonnen habe, „Der Mann und die Frau können sich hören/verstehen, ich sage nicht nein“, na ja, das war, um Ihnen die Pille zu vergolden.
Et la pilule ça n’arrange rien, hein ! [Gelächter]
Und die Pille, das bringt nichts in Ordnung, nicht wahr. [Gelächter]
La notion forgée du terme de « structuralisme » tente de prolonger la |[151] délégation faite à un temps à certains spécialistes, les spécialistes de la vérité, la délégation d’un certain vide qui s’aperçoit dans la raréfaction de la jouissance.
Der mit dem Terminus Strukturalismus geprägte Begriff versucht, die Delegierung zu verlängern, die einmal mit gewissen Spezialisten vorgenommen wurde, mit den Spezialisten der Wahrheit, die Delegierung einer bestimmten Leere, die in der Verknappung der Jouissance wahrgenommen wird.
C’est ce vide qu’avait relevé, sans fard38, l’existentialisme après que la phénoménologie – la phénoménologie, hein : bien plus faux-jeton – eût jeté le gant de39 ses exercices respiratoires. [Gelächter]
Diese Leere ist es, die der Existenzialismus ganz schlicht aufgegriffen hat, nachdem die Phänomenologie – die Phänomenologie, na ja, noch mehr Falschgeld – den Fehdehandschuh ihrer Atemübungen hingeworfen hatte.40 [Gelächter]
Elle occupait les lieux laissés déserts par la philosophie, parce que ce n’était pas des lieux appropriés.
Sie besetzte die Orte, die die Philosophie leer zurückgelassen hatte, da es keine geeigneten Orte waren.
Actuellement, ils sont tout juste bons au mémorial de sa contribution, qui n’est pas mince, à la philosophie, au discours du maître qu’elle a définitivement stabilisé de l’appui de la science.
Gegenwärtig sind sie nur noch dazu gut, ihres Beitrags, der nicht gering ist, zu gedenken, zur Philosophie, zum Diskurs des Herrn, den sie sie durch die Stütze der Wissenschaft definitiv stabilisiert hat.
Marx ou pas, et qu’il l’ait balancée sur les pieds ou sur la tête, la philosophie, il est certain que la philosophie en tout cas, elle, n’était pas « assez … phalle ».
Marx oder nicht, und ob er sie nun auf die Füße oder auf den Kopf gestellt hat, es ist sicher, dass jedenfalls die Philosophie nicht akephal / nicht hinreichend Phall war.41
Qu’on ne compte pas sur moi pour structuraliser l’affaire de la vie impossible, comme si ce n’était pas de là qu’elle avait chance, la vie, de faire la preuve de son réel.
Man möge nicht mit mir rechnen, um die Sache des unmöglichen Lebens zu strukturalisieren, als hätte von daher das Leben nicht die Chance, den Beweis für sein Reales zu erbringen.42
Ma prosopopée esbaudissante du « Je parle… » dans l’écrit cité tout à l’heure, La chose freudienne, pour être mise au compte rhétorique d’une « vérité en personne », ne me fait pas choir là d’où je la tire : du puits43.
Meine ergötzliche Prosopopöie des „Ich spreche“ in der eben zitierten Schrift Die Freud’sche Sache lässt mich, auch wenn sie rhetorisch einer Wahrheit in Person zugeschrieben wird, nicht dort stürzen, wo ich sie herausziehe: aus Brunnen.
Rien n’est dit là de ce que parler veut dire : la division sans remède de la jouissance et du semblant.
Nichts ist dort gesagt über das, was Sprechen bedeutet: die unabänderliche Spaltung von Jouissance und Schein.
La vérité, c’est de jouir à faire semblant et de n’avouer en aucun cas que la réalité de chacune de ces deux moitiés ne prédomine qu’à s’affirmer d’être de l’autre, soit à mentir à jets alternés.
Die Wahrheit besteht darin, es zu genießen, à faire semblant, Schein zu machen / etwas vorzutäuschen, und auf keinen Fall zuzugeben, dass die Realität jeder dieser beiden Hälften nur von daher dominiert, dass sie von sich behauptet, von der anderen Hälfte zu sein, also abwechselnd zu lügen.44
Tel est le mi-dit de la vérité.
Solcherart ist das Halbgesagte der Wahrheit.45
Son astronomie est équatoriale, soit déjà tout à fait périmée quand elle naquit du couple nuit-jour.
Seine Astronomie ist äquatorial, das heißt bereits gänzlich überholt, als sie vom Paar Tag-Nacht geboren wurde.47
Ceci est une allusion à l’astronomie chinoise qui, elle, était équatoriale, mais qui n’a rien donné.
Das ist eine Anspielung auf die chinesische Astronomie, die äquatorial war, jedoch nichts gebracht hat.48
La chose dont il s’agit, ce n’est pas sa compétence de linguiste – et pour cause – qui, à Freud, en a tracé les voies.
Die Sache, um die es sich handelt – bei Freud war es nicht seine Kompetenz als Linguist, und das mit Grund, die ihm die Wege dorthin gebahnt hat.
Ce que je rappelle, moi, c’est que ces voies il n’a pu les suivre qu’à y faire preuve, et jusqu’à l’acrobatie, de performances de langage, et que là, seule la linguistique permet de les situer dans une structure en tant qu’elle s’attache, elle, à une compétence qu’on appelle une conscience linguistique qui est tout de même bien remarquable justement de ne jamais se dérober à son enquête.
Woran ich meinerseits erinnere, ist dies, dass er diesen Wegen nur hat folgen können, indem er hier den Beweis von Performanzen der Sprache erbrachte, bis hin zur Akrobatik, und dass nur die Linguistik es hier ermöglicht, sie in einer Struktur zu verorten, indem sie sich an eine Kompetenz bindet, die man conscience linguistique nennt, Sprachgefühl, das immerhin genau von daher bemerkenswert ist, dass es sich seiner Erkundung niemals entzieht.49
[152] Donc ma formule, que l’inconscient est structuré comme un langage, implique qu’a minima la condition de l’inconscient, c’est le langage.
Meine Formel, dass das Unbewusste wie eine Sprache strukturiert ist, impliziert also, dass eine Minimalbedingung des Unbewussten die Sprache ist.
Mais ça n’ôte rien à la portée de l’énigme qui consiste en ce que l’inconscient en sache plus long qu’il n’en a l’air, puisque c’est de cette surprise qu’on était parti pour le nommer comme on l’a fait.
Aber das nimmt dem Rätsel nichts von seiner Tragweite, dem Rätsel, welches darin besteht, dass das Unbewusste weit mehr davon weiß, als es den Anschein hat, da man von dieser Überraschung ausgegangen war, um es so zu benennen, wie man es getan hat.
Il en sait, des choses !
Es weiß allerhand!50
Naturellement tout de suite ça tournait court, si on le coiffait, le petit inconscient, de tous les instincts qui sont d’ailleurs toujours là comme éteignoirs – lisez n’importe quoi qui se publie hors de mon école.
Natürlich lief das sofort ins Leere, als man das kleine Unbewusste mit sämtlichen Instinkten ausstattete – die übrigens als Flammentöter immer zur Verfügung stehen, lesen Sie irgendetwas, das außerhalb meiner Schule veröffentlicht wird.
L’affaire était dans le sac, il ne s’agissait plus que d’y mettre l’étiquette, à l’adresse de la vérité précisément, laquelle la saute assez, de notre temps, si je puis dire, pour ne pas dédaigner le marché noir.
Die Sache war geregelt, es ging nur noch darum, das Etikett anzubringen, an die Adresse der Wahrheit genau, wobei diese das Etikett heutzutage genügend überspringt, wenn ich so sagen kann, um den Schwarzmarkt nicht zu verachten.51
J’ai mis des bâtons dans l’ornière de sa clandestinité, à marteler que le savoir en question ne s’analyse que de se formuler comme un langage, soit dans une langue particulière, fût-ce à métisser celle-ci, en quoi d’ailleurs il ne fait rien de plus que ce que les dites langues se permettent couramment, de leur propre autorité.
In die Wagenspur ihrer Verborgenheit habe ich Stäbe gesetzt, um einzuhämmern, dass das fragliche Wissen nur von daher analysiert wird, dass es als eine Sprache formuliert wird, das heißt in einer besonderen Sprache, und sei es, um sich mit ihr zu kreuzen, womit es übrigens nicht mehr tut als das, was besagte Sprachen sich üblicherweise aus eigener Befugnis gestatten.52
Personne ne m’a relancé sur ce que sait le langage – « sait » : s-a-i-t – à savoir : Die Bedeutung des Phallus.
Niemand hat mich mit der Frage bedrängt, was die Sprache weiß, nämlich *Die Bedeutung des Phallus*.
Je l’avais dit, certes, mais personne ne s’en est aperçu parce que c’était la vérité.
Ich habe es gesagt, sicherlich, aber da es die Wahrheit war, hat niemand es mitbekommen.
Alors qui est-ce qui s’intéresse à la vérité ?
Nun, wer interessiert sich für die Wahrheit?
Eh bien, des gens, dont j’ai dessiné la structure de l’image grossière qu’on trouve dans la topologie à l’usage des familles. [Lacan zeichnet an der Tafel.]
Na ja, Leute, deren Struktur ich mit dem groben Bild gezeichnet habe, das man in der Topologie-für-jedermann findet. [Lacan zeichnet an der Tafel.]
[153] Voilà comment ça se dessine, dans cette topologie à l’usage des familles, c’est comme ça qu’on dessine la bouteille de Klein.
So wird das gezeichnet; in der Topologie-für-jedermann wird so die Klein’sche Flasche gezeichnet.
Konstruktion einer Klein’schen Flasche aus einer Röhre
und Verwandlung in ein Möbiusband durch einen Schnitt
Il n’y a pas, j’y reviens, un point de sa surface qui ne soit partie topologique du rebroussement qui se figure ici du cercle, ici dessiné, du cercle seul propre à donner à cette bouteille le cul dont les autres s’enorgueillissent indûment, les autres bouteilles ; elles ont un cul, Dieu sait pourquoi ! [Gelächter]
Es gibt – ich komme darauf zurück – keinen Punkt ihrer Fläche, der nicht ein topologischer Teil des Umkehrbereichs wäre, der hier durch den Kreis, der hier gezeichnet ist, dargestellt wird, durch den Kreis, der als einziger geeignet ist, dieser Flasche den Boden zu geben, auf den die anderen zu Unrecht stolz sind, die andere Flaschen; sie haben einen cul – einen Boden / einen Arsch –, Gott weiß warum.53 [Gelächter]
Ainsi n’est-ce pas là où on le croit, mais en sa structure de sujet que l’hystérique – j’en viens à une partie des gens que je désignais à l’instant – conjugue la vérité de sa jouissance au savoir implacable qu’elle a que l’autre propre à la causer, c’est le phallus, soit un semblant.
Auf diese Weise verbindet die Hysterikerin – ich komme damit zu einem Teil der Leute, die ich eben bezeichnet habe – nicht dort, wo man es annimmt, sondern in ihrer Subjektstruktur, die Wahrheit ihrer Jouissance mit dem unerbittlichen Wissen, das sie hat, dass der andere, der geeignet ist, sie hervorzurufen, der Phallus ist, das heißt ein Schein.
Qui ne comprendrait la déception de Freud, à saisir que le pas de guérison à quoi il parvenait avec l’hystérique, n’allait à rien de plus qu’à lui faire réclamer ce dit semblant, soudain pourvu de vertus réelles, de l’avoir accroché à ce point de rebroussement, qui pour n’être pas introuvable sur le corps – c’est évident – est une figuration topologiquement tout à fait incorrecte de la jouissance chez une femme.
Wer verstünde nicht Freuds Enttäuschung, als ihm klar wurde, dass der Schritt der Heilung, zu dem er mit der Hysterikerin gelangt war, nicht weiter führte als dahin, sie dazu zu bringen, besagten Schein einzufordern, der plötzlich mit realen Tugenden ausgestattet war, von daher, dass er an diesem Umkehrpunkt befestigt worden war, der auf dem Körper zwar nicht unauffindbar ist, das ist offensichtlich, der aber dennoch bei einer Frau eine topologisch ganz unkorrekte Figuration der Jouissance ist.
Mais Freud le savait-il ? on peut se le demander.
Aber wusste Freud das? Das kann man sich fragen.
Dans la solution impossible de son problème, c’est à en mesurer la cause au plus juste, soit à en faire une juste cause, que l’hystérique s’accorde de ce54 qu’elle feint être détenteur55 de ce semblant : « au moins un » que j’écris, ai-je besoin de le réécrire, « l’hommoinzin » conforme à l’os qu’il faut à sa jouissance pour qu’elle puisse le ronger.
