Jacques Lacan
Seminar XVIII, Über einen Diskurs, der nicht vom Schein wäre
8. Sitzung, 19. Mai 1971
Übersetzung
Edvard Munch, Der Tod des Marat I,
1907, 200 x 150 cm, Öl auf Leinwand,
Munch-Museum in Oslo
Seminar XVIII (1971): Über einen Diskurs, der nicht vom Schein wäre
8. Sitzung, 19. Mai 1971
Übersetzt von Rolf Nemitz
Vollständige Übersetzung von Seminar 18 auf der Grundlage von Version Staferla, Verstion Espaces Lacan und einer Tonaufnahme
In Millers Version des Seminars ist dies Kapitel VIII, „L’homme et la femme et la logiqe“ („Der Mann und die Frau und die Logik“), S. 129–144.
Die Übersetzung wird zweimal gebracht, zunächst einsprachig deutsch, dann zweisprachig Satz für Satz gegenüberstellend.
Die zweisprachige Fassung enthält in den Anmerkungen zum französischen Text Hinweise auf Transkriptionsprobleme und auf größere Abweichungen in Millers Version; im deutschen Text findet man Links und Bilder, in den Anmerkungen zum deutschen Text Literaturangaben und Erläuterungen.
Einen Überblick über die verschiedenen Ausgaben von Seminar 18 findet man hier, Links zu Übersetzungen weiterer Sitzungen des Seminars hier.
Herzlichen Dank an Gerhard Herrgott für großzügige Hilfe beim Übersetzen und in Sachen Logik und Mathematik!
Textgrundlage
Grundlage der Übersetzung ist:
Version Staferla von Seminar 18:
Jacques Lacan: D’un discours qui ne serait pas du semblant. Auf der Website staferla.free.fr, PDF-Datei, Fassung vom 25.10.2015, hier
Die Lacan-Seminare auf der Staferla-Website werden von Zeit zu Zeit überarbeitet, ohne dass dies kenntlich gemacht wird. Aus diesem Grunde habe ich oben das Datum der von mir verwendeten Fassung angegeben.1 Zur Sicherheit habe ich diese Fassung der Staferla-Version hier gespeichert.
Die Transkription der Staferla-Version wurde von mir mit einer Tonbandaufnahme der Sitzung und mit der von Jacques-Alain Miller erstellten (redaktionell bearbeiteten) Version verglichen und an wenigen Stellen geändert. Wortwiederholungen, bei denen offenkundig ist, dass Lacan nach einer Formulierung sucht, habe ich gestrichen. Der Schnitt der Sätze (Punkt oder Semikolon oder Komma) sowie die Orthografie wurden bisweilen verändert. Die Gliederung in Absätze ist von mir.
Die Tonaufnahme findet man auf der Website von Patrick Valas, valas.fr, hier. Millers Version ist: J. Lacan: Le séminaire, livre XVIII. D’un discours qui ne serait pas du semblant. 1971. Textherstellung Jacques-Alain Miller. Le Seuil, Paris 2007.
Wörter mit Sternchen: im Original deutsch.
Der Schrägstrich / verbindet Übersetzungsvarianten.
Einfügungen in eckigen Klammern sind nicht von Lacan.
Zahlen in eckigen Klammern und grauer Schrift, z.B. [10], verweisen auf die Seiten von Millers Ausgabe des Seminars.
Sitzung vom 17. März 1971
Tonaufnahme
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Jacques Lacan, Seminar 18, D’un discours qui ne serait pas du semblant (1971), 8. Sitzung (19. Mai 1971)
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Deutsch
[129] Wenn ich abrupt mit dem beginne, was ich Ihnen zu sagen habe, könnte das so ausgedrückt werden, dass in dem, was wir ausgehend von einem bestimmten Diskurs erkunden – in diesem Falle ausgehend von dem meinen, dem meinen insofern, als es der des Analytikers ist –, dass, sagen wir, hierdurch Funktionen determiniert werden, anders ausgedrückt: dass die Funktionen nur von einem bestimmten Diskurs her determiniert sind. Nun, auf dieser Ebene der Funktionen, die durch einen bestimmten Diskurs determiniert sind, kann ich folgende Äquivalenz aufstellen: Das Geschriebene ist die Jouissance.
Natürlich lässt sich das nur in der ersten Artikulation der Funktionen unterbringen, die von einem Diskurs determiniert sind; sagen wir, dass das in diesen Funktionen exakt dieselbe Stelle einnimmt.
Und warum so schroff geäußert? Na ja, damit Sie es überprüfen. Es stimmt, dass Sie das immer irgendwohin führen wird, vorzugsweise sogar zu etwas Exaktem.
Das enthebt mich natürlich nicht der Sorge, Sie auf geeigneten Wegen darin einzuführen, also auf Wegen, die das nicht für mich begründen, angesichts dessen, von wo aus ich zu Ihnen spreche, sondern auf solchen, durch die sich das erklären lässt.
Ich nehme an – ich nehme nicht zwangsläufig an –, dass ich mich hier immer an Analytiker wende; bei den Übrigen führt dies eben dazu, dass sie meinem Diskurs nicht leicht folgen können, genau insofern nämlich, als es etwas gibt, das auf der Ebene des Diskurses des Analytikers einem bestimmten Typus der Inskription im Wege steht.
[130] Diese Inskription ist jedoch das, was ich hinterlasse, es ist das, was ich vorschlage. Es ist das, wovon ich hoffe, dass es durchgehen wird, dass es von einem Punkt aus durchgehen wird, von wo aus, wenn man so sagen kann, der analytische Diskurs einen neuen Aufschwung nimmt.
Nun, es geht also darum, spürbar zu machen, wie die Übermittlung eines lettre – eines Buchstabens, eines Briefes, einer Letter – zu etwas in Beziehung steht, das für die Organisation jedweden Diskurses wesentlich und grundlegend ist, nämlich zur Jouissance.
Dafür muss ich Sie natürlich jedes Mal auf die Sache einstimmen. Wie anders lässt sich das tun als in der Weise, dass das grundlegende Beispiel, von dem ich ausgegangen bin, in Erinnerung gerufen wird, dass ich nämlich meine Schriften ausdrücklich damit eröffne, die Letter als solche zu untersuchen – unter welchem Gesichtspunkt? Insofern sie, das habe ich gesagt, eine feminisierende Wirkung hat. Diese Letter also, das letzte Mal habe ich das noch einmal hervorgehoben, funktioniert insofern auf ganz spezielle Weise, als über ihren Inhalt niemand etwas weiß und bis zum Ende der Erzählung auch niemand etwas wissen wird.
Diese Letter ist insofern sehr exemplarisch, als natürlich nur einem Einfältigen nicht die Idee gekommen ist – und ich denke sogar, selbst einem Einfältigen ist sie gekommen –, dass diese Letter etwas so Summarisches, so Grobes ist, wie etwas, was das Zeugnis dessen trüge, was man gemeinhin als sexuelles Verhältnis bezeichnet. Obschon das von einem Mann geschrieben ist, der zum hohen Adel gehört, wie das gesagt und hervorgehoben wird, von einem hohen Adligen und an eine Königin gerichtet ist, ist doch offenkundig, dass es ist --, dass es nicht das ist, was das Drama ausmacht, und dass diese Letter --, dass es zum Verhalten eines Hofes gehört, wenn ich so sagen darf, das heißt zum Verhalten von etwas – das ist die beste Definition, die man davon geben kann –, das sich auf die Distribution der Jouissance gründet, dass es zum Verhalten eines Hofes gehört, dass bei dieser Distribution der Hof dem, was man im engeren Sinne als sexuelles Verhältnis bezeichnet, seinen Rang zuweist, und das heißt ganz offenkundig: den niedrigsten. Die Dienste, die in dieser Hinsicht eine Dame von Adel von einem Lakaien empfangen kann, hebt hier niemand als bemerkenswert hervor.
Bei der Königin allerdings, eben weil es die Königin ist, müssen die Dinge einen anderen Akzent annehmen. Zunächst einmal jedoch wird angenommen – das entspricht der Erfahrung –, dass ein Mann von Geburt jemand ist, der von seiner Rasse her, wenn ich so sagen darf, an einer Liaison seiner Gattin nur insoweit Anstoß zu nehmen weiß, als dabei der Anstand ins Spiel kommt, das heißt Formen, die respektiert werden. Das einzige, was hier einen Einwand hervorrufen könnte, ist natürlich die Einführung unehelicher Kinder in die Abstammungslinie, selbst das kann aber letztlich der Verjüngung des Blutes dienen.
[131] Wo hier offenkundig zu sehen ist – in einem Rahmen, der, auch wenn er Ihnen in der heutigen Gesellschaft nicht speziell vergegenwärtigt wird, darum aber für das, was bei der Erklärung der sozialen Verhältnisse zu bedenken ist, nicht weniger exemplarisch und grundlegend ist –, wobei zu sehen ist, sage ich ganz kurz, dass nichts so sehr wie eine auf das Künstliche gegründete Ordnung geeignet ist, hier das Element erscheinen zu lassen, das für sie anscheinend genau das ist, was im Realen als unreduzierbar erscheinen muss, nämlich die Funktion des Bedürfnisses. Wenn ich Ihnen gesagt habe, dass es eine Ordnung gibt, in der es durchaus seinen Platz hat, dass ein Subjekt, so hoch platziert es auch sein mag, sich diesen Teil der unreduzierbaren Jouissance vorbehält, den von daher minimalen Teil, dass er nicht sublimiert werden kann, wie Freud das ausdrücklich artikuliert, einzig also in einer Ordnung, die sich auf das Artefakt gründet – und ich habe das spezifiziert: der Hof insofern er das Artefakt des Adels durch das zweite Artefakt einer geordneten Distribution der Jouissance verdoppelt –, nur hier kann das Bedürfnis auf anständige Weise seinen Platz finden. Das Bedürfnis, das ausdrücklich als solches spezifiziert ist, ist das sexuelle Bedürfnis.
Jedoch das, was einerseits das Natürliche zu spezifizieren scheint und das zu sein scheint, was – möchte ich sagen, vom Standpunkt einer insgesamt biologischen Theoretisierung des sexuellen Verhältnisses aus –, was also das, was daraus hervorgehen muss, nämlich die Reproduktion, von einem Bedürfnis ausgehen lassen könnte --; wir stellen fest, dass das Artefakt, auch wenn es einerseits für eine bestimmte erste Theoriebildung befriedigend ist, doch offenkundig andererseits Raum dafür lässt, dass die Reproduktion in diesem Falle auch eine, möchte ich sagen, in Anführungszeichen „nicht legitime“ Reproduktion sein kann.
Dieses Bedürfnis, dieses Irreduzible im sexuellen Verhältnis, man kann sicherlich einräumen, dass es immer existiert, und Freud bestätigt das. Sicher ist aber, dass es nicht messbar ist, solange das nicht ausdrücklich [geschieht], und es kann nur im Artefakt gemessen werden: im Artefakt der Beziehung zum Anderen mit großem A. Es ist nicht messbar, und eben dieses Element der Unbestimmtheit ist es, wo unterzeichnet wird, was es an Grundlegendem gibt, nämlich genau dies, dass das sexuelle Verhältnis als Verhältnis nicht schreibbar ist, nicht gegründet werden kann.
Das ist eben das, worin die Letter – die Letter, von der ich ausgehe, um damit meine Schriften zu eröffnen – durch das bezeichnet wird, was sie ist, und durch das, worin sie all das anzeigt, was Freud selbst entwickelt, nämlich dass die Letter, wenn sie zu etwas dient, was von der Ordnung des Geschlechts ist – du sexe –, dann ist das sicherlich nicht ein sexuelles Verhältnis, sondern ein, sagen wir, sexuiertes Verhältnis.
