Die Vorstellungsrepräsentanz
Cornelis Gijsbrechts: Rückseite eines Gemäldes, 1670
Öl auf Leinwand, 66,6 x 86,5 cm, Staatliches Kunstmuseum Kopenhagen
Was versteht Lacan unter „Vorstellungsrepräsentanz“?
Der Terminus ist von Freud. Lacan verwendet ihn erstmals in Seminar 6 von 1958/59, Das Begehren und seine Deutung. Danach kommt er in allen späteren Seminaren darauf zurück, mit Ausnahme von Seminar 10; zuletzt in Seminar 18 von 1971, Über einen Diskurs, der nicht vom Schein wäre. Auch danach wird er ihn noch einmal verwenden, in L’étourdit, einem Aufsatz von 1973.
Ich schreibe diesen Artikel, um die Verwendung des Begriffs der Vorstellungsrepräsentanz in den Vorlesungen über Las meninas in Seminar 13 zu klären, die ich in diesem Blog übersetzt habe. Ich zitiere und kommentiere deshalb im Folgenden, in chronologischer Ordnung, Lacans Bezugnahmen auf den Begriff bis einschließlich Seminar 13 von 1965/66, bis zur letzten Verwendung vor den Las-meninas-Sitzungen, ergänzt durch zwei prägnante Formulierung späteren Texten.
Herzlichen Dank an Steffen Dietz für Korrekturen!
Zur Notation in den Übersetzungen
Wörter mit Sternchen*: im Original deutsch
In eckigen Klammern: nicht von Lacan
Freud: Repräsentanz des Triebs durch eine Vorstellung
Was ist ein Trieb? Freud schwankt zwischen zwei verschiedenen Definitionen.1 In einigen Bemerkungen setzt er den Trieb mit der psychischen Repräsentanz von etwas Somatischem gleich, in anderen unterscheidet er zwischen dem Trieb und seiner psychischen Repräsentanz.
In einer Ergänzung zur dritten Auflage (1915) der Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie bezeichnet Freud den Trieb als
„die psychische Repräsentanz einer kontinuierlich fließenden, innersomatischen Reizquelle […]. Trieb ist so einer der Begriffe der Abgrenzung des Seelischen vom Körperlichen.“2
Ähnlich liest man in Triebe und Triebschicksale (1915), der Trieb
„erscheint als ein Grenzbegriff zwischen Seelischem und Somatischem, als psychischer Repräsentant der aus dem Körperinnern stammenden, in die Seele gelangenden Reize“3.
An beiden Stellen wird der Trieb mithilfe der Opposition zwischen dem Somatischen und dem Seelischen gefasst und dabei dem Seelischen zugeschlagen: er selbst ist eine „psychische Repräsentanz“ bzw. ein „psychischer Repräsentant“.
In Das Unbewusste (1915) hingegen heißt es:
„Ich meine wirklich, der Gegensatz von bewußt und unbewußt hat auf den Trieb keine Anwendung. Ein Trieb kann nie Objekt des Bewußtseins werden, nur die Vorstellung, die ihn repräsentiert. Er kann aber auch im Unbewußten nicht anders als durch die Vorstellung repräsentiert sein. Würde der Trieb sich nicht an eine Vorstellung heften oder nicht als ein Affektzustand zum Vorschein kommen, so könnten wir nichts von ihm wissen. Wenn wir aber doch von einer unbewußten Triebregung oder einer verdrängten Triebregung reden, so ist dies eine harmlose Nachlässigkeit des Ausdrucks. Wir können nichts anderes meinen, als eine Triebregung, deren Vorstellungsrepräsentanz unbewußt ist, denn etwas anderes kommt nicht in Betracht.“4
Zu unterscheiden sind demnach: der Trieb, die den Trieb repräsentierende Vorstellung (also die psychische Repräsentanz des Triebs) und der Affekt als Triebausdruck. Nur die Vorstellungsrepräsentanz des Triebes kann verdrängt werden, nicht aber der Affekt. Die den Trieb repräsentierende Vorstellung kann bewusst oder unbewusst sein.
An die erste Bestimmung des Triebbegriffs wird Lacan im sogenannten Graphen des Begehrens anknüpfen. Der Trieb wird darin durch die Formel ($ ◊ D) dargestellt, das große D steht hier für demandes, Ansprüche, und das heißt: bestimmte Signifikanten sind für Lacan Komponenten des Triebs, nicht etwa Repräsentanten des Triebs.
Der Terminus „Vorstellungsrepräsentanz“ bezieht sich bei Freud auf die zweite Triebdefinition: er spricht von der „Vorstellungsrepräsentanz des Triebs“ und meint damit die (psychische) Repräsentanz des (somatischen) Triebs durch eine Vorstellung. Der Platz des Repräsentierten wird vom Trieb eingenommen, der Platz des Repräsentierenden wird von der Vorstellung besetzt. Der Trieb wird repräsentiert – nämlich durch was? Durch eine Vorstellung. Schematisch lässt sich das so darstellen:Für Lacans spätere Verwendung des Ausdrucks ist wichtig, dass die Wortkoppelung „Vorstellungsrepräsentanz“ auch anders aufgefasst werden kann, nämlich als „Repräsentanz für eine Vorstellung“ oder „Repräsentant einer Vorstellung“.
Man denke an das Wort „Elternrepräsentanz“. Das ist kein häufiger Ausdruck, aber es ist korrekt gebildet, und er kann auf zwei unterschiedliche Weisen verwendet werden. Wenn Eltern vor Gericht als Repräsentanten ihres Kindes auftreten, könnte man sie als „Elternrepräsentanz“ bezeichnen, im Sinne von: Eltern als Repräsentanten (ihrer Kinder). Wenn die Eltern vor Gericht durch einen Anwalt vertreten werden, könnte man den Anwalt ebenfalls als „Elternrepräsentanz“ bezeichnen, jetzt im Sinne von: (Anwalt als) Repräsentant der Eltern.
Bei Freud folgt die Wortbildung „Vorstellungsrepräsentanz“ ohne jede Mehrdeutigkeit dem ersten Muster, er sagt klar und deutlich: Die Vorstellung repräsentiert den Trieb. Das heißt, die Vorstellung repräsentiert etwas, und nicht: die Vorstellung wird durch etwas repräsentiert. In Freuds Verwendung des Ausdrucks ist die Vorstellung das Repräsentierende, nicht das Repräsentierte.
In Die Verdrängung, einem Aufsatz von Freud aus demselben Jahr, heißt es:
„Wir haben also Grund, eine Urverdrängung anzunehmen, eine erste Phase der Verdrängung, die darin besteht, daß der psychischen (Vorstellungs-)Repräsentanz des Triebes die Übernahme ins Bewußte versagt wird. Mit dieser ist eine Fixierung gegeben; die betreffende Repräsentanz bleibt von da an unveränderlich bestehen und der Trieb an sie gebunden.“5
Der Trieb hat eine psychische „(Vorstellungs-)Repräsentanz“. Durch die Erläuterung im Aufsatz über das Unbewusste ist klar, was mit dieser Schreibweise gemeint ist: Die Triebrepräsentanz hat den Charakter einer Vorstellung, der Trieb wird durch eine Vorstellung repräsentiert.
Bei der Urverdrängung wird der Vorstellungsrepräsentanz des Triebes (der Vorstellung, die den Trieb repräsentiert) die Aufnahme ins Bewusste versagt und der Trieb bleibt an diese Repräsentanz fixiert.
Kann die Vorstellung, an die der Trieb fixiert bleibt, bewusst werden? Das bleibt hier offen.
Im Die Verdrängung heißt es danach:
„Die zweite Stufe der Verdrängung, die eigentliche Verdrängung, betrifft psychische Abkömmlinge der verdrängten Repräsentanz oder solche Gedankenzüge, die, anderswoher stammend, in assoziative Beziehung zu ihr geraten sind. Wegen dieser Beziehung erfahren diese Vorstellungen dasselbe Schicksal wie das Urverdrängte. Die eigentliche Verdrängung ist also ein Nachdrängen.“6
Zwei Formen der Verdrängung sind zu unterscheiden: die Urverdrängung und die eigentliche Verdrängung. Die eigentliche Verdrängung betrifft Vorstellungen, die zur urverdrängten Vorstellung in einer Beziehung stehen.
Ein Trieb ist demnach mit zwei Arten von Vorstellungen verknüpft: mit uverdrängten Vorstellungen und mit eigentlich verdrängten Vorstellungen. Kann er auch mit bewussten Vorstellungen verbunden sein? Das bleibt hier offen.
Freud fährt fort:
„Man tut übrigens unrecht, wenn man nur die Abstoßung hervorhebt, die vom Bewußten her auf das zu Verdrängende wirkt. Es kommt ebensosehr die Anziehung in Betracht, welche das Urverdrängte auf alles ausübt, womit es sich in Verbindung setzen kann. Wahrscheinlich würde die Verdrängungstendenz ihre Absicht nicht erreichen, wenn diese Kräfte nicht zusammenwirkten, wenn es nicht ein vorher Verdrängtes gäbe, welches das vom Bewußten Abgestoßene aufzunehmen bereit wäre.“6
Die eigentliche Verdrängung ist ein Effekt der Abstoßung und der Anziehung von Vorstellungen, also eine Wirkung, die von zwei Seiten aus betrieben wird. Die Verdrängung wird einerseits durch das Bewusste angetrieben, dadurch nämlich, dass das Bewusste bestimmte Vorstellungen abstößt. Die Verdrängung ist zugleich ein Effekt des Urverdrängten, insofern das Urverdrängte bestimmte Vorstellungen anzieht und sie aufnimmt. Damit eine Verdrängung zustande kommt, müssen, so vermutet Freud, beide Wirkungsarten zusammentreffen.
In späteren Texten wird Freud den Ausdruck „Vorstellungsrepräsenz des Triebs“ zur „Triebrepräsentanz“ zusammenziehen7, man wird den Ausdruck ergänzen dürfen zu „Triebrepräsentanz durch eine Vorstellung“ oder „Triebrepräsentanz durch Vorstellungen“.
Lacan
Repräsentanz der Vorstellung des Triebs bzw. des Begehrens durch einen Signifikanten (1958, 1959)
In Seminar 6, Das Begehren und seine Deutung (1958/59), verweist Lacan auf die Aufsätze von Freud, in denen der Begriff „Vorstellungsrepräsentanz“ verwendet wird.
„Haben einige von Ihnen letztes Mal meinem Rat folgen können, die beiden 1915 erschienenen Aufsätze nachzulesen?
Wenn Sie zum Beispiel den Aufsatz Das Unbewusste lesen, an der Stelle, die hierzu die sinnfälligste zu sein scheint, werden Sie feststellen, dass es um nichts anderes geht als um Signifikantenelemente. Wenn ich hier vom Signifikanten spreche, sagen diejenigen, die absolut nichts verstehen, beständig, es handele sich um eine intellektualistische Theorie, der sie natürlich das Affektleben gegenüberstellen, die Dynamik. Ich bin weit davon entfernt, deren Existenz zu bestreiten, denn gerade, um das auf deutlich zu erklären, gehe ich den Aufsatz über das Unbewusste durch. Wir werden uns also auf die Ebene der unbewussten Empfindungen begeben, insoweit Freud davon spricht.
Im dritten Teil von Das Unbewusste erklärt Freud uns ganz deutlich, dass nur das im eigentlichen Sinne verdrängt werden kann, was er Vorstellungsrepräsentanz* nennt. Das bedeutet: Repräsentant der Repräsentation. Repräsentation wessen? der Triebbewegung (mouvement pulsionel), die hier Triebregung genannt wird und die man noch genauer unité de motion pulsionelle nennen kann, Einheit der Triebregung.
Der Text lässt nichts zweideutig – es steht außer Frage, dass die Triebregung weder als unbewusst noch als bewusst aufzufassen ist. Was bedeutet das? Das bedeutet ganz einfach, dass man das, was wir Triebregung nennen, als einen objektiven Begriff verstehen muss. Es ist, wenn wir sie betrachten, eine objektive Einheit, und sie ist weder bewusst noch unbewusst, sie ist ganz einfach das, was sie ist, ein isoliertes Fragment der Realität, das unserer Auffassung nach seine eigene Aktionsauswirkung hat.
Umso bemerkenswerter ist meiner Meinung nach, dass von dem, wovon die Triebregung repräsentiert wird, nämlich le représentant de la représentation [die Repräsentanz der Vorstellung] – das ist der exakte Wert des deutschen Ausdrucks –, der einzigen Repräsentanz des Triebs, dass nur davon sich sagen lässt, das es dem Unbewussten angehört. Dies nun impliziert eben den Ausdruck, den ich vorhin mit einem Fragezeichen versehen habe, nämlich ein unbewusstes Subjekt.
Natürlich sehen Sie bereits – nicht, wohin ich kommen will, sondern wohin wir damit notwendigerweise kommen werden. Auch wenn Freud seinerzeit auf dem Stand war, auf dem die Dinge sich in einem wissenschaftlichen Diskurs sagen ließen, ist diese Vorstellungsrepräsentanz*, Sie können es sicher spüren, streng gleichbedeutend mit dem Begriff und dem Ausdruck Signifikant.“8
Lacan referiert zunächst Freud: Die Vorstellungsrepräsentanz ist die Repräsentanz einer Triebregung. Die Triebregung selbst ist weder bewusst noch unbewusst. Das, was verdrängt wird und deshalb unbewusst wird, ist die Repräsentanz der Triebregung.
Danach stellt Lacan die Beziehung zu seinem eigenen Begriffsapparat her. Die Freud’sche Vorstellungsrepräsentanz ist gleichbedeutend mit dem Lacanschen Signifikanten. Die Vorstellungsrepräsentanz ist ein unbewusster Signifikant, der eine Triebregung repräsentiert. Darin liegt eine leichte Differenz gegenüber Freud, für den eine Vorstellungsrepräsentanz bewusst oder unbewusst sein kann.
Lacan übersetzt „Vorstellungsrepräsentanz“ mit représentant de la représentation, „Repräsentanz der Vorstellung“ oder „Repräsentant der Vorstellung“. Damit verändert der Ausdruck radikal seine Bedeutung. (Eine Übersetzung von Vorstellungsrepräsentanz, die der Bedeutung entspricht, die der Terminus bei Freud hat, ist vermutlich – ich hoffe, dass mein Französisch dafür reicht – représentant (de la pulsion) sous forme de représentation.) Wie Freud operiert auch Lacan mit einer Relation aus zwei Elementen, einem repräsentierenden Element und einem repräsentierten Element. Die Vorstellung hat in dieser Beziehung bei Lacan jedoch eine andere Funktion als bei Freud. Für Lacan ist das repräsentierte Element die Vorstellung und das repräsentierende Element die „Repräsentanz“ – die Vorstellung wird durch etwas repräsentiert, nämlich durch die „Repräsentanz“. So als ob man unter „Elternrepräsentanz“ nicht die Eltern als Repräsentierende verstünde, sondern die Eltern als Repräsentierte (z.B. die Eltern, insofern sie durch einen Anwalt vertreten werden). Um auch dies durch ein Schema zu veranschaulichen:Die Beziehung zwischen den beiden Seiten der Repräsentanz wird von Lacan demnach anders aufgefasst als von Freud. Hier der unmittelbare Vergleich:Aus der zweigliedrigen Beziehung von Freud – der Trieb wird durch eine Vorstellung repräsentiert – wird eine dreigliedrige Beziehung: Der Trieb wird repräsentiert durch eine Beziehung zwischen einer Vorstellung und einer Repräsentanz dieser Vorstellung.
Später in derselben Sitzung erläutert Lacan den Begriff der Vorstellungsrepräsentanz am Beispiel eines von Freud analysierten Traums. Der Vater eines Patienten von Freud ist nach langer Krankheit gestorben. Der Patient träumt wiederholt, „der Vater sei wieder am Leben und er spreche mit ihm wie sonst. Dabei habe er es aber äußerst schmerzlich empfunden, dass der Vater doch schon gestorben war und es nur nicht wusste.“9 Freud sagt, der unsinnig erscheinende Traum bekomme dann einen Sinn, wenn man zur Formulierung „dass der Vater doch schon gestorben war“ die Worte hinzufüge „nach seinem Wunsch“ – dass der Vater nach dem Wunsch des Träumenden gestorben war –, und wenn man außerdem die Wortfolge „dass er es nur nicht wusste“ so ergänzt:„dass er (der Träumer) es wünschte“, also dass der Vater nicht wusste, dass der Träumende wünschte, dass der Vater gestorben war.
Lacan kommentiert diese Deutung so:
„Wenn ich diesen Text gewählt habe, um aus ihm einen Traum aufzugreifen sowie die Analyse, die Freud davon liefert, dann deshalb, weil man hier auf einfache, exemplarische, bedeutsame und unzweideutige Weise artikuliert findet, wie Freud die Handhabung dieser Vorstellungsrepräsentanzen* versteht, insofern es in diesem Aufsatz um die Formulierung des unbewussten Wunsches geht, des unbewussten Begehrens.
Was aus der Gesamtheit des Freud’schen Werkes hervorgeht hinsichtlich der Beziehungen zwischen der Vorstellungsrepräsentanz* und dem Primärvorgang, insofern er dem ersten Prinzip, Lustprinzip genannt, unterworfen ist, lässt keinerlei Zweifel. Es gibt keine andere Weise, den Gegensatz zwischen dem Lustprinzip und dem Realitätsprinzip zu denken, wenn nicht so, dass wir sehen, dass das, was uns als das Auftreten der Halluzination gegeben ist, in welcher der Primärvorgang seine Befriedigung findet – das heißt das Begehren auf der Ebene des Primärvorgangs –, dass dies nicht einfach nur ein Bild betrifft, sondern einen Signifikanten.“10
Bei Vorstellungspräsentanzen geht es demnach nicht primär um Bilder, sondern um Signifikanten. Wie ist das gemeint: Ist die Repräsentanz der Vorstellung ein Signifikant oder ist die repräsentierte Vorstellung ein Signifikant oder sind beide, sowohl repräsentierte Vorstellung als auch Repräsentanz der Vorstellung, Signifikanten?
Weiter heißt es an der zuletzt zitierten Stelle:
„Es ist also der Traum, der von seinem Text ein Element abzieht, das dem Bewusstsein des Subjekts mitnichten verborgen ist. Und es ist also dieses Subtraktionsphänomen, das, wenn ich so sagen kann, einen positiven Wert annimmt. Will sagen, genau das ist das Problem: das der Verdrängung. Was hier verdrängt ist, das ist ganz zweifellos eine Vorstellungsrepräsentanz*, sogar eine ganz und gar typische. Wenn etwas diesen Ausdruck verdient, dann gerade etwas, das, so würde ich sagen, an sich eine sinnleere Form ist. ‚Nach seinem Wunsch‘ – an sich, isoliert, bedeutet das nichts. Das bedeutet: nach dem Wunsch, von dem zuvor die Rede war. Der Sinn hängt von dem Satz ab, der davor kommt.“11
Die Vorstellungsrepräsentanzen sind in diesem Fall die Worte „nach seinem Wunsch“ und „dass er es wünschte“. (Auffällig ist, dass diese Worte nicht einen Trieb repräsentieren, sondern ein Begehren, den auf den Vater gerichteten Todeswunsch.)
Demnach ist die Repräsentanz der Vorstellung ein Signifikant; bleibt offen, ob auch die repräsentierte Vorstellung als Signifikant aufzufassen ist. Es geht also um eine dreigliedrige Beziehung:
– Trieb bzw. Begehren,
– damit verbundene Vorstellung, die jedoch unzugänglich ist,
– Signifikant, der die unzugängliche Vorstellung repräsentiert = Vorstellungsrepräsentanz.
Der Traum ist bewusst, diese Worte sind ebenfalls bewusst, aber sie sind „subtrahiert“, außer Verbindung gebracht. Die Wortfolge an sich selbst hat keinen Sinn, einen Sinn bekommt sie erst durch die Verbindung mit dem davon abgetrennten Satz. Die Vorstellungsrepräsentanz ist demnach ein Signifikant, der durchaus bewusst sein kann, der jedoch als sinnlos erscheint, da er aus dem Kontext herausgelöst ist. Lacan schildert hier den von (für die Zwangsneurose charakteristischen) Abwehrmechanismus der Isolierung, der von Freud vor allem in Hemmung, Symptom und Angst ausführlich analysiert wird.
Außerdem hält Lacan fest, dass die Vorstellungsrepräsentanzen dem Lustprinzip unterworfen sind.
Verdrängt werden die Vorstellungsrepräsentanzen des Triebes bzw. des Begehrens. Vielleicht darf man hierbei an die mit den Trieben verbundenen Ansprüche bzw. Forderungen (demandes) denken. In den Seminaren 5 und 6 entwickelt Lacan den sogenannten Graphen des Begehrens, und der Trieb wird hier durch die Formel ($ ◊ D) bezeichnet; das großgeschriebene D steht darin für demande, Anspruch. In Seminar 8 wird Lacan ausführen, welche Ansprüche gemeint sind, beim Oraltrieb geht es um die Ansprüche des Kindes an die Mutter, beim Analtrieb um die erzieherischen Forderungen der Erwachsenen an das Kind. (Vgl. die Artikel Die Formel für den Trieb: $ ◊ D und Orale und anale Kodierung des Liebesanspruchs auf der Seite Lacan entziffern.)
Parallel zum Seminar Das Begehren und seine Deutung verfasst Lacan einen Aufsatz über die Theorie der Symbolik von Ernest Jones.12 Lacan ruft in Erinnerung, dass Jones erklärt hatte, es sei der Affekt, der verdrängt wird, und fährt dann fort:
„Wohingegen die Konzeption von Freud – 1915 in der Internationalen Zeitschrift ausgearbeitet und veröffentlicht, in den drei Artikeln über Triebe und Triebschicksale, über Die Verdrängung und über Das Unbewusste – bei diesem Thema keinen Mehrdeutigkeit bestehen lässt: Was verdrängt wird, ist der Signifikant, denn in diesen Texten ist dem Wort Vorstellungsrepräsentanz* kein anderer Sinn zu geben. Was die Affekte angeht, so formuliert er ausdrücklich, dass sie nicht verdrängt werden, dass man das von ihnen nur in einem lockeren Sinn sagen kann […].“ 13
Damit geht Lacan nicht über die Bemerkungen hinaus, die er früher in Seminar 6 gemacht hatte: Die Freud’sche Vorstellungsrepräsentanz ist ein Signifikant, insofern er verdrängt werden kann.
Bleibt die Frage, ob die von der Repräsentanz repräsentierte unzugängliche Vorstellung ebenfalls als Signifikant aufzufassen ist.
Repräsentanz der Vorstellung des Dings (1959/1960)
In Seminar 7 von 1959/60, Die Ethik der Psychoanalyse, wird die Gleichsetzung von Vorstellungsrepräsentanz und Signifikant bekräftigt. Die Vorstellungsrepräsentanzen sind die „Signifikanten-Elemente im Psychismus“14, die unbewussten Artikulationen bestehen aus Vorstellungsrepräsentanzen15, die Ebene der Vorstellungsrepräsentanzen ist der „bevorzugte Ort“ der Verdrängung16. Die letzte Formulierungen lässt offen, ob gemeint ist, dass die Verdrängung sich auch an anderen Elementen vollzieht oder dass nicht alle Vorstellungsrepräsentanzen verdrängt sind.
Mit der elementaristischen Auffassung der Vorstellungsrepräsentanz steht Freud – sagt Lacan – in der Tradition der atomistischen Psychologie17, demnach, so ergänze ich, in der Tradition der ideas von John Locke. Die Vorstellungsrepräsentanzen sind für Lacan keine komplexen Gebilde und auch keine ganzheitlichen Gestalten, sondern eben Atome bzw. Elemente des Unbewussten.
Die Vorstellungsrepräsentanzen, so heißt es weiter, bilden das „Signifikantennetz“18, sie werden nach den Gesetzen von Metonymie und Metapher assoziiert und kombiniert19. Das Unbewusste besteht demnach aus einem Netz von Vorstellungsrepräsentanzen.
Die Genitivverbindung „Vorstellungsrepräsentanz“ kombiniert die „Repräsentanz“ mit der „Vorstellung“. Wie ist diese Kopplung aufzufassen? Die Übersetzung mit représentant de la représentation hatte bereits angedeutet, dass Lacan, anders als Freud, unter einer Vorstellungsrepräsentanz den Repräsentanten für eine Vorstellung versteht, nicht eine Vorstellung als Repräsentanten. In der folgenden Bemerkung zu Freuds Entwurf einer Psychologie von 1985 geht Lacan weiter in diese Richtung.
„Dieses das Ding* ist nämlich im Mittelpunkt just in dem Sinne, dass es etwas Ausgeschlossenes ist. Das heißt, daß es tatsächlich als ein Außen gesetzt werden muß, dieses das Ding*, dieser prähistorische Andere, der unmöglich zu vergessen ist, der, wie Freud behauptet, eine notwendige erste Setzung ist, in Form von etwas, das entfremdet* ist, das mir fremd ist, aber eben durchaus im Mittelpunkt dieses Ichs ist, etwas, das auf der Ebene des Unbewussten allein von einer Repräsentation repräsentiert wird. […] Ich sage, etwas, das allein von einer Repräsentation repräsentiert wird. Betrachten Sie das nicht als einen einfachen Pleonasmus, denn repräsentiert und Repräsentation sind hier zwei verschiedene Dinge, wie der Term Vorstellungsrepräsentanz* anzeigt. Es handelt sich um das, was im Unbewußten als Zeichen die Repräsentation als Apprehensionsfunktion repräsentiert – wobei eine jede Vorstellung repräsentiert wird, insofern sie das Gut / das Gute evoziert, die das Ding* mit sich bringt.“20
Lacan trifft eine Unterscheidung zwischen dem Substantiv Repräsentation und dem Verb repräsentieren und auf diese Weise zwischen der Repräsentation und der Repräsentanz. Im Unbewussten gibt es das Zeichen, durch das die Repräsentation (bzw. die Vorstellung) repräsentiert wird; dieses Zeichen ist die Repräsentanz. „Als Zeichen“ – sicherlich dürfen wir dafür einsetzen: „als Signifikant“. Im Unbewussten gibt es die Repräsentanz (das Zeichen, den Signifikanten), und durch diese Repräsentanz wird die Repräsentation (die Vorstellung) repräsentiert.
Damit sind wir bei einer viergliedrigen Beziehung; der „Trieb“ bzw. das „Begehren“ wird jetzt ergänzt durch „Ding“, d.h. durch das, was von den Signifikanten nicht assimiliert werden kann. Die Komponenten sind:
– der Trieb bzw. das Begehren,
– das Ding,
– die unzugängliche Vorstellung als Apprehension des Dings,
– die Repräsentanz dieser Vorstellung in Gestalt eines Signifikanten.
Worum geht es bei der unzugänglichen Vorstellung, bei der représentation? Die Repräsentation ist hier fonction d’appréhension. In der Umgangssprache meint appréhension „Befürchtung“, „Besorgnis“. Lacan verwendet den Ausdruck jedoch meist anders, nämlich im Sinne von „Erfassung“. In der scholastischen Philosophie verstand man unter Apprehension die intellektuelle Erfassung, sei es durch eine Wahrnehmung oder durch ein Urteil oder durch eine Erinnerung; Kant verwendet den Ausdruck für die synthetisierende Aufnahme von Sinneseindrücken. Die Repräsentanz (das Zeichen, der Signifikant) steht im Unbewussten für die Repräsentation, für die Apprehension, etwa für das wahrnehmende Bezogensein-auf-etwas; die Konnotation des Beunruhigenden ist möglicherweise beabsichtigt. Das Zeichen repräsentiert eine beunruhigende Erfassung des Dings.
Die Repräsentation (qua Apprehension) wiederum kommt ins Spiel, insofern sie das Gute evoziert, das mit dem Ding einhergeht. Das ist ebenfalls eine dreigliedrige Beziehung (Repräsentation, Gutes, Ding). Die Repräsentation ist hier Ding-Erfassung, wobei das Ding unter einem bestimmten Aspekt erfasst wird, unter dem nämlich, dass es gut ist.
Das ergibt insgesamt: Im Unbewussten ist die Vorstellungsrepräsentanz (das Zeichen, der Signifikant) eine Repräsentanz. Eine Repräsentanz von was? eine Repräsentanz der Repräsentation, d.h. eine Repräsentanz der Apprehension, die sich auf das Ding bezieht, unter zwar unter dem Aspekt, dass das Ding gut ist. Die Beziehung zu Ding gehört in den Bereich des Triebs bzw. des Begehrens.
Auf dieser Linie liegt die Bemerkung, Freud habe das, was er später „Vorstellungsrepräsentanzen“ nennen wird, im Entwurf einer Psychologie noch als „Begriffserinnerungen“ bezeichnet.21 Ähnich wie bestimmte Erinnerungen Begriffe repräsentieren, springen demnach die Vorstellungsrepräsentanzen für die Vorstellung qua Apprehension ein.
Kurz: Die Vorstellungsrepräsentanz ist ein Signifikant, der eine unzugängliche Vorstellung repräsentiert. Die unzugängliche Vorstellung ist eine Apprehension des Dings. Das Ding gehört in den Bereich des Triebs oder des Begehrens.
In einer späteren Sitzung dieses Seminars heißt es über die Vorstellungsrepräsentanzen:
„Es sind das nicht nur die Vorstellungen, sondern die Repräsentanten der Vorstellung, was sehr genau dem Weg entspricht, auf den sich vor Freud die gesamte sogenannte psychologische Erkenntnis begeben hat, indem sie zuerst in Form eines Atomismus auftrat.“22
Die Psychologie nimmt an, dass es so etwas wie psychische Atome gibt. Diesen Atomen entsprechen, auf der Ebene des Unbewussten, die Vorstellungsrepräsentanzen. Die Vorstellungsrepräsentanzen sind Repräsentanten der Vorstellung.
Und später:
„In der Tat, das erste Verhältnis, das sich beim Subjekt im psychischen System herstellt, das seinerseits der Homöostase als Gesetz des Lustprinzips unterworfen ist, flockt aus, kristallisiert in signifikanten Elementen. Die signifikante Organisation beherrscht den psychischen Apparat, wie ihn uns die Untersuchung des Krnaken zeigt. Daher könne wir, negativ, sagen, daß es nichts gibt zwischen der Organisation im Signifikantennetz, im Netz der Vorstellungsrepräsentanzen*, und der Art und Weise, wie im Realen dieser Raum, dieser zentrale Punkt konstituiert ist, unter dem sich für uns das Feld des Dings als solches konstituiert.“23
Das Netz der Signifikanten ist das Netz der Vorstellungsrepräsentanzen; eine Vorstellungsrepräsentanz ist, das wird hier bekräftigt, ein Signifikant – ein Signifikant, der unter dem Aspekt begriffen wird, dass er das Ding umkreist.
Repräsentanz der Vorstellung des verlorenen Objekts (1961)
In Seminar 8 von 1960/61, Die Übertragung, liest man:
„Die Analyse hat, wie wir wissen, herausgefunden, daß das, womit das Subjekt zu tun hat, das Objekt der Phantasievorstellung ist, insofern es sich als allein fähig darstellt, einen bevorzugten Punkt in dem festzulegen, was man mit dem Lustprinzip eine durch das Niveau des Genießens geregelte Ökonomie nennen muß. Die Analyse lehrt uns auch, daß wir im Zurückbringen der Frage auf die Ebene des Was will er?, des Was will es da drin? einer Welt von halluzinierten Zeichen begegnen, und sie stellt uns die Realitätsprüfung als eine Weise dar, was zu probieren? – die Realität dieser in uns einer notwendigen Abfolge gemäß hervorgetretenen Zeichen, worin genau die Dominanz des Lustprinzips über das Unbewußte besteht.
Das, worum es folglich in der Realitätsprüfung geht, beachten wir das genau, ist gewiß, eine reale Präsenz zu kontrollieren, allerdings eine Präsenz von Zeichen, Freud hebt das mit äußerstem Nachdruck hervor. Es geht in der Realitätsprüfung überhaupt nicht darum, zu kontrollieren, ob unsere Vorstellungen einem Realen tatsächlich entsprechen – wir wissen seit langem, dass wir damit keinen besseren Erfolg haben als die Philosophen –, sondern darum, zu kontrollieren, ob unsere Vorstellungen (représentations) richtig repräsentiert sind im Sinne der Vorstellungsrepräsentanz*. Es geht darum herauszufinden, ob die Zeichen da richtig sind, allerdings als Zeichen, denn es sind Zeichen einer Beziehung zu etwas anderem. Das meint die Freudsche Artikulation, daß das Kreisen unseres Unbewußten sich auf ein verlorenes Objekt bezieht, das immer nur wiedergefunden, das heißt niemals wirklich wiedergefunden wird.
Das Objekt ist immer nur bedeutet, und dies aufgrund eben der Kette des Lustprinzips. Das wahrhaftige, echte Objekt, um das es geht, wenn wir von Objekt sprechen, ist keineswegs erfaßt, übermittelbar, austauschbar. Es steht am Horizont dessen, worum unsere Phantasievorstellungen kreisen.“24
Bei der Realitätsprüfung geht es um eine Beziehung zwischen der Vorstellungsrepräsentanz und den Vorstellungen; es wird geprüft, ob unsere Vorstellungen durch die Vorstellungsrepräsentanz richtig repräsentiert werden. Damit wird die Beziehung zwischen „Vorstellungsrepräsentanz“ und „Vorstellung“ ein weiteres Mal deutlich bestimmt: Die Vorstellungsrepräsentanz repräsentiert die Vorstellung.
Die Vorstellungsrepräsentanzen werden hier auch hier wieder „Zeichen“ genannt, was heißen soll, dass sie sich auf etwas anderes beziehen, mit Freud: auf ein „verlorenes Objekt“. Dieses verlorene Objekt ist nicht vorstellbar. „Vorstellungsrepräsentanz“ ist ein Kürzel dafür, dass unsere unbewussten Phantasievorstellungen, die „Zeichen“, um ein nicht in diesen Vorstellungen fassbares Objekt kreisen.
An die Stelle des „Dings“ aus dem Ethik-Seminar tritt an dieser Stelle des Übertragungs-Seminars also das „verlorene Objekt“. Was sich so zusammenfassen lässt:
– Trieb bzw. Begehren,
– das Ding bzw. das verlorene Objekt,
– die unzugängliche Vorstellung als Apprehension des Dings,
– die Vorstellungsrepräsentanz als Repräsentanz der unzugänglichen Vorstellung durch einen Signifikanten.
Die Frage, ob man bei der unzugänglichen Vorstellung an einen Signifikanten zu denken hat, bleibt weiterhin offen.
Trauma und Wiederholungszwang (1961)
In Seminar 9 von 1961/62, Die Identifizierung, wird der Begriff der Vorstellungsrepräsentanz weiter ausgearbeitet, dadurch, dass er auf den Wiederholungszwang bezogen wird.
„Das letzte Mal habe ich Sie mit einer Bemerkung verlassen, die Ihnen das Gefühl geben sollte, dass mein Diskurs nicht seine Vertäuungen verliert. Dass nämlich in diesem Jahr das Gewicht der Erkundung sich für uns darauf bezieht, dass die Paradoxie des Wiederholungszwangs darin besteht, dass Sie einen Zyklus des Verhaltens auftauchen sehen, der in den Termini einer Spannungsauflösung verzeichnet werden kann, also des Paares Bedürfnis und Bedürfnisbefriedigung, und dass dennoch, welches auch immer die in diesen Zyklus verwickelte Funktion sein mag, so fleischlich man sie auch annehmen mag, dass dessen ungeachtet diese Funktion als Wiederholungszwang bedeutet, dass sie dazu da ist, um etwas auftauchen zu lassen, um an etwas zu erinnern, um etwas insistieren zu lassen, was seinem Wesen nach nichts anders ist als ein Signifikant, der durch seine Funktion bezeichnet werden kann, und speziell unter dem Aspekt, dass diese Funktion in den Zyklus ihrer Wiederholungen – die ihrem Wesen nach immer dieselben sind und also etwas betreffen, was immer dasselbe ist –, dass sie hier die Differenz einführt, die Unterscheidung, die Einzigkeit.
Da sich am Ursprung etwas ereignet hat, was das ganze Mysterium des Traumas ist, nämlich dass sich einmal etwas hergestellt hat, was von da an die Form A angenommen hat, deshalb ist das Verhalten in der Wiederholung nur dazu da – so komplex, so engagiert Sie es in der tierischen Individualität auch annehmen mögen –, um dieses Zeichen A wieder auftauchen zu lassen.
Sagen wir, dass das Verhalten von da an als das Verhalten Nummer soundsoviel ausgedrückt werden kann. Dieses Verhalten, sagen wir Nummer soundsoviel, ist beispielsweise ein hysterischer Anfall. Bei einem bestimmten Subjekt besteht eine der Formen in seinen hysterischen Anfällen, das ist das, was sich als Verhalten Nummer soundsoviel manifestiert.
Nur, für das Subjekt ist die Nummer verloren. Und insofern die Nummer verloren ist, manifestiert sich dieses Verhalten, wobei die Funktion, dass es darum geht, die Nummer wieder auftauchen zu lassen, hinter dem verschleiert ist, was man dann die Psychologie seines Anfalls nennen wird, hinter den scheinbaren Motivationen. Und Sie wissen, dass es bei niemandem schwer fallen wird, für ihn etwas zu finden, was einem Grund ähnlich sieht; für die Psychologie ist charakteristisch, dass sie immer einen Schatten von Motivation erscheinen lässt.
Mit dieser strukturellen Verklammerung also, von etwas, was mit der Signifikantenfunktion in die lebendige Individualität radikal eingefügt ist, sind wir in der analytischen Erfahrung.
Vorstellungsrepräsentanz*, das ist hier das, was verdrängt ist, das ist die verlorene Nummer soundsoviel des Verhaltens.“25
Im Wiederholungszwang geht es darum, eine „verlorene Nummer“ wiederzufinden, einen verdrängten Signifikanten. Diese „verlorene Nummer“, dieser verdrängte Signifikant, ist die Vorstellungsrepräsentanz. Wie ist das gemeint? Ist die „verlorene Nummer“ die unzugängliche Vorstellung oder die Repräsentanz dieser Vorstellung? Ich nehme an, dass Lacan sich hier auf die erste Möglichkeit bezieht. Die Repräsentanzen der Vorstellung können ja durchaus erinnert werden, vor allem im Rahmen einer Psychoanalyse. Also dürfte es hier um die Urverdrängung gehen. Die Urverdrängung bezieht sich auf Signifikanten, die nicht erinnert werden können, auch nicht durch eine Psychoanalyse, die jedoch die Verdrängung in Gang halten. Auch die unzugängliche Vorstellung wäre also ein Signifikant.
Klar ist jedenfalls, dass Lacan sich hier für sein Verständnis von Vorstellungsrepräsentanz auf Freuds Begriffs des Traumas bezieht. Für Freud besteht ein Trauma in einem Zuwachs von Reizen, der so stark ist, dass er nicht auf die normale Weise bewältigt werden kann.26 Lacan übersetzt sich das so: Ein Trauma besteht in einer für das Individuum charakteristischen Erfahrung einer unerträglichen Jouissance. Diese Jouissance jenseits des Lustprinzips ist mit einem Signifikanten verbunden, der nicht erinnert werden kann, der, so nehme ich an, urverdrängt ist.
Es geht hier also vermutlich um folgende Beziehung:
– Trieb bzw. Begehren,
– das Ding bzw. das verlorene Objekt als traumatische Erfahrung,
– die unzugängliche Vorstellung als Apprehension des Dings, d.h der urverdrängte Signifikant des Traumas,
– die Vorstellungsrepräsentanz als Repräsentanz der unzugänglichen Vorstellung durch einen Signifikanten.
Falls diese Rekonstruktion von Lacans Position haltbar ist, beziehen sich demnach zwei Arten von Signifikanten auf das verlorene Objekt bzw. auf das Trauma: zum einen der unverdrängte Signifikant (die „verlorene Nummer“) und zum anderen die Reihe der normal verdrängten Signifikanten.
Repräsentanz der Ek-sistenz des Subjekts (1961)
In einer späteren Sitzung des Identifizierungs-Seminars spricht Lacan über die „Ek-sistenz“ des Subjekts, über sein Im-Außen-Verharren, wie man das übersetzen könnte, und er konfrontiert sie mit der Psychosoziologie von Kurt Lewin.
„Das heißt, dass es da eine Frage gibt, nämlich warum es notwendig ist, dass das Subjekt repräsentiert ist, und ich meine das im Freud’schen Sinne, dass es durch eine Vorstellungsrepräsentanz (représentant représentatif) als aus eben dem Feld ausgeschlossen repräsentiert ist, in dem es in, sagen wir, in Lewin’schen Beziehungen zu den anderen als Individuen handeln muss, weshalb es also auf der Ebene der Struktur notwendig ist, dass es uns gelingt, zu erklären, warum es notwendig ist, dass das Subjekt, um hierin, in eben dieses Feld, zu intervenieren, irgendwo als aus dem Feld ausgeschlossen repräsentiert ist. Denn all die Überlegungen, zu denen uns die Psychosoziologe hinführt, mit seiner Definition dessen, was ich gerade als Lewin’sches Feld bezeichnet habe, stellen sich schließlich immer nur mit einer vollkommenen Elidierung der Notwendigkeit dar, dass das Subjekt, sagen wir, an zwei topologisch definierten Orten ist, nämlich in diesem Feld aber dass es auch wesentlich aus diesem Feld ausgeschlossen ist, und dass es gelingt, hierzu etwas zu artikulieren, das haltbar ist.“27
Die Lewin’sche Psychosoziologie stellt das Individuum als etwas dar, das in das psychosoziale Feld vollständig integriert ist. Es ist jedoch notwendig, dass das Subjekt als etwas repräsentiert ist, das in dieser Feld zugleich integriert und aus ihm ausgeschlossen ist, und dies muss auf der Ebene der Struktur erklärt werden. Das Subjekt kann in dieses Feld nur intervenieren, wenn es als aus ihm ausgeschlossen repräsentiert ist (die Begriffe „Feld“ und „Topologie“ werden von Lewin verwendet). Das, wodurch das Subjekt repräsentiert ist – als aus dem psychosozialen Feld ausgeschlossen – ist die Vorstellungsrepräsentanz. Lacan verwendet hier die Übersetzung mit représentant représentatif, die er später kritisieren wird.
Damit kann ich die Liste, der für die Vorstellungsrepräsentanz entscheidenden Bezüge also um einen Punkt ergänzen, um das Subjekt, insofern es „ek-sistent“ ist. Inwiefern ist das Subjekt „ek-sistent“, im Außen verharrend? Vermutlich insofern, als der Signifikant, der das „Ding“ bzw. das verlorene Objekt repräsentiert, urverdrängt und das heißt radikal unzugänglich ist.
Bis einschließlich 1962 stellt Lacan die Vorstellungsrepräsentanz also in den folgenden Zusammenhang:
Die Vorstellungsrepräsentanz bezieht sich
– auf den Trieb bzw. das Begehren,
– darin auf das Ding bzw. das verlorene Objekt als traumatische Jouissance-Erfahrung.
– Diese traumatische Jouissance-Erfahrung ist (vermutlich) verbunden mit einem Signifikanten, mit dem urverdrängte Signifikant des Traumas.
– Die Vorstellungsrepräsentanz selbst ist wiederum die Repräsentanz der unzugänglichen Vorstellung durch einen Signifikanten bzw. durch eine Serie von Signifikanten.
– Dabei geht es um das Subjekt, insofern es „ek-sistent“ ist, das heißt vermutlich: insofern der das Trauma repräsentierende Signifikant urverdrängt ist.
In Seminar 10 von 1962/63, Die Angst, wird der Ausdruck „Vorstellungsrepräsentanz“ nicht verwendet.
Repräsentanz des Objekts a (?) (1962)
In dem Aufsatz Subversion des Subjekts und Dialektik des Begehrens (1962) konfrontiert Lacan Anspruch und Begehren; die Unbedingtheit des Liebesanspruchs steht im Gegensatz zum Begehren als der „absoluten Bedingung“28.
In diesem Zusammenhang heißt es über Winnicotts „Übergangsobjekt“29:
„Sprechen wir es aus, das ist hier nur ein Emblem; die Vorstellungsrepräsentanz ist, in der absoluten Bedingung, an ihrem Platz im Unbewussten, wo sie das Begehren verursacht, gemäß der Struktur des Phantasmas, die wir daraus herauslösen werden.“30
Das Übergangsobjekt ist nur ein Emblem, nämlich für das, was Lacan „Objekt a“ nennt. Das Objekt a verursacht, im Rahmen des Phantasmas, das Begehren.
Mir ist nicht klar, wie Lacan hier den Ausdruck Vorstellungsrepräsentanz einbringt: Will er sagen, dass das Objekt a eine Vorstellungsrepräsentanz ist? Ist die Vorstellungsrepräsentanz also nicht unbedingt ein Signifikant?
Repräsentanz von etwas Realem (1964)
In Seminar 11 von 1964, Die vier Grundbegriffe der Psychoanalyse, spricht Lacan über Freuds Traumdeutung. Es geht um den Traum eines Vaters, dessen Kind, das vor kurzem gestorben ist, in einem benachbarten Raum aufgebahrt liegt. Der Vater träumt, „daß das Kind an seinem Bette steht, ihn am Arme faßt und ihm vorwurfsvoll zuraunt: Vater, siehst du denn nicht, daß ich verbrenne?“31 Der Träumende erwacht und bemerkt einen Lichtschein, der aus dem Zimmer des Toten kommt – eine Kerze ist brennend auf die Leiche gefallen, die Hüllen und ein Arm des toten Kindes sind in Brand geraten.
Lacan kommentiert den Traum so:
„… die Flamme ist zu hell, als daß zu sehen wäre, worauf das Feuer als auf ein Darunterliegendes* verweist: das Reale.
So erkennen wir in diesem von einem ausstehend-leidenden Vater abgelösten Traumsatz [„Vater, siehst du denn nicht, daß ich verbrenne?“] die Kehrseite von dem, was nach seinem Erwachen sein Bewußtsein bilden wird. Auch läßt sich jetzt fragen, was im Traum der Vorstellung entsprechen könnte. Diese Frage ist um so dringlicher, als wir den Traum hier tatsächlich als die Kehrseite der Vorstellung erkennen – die Bildseite des Traums, eine Gelegenheit für uns, zu unterstreichen, was Freud im Auge hat, wenn er davon spricht, wodurch das Unbewusste wesentlich determiniert ist – die Vorstellungsrepräsentanz*, die man dann grau in grau mit représentant représentatif / repräsentative Repräsentanz übersetzt hat und was in Wirklichkeit mit le tenant-lieu de la représentation / Vorstellungsersatz wiederzugeben wäre. Mit deren Funktion werden wir uns noch beschäftigen.“32
Lacan spricht zunächst über die Relation zwischen dem wahrgenommenen Feuer und dem Realen: Die nach dem Aufwachen erblickte Flamme steht in Beziehung zu einem Realem als einem Darunterliegenden, einem Hypokeimenon. Dieser Zusammenhang ist jedoch zugleich verdeckt, die Flamme ist zu hell, sie blendet.
Danach äußert er sich zum Verhältnis zwischen dem Wahrgenommenen und dem Traum: Das, was der Vater nach dem Erwachen sieht, also das Feuer, ist die Kehrseite des Traumsatzes „Vater, siehst du denn nicht, dass ich verbrenne?“. Die Abfolge von Lacans Bemerkungen legt nahe, dass der geträumte Satz in einer Beziehung zum Realen steht.
Und schließlich fragt er, was im Traum der „Vorstellung“ entspricht. Die anschließende Bemerkung über die Vorstellungsrepräsentanz zeigt, dass Lacan hier den Traumsatz als Vorstellungsrepräsentanz deutet, in dem Sinne, dass der Satz des toten Kindes eine unzugängliche Vorstellung repräsentiert. Demnach ist diese unzugängliche Vorstellung das Reale. Das Unbewusste ist wesentlich durch Vorstellungsrepräsentanzen determiniert, das heißt durch Repräsentanzen für das Reale.
Deutlicher noch als in früheren Seminaren erklärt Lacan an dieser Stelle, wie er die Genitivkonstruktion „Vorstellungsrepräsentanz“ auffasst. Für ihn bezieht sich der Ausdruck auf die Repräsentanz als Stellvertreter für eine Vorstellung und nicht etwa auf eine Vorstellung mit Stellvertreterfunktion.
Die von ihm früher selbst verwendete Übersetzung mit représentant représentatif wird an dieser Stelle problematisiert, der Grund ist klar: bei dieser Übersetzung verschwindet der Bezug auf eine unzugängliche Vorstellung.33
Es geht also um folgende Beziehungskette:
– Die unzugängliche Vorstellung (das Reale)
– wird repräsentiert durch den Traumsatz,
– dieser ist Kehrseite des wahrgenommenen Feuers.
Ist also die unzugängliche Vorstellung (das Reale) ein urverdrängter Signifikant?
Später in diesem Seminar kommentiert Lacan wieder einmal das Fort-da-Spiel von Freuds Enkel, das Wegwerfen und Heranziehen einer Spule, die an einem Faden befestigt ist.34
„Das Ensemble der Aktivität symbolisiert die Wiederholung, aber nicht die Wiederholung eines Bedürfnisses, das nach der Rückkehr der Mutter riefe, was sich einfach im Schrei ausdrücken würde. Es geht vielmehr um die Wiederholung des Fortgehens der Mutter als Ursache für eine Spaltung* im Subjekt – die durch das alternierende Spiel des fort-da, das ein hier oder da ist, überwunden wird, und das in seinem Alternieren nur auf das fort* eines da* abzielt und auf das da* eines fort*. Das Spiel zielt wesentlich auf das ab, was als Vorgestelltes (en tant que représenté) nicht da ist, – denn das Spiel selbst ist Repräsentanz* der Vorstellung*. Was aber wird aus der Vorstellung*, wenn die Repräsentanz* der Mutter – so wie sie in den Klecksen, der Gouachemanier des Begehrens gezeichnet ist – fehlen sollte?
Auch ich habe mit meinen Augen gesehen, mit Augen, die durch mütterliche Ahnung geöffnet waren, wie ein Kind, traumatisiert von der Tatsache, daß ich weggehen könnte zum Verdruß seines früh versuchten Anrufs der Stimme, der dann auch über Monate hinweg nicht mehr erneuert wurde – ich habe nach recht langer Zeit noch gesehen, wenn ich das Kind in meine Arme nahm – ich habe gesehen, wie es seinen Kopf an meine Schulter legte und in Schlaf verfiel, in einen Schlaf, der allein ihm einen Zugang verschaffen konnte zum lebendigen Signifikanten, der ich war vom Beginn des Traumas an.“35
Die unzugängliche Vorstellung ist hier das Fehlen der Mutter, und die Repräsentanz dieser Vorstellung ist das Wiederholungsspiel. Das lässt sich an frühere Bemerkungen zur Vorstellungsrepräsentanz anschließen, wonach die Vorstellungsrepräsentanz auf das verlorene Objekt bezieht bzw. auf das „Ding“.
Das Fortgehen der Mutter ist Ursache für eine Spaltung im Subjekt – es erzeugt den Objektverlust und das das verlorene Objekt ist die Ursache für die Spaltung des Subjekts. Was sind die Seiten dieser Spaltung? Die eine Seite ist das Fort-da-Spiel, diese Wiederholung besetzt den Platz der Vorstellungsrepräsentanz. Die andere Seite ist vermutlich die Vorstellung vom Weggehen der Mutter; dies ist, so nehme ich an, die urverdrängte Vorstellung.
Die Subjektspaltung wird durch das Wiederholungsspiel überwunden, insofern in ihm die radikale Abwesenheit durch das Spiel bewältigt wird, in dem Anwesenheit und Abwesenheit gewissermaßen versöhnt sind – das Fort zielt auf das Da und das Da auf das Fort.
Der mit „Das Spiel“ beginnende dritte l Satz, in dem Lacan wieder den Terminus der Vorstellungsrepräsentanz verwendet, wirft ein Übersetzungsproblem auf. Im Französischen lautet er so (in Millers Fassung):
„Ce qu’il vise, c’est ce qui, essentiellement, n’est pas là, en tant que représenté — car c’est le jeu même qui est le Repräsentanz de la Vorstellung.“36
Wie übersetzt man „en tant que représenté“? Ich denke, am besten mit:
„Worauf das Spiel abzielt, ist das, was, als Vorgestelltes, wesentlich nicht da ist, denn das Spiel ist gerade die Repräsentanz der Vorstellung.
Die Vorstellung (der Abwesenheit der Mutter) fehlt und das Spiel ist die Vorstellungsrepräsentanz, ein Ersatz für die fehlende Vorstellung (für den urverdrängten Signifikanten).
Norbert Haas übersetzt mit:
„Das Spiel meint wesentlich das, was, weil vorgestellt, nicht da ist – es ist Repräsentanz* der Vorstellung*.“
Das Problem ist die Übersetzung von „en tant que“ mit „weil“: Hiernach besteht der Zusammenhang zwischen Vorstellung und Abwesenheit darin, dass etwas dadurch, dass es vorgestellt wird, abwesend ist, etwa in der Weise wie ein Apfel, insofern er vorgestellt wird, als wirklicher Apfel abwesend ist. Ich nehme also an, dass etwas anderes gemeint ist: Die Vorstellung selbst ist abwesend und die Vorstellungsrepräsentanz ist die Repräsentanz einer fehlenden Vorstellung.
Lacan fragt dann weiter, was aus der „Vorstellung“ wird, falls die Repräsentanz der Mutter fehlen sollte. Diese Frage wird von ihm nicht beantwortet.
Es folgt eine autobiographische Szene, die sich nicht auf das Fehlen der Mutter, sondern des Vaters bezieht. Sein eigenes Kind war durch die Möglichkeit traumatisiert, dass er, Lacan, weggehen könnte und deshalb rief es nicht mehr nach ihm. Stattdessen schlief es, wenn er es in die Arme nahm, an seiner Schulter ein. Lacan erklärt das so: Das Kind sucht nach der Vorstellungsrepräsentanz des Vaters – nach einer Repräsentanz für die fehlende Vorstellung vom Vater – und es findet diesen Signifkanten im Traum.
Wie bereits im Identifizierungs-Seminars bezieht Lacan auch hier den Begriff der Vorstellungsrepräsentanz auf das Trauma. Das Kind war traumatisiert – es hatte nach dem Vater gerufen und und der Vater konnte weggehen – und es bezieht sich im Traum auf einen Signifikanten zur Bewältigung des Traumas.
In einer späteren Sitzung dieses Seminars spricht Lacan über die Funktion des Kunstwerks. Er weist darauf hin, dass Freud immer betont hatte, dass er als Psychoanalytiker kein Urteil über den Wert einer künstlerischen Schöpfung abgeben könne. Bei Leonardo hatte Freud versucht, herauszufinden, welche Funktion für den Maler eine bestimmte Urphantasie haben könnte, das Bild zweier Mütter mit einem Doppelkörper. Lacan fragt, ob hier weiter zu suchen sei.
„Oder ist das Prinzip der künstlerischen Schöpfung etwa darin zu sehen, daß diese – erinnern Sie sich, wie ich ‚Vorstellungsrepräsentanz*‘ übersetze – etwas extrahieren würde, was Stellvertreter der Vorstellung wäre? Liegt da etwa der Unterschied, auf den ich Sie hinführen möchte, der Unterschied von Bild/tableau und Vorstellung/représentation? Sicher nicht – sieht man einmal ab von sehr seltenen Werken der Malerei, die manchmal zustande kommt, der Traummalerei, die äußerst selten ist und kaum in die Funktion der Malerei einzuordnen ist.“37
Er wiederholt seine Deutung des Genitivs in „Vorstellungsrepräsentanz“: Die Vorstellungsrepräsentanz ist ein Stellvertreter für die Vorstellung.
Wie wäre dieser Begriff der Vorstellungsrepräsentanz auf die künstlerische Schöpfung zu beziehen? Besteht die künstlerische Schöpfung, so fragt er, darin, dass die Vorstellungsrepräsentanz herausgezogen wird, ans Licht gebracht wird? So etwas gebe es, aber nur bei der Traummalerei und die sei ein Sonderfall. Anders gesagt, normalerweise dient ein Bild nicht dazu, eine fehlende Vorstellung (einen urverdrängten Signfiikanten, der sich auf ein Trauma bezieht) zu repräsentieren. In der „Traummalerei“ (was immer das sein mag) ist das anders, die Traummalerei funktioniert demnach ähnlich wie das Fort-da-Spiel, sie ersetzt eine fehlende Vorstellung, einen radikal unzugänglichen Signifikanten.
Urverdrängter binärer Signifikant (1964)
Nirgendwo äußert Lacan sich so ausführlich zum Begriff der Vorstellungsrepräsentanz wie beim Treffen vom 3. Juni 1964 des Seminars über die Vier Grundbegriffe. Zu Beginn dieser Sitzung heißt es:
„Heute möchte ich Ihnen zeigen, wie wichtig das ist, was Freud auf der Ebene der Verdrängung Vorstellungsrepräsentanz* nennt.“38
Lacan referiert damit Freud: Die Vorstellungsrepräsentanz operiert auf der Ebene der Verdrängung, die Verdrängung vollzieht sich an Vorstellungsrepräsentanzen. Etwas später wird Lacan hinzufügen, dass, Freud zufolge nicht der Affekt verdrängt wird, sondern die Vorstellungsrepräsentanz.39
Er kommt dann auf das Übersetzungsproblem zu sprechen, kritisiert ein weiteres Mal die Übersetzung von „Vorstellungsrepräsentanz“ mit représentant représentatif und wiederholt seine Deutung der Genitivverbindung in „Vorstellungsrepräsentanz“: Damit sei der Repräsentant einer Vorstellung gemeint und nicht etwa eine Vorstellung, welche die Funktion hat, etwas zu repräsentieren.
„Diese Vorstellungsrepräsentanz* läßt sich auf unserem Schema der Ursprungsmechanismen der Alienation in jener ersten Signifikantenkopplung lokalisieren, die uns einen Begriff davon geben kann, wie das Subjekt zuerst im Andern auftaucht, sofern nämlich der erste Signifikant, der unäre Signifikant, auf dem Feld des Anderen auftaucht und das Subjekt für einen anderen Signifikanten repräsentiert, der wiederum die Aphanisis [das Verschwinden] des Subjekts bewirkt. Daher Teilung des Subjekts – wenn das Subjekt irgendwo als Sinn auftaucht, manifestiert es sich anderswo als fading, als Verschwinden. Man kann also sagen, dass es auf Leben und Tod geht zwischen dem unären Signifikanten und dem Subjekt als binärem Signifikanten, der Ursache für sein Schwinden. Die Vorstellungsrepräsentanz ist der binäre Signifikant.
Dieser Signifikant bildet dann den zentralen Punkt der Urverdrängung* – mithin dessen, was, nachdem es ins Unbewusste übergegangen, jetzt, der Theorie Freuds zufolge, jenen Anziehungs*punkt ausmacht, durch den alle weiteren Verdrängungen ermöglicht werden, alle weiteren ähnlichen Übergänge an den Ort der Unterdrückung*, den Ort dessen, was als Signifikant unter den Tisch fällt. Darum geht es beim Terminus Vorstellungsrepräsentanz*.“40
Die Vorstellungsrepräsentanz ist auf eine Signifikantenkopplung zu beziehen. auf die Beziehung zwischen dem „unären Signifikanten“ und dem „binären Signifikanten“. In dieser Verbindung ist der binäre Signifikant die „Vorstellungsrepräentanz“41
Der unäre Signifikant sorgt dafür, dass das Subjekt als Sinn auftaucht.
Der binäre Signifikant hingegen steht in Beziehung zur Urverdrängung. Der urverdrängte Signifikant ist derjenige, der andere Signifikanten in die Verdrängung hineinzieht. Damit wird er zu Ursache für das Verschwinden des Subjekts (für die Aphanisis des Subjekts, für sein fading).
Zwischen den beiden Signifikanten gibt es eine antagonistische Beziehung: Wenn das Subjekt im Anderen als Sinn auftaucht (unärer Signifikant), manifestiert es sich anderswo als Verschwinden (binärer Signifikant, Vorstellungsrepräsentanz).
Inwiefern ist der Signifikant, der Sinn erzeugt, „unär“? Ich vermute, dass Lacan damit auf das Konzept des „unären Zugs“ anspielt, das er in Seminar 9, Die Identifizierung, entwickelt hatte, im Anschluss an Freuds Bemerkung, dass die Identifizierung mit dem verlorenen Objekt „nur einen einzigen Zug von der Objektperson entlehnt“42. Der unäre Signifikant ist meines Erachtens der Signifikant der dieser Form der Identifizierung und die Identifizierung ist das, was den Sinn erzeugt. In Lacans Formelsprache entspricht der unäre Signifikant, denke ich, der Zeichenfolge I(A), groß I von groß A, das symbolische Ichideal.
In welchem Sinne ist der urverdrängte Signifikant „binär“? Ich nehme an, dass Lacan sich hier auf seine Deutung von „Vorstellungsrepräsentanz“ bezieht; dann wäre der Ausdruck insofern binär, als er für eine Signifikantenverbindung steht. In ihr ersetzt der repräsentierende Signifikant (die Vorstellungsrepräsentanz) einen nicht-repräsentierbaren Signifikanten (die Vorstellung).
Der binäre Signifikant bildet den zentralen Punkt der Urverdrängung, sagt Lacan; damit dürfte gemeint sein: Im Ausdruck „Vorstellungsrepräsentanz“ entspricht die „Vorstellung“ dem urverdrängten Signifikanten und die „Repräsentanz“ den nachdrängenden Signifikanten.
Die Vorstellungsrepräsentanz, sagt Lacan in Seminar 11 weiter43, habe er bereits in der vorangegangenen Sitzung mit seinem Schema bezeichnet. Gemeint ist das Schema vom vel der Entfremdung (vom Oder der Entfremdung), das er in der Sitzung vom 27. Mai 1964 vorgestellt hatte.44
Dieses Diagramm – so hieß es beim vorangehenden Treffen – soll unter anderem zeigen,
„wenn wir den Sinn wählen, besteht der Sinn allein fort verkürzt um jenen Teil Nicht-Sinn, der, eigentlich gesprochen, das Unbewusste bei der Subjektrealisierung konstituiert.“45
Lacan bemüht sich mit dieser Formulierung, den überlieferten Gegensatz zwischen dem Bewussten und dem Unbewussten neu zu artikulieren. Aus dem Bewussten wird der Sinn, aus dem Unbewussten der Nicht-Sinn. Das Unbewusste besteht demnach aus Vorstellungsrepräsentanzen, aus dem normal Verdrängten als Repräsentanz des Urverdrängten.
Ich kehre zurück zur Sitzung vom 3. Juni 1964. Von der Entfremdung geht Lacan dort zur Trennung über, von der Alienation zur Separation. Zwischen den beiden Signifikanten, sagt Lacan – zwischen dem unären und dem binären Signifikanten –, gibt es ein Intervall, einen Zwischenraum. Das Subjekt ist mit diesem Intervall dann konfrontiert, wenn es auf das rätselhafte Begehren der Eltern stößt. Im Intervall zwischen den beiden Signifikanten – in der Konfrontation mit dem Begehren des Anderen – findet das Begehren des Subjekts seinen Platz, und darin besteht der Vorgang der Separation.
„Das Entscheidende ist, dass, sowie das Subjekt seine Partie in der Separation zu spielen beginnt, der binäre Signifikant, die Vorstellungsrepräsentanz* unterdrückt* wird, unter den Tisch fällt.“46
Die unbewusste Vorstellungsrepräsentanz entsteht demnach durch die Trennung, durch die Separation. Sie ist der Effekt dessen, dass das Subjekt, in der Konfrontation mit dem Begehren des Anderen, selbst zu einem begehrenden Subjekt wird.
Die Vorstellungsrepräsentanz determiniert das Verhalten des Subjekts, seine Aphanisis. Mit der Determination, so heißt es einige Sätze später, kommt Freiheit in Sicht:
„Wenn sich das Subjekt befreien soll, dann von der Aphanisiswirkung des binären Signifikanten, und sehen wir näher zu, können wir in der Tat erkennen, daß es bei der Funktion der Freiheit genau darum geht.“46
Die Vorstellungsrepräsentanz führt zum Verschwinden des Subjekts, das Verschwinden des Subjekts besteht in der Verdrängung. Die Analyse als Kur soll es dem Subjekt ermöglichen, sich von der Aphanisiswirkung der Vorstellungsrepräsentanz zu befreien. Die Befreiung besteht also in der Aufhebung der Verdrängung; die unbewussten Vorstellungsrepräsentanzen verlieren hierdurch ihre determinierende Kraft.
Später, immer noch in derselben Sitzung, antwortet Lacan auf die Frage eines Hörers nach der Vorstellungsrepräsentanz:
„Der Punkt, auf den sich die Wiederaufnahme der Vorstellungsrepräsentanz* stützt, die unabdingbar ist für meinen Diskurs heute, ist der Punkt, von dem ich sagte, dass er der Möglichkeitspunkt der Freiheitsfunktion sei, sofern nämlich hier die Wahl, das vel, zwischen dem Signifikanten und dem Subjekt manifest wird.“47
Der Sinn dieser Bemerkung ist mir nicht ganz klar. Es geht um die Wahl, um das vel, um das Oder der Entfremdung. Die Wahl ist jetzt eine zwischen dem Signifikanten und dem Subjekt. Der Signifikant ist vermutlich die Vorstellungsrepräsentanz, die Wahl wäre also die zwischen der Vorstellungsrepräsentanz und dem Subjekt. Diese Wahl ist der Punkt, an dem Freiheit möglich ist, damit könnte gemeint sein: Befreiung von der determinierenden Wirkung der Vorstellungsrepräsentanz.
Repräsentanz einer fehlenden Vorstellung (1965)
In Seminar 12 von 1964/65, Schlüsselprobleme für die Psychoanalyse, zitiert Lacan eine Frage, die einmal bei einer Aufnahmeprüfung für das Lehramt gestellt wurde: „Kann sich der Mensch eine Welt ohne den Menschen vorstellen?“ Er kommentiert sie so:
„Die ‚Welt‘, um die es sich handelt, ist immer nur als Bestandteil eines Wissens greifbar gewesen, und es ist klar – dies wahrzunehmen, fällt uns leicht – , dass ‚Vorstellung‘ immer schon nur ein Terminus ist, der dem Trugbild dieses Wissens als Bürgschaft dient. Der Mensch selbst ist im gesamten Verlauf seiner Traditionen entsprechend diesen Trugbildern produziert worden. Es ist also völlig klar, dass er von dieser Vorstellung nicht ausgeschlossen werden könnte, wenn wir aus dieser Vorstellung weiterhin die Bürgschaft für diese Welt machen.
Es geht jedoch um das Subjekt, und für uns ist das Subjekt – genau insofern, als es unbewusst sein kann – nicht Vorstellung. Es ist die Repräsentanz* der Vorstellung*, es ist am Ort der fehlenden Vorstellung. Das ist der Sinn des Freud’schen Ausdrucks der Vorstellungsrepräsentanz.“48
Die Vorstellungsrepräsentanz ist die Repräsentanz einer fehlenden Vorstellung; ähnlich, aber weniger deutlich, hatte Lacan sich bereits im vorhergehenden Seminar geäußert.
Fehlende Vorstellung des Objekts a (1966)
In Seminar 13, Das Objekt der Psychoanalyse (1965/66) spricht Lacan über den Torus und die beiden Runden, die um ihn gedreht werden können: die Runden des Anspruchs und die dabei indirekt mitvollzogene Runde des Begehrens. Er fährt dann fort:
„Üblicherweise werden wir repräsentieren –. Ich sage ‚repräsentieren‘ bezogen auf den Terminus der Repräsentanz (représentant). Ob diese Repräsentanz es verdient, als Vorstellung (représentation) bezeichnet zu werden, werden wir später sehen. ‚Repräsentanz‘ hat den Vorteil, hier ‚Stellvertreter“ (tenant lieu) zu besagen, und das heißt, dass zum Thema der Repräsentationsfunktion nichts entschieden ist und dass vielleicht das, was hier definiert wird, außerdem zerschnitten wird, als Schnitt affirmiert wird, dass dies bis auf Weiteres tatsächlich buchstäblich als das aufgefasst werden kann, worum es geht. Deshalb genügt uns im Augenblick der Terminus ‚Repräsentanz‘.“49
Unter représentant – „Repräsentanz“ wie in „Vorstellungsrepräsentanz“ oder auch „Repräsentant“ – versteht Lacan einen Stellvertreter, einen Ersatz. Von der Repräsentanz ist die Vorstellung zu unterscheiden, die Repräsentation. „Vorstellungsrepräsentanz“ meint auch hier „Ersatz für eine Vorstellung“ oder „Vorstellungsersatz“.
Zur Repräsentation bzw. Vorstellung erfährt man:
„Ich wiederhole, dass man sieht, wie eng das zugleich mit dem Idealismus und mit einem bestimmten falschen Realismus verbunden ist, mit dem Realismus nicht etwa dessen, was man den gesunden Menschenverstand nennt, denn der gesunde Menschenverstand ist unergründlich, sondern im Sinne jener Leute, die glauben, ein Ich (moi) zu sein, ein Ich, das erkennt, und die eine Erkenntnistheorie entwickeln, nämlich dass wir uns, wenn die die Struktur aus diesen Sphären gemacht ist, die einander einhüllen, in welcher Reihenfolge auch immer sie aufeinander aufbauen mögen, dass wir uns dann vor genau dieser Figur finden: Zwischen uns – der subjektiven Sphäre – und jeder anderen Sphäre wird es immer eine gewisse Anzahl von Zwischensphären geben: die Idee, die Idee der Idee, die Repräsentation, die Repräsentation der Repräsentation, die Idee der Repräsentation, und dass wir jenseits selbst noch der letzten Sphäre – sagen wir, dies sei die Sphäre des Phänomens – vielleicht die Existenz eines ‚Dings an sich‘ akzeptieren können, das heißt von etwas, was jenseits der letzten Sphäre ist. Darum dreht man sich immer schon, und das ist die Sackgasse der Erkenntnistheorie.“49
Der Begriff der Repräsentation gehört für Lacan zur Erkenntnistheorie, und die Erkenntnistheorie beruht für ihn auf einem Zwiebelschalenmodell, bei dem es zwischen dem Subjekt und dem Ding an sich Ideen oder Repräsentationen gibt, die sich auf gestaffelte Weise einhüllen.
In der Sitzung vom 9. Februar 1966 heißt es:
„An diesem Punkt der Vernähung (suture), an dem Punkt, an dem es im ‚Ich denke, also bin ich‘ zu einer unerwarteten Schließung kommt, hier müssen wir den ganzen elidierten Teil dessen rekonstruieren, was sich öffnet, was wir von dieser Kluft her wieder öffnen, und der in diesem Diskurs, der kohärent sein will – verglichen mit allen Formen des Diskurses, des menschlichen Diskurses –, der in diesem Diskurs nur in der Form des Strauchelns, der Interferenz, des Stolperns erscheinen kann.
Damit ist das, was diesen Diskurs begründet, jedoch keineswegs erfasst. Diskurs des Begehrens, sagt man uns, aber wodurch wird bewirkt, dass wir sagen können, das, wodurch wir hier einen Stellvertreter bilden können, sei der Stellvertreter der Vorstellung, der Repräsentation? Sie verstehen durchaus, dass dies heißt, hier den Platz anzuzeigen, an dem das funktioniert, wodurch all das als gespalten gestützt wird, was vom Subjekt im Diskurs realisiert wird, dass hier der Platz ist, wo wir die Funktion des Objekts a zu suchen haben.“50
Der Diskurs, der, wie der von Descartes, kohärent sein will, gerät ins Straucheln und wird zum Diskurs des Begehrens, wie man sagt. Worauf gründet sich der Diskurs des Begehrens? In diesem Diskurs können wir einen Stellverreter bilden. Aber inwiefern können wir sagen, das dieser Stellvertreter der Ersatz für eine Repräsentation ist, für eine Vorstellung (dass wir also von „Vorstellungsrepräsentanz“ sprechen können, im Sinne von „Ersatz für eine Vorstellung“)?
Mit dieser Frage wird auf das Objekt a verwiesen, also auf das, was im Diskurs die Subjektspaltung stützt. An dieser Stelle wird nicht gesagt, worin die Beziehung zwischen dem Ersatz und dem Objekt a besteht, Durch die Erläuterungen in früheren Seminaren lässt sich jedoch erraten, was gemeint ist: Die „Vorstellung“, für welche die Vorstellungsrepräsentanz ein Ersatz ist, ist das Objekt a. Der Ersatz ersetzt das Objekt a, nicht insofern es eine Vorstellung ist, sondern insofern es eine fehlende Vorstellung ist.
Ein Objekt a ist kein Signifikant. Damit haben wir also zwei verschiedene Thesen zur Vorstellungsrepräsentanz:
– Die Vorstellungsrepräsentanz repräsentiert einen urverdrängten Signifikanten.
– Die Vorstellungsrepräsentanz repräsentiert ein Objekt a.
Lässt sich das auflösen, und falls ja: wie? Man müsste etwas darüber sagen können, wie Lacan die Beziehung zwischen dem urverdrängten Signifikanten und dem Objekt a begreift. Möglicherweise gibt es für ihn hier eine Beziehung. Möglicherweise wechselt er aber auch die Deutung des Terminus „Vorstellungsrepräsentanz“ und zwar derart, dass es sich dabei um eine Repräsentanz für das Objekt a handelt und dass der urverdrängte Signifikant theoretisch aus dem Spiel bleibt.
Weitere Verwendungen des Terminus „Vorstellungsrepräsentanz“ findet man Seminar 13 in den auf dieser Website übersetzten Las-meninas-Vorlesungen, auf den folgenden Seiten der dort angegebenen Version J.L.:
– Sitzung vom 4. Mai 1966, S. 6,
– Sitzung vom 11. Mai 1966, S. 26 und 27,
– Sitzung vom 18. Mai 1966, S. 30, 34, 38 und 46,
– Sitzung vom 25. Mai 1966, S. 6, 7 und 10.
$ als urverdrängte Vorstellungsrepräsentanz (1966)
Der Aufsatz Über eine Frage, die jeder möglichen Behandlung der Psychose vorausgeht wurde von Lacan Ende 1957 / Anfang 1958 geschrieben. Später nahm er diesen Text in die Écrits auf, und bei dieser Gelegenheit fügte er 1966 eine Fußnote hinzu, mit dem Ziel, ein Diagramm dieses Textes, das sogenannte Schema R, auf das Objekt a und die Topologie der Kreuzhaube zu beziehen, die durch einen bestimmten Schnitt in ein Möbiusband und eine Scheibe zerteilt werden kann.
Hierzu heißt es in der Fußnote:
„Wir wollen sagen, dass einzig der Schnitt die Struktur der gesamten Fläche erkennen lässt, da er in ihr diese beiden heterogenen Elemente herauszulösen vermag, als da sind (vermerkt in unserem Algorithmus ($ ◊ a) des Phantasmas): das $, ausgestrichenes S des hier zu erwartenden Bandes – wohin das Band tatsächlich kommt, das heißt indem es das Feld ℜ der Realität abdeckt – und das a, das den Feldern ℑ und entspricht.
Das $, ausgestrichenes S des Begehrens, trägt das Feld der Realität demnach als Vorstellungsrepräsentanz im Phantasma, das heißt als urverdrängtes Subjekt, und dieses Feld hält sich nur durch die Extraktion des Objekts a, das ihm jedoch seinen Rahmen gibt.“51
Das Diagramm wurde gegenüber dem Aufsatz von 1957/58 nicht verändert. In die rechteckige Fläche φMPI sind zwei diagonale Linien eingetragen, die Linie mi und die Linie a’a. Hierdurch zerfällt das Rechteck in drei Felder. Das mittlere Feld hat die Form eines Trapezes und wird mit ℜ (für „Realität“) bezeichnet. Das linke Dreieck hat die Eckpunkte φim und bildet das Feld ℑ (für „Imaginäres“)„ das rechte Dreieck mit den Ecken MPI ist das Feld (für „Symbolisches“).
In der Fußnote von 1966 werden die Diagonalen nun als Schnitte gedeutet, sie zertrennen das Rechteck so, dass das mittlere Feld als Streifen herausfällt. Dieses Stück Papier soll mit einer halben Drehung an den beiden Enden iM und mI verklebt werden, also derart, dass i durch I abgedeckt wird und m durch M; auf diese Weise erhält man ein Möbiusband. Die drei Teile sind heterogen: das Möbiusband ist einseitig, die beiden Dreiecke sind zweiseitig.
Lacan ordnet die so gewonnenen drei Papierstücke der Formel des Phantasma zu, also der Formel ($ ◊ a). Das Möbiusband (und damit das Feld ℜ) entspricht dem durchgestrichenen S, also dem Subjekt des Begehrens, dem begehrenden Subjekt. Dem doppelte Schnitt korrespondiert die Raute. Die beiden Dreiecke (und damit die Felder ℑ und ) repräsentieren das kleine a, das Objekt a.
Über $, also über das Subjekt des Begehrens, erfährt man dies: Es fungiert als Vorstellungsrepräsentanz im Phantasma und das heißt als urverdrängtes Subjekt. In der Formel des Phantasmas steht demnach das $ für die urverdrängte Vorstellungsrepräsentanz. Falls meine weiter oben dargestellte Deutung des Ausdrucks „binärer Signifikant“ aus Seminar 11 stimmt, ist damit gemeint: $ steht für das gespaltene Subjekt, und das Subjekt ist gespalten in das Urverdrängte (die Vorsrtellung) und das normal Verdrängte (die Vorstellungsrepräsentanz).
Demnach gilt vermutlich:
$ in der Formel des Phantasmas ≅ begehrendes Subjekt ≅ gespaltendes Subjekt ≅ Subjektspaltung in Form eines Möbiusbandes ≅ binärer Signifikant als Ursache der Aphanisis des Subjekts ≅ Spaltung in Urverdrängtes und normal Verdrängtes.
Weiter erfährt man an der zuletzt zitierten Stelle: Das Subjekt des Begehrens stützt das Feld der Realität als Vorstellungsrepräsentanz im Phantasma. In einem Vortrag von 1967 wird er diesen Zusammenhang so formulieren: „Der Psychoanalysant ist derjenige, dem es gelingt, sein ‚Ich denke‘ als Entfremdung zu realisieren, das heißt das Phantasma als Motor der psychischen Realität zu entdecken, derjenigen des gespaltenen Subjekts.“52 Das Feld der Realität hält sich nur dadurch, dass das Objekts a aus ihm herausgezogen wird. Es wird herausgezogen, jedoch nicht in der Weise, dass es einfach getilt wird, Das Objekt a liefert dem Realitätsfeld den Rahmen..
Repräsentanz der fehlenden Vorstellung des Subjekts (1967)
In dem Vortrag La méprise du sujet supposé savoir von 1967 heißt es:
„‚Daran’, sagt das Subjekt, ‚erinnere ich mich nicht.‘ Das heißt, auf die Anrufung durch einen Signifikanten, bei dem es so sein sollte, ‚dass er mich für einen anderen Signifikanten repräsentiert‘, antworte ich nicht mit ‚anwesend‘, und dies deshalb nicht, weil ich mir aufgrund der Wirkung dieser Anrufung nichts mehr vorstelle. Ich bin eine Dunkelkammer, in der das Licht eingeschaltet wurde: keine Möglichkeit mehr, dass durch ihre Blende das Bild dessen gemalt werde, was draußen geschieht. Das Unbewusste ist nicht unterschwellig, es besteht nicht in geringer Helligkeit. Es ist das Licht, das dem Schatten keinen Platz lässt und auch nicht dem Eindringen eines Umrisses. Es repräsentiert meine Vorstellung (représentation) dort, wo sie fehlt„ dort, wo ich nur ein Mangel des Subjekts bin. Von daher Freuds Ausdruck Vorstellungsrepräsentanz (représentant de la représentation).“53
Die Vorstellungsrepräsentanz repräsentiert demnach eine fehlende Vorstellung. Die Vorstellung, welche fehlt, ist die Vorstellung des Subjekts. Die Vorstellungsrepräsentanz springt gewissermaßen ein für die Aphanisis des Subjekts, für sein Verschwinden. Ist die fehlende Vorstellung ein urverdrängter Signifikant? Ist sie das Objekt a?
Repräsentanz der Tatsache, dass es Nicht-Vorstellbares gibt (1969)
In Seminar 16, Von einem Anderen zum anderen, heißt es 1969:
„Das Denken ist genau die Vorstellungsrepräsentanz*, durch welche die Tatsache repräsentiert wird, dass es Nicht-Vorstellbares gibt, da es durch die Untersagung der Jouissance versperrt ist. Auf welcher Ebene? Auf der einfachsten, auf der organischen Ebene. Das Lustprinzip ist diese Barriere gegenüber der Jouissance und nichts anderes. Dass diese Barriere durch das Verbot der Mutter metaphorisiert wird, ist letztlich nur ein historischer Zufall, und der Ödipuskomplex selbst ist daran nur angehängt.“54
Durch die Vorstellungsrepräsentanz wird die Tatsache repräsentiert, dass es Nicht-Vorstellbares gibt, und das Nicht-Vorstellbares ist eine „untersagte“ Jouissance.
Untersagt wird die Jouissance primär durch das Lustprinzip, damit ist gemeint, wie Lacan im Ethik-Seminar erläutert hatte, dass das Lustprinzip die Besetzungen und Bahnungen zwischen den verdrängten Signifikanten reguliert, zwischen den Vorstellungsrepräsentanzen.55 Erst auf einer zweiten Ebene wird diese Untersagung durch das Inzestverbot metaphorisiert. (Diese These findet sich bereits in dem Aufsatz Subversion des Subjekts von 1962.56)
###Zusammenfassung
Wenn man die mit einer Synthese verbundenen Risken akzeptiert, erhält man, in der Reihenfolge ihres Auftretens:
(a) Die Vorstellungsrepräsentanz ist ein Signifikant, an dem die Verdrängung vollzogen wird.
(b) Die Vorstellungsrepräsentanz ist Repräsentanz einer Vorstellung, sie ist Ersatz für eine Vorstellung.
(c) Bei der Vorstellung (für welche die Vorstellungsrepräsentanz ein Ersatz ist) geht es um die beunruhigende Erfassung (Apprehension) des „Dings“ unter dem Asepkt des Guten, um den Zugang zum prähistorischen Anderen, um die Beziehung zum verlorenen Objekt.
(d) Die Repräsentanz der Vorstellung (des Dings) ist urverdrängt (sie hält die Verdrängung in Gang und kann nicht erinnert werden).
(e) Die urverdrängte Repräsentanz der Vorstellung (des Dings) ist der „binäre“ Signifikant, im Unterschied zum unären Signifikanten, durch den das Subjekt als Sinn auftaucht. Die Bedeutung von „binärer Signifikant“ wird von Lacan nicht erläutert.
(f) Die Urverdrängung des Subjekts, das Verschwinden des Subjekts (Aphanisis, Fading), die Ek-sistenz des Subjekts besteht in der Urverdrängung der Vorstellungsrepräsentanz.
Oder, vom Ergebnis her:
(a) Den Kern bildet die beunruhigende Erfassung (die „Apprehension“) des Dings, insofern es gut ist, des Anderen in der Vorgeschichte des Subjekts, des verlorenen Objekts. Diese Erfassung des Dings nennt Lacan „Vorstellung“ (représentation).
(b) Für diese Vorstellung gibt es einen Ersatz, eine Repräsentanz: ein Zeichen, einen Signifikanten. Dieser Signifikant ist die Vorstellungsrepräsentanz.
(c) Die Repräsentanz der Vorstellung (des Dings) unterliegt der Urverdrängung.
(d) Eben darin besteht die Urverdrängung des Subjekts , das Verschwinden (die Aphanisis, das Fading) des Subjekts, die Ek-sistenz des Subjekts.
(e) Das, was urverdrängte ist, ist eine Jouissance. Die „Untersagung“ der Jouissance erfolgt primär durch das Lustprinzip, erst sekundär durch das Inzestverbot.
Zum Bild zu Beginn des Artikels
Das Bild von Gijsbrechts, gemalt 1670, zeigt die Rückseite eines Gemäldes. Es soll in diesem Artikel an Las meninas von Diego Velázquez erinnern, das ebenfalls die Rückseite eines Gemäldes zeigt und das ungefähr zum selben Zeitpunkt gemalt wurde (1656).
In Seminar 13 von 1965/66, Das Objekt der Psychoanalyse, wird Las meninas von Lacan in mehreren Sitzungen analysiert (vgl. die Übersetzungen hier, hier, hier und hier). In diesem Gemälde ist die gemalte Bildrückseite, Lacan zufolge, die Vorstellungsrepräsentanz.
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Anmerkungen
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Vgl. die Hinweise von James Strachey in seiner Vorbemerkung zu Triebe und Triebschicksale, Freud, Studienausgabe, Bd. 3, S. 76 f.
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Ders.: Studienausgabe, Bd. 3. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 119–173, hier: S. 136.
-
Studienausgabe, Bd. 3. A.a.O., S. 103–118, hier: S. 109, Hervorhebung und Ausdruck in Klammern von Freud.
-
Vgl. S. Freud: Hemmung, Symptom und Angst (1926), GW 14, S. 120, 122, 137; ders.: Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse (1933), GW 15, S. 83.
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Seminar 6, Sitzung vom 26. November 1958; Übersetzung von Gerhard Schmitz, von mir geändert; vgl. Version Miller S. 65 f.
-
S. Freud: Formulierungen über die zwei Prinzipien des psychischen Geschehens (1911). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 3. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 13–24, hier: S. 24.– Dieser Traum wurde von Freud in eine spätere Auflage der Traumdeutung eingefügt, vgl. Studienausgabe, Bd. 2. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 416 f.
-
Seminar 6, Sitzung vom 26. November 1958; Übersetzung von Gerhard Schmitz, von mir geändert; vgl. Version Miller S. 69.
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Seminar 6, Sitzung vom 26. November 1958; Übersetzung von Gerhard Schmitz, von mir geändert; vgl. Version Miller S. 73.
-
J. Lacan: À la mémoire d’Ernest Jones: Sur sa théorie du symbolisme. In: Ders.: Écrits. Seuil 1966, S. 697–717, hier: S. 714, meine Übersetzung; vgl. J. Lacan: Zum Gedenken an Ernst Jones: Über seine Theorie der Symbolik. In: Ders.: Schriften. Band II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2015, S. 205–229, hier: S. 226.
-
Sitzung vom 20. Januar 1960; Version Miller/Haas S. 128, Übersetzung geändert.
-
Vgl. Sitzung vom 16. Dezember 1959; Version Miller/ Haas S. 79.
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Vgl. Sitzung vom 16. Dezember 1959; Version Miller/ Haas S. 81.
-
Vgl. Sitzung vom 20. Januar 1960; Version Miller/Haas S. 126.
-
Sitzung vom 27. Januar 1960; Version Miller/Haas S. 147.
-
Vgl. Sitzung vom 16. Dezember 1959; Version Miller/ Haas S. 78.
-
Seminar 7, Sitzung vom 23. Dezember 1959; Version Miller/Haas S. 89 f., Übersetzung geändert nach Version Staferla.
-
Sitzung vom 16. Dezember 1959; Version Miller/Haas S. 80.
-
Sitzung vom 20. Januar 1960; Version Miller/Haas S. 126, Übersetzung geändert.
-
Seminar 7, Die Ethik der Psychoanalyse, Sitzung vom 27. Januar 1960, Version Miller/Haas S. 146 f.
- Seminar 8, Sitzung vom 19. April 1961; Version Miller/Gondek, S. 301 f.
-
Seminar 9, Sitzung vom 20. Dezember 1961, meine Übersetzung nach Version Staferla.
-
S. Freud: Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse (1915–1917). In: Gesammelte Werke, Bd. 11, S. 284.
-
Zum Begehren als absoluter Bedingung vgl. J. Lacan: Die Lenkung der Kur und die Prinzipien ihrer Macht (1961). In: Ders.: Schriften. Band II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2015, S. 72–144, hier: 126.
-
Donald W. Winnicott: Transitional objects and transitional phenomena – A study of the first not-me posession. In: The International Journal of Psycho-Analysis, 34. Jg. (1953), S. 89–97.– dt.: Übergangsobjekte und Übergangsphänomene. In: Ders.: Vom Spiel zur Kreativität. Klett-Cotta 12. Auflage 2010, S. 10–36.
-
J. Lacan: Subversion du sujet et dialectique du désir dans l’inconscient freudien. In: Ders.: Écrits. Seuil, Paris 1966, S. 793–827, hier: S. 814, meine Übersetzung; vgl. J. Lacan: Subversion des Subjekts und Dialektik des Begehrens im Freud’schen Unbewussten. In: Ders.: Schriften. Band II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2015, S. 325–368, hier: S. 351.
-
S. Freud: Die Traumdeutung (1900). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 2. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 488.
-
Seminar 11, Sitzung vom 12. Februar 1964; Version Miller/Haas S. 65 f., Übersetzung geändert.
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Die Kritik an der Übersetzung it représentant représentatif zielt auf Jean Laplanche und dessen (zusammen mit Serge Leclaire verfasste) Arbeit, L’inconscient, une étude psychanalytique, ein Vortrag auf dem sechsten Kolloquium von Bonneval von 1960. Die Studie erschien zuerst in Les Temps modernes, 17. Jg. (1961), Nr. 183, S. 81–129, dann in: Henri Ey (Hg.): L’Inconscient. VIe Colloque de Bonneval. Desclée, De Brouwer, Paris 1966, S. 95–130.
Zum Hintergrund vgl. Udo Hock: Lacan – Laplanche. Zur Geschichte einer Kontroverse. In: Hans-Dieter Gondek, Roger Hofmann, Hans-Martin Lohmann (Hg.): Jacques Lacan – Wege zu seinem Werk. Klett-Cotta, Stuttgart 2001, S. 203–235.
-
Vgl. S. Freud: Jenseits des Lustprinzips (1920). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 3. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 213–272, hier: S. 224–227.
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Seminar 11, Sitzung vom 12. Februar 1964; Version Miller/Haas S. 69, Übersetzung geändert.
-
Seminar 11, Sitzung vom 11. März 1964; Version Miller/Haas S. 117, Übersetzung geändert.
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Seminar 11, Sitzung vom 4. Juni 1964; Version Miller/Haas 1964, S. 227.
-
Vgl. Seminar 11, Sitzung vom 4. Juni 1964; Version Miller/Haas S. 228.
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Sitzung vom 3. Juni 1964; Version Miller/Haas S. 229 f., Übersetzung geändert.
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Vgl. hierzu auch das Schema mit S1, S2 und $ in der Sitzung vom 20. Mai 1964; Version Miller/Haas S. 208.
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Freud: Massenpsychologie und Ich-Analyse (1921). In: GW 13, S. 117.
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Vgl. Sitzung vom 3. Juni 1964; Version Miller/Haas S. 227.
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Das unten abgebildete Diagramm ist meine Übersetzung der Version des Schemas, das man in Millers Ausgabe des Seminars findet; das Diagramm in der deutschen Übersetzung weicht davon ab.
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Seminar 12, Sitzung vom 19. Mai 1965, meine Übersetzung nach Version Staferla.
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Seminar 13, Sitzung vom 12. Januar 1966, meine Übersetzung nach Version Staferla.
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Seminar 13, Sitzung vom 9. Februar 1966, meine Übersetzung.
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J. Lacan: D’une question préliminaire à tout traitement de la psychose. In: Ders.: Écrits. Seuil, Paris 1966, S. 531–583, hier: S. 554, meine Übersetzung; vgl. J. Lacan: Über eine Frage, die jeder möglichen Behandlung der Psychose vorausgeht. In: Ders.: Schriften. Band II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2015, S. 9 –71, hier: S. 36.
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J. Lacan : De la psychanalyse dans ses rapports avec la réalité (1967). In: Ders.: Autres écrits. Seuil, Paris 2000, S. 351-359, hier: S. 358, meine Übersetzung, RN.
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J. Lacan: La méprise du sujet supposé savoir (1967). In: Ders.: Autres écrits. Seuil, Paris 2000, S. 334 Fn. 1.
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Seminar 16, D’un Autre à l’autre. Sitzung vom 23. April 1969. meine Übersetzung nach Version Miller, Seuil, Paris 2006, S. 276 f.
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Vgl. Seminar 7, Sitzung vom 3. Februar 1960, Version Miller/Haas S. 169.
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Vgl. Subversion des Subjekts und Dialektik des Begehrens im Freud’schen Unbewussten. In: J. Lacan: Schriften. Band II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2015, S. 325–368, hier: S. 360 f.