Bei der unmöglichen Lösung ihres Problems, nämlich um dessen Ursache recht zu ermessen, das heißt, um eine gerechte Sache daraus zu machen, ist die Hysterikerin damit einverstanden, dass sie vortäuscht, Inhaberin dieses Scheins zu sein56: au moins un, mindestens einer, zumindest einer, was ich so geschrieben habe – muss ich es noch einmal schreiben?: , hommoinzin [etwa „Mann-minus-Dings“], in Übereinstimmung mit dem os, mit dem Knochen / dem Problem, den es für ihre Jouissance braucht, damit sie daran nagen kann.57
Cette approche de « l’hommoinzin » il y a trois façons l’écrire, n’est-ce pas.
Dieser Ansatz mit dem hommoinzin, mit dem mindestens einer / zumindest einer – es gibt drei Arten, das zu schreiben, nicht wahr.
An der Tafel
au moins un
hommoinzin
a ∪ moinzin
Il y a la façon orthographique commune, puisqu’après tout il faut que je vous explique : « au moins un ».
Es gibt die übliche orthographische Schreibweise, da ich Ihnen ja schließlich das au moins un, das mindestens einer, erläutern muss.
Et puis il y a ça [l’hommoinzin] qui a cette valeur expressive que je sais donner toujours aux jeux structurels58, n’est-ce pas.
Und dann gibt es das hier [hommoinzin], was den expressiven Wert hat, den ich den strukturellen Spielen immer zu geben weiß, nicht wahr.
Et puis, à l’occasion, vous pouvez quand même le rapprocher et l’écrire : « a ∪ moinzin» comme ça pour ne pas oublier qu’à l’occasion elle peut fonctionner comme objet a.59
Und dann können Sie es gelegentlich durchaus nebeneinandersetzen und es a ∪ moinzin schreiben, so, um nicht zu vergessen, dass es gelegentlich als Objekt a fungieren kann.
Ces approches de « l’hommoinzin » ne pouvant se faire qu’à avouer, au dit point de mire qu’il prend60 au gré de ses penchants, la castration délibérée qu’elle lui réserve, ses chances sont limitées.
Da diese Annäherungen des hommoinzin nur von daher vollzogen werden können, dass an besagtem Messpunkt, den er abhängig von seinen Neigungen nimmt, die absichtliche Kastration, die sie ihm vorbehält, eingestanden wird, sind seine Chancen begrenzt.
Il ne faudrait pas croire que son succès passe par quelqu’un de ces hommes, au masculin, que le semblant embarrasse plutôt, ou qui le préfèrent plus franc.
Man muss nicht glauben, dass ihr Erfolg durch einen der Männer zustande kommt, die der Schein eher in Verlegenheit bringt oder die ihn offener bevorzugen.
Ceux que je désigne ainsi ce sont les sages : les masochistes.
Diejenigen, die ich so bezeichne, sind die Weisen: die Masochisten.
Ça situe les sages, il faut les ramener à leur juste plan.
Das gibt den Weisen einen Platz, man muss sie auf die richtige Ebene zurückführen.
Juger ainsi du résultat est méconnaître ce qu’on peut attendre de l’hystérique pour peu qu’elle veuille bien s’inscrire dans un discours, |[154] car c’est à mater le maître qu’elle est destinée et que, grâce à elle, il se rejette dans le savoir.
So vom Ergebnis her zu urteilen, heißt zu verkennen, was man von der Hysterikerin erwarten kann, wenn sie sich denn in einen Diskurs einschreiben will, denn sie ist dazu bestimmt, den Herrn mattzusetzen und dass er sich ihretwegen mit dem Wissen begnügt.61
Voilà, je n’apporte ici rien d’autre n’est-ce pas – c’est l’intérêt de cet écrit, c’est qu’il engendre des tas de choses, mais il faut bien savoir où sont les points à retenir - rien d’autre que de marquer que le danger est le même, à ce carrefour, que celui que je viens d’épingler d’en être averti, puisque c’est de là que j’étais parti, tout à l’heure.
Also, ich bringe hier nichts anderes ein, nicht wahr – das ist ja der Nutzen dieses Schriebs, dass er einen Haufen Dinge nach sich zieht, man sollte jedoch wissen, wo die Punkte sind, die festzuhalten sind –, nichts anderes als dies, hervorzuheben, dass an dieser Kreuzung die Gefahr dieselbe ist wie die, die ich vorhin festgehalten habe, als ich davor gewarnt wurde, denn von dort bin ich vorhin ausgegangen.62
J’en reviens au même point, hein, je tourne en rond.
Damit komme ich auf denselben Punkt zurück – tja, ich drehe mich im Kreis.
Aimer la vérité, même celle que l’hystérique incarne – si l’on peut dire, n’est-ce pas ? – soit à lui donner ce qu’on n’a pas sous prétexte qu’elle le désire, c’est très précisément se vouer à un théâtre dont il est clair qu’il ne peut plus être qu’une fête de charité.
Die Wahrheit zu lieben – selbst diejenige, die, wenn man so sagen kann, von der Hysterikerin verkörpert wird, nicht wahr –, ihr also zu geben, was man nicht hat, unter dem Vorwand, dass sie es begehrt, das heißt eben dies, sich einem Theater zu widmen, bei dem klar ist, dass es nicht mehr sein kann als ein Wohltätigkeitsfest.
Je ne parle pas seulement de l’hystérique, je parle de ce quelque chose qui s’exprime dans, vous dirais-je comme Freud, le malaise dans le théâtre.
Ich spreche nicht nur von der Hysterikerin, ich spreche von dem – ich sage es Ihnen wie Freud –, was sich im Unbehagen im Theater ausdrückt.63
Pour qu’il tienne encore debout il faut Brecht qui a compris que ça ne pouvait pas tenir sans une certaine distance, un certain refroidissement.
Dafür, dass es sich noch aufrecht hält, braucht es Brecht, der begriffen hatte, dass es nicht ohne eine gewisse Distanz fortbestehen konnte, eine gewisse Abkühlung.
Cet « il est clair » que je viens de dire « qu’il ne peut plus être» est à proprement parler justement un effet d’Aufklärung – à peine croyable, n’est-ce pas – lié à l’entrée en scène, si boiteuse qu’elle se soit faite, du discours de l’analyste.
Dieses „es ist klar“, was ich gerade gesagt habe, „dass es nicht mehr sein kann“, ist streng gesagt genau eine Wirkung der Aufklärung*, die – kaum glaublich, nicht wahr – verbunden ist mit dem Bühnenauftritt des Diskurses des Analytikers, so hinkend er sich vollzogen haben mag.
Ça a suffi à ce que l’hystérique, l’hystérique qualifiée dont je suis en train, vous le sentez bien, d’approcher la fonction pour vous, ça a suffi à ce que l’hystérique renonce à la clinique luxuriante dont elle meublait la béance du rapport sexuel.
Das war ausreichend dafür, dass die Hysterikerin, die qualifizierte Hysterikerin, deren Funktion ich Ihnen, wie Sie wohl spüren, gerade nahbringe, das war ausreichend dafür, dass die Hysterikerin die üppige Klinik zurückweist, mit der sie die Klaffung des sexuellen Verhältnisses ausstaffiert hatte.64
C’est à prendre comme le signe [Murmeln im Hörsaal, dann Gelächter] – c’est un exemple ! [Gelächter] – c’est peut-être à prendre comme le signe fait à quelqu’un – je parle de l’hystérique – qu’elle va faire mieux que cette clinique ! [Gelächter]
Das ist als das Zeichen zu nehmen [Murmeln im Hörsaal, dann Gelächter] – das ist ein Beispiel! [Gelächter] –, das ist vielleicht als das Zeichen zu nehmen, das jemandem gegeben wird – ich spreche von der Hysterikerin –, dass sie etwas Besseres zustande bringen wird als diese Klinik. [Gelächter]
La seule chose importante ici est ce qui passe inaperçu, à savoir que je parle de l’hystérique comme de quelque chose qui supporte la quantification.
Das einzig Wichtige ist hier das, was unbeachtet durchgeht, nämlich dass ich von der Hysterikerin als von etwas spreche, wodurch die Quantifizierung gestützt wird.
Quelque chose qui s’inscrirait – à m’entendre – d’un A renversé de x [∀x], c’est comme ça que je l’ai écrit au tableau; toujours apte en son inconnue à fonctionner dans Φ de x comme variable [∀x.Φx].
Etwas, das – wenn man auf mich hört – mit einem umgekehrte A von x geschrieben würde [∀x], so habe ich das an die Tafel geschrieben; in ihrer Unbekannten immer bereit, in Φ von x als Variable zu fungieren [∀x Φx].65
C’est bien en effet ce que j’écris et dont il serait facile, à relire Aristote, de déceler quel rapport à la femme précisément, identifiée par lui à l’hystérique – ce qui met plutôt les femmes de son époque en très bon rang, à tout le moins, elles étaient, pour les hommes, stimulantes – déceler quel rapport à la femme identifiée à l’hystérique lui a permis – c’est un saut – d’instaurer sa logique en forme de pan.
Das ist ja tatsächlich das, was ich schreibe und wobei es leicht wäre, wenn man Aristoteles wiederliest, aufzudecken, welches Verhältnis gerade zur Frau, die von ihm mit der Hysterikerin gleichgesetzt wird – womit den Frauen seiner Epoche eher eine sehr gute Stellung zugewiesen wird, zumindest waren sie für die Männer stimulierend –, also aufzudecken, welches Verhältnis zu der mit der Hysterikerin gleichgesetzten Frau es ihm ermöglicht hat – das ist ein Sprung –, seine Logik in Gestalt des pan [alle] zu etablieren.
Le choix de pas, |[155] panta, pan, le choix de ce vocable plutôt que celui d’ekastos pour désigner la proposition universelle affirmative, comme la négative d’ailleurs, enfin toute cette pan-talonnade de la première grande logique formelle, est tout à fait essentiellement lié à l’idée qu’Aristote se fait de la femme.
Die Wahl von pas, panta, pan [jeder, jede, jedes], die Wahl dieser Vokabel statt der von ekastos, um die bejahende Allgemeinaussage zu bezeichnen wie übrigens auch die verneinende, also dieses ganze Pan-Orama 66 der ersten großen formalen Logik ist absolut wesentlich mit der Vorstellung verbunden, die Aristoteles sich von der Frau macht.
Ce qui n’empêche pas que justement la seule formule universelle qu’il ne se serait pas permis de prononcer, ça serait « toutes les femmes », il n’y en a pas trace, ouvrez les Premiers Analytiques.
Was nicht verhindert, dass die einzige Formel des Allgemeinen, die er sich nicht zu artikulieren gestattet, eben „alle Frauen“ ist – davon gibt es keine Spur, öffnen Sie die Erste Analytik.
Pas plus que lui – alors que ses successeurs s’y sont rués la tête la première – ne se serait permis d’écrire cette incroyable énormité dont vit la logique formelle depuis : « tous les hommes sont mortels », ce qui préjuge tout à fait du sort à venir de l’humanité.
Auch nicht davon, dass er es sich erlaubt hätte – während seine Nachfolger sich Hals über Kopf darauf gestürzt haben –, diese unglaubliche Ungeheuerlichkeit zu schreiben, von der die formale Logik seither lebt, „Alle Menschen sind sterblich“, womit tatsächlich das zukünftige Schicksal der Menschheit vorweggenommen wird.
« Tous les hommes sont mortels » ça veut dire que tous les hommes – puisqu’il s’agit là de quelque chose qui s’énonce en extension – tous les hommes en tant que « tous » sont destinés à la mort, c’est-à-dire le genre humain à s’éteindre, ce qui est pour le moins hardi.
„Alle Menschen sind sterblich“, das bedeutet, dass alle Menschen – da es hier um etwas geht, was hinsichtlich seiner Extension geäußert wird –, dass alle Menschen qua alle zum Tode verurteilt sind, das heißt, die Menschengattung dazu, auszusterben, was zumindest gewagt ist.67
Que ∀ de x impose le pas à un être, à un « toute femme », qu’un être aussi sensible qu’Aristote, eh bien, ne l’ait jamais commis ce « toute femme », c’est justement ce qui me permet d’avancer que le « toute femme » est l’énonciation dont se décide l’hystérique comme sujet.
Dass „∀ von x“ den Schritt hin zu einem être aufnötigt – zu einem Wesen –, zu einem „jede Frau“, den ein so sensibles Wesen wie Aristoteles, na ja, dieses „jede Frau“ niemals vollzogen hat, genau das erlaubt es mir zu behaupten, dass das „jede Frau“ die Äußerung ist, von der her sich die Hysterikerin als Subjekt entscheidet.
C’est pour cela qu’une femme est solidaire d’un papludun qui proprement la loge dans cette logique du successeur que Peano nous a donné comme modèle.
Deshalb ist es so, dass eine Frau eng mit einem papludun [pas plus d’un] verbunden ist, mit einem „nicht mehr als eins“, durch das sie in der Logik des Nachfolgers, die Peano uns als Modell gegeben hat, angemessen verortet wird.68
Mais l’hystérique n’est pas « une femme » .
Aber die Hysterikerin ist nicht „eine Frau“.
Il s’agit de savoir si la psychanalyse, telle que je la définis, donne accès à « une femme », ou si qu’« une femme » advienne, c’est affaire de doxa, c’est-à-dire si c’est comme la vertu l’était, au dire des gens qui dialoguaient dans le Ménon – vous vous rappelez le Ménon : mais non, mais non [Gelächter] – comme cette vertu l’était – c’est ce qui fait le prix, le sens de ce dialogue – cette vertu était ce qui ne s’enseigne pas.
Es geht darum zu wissen, ob die Psychoanalyse, wie ich sie definiere, Zugang zu „einer Frau“ liefert, oder ob dies, dass „eine Frau“ sich ereignet, eine Sache der doxa [Meinung] ist, das heißt, ob es damit so ist, wie es mit der Tugend ist, den Leuten zufolge, die im Menon dialogisiert haben – Sie erinnern sich an den Menon?, mais non, mais non, aber nein, aber nein69 –, wie es mit der Tugend ist, das macht den Wert, den Sinn dieses Dialogs aus: die Tugend war das, was nicht gelehrt werden kann.
Ça se traduit : ce qui ne peut d’elle – d’« une femme », telle que j’en définis là le pas – être su dans l’inconscient, soit de façon articulée.
Um es zu übersetzen: das, was von ihr – von „einer Frau“, so wie ich davon hier den Schritt definiert habe – im Unbewussten nicht gewusst werden kann, das heißt auf artikulierte Weise.
Car enfin – là j’arrête – quelqu’un qui justement en remet sur le théâtre, comme si c’était là question digne enfin d’absorber vraiment une grande activité – c’est un livre très bien fait – une grande activité d’analyste, comme si c’était là vraiment ce dans quoi un analyste devait se spécialiser – quelqu’un me fait mérite, dans une note, d’avoir introduit la distinction entre vérité et savoir.
Denn schließlich, und damit höre ich auf: Jemand, der sich so auf das Theater bezieht, als wäre dies die Frage, die es wert ist, eine beträchtliche Aktivität in Anspruch zu nehmen – das ist ein sehr gut gemachtes Buch –, eine beträchtliche Aktivität des Analytikers, als wäre es das, worauf ein Analytiker sich spezialisieren sollte, dieser Jemand schreibt mir in einer Anmerkung das Verdienst zu, die Unterscheidung zwischen Wahrheit und Wissen eingeführt zu haben.70
Enorme, énorme !
Allerhand, allerhand!
Je viens de vous parler du Ménon – naturellement il ne l’a pas lu, il ne lit que du théâtre – mais enfin le Ménon, c’est avec ça que j’ai commencé de franchir les premières phrases71 de la crise qui m’a opposé à un certain appareil analytique.
Ich habe gerade zu Ihnen über den Menon gesprochen, natürlich hat er ihn nicht gelesen, er liest nur über das Theater, aber schließlich war es der Menon, mit dem ich damit begonnen habe, die ersten Sätze der Krise zu überwinden, die mich zu einem bestimmten analytischen Apparat in Gegensatz gebracht hat.72
La distinction entre la vérité et le savoir, |[156] l’opposition entre l’epistēmē73 et la doxa vraie, celle qui peut fonder la vertu, vous la trouvez écrite comme ça, toute crue, dans le Ménon.
Die Unterscheidung zwischen der Wahrheit und dem Wissen, den Gegensatz zwischen der epistēmē und der wahren doxa, derjenigen, durch welche die Tugend fundiert werden kann, finden Sie direkt, ganz unumwunden im Menon geschrieben.74
Ce que j’ai mis en valeur c’est justement le contraire75 : c’est leur jonction, à savoir que l’acte, enfin là où ça se noue, en apparence dans un cercle culier, le savoir dont il s’agit dans l’inconscient c’est celui qui glisse, qui se prolonge, qui à tout instant s’avère savoir de la vérité.
Was ich zur Geltung gebracht habe, ist genau das Gegenteil, nämlich ihre Verbindung, das heißt, dass der Akt, also da, wo sich das verknotet, dem Anschein nach in einem Bodenkreis --, das Wissen, um das es im Unbewussten geht, ist etwas, das gleitet, das sich ausdehnt, das sich in jedem Moment als Wissen der Wahrheit erweist.76
Et c’est là que je pose à l’instant la question : est-ce que ce savoir effectivement nous permet de progresser sur le Ménon, à savoir de dire si cette vérité, en tant qu’elle s’incarne dans l’hystérique, est susceptible effectivement d’un glissement assez souple pour qu’elle soit l’introduction à « une femme » ?
Und hier stelle ich nun die folgende Frage: Gestattet uns dieses Wissen tatsächlich, über den Menon hinauszugehen, das heißt zu sagen, ob diese Wahrheit, insofern sie sich in der Hysterikerin verkörpert, tatsächlich zu einem Gleiten in der Lage ist, das hinreichend geschmeidig ist, um die Einführung in „eine Frau“ zu sein?
Je sais bien, la question s’est élevée d’un degré depuis que j’ai démontré qu’il y a du langagièrement articulé qui n’est pas pour cela articulable en paroles, c’est là simplement ce dont se pose le désir.
Ich weiß, die Frage ist auf eine höhere Ebene gebracht worden, seit ich aufgezeigt habe, dass es sprachlich Artikuliertes gibt, das nicht in Worten artikuliert werden kann, und das ist einfach das, von woher das Begehren ins Spiel kommt.
Il est facile pourtant de trancher.
Es ist jedoch leicht, das zu entscheiden.
C’est justement de ce qu’il s’agisse du désir, en tant qu’il met l’accent sur l’invariance de l’inconnue, de l’inconnue qui est à gauche, celle qui ne se produit que sous le chef d’une Verneinung, c’est justement de ce qu’il met l’accent sur l’invariance de l’inconnue que l’évidement du désir par l’analyse ne saurait l’inscrire dans aucune fonction de variable.
Eben deshalb, weil es insofern um das Begehren geht, als es den Akzent auf die Unveränderlichkeit der Unbekannten setzt – der Unbekannten, die [in der Formel] links steht, derjenigen, die sich nur unter der Überschrift einer Verneinung* herstellt –, eben deshalb, weil es den Akzent auf die Unveränderlichkeit der Unbekannten setzt, kann die Aushöhlung des Begehrens durch die Analyse es in keiner Variablen-Funktion anschreiben.77
C’est là la butée dont se sépare comme tel le désir de l’hystérique de ce qui pourtant se produit et qui permet à d’innombrables femmes de fonctionner comme telles.
Und dies ist das Widerlager, ab dem sich das Begehren der Hysterikerin von dem trennt, was sich gleichwohl herstellt und wodurch es zahllosen Frauen möglich ist, als solche zu fungieren.
C’est-à-dire en faisant fonction du papludun de leur être pour toutes leurs variations situationnelles, l’hystérique là joue le rôle de schéma fonctionnel, si vous savez ce que c’est : c’est la portée de ma formule du désir dit insatisfait.
Das heißt, indem sie für all ihre situativen Veränderungen ihr Sein zu einer Funktion des papludun machen, des nicht-mehr-als-eins, spielt die Hysterikerin die Rolle eines schéma fonctionnel
78, falls Sie wissen, was das ist; das ist die Tragweite meiner Formel über das sogenannte unbefriedigte Begehren.79
Il s’en déduit que l’hystérique se situe d’introduire le papludun dont s’institue chacune des femmes par la voie du : « Ce n’est pas de toute femme que se peut dire qu’elle soit fonction du phallus ».
Daraus folgt, dass die Hysterikerin den Platz einnimmt, das papludun einzuführen, das nicht-mehr-als-eins, von dem her jede der Frauen eingesetzt wird, auf dem Weg des „Nicht über jede Frau kann gesagt werden, dass sie Funktion des Phallus ist“80.
Que ce soit de « toute femme », c’est là ce qui fait son désir et c’est pourquoi ce désir se soutient d’être insatisfait : c’est qu’ « une femme » en résulte, mais qui ne saurait être l’hystérique en personne.
Dass es von „jeder Frau“ sei, ist hier das, was ihr Begehren ausmacht81, und deshalb stützt sich dieses Begehren dadurch, unbefriedigt zu sein, nämlich dass „eine Frau“ daraus hervorgeht, die aber nicht die Hysterikerin in Person sein könnte.
C’est bien en quoi elle incarne ma vérité de tout à l’heure, celle qu’après l’avoir fait parler, j’ai rendue à sa fonction structuraliste.
Das ist eben das, worin sie meine Wahrheit von vorhin verkörpert, diejenige, die ich, nachdem ich sie zum Sprechen gebracht habe, ihrer strukturalistischen Funktion zurückgegeben habe.
Le discours analytique s’instaure de cette restitution de la82 vérité à l’hystérique.
Der analytische Diskurs wird ausgehend von dieser Rückgabe der Wahrheit an die Hysterikerin eingeführt.
Il a suffi à dissiper le théâtre dans l’hystérie.
Das hat genügt, um in der Hysterie das Theater zu vertreiben.
C’est en ça que je dis qu’il n’est pas sans rapport avec quelque chose qui change la face des choses à notre époque.
Darauf bezieht sich meine Bemerkung, dass das Theater nicht ohne Verhältnis zu etwas ist, wodurch sich in unserer Zeit das Gesicht der Dinge verändert.
[157] Je pourrais insister83 sur le fait que quand j’ai commencé à énoncer des choses qui portaient tout ça en puissance, j’ai eu immédiatement comme écho le splash d’un article sur le théâtre chez l’hystérique.
Ich könnte darauf insistieren, dass ich, als ich anfing, Dinge zu äußern, die all das potenzierten, als Echo unmittelbar den splash eines Artikels hatte, der sich auf das Theater bei der Hysterikerin bezog.84
La psychanalyse d’aujourd’hui n’a de recours que de l’hystérique pas à la page.
Die Psychoanalyse von heute hat als Stütze nur die Hysterikerin pas à la page, „die nicht auf dem Blatt ist“ / die nicht mit der Zeit geht.
Quand l’hystérique prouve que, la page tournée, elle continue à écrire au verso, et même sur la suivante, on ne comprend pas.
Wenn die Hysterikerin beweist, dass sie dann, wenn das Blatt sich gewendet hat, fortfährt, indem sie auf der Rückseite schreibt und sogar auf der nächsten Seite, wird das nicht verstanden.
C’est pourtant facile85 – elle est logicienne.
Das ist jedoch einfach – sie ist Logikerin.
Ceci pose la question de la référence faite au théâtre par la théorie freudienne : l’Œdipe, pas moins.
Das wirft die Frage auf, welchen Bezug die Freud’sche Theorie zum Theater herstellt – der Ödipus, nicht weniger.
Il est temps d’attaquer ce que du théâtre il a paru nécessaire de maintenir pour le soutien de l’autre scène, celle dont je parle, dont j’ai parlé le premier.
Es ist an der Zeit, das anzugreifen, was vom Theater aufrechtzuerhalten nötig erschien, um den anderen Schauplatz zu stützen, denjenigen, von dem ich spreche, von dem ich als erster gesprochen habe.86
Après tout, le sommeil y suffit peut-être.
Letztlich genügt hier vielleicht der Schlaf.
Qu’il abrite à l’occasion, ce sommeil, la gésine des fonctions fuchsiennes, comme vous savez que c’est arrivé, peut justifier que fasse désir qu’il se prolonge.
Dass dieser Schlaf bei Gelegenheit der Entbindung der Fuchs’schen Funktionen Schutz gewährt, wie es bekanntlich geschehen ist, kann erklären, dass das Begehren entsteht, er möge sich verlängern.87
Il peut se faire que les représentants signifiants du sujet se passent toujours plus aisément d’être empruntés à la représentation imaginaire, on en a des signes à notre époque.
Es kann geschehen, dass die Signifikanten-Repräsentanten des Subjekts sich immer leichter ereignen, wenn sie der imaginären Repräsentation entlehnt sind, dafür gibt es heutzutage Anzeichen.
Il est certain que la jouissance dont on a à se faire châtrer n’a avec la représentation que des rapports d’appareil.
Sicher ist, dass die Jouissance, die man von daher hat, sich kastrieren zu lassen, zur Repräsentation / zur Vorstellung nur Beziehungen wie zu einem Apparat hat.
C’est bien en quoi l’Œdipe sophocléen – qui n’a ce privilège pour nous que de ce que les autres Œdipe soient incomplets et le plus souvent perdus – est encore beaucoup trop riche et trop diffus pour nos besoins d’articulation.
Das ist das, worin der Ödipus des Sophokles – der diesen Vorrang für uns nur deshalb hat, weil die anderen Ödipus-Versionen unvollständig oder allermeist verloren sind – für unsere Artikulationsbedürfnisse noch viel zu reich und diffus ist.88
La généalogie du désir, en tant que ce dont il est question c’est de comment il se cause, relève d’une combinatoire plus complexe que celle du mythe.
Die Genealogie des Begehrens – insofern es darum geht, wie es verursacht wird – beruht auf einer Kombinatorik, die komplexer ist als die des Mythos.
C’est pourquoi nous n’avons pas à rêver sur ce à quoi a servi le mythe « dans le temps », comme on dit.
Deshalb müssen wir nicht Träumereien darüber nachgehen, wozu der Mythos „in alten Zeiten“, wie man sagt, gedient hat.
C’est du métalangage que de s’engager dans cette voie et à cet égard les mythologies de Lévi-Strauss sont d’un apport décisif.
Wenn man sich auf diesen Weg begibt, geht es um Metasprache, und unter diesem Aspekt sind die Mythologica von Lévi-Strauss ein entscheidender Beitrag.89
Elles manifestent que la combinaison de formes dénommables du mythème, dont beaucoup sont éteintes, s’opère selon des lois de transformation précises, mais d’une logique fort courte, ou tout au moins dont il faut dire, que le moins qu’on puisse dire c’est que notre mathématique l’enrichit, cette combinatoire.
Sie manifestieren, dass sich die Kombination benennbarer Formen des Mythems, von denen viele verschwunden sind, nach präzisen Transformationsgesetzen vollzieht, jedoch gemäß einer sehr schlichten Logik, oder über die man zumindest sagen muss, dass das Mindeste, was man sagen kann, dies ist, dass unsere Mathematik diese Kombinatorik bereichert.
Peut-être conviendrait-il de remettre en question si le discours psychanalytique n’a pas mieux à faire que de se vouer à interpréter ces mythes sous un mode qui ne dépasse pas le commentaire courant, au |[158] reste parfaitement superflu puisque ce qui intéresse l’ethnologue, c’est la cueillette du mythe, sa collation épinglée et sa recollation avec d’autres fonctions, de rite ou de production, recensées de même dans une écriture dont les isomorphismes articulés y suffisent.
Vielleicht sollte man die Frage aufwerfen, ob der psychoanalytische Diskurs nichts Besseres zu tun hat, als sich dem zu widmen, diese Mythen auf eine Weise zu deuten, die über den üblichen Kommentar nicht hinausgeht, zumal das vollkommen überflüssig ist, da das, was den Ethnologen interessiert, das Sammeln der Mythen ist, ihre Zusammenstellung und ihre Neuverbindung mit anderen Funktionen, denen des Rituals oder der Produktion, die gleichermaßen durch eine Schrift erfasst werden, deren artikulierte Isomorphismen hier ausreichend sind.90
Pas de trace de supposition, allais-je dire, sur la jouissance qui y est servie.
Wie ich bereits gesagt habe, keine Spur einer Annahme über die Jouissance, der hier gedient wird.
C’est tout à fait vrai, même à tenir compte des efforts faits pour nous suggérer l’opérance éventuelle d’obscurs savoirs qui y seraient gisants.
Das stimmt, selbst wenn man die Bemühungen berücksichtigt, die unternommen wurden, um uns die mögliche Wirksamkeit undurchsichtiger Wissensarten nahezulegen, die dem zugrundeliegen sollen, .
La note donnée par Lévi-Strauss dans Les Structures, de l’action de parade exercée par ces structures à l’endroit de l’amour ici tranche heureusement.
Die Anmerkung, die Lévi-Strauss in den Elementaren Strukturen darüber macht, dass diese Strukturen der Liebe in die Parade fahren, entscheidet hier glücklicherweise.91
Ça n’empêche pas que ça a passé bien au-dessus des têtes, du fait des analystes qui étaient en faveur à l’époque92.
Das ändert nichts daran, dass dies, wegen der Analytiker, die damals in Gunst standen, über die Köpfe hinweggegangen ist.
En somme l’Œdipe a l’avantage de montrer en quoi l’homme peut répondre à l’exigence du papludun qui est dans l’être d’une femme.
Insgesamt hat der Ödipus[mythos] den Vorteil, dass er zeigt, wie der Mann auf die Forderung des papludun antworten kann, des nicht-mehr-als-eins, die im Sein einer Frau ist.
Il n’en aimerait lui-même papludune.
Er soll nicht-mehr-als-eine von ihnen lieben.
Malheureusement c’est pas la même.
Unglücklicherweise ist es nicht dieselbe.93
C’est toujours le même rendez-vous, celui où, quand les masques tombent ce n’était ni lui, ni elle. [Gelächter]
Es ist immer dasselbe Rendez-vous, dasjenige, bei dem, als die Masken fielen, es weder er war noch sie.94 [Gelächter]
Pourtant cette fable ne se supporte que de ce que l’homme ne soit jamais qu’un petit garçon.
Diese Fabel wird jedoch nur dadurch gestützt, dass der Mann immer nur ein kleiner Junge ist.95
Et que l’hystérique n’en puisse démordre est de nature à jeter un doute sur la fonction de dernier mot de sa vérité.
Und dass die Hysterikerin sich nicht davon abbringen lässt, ist geeignet, Zweifel aufzuwerfen über die Funktion ihrer Wahrheit als letztem Wort.96
Un pas dans le sérieux pourrait, me semble-t-il, se faire à embrayer ici sur l’homme, dont on remarquera que je lui ai fait, jusqu’à ce point de mon exposé, la part modeste, encore que ç’en soit un, votre serviteur97, qui fasse ici parler tout ce98 beau monde !
Ein Schritt in Richtung Ernsthaftigkeit könnte sich, so scheint mir, hier über den Mann anschließen lassen, von dem man bemerken wird, dass ich ihm bis zu diesem Punkt meiner Ausführungen den anspruchslosen Teil zugewiesen habe, obgleich es einer von ihnen ist, meine Wenigkeit, der hier diese ganze schöne Welt zum Sprechen bringt.
Il me semble impossible – ce n’est pas vain que je bute dès l’entrée sur ce mot – de ne pas saisir la schize qui sépare le mythe d’Œdipe de Totem et tabou.
Es scheint mir unmöglich zu sein – nicht umsonst stolpere ich seit Beginn über dieses Wort99 –, nicht die schize100 zu erfassen, durch die der Ödipusmythos und Totem und Tabu getrennt sind.101
J’abats tout de suite mes cartes : le premier est dicté à Freud par l’insatisfaction de l’hystérique, le second par ses propres impasses.
Ich decke sofort meine Karten auf: Der erste Mythos wird Freud durch das Unbefriedigtsein der Hysterikerin diktiert, der zweite durch Freuds eigene Sackgassen.102
Ni103 du petit garçon, ni de la mère, ni du tragique du passage du père au fils, hein, passage de quoi sinon du phallus – de ce qui a pu faire l’étoffe du premier mythe, pas de trace dans le second.
Weder vom kleinen Jungen, noch von der Mutter, noch von der Tragik des Übergangs vom Vater auf den Sohn, nicht wahr, des Übergangs von was, wenn nicht des Phallus – von all dem, was den Stoff des ersten Mythos bilden konnte, keine Spur im zweiten.
Là, dans Totem et tabou, le père jouit – terme qui est voilé dans le premier mythe par la puissance – le père jouit de toutes les femmes jusqu’à ce que ses fils l’abattent, ne s’y étant pas mis sans une entente préalable, après |[159] quoi aucun ne lui succède dans sa gloutonnerie de jouissance.
Hier, in Totem und Tabu, ist es so, dass der Vater genießt – ein Terminus, der im ersten Mythos durch die Macht verschleiert wird –, der Vater genießt alle Frauen, so lange, bis seine Söhne ihn erschlagen, was ihnen nicht ohne vorhergehende Übereinkunft gelingt, und wonach keiner ihm in der Gefräßigkeit seiner Jouissance nachfolgt.104
Le terme s’impose de ce qui arrive en retour : que les fils le dévorent, chacun nécessairement n’ayant qu’une part, et de ce fait même, le tout faisant une communion.
Das Ende drängt sich von dem her auf, was sich danach ereignet: dass die Söhne ihn verschlingen, wobei jeder notwendigerweise nur einen Teil hat und eben deshalb das Ganze eine Kommunion darstellt.105
C’est à partir de là que se produit le contrat social : nul ne touchera, non pas à la mère ici… il est bien précisé dans le Moïse et le Monothéisme, de la plume de Freud lui-même, que seuls parmi les fils, les plus jeunes font encore liste dans le harem.
Von hier aus stellt sich der Sozialvertrag her: Niemand soll diejenige anrühren, die hier jedoch nicht die Mutter ist – in Der Mann Moses und die monotheistische Religion wird ja präzisiert, aus der Feder von Freud selbst, dass unter den Söhnen einzig die jüngsten noch zum Harem gezählt werden.106
Ce n’est donc plus les mères, mais les femmes du père, comme telles, qui sont concernées par l’interdit.
Es sind also nicht mehr die Mütter, sondern die Frauen des Vaters als solche, die vom Verbot betroffen sind.
La mère n’entre en jeu que pour justement ses bébés, qui sont de la graine de héros.
Die Mutter kommt nur ins Spiel wegen ihrer Babys, aus denen einmal Helden werden.107
Mais si c’est ainsi que se fait, à entendre Freud, l’origine de la loi, ce n’est pas de la loi dite de l’inceste maternel, pourtant donnée comme inaugurale en psychanalyse.
Wenn aber, Freud zufolge, der Ursprung des Gesetzes auf diese Weise gebildet wird, dann beruht er nicht auf dem Gesetz des sogenannten Mutterinzests, das in der Psychoanalyse jedoch als stiftend angegeben wird.
Alors qu’en fait – c’est une remarque, n’est-ce pas – mise à part une certaine loi de Manou qui là punit de castration réelle : « il s’en ira vers l’ouest avec ses couilles à la main », tout ça, bon – cette loi de l’inceste maternel est plutôt élidée partout.
Während tatsächlich – das ist eine Anmerkung, nicht wahr, bis auf ein gewisses Gesetz des Manu, das hier mit realer Kastration bestraft: „er wird nach Westen gehen mit seinen Eiern in der Hand“ und so weiter –, während das Gesetz des mütterlichen Inzests vielmehr überall getilgt ist.108
Je ne conteste pas du tout le bien-fondé prophylactique de l’interdit analytique, je souligne qu’au niveau où Freud articule quelque chose de lui, Totem et tabou – et Dieu sait s’il y tenait, n’est-ce pas – il ne justifie pas mythiquement cet interdit.
Ich bestreite keineswegs die prophylaktische Wohlbegründetheit des analytischen Verbots, ich hebe hervor, dass Freud auf der Ebene, auf der er etwas von sich artikuliert, Totem und Tabu – und Gott weiß, wie sehr er daran festhielt, nicht wahr –, dass er hier dieses Verbot nicht mythisch begründet.
L’étrange commence au fait que Freud, et d’ailleurs personne d’autre non plus, ne semble s’en être aperçu.
Das Sonderbare beginnt damit, dass Freud das offenbar nicht wahrgenommen hat und übrigens auch sonst niemand.
Je continue dans ma foulée.
Ich verfolge meine Spur weiter.
La jouissance par Freud est promue au rang d’un absolu qui ramène aux soins de l’homme – je parle de Totem et tabou – de l’homme originel ; c’est avoué tout ça ; c’est du père que je parle, du père de la horde primitive.
Die Jouissance wird von Freud in den Rang eines Absoluten erhoben, was zu den Sorgen des Urmenschen zurückführt, ich spreche von Totem und Tabu, all das wird eingestanden, ich spreche über den Vater, über den Vater der Urhorde.109
Il est simple d’y reconnaître le phallus : la totalité de ce qui, fémininement, peut être sujet à la jouissance.
Es ist einfach, hier den Phallus zu erkennen: die Totalität dessen, was weiblich der Jouissance unterworfen werden kann.110
Cette jouissance – je viens de le remarquer – reste voilée dans le couple royal de l’Œdipe, mais ce n’est pas que du premier mythe elle soit absente.
Diese Jouissance, ich habe es gerade angemerkt, bleibt beim königlichen Paar des Ödipus verschleiert, es ist jedoch nicht so, dass es in diesem ersten Mythos abwesend wäre.
Le couple royal n’est même mis en question qu’à partir de ceci qui est énoncé dans le drame, qu’il est le garant de la jouissance du peuple – ce qui colle au reste avec ce que nous savons de toutes les royautés, tant archaïques que modernes.
Das königliche Paar wird sogar nur von daher in Frage gestellt – was im Drama geäußert wird –, dass es der Garant der Jouissance des Volkes ist, was im Übrigen zu dem passt, was wir über sämtliche Königtümer wissen, ob archaisch oder modern.
Mais la castration d’Œdipe n’a pas d’autre fin que de mettre fin à la peste thébaine, c’est-à-dire de rendre au peuple la jouissance dont d’autres vont être les garants, ce qui bien sûr, vu d’où l’on part, n’ira pas sans quelques péripéties amères pour tous.
Die Kastration von Ödipus hat jedoch keinen anderen Zweck als den, die Pest in Theben zu beenden, das heißt, dem Volk die Jouissance zurückzugeben, dessen Garanten dann andere sein werden – was natürlich angesichts dessen, wovon man ausgeht, nicht ohne einige Umschwünge ablaufen wird, die für alle bitter sein werden.
[160] Dois-je souligner que la fonction-clé du mythe s’oppose dans les deux, strictement ?
Muss ich unterstreichen, dass die Schlüsselfunktionen des Mythos in den beiden Mythen in striktem Gegensatz zueinander stehen?
Loi d’abord dans le premier, tellement primordiale qu’elle exerce ses rétorsions même quand les coupables n’y ont contrevenu qu’innocemment et c’est de la loi d’où ressortit la profusion de la jouissance.
Im ersten: zunächst das Gesetz, derart ursprünglich, dass es selbst dann Vergeltung übt, wenn die Schuldigen es nur unschuldig übertreten haben, und es ist das Gesetz, aus dem die Fülle der Jouissance hervorgeht.
Dans le second : jouissance à l’origine, loi ensuite dont on me fera grâce d’avoir à souligner les corrélats de perversion, puisqu’en fin de compte avec la promotion sur laquelle on insiste assez du cannibalisme sacré, c’est bien toutes les femmes qui sont interdites de principe à la communauté des mâles qui s’est transcendée comme telle dans cette communion.
Im zweiten: am Anfang Jouissance, dann Gesetz, wobei man es mir ersparen wird, die Perversionskorrelate hervorheben zu müssen, da ja letztlich – mit der Beförderung des heiligen Kannibalismus, auf der man hinreichend insistiert – der Gemeinschaft der Männer alle Frauen im Prinzip verboten sind, einer Gemeinschaft, die sich in dieser Kommunion als solche transzendiert hat.111
C’est bien le sens de cette autre loi primordiale, sans quoi qu’est-ce qui la fonde ?
Eben das ist der Sinn dieses anderen Urgesetzes – wenn dies fehlt, wodurch wird es dann begründet?112
Etéocle et Polynice sont là, je pense, pour montrer qu’il y a d’autres ressources.
Eteokles und Polyneikes sind da, so denke ich, um zu zeigen, dass es weitere Ressourcen gibt. 113
Il est vrai qu’eux procèdent de la généalogie du désir.
Es stimmt, dass sie aus der Genealogie des Begehrens hervorgehen.114
Encore faut-il que le meurtre du père ait constitué – pour qui ? pour Freud, pour ses lecteurs115 – une fascination suprême pour que personne n’ait même songé à souligner que dans le premier mythe, il se passe, ce meurtre, à l’insu du meurtrier, et qui non seulement ne reconnaît pas qu’il frappe le père, mais qui ne peut pas le reconnaître puisqu’il en a un autre, lequel de toute antiquité est son père puisqu’il l’a adopté.
Außerdem muss es so sein, dass der Vatermord die größte Faszination ausgeübt hat, auf wen? auf Freud, auf seine Leser, sodass niemand auch nur daran gedacht hat, herauszustellen, dass sich im ersten Mythos der Mord ohne Wissen des Mörders ereignet, der nicht nur nicht erkennt, dass er den Vater erschlägt, sondern der ihn nicht erkennen kann, da er einen anderen hat, der seit je sein Vater ist, da er von ihm adoptiert worden ist.
C’est même expressément pour ne pas courir le risque qu’il frappe son vrai père116, qu’il s’est exilé.
Er ist sogar ausdrücklich deswegen ins Exil gegangen, um nicht Gefahr zu laufen, seinen wahren Vater zu erschlagen.117
Ce dont le mythe est suggestif, c’est de manifester la place que le père géniteur a, en une époque dont Freud souligne que tout comme dans la nôtre, le père118 y est problématique.
Dieser Mythos ist darin suggestiv, dass er den Platz bekundet, den der Zeugungsvater einnimmt, zu einer Zeit, bei der Freud hervorhebt, dass in ihr, ganz wie in der unsrigen, der Vater problematisch ist.
Et aussi bien le serait-il, et Œdipe absous, s’il n’était pas de sang royal, c’est-à-dire si Œdipe n’avait pas à fonctionner comme le phallus, le phallus de son peuple, pas de sa mère, et qu’un temps, c’est ça le plus étonnant, ça a marché, à savoir que les Thébains étaient très heureux119.
Und auch er wäre es und Ödipus wäre vergeben worden, wenn er nicht von königlichem Blute wäre, das heißt, wenn Ödipus nicht als der Phallus zu funktionieren hätte – als der Phallus seines Volkes, nicht seiner Mutter –, und das Erstaunlichste ist, dass das eine Zeitlang funktioniert hat, das heißt, dass die Thebaner sehr glücklich waren.
J’ai souvent indiqué que c’est de Jocaste qu’a dû venir le virage.
Ich habe oft darauf hingewiesen, dass die Wende von Jokaste kommen musste.120
Est-ce de ce qu’elle ait su ou de ce qu’elle ait oublié121?
Kommt sie von dem her, was sie gewusst hat, oder von dem, was sie vergessen hat?
Quoi de commun en tout cas avec le meurtre du second mythe qu’on laisse entendre être de révolte, ou de besoin ? à vrai dire impensable, voire impensé, sinon comme procédant d’une conjuration.
Wie auch immer, was hat das mit dem Mord des zweiten Mythos gemeinsam, bei dem zu verstehen gegeben wird, dass er auf einem Aufstand beruht – oder auf einem Bedürfnis?, was tatsächlich undenkbar, ja sogar ungedacht ist, es sei denn als etwas, das aus einer Verschwörung hervorgeht.
Il est évident que je n’ai fait là qu’approcher le terrain sur lequel enfin, disons une conjuration aussi m’a empêché d’aborder vraiment le problème122, c’est-à-dire au niveau du Moïse et le Monothéisme, à savoir du |[161] point sur lequel tout ce que Freud a articulé devient vraiment significatif.
Es ist offensichtlich, dass ich hier nicht mehr getan habe, als mich dem Terrain zu nähern, auf dem mich schließlich, sagen wir, ebenfalls eine Verschwörung daran gehindert hat, das Problem wirklich anzugehen, das heißt auf der Ebene von Der Mann Moses und die monotheistische Religion, das heißt von dem Punkt her, bei dem alles, was Freud artikuliert hat, wirklich bedeutsam wird.123
Je ne peux même pas en indiquer ce qu’il faut pour vous ramener à Freud, mais je peux dire qu’en nous révélant ici sa contribution au discours analytique il ne procède pas moins de la névrose que ce qu’il a recueilli de l’hystérique sous la forme de l’Œdipe.
Ich kann hier nicht einmal andeuten, was es braucht, um Sie zu Freud zurückzuführen, ich kann jedoch sagen, dass er, indem er uns hier seinen Beitrag zum analytischen Diskurs enthüllt, nicht weniger von der Neurose ausgeht als bei dem, was er in Gestalt des Ödipus bei der Hysterikerin aufgelesen hat.
Il est curieux qu’il ait fallu que j’attende ce temps pour qu’une pareille assertion, à savoir que le Totem et tabou est un produit névrotique, pour que je puisse l’avancer – ce qui est tout à fait incontestable – sans que pour ça je mette en rien en cause la vérité de la construction.
Es ist eigenartig, dass ich diesen Zeitpunkt abwarten musste, damit ich eine solche Behauptung, nämlich dass Totem und Tabu das Produkt einer Neurose ist – was völlig unbestreitbar ist –, damit ich sie vorbringen kann, ohne dass ich dafür die Wahrheit der Konstruktion im Geringsten in Frage stelle.
C’est même en ça qu’elle est témoignage de la vérité.
Eben darin ist sie Zeugnis der Wahrheit.
On ne psychanalyse pas une œuvre, et encore moins celle de Freud qu’une autre, on la critique, et bien loin qu’une névrose rende suspecte sa solidité, c’est cela même qui la soude dans ce cas.
Ein Werk psychoanalysiert man nicht und das von Freud noch weniger als ein anderes, man kritisiert es, und eine Neurose, weit davon entfernt, die Solidität des Werkes verdächtig zu machen, ist in diesem Falle vielmehr eben das, wodurch es verschweißt wird.
C’est ce124 témoignage que l’obsessionnel apporte de sa structure à ce qui, du rapport sexuel s’avère comme impossible à formuler dans le discours, que nous devons le mythe de Freud.
Dieses Zeugnis, das der Zwangsneurotiker von seiner Struktur liefert – für das, was vom sexuellen Verhältnis, wie sich herausstellt, im Diskurs unmöglich zu formulieren ist –, dieses Zeugnis schulden wir dem Mythos von Freud.125
J’en resterai là aujourd’hui.
Damit möchte ich es für heute bewenden lassen.
Le temps va me manquer en raison des formules… [Lärm, der folgende Satz ist kaum verständlich] je m’excuse… pour … s’efforcer d’avancer un peu plus loin que…
Die Zeit wird mir fehlen aufgrund der Formeln [Lärm, das Folgende ist kaum verständlich] bitte entschuldigen Sie … um … sich zu bemühen, ein wenig weiter voranzubringen, dass …
C’est la prochaine fois que je donnerai à ça, exactement sa portée, car je ne voudrais pas qu’il y ait de malentendus.
Beim nächsten Mal werde ich dem seine genaue Tragweite geben, denn ich möchte nicht, dass es Missverständnisse gibt.
Le fait d’articuler d’une certaine façon ce qui est la contribution de Freud au mythe fondamental de la psychanalyse – je le souligne – ce n’est pas du tout, parce qu’ainsi en est soulignée l’origine, qu’il est rendu suspect, bien au contraire.
Wenn auf eine bestimmte Weise das artikuliert wird, was der Beitrag von Freud zum grundlegenden Mythos der Psychoanalyse ist, ich betone das, dann wird der Mythos dadurch, dass sein Ursprung herausgestellt wird, keineswegs suspekt gemacht, ganz im Gegenteil.
Il s’agit seulement de savoir où cela peut nous conduire.
Es geht nur darum zu wissen, wo uns das hinführen kann.
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- Übersetzungen von Lacan-Texten
Anmerkungen
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Nebenstehendes Diagramm aus J.L.: Subversion des Subjekts und Dialektik des Begehrens (1962). In: Ders.: Schriften. Band II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien u.a. 2015, S. 325–368, hier: S. 355, Färbung von mir hinzugefügt.
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Ein Faksimile von Lacans vorbereitenden Notizen zu dieser Sitzung findet man im: Supplément réservé aux abonnés de l’Unebévue n° 8/9 printemps/été 1997, eine Abschrift dieser Notizen in: Bulletin de l’Association freudienne n° 54, September 1993, S. 13–21, eine Veröffentlichung dieser Abschrift im Internet hier.
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Die Worte „si simplement je dis ou si je vous dis que j’ai écrit“ sind auf der Tonaufnahme gut zu hören (1ꞌ27). Miller schreibt: „si je vous dis que j’ai écrit ou je vous ai écrit.“ („ob ich Ihnen sagen, ich habe geschrieben oder ich habe Ihnen geschrieben“).
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Lacan bezieht sich hier möglicherweise auf seine Kommentare zu Edvard Munchs Bild Der Schrei in den Seminaren 12 und 16. Vgl. Seminar 12 von 1964/65, Schlüsselprobleme für die Psychoanalyse, Sitzung vom 17. März 1965; Seminar 16 von 1968/69, Von einem Anderen zum anderen, Sitzungen vom 13. November 1968 und vom 12. März 1969. Eine Übersetzung dieser Passagen findet man in diesem Blogbeitrag.
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„Es gibt kein sexuelles Verhältnis“ soll also nicht heißen, dass es beim Sex unvermeidlich Schwierigkeiten gibt.
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In den Diskursformeln ist der Platz des Scheins oben links und der Platz der Wahrheit unten links; der Schein stützt sich gewissermaßen auf die Wahrheit.
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Vgl. J. Lacan: Die Freud’sche Sache oder Sinn der Rückkehr zu Freud in der Psychoanalyse (1956). In: Ders.: Schriften. Band II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien u.a. 2015, S. 472–513, v.a. S. 581.– Lacan hatte sich hierauf bereits in der ersten Sitzung dieses Seminars bezogen (Sitzung vom 13. Januar 1971).
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Auf die Pascal’sche Wette hatte Lacan sich in der ersten Sitzung dieses Seminars bezogen (Sitzung vom 13. Januar 1971), früher ausführlich in Seminar 13 von 1965/66, Das Objekt der Psychoanalyse (Sitzungen vom 2. Februar, 9. Februar und 25. Mai 1966).
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Lacan schreibt hier zum ersten Mal die beiden Ausdrücke mit dem negierten Quantor. In der vorangegangen Sitzung hatte er darüber gesprochen, sie aber nicht geschrieben.