Der Unterschied zwischen beiden ist folgender, nämlich – das ist das, was Freud demonstriert, was er an Entscheidendem beigetragen hat –, dass wir durch Vermittlung des Unbewussten erahnen, dass all das, was zur Sprache gehört, zur langage, mit dem Geschlecht zu tun hat, in einem bestimmten Verhältnis zum Geschlecht steht, jedoch genau insofern, als das sexuelle Verhältnis, zumindest bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt, darin auf keine Weise eingeschrieben werden kann.
[132] Die angebliche Sexualisierung durch die Freud’sche Lehre – dessen, worum es bei denjenigen Funktionen geht, die man als „subjektiv“ bezeichnen kann, unter der Bedingung, sie richtig zu verorten, sie von der Ordnung der Sprache her zu verorten –, die angebliche Sexualisierung besteht wesentlich darin, dass das, was aus der Sprache hervorgehen müsste, nämlich dass das sexuelle Verhältnis auf irgendeine Weise darin geschrieben werden kann, eben sein Scheitern zeigt, und zwar faktisch – es ist nicht schreibbar.
Sie sehen hier bereits etwas funktionieren, was zu diesem Abweichungseffekt, zu diesem Spaltungseffekt gehört, nämlich zu dem, womit wir es regelmäßig immer zu tun haben, und eben deshalb müssen Sie sich darin gewissermaßen bilden. Heißt das, dass ich beispielsweise dies äußere, dass das sexuelle Verhältnis genau in dem Maße ist, wie etwas scheitert, und zwar daran scheitert, in der Sprache geäußert zu werden? Was ich jedoch gesagt habe, ist gerade nicht geäußert, sondern schreibbar, insofern schreibbar, als es dafür, dass es eine Funktion gibt, erforderlich ist, dass sich aus der Sprache etwas herstellen kann, was als solches ausdrücklich die Schreibung der Funktion ist, ihre écriture, nämlich etwas, das ich für Sie bereits mehr als einmal auf ganz einfache Weise symbolisiert habe, nämlich dies: F in einem bestimmten Verhältnis zu x [F(x)].
In dem Augenblick also, in dem man sagt, dass die Sprache etwas ist, das vom sexuellen Verhältnis keine Rechenschaft ablegt – inwiefern legt sie davon keine Rechenschaft ab? Insofern als sie bei der Inskription, die zu kommentieren sie in der Lage ist, nicht bewirken kann, dass diese Inskription das ist – denn daraus besteht das –, dass es das ist, was ich definiere als effektive Inskription von etwas, das insofern das sexuelle Verhältnis wäre, als es die beiden Pole in ein Verhältnis brächte, die beiden Terme, die vom Mann und von der Frau her tituliert werden würden, insofern dieser Mann und diese Frau Geschlechter sind, die als männlich beziehungsweise als weiblich spezifiziert sind – bei wem, bei was? Bei einem Wesen, das spricht, anders gesagt, das, indem es die Sprache bewohnt, dazu gelangt, davon den Gebrauch zu machen, der im Sprechen besteht.
Insofern ist es nicht unwichtig, die Letter im eigentlichen Sinne herauszustellen, als in einem bestimmten Verhältnis stehend, dem Verhältnis der Frau zu dem, was sich vom geschriebenen Gesetz in den Kontext einschreibt, in dem die Sache stattfindet, von daher nämlich, dass sie mit dem Titel der Königin das Bild der Frau insofern ist, als sie mit dem König verehelicht ist. Insofern hier etwas unangemessen symbolisiert ist, typischerweise bezogen auf das Verhältnis als sexuelles – und nicht ohne Grund kann es eben nur in Wesen verkörpert werden, die der Fiktion angehören –, insofern nimmt dies, nimmt die Tatsache, dass eine Letter an sie gerichtet ist, den Wert an, den ich so bezeichne – um mich selbst zu lesen, um mich mit meinen eigenen Bemerkungen zu äußern: „dieses Zeichen“, es geht um die Letter, „ist eben das der Frau, von daher, dass sie ihr Sein in ihm geltend macht, dadurch, dass sie es außerhalb des Gesetzes gründet, von dem sie, |[133] durch die Wirkung ihrer Ursprünge, stets in der Position des Signifikanten, ja des Fetischs in Schranken gehalten wird“. Es ist klar, dass ohne die Einführung der Psychoanalyse eine solche Äußerung – die jedoch die ist, von der, möchte ich sagen, der Aufstand der Frau ausgeht –, dass eine solche Äußerung, die besagt, dass das Gesetz sie aufgrund der Wirkung ihrer Ursprünge stets auf die Position des Signifikanten, ja des Fetischs einschränkt, dass eine solche Äußerung natürlich, ich wiederhole es, außerhalb der Einführung der Psychoanalyse nicht vorgebracht werden könnte.
Also genau dadurch, dass das sexuelle Verhältnis, wenn ich so sagen kann, verstaatlich ist – das heißt dadurch, dass es im Verhältnis des Königs und der Königin verkörpert ist, womit die fiktionale Struktur der Wahrheit zur Geltung gebracht wird –, eben dadurch erhält die Letter ihre Funktion, ihre Wirkung, die sicherlich von daher auftritt, dass die Letter zur Schwäche in Beziehung steht, zu der Schwäche, die dadurch gekennzeichnet ist, dass das sexuelle Verhältnis auf eine Weise gefördert wird, die in gewissem Sinne willkürlich und fiktiv ist, und dass eben dies der Punkt ist, wo die Letter ihre Frage stellt und somit ihren Wert erhält.
Das ist hier immerhin eine Gelegenheit – denken Sie nicht, dass das irgendwie direkt an das anschließt, woran ich gerade erinnert habe, aber wegen des Punktes, zu dem ich Sie hinführen möchte, sind Sprünge und Verschiebungen dieser Art wirklich erforderlich –, das ist eine Gelegenheit, um hervorzuheben, dass sich hier natürlich bestätigt, dass sich bestätigt, dass die Wahrheit nur von einer Fiktionsstruktur aus voranschreitet. Das heißt, dass es seinem Wesen nach genau daher rührt, dass irgendwo eine Fiktionsstruktur gefördert wird, die eigentlich das Wesen der Sprache ist, dass von daher etwas sich herstellen kann, nämlich was? Genau die Art des Befragens, die Art des Bedrängens, des Einklemmen, wodurch die Wahrheit, wenn ich so sagen darf, an den Fuß der Mauer der Verifikation gestellt wird. Das ist nichts anderes als die Dimension der Wissenschaft.
Worin sich schließlich genau zeigt, dass der Weg, von dem her – wenn ich so sagen kann – der Weg begründet wird, auf dem wir die Wissenschaft voranschreiten sehen, dass er so beschaffen ist, dass die Rolle, die hier die Logik spielt, keineswegs gering ist. Was auch immer der ursprünglich, fundamental, grundlegend fiktive Charakter dessen sein mag, woraus das Material besteht, durch das die Sprache artikuliert wird, es ist klar, dass es einen Weg gibt, der als Verifikation bezeichnet wird, derjenige nämlich, der sich dem widmet, das zu erfassen, wo die Fiktion, wenn ich so sagen kann, ins Stolpern gerät, und das, was sie zu einem Halt bringt. Es ist klar, dass hier – wodurch auch immer es uns möglich war, den Fortschritt der Logik aufzuschreiben, und sie werden gleich sehen, was das bedeutet, ich meine den geschriebenen Weg, auf dem sie Fortschritte gemacht hat –, es ist klar, dass dieses Widerlager sehr wirksam ist, von daher, dass es sich ins Innere des Systems der Fiktion einschreibt; es nennt sich: der Widerspruch.
Wenn die Wissenschaft allem Anschein nach auf ganz andere Weise als auf den Wegen der Tautologie Fortschritte gemacht hat, so tut dies der Reichweite meiner Bemerkung keinen Abbruch, dass nämlich die von einem bestimmten Punkt aus an die Wahrheit vorgebrachte Forderung, verifizierbar zu sein, genau das ist, was dazu gezwungen hat, alle |[134] Arten von anderen, angeblich intuitiven, Prämissen aufzugeben. Und dass, wenn --; ich werde heute nicht darauf zurückkommen, ich habe hinreichend auf der Charakteristik all dessen bestanden, was auf diesem Wege vorangegangen ist, was ihn gebahnt hat, beispielsweise für die Newton’sche Entdeckung. Und genau von daher kommt es, dass keine Fiktion sich als befriedigend erwiesen hat, bis auf diejenige, die jede Inanspruchnahme der Intuition gerade aufgeben sollte und die sich dabei an ein bestimmtes Schreibbares halten sollte. Dies also dazu, inwiefern wir uns dem widmen müssen, worum es beim Schreibbaren in diesem Verhältnis zur Verifizierung geht.
Um natürlich mit dem zu enden, was ich in Der gestohlene Brief über die Wirkung der Letter gesagt habe – was habe ich ausdrücklich gesagt? Dass sie diejenigen feminisiert, die sich dabei in einer bestimmten Position befinden, derjenigen nämlich, „in seinem Schatten“ zu sein. Natürlich, hier rührt man daran, wie wichtig der Begriff Funktion des Schattens ist, insofern bereits das letzte Mal in dem, was ich Ihnen gegenüber geäußert habe über das, was genau etwas Geschriebenes ist – ich meine über etwas, das sich in einer litteralen, also buchstäblichen, oder literarischen Form dargestellt hat –, insofern darin der Schatten, um hervorgebracht zu werden, eine Lichtquelle benötigt. Sicher.
Und was ich getan hatte, war für Sie nur von dem her spürbar, was mit der Aufklärung* einhergeht, war von etwas her spürbar, was Fiktionsstruktur bewahrt. Ich spreche natürlich von der historischen Epoche, die nicht unbedeutend gewesen ist und in Bezug auf die es für uns nützlich sein kann – das ist hier der Fall, und das ist das, was ich tue –, ihre Wege nachzuzeichnen oder sie wieder einzuschlagen. Aber von sich her ist klar, dass das, was Licht macht, eben das ist, was von dem Feld ausgeht, das sich selbst als das der Wahrheit definiert. Und als solches kommt es dazu, dass das Licht, das es in jedem Moment verbreitet, selbst eine Wirkung haben musste, die sich darin auswirkt, dass das, was hier Undurchsichtigkeit erzeugt, einen Schatten wirft und dass dieser Schatten Wirkung zeigt und dass wir diese Wahrheit selbst stets auf ihre Fiktionsstruktur hin befragen müssen.
Auf diese Weise stellt sich letztendlich heraus – wie in diesem Geschriebenen ausdrücklich geäußert wird –, dass der Brief, indem er seinen Bestimmungsort erreicht, natürlich nicht der Frau Genüge tut, deren Anschrift er trägt, sondern dem Subjekt, also, um es noch einmal zu definieren, ganz genau dem, was im Phantasma gespalten ist, also der Realität, insofern sie durch eine Fiktionsstruktur erzeugt wird.
Auf diese Weise endet tatsächlich die Erzählung, zumindest so, wie ich sie in einem zweiten Text, dem meinen, wiedergebe, und davon müssen wir ausgehen, um neu und weitergehend zu fragen, was es mit der Letter auf sich hat. Und genau insofern, als das nie getan worden ist, muss ich selbst, um es zu tun, diese Rede über den Buchstaben verlängern. Also.
[135] Man muss jedoch davon ausgehen, dass ich Sie nicht ohne Grund dazu aufrufe, nichts von dem zu versäumen, was in der Ordnung der Logik produziert wird.
Dies sicherlich nicht, damit Sie sich verpflichten, wenn man so sagen kann, deren Konstruktionen und Umwege zu verfolgen. Sondern deshalb, weil nirgendwo sonst wie in diesen Konstruktionen, die sich selbst so betiteln, dass sie zur symbolischen Logik gehören, nirgendwo sonst erscheint besser das Defizit jeder Möglichkeit der Reflexion. Ich meine, dass nichts verworrener ist – das ist allgemein bekannt, nicht wahr –, als eine Einführung in ein Lehrbuch der Logik.
Die Unmöglichkeit, die es für die Logik gibt, sich selbst auf begründbare Weise darzustellen, ist etwas absolut Verblüffendes. Von daher ist die Erfahrung, diese Lehrbücher zu lesen – und natürlich sind sie umso fesselnder, je moderner sie sind, je mehr sie auf der Höhe dessen sind, was effektiv, was wirklich effektiv einen Fortschritt der Logik darstellt, nämlich dem Projekt der Inskription dessen, was logische Artikulation genannt wird –, wobei die Artikulation der Logik selbst nicht in der Lage ist, ihre eigenen Ziele oder ihr Prinzip zu definieren oder irgendetwas, was einem Thema auch nur ähnlich sieht. Das ist wirklich sonderbar, und genau darin ist das wirklich suggestiv.
Denn das ist hier eben das, was es lohnen würde, dass man sich daran macht, es zu vertiefen, zu vertiefen, worum es dabei geht, worum es bei etwas geht, das sich sicherlich nur von der Sprache her verortet, und zu begreifen, dass, wenn in dieser Sprache vielleicht nichts von dem, was immer nur ungeschickt vorgebracht wird – als etwas, das, sagen wir, kein korrekter Gebrauch dieser Sprache ist –, dass dies vielleicht nur deshalb geäußert werden kann, weil es nicht begründet werden kann oder sich nur auf ganz verworrene Weise begründen lässt, durch alle möglichen Versuche, wie etwa diejenigen, die darin bestehen, die Sprache in eine Objektsprache und eine Metasprache aufzuteilen, was ganz das Gegenteil dessen ist, was dann durch alles Folgende demonstriert wird, nämlich dass es keinen Augenblick lang möglich ist, über diese angebliche Objektsprache zu sprechen, ohne dabei natürlich etwas zu verwenden, was keineswegs eine Metasprache, sondern durchaus eine Sprache ist, nämlich die Umgangssprache.
Aber in eben diesem Scheitern kann sich das ankündigen, worum es bei derjenigen Artikulation geht, die in engstem Verhältnis zum Funktionieren der Sprache steht, das heißt bei der folgenden Artikulation, nämlich dass das Verhältnis, das sexuelle Verhältnis, nicht geschrieben werden kann.
[136] Unter diesem Aspekt also und einzig zu dem Zweck, wenn ich so sagen kann, um einige Bewegungen zu machen, die uns an die Dimension erinnern, in der wir uns fortbewegen, möchte ich daran erinnern, nämlich daran, wie sich zunächst das darstellt, wodurch die Bahn der Logik eröffnet wird, das heißt als formale Logik, nämlich bei Aristoteles.
Natürlich werde ich das für Sie nicht wiederaufnehmen, auch wenn das sehr instruktiv wäre, aber schließlich kann jeder von Ihnen sich ja ganz einfach die Mühe machen, die Erste Analytik zu öffnen. Sie mögen diese Wiederaufnahme überprüfen, sie mögen also die Erste Analytik öffnen, und sie werden sehen, was ein Syllogismus ist. Und vom Syllogismus muss man schließlich ausgehen, zumindest greife ich die Dinge an dieser Stelle wieder auf, denn damit habe ich bei unserem vorletzten Treffen geendet.
Ich möchte ihn nicht in der Weise wiederaufnehmen, dass ich ihn – denn dafür ist die Zeit zu begrenzt –, dass ich ihn durch sämtliche Formen des Syllogismus exemplifiziere. Es möge uns genügen, rasch zur Geltung zu bringen, worum es bei der allgemeinen Aussage und bei der partikulären Aussage geht und beide ganz schlicht in ihrer bejahenden Form. Ich möchte denjenigen Syllogismus nehmen, der Darii genannt wird, das heißt denjenigen, der aus einer bejahenden allgemeinen Aussage und aus zwei [bejahenden] partikulären Aussagen besteht, und ich möchte Sie an all das erinnern, worum es bei einer bestimmten Art, die Dinge darzustellen, geht.
Sie sollten einfach wissen, dass hier irgendetwas überhaupt nur dadurch funktionieren kann, dass im Rahmen des Diskurses etwas ersetzt wird – dass der Signifikant durch das Loch ersetzt wird, welches dadurch erzeugt wird, dass er durch den Buchstaben ersetzt wird.
Denn wenn wir äußern – um uns nur mit dem Darii zu befassen und um die Termini von Aristoteles zu verwenden –, „Jeder Mensch ist gut“, dann gehört das „jeder Mensch“ zur allgemeinen Aussage, und ich habe Ihnen gegenüber hinreichend betont – ich habe Sie jedenfalls hinreichend vorbereitet, um es zu verstehen, sodass ich ohne Weiteres daran erinnern kann –, dass die allgemeine Aussage, um Bestand zu haben, nicht auf die Existenz irgendeines Menschen angewiesen ist. „Jeder Mensch ist gut“ kann bedeuten, dass es nur gute Menschen gibt, alles was nicht gut ist, ist halt kein Mensch. Zweite Artikulation: „Einige Tiere sind Menschen.“ Dritte Artikulation, die sich Konklusion nennt – wobei die zweite der Untersatz ist –: „Einige Tiere sind also gut.“
Es ist klar, dass dies speziell nur durch die Verwendung des Buchstabens haltbar ist, aus dem Grunde, dass klar ist, dass es, außer wenn das durch einen Buchstaben gestützt wird, keine Äquivalenz gibt zwischen dem „Jeder Mensch“ – dem „Jeder Mensch“, dem Subjekt der allgemeinen Aussage, das hier die Rolle von dem spielt, was man als Mittelbegriff bezeichnet – und demselben Mittelbegriff an der Stelle, an der er als Attribut verwendet wird, nämlich in „Einige Tiere sind Menschen“. Denn in Wahrheit verlangt diese Unterscheidung, die es verdient, getroffen zu werden, gleichwohl beträchtliche Sorgfalt.
Wenn der Mensch von „Jeder Mensch“ das Subjekt ist, impliziert er eine Funktion einer allgemeinen Aussage, die ihm als Stütze eben nur seinen symbolischen Status gibt, nämlich dass etwas Mensch genannt wird. |[137] Unter den Arten des Attributs und um die Aussage „Einige Tiere sind Menschen“ zu stützen, ist es natürlich angemessen – das ist das einzige, was sie unterscheidet –, dass man sagt, dass das, was wir beim Tier Mensch nennen, eben genau jene Tierart ist, von der die Sprache bewohnt wird.
Natürlich lässt sich in diesem Moment die Behauptung begründen, dass der Mensch gut ist. Das ist eine Limitation, eine Einschränkung. Das ist sehr genau insofern eine Einschränkung, als das, worauf sich gründen kann, dass der Mensch gut ist, davon abhängt – was seit langem bewiesen ist und bereits vor Aristoteles –, dass die Idee des Guten nur von der Sprache aus eingeführt werden kann. Für Platon bildet diese Idee das Fundament der Sprache: Es gibt keine Sprache, keine mögliche Artikulation – denn für Platon ist die Sprache die Welt der Ideen –, es gibt keine mögliche Artikulation ohne die primäre Idee des Guten.
Es ist durchaus möglich, das, worum es in der Sprache beim Guten geht, auf andere Weise zu befragen und in diesem Falle einfach die Konsequenzen ableiten zu müssen, die sich daraus für die allgemeine Behauptung ergeben, dass der Mensch gut ist. Wie Sie wissen, ist es das, was Mengzi tut, den ich in meinen letzten Vorträgen nicht ohne Grund hier eingebracht habe.
Gut, was heißt das? Gut wofür? Oder heißt das einfach, zu sagen, wie seit langem gesagt wird: „Sie sind gut“? Wenn die Dinge an einem bestimmten Punkt angekommen sind, bei der Infragestellung dessen, was Wahrheit und auch was Diskurs ist, dann ist dabei vielleicht dieser Akzentwechsel wirksam, der beim Gebrauch des Wortes gut vorgenommen werden konnte. Gut, gut – kein Bedarf, dies durch gut für den Dienst, gut, um in den Krieg zu ziehen, zu spezifizieren, damit wird zu viel darüber gesagt. Das „Sie sind gut“ hat seinen absoluten Wert.
Das ist tatsächlich die zentrale Verbindung, die es vom gut zum Diskurs gibt: Sobald Sie eine bestimmte Diskursart bewohnen, nun, dann sind Sie dafür gut, dass er Sie kommandiert.
Eben von daher werden wir zur Funktion des Herrensignifikanten gebracht, bei dem ich betont habe, dass er nicht an sich der Sprache innewohnt und dass die Sprache nur eine bestimmte Anzahl von Diskursen kommandiert, nun ja, ich meine: ermöglicht, und dass all diejenigen Diskurse, die ich zumindest bis jetzt für Sie artikuliert habe, insbesondere im letzten Jahr, dass keiner von ihnen die Funktion des Herrensignifikanten eliminiert.
Zu sagen „Einige Tiere sind gut“ ist unter diesen Bedingungen offenkundig keineswegs eine Konklusion, die einfach formal wäre. Und daran liegt es, dass ich eben hervorgehoben habe, dass der Gebrauch der Logik, was auch immer sie selbst darüber äußern mag, sich keineswegs auf eine Tautologie reduzieren lässt.
Dass einige Tiere gut sind, beschränkt sich gerade nicht auf diejenigen, |[138] die Menschen sind, wie die Existenz derjenigen impliziert, die man als Haustiere bezeichnet. Und nicht umsonst habe ich seit einiger Zeit betont, dass man nicht sagen kann, sie würden vom Sprechen keinen Gebrauch machen. Wenn ihnen die Sprache fehlt und wenn ihnen natürlich weit mehr noch die Triebfedern des Diskurses fehlen, dann heißt das keineswegs, dass sie nicht dem Sprechen unterworfen wären. Das ist sogar das, wodurch sie sich auszeichnen und was sie zu Produktionsmitteln macht.
Das öffnet uns, wie Sie sehen, eine Tür, die uns ein ganz klein bisschen weiter führen könnte. Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass --; ich überlasse es Ihrem Nachdenken, dass in den Geboten, die man als Dekalog bezeichnet, die Frau hieran assimiliert wird, und zwar in folgender Gestalt: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, noch sein Rind noch seinen Esel.“ Und dann gibt es eine Aufzählung, die sich genau auf die Produktionsmittel bezieht. Dies nicht, um Ihnen Gelegenheit zum Kichern zu geben, sondern zum Nachdenken, indem Sie das, worauf ich Sie hier am Rande aufmerksam mache, mit dem zusammenführen, was ich früher über das sagen wollte, was sich in den Geboten ausgedrückt hat, nichts anderes nämlich als die Gesetze des Sprechens – wodurch ihre Relevanz eingeschränkt wird. Aber wenn man wissen will, warum die Dinge denn wirksam sind, es ist ja sehr wichtig, ihre Relevanz einzuschränken. Gut.
Nun ja, nachdem dies gesagt ist – wie ich’s halt konnte, nämlich durch eine Bahnung, die ja wie gewöhnlich also die ist, die ich gezwungen bin, mit dem umgedrehten großen A des Büffelkopfs vorzunehmen [∀], des Bulldozers –, gehe ich nun zur nächsten Etappe über, zu dem, was der Fortschritt der Logik uns zu schreiben gestattet.
Sie wissen, dass sich etwas ereignet hat, das im Übrigen --, es ist sehr, sehr schön. Dass es ein bisschen mehr als etwa zweitausend Jahre gebraucht hat, bis sich etwas ereignet hat, das als Neuschreibung des ersten Versuchs bezeichnet wird, des ersten Versuchs, der darin bestand, an der richtigen Stelle Löcher anzubringen, das heißt Termini durch Buchstaben zu ersetzen, Termini, die als major und minor bezeichnet werden, [nein, sondern] als äußerer und mittlerer Terminus, Termini, die als äußerer und mittlerer Terminus bezeichnet werden; major und minor sind Aussagen, bitte entschuldigen Sie diesen Versprecher. Also, Sie wissen, dass wir mit der Logik, die durch die Gesetze von De Morgan und Boole eingeführt wurde, zu Formeln gelangt sind, die von ihnen nur eingeführt wurden und nicht bis zum Endpunkt vorangetrieben wurden, zu sogenannten Quantorenformeln. [Während dieser Bemerkung entsteht im Hörsaal beträchtlicher Lärm.]
Teilnehmer: Man versteht nichts!
Lacan: Wer versteht nicht? Niemand? [Lärm] Seit wann verstehen Sie mich nicht? [Lärm]
Teilnehmer: Wenn Sie an der Tafel stehen. [Lärm]
Lacan: Ach ja, bis jetzt ging das also? Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie mir das in dem Moment sagen, in dem es nicht mehr geht. Also hören Sie, jetzt werde ich schnell schreiben und dann werde ich hierher zurückkommen. [Gelächter]
An der Tafel:
Die Aussagearten in der Quantorenlogik
[139] Also gut. Ich habe gerade diese kleinen Ringe gemacht, um Ihnen zu zeigen, dass der Strich nicht ein Strich zwischen zwei F(x) ist – was übrigens absolut nichts bedeuten würde – und dass der Strich, den Sie in der rechten Spalte zwischen jeder, zwischen jedem der Paare von F(x) finden, dass dieser Strich einzig mit demjenigen F(x) verbunden ist, das hier darunter steht, also dessen Negation bedeutet.
Die Zeit schreitet schneller voran, als ich vermutet habe, derart, dass mich das vielleicht zwingen wird, ein klein wenig abzukürzen.
Die Frucht der Operation der vollständigen Inskription, diejenige, die den Fortschritt der Mathematik ermöglicht hat, ihn angeregt hat, besteht darin, dass von daher, dass die Mathematik durch die Algebra dazu gelangt ist, gänzlich geschrieben zu werden, die Idee hat aufkommen können, sich des Buchstabens für etwas anderes zu bedienen als dafür, Löcher zu machen, nämlich dafür, unsere vier Aussagearten auf andere Weise zu schreiben, insofern sie um das Jeder und um das Einige zentriert sind, um Wörter also, bei denen es wirklich nicht schwierig wäre, Ihnen zu zeigen, welche Mehrdeutigkeiten von ihnen gestützt werden. Also, von dieser Idee her hat man das geschrieben, was sich zunächst als Subjekt darstellte. Unter der Bedingung, es mit diesem umgedrehten großen A zu versehen [∀], konnten wir es als äquivalent mit „jedes x“ auffassen, und von daher ging es darum, zu wissen, in welchem Maße ein bestimmtes „jedes x“ einem Funktionsverhältnis genügen konnte.
Ich denke, dass ich hier nicht hervorheben muss – allerdings ist wohl doch nötig, dass ich es tue, ohne das würde all dies hier als leer erscheinen –, dass die Sache in der Mathematik wirklich ihren vollen Sinn hat, dass nämlich genau insofern, als wir uns an den Buchstaben halten – wo die Macht der Mathematik liegt –, dass dieses x rechts, insofern es unbekannt ist, zu Recht als etwas behauptet oder nicht behauptet werden kann, das seinen Platz in dem finden kann, was sich als die Funktion erweist, die auf ihn antwortet, das heißt dort, wo eben dieses x als Variable aufgefasst wird.
Um schnell voranzukommen – denn ich sage Ihnen, die Zeit schreitet voran –, möchte ich es veranschaulichen.
Ich habe hervorgehoben, ich habe gesagt, ich habe geäußert, dass dieses x, das links steht, nämlich in dem „∀ von x“, eine Unbekannte ist. Nehmen wir beispielsweise die Wurzel einer Gleichung zweiten Grades. Kann ich für jede Wurzel einer Gleichung zweiten Grades schreiben, dass die Wurzel sich in die Funktion einschreiben lässt, durch die das x als Variable definiert wird, nämlich als diejenige Funktion, von der her die reellen Zahlen eingesetzt werden?
Für diejenigen, die hier absolut nicht mitkommen, für die all das tatsächlich eine noch nie gehörte Sprache ist, hebe ich hervor, dass die reellen Zahlen, jedenfalls für diese da, alle Zahlen sind, die sie kennen [Gelächter], das heißt einschließlich der irrationalen Zahlen, auch wenn sie nicht wissen, was das ist. [Gelächter] Sie mögen einfach wissen, dass man mit den reellen Zahlen jetzt durch ist, man hat ihnen einen Status verliehen. Da sie nicht ahnen, was |[140] die imaginären Zahlen sind, weise ich sie darauf hin, nur um ihnen eine Idee davon zu geben, dass es sich lohnt, eine Funktion von reellen Zahlen zu bilden. Gut. Nun ja, es ist völlig klar, dass es nicht wahr ist, dass man für jedes x, also für jede Wurzel der Gleichung zweiten Grades, sagen kann, dass jede Wurzel einer Gleichung zweiten Grades die Funktion erfüllt, auf der die reellen Zahlen beruhen – ganz einfach deshalb, weil es Wurzeln einer Gleichung zweiten Grades gibt, die imaginäre Zahlen sind, die [also] nicht der Funktion der reellen Zahlen angehören.
Gut. Was ich für Sie hervorheben möchte, ist dies, dass man glaubt, damit genug darüber gesagt zu haben. Eben nicht! Man hat nicht genug darüber gesagt, denn sowohl für das, was zu den Beziehungen von „alle x“ gehört, als auch für das Verhältnis, mit dem man glaubt, das „einige“ ersetzen zu können - nämlich, womit man sich gelegentlich begnügen kann, nämlich dass es Wurzeln einer Gleichung zweiten Grades gibt, die die Funktion der reellen Zahl erfüllen, und dass es auch Wurzeln einer Gleichung zweiten Grades gibt, die sie nicht erfüllen –, aber im einen wie im anderen Falle ist das, was sich daraus ergibt, weit davon entfernt, dass wir hier die rein formale Transposition, die vollständige Homologie der allgemeinen und der partikulären Aussagen sehen können, der bejahenden wie der verneinenden.
Das heißt, dass --; das bedeutet nicht, dass die Funktion nicht wahr ist – was kann das bedeuten, dass eine Funktion nicht wahr ist? Von dem Moment an, in dem Sie eine Funktion schreiben, ist sie, diese Funktion, das was sie ist, selbst wenn sie über die Funktion der reellen Zahlen weit hinausreicht. Und das bedeutet, dass ich – bezogen auf die Unbekannte, die durch die Wurzel einer Gleichung zweiten Grades gebildet wird –, dass ich, um sie hier zu verorten, nicht die Funktion der reellen Zahlen schreiben kann, und das ist etwas anderes als die allgemeine verneinende Aussage, deren Eigenschaften im Übrigen durchaus bereits so waren, dass wir sie in der Schwebe ließen, wie ich seinerzeit hinreichend betont habe.
Auf der Ebene des „Es existiert ein x“ ist damit genau dasselbe. Es existiert ein x, bei dem --; es existieren bestimmte x, bestimmte Wurzeln einer Gleichung zweiten Grades, bei denen ich die sogenannte Funktion der reellen Zahlen schreiben kann und sagen kann, dass sie sie erfüllen. Es gibt andere, bei denen es zwar nicht darum geht, die Funktion der reellen Zahlen zu bestreiten, bei denen ich die Funktion der reellen Zahlen jedoch nicht schreiben kann.
Gut, das führt uns jetzt zur dritten Etappe, bei der es insgesamt um all das geht, was ich Ihnen heute gesagt habe, und die natürlich dazu da ist, um Sie einzuführen.
[141] Wie Sie ja gesehen haben, ist es so, dass ich ganz natürlich dazu übergehe – wobei ich mich auf die Erinnerung an das verlasse, was neu zu artikulieren ist –, dass ich dazu übergegangen bin, es zu schreiben, nämlich dass die Funktion mit ihrem kleinen Strich darüber etwas symbolisiert hat, was [allerdings] in Bezug auf das, was ich tatsächlich zu sagen hatte, gänzlich ungeeignet war.
Sie haben vielleicht bemerkt, dass mir überhaupt nicht in den Sinn gekommen ist – zumindest bis jetzt nicht und auch Ihnen nicht –, zu denken, der Negationsstrich hätte vielleicht nicht in der rechten Kolonne, sondern in der linken Kolonne etwas zu tun, etwas zu sagen. Versuchen wir es. Was lässt sich damit anfangen?
Was kann man darüber zu sagen haben, dass die Funktion nicht variieren würde, nennen wir sie, wie zufällig, „Φ von x“, und dass wir den Negationsstrich – was wir bis jetzt nie tun mussten – [stattdessen auf den Quantor] setzen?
Sie kann gesagt oder aber geschrieben werden. Beginnen wir damit, sie zu sagen:
– Nicht von jedem x kann die Funktion „Phi von x“ geschrieben werden.
– Von keinem existierenden x kann die Funktion „Phi von x“ geschrieben werden.
So also. Ich habe noch nicht gesagt, ob das schreibbar ist oder nicht; aber wenn ich mich so ausdrücke, äußere ich etwas, dessen einzige Referenz die Existenz des Geschriebenen ist.
Um es klar zu sagen: Zwischen diesen beiden Negationen liegt eine Welt. Diejenige Negation, die bewirkt, dass ich sie [die Funktion] nicht schreibe, dass ich sie ausschließe, diese Negation hat verwerfenden Charakter, wie sich mal jemand, der ein ganz ausgezeichneter Grammatiker war, ausgedrückt hat; die Funktion soll nicht geschrieben werden, ich will nichts davon wissen. Die andere ist diskordanziell: Es ist nicht so, dass es ein „jedes x“ gäbe und ich von daher „Phi von x“ schreiben oder nicht schreiben könnte; es ist nicht so, dass ein x existieren würde und ich von daher „Phi von x“ schreiben oder nicht schreiben könnte.
[142] Eben dies führt uns ins Innere der Unmöglichkeit, das zu schreiben, worum es beim sexuellen Verhältnis geht.
Denn nachdem lange Zeit, bezogen auf dieses Verhältnis, die wohlbekannten Strukturen der Fiktion fortbestanden haben, auf denen insbesondere alle Religionen beruhen, sind wir zur Fundierung dessen gelangt – und zwar durch die analytische Erfahrung –, dass dieses Verhältnis nicht ohne dritten Term geht, genau gesagt nicht ohne den Phallus.
Natürlich höre ich, wenn ich so sagen darf, wie sich hier ein beschränktes Begriffsvermögen artikuliert: „Hey, mit diesem dritten Term geht das ganz von allein, es gibt ja einen dritten Term, und deswegen muss es ein Verhältnis geben!“
Es ist natürlich schwierig, das zu verbildlichen und zu zeigen, dass es etwas Unbekanntes gibt, das hier der Mann ist [das linke x im obigen Diagramm], dass es etwas Unbekanntes gibt, das hier die Frau ist [das rechte x im Diagramm], und dass der dritte Term als dritter Term eben dadurch charakterisiert ist, dass er gerade kein Medium ist, dass man, wenn man ihn mit einem der beiden übrigen Terme verbindet, etwa mit dem Term des Mannes, dass man dann sicher sein kann, dass er nicht mit dem anderen kommunizieren wird und umgekehrt und dass es hier speziell dies ist, was das Charakteristikum des dritten Terms ausmacht.
Und natürlich, da man ja eines Tages die Funktion des Attributs erfunden hat, warum sollte das, in den ersten lächerlichen Schritten der Struktur des Scheins, nicht dazu in Beziehung stehen, dass jeder Mann phallisch ist und dass jede Frau es nicht ist? Es muss jedoch etwas ganz anderes etabliert werden. Nämlich dass irgendein Mann es von dem her ist, was hier durch die zweite Formel ausgedrückt wird, von dem her, dass er es nicht insofern ist, als er partikulär ist – der Mann ist insofern phallische Funktion, als er „jeder Mann“ ist. Wie Sie aber wissen, muss man die größten Zweifel hegen hinsichtlich der Tatsache, dass der „jeder Mann“ existiert. Eben darum geht es, nämlich dass er es nur qua „jeder Mann“ sein kann, das heißt qua Signifikant, nichts mehr.
Und dass hingegen das, was ich geäußert habe, was ich Ihnen gesagt habe, dies ist, dass es für die Frau genau um das Gegenteil geht, nämlich um das, was von der diskordanziellen Aussage oben ausgedrückt wird, von derjenigen, |[143] die ich, wenn ich so sagen darf, nur geschrieben habe, ohne sie zu schreiben, da ich für Sie hervorhebe, dass es um eine diskordanzielle geht, die nur durch die Aussage unterstützt wird, nämlich dass die Frau im sexuellen Verhältnis ihren Platz nur ausfüllen kann, dass sie es nur sein kann qua „eine Frau“ – wie ich bereits deutlich betont habe, gibt es nicht „jede Frau“.
Was ich heute anbahnen wollte, für Sie veranschaulichen wollte, ist dies, dass die Logik das Kennzeichen der sexuellen Sackgasse trägt und dass Sie, wenn Sie ihr folgen, in ihrer Bewegung, in ihrem Fortschritt, das heißt in dem Feld, in dem sie nicht das Geringste mit dem zu tun zu haben scheint, worum es bei dem geht, was von unserer Erfahrung her artikuliert wird, also ausgehend von der analytischen Erfahrung, dass Sie hier dieselben Sackgassen wiederfinden werden, dieselben Hindernisse, dieselben Lücken, kurz gesagt, dieselbe Abwesenheit der Schließung eines grundlegenden Dreiecks.
Ich wundre mich, dass die Dinge, ich meine die Zeit, so schnell vorangeschritten sind bei dem, was ich für Sie heute anzubahnen hatte, und dass ich mich jetzt unterbrechen muss. Ich denke, dass es Ihnen vielleicht leichtfallen wird, bevor wir uns am zweiten Mittwoch im Juni wiedersehen, sich selbst über die Angemessenheit von dem hier klarzuwerden, woraus beispielsweise hervorgeht, dass, bezogen auf den Status des Mannes, etwas nur dadurch gegründet werden kann – ich sage: angesichts der analytischen Erfahrung –, dass auf künstliche Weise, auf mythische Weise dieser „jeder Mann“ konstruiert wird, mit diesem Unterstellten, mit dem mythischen Vater aus Totem und Tabu, das heißt mit dem, der in der Lage ist, der Jouissance aller Frauen zu genügen.
Aber umgekehrt sind dies in der Position der Frau die Folgen dessen, dass sie nur ausgehend davon, „eine Frau“ zu sein, in das eingesetzt werden kann, was schreibbar ist, von daher, es nicht zu sein, das heißt aufklaffend bleibend in Bezug auf das, worum es beim sexuellen Verhältnis geht, und dass das eintritt, was in dem, worum es bei der wirklich wertvollen Funktion der Hysterikerinnen geht, so gut lesbar ist. Die Hysterikerinnen sind diejenigen, die über das, worum es beim sexuellen Verhältnis geht, die Wahrheit sagen. Es ist schwer zu sehen, wie der Weg der Psychoanalyse hätte gebahnt werden können, wenn wir sie nicht gehabt hätten. Dass die Neurose, dass zumindest eine Neurose, ich werde es gleichermaßen für die andere demonstrieren, dass eine Neurose ganz streng der Punkt ist, an dem die Wahrheit eines Scheiterns artikuliert wird, die überall anders als da, wo die Wahrheit gesagt wird, nicht weniger wahr ist, davon müssen wir ausgehen, um der Freud’schen Entdeckung ihren Sinn zu verleihen.
Was die Hysterikerin artikuliert, ist natürlich dies, dass sie, bezogen darauf, den „jeder Mann“ zu geben, dass sie dazu genauso in der Lage ist wie der „jeder Mann“ selbst, nämlich mithilfe der Imagination. Von daher hat sie also keinen Bedarf danach.
Falls sie |[144] das aber zufällig interessiert, der Phallus – also das, in Bezug worauf sie sich, wie Freud hinreichend betont hat, als kastriert auffasst –, hat sie es durch den Fortschritt der Behandlung, der analytischen Behandlung, nur damit zu tun, denn man darf nicht glauben, dass sie diese Jouissance nicht auf ihrer Seite hat. Und wenn sie sich zufällig für das sexuelle Verhältnis interessiert, muss sie sich für dieses dritte Element interessieren, für den Phallus. Und da sie sich nur insofern dafür interessieren kann, als im Verhältnis zum Mann nicht sicher ist, ob er selbst einen hat, wird sich ihre gesamte Politik auf das richten, was ich so nenne: davon au moins un zu haben, mindestens einen / zumindest einen.
Mit dem Begriff des mindestens einer, damit, mein Gott, schließe ich, da die Uhr mir die Grenze anzeigt. Sie werden sehen, dass ich ihn später natürlich in einen Funktionszusammenhang zu bringen habe mit dem, was Sie dort [an der Tafel] bereits artikuliert sehen, mit der Funktion des un en plus, des eins mehr, die es übrigens nur hier gibt, nicht wahr, so wie ich sie das letzte Mal geschrieben habe: un en peluce [in etwa „eins aus Fussel“]. [Gelächter] Es ist nicht ohne Bedeutung, dass ich das so geschrieben habe, ich denke, dass dies bei einigen immerhin gewisse Echos hervorrufen kann.
Das au moins un, das mindestens einer als wesentliche Funktion des Verhältnisses, insofern hierdurch die Frau in Beziehung zum ternären Schlüsselpunkt der phallischen Funktion verortet wird, wir werden es auf folgende Weise schreiben, da es etwas inauguriert, da es genau diejenige Dimension inauguriert, auf der ich für einen Diskurs, der nicht vom Schein wäre, bestanden habe: das hommoinzin [in etwa „Mann-minus-Dings“].
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Französisch/deutsch mit Anmerkungen
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[129] Si je commence par l’abrupt en somme de ce que j’ai à vous dire, ça pourrait s’exprimer ainsi : c’est que dans ce que nous explorons, à partir d’un certain discours – dans l’occasion le mien – le mien en tant que c’est celui de l’analyste, disons que ça détermine des fonctions, en d’autres termes que les fonctions ne sont déterminées qu’à partir d’un certain discours.
Wenn ich abrupt mit dem beginne, was ich Ihnen zu sagen habe, könnte das so ausgedrückt werden, dass in dem, was wir ausgehend von einem bestimmten Diskurs erkunden – in diesem Falle ausgehend dem meinen, dem meinen insofern, als es der des Analytikers ist –, dass, sagen wir, hierdurch Funktionen determiniert werden, anders ausgedrückt: dass die Funktionen nur von einem bestimmten Diskurs her determiniert sind.
Alors, à ce niveau des fonctions déterminées par un certain discours, je peux établir l’équivalence que l’écrit, c’est la jouissance.
Nun, auf dieser Ebene der Funktionen, die durch einen bestimmten Diskurs determiniert sind, kann ich folgende Äquivalenz aufstellen: Das Geschriebene ist die Jouissance.1
Naturellement ça n’est casable qu’à l’intérieur de cette première articulation des fonctions déterminées par un discours ; disons que ça tient exactement la même place à l’intérieur de ces fonctions.
Natürlich lässt sich das nur in der ersten Artikulation der Funktionen unterbringen, die von einem Diskurs determiniert sind; sagen wir, dass das in diesen Funktionen exakt dieselbe Stelle einnimmt.
Ceci étant énoncé comme ça tout abrupt, pourquoi ?
Und warum wurde das so schroff geäußert?
Ben, pour que vous le mettiez à l’épreuve.
Na ja, damit Sie es überprüfen.
C’est vrai que ça vous mènera toujours quelque part, et même, de préférence, à quelque chose d’exact.
Es stimmt, dass Sie das immer irgendwohin führen wird, vorzugsweise sogar zu etwas Exaktem.
Ceci bien sûr ne me dispense pas du soin de vous y introduire par les voies qui conviennent, à savoir celles, non pas qui le justifient pour moi, étant donné d’où je vous parle, mais celles par lesquelles ça peut s’expliquer.
Das enthebt mich natürlich nicht der Sorge, Sie auf geeigneten Wegen darin einzuführen, also auf Wegen, die das nicht für mich begründen, angesichts dessen, von wo aus ich zu Ihnen spreche, sondern auf solchen, durch die sich das erklären lässt.
Je suppose – je ne suppose pas forcément – que je m’adresse ici toujours à des analystes, au reste c’est bien ce qui fait que mon discours n’est pas facilement suivi, c’est très précisément en tant qu’il y a quelque chose qui au niveau du discours de l’analyste, fait obstacle à un certain type d’inscription.
Ich nehme an – ich nehme nicht zwangsläufig an –, dass ich mich hier immer an Analytiker wende; bei den Übrigen führt dies eben dazu, dass sie meinem Diskurs nicht leicht folgen können, genau insofern nämlich, als es etwas gibt, das auf der Ebene des Diskurses des Analytikers einem bestimmten Typus der Inskription im Wege steht.
[130] Cette inscription pourtant, c’est ce que je laisse, c’est ce que je propose.
Diese Inskription ist jedoch das, was ich hinterlasse, es ist das, was ich vorschlage.
C’est ce que j’espère qui passera, qui passera d’un point d’où, si l’on peut dire, le discours analytique prenne un nouvel élan.
Es das, wovon ich hoffe, dass es durchgehen wird, dass es von einem Punkt aus durchgehen wird, von wo aus, wenn man so sagen kann, der analytische Diskurs einen neuen Aufschwung nimmt.
Alors, il s’agit donc de rendre sensible comment la transmission d’une lettre a un rapport avec quelque chose d’essentiel, de fondamental, dans l’organisation du discours quel qu’il soit, à savoir la jouissance.
Nun, es geht also darum, spürbar zu machen, wie die Übermittlung eines lettre – eines Buchstabens, eines Briefes, einer Letter – zu etwas in Beziehung steht, das für die Organisation jedweden Diskurses wesentlich und grundlegend ist, nämlich zur Jouissance.2
Pour ça bien sûr, il faut que – à chaque fois – je vous mette au ton de la chose.
Dafür muss ich Sie natürlich jedes Mal auf die Sache einstimmen.
Comment le faire, si ce n’est à rappeler l’exemple de base dont je suis parti, c’est à savoir que c’est très expressément d’étudier la lettre comme telle… en tant que quoi ? en tant que – je l’ai dit – elle a un effet féminisant …que j’ouvre mes Écrits.
Wie anders lässt sich das tun als in der Weise, dass das grundlegende Beispiel, von dem ich ausgegangen bin, in Erinnerung gerufen wird, dass ich nämlich meine Schriften ausdrücklich damit eröffne, die Letter als solche zu untersuchen3 – unter welchem Gesichtspunkt? Insofern sie, das habe ich gesagt, eine feminisierende Wirkung hat.
Cette lettre en somme, je l’ai resouligné encore la dernière fois, elle fonctionne très spécifiquement en ceci que personne ne sait rien de son contenu et que jusqu’à la fin du conte personne n’en saura rien.
Diese Letter also, das letzte Mal habe ich das noch einmal hervorgehoben, funktioniert insofern auf ganz spezielle Weise, als über ihren Inhalt niemand etwas weiß und bis zum Ende der Erzählung auch niemand etwas wissen wird.
Elle est très exemplaire en ceci que naturellement il n’y a qu’au benêt – et encore, je pense que même au benêt l’idée ne lui est pas venue – que cette lettre est quelque chose d’aussi sommaire, d’aussi grossier que quelque chose qui porterait le témoignage de ce qu’on appelle communément un rapport sexuel.
Diese Letter ist insofern sehr exemplarisch, als natürlich nur einem Einfältigen nicht die Idee gekommen ist – und ich denke sogar, selbst einem Einfältigen ist sie gekommen –, dass diese Letter etwas so Summarisches, so Grobes ist, wie etwas, was das Zeugnis dessen trüge, was man gemeinhin als sexuelles Verhältnis bezeichnet.
Encore que ce soit écrit par un homme et il est dit et c’est souligné, par un Grand, par un Grand et à une Reine, il est évident qu’il est… que c’est pas ça qui fait un drame, et que cette lettre, qu’il est de la tenue d’une Cour… si je puis dire, c’est-à-dire de quelque chose de fondé – c’est la meilleure définition qu’on en puisse donner – sur la distribution de la jouissance …il est de la tenue d’une Cour que dans cette distribution, elle mette ce qu’on appelle à proprement parler le rapport sexuel à son rang, c’est-à-dire bien évidemment le plus bas.
Obschon das von einem Mann geschrieben ist, der zum hohen Adel gehört, wie das gesagt und hervorgehoben wird, von einem hohen Adligen und an eine Königin gerichtet ist, ist doch offenkundig, dass es ist --, dass es nicht das ist, was das Drama ausmacht, und dass diese Letter --, dass es zum Verhalten eines Hofes gehört, wenn ich so sagen darf, das heißt zum Verhalten von etwas – das ist die beste Definition, die man davon geben kann –, das sich auf die Distribution der Jouissance gründet, dass es zum Verhalten eines Hofes gehört, dass bei dieser Distribution der Hof dem, was man im engeren Sinne als sexuelles Verhältnis bezeichnet, seinen Rang zuweist, und das heißt ganz offenkundig: den niedrigsten.
Personne n’y relève comme notables les services qu’une grande dame peut à ce titre recevoir d’un laquais.
Die Dienste, die in dieser Hinsicht eine Dame von Adel von einem Lakaien empfangen kann, hebt hier niemand als bemerkenswert hervor.
Avec la Reine, bien sûr, et justement parce que c’est la Reine, les choses doivent prendre un autre accent.
Bei der Königin allerdings, eben weil es die Königin ist, müssen die Dinge einen anderen Akzent annehmen.
Mais d’abord donc, il est posé – ce qui est d’expérience – qu’un homme né, c’est celui qui, si je puis dire de race, ne saurait prendre ombrage d’une liaison de son épouse, qu’à la mesure de sa décence, c’est-à-dire des formes respectées.
Zunächst einmal wird jedoch angenommen – das entspricht der Erfahrung –, dass ein Mann von Geburt jemand ist, der von seiner Rasse her, wenn ich so sagen darf, an einer Liaison seiner Gattin nur insoweit Anstoß zu nehmen weiß, als dabei der Anstand ins Spiel kommt, das heißt Formen, die respektiert werden.
La seule chose qui pourrait y faire objection est bien sûr l’introduction de bâtards dans la lignée, mais même ça après tout, ça peut servir à un rajeunissement d’un sang.
Das einzige, was hier einen Einwand hervorrufen könnte, ist natürlich die Einführung unehelicher Kinder in die Abstammungslinie, selbst das kann aber letztlich der Verjüngung des Blutes dienen.
[131] Où se voit évidemment ici, dans un cadre qui, pour ne pas vous être spécialement présentifié dans la société actuelle, n’en est pas moins exemplaire et fondamental pour ce qui est de raisonner des rapports sociaux, à quoi se voit, dis-je en somme que, il n’y a rien de tel qu’un ordre fondé sur l’artifice pour y faire apparaître cet élément qui lui en apparence, est justement celui qui doit paraître irréductible dans le réel, à savoir la fonction du besoin.
Wo hier offenkundig zu sehen ist – in einem Rahmen, der, auch wenn er Ihnen in der heutigen Gesellschaft nicht speziell vergegenwärtigt wird, darum aber für das, was bei der Erklärung der sozialen Verhältnisse zu bedenken ist, nicht weniger exemplarisch und grundlegend ist –, wobei zu sehen ist, sage ich ganz kurz, dass nichts so sehr wie eine auf das Künstliche gegründete Ordnung geeignet ist, hier das Element erscheinen zu lassen, das für sie anscheinend genau das ist, was im Realen als unreduzierbar erscheinen muss, nämlich die Funktion des Bedürfnisses.
Si je vous ai dit que, il y a un ordre dans lequel il est tout à fait mis à sa place, qu’un sujet – si haut placé qu’il soit – se réserve cette part de jouissance irréductible, la part minimale, à ne pas pouvoir être sublimée, comme s’exprime Freud expressément, seul un ordre fondé sur l’artefact, j’ai spécifié la Cour pour autant qu’elle redouble l’artefact déjà de la noblesse, de ce second artefact d’une distribution ordonnée de la jouissance …et c’est seulement là que peut décemment trouver sa place le besoin.
Wenn ich Ihnen gesagt habe, dass es eine Ordnung gibt, in der es durchaus seinen Platz hat, dass ein Subjekt, so hoch platziert es auch sein mag, sich diesen Teil der unreduzierbaren Jouissance vorbehält, den von daher minimalen Teil, dass er nicht sublimiert werden kann, wie Freud das ausdrücklich artikuliert, einzig also in einer Ordnung, die sich auf das Artefakt gründet – und ich habe das spezifiziert: der Hof insofern er das Artefakt des Adels durch das zweite Artefakt einer geordneten Distribution der Jouissance verdoppelt –, nur hier kann das Bedürfnis auf anständige Weise seinen Platz finden.
Le besoin expressément spécifié comme tel est le besoin sexuel.
Das Bedürfnis, das ausdrücklich als solches spezifiziert ist, ist das sexuelle Bedürfnis.
Seulement ce qui paraît d’un côté spécifier le naturel, être ce qui, je dirai, du point de vue d’une théorisation en somme biologique du rapport sexuel pourrait faire partir d’un besoin ce qui doit en résulter, à savoir la reproduction, nous constatons que si l’artefact est satisfaisant à une certaine théorisation primaire d’un côté, de l’autre il laisse évidemment la place à ceci, c’est que la reproduction peut aussi bien dans ce cas n’être pas la reproduction je dirai – entre guillemets – « légitime ».
Jedoch das, was einerseits das Natürliche zu spezifizieren scheint und das zu sein scheint, was – möchte ich sagen, vom Standpunkt einer insgesamt biologischen Theoretisierung des sexuellen Verhältnisses aus –, was also das, was daraus hervorgehen muss, nämlich die Reproduktion, von einem Bedürfnis ausgehen lassen könnte --; wir stellen fest, dass das Artefakt, auch wenn es einerseits für eine bestimmte erste Theoriebildung befriedigend ist, doch offenkundig andererseits Raum dafür lässt, dass die Reproduktion in diesem Falle auch eine, möchte ich sagen, in Anführungszeichen „nicht legitime“ Reproduktion sein kann.
Ce besoin, cet irréductible dans le rapport sexuel, on peut admettre bien sûr qu’il existe toujours, et Freud l’affirme.
Dieses Bedürfnis, dieses Irreduzible im sexuellen Verhältnis, man kann sicherlich einräumen, dass es immer existiert, und Freud bestätigt das.
Mais ce qu’il y a de certain, c’est que, il n’est pas mesurable tant qu’il n’est pas expressément, et il ne peut l’être que dans l’artefact, dans l’artefact de la relation à l’Autre avec un grand A.
Sicher ist aber, dass es nicht messbar ist, solange das nicht ausdrücklich [geschieht], und es kann nur im Artefakt gemessen werden: im Artefakt der Beziehung zum Anderen mit großem A.4
Il n’est pas mesurable, et c’est bien cet élément d’indétermination où se signe ce qu’il y a de fondamental, c’est très précisément que le rapport sexuel n’est pas inscriptible, n’est pas fondable comme rapport.
Es ist nicht messbar, und eben dieses Element der Unbestimmtheit ist es, wo unterzeichnet wird, was es an Grundlegendem gibt, nämlich genau dies, dass das sexuelle Verhältnis als Verhältnis nicht schreibbar ist, nicht gegründet werden kann.
C’est bien en quoi la lettre, la lettre dont je pars pour en ouvrir mes Écrits, se désigne de ce qu’elle est, et de ce en quoi elle indique tout ce que Freud lui-même développe, c’est que si elle sert quelque chose qui est de l’ordre du sexe, c’est non pas certes un rapport sexuel, mais un rapport, disons, sexué.
Das ist eben das, worin die Letter – die Letter, von der ich ausgehe, um damit meine Schriften zu eröffnen – durch das bezeichnet wird, was sie ist, und durch das, worin sie all das anzeigt, was Freud selbst entwickelt, nämlich dass die Letter, wenn sie zu etwas dient, was von der Ordnung des Geschlechts ist – du sexe – , dann ist das sicherlich nicht ein sexuelles Verhältnis, sondern ein, sagen wir, sexuiertes Verhältnis.
La différence entre les deux est celle-ci, c’est que – c’est ce que Freud démontre, ce qu’il a apporté de décisif – c’est que par l’intermédiaire de l’inconscient nous entrevoyons que tout ce qui est du langage a affaire avec le sexe, est dans un certain rapport avec le sexe, mais très précisément en ceci que le rapport sexuel ne peut, du moins jusqu’à l’heure présente, d’aucune façon s’y inscrire.
Der Unterschied zwischen beiden ist folgender, nämlich – das ist das, was Freud demonstriert, was er an Entscheidendem beigetragen hat –, dass wir durch Vermittlung des Unbewussten erahnen, dass all das, was zur Sprache gehört, zur langage, mit dem Geschlecht zu tun hat, in einem bestimmten Verhältnis zum Geschlecht steht, jedoch genau insofern, als das sexuelle Verhältnis, zumindest bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt, darin auf keine Weise eingeschrieben werden kann.
[132] La prétendue sexualisation par la doctrine freudienne… de ce qu’il en est des fonctions qu’on peut appeler subjectives, à condition de les bien situer, de les situer de l’ordre du langage …la prétendue sexualisation consiste essentiellement en ceci que ce qui devrait résulter du langage, à savoir que la relation sexuelle d’une façon quelconque puisse s’y inscrire, montre précisément – et ceci dans le fait – montre son échec : elle n’est pas inscriptible.
Die angebliche Sexualisierung durch die Freud’sche Lehre – dessen, worum es bei denjenigen Funktionen geht, die man als „subjektiv“ bezeichnen kann, unter der Bedingung, sie richtig zu verorten, sie von der Ordnung der Sprache her zu verorten –, die angebliche Sexualisierung besteht wesentlich darin, dass das, was aus der Sprache hervorgehen müsste, nämlich dass das sexuelle Verhältnis auf irgendeine Weise darin geschrieben werden kann, gerade sein Scheitern zeigt, und zwar faktisch – es ist nicht schreibbar.
Vous voyez déjà là fonctionner ceci qui fait partie de cet effet d’écart, cet effet de division, qui est celui auquel nous avons régulièrement toujours affaire, et c’est bien pour cela qu’il faut en quelque sorte vous y former.
Sie sehen hier bereits etwas funktionieren, was zu diesem Abweichungseffekt , zu diesem Spaltungseffekt gehört, nämlich zu dem, womit wir es regelmäßig immer zu tun haben, und eben deshalb müssen Sie sich darin gewissermaßen bilden.
C’est que j’énonce par exemple ceci : que le rapport sexuel, c’est justement dans la mesure où quelque chose échoue, échoue à ce qu’il soit… est-ce énoncé dans le langage ?
Heißt das, dass ich beispielsweise dies äußere, dass das sexuelle Verhältnis genau in dem Maße ist, wie etwas scheitert, und zwar daran scheitert, in der Sprache geäußert zu werden?
Mais justement ça n’est pas énoncé que j’ai dit : c’est inscriptible … inscriptible en ceci que ce qui est exigible pour qu’il y ait fonction, c’est que du langage, quelque chose puisse se produire qui est l’écriture expressément – comme telle – de la fonction, à savoir ce quelque chose que déjà je vous ai plus d’une fois symbolisé de la façon la plus simple, à savoir ceci : F dans un certain rapport avec x [F(x)].
Was ich jedoch gesagt habe, ist gerade nicht geäußert, sondern schreibbar, insofern schreibbar, als es dafür, dass es eine Funktion gibt, erforderlich ist, dass sich aus der Sprache etwas herstellen kann, was als solches ausdrücklich die Schreibung der Funktion ist, ihre écriture, nämlich etwas, das ich für Sie bereits mehr als einmal auf ganz einfache Weise symbolisiert habe, nämlich dies: F in einem bestimmten Verhältnis zu x [F(x)].5
Donc, au moment de dire que le langage, c’est ce quelque chose qui ne rend pas compte du rapport sexuel, il n’en rend pas compte – en quoi ? – en ceci que de l’inscription qu’il est capable de commenter, il ne peut faire que cette inscription soit – car c’est en cela que cela consiste – soit ce que je définis comme inscription effective de quelque chose qui serait le rapport sexuel en tant qu’il mettrait en rapport les deux pôles, les deux termes qui s’intituleraient de l’homme et de la femme, en tant que cet homme et cette femme sont des sexes respectivement spécifiés du masculin et du féminin – chez qui, chez quoi ? – chez un être qui parle, autrement dit, qui habitant le langage, se trouve en tirer cet usage qui est celui de la parole.
In dem Augenblick also, in dem man sagt, dass die Sprache etwas ist, das vom sexuellen Verhältnis keine Rechenschaft ablegt – inwiefern legt sie davon keine Rechenschaft ab? Insofern als sie bei der Inskription, die zu kommentieren sie in der Lage ist, nicht bewirken kann, dass diese Inskription das ist – denn daraus besteht das –, dass es das ist, was ich definiere als effektives Inskription von etwas, das insofern das sexuelle Verhältnis wäre, als es die beiden Pole in ein Verhältnis brächte, die beiden Terme, die vom Mann und von der Frau her tituliert werden würden, insofern dieser Mann und diese Frau Geschlechter sind, die als männlich beziehungsweise als weiblich spezifiziert sind – bei wem, bei was? Bei einem Wesen, das spricht, anders gesagt, das, indem es die Sprache bewohnt, dazu gelangt, davon den Gebrauch zu machen, der im Sprechen besteht.
C’est en cela que ici ce n’est pas rien que de mettre en avant la lettre, à proprement parler comme dans un certain rapport, rapport de la femme avec ce qui de Loi écrite, s’inscrit dans le contexte où la chose se place, à savoir, du fait qu’elle est – au titre de Reine – l’image de la femme comme conjointe au Roi.
Insofern ist es nicht unwichtig, die Letter im eigentlichen Sinne herauszustellen, als in einem bestimmten Verhältnis stehend, dem Verhältnis der Frau zu dem, was sich vom geschriebenen Gesetz in den Kontext einschreibt, in dem die Sache stattfindet, von daher nämlich, dass sie mit dem Titel der Königin das Bild der Frau insofern ist, als sie mit dem König verehelicht ist.
C’est en tant que quelque chose est improprement ici symbolisé, et typiquement autour du rapport comme sexuel… et il n’est pas vain que précisément il ne puisse être incarné que dans des êtres de fiction …c’est en tant que ceci, que le fait qu’une lettre lui soit adressée, prend la valeur que je désigne pour me lire, pour m’énoncer dans mes propres propos : « ce signe », « ce signe – il s’agit de la lettre – est bien celui de la femme pour ce qu’elle y fait valoir son être, en le fondant hors de la Loi, qui la contient |[133] toujours de par l’effet des origines, en position de signifiant, voire de fétiche.
Insofern hier etwas unangemessen symbolisiert ist, typischerweise bezogen auf das Verhältnis als sexuelles – und nicht ohne Grund kann es eben nur in Wesen verkörpert werden, die der Fiktion angehören –, insofern nimmt dies, nimmt die Tatsache, dass eine Letter an sie gerichtet ist, den Wert an, den ich so bezeichne – um mich selbst zu lesen, um mich mit meinen eigenen Bemerkungen zu äußern: „dieses Zeichen“, es geht um die Letter, „ist eben das der Frau, von daher, dass sie ihr Sein in ihm geltend macht, dadurch, dass sie es außerhalb des Gesetzes gründet, von dem sie, durch die Wirkung ihrer Ursprünge, stets in der Position des Signifikanten, ja des Fetischs in Schranken gehalten wird“6.
Il est clair que sans l’introduction de la psychanalyse, une telle énonciation, qui est pourtant celle dont procède, je dirai la révolte de la femme, une telle énonciation que de dire que la Loi la contient toujours de par l’effet de ses origines en position de signifiant, voire de fétiche, ne saurait – bien entendu, je le répète – hors de l’introduction de la psychanalyse être énoncée.
Es ist klar, dass ohne die Einführung der Psychoanalyse eine solche Äußerung – die jedoch die ist, von der, möchte ich sagen, der Aufstand der Frau ausgeht –, dass eine solche Äußerung, die besagt, dass das Gesetz sie aufgrund der Wirkung ihrer Ursprünge stets auf die Position des Signifikanten, ja des Fetischs einschränkt, dass eine solche Äußerung natürlich, ich wiederhole es, außerhalb der Einführung der Psychoanalyse nicht vorgebracht werden könnte.
Donc, c’est précisément en ceci que le rapport sexuel est – si je puis dire – étatisé, c’est-à-dire en étant incarné dans celui du Roi et de la Reine, mettant en valeur, de la vérité la structure de fiction, c’est à partir de là que prend fonction, effet, la lettre, qui se pose sûrement d’être en rapport avec la déficience, la déficience marquée d’une certaine promotion en quelque sorte arbitraire et fictive du rapport sexuel, et que c’est là que prenant sa valeur, elle pose sa question.
Also genau dadurch, dass das sexuelle Verhältnis, wenn ich so sagen kann, verstaatlich ist – das heißt dadurch, dass es im Verhältnis des Königs und der Königin verkörpert ist, womit die fiktionale Struktur der Wahrheit zur Geltung gebracht wird –, eben dadurch erhält die Letter ihre Funktion, ihre Wirkung, die sicherlich von daher auftritt, dass die Letter zur Schwäche in Beziehung steht, zu der Schwäche, die dadurch gekennzeichnet ist, dass das sexuelle Verhältnis auf eine Weise gefördert wird, die in gewissem Sinne willkürlich und fiktiv ist, und dass eben dies der Punkt ist, wo die Letter ihre Frage stellt und somit ihren Wert erhält.
C’est tout de même une occasion ici… ne considérez pas que ceci s’emmanche en quelque sorte d’une façon directe sur ce que je viens de rappeler mais ces sortes de sauts, de décalages, sont proprement nécessités par le point où je veux vous mene’est une occasion de marquer qu’ici se confirme bien sûr, se confirme ceci que la vérité ne progresse que d’une structure de fiction.
Das ist hier immerhin eine Gelegenheit – denken Sie nicht, dass das irgendwie direkt an das anschließt, woran ich gerade erinnert habe, aber wegen des Punktes, zu dem ich Sie hinführen möchte, sind Sprünge und Verschiebungen dieser Art wirklich erforderlich –, das ist eine Gelegenheit, um hervorzuheben, dass sich hier natürlich bestätigt, dass sich bestätigt, dass die Wahrheit nur von einer Fiktionsstruktur aus voranschreitet.
C’est à savoir que justement, dans son essence, c’est de ce que se promeuve quelque part une structure de fiction, laquelle est proprement l’essence même du langage, que quelque chose peut se produire, qui est quoi ? mais justement, cette sorte d’interrogation, cette sorte de presse, de serrage, qui met la vérité, si je puis dire, au pied du mur de la vérification.
Das heißt, dass es seinem Wesen nach genau daher rührt, dass irgendwo eine Fiktionsstruktur gefördert wird, die eigentlich das Wesen der Sprache ist, dass von daher etwas sich herstellen kann, nämlich was? Genau die Art des Befragens, die Art des Bedrängens, des Einklemmen, wodurch die Wahrheit, wenn ich so sagen darf, an den Fuß der Mauer der Verifikation gestellt wird.
Ça n’est rien d’autre que la dimension de la science.
Das ist nichts anderes als die Dimension der Wissenschaft.7
En quoi se montre justement enfin que la voie dont se justifie si je puis dire, la voie dont nous voyons que la science progresse, c’est que la part qu’y prend la logique n’est pas mince.
Worin sich schließlich genau zeigt, dass der Weg, von dem her – wenn ich so sagen kann – der Weg begründet wird, auf dem wir die Wissenschaft voranschreiten sehen, dass er so beschaffen ist, dass die Rolle, die hier die Logik spielt, keineswegs gering ist.
Quel que soit le caractère originellement, fondamentalement, foncièrement fictif de ce qui fait le matériel dont s’articule le langage, il est clair qu’il y a une voie qui s’appelle de vérification, c’est celle qui s’attache à saisir où la fiction si je puis dire bute, et ce qui l’arrête.
Was auch immer der ursprünglich, fundamental, grundlegend fiktive Charakter dessen sein mag, woraus das Material besteht, durch das die Sprache artikuliert wird, es ist klar, dass es einen Weg gibt, der als Verifikation bezeichnet wird, derjenige nämlich, der sich dem widmet, das zu erfassen, wo die Fiktion, wenn ich so sagen kann, ins Stolpern gerät, und das zu erfassen, was sie zu einem Halt bringt.
Il est clair qu’ici, quel que soit ce que nous a permis d’inscrire – et vous verrez tout à l’heure ce que ça veut dire – le progrès de la logique, je veux dire la voie écrite par où elle a progressé, il est clair que cette butée est tout à fait efficace de s’inscrire à l’intérieur même du système de la fiction, elle s’appelle la contradiction.
Es ist klar, dass hier – wodurch auch immer es uns möglich war, den Fortschritt der Logik aufzuschreiben, und sie werden gleich sehen, was das bedeutet, ich meine den geschriebenen Weg, auf dem sie Fortschritte gemacht hat –, es ist klar, dass dieses Widerlager sehr wirksam ist, von daher, dass es sich ins Innere des Systems der Fiktion einschreibt; es nennt sich: der Widerspruch.8
Que si la science apparemment a progressé bien autrement que par les voies de la tautologie, ça n’ôte rien à la portée de ma remarque, à savoir que la mise en demeure, portée d’un certain point, à la vérité d’être vérifiable, c’est précisément cela qui a forcé d’abandonner toutes |[134] sortes d’autres prémisses prétendument intuitives.
Wenn die Wissenschaft allem Anschein nach auf ganz andere Weise als auf den Wegen der Tautologie Fortschritte gemacht hat, so tut dies der Reichweite meiner Bemerkung keinen Abbruch, dass nämlich die von einem bestimmten Punkt aus an die Wahrheit vorgebrachte Forderung, verifizierbar zu sein, genau das ist, was dazu gezwungen hat, alle Arten von anderen, angeblich intuitiven, Prämissen aufzugeben.
Et que si… je ne vais pas y revenir aujourd’hui, j’ai suffisamment insisté sur la caractéristique de tout ce qui a précédé, frayé la voie, à la découverte newtonienne par exemple.
Und dass, wenn --; ich werde heute nicht darauf zurückkommen, ich habe hinreichend auf der Charakteristik all dessen bestanden, was auf diesem Wege vorangegangen ist, was ihn gebahnt hat, beispielsweise für die Newton’sche Entdeckung.
C’est bien très précisément de ce que aucune fiction ne s’avérait satisfaisante, autre qu’une d’entre elles qui précisément devait abandonner tout recours à l’intuition et s’en tenir à un certain inscriptible.
Und genau von daher kommt es, dass keine Fiktion sich als befriedigend erwiesen hat, bis auf diejenige, die jede Inanspruchnahme der Intuition gerade aufgeben sollte und die sich dabei an ein bestimmtes Schreibbares halten sollte.
C’est donc en quoi nous avons à nous attacher à ce qu’il en est de l’inscriptible dans ce rapport à la vérification.
Dies also dazu, inwiefern wir uns dem widmen müssen, worum es beim Schreibbaren in diesem Verhältnis zur Verifizierung geht.
Pour en finir bien sûr avec ce que j’ai dit de l’effet de la lettre dans La Lettre volée, qu’ai-je dit expressément ?
Um natürlich mit dem zu enden, was ich in Der gestohlene Brief über die Wirkung der Letter gesagt habe – was habe ich ausdrücklich gesagt?
C’est qu’elle féminise ceux qui se trouvent en être dans une position qui est celle d’être « à son ombre ».
Dass sie diejenigen feminisiert, die sich dabei in einer bestimmten Position befinden, derjenigen nämlich, „in seinem Schatten“9 zu sein.
Bien sûr, c’est là que se touche l’importance de cette notion : « fonction de l’ombre », pour autant que déjà la dernière fois dans ce que je vous ai énoncé de ce qu’est précisément un écrit, je veux dire de quelque chose qui se présentait sous forme littérale, ou littéraire, l’ombre pour être produite a besoin d’une source de lumière… Oui !
Natürlich, hier rührt man daran, wie wichtig der Begriff Funktion des Schattens ist, insofern bereits das letzte Mal in dem, was ich Ihnen gegenüber geäußert habe über das, was genau etwas Geschriebenes ist – ich meine über etwas, das sich in einer litteralen, also buchstäblichen, oder literarischen Form dargestellt hat –, insofern darin der Schatten, um hervorgebracht zu werden, eine Lichtquelle benötigt. Sicher.
Et ce que j’avais fait ne vous a été sensible que de ce que comporte l’Aufklärung, de quelque chose qui garde structure de fiction.
Und was ich getan hatte, war für Sie nur von dem her spürbar, was mit der Aufklärung* einhergeht, war von etwas her spürbar, was Fiktionsstruktur bewahrt.10
Je parle de l’époque historique bien sûr, qui n’a pas été mince, et dont il nous peut être utile – il l’est ici, et c’est ce que je fais – d’en retracer les voies, ou de les reprendre.
Ich spreche natürlich von der historischen Epoche, die nicht unbedeutend gewesen ist und in Bezug auf die es für uns nützlich sein kann – das ist hier der Fall, und das ist das, was ich tue –, ihre Wege nachzuzeichnen oder sie wieder einzuschlagen.
Mais en elle-même il est clair que ce qui fait la lumière, c’est précisément de ce qui part de ce champ qui se définit lui-même comme étant celui de la vérité.
Aber von sich her ist klar, dass das, was Licht macht, eben das ist, was von dem Feld ausgeht, das sich selbst als das der Wahrheit definiert.
Et c’est comme telle, en tant que telle, que la lumière qu’il répand à chaque instant, dût-elle même avoir cet effet efficace de ce que ce qui y fait opacité projette une ombre et que c’est cette ombre qui porte effet, que cette vérité elle-même nous avons toujours à l’interroger sur sa structure de fiction.
Und als solches kommt es dazu, dass das Licht, das es in jedem Moment verbreitet, selbst eine Wirkung haben musste, die sich darin auswirkt, dass das, was hier Undurchsichtigkeit erzeugt, einen Schatten wirft und dass dieser Schatten Wirkung zeigt und dass wir diese Wahrheit selbst stets auf ihre Fiktionsstruktur hin befragen müssen.11
C’est ainsi qu’en fin de compte il ressort que comme c’est énoncé expressément dans cet écrit, la lettre, bien sûr, ce n’est pas à la femme dont elle porte l’adresse, qu’elle satisfait en arrivant à sa destination, mais au sujet, à savoir très précisément – pour le redéfinir – à ce qui est divisé dans le fantasme, c’est-à-dire à la réalité en tant qu’engendrée par une structure de fiction.
Auf diese Weise stellt sich letztendlich heraus – wie in diesem Geschriebenen ausdrücklich geäußert wird –, dass der Brief, indem er seinen Bestimmungsort erreicht, natürlich nicht der Frau Genüge tut, deren Anschrift er trägt, sondern dem Subjekt, also, um es noch einmal zu definieren, ganz genau dem, was im Phantasma gespalten ist, also der Realität, insofern sie durch eine Fiktionsstruktur erzeugt wird.
C’est bien ainsi que se clôt le conte, tout au moins tel que dans un second texte, celui qui est le mien, je le refais, et c’est de là que nous devons partir pour réinterroger plus loin ce qu’il en est de la lettre.
Auf diese Weise endet tatsächlich die Erzählung, zumindest so, wie ich sie in einem zweiten Text, dem meinen, wiedergebe, und davon müssen wir ausgehen, um neu und weitergehend zu fragen, was es mit der Letter auf sich hat.
C’est très précisément dans la mesure où ceci n’a jamais été fait que, pour le faire, je dois prolonger moi-même ce discours sur la lettre. Voilà.
Und genau insofern, als das nie getan worden ist, muss ich selbst, um es zu tun, diese Rede über den Buchstaben verlängern. Also.
[135] Ce dont il faut partir est tout de même ceci, c’est que ce n’est pas en vain que je vous somme de ne rien manquer de ce qui se produit dans l’ordre de la logique.
Man muss jedoch davon ausgehen, dass ich Sie nicht ohne Grund dazu aufrufe, nichts von dem zu versäumen, was in der Ordnung der Logik produziert wird.
Ça n’est certes pas pour que vous vous obligiez, si l’on peut dire, à en suivre les constructions et les détours.
Dies sicherlich nicht, damit Sie sich verpflichten, wenn man so sagen kann, deren Konstruktionen und Umwege zu verfolgen.
C’est en ceci que, nulle part comme dans ces constructions qui s’intitulent elles-mêmes d’être de la « logique symbolique », nulle part n’apparaît mieux le déficit de toute possibilité de réflexion.
Sondern deshalb, weil nirgendwo sonst wie in diesen Konstruktionen, die sich selbst so betiteln, dass sie zur symbolischen Logik gehören, nirgendwo sonst erscheint besser das Defizit jeder Möglichkeit der Reflexion.12
Je veux dire que rien n’est plus embarrassé, c’est bien connu n’est-ce pas, que l’introduction d’un traité de logique.
Ich meine, dass nichts verworrener ist – das ist allgemein bekannt, nicht wahr –, als eine Einführung in ein Lehrbuch der Logik.
L’impossibilité qu’a la logique de se poser elle-même d’une façon justifiable est quelque chose de tout à fait frappant.
Die Unmöglichkeit, die es für die Logik gibt, sich selbst auf begründbare Weise darzustellen, ist etwas absolut Verblüffendes.
C’est à ce titre que l’expérience de la lecture de ces traités, et ils sont d’autant plus saisissants bien sûr à mesure qu’ils sont plus modernes, qu’ils sont plus dans l’en-avant de ce qui constitue effectivement, et bien effectivement, un progrès de la logique, qu’il est celui d’un projet de l’inscription de ce qui s’appelle « articulation logique », l’articulation de la logique elle-même étant incapable de définir elle-même ni ses buts, ni son principe, ni quoi que ce soit qui ressemble même à une matière.
Von daher ist die Erfahrung, diese Lehrbücher zu lesen – und natürlich sind sie umso fesselnder, je moderner sie sind, je mehr sie auf der Höhe dessen sind, was effektiv, was wirklich effektiv einen Fortschritt der Logik darstellt, nämlich dem Projekt der Inskription dessen, was logische Artikulation genannt wird –, wobei die Artikulation der Logik selbst nicht in der Lage ist, ihre eigenen Ziele oder ihr Prinzip zu definieren oder irgendetwas, was einem Thema auch nur ähnlich sieht.
C’est fort étrange et c’est précisément en ceci que c’est fort suggestif.
Das ist wirklich sonderbar, und genau darin ist das wirklich suggestiv.
Car c’est bien là ce qui vaudrait de toucher d’approfondir, d’approfondir ce qu’il en est, ce qu’il en est de quelque chose qui ne se situe assurément que du langage, et de saisir que si peut-être dans ce langage, rien de ce qui ne s’avance jamais que maladroitement comme n’étant de ce langage, disons un usage correct, ne peut très précisément s’énoncer qu’à ne pas pouvoir se justifier, ou ne se justifier que de la façon la plus confuse par toutes sortes de tentatives qui sont par exemple celles qui consistent à diviser le langage en un langage-objet et un métalangage, ce qui est tout le contraire de ce que démontre toute la suite, à savoir qu’il n’y a pas moyen un seul instant de parler de ce langage prétendument objet sans user bien sûr, non pas d’un métalangage, mais bel et bien du langage qui est le langage courant.
Denn das ist hier eben das, was es lohnen würde, dass man sich daran macht, es zu vertiefen, zu vertiefen, worum es dabei geht, worum es bei etwas geht, das sich sicherlich nur von der Sprache her verortet, und zu begreifen, dass, wenn in dieser Sprache vielleicht nichts von dem, was immer nur ungeschickt vorgebracht wird – als etwas, das, sagen wir, kein korrekter Gebrauch dieser Sprache ist –, dass dies vielleicht nur deshalb geäußert werden kann, weil es nicht begründet werden kann oder sich nur auf ganz verworrene Weise begründen lässt, durch alle möglichen Versuche, wie etwa diejenigen, die darin bestehen, die Sprache in eine Objektsprache und eine Metasprache aufzuteilen, was ganz das Gegenteil dessen ist, was dann durch alles Folgende demonstriert wird, nämlich dass es keinen Augenblick lang möglich ist, über diese angebliche Objektsprache zu sprechen, ohne dabei natürlich etwas zu verwenden, was keineswegs eine Metasprache, sondern durchaus eine Sprache ist, nämlich die Umgangssprache.13
Mais dans cet échec même peut se dénoncer ce qu’il en est de l’articulation qui précisément a le rapport le plus étroit avec le fonctionnement du langage, c’est-à-dire l’articulation suivante : c’est à savoir que le rapport, le rapport sexuel, ne peut pas être écrit.
Aber in eben diesem Scheitern kann sich das ankündigen, worum es bei derjenigen Artikulation geht, die in engstem Verhältnis zum Funktionieren der Sprache steht, das heißt bei der folgenden Artikulation, nämlich dass das Verhältnis, das sexuelle Verhältnis, nicht geschrieben werden kann.
[136] Donc à ce titre et à seule fin, si je puis dire, de faire quelques mouvements qui nous rappellent la dimension dans laquelle nous nous déplaçons, je rappellerai ceci, à savoir comment d’abord se présente ce qui inaugure le tracé de la logique, à savoir comme logique formelle, et dans Aristote.
Unter diesem Aspekt also und einzig zu dem Zweck, wenn ich so sagen kann, um einige Bewegungen zu machen, die uns an die Dimension erinnern, in der wir uns fortbewegen, möchte ich daran erinnern, nämlich daran, wie sich zunächst das darstellt, wodurch die Bahn der Logik eröffnet wird, das heißt als formale Logik, nämlich bei Aristoteles.14
Bien sûr je ne vais pas pour vous, reprendre… encore que ce serait très instructif, mais après tout, chacun de vous peut bien se donner seulement la peine d’ouvrir les Premiers Analytiques.
Natürlich werde ich das für Sie nicht wiederaufnehmen, auch wenn das sehr instruktiv wäre, aber schließlich kann jeder von Ihnen sich ja ganz einfach die Mühe machen, die Erste Analytik zu öffnen.15
Qu’ils se mettent à l’épreuve de cette reprise, qu’ils ouvrent donc les Premiers Analytiques, et ils y verront ce qu’est le syllogisme.
Sie mögen diese Wiederaufnahme überprüfen, sie mögen also die Erste Analytik öffnen, und sie werden sehen, was ein Syllogismus ist.16
Et le syllogisme après tout il faut bien en partir, du moins est-ce là que je reprends les choses, puisque, à notre avant-dernière rencontre, c’est là-dessus que j’ai terminé.
Und vom Syllogismus muss man schließlich ausgehen, zumindest greife ich die Dinge an dieser Stelle wieