Kommentar zu Lacans Seminar Das Sinthom
III. Zur Sitzung vom 16. Dezember 1975
Seifert-Fläche: Stabile orientierbare Mannigfaltigkeit, umrandet von einer borromäischen Verkettung von drei Ringen. Von hier.
Kommentar zu Lacans Seminar 23 von 1975/76, “Das Sinthom“
Jacques Lacan: Seminar 23 von 1975/76: Le sinthome / Das Sinthom
Kommentar von Rolf Nemitz
gestützt auf die Treffen der Lesegruppe des Psychoanalytischen Salons Berlin ab März 2013
Einen Überblick über die Kommentare zu den einzelnen Sitzungen findet man hier, über den gesamten Kommentar hier.
Eine Übersicht über die verschiedenen Ausgaben des Sinthom-Seminars gibt es hier.
Sitzung vom 16. Dezember 1975
Dritte Fassung vom 3. Oktober 2019. Die zweite Fassung erschien am 25. April 2015, die erste Fassung am 25. Dezember 2013.
Wichtigste Änderungen gegenüber der zweiten Fassung:
(a) Auf der Grundlage der Übersetzung von Max Kleiner wurde eine neue Übersetzung erstellt.
(b) Die „Paraphrase mit Ergänzungen und Fragen“ wurde stark überarbeitet.
(c) Seitenverweise auf die inzwischen erschienene offizielle Übersetzung wurden eingefügt (J. Lacan: Das Sinthom. Das Seminar, Buch XIII (1975–1976). Texterstellung von Jacques-Alain Miller, übersetzt von Myriam Mitelman und Harold Dielmann. Turia und Kant, Wien 2017).
In der von Miller erstellten Version ist dies III. Du nœud comme support du sujet, S. 45–57, in der Übersetzung dieser Ausgabe durch Mitelman und Dielmann III. Vom Knoten als Stütze des Subjekts, S. 47–60.
8. und 9. Treffen der Lesegruppe des Psychoanalytischen Salons Berlin
am 26. November und am 17. Dezember 2013 in der Psychoanalytischen Bibliothek Berlin
QUELLEN
Tonaufnahme
Die Aufnahme ist von der Website von Patrick Valas, hier.
Französischer Text
Zitiert wird der Text der Staferla-Version:
Le sinthome. 1975 – 76. Herausgegeben und veröffentlicht von der Website staferla.free.fr. Variante vom 25.10.2015, PDF-Datei hier.
Die Staferla-Version ist eine Wort-für-Wort-Transkription. Sie unterscheidet sich damit von der offiziellen Ausgabe dieses Seminars, bei welcher der Text redaktionell überarbeitet wurde. Gestrichen sind in der Staferla-Version Wortwiederholungen, wenn sie offensichtlich dazu dienen, während des Sprechens einen Satz zu konstruieren (vom Typ „dass er, dass er kommt“) sowie einige der Rückversicherungsfloskeln wie n’est-ce pas („nicht wahr“). Die Transkription wurde von mir mit der Audioaufnahme verglichen und geringfügig überarbeitet. Den Schnitt der Sätze – Punkt, Komma, Semikolon, Doppelpunkt, Gedankenstrich – habe ich gelegentlich verändert.
Deutscher Text
Die Übersetzung ist von Rolf Nemitz, auf der Grundlage einer von Max Kleiner erstellten Übersetzung, ebenso die Einteilung in Absätze.
Es gibt damit von dieser Sitzung drei deutsche Übersetzungen:
– diese hier (auf der Grundlage einer Wort-für-Wort-Transkription)
– die Übersetzung von Max Kleiner, ebenfalls auf der Grundlage einer Wort-für-Wort-Transkription (herausgegeben vom Lacan-Archiv/Psychoanalytische Bibliothek Bregenz, 2007, und von dort beziehbar)
– die Übersetzung von Myriam Mitelman und Harold Dielmann, auf der Grundlage einer redaktionell überarbeiteten Version (Jacques Lacan: Das Sinthom. Das Seminar, Buch XXIII (1975–1976). Texterstellung durch Jacques-Alain Miller. Übersetzt von Myriam Mitelman und Harold Dielmann. Turia und Kant, Wien 2017)
Zeichnungen
Die Zeichnungen sind, wenn nicht anders vermerkt, aus der Staferla-Version dieser Sitzung. Die Untertitel zu den Zeichnungen sind von mir.
Anmerkungen
Die Anmerkungen sind von mir. Anmerkungen zum französischen Text beziehen sich auf Fragen der Transkription; Anmerkungen zur Übersetzung und zur Paraphrase liefern Literaturangaben und Querverweise auf ähnliche Passagen in Lacans Texten.
Seitenzahlen
Um die Arbeit in Lektüregruppen mit unterschiedlichen Primärtexten und mit unterschiedlichen Übersetzungen zu erleichtern, werden in dieser Übersetzung im französischen Text die Seitenzahlen der Miller-Version angegeben (in eckigen Klammern), im deutschen Text die Seitenzahlen der Übersetzung von Mitelman/Dielmann (in geschweiften Klammern).
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ZUR NOTATION
– Wörter mit Sternchen: im Original deutsch. Eine längere im Original deutsche Wortfolge ist in Sternchen eingeschlossen.
– Der Schrägstrich / verbindet Homophonien und Übersetzungsvarianten.
– Einfügungen in runden Klammern enthalten Formulierungen des französischen Originals.
– Einfügungen in eckigen Klammern dienen der Erläuterung und sind nicht von Lacan.
– Einfügungen in spitzen Klammern: Ersatz für vermutlich ausgefallenen Text.
– Drei Punkte in eckigen Klammern […]: Tonaufnahme unverständlich.
– Zahlen in geschweiften Klammern und grauer Schrift, z.B. {10}, beziehen sich auf die Seiten der Übersetzung von Myriam Mitelman und Harold Dielmann.
– Zahlen in eckigen Klammern und grauer Schrift, z.B. [10], beziehen sich auf die Seiten der von Jacques-Alain Miller erstellten Ausgabe des Seminars...
TONAUFNAHMEN
Die Aufnahmen sind von der Website von Patrick Valas, hier
Version Lutecium:
Version Ducan & Valas:
DEUTSCH
Die Zahlen in {geschweiften Klammern} und grauer Schrift beziehen sich auf die Seiten der Übersetzung von Myriam Mitelman und Harold Dielmann..
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{47} Wenn man an die Analysen mit so viel Ernsthaftigkeit heranginge wie ich an die Vorbereitung meines Seminars, also das wäre wirklich besser. Das wäre wirklich besser und brächte sicherlich bessere Ergebnisse.
Dafür müsste man in der Analyse, so wie ich – aber das gehört zum Sentimentalen, von dem ich letztes Mal gesprochen habe –, das sentiment, das Gefühl, eines absoluten Risikos haben.
Dreierknoten, auch Kleeblattknoten genannt
Beim letzten Mal habe ich Ihnen gesagt, dass ich beim Dreierknoten – beim Dreierknoten, den ich so zeichne und bei dem Sie sehen, dass man ihn aus dem borromäischen Knoten dadurch gewinnt, dass man die Schnüre an den drei Punkten, die ich gerade markiert habe, miteinander verbindet –, ich habe Ihnen ge-|{48} sagt, dass ich beim Dreierknoten die Entdeckung gemacht hatte, dass drei davon sich auf borromäische Weise miteinander verbinden lassen. In einer Erklärung hatte ich Ihnen auch gesagt, inwiefern sich das, wenn man so sagen kann, völlig begründen lässt.
Dreierknoten, eingetragen in eine borromäische Verkettung von drei Ringen
Ich hatte Ihnen gesagt, dass ich mich zwei Monate lang bemüht hatte, für diesen einfachsten Knoten einen borromäischen Knoten aus vier Komponenten ex-sistieren zu lassen. Ich hatte Ihnen außerdem gesagt, dass die Tatsache, dass es mir nicht gelungen ist, ihn ex-sistieren zu lassen, nichts anderes beweist als meine Ungeschicklichkeit. Ich glaube – ich bin mir sogar sicher, ich erinnere mich daran –, ich glaube Ihnen gesagt zu haben, dass ich glaube, dass er existieren muss.
Am selben Abend erlebte ich die schöne Überraschung, zu sehen, wie – es war spät, ich möchte sogar sagen, dass ich wegen meiner Verpflichtungen etwas spät ausgegangen war –, dass besagter Thomé, um seinen Namen zu nennen, an meiner Türschwelle erschien und mir – ich habe mich bei ihm sehr dafür bedankt –, und mir als Frucht seiner Zusammenarbeit mit Soury – Soury und Thomé, merken Sie sich diese Namen –, und mir den Beweis lieferte, den Beweis, dass der borromäische Viererknoten aus vier Dreierknoten tatsächlich existiert, womit meine Hartnäckigkeit sicherlich gerechtfertigt ist, meine Unfähigkeit jedoch nicht weniger bedauerlich ist.
Dennoch habe ich die Nachricht, dass dieses Problem gelöst ist, nicht mit gemischten Gefühlen aufgenommen – gemischt aus dem Bedauern über mein Unvermögen und dem Gefühl des erreichten Erfolges –, meine Gefühle waren es nicht, sie waren schlicht und einfach solche der Begeisterung. Und ich glaube, ich haben den beiden etwas davon gezeigt, als ich sie einige Abende später sah, an einem Abend, an dem sie mir übrigens keine Auskunft darüber geben konnten, wie sie das gefunden hatten.
Borromäische Verkettung von vier Dreierknoten, als Zopf dargestellt .‘
(Man muss sich vorstellen, dass die obere und die untere Kante miteinander verbunden sind.)1
Sie hatten es faktisch gefunden, und ich hoffe, ich habe keinen Fehler gemacht, als ich das transkribiert habe – denn das hier ist nur eine Transkription –, als ich die Frucht ihrer Entdeckung transkribiert habe, wie ich es auf dem Papier in der Mitte getan habe. Bis auf einige Kleinigkeiten habe ich es reproduziert, ich meine, das ist – das kann man wirklich sagen – textuellement das, textgenau das, was sie ausgearbeitet haben, abgesehen davon, dass der geplättete Kurvenverlauf sich kaum davon unterscheidet. Wenn dieser geplättete Kurvenverlauf so ist, wie ich Ihnen das präsentiere, dann deshalb, damit Sie spüren, vielleicht ein wenig besser als in der Figur, die Thomé und Soury für mich angefertigt haben, damit Sie vielleicht ein wenig besser spüren, wie das gemacht ist.
Ich denke, beim Anblick dieser Figur kann jeder sehen, so hoffe ich, dass, wenn man beispielsweise annimmt, dass der Dreierknoten, hier der schwarze, dass wenn der schwarze Dreierknoten weggelassen wird, dass dann deutlich zu sehen ist, dass die drei anderen Dreierknoten |{49} dann frei sind. Es ist ganz klar, dass der grüne Dreierknoten unter dem roten Dreierknoten liegt und dass es genügt, den grünen Dreierknoten vom roten wegnehmen, damit der braune Dreierknoten hier [in der Abbildung der blaue] sich ebenfalls als frei erweist.
Ich habe mich länger mit Soury und Thomé getroffen. Sie haben mir, wie gesagt, nicht anvertraut, auf welche Weise sie ihn erhalten haben. Ich denke übrigens, dass es nicht nur eine Art gibt, dass es nicht nur diese hier gibt, und vielleicht werde ich Ihnen das nächste Mal zeigen, wie man ihn noch erhalten kann.
Ich möchte dieses kleinen Ereignisses noch ein wenig gedenken, eines Ereignisses, das ich übrigens nicht für klein halte, und ich werde Ihnen dann sagen, warum, anders gesagt, warum ich danach gesucht habe, ich will unseres Treffens noch ein wenig gedenken.
Ich glaube, die Grundlage dieser Suche ist nicht das, was Sarah Kofman in einem Buch, in einem bemerkenswerten Artikel –, zu dem sie einen bemerkenswerten Artikel beigesteuert hat, den sie Roter Geier nennt, was nichts anderes ist als ein Hinweis auf die von Freud gerühmten Elixiere des Teufels, ein Hinweis, den sie hier wieder aufgreift, nachdem sie ihn schon einmal in ihren Vier analytischen Romanen – einem Buch, das ganz von ihr ist – vorgebracht hatte, was mich nicht daran hindert, Ihnen die Lektüre dieser Mimesis zu empfehlen, ein Buch, das mir, mit seinen fünf Koautoren, etwas Bemerkenswertes zu realisieren scheint. Ich muss Ihnen die Wahrheit sagen, ich habe nur den Artikel des ersten, des dritten und des fünften Autors gelesen, da ich mich zur Vorbereitung dieses Seminars mit anderem Dingen herumschlagen musste. Ich glaube jedoch, dass Mimesis wirklich lesenswert ist. Der erste Artikel, der sich auf Wittgenstein bezieht sowie, sagen wir, auf den Lärm, den seine Lehre hervorgerufen hat, ist wirklich bemerkenswert, ihn habe ich von Anfang bis Ende gelesen.
Allerdings muss ich sagen, dass diese Geometrie – also die der Knoten, worüber ich Ihnen gesagt habe, dass sie eine sehr spezielle originelle Geometrie aufweisen – etwas ist, wodurch dieses Unheimliche exorziert wird. Es gibt da etwas Spezielles. Das Unheimliche gehört unbestreitbar zum Imaginären. Dass es jedoch etwas gibt, das es ermöglicht, es zu exorzieren, ist sicherlich selbst wiederum merkwürdig.
Um genauer anzugeben, wo ich das, worum es dabei geht, verorten würde – es ist irgendwo da:
Borromäische Ringe mit Feld der Hemmung
{51} Ich meine, insofern sich das Imaginäre in der Art von zwei Kreisen ausbreitet – was ebenfalls mit einer Zeichnung notiert werden kann, und ich möchte sagen, dass eine Zeichnung nichts notiert, insofern ihre Plättung rätselhaft bleibt –, insofern hier also, verbunden mit dem Imaginären des Körpers, so etwas wie eine spezifische Hemmung <angezeigt wird>, die insbesondere durch das Unheimliche gekennzeichnet wäre, würde ich mir gestatten, zumindest provisorisch zu notieren, was es, bezogen auf seinen Ort, mit besagtem Unheimlichem auf sich hat.
Der Widerstand, den die Imagination beim Nachdenken über das verspürt, was es mit dieser neuen Geometrie auf sich hat, ist etwas, das mir auffällt, da ich ihn selbst verspürt habe..
Dass Soury und Thomé – das wage ich zu sagen, obwohl ich von ihnen letztlich nicht die Bestätigung dafür habe – besonders von dem fasziniert waren, so scheint mir, was mich in meiner Lehre dazu veranlasste, <den Knoten> zu erkunden, unter dem Einfluss, unter der Vorgabe dessen, was mir von der Verbindung des Imaginären, des Symbolischen und des Realem aufgenötigt wurde, dass sie ganz besonders von dem gepackt waren, was man wohl dieses Elaborat nennen muss, meines nämlich, das ist sicherlich kein reiner Zufall – sagen wir, dass sie ein Talent dafür haben.
Das Seltsame, das Seltsame daran, und hier erlaube ich mir zu verraten, was sie mir dazu anvertrauen konnten, das Seltsame daran ist, so scheint mir – und das hat mich berührt, in Anbetracht dessen, was ich, wie Sie wissen, behaupte –, dass sie mir gesagt haben, dass sie hier dadurch vorankommen, dass sie miteinander sprechen. Ich habe ihnen gegenüber nicht sofort eine Bemerkung dazu gemacht, da mir diese vertrauliche Mitteilung wirklich kostbar erschien, es ist jedoch sicher, dass man nicht die Gewohnheit hat, zu zweit zu denken. Die Tatsache, dass sie, indem sie miteinander sprechen, zu Ergebnissen kommen, die nicht nur aufgrund dieses |{52} Erfolgs bemerkenswert sind –; bereits seit langem scheint mir das, was sie zum borromäischen Knoten ausarbeiten, mehr als interessant zu sein, scheint mir das wirklich eine Arbeit zu sein, aber dieser Fund ist gewiss nicht deren Krönung, sie werden noch weitere Entdeckungen machen.
Ich werde nicht hinzufügen, was mir namentlich Soury darüber, wie er die Lehre denkt, sagen konnte; das ist eine Sache, bei der ich denke, dass er, wenn er meinem Beispiel folgt – dem, das ich vorhin charakterisiert habe –, dass er damit sicherlich ebenso gut zurechtkommen wird, wie ich es tun kann, das heißt auf dieselbe riskante Weise.
Aber dass damit ein solche Fund gewonnen werden kann – ich weiß allerdings nicht, ob speziell dieser Fund im Dialog gemacht wurde –, dass sich speziell in diesem Bereich der Dialog als fruchtbar erweist, dadurch wird ja bestätigt, so kann ich wohl sagen, dass er mir selbst gefehlt hat. Ich will sagen, dass in den beiden Monaten, in denen ich mich daran festgebissen hatte, den vierten Dreierknoten zu finden und die Art, wie er mit den beiden anderen, den drei anderen auf borromäische Weise verknüpft werden kann – ich wiederhole es –, das lag sicherlich daran, dass ich ihn allein gesucht habe, ich will sagen, dass ich dabei meine Hoffnung auf mein Denken gesetzt habe. Wie auch immer, ich bestehe nicht drauf.
Es ist Zeit zu sagen, inwiefern mir diese Suche wichtig war.
Diese Suche war mir aus folgendem Grunde überaus wichtig. Die drei Kreise des borromäischen Knotens haben etwas, das man nicht umhin kann festzustellen, nämlich dass sie als Kreise alle drei gleichwertig sind, ich meine, sie bestehen aus etwas, das sich in allen dreien reproduziert.
Es ist kein Zufall, dass ich mit dem Imaginären speziell dies stütze – es ist das Ergebnis einer, sagen wir, gewissen Konzentration –, dass ich das Imaginäre als Träger der Konsistenz angebe und ebenso, dass ich aus dem Loch das Wesentliche dessen mache, worum es beim Symbolischen geht, und dass aufgrund dessen, dass das Reale gerade aufgrund der Freiheit dieser beiden, aufgrund dessen, dass das Imaginäre und das Symbolische frei voneinander sind – eben das ist die Definition des borromäischen Knotens –, dass ich damit das stütze, was ich Ex-sistenz nenne, speziell die des Realen, in dem Sinne, dass es, weil es außerhalb |{53} „sistiert“, außerhalb des Imaginären und des Symbolischen, dass es deshalb dagegenstößt und speziell in etwas hineinspielt, das zur Ordnung der Begrenzung gehört. Die beiden anderen – von dem Moment an, wo es borromäisch verknüpft ist –, die beiden anderen bieten ihm Widerstand. Das heißt, dass das Reale nur Ex-sistenz hat – und es ist ziemlich erstaunlich, dass ich es so formuliere –, dass es nur Ex-sistenz hat, indem es vom Symbolischen und vom Imaginären her auf einen Halt stößt.
Natürlich ist das hier kein Faktum des einfachen Zufalls. Über die beiden anderen muss man das Gleiche sagen. Insofern es dem Realen ex-sistiert, trifft das Imaginäre ebenfalls auf das Hindernis, das hier besser zu spüren ist.
Warum setze ich die Ex-sistenz dann aber gerade dorthin, wo sie am paradoxesten erscheinen mag? Deshalb, weil ich die drei Modi richtig aufteilen muss und weil sich das Denken des Realen genau auf das Ex-sistieren stützt.
Aber was ergibt sich daraus anderes als dies, dass wir diese drei Termini als solche, die sich miteinander verbinden, begreifen müssen?
Wenn sie so analog sind, ist das genau dies, dass – um diesen Ausdruck zu verwenden –, kann man dann nicht annehmen, dass es sich um eine Kontinuität handelt? Und eben dies führt uns geradewegs dahin, den Dreierknoten herzustellen, denn man muss sich nicht besonders anstrengen, um – von daher, wie sie sich ausgleichen, wie sie sich überlagern – diejenigen Punkte der Plättung miteinander zu verbinden, die daraus eine Kontinuität herstellen.
Was folgt nun daraus? Was folgt daraus dafür, dass vom Knoten etwas, das man als zur Ordnung des Subjekts gehörend bezeichnen muss, insofern das Subjekt immer nur unterstellt ist, was folgt daraus dafür, dass das, was von der Ordnung des Subjekts ist, letztlich von diesem Dreierknoten gestützt wird? Heißt das, dass es uns genügt, wenn der Dreierknoten auf borromäische Wesie mindestens zu dritt verknüpft ist? Auf eben diesen Punkt bezog sich meine Frage..
Borromäische Verkettung von vier trivialen Knoten
Zeigt sich uns nicht, dass in einer Figur, einer borromäischen Verkettung, das Minimum immer durch einen Viererknoten gebildet wird? |{54} Ich meine, wenn Sie an der grünen Schnur ziehen, werden Sie bemerken, dass der schwarze Kreis, der hier mit der roten Schnur verknüpft ist, dass er dadurch, dass er von der blauen Schnur gezogen wird, dann die wahrnehmbare Form einer borromäischen Verkettung annehmen wird.
Borromäische Verkettung von zwei trivialen Knoten und zwei unendlichen Geraden
Es scheint, das Mindeste, das man von dieser borromäischen Verkettung erwarten kann, ist dieses Verhältnis von einem zu drei anderen.
Dreierknoten mit offenen Enden
Und wenn wir annehmen – wofür wir ja dort den Beweis haben –, wenn wir tatsächlich denken, dass ein Dreierknoten – denn dieser hier ist nicht weniger ein Dreierknoten –, dass sich diese Knoten borromäisch miteinander verbinden, |{55} dann haben wir –, dann wird für uns greifbar, dass sich auf drei Träger, die wir hier subjektiv nennen wollen, das heißt persönlich, immer ein vierter stützen wird.
Und wenn Sie sich daran erinnern, wie ich dieses vierte Element eingeführt habe – von jedem anderen Element wird angenommen, dass es bezogen auf diese drei Elemente etwas Persönliches bildet –, so wird das vierte das sein, was ich in diesem Jahr als Sinthom artikuliere.
An der Tafel
R S I
S I R
I R S
Sinthom
Nicht ohne Grund habe ich diese Dinge in einer bestimmten Reihenfolge geschrieben: RSI, SIR, IRS, darauf antwortete ja mein Titel vom letzten Jahr.
Das heißt, diese beiden, Soury und Thomé – ich habe in diesem Seminar bereits ausdrücklich darauf hingewiesen –, haben außerdem aufgezeigt, dass es bei den erwähnten borromäischen Knoten so ist, dass es, sobald sie sowohl orientiert als auch gefärbt sind, zwei von unterschiedlicher Natur gibt.
Was heißt das? Das kann man bereits bei der Plättung aufzeigen. Ich verkürze hier, ich zeige Ihnen nur an, in welcher Richtung das zu prüfen wäre. Ich habe Ihnen gesagt, dass diese drei Kreise, diese drei Schnur-Ringe, äquivalent sind. Es ist bemerkenswert, dass erst dann, wenn bei ihnen nicht etwa die jeweilige Identität gekennzeichnet wird – denn Identität hieße, sie mit dem Anfangsbuchstaben zu kennzeichnen und R, I und S zu sagen, das hieße bereits, jeden, jeden als solchen, als Ring des Rea-|{56} len, des Symbolischen und des Imaginären zu titulieren –, es ist jedoch bemerkenswert, dass sich zeigt, dass das, worin sie sich hinsichtlich der Orientierung effektiv unterscheiden, nur daran festgestellt werden kann, dass ihre Differenz durch die Farbe gekennzeichnet wird – nicht zwischen zweien, sondern, wenn ich so sagen darf, ihre absolute Differenz, insofern die Farbe die den dreien gemeinsame Differenz ist. Insofern es etwas gibt, das eins ist – das jedoch als solches die Differenz zwischen den dreien kennzeichnet und nicht die paarweise Differenz –, erscheint als Konsequenz die Unterscheidung zwischen zwei Strukturen von borromäischen Knoten.
Welcher dieser Knoten ist der wahre, der wahre in Bezug auf die Art, wie – bei dem, wovon das Subjekt gestützt wird – das Imaginäre, das Symbolische und das Reale miteinander verknüpft sind? Diese Frage verdient es, untersucht zu werden; um sie abzuschätzen, beziehe man sich auf meine früheren Hinweise auf diese Dualität des borromäischen Knotens, da ich das heute nur ansprechen konnte..
Es gibt etwas Bemerkenswertes, nämlich dass im Gegensatz hierzu der Dreierknoten keine Spur dieser Differenz aufweist. Beim Dreierknoten, das heißt dabei, dass wir das Imaginäre, das Symbolische und das Reale in Kontinuität bringen, wird man nicht erstaunt sein zu sehen, dass es nur einen einzigen Dreierknoten gibt. Ich hoffe, dass es hier genug von Ihnen gibt, die sich Notizen machen, denn das ist wichtig, wichtig genug, um Ihnen vorzuschlagen, dass Sie sich daran machen, das, worum es geht, zu überpüfen, und zwar vor allem, dass es, im Gegensatz hierzu, vom Dreierknoten, der den borromäischen Knoten homogenisiert, nur eine Art gibt.
Zwei Dreierknoten mit entgegengesetzter Orientierung
Vom Dreierknoten gibt es bekanntlich zwei. Es gibt zwei, je nachdem, ob er rechtsdrehend oder linksdrehend ist. Hier gibt es also ein Problem, das ich Ihnen vorlege: Worin besteht die Verbindung zwischen den beiden Arten von borromäischen Knoten und den beiden Arten von Dreierknoten?
{57} Wie dem auch sei, wenn der Dreierknoten wirklich der Träger für jede Art von Subjekt ist, wie soll man ihn dann befragen, wie soll man ihn so befragen, dass das, worum es geht, wirklich ein Subjekt ist?
Taschenbuchausgabe Le Seuil, Paris 1980
Es gab eine Zeit, in der ich einen bestimmten Weg verfolgte, bevor ich auf dem Weg der Analyse war, nämlich die Zeit des Paranoiden in seinen Beziehungen, wie ich sagte, zur Persönlichkeit. Wenn ich mich gegen die Wiederveröffentlichung meiner Dissertation so lange gewehrt habe, dann einfach deshalb, weil die paranoische Psychose und die Persönlichkeit als solche in keiner Beziehung zueinander stehen, einfach deshalb, weil es dasselbe ist.
Dreierknoten in drei Farben für die Kontinuität von R, S und I2
Wenn ein Subjekt das Imaginäre, das Symbolische und das Reale zu dritt verbindet, wird es nur durch ihre Kontinuität gestützt. Das Imaginäre, das Symbolische und das Reale bilden <dann> ein und dieselbe Konsistenz und eben darin besteht die paranoische Psychose.
Wenn man das, was ich heute sage, richtig versteht, könnte man daraus ableiten, dass an drei Paranoiker ein vierter Term als Symptom geknüpft werden könnte, der als solcher als Persönlichkeit situiert wäre, insofern sie von den vorangehenden drei Persönlichkeiten unterschieden und ihr Symptom wäre.
Heißt das, dass sie selbst ebenfalls paranoisch wäre? In dem Fall, der mehr als wahrscheinlich ist, der sicher ist, nämlich dass aus einer unbegrenzten Anzahl von Dreierknoten eine borromäische Verkettung gebildet werden kann, in diesem Fall deutet nichts darauf hin.
Was nicht verhindert, dass uns, in Bezug auf diese Verkettung – die somit keine Paranoia mehr bildet, es sei denn, sie ist allgemein –, dass uns, in Bezug auf diese Verkettung, die mögliche Ausflockung des vierten Terms in diesem Zopf, dem subjektiven Zopf, dass uns die mögliche endgültige Ausflockung des vierten Terms die Möglichkeit lässt, anzunehmen, dass es in der Gesamtheit der Textur bestimmte ausgewählte Punkte gibt, die sich als terme, als Ende, dieses Viererknotens herausstellen. Und genau darin besteht streng genommen das Sinthom, das Sinthom nicht insofern, als es Persönlichkeit ist, sondern insofern es im Verhältnis zu den drei anderen dadurch spezifiziert ist, dass es Sinthom ist und dass es neurotisch ist..
Und damit erhalten wir einen Einblick darin, was es mit dem Unbewussten auf sich hat: Insofern es durch das Sinthom spezifiziert ist, gibt es einen Term, der sich auf speziellere Weise damit verbindet, der zu dem, worum es beim Sinthom geht, in einer besonderen Be-|{58} ziehung steht, in derselben Weise wie Sie hier, im borromäisch zu viert verknüpften Dreierknoten, sehen, dass es eine besondere Reaktion von Rot auf Braun [Grün] gibt, so wie es auch eine besondere Reaktion von Grün [Blau] auf Schwarz gibt..
Borromäische Verkettung von vier trivialen Knoten, zwei rote am Rand
Wenn sich in diesem speziellen Knoten eines der beiden Paare durch eine andere Farbe unterscheidet – um den Terminus wieder aufzugreifen, den ich vorhin verwendet habe –, wenn es in diesem Viererensemble eine Verbindung des Sinthoms mit etwas Besonderem gibt, das heißt, um es deutlich zu sagen, wenn es diese Verbindung gibt – man weiß nicht, ob es diese hier ist oder jene dort –, wenn wir hier links ein rot-grünes Paar haben und dort rechts ein blau-rotes, wenn wir Paare haben und wenn das Sinthom mit dem Unbewussten verbunden ist und das Imaginäre sich mit dem Realen verbindet, dann haben wir es mit etwas zu tun, woraus das Sinthom hervorgeht..
Das sind also die schwierigen Dinge, die ich Ihnen heute vortragen wollte.
Offener Dreierknoten mit Zuordnungen
Sicherlich verdient das eine Ergänzung, eine Ergänzung bezogen auf den Grund, aus dem ich den Dreierknoten hier gewissermaßen geöffnet habe, warum ich ihm die Form gegeben habe, die Sie hier sehen und die nicht diejenige ist, die so gezeichnet ist, wie Sie es hier unten sehen, kreisförmig.
Borromäische Ringe mit Zuordnungen3
{59} Diese Form ergibt sich daraus, dass es sich bei dem Feld, das ich hier bereits als JȺ notiert habe, um die Jouissance handelt, um die Jouissance des Anderen nicht insofern, als ich gesagt habe, dass es keinen Anderen des Anderen gibt, dass dem Symbolischen, dem Ort des Anderen als solchem, nichts entgegengesetzt ist, <vielmehr> dass es insofern keine Jouissance des Anderen gibt, als es keinen Anderen des Anderen gibt und dass es das ist, was dieses ausgestrichene A bedeutet. Daraus ergibt sich, dass hier JȺ diese Jouissance des Anderen des Anderen <ist>, die aus dem einfachen Grund nicht möglich ist, dass es keine gibt..
Daher ist das Ergebnis dies, dass nur das bleibt, was sich im Feld der Plättung des Kreises des Symbolischen mit dem Kreis des Imaginären herstellt, nämlich der Sinn.
Und dass andererseits das, was hier angezeigt wird, was hier bildlich dargestellt wird, das Verhältnis des Symbolischen zum Realen ist, insofern daraus die sogenannte Jouissance des Phallus hervorgeht, die sicherlich nicht selbst schon die auf den Penis bezogene Jouissance als solche ist, die jedoch – wenn wir berücksichtigen, was in Bezug auf das Imaginäre geschieht, das heißt in Bezug auf die Jouissance des Doubles, des Spiegelbildes, die Jouissance des Körpers als imaginärem –, er ist der Träger einer gewissen Anzahl von Klaffungen, und dass die Jouissance tatsächlich die verschiedenen Objekte bildet, die ihn besetzen. Hingegen befindet sich die sogenannte phallische Jouissance (JΦ) dort, an der Verbindung des Symbolischen mit dem Realen.
Insofern es beim Subjekt, das sich auf das parlêtre stützt, auf das Sprechwesen |{60} – in dem Sinne, dass dies hier das ist, was ich das Unbewusste nenne –, Folgendes gibt – und in dieses Feld schreibt sich die phallische Jouissance ein –, insofern es hier die Macht gibt, die insgesamt angerufene, unterstützte/ertragene Macht –; die Macht, das zusammenzufügen, worum es bei einer bestimmten Jouissance geht, die aufgrund der Tatsache eben dieses Sprechens eine Jouissance verbindet, die aufgrund der Tatsache des Sprechwesens als eine parasitäre Jouissance empfunden wird, nämlich die erwähnte Jouissance des Phallus. Das ist also diejenige, die ich hier eintrage, als Gegengewicht zu dem, was den Sinn ausmacht. Das ist der Ort dessen, was vom Sprechwesen im Bewusstsein als Macht bezeichnet wird..
Das, was die Mimesis vollzieht – um mit etwas zu schließen, dessen Lektüre ich Ihnen vorgeschlagen habe –, ist die Tatsache, dass die drei Ringe am Imaginären als Konsistenz teilhaben, am Symbolischen als Loch und am Realen als ihnen ex-sistierend. Die drei Ringe imitieren sich also.
Das zu tun ist umso schwieriger, als sie sich nicht einfach nachahmen, als sie sich, aufgrund der Tatsache des Gesagten, zu einem Dreierknoten zusammensetzen.
Daher beschäftigt mich Folgendes: Nachdem ich die Entdeckung gemacht hatte, dass dieser Dreierknoten sich auf borromäische Weise zu dreien verknüpft, habe ich festgestellt, dass, wenn sie gegeneinander frei geblieben sind, ein Dreierknoten ex-sistiert, der in einer vollen Anwendung seiner Textur spielt, der tatsächlich der vierte ist und der „Sinthom“ heißt.
Das wär’s.
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FRANZÖSISCH/DEUTSCH
Die Zahlen in [eckigen Klammern] und grauer Schrift beziehen sich auf die Seiten der von Jacques-Alain Miller erstellten Ausgabe des Seminars.
Die Zahlen in {geschweiften Klammern} und grauer Schrift beziehen sich auf die Seiten der Übersetzung von Myriam Mitelman und Harold Dielmann..
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[45] Si on mettait autant de sérieux dans les analyses que j’en mets à préparer mon séminaire, eh bien, ça serait tant mieux.
{47} Wenn man an die Analysen mit so viel Ernsthaftigkeit heranginge wie ich an die Vorbereitung meines Seminars, also das wäre wirklich besser.
Ça serait tant mieux, et ça aurait sûrement de meilleurs résultats.
Das wäre wirklich besser und brächte sicherlich bessere Ergebnisse.
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Il faudrait pour ça que dans l’analyse on ait, comme je l’ai… mais c’est du sent-mental dont je parlais l’autre jour… le sentiment d’un risque absolu.
Dafür müsste man in der Analyse, so wie ich – aber das gehört zum Sentimentalen, von dem ich letztes Mal gesprochen habe –, das sentiment, das Gefühl, eines absoluten Risikos haben.
Voilà, l’autre jour je vous ai dit que le nœud à trois… le nœud à trois que je dessine comme ça : et dont vous voyez qu’il s’obtient du nœud borroméen en rejoignant les cordes en ces trois points que je viens de marquer : … je vous ai dit que le nœud à trois, j’avais fait la trouvaille qu’ils se nouaient entre eux, à trois, borroméennement.
Dreierknoten, auch Kleeblattknoten genannt
Beim letzten Mal habe ich Ihnen gesagt, dass ich beim Dreierknoten – beim Dreierknoten, den ich so zeichne und bei dem Sie sehen, dass man ihn aus dem borromäischen Knoten dadurch gewinnt, dass man die Schnüre an den drei Punkten, die ich gerade markiert habe, miteinander verbindet –, ich habe Ihnen ge-|{48} sagt, dass ich beim Dreierknoten die Entdeckung gemacht hatte, dass drei davon sich auf borromäische Weise miteinander verbinden lassen.4
[46] Je vous ai dit aussi en quoi – si l’on peut dire – c’était tout à fait justifiable par une explication.
Dreierknoten, eingetragen in einer borromäischen Verkettung von drei Ringen
In einer Erklärung hatte ich Ihnen auch gesagt, inwiefern sich das, wenn man so sagen kann, völlig begründen lässt.
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Je vous ai dit que je m’étais efforcé pendant deux mois de faire ex-sister pour ce nœud le plus simple, un nœud borroméen à quatre.
Ich hatte Ihnen gesagt, dass ich mich zwei Monate lang bemüht hatte, für diesen einfachsten Knoten einen borromäischen Knoten aus vier Komponenten ex-sistieren zu lassen.5
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Je vous ai dit également que le fait que je n’y étais pas arrivé à le faire ex-sister, ne prouvait rien sinon ma maladresse.
Ich hatte Ihnen außerdem gesagt, dass die Tatsache, dass es mir nicht gelungen ist, ihn ex-sistieren zu lassen, nichts anderes beweist als meine Ungeschicklichkeit.6
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Je crois – je suis même sûr : je m’en souviens – je crois vous avoir dit que je croyais qu’il devait exister.
Ich glaube – ich bin mir sogar sicher, ich erinnere mich daran –, ich glaube Ihnen gesagt zu haben, dass ich glaube, dass er existieren muss.
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J’ai eu le soir même la bonne surprise de voir surgir… il était tard, je dirai même que j’étais sorti avec un peu de retard, vu mes devoirs… j’ai donc vu surgir sur le pas de ma porte le nommé Thomé – pour le nommer – et qui venait m’apporter … et je l’en ai grandement remercié… qui venait m’apporter… fruit de sa collaboration avec Soury, Soury et Thomé, souvenez-vous de ces noms… qui venait m’apporter la preuve, la preuve que le nœud borroméen à quatre, de quatre nœuds à trois, existe bien, ce qui justifie assurément mon obstination, mais ce qui n’en rend pas moins déplorable mon incapacité.
Am selben Abend erlebte ich die schöne Überraschung, zu sehen, wie – es war spät, ich möchte sogar sagen, dass ich wegen meiner Verpflichtungen etwas spät ausgegangen war –, dass besagter Thomé, um seinen Namen zu nennen, an meiner Türschwelle erschien und mir – ich habe mich bei ihm sehr dafür bedankt –, und mir als Frucht seiner Zusammenarbeit mit Soury – Soury und Thomé, merken Sie sich diese Namen –, und mir den Beweis lieferte, den Beweis, dass der borromäische Viererknoten aus vier Dreierknoten tatsächlich existiert, womit meine Hartnäckigkeit sicherlich gerechtfertigt ist, meine Unfähigkeit jedoch nicht weniger bedauerlich ist.7
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Je n’ai néanmoins pas accueilli la nouvelle, que ce problème était résolu, avec des sentiments mélangés… mélangés de mon regret de mon impuissance avec celui du succès obtenu… mes sentiments ne l’étaient pas, ils étaient purement et simplement d’enthousiasme.
Dennoch habe ich die Nachricht, dass dieses Problem gelöst ist, nicht mit gemischten Gefühlen aufgenommen – gemischt aus dem Bedauern über mein Unvermögen und dem Gefühl des erreichten Erfolges –, meine Gefühle waren es nicht, sie waren schlicht und einfach solche der Begeisterung.
Et je crois leur en avoir montré quelque chose, quand je les ai vus quelques soirs après, et soir où d’ailleurs ils n’ont pas pu me rendre compte de comment ils l’avaient trouvé.
Und ich glaube, ich haben den beiden etwas davon gezeigt, als ich sie einige Abende später sah, an einem Abend, an dem sie mir übrigens keine Auskunft darüber geben konnten, wie sie das gefunden hatten.
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Ils l’avaient trouvé de fait, et j’espère n’avoir pas fait d’erreur en transcrivant – car ce n’est qu’une transcription – en transcrivant comme je l’ai fait sur ce papier central le fruit de leur trouvaille.
Borromäische Verkettung von vier Dreierknoten, als Zopf dargestellt.
(Man muss sich vorstellen, dass die obere und die untere Kante miteinander verbunden sind.)8
Sie hatten es faktisch gefunden, und ich hoffe, ich habe keinen Fehler gemacht, als ich das transkribiert habe – denn das hier ist nur eine Transkription –, als ich die Frucht ihrer Entdeckung transkribiert habe, wie ich es auf dem Papier in der Mitte getan habe.
Je l’ai reproduit, à peu de chose près, je veux dire que c’est – c’est le cas de le dire – textuellement ce qu’ils ont élaboré, à part le fait que le trajet mis à plat, est à peine différent.
Bis auf einige Kleinigkeiten habe ich es reproduziert, ich meine, das ist – das kann man wirklich sagen – textuellement das, textgenau das, was sie ausgearbeitet haben, abgesehen davon, dass der geplättete Kurvenverlauf sich kaum davon unterscheidet.9]
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Si ce trajet mis à plat est tel que je vous le présente, c’est pour que vous sentiez peut-être un peu mieux que dans la figure qu’ils m’ont faite… que vous sentiez peut-être un peu mieux comment c’est fait.
Wenn dieser geplättete Kurvenverlauf so ist, wie ich Ihnen das präsentiere, dann deshalb, damit Sie spüren, vielleicht ein wenig besser als in der Figur, die Thomé und Soury für mich angefertigt haben, damit Sie vielleicht ein wenig besser spüren, wie das gemacht ist.
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Je pense que à l’aspect de cette figure – j’espère ! – chacun peut voir que, à supposer par exemple que le nœud à trois – ici noir – le nœud à trois noir étant élidé, il paraît bien clair que les trois autres nœud à trois sont libres.
Ich denke, beim Anblick dieser Figur kann jeder sehen, so hoffe ich, dass, wenn man beispielsweise annimmt, dass der Dreierknoten, hier der schwarze, dass wenn der schwarze Dreierknoten weggelassen wird, dass dann deutlich zu sehen ist, dass die drei anderen Dreierknoten |{49} dann frei sind.
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Il est bien clair en effet que le nœud à trois vert est sous le nœud à trois rouge, qu’il suffit, ce nœud à trois vert, de le sortir du rouge, pour que le nœud à trois brun ici [bleu], se montre également libre.
Es ist ganz klar, dass der grüne Dreierknoten unter dem roten Dreierknoten liegt und dass es genügt, den grünen Dreierknoten vom roten wegnehmen, damit der braune Dreierknoten hier [in der Abbildung der blaue] sich ebenfalls als frei erweist.
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J’ai vu longuement Soury et Thomé.
Ich habe mich länger mit Soury und Thomé getroffen.
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Je vous l’ai dit, ils ne m’ont pas fait de confidences sur la façon dont ils l’ont obtenu.
Sie haben mir, wie gesagt, nicht anvertraut, auf welche Weise sie ihn erhalten haben.
Je pense d’ailleurs qu’il n’y en a pas qu’une, qu’il n’y a pas que celle-là, et peut-être vous montrerai-je la prochaine fois, comment encore on peut l’obtenir.
Ich denke übrigens, dass es nicht nur eine Art gibt, dass es nicht nur diese hier gibt, und vielleicht werde ich Ihnen das nächste Mal zeigen, wie man ihn noch erhalten kann.
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Je voudrais quand même commémorer ce menu événement… événement d’ailleurs que je considère comme pas menu, et je vais vous dire pourquoi ensuite, autrement dit pourquoi je cherchais… je veux un peu plus commémorer notre rencontre.
Ich möchte dieses kleinen Ereignisses noch ein wenig gedenken, eines Ereignisses, das ich übrigens nicht für klein halte, und ich werde Ihnen dann sagen, warum, anders gesagt, warum ich danach gesucht habe, ich will unseres Treffens noch ein wenig gedenken.
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[48] Je crois que le support de cette recherche est non pas ce que Sarah Kofman dans un livre, dans un article remarquable où elle a contribué un article remarquable qu’elle appelle Vautour rouge et qui n’est autre qu’une référence aux Élixirs du diable célébrés par Freud, référence qu’elle reprend après l’avoir déjà une fois mentionnée dans son Quatre romans analytiques, livre entier d’elle, ceci n’empêchant pas que je vous recommande la lecture de cette Mimesis qui me paraît, avec ses cinq autres collaborateurs, réaliser quelque chose de remarquable.
Ich glaube, die Grundlage dieser Suche ist nicht das, was Sarah Kofman in einem Buch, in einem bemerkenswerten Artikel –, zu dem sie einen bemerkenswerten Artikel beigesteuert hat, den sie Roter Geier nennt, was nichts anderes ist als ein Hinweis auf die von Freud gerühmten Elixiere des Teufels, ein Hinweis, den sie hier wieder aufgreift, nachdem sie ihn schon einmal in ihren Vier analytischen Romanen – einem Buch, das ganz von ihr ist – vorgebracht hatte, was mich nicht daran hindert, Ihnen die Lektüre dieser Mimesis zu empfehlen, ein Buch, das mir, mit seinen fünf Koautoren, etwas Bemerkenswertes zu realisieren scheint.10
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Je dois vous dire la vérité, je n’ai lu que l’article du premier, du troisième et du cinquième, parce que j’avais, en raison de la préparation de ce séminaire, d’autres chats à fouetter.
Ich muss Ihnen die Wahrheit sagen, ich habe nur den Artikel des ersten, des dritten und des fünften Autors gelesen, da ich mich zur Vorbereitung dieses Seminars mit anderem Dingen herumschlagen musste.11
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Je crois néanmoins que Mimesis vaut tout à fait la peine d’être lu.
Ich glaube jedoch, dass Mimesis wirklich lesenswert ist.
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Le premier article qui concerne Wittgenstein et disons le bruit qu’a fait son enseignement, est tout à fait remarquable, celui-là, je l’ai lu de bout en bout.
Der erste Artikel, der sich auf Wittgenstein bezieht sowie, sagen wir, auf den Lärm, den seine Lehre hervorgerufen hat, ist wirklich bemerkenswert, ihn habe ich von Anfang bis Ende gelesen.
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Néanmoins, je dois dire que cette géométrie qui est celle des nœuds, dont je vous ai dit qu’ils manifestent une géométrie tout à fait spécifique, originale, est quelque chose qui exorcise cette inquiétante étrangeté.
Allerdings muss ich sagen, dass diese Geometrie – also die der Knoten, worüber ich Ihnen gesagt habe, dass sie eine sehr spezielle originelle Geometrie aufweisen – etwas ist, wodurch dieses Unheimliche exorziert wird.
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Il y a là quelque chose de spécifique.
Es gibt da etwas Spezielles.
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L’inquiétante étrangeté relève de l’Imaginaire, incontestablement.
Das Unheimliche gehört unbestreitbar zum Imaginären.
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Mais qu’il y ait quelque chose qui permette de l’exorciser est assurément de soi-même étrange.
Dass es jedoch etwas gibt, das es ermöglicht, es zu exorzieren, ist sicherlich selbst wiederum merkwürdig.
Pour spécifier où je mettrais ce dont il s’agit, c’est quelque part par là :
Borromäische Ringe mit Feld der Hemmung
Um genauer anzugeben, wo ich das, worum es dabei geht, verorten würde – es ist irgendwo da:
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Je veux dire que c’est pour autant que l’Imaginaire se déploie selon le mode de deux cercles… ce qui peut également se noter d’un dessin, et je dirai qu’un dessin ne note rien, pour autant que la mise à plat en reste énigmatique… c’est pour autant qu’ici, joint à l’Imaginaire du corps, quelque chose comme une inhibition spécifique qui se caractériserait spécialement de l’ inquiétante étrangeté que – provisoirement tout au moins – je | [47] me permettrais de noter ce qu’il en est, quant à sa place, de ladite étrangeté.
{51} Ich meine, insofern sich das Imaginäre in der Art von zwei Kreisen ausbreitet – was ebenfalls mit einer Zeichnung notiert werden kann, und ich möchte sagen, dass eine Zeichnung nichts notiert, insofern ihre Plättung rätselhaft bleibt –, insofern hier also, verbunden mit dem Imaginären des Körpers, so etwas wie eine spezifische Hemmung <angezeigt wird>, die insbesondere durch das Unheimliche gekennzeichnet wäre, würde ich mir gestatten, zumindest provisorisch zu notieren, was es, bezogen auf seinen Ort, mit besagtem Unheimlichem auf sich hat.12
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La résistance que l’imagination éprouve à la cogitation de ce qu’il en est de cette nouvelle géométrie est quelque chose qui me frappe, pour l’avoir éprouvé.
Der Widerstand, den die Imagination beim Nachdenken über das verspürt, was es mit dieser neuen Geometrie auf sich hat, ist etwas, das mir auffällt, da ich ihn selbst verspürt habe.
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Que Soury et Thomé aient été… j’ose le dire, quoiqu’après tout, je n’en ai pas d’eux le témoignage …aient été spécialement captivés – me semble-t-il – par ce qui, dans mon enseignement, a été conduit à explorer, sous le coup, sous le fait de ce que m’imposait la conjonction de l’imaginaire, du symbolique et du réel, qu’ils aient été attrapés tout spécialement par ce qu’il faut bien l’appeler cette élucubration qui est mienne, c’est quelque chose qui n’est certainement pas de pur hasard, disons que pour ça ils sont doués.
Dass Soury und Thomé – das wage ich zu sagen, obwohl ich von ihnen letztlich nicht die Bestätigung dafür habe – besonders von dem fasziniert waren, so scheint mir, was mich in meiner Lehre dazu veranlasste, <den Knoten> zu erkunden, unter dem Einfluss, unter der Vorgabe dessen, was mir von der Verbindung des Imaginären, des Symbolischen und des Realem aufgenötigt wurde, dass sie ganz besonders von dem gepackt waren, was man wohl dieses Elaborat nennen muss, meines nämlich, das ist sicherlich kein reiner Zufall – sagen wir, dass sie ein Talent dafür haben.
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L’étrange… l’étrange, et c’est là-dessus que je me permets de trahir ce qu’ils ont pu me faire de confidence… l’étrange – me semble-t-il – est ceci que… et cela m’a saisi, étant donné ce que vous savez que je profère… c’est qu’ils m’ont dit qu’ils s’y avançaient en parlant entre eux.
Das Seltsame, das Seltsame daran, und hier erlaube ich mir zu verraten, was sie mir dazu anvertrauen konnten, das Seltsame daran ist, so scheint mir – und das hat mich berührt, in Anbetracht dessen, was ich, wie Sie wissen, behaupte –, dass sie mir gesagt haben, dass sie hier dadurch vorankommen, dass sie miteinander sprechen.13
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Je ne leur en ai pas fait tout de suite la remarque, parce qu’à la vérité, cette confidence me semblait très précieuse, mais il est certain qu’on n’a pas l’habitude de penser à deux.
Ich habe ihnen gegenüber nicht sofort eine Bemerkung dazu gemacht, da mir diese vertrauliche Mitteilung wirklich kostbar erschien, es ist jedoch sicher, dass man nicht die Gewohnheit hat, zu zweit zu denken.
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Le fait que ce soit en parlant entre eux qu’ils arrivent à des résultats qui ne sont pas remarquables seulement par cette réussite, il y a longtemps que ce qu’ils composent sur le nœud borroméen me paraît plus qu’intéressant, me paraît un travail, mais cette trouvaille n’en est certainement pas le couronnement, ils en feront d’autres.
Die Tatsache, dass sie, indem sie miteinander sprechen, zu Ergebnissen kommen, die nicht nur aufgrund dieses |{52} Erfolgs bemerkenswert sind –; bereits seit langem scheint mir das, was sie zum borromäischen Knoten ausarbeiten, mehr als interessant zu sein, scheint mir das wirklich eine Arbeit zu sein, aber dieser Fund ist gewiss nicht deren Krönung, sie werden noch weitere Entdeckungen machen.
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Je n’ajouterai pas ce qu’a pu me dire nommément Soury sur le mode dont il pense l’enseignement, c’est une affaire où je pense qu’à suivre mon exemple, celui que j’ai qualifié tout à l’heure, il s’en acquittera certainement aussi bien que je puis le faire, c’est-à-dire de la même façon scabreuse.
Ich werde nicht hinzufügen, was mir namentlich Soury darüber, wie er die Lehre denkt, sagen konnte; das ist eine Sache, bei der ich denke, dass er, wenn er meinem Beispiel folgt – dem, das ich vorhin charakterisiert habe –, dass er damit sicherlich ebenso gut zurechtkommen wird, wie ich es tun kann, das heißt auf dieselbe riskante Weise.
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Mais que ceci puisse être conquis d’une telle trouvaille… je ne sais pas d’ailleurs si spécialement cette trouvaille a été conquise dans le dialogue …que le dialogue s’avère fécond spécialement dans ce domaine, c’est tout à fait – je puis dire – ce que confirme qu’il m’a manqué à moi.
Aber dass damit ein solcher Fund gewonnen werden kann – ich weiß allerdings nicht, ob speziell dieser Fund im Dialog gemacht wurde –, dass sich speziell in diesem Bereich der Dialog als fruchtbar erweist, dadurch wird ja bestätigt, so kann ich wohl sagen, dass er mir selbst gefehlt hat.
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Je veux dire que pendant ces deux mois où je me suis acharné à trouver ce quatrième nœud à trois et la façon dont aux deux autres… aux trois autres, il pouvait se nouer borroméennement, je le répète, c’est assurément que je l’ai cherché seul, je veux dire en espérant dans ma cogitation.
Ich will sagen, dass in den beiden Monaten, in denen ich mich daran festgebissen hatte, den vierten Dreierknoten zu finden und die Art, wie er mit den beiden anderen, den drei anderen auf borromäische Weise verknüpft werden kann – ich wiederhole es –, das lag sicherlich daran, dass ich ihn allein gesucht habe, ich will sagen, dass ich dabei meine Hoffnung auf mein Denken gesetzt habe.
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Qu’importe, je n’insiste pas.
Wie auch immer, ich bestehe nicht drauf.
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Il est temps de dire en quoi cette recherche m’importait.
Es ist Zeit zu sagen, inwiefern mir diese Suche wichtig war.
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[50] Cette recherche m’importait extrêmement pour la raison suivante.
Diese Suche war mir aus folgendem Grunde überaus wichtig.
Les trois cercles du nœud borroméen ont ceci qui ne peut manquer d’être retenu, c’est qu’ils sont – à titre de cercles – tous trois équivalents, je veux dire qu’ils sont constitués de quelque chose qui se reproduit dans les trois.
Die drei Kreise des borromäischen Knotens haben etwas, das man nicht umhin kann festzustellen, nämlich dass sie als Kreise alle drei gleichwertig sind, ich meine, sie bestehen aus etwas, das sich in allen dreien reproduziert.
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Ce n’est pas par hasard que je supporte de l’imaginaire, spécialement… c’est le résultat d’une certaine, disons concentration… que ce soit dans l’imaginaire que je mette le support de ce qui est la consistance, de même, que ce soit le trou que je fasse l’essentiel de ce qu’il en est du symbolique et que, en raison du fait que le réel, justement de la liberté de ces deux, de ce que l’imaginaire et le symbolique… c’est la définition même du nœud borroméen… soient libres l’un de l’autre, que je supporte ce que j’appelle l’ex-sistence, spécialement du réel, en ce sens qu’à sister hors de l’imaginaire et du symbolique, il cogne, il joue tout spécialement dans quelque chose qui est de l’ordre de la limitation.
Es ist kein Zufall, dass ich mit dem Imaginären speziell dies stütze – es ist das Ergebnis einer, sagen wir, gewissen Konzentration –, dass ich das Imaginäre als Träger der Konsistenz angebe und ebenso, dass ich aus dem Loch das Wesentliche dessen mache, worum es beim Symbolischen geht, und dass aufgrund dessen, dass das Reale gerade aufgrund der Freiheit dieser beiden, aufgrund dessen, dass das Imaginäre und das Symbolische frei voneinander sind – eben das ist die Definition des borromäischen Knotens –, dass ich damit das stütze, was ich Ex-sistenz nenne, speziell die des Realen, in dem Sinne, dass es, weil es außerhalb |{53} „sistiert“, außerhalb des Imaginären und des Symbolischen, dass es deshalb dagegenstößt und speziell in etwas hineinspielt, das zur Ordnung der Begrenzung gehört.14
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Les deux autres – à partir du moment où il est borroméennement noué – les deux autres lui résistent.
Die beiden anderen – von dem Moment an, wo es borromäisch verknüpft ist –, die beiden anderen bieten ihm Widerstand.
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C’est dire que le réel n’a d’ex-sistence… et c’est bien étonnant que je le formule ainsi… n’a d’ex-sistence qu’à rencontrer, du symbolique et de l’imaginaire, l’arrêt.
Das heißt, dass das Reale nur Ex-sistenz hat – und es ist ziemlich erstaunlich, dass ich es so formuliere –, dass es nur Ex-sistenz hat, indem es vom Symbolischen und vom Imaginären her auf einen Halt stößt.
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Bien sûr, n’est-ce pas là un fait de simple hasard.
Natürlich ist das hier kein Faktum des einfachen Zufalls.
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Il faut en dire autant des deux autres.
Über die beiden anderen muss man das Gleiche sagen.
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C’est en tant qu’il ex-siste au réel que l’imaginaire rencontre aussi le heurt qui ici se sent mieux.
Insofern es dem Realen ex-sistiert, trifft das Imaginäre ebenfalls auf das Hindernis, das hier besser zu spüren ist.
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Pourquoi dès lors, mets-je cette ex-sistence, précisément là où elle peut sembler la plus paradoxale ?
Warum setze ich die Ex-sistenz dann aber gerade dorthin, wo sie am paradoxesten erscheinen mag?
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C’est qu’il me faut bien répartir ces trois modes et que c’est justement d’ex-sister que se supporte la pensée du réel.
Deshalb, weil ich die drei Modi richtig aufteilen muss und weil sich das Denken des Realen genau auf das Ex-sistieren stützt.
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Mais qu’en résulte-t-il, si ce n’est qu’il nous faut – ces trois termes – les concevoir comme se rejoignant l’un à l’autre ?
Aber was ergibt sich daraus anderes als dies, dass wir diese drei Termini als solche, die sich miteinander verbinden, begreifen müssen?
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S’ils sont si analogues, c’est exactement que – pour employer ce terme – est-ce qu’on ne peut pas supposer que ce soit d’une continuité ?
Wenn sie so analog sind, ist das genau dies, dass – um diesen Ausdruck zu verwenden –, kann man dann nicht annehmen, dass es sich um eine Kontinuität handelt?
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Et c’est là ce qui nous mène tout droit à faire le nœud à trois, car il n’y a pas beaucoup d’effort à commettre pour… de la façon dont ils s’équilibrent, se superposent… joindre les points de la mise à plat qui d’eux feront continuité.
Und eben dies führt uns geradewegs dahin, den Dreierknoten herzustellen, denn man muss sich nicht besonders anstrengen, um – von daher, wie sie sich ausgleichen, wie sie sich überlagern – diejenigen Punkte der Plättung miteinander zu verbinden, die daraus eine Kontinuität herstellen.15
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Mais alors, qu’en résulte-t-il ?
Was folgt nun daraus?
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Qu’en résulte-t-il pour ce que de nœud, quelque chose qu’il faut bien appeler de l’ordre du sujet… pour autant que le sujet n’est jamais que supposé… ce qui de l’ordre du sujet dans ce nœud à trois, se trouve en somme supporté ?
Was folgt daraus dafür, dass vom Knoten etwas, das man als zur Ordnung des Subjekts gehörend bezeichnen muss, insofern das Subjekt immer nur unterstellt ist, was folgt daraus dafür, dass das, was von der Ordnung des Subjekts ist, letztlich von diesem Dreierknoten gestützt wird?16
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Est-ce à dire que si le nœud à trois se | [51] noue lui-même borroméennement – au moins à trois – cela nous suffise ?
Heißt das, dass es uns genügt, wenn der Dreierknoten auf borromäische Wesie mindestens zu dritt verknüpft ist?17
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C’est justement sur ce point que ma question portait.
Auf eben diesen Punkt bezog sich meine Frage.
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Dans une figure, une chaîne borroméenne, est-ce que il ne nous apparaît pas que le minimum est toujours constitué par un nœud à quatre ?
Borromäische Verkettung von vier trivialen Knoten
Zeigt sich uns nicht, dass in einer Figur, einer borromäischen Verkettung, das Minimum immer durch einen Viererknoten gebildet wird?18
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Je veux dire que c’est à tirer cette corde verte pour que vous vous aperceviez que le cercle noir, ici noué avec la corde rouge, sera… en étant tiré par cette corde bleue …sera, manifestera, la forme sensible d’une chaîne borroméenne.
{54} Ich meine, wenn Sie an der grünen Schnur ziehen, werden Sie bemerken, dass der schwarze Kreis, der hier mit der roten Schnur verknüpft ist, dass er dadurch, dass er von der blauen Schnur gezogen wird, dann die wahrnehmbare Form einer borromäischen Verkettung annehmen wird.
Il semble que le moins qu’on puisse attendre de cette chaîne borroméenne, c’est ce rapport de un à trois autres.
Borromäische Verkettung von zwei trivialen Knoten und zwei unendlichen Geraden
Es scheint, das Mindeste, das man von dieser borromäischen Verkettung erwarten kann, ist dieses Verhältnis von einem zu drei anderen.
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Et si nous supposons – comme nous en avons là la preuve – si nous pensons effectivement qu’un nœud à trois… car celui-là n’est pas moins un nœud à trois : …que ces nœuds se composeront borroméennement l’un avec l’autre, nous aurons, | [52] nous toucherons ceci : que c’est toujours de trois supports – que nous appellerons en l’occasion subjectifs, c’est-à-dire personnels – qu’un quatrième prendra appui.
Dreierknoten mit offenen Enden
Und wenn wir annehmen – wofür wir ja dort den Beweis haben –, wenn wir tatsächlich denken, dass ein Dreierknoten – denn dieser hier ist nicht weniger ein Dreierknoten –, dass sich diese Knoten borromäisch miteinander verbinden, |{55} dann haben wir –, dann wird für uns greifbar, dass sich auf drei Träger, die wir hier subjektiv nennen wollen, das heißt persönlich, immer ein vierter stützen wird.19
Et si vous vous souvenez du mode sous lequel j’ai introduit ce quart élément… chacun des autres est supposé constituer quelque chose de personnel au regard de ces trois éléments… le quart sera ce que j’énonce cette année comme le sinthome.
Und wenn Sie sich daran erinnern, wie ich dieses vierte Element eingeführt habe – von jedem anderen Element wird angenommen, dass es bezogen auf diese drei Elemente etwas Persönliches bildet –, so wird das vierte das sein, was ich in diesem Jahr als Sinthom artikuliere.20
Ce n’est pas pour rien que j’ai écrit ces choses dans un certain ordre : R.S.I, S.I.R, I.R.S, c’est bien à quoi répondait mon titre de l’année dernière.
An der Tafel
R S I
S I R
I R S
Sinthom
Nicht ohne Grund habe ich diese Dinge in einer bestimmten Reihenfolge geschrieben: RSI, SIR, IRS, darauf antwortete ja mein Titel vom letzten Jahr.21
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C’est qu’aussi bien, les mêmes Soury et Thomé, j’y ai déjà fait allusion expressément dans ce séminaire …ont mis en valeur que pour ce qui en est des nœuds borroméens en question, à partir du moment où ils sont orientés et coloriés, il y en a deux de nature différente.
Das heißt, diese beiden, Soury und Thomé – ich habe in diesem Seminar bereits ausdrücklich darauf hingewiesen –, haben außerdem aufgezeigt, dass es bei den erwähnten borromäischen Knoten so ist, dass es, sobald sie sowohl orientiert als auch gefärbt sind, zwei von unterschiedlicher Natur gibt.22
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Qu’est-ce à dire ?
Was heißt das?
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Dans la mise à plat, déjà on peut le mettre en valeur.
Das kann man bereits bei der Plättung aufzeigen.23
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Ici, j’abrège, je vous indique seulement dans quel sens en faire l’épreuve.
Ich verkürze hier, ich zeige Ihnen nur an, in welcher Richtung das zu prüfen wäre.
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Je vous ai dit l’équivalence de ces trois cercles, de ces trois ronds de ficelle.
Ich habe Ihnen gesagt, dass diese drei Kreise, diese drei Schnur-Ringe, äquivalent sind.
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Il est remarquable que ce soit seulement à ce que, non pas entre eux que soit marquée l’identité d’aucun… car l’identité, ça serait les marquer par la lettre initiale, dire R, I et S, c’est déjà les intituler chacun, chacun comme tel du réel, du symbolique et de l’imaginaire …mais il est notable qu’il apparaisse que ce qui se distingue entre eux, d’efficace dans l’orientation ne soit repérable que de ce que soit par la couleur marquée leur différence – non pas de l’un à l’autre, mais leur différence, si je puis dire absolue, en ce qu’elle est la | [53] différence commune aux trois.
Es ist bemerkenswert, dass erst dann, wenn bei ihnen nicht etwa die jeweilige Identität gekennzeichnet wird – denn Identität hieße, sie mit dem Anfangsbuchstaben zu kennzeichnen und R, I und S zu sagen, das hieße bereits, jeden, jeden als solchen, als Ring des Rea-|{56} len, des Symbolischen und des Imaginären zu titulieren –, es ist jedoch bemerkenswert, dass sich zeigt, dass das, worin sie sich hinsichtlich der Orientierung effektiv unterscheiden, nur daran festgestellt werden kann, dass ihre Differenz durch die Farbe gekennzeichnet wird – nicht zwischen zweien, sondern, wenn ich so sagen darf, ihre absolute Differenz, insofern die Farbe die den dreien gemeinsame Differenz ist.24
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C’est pour qu’il y ait quelque chose qui est un… mais qui, comme tel, marque la différence entre les trois, et non pas la différence à deux …qu’il apparaît en conséquence la distinction de deux structures de nœuds borroméens.
Insofern es etwas gibt, das eins ist – das jedoch als solches die Differenz zwischen den dreien kennzeichnet und nicht die paarweise Differenz –, erscheint als Konsequenz die Unterscheidung zwischen zwei Strukturen von borromäischen Knoten.25
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Lequel est le vrai, est le vrai au regard de ce qu’il en est de la façon dont se noue l’imaginaire, le symbolique et le réel dans ce qui supporte le sujet ?
Welcher dieser Knoten ist der wahre, der wahre in Bezug auf die Art, wie – bei dem, wovon das Subjekt gestützt wird – das Imaginäre, das Symbolische und das Reale miteinander verknüpft sind?26
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Voilà la question qui mérite d’être interrogée, qu’on se reporte à mes précédentes allusions à cette dualité du nœud borroméen pour l’apprécier, car je n’ai pu aujourd’hui que l’évoquer un instant.
Diese Frage verdient es, untersucht zu werden; um sie abzuschätzen, beziehe man sich auf meine früheren Hinweise auf diese Dualität des borromäischen Knotens, da ich das heute nur ansprechen konnte.27
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Il y a quelque chose de remarquable, c’est que le nœud à trois par contre, ne porte pas trace de cette différence.
Es gibt etwas Bemerkenswertes, nämlich dass im Gegensatz hierzu der Dreierknoten keine Spur dieser Differenz aufweist.28.
Dans le nœud à trois, c’est-à-dire dans le fait que nous mettons l’imaginaire, le symbolique et le réel en continuité, on ne s’étonnera pas que nous y voyions qu’il n’y a qu’un seul nœud à trois.
Beim Dreierknoten, das heißt dabei, dass wir das Imaginäre, das Symbolische und das Reale in Kontinuität bringen, wird man nicht erstaunt sein zu sehen, dass es nur einen einzigen Dreierknoten gibt.
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J’espère que il y en a ici suffisamment qui prennent des notes, car ceci est important, important pour vous suggérer d’aller vérifier ce dont il s’agit, à savoir nommément que du nœud à trois… qui homogénéise le nœud borroméen …il y en a par contre qu’une espèce.
Ich hoffe, dass es hier genug von Ihnen gibt, die sich Notizen machen, denn das ist wichtig, wichtig genug, um Ihnen vorzuschlagen, dass Sie sich daran machen, das, worum es geht, zu überpüfen, und zwar vor allem, dass es, im Gegensatz hierzu, vom Dreierknoten, der den borromäischen Knoten homogenisiert, nur eine Art gibt.
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Est-ce à dire que ce soit vrai ?
Heißt das nun, dass es wahr ist?29
Chacun sait que de nœud à trois, il y en a deux.
Zwei Dreierknoten mit entgegengesetzter Orientierung
Vom Dreierknoten gibt es bekanntlich zwei.
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Il y en a deux selon qu’il est dextrogyre ou lévogyre.
Es gibt zwei, je nachdem, ob er rechtsdrehend oder linksdrehend ist.
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C’est donc là un problème que je vous pose : quel est le lien entre ces deux espèces de nœuds borroméens et les deux espèces de nœuds à trois ?
Hier gibt es also ein Problem, das ich Ihnen vorlege: Worin besteht die Verbindung zwischen den beiden Arten von borromäischen Knoten und den beiden Arten von Dreierknoten?30
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Quoiqu’il en soit, si le nœud à trois est bien le support de toute espèce de sujet, comment l’interroger, comment l’interroger de telle sorte que ce soit bien d’un sujet qu’il s’agisse ?
{57} Wie dem auch sei, wenn der Dreierknoten wirklich der Träger für jede Art von Subjekt ist, wie soll man ihn dann befragen, wie soll man ihn so befragen, dass das, worum es geht, wirklich ein Subjekt ist?31
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Il fut un temps ou j’avançais dans une certaine voie, avant que je ne sois sur la voie de l’analyse, c’est celui de paranoïaque dans ses rapports – disais-je avec la personnalité.
Es gab eine Zeit, in der ich einen bestimmten Weg verfolgte, bevor ich auf dem Weg der Analyse war, nämlich die Zeit des Paranoiden in seinen Beziehungen, wie ich sagte, zur Persönlichkeit.32
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Si j’ai si longtemps résisté à la republication de ma thèse, c’est simplement pour ceci : c’est que la psychose paranoïaque et la personnalité – comme telle – n’ont pas de rapport, simplement pour ceci : c’est parce que c’est la même chose.
Taschenbuchausgabe Le Seuil, Paris 1980
Wenn ich mich gegen die Wiederveröffentlichung meiner Dissertation so lange gewehrt habe, dann einfach deshalb, weil die paranoische Psychose und die Persönlichkeit als solche in keiner Beziehung zueinander stehen, einfach deshalb, weil es dasselbe ist.33
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En tant qu’un sujet noue à trois l’imaginaire, le symbolique et le réel, il n’est supporté que de leur continuité.
Wenn ein Subjekt das Imaginäre, das Symbolische und das Reale zu dritt verbindet, wird es nur durch ihre Kontinuität gestützt. .
L’imaginaire, le symbolique et le réel sont une seule et même consistance, et c’est en cela que consiste la psychose paranoïaque.
Dreierknoten in drei Farben für die Kontinuität von R, S und I34
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À bien entendre ce que j’énonce aujourd’hui, on pourrait en déduire qu’à trois paranoïaques pourrait être noué… au titre de symptôme …un | [54] quatrième terme qui se situerait comme tel comme personnalité, en tant qu’elle-même elle serait – au regard des trois personnalités précédentes – distincte, et leur symptôme.
Wenn man das, was ich heute sage, richtig versteht, könnte man daraus ableiten, dass an drei Paranoiker ein vierter Term als Symptom geknüpft werden könnte, der als solcher als Persönlichkeit situiert wäre, insofern sie von den vorangehenden drei Persönlichkeiten unterschieden und ihr Symptom wäre.35
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Est-ce à dire qu’elle serait paranoïaque elle aussi ?
Heißt das, dass sie selbst ebenfalls paranoisch wäre?
Rien ne l’indique dans le cas qui est plus que probable, qui est certain …où c’est d’un nombre indéfini de nœuds à trois qu’une chaîne borroméenne peut être constituée.
In dem Fall, der mehr als wahrscheinlich ist, der sicher ist, nämlich dass aus einer unbegrenzten Anzahl von Dreierknoten eine borromäische Verkettung gebildet werden kann, in diesem Fall deutet nichts darauf hin.36
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Ce qui n’empêche pas que, au regard de cette chaîne… qui dès lors ne constitue plus une paranoïa, si ce n’est qu’elle est commune …au regard de cette chaîne, la floculation possible de quarts termes… dans cette tresse qui est la tresse subjective …la floculation possible, terminale, de quarts termes nous laisse la possibilité de supposer que sur la totalité de la texture, il y a certains points élus qui – de ce nœud à quatre – se trouvent le terme.
Was nicht verhindert, dass uns, in Bezug auf diese Verkettung – die somit keine Paranoia mehr bildet, es sei denn, sie ist allgemein –, dass uns, in Bezug auf diese Verkettung, die mögliche Ausflockung des vierten Terms in diesem Zopf, dem subjektiven Zopf, dass uns die mögliche endgültige Ausflockung des vierten Terms die Möglichkeit lässt, anzunehmen, dass es in der Gesamtheit der Textur bestimmte ausgewählte Punkte gibt, die sich als terme, als Ende, dieses Viererknotens herausstellen.
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Et c’est bien en cela que consiste, à proprement parler le sinthome, et le sinthome non pas en tant qu’il est personnalité, mais qu’au regard de trois autres, il se spécifie d’être sinthome et névrotique.
Und genau darin besteht streng genommen das Sinthom, das Sinthom nicht insofern, als es Persönlichkeit ist, sondern insofern es im Verhältnis zu den drei anderen dadurch spezifiziert ist, dass es Sinthom ist und dass es neurotisch ist.37
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Et c’est en cela qu’un aperçu nous est donné sur ce qu’il en est de l’inconscient : c’est en tant que le sinthome le spécifie, qu’il y a un terme qui s’y rattache plus spécialement qui, au regard de ce qu’il en est du sinthome, a un rapport privilégié, de même qu’ici dans le nœud à trois noué borroméennement à quatre : vous voyez qu’il y a une réponse particulière du rouge au brun [vert], de même qu’il y a une réponse particulière du vert [bleu] au noir.
Und damit erhalten wir einen Einblick darin, was es mit dem Unbewussten auf sich hat: Insofern es durch das Sinthom spezifiziert ist, gibt es einen Term, der sich auf speziellere Weise damit verbindet, der zu dem, worum es beim Sinthom geht, in einer besonderen Be-|{58} ziehung steht, in derselben Weise wie Sie hier, im borromäisch zu viert verknüpften Dreierknoten, sehen, dass es eine besondere Reaktion von Rot auf Braun [Grün] gibt, so wie es auch eine besondere Reaktion von Grün [Blau] auf Schwarz gibt.
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[55] C’est en tant que l’un des deux couples se distingue de ce nœud spécifique avec une autre couleur… pour reprendre le terme dont je me servais tout à l’heure …c’est en tant qu’il y un lien du sinthome à quelque chose de particulier dans cet ensemble à quatre : c’est – pour tout dire – pour autant qu’il y a ce lien… on ne sait pas si c’est celui-ci ou celui-là …c’est pour autant que nous avons un couple rouge-vert ici à gauche, bleu-rouge ici à droite, que nous avons couple, et que c’est en tant que le sinthome se relie à l’inconscient, et que l’imaginaire se lie au réel, que nous avons affaire à quelque chose dont surgit le sinthome.
Borromäische Verkettung von vier trivialen Knoten, zwei rote am Rand
Wenn sich in diesem speziellen Knoten eines der beiden Paare durch eine andere Farbe unterscheidet – um den Terminus wieder aufzugreifen, den ich vorhin verwendet habe –, wenn es in diesem Viererensemble eine Verbindung des Sinthoms mit etwas Besonderem gibt, das heißt, um es deutlich zu sagen, wenn es diese Verbindung gibt – man weiß nicht, ob es diese hier ist oder jene dort –, wenn wir hier links ein rot-grünes Paar haben und dort rechts ein blau-rotes, wenn wir Paare haben und wenn das Sinthom mit dem Unbewussten verbunden ist und das Imaginäre sich mit dem Realen verbindet, dann haben wir es mit etwas zu tun, woraus das Sinthom hervorgeht.38
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Voilà les choses difficiles que je voulais, pour vous, énoncer aujourd’hui.
Das sind also die schwierigen Dinge, die ich Ihnen heute vortragen wollte.
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Assurément, ceci mérite le complément, le complément de la raison pourquoi ici j’ai en quelque sorte ouvert le nœud à trois, pourquoi j’en ai donné la forme que vous voyez ici : qui n’est pas celle qui se trouve dessinée de la façon que vous voyez en bas, circulaire.
Offener Dreierknoten mit Zuordnungen
Sicherlich verdient das eine Ergänzung, eine Ergänzung bezogen auf den Grund, aus dem ich den Dreierknoten hier gewissermaßen geöffnet habe, warum ich ihm die Form gegeben habe, die Sie hier sehen und die nicht diejenige ist, die so gezeichnet ist, wie Sie es hier unten sehen, kreisförmig.39
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Elle résulte de ceci : c’est qu’au regard de ce champ, que j’ai déjà ici noté de JȺ, il s’agit de la jouissance, de la jouissance, non pas de l’Autre, au titre de ceci que j’ai énoncé : qu’il n’y a pas d’Autre de l’Autre, qu’au Symbolique – lieu de l’Autre comme tel – rien n’est opposé, | [56] qu’il n’y a pas de jouissance de l’Autre en ceci qu’il n’y a pas d’Autre de l’Autre, et que c’est ce que veut dire cet A barré.
Borromäische Ringe mit Zuordnungen
{59} Diese Form ergibt sich daraus, dass es sich bei dem Feld, das ich hier bereits als JȺ notiert habe, um die Jouissance handelt, um die Jouissance des Anderen nicht insofern, als ich gesagt habe, dass es keinen Anderen des Anderen gibt, dass dem Symbolischen, dem Ort des Anderen als solchem, nichts entgegengesetzt ist, <vielmehr> dass es insofern keine Jouissance des Anderen gibt, als es keinen Anderen des Anderen gibt und dass es das ist, was dieses ausgestrichene A bedeutet.40
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Il en résulte qu’ici JȺ : cette jouissance de l’Autre de l’Autre qui n’est pas possible pour la simple raison qu’il n’y en a pas.
Daraus ergibt sich, dass hier JȺ diese Jouissance des Anderen des Anderen <ist>, die aus dem einfachen Grund nicht möglich ist, dass es keine gibt.41
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Dès lors ce qui en résulte est ceci : que seul reste ce qui se produit dans le champ de mise à plat du cercle du symbolique avec le cercle de l’imaginaire qui est le sens.
Daher ist das Ergebnis dies, dass nur das bleibt, was sich im Feld der Plättung des Kreises des Symbolischen mit dem Kreis des Imaginären herstellt, nämlich der Sinn.42
Et que d’autre part, ce qui est ici indiqué, figuré, c’est le rapport du symbolique avec le réel en tant que de lui sort la jouissance dite du phallus, qui n’est certes pas en elle-même la jouissance comme telle pénienne, mais qui… si nous considérons ce qu’il advient au regard de l’imaginaire, cest-à-dire de la jouissance du double, de l’image spéculaire, de la jouissance du corps en tant qu’imaginaire …il est le support d’un certain nombre de béances, et qu’elle constitue proprement les différents objets qui l’occupent.
Und dass andererseits das, was hier angezeigt wird, was hier bildlich dargestellt wird, das Verhältnis des Symbolischen zum Realen ist, insofern daraus die sogenannte Jouissance des Phallus hervorgeht, die sicherlich nicht selbst schon die auf den Penis bezogene Jouissance als solche ist, die jedoch – wenn wir berücksichtigen, was in Bezug auf das Imaginäre geschieht, das heißt in Bezug auf die Jouissance des Doubles, des Spiegelbildes, die Jouissance des Körpers als imaginärem –, er ist der Träger einer gewissen Anzahl von Klaffungen, und dass die Jouissance tatsächlich die verschiedenen Objekte bildet, die ihn besetzen.43
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Par contre, la jouissance dite phallique se situe là (JΦ), à la conjonction du symbolique avec le réel.
Hingegen befindet sich die sogenannte phallische Jouissance (JΦ) dort, an der Verbindung des Symbolischen mit dem Realen.
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C’est pour autant que chez le sujet qui se supporte du parlêtre… au sens que c’est là ce que je désigne comme étant l’Inconscient …il y a… et c’est dans ce champ que la jouissance phallique s’inscrit …il y a le pouvoir, le pouvoir en somme appelé, supporté, le pouvoir de conjoindre ce qu’il en est d’une certaine jouissance qui, du fait de cette parole elle-même, conjoint une jouissance… éprouvée du fait du parlêtre …comme une jouissance parasitaire, et qui est celle dite du phallus.
Insofern es beim Subjekt, das sich auf das parlêtre stützt, auf das Sprechwesen |{60} – in dem Sinne, dass dies hier das ist, was ich das Unbewusste nenne –, Folgendes gibt – und in dieses Feld schreibt sich die phallische Jouissance ein –, insofern es hier die Macht gibt, die insgesamt angerufene, unterstützte/ertragene Macht –; die Macht, das zusammenzufügen, worum es bei einer bestimmten Jouissance geht, die aufgrund der Tatsache eben dieses Sprechens eine Jouissance verbindet, die aufgrund der Tatsache des Sprechwesens als eine parasitäre Jouissance empfunden wird, nämlich die erwähnte Jouissance des Phallus.44
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C’est bien celle que j’inscris ici comme balance à ce qu’il en est du sens.
Das ist also diejenige, die ich hier eintrage, als Gegengewicht zu dem, was den Sinn ausmacht.
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C’est le lieu de ce qui – par le parlêtre – est désigné en conscience comme pouvoir.
Das ist der Ort dessen, was vom Sprechwesen im Bewusstsein als Macht bezeichnet wird.45
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Ce qui mime… pour conclure sur quelque chose dont je vous ai proposé la lecture …c’est le fait que les trois ronds participent de l’imaginaire en tant que consistance, du symbolique en tant que trou, et du réel en tant qu’à eux ex-sistant.
Das, was die Mimesis vollzieht – um mit etwas zu schließen, dessen Lektüre ich Ihnen vorgeschlagen habe46 –, ist die Tatsache, dass die drei Ringe am Imaginären als Konsistenz teilhaben, am Symbolischen als Loch und am Realen als ihnen ex-sistierend.
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Les trois ronds donc s’imitent.
Die drei Ringe imitieren sich also.
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[57] Il est d’autant plus difficile de ce faire, qu’ils ne s’imitent pas simplement, que du fait du dit, ils se composent dans un nœud triple.
Das zu tun ist umso schwieriger, als sie sich nicht einfach nachahmen, als sie sich, aufgrund der Tatsache des Gesagten, zu einem Dreierknoten zusammensetzen.47
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D’où mon souci, après avoir fait la trouvaille que ce nœud triple se nouait à trois borroméennement, j’ai constaté que s’ils se sont conservés libres entre eux, un nœud triple, jouant dans une pleine application de sa texture, ex-siste, qui est bel et bien quatrième, et qui s’appelle le sinthome. Voilà !
Daher beschäftigt mich Folgendes: Nachdem ich die Entdeckung gemacht hatte, dass dieser Dreierknoten sich auf borromäische Weise zu dreien verknüpft, habe ich festgestellt, dass, wenn sie gegeneinander frei geblieben sind, ein Dreierknoten ex-sistiert, der in einer vollen Anwendung seiner Textur spielt, der tatsächlich der vierte ist und der „Sinthom“ heißt. Das wär’s.48
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PARAPHRASE MIT ERGÄNZUNGEN
Passagen in schwarzer Schrift sind Zusammenfassungen.
Passagen in eckigen Klammern in grüner Schrift sind meine Ergänzungen.
Passagen in eckigen Klammern, die mit einem Fragezeichen beginnen und hellgrün unterlegt sind, enthalten meine Fragen zum Textverständnis.
Die Zahlen in geschweiften Klammern und grauer Schrift verweisen auf die entsprechenden Seiten von:
Jacques Lacan: Das Sinthom. Das Seminar, Buch XXIII (1975–1976). Textherstellung durch Jacques-Alain Miller. Übersetzt von Myriam Mitelman und Harold Dielmann. Turia und Kant, Wien 2017.
Einstimmung: Das Gefühl des Risikos beim Unterrichten
{47} Lacan fragt, was einen Analytiker dazu bringen kann, an eine Analyse mit so viel Ernsthaftigkeit heranzugehen wie er an die Vorbereitung seines Seminars. Seine Antwort lautet: das Gefühl eines absoluten Risikos. Das sei ein Gefühl, also etwas Senti-mentales, wie er in der letzten Sitzung erläutert hatte. [Dieses Gefühl lässt sich demnach letztlich auf das Imaginäre zurückführen, hieß es in der vorangegangenen Sitzung gesagt. In Seminar 22, RSI, hatte Lacan gesagt: Im Unbewussten können auch die Affekte verortet werden, da die Affekte durch die Einwirkung der Sprache entstehen.49] [? Unterscheidet er das Gefühl vom Affekt?]
[Im Vortrag Joyce das Symptom I hatte Lacan über die Ernsthaftigkeit von Ernest Jones gesprochen, offenbar kritisch. Hintergrund war vielleicht Sartres Kritik der Ernsthaftigkeit; für Sartre besteht das Ergebnis einer „existentiellen Psychoanalyse“ darin, auf den Geist der Ernsthaftigkeit zu verzichten, da dieser zur Unaufrichtigkeit (mauvaise foi) führe; Ernsthaftigkeit beweist man, Sartre zufolge, dadurch, dass man der Welt mehr Realität zuschreibt als sich selbst, und eben darin besteht für ihn die Flucht vor der Verantwortung.50 Sartres These wird hier indirekt von Lacan zurückgewiesen.]
Borromäische Verkettung von vier Dreierknoten
Dreierknoten, auch Kleeblattknoten genannt
Lacan erinnert daran, dass er in der vorangegangenen Sitzung angedeutet hatte, man einen Dreierknoten (oder Kleeblattknoten) aus einer borromäischen Verkettung von drei Ringen (von drei trivialen Knoten) gewinnen kann, und zwar dadurch, dass man die borromäischen Ringe an den drei äußeren Überkreuzungspunkten aufschneidet und neu zusammensetzt. Und dass er in der vorangegangenen Sitzung darauf hingewiesen hatte, dass er eine topologische Entdeckung gemacht hatte, nämlich wie drei Dreierknoten |{48} auf borromäische Weise miteinander verkettet werden können [auf borromäische Weise: wenn man eine beliebigen von ihnen auftrennt, fallen alle drei auseinander].
Dreierknoten, eingetragen in eine borromäische Verkettung von drei Ringen
[Der Dreierknoten (oder Kleeblattknoten) ist in der Topologie die einfachste Form eines Knotens mit einer Selbstverschlingung, die nicht aufgelöst werden kann, ohne den Knoten aufzutrennen, die einfachste Form also eines Knotens, der kein einfacher „Ring“ ist, kein trivialer Knoten oder Unknoten, wie die Topologen sagen. Der Dreierknoten ist dadurch charakterisiert, dass er – bei Beseitigung aller „falschen Löcher“, wie Lacan sich ausdrückt – drei Überschneidungspunkte hat, wobei – wenn man dem Kurvenverlauf folgt – das Überkreuzen und das Unterkreuzen sich abwechseln.]
Problem und Lösung
Lacan hatte in der vorangegangenen Sitzung außerdem gesagt, dass er sich seit zwei Monaten abmühe, für vier Dreierknoten eine borromäische Verkettung existieren zu lassen, also aus ihnen eine Verkettung zu bilden, die borromäischen Charakter hat. Damit hatte er keinen Erfolg. Allerdings war er davon überzeugt, dass dies möglich sei.
[Hier fehlt etwas in der Problembeschreibung. Wenn man weiß, wie man eine borromäische Verkettung von vier trivialen Knoten herstellt (von vier Ringen), ist es ja ohne Schwierigkeit möglich, eine borromäische Verkettung von vier Dreierknoten zu produzieren. Man erzeugt vier Dreierknoten und zieht in jedem von ihnen den Knoten so fest zusammen, dass er keine Schlaufen mehr zeigt. Anschließend behandelt man diese vier Dreierknoten so, als wären sie „Unknoten“, man verknüpft sie auf dieselbe Weise, wie man vier triviale Knoten borromäisch miteinander verbinden würde. Es muss hier also eine Bedingung ins Spiel kommen, die von Lacan nicht genannt wird, wodurch die Sache jedoch überhaupt erst schwierig wird. Im letzten Satz der laufenden Sitzung gibt Lacan vermutlich einen Hinweis darauf: Der Dreierknoten soll „in einer vollen Anwendung seiner Textur spielen“.] [? Welche Bedingung ist es, durch welche die Herstellung einer borromäischen Verkettung von vier Dreierknoten zu einem Problem wird?]
Am Abend nach der letzten Sitzung bekam er Besuch von Michel Thomé [einem Spezialisten auf dem Gebiet der Knotentheorie] und Thomé brachte ihm in Gestalt eine Figur [also wohl einer Zeichnung] den Beweis, dass sich vier Dreierknoten tatsächlich zu einer borromäischen Verkettung verbinden lassen. Thomé hatte das Verfahren in Zusammenarbeit mit Pierre Soury gefunden. Einige Abende später hatte Lacan sich mit den beiden getroffen; sie beiden konnten ihm nicht sagen, auf welchem Weg sie die Lösung gefunden hatten.
Lacan spricht über seine Gefühle bei dieser Nachricht: Trotz der Konfrontation mit seinem bedauerlichen Unvermögen habe er die Entdeckung von Soury und Thomé nicht mit gemischten Gefühlen aufgenommen, sondern mit reinem Enthusiasmus. [Auch hier geht es um den Zusammenhang zwischen dem Knoten und den Gefühlen.]
Während der Seminarsitzung hängt eine von Lacans angefertigte Zeichnung mit der Lösung des Umwandlungsproblems an einer Wand des Hörsaals. Er hat darin das Diagramm von Thomé und Soury textuellement wiedergegeben, textgenau [mit einer Anspielung auf Textur und Textil], leicht verändert, damit seine Hörer besser „spüren“ (sentir) können, worum es geht. [Wieder spricht Lacan über den Zusammenhang zwischen den Knotendiagrammen und den Gefühlen, jetzt den Gefühlen seiner Hörer.]
Borromäische Verkettung von vier Dreierknoten, als Zopf dargestellt.
(Man muss sich vorstellen, dass die obere und die untere Kante miteinander verbunden sind.)51
[Im Diagramm sieht man 2 schwarze, 2 blaue, 2 rote und 2 grüne Linien, die von oben nach unten verlaufen, zickzackförmig, jedoch mit runden Biegungen.
Der Zopf dient hier dazu, einen Knoten darzustellen. Damit sich die für einen Knoten notwendige Schließung der Kurven ergibt, muss man sich vorstellen, dass die unteren und die oberen Enden der Linien miteinander verbunden sind. Man könnte die Zeichnung ausdrucken und um einen Zylinder wickeln, derart, dass die Enden der Linien sich berühren. Wenn man diese Schließungsoperation durchgeführt hat, hat dies den Effekt, dass die zur selben Farbe gehörenden beiden Linien sich in zwei Abschnitte einer einzigen Linie verwandeln.]
[Beispielsweise durchläuft der schwarze Kleeblattknoten folgende Stationen:
– Beginn oben ganz links,
– Ende unten als vierter Knoten von rechts,
– Fortsetzung oben als vierter Knoten von rechts,
– Ende unten als erster Knoten von links,
– Fortsetzung oben ganz links.
Man sieht Folgendes:
(a) Jeder der vier Knoten (der schwarze, der grüne, der blaue und der rote) bildet einen Dreierknoten. Das erkennt man, wenn man die Selbstüberschneidungen verfolgt: es gibt drei Selbstüberschneidungen, und das Überkreuzen und das Unterkreuzen wechseln sich ab.
(b) Der blaue Kleeblattknoten liegt über dem roten und unter dem grünen Kleeblattknoten. Man sieht das, wenn man die Überkreuzungen mit den Augen abfährt: immer überkreuzt das blaue Band das rote, und immer überkreuzt das grüne Band das blaue und das rote.]
(c) Man sieht: wenn man den schwarzen Dreierknoten entfernt, fallen die drei anderen Dreierknoten |{49} auseinander. [Dies muss für jeden der vier Dreierknoten gelten, andernfalls wäre die Verkettung nicht borromäisch.] [? Mir ist nicht klar, wie man das „sehen“ kann. Offenbar am Muster der Überkreuzungen und Unterkreuzungen – aber worin besteht es?]
(d) Wenn man den grünen Knoten unter dem roten Knoten herauszieht, ist der braune (in der Zeichnung: blaue) Kleeblattknoten ebenfalls frei. [Es ist wohl gemeint: Wenn man den grünen Knoten herauszieht, sind die drei übrigen frei, also nicht mehr miteinander verkettet.]
Lacan vermutet, dass es weitere Verfahren gibt, vier Dreierknoten in eine borromäische Verkettung zu bringen. [? Worin besteht das Verfahren, auf dem das Zopfdiagramm von Soury und Thomé beruht?]
Intermezzo: Die Knotengeometrie treibt das Unheimliche aus
Lacan bezieht sich dann auf das [im selben Jahr erschienene] Buch Mimesis des articulations [„Mimesis der Artikulationen“, Aubier-Flammarion, Paris 1975]. Er empfiehlt die Lektüre und verweist vor allem auf zwei Artikel darin. Zum einen auf den Aufsatz von Sarah Kofman mit dem Titel Vautour rouge, „Roter Geier“. [S. Kofman: Vautour rouge. Le double dans les Elixirs du diable d’Hoffmann („Roter Geier. Das Double in Hoffmanns Elixieren des Teufels“). Der „rote Geier“ stammt aus E.T.A. Hoffmanns Lebensansichten des Katers Murr.] Zum anderen bezieht er sich auf den Aufsatz [von Sylviane Agacinski], der Wittgenstein und die Wittgenstein-Rezeption zum Thema hat. Lacan betont, dass er zwei Aufsätze des Bandes aus Zeitmangel nicht gelesen habe [auch nicht den von Derrida] und er weist darauf hin, dass Kofman sich bereits in ihren Vier analytischen Romanen [Galilée, Paris 1974, darin in Le double et le diable] auf [Freuds Studie Das Unheimliche, insbesondere auf Freuds Bemerkungen über] Hoffmanns Erzählungen bezogen hatte [sowie auf diese Erzählungen selbst] .
Lacans Suche nach der Möglichkeit, vier Dreierknoten in eine borromäische Verkettung zu bringen, stützt sich nicht auf das, was Kofman in ihrem Aufsatz erwähnt [d.h. nicht auf das Unheimliche]. Lacan ist vielmehr der Auffassung, dass die Knotengeometrie das Unheimliche austreibt, was selbst wiederum unheimlich sei.
Borromäische Ringe mit Feld der Hemmung
Das Unheimliche gehört zum Imaginären, sagt Lacan, und er fragt sich, wo in der zeichnerischen Darstellung der drei borromäischen Ringe das Unheimliche zu genau verorten ist. |{51} Er verweist hierfür auf das obenstehende Schema [das er bereits in Seminar 22, RSI, vorgestellt hatte]. In diesem Diagramm gibt es ein Feld der Hemmung (inhibition), und das Unheimliche ist vorläufig in diesem Feld zu lokalisieren. Das Feld der Hemmung entsteht dadurch, der Kreis des Imaginären auf bestimmte Weise verdoppelt wird. [Der zweite Kreis des Imaginären liegt gewissermaßen unter dem ersten; er hat einen größeren Radius als der erste Kreis; hierdurch entsteht ein Keil (in der Zeichnung rosa), der in das Feld des Symbolischen hineinreicht.] Die Zeichnung „notiert nichts, insofern ihre Plättung rätselhaft bleibt“. [Das könnte heißen: Der Zusammenhang zwischen dem zweidimensionalen Diagramm mit dem Keil der Hemmung und dem im dreidimensionalen Raum verorteten borromäischen Knoten ist unklar.] Das Unheimliche ist eine spezielle Art der Hemmung [also im Feld der Hemmung zu verorten]. Als Hemmung ist es mit dem Imaginären des Körpers verbunden [das durch den Ring des Imaginären dargestellt wird]. [Freud definiert die Hemmung als eine Blockierung in der Ausübung von Ich-Funktionen; vgl. S. Freud, Hemmung, Symptom und Angst (1926), Teil I.]
Beim Nachdenken über die Knotentopologie verspürt die Imagination einen Widerstand [der sich u. a. in den Gefühlen äußert, auf die Lacan immer wieder hinweist]. [Dieser Widerstand gehört, vermute ich, zum Feld der Hemmung, wie das Unheimliche. Durch die Beschäftigung mit der Knotentheorie wird die Hemmung geringer, insofern, könnte man vielleicht sagen, treibt die Knotentopologie das Unheimliche aus.] Das fällt Lacan auf, sagt er, weil er diesen Widerstand selbst verspürt hat.
Borromäische Verkettung von vier Dreierknoten, Fortsetzung
Soury und Thomé sind von Lacans Version der borromäischen Ringe beeindruckt, so nimmt er an, von seiner Anwendung auf die Dreiheit des Realen, des Symbolischen und des Imaginären. Der Grund: sie sind dafür begabt. [Eine Erklärung durch Begabung ist eine Pseudo-Erklärung, sie steht in der Tradition der scholastischen vires-Erklärungen: Warum kann ein Vogel fliegen? Weil er über Flugkraft verfügt usw.]
Ihn, Lacan also, habe verblüfft, dass sie in der Entwicklung ihrer Knotentheorie dadurch vorankommen, dass sie miteinander sprechen. Schließlich sei es nicht üblich, zu zweit zu denken. Die Dialogmethode von Soury und Thomé sei jedoch unbestreitbar produktiv, und das steht, wie Lacan hervorhebt, im Gegensatz zu dem, was er sonst über den Dialog sagt. [Kritik am Dialogbegriff findet man bei Lacan ab Seminar 12, Schlüsselprobleme für die Psychoanalyse, davor hatte er immer wieder zustimmend vom „[psycho-]analytischen Dialog“ gesprochen.] |{52} Offenbar war der Dialog genau das, was ihm, Lacan, gefehlt hatte.
Von Soury habe Lacan außerdem dessen Überlegungen zum Unterrichten erfahren. Lacan erinnert daran, dass er zu Beginn dieser Sitzung gesagt hatte, er habe das Gefühl, bei der Vorbereitung seines Unterrichts ein absolutes Risiko einzugehen. Er nehme an, dass Soury mit dem Unterrichten so gut zurechtkommen werde wie er, Lacan, wenn er es so mache wie Lacan, d.h. auf riskante Weise.
Intermezzo: Inwiefern gehört die Ex-sistenz zum Realen?
Lacan kündigt an, dass er erklären wolle, warum ihn die Frage beschäftigt hat, ob sich vier Dreierknoten auf borromäische Weise miteinander verschlingen lassen.
[Er geht zurück zur den borromäischen Ringen.] Die drei trivialen Knoten einer borromäischen Verkettung sind äquivalent: Jeder einzelne Ring hat folgende Merkmale [wie Lacan in den Seminaren 21 und 22 entwickelt hatte]:
– Konsistenz [d.h. der Zusammenhalt der Schnur in sich selbst, im Diagramm durch die Geschlossenheit der Kurve repräsentiert]. Für Lacan ist die Konsistenz der imaginäre Aspekt eines Rings.
– Loch [d.h. der Ring ist keine Scheibe, sondern gewissermaßen der Rand einer Scheibe, deren Inneres fehlt: ein Loch bildet, das zugleich außen ist]. Für ihn ist dies der symbolische Aspekt eines Rings.
– Ex-sistenz, d.h. jeder Ring ist den anderen Ringen äußerlich, er stößt sich an den anderen, er „sistiert“ [verharrt] im Außen, die anderen Ringe bilden für ihn eine Grenze, sie bieten ihm Widerstand [ein Ring durchdringt weder sich selbst noch andere Ringe]. Dies ist für ihn der reale Aspekt eines Rings. Nimmt man in der borromäischen Verkettung von drei Ringen den Ring des Realen, so besteht die Ex-sistenz dieses bestimmten Rings darin, dass er an die Ringe des Symbolischen und des Imaginären anschlägt [statt sie zu durchdringen]. |{53} Das Reale hat also nur insofern Ex-sistenz, als es auf das Hindernis des Symbolischen und des Imaginären trifft.
Nun gilt aber dasselbe für die anderen beiden Ringe. Die Ex-sistenz beispielsweise des imaginären Rings besteht darin, dass für diesen Ring der reale Ring ein Hindernis bildet [und ebenso der symbolische Ring]. [Die Ex-sistenz ist also kein Merkmal, das dem Ring des Realen vorbehalten wäre.] Warum ordnet Lacan dann – so fragt er selbst – die Ex-sistenz gerade dem Realen zu?
Erster Grund: Er musste die drei Modi [der Knoten, nämlich Konsistenz, Loch und Ex-sistenz] aufteilen [sie den drei Registern des Symbolischen, des Realen und des Imaginären zuordnen, und nachdem er dem Imaginären die Konsistenz zugewiesen hatte und dem Symbolischen das Loch, blieb für das Reale die Ex-sistenz übrig].
Zweiter Grund: Das Denken des Realen stützt sich genau auf die Ex-sistenz. [Das Reale ist gewissermaßen der Widerstand, auf den das Denken stößt – die Verbindung von Imaginärem und Symbolischem – und den es nicht zu durchdringen vermag.]
Der Dreierknoten als Kontinuität des Realen, des Symbolischen und des Imaginären
Die drei Terme [des Imaginären, des Symbolischen und des Realen] sind also analog [die drei Ringe sind strukturgleich gebaut]. Heißt das aber nicht, dass man sie ineinander übergehen lassen muss? Muss man nicht annehmen, dass das Reale, das Symbolische und das Imaginäre in Kontinuität stehen? [Dass man also die Ex-sistenz der drei Ringe aufgeben muss, ihr Gegeneinander-Äußerlich-Sein? Hier beginnt eine für Lacan typische dialektische Bewegung, die an Hegel erinnert: die Differenz der Terme schlägt um in ihre Identität – die Ex-sistenz in die Kontinuität, und das Scharnier ist die Strukturgleichheit.] Eben dies führt [von der borromäischen Verkettung von drei trivialen Knoten] zum Dreierknoten.
[Am Ende der vorangehenden Sitzung ging es um die Umwandlung eines Dreierknotens in eine borromäische Verkettung von drei Ringen, jetzt vollzieht Lacan die umgekehrte Bewegung, also die Umwandlung der borromäischen Verkettung von drei Ringen in einen Dreierknoten; bereits zu Beginn der laufenden Sitzung hatte er sich darauf bezogen.] Bei diesem Übergang muss man in der symmetrischen Plättung der borromäischen Ringe die Kreuzungspunkte auf bestimmte Weise verbinden [und die nach außen zeigenden Hälften der Ringe abstoßen]. [Dies zeigt das Diagramm „Dreierknoten, eingetragen in eine borromäische Verkettung von drei Ringen zu Beginn dieses Artikels. Die roten Linien bilden dort einen Dreierknoten; sie sind zugleich die Hälften von drei Ringen. Die borromäische Verkettung von drei Ringen verwandelt sich in einen Dreierknoten, wenn man die andere Hälfte der Ringe (grün, blau, gelb) entfernt und die verbleibenden Kurven an den drei mit einem roten Punkt markierten Kreuzungsstellen verspleißt.]
Darstellung des Subjekts durch die borromäische Verkettung von 3 + 1 Dreierknoten
Wie kann dann aber der Dreierknoten [als Einheit von R, S und I] die Ordnung des Subjekts stützen [insofern das Subjekt gespalten ist], wobei das Subjekt immer nur unterstellt ist? [Lacan spielt hier sicherlich auf seine Formel an „Ein Signifikant ist das, was für einen anderen Signifikanten das Subjekt repräsentiert“ – das Subjekt ist das, was in der Signifikantenbeziehung unterstellt wird; hier vermutich abgewandelt zu: ‚Ein Subjekt ist das, was im Knoten oder in der Knotenbeziehung unterstellt wird.‘]
Besteht die Antwort darin, dass das [gespaltene] Subjekt dann vom [Dreier-]Knoten repräsentiert werden kann, wenn mindestens drei Dreierknoten auf borromäische Weise verschlungen sind? Das war die Frage, die ihn [anfangs] beschäftigt hatte.
Borromäische Verkettung von vier trivialen Knoten
Lacan nächste Frage lautete, ob eine borromäische Verkettung [die das neurotische Subjekt repräsentiert] aus mindestens vier Elementen [aus vier Dreierknoten] besteht? [Dies ist die am Ende von Seminar 22, RSI, entwickelte These: Das neurotische Subjekt besteht aus vier trivialen Knoten, R, S, I und Sinthom. Diese Frage wurde dann umformuliert: Besteht das neurotische Subjekt aus vier Dreierknoten? Dass ein solcher Knoten topologisch existiert, hatten Soury und Thomé ihm gezeigt.]
[Ich verstehe den übergreifenden Gedankengang so:
– Das nicht-neurotische Subjekt lässt sich durch eine borromäische Verkettung von drei Ringen darstellen, drei trivialen Knoten (Seminar 22).
– Das neurotische Subjekt wird am besten durch eine borromäische Verkettung von vier trivialen Knoten dargestellt, mit dem vierten Knoten für das Symptom (Seminar 22).
– Die Knoten, aus denen Lacan die borromäische Verkettung bislang gebildet hatte, waren Ringe, in topologischer Terminologie: „Unknoten“ oder „triviale Knoten“. Es wäre besser, das Subjekt nicht durch triviale Knoten darzustellen, sondern durch Dreierknoten (Kleeblattknoten). Bei den Dreierknoten geht es um die Kontinuität des Realen, des Imaginären und des Symbolischen. Die drei Register sollen nicht nur als verschieden dargestellt werden (drei Knoten), sondern zugleich als kontinuierlich ineinander übergehend. [? Warum?]
– Also stellt sich die Frage: Lässt sich eine borromäische Verkettung auch aus Dreierknoten bilden?
– Für drei Dreierknoten geht es, das hat er selbst herausgefunden.
– Die Frage lautet also: Gibt es auch eine borromäische Verkettung von vier Dreierknoten, mit dem vierten Dreierknoten für das Sinthom?
– Was die topologische Seite angeht, wurde die Frage wenige Tage zuvor von Soury und Thomé positiv beantwortet.
– Also lässt sich das neurotische Subjekt durch eine borromäische Verkettung von vier Dreierknoten darstellen, mit dem vierten Dreierknoten für das Sinthom. ]
|{54} In einem der Diagramme an der Tafel sieht man, wie Lacan sagt, Folgendes: Wenn man an einer bestimmte Schnur zieht, bekommen die Elemente die wahrnehmbare Form einer borromäischen Verkettung. [? Mir ist nicht klar, auf welches Diagramm sich das bezieht. Staferla fügt an dieser Stelle das unten wiedergegebene Diagramm ein; Ich sehe nicht, wie es zur Beschreibung passt ]
Borromäische Verkettung von zwei trivialen Knoten und zwei unendlichen Geraden
{54} Typisch für eine borromäische Verkettung dieses Typs ist Folgendes: Wenn sie ihre kleinste Form annimmt, nämlich die einer borromäischen Verkettung von vier Elementen, dann hat sie die Struktur drei plus eins – drei Elemente stehen einem vierten Element gegenüber. [Topologisch gesehen ist das nicht haltbar, erstens ist die kleinste Form eine Verkettung von drei Elementen, zweitens haben alle Elemente dieselbe Funktion, jedes Element hält die gesamte Verkettung zusammen. Da Lacan das sicherlich klar ist, wird man sagen dürfen, dass hier gemeint ist: Die kleinste Form einer borromäischen Verkettung zur Darstellung der Neurose ist die Verkettung von vier Elementen; in einer borromäischen Verkettung von vier Elementen kann man Gruppierungen vornehmen, z.B. die Gruppierung 3 + 1, die allerdings willkürlich ist, sie wird durch die topologische Struktur der Verkettung nicht gestützt.]
Der Dreierknoten als paranoische Psychose
{55} [Lacan bezieht dies nun auf die borromäische Verkettung von 3 + 1 Elementen, drei Elemente sind Dreierknoten.] An der Tafel sieht man die Darstellung eines „offenen“ Dreierknotens, der gleichwohl ein Dreierknoten ist [d.h. man muss sich hinzudenken, dass die beiden Enden außerhalb der Abbildung miteinander verbunden sind]. An der Tafel haben wir [außerdem] den Beweis [von Soury und Thomé] dafür [dass vier Dreierknoten borromäisch miteinander verknüpft werden können].
Jeder Dreierknoten kann als etwas Subjektives begriffen werden, als etwas Persönliches [als Darstellung des Subjekts qua Persönlichkeit]. Auf diese drei Dreierknoten qua Persönlichkeiten stützt sich immer ein vierter Knoten. Dieser Knoten ist das Sinthom. [Offenbar wechselt Lacan hier zum einzelnen Subjekt zur Gruppe, zu einer Vierergruppe, in der ein Mitglied die Funktion des Symptoms hat.]
Lacan verweist hierzu auf diesen Tafelanschrieb:
R S I
S I R
I R S
Sinthom
Er erklärt hierzu, es sei kein Zufall, dass er das so angeschrieben habe, und dass die Permutationen mit dem Titel des vorangehenden Seminars beginnen, RSI.
[Ich nehme an, dass die vier Zeilen vier Knoten repräsentieren, die ersten drei Zeilen drei Dreierknoten, die vierte Zeile den Knoten des Sinthoms. Was könnte die Permutation der Buchstaben bedeuten? Vielleicht dass in einer solchen Viererkonstellation jede der drei Persönlichkeiten einen anderen Akzent hat: dominant real, dominant symbolisch, dominant imaginär.]
[Diese Art der Beschreibung einer Gruppenstruktur erinnert an Lacans Konzept des „Kartells“ als Arbeitsgruppe im Rahmen seiner École freudienne de Paris:
„Für die Durchführung der Arbeit werden wir das Prinzip der beständigen Erarbeitung in Kleingruppen übernehmen. Jede davon (wir haben einen Namen, um diese Gruppen zu bezeichnen) wird sich aus mindestens drei Personen zusammensetzen, maximal aus fünf, das richtige Maß ist vier. Plus eine, verantwortlich für die Auswahl, die Diskussion und das Ergebnis, die der Arbeit einer jeden Gruppe zuzuweisen sind.“52]
Zwei Arten von borromäischen Verkettungen
Soury und Thomé haben gezeigt, dass es zwei Arten der borromäischen Verkettung [von drei Knoten] gibt, unter der Voraussetzung, dass die [drei] Elemente zugleich gefärbt und orientiert [in Seminar 21 hatte Lacan diese beiden Arten der Verkettung als „zentrifugal“ und „zentripetal“ bezeichnet]. Den Unterschied zwischen den beiden Typen von borromäischen Verkettungen sieht man in der Plättung [die eine Verkettung erscheint hier als Spiegelbild der anderen]. Lacan kürzt hier ab und deutet nur die Untersuchungsrichtung an.
Mit Färbung der Knoten ist gemeint, dass die Ringe durch Farben individualisiert sind. |{56} Das heißt jedoch nicht, dass die Ringe damit eine Identität haben; eine Identität hätten sie dann, wenn man sie als „real“, „symbolisch“ oder „imaginär“ bezeichnete. Bei der Färbung werden sie nur durch ein einziges Merkmal charakterisiert, die Farbe [ein Merkmal drei Ausprägungen], ihre absolute Differenz, die Farbe als die ihnen gemeinsame Differenz. Unter der Voraussetzung, dass die Ringe gefärbt und orientiert sind, kann man zwei Arten der Orientierung von borromäischen Verkettungen aus drei Ringen unterscheiden [zentrifugal und zentripetal]. Dabei interessiert nicht die paarweise Farbdifferenz zwischen zwei Ringen [also beispielsweise nicht, wie der rote und der blaue Ring sich im einen oder anderen Fall zueinander verhalten]. Es geht vielmehr um zwei Arten, wie alle drei Ringe auf borromäische Weise miteinander verschlungen sein können.
Die Frage, die sich für Lacan von hier aus stellt, lautet: Welche der beiden Arten von borromäischen Verkettungen ist die wahre, im Hinblick darauf, dass das Imaginäre, das Reale und das Symbolische so verknüpft sind, dass sie das Subjekt tragen [dass sie das Subjekt repräsentieren]? Er empfiehlt, hierzu seine früheren Hinweise zur Dualität der borromäischen Verkettungen heranzuziehen. [Die beiden Knotenformen können durch die Reihenfolge RSI (mit den Permutationen SIR und IRS) und die Reihenfolge RIS (mit den Permutationen ISR und SRI) unterschieden werden. In Seminar 21 hatte Lacan erklärt, die Reihenfolge RSI sei die für die Psychoanalyse geeignete.]
Der Dreierknoten als Repräsentation der paranoischen Psychose und das Sinthom im Massenwahn
Zwei Dreierknoten mit entgegengesetzter Orientierung
Der Dreierknoten weist keine Spur dieser Differenz auf [der Differenz zwischen dem Realem, dem Symbolischem und dem Imaginärem] – der Dreierknoten ist der Knoten, bei dem das Reale, das Symbolische und das Imaginäre in Kontinuität stehen, er homogenisiert die borromäische Verkettung.
Es gibt nur einen einzigen Dreierknoten. [? Was ist damit gemeint, wo es doch zwei gibt, wie gleich im nächsten Satz festgehalten wird –?]
Bekanntlich gibt es zwei Arten von Dreierknoten, rechtsdrehende und linksdrehende. Diese Dualität ist eine andere als die der borromäischen Knoten.
[Wenn man eine borromäische Verkettung aus Dreierknoten bildet, muss man also für jeden Dreierknoten festlegen, ob er rechts- oder linksdrehend ist oder ob beides möglich ist. Die Knoten des Realen, des Symbolischen und des Imaginären sind dann eventuell nicht mehr völlig strukturgleich.]
Der oben dargestellte Dreierknoten zeigt das Imaginäre, das Symbolische und das Reale in Kontinuität, die borromäische Verkettung ist hier „homogenisiert“. [Der Dreierknoten steht jetzt dafür, dass das Imaginäre, das Symbolische und das Reale einander durchdringen, dass es zwischen ihnen keine Äußerlichkeit gibt, keine Ex-sistenz.]
Also kann man die Frage stellen: Wie verhält sich die Dualität der borromäischen Verkettungen [zentrifugal/zentripetal] zur Dualität der Dreierknoten [rechtsdrehend/linksdrehend]?
[Man müsste eine psychoanalytische Entsprechung finden für die Rechtsdrehung und die Linksdrehung der Dreierknoten, also zwei Formen unterscheiden, wie die Kontinuität zwischen dem Realen, dem Symbolischen und dem Imaginären hergestellt werden kann. Außerdem bräuchte man eine psychoanalytische Entsprechung zu den beiden Formen von borromäischen Verkettungen, also zentrifugalen und zentripetalen Verkettungen (wobei eine von beiden, Lacan zufolge, für die Psychoanalyse nicht geeignet ist). Wenn man diese beiden Zuordnungen vorgenommen hätte, könnte man die Beziehungen zwischen den beiden Dualitäten erkunden.]
{57} Die Frage ist also, wie der Dreierknoten auf das Subjekt zu beziehen ist. Lacan beantwortet sie jetzt so, dass er sich auf seine Dissertation [von 1932] bezieht. Sie hat den Titel Von der paranoischen Psychose in ihren Beziehungen zur Persönlichkeit. Den Forderungen nach einem Nachdruck habe er sich lange widersetzt, und zwar deshalb, wie er sagt, weil „paranoische Psychose“ und „Persönlichkeit“ dasselbe sind, weshalb es keine Beziehung zwischen ihnen geben kann [und die im Titel enthaltene Fragestellung unsinnig ist].
Dreierknoten in drei Farben für die Kontinuität von R, S und I53
Die paranoische Psychose besteht eben darin, dass das Imaginäre, das Symbolische und das Reale in Kontinuität stehen [ineinander übergehen], dass sie eine Konsistenz bilden [eine einzige zusammenhängende Schnur]. [Im Falle der Paranoia besteht das Reale aus Signifikanten, die rätselhafte Botschaften senden und sich insofern auf das Imaginäre beziehen.]
[Lacan stellt sich nun vor, dass man drei Dreierknoten unverbunden nebeneinander legt; nach dem Vorangehenden repräsentieren sie drei paranoische Subjekte, drei „Persönlichkeiten“.]
Zu drei Paranoikern kann man eine vierte Person hinzufügen, die ihr Symptom bildet [und die sich auf borromäische Weise mit den anderen Elementen verkettet]. Ist diese vierte Person ebenfalls ein Paranoiker? [Ist die Person, die eine Gruppe von Paranoikern zusammenhält, ebenfalls ein Paranoiker? Muss sie ebenfalls durch einen Dreierknoten dargestellt werden?]
Darauf weist in dem folgenden Fall nichts hin: dem einer borromäischen Verkettung, die aus einer unbegrenzten Zahl von Dreierknoten besteht. [Lacan wechselt jetzt von der Gruppenpsychologie zur Massenpsychologie. Wenn die Zahl der zusammengehaltenen Dreierknoten unbegrenzt ist – wenn die paranoischen „Persönlichkeiten“ eine Masse bilden –, ist der zusammenhaltende Knoten (der „Führer“?) selbst vermutlich kein Dreierknoten, keine paranoische Persönlichkeit.] Dieser Fall ist mehr als wahrscheinlich, er ist gewiss.
Diese borromäische Verkettung stellt dann keine Paranoia mehr da, es sei denn eine allgemeine. [Man muss demnach die individuelle Paranoia von der allgemeinen Paranoia unterscheiden, ich nehme an: vom Massenwahn. Im Falle des Massenwahns muss derjenige, der die Position des Sinthoms besetzt, nicht selbst psychotisch sein, er kann ein neurotisches Subjekt sein.] [? Wer ist bei einem Massenwahn das Sinthom? Der Führer? Der Verfolger?]
Lacan geht wieder zurück zur borromäischen Verkettung von vier Dreierknoten [in dem also der vierte Ring ebenfalls ein Dreierknoten ist.]. Er bezieht sich auf diesen Knoten mit dem Begriff „Zopf“, meint also das bereits reproduzierte Zopfdiagramm.
Dieser Zopf ist ein „subjektiver Zopf“ [d.h. ein Zopf, der ein Subjekt oder mehrere Subjekte repräsentiert].
Der vierte Knoten [der für das Symptom steht] kann „ausgeflockt“ werden. [Das heißt vermutlich: Er kann im Diagramm in eine Randposition gebracht werden, so dass er sich von den übrigen drei Knoten sichtbar unterscheidet.]
Dies lässt annehmen, „dass es über die Gesamtheit der Textur bestimmte ausgewählte Punkte gibt, die sich als Ende (terme) dieses Viererknotens herausstellen.“ [Das meint vielleicht: Der vierte Knoten kann durch seine Über- und Unterkreuzungspunkte mit den drei anderen Knoten charakterisiert werden.]
Genau darin besteht das Sinthom. Das Sinthom ist dieser vierte Dreierknoten. Er steht nicht für die „Persönlichkeit“, d.h. nicht für die paranoische Psychose, sondern für das neurotische Sinthom. [Der Dreierknoten wird von Lacan also auf zwei Weisen interpretiert. Der Dreierknoten repräsentiert die paranoische Psychose und er repräsentiert das neurotische Subjekt, insofern es als Sinthom fungiert.]
Paarbeziehungen in der borromäischen Verkettung von vier Dreierknoten: 2 + 2
Dies gibt einen Hinweis auf das Funktionieren des Unbewussten. Insofern das Unbewusste durch das Sinthom bestimmt wird, hängt sich ein besonderer Term |{58} an das Sinthom. [Das Unbewusste wird von Lacan mit dem Symbolischen gleichgesetzt, genauer: mit einem Teilbereich des Symbolischen. Das Unbewusste wird unter anderem durch das Sinthom bestimmt, also gibt es eine enge Beziehung zwischen dem Ring des Sinthoms und dem des Symbolischen, d.h. des Unbewussten. Dies ist das erste Knoten-Paar.]
Die borromäische Verkettung aus vier Dreierknoten kann so sein, dass je zwei Farben ein Paar bilden [dies ist kein strukturelles topologisches Merkmal, sondern eine von außen herangetragene Festlegung]. Das eine Paar steht für die besondere Beziehung zwischen dem Sinthom und dem Unbewussten, für die besondere Antwort, die das eine auf das andere gibt. Das andere Paar repräsentiert die besondere Beziehung zwischen dem Imaginären und dem Realen, die Antwort des einen auf das andere. Mit dem Sinthom haben wir es dann zu tun, wenn es diese beiden Paare gibt. Die beiden Paare werden im Diagramm durch die besondere Beziehung zwischen je zwei Farben dargestellt. [Die besondere Beziehung zwischen dem Imaginären und dem Realen ist die Jouissance des Anderen, wie im Folgenden gezeigt wird.]
[Lacan untersucht also die Gruppierungsmöglichkeiten zwischen den Knoten einer borromäischen Verkettung von vier Dreierknoten.
– Erste Gruppierung: 1 + 3, der Knoten des Sinthoms steht den anderen drei Knoten gegenüber.
– Zweite Gruppierung: 2 + 2, der Knoten des Sinthoms bildet mit dem des Symbolischen (des Unbewussten) ein Paar, das dem Paar aus Imaginärem und Realem gegenübersteht.]
Überschneidungsbereiche in den Diagrammen der borromäischen Ringe und des geöffneten Dreierknotens
Offener Dreierknoten mit Zuordnungen
Was hier noch fehlt, sagt Lacan, ist eine Begründung dafür, warum er den Dreierknoten geöffnet dargestellt hat [wie im Diagramm rechts] und nicht, wie sonst, kreisförmig. |{59} Die Bezeichnungen [im offenen Dreierknoten] ergeben sich aus einem [in Seminar 22 vorgestellten] Schema der borromäischen Verkettung von drei Ringen.
Borromäische Ringe mit Zuordnungen54
[In diesem Diagramm der borromäischen Verkettung von drei Ringen gibt es vier Überschneidungsbereiche. Sie tragen die Bezeichnungen JȺ, Sinn, JΦ und a.]
Jouissance des ausgestrichenen Anderen
Zunächst zu dem mit JȺ bezeichneten Feld, JȺ für jouissance de l’Autre barré, Jouissance des ausgestrichenen oder versperrten Anderen [dieses Feld liegt im Überschneidungsbereich zwischen dem Realen und dem Imaginären, abzüglich des Feldes für das Objekt a]. Um welchen Anderen geht es bei dieser Jouissance? Es geht hier nicht um denjenigen Anderen, über den er [in Seminar 6] gesagt hatte „Es gibt keinen Anderen des Anderen“, was sich darauf bezog, dass nichts dem Symbolischen – dem Ort des Anderen – entgegengesetzt ist. [Gemeint ist vielmehr] dass es insofern keine Jouissance des Anderen gibt, als es keinen Anderen des Anderen gibt, das ist hier mit diesem ausgestrichene A gemeint. Daraus ergibt sich: JȺ bedeutet die Jouissance des Anderen des Anderen, insofern als es keinen Anderen des Anderen gibt; JȺ bedeutet, dass die Jouissance des Anderen des Anderen nicht möglich ist.
[In Seminar 22 hatte Lacan erklärt, dass man in „jouissance des ausgestrichenen Anderen“ den Genitiv als Genitivus objectivus aufzufassen hat – der Andere ist hier derjenige, an dem Jouissance empfunden wird, nicht derjenige, der Jouissance empfindet. Außerdem heißt es in Seminar 22, mit dem Anderen sei der Körper des anderen Geschlechts gemeint. Vgl. die Nachweise unten im „Kleinen Lacan-Lexikon“ sowie in Lacan entziffern den Artikel Die Jouissance des ausgestrichenen Anderen – JȺ. Gemeint ist also: Es gibt keinen Zugang zur Jouissance des Partners des anderen Geschlechts.
Da die Jouissance des Anderen nicht möglich ist, bleiben nur die folgenden Felder: Zum einen bleibt das Feld, das sich im Diagramm [der borromäischen Ringe] als das Feld darstellt, in dem sich das Symbolische mit dem Imaginären überschneidet, also das Feld des Sinns (sens) [abzüglich des Feldes des Objekts a].
Zum anderen bleibt das Feld der Überschneidung des Symbolischen mit dem Realen, also das Feld der phallischen Jouissance, JΦ. Diese Jouissance ist nicht bereits die Penisjouissance als solche [da ja das Symbolische hineinwirkt].
Man muss berücksichtigen, was mit der Jouissance in Bezug auf das Imaginäre geschieht, mit der Jouissance des Spiegelbildes, des Doubles, des Körpers, insofern er imaginär ist [dies ist die Jouissance, die sich von der jouissance phallique als Überschneidung des Symbolischen und des Realen unterscheidet].
Objekt a
Der [? imaginäre?] Körper ist der Träger einer Reihe von Klaffungen [der erogenen Zonen]. Die Jouissance bildet die verschiedenen Objekte, die den Körper besetzen [die Objekte a, nehme ich an]. [? Bezieht sich Lacan hier auf das a im Diagramm des offenen Dreierknotens?]
[Der Zusammenhang zwischen Jouissance des Phallus, Jouissance des Penis und Jouissance des imaginären Körpers ist in Lacans Darstellung unklar.]
Phallisches Jouissance
Bei diesem durch das Sprechen bestimmten Subjekt gibt es |{60} die Macht, und in dieses Feld fügt sich die phallische jouissance ein. Diese Macht ist eine angerufene, gestützte/ertragene Macht. Diese Macht ist die Macht, eine bestimmte Jouissance zusammenzufügen, zu verbinden, und zwar eine Jouissance, die aufgrund des Sprechens als parasitär empfunden wird: die Jouissance des Phallus. Die phallische Jouissance ist der Ort dessen, was im Bewusstsein als Macht empfunden wird [wohl deswegen, weil diese Jouissance durch das Unbewusste bestimmt wird, alsoi gerade nicht beherrschbar ist].
Im Diagramm des geöffneten Dreierknotens ist die phallische Jouissance das, was dem Sinn die Waage hält. Im Diagramm der borromäischen Ringe liegt die phallische Jouissance im Überschneidungsbereich des Realen und des Symbolischen.
Noch einmal: Über die phallische Jouissance sagt Lacan hier:
(a) Die phallische Jouissance ist nicht schon einfach die Jouissance des Penis.
(b) Die phallische Jouissance ist dort anzusiedeln, wo das Symbolische mit dem Realen zusammentrifft. [Dies meint:] Die Grundlage der phallischen Jouissance besteht darin, dass das Subjekt sich auf das Sprechsein (parlêtre) stützt [darauf, dass das Symbolische sich in das Reale des Körpers einschreibt55) und dass es [deshalb] das Unbewusste gibt. [Das Unbewusste stützt sich auf das Symbolische.56 Die phallische Jouissance ist also insofern im Überschneidungsbereich von Symbolischem und Realen verortet, als sie das Sprechen und das Unbewusste voraussetzt.] [? Ist gemeint: Die phallische Jouissance ist die Penis-Jouissance, insofern sie durch das Sprechen und damit durch das Unbewusste bestimmt ist?]
(c) Die phallische Jouissance ist verbunden |{60} mit der Macht, eine bestimmte Jouissance zusammenzufügen. [Lacan knüpft hier an Freuds Konzeption der phallischen Stufe an, wonach es auf dieser Stufe – zumindest beim Jungen – zu einer „Zusammenfassung der Partialtriebe“ kommt und zwar so, dass es für den Jungen nur ein Genitalorgan gibt, den Phallus57; was er davon übernimmt, ist allerdings nicht zu erkennen.]
Die Macht, eine bestimmte Jouissance zusammenzufügen, beruht auf dem Sprechen. [Dies steht damit in Verbindung, dass die phallische Jouissance auf dem Sprechen beruht, auf der Einschreibung von Signifikanten in den Körper, und auf dem hieraus hervorgehenden Unbewussten.]
[Miller nimmt an, dass es um das Zusammenfügen des Sprechens und des phallischen Jouissance geht und ändert den Text entsprechend: „… il y a le pouvoir de conjoindre la parole et ce qu’il en est d’une certaine jouissance, celle du phallus.“ „… es gibt die Macht, das Sprechen und eine bestimmtes Jouissance zusammenzufügen, das des Phallus.“ Lacan sagt etwas anderes: das Sprechen ist die Grundlage für die Macht, die Jouissance zur phallischen Jouissance zusammenzufügen.]
(d) Die phallische Jouissance wird als eine parasitäre Jouissance empfunden. [Von der phallischen Jouissance als einer parasitären Jouissance spricht Lacan zuerst in Seminar 21, Les non-dupes errent, Sitzung vom 12. Februar 1974.] Auch dies beruht auf dem parlêtre, also darauf, dass das Subjekt ein Sprechwesen ist. [? Worin besteht der parasitäre Charakter der phallischen Jouissance? Parasitär im Verhältnis wozu – im Verhältnis zur Körperjouissance als Jouissance des imaginären Körpers, zur Jouuissance der Körperbeherrschung?]
(e) Die phallische Jouissance ist der Ort dessen, was vom Sprechwesen auf der Ebene des Bewusstseins als Macht (pouvoir) bezeichnet wird. [Ich nehme an, dass es hier darum geht, dass die phallische Jouissance gerade nicht beherrschbar ist, da sie durch das Unbewusste bestimmt wird.]
[Beim Übergang vom Diagramm der borromäischen Verkettung von drei Ringen mit seinen vier Überschneidungsbereichen zum Diagramm des Dreierknotens mit seinen drei Teilflächen verschwindet die Jouissance des ausgestrichenen Anderen.]
Mimesis in der borromäischen Verkettung: Ex-sistenz, Loch, Konsistenz
Am Ende dieser Sitzung bezieht Lacan sich noch einmal auf das Buch Mimesis des articulations, dessen Lektüre er zu Beginn empfohlen hatte. [Das griechische Wort mimēsis meint „Nachahmung“, das lateinische Äquivalent ist imitatio.] Worin besteht, bezogen auf die borromäische Verkettung von drei Ringen, die Mimesis, die Imitation? Sie besteht darin, dass die drei Ringe gleich gebaut sind:
– alle drei Ringe sind konsistent [also geschlossen], insofern haben sie am Imaginären teil,
– alle drei Ringe haben ein Loch [das, wodurch eine andere Schnur gehen kann],
– alle drei Ringe sind ex-sistent [sie durchdringen sich nicht, sondern stoßen gegeneinander] und gehören damit zum Realen. Also imitieren sich die drei Ringe.
[Der Ring des Realen ist also nicht einfach nur real, er hat vielmehr einen realen, einen symbolischen und einen imaginären Aspekt. Das Entsprechende gilt für die anderen Ringe.]
Dies ist umso schwieriger, als die drei Ringe sich nicht nur imitieren, sondern auch borromäisch miteinander verkettet sind – „aufgrund der Tatsache des Gesagten“. [? Bezieht Lacan sich hier auf den Gegensatz zwischen dem Sagen und dem Gesagten?]
Lacan resümiert: Er hatte herausgefunden, dass es möglich ist, drei Dreierknoten borromäisch zu verknüpfen. Dann hatte er festgestellt, dass zu drei Dreierknoten, die nicht miteinander verknüpft sind, ein vierter Dreierknoten hinzukommen kann, „der in der vollen Anwendung seiner Textur spielt“ [und der alle vier borromäisch verknüpft]. Dieser vierte Dreierknoten ist das Sinthom. [? Was ist gemeint mit „in der vollen Anwendung seiner Textur spielen“? Sollen die Knoten auf irgendeine durch die Ösen des Dreierknotens führen?] [Vermutlich bezieht sich diese Formulierung auf die Bedingung, durch welche die borromäische Verknüpfung von vier Dreierknoten überhaupt erst zu einem Problem wird. ]
Rückblick
Wenn das Reale, das Symbolische und das Imaginäre durch Dreierknoten dargestellt werden, muss festgelegt werden, ob diese Schlingen rechts- oder linksdrehend sind, d.h. sie sind möglicherweise nicht mehr völlig gleich strukturiert.
Die Beziehung zwischen dem Realen, dem Symbolischen und dem Imaginären wird von Lacan auf fünf verschiedene Weisen mithilfe von Knoten dargestellt:
– als borromäische Verkettung von drei trivialen Knoten (von drei „Ringen“),
– als borromäische Verkettung von drei Dreierknoten,
– als borromäische Verkettung von vier trivialen Knoten,
– als borromäische Verkettung von vier Dreierknoten,
– als Dreierknoten, insofern hier das Reale, das Symbolische und das Imaginäre kontinuierlich ineinander übergehen (paranoische Psychose).
Über das Sinthom erfährt man in dieser Sitzung:
– Das Sinthom wird dargestellt durch eine Dreierknoten in einer borromäischen Verkettung aus vier Dreierknoten.
– Wenn das Sinthom durch einen Dreierknoten dargestellt wird, muss festgelegt werden, ob er rechts- oder linksdrehend ist. Dieser Punkt bleibt offen.
– Der Dreierknoten steht in diesem Fall für das neurotische Symptom, nicht für die paranoische Psychose, also nicht für die Persönlichkeit.
– Der Dreierknoten des Sinthoms hat die Funktion, die drei anderen Dreierknoten zusammenzuhalten. Dies wird durch eine Figuration dargestellt, die die Struktur 1 + 3 hat. (Allerdings gilt das für jeden der vier Knoten: jeder hält alle zusammen.)
– Der Dreierknoten des Sinthoms steht mit dem Unbewussten in einem engen Zusammenhang, was durch die Figuration 2 + 2 veranschaulicht wird. Der Dreierknoten des Sinthoms bildet demnach mit dem Ring des Symbolischen ein Paar (das Sinthom ist durch das Unbewusste strukturiert). Dieses Paar steht dem Paar aus Imaginärem und Realem gegenüber (vermutlich der phallischen Jouissance). Neben die Struktur 1 + 3 tritt damit die Struktur 2 +2.]
KLEINES LACAN-LEXIKON
Das Lexikon ist nicht alphabetisch geordnet, sondern nach der Reihenfolge des Auftretens der Begriffe und Thesen in Lacans Vortrag.
Die Zahlen in Klammern nach den Überschriften und nach den Lacan-Zitaten zu Beginn der Einträge beziehen sich auf die Seiten von Max Kleiners Übersetzung von Seminar 23; oben in der Übersetzung sind sie im deutschen Text nach jedem Satz angegeben.
Am Ende jedes Lexikoneintrags steht ein Pfeil nach unten mit der Spitze nach links (↩); wenn man ihn anklickt, kommt man zur entsprechenden Stelle der Übersetzung zurück.
Dreierknoten versus borromäischer Dreierknoten (36)
Zu: „Also, letztes Mal habe ich Ihnen gesagt, dass ich für den Dreierknoten – den Dreierknoten, den ich so zeichne, und bei dem Sie sehen, dass man ihn aus dem borromäischen Knoten dadurch erhält, dass man die Schnüre an diesen drei Punkten, die ich gerade markiert habe, verbindet –, ich habe Ihnen gesagt, dass ich bezogen auf den Dreierknoten die Entdeckung gemacht habe, dass sie sich untereinander zu dritt borromäisch verknüpfen.“ (36)
Der Text ist etwas verwirrend, da Lacan den Kleeblattknoten als „Dreierknoten“ bezeichnet und zwischen diesem Dreierknoten und dem borromäischen Dreierknoten hin und her wechselt.
„Dreierknoten“ meint Kleeblattknoten, also die rechts abgebildete Knotenform sowie deren seitenverkehrte Variante.
Davon ist zu unterscheiden der „borromäische Dreierknoten“, d.h. der „borromäische Knoten“ (die borromäische Verkettung) aus drei einzelnen Ringen (trivialen Knoten).
Bei den drei Knoten des borromäischen Dreierknotens kann es sich um Ringe handeln – um „Unknoten“ oder „triviale Knoten“, wie die Topologen sagen. Die drei Knoten des borromäischen Dreierknotens können aber auch Kleeblattknoten sein. Ein borromäischer Dreierknoten kann also aus drei Dreierknoten bestehen.
Der Hauptthema dieser Seminarsitzung ist eine borromäische Verkettung von vier Knoten (ein „borromäischer Viererknoten“), bei dem die vier Knoten Kleeblattknoten sind – ein borromäischer Viererknoten aus vier Dreierknoten. ↩
Zopf (37)
Zu: „Faktisch hatten sie es gefunden, und ich hoffe, keinen Irrtum begangen zu haben, als ich das transkribiert habe – denn das ist nur eine Transkription –, als ich die Frucht ihrer Entdeckung transkribiert habe, wie ich es auf diesem zentralen Papier vorgenommen habe.“ (37)
Lacan bezieht sich mit dieser Bemerkung auf das Diagramm eines „Zopfes“. „Zopf“ ist ein Begriff der Topologie. Ein Zopf ist ein Bündel von offenen Kurven, die miteinander verschlungen sind. Wenn man sich vorstellt, dass die Kurven von oben nach unten verlaufen, liegen die Endpunkte unter den Anfangspunkten, unabhängig von der Zuordnung zu einer bestimmten Kurve. Damit steht ein Zopf im Gegensatz zum Knoten – Knoten sind geschlossene Kurven. Rechts sieht man das Diagramm eines einfachen Zopfes.
Zopfdiagramme können dazu verwendet werden, Verkettungen von Knoten darzustellen; dazu müssen die übereinanderliegenden Endpunkte miteinander verbunden werden: der linke obere Endpunkt mit dem linken unteren Endpunkt usw. ↩
Orientierung (43 f.)
Zu: „Diese beiden, Soury und Thomé – ich habe mich in diesem Seminar bereits ausdrücklich darauf bezogen –, haben außerdem herausgearbeitet, dass es hinsichtlich der in Frage stehenden borromäischen Knoten, sobald sie sowohl orientiert als auch eingefärbt sind, zwei von unterschiedlicher Natur gibt. (…) Es ist bemerkenswert, dass erst wenn unter ihnen, nicht die Identität eines jeden bezeichnet würde – denn Identität würde bedeuten, sie mit der Initiale zu bezeichnen: zu sagen R, I und S, das heißt bereits, jeden von ihnen als solchen zu betiteln, jeden als den des Realen, des Symbolischen und des Imaginären –, aber es ist bemerkenswert, dass deutlich wird, dass das, worin sie sich hinsichtlich der Orientierung effektiv unterscheiden, nur daran feststellbar ist, dass ihre Differenz durch die Farbe bezeichnet ist, und zwar nicht zwischen zweien, sondern durch ihre, wenn ich so sagen darf, absolute Differenz, insofern sie eine den dreien gemeinsame Differenz ist. (43 f.)
Das Konzept der Orientierung der borromäischen Ringe wird von Lacan in Seminar 21 entwickelt, in den Sitzungen vom 13. November 1973, 14. Mai und 21. Mai 1974; vgl. außerdem Seminar 22, Sitzung vom 11. März 1975.
Vgl. hierzu im Kommentar zur Sitzung vom 18. November 1975 den Teil „Über Knoten“ und darin den Abschnitt „Orientierung“. ↩
Paranoische Psychose als Kleeblattknoten (45)
Zu: „Wenn ein Subjekt das Imaginäre, das Symbolische und das Reale zu dreien verknüpft, wird es nur von ihrer Kontinuität getragen. Das Imaginäre, das Symbolische und das Reale sind (dann) ein und dieselbe Konsistenz, und eben darin besteht die paranoische Psychose.“ (45)
Der Kleeblattknoten kann so gedeutet werden dass er die paranoische Psychose darstellt. Er zeigt dann: das Symbolische, das Imaginäre und das Reale gehen ineinander über.
Adrian Price gibt hierfür ein Beispiel:
“Im Kleeblattknoten gehen das Imaginäre, das Symbolische und das Reale ineinander über. Dies führt zur Entstehung des paranoischen Mechanismus, den Lacan in Seminar III beschrieben hat: zuerst gibt es die Isolierung irgendeines fesselnden Elements im Realen (Lacan gibt das Beispiel eines roten Autos, das auf der Straße gesehen wird58); da es auf diese Weise isoliert wird, nimmt es den Wert eines Signifikanten an („das rote Auto“), und da die Funktion eines Signifikanten darin besteht, ein Signifikat zu stützen, wird schließlich eine imaginäre Bedeutung erzeugt, auch wenn dies nicht mehr ist als die Bedeutung der Bedeutung (das rote Auto muss etwas bedeuten, es ist bedeutungsvoll, allerdings weiß ich nicht, was es bedeutet – es bedeutet einfach, dass es bedeutete). Letztlich kann diese imaginäre Bedeutung ins Reale zurückgleiten und weitere Elemente isolieren, als Stütze für Bedeutung, die zu knospen beginnt.“59 ↩
Diagramm der borromäischen Ringe mit Überschneidungsbereichen (46)
Zu: „Daraus ergibt sich, dass hier JȺ, dieses Genießen des Anderen des Anderen, das nicht möglich ist, aus dem einfachen Grund, dass es keinen gibt. Von daher ist es dies, was daraus hervorgeht: dass allein das bleibt, was sich in dem Feld herstellt, dem Feld der Plättung des Kreises des Symbolischen mit dem Kreis des Imaginären, nämlich der Sinn, und dass andererseits das, was hier angezeigt, dargestellt ist, das Verhältnis des Symbolischen zum Realen ist, insofern aus ihm das sogenannte Genießen des Phallus hervorgeht, das gewiss nicht selbst schon das auf den Penis bezogene Genießen als solches ist, das aber, wenn wir in Betracht ziehen, was im Hinblick auf das Imaginäre geschieht, das heißt auf das Genießen des Doubles, des Spiegelbildes, das Genießen des Körpers als imaginärem, er ist der Träger einer gewissen Anzahl von Klaffungen, und dass es recht eigentlich die verschiedenen Objekte bildet, die ihn besetzen.“ (46)
Das Schema wurde von Lacan in Seminar 22, RSI, eingeführt, in der Sitzung vom 10. Dezember 1974.
Die drei Ringe repräsentieren das Reale (R), das Symbolische (S) und das Imaginäre (I).
Die drei Bezeichnungen JȺ, Sinn und JΦ beziehen sich jeweils auf eine Art Dreieck mit gebogenen Kanten; das Feld „a“ wird davon abgezogen.
JȺ steht für jouissance de l’Autre barré, Genießen des durchgestrichenen/versperrten Anderen. Es beruht auf der Überschneidung des Realen und des Imaginären, abzüglich des Symbolischen.
Für „Sinn“ steht im Original sens. Der Sinn entsteht durch die Überlagerung des Imaginären und des Symbolischen, abzüglich des Realen.
JΦ meint jouissance phallique, phallisches Genießen. Es gründet sich auf die Überschneidung des Symbolischen und des Realen, abzüglich des Imaginären.
Das kleine a steht für „Objekt a“. In ihm überschneidet sich das Reale, das Imaginäre und das Symbolische.
Das Feld des Imaginären besteht also aus vier Teilbereichen:
– Imaginäres pur ohne Überschneidung mit den beiden anderen Ordnungen,
– der Bereich, in dem sich das Imaginäre nur mit dem Realen überschneidet (Genießen des durchgestrichenen Anderen),
– der Bereich, in dem sich das Imaginäre nur mit dem Symbolischen überschneidet (phallisches Genießen),
– der Bereich, in dem sich das Imaginäre zugleich mit dem Realen und dem Symbolischen überschneidet (Objekt a).
Für das Reale und das Symbolische gilt das Entsprechende.
Das Schema ist eine Mischung aus einem Knotendiagramm und einem Euler-Diagramm. Wie in einem Knotendiagramm (in Lacans Terminologie: einer „Plättung“) werden an den Kreuzungspunkten der überkreuzende und der unterkreuzende Kurvenabschnitt unterschieden (durch Aussparungen). Wie häufig in einem Euler-Diagramm haben die Kurven die Form von Kreisen, und wie in einem Euler-Diagramm geht es um die Differenz zwischen Bereichen, in denen die Kreise sich überschneiden, und solchen, in denen sie sich nicht überschneiden.
Die Überschneidungsbereiche sind solche des zweidimensionalen Diagramms. Das Diagramm ist eine von vielen möglichen Projektionen eines dreidimensionalen borromäischen Knotens im zweidimensionalen Raum: dasjenige Diagramm mit den wenigsten Kreuzungspunkten. Bei anderer Anordnung des Knotens würden sich mehr Überschneidungsbereiche ergeben, jedoch wären dies „falsche Löcher“, wie Lacan es nennt, Überschneidungsbereiche, die durch Verformung des Knotens zum Verschwinden gebracht werden können.
Außerdem sind die Kurven in Kreisform gebracht worden. Das ist weniger relevant – bei der minimalen Zahl der Kreuzungspunkte (bei Vermeidung „falscher Löcher“) ergeben sich in jedem Fall die hier dargestellten Überschneidungsbereiche.
Das Schema unterscheidet sich von dem rechts abgebildeten Kleeblattknoten. Der Knoten ist verkürzt dargestellt, die beiden Enden sind in Gedanken zu verbinden; nur dann hat man es mit einem Knoten im Sinne der mathematischen Topologie zu tun. Im Kleeblattknoten rechts fehlt im Vergleich zum Schema darüber die Differenzierung zwischen Imaginärem, Realem und Symbolischen. Außerdem fehlt die Teilfläche „Genießen des durchgeschnittenen Anderen“.
Der dreidimensionale borromäische Knoten kann durch Zerschneiden und Neuverbinden (Spleiß) in einen dreidimensionalen Kleeblattknoten verwandelt werden.60
Im dreidimensionalen Knoten gibt es keine Überschneidungsbereiche. Was ist hier ihre Entsprechung? In der zweidimensionalen Darstellung lässt sich jeder Überschneidungsbereich durch drei Punkte charakterisieren, auf ähnliche Weise wie ein Dreieck durch seine drei Eckpunkte: durch drei „Doppelpunkte“, wie die Mathematiker sagen, also durch drei Punkte, an denen die Ringe sich überschneiden, und zwar so, das einer oben liegt und einer untern. Im Bild rechts sind die Doppelpunkte des Überschneidungbereichs JȺ gelb markiert. Doppelpunkte können auch im dreidimensionalen Knoten erzeugt werden, man muss nur dafür sorgen, dass zwei Ringe sich berühren. Einem Überschneidungsbereich entspricht dann im dreidimensionalen Knoten eine Konstellation von drei bestimmten Doppelpunkten. Im nächsten Schritt wird der dreidimensionale Knoten so verzurrt, dass die drei Doppelpunkte eines Bereichs sich berühren. Der Berührungspunkt von drei bestimmten Doppelpunkten ist die Entsprechung zu einem Überschneidungsbereich im geplätteten Knoten.61
Vgl. in diesem Kommentar den Artikel Sinn im Knoten, den Artikel Das Genießen des ausgestrichenen Anderen – JȺ, sowie den Artikel Phallisches Genießen (1): Seminar 17. ↩
ZUSAMMENSTELLUNG ZU SYMPTOM/SINTHOM
Im Folgenden werden alle Stellen aufgeführt, an denen Lacan die Ausdrücke „Symptom“ oder „Sinthom“ verwendet. Die Zahlen in runden Klammern sind Seitenzahlen, sie verweisen auf die Übersetzung von Max Kleiner.
Verwendung von „Symptom“ und „Sinthom“
In der Sitzung vom 16. Dezember gebraucht Lacan „Symptom“ und „Sinthom“ synonym. In einer Gruppe von drei Paranoikern könnte ein viertes Individuum die Funktion des „Symptoms“ übernehmen. Anschließend wird übergangslos der vierte Term einer borromäischen Verkettung aus vier Kleeblattknoten als „Sinthom“ bezeichnet; ein Bedeutungswechsel ist nicht zu erkennen. (Vgl. 45)
Sinthom als Kleeblattknoten in einer borromäische Verkettung
„Und wenn wir annehmen, wofür wir ja hier den Beweis haben, wenn wir tatsächlich denken, dass ein Dreierknoten – denn dieser hier ist nicht minder ein Dreierknoten –, dass sich diese Knoten borromäisch miteinander verbinden, dann wird für uns greifbar, dass sich auf drei Träger, die wir hier subjektive nennen wollen, das heißt persönliche, immer ein vierter stützen wird, und wenn Sie sich an den Modus erinnern, in dem ich dieses vierte Element eingeführt habe, so wird jedem der drei anderen unterstellt, etwas Persönliches zu bilden im Hinblick auf diese drei Elemente; das vierte wird das sein, was ich dieses Jahr als das Sinthom artikuliere.“ (42 f. )
Lacan bezieht sich hier auf eine borromäische Verkettung, deren einzelne Ringe Kleeblattknoten sind („Dreierknoten“). Der vierte Ring ist der des „Sinthoms“. Das Sinthom ist hier also ein Kleeblattknoten als Bestandteil einer borromäischen Verkettung von vier Kleeblattknoten.
„Von daher meine Sorge: nachdem ich den Fund gemacht hatte, dass dieser Dreifachknoten sich auf borromäische Weise zu dreien verknüpft, habe ich festgestellt, dass, wenn sie gegeneinander frei geblieben sind, ein Dreifachknoten ex-sistiert, der in einer vollen Anwendung seiner Textur spielt, der gut und gern der vierte ist und der ‚das Sinthom‘ heißt. Das wärʼs.“ (48)
In einer borromäischen Verkettung von vier Kleeblattknoten ist der vierte Ring der des Sinthoms; das Sinthom wird hier durch einen Kleeblattknoten dargestellt.
Das Symptom in der Gruppe; das Sinthom als Kleeblattknoten in einer borromäischen Verkettung
„Das Imaginäre, das Symbolische und das Reale sind ein und dieselbe Konsistenz, und eben darin besteht die paranoische Psychose. Wenn man das, was ich heute sage, richtig versteht, könnte man daraus ableiten, dass an drei Paranoiker ein vierter Term als Symptom geknüpft werden könnte, der als solcher insofern als Persönlichkeit zu verorten wäre, als sie selbst von den vorangehenden drei Persönlichkeiten unterschieden und ihr Symptom wäre. Heißt das, dass auch sie paranoisch wäre? Nichts weist darauf hin in dem Fall, der mehr als wahrscheinlich ist, der gewiss ist, in dem aus einer unbegrenzten Anzahl von Dreierknoten eine borromäische Kette gebildet werden kann. Was nicht verhindern, dass uns im Hinblick auf diese Kette, die von da an keine Paranoia mehr bildet, es sei denn eine allgemeine, die mögliche Ausflockung des vierten Terms in diesem Zopf, dem subjektiven Zopf, die mögliche Endausflockung des vierten Terms die Möglichkeit lässt anzunehmen, dass es über die Gesamtheit der Textur bestimmte ausgewählte Punkte gibt, die sich als Endpunkt dieses Viererknotens herausstellen. Und genau darin besteht im eigentlichen Sinne das Sinthom, und zwar das Sinthom, nicht insofern es Persönlichkeit ist, sondern insofern es, im Hinblick auf die drei anderen, als Sinthom und als neurotisch bestimmt ist.“ (45)
Es geht hier zunächst um Gruppen- und Massenpsychologie.
Für eine Gruppe von drei Paranoikern („Persönlichkeiten“) könnte ein viertes Individuum die Funktion des Symptoms übernehmen, ohne selbst Paranoiker zu sein, es könnte Neurotiker sein.
In einer borromäischen Verkettung von vier Kleeblattknoten hat der vierte Kleeblattknoten die Funktion des Sinthoms, wobei nicht gemeint ist, dass er eine paranoische Persönlichkeit repräsentiert.
Das Sinthom und das Unbewusste
An der zuletzt zitierten Stelle fährt Lacan so fort:
„Und insofern ergibt sich für uns ein Hinweis darauf, was es mit dem Unbewussten auf sich hat: insofern es vom Sinthom spezifiziert wird, gibt es einen Term, der sich in besonderer Weise an es hängt, der eine privilegierte Beziehung hinsichtlich dessen unterhält, was es mit dem Sinthom auf sich hat, ebenso wie Sie hier, im borromäisch zu vieren geknüpften Dreierknoten sehen, dass es eine besondere Antwort von Rot auf Braun [Grün] gibt, ebenso wie es eine besondere Antwort von Grün [Blau] auf Schwarz gibt. Insofern eines der beiden Paare sich von diesem spezifischen Knoten mit einer anderen Farbe unterscheidet – um den Terminus wieder aufzunehmen, dessen ich mich vorhin bedient habe: insofern es eine Verbindung des Sinthoms mit etwas Besonderem in diesem Viererensemble gibt, das heißt, um es klar zu sagen, insofern es diese Verbindung gibt – man weiß nicht, ob es diese hier oder jene dort ist –, insofern wir ein rot-grünes Paar hier links haben und ein blau-rotes (blau-schwarzes) hier rechts, insofern wir Paar haben, und insoweit das Sinthom mit dem Unbewussten verbunden ist und sich das Imaginäre an das Reale bindet, haben wir es mit etwas zu tun, aus dem das Sinthom auftaucht.“ (45 f.)
Bezogen auf eine borromäische Verkettung von vier Kleeblattknoten heißt es: Der Ring des Sinthoms steht in einer besonderen Verbindung mit dem Ring des Unbewussten, d.h. mit dem Ring des Symbolischen. Dem Paar von Sinthom und Unbewusstem (Symbolischen) steht das Paar von Imaginärem und Realem gegenüber.
OFFENE FRAGEN
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf die Seiten der Übersetzung von Max Kleiner. Sie sind oben in der Übersetzung nach jedem Satz angegeben.
Hauptfragen
Zu: „Ich habe Ihnen gesagt, dass ich mich zwei Monate lang bemüht hatte, für diesen einfachsten Knoten einen borromäischen Viererknoten ex-sistieren zu lassen. Ich habe Ihnen ebenfalls gesagt, dass die Tatsache, dass es mir nicht gelungen war, ihn ex-sistieren zu lassen, nichts bewies als mein Ungeschick.“ (36)
Ein Hauptthema dieser Sitzung ist die Umwandlung von vier Kleeblattknoten in eine borromäische Verkettung von vier Kleeblattknoten. Das ist offenbar ein Problem, und ich habe nicht verstanden, worin es besteht.
Lacan akzeptiert folgende Methode zur Herstellung einer borromäischen Verkettung von vier Ringen. Man nimmt drei Ringe und legt sie übereinander. Dann schneidet man einen vierten Ring auf (in der Abbildung der mit Σ bezeichnete lila Ring), fädelt ihn wie auf der Zeichnung angegeben durch die anderen Ringe hindurch und verspleißt ihn wieder. Dieses Verfahren wird in der Sitzung vom 18. November 1975 verwendet.
Nach demselben Verfahren kann man eine borromäische Verkettung aus vier Kleeblattknoten erzeugen:
– Man nimmt drei Kleeblattknoten und zurrt den darin enthaltenen Knoten („Knoten“ im Sinne der Umgangssprache) fest zusammen.
– Man legt die drei Schlingen so hin wie in der oberen Abbildung, also in der Form von Kreisen.
– Man nimmt eine Schnur und versieht sie mit einem einfachen Knoten (im Sinne der Umgangssprache), jedoch ohne ihn zu schließen.
– Man führt diese offene Schnur so durch die drei Schnur-Ringe wie in der oberen Abbildung.
– Man verspleißt die Schnur-Enden.
Offenbar wird dieses Verfahren nicht akzeptiert. Die Lösung gilt nur dann als korrekt, wenn die Kleeblattknoten auf bestimmte Weise auseinandergezogen werden, so wie es im Zopf-Diagramm dargestellt wird. Worin besteht dieses spezielle Verfahren?
Weitere Fragen
Lacan hat beim Unterrichten das Gefühl (sentiment) eines absoluten Risikos (36), er spricht über die Gefühle angesichts der Lösung des Problems, wie vier Kleeblattknoten in eine borromäische Verkettung gebracht werden können (36 f.), er hat die Zeichnung so geändert, dass die Anwesenden besser spüren (sentir), wie das gemacht ist (37 f.). Unterscheidet Lacan das Gefühl vom Affekt?
Zu: „Ich denke, beim Betrachten dieser Figur kann jeder sehen kann, so hoffe ich, dass, wenn man zum Beispiel annimmt, dass der Dreierknoten, der hier schwarz gezeichnet ist, dass wenn der schwarze Dreierknoten weggelassen wird, deutlich zu sehen ist, dass die drei anderen Dreierknoten frei werden. Es ist in der Tat recht deutlich, dass der grüne Dreierknoten unter dem roten Dreierknoten liegt, dass es genügt, diesen grünen Dreierknoten von dem roten wegzuziehen, damit der braune (in der Abbildung: blaue) Dreierknoten sich hier ebenfalls als frei erweist.“ (38)
Man sieht: wenn man den schwarzen Kleeblattknoten entfernt, fallen die drei anderen Kleeblattknoten auseinander. Mir ist nicht klar, wie man das sehen kann. Offenbar am Muster der Überkreuzungen und Unterkreuzungen – aber worin besteht es?
Wenn man den grünen Knoten unter dem roten Knoten herauszieht, ist der braune (in der Zeichnung: blaue) Kleeblattknoten ebenfalls frei. Was ist damit gemeint?
Zu: „Ich will sagen, wenn Sie an der grünen Schnur ziehen, werden Sie bemerken, dass der schwarze Kreis, der hier mit der roten Schnur verknüpft ist, dass er dadurch, dass er von der blauen Schnur gezogen wird, die wahrnehmbare Form einer borromäischen Kette aufweisen wird.“ (42)
(a) Auf welches Diagramm bezieht sich diese Bemerkung?
(b) In der Staferla-Version findet man hierzu das nebenstehende Bild. Ich sehe nicht, wie durch Ziehen der grünen Schnur – einer unendlichen Geraden – die Konfiguration verändert und die Gestalt einer Verkettung erzeugt werden kann. In Version Miller 2005 findet man dasselbe Diagramm; die Farben werden etwas anders verteilt, aber auch hier ist die grüne Schnur, an der gezogen werden soll, eine unendliche Gerade. Welche Funktion hat dieses Diagramm?
An drei Paranoiker kann ein vierter als Symptom geknüpft werden, ebenso kann zu einer unbegrenzten Anzahl von Paranoikern eine weitere Person als Symptom hinzugefügt werden (45). Wer ist das Symptom einer Gruppe oder Masse von Paranoikern? Der Führer? Der Verfolger?
Das phallische Genießen wird als parasitär empfunden (47). Inwiefern?
LITERATURVERZEICHNIS
Das Verzeichnis beschränkt sich auf die in diesem Beitrag zitierte oder erwähnte Literatur.
Die Übersetzungen von Zitaten sind von Rolf Nemitz, falls nicht anders vermerkt.
Lacan, Sinthom-Seminar
Version ALI
Herausgegeben von der Association Freudienne Internationale, 2001 umbenannt in Association Lacanienne Internationale.
Als PDF auf der Internetseite der ELP, hier. S. 212–380.
Version Miller 2005
Jacques Lacan: Le séminaire, livre XXIII. Le sinthome. 1975-1976. Texterstellung durch Jacques-Alain Miller. Le Seuil, Paris 2005
Version Miller/Mitelman/Dielmann
Jacques Lacan: Das Sinthom. Das Seminar, Buch XIII (1975–1976). Texterstellung durch Jacques-Alain Miller. Übersetzt von Miriam Mitelman und Harold Dielmann. Turia und Kant, Wien 2017
Version Miller/Price
Jacques Lacan: The Sinthome. The seminar of Jacques Lacan, Book XXIII. Edited by Jacques-Alain Miller, translated by Adrian R. Price. Polity Press, Cambridge (UK) 2016
Version NN
Lacan: Le sinthome. Wort-für-Wort-Transkription eines anonymen Herausgebers, ohne Ort, ohne Jahr. Schreibmaschine, durch Fotokopien verbreitet. Auf diese Version bezieht sich Max Kleiners Übersetzung, linke Spalte.
Version NN/Kleiner und Version Miller 1976-77/Kleiner
Le sinthom. 1975 - 1976. Seminar XXIII von Jacques Lacan. Übersetzt von Max Kleiner. Herausgegeben vom Lacan-Archiv/Psychoanalytische Bibliothek Bregenz, 2007
Der Text enthält zwei Übersetzungen, das Layout ist dreispaltig. Erste Spalte: Übersetzung der Transkription eines anonymen Herausgebers (=Version NN/Kleiner), zweite Spalte: Übersetzung der Version Miller 1976/77, dritte Spalte: Anmerkungen des Übersetzers. Zu bestellen beim Lacan-Archiv Bregenz; für 20 Euro erhält man eine PDF-Datei.
Version Staferla
Jacques Lacan: Le sinthome. 1975 — 76. Wort-für-Wort-Transkription, herausgegeben und veröffentlicht von der Website staferla.free.fr, ohne Ort. Diese Transkription wird von Zeit zu Zeit überarbeitet, es gibt also mehrere Varianten der Staferla-Version. Für diesen Kommentar wurde die Variante vom 28.6.2013 verwendet; man findet sie hier.
Version Staferla/Nemitz
Jacques Lacan: Das Sinthom. Seminar 23 von 1975/76. Übersetzt von Rolf Nemitz auf der Grundlage von Version Staferla. In: Lacan entziffern, 2019, hier
Version Stenotypie ELP
Jacques Lacan: Le sinthome. Stenotypie auf der Website der École lacanienne de psychanalyse, hier
Weitere Texte von Lacan
Seminare
Seminar 3 = Das Seminar, Buch III (1955–1956). Die Psychosen. Übersetzt von Michael Turnheim nach einer von Jacques-Alain Miller erstellten Version. Quadriga, Weinheim u.a. 1997
Seminar 19 = Le séminare, livre XIX. … ou pire. 1971–1971. Texterstellung durch Jacques-Alain Miller. Le Seuil, Paris 2011, Teilübersetzung in Lacan entziffern 2019, hier
Seminar 21 = Les non-dupes errent. 1973–74. Hg. v. der Website Staferla (staferla.free.fr), auf der Grundlage einer Tonaufnahme sowie der Transkriptionen auf den Websites Lutecium und Gaogoa. Ohne Ort, ohne Jahr
Seminar 22 = Seminar XXII. RSI. 1974–75. Übersetzt von Max Kleiner auf der Grundlage einer von Jacques-Alain Miller erstellten vorläufigen Version. Herausgegeben vom Lacan-Archiv Bregenz 2012
Andere Autoren
Agacinski, Sylviane, u.a.: Mimesis des articulations. Aubier-Flammarion, Paris 1975
Agacinski, Sylviane: Découpages du Tractatus. In: Dies. u.a.: Mimesis des articulations. Aubier-Flammarion, Paris 1975, S. 17–53
Freud, Sigmund: Die infantile Genitalorganisation (1923). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 5. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 235–241
Hoffmann, E.T.A.: Die Elixiere des Teufels. Dunker und Humblot, Berlin 1815
---: Lebens-Ansichten des Kater Murr. A. Hofmann, Berlin 1819
Kofman, Sarah: Vautour rouge. Le double dans les Élixirs du diable d’Hoffmann. In: Agacinski, Sylviane u.a.: Mimesis des articulations. Aubier-Flammarion, Paris 1975, S. 95–163
---: Le double e(s)t le diable. In: Dies.: Quatre romans analytiques. Galilée, Paris 1973, S. 138–181
Price, Adrian: In the nebohood of Joyce and Lacan. In: LC Express, 2. Jg. (11. Dezember 2014), Heft 14, S. 2–24
Sartre, Jean-Paul: Das Sein und das Nichts. Versuch einer phänomenologischen Ontologie (1943). Übersetzt von Traugott König und Vincent von Wroblewsky. Rowohlt, Reinbek 16. Aufl. 2010
Verwandte Artikel
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- Vom Dreierknoten zum Viererknoten
- „Das Sinthom“ entziffern – Kommentare zu den einzelnen Sitzungen
- „Das Sinthom“ entziffern – Gesamtüberblick
Anmerkungen
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Quelle der Abbildung: Seminar 23, Version Miller 2005, Sitzung vom 16. Dezember 1975, S. 47.
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Quelle der Abbildung: Seminar 23, Version Miller 2005, Sitzung vom 9. März 1976, S. 108.
-
Quelle der Abbildung: Seminar 23, Version Miller 2005, Sitzung vom 13. Januar 1976, S. 72.
-
Der Dreierknoten oder Kleeblattknoten ist der einfachste Knoten mit Selbstverschlingung; er heißt „Dreierknoten“, weil er drei irreduzible Überschneidungspunkte hat, drei Überschneidungspunkte, die sich durch Verformen des Knotens nicht entfernen lassen.
Die Zeichnung deutet die Umwandlung einer borromäischen Verkettung von drei Ringen (von drei „trivialen Knoten“ bzw. „Unknoten“) in einen einzelnen Dreierknoten durch Auftrennen und Verspleißen an. Auf dieses Verfahren hatte Lacan in der vorangegangenen Sitzung hingewiesen, ebenso darauf, dass man drei Dreierknoten in eine borromäische Verkettung bringen kann (vgl. Sitzung vom 9. Dezember 1975, Version Miller/Mitelman/Dielmann S. 44 f.).
- Es ging also darum, vier Dreierknoten auf borromäische Weise miteinander zu verketten – auf borromäische Weise: wenn man einen beliebigen Dreierknoten auftrennt, fallen alle vier Dreierknoten auseinander.
-
Hier fehlt etwas in der Problembeschreibung.
Wenn man weiß, wie man eine borromäische Verkettung von vier trivialen Knoten herstellt (von vier Ringen), ist es ohne Schwierigkeit möglich, eine borromäische Verkettung von vier Dreierknoten (von vier Kleeblattknoten) zu produzieren. Man erzeugt vier Dreierknoten und zieht in jedem von ihnen den Knoten so fest zusammen, dass er keine Schlaufen mehr zeigt. Anschließend behandelt man diese vier Dreierknoten so, als wären sie „Unknoten“, man verknüpft sie auf dieselbe Weise, wie man vier triviale Knoten borromäisch miteinander verbinden würde.
Es muss hier also eine Bedingung ins Spiel kommen, die von Lacan nicht erwähnt wird, wordurch die Sache jedoch überhaupt erst schwierig wird. Im letzten Satz dieser Sitzung gibt Lacan einen Hinweis darauf: Der Dreierknoten soll „in einer vollen Anwendung seiner Textur spielen“. Das heißt möglicherweise, dass für jeden Dreierknoten gilt, dass die anderen drei Knoten durch alle drei Schlaufen des Dreierknotens geführt werden sollen.
-
Pierre Soury (1936–1981), Topologe, zum Zeitpunkt des Sinthom-Seminars Mitglied der Studienleitung der École des hautes études en sciences sociales (EHESS), Autor von Chaînes et nœuds, hg. v. Michel Thomé et Christian Léger, 3 Bde. Selbstverlag Michel Thomé, Paris 1986–1988, hier, hier und hier.)
Michel Thomé (geb. 1942), Topologe.
Angaben nach: Elisabeth Roudinesco: Jacques Lacan. Bericht über ein Leben, Geschichte eines Denksystems. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Kiepenheuer und Witsch, Köln 1996.
-
Quelle der Abbildung: Seminar 23, Version Miller 2005, Sitzung vom 16. Dezember 1975, S. 47.
-
Die Zeichnung stellt einen sogenannten Zopf dar. Man muss sich vorstellen, dass die obere und die untere Kante der Zeichnung miteinander verbunden sind, so dass sich die unten links endende schwarze Schnur in der oben links beginnenden schwarzen Schnur fortsetzt usw.
In Version Staferla hat die entsprechende Zeichnung dieses Zopfes einen Fehler: die Farben müssten in der oberen Reihe und in der unteren dieselbe Reihenfolge haben, um geschlossene Linien darzustellen, davon gibt es in der Staferla-Zeichnung eine Abweichung; sie stellt also keinen borromäischen Viererknoten dar.
textuellement (textgenau): Hier darf man sicherlich eine Anspielung auf die Textur, auf das Textil durchhören.
-
Lacan bezieht sich auf: Sylviane Agacinski u.a.: Mimesis des articulations. Aubier-Flammarion, Paris 1975.
Der Band enthält folgende Beiträge:
– Sylviane Agacinski : Découpages du Tractatus (S. 17-53),
– Jacques Derrida: Économimesis (S. 55-93),
– Sarah Kofman: Vautour rouge. Le double dans les Élixirs du diable d’Hoffmann (S. 95-163),
– Philippe Lacoue-Labarthe: Typographie (S. 165-270),
– Jean-Luc Nancy: Le ventriloque (S. 271-338),
– Bernard Pautrat: Politique en scène : Brecht (S. 339-359).Sarah Kofman knüpft in ihrem Beitrag an einen früheren Artikel zu E.T.A. Hoffmann an: S. Kofman: Le double e(s)t le diable. In: Dies.: Quatre romans analytiques. Galilée, Paris 1973, S. 137-181.
Die Figur des roten Geiers stammt aus E.T.A. Hoffmanns Lebens-Ansichten des Kater Murr (1819 und 1821).
Auf Hoffmanns Die Elixiere des Teufels (1815/16) bezieht Freud sich in Das Unheimliche (1919). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 4. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 241–274, hier: S. 257.
-
J’avais (…) d’autres chats à fouetter: wörtlich: „ich hatte andere Katzen zu peitschen“, eine Redewendung, auf die Lacan hier vielleicht deshalb zurückgreift, um auf Hoffmanns Kater Murr anzuspielen, im Französischen „Le Chat Murr“.
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Das Diagramm der borromäischen Ringe mit dem sichelförmigen Bereich der Hemmung verwendet Lacan zuerst in Seminar 22, RSI (1974/75), Sitzung vom 10. Dezember 1974.
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Lacans früheste Kritik des Dialogs findet man in Seminar 12, Schlüsselprobleme für die Psychoanalyse, 1964/65:
„An Orten, wo ich kaum meinen Fuß hinsetze, führt man das Wort ‚Dialog‘ im Mund – naja, das sind Phasen. Man lässt Leute, die, wie man im strengsten Sinne des Ausdrucks sagen kann, von unterschiedlichen Ufern sind, miteinander dialogisieren und man verspricht sich wer weiß was davon.
Solange es keinen sicheren Dialog zwischen dem Mann und der Frau gibt, ich meine auf dem Gebiet, auf dem sie jeweils Mann und Frau sind, auf dem Gebiet ihres sexuellen Verhältnisses, solange wird man mir gestatten, im Hinblick auf die Tugenden des Dialogs skeptisch zu sein. Diese Position ist die analytische Position. Aus diesem Grunde ist die Psychoanalyse kein Dialog. Auf dem Feld, auf dem die Analyse angewendet werden muss, hat man gesehen – denn hier stach das ins Auge –, dass der Dialog nichts bringt.“
(Sitzung vom 2. Juni 1965, meine Übersetzung nach Version Staferla)
In Seminar 19 hatte er behauptet,
„dass man noch nie gesehen hat, dass ein Dialog zu irgendetwas führt“
(Seminar 19, Sitzung vom 15. März 1972; vgl. Version Miller S. 129).
Vor Seminar 12 sprach Lacan immer wieder zustimmend vom „[psycho-]analytischen Dialog“, sowohl in den Seminaren als auch in den Aufsätzen.
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In den Seminaren 21 (Les non-dupes errent) und 22 (RSI) hatte Lacan den Knoten durch drei Merkmale charakterisiert, Ex-sistenz, Loch und Konsistenz, und er hatte die Ex-sistenz dem Realen zugeordnet, das Loch dem Symbolischen und die Konsistenz dem Imaginären.
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Lacan kommt hier zurück auf die Umwandlung einer borromäischen Verkettung von drei Knoten in einen Kleeblattknoten bzw. Dreierknoten, die bereits zu Beginn dieser Sitzung angesprochen hatte, eine Umwandlung, die durch Zerschneiden und Verspleißen vollzogen wird.
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– insofern das Subjekt immer nur unterstellt ist: Sicherlich eine Anspielung auf Lacans Sentenz „Ein Signifikant ist das, wodurch für einen anderen Signifikanten das Subjekt repräsentiert wird“ – ein Subjekt ist das in der Signifikantenbeziehung Unterstellte (vgl. auf Lacan entziffern hier und hier).
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Gemeint ist, wie das Folgende zeigt, „wenn der Dreierknoten nur zu dritt verknüpft ist“.
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Lacan ist hier beim Hauptthema des Sinthom-Seminars, bei der borromäischen Verkettung von vier Knoten, seien es vier triviale Knoten („Ringe“) oder vier Dreierknoten, wie zu Beginn dieser Sitzung.
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– wofür wir dort den Beweis haben: Lacan bezieht sich wieder auf den von Soury und Thomé erstellten Zopf aus vier Dreierknoten bzw. Kleeblattknoten.
– dieser hier ist nicht weniger ein Dreierknoten: Gemeint ist vermutlich die Darstellung eines „offenen“ Dreierknotens. Eine Schnur mit offenen Enden ist kein Knoten im Sinne der Knotentheorie; das Bild des „offenen“ Dreierknotens zeigt einen Ausschnitt eines geschlossenen Dreierknotens.
Die Struktur 3 +1 als Struktur einer Gruppe erinnert an Lacans Konzept des „Kartells“ als Arbeitsgruppe im Rahmen seiner École freudienne de Paris:
„Für die Durchführung der Arbeit werden wir das Prinzip der beständigen Erarbeitung in Kleingruppen übernehmen. Jede davon (wir haben einen Namen, um diese Gruppen zu bezeichnen) wird sich aus mindestens drei Personen zusammensetzen, maximal aus fünf, das richtige Maß ist vier. Plus eine, verantwortlich für die Auswahl, die Diskussion und das Ergebnis, die der Arbeit einer jeden Gruppe zuzuweisen sind.“
(Gründungsakt (1964). In: J.L.: Autres écrits. Seuil, Paris 2001, S. 229–233, hier : S. 229, meine Übersetzung)
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– etwas Persönliches: Der einzelne Dreierknoten (oder Kleeblattknoten) stellt die „Persönlichkeit“ dar, wird es etwas später in dieser Sitzung heißen (S. 57 von Version Miller/Mitelman/Dielmann), insofern nämlich, als die „Persönlichkeit“ dadurch charakterisiert ist, dass in ihr das Reale, das Symbolische und das Imaginäre ineinander übergehen.
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Der Titel des vorangegangenen Seminars war „RSI“.
In Version Miller 2005 sieht das Schema so aus:
RSI
SIR
IRS
___sinthome
Es hat dort die Bezeichnung „Schéma 3 +1″.
Seit der Erfindung der Dreiheit des Realen, des Imaginären und des Symbolischen beschäftigt Lacan die Kombinatorik dieser Terme. In dem Vortrag, in dem er 1953 seine Trinität zum ersten Mal vorstellt, heißt es, eine Psychoanalyse habe den folgenden Ablauf: „rS – rI – iI – iR – iS – sS – SI – SR – rR – rS“. Die Großbuchstaben R, S und I stehen darin für „Reales“, „Symbolisches“ und „Imaginäres“; die kleinen Buchstaben r, s und i sind Abkürzungen für „realisieren“, „symbolisieren“ und „imaginieren“. Die Formel besagt: Eine Analyse beginnt mit dem „Realisieren des Symbols“ (rS), darauf folgt das „Realisieren des Bildes“ (rI) usw. (vgl. J. Lacan: Das Symbolische, das Imaginäre und das Reale (geschrieben 1953, veröffentlicht 2005). In: Ders.: Namen-des-Vaters. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2006, S. 11–61, hier: S. 44–48)
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Wenn die Knoten einer Verkettung sowohl gefärbt als auch orientiert sind, ergeben sich zwei Arten von Verkettungen; das war ein Thema in Seminar 21, Les non-dupes errent. Die beiden Arten der borromäischen Verkettung wurden dort als „zentrifugal“ und „zentripetal“ bezeichnet.
Das Problem besteht darin, wie die Orientierung eines einzelnen Knotens festgelegt werden kann, wenn der Knoten im dreidimensionalen Raum verortet ist – von der einen Seite betrachtet, wird er im Uhrzeigersinn durchlaufen, von der anderen Seite entgegen dem Uhrzeigersinn. Dieses Problem wird offenbar durch die Färbung gelöst.
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Das kann man zeigen, wenn man sich auf die zweidimensionale Darstellung bezieht.
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Die These lautet also: Die Orientierung (im Uhrzeigersinn oder gegen den Uhrzeigersinn, rechts- oder linksdrehend) kann festgelegt werden, wenn man den drei Ringen drei verschiedene Farben zuweist.
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– Es gibt etwas, das eins ist: nämlich die Farbe; die Farbe ist hier ein Merkmal mit drei Ausprägungen.
Es gibt dann zwei Strukturen von borromäischen Knoten: von borromäischen Verkettungen, rechts- und linksdrehend.
Wenn die Ringe unterschiedliche Farben haben, können sie orientiert werden, und wenn man orientierte Ringe hat, kann man auch zwei Orientierungen der borromäischen Verkettung unterscheiden.
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Ich nehme an, dass hier mit „Knoten“ die Verkettung gemeint ist – welche der beiden Verkettungsarten ist die wahre?
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Gemeint ist die Differenz zwischen dem Realen, dem Symbolischen und dem Imaginären, wie der nächste Satz zeigt.
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Miller fügt hier ein:
„Oui si l’on introduit la couleur, non si l’on introduit l’oriéntation.“
„Ja, wenn man die Farbe einführt, nein, wenn man die Orientierung einführt.“ Seminar 23, Version Miller 2005, S. 53.
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Die Frage lautet also: Welche Beziehung gibt es zwischen, einerseits, den beiden Arten der borromäischen Verkettung (rechts- oder linksdrehend) und, andererseits, den beiden Arten des Dreierknotens bzw. Kleeblattknotens (rechts- oder linksdrehend).
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Hier geht es um die „Interpretation“ im Sinne der Mathematik, um die Zuordnung einer mathematischen Struktur zu einem außermathematischen Gegenstandsbereich: Wie lässt sich der topologischen Struktur des Dreierknotens (oder Kleeblattknotens) das Subjekt im Sinne der Psychoanalyse zuordnen?
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Lacans Dissertation De la psychose paranoïaque dans ses rapports avec la personnalité erschien zuerst 1932 bei François in Paris. Die deutsche Übersetzung von Hans-Dieter Gondek wurde 2002 im Wiener Passagen-Verlag veröffentlicht, sie hat den Titel Die paranoische Psychose in ihren Beziehungen zur Persönlichkeit.
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Im Jahr 1975 – also im Jahr dieser Sitzung – wurde Lacans thèse von Seuil in Paris neu aufgelegt.
Unter einer Persönlichkeit versteht man meist ein stark vereinheitlichtes Subjekt (etwa im Gegensatz zum gespaltenes Subjekt); im Rahmen von Lacans Theorie der Psychoanalyse kann die Einheit als Psychose aufgefasst werden.
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Quelle der Abbildung: Seminar 23, Version Miller 2005, Sitzung vom 9. März 1976, S. 108.
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Lacan deutet die borromäische Verkettung jetzt als Beziehung zwischen mehreren Subjekten. Da der vierte Knoten für das Symptom steht, bezieht sich der vierte Knoten dann auf ein Subjekt, insofern es als Symptom fungiert, als Symptom einer Gruppe.
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Lacan verlässt jetzt die Vierergruppe und wechselt zur Masse im Sinne von Freuds Massenpsychologie und Ich-Analyse und damit zur Frage, wie das Subjekt strukturiert sein muss, das als Symptom einer paranoischen Masse fungiert.
Das Subjekt, dass als Symptom einer paranoischen Masse fungiert, muss nicht selbst psychotisch sein.
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Der vierte Knoten, das Sinthom, ist nicht psychotisch, sondern neurotisch. Für die Darstellung durch Knoten heißt das wohl, dass die drei anderen Knoten Dreierknoten sind (Kleeblattknoten), dass der vierte Knoten jedoch anders gebaut ist; wie, wird hier nicht angedeutet.
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Die These zum vierten Knoten als Symptomknoten lautet also: Wenn ein vierter Knoten die Funktion des Symptoms hat, dann bilden die vier Knoten zwei Paare; der Symptomknoten steht in einer speziellen Beziehung zum Knoten des Symbolischen, nämlich zum Unbewussten (als einen Teilbereich des Symbolischen); der Knoten des Imaginären steht in einer speziellen Beziehung zum Knoten des Realen.
Das Symptom wird durch das Unbewusste (durch das Symbolische) produziert, dies ist das erste Paar. Es gibt kein sexuelles Verhältnis, das ist vermutlich das zweite Paar – JȺ ist der Überschneidungsbereich des Imaginären und des Realen.
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Der Dreierknoten (oder Kleeblattknoten) ist in der Darstellung „gewissermaßen“ geöffnet – ein geöffneter Knoten, ein Knoten mit offenen Enden, ist kein Knoten mehr, kein Knoten im Sinne der Knotentheorie. Man muss die bildliche Darstellung demnach als Ausschnitt auffassen und sich vorstellen, dass die beiden Enden außerhalb der Abbildung miteinander verbunden sind.
Abbildung aus Seminar 23, Version Version Miller 2005, Sitzung vom 16. Dezember 1975, S. 56, überarbeitet.
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Was ist in der Formulierung „Jouissance des Anderen“ mit „Anderer“ gemeint? Nicht der Andere, auf den Lacan sich dann bezieht, wenn er sagt, „Es gibt keinen Anderen des Anderen“, gemeint ist nicht der Andere als Ort des Symbolischen.
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Was ist hier in „jouissance des Anderen“ mit „Anderer“ stattdessen gemeint? Der Andere des anderen Geschlechts, so wie Lacan den Ausdruck bereits in Seminar 20, Encore, verwendet.
Der Genitiv in „jouissance de l’Autre“ ist ein Genitivus objectivus, vgl. Seminar 22, RSI, Lacans Vorbemerkung zur Sitzung vom 17. Dezember 1974, sowie Sitzung vom 11. Februar 1975.
Es gibt keine Jouissance des Anderen des Anderen dürfte also heißen: Zur Jouissance auf der Seite eines Partners des anderen Geschlechts gibt es kein Verhältnis.
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In einer Psychoanalyse arbeitet man mit dem Sinn, also mit der Deutung von Symptomen. Auf diesem Wege gibt es keine Möglichkeit, dem Analysanten einen Zugang zur Jouissance des anderen Geschlechts zu verschaffen.
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Die Sinndeutung ermöglicht phallische Jouissance, nicht ein Verhältnis zur Jouissance des anderen Geschlechts.
Die phallische Jouissance ist nicht einfach die Jouissance des Penis.
Die argumentative Zuordnung der Passage über die Jouissance des imaginären Körpers und dann über die Objekte ist mir unklar.
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– das Subjekt, das sich auf das Sprechwesen (parlêtre) stützt: Vielleicht ist gemeint „das Subjekt, insofern es wesentlich durch das Sprechen bestimmt ist“.
– dass dies hier das ist, was ich das Unbewusste nenne: Wohl im Sinne von: Das Unbewusste ist der Effekt dessen, dass das Subjekt wesentlich ein sprechendes Wesen ist.
Die phallische Jouissance ist daran gebunden, dass das Subjekt ein sprechendes Wesen ist.
Als „parasitär“ bezeichnet Lacan die phallische jouissance ab Seminar 21, Les noms-dupes errent (1973/74) (Sitzung vom 11. Juni 1974). Damit dürfte gemeint sein, dass diese Jouissance als eine empfunden wird, die dem Körper und damit der Körper-Jouissance äußerlich ist.
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Ich nehme an, dass gemeint ist: die phallische Jouissance erscheint im Bewusstsein deshalb als Macht, weil sie gerade nicht beherrschbar ist, da sie durch das Unbewusste determiniert ist.
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Lacan kehrt zurück zum Buch Mimesis des articulations, a.a.O.
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„Aufgrund der Tatsache des Gesagten“ bezieht sich möglicherweise auf die Opposition zwischen dem Sagen und des Gesagten, die Lacan ab Seminar 19 entwickelt hatte (… oder schlimmer, 1971/72), vor allem in dem Aufsatz L’étourdit (1972).
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Lacan wiederholt, was er bereits zu Beginn dieser Sitzung gesagt hatte: Er hatte herausgefunden, dass drei Dreierknoten (drei Kleeblattknoten) auf borromäische Weise miteinander verschlungen sein können, d.h. so, dass die drei Knoten sich voneinander lösen, wenn ein beliebiger von ihnen aufgetrennt wird.
Er hatte sich gefragt, ob dies auch mit vier Dreierknoten möglich ist; Soury und Thomé haben ihm gezeigt, dass es geht.
Lacan beschreibt die Vierer-Verkettung hier als Prozess: Gegeben sind drei Dreierknoten (drei Kleeblattknoten), und sie sind „gegeneinander frei geblieben“, sie sind nicht miteinander verknüpft, sie liegen einfach nebeneinander oder übereinander. Zu ihnen kommt ein vierter Dreierknoten hinzu (ein vierter Kleeblattknoten) und zwar so, dass hierdurch die Verkettung der vier Knoten borromäischen Charakter erhält.
Diesen vierten Dreierknoten nennt Lacan „Sinthom“. Der Sinthomknoten ist hiernach also ein Dreierknoten oder Kleeblattknoten.
Der vierte, der hinzugefügte Dreierknoten „spielt in einer vollen Anwendung seiner Textur“ – mir ist nicht klar, was damit gemeint ist, aber dies verweist vermutlich auf die Bedingung, die die borromäische Verkttung von vier Dreierknoten so schwierig machte. Möglicherweise ist gemeint, dass für jeden Dreierknoten gilt, dass die anderen drei Dreierknoten durch alle drei Ösen des Dreierknotens geführt werden müssen.
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Vgl. J.-P. Sartre: Das Sein und das Nichts, 4. Teil, 2. Kapitel, I. Die existentielle Psychoanalyse.
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Quelle der Abbildung: Seminar 23, Version Miller 2005, Sitzung vom 16. Dezember 1975, S. 47.
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J.L.: Gründungsakt (1964). In: Ders.: Autres écrits. Seuil, Paris 2001, S. 229–233, hier : S. 229, meine Übersetzung.
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Quelle der Abbildung: Seminar 23, Version Miller 2005, Sitzung vom 9. März 1976, S. 108.
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Quelle der Abbildung: Seminar 23, Version Miller 2005, Sitzung vom 20. Januar 1976, S. 72.
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Vgl. die Erläuterung zu parlêtre in Kommentar zur Sitzung vom 18. November 1975, Teil I.
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S. Freud: Die infantile Genitalorganisation (1923). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 5. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 238.
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Vgl. Seminar 3, Sitzung vom 16. November 1955, Version Miller/Turnheim, S. 16 f.
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Adrian Price: In the nebohood of Joyce and Lacan. In: LC Express, 2. Jg. (11. Dezember 2014), Heft 14, S. 11.
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Vgl. Seminar 23, Sitzung vom 13. Januar 1976, Version Miller S. 72. f.
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Vgl. Seminar 22, Sitzung vom 18. März 1975, Kleiner-Übersetzung S. 49 und 53.