In geschriebenen Texten wird Lacan den negierten Allquantor später einmal als „le pastous“ bezeichnen (in L’étourdit [1972], Autres écrits, S. 489), er ist „das Nichtalle“. Einmal findet man in den geschriebenen Texten die Verwendung als Adjektiv: die Frauen sind „pas-toutes“, mit Bindestrich (in Télévision [1974], Autres écrits, S. 539), sie sind „nicht-alle“.
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Lacan erläutert hier, wie der Negationsstrich über dem Quantor zu verstehen ist: das „Alle“ bzw. das „Es existiert“ kann nicht geschrieben werden. Damit markiert er den Unterschied zur Verwendung der Negation in der Quantorenlogik.
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Die Position eines Mannes ist durch die Negation des Existenzquantors charakterisiert, dieser Negation beruht auf einer vorgängigen Bejahung.
Die Position einer Frau beruht auf der Negation des Allquantors, und auch hier gilt, dass diese Verneinung auf einer vorgängigen Bejahung aufbaut, also auf der Beziehung zu „jede Frau“ oder zu „alle Frauen“. Eine Frau verortet sich im Verhältnis zu „jeder Frau“, das könnte unter anderem heißen: als Abweichung vom Ideal.
Lacan spielt hier auf Freuds Konzeption der Verneinung an, in: S. Freud: Die Verneinung (1925). In: Ders.: Studienausgabe. Band 3. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 371–378.
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Lacan bezieht sich auf seinen Aufsatz La Chose freudienne (1956). Er lässt hier die Personifikation der Wahrheit eine Rede halten, deren Botschaft lautet: „Ich, die Wahrheit, ich spreche.“ (Vgl. J.L.: Die Freud’sche Sache. In: Ders.: Schriften. Band I. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant 2016, S. 472–513, hier: S. 481 ff.).
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Auf die Enthüllung des Phallus in den antiken Mysterienkulten hatte Lacan zuerst im Aufsatz Die Bedeutung des Phallus verwiesen (Vortrag von 1958, zuerst veröffentlicht 1966) (Schriften. Band II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2015, S. 192–204, hier: S. 201) sowie in Seminar 5 von 1957/58, Die Bildungen des Unbewussten (Sitzung vom 23. April 1958, Version Miller/Gondek, S. 410). Vgl. hierzu diesen Blogartikel
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Wortspiel mit der Lautgleichheit von assez phalle (ziemlich Phall) und acéphale (akephal, kopflos).
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Die Wortfolge „die Bedeutung des Phallus“ ist im Original deutsch. Lacan bezieht sich auf Die Bedeutung des Phallus, einen Vortrag, den er am 8. Mai 1958 im Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München auf Deutsch gehalten hatte. Der Text wurde erstmals 1966 in den Écrits veröffentlicht (S. 685–695), dort auf französisch, mit dem französisch-deutschen Doppeltitel La signification du phallus. Die Bedeutung des Phallus. Vgl. J. Lacan: Die Bedeutung des Phallus. In: Ders.: Schriften II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2015, S. 192–204.
Lacan spielt hier an auf Gottlob Freges Aufsatz Über Sinn und Bedeutung (1892). In: Ders.: Funktion, Begriff, Bedeutung. Fünf logische Studien. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1986, S. 40–65. Im Internet hier. Erstmals hatte er sich auf diesen Text in Seminar 12 bezogen, in der Sitzung vom 2. Juni 1965.
Frege unterscheidet darin die Bedeutung eines Zeichens vom Sinn eines Zeichens. Unter der Bedeutung eines Zeichens versteht er das vom Zeichen „Bezeichnete“, der Sinn eines Zeichens ist für ihn die „Art des Gegebenseins“ (a.a.O., S. 41). Er erläutert das durch zwei Beispiele; sie beziehen sich auf Bezeichnungen für den Schwerpunkt eines Dreiecks und für den Planeten Venus.
Es seien a, b und c die Strecken, welche die Ecken eines Dreiecks mit den Mittelpunkten der Gegenseiten verbinden. Diese Strecken schneiden sich immer in einem einzigen Punkt innerhalb des Dreiecks, der Schwerpunkt genannt wird; der Schnittpunkt von a und b ist also derselbe wie der von b und c und wie der von c und a.
Die Ausdrücke „Schnittpunkt von a und b“ und „Schnittpunkt von b und c“ beziehen sich auf denselben Punkt, also haben die beiden Formulierungen, sagt Frege, dieselbe Bedeutung. Die beiden Ausdrücke beziehen sich jedoch auf unterschiedliche Arten, wie dieser Punkt gegeben ist, die beiden Formulierungen haben einen unterschiedlichen Sinn.
Das zweite Beispiel von Frege bezieht sich auf den Planeten Venus. Dieser Himmelskörper ist etwa ein halbes Jahr lang das hellste Gestirn vor Sonnenaufgang, darauf bezieht sich seine Bezeichnung als „Morgenstern“. Die Venus wird dann für etwa drei Monate für das bloße Auge unsichtbar und ist danach etwa ein halbes Jahr lang, neben dem Mond, das hellste Gestirn nach Sonnenuntergang, darauf bezieht sich die Rede vom „Abendstern“. Die Eigennamen „Morgenstern“ und „Abendstern“ haben, sagt Frege, dieselbe Bedeutung – sie beziehen sich auf denselben Planeten –, sie haben jedoch einen unterschiedlichen Sinn, sie beziehen sich auf zwei verschiedene Arten, wie dieser Planet gegeben ist.
Dass Lacan sich 1958 mit der Formulierung Die Bedeutung des Phallus auf Freges Begriff der Bedeutung bezog, ist möglicherweise eine nachträgliche Konstruktion. In Seminar 12, Schlüsselprobleme für die Psychoanalyse, hatte er erklärt, der durch die Phoneme erzeugte Bedeutungseffekt sei der Sinn (sens), der durch die Wörter erzeugten Bedeutungseffekt sei die Bedeutung (signification). (Vgl. Sitzung vom 9. Dezember 1964)
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Eine Sache wie diese da: gemeint sind vermutlich die Écrits.
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Das Wort „bouche“ (Mund) ist in der Tonaufnahme deutlich zu hören (23ꞌ14), Miller schreibt „langue“ (Sprache/Zunge).
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Vermutlich will Lacan hier andeuten, dass der Phallus insofern die Bedeutung ist, als die Bedeutung (im Unterschied zum Sinn) das ist, was beständig erwartet, aber nie erreicht wird.
Ich vermute, dass „die Bedeutung des Phallus“ dem Freud’schen Uverdrängten entspricht, das niemals bewusst werden kann. Vgl. diesen Blogartikel.
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Das Wort „ratée“ (gescheitert) ist in der Tonaufnahme deutlich zu hören (23ꞌ33), Miller schreibt „raciale“ (rassisch).
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Geht man von 1958 aus 25 Jahre zurück, ist man im Jahre 1933, also bei der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten.
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In Seminar 5 (Die Bildungen des Unbewussten, 1957/58) sagt Lacan,
„daß wir häufig annehmen müssen, daß der Phallus im Signifikantensystem von dem Moment an ins Spiel kommt, da das Subjekt im Gegensatz zum Signifikanten das Signifikat als solches, ich meine die Bedeutung, zu symbolisieren hat. (…) Der Signifikant des Signifikats im allgemeinen ist der Phallus.“
(Seminar 5, Sitzung vom 2. Februar 1958; Version Miller/Gondek S. 284)
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Lacan stützt sich hier auf die Parallelisierung von Freges Unterscheidung von Sinn und Bedeutung und John Stuart Mills Unterscheidung von Konnotation und Denotation (in der nächsten Sitzung wird er darauf hinweisen, dass die beiden Begriffsoppositionen sich nicht genau überdecken, 16. Juni 1971, Version Miller S. 170).
Die Bedeutung (bzw. Denotation) ist für Lacan das, was vom Sinn (bzw. von der Konnotation) unerreichbar ist, eine Unmöglichkeit der Symbolisierung; der Sinn (die Konnotation) dreht sich letztlich um diese unzugängliche Bedeutung (um diese unerreichbare Denotation).
Er wird die Erläuterung des Zusammenhangs zwischen Die Bedeutung des Phallus und Freges Opposition von Sinn und Bedeutung in der nächsten Sitzung fortsetzen (16. Juni 1971, Version Miller S. 170 f.); in Seminar 19 wird er darauf zurückkommen (19. Januar 1972, Version Miller S. 55 f.).
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„Meine Hündin spricht“, hatte Lacan in Seminar 9, Die Identifizierung, 1961/62, erklärt (Sitzung vom 29. November 1961). Über seine Hündin Justine hatte Lacan sich auch in Seminar 17 von 1969/70 geäußert, Die Kehrseite der Psychoanalyse (Sitzung vom 3. Dezember 1969, Version Miller S. 227).
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Blaise Pascal: „Le silence éternel de ces espaces infinis m’effraie“, Pensées, Nr. 201 der Lafuma-Numerierung; „Das ewige Schweigen dieser unendlichen Räume erschreckt mich.“
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Lacans Überlegungen zu Metapher und Metonymie findet man in seinem Aufsatz Das Drängen des Buchstabens im Unbewussten oder die Vernunft seit Freud (1957). In: Ders.: Schriften. Band I. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2016, S. 582–626.
Die Wendung „das bisschen Realität“ entnimmt er dem Titel von André Bretons Schrift Introduction au discours sur le peu de réalité (1927), „Einführung in den Diskurs über das bisschen Realität“. Seit dem Aufsatz über das Spiegelstadium (1949) kommt er auf diese Formulierung immer wieder zurück.
Zu Lacans Begriff der Mehrlust vgl. meine Übersetzung der Seminarsitzung vom 13. November 1968, in der Lacan diesen Begriff einführt, hier.
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Ein Skaphander ist ein Taucheranzug (von griechisch skaphē, „Boot“, und anēr, Genitiv von andros, „Mann“). Hier für den Schutzanzug der Raumfahrer.
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Das Verbindungsstück zum vorangehenden Satz ist offenbar der „Taucheranzug“ der Weltraumfahrer.
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Miller schreibt: „avant de revenir du Japon“. Die Tonaufnahme ermöglicht keine Klärung (vgl. 32ꞌ41).
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Ab 1482 ließ der achte Shogun, Ashikaga Yoshimasa, in Kyōto den Silbernen Pavillon als seinen Ruhesitz bauen. Zum Garten der Anlage gehört ein aufgeschütteter Hügel, der als Plattform zur Betrachtung des Mondes diente.
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„Person“ geht auf das lateinische Wort persona zurück, was „Maske des Schauspielers“ bedeutet.
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Der Satz ist in der Tonaufnahme gut zu verstehen (34ꞌ30). Miller fügt ein: „comprendre, que la trace de pied sur la lune, c’est l’accomplissement …“ („begreifen, dass die Fußspur auf dem Mond die Leistung…“.
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Mit dem Graphen ist der sogenannte Graph des Begehrens gemeint; das Symbol S(Ⱥ) findet sich hier am Schnittpunkt oben links. Abbildung aus: J.L.: Subversion des Subjekts und Dialektik des Begehrens im Freud’schen Unbewussten. In: Ders.: Schriften II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2015, S. 325–368, hier: S. 355.
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Refus de la performance bedeutet auch „Leistungsverweigerung“.
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Fortsetzung der Auseinandersetzung mit dem Begriffspaar Kompetenz – Performanz, das Noam Chomsky in die Linguistik eingebracht hat; die ersten Bemerkungen hierzu in diesem Seminar findet man in der Sitzung vom 10. Februar 1971.
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Vgl. J.L.: The language of the self. The function of language in psychoanalysis. Übersetzung, Anmerkungen und Kommentar von Anthony Wilden. Johns Hopkins Press, Baltimore 1968.
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Das bezieht sich auf die erste Übersetzung der Écrits ins Spanische: J.L.: Escritos I. Lectura estructuralista de Freud. Übersetzt von Tomás Segovia in Zusammenarbeit mit Juan David Nasio. Ed. Siglo XXI, Mexiko 1971.
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„Sans fard“ ist in der Tonaufnahme gut zu hören (vgl. 38ˈ46). Miller schreibt „sans faille“.
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„de“ ist in der Tonaufnahme zu hören; Miller schreibt „dans“.
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Möglicherweise eine Anspielung auf das Nichts im Titel von Sartres Das Sein und das Nichts.
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Anspielung auf eine Bemerkung von Friedrich Engels über Karl Marx:
„Damit aber [nämlich mit den Arbeiten von Marx] wurde die Begriffsdialektik selbst nur der bewußte Reflex der dialektischen Bewegung der wirklichen Welt, und damit wurde die Hegelsche Dialektik auf den Kopf, oder vielmehr vom Kopf, auf dem sie stand, wieder auf die Füße gestellt.“
(Friedrich Engels: Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie (1886). In: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Band 21. Dietz, Berlin/DDR 1975, S. 292; im Internet hier.)
