Jacques Lacan
Vorlesungen über Velázquez’ Bild Las meninas. Teil V: Nachträge
Übersetzt und mit Erläuterungen versehen von Rolf Nemitz
Diego Velázquez, Las meninas („Die Hoffräulein“), 1656
Öl auf Leinwand, 318 x 276 cm, Museo del Prado, Madrid
Erste deutsche Übersetzung der Vorlesungen von Lacan über das Bild Las meninas von Diego Velázquez. Teil V von fünf Teilen.
Überblick über die Übersetzung
Teil I:
– Vorbemerkung zur gesamten Übersetzung
– Ankündigung der Las-meninas-Vorlesungen (27. April 1966, Auszug)
– Die Vorstellungsrepräsentanz und die Spaltung zwischen dem sehenden und dem blickenden Subjekt (4. Mai 1966)
– Literaturverzeichnis
Teil II:
– Der Blick als Objekt a und das Fenster (11. Mai 1966)
Teil III:
– Noch einmal, für Foucault (18. Mai 1966)
Teil IV:
– Das blinde Sehen des Anderen (25. Mai 1966)
Teil V, Nachträge: dieser Beitrag
– Objekt a zwischen Ⱥ und $ (Seminar XIII, 1. Juni 1966, Auszüge)
– Das Geheimnis der narzisstischen Fesselung: der Blick (Seminar XIII, 15. Juni 1966, Auszug)
– Der Blick und die Übertragung (Seminar XV, 20. und 27. März 1968, Auszug)
– Der Punkt im Unendlichen (Seminar XXII, 18. Februar 1975, Auszug)
– Die Verortung des Blicks im Intervall (Seminar XXII, 13. Mai 1975, Auszug)
Zur Notation
– Zahlen in geschweiften Klammern und grauer Schrift – {1} usw. – verweisen auf die Seitenzahlen von Version J.L.; in der Roussan-Edition findet man diese Seitenangaben am Rand.
– Text [in eckigen Klammern] ist nicht von Lacan.
– Wörter mit Sternchen*: im Original deutsch.
– Der Schrägstrich / verbindet Übersetzungsvarianten.
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Objekt a zwischen Ⱥ und $ (Seminar XIII, 1. Juni 1966, Auszüge)
Offene Vorlesung
Deutsch
{1} Wir nähern uns dem Abschluss dieses Jahres, wobei ich sehe, dass ich es, verglichen mit dem Großteil meiner Kollegen, mit unüblichem Eifer verlängere. Es ist nicht üblich, Sie zu bitten, über Anfang Juni hinaus anwesend zu sein, aber bekanntlich habe ich eine andere Gewohnheit, und es ist wahrscheinlich, dass ich sie dieses Jahr nicht sehr ändern werde. Alles hängt von dem Platz ab, den ich dem geschlossenen Seminar geben werde: eine oder zwei.
Es bleibt mir also noch zwei Mal die Möglichkeit, zu Ihnen im heutigen Rahmen der sogenannten offenen Vorlesung zu sprechen, Dabei wird es natürlich darum gehen, den Sinn dessen zusammenzutragen, was ich Ihnen dieses Jahr unter dem Titel Objekt der Psychoanalyse geliefert habe, worüber Sie wissen, dass er nicht die Art von unbestimmter Eröffnung ist, die sich der einfachen Lesweise des Titels anbietet, sondern dass er genau das besagt, was ich in der Struktur als Objekt a artikuliert habe.
Sie werden auch bemerken können, dass ich, wenn das Objekt a das wäre, was in seine Klammer sämtliche Objekte einschließen würde, welche die Psychoanalytiker unter dieser Rubrik haben funk|{2}tionieren lassen, dass ich dann bei meiner deskriptiven Aufgabe, meiner Aufgabe des Zusammenstellens sicherlich einiges versäumt hätte, vieles sogar. Ich habe sie hin und wieder der Reihe nach aufgezählt, aber man kann nicht sagen, ich hätte mich über ihren Strauß breit ausgelassen, und ich habe mich – da ich neulich an ihre Darstellung eben in Gestalt eines Blumenstraußes erinnert habe – über die Botanik der einzelnen Blumen nicht weiter verbreitet.
Ich habe vor allen von topologischen Elementen gesprochen und zwar von topologischen Elementen, bei denen ich bisher insgesamt nicht auf explizite Weise vollständig gezeigt habe, wo es unterzubringen ist, dieses Objekt a.
Natürlich konnten diejenigen, die mir gut zuhören, mehr als einmal zur Kenntnis nehmen, dass das Objekt eine topologische Struktur ist, diejenige, die ich Ihnen durch die Figuren des Torus, der cross-cap – der Mitra – und sogar der Klein’schen Flasche verbildlicht habe. Mit einer Schere kann man es daraus heraustrennen.
Sie haben auch hören können, dass es sich dabei um eine Operation handelt, über deren Charakter man sich wirklich täuschen würde, wenn man annähme, dass, wenn man mit einer Schere in Gestalt irgendwelcher Scheiben etwas heraustrennt, dass das irgendetwas repräsentiert. Der Ausdruck „Vorstellungsrepräsentanz“ / “Repräsentant der Repräsentation“ wäre auch hier angemessen, denn in dieser Operation des Isolierens, des Herausschneidens ist die Repräsentation überhaupt nicht [enthalten], und man kann |{3} leicht sehen, dass die Strukturen, über die ich gearbeitet habe, um die Gliederung dieser Operation zur Geltung zu bringen, dass diese Strukturen, wenn ich so sagen darf, ihre eigenen Hilfsmittel haben, und dies an Punkten, die eigentümlicherweise, bezogen auf das, was sie repräsentieren, kaum anders als mit dem Ausdruck „Loch“ bezeichnet werden können.
Wenn unser Torus geeignet ist, etwas zu repräsentieren, nämlich eine wiederholte Abfolge von Umschlingungen – wie bei der berühmten Schlange Amphisbaene, die für die Völker der Antike ein Symbol des Lebens repräsentiert –, kurz, wenn dieser Torus irgendeinen Wert hat, dann eben deshalb, weil es diese topologische Struktur ist, die durch diese zentrale Sache gekennzeichnet ist, die sicherlich schwer irgendwo zu fassen ist, da sie einfach nur ein Teil seines Außens zu sein scheint, die jedoch den Torus unbestreitbar auf ganz andere Weise strukturiert als eine Sphäre.
Nun ja, das Objekt a, ich habe es vorhin gesagt – diejenigen, die dem, was ich sagte, Aufmerksamkeit geschenkt haben und die sogar am Rande sehen konnten, wie ich es ausdrücklich geäußert habe, das Objekt a ist hier, in diesem Raum des Lochs –, ich habe gerade gesagt, dass es eigentlich von daher, sagen wir, repräsentierbar ist / vorstellbar ist, dass es auf keine Weise repräsentiert wird
{4} Wir werden gleich sehen, wie diese Dinge zusammenlaufen, warum wir also von hier aus insgesamt zu einem Bezug kommen, der in diesem topologischen Feld korrekt verortet ist. Aber bereits jetzt können Sie sehen, dass es sicherlich einen gewissen Zusammenhang gibt zwischen der Tatsache, dass wir uns in letzter Zeit in den vorangegangen Seminarsitzungen, einschließlich der geschlossenen Seminarsitzungen, die gänzlich so abgelaufen sind, dass hier Ausführungen zu einem sehr bedeutenden Gemälde gemacht wurden, von daher, dass dieses Gemälde es ermöglicht, dass sich hier durch den Maler gewissermaßen die Funktion der Perspektive manifestiert, dass sie akzentuiert wird –; wir haben uns – ich muss sagen, auf eine Weise, in die Sie das größte Vertrauen setzen können, ich meine, dass ich hier die Strenge, mit der sie geäußert werden kann, so weit wie möglich getrieben habe –, wir haben uns in diesem Fall des skopischen Feldes befunden: Wie ist das Phantasma zusammengesetzt, sodass es für uns der Repräsentant jeder möglichen Repräsentation des Subjekts ist?
Sie spüren wohl, dass es eine Beziehung gibt zwischen der Tatsache, dass ich das gesamte Feuer auf das skopische Feld gelenkt habe, auf das skopische Objekt a, den Blick, insofern er, wie man wohl sagen muss, niemals untersucht und niemals isoliert worden ist – ich spreche hier, wo ich zu sprechen habe, im psychoanalytischen Feld, wo immerhin ziemlich merkwürdig ist, dass nicht wahrgenommen wurde, dass es da etwas zu isolieren gab, abgesehen davon, dass ein Autor – um es in groben Analogien zu schildern und dann auch ohne es zu nennen –, dessen Name in der analytischen |{5} Lehre ein klein wenig abgegriffen ist, nämlich Monsieur Fenichel, uns die Analogien zwischen der vom Schautrieb bestimmten Identifizierung und dem Verschlingen aufgezeigt hat. Aber Analogie ist nicht Struktur und besteht nicht darin, im Inneren der Schaulust zu isolieren, um welches Objekt es sich handelt und welche Funktion es hat.
Es gibt noch weitere Dinge, durch die der Blick hätte auftreten können.
An dem Punkt, an dem wir damit sind und wo zumindest ein Teil von Ihnen mich das letze Mal hören konnte – nachdem ich diesen Blick genau im Zentrum des Gemäldes verortet habe, irgendwo unter den Kleidern der Infantin versteckt, um von diesem eingehüllten Punkt aus den Kleidern, wenn ich so sagen darf, ihre Ausstrahlung zu geben –, habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass er da war. Auf welchem Wege?
Wenn es stimmt, wie ich gesagt habe, dass das, was der Maler uns repräsentiert/darstellt, das Bild (image) ist, das sich im leeren Auge des Königs herstellt – dieses Auge, das wie alle Augen dazu da ist, um nicht zu sehen, und das tatsächlich dieses Bild stützt, wie es für uns gemalt wird, das heißt nicht in einem Spiegel, sondern tatsächlich sein Bild im richtigen Sinne, auf der Vorderseite. Hier ist der Blick anderswo: dort, in dem Objekt, das in Beziehung auf diejenigen das Objekt a ist, die, ganz im Hintergrund –; das königliche Paar, in der Haltung zugleich nichts zu sehen und durch seinen Reflex irgendwo im Hintergrund der Szene dort zu sehen, wo wir sind.
{6} Dieses Objekt a – vor diesem letztlich inexistenten Spiegel des Anderen –, wir haben die Frage gestellt, wem es zugehört, denjenigen, die es durch dieses leere Sehen stützen, oder dem Maler, der hier als das blickende Subjekt positioniert ist, das die Verwandlung des Kunstwerks auftauchen lässt?
Diese Mehrdeutigkeit der Zugehörigkeit des Objekts a ist hier das, was es uns ermöglicht, es auf den vorherigen Faden zu beziehen, es wieder damit zu verknoten, mit dem Faden, den wir haben hängen lassen, bezogen auf die Funktion des Einsatzes, insofern wir sie durch die Pascal’sche Wette veranschaulicht haben.
Das Objekt a erlangt hier seine universellste Kombinatorik1, und damit ist es das, was zwischen S und A im Spiel ist, insofern keines von beiden mit dem anderen koexistieren könnte, außer von daher, mit dem Zeichen der Barre markiert zu sein, und das heißt eben, durch die Einwirkung des Objekts a in der Position des Gespaltenen zu sein.2
Danach spricht Lacan über seine Methode und über die Kriterien für eine Struktur. Dann heißt es:
{16} Hier also das Ziel dessen, was wir zu konstruieren versuchen: die Kriterien der Struktur, insofern sie diesen Forderungen entsprechen – bezogen auf das, was in Angriff genommen wird, nämlich die Struktur des Subjekts –, sodass eine Lehre für wahr gehalten werden kann, was bei denen, die ihre Repräsentanten sind, etwas anderes impliziert als sich auf fremde Kriterien zu stützen. Das ist der Grund nicht nur für die Methode, sondern auch für die Grenze, an die wir uns halten müssen, wenn wir bestimmte Schlüsselelemente |{17} dieser Struktur angehen, und dass wir uns sicherlich, wenn es um eines der Objekte a geht, etwa das des skopischen Feldes, dass wir uns dabei die Disziplin auferlegen müssen – was nicht ohne einen gewissen Puritanismus abgeht –, dem Reichtum dessen, was uns hierzu angeboten wird, wenig Beachtung zu schenken. Denn wie sollte man nicht bemerken, was für ein Knotenpunkt der Blick ist, bei dem uns bereits Freud gelehrt hat – er und er allein –, darin die Funktion, den Wert eines Zeichens des Unheimlichen auszumachen. Denn wenn Sie sich seine Untersuchung wieder vornehmen, werden Sie in den Werken, die er anführt, um diese Dimension zu belegen, werden Sie darin bemerken können, welche Rolle darin der Blick spielt, welche Funktion er hat, in der seltsamen Form des blinden Auges, blind da es herausgerissen wurde, oder irgendein Attribut, das davon das nächste Äquivalent repräsentieren kann, etwa die Brille oder auch das Glasauge, das falsche Auge. Eben das ist die Thematik von Hoffmann, und sie ist weiß Gott noch reicher, als ich hier in Erinnerung rufen kann. Sie können sich auf die Elixiere des Teufels beziehen.
Es gibt eine ganze Geschichte des Auges, das muss man schon sagen. Und diejenigen, die hier für das, was eine versteckte Information sein könnte, ein offenes Ohr haben, wissen, worauf ich anspiele, wenn ich von der Geschichte des Auges spreche. |{18} Das ist ein anonym veröffentlichtes Buch, veröffentlicht von einer der Personen, die für eine bestimmte wesentliche Unruhe unserer Zeit besonders repräsentativ sind, ein Buch, das sich als erotischer Roman ausgibt. Geschichte des Auges ist ein reiches Gewebe, das geeignet ist, uns, wenn man so sagen kann, an die Verschachtelung sämtlicher Objekte a zu erinnern, an ihre Äquivalenz, an ihre wechselseitige Verbindung und an ihre zentrale Beziehung zum Geschlechtsorgan.
Sicherlich ist es nicht ohne Effekt, dass wir daran erinnern könnten, dass sich das Phänomen der Träne nicht umsonst in der Lidspalte herstellt, und man kann nicht sagen, dass wir uns dabei nicht fragen sollten, in welchem Verhältnis dieses Phänomen zu der strukturellen Bedeutung steht, die diese Spalte bekommen hat. Und wie sollte man nicht auch sehen, dass das Auge – oder vielmehr diese Spalte – für uns nicht umsonst die Rolle oder die Funktion hat, die Tür zum Schlaf zu sein.
Das ist viel, und genug, um uns in die Irre zu führen. Ein allzu großer Reichtum oder allzu viele Anekdoten bringen uns nur dazu, dass wir in die Gleise des Entwicklungsgedankens zurückfallen, oder dazu, dass wir ein weiteres Mal nach bestimmten Phasen in der Geschichte suchen, die uns jedoch – wie interessant diese Bezüge auch immer sein mögen – nur das verschleiern, was zu definieren ist, nämlich die Funktion, die das skopische Feld |{19} einnimmt, in einer Struktur, bei der es eben genau um das Verhältnis des Subjekts zum Anderen geht.
Es ist ziemlich seltsam, dass, obwohl wir die ganze Zeit über die Funktion der Kommunikation in der Sprache herausgestellt haben, als das, worum es sich beim Unbewussten wesentlich handeln müsste, und obwohl wir von allen Seiten immer wieder einen Einwand zu hören bekamen, der keiner ist, nämlich dass es Präverbales gibt, Außerverbales, Anteverbales, und obwohl man auf die Geste verwiesen hat, auf die Mimik, auf die Blässe, auf sämtliche vasomotorischen, zönästhetischen Formen usw., in denen sich gewissermaßen irgendeine unsagbare Kommunikation vollziehen könnte – als ob wir das je bestritten hätten –, es ist seltsam, dass nie jemand eben das herausgestellt hat, was doch der einzige Punkt ist, über den wirklich etwas zu sagen gewesen wäre, nämlich die Ordnung der Kommunikation, die sich durch den Blick vollzieht.
Das gehört wirklich nicht zur Sprache.
Anschließend spricht Lacan über die vier Objekte a (Brust, Kot, Stimme, Blick) und über das Verhältnis zum Anderen in den Formen der Forderung und des Begehrens. Er fährt dann fort:
{25} Ich möchte, um heute zu enden und um einfach einen Punkt der Skandierung zu liefern, für Sie etwas evozieren – in einer Form, die den Vorteil haben wird, Ihnen die Mehrwertigkeit der Mittel zu zeigen, die man auf der Ebene der Struktur hat –, ich möchte für Sie eine andere, ebenfalls topologische Form beschreiben, die sich mit dem Paradigma, mit der Exemplifizierung überschneidet, die ich Ihnen |{26} auf der Ebene der Meninas von dieser skopischen Struktur gegeben habe. Ich möchte die heutige Stunde, um einen Schlusspunkt zu finden, mit dem beenden, was ich Ihnen als Scherz vorgetragen habe, über den König, der dem Maler im Bild der Meninas das Santiagokreuz an die Brust heftet, ob er nun selbst hierbei, wie die Legende erzählt, den Pinsel in die Hand nahm oder nicht.
Dieses kleine Merkmal hat in dieser Versammlung, wenn ich den Echos hierauf Glauben schenken darf, offenbar einige gute Seelen gerührt, die darin angeblich eine versteckte Anspielung auf das gesehen haben, was ich selbst mit mir herumzuschleppen habe. Diese guten Seelen mögen sich trösten, ich fühle mich nicht gekreuzigt, aus einem einfachen Grund, weil das Kreuz, von dem ich ausgegangen bin, dem der beiden Linien, die das Bild der Meninas teilen – die eine Linie, die ihren Ausgang im Horizontpunkt hat, der sich verliert, indem er durch die Tür geht, die Person, die davongeht, die Linie also, die von hier bis zum Vordergrund führt, am Fuß des großen Bildes, dem Repräsentanten der Repräsentation / der Vorstellungsrepräsentanz, und dann die andere Linie, diejenige, die vom Auge des Velázquez ausgeht, um ganz nach links zu führen, wo sie ihren natürlichen Ort erreicht, dort, wo ich ihn situiert habe, nämlich auf der unendlich fernen Linie des Bildes –, dies also sind zwei Linien, die sich, so sehr sie auch als gekreuzt erscheinen, ganz einfach nicht kreuzen und zwar deshalb nicht, weil sie auf verschiedenen Ebenen liegen.
Abb. 1: Kreuz von zwei Geraden auf verschiedenen Ebenen
{27} Das ist auch, wenn es denn eins ist, das ganze Kreuz, mit dem ich es in meinen Beziehungen zu den Analytikern zu tun habe, nämlich dass wir – das hat man Ihnen so dargestellt[Abb. 1], auf eine Weise, die unterbrochen ist –, dass wir also zwei Linien haben [Δ1, Δ2], die nicht auf derselben Ebene liegen.
Abb. 2: Rotation um eine Achse
Nun ja, wissen Sie – das ist eine kleine Entdeckung, die vor langer Zeit von den Leuten gemacht wurde, die sich mit dem befasst haben, was man in der Geometrie als Kegelschnitte bezeichnet –, wenn man als Achse eine dritte Linie nimmt [Abb. 2: S], irgendwo zwischen den beiden vorhergehenden, die demnach so sind, und wenn man das Ganze sich drehen lässt wie einen Kreisel, was stellt man dann her?
Abb. 3: Rotationshyperboloid
Man stellt dann etwas her, woran in den letzten Minuten wohl nur wenige gedacht zu haben scheinen, da ich keinen Schrei höre, um mir zu sagen, worum es sich handelt, man erzeugt etwas wie dieses hier [Abb. 3],
Abb. 4: Diabolo
was ich Sie bitte, um es Ihnen verständlich zu machen, da sich Gott weiß was noch herstellen wird, was ich Sie bitte, sich als das vorzustellen, was man als Diabolo bezeichnet [Abb. 4], anders gesagt eine Fläche, die folgendermaßen modelliert ist, abgesehen davon, dass sie sich – da es sich um eine Gerade handelt – bis ins Unendliche erstreckt.
Was ist das für eine Fläche? Das lässt sich zeigen, das ist das, was man als Rotationshyperboloid bezeichnet. Was bedeutet das, ein Rotationshyperboloid? Das ist einfach das, was man erhält, wenn man eine |{28} Hyperbel sich drehen lässt, rotieren lässt, um eine Linie, die man ihre Ableitung nennt. Eine Hyperbel ist also das, was da ist, nämlich die beiden Linien [Abb. 3: γ1, γ2], die Sie da im Profil sehen, die ich aber jetzt auf einer Ebene isoliere. Was ist eine Hyperbel? Das ist eine Linie, bei der alle Punkte die Eigenschaft haben, dass ihr Abstand zu zwei Punkten, die als Brennpunkte bezeichnet werden, eine konstante Differenz hat. Daraus ergibt sich, dass das Maß dieser Differenz exakt durch den Abstand gegeben ist, der die beiden Gipfel dieser Kurve voneinander trennt, durch den Punkt, an dem sie sich maximal einander annähern, ohne dass es ihnen gelingt, sich zu berühren.
Es ist bemerkenswert, dass man genau auf der Fläche dessen, was durch eine solche Rotation erreicht wird, eine Reihe von geraden Linien ziehen kann, die die Eigenschaft haben, ins Unendliche zu gehen. Ich hoffe, dass Sie dem, was ich tue, ein wenig Aufmerksamkeit schenken, denn das ist genau der springende Punkt, der wirklich amüsant ist: Es sind immer zwei gerade Linien, die so gezeichnet werden können, wenn ich so sagen kann, was dazu führt, dass sie sich um die definierte Fläche herum in einer Weise ausbreiten, die, ausgehend von ihrem ebenen Ursprung tatsächlich als komplex erscheint, und da sie das ist, was man einen Kegelschnitt nennt, finden wir auf einer Hyperbel, auf einer Rotationshyperbel also dieselbe Eigenschaft gerader Linien, |{29} die unbegrenzt verlängert werden können, die wir auf einem Kegel finden würden – der eine andere Form des Rotationskegelschnitts ist.
Was folgt daraus? Dass genau jeder der Punkte, die auf dieser Hyperbel sind – wenn die Hyperbel durch Rotation im Raum entfaltet wird –, die Eigenschaft hat, gegenüber jedem der Brennpunkte einen Abstand zu haben, der so ist, dass die Differenz der beiden Abstände konstant ist.
Damit sind wir in der Lage, etwas zu veranschaulichen, was durch eine Sphäre dargestellt wird, die exakt durch die Tatsache charakterisiert werden kann, dass sie als Durchmesser das Maß dieser Differenz hat; dass dies etwas darstellt, was innerhalb dieser hyperbolischen Fläche genau das ist, was am Punkt ihrer maximalen Enge hindurchpasst. So ist, wenn Sie eine andere Darstellung der Beziehungen zwischen S und A sehen wollen, so ist das, was es uns erlauben würde, auf eine andere Weise das Objekt a zu symbolisieren [Abb. 5, 6].
Aber wichtig ist nicht diese Möglichkeit, eine strukturelle Stütze zu finden, sondern die Funktion, in die wir sie einschließen können. Das wird der Gegenstand unseres nächsten Treffens sein. Kein Element kann die Funktion des Objekts a haben, wenn es nicht mit anderen Objekten zu etwas verbunden werden kann, was man als Gruppenstruktur bezeichnet. |{30} Sie sehen ja bereits, was möglich ist, denn wir haben weitere Elemente. Obgleich diese Gruppenstruktur impliziert, dass man jedes dieser Objekte mit einem Negativzeichen verwenden kann.
Was heißt das? Und wohin führt uns das? Das wird es uns erlauben – und das werde ich, so hoffe ich, das nächste Mal tun –, dieses Jahr mit etwas zu schließen, wodurch die strukturelle Definition so vervollständigt wird, dass darin die Kombinatorik des Objekts a enthalten ist sowie der Wert, den es in dem annehmen kann, was tatsächlich die Grundlage der spezifisch freudianischen Dimension des Begehrens und des Subjekts ist, nämlich die Kastration.
Ende der Sitzung
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Französisch/deutsch mit Anmerkungen und Links
Offene Vorlesung
{1} Nous avançons vers la clôture de cette année dont je m’aperçois que, par rapport à la plus grande partie de me collègues, je la prolonge, avec un zèle inhabituel.
Wir nähern uns dem Abschluss dieses Jahres, wobei ich sehe, dass ich es, verglichen mit dem Großteil meiner Kollegen, mit unüblichem Eifer verlängere.
Il n’est pas coutume de vous solliciter d’une présence au-delà du début de juin, pourtant on sait que ma coutume est différente et il est probable que je ne la modifierai pas beaucoup cette année.
Es ist nicht üblich, Sie zu bitten, über Anfang Juni hinaus anwesend zu sein, aber bekanntlich habe ich eine andere Gewohnheit, und es ist wahrscheinlich, dass ich sie dieses Jahr nicht sehr ändern werde.
Tout dépend de la place que je donnerai au séminaire fermé : un ou deux.
Alles hängt von dem Platz ab, den ich dem geschlossenen Seminar geben werde: eine oder zwei.
Il me reste donc deux fois à vous parler, dans la position d’aujourd’hui dite du « cours ouvert ».
Es bleibt mir also noch zwei Mal die Möglichkeit, zu Ihnen im heutigen Rahmen der sogenannten offenen Vorlesung zu sprechen,
Ce sera, bien sûr, pour essayer de rassembler le sens de ce que j’ai apporté devant vous cette année sous le titre de l’objet de la psychanalyse, dont vous savez qu’il n’est point cette sorte d’ouverture vague qui s’offre à simple lecture du titre, mais qu’il veut dire très précisément ce que j’ai articulé dans la structure comme l’objet a.
Dabei wird es natürlich darum gehen, den Sinn dessen zusammenzutragen, was ich Ihnen dieses Jahr unter dem Titel Objekt der Psychoanalyse geliefert habe, worüber Sie wissen, dass er nicht die Art von unbestimmter Eröffnung ist, die sich der einfachen Lesweise des Titels anbietet, sondern dass er genau das besagt, was ich in der Struktur als Objekt a artikuliert habe.
Vous pourrez remarquer aussi que, si l’objet a est bien celui dont il se trouverait prendre dans son accolade l’ensemble des objets que les psychanalystes ont fait fonc|{2}tionner sous cette rubrique, j’aurais certainement manqué quelque peu, même beaucoup, à ma fonction descriptive ou de collation.
Sie werden auch bemerken können, dass ich, wenn das Objekt a das wäre, was in seine Klammer sämtliche Objekte einschließen würde, welche die Psychoanalytiker unter dieser Rubrik haben funktionieren lassen, dass ich dann bei meiner deskriptiven Aufgabe, meiner Aufgabe des Zusammenstellens sicherlich einiges versäumt hätte, vieles sogar.
Je les ai énumérées quelquefois à la file, mais on ne peut pas dire que je me sois appesanti sur leurs bouquets et – puisque l’autre jour je rappelais leur représentation justement sous la forme d’un bouquet de fleurs – je ne me suis pas étalé sur leur botanique à chacune.
Ich habe sie hin und wieder der Reihe nach aufgezählt, aber man kann nicht sagen, ich hätte mich über ihren Strauß breit ausgelassen, und ich habe mich – da ich neulich an ihre Darstellung eben in Gestalt eines Blumenstraußes erinnert habe – über die Botanik der einzelnen Blumen nicht weiter verbreitet.
J’ai surtout parlé d’éléments topologiques, et d’éléments topologiques où, en somme, je n’ai pas jusqu’à présent, d’une façon explicite, tout à fait pointé où le mettre, cet objet a.
Ich habe vor allen von topologischen Elementen gesprochen und zwar von topologischen Elementen, bei denen ich bisher insgesamt nicht auf explizite Weise vollständig gezeigt habe, wo es unterzubringen ist, dieses Objekt a.
Bien sûr, ceux qui m’écoutent bien, ont pu plus d’une fois recueillir que l’objet a est structure topologique, celle que je vous ai imagée par les figures du tore, du cross-cap – de la mitre –, voire de la bouteille de Klein.
Natürlich konnten diejenigen, die mir gut zuhören, mehr als einmal zur Kenntnis nehmen, dass das Objekt eine topologische Struktur ist, diejenige, die ich Ihnen durch die Figuren des Torus, der cross-cap – der Mitra – und sogar der Klein’schen Flasche verbildlicht habe.
On peut l’en détacher avec une paire de ciseaux.
Mit einer Schere kann man es daraus heraustrennen.
Ils ont pu entendre aussi que c’est là une opération sur la nature de laquelle on se tromperait tout à fait si on croyait que, l’en détacher avec une paire de ciseaux sous la forme de quelques rondelles, ça représente quoi que ce soit.
Sie haben auch hören können, dass es sich dabei um eine Operation handelt, über deren Charakter man sich wirklich täuschen würde, wenn man annähme, dass, wenn man mit einer Schere in Gestalt irgendwelcher Scheiben etwas heraustrennt, dass das irgendetwas repräsentiert.
Là encore, le terme de représentant de la représentation conviendrait, car la représentation n’est absolument pas du tout dans cette opération d’isolation, de découpage, et il est |{3} facile de s’apercevoir que ces structures, sur lesquelles j’ai opéré pour mettre en valeur l’articulation de cette opération, ces structures ont, si je puis dire, leur ressources propres en des points qui, singulièrement, par rapport à ce qu’elles représentent, justement ne peuvent guère se désigner que par le terme de « trou ».
Der Ausdruck „Vorstellungsrepräsentanz“ / “Repräsentant der Repräsentation“ wäre auch hier angemessen, denn in dieser Operation des Isolierens, des Herausschneidens ist die Repräsentation überhaupt nicht [enthalten], und man kann leicht sehen, dass die Strukturen, über die ich gearbeitet habe, um die Gliederung dieser Operation zur Geltung zu bringen, dass diese Strukturen, wenn ich so sagen darf, ihre eigenen Hilfsmittel haben, und dies an Punkten, die eigentümlicherweise, bezogen auf das, was sie repräsentieren, kaum anders als mit dem Ausdruck „Loch“ bezeichnet werden können.
Si notre tore est efficace à représenter quelque chose, un enroulement répété, successif… comme du fameux serpen t amphisbène 183 qui représente pour les Anciens quelque symbole de la vie …bref si ce tore a une valeur quelconque, c’est justement parce que c’est cette structure topologique qui est marquée de cette chose centrale, qu’il est assurément bien difficile de cerner quelque part, puisqu’elle semble simplement n’être qu’une partie de son extérieur, mais qui, incontestablement, qui structure le tore très différemment d’une sphère.
Wenn unser Torus geeignet ist, etwas zu repräsentieren, nämlich eine wiederholte Abfolge von Umschlingungen – wie bei der berühmten Schlange Amphisbaene3, die für die Völker der Antike ein Symbol des Lebens repräsentiert –, kurz, wenn dieser Torus irgendeinen Wert hat, dann eben deshalb, weil es diese topologische Struktur ist, die durch diese zentrale Sache gekennzeichnet ist, die sicherlich schwer irgendwo zu fassen ist, da sie einfach nur ein Teil seines Außens zu sein scheint, die jedoch den Torus unbestreitbar auf ganz andere Weise strukturiert als eine Sphäre.
Eh bien, l’objet a je le disais tout à l’heure… ceux qui ont prêté attention à ce que je disais et qui ont pu, même incidemment, me le voir explicitement prononcer …l’objet a c’est là, dans cet espace du trou, qu’il est proprement, disons représentable ; proprement de ce fait qu’il n’est aucunement représenté.
Nun ja, das Objekt a, ich habe es vorhin gesagt – diejenigen, die dem, was ich sagte, Aufmerksamkeit geschenkt haben und die sogar am Rande sehen konnten, wie ich es ausdrücklich geäußert habe, das Objekt a ist hier, in diesem Raum des Lochs –, ich habe gerade gesagt, dass es eigentlich von daher, sagen wir, repräsentierbar ist / vorstellbar ist, dass es auf keine Weise repräsentiert wird
{4} Nous allons voir ces choses tout à l’heure se boucler, à savoir pourquoi, en somme, nous en venons à une référence proprement située dans ce champ topologique.
Wir werden gleich sehen, wie diese Dinge zusammenlaufen, warum wir also von hier aus insgesamt zu einem Bezug kommen, der in diesem topologischen Feld korrekt verortet ist.
Mais dès maintenant vous pouvez voir qu’il y a sûrement quelque cohérence entre le fait qu’au dernier temps des séminaires qui ont précédé, y inclus les séminaires fermés, qui se sont passés tout entier à développer, à propos d’un tableau très éminent pour permettre de manifester, accentuer en quelque sorte, par le peintre, la fonction de la perspective, nous nous sommes trouvés – je dois dire d’une façon à laquelle vous pouvez faire la plus grande confiance, je veux dire que j’y ai poussé aussi loin que possible la rigueur avec laquelle peut s’énoncer – dans ce cas du champ scopique : comment se compose le fantasme, enfin, qu’il est pour nous le représentant de toute représentation possible du sujet.
Aber bereits jetzt können Sie sehen, dass es sicherlich einen gewissen Zusammenhang gibt zwischen der Tatsache, dass wir uns in letzter Zeit in den vorangegangen Seminarsitzungen, einschließlich der geschlossenen Seminarsitzungen, die gänzlich so abgelaufen sind, dass hier Ausführungen zu einem sehr bedeutenden Gemälde gemacht wurden, von daher, dass dieses Gemälde es ermöglicht, dass sich hier durch den Maler gewissermaßen die Funktion der Perspektive manifestiert, dass sie akzentuiert wird –; wir haben uns – ich muss sagen, auf eine Weise, in die Sie das größte Vertrauen setzen können, ich meine, dass ich hier die Strenge, mit der sie geäußert werden kann, so weit wie möglich getrieben habe –, wir haben uns in diesem Fall des skopischen Feldes befunden: Wie ist das Phantasma zusammengesetzt, sodass es für uns der Repräsentant jeder möglichen Repräsentation des Subjekts ist?
Vous sentez bien qu’il y a un rapport entre le fait que j’ai mis tous les feux sur ce champ scopique, sur l’objet a scopique : le regard, en tant, il faut bien le dire, qu’il n’a jamais été étudié, jamais été isolé – je parle là où j’ai à parler, à savoir dans le champ psychanalytique, où il est tout de même bien étrange qu’on ne se soit pas aperçu qu’il y avait là quelque chose à isoler autrement que, pour l’évoquer dans – et encore, sans le nommer – dans de grossières analogies, un auteur au nom un petit peu rebattu dans l’enseignement |{5} analytique, Monsieur Fénichel, nous a démontré les analogies de l’identification scoptophilique avec la manducation.
Sie spüren wohl, dass es eine Beziehung gibt zwischen der Tatsache, dass ich das gesamte Feuer auf das skopische Feld gelenkt habe, auf das skopische Objekt a, den Blick, insofern er, wie man wohl sagen muss, niemals untersucht und niemals isoliert worden ist – ich spreche hier, wo ich zu sprechen habe, im psychoanalytischen Feld, wo immerhin ziemlich merkwürdig ist, dass nicht wahrgenommen wurde, dass es da etwas zu isolieren gab, abgesehen davon, dass ein Autor – um es in groben Analogien zu schildern und dann auch ohne es zu nennen –, dessen Name in der analytischen Lehre ein klein wenig abgegriffen ist, nämlich Monsieur Fenichel, uns die Analogien zwischen der vom Schautrieb bestimmten Identifizierung und dem Verschlingen aufgezeigt hat.4
Mais analogie n’est pas structure et ce n’est pas, à l’intérieur de la scoptophilie, isoler de quel objet il s’agit et quelle est sa fonction.
Aber Analogie ist nicht Struktur und besteht nicht darin, im Inneren der Schaulust zu isolieren, um welches Objekt es sich handelt und welche Funktion es hat.
Il y a bien d’autres choses encore par où le regard aurait pu faire son entrée.
Es gibt noch weitere Dinge, durch die der Blick hätte auftreten können.
Au point où nous en sommes, et où au moins une partie d’entre vous ont pu la dernière fois m’entendre, après l’avoir situé, ce regard, au centre même du tableau, caché quelque part sous les robes de l’Infante, de ce point enveloppé, leur donner, si je puis dire, leur rayonnement, j’ai fait remarquer qu’il était là.
An dem Punkt, an dem wir damit sind und wo zumindest ein Teil von Ihnen mich das letze Mal hören konnte – nachdem ich diesen Blick genau im Zentrum des Gemäldes verortet habe, irgendwo unter den Kleidern der Infantin versteckt, um von diesem eingehüllten Punkt aus, wenn ich so sagen darf, den Kleidern ihre Ausstrahlung zu geben –, habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass er da war.
Par quel office ?
Auf welchem Wege?
S’il est vrai, comme je l’ai dit, que ce que le peintre nous représente c’est l’image qui se produit dans l’œil vide du roi – cet œil qui comme tous les yeux, est fait pour ne point voir et qui supporte en effet cette image, telle qu’on nous l’a peinte, c’est-à-dire non pas dans un miroir mais bel et bien son image dans le bon sens, à l’endroit.
Wenn es stimmt, wie ich gesagt habe, dass das, was der Maler uns repräsentiert/darstellt, das Bild (image) ist, das sich im leeren Auge des Königs herstellt – dieses Auge, das wie alle Augen dazu da ist, um nicht zu sehen, und das tatsächlich dieses Bild stützt, wie es für uns gemalt wird, das heißt nicht in einem Spiegel, sondern tatsächlich sein Bild im richtigen Sinne, auf der Vorderseite.
Ici le regard est ailleurs : là, dans l’objet qui est l’objet a par rapport à ceux qui, tout au fond, le couple royal, en posture à la fois de ne rien voir et de voir par leur reflet quelque part au fond de la scène là où nous sommes.
Hier ist der Blick anderswo: dort, in dem Objekt, das in Beziehung auf diejenigen das Objekt a ist, die, ganz im Hintergrund –; das königliche Paar, in der Haltung zugleich nichts zu sehen und durch seinen Reflex irgendwo im Hintergrund der Szene dort zu sehen, wo wir sind.
{6} Cet objet a – devant ce miroir, en somme, inexistant de l’Autre –, nous avons posé la question de savoir de qui il est l’appartenance : de ceux qui le supportent dans cette vision vide, ou du peintre ici placé comme sujet regardant, qui fait surgir la transmutation de l’œuvre d’art ?
Dieses Objekt a – vor diesem letztlich inexistenten Spiegel des Anderen –, wir haben die Frage gestellt, wem es zugehört, denjenigen, die es durch dieses leere Sehen stützen, oder dem Maler, der hier als das blickende Subjekt positioniert ist, das die Verwandlung des Kunstwerks auftauchen lässt?
Cette ambiguïté de l’appartenance de l’objet a, c’est là ce qui nous permet de le rapporter, de renouer à ce fil précédent, que nous avons laissé pendant, autour de la fonction de l’enjeu en tant que nous l’avons illustré du pari de Pascal.
Diese Mehrdeutigkeit der Zugehörigkeit des Objekts a ist hier das, was es uns ermöglicht, es auf den vorherigen Faden zu beziehen, es wieder damit zu verknoten, mit dem Faden, den wir haben hängen lassen, bezogen auf die Funktion des Einsatzes, insofern wir sie durch die Pascal’sche Wette veranschaulicht haben.
L’objet a rejoignant ici sa plus universelle combinatoire, c’est ce qui est en jeu entre S et A en tant que aucun d’entre eux ne saurait coexister avec l’autre, sinon d’être marqué du signe de la barre, c’est à dire d’être en position de divisé précisément, de l’incidence de l’objet a.
Das Objekt a erlangt hier seine universellste Kombinatorik1 und damit ist es das, was zwischen S und A im Spiel ist, insofern keines von beiden mit dem anderen koexistieren könnte, außer von daher, mit dem Zeichen der Barre markiert zu sein, und das heißt eben, durch die Einwirkung des Objekts a in der Position des Gespaltenen zu sein.2
Danach spricht Lacan über seine Methode und über die Kriterien für eine Struktur. Dann heißt es:
{16} Voici donc la fin de ce que nous cherchons à construire : les critères de la structure en tant qu’ils répondent à ces exigences – étant donné ce qui est abordé, à savoir la structure du sujet – qu’une doctrine puisse être soupçonnée d’être vraie, ce qui implique chez ceux qui en sont les représentants quelque chose d’autre que de s’appuyer sur des critères étrangers.
Hier also das Ziel dessen, was wir zu konstruieren versuchen: die Kriterien der Struktur, insofern sie diesen Forderungen entsprechen – bezogen auf das, was in Angriff genommen wird, nämlich die Struktur des Subjekts –, sodass eine Lehre für wahr gehalten werden kann, was bei denen, die ihre Repräsentanten sind, etwas anderes impliziert als sich auf fremde Kriterien zu stützen.
Voilà ce qui justifie, non seulement la méthode mais les limites selon lesquelles
nous devons aborder certains éléments-clé |{17} de cette structure
et, concernant tel objet (a), celui par exemple du champ scopique, assurément nous imposer cette discipline, qui ne va pas sans quelque puritanisme, de faire peu de cas de la richesse de ce qui nous est là offert.
Das ist der Grund nicht nur für die Methode, sondern auch für die Grenze, an die wir uns halten müssen, wenn wir bestimmte Schlüsselelemente dieser Struktur angehen, und dass wir uns sicherlich, wenn es um eines der Objekte a geht, etwa das des skopischen Feldes, dass wir uns dabei die Disziplin auferlegen müssen – was nicht ohne einen gewissen Puritanismus abgeht –, dem Reichtum dessen, was uns hierzu angeboten wird, wenig Beachtung zu schenken.
Car aussi bien, comment ne pas remarquer quel point de concours est ce regard autour duquel, déjà Freud nous a appris, lui, et lui seul, à repérer la fonction, la valeur du signe de l’Unheimlichkeit ?
Denn wie sollte man nicht bemerken, was für ein Knotenpunkt der Blick ist, bei dem uns bereits Freud gelehrt hat – er und er allein –, darin die Funktion, den Wert eines Zeichens des Unheimlichen auszumachen.5
Car vous pourrez remarquer, à reprendre son étude, dans les œuvres qu’il apporte en témoignage de cette dimension, le rôle, la fonction qu’y joue le regard sous cette forme étrange de l’œil, aveugle parce qu’arraché, ou quelque attribut que ce soit qui peut en représenter l’équivalent proche : les lunettes par exemple, ou encore l’œil de verre, le faux œil.
Denn wenn Sie sich seine Untersuchung wieder vornehmen, werden Sie in den Werken, die er anführt, um diese Dimension zu belegen, werden Sie darin bemerken können, welche Rolle darin der Blick spielt, welche Funktion er hat, in der seltsamen Form des blinden Auges, blind da es herausgerissen wurde, oder irgendein Attribut, das davon das nächste Äquivalent repräsentieren kann, etwa die Brille oder auch das Glasauge, das falsche Auge.
C’est là toute la thématique d’Hoffmann, et dieu sait si elle est encore plus riche que je ne peux ici l’évoquer.
Eben das ist die Thematik von Hoffmann, und sie ist weiß Gott noch reicher, als ich hier in Erinnerung rufen kann.6
La référence aux Élixirs du diable est là à votre portée.
Sie können sich auf die Elixiere des Teufels beziehen.7
Il y a toute une histoire de l’œil, c’est le cas de le dire.
Es gibt eine ganze Geschichte des Auges, das muss man schon sagen.
Et ceux qui ont ici l’oreille ouverte à ce qui peut être information larvée, savent à quoi je fais allusion en parlant de l’histoire de l’œil.
Und diejenigen, die hier für das, was eine versteckte Information sein könnte, ein offenes Ohr haben, wissen, worauf ich anspiele, wenn ich von der Geschichte des Auges spreche.8
|{18} C’est un livre publié anonyme par un des personnages les plus représentatifs d’une certaine inquiétude essentielle, à notre époque, et qui passe pour un roman érotique.
Das ist ein anonym veröffentlichtes Buch, veröffentlicht von einer der Personen, die für eine bestimmte wesentliche Unruhe unserer Zeit besonders repräsentativ sind, ein Buch, das sich als erotischer Roman ausgibt.
L’histoire de l’œil est riche de toute une trame bien faite pour nous rappeler, si l’on peut dire, l’emboîtement, l’équivalence, la connexion entre eux, de tous les objets (a) et leur rapport central avec l’organe sexuel.
Die Geschichte des Auges ist ein reiches Gewebe, das geeignet ist, uns, wenn man so sagen kann, an die Verschachtelung sämtlicher Objekte a zu erinnern, an ihre Äquivalenz, an ihre wechselseitige Verbindung und an ihre zentrale Beziehung zum Geschlechtsorgan.
Bien sûr, ce n’est pas sans effet que nous pourrions en rappeler que ce n’est pas en vain que c’est dans ce point de la fente palpébrale que se produit le phénomène du pleur dont on ne peut pas dire que nous n’ayons pas à cette occasion à nous interroger sur son rapport à la signification structurelle donnée à cette fente.
Sicherlich ist es nicht ohne Effekt, dass wir daran erinnern könnten, dass sich das Phänomen der Träne nicht umsonst in der Lidspalte herstellt, und man kann nicht sagen, dass wir uns dabei nicht fragen sollten, in welchem Verhältnis dieses Phänomen zu der strukturellen Bedeutung steht, die diese Spalte bekommen hat.
Et comment ne pas voir aussi que ce n’est pas en vain que l’œil, ou plutôt cette fente, joue le rôle pour nous, la fonction de porte du sommeil.
Und wie sollte man nicht auch sehen, dass das Auge – oder vielmehr diese Spalte – für uns nicht umsonst die Rolle oder die Funktion hat, die Tür zum Schlaf zu sein.
En voilà beaucoup, et assez pour nous égarer.
Das ist viel, und genug, um uns in die Irre zu führen.
Trop de richesses ou trop d’anecdotes ne sont faites que pour nous faire retomber dans l’ornière de je ne sais quelle référence développementale où chercher une fois de plus les temps spécifiques dans l’histoire qui, quel que soit l’intérêt de ces repères, ne font que nous dissimuler ce qu’il s’agit de définir, à savoir la fonction occupée par ce champ scopique |{19} dans une structure qui est proprement celle qui intéresse le rapport du sujet à l’Autre.
Ein allzu großer Reichtum oder allzu viele Anekdoten bringen uns nur dazu, dass wir in die Gleise des Entwicklungsgedankens zurückfallen, oder dazu, dass wir ein weiteres Mal nach bestimmten Phasen in der Geschichte suchen, die uns jedoch – wie interessant diese Bezüge auch immer sein mögen – nur das verschleiern, was zu definieren ist, nämlich die Funktion, die das skopische Feld einnimmt, in einer Struktur, bei der es eben genau um das Verhältnis des Subjekts zum Anderen geht.
Il est bien étrange, précisément qu’alors qu’au cours de tout ce temps, nous avons promu la fonction de la communication dans le langage comme étant ce qui, essentiellement, devait centrer ce qui regardait l’inconscient… alors que de toutes parts, nous n’avons cessé de réentendre cette objection qui n’en est pas une, à savoir qu’il y a du pré-verbal, de l’extra-verbal, de l’anté-verbal ; alors qu’on a fait état, disons-nous, du geste, de la mimique, de la pâleur, de toutes les formes vasomotrices, cénesthésiques ou autres où soit disant pourrait s’exercer je ne sais quelle communication ineffable – comme si nous l’avions jamais contesté …que personne n’ait jamais promu ce qui était pourtant le seul point sur lequel il y avait vraiment quelque chose à dire, à savoir l’ordre de communication qui se passe par le regard.
Es ist ziemlich seltsam, dass, obwohl wir die ganze Zeit über die Funktion der Kommunikation in der Sprache herausgestellt haben, als das, worum es sich beim Unbewussten wesentlich handeln müsste, und obwohl wir von allen Seiten immer wieder einen Einwand zu hören bekamen, der keiner ist, nämlich dass es Präverbales gibt, Außerverbales, Anteverbales, und obwohl man auf die Geste verwiesen hat, auf die Mimik, auf die Blässe, auf sämtliche vasomotorischen, zönästhetischen Formen usw., in denen sich gewissermaßen irgendeine unsagbare Kommunikation vollziehen könnte – als ob wir das je bestritten hätten –, es ist seltsam, dass nie jemand eben das herausgestellt hat, was doch der einzige Punkt ist, über den wirklich etwas zu sagen gewesen wäre, nämlich die Ordnung der Kommunikation, die sich durch den Blick vollzieht.
Ça, en effet, ce n’est pas du langage.
Das gehört wirklich nicht zur Sprache.
Später in dieser Sitzung spricht Lacan über die vier Objekte a (Brust, Kot, Stimme, Blick) und über das Verhältnis zum Anderen in den Formen der Forderung und des Begehrens. Danach heißt es:.
{25} Je vais, pour terminer aujourd’hui, et comme pour simplement fournir un point de scansion, évoquer…
sous une forme qui aura l’avantage de vous montrer la polyvalence des recours qu’on a au niveau de la structure
…évoquer pour vous une autre forme, aussi bien topologique, qui viendra recouper le paradigme, l’exemplification que je vous ai donnée |{26} de cette structure scopique au niveau des Ménines.
Ich möchte, um heute zu enden und um einfach einen Punkt der Skandierung zu liefern, für Sie etwas evozieren – in einer Form, die den Vorteil haben wird, Ihnen die Mehrwertigkeit der Mittel zu zeigen, die man auf der Ebene der Struktur hat –, ich für Sie eine andere, ebenfalls topologische Form beschreiben, die sich mit dem Paradigma, mit der Exemplifizierung überschneidet, die ich Ihnen auf der Ebene der Meninas von dieser skopischen Struktur gegeben habe.
Je vais terminer la leçon d’aujourd’hui, pour trouver un point de chute sur ce que je vous ai présenté comme la bonne plaisanterie du roi collant la croix de Santiago sur la poitrine du peintre dans le tableau Les Ménines, que ce soit ou non comme la légende le dit, en y mettant lui-même la main au pinceau.
Ich werde die heutige Stunde, um einen Schlusspunkt zu finden, mit dem beenden, was ich Ihnen als Scherz vorgetragen habe, über den König, der dem Maler im Bild der Meninas das Santiagokreuz an die Brust heftet, ob es nun selbst hierbei, wie die Legende erzählt, den Pinsel in die Hand nahm oder nicht.9
Ce petit trait aurait ému, si j’en crois les échos, dans l’assemblée, quelques bonnes âmes qui y auraient vu une secrète allusion à ce que j’ai à traîner moi-même !
Dieses kleine Merkmal hat in dieser Versammlung, wenn ich den Echos hierauf Glauben schenken darf, offenbar einige gute Seelen gerührt, die darin angeblich eine versteckte Anspielung auf das gesehen haben, was ich selbst mit mir herumzuschleppen habe.
Que ces bonnes âmes se consolent, je ne me sens pas crucifié ! et pour une simple raison, c’est que la croix d’où je partais, celle des deux lignes qui divisent le tableau des Ménines…
celle qui va du point d’horizon qui se perd, passant par la porte – le personnage qui sort – jusqu’au premier plan au pied du grand tableau – représentant de la représentation –, et l’autre ligne, celle qui part de l’oeil de Velázquez pour s’en aller tout à fait vers la gauche, là où elle rejoint son lieu naturel, où je l’ai situé, à savoir à la ligne à l’infini du tableau
…sont deux lignes qui, tout simplement, et toutes croisées qu’elles paraissent, ne se croisent pas, pour la bonne raison qu’elles sont dans des plans différents.
Diese guten Seelen mögen sich trösten, ich fühle mich nicht gekreuzigt, aus einem einfachen Grund, weil das Kreuz, von dem ich ausgegangen bin, dem der beiden Linien, die das Bild der Meninas teilen – die eine Linie, die ihren Ausgang im Horizontpunkt hat, der sich verliert und durch die Tür geht, die Person, die davongeht, die Linie also, die von hier bis zum Vordergrund führt, am Fuß des großen Bildes, dem Repräsentanten der Repräsentation / der Vorstellungsrepräsentanz, und dann die andere Linie, diejenige, die vom Auge des Velázquez ausgeht, um ganz nach links zu führen, wo sie ihren natürlichen Ort erreicht10, dort, wo ich ihn situiert habe, nämlich auf der unendlich fernen Linie des Bildes –, dies also sind zwei Linien, die sich, so sehr sie auch als gekreuzt erscheinen, ganz einfach nicht kreuzen und zwar deshalb nicht, weil sie auf verschiedenen Ebenen liegen.
Abb. 1: Kreuz von zwei Geraden auf verschiedenen Ebenen
.{27} C’est bien aussi, s’il en est une, toute la croix à laquelle j’ai affaire dans mes rapports avec les analystes…
à savoir que – on vous l’a représenté comme ça [Abb. 1], d’une façon qui s’interrompt – nous avons donc deux lignes [Δ1, Δ2] qui ne sont pas dans le même plan.
Das ist auch, wenn es denn eins ist, das ganze Kreuz, mit dem ich es in meinen Beziehungen zu den Analytikern zu tun habe, nämlich dass wir – das hat man Ihnen so dargestellt [Abb. 1], auf eine Weise, die unterbrochen ist –, dass wir also zwei Linien haben [Δ1, Δ2], die nicht auf derselben Ebene liegen.11
Abb. 2: Rotation um eine Achse
Eh bien sachez…
c’est une petite trouvaille, faite depuis très longtemps par les gens qui se sont occupés de ce qu’on appelle les coniques
…que quand on prend pour axe une troisième ligne [Abb. 2 : S] quelconque entre ces deux précédentes, qui sont donc comme ça, et qu’on fait tourner le tout comme une toupie, qu’est-ce qu’on produit ?
Nun ja, wissen Sie – das ist eine kleine Entdeckung, die vor langer Zeit von den Leuten gemacht wurde, die sich mit dem befasst haben, was man in der Geometrie als Kegelschnitte bezeichnet –, wenn man als Achse eine dritte Linie nimmt [Abb. 2: S], irgendwo zwischen den beiden vorhergehenden, die demnach so sind, und wenn man das Ganze sich drehen lässt wie einen Kreisel, was stellt man dann her?
Abb. 3: Rotationshyperboloid
On produit quelque chose auquel peu de monde semble avoir, enfin, dans les minutes précédentes, pensé, puisque je n’entends aucun cri pour me dire de quoi il s’agit, on produit quelque chose comme ceci [Abb. 3],
Man stellt dann etwas her, woran in den letzten Minuten wohl nur wenige gedacht zu haben scheinen, da ich keinen Schrei höre, um mir zu sagen, worum es sich handelt, man erzeugt etwas wie dieses hier [Abb. 3],
Abb. 4: Diabolo
que, pour vous faire comprendre, parce que dieu sait ce qui va encore se produire, je vous demande de vous représenter comme ce qu’on appelle un diabolo [Abb. 4], autrement dit une surface ainsi modelée, à ceci près qu’elle s’en va bien entendu, puisqu’il s’agit d’une droite, à l’infini.
was ich Sie bitte, um es Ihnen verständlich zu machen, da sich Gott weiß was noch herstellen wird, was ich Sie bitte, sich als das vorzustellen, was man als Diabolo bezeichnet [Abb. 4], anders gesagt eine Fläche, die folgendermaßen modelliert ist, abgesehen davon, dass sie sich – da es sich um eine Gerade handelt – bis ins Unendliche erstreckt.
.
Qu’est-ce que c’est que cette surface ?
Was ist das für eine Fläche?
Ça se démontre c’est ce qu’on appelle une hyperboloïde de révolution.
Das lässt sich zeigen, das ist das, was man als Rotationshyperboloid bezeichnet.12
Qu’est-ce que ça veut dire une hyperboloïde de révolution ?
Was bedeutet das, ein Rotationshyperboloid?
C’est tout simplement ce qu’on obtient en faisant tourner, roter, une |{28} hyperbole autour d’une ligne qu’on appelle sa dérivée.
Das ist einfach das, was man erhält, wenn man eine Hyperbel sich drehen lässt, rotieren lässt, um eine Linie, die man ihre Ableitung nennt.
Une hyperbole donc, c’est ce qui est là, à savoir ces deux lignes [Abb. 3 : γ1, γ2] que vous voyez là en profil mais que maintenant j’isole sur un plan.
Eine Hyperbel ist also das, was da ist, nämlich die beiden Linien [Abb. 3: γ1, γ2], die Sie da im Profil sehen, die ich aber jetzt auf einer Ebene isoliere.
Qu’est-ce que c’est qu’une hyperbole ?
Was ist eine Hyperbel?
C’est une ligne dont tous les points ont la propriété de ce que leur distance à deux points, qui s’appellent les foyers, a une différence constante.
Das ist eine Linie, bei der alle Punkte die Eigenschaft haben, dass ihr Abstand zu zwei Punkten, die als Brennpunkte bezeichnet werden, eine konstante Differenz hat.
Il en résulte que la mesure de cette différence est exactement donnée par la distance qui sépare les deux sommets de cette courbe, le point où elles s’approchent au maximum sans parvenir à se toucher.
Daraus ergibt sich, dass das Maß dieser Differenz exakt durch den Abstand gegeben ist, der die beiden Gipfel dieser Kurve voneinander trennt, durch den Punkt, an dem sie sich maximal einander annähern, ohne dass es ihnen gelingt, sich zu berühren.
Il est remarquable que, précisément à la surface de ce qui est obtenu par une telle révolution, on puisse tracer une série de lignes droites qui ont pour propriété de s’en aller à l’infini.
Es ist bemerkenswert, dass man genau auf der Fläche dessen, was durch eine solche Rotation erreicht wird, eine Reihe von geraden Linien ziehen kann, die die Eigenschaft haben, ins Unendliche zu gehen.
J’espère que vous faites un peu attention à ce que je fais car ça, c’est justement le point vif et tout à fait amusant : ce sont toujours deux lignes droites qui peuvent ainsi se dessiner, si je puis dire, faisant se déployer autour la surface définie, d’une façon qui, à partir de son origine du plan paraît en effet complexe et être ce qu’on appelle une conique, nous trouvons donc sur une hyperbole, sur une hyperbole de révolution, la même propriété de lignes droites |{29} qui peuvent indéfiniment se prolonger, que nous trouverions sur un cône – qui est une autre forme de conique de révolution.
Ich hoffe, dass Sie dem, was ich tue, ein wenig Aufmerksamkeit schenken, denn das ist genau der springende Punkt, der wirklich amüsant ist: Es sind immer zwei gerade Linien, die so gezeichnet werden können, wenn ich so sagen kann, was dazu führt, dass sie sich um die definierte Fläche herum in einer Weise ausbreiten, die, ausgehend von ihrem ebenen Ursprung tatsächlich als komplex erscheint, und da sie das ist, was man einen Kegelschnitt nennt, finden wir auf einer Hyperbel, auf einer Rotationshyperbel also dieselbe Eigenschaft gerader Linien, die unbegrenzt verlängert werden können, die wir auf einem Kegel finden würden – der eine andere Form des Rotationskegelschnitts ist.
Qu’en résulte-t-il ?
Was folgt daraus?
C’est que précisément chacun des points de ce qui est sur cette hyperbole-même – quand elle est déployée dans l’espace par cette révolution – a cette propriété d’avoir, par rapport à chacun des foyers, une distance telle que la différence des deux distances soit constante.
Dass genau jeder der Punkte, die auf dieser Hyperbel sind – wenn die Hyperbel durch Rotation im Raum entfaltet wird –, die Eigenschaft hat, gegenüber jedem der Brennpunkte einen Abstand zu haben, der so ist, dass die Differenz der beiden Abstände konstant ist.
Nous voilà donc en mesure d’illustrer quelque chose, qui est représenté par une sphère qui serait caractérisée exactement, par le fait d’avoir comme diamètre la mesure de cette différence ; que ceci représente quelque chose qui, à l’intérieur de cette surface hyperbolique est juste ce qui vient passer à son point d’étroitesse maximum.
Damit sind wir in der Lage, etwas zu veranschaulichen, was durch eine Sphäre dargestellt wird, die exakt durch die Tatsache charakterisiert werden kann, dass sie als Durchmesser das Maß dieser Differenz hat; dass dies etwas darstellt, was innerhalb dieser hyperbolischen Fläche genau das ist, was am Punkt ihrer maximalen Enge hindurchpasst.13
Tel est, si vous voulez voir une autre représentation des rapports de S et de A, ce qui nous permettrait de symboliser d’une autre façon l’objet a [Abb. 5, 6].
So ist, wenn Sie eine andere Darstellung der Beziehungen zwischen S und A sehen wollen, so ist das, was es uns erlauben würde, auf eine andere Weise das Objekt a zu symbolisieren [Abb. 5, 6].14
Mais ce qu’il y a d’important, ce n’est pas cette possibilité de trouver un support structural, c’est la fonction dans laquelle nous pouvons l’inclure.
Aber wichtig ist nicht diese Möglichkeit, eine strukturelle Stütze zu finden, sondern die Funktion, in die wir sie einschließen können.
Ce sera l’objet de notre prochaine rencontre.
Das wird der Gegenstand unseres nächsten Treffens sein.
Nul élément ne peut avoir la fonction d’objet a s’il n’est associable à d’autres objets dans ce qu’on appelle une structure de groupe.
Kein Element kann die Funktion des Objekts a haben, wenn es nicht mit anderen Objekten zu etwas verbunden werden kann, was man als Gruppenstruktur bezeichnet.
{30} Vous voyez bien déjà ce qui est possible, car nous avons d’autres éléments.
Sie sehen ja bereits, was möglich ist, denn wir haben weitere Elemente.
Encore que cette structure de groupe implique-t-elle qu’on puisse employer un quelconque de ces objets avec un signe négatif.
Diese Gruppenstruktur impliziert jedoch, dass man jedes dieser Objekte mit einem Negativzeichen verwenden kann.
Qu’est-ce que ceci veut dire ?
Was heißt das?
Et où cela nous conduit-il ?
Und wohin führt uns das?
C’est ce qui nous permettra – ce que j’espère faire la prochaine fois – de finir cette année avec quelque chose qui achève la définition structurale impliquant la combinatoire de l’objet a et la valeur qu’il peut prendre, comme tel, dans ce qui est le fondement même de la dimension proprement freudienne du désir et du sujet, c’est à savoir la castration.
Das wird es uns erlauben – und das werde ich, so hoffe ich, das nächste Mal tun –, dieses Jahr mit etwas zu schließen, wodurch die Definition der Struktur so vervollständigt wird, dass darin die Kombinatorik des Objekts a enthalten ist sowie der Wert, den es in dem annehmen kann, was tatsächlich die Grundlage der spezifisch freudianischen Dimension des Begehrens und des Subjekts ist, nämlich die Kastration.
Ende der Sitzung
Das Geheimnis der narzisstischen Fesselung: der Blick (Seminar XIII, 15. Juni 1966, Auszug)
Geschlossene Sitzung
Deutsch
Lacan kommentiert einen Aufsatz von Jean Clavreul, „Das perverse Paar“ und empfiehlt seinen Hörern, zum Thema der Perversion die Erinnerungen von François-Timoléon de Choisy zu lesen, „Mémoires de l’abbé de Choisy habillé en femme“ (1736), „Erinnerungen des Pfarrers de Choisy, welcher als Frau gekleidet war“. Dann bezieht er sich auf Artikel von Conrad Stein über die „psychoanalytische Situation“, die in einer geschlossenen Sitzung dieses Seminars diskutiert worden waren, und bedauert die Abwesenheit des Autors. Er fährt fort:
{7} Was ich gern hätte – und wofür ich mir glücklicherweise eine kleine Garantie verschafft habe, dass ich zumindest etwas hätte, um mir zu antworten –, was ich gern hätte, das ist alles in allem, nach einem Jahr, in welchem ich Ihnen Dinge gesagt habe, von denen es hier in Ihren Köpfen ja doch einen beträchtlichen Niederschlag geben muss, ich habe Dinge gesagt, einige, die völlig neu waren, zumindest für einen Teil von Ihnen, und andere, |{8} die wirklich zum ersten Male in einer Form strukturiert waren, die nicht nur exemplarisch, sondern streng war, und ich habe gewagt hinzuzufügen – womit ich eine Art definitive Verpflichtung eingegangen bin, wenn man beispielsweise das Schema berücksichtigt, das ich Ihnen von der Funktion des Blicks gegeben habe –, gut, ich wäre nicht unzufrieden, ich würde es nicht beklagen, wenn einige mir Fragen stellen würden.
Natürlich wird das Gerücht bestätigt, dass man das nicht tun sollte, unter dem Vorwand, dass es neulich beispielsweise so schien, als würde ich Herrn Audouard sagen – der insgesamt die einzige Person ist, die mir in diesem Jahr auf dieser Ebene volle Befriedigung verschafft hat, das heißt, dass er das gewagt hat, worum ich gebeten habe, nämlich dass man mir antwortet –, Herr Audouard, das stimmt, hat einen groben Irrtum begangen, einen groben Irrtum, indem er im Schema der Perspektive das Auge des Künstlers in das eingefügt hat, was man insgesamt als Bildebene bezeichnen kann, und dies im Moment der Begründung der Perspektive. Gut! Sie sollten allerdings begreifen, dass angesichts dessen, dass jeder hier mit seinem kleinen Narzissmus in der Tasche ist, also mit der Idee, sich nicht lächerlich zu machen, dass man Ihnen jedoch |{9} sagen sollte, dass das, was Herr Audouard gemacht hat, genau das ist, was im Verhältnis zu Alberti – ich habe Ihnen gesagt, dass dieses berühmte Schema der Perspektive auf ihn zurückgeht, ich habe es an die Tafel gezeichnet, ich habe mir ja viel Mühe gegeben –, in dem, was Alberti begründet hat und was jemand, der Viator genannt wurde – deshalb, weil er auf Französisch ganz einfach Pèlerin hieß, Pilger –, was Viator aufgegriffen hat, nun ja, dass der Irrtum, den Herr Audouard begangen hat, genau derselbe Irrtum ist wie derjenige, den Albert Dürer begangen hat, das heißt, wenn man die Schriften von Albert Dürer heranzieht, sieht man genau, dass bestimmte Fehler, dass eine bestimmte Verschiebung des Schemas – die übrigens durchaus bei dem zu berücksichtigen ist, was Sie in den Perspektiven von Albert Dürer, wenn Sie sie von Nahem betrachten, so ziemlich scheitern sehen –, dass sie genau einem anfänglichen Fehler dieser Art geschuldet ist. Sie sehen also, dass Herr Audouard nicht in schlechter Gesellschaft ist.
Das kann ich Ihnen natürlich nicht beweisen, denn –, denn man müsste –, nun ja, das ist sehr einfach, ich kann denjenigen unter Ihnen, die das interessiert, die Bibliographie geben. Es gibt jemanden, der das sehr, sehr schön herausgearbeitet hat, ein Amerikaner, der einige schlaue kleine Bücher über Kunst und Geometrie geschrieben hat, von denen eines sich speziell |{10} auf den Status der Perspektive bezieht, soweit er sich aus Alberti, Viator und Albert Dürer ergibt. Und all das wird sehr gut erklärt.
Da wird das alles sehr gut genau damit erklärt, dass Albert Dürer angefangen hat, sich das Problem der Perspektive von dem her zu stellen, was ich, nun ja, das radikal entgegengesetzte Vorgehen nennen möchte, dasjenige, das aus Überlegungen zum Lichtpunkt und zur Bildung des Schattens hervorgegangen ist, also die vorhergehende Position, diejenige, die ich Ihnen als eine gezeigt habe, die im diametralen Gegensatz zur Konstruktion der Perspektive steht, die ganz entgegengesetzte Ziele hat, nicht die Ziele der Konstituierung der beleuchteten Welt, sondern der Konstituierung der subjektiven Welt, wenn Sie mir gestatten, diesen scharfen Gegensatz zu bilden, geschärft und begründet durch den gesamten vorangegangenen Diskurs. Insofern das, was Dürer interessiert, der Schatten eines Würfels ist, gelingt es ihm nicht, die richtige Perspektive des Würfels zu konstruieren.
Abb. 1
Gut, nachdem dies gesagt ist und nachdem Herr Audouard wieder an seinen Platz gestellt ist, dass er nämlich nur jenem Ansehen verfallen ist, dem andere als wir und größere, wie man sagen kann, erlegen sind, hätte ich gern, dass hierdurch diejenigen ermutigt werden, die über das, was ich gesagt habe, möglicherweise einige Fragen zu stellen haben, beispielsweise |{11} über das, was ich das letzte Mal über das Schema [Abb. 1] gesagt habe, das wirklich dazu führt, sehr, sehr massive Fragen zu stellen. In diesem Schema, nicht wahr, ist J [jouissance, Lust, Genießen] da im Hintergrund, und wo wir uns mit dem Subjekt [S] gegenüber dem Feld des Anderen in der Position befinden„ dass all das, was das Verhältnis des Subjekts zur Lust (jouissance) betrifft, ihm durch Vermittlung dessen zukommen muss, was mit dem Anderen [Ⱥ] verbunden ist und was sich eben so darstellt, als mit einer bestimmten Funktion verbunden, die nicht ist ohne das [? unverständliches Wort] zu sein, weil uns das außerdem von dem gezeigt wird, was der Apparat illustriert, beispielsweise derjenige der Meninas, was er von der Struktur illustriert, die von Velázquez produziert wurde. Sagen wir, dass wir im Apparat der Perspektive und des Blicks nicht nur erfassen können, koexistieren lassen können, warum das narzisstische Register koexistiert, meine ganze erste Unterrichtsbemühung bestand darin, es von dem abzulösen, was es als Artikulation hat, dass es nicht nur darum geht, wie sie koexistieren können, sondern wie auf der Ebene eines bestimmten Objekts, des Blicks, das eine den Schlüssel zum anderen geben kann und wie der Blick als Effekt der symbolischen Welt die wahre Triebfeder, das wahre Geheimnis der narzisstischen Fesselung sein kann.
Deshalb haben wir im Verhältnis von S zu A [bzw. Ⱥ] die Funktion dieses a etablieren können, von dem ich gesprochen habe – wobei ich, wenn Sie so wollen, |{12} einem von ihnen den Vorzug gegeben habe, demjenigen, das am wenigsten erforscht ist, das aber für jede Artikulation der Sache selbst das grundlegendste ist –, und dann die Entsprechung, nach vorne hin, oder, wenn Sie so wollen, die Äquivalenz, dass das –φ, das heißt der Phallus, als Objekt, das im Verhältnis zur Lust (jouissance) im Spiel ist, insofern er in der sexuellen Beziehung die Verbindung des anderen notwendig macht.
Ach da sind Sie ja, Stein. Kommen Sie hierher. Ihre Abwesenheit habe ich bedauert, nun, das gibt offenkundig –, das scheint mir die Gelegenheit für alle möglichen Fragen zu bieten.
Wenn ich sage, dass ich die Umdrehung ein zweites Mal vollziehe, dass ich das Freud’sche Möbiusband verdopple, dann sollten Sie darin keineswegs eine Illustration sehen, sondern eben die Tatsache dessen, was ich damit sagen will, dass das Drama des Ödipuskomplexes – das ich für Sie, glaube ich, hinreichend artikuliert habe –, dass es noch eine andere Seite hat, durch die man es von Anfang bis Ende artikulieren könnte, womit man die gesamte Umdrehung vollzöge. Das Drama des Ödipuskomplexes ist der Vatermord und die Tatsache, dass Ödipus Lust an der Mutter gehabt hat (a joui de la mère). Man sieht auch, dass die Sache in der Schwebe bleibt, als Gegenstand einer ewigen Befragung, die sich auf das Gesetz bezieht und auf alles, was daraus hervorgeht; dass Ödipus, |{13} wie ich oft sage, keinen Ödipuskomplex hatte, also dass er es in aller Ruhe getan hat – natürlich tat er es, ohne es zu wissen.
Aber man kann das Drama auf andere Weise erhellen und sagen, dass das Drama von Ödipus – jedenfalls das Drama der Tragödie – in ganz klarer Weise das Drama ist, das dadurch entstanden ist, dass Ödipus der Held der Wissbegierde ist. Jedoch, wie ich bereits seit sehr langem sage, aber in diesem Kontext wiederhole ich es, ich sage bereits seit sehr langem, was das Ende von Ödipus ist: Ödipus, konfrontiert mit der Enthüllung im geborstenen Schirm (écran), mit der Enthüllung dessen, was dahinter ist, und, so habe ich es ausgedrückt, mit seinen Augen auf der Erde, Ödipus, der sich die Augen ausreißt, was nichts mit dem Sehen zu tun hat, was also eigentlich das Symbol des Sturzes in diesen Zwischenraum ist, in den Raum, den Desargues mit dem Namen „Achse“ bezeichnet und den ich mit dem identifiziert habe – das ist die einzig mögliche Identifizierung –, was wir das Dasein* nennen: da ist der Sturz des Blicks von Ödipus. Das ist das Ende, das Ergebnis und der Sinn dieser Tragödie – zumindest steht es einem genauso frei, sie in diese Rückseite zu übersetzen, wie es möglich ist, sie an die Stelle zu bringen, an der sie uns das Entstehungsdrama der Gründung des Gesetzes enthüllt. Diese beiden Dinge sind gleichwertig, und zwar deshalb, weil das Möbiusband |{14} sich nur dann wirklich mit sich selbst verbindet, wenn zwei Umdrehungen vollzogen werden.
Gut. Nun ja, nachdem dies vorgebracht worden ist, soll es nur noch von einer weiteren Bemerkung begleitet werden, nämlich dass das Nachdenken über das Objekt a und seine Funktion, insofern nur dieses Nachdenken uns dazu bringt, uns die entscheidenden Fragen zu stellen, die den Kastrationskomplex betreffen, nämlich wie die Gruppe entsteht – man muss durchaus einen mathematischen Terminus verwenden15 –, die das Funktionieren eines bestimmten (–φ) – dessen wir uns seit langem bedient haben, allerdings auf eine mehr oder weniger gut präzisierte Weise – in einer logischen Struktur gestattet. Nun ja, das ist hier das, was das Objekt a an Entscheidendem einführt, nämlich das, wodurch es uns die Möglichkeit geben wird, dieses wirklich jungfräuliche Terrain zu betreten, jungfräulich für den üblichen Psychoanalytiker, wie er heutzutage in Verkehr gebracht wird, wenn ich so sagen kann, nämlich den Kastrationskomplex.
Lacan fährt fort mit Ausführungen über das Verhältnis von Ödipuskomplex und Kastrationskomplex. Nach Erläuterungen zum phallischen Phantasma beim Zwangsneurotiker heißt es dann:
{27} Und dann hier all das, was sich um dieses phallische Phantasma herum abspielte, ich habe, mein Gott, in meinem Seminar oft genug darüber gesprochen, mehrmals zu verschiedenen Zeiten, ich bin oft genug darauf zurückgekommen, |{28} sodass man wohl die Triebfedern, die Punkte der Forcierung, die Punkte des Missbrauchs in ihren Einzelheiten und in ihrer technischen Verwendung gesehen hat, und ich kann hier wirklich nur sagen – ich kann nicht einmal, nicht einmal etwas sagen, was alles, was ich davon im Einzelnen gezeigt habe, zusammenfasst, sondern einfach etwas, was den Hintergrund meines Denkens zeigt, über das, was es darin gibt. Es gibt etwas, was besondere Zustimmung gefunden hat, wegen einer allgemeinen Verschiebung, die dazu geführt hat, dass die gesamte Theorie der Analyse sich nur noch auf die Frustration bezogen hat, ich meine damit, dass sich für sie alles nicht um den anfänglichen Doppelpunkt von Übertragung und Anspruch gedreht hat, sondern ganz schlicht um den Anspruch.
Weil die Wirkungen der Übertragung natürlich nicht vernachlässigt, sondern einfach in Klammern gesetzt wurden, da man letztlich erwartete, dass sich das ereignet, und dass hingegen der Anspruch, insbesondere mit der Tatsache, dass sich an diesem Punkt Dinge ereignen –. Und tatsächlich ereignen sie sich. Es ereignet sich keineswegs das, was Sie sagen, Stein, aber schließlich, falls Sie das nächste Mal wiederkommen, werden wir darüber sprechen.
Die Position des Analytikers während der Sitzung im Verhältnis zu seinem Patienten besteht sicherlich nicht darin, der störende Pol zu sein, der mit dem verbunden ist, was Sie das Realitätsprinzip nennen. |{29} Ich glaube, dass man dennoch auf diese Sache zurückkommen muss, die wirklich grundlegend ist, nämlich dass seine Position darin besteht, derjenige zu sein, der nichts beansprucht, der nichts fordert. Das ist eben das, was es an Furchtbarem gibt: Da er nichts fordert – und man weiß, von wo das Subjekt ausgeht, vor allem, wenn es Neurotiker ist –, wird ihm das gegeben, was er nicht fordert. Nun, was gegeben werden kann, ist eine einzige Sache und ein einziges Objekt a. Es gibt ein einziges Objekt a, das im Verhältnis zu der Forderung steht, die dadurch spezifiziert ist, die Forderung des Anderen zu sein, dieses Objekt, das man ebenfalls in der Achse findet, in diesem Zwischenraum, da, wo auch der Blick gestürzt ist, die Augen von Ödipus und die unseren vor dem Bild von Velázquez, wenn wir hier nichts sehen – in eben diesem Raum regnet es Scheiße. Das Objekt der Forderung des Anderen, das wissen wir aufgrund der Struktur und der Geschichte – nach der Forderung an den Anderen, der Forderung nach der Brust, die Forderung, die vom Anderen kommt und durch welche die Disziplin eingeführt wird und die eine Phase in der Subjektbildung ist, nämlich es zu machen, es rechtzeitig und in bestimmten Formen zu machen. Es regnet Scheiße, nun ja – der Ausdruck wird die Psychoanalytiker, die ein bisschen was darüber wissen, wohl nicht überraschen. Es spricht schließlich nur darüber.
Lacan fährt fort mit Bemerkungen über das Schleppen von Abortkübeln als Erziehungspraxis beim Militär.
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Französisch/deutsch mit Anmerkungen und Links
Lacan kommentiert einen Aufsatz von Jean Clavreul, „Das perverse Paar“ und empfiehlt seinen Hörern, zum Thema der Perversion die Erinnerungen von François-Timoléon de Choisy zu lesen, „Mémoires de l’abbé de Choisy habillé en femme“ (1736), „Erinnerungen des Pfarrers de Choisy, welcher als Frau gekleidet war“. Dann bezieht er sich auf Artikel von Conrad Stein über die „psychoanalytische Situation“, die in einer geschlossenen Sitzung dieses Seminars diskutiert worden waren, und bedauert die Abwesenheit des Autors. Er fährt fort:
{7} Ce que j’aimerais…
et ce dont, heureusement, je me suis assuré une petite garantie, que j’aurais au moins quelque chose pour me répondre
…ce que j’aimerai, c’est que, somme toute, après une année où je vous ai dit des choses, dont il doit y avoir dans votre tête un gros résidu quand même…
j’ai dit des choses, certaines qui étaient tout à fait neuves au moins pour une part d’entre vous, d’autres |{8} qui étaient vraiment structurées pour la première fois, d’une façon absolument, non seulement exemplaire mais même rigoureuse, et j’ai osé ajouter, prenant par là une sorte d’engagement, définitive, considérant par exemple, le schéma que je vous ai donné de la fonction du regard
…ben, je ne serais pas mécontent, je ne déplorerais pas que certains me posent des questions.
Was ich gern hätte – und wofür ich mir glücklicherweise eine kleine Garantie verschafft habe, dass ich zumindest etwas hätte, um mir zu antworten –, was ich gern hätte, das ist alles in allem, nach einem Jahr, in welchem ich Ihnen Dinge gesagt habe, von denen es hier in Ihren Köpfen ja doch einen beträchtlichen Niederschlag geben muss, ich habe Dinge gesagt, einige, die völlig neu waren, zumindest für einen Teil von Ihnen, und andere, die wirklich zum ersten Male in einer Form strukturiert waren, die nicht nur exemplarisch sondern sogar streng war, und ich habe gewagt hinzuzufügen – womit ich eine Art definitive Verpflichtung eingegangen bin, wenn man beispielsweise das Schema berücksichtigt, das ich Ihnen von der Funktion des Blicks gegeben habe –, gut, ich wäre nicht unzufrieden, ich würde es nicht beklagen, wenn einige mir Fragen stellen würden.
Naturellement le bruit se confirme que ce n’est pas une chose à faire, sous prétexte que l’autre jour, par exemple, j’ai eu l’air de dire à Monsieur Audouard…
qui en somme, est la seule personne qui sur ce plan m’a donné toute satisfaction cette année, c’est à dire qu’il s’est tout simplement risqué à ce que je demande, c’est à dire à ce qu’on me réponde
…Monsieur Audouard a fait, c’est vrai, une grosse erreur, une grosse erreur en collant dans le schéma de la perspective, l’œil de l’artiste dans ce qu’on peut en somme appeler le plan du tableau, ceci au moment de fondation de la perspective. Bon !
Natürlich wird das Gerücht bestätigt, dass man das nicht tun sollte, unter dem Vorwand, dass es neulich beispielsweise so schien, als würde ich Herrn Audouard sagen – der insgesamt die einzige Person ist, die mir in diesem Jahr auf dieser Ebene volle Befriedigung verschafft hat, das heißt, dass er das gewagt hat, worum ich gebeten habe, nämlich dass man mir antwortet –, Herr Audouard, das stimmt, hat einen groben Irrtum begangen, einen groben Irrtum, indem er im Schema der Perspektive das Auge des Künstlers in das einfügt hat, was man insgesamt als Bildebene bezeichnen kann, und dies im Moment der Begründung der Perspektive. Gut!
Il faudrait quand même bien que vous conceviez ceci, c’est que, étant donné que chacun est ici avec son petit narcissisme en poche, c’est-à-dire l’idée de ne pas se ridiculiser, il faudrait tout de même bien |{9} vous dire que ce que Monsieur a fait, c’est très exactement ce que, par rapport à Alberti…
je vous ai dit qu’il était dans ce fameux schéma de la perspective – je l’ai dessiné au tableau, enfin, j’ai pris beaucoup de peine –, dans ce qu’Alberti a fondé, et qu’un nommé Viator – c’était parce qu’il s’appelait Pèlerin tout simplement en français – a repris
…eh bien, l’erreur qu’a fait Monsieur Audouard, c’est exactement l’erreur qu’a fait Albert [Dürer, c’est à dire que, quand on se reporte aux écrits d’Albert Dürer, on voit très exactement que certaines fautes, un certain déplacement du schéma, qui n’est pas sans retentir d’ailleurs sur ce que vous voyez d’assez chavirant dans les perspectives d’Albert Dürer quand vous y regardez de près
…est dû, très exactement à une erreur initiale de cette espèce.
Sie sollten allerdings begreifen, dass angesichts dessen, dass jeder hier mit seinem kleinen Narzissmus in der Tasche ist, also mit der Idee, sich nicht lächerlich zu machen, dass man Ihnen jedoch sagen sollte, dass das, was Herr Audouard gemacht hat, genau das ist, was im Verhältnis zu Alberti – ich habe Ihnen gesagt, dass dieses berühmte Schema der Perspektive auf ihn zurückgeht, ich habe es an die Tafel gezeichnet, ich habe mir ja viel Mühe gegeben –, in dem, was Alberti begründet hat und was jemand, der Viator genannt wurde – deshalb, weil er auf Französisch ganz einfach Pèlerin hieß, Pilger –, was Viator aufgegriffen hat, nun ja, dass der Irrtum, den Herr Audouard begangen hat, genau derselbe Irrtum ist wie derjenige, den Albert Dürer16 begangen hat, das heißt, wenn man die Schriften von Albert Dürer heranzieht17, sieht man genau, dass bestimmte Fehler, dass eine bestimmte Verschiebung des Schemas – die übrigens durchaus bei dem zu berücksichtigen ist, was Sie in den Perspektiven von Albert Dürer, wenn Sie sie von Nahem betrachten, so ziemlich scheitern sehen –, dass sie genau einem anfänglichen Fehler dieser Art geschuldet ist.
Vous voyez donc que Monsieur Audouard n’est pas en mauvaise compagnie.
Sie sehen also, dass Herr Audouard nicht in schlechter Gesellschaft ist.
Ceci, bien sûr, je ne peux pas vous le démontrer parce que…, parce qu’il faudrait…enfin c’est très facile, je peux vous donner, à ceux que ça intéresse, la bibliographie.
Das kann ich Ihnen natürlich nicht beweisen, denn –, denn man müsste –, nun ja, das ist sehr einfach, ich kann denjenigen unter Ihnen, die das interessiert, die Bibliographie geben.
Il y a quelqu’un qui a très, très joliment mis ça en évidence, c’est un américain qui a fait sur l’art et la géométrie quelques petits livres astucieux, dont un spécialement |{10} concernant ce statut de la perspective en tant qu’il ressort d’Alberti, de Viator et d’Albert Dürer.
Es gibt jemanden, der das sehr, sehr schön herausgearbeitet hat, ein Amerikaner, der einige schlaue kleine Bücher über Kunst und Geometrie geschrieben hat, von denen eines sich speziell auf den Status der Perspektive bezieht, soweit er sich aus Alberti, Viator und Albert Dürer ergibt.18
Et on s’explique tout ça très bien.
Und all das wird sehr gut erklärt.
On s’explique tout ça très bien en fonction de ceci justement, qu’Albert Dürer a commencé à se poser le problème de la perspective à partir de ce que j’appellerai, enfin, la démarche radicalement opposée, celle qui est issue de la considération du point lumineux et de la formation de l’ombre, c’est à dire la position antécédente, celle que je vous ai montrée pour être tout à fait antinomique de celle de la construction de la perspective, qui a des fins toutes opposées, qui ne sont pas des fins de constitution du monde éclairé, mais de constitution du monde subjectif, si vous me permettez de faire cette opposition marquée, marquée et justifiée de tout le discours antérieur.
Da wird das alles sehr gut genau damit erklärt, dass Albert Dürer angefangen hat, sich das Problem der Perspektive von dem her zu stellen, was ich, nun ja, das radikal entgegengesetzte Vorgehen nennen möchte, dasjenige, das aus Überlegungen zum Lichtpunkt und zur Bildung des Schattens hervorgegangen ist, also die vorhergehende Position, diejenige, die ich Ihnen als eine gezeigt habe, die im diametralen Gegensatz zur Konstruktion der Perspektive steht, die ganz entgegengesetzte Ziele hat, nicht die Ziele der Konstituierung der beleuchteten Welt, sondern der Konstituierung der subjektiven Welt, wenn Sie mir gestatten, diesen scharfen Gegensatz zu bilden, geschärft und begründet durch den gesamten vorangegangenen Diskurs.
C’est dans la mesure où ce qui intéresse Dürer, c’est l’ombre d’un cube, qu’il n’arrive pas à faire la juste perspective du cube.
Insofern das, was Dürer interessiert, der Schatten eines Würfels ist, gelingt es ihm nicht, die richtige Perspektive des Würfels zu konstruieren.19
Bon, ceci étant dit et Monsieur Audouard étant remis à sa place, c’est à dire n’ayant subi que du prestige auquel d’autres que nous et qu’on peut dire plus grands ont succombé, j’aimerais bien que ça encourage ceux qui peuvent avoir quelques questions à poser sur ce que j’ai dit – et par |{11} exemple sur ce que j’ai dit la dernière fois sur le schéma [Abb. 1], qui aboutit vraiment à poser de très, très grosses questions.
Abb. 1
Gut, nachdem dies gesagt ist und nachdem Herr Audouard wieder an seinen Platz gestellt ist, dass er nämlich nur jenem Ansehen verfallen ist, dem andere als wir und größere, wie man sagen kann, erlegen sind, hätte ich gern, dass hierdurch diejenigen ermutigt werden, die über das, was ich gesagt habe, möglicherweise einige Fragen zu stellen haben, beispielsweise über das, was ich das letzte Mal über das Schema [Abb. 1] gesagt habe, das wirklich dazu führt, sehr, sehr massive Fragen zu stellen.20
Sur ce schéma, n’est-ce pas, J est là dans un arrière, et où nous nous trouvons avec le sujet dans cette position, par rapport au champ de l’Autre, que tout ce qui concerne son rapport à la jouissance doive lui venir par l’intermédiaire de ce qui est lié à l’Autre et qui se présente bien ainsi comme lié à une certaine fonction qui n’est pas sans être le [?] puisqu’aussi bien, ce que l’appareil illustre, par l’exemple des Ménines, de la structure qui fut produite par Velázquez nous le démontre.
In diesem Schema, nicht wahr, ist J [jouissance, Lust, Genießen] da im Hintergrund, und wo wir uns mit dem Subjekt [S] gegenüber dem Feld des Anderen in der Position befinden„ dass all das, was das Verhältnis des Subjekts zur Lust (jouissance) betrifft, ihm durch Vermittlung dessen zukommen muss, was mit dem Anderen [Ⱥ] verbunden ist, und was sich so darstellt, als mit einer bestimmten Funktion verbunden, die nicht ist ohne das [? unverständliches Wort] zu sein, weil uns das außerdem von dem gezeigt wird, was der Apparat illustriert, beispielsweise derjenige der Meninas, was er von der Struktur illustriert, die von Velázquez produziert wurde.
Disons que dans l’appareil de la perspective et du regard nous pouvons concevoir, faire coexister, pas seulement ce pourquoi coexiste le registre narcissique…
tout mon premier effort d’enseignement a été de le décoller de ce qu’il a comme articulation
…que non seulement comment ils peuvent coexister mais comment, au niveau d’un certain objet, le regard, l’un peut donner la clé de l’autre, et le regard, comme effet du monde symbolique, être le véritable ressort, le véritable secret de la capture narcissique.
Sagen wir, dass wir im Apparat der Perspektive und des Blicks nicht nur erfassen können, koexistieren lassen können, warum das narzisstische Register koexistiert, meine ganze erste Unterrichtsbemühung bestand darin, es von dem abzulösen, was es als Artikulation hat, dass es nicht nur darum geht, wie sie koexistieren können, sondern wie auf der Ebene eines bestimmten Objekts, des Blicks, das eine den Schlüssel zum anderen geben kann und wie der Blick als Effekt der symbolischen Welt die wahre Triebfeder, das wahre Geheimnis der narzisstischen Fesselung sein kann.
Donc dans ce rapport du S au A, nous avons pu établir la fonction de ce a dont j’ai parlé…
si vous voulez, |{12} avec le privilège pour l’un d’entre eux, le moins étudié et pourtant le plus fondamental pour toute articulation de la chose elle-même
…et puis la correspondance en avant, ou si vous voulez l’équivalence que le –j, c’est-à-dire le phallus, en tant qu’objet en jeu dans le rapport à la jouissance, en tant qu’il nécessite la conjonction de l’autre dans la relation sexuelle…
Deshalb haben wir im Verhältnis von S zu A [bzw. Ⱥ] die Funktion dieses a etablieren können, von dem ich gesprochen habe – wobei ich, wenn Sie so wollen, einem von ihnen den Vorzug gegeben habe, demjenigen, das am wenigsten erforscht ist, das aber für jede Artikulation der Sache selbst das grundlegendste ist –, und dann die Entsprechung, nach vorne hin, oder, wenn Sie so wollen, die Äquivalenz, dass das –φ, das heißt der Phallus, als Objekt, das im Verhältnis zur Lust (jouissance) im Spiel ist, insofern er in der sexuellen Beziehung die Verbindung des anderen notwendig macht.21
Ah, ben vous voilà, Stein.
Ach da sind Sie ja, Stein.
Venez là.
Kommen Sie hierher.
Je déplorais votre absence …eh bien, ceci évidemment pose – me semble offrir – l’occasion de toutes sortes de questions.
Ihre Abwesenheit habe ich bedauert, nun, das gibt offenkundig –, das scheint mir die Gelegenheit für alle möglichen Fragen zu bieten.
Quand je dis que je refais une seconde fois le tour, que je redouble la bande de Mœbius freudienne, vous en voyez non pas du tout une illustration, mais le fait même de ce que je veux dire dans le fait que le drame de l’œdipe, que je crois avoir pour vous suffisamment articulé, il a une autre face par laquelle on pourrait l’articuler de bout en bout, en faire tout le tour.
Wenn ich sage, dass ich die Umdrehung ein zweites Mal vollziehe, dass ich das Freud’sche Möbiusband verdopple, dann sollten Sie darin keineswegs eine Illustration sehen, sondern eben die Tatsache dessen, was ich damit sagen will, dass das Drama des Ödipuskomplexes – das ich für Sie, glaube ich, hinreichend artikuliert habe –, dass es noch eine andere Seite hat, durch die man es von Anfang bis Ende artikulieren könnte, womit man die gesamte Umdrehung vollzöge.
Le drame de l’œdipe, c’est le meurtre du père et le fait qu’Œdipe a joui de la mère.
Das Drama des Ödipuskomplexes ist der Vatermord und die Tatsache, dass Ödipus Lust an der Mutter gehabt hat (a joui de la mère).
On voit aussi que la chose reste en suspens d’une éternelle interrogation, concernant la loi et tout ce qui s’en engendre, de ce fait que Œdipe |{13} comme je le dis souvent, n’avait pas le complexe d’œdipe, à savoir qu’il l’a fait tout tranquillement – bien sûr, il l’a fait sans le savoir.
Man sieht auch, dass die Sache in der Schwebe bleibt, als Gegenstand einer ewigen Befragung, die sich auf das Gesetz bezieht und auf alles, was daraus hervorgeht; dass Ödipus, wie ich oft sage, keinen Ödipuskomplex hatte22, also dass er es in aller Ruhe getan hat – natürlich tat er es, ohne es zu wissen.
Mais on peut éclairer le drame d’une autre façon et dire que le drame d’Œdipe – en tout cas le drame de la tragédie –, et de la façon la plus claire, c’est le drame engendré par le fait qu’Œdipe est le héros du désir de savoir.
Aber man kann das Drama auf andere Weise erhellen und sagen, dass das Drama von Ödipus – jedenfalls das Drama der Tragödie – in ganz klarer Weise das Drama ist, das dadurch entstanden ist, dass Ödipus der Held der Wissbegierde ist.23
Mais que, comme je l’ai déjà dit depuis très longtemps, mais je le répète dans ce contexte, j’ai déjà dit depuis très longtemps quel est le terme de l’Œdipe : Œdipe, devant la révélation, sur l’écran crevé, de ce qu’il y a derrière, et avec, je l’ai dit dans ces termes, ses yeux par terre, Œdipe s’arrachant les yeux – ce qui n’a rien à faire avec la vision –, ce qui est proprement donc le symbole de cette chute dans cet entre-deux…
dans cet espace que Desargues désigne du nom d’essieu, et que j’ai identifié – c’est la seule identification possible – à ce que nous appelons le Dasein
…là est chu le regard d’Œdipe.
Jedoch, wie ich bereits seit sehr langem sage, aber in diesem Kontext wiederhole ich es, ich sage bereits seit sehr langem, was das Ende von Ödipus ist: Ödipus, konfrontiert mit der Enthüllung im geborstenen Schirm (écran), mit der Enthüllung dessen, was dahinter ist, und, so habe ich es ausgedrückt, mit seinen Augen auf der Erde, Ödipus, der sich die Augen ausreißt24, was nichts mit dem Sehen zu tun hat, was also eigentlich das Symbol des Sturzes in diesen Zwischenraum ist, in den Raum, den Desargues mit dem Namen „Achse“ bezeichnet und den ich mit dem identifiziert habe – das ist die einzig mögliche Identifizierung –, was wir das Dasein* nennen: da ist der Sturz des Blicks von Ödipus.
Ceci est la fin, la conclusion et le sens de la tragédie – tout au moins est-il aussi loisible de traduire cette tragédie dans cet envers que de la poser dans l’endroit où elle nous révèle le drame générateur de la fondation de la loi.
Das ist das Ende, das Ergebnis und der Sinn dieser Tragödie – zumindest steht es einem genauso frei, sie in diese Rückseite zu übersetzen, wie es möglich ist, sie an die Stelle zu bringen, an der sie uns das Entstehungsdrama der Gründung des Gesetzes enthüllt.
Les deux choses sont équivalentes, pour la raison même qui fait que la bande de |{14} Mœbius ne se conjoint à elle-même réellement qu’à faire deux tours.
Diese beiden Dinge sind gleichwertig, und zwar deshalb, weil das Möbiusband sich nur dann wirklich mit sich selbst verbindet, wenn zwei Umdrehungen vollzogen werden.
Bon. Eh bien, ceci ayant été amené ne s’accompagnera plus que d’une remarque, c’est que la considération de l’objet a et de sa fonction, pour autant que seule cette considération nous amène à nous poser les questions cruciales qui concernent le complexe de castration, à savoir comment surgit le groupe – il faut bien employer un terme mathématique – qui permet le fonctionnement d’un certain (–φ)…
dont nous nous sommes servi depuis longtemps, mais d’une façon plus ou moins bien précisée
… dans une structure logique.
Gut. Nun ja, nachdem dies vorgebracht worden ist, soll es nur noch von einer weiteren Bemerkung begleitet werden, nämlich dass das Nachdenken über das Objekt a und seine Funktion, insofern nur dieses Nachdenken uns dazu bringt, uns die entscheidenden Fragen zu stellen, die den Kastrationskomplex betreffen, nämlich wie die Gruppe entsteht – man muss durchaus einen mathematischen Terminus verwenden –, die das Funktionieren eines bestimmten (–φ) – dessen wir uns seit langem bedient haben25, allerdings auf eine mehr oder weniger gut präzisierte Weise – in einer logischen Struktur gestattet.
Eh bien, c’est là ce qu’introduit de décisif l’objet a, à savoir ce par quoi il nous permettra d’aborder ce terrain à proprement parler vierge, vierge pour un psychanalyste comme ça, émis de nos jours si je puis dire, à savoir le complexe de castration.
Nun ja, das ist hier das, was das Objekt a an Entscheidendem einführt, nämlich das, wodurch es uns die Möglichkeit geben wird, dieses wirklich jungfräuliche Terrain zu betreten, jungfräulich für den üblichen Psychoanalytiker, wie er heutzutage in Verkehr gebracht wird, wenn ich so sagen kann, nämlich den Kastrationskomplex.
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Lacan fährt fort mit Ausführungen über den Kastrationskomplex und den Ödipuskomplex. Nach Erläuterungen zum phallischen Phantasma beim Zwangsneurotiker heißt es:
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{27} Et alors là, tout ce qui se jouait autour de ce fantasme phallique, j’en ai, mon dieu, à plusieurs fois, plusieurs temps de mon séminaire, parlé assez, je suis assez revenu |{28} pour tout de même que, dans ses détails, dans son usage technique, on en ait tout de même bien vu les ressorts, les points de forçage, les points d’abus – et je ne peux là vraiment que dire… je ne peux même pas dire, dire quelque chose qui résume tout ce que j’en ai montré dans le détail, mais simplement qui montre le fond de ma pensée, sur ce qu’il y a là dedans.
Und dann hier all das, was sich um dieses phallische Phantasma herum abspielte, ich habe, mein Gott, in meinem Seminar oft genug darüber gesprochen, mehrmals zu verschiedenen Zeiten, ich bin oft genug darauf zurückgekommen, sodass man wohl die Triebfedern, die Punkte der Forcierung, die Punkte des Missbrauchs in ihren Einzelheiten und in ihrer technischen Verwendung gesehen hat, und ich kann hier wirklich nur sagen – ich kann nicht einmal, nicht einmal etwas sagen, was alles, was ich davon im Einzelnen gezeigt habe, zusammenfasst, sondern einfach etwas, was den Hintergrund meines Denkens zeigt, über das, was es darin gibt.
Il y a quelque chose qui a trouvé spécialement faveur du fait que le glissement général qui a fait que toute la théorie de l’analyse n’a plus pris que la référence de la frustration ; je veux dire a tout fait tourner, non pas autour du double point initial du transfert et de la demande mais tout simplement de la demande.
Es gibt etwas, was besondere Zustimmung gefunden hat, wegen einer allgemeinen Verschiebung, die dazu geführt hat, dass die gesamte Theorie der Analyse sich nur noch auf die Frustration bezogen hat, ich meine damit, dass sich für sie alles nicht um den anfänglichen Doppelpunkt von Übertragung und Anspruch gedreht hat, sondern ganz schlicht um den Anspruch.
Parce que les effets du transfert, bien sûr, n’étaient pas négligés mais simplement mis entre parenthèses, puisqu’on en attendait, en fin de compte, que ça se passe, et que par contre la demande, avec spécialement ce fait qu’il se passe des choses sur ce point.
Weil die Wirkungen der Übertragung natürlich nicht vernachlässigt, sondern einfach in Klammern gesetzt wurden, da man letztlich erwartete, dass sich das ereignet, und dass hingegen der Anspruch, insbesondere mit der Tatsache, dass sich an diesem Punkt Dinge ereignen –.
Et en effet, il s’en passe.
Und tatsächlich ereignen sie sich.
Il ne se passe pas du tout ce que vous dites, Stein, mais enfin, si vous revenez la prochaine fois, on en parlera.
Es ereignet sich keineswegs das, was Sie sagen, Stein, aber schließlich, falls Sie das nächste Mal wiederkommen, werden wir darüber sprechen.
La position de l’analyste dans la séance, par rapport à son patient, c’est certainement pas d’être ce pôle dérangeant lié à ce que vous appelez le principe de réalité.
Die Position des Analytikers während der Sitzung im Verhältnis zu seinem Patienten besteht sicherlich nicht darin, der störende Pol zu sein, der mit dem verbunden ist, was Sie das Realitätsprinzip nennen.
{29} Je crois qu’il faut tout de même revenir à cette chose qui est vraiment constitutive, c’est que sa position est d’être celui, qui ne demande rien.
Ich glaube, dass man dennoch auf diese Sache zurückkommen muss, die wirklich grundlegend ist, nämlich dass seine Position darin besteht, derjenige zu sein, der nichts beansprucht, der nichts fordert.
C’est bien ce qu’il y a de redoutable : comme il ne demande rien, et qu’on sait d’où le sujet sort, surtout quand il est névrosé, on lui donne ce qu’il ne demande pas.
Das ist eben das, was es an Furchtbarem gibt: Da er nichts fordert – und man weiß, von wo das Subjekt ausgeht, vor allem, wenn es Neurotiker ist –, wird ihm das gegeben, was er nicht fordert.
Or, ce qu’il y a à donner c’est une seule chose et un seul objet a.
Nun, was gegeben werden kann, ist eine einzige Sache und ein einziges Objekt a.
Il y a un seul objet a qui est en rapport avec cette demande spécifiée d’être la demande de l’Autre, cet objet qu’on trouve lui aussi dans l’essieu, dans l’entre-deux, là où est chu aussi le regard, les yeux d’Œdipe et les nôtres devant le tableau de Velázquez quand nous n’y voyons rien : dans ce même espace, il pleut de la merde.
Es gibt ein einziges Objekt a, das im Verhältnis zu der Forderung steht, die dadurch spezifiziert ist, die Forderung des Anderen zu sein, dieses Objekt, das man ebenfalls in der Achse findet, in diesem Zwischenraum, da, wo auch der Blick gestürzt ist, die Augen von Ödipus und die unseren vor dem Bild von Velázquez, wenn wir hier nichts sehen – in eben diesem Raum regnet es Scheiße.26
L’objet de la demande de l’Autre, nous le savons par la structure et l’histoire – après la demande à l’autre : demande du sein –, la demande qui vient de l’Autre et qui instaure la discipline et qui est une étape de la formation du sujet : c’est de faire ça, de faire ça en temps et dans les formes.
Das Objekt der Forderung des Anderen, das wissen wir aufgrund der Struktur und der Geschichte – nach der Forderung an den Anderen, der Forderung nach der Brust, die Forderung, die vom Anderen kommt und durch welche die Disziplin eingeführt wird und die eine Phase in der Subjektbildung ist, nämlich es zu machen, es rechtzeitig und in bestimmten Formen zu machen.
Il pleut de la merde, hein… l’expression ne va tout de même pas surprendre les psychanalystes qui en savent un bout là-dessus.
Es regnet Scheiße, nun ja – der Ausdruck wird die Psychoanalytiker, die ein bisschen was darüber wissen, wohl nicht überraschen.
Ça ne parle que de ça après tout.
Es spricht schließlich nur darüber.
Lacan fährt fort mit Bemerkungen über das Schleppen von Abortkübeln als Erziehngspraxis beim Militär.
Der Blick und die Übertragung (Seminar XV, 20. und 27. März 1968, Auszug)
Deutsch
Aus der Sitzung vom 20. März 1968:
Es ist durchaus möglich, dass in dieser Position der Psychoanalytiker von all dem, was ich soeben entwickelt habe, also von dem, wodurch diese Position bedingt ist, nicht die geringste Vorstellung hat, beispielsweise von der Wissenschaft, das ist sogar üblich. Tatsächlich wird das von ihm auch nicht verlangt, in Anbetracht des Feldes, das er besetzt, und der Funktion, die er darin erfüllen muss. Von der Unterstützung durch die Logik der Wissenschaft hätte er jedoch einiges zu lernen. Wenn ich mich bei ihm aber auf die Rollen des Praktikers bezogen habe, welche auch immer, ist es dann ausgeschlossen, dass für ihn in keiner dieser Rollen – wie sie uns seit der Antike aus dem Nachdenken über die Wissenschaft bekannt sind, in einigen Bereichen aber durchaus noch präsent sind – , ist es ausgeschlossen, dass das Folgende für ihn nicht eine gewisse Kraft, einen gewissen Wert hat, dies nämlich, was in einer bestimmten Funktion der Praxis – sicherlich nur im Lichte der Psychoanalyse – als „evident“ definiert werden kann, als etwas, wodurch die Präsenz des Objekts a herausgestellt wird?
Warum habe ich mich hier am Ende des Jahres über Schlüsselprobleme für die Psychoanalyse so ausführlich auf die Funktion der Perspektive bezogen?
Es scheint sich um eine Theorie zu handeln, um eine Operation, die nur für Architekten interessant ist, es sei denn, man zeigt, dass – hätte er selbst es nicht immer schon isoliert, ich meine ab dem Zeitpunkt, bei dem wir nicht so recht wissen, wie sich das Ideal begründen lässt, das beispielsweise für das bestimmend ist, was uns von den Grammatismen eines Vitruv überliefert wurde –, es sei denn, man zeigt, dass das, worum es sich handelt und was bestimmend ist, dass dies etwas ist, das wir angesichts der Präsenz der Ideale ganz zu Unrecht auf eine Funktion der Nützlichkeit etwa für Bauwerke reduzieren würden.
Was dominiert, ist ein Bezug, den ich Ihnen in seinem Verhältnis zum Subjekteffekt zu erklären versucht habe, bezogen auf den Zeitpunkt, in dem mit Desargues die Perspektive zu ihrer eigenen Struktur gelangt, das heißt, wo sie diese neuartige Definition des Raums einführt, die projektive Geometrie genannt wird.
Und diese Infragestellung dessen, was der eigentliche Bereich des Sehens (vision) ist, insofern es beim ersten Hinschauen so aussieht, als könne das Sehen gänzlich dadurch getragen werden, dass ein Raster aufgezogen wird, während hier jedoch diese geschlossene Struktur erscheint, diejenige, von der aus ich versuchen konnte, für Sie die Funktion des Objekts a, die sich Blick nennt, gegenüber allen anderen Funktionen zu isolieren und zu definieren, da es diejenige ist, deren psychoanalytische Funktion am stärksten vernachlässigt wurde.
War es etwa für nichts, dass ich Ihnen damals rund um das Gemälde Las Meninas am Ende des Studienjahres ein Referat gehalten habe, das sicherlich schwierig war, das jedoch als Apolog zu verstehen ist, als Beispiel und Richtschnur für das Verhalten des Psychoanalytikers. Denn bei der Illusion des Subjekts-dem-zu-wissen-unterstellt-wird geht es immer um etwas, das vom gesamten Feld des Sehens her so leicht angenommen wird.
Wenn ich Ihnen, im Gegensatz hierzu, bei diesem exemplarischen Werk, dem Bild der Meninas, die darin eingeschriebene Funktion zeigen wollte, die Funktion dessen, worum es beim Blick geht, und wie diese Funktion auf derart subtile Weise wirksam ist, dass sie zugleich präsent und verschleiert ist, nun, dann wird unsere eigene Existenz – darauf habe ich Sie bereits aufmerksam gemacht –, also die von uns Betrachtern, durch die Funktion des Blicks in Frage gestellt, dadurch nämlich, dass sie unsere Existenz darauf reduziert, nur noch eine Art Schatten zu sein, verglichen mit der Ordnung der Repräsentation, die sich im Bereich des Gemäldes herstellt und die mit dem, was irgendein Subjekt sich vorstellen kann, streng gesagt nichts zu tun hat.
Ist das hier nicht das Beispiel und das Modell, wo etwas zur Geltung gebracht werden könnte durch ein Fachgebiet, das sich auf etwas bezieht, das den Kern der Position des Psychoanalytikers ausmacht? Ist das nicht die Falle, in die [er] tappt, mit dieser eigenartigen fiktiven Vorstellung, die ich Ihnen vorhin als die zu beschreiben versucht habe, an der der Psychoanalytiker zum Stillstand kommt, wenn er sich auf seine von ihm als klinisch bezeichnete Erfahrung bezieht? Könnte er nicht darin das Modell finden, das ihn daran erinnert, das ihm ein Zeichen gibt, dass er, notwendigerweise, von der Welt seiner Erfahrung nur dann etwas etablieren kann, wenn er darin die Funktion seines eigenen Blicks vergegenwärtigt?
Das ist natürlich nur ein Hinweis, jedoch ein Hinweis, der weit im Voraus gegeben wurde, wie ich das oft tue, am Ende des einen oder anderen meiner Vorträge, und der sich darauf bezieht, dass in der Psychoanalyse – ich meine in der Operation, die ihren Ort in den vier Wänden des Praxisraums hat, in dem sie ausgeübt wird –, dass in der Psychoanalyse alles vom Objekt a her ins Spiel gebracht wird, dass dies jedoch, was den Blick angeht, mit einer eigentümlichen und keineswegs zufälligen Zurückhaltung geschieht.
Und hier, bevor ich Sie heute verlasse, möchte ich auf den speziellen Akzent verweisen, den das, worum es beim Objekt a geht, annimmt, und zwar eine gewisse Immunität gegenüber der Negation, die erklären kann, wodurch am Ende der Psychoanalyse die Wahl getroffen wird, die zur Einführung des psychoanalytischen Akts führt, nämlich das, was es beim Objekt a an Unleugbarem gibt.
Beachten Sie den Unterschied der Negation, wenn Sie sich in der Prädikatenlogik auf den „Nicht-Menschen“ bezieht – als gäbe es das, aber das lässt sich vorstellen, das lässt sich ertragen. Dann „Ich sehe nicht“ – die Negation hält, sie wird durch etwas Unbestimmtes motiviert, ob nun durch einen Fehler in meiner Sehkraft oder einen Fehler in der Beleuchtung. Aber „Ich erblicke nicht“ (je ne regarde pas) – lässt nicht allein das bereits mehr komplementäre Objekte auftauchen als irgendeine andere Äußerung, ich meine, dass ich dies oder jenes erblicke? „Ich erblicke nicht“, das heißt ja, dass es da etwas gibt, das nicht zu leugnen ist, da ich es nicht erblicke.
Das Gleiche gilt für die vier anderen Register des Objekts a, die sich, wenn es um die Brust geht, in einem „Ich nehme nicht“ verkörpern würden, und wir wissen, was das bedeutet, der Appell, dass das auf der Ebene der Anorexia nervosa realisiert wird. Oder „Ich lasse nicht los“ – wir wissen, was das auf der Ebene des strukturierenden Geizes des Begehrens bedeutet. Und soll ich am Ende dessen, was ich Ihnen heute zu sagen habe, noch in Erinnerung rufen, was wir mit einem „Ich sage nicht“ zu verstehen geben? Das wird im Allgemeinen so verstanden: Ich sage nicht nein. Hören Sie es selbst es so: „Ich sage nicht“ – ?“27
Aus der Sitzung vom 27. März 1968:
Der Punkt, um den es mir geht, wenn ich Ihnen sage, dass die Regel, durch die der Analytiker einer Unklarheit entgeht, die ihn leicht dazu bringt, in eine Art Ethikunterricht zu verfallen, dass diese Regel darin besteht, dass er sich klarmacht, worum es bei der Frage geht, am Platz dessen, was hierbei die wesentliche Unklarheit bedingt, nämlich das Objekt a;
und dass er sich – statt sich am Ende seiner jahrelangen Erfahrung als Kliniker aufzufassen, das heißt als jemand, der bei jedem Fall das Volumen der Sache zu berechnen weiß –, dass er sich vielmehr – beim letzten Mal habe ich darauf hingewiesen, in meinem letzten Vortrag, an pointierter Stelle dessen, was ich beim letzten Mal vor dem „breiteren Publikum“ gesagt habe, wie ich es nenne –, dass er vielmehr den Bezug herstellt, den ich dem Diskurs eines früheren Jahres entnommen habe – ich sage nicht dem Apolog, denn ich mache nie einen Apolog, ich zeige Ihnen die Realität dessen, worum es für den Analytiker geht, veranschaulicht an anderen Beispielen, bei denen es nicht erstaunlich ist, dass es solche sind, die etwa der Kunst entnommen sind, um nämlich eine andere Art von Erkenntnis zu gewinnen als die Art von fiktionaler Erkenntnis, die er hat und die ihn paralysiert;
dass er dann, wenn er sich zu einem Fall Fragen stellt, wenn er davon die Anamnese aufnimmt, wenn er den Fall vorbereitet, wenn er sich ihm zu nähern beginnt, dass er also, wenn er mit der Analyse schließlich beginnt, bei diesem Fall in der Geschichte des Subjekts danach sucht – auf dieselbe Weise, wie Velázquez im Bild der Meninas ist –, dass er danach sucht, wo er, der Analytiker, in einem bestimmten Moment und an einem bestimmten Punkt der Geschichte des Subjekts bereits war.
Das wird einen Vorteil haben, er wird wissen, um was es bei der Übertragung geht. Das Zentrum, der Dreh- und Angelpunkt der Übertragung, das läuft überhaupt nicht über seine Person, das ist etwas, das schon einmal da war.
Das würde es ihm ermöglichen, die Verschiedenheit der Fälle auf ganz andere Weise anzugehen. Vielleicht wird es ihm von daher gelingen, eine neue klinische Klassifikation zu finden, eine andere als die der klassischen Psychiatrie, an die er niemals rühren konnte und die er niemals erschüttern konnte, und bislang aus gutem Grund, das heißt, dass er nie etwas anderes tun konnte, als ihr zu folgen.28
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Französisch/deutsch mit Anmerkungen und Links
Aus der Sitzung vom 20. März 1968
Le psychanalyste dans cette position peut n’avoir - de tout ce que je viens de développer, à savoir de ce qui la conditionne - pas la moindre idée, pas la moindre idée de la science par exemple, c’est même courant.
Es ist durchaus möglich, dass in dieser Position der Psychoanalytiker von all dem, was ich soeben entwickelt habe, also von dem, wodurch diese Position bedingt ist, nicht die geringste Vorstellung hat, beispielsweise von der Wissenschaft, das ist sogar üblich.
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À la vérité, il ne lui est même pas demandé de l’avoir, vu le champ qu’il occupe et la fonction qu’il a à y remplir.
Tatsächlich wird das von ihm auch nicht verlangt, in Anbetracht des Feldes, das er besetzt, und der Funktion, die er darin erfüllen muss.
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Du support de logique de la science, par contre, il aurait beaucoup à apprendre.
Von der Unterstützung durch die Logik der Wissenschaft hätte er jedoch einiges zu lernen.
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Mais si j’ai fait référence à son propos à des statuts, quels qu’ils soient, de praticien, est-il exclu que dans aucun de ces statuts… tels qu’ils sont pour nous évoqués depuis l’Antiquité, de la réflexion sur la science, mais aussi bien encore présents dans un certain nombre de champs …est-ce que pour lui n’est pas de quelque ressort, de quelque valeur ce qui, à la lumière sans doute et seulement de la psychanalyse, peut être défini dans telle fonction de pratique comme « évidant », comme mettant en valeur la présence de l’objet a ?
Wenn ich mich bei ihm aber auf die Rollen des Praktikers bezogen habe, welche auch immer, ist es dann ausgeschlossen, dass für ihn in keiner dieser Rollen – wie sie uns seit der Antike aus dem Nachdenken über die Wissenschaft bekannt sind, in einigen Bereichen aber durchaus noch präsent sind – , ist es ausgeschlossen, dass das Folgende für ihn nicht eine gewisse Kraft hat, einen gewissen Wert, dies nämlich, was in einer bestimmten Funktion der Praxis – sicherlich nur im Lichte der Psychoanalyse – als „evident“ definiert werden kann, als etwas, wodurch die Präsenz des Objekts a herausgestellt wird?
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Pourquoi, à la fin de l’année sur les Problèmes cruciaux de la psychanalyse, ai-je fait ici tellement état de la fonction de la perspective ?
Warum habe ich mich hier am Ende des Jahres über Schlüsselprobleme für die Psychoanalyse so ausführlich auf die Funktion der Perspektive bezogen?29
Il semble que ce soit là théorie, opération qui n’intéresse que l’architecte, si ce n’est pour montrer que… ne l’eût-il pas isolé lui-même depuis toujours, je veux dire depuis le temps où nous ne savons pas trop comment justifier l’idéal qui dirigeait par exemple ce qui nous est légué des grammatismes d’un Vitruve …que ce dont il s’agit, ce qui domine ce que nous aurions tout à fait tort, vu la présence des idéaux, de réduire à une fonction utilitaire, de bâtisse par exemple.
Es scheint sich um eine Theorie zu handeln, um eine Operation, die nur für Architekten interessant ist, es sei denn, man zeigt, dass – hätte er selbst es nicht immer schon isoliert, ich meine ab dem Zeitpunkt, bei dem wir nicht so recht wissen, wie sich das Ideal begründen lässt, das beispielsweise für das, was uns von den Grammatismen eines Vitruv überliefert wurde, bestimmend ist –, es sei denn, man zeigt, dass das, worum es sich handelt und was bestimmend ist, dass dies etwas ist, das wir angesichts der Präsenz der Ideale ganz zu Unrecht auf eine Funktion der Nützlichkeit etwa für Bauwerke reduzieren würden.30
Ce qui domine, c’est une référence qui est celle que j’ai essayé de vous expliquer dans sa relation avec l’effet de sujet au moment où la perspective vient dans sa structure propre au niveau de Desargues, c’est-à-dire où elle instaure cette autre définition de l’espace qui s’appelle la géométrie projective.
Was dominiert, ist ein Bezug, den ich Ihnen in seinem Verhältnis zum Subjekteffekt zu erklären versucht habe, bezogen auf den Zeitpunkt, in dem mit Desargues die Perspektive zu ihrer eigenen Struktur gelangt, das heißt, wo sie diese neuartige Definition des Raums einführt, die projektive Geometrie genannt wird.
Et cette mise en question de ce qui est le domaine même de la vision en tant qu’à un premier aspect, il semblerait qu’elle puisse être entièrement supportée par une opération de quadrillage mais qu’au contraire y apparaît cette structure fermée qui est celle à partir de laquelle j’ai pu essayer pour vous d’isoler, de définir… entre tous les autres et parce qu’il est le plus négligé de la fonction psychanalytique …la fonction de l’objet a qui s’appelle le regard.
Und diese Infragestellung dessen, was der eigentliche Bereich des Sehens (vision) ist, insofern es beim ersten Hinschauen so aussieht, als könne das Sehen gänzlich dadurch getragen werden, dass ein Raster aufgezogen wird, während hier jedoch diese geschlossene Struktur erscheint, diejenige, von der aus ich versuchen konnte, für Sie die Funktion des Objekts a, die sich Blick nennt, gegenüber allen anderen Funktionen zu isolieren und zu definieren, da es diejenige ist, deren psychoanalytische Funktion am stärksten vernachlässigt wurde.
Est-ce pour rien qu’au terme de cette même année, autour du tableau des Ménines, je vous ai fait un exposé, sans doute difficile, mais qu’il faut prendre comme apologue, et comme exemple, et comme repère de conduite pour le psychanalyste ?
War es etwa für nichts, dass ich Ihnen damals rund um das Gemälde Las Meninas am Ende des Studienjahres ein Referat gehalten habe, das sicherlich schwierig war, das jedoch als Apolog zu verstehen ist, als Beispiel und Richtschnur für das Verhalten des Psychoanalytikers.31
Car ce qu’il en est de l’illusion du sujet supposé savoir est toujours autour de ce qui s’admet si aisément de tout le champ de la vision.
Denn bei der Illusion des Subjekts, dem zu wissen unterstellt wird, geht es immer um etwas, das vom gesamten Feld des Sehens her so leicht angenommen wird.32
Si au contraire autour de cette œuvre exemplaire qu’est le tableau des Ménines, j’ai voulu vous montrer la fonction inscrite de ce qu’il en est du regard et de ce qu’elle a en elle-même à opérer d’une façon si subtile qu’elle est à la fois présente et voilée, c’est - comme je vous l’ai fait remarquer - notre existence même, à nous spectateurs, qu’elle met en question, la réduisant à n’être en quelque sorte plus qu’ombre, au regard de ce qui s’institue dans le champ du tableau, d’un ordre de représentation qui n’a à proprement parler rien à faire avec ce qu’aucun sujet peut se représenter.
Wenn ich Ihnen, im Gegensatz hierzu, bei diesem exemplarischen Werk, dem Bild der Meninas, die darin eingeschriebene Funktion zeigen wollte, die Funktion dessen, worum es beim Blick geht, und wie diese Funktion auf derart subtile Weise wirksam ist, dass sie zugleich präsent und verschleiert ist, nun, dann wird unsere eigene Existenz – darauf habe ich Sie bereits aufmerksam gemacht –, also die von uns Betrachtern, durch die Funktion des Blicks in Frage gestellt, dadurch nämlich, dass sie unsere Existenz darauf reduziert, nur noch eine Art Schatten zu sein, verglichen mit der Ordnung der Repräsentation, die sich im Bereich des Gemäldes herstellt und die mit dem, was irgendein Subjekt sich vorstellen kann, streng gesagt nichts zu tun hat.33
Est-ce que ce n’est pas là l’exemple et le modèle où quelque chose d’une discipline qui tient au plus vif de la position du psychanalyste pourrait s’exercer ?
Ist das hier nicht das Beispiel und das Modell, wo etwas zur Geltung gebracht werden könnte durch ein Fachgebiet, das sich auf etwas bezieht, das den Kern der Position des Psychoanalytikers ausmacht?
Est-ce que ce n’est pas le piège à quoi [il] cède, dans cette singulière représentation fictive que j’essayais tout à l’heure de vous donner comme étant celle où le psychanalyste finit au regard de son expérience qu’il appelle clinique - par s’arrêter ?
Ist das nicht die Falle, in die [er] tappt, mit dieser eigenartigen fiktiven Vorstellung, die ich Ihnen vorhin als die zu beschreiben versucht habe, an der der Psychoanalytiker zum Stillstand kommt, wenn er sich auf seine von ihm als klinisch bezeichnete Erfahrung bezieht?
Est-ce qu’il n’y pourrait pas trouver le modèle de rappel, de signe, qu’il ne saurait rien instituer du monde de son expérience sans qu’il doive, de toute nécessité, y présentifier - et comme telle - la fonction de son propre regard ?
Könnte er darin nicht das Modell finden, das ihn daran erinnert, ihm ein Zeichen gibt, dass er, notwendigerweise, von der Welt seiner Erfahrung nur dann etwas etablieren kann, wenn er darin die Funktion seines eigenen Blicks vergegenwärtigt?
Assurément ce n’est là qu’une indication, mais une indication donnée, comme je fais souvent à la fin de tel ou tel de mes discours, très en avance, qui relève de ceci : que si dans la psychanalyse… je veux dire dans l’opération située dans les quatre murs du cabinet où elle s’exerce …tout est mis en jeu de l’objet a, c’est avec une très singulière réserve, et qui n’est pas de hasard, concernant ce qu’il en est du regard.
Das ist natürlich nur ein Hinweis, jedoch ein Hinweis, der weit im Voraus gegeben wurde, wie ich das oft tue, am Ende des einen oder anderen meiner Vorträge, und der sich darauf bezieht, dass in der Psychoanalyse – ich meine in der Operation, die ihren Ort in den vier Wänden des Praxisraums hat, in dem sie ausgeübt wird –, dass in der Psychoanalyse alles vom Objekt a her ins Spiel gebracht wird, dass dies jedoch, was den Blick angeht, mit einer eigentümlichen und keineswegs zufälligen Zurückhaltung geschieht.
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Et là, je voudrais indiquer avant de vous quitter aujourd’hui : l’accent propre que prend ce qu’il en est de l’objet a, d’une certaine immunité à la négation qui peut expliquer ce par quoi, au terme de la psychanalyse, le choix est fait qui porte à l’instauration de l’acte psychanalytique, c’est à savoir ce qu’il y a d’indéniable dans cet objet a.
Und hier, bevor ich Sie heute verlasse, möchte ich auf den speziellen Akzent verweisen, den das, worum es beim Objekt a geht, annimmt, und zwar eine gewisse Immunität gegenüber der Negation, die erklären kann, wodurch am Ende der Psychoanalyse die Wahl getroffen wird, die zur Einführung des psychoanalytischen Akts führt, nämlich das, was es beim Objekt a an Unleugbarem gibt.
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Observez la différence de cette négation quand elle porte, dans la logique prédicative, sur le « non homme », comme si ça existait, mais ça s’imagine, ça se supporte.
Beachten Sie den Unterschied der Negation, wenn Sie sich in der Prädikatenlogik auf den „Nicht-Menschen“ bezieht – als gäbe es das, aber das lässt sich vorstellen, das lässt sich ertragen.
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« Je ne vois pas », la négation tient, quelque chose d’indistinct – qu’il s’agisse d’un défaut de ma vue ou d’un défaut de l’éclairage – motive la négation.
Dann „Ich sehe nicht“ – die Negation hält, sie wird durch etwas Unbestimmtes motiviert, ob nun durch einen Fehler in meiner Sehkraft oder einen Fehler in der Beleuchtung.
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Mais « je ne regarde pas », est-ce qu’à soi tout seul ça fait surgir plus d’objets complémentaires que n’importe quelle autre énonciation, je veux dire, que je regarde ceci ou cela – ?
Aber „Ich erblicke nicht‘ (je ne regarde pas) – lässt nicht allein das bereits mehr komplementäre Objekte auftauchen als irgendeine andere Äußerung, ich meine, dass ich dies oder jenes erblicke?
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« Je ne regarde pas », c’est assurément qu’il y a là quelque chose d’indéniable, puisque je ne le regarde pas.
„Ich erblicke nicht“, das heißt ja, dass es da etwas gibt, das nicht zu leugnen ist, da ich es nicht erblicke.
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Et la même chose dans les quatre autres registres de l’objet a qui s’incarneraient dans un « je ne prends pas » pour ce qu’il en est du sein, et nous savons ce que ça veut dire, l’appel que ça le réalise au niveau de l’anorexie mentale.
Das Gleiche gilt für die vier anderen Register des Objekts a, die sich, wenn es um die Brust geht, in einem „Ich nehme nicht“ verkörpern würden, und wir wissen, was das bedeutet, der Appell, dass das auf der Ebene der Anorexia nervosa realisiert wird.
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Du « je ne lâche pas » et nous savons ce que ça veut dire au niveau de cette avarice structurante du désir.
Oder ‚Ich lasse nicht los“ – wir wissen, was das auf der Ebene des strukturierenden Geizes des Begehrens bedeutet.
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Et irai-je à évoquer, au terme de ce que j’ai à vous dire aujourd’hui, ce que nous faisons entendre d’un « je ne dis pas » ?
Und soll ich am Ende dessen, was ich Ihnen heute zu sagen habe, noch in Erinnerung rufen, was wir mit einem ‚Ich sage nicht“ zu verstehen geben?
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C’est en général entendu : « je ne dis pas non ».
Das wird im Allgemeinen so verstanden: Ich sage nicht nein.
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L’entendez-vous, vous-même ainsi : « je ne dis pas » ?
Hören Sie es selbst es so: „Ich sage nicht“ – ?“34
Aus der Sitzung vom 27. März 1968
Le point où j’en suis quand je vous dis que la règle pour que l’analyste échappe à cette vacillation qui le fait facilement verser dans une sorte d’enseignement éthique, c’est qu’il s’aperçoive de ce qu’il en est dans la question, à la place même de ce qui en conditionne la vacillation essentielle, à savoir l’objet a, et que plutôt qu’au bout de ses années d’expérience, il se considère comme le clinicien, à savoir celui qui, sur chaque cas, sait faire le cubage de l’affaire, il se donne plutôt… je lui indiquai la dernière fois dans mon dernier discours, à la pointe de ce que j’ai dit la dernière fois devant ce que j’appelle un public plus large …cette référence que j’ai empruntée au discours d’une année précédente, à savoir je ne dirai pas l’apologue… car je ne fais jamais d’apologue, je vous montre la réalité de ce qu’il en est pour l’analyste, figurée dans d’autres exemples et dont ce n’est pas étonnant que ce soient des exemples pris dans l’art par exemple …à savoir pour avoir une autre espèce de connaissance que cette espèce de connaissance de fiction qui est la sienne et qui le paralyse… quand il s’interroge dans un cas, quand il en fait l’anamnèse, quand il le prépare, quand il commence à l’approcher, …et, une fois qu’il y entre avec l’analyse, qu’il cherche dans le cas, dans l’histoire du sujet… de la même façon que Velázquez est dans le tableau des Ménines …où lui il était, l’analyste, déjà à tel moment et en tel point de l’histoire du sujet.
Der Punkt, um den es mir geht, wenn ich Ihnen sage, dass die Regel, durch die der Analytiker einer Unklarheit entgeht, die ihn leicht dazu bringt, in eine Art Ethikunterricht zu verfallen, dass diese Regel darin besteht, dass er sich klarmacht, worum es bei der Frage geht, am Platz dessen, was hierbei die wesentliche Unklarheit bedingt, nämlich das Objekt a;
und dass er sich – statt sich am Ende seiner jahrelangen Erfahrung als Kliniker aufzufassen, das heißt als jemand, der bei jedem Fall das Volumen der Sache zu berechnen weiß –, dass er sich vielmehr – beim letzten Mal habe ich darauf hingewiesen, in meinem letzten Vortrag, an pointierter Stelle dessen, was ich beim letzten Mal vor dem „breiteren Publikum“ gesagt habe, wie ich es nenne –, dass er vielmehr den Bezug herstellt, den ich dem Diskurs eines früheren Jahres entnommen habe – ich sage nicht dem Apolog, denn ich mache nie einen Apolog, ich zeige Ihnen die Realität dessen, worum es für den Analytiker geht, veranschaulicht an anderen Beispielen, bei denen es nicht erstaunlich ist, dass es solche sind, die etwa der Kunst entnommen sind, um nämlich eine andere Art von Erkenntnis zu gewinnen als die Art von fiktionaler Erkenntnis, die er hat und die ihn paralysiert;
dass er also, wenn er sich zu einem Fall Fragen stellt, wenn er davon die Anamnese aufnimmt, wenn er den Fall vorbereitet, wenn er sich ihm zu nähern beginnt, dass er dann, wenn er mit der Analyse schließlich beginnt, bei diesem Fall in der Geschichte des Subjekts danach sucht – auf dieselbe Weise, wie Velázquez im Bild der Meninas ist –, dass er danach sucht, wo er, der Analytiker, in einem bestimmten Moment und an einem bestimmten Punkt der Geschichte des Subjekts bereits war.
Cela aura un avantage, il saura ce qu’il en est du transfert.
Das wird einen Vorteil haben, er wird wissen, um was es bei der Übertragung geht.
Le centre, le pivot du transfert, ça ne passe pas du tout par sa personne, c’est une chose qui a déjà été là.
Das wird einen Vorteil haben, er wird wissen, um was es bei der Übertragung geht. Das Zentrum, der Dreh- und Angelpunkt der Übertragung, das läuft überhaupt nicht über seine Person, das ist etwas, das schon einmal da war.
Ceci lui donnerait une toute autre manière d’approcher la diversité des cas.
Das würde es ihm ermöglichen, die Verschiedenheit der Fälle auf ganz andere Weise anzugehen.
Peut-être, à partir de ce moment, il arriverait à trouver une nouvelle classification clinique que celle de la psychiatrie classique qu’il n’a jamais pu toucher ni ébranler et pour une bonne raison, jusqu’à présent, c’est qu’il n’a jamais rien pu faire d’autre que de la suivre.
Vielleicht wird es ihm von daher gelingen, eine neue klinische Klassifikation zu finden, eine andere als die der klassischen Psychiatrie, an die er niemals rühren konnte und die er niemals erschüttern konnte, und bislang aus gutem Grund, das heißt, dass er nie etwas anderes tun konnte, als ihr zu folgen.35
Der Punkt im Unendlichen (Seminar XXII, 18. Februar 1975, Auszug)
Deutsch
Schauen Sie, ich habe Ihnen hier eine andere Illustration dieses Viererknotens gezeigt:
Aber die Frage, die das aufwirft, ist: Worin besteht die Ordnung der Äquivalenz der Geraden – der unendlichen Geraden, so wie sie da ist –, der Geraden mit dem Kreis?
Es gibt jemanden, einen Mann von Genie mit Namen Desargues, und auf den ich mich seinerzeit bereits bezogen habe – nun ja, „seinerzeit“, in der Zeit, in der ich mich darauf bezog –, dem die Idee gekommen war, dass jede Gerade, dass jede unendliche Gerade eine Schließung bildete, eine Schleife, in einem Punkt im Unendlichen. Wie konnte ihm diese Idee kommen?
Das ist eine absolut sublime Idee, um die herum ich meinen ganzen Kommentar zu den Meninas konstruiert habe, den, von dem gesagt wird – wenn man den Schreiberlingen glauben darf –, er sei völlig unverständlich gewesen. Ich weiß nicht, mir zumindest schien es nicht so.
Welche Äquivalenz also der Geraden mit dem Kreis? Offenkundig besteht sie darin, Knoten zu bilden.
Das ist eine Konsequenz, nicht wahr, des borromäischen Knotens.36
Französisch/deutsch mit Anmerkungen und Links
Voilà, je vous ai montré là une autre illustration de ce nœud à quatre :
Schauen Sie, ich habe Ihnen hier eine andere Illustration dieses Viererknotens gezeigt:
Mais la question que ça pose, c’est quel est l’ordre d’équivalence de la droite – de la droite infinie telle qu’elle est là – de la droite au cycle :
Aber die Frage, die das aufwirft, ist: Worin besteht die Ordnung der Äquivalenz der Geraden – der unendlichen Geraden, so wie sie da ist –, der Geraden mit dem Kreis?
Il y a quelqu’un, un homme de génie qui s’appelait Desargues, auquel j’ai déjà fait allusion dans son temps… enfin « dans son temps » : dans le temps où j’y ai fait allusion …à qui il était venu l’idée que toute droite, toute droite infinie faisait clôture, faisait boucle, en un point à l’infini.
Es gibt jemanden, einen Mann von Genie mit Namen Desargues, und auf den ich mich seinerzeit bereits bezogen habe – nun ja, „seinerzeit“, in der Zeit, in der ich mich darauf bezog –, dem die Idee gekommen war, dass jede Gerade, dass jede unendliche Gerade eine Schließung bildete, eine Schleife, in einem Punkt im Unendlichen.
Comment est-ce que cette idée a pu lui venir ?
Wie konnte ihm diese Idee kommen?
C’est une idée absolument sublime autour de laquelle j’ai construit tout mon commentaire des Ménines, celui dont on dit que - enfin, à en croire les gratte-papier - c’était tout à fait incompréhensible.
Das ist eine absolut sublime Idee, um die herum ich meinen ganzen Kommentar zu den Meninas konstruiert habe, den, von dem gesagt wird – wenn man den Schreiberlingen glauben darf –, er sei völlig unverständlich gewesen.
Je sais pas, à moi il m’a pas semblé tout au moins !
Ich weiß nicht, mir zumindest schien es nicht so.
Quelle équivalence de la droite au cercle ?
Welche Äquivalenz also der Geraden mit dem Kreis?
C’est évidemment de faire nœud.
Offenkundig besteht sie darin, Knoten zu bilden.
C’est une conséquence, n’est-ce pas, du nœud borroméen.
Das ist eine Konsequenz, nicht wahr, des borromäischen Knotens.37
Die Verortung des Blicks im Intervall (Seminar XXII, 13. Mai 1975, Auszug)
Deutsch
„Ein gewisser Desargues – der Argueser, wie man sagt – ist vor langer Zeit darauf gekommen, dass die unendliche Gerade in allem dem Kreis homolog ist, womit er besagtem Riemann vorgegriffen hat.
Er hat ihm vorgegriffen, nichtsdestoweniger bleibt eine Frage offen, auf die ich durch die Aufmerksamkeit, die ich dem borromäischen Knoten entgegenbringe, bereits eine Antwort gebe. Was Sie nicht daran hindern wird – zumindest hoffe ich das – , davon für ihren Geist die Frageform festzuhalten.
Wie Sie in dieser Figur links des borromäischen Knotens sehen, die gebildet ist durch das Äquivalent dieses Kreises in Form einer Geraden, die mit einem Kreis verknotet ist, des Paares, das von dem her angenommen wird, was dort – um es für Ihren Geist zu stützen – vom Symbolischen her sein könnte. Die beiden anderen, ohne dass man weiß, von welcher Geraden, um speziell das Reale bildlich darzustellen, etwa diese da, und das Imaginäre, was diese da angeht.
Was ist nötig, damit das Knoten bildet? Es ist notwendig, dass der Punkt im Unendlichen so ist, dass die beiden Geraden keine Kette bilden.
Das ist die Bedingung: dass die beiden Geraden, egal welche, von wo aus man sie auch betrachte – ich mache Sie am Rande darauf aufmerksam, dass dieses „von wo aus man sie auch betrachte“ diese Realität stützt, die ich über den Blick äußere, der Blick lässt sich nur von einem „von wo aus man sie auch betrachte“ her definieren.
Und offen gesagt, wenn wir eine Gerade so denken, dass sie von einem Punkt her einen Ring bildet, von einem einzigen Punkt im Unendlichen her, wie könnten wir dann nicht sehen, dass dies den Sinn hat, dass sie sich nicht verknotet.
Das hat nicht nur den Sinn, dass sie sich nicht verknotet, sondern dass sie sich eben deshalb, weil sie sich nicht verknoten, im Unendlichen effektiv verknoten. ein Punkt, den meines Wissens Desargues –, Desargues, von dem ich zu der Zeit Gebrauch gemacht habe, als ich – anderswo als hier, in der Normale Supérieure, um sie mit ihrem Namen aufzurufen – mein Seminar über die Meninas hielt, Die Meninas von Velázquez, wo ich von ihm profitierte, um mich damit zu brüsten, ihn zu verorten, diesen berühmte Blick, der ganz offensichtlich das Sujet des Gemäldes ist.
Ich habe ihn irgendwo in demselben Intervall verortet – vielleicht werden Sie dieses Seminar eines Tages erscheinen sehen –, in demselben Intervall, dass ich hier in anderer Form an der Tafel herstelle, in derjenigen nämlich, die ich dadurch definiere, dass die unendlichen Geraden sich an ihrem angenommenen Punkt im Unendlichen nicht zu einer Kette verknoten.
Eben da beginnt für uns die Frage. Es scheint nicht so zu sein, dass Desargues sich jemals [die Frage] nach der Form gestellt hat, in der er diese unendlichen Geraden annahm, indem er die Frage stellte, ob sie sich verknoteten oder nicht. Es ist ganz und gar verblüffend, dass Riemann wiederum die Frage auf eine wenig befriedigende Weise entschieden hat, indem er aus allen Punkten im Unendlichen, zu welcher Geraden sie auch gehören mögen, ein und denselben Punkt machte, der der Geometrie von Riemann zugrunde liegt.“38
Französisch/deutsch mit Anmerkungen und Links
Un nommé Desargues – l’Arguésien comme on dit – s’est avisé depuis longtemps que la droite infinie est en tout homologue au cercle, en quoi il a devancé le nommé Riemann
Ein gewisser Desargues – der Argueser, wie man sagt – ist vor langer Zeit darauf gekommen, dass die unendliche Gerade in allem dem Kreis homolog ist, womit er besagtem Riemann vorgegriffen hat.
Il l’a devancé, néanmoins une question reste ouverte à quoi je donne, par l’attention que j’apporte au nœud borroméen, déjà réponse.
Er hat ihm vorgegriffen, nichtsdestoweniger bleibt eine Frage offen, auf die ich durch die Aufmerksamkeit, die ich dem borromäischen Knoten entgegenbringe, bereits eine Antwort gebe.
Ce qui ne vous empêchera pas - du moins je l’espère - d’en maintenir présente pour votre esprit la forme question.
Was Sie nicht daran hindern wird – zumindest hoffe ich das – , davon für ihren Geist die Frageform festzuhalten.
Comme vous le voyez dans cette figure à gauche, du nœud borroméen constitué : - par l’équivalent de ce cercle sous la forme d’une droite nouée à un cercle : du couple supposé de ce qui là, pour le supporter pour votre esprit, pourrait être du Symbolique.
Wie Sie in dieser Figur links des borromäischen Knotens sehen, die gebildet ist durch das Äquivalent dieses Kreises in Form einer Geraden, die mit einem Kreis verknotet ist, des Paares, das von dem her angenommen wird, was dort – um es für Ihren Geist zu stützen – vom Symbolischen her sein könnte.
Les deux autres, sans qu’on sache de quelle droite figurer spécialement le Réel, par exemple celle-ci, ou l’Imaginaire pour celle-ci.
Die beiden anderen, ohne dass man weiß, von welcher Geraden, um speziell das Reale bildlich darzustellen, etwa diese da, und das Imaginäre, was diese da angeht.
Que faut-il pour que cela fasse nœud ?
Was ist nötig, damit das Knoten bildet?
Il faut que le point à l’infini soit tel que les deux droites ne fassent pas chaîne.
Es ist notwendig, dass der Punkt im Unendlichen so ist, dass die beiden Geraden keine Kette bilden.
C’est là la condition : que les deux droites quelles qu’elles soient, d’où qu’on les voit… je vous fais remarquer en passant que ce « d’où qu’on les voit » supporte cette réalité que j’énonce du regard, le regard n’est définissable que d’un « d’où qu’on les voit ».
Das ist die Bedingung: dass die beiden Geraden, egal welche, von wo aus man sie auch betrachte – ich mache Sie am Rande darauf aufmerksam, dass dieses „von wo aus man sie auch betrachte“ diese Realität stützt, die ich über den Blick äußere, der Blick lässt sich nur von einem „von wo aus man sie auch betrachte“ her definieren.
Et à vrai dire, si nous pensons une droite comme faisant rond d’un point, d’un point unique à l’infini, comment ne pas voir que ceci a un sens qu’elle ne se noue pas.
Und offen gesagt, wenn wir eine Gerade so denken, dass sie von einem Punkt her einen Ring bildet, von einem einzigen Punkt im Unendlichen her, wie könnten wir dann nicht sehen, dass dies den Sinn hat, dass sie sich nicht verknotet.
Non seulement que ceci a un sens qu’elle ne se noue pas, mais que c’est de ne pas se nouer qu’elles se noueront effectivement à l’infini, point qu’à ma connaissance Desargues, Desargues dont j’ai usé au temps où ailleurs qu’ici… à Normale Supérieure pour l’évoquer par son nom …je faisais mon séminaire sur Les Ménines – Les Ménines de Velázquez – où j’en profitais pour me targuer de situer où il était ce fameux regard, dont bien évidemment c’est le sujet du tableau.
Das hat nicht nur den Sinn, dass sie sich nicht verknotet, sondern dass sie sich eben deshalb, weil sie sich nicht verknoten, im Unendlichen effektiv verknoten. ein Punkt, den meines Wissens Desargues –, Desargues, von dem ich zu der Zeit Gebrauch gemacht habe, als ich – anderswo als hier, in der Normale Supérieure, um sie mit ihrem Namen aufzurufen – mein Seminar über die Meninas hielt, Die Meninas von Velázquez, wo ich von ihm profitierte, um mich damit zu brüsten, ihn zu verorten, diesen berühmte Blick, der ganz offensichtlich das Sujet des Gemäldes ist.
Je le situais quelque part dans le même intervalle – peut-être qu’un jour vous verrez paraître ce séminaire – dans le même intervalle que j’établis ici au tableau sous une autre forme, à savoir dans celui que je définis de ce que les droites infinies, en leur point supposé d’infini, ne se nouent pas en chaîne.
Ich habe ihn irgendwo in demselben Intervall verortet – vielleicht werden Sie dieses Seminar eines Tages erscheinen sehen –, in demselben Intervall, dass ich hier in anderer Form an der Tafel herstelle, in derjenigen nämlich, die ich dadurch definiere, dass die unendlichen Geraden sich an ihrem angenommenen Punkt im Unendlichen nicht zu einer Kette verknoten.
C’est bien là que commence pour nous la question.
Eben da beginnt für uns die Frage.
Il ne semble pas que Desargues se soit jamais posé la forme sous laquelle il supposait ces droites infinies, en posant la question de savoir si elles se nouaient ou pas.
Es scheint nicht so zu sein, dass Desargues sich jemals [die Frage] nach der Form gestellt hat, in der er diese unendlichen Geraden annahm, indem er die Frage stellte, ob sie sich verknoteten oder nicht.
Il est tout à fait frappant que Riemann – pour lui – ait tranché la question d’une façon peu satisfaisante en faisant de tous les points à l’infini - à quelque droite qu’ils appartiennent - un seul et unique point, qui est au principe de la géométrie de Riemann.
Es ist ganz und gar verblüffend, dass Riemann wiederum die Frage auf eine wenig befriedigende Weise entschieden hat, indem er aus allen Punkten im Unendlichen, zu welcher Geraden sie auch gehören mögen, ein und denselben Punkt machte, der der Geometrie von Riemann zugrunde liegt.39
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Anmerkungen
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Michel Roussan fügt in seiner Ausgabe an dieser Stelle das nebenstehende Schema aus dem Angst-Seminar ein (Seminar 10, Die Angst, 1962/63, Sitzung vom 6. März 1963; Version Miller/Gondek S. 201).
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Seminar 13, Sitzung vom 1. Juni 1966, meine Übersetzung nach Version Roussan, Seiten 1 bis 6 von Version J.L.
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Otto Fenichel: Schautrieb und Identifizierung. In: Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse, 21. Jg. (1935), S. 561–581, hier; Nachdruck in: Ders.: Aufsätze. Band I. Hg. v. Klaus Laermann. Ullstein, Frankfurt am Main u.a. 1985, S. 382–408.
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Vgl. Sigmund Freud: Das Unheimliche (1919). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 4. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 241–274.
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Freud bezieht sich vor allem auf E.T.A. Hoffmans Erzählung Der Sandmann im ersten Band von Hoffmanns Nachtstücken (1816).
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Vgl. E.T.A. Hoffmann: Die Elixiere des Teufels (1815/16).
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George Bataille: Histoire de l’œil, 1928 veröffentlicht unter dem Pseudonym „Lord Auch“.– Deutsch: G. Bataille: Die Geschichte des Auges. Übersetzt von Marion Luckow. In: Ders. Das obszöne Werk. Rowohlt Taschenbuch Verlag 1977 S. 5–54.
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Die Ausgangsfrage, lautete dort wer soll das Objekt a liefern, das Subjekt oder der Analytiker? Und die andeutende Antwort war: Müssen wir es nicht wie Velázquez machen, mit einem Kreuz?
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„Natürlicher Ort“: ironische Anspielung auf einen Begriff der Physik von Aristoteles. Der natürliche Ort ist bei Aristoteles der Ort, dem die nicht-lebendigen in Bewegung befindlichen Dinge von Natur aus zustreben und an dem sie zum Stillstand kommen.
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Mit „Unterbrechung“ ist gemeint, dass eine der beiden Linien in der zeichnerischen Darstellung vor und nach dem Schnittpunkt kurz unterbrochen ist, womit angezeigt wird, dass sie unter der anderen Linie verläuft und sich nicht mit ihr berührt.
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Wenn man einen Hyperboloid durch Ebenen schneidet, erhält man die verschiedenen Kegelschnitte (Kreis, Ellipse, Parabel, Hyperbel).
Desargues’ geometrisches Hauptwerk, Brouillon projet sur les conqiques (Entwurf eines Projekts über Kegelschnitte), das er 1639 veröffentlichte, bezieht sich auf Kegelschnitte an einem rotierenden Kegel.
1830 zeigten János Bolyai und Nikolai Lobatschewski, dass für den Hyperboloid das Paralellenaxiom der euklidischen Geometrie nicht gilt und begründeten damit die nichteuklidische Geometrie.
Das Parallenaxiom besagt, dass es zu einem Punkt außerhalb einer Gerade A genau eine Gerade durch diesen Punkt gibt, die sich mit A nicht schneidet.
Parallelenaxiom
Man kann es auch so formulieren: Treffen zwei Geraden A und B beide senkrecht auf eine dritte Gerade, so schneiden sich die Geraden A und B nicht.
„Parallelen“ auf einem Hyperboloid
Bei einem Hypoboloid ist es anders, zwei Geraden, die hier senkrecht auf eine Grenzlinie treffen, laufen auseinander und nicht etwa parallel. Zeichnet man auf dieser Fläche eine Gerade A und einen Punkt außerhalb von A, gibt es unendlich viele Geraden, die durch diesen Punkt verlaufen und sich nicht mit Gerade A schneiden.
1868 bewies Eugenio Beltrami die Widerspruchsfreiheit der von Bolyai und Lobatschewski entwickelten hyperbolischen Geometrie.
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„Parallelen“ auf einer Sphäre
Die Sphäre ist eine weitere Fläche, für die das Paralellenaxiom nicht gilt – Geraden, die senkrecht auf eine Grenzlinie treffen, schneiden sich statt parallel zu verlaufen. Eine der Formen von nichteuklidischer Geometrie ist also die sphärische Geometrie.
Die Beziehung zwischen den verschiedenen Arten von nichteuklidischen Geometrien wie hyperbolischer und sphärischer Geometrie ist Gegenstand eines bahnbrechenden Vortrags von 1854 von Bernhard Riemann, „Über die Hypothesen, welche der Geometrie zugrunde liegen“.
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Eine Gruppe ist eine Menge von Elementen, die so verknüpft sind, dass zwei Elementen ein drittes Element dieser Menge zugeordnet ist, und wobei drei Bedingungen erfüllt sind: es gilt das Assoziativgesetz (d.h. die Reihenfolge der Verknüpfungen ist irrelevant), es gibt ein neutrales Element (wenn mit ihm verknüpft wird, ändert sich nichts) und es gibt ein inverses Element (durch Verknüpfung mit ihm kommt man zum neutralen Element).
Eine Gruppe ist beispielsweise die Menge der positiven und negativen ganzen Zahlen mit der Addition als Verknüpfung.
– Die Addition ordnet je zwei ganzen Zahlen eine dritte ganze Zahl zu. Sie ordnet beispielsweise den ganzen Zahlen 2 und 3 die ganze Zahl 5 zu.
– Die Reihenfolge, in der die Verknüpfungen vorgenommen werden, ist irrelevant; (1 + 3) + 4 = 1 + (3 + 4). Also gilt das Assoziativgesetz.
– Das neutrale Element ist im Falle der Addition die Null: 2 + 3 = 2 + 3 + 0.
– Das inverse Element ist bei der Addition die entsprechende negative Zahl. Beispielsweise ist das zu 2 inverse Element die ganze Zahl –2. Wenn man beide Zahlen verknüpft, kommt man zur Null, also zum neutralen Element: 2 + (– 2 ) = 0 -
Die lateinische Form von Dürers Vornamen „Albrecht“ ist „Albertus“, weshalb er bisweilen auch „Albert“ genannt wird.
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Albrecht Dürer: Underweysung der messung, mit dem zirckel unnd richtscheyt, in Linien ebnen unnd gantzen corporen. Nürnberg 1525.
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Diese Hinweise beziehen sich auf:
Ivins, William Mills: Art & geometry : a study in space intuitions. Harvard University Press, Cambridge, Mass. 1946 (135 S.), Neuauflage: Dover Publ., New York 1964,
Ivins, Willam Mills: On the rationalization of sight. With an examination of 3 renaissance texts on perspective. New York. The Metropolitan Museum of Art 1938 (52 S.), Reprint: Da Capo Press, Jersey City 1973.
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Der Schatten beruht auf dem Sonnenlicht und damit auf Parallelprojektion, nicht, wie die Perspektive, auf Zentralprojektion.
Roussan ergänzt an dieser Stelle seine Ausgabe von Seminar 13 um den folgenden Anhang, mit einem Auszug aus Albrecht Dürers Underweysung der messung, a.a.O. (eine PDF-Datei mit einem Faksimile von Dürers Buch findet man auf der Website der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitäsbibliothek Dresden, SLUB, hier, eine Transkription der Frakturschrift in eine Groteskschrift auf Wikisource hier).
„So jch daforen manicherley corpora wie man die mach anzeigt hab / wil jch auch leren so man soliche gemecht ansicht wie man die in ein gemel muog pringen / zuo solichem wil jch das schlechtest corpus fuernemen / als den wuerffel / darpey anzeygen das man mit allen coeperen also handelen mag / auch von liecht vnd schatten etwas zuouersten geben / vnd eins mit dem anderen zuo gebrauchen. Dann was gesehen soll werden das muß for sein / vnd wirt mit dem aug gesehen / darzuo gehört auch ein liecht / dann die finsternuß lest nichtz sehen / auch muß ein mittel sein zwischen dem aug vnnd dem das man sihet / wie hernach folgt.
Ein yetlichs liecht reycht durch gerad linien so weyt sein streym lauffen / so aber ein vndurchsichtig ding fuer das liecht gestelt wirt / so stossen sich die streym daran ab / vnnd felt ein schatten so weyt die streym linien des liechtz verhalten werden. Das will jch im auffreyssen anzeygen.“ (Dürer, Underweysung, SLUB-PDF S. 166)
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Dieses Schema hatte Lacan in der vorangegangenen Sitzung (8. Juni 1966) zum ersten Mal vorgestellt.
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Bei Roussan findet man hier statt „–φ“ die Zeichenfolge „–j“, ein offenkundiger Schreibfehler. Das Symbol φ, klein phi, steht bei Lacan für „imaginärer Phallus“, der Ausdruck –φ, minus klein phi, ist sein Symbol für die Kastration.
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Vgl. Lacan, Seminar 7 von 1959/60, Die Ethik der Psychoanalyse, Sitzung vom 29. Juni 1960, Version Miller/Haas S. 368.
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Vgl. Seminar 10 von 1962/63, Die Angst, Sitzung vom 3. Juli 1963, Version Miller/Gondek S. 419.
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Als Ödipus entdeckt, dass Iokaste sich umgebracht hat, sticht er sich mit ihren Gewandspangen die Augen aus (Sophokles, König Ödipus). In Lacans Darstellung liegen die ausgestochenen Augen dann vor Ödipus auf dem Boden (vgl. Seminar 10 von 1962/63, Die Angst, Sitzung vom 6. März 1963; Version Miller/Gondek S. 203). Vgl. zu dieser Passage in Lacan entziffern den Artikel „Das Auge von Elle Driver“.
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Die Zeichenfolge, –φ, minus klein phi, ist Lacans Symbol für die Kastration, das er in Seminar 6 von 1958/59 eingeführt hatte, Das Begehren und seine Deutung (Sitzung vom 29. April 1959; Version Miller S. 413).
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Die Beziehung zwischen dem analen Objekt und dem Anspruch, der vom Anderen kommt, der sogenannten Sauberkeitserziehung, erläutert Lacan in Seminar 8 von 1960/61, Die Übertragung, in der Sitzung vom 15. März 1961. Vgl. in Lacan entziffern diesen Artikel.
„Il pleut de la merde“ (es regnet Scheiße) ist offenbar eine Redewendung.
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Seminar 15, Der psychoanalytische Akt, Sitzung vom 20. März 1968, meine Übersetzung nach Version Staferla.
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Seminar 15, Der psychoanalytische Akt, Sitzung vom 27. März 1968, meine Übersetzung nach Version Staferla.
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Tatsächlich war dies nicht in Seminar 12, Schlüsselprobleme für die Psychoanalyse (1964/65), sondern in Seminar 13, Das Objekt der Psychoanalyse (1965/66), und dort in den Mai-Sitzungen.
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Grammatismus: „grammatische Regel“, hier vielleicht im Sinne von „starres Festhalten an Regeln“.
Vitruv, 1. Jh. n. Chr., römischer Architekturtheoretiker („Zehn Bücher über Architektur“).
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Apolog: Üblicherweise versteht man unter einem Apolog eine kurze Erzählung, aus der eine moralische Lehre gezogen werden soll, etwa eine Fabel.
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Die Übertragungsbeziehung des Patienten zum Psychoanalytiker besteht Lacan zufolge darin, dass der Psychoanalytiker für den Patienten ein sujet supposé savoir ist, ein Subjekt, dem zu wissen unterstellt wird. Er verwendet diesen Begriff erstmals in Seminar 9 von 1961/62, Die Identifizierung, in der Sitzung vom 15. November 1961, dort kritisch. Er arbeitet das Konzept aus in Seminar 11 von 1964, Die vier Grundbegriffe der Psychoanalyse, in den Sitzungen vom 3., 10. und 24. Juni 1964.
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nicht mehr als ein Schatten: Vielleicht eine Anspielung auf eine Formulierung von Freud, wonach in der Melancholie der „Schatten des Objekts“ auf das Ich gefallen ist (S. Freud: Trauer und Melancholie (1917). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 3. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 193–212, hier: S. 203).
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Seminar 15, L’acte psychanalytique (1967/68), Sitzung vom 20. März 1968, meine Übersetzung nach Version Staferla.
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Seminar 15, Der psychoanalytische Akt, Sitzung vom 27. März 1968, Version Staferla, meine Übersetzung.
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Seminar 22, Sitzung vom 18. Februar 1975, meine Übersetzung nach Version Staferla.
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Seminar 22, Sitzung vom 18. Februar 1975, Version Staferla, meine Übersetzung.
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Seminar 22, Sitzung vom 13. Mai 1975, meine Übersetzung nach Version Staferla.
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Seminar 22, Sitzung vom 13. Mai 1975, Version Staferla, meine Übersetzung.