Engels spielt damit auf die folgende Formulierung von Marx an:
„Meine dialektische Methode ist der Grundlage nach von der Hegelschen nicht nur verschieden, sondern ihr direktes Gegenteil. Für Hegel ist der Denkprozeß, den er sogar unter dem Namen Idee in ein selbständiges Subjekt verwandelt, der Demiurg des Wirklichen, das nur seine äußere Erscheinung bildet. Bei mir ist umgekehrt das Ideelle nichts andres als das im Menschenkopf umgesetzte und übersetzte Materielle.“
(K. Marx: Nachwort zur zweiten Auflage (1873). In: Ders.: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. In: Ders. und Friedrich Engels: Werke. Band 23. Dietz, Berlin/DDR 1968, S. 18–28, hier: 27; im Internet hier.)
Auf die Figur, dass Marx Hegel auf die Füße gestellt hat, spielt Lacan bereits in Seminar 7 von 1959/60 an, Die Ethik der Psychoanalyse (Sitzung vom 18. Mai 1960, Version Miller S. 282).
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In dem Vortrag Die Dritte (1. November 1974) wird Lacan in einem Diagramm mit dem borromäischen Ringen das Leben in den Ring des Realen eintragen (S. 201 der Transkription in den Lettres de l’École freudienne von 1975).
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„du puits“ ist in der Tonaufnahme gut zu verstehen (vgl. 40ˈ42), bei Miller fehlen diese Wörter.
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Anspielung auf Lacans Diktum „Die Wahrheit lässt sich nur halbsagen“, das er erstmals im vorangegangenen Seminar vorgebracht hatte (Seminar 17 von 1969/70, Die Kehrseite der Psychoanalyse, Sitzung vom 11.März 1970, Version Miller S. 118).
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Lacan kommt hier vermutlich zurück auf den Shogun, der in Kyoto Ende des 15. Jahrhunderts den Mond betrachtete, und der sich dabei offenbar auf die chinesische Astronomie stützte.[/noteo]
Une astronomie ça s’arraisonne de se soumettre aux saisons, s’assaisonner.
Eine Astronomie wird zum aräsonablen Gestell, wenn sie sich der Saison unterwirft, wenn sie saisonabel wird.46
Der Satz enthält unübersetzbare Wortspiele mit raison, „Vernunft“, und arraisoner, „ein Schiff anhalten und durchsuchen“, sowie mit saison, „Jahreszeit“ und assaisoner, „würzen“, die zusammengehalten werden durch die Lautähnlichkeit von raison, „Vernunft“, und saison, „Jahreszeit“. Der wichigste Bezug ist aber sicherlich, dass Heideggers Begriff „Gestell“ (aus Die Frage nach der Technik, 1953) mit „Arraisonnement“ ins Französisch übertragen worden ist (La question de la technique. Übersetzt von André Préau. Gallimard, Paris 1958; im Internet hier).
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Lacan bezieht sich hier vermutlich auf das von dem chinesischen Astronomen Guo Shoujing im 13. Jh. konstruierte Gerät zur Himmelsbeobachtung, „vereinfachte Armillarsphäre“ genannt, das aus zwei senkrecht zueinander stehenden großen Ringen besteht, von denen der eine parallel zum Äquatorebene verläuft, der andere senkrecht darauf steht (siehe hier).
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Ich vermute, dass Lacan sich mit „conscience linguistique“ auf Chomskys Begriff der „linguistic intuition of the native speaker“ bezieht und übersetze deshalb mit „Sprachgefühl“.
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Lacan spielt hier darauf an, dass er das Unbewusste als „Wissen“ bezeichnet (seit Seminar 12); vgl. diesen Blogartikel.
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Ich verstehe nur soviel: die Wahrheit ist auf dem Schwarzmarkt zu haben.
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“Kreuzen“ (métisser) hier in der biologischen Bedeutung des Züchtens durch das Paaren von unterschiedlichen Arten.
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Mit dem Wendebereich ist der Übergang von Außen nach Innen gemeint; den Kreis, auf den Lacan sich bezieht, habe ich gelb markiert.
Eine Klein’sche Flasche ist beliebig verformbar, deshalb kann jeder Punkt auf dem Wendebereich positioniert werden.
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In der Tonaufnahme hört man deutlich [cə] (49ꞌ14), Miller schreibt „ceux“ (diejenigen), was in der Regel [cø] gesprochen wird.
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Folgt man Millers Version: „ist die Hysterikerin mit denjenigen einverstanden, bei denen sie vortäuscht, dass sie die Inhaberin dieses Scheins sind“.
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Der Terminus au moins un war von Lacan am Schluss der vorangegangenen Sitzung zum ersten Mal verwendet worden (19. Mai 1971, Version Miller S. 144). Die Hysterikerin will „mindestens einen“ haben und sie ist hommoinzin: au moins un, mindestens ein / Mann minus einen (homme moins un). Eine Bedeutungen des Ausdrucks ist offenbar: Sie identifiziert sich mit dem als kastriert aufgefassten Mann.
Mindestens einer ist eine Anspielung auf den Existenzquantor (∃), der so gelesen wird: „(Es gibt) mindetens ein“.
Festzuhalten ist, dass Lacan das „mindestens einer“ hier auf die Jouissance bezieht, nicht auf das Begehren.
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Das Wort „structurels“ (strukturell) ist in der Tonaufnahme gut zu hören (50ꞌ26). Miller schreibt „scripturaire“ (skriptural).
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In den vorbereitenden Notizen zu dieser Sitzung schreibt Lacan hier das logische Symbol für die Vereinigung ∪. Vgl. den Hinweis in Version „Espace Lacan“ auf das Faksimile der vorbereitenden Notizen im Supplement zu L’Unebevue 8/9.
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„Qu’il prend“ ist in der Tonaufnahme gut zu hören (50ꞌ53); Miller schreibt: „qui le prend“.
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Anspielung auf die Formel für den Diskurs der Hysterikerin aus Seminar 17, Die Kehrseite der Psychoanalyse (1969/70):
Der Herr wird hier durch die rechte Seite des Ausdrucks repräsentiert; die Hysterikerin (linke Seite) appelliert an ihn als Herrn (S1 oben rechts), was ihn dazu bringt, dass er sich mit dem Wissen begnügt (S2 unten rechts).
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Lacan bezieht sich auf die Eingangsbemerkung, über das Signal, das ihn davor warnt, den Strukturalismus zu streifen.
- Anspielung auf Freuds Das Unbehagen in der Kultur (1930).
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In Das Interesse an der Psychoanalyse (1913) hatte Freud erklärt, die hysterischen Anfälle seien „mimische Darstellungen von erlebten und gedichteten Szenen“ (In: Ders.: Gesammelte Werke, Bd. 8. S. 389–420, hier: S. 399). Vgl. auch Patrick Primavesi: Theater, Szene und Spiel. In: Hans-Martin Lohmann, Joachim Pfeiffer (Hg.): Freud-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Metzler, Stuttgart u.a. 2006, S. 271–276.
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Lacan erläutert hier, wie die Formel ∀x Φx zu lesen ist. Den Ausdruck „Unbekannte“ verwendet er als mathematische Metapher, wie bereits in der vorangegangenen Sitzung; er bezieht sich damit auf das x im linken Teil der Formel, also in ∀x . Dass die Unbekannte bereit ist, als „Variable“ in Φx zu fungieren, wird dadurch angezeigt, dass der Quantor keinen Negationsstrich hat.
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Die griechischen Wörter pas, panta, pan bedeuten „alle“, pas: Masculinum Nominativ Singular; panta: Neutrum Nominativ und Akkusativ Plural; pan: Neutrum Nominativ und Akkusativ Singular; ekastos meint „jeder“.
Mit „Pan-Orama“ versuche ich Lacans Wortspiel nachzubilden, das den französischen Ausdruck pantalonnade (derbe Posse, nach italienisch Pantalone (wörtlich „lange Hosen“), einer Figur aus der Commedia dell’arte) mit dem griechischen Wort pan (alle) kombiniert.
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Die Schreibweise „papludun“ findet man in Lacans vorbereitenden Notizen zu dieser Sitzung.
Zu Peanos Axiomen über die natürlichen Zahlen gehört das Axiom, dass jede natürliche Zahl n eine natürliche Zahl nꞌ als Nachfolger hat.
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Wortspiel mit der Lautähnlichkeit von „Ménon“ (Menon) und „mais non“ (aber nein).
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Das bezieht sich auf André Green: Un œil en trop. Le complexe d’Œdipe dans la tragédie. Minuit, Paris 1969, S. 263.
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Das Wort „phrases“ (Sätze) ist in der Tonaufnahme deutlich zu hören (1:03ꞌ11); Miller schreibt „phases“ (Phasen).
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Auf Platons Dialog Menon bezieht Lacan sich in den ersten beiden Seminaren. Vgl. Seminar 1, Sitzung vom 7. Juli 1954 (Version Miller/Hamacher S. 349) und Seminar 2, Sitzungen vom 17. November 1954 (Version Miller/Metzger S. 11) und vom 24. November 1954 (Version Miller/Metzger S. 24–28, hier auch speziell zum Verhältnis von Wissen und Wahrheit).
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Das Wort „epistēmē“ ist in der Tonaufnahme deutlich zu hören (1:03ˈ22). Version Espaces Lacan transkribiert falsch mit „existant“.
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Platons Sokrates zufolge kann doxa (Meinung) wahr sein, kann die Wahrheit jedoch nicht begründen, im Falle der epistēmē (Wissen) hingegen ist die Wahrheit begründet; vgl. etwa Theaitetos 201B. Im Menon geht es um die Frage, ob die Tugend auf orthodoxa beruht (auf richtiger Meinung, auf wahrer Meinung, auf angeborenen Ideen), wie Sokrates behauptet, oder auf epistēmē (also auf begründbarem und lehrbarem Wissen), wie die Sophisten behaupten. Wenn man für „Tugend“ einsetzt: die gesuchte Wahrheit des Subjekts, kommt man in die Nähe der Psychoanalyse.
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Anmerkung zu contraire in Version Espaces Lacan: „oder contraste? Kleiner Tonschnitt am Ende des Wortes?“ (vgl. 1:03ꞌ35.67).
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Ich vermute, dass gemeint ist: Ein unbewusstes Wissen erweist sich dann als Wahrheit, wenn es so funktioniert, dass es den Schein aufdeckt, in Frage stellt, etwa in einer Fehlhandlung oder einem Versprecher.
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Lacan spricht über die Negation von Φx. Das x wird hier als „Unbekannte“ und als „Variable“ bezeichnet. Zusammen mit dem Prädikat Φ bildet das x eine Funktion, nämlich Φx. Diese Funktion wird verneint, was ergibt. Die Verneinung der Funktion Φx besagt: Φx kann nicht geschrieben werden.
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Eine Bedeutung von schéma fonctionnel ist „Blockschema“ oder „Blockdiagramm“, ich sehe jedoch nicht, wie das hier passen könnte.
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Lacan charakterisiert das unbewusste Begehren der Hysterikerin dadurch, dass sich darauf richtet, unbefriedigt zu sein (vgl. J.L.: Die Lenkung der Kur und die Prinzipien ihrer Macht (geschrieben 1960). In: Ders.: Schriften. Band II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2015, S. 72–145, hier: S. 115; J. L.: Anmerkung zum Bericht von Daniel Lagache „Psychoanalyse und Struktur der Persönlichkeit“ (geschrieben 1960). In: Ders.: Schriften. Band II. Vollständiger Text, a.a.O., S. 146–191, hier: S. 188; J. L.: Subversion des Subjekts und Dialektik des Begehrens im Freud’schen Unbewussten (geschrieben 1962). In: Ders.: Schriften. Band II, Vollständiger Text, a.a.O., S. 325–368, hier: S. 363.
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Der Satz in Anführungszeichen paraphrasiert die Formel .
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Die Hysterikerin begehrt unbewusst eine Frau, die von ihr idealisiert wird; diese Frau ist für sie diejenige, die das Mysterium ihrer eigenen körperlichen Weiblichkeit repräsentiert; diese These hatte Lacan zuerst in Wortmeldung zur Übertragung (1951) ausgeführt; vgl. J.L.: Schriften. Band I. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2016, S. 252–265. Er bezieht sich dabei auf Freuds „Fall Dora“, also auf dessen Bruchstück einer Hysterie-Analyse (1905).
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Miller: „J’avais insisté“ (ich hatte insistiert), die Tonaufnahme ermöglicht keine Entscheidung (1:08ˈ18).
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Das englische Wort splash bedeutet nicht nur „Platschen“, sondern auch „Aufsehen“, „Sensation“.
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„C’est pourtant facile“ ist in der Tonaufnahme andeutungsweise zu hören (1:08ˈ53). Bei Miller ohne „C’est pourtant facile“.
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“L’autre scène“ meint auch „die andere Bühne“.
Freud schreibt in der Traumdeutung über Gustav Theodor Fechner:
„Er vermutet (…), dass der Schauplatz der Träume ein anderer ist als der des wachen Vorstellungslebens.“
Freud kommentiert das damit, dass eine anatomische Deutung wohl auszuschließen sei, und er fährt fort:
„Vielleicht aber erweist sich der Gedanke einmal als sinnreich und fruchtbar, wenn man ihn auf einen seelischen Apparat bezieht, der aus mehreren hintereinander eingeschalteten Instanzen aufgebaut ist.“
(Die Traumdeutung (1900). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 2. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 72; Freud wiederholt das Zitat a.a.O., S. 512; er zitiert aus: G. Th. Fechner: Elemente der Psychophysik (zuerst 1860). Leipzig, 2. Aufl. 1889, Bd. 2, S. 520 f.)
Auf den „anderen Schauplatz (l’autre scène) hatte Lacan in den Seminaren zuerst in Seminar 5 von 1957/58, Die Bildungen des Unbewussten, hingewiesen (Sitzung vom 11. Dezember 1957; Version Miller/Gondek S. 126); in den Schriften hatte er sich hierauf bezogen in Die Lenkung der Kur und die Prinzipien ihrer Macht, a.a.O., S. 124).
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Lacan bezieht sich auf eine berühmten Text des Mathematikers Henri Poincaré, in dem dieser schildert, wie er die Abhandlung „Über die Fuchs’schen Funktionen“ geschrieben hat.
„Eines Abends trank ich, im Gegensatz zu meiner Gewohnheit, schwarzen Kaffee; ich konnte nicht einschlafen; scharenweise tauchten Ideen auf; ich spürte sie, als ob sie aufeinander stießen, bis dahin, dass zwei von ihnen sich gewissermaßen verklammerten, sodass sie eine feste Verbindung bildeten. Am nächsten Morgen hatte ich die Existenz einer Klasse von Fuchs’schen Funktionen gesichert, derjenigen, die aus der hypergeometrischen Reihe abgeleitet sind; ich musste die Ergebnisse nur noch überarbeiten, was mich nur einige Stunden in Anspruch nahm (…)“
(Henri Poincaré: L’invention mathématique. In: Ders.: Science et méthode. Flammarion, Paris 1908, Buch I, Kapitel 3, S. 51, meine Übersetzung)
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Lacan setzt hier Überlegungen zum Verhältnis zwischen dem Ödipusmythos in der Version von Sophokles und dem von Freud (in Totem und Tabu) erfundenen Vatermord-Mythos fort, die er im vorhergehenden Seminar begonnen hatte (vgl. Seminar 17, Die Kehrseite der Psychoanalyse, Sitzung vom 18. März 1970).
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Vgl. v.a. Claude Lévi-Strauss: Mythologiques. Bände I bis IV. Plon, Paris 1964–1971. Deutsch: Mythologica. Bände I bis IV. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1971–1975.
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Unter einem Isomorphismus versteht man in der Mathematik eine spezielle, umkehrbar eindeutige Abbildung einer algebraischen Struktur auf eine andere.
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Vgl. Claude Lévi-Strauss: Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft (1948). Übersetzt von Eva Moldenhauer. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981.
Anmerkung hierzu in Version Espaces Lacan:
„Der Geste, die es der Natur überlasst, dass die Gattung sich fortsetzt und die in der Allianz dazu führt, dass zwei Formen der Liebe sich begegnen, Elternliebe und Gattenliebe, stellt Lévi-Strauss die Geste gegenüber, mit der in der Kultur die Natur durch eine doppelte Bewegung der elementaren Strukturen der Verwandtschaft eingeschränkt wird: exogame Vorschriften und Inzestverbot.“
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Miller: „des têtes des analystes, qui de l’époque étaient en faveur“ (über die Köpfe der Analytiker hinweg, die damals in Gunst standen). Die Tonaufnahme ermöglicht keine Entscheidung (1:12ˈ41).
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Das könnte heißen: In der Perspektive der Hysterikerin besteht das Problem mit dem Männern darin, dass sie nur eine lieben, allerdings nicht etwa sie, wie sie verlangt, sondern die Mutter.
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Anspielung auf eine Erzählung von Alphonse Allais: Un drame bien parisien (1891). Ein Ehepaar, Raoul und Marguerite, verabredet sich zu einem Maskenball; sie wissen, welche Masken sie dort tragen werden. Auf dem Ball verabreden sie sich, maskiert, zum Essen und dort lassen sie die Masken fallen.
„Tous les deux poussèrent, en même temps, un cri de stupeur, en ne se reconnaissant ni l’un ni l’autre. Lui, ce n’était pas Raoul. Elle, ce n’était pas Marguerite.“
„Beide stießen gleichzeitig einen Schrei der Verblüffung aus, denn sie erkannten sich nicht. Er war nicht Raoul. Sie war nicht Marguerite.“ (Meine Übersetzung)
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“Diese Fabel“ ist vermutlich die Ödipusfabel. Sie wird nur dadurch gestützt, dass der Mann ein kleiner Junge bleibt: dass er an die Mutter gebunden bleibt.
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Die Auffassung, dass ein Mann immer an seine Mutter gebunden bleibt, ist demnach eine Überzeugung der Hysterikerin, die Freud übernommen hat.
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„Votre serviteur“ ist auf der Tonaufnahme andeutungsweise zu hören (vgl. 1:14ꞌ01). Ich folge hier Miller, in Version Espace Lacan fehlt „votre serviteur“.
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„parler“ ist in der Tonaufnahme gut zu verstehen (1:14ꞌ02). Miller: „qui fasse ici partie de ce“.
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In der ersten Sitzung von Seminar 18 hieß es, die Jouissance sei ein unmöglicher Diskurseffekt (Sitzung vom 13. Januar 1971; Version Miller S. 21). In der aktuellen Sitzung hatte Lacan u.a. von der Unmöglichkeit gesprochen, das sexuelle Verhältnis bei den Wesen zu symbolisieren, die die Sprache bewohnen (Version Miller, S. 148).
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Lacan setzt seine Überlegungen über den Unterschied zwischen dem Vatermord im Ödipusmythos und dem Vatermord im Mythos von Totem und Tabu bzw. von Der Mann Moses fort, die er im vorangegangenen Seminar begonnen hatte (vgl. Seminar 17 von 1969/70, Die Kehrseite der Psychoanalyse, vor allem die Sitzungen vom 18. Februar, 11. März und 18. März 1970).
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Später in dieser Sitzung wird Lacan deutlicher: der Mythos von Totem und Tabu beruht auf Freuds Zwangsneurose.
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Das „ni“ ist in der Tonaufnahme gut zu hören (1:14ꞌ25); Miller: ohne „ni“.
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Auf den Urvater, der alle Frauen genießt, hatte Lacan sich in diesem Seminar bereits bezogen am 17. Februar 1971 (Version Miller S. 68 f.), am 17. März 1971 (Version Miller S. 106) und am 19. Mai 1971 (Version Miller S. 143).
Die Charakterisierung des Urvaters durch das „Jouissance aller Frauen“ findet man zuerst in Seminar 14 von 1966/67, Die Logik des Phantasmas, Sitzung vom 26. April 1967.
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Vgl. S. Freud: Totem und Tabu (1912–1913). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 9. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 287–444, hier: S. 425–428.
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Freud:
„Eine Ausnahmestellung ergab sich aus natürlichen Gründen für die jüngsten Söhne, die durch die Liebe der Mutter geschützt aus dem Altern des Vaters Vorteil ziehen und ihn nach seinem Ableben ersetzen konnten.“
(Der Mann Moses und die monotheistische Religion (1939). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 9. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 455–581, hier: S. 530)
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Vgl. Freud: „Die Anknüpfung an den Heros bot wahrscheinlich der jüngste Sohn, der Liebling der Mutter, den sie vor der väterlichen Eifersucht beschützt hatte und der in Urhordenzeiten der Nachfolger des Vaters geworden war.“ (Massenpsychologie und Ich-Analyse (1921). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 9. Fischer Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 61–134, hier: S. 127.
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Auf dieses Gesetz hatte Lacan sich bereits in Seminar 1 von 1953/54 bezogen, Freuds technische Schriften (Sitzung vom 19. Mai 1954, Version Miller S. 221).
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Lacan bezieht sich möglicherweise auf diese Formulierung von Freud:
„Vom Vater der Urhorde haben wir angenommen, daß er durch seine sexuelle Intoleranz alle Söhne zur Abstinenz nötigt und sie so in zielgehemmte Bindungen drängt, während er sich selbst freien Sexualgenuß vorbehält und somit ungebunden bleibt.“
(S. Freud: Massenpsychologie und Ich-Analyse (1920). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 9. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 61–134, hier: S. 130)
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Demnach ist der Phallus der Signifikant der (unmöglichen) „Jouissance aller Frauen“, also des (unmöglichen) „freien Sexualgenusses“.
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Der Unterschied zwischen den beiden Mythen – Ödipusmythos und Urvatermythos – bezieht sich demnach letztlich auf das Verhältnis von Gesetz und Jouissance: Was war zuerst? Die Antwort des Ödipusmythos und damit der Hysterikerin ist: Am Anfang war das Gesetz. Die Antwort des Urvatermythos (und damit, wie man in der nächsten Sitzung erfahren wird, des Zwangsneurotikers) lautet: Am Anfang war die Jouissance.
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Das andere Urgesetz ist das Mordverbot. Vgl. Freud:
„Sie [die Brüder der Urhorde] widerriefen ihre Tat, indem sie die Tötung des Vaterersatzes, des Totem, für unerlaubt erklärten, und verzichteten auf deren Früchte, indem sie sich die freigewordenen Frauen versagten. So schufen sie aus dem Schuldbewußtsein des Sohnes die beiden fundamentalen Tabu des Totemismus, die eben darum mit den beiden verdrängten Wünschen des Ödipuskomplexes übereinstimmen mußten.“
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Vgl. Freud: „Zum religiös begründeten Verbot, den Totem zu töten, kommt nun das sozial begründete Verbot des Brudermordes hinzu.“ (Totem und Tabu, a.a.O., S. 429)
Eteokles und Polyneikes waren die Söhne von Ödipus und Jokaste, Antigone und Ismene waren ihre Schwestern. Im Kampf um die Herrschaft in Theben töteten sie sich gegenseitig im Zweikampf. Lacan hatte sich hierauf in seinem Antigone-Kommentar in Seminar 7 bezogen (Die Ethik der Psychoanalyse, 1959/60).
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Wohl eine Anspielung auf den Fluch der Labdakiden, des Herrschergeschlechts, zu dem Ödipus, Jokaste, Antigone, Ismene, Eteokles und Polyneikes gehörten.
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Miller: „pour Freud ? pour ses lecteurs ?“ Die Tonaufnahme ermöglicht keine Entscheidung (vgl. 1:20ˈ14).
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Miller: „ledit père“, (besagten Vater); die Tonaufnahme ermöglicht keine Entscheidung (vgl. 1:20ˈ46).
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Mit dem „wahren Vater“ ist hier sein Adoptivvater Polybos gemeint.
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Das „le“ von „le père“ ist in der Tonaufnahme gut zu hören (1:21ˈ02); Miller: „ce père“.
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Miller: „étaient tellement impliqués“ (derart verwickelt waren). Die Tonaufnahme ermöglicht keine Entscheidung (vgl. 1:21ˈ26).
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Jokaste weiß, so lautet Lacans These, dass Ödipus der Mörder von Laios ist; Ödipus’ Diener hat’s ihr verraten. Vgl. Seminar 14, Die Logik des Phantasmas, 1966/67, Sitzungen vom 26. April und 24. Mai 1967; Seminar 17, Die Kehrseite der Psychoanalyse, 1969/70, Sitzung vom 10. März 1970, Version Miller S. 134 f.
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Miller: „ait ignoré“ (nicht gewusst hat). Die Tonaufnahme ermöglicht keine Entscheidung (vgl. 1:21ˈ37).
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„vraiment“ ist einigermaßen zu verstehen (vgl. 1:22ˈ14). Miller: „empêché de me délivrer de mon problème“.
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Die „Verschwörung“, auf die Lacan sich hier bezieht, dürfte der Entzug seiner Lehrerlaubnis durch die Société Française de Psychanalyse im Jahre 1963 sein, die zur Folge hatte, dass Lacan sein für 1963/64 geplantes Seminar Die Namen des Vaters nach der ersten Sitzung abbrach.
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„C’est ce“ ist auf der Tonaufnahme einigermaßen zu verstehen (vgl. 1:24ˈ03). Miller: „C’est au“.
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Demnach ist die linke Seite der Formeln der Sexuierung, worin der mythische Urvater durch die Formel links oben repräsentiert wird, eine (zwangsneurotisch gestützte) Alternative zur (hysterisch gestützten) Formel der Vatermetapher von 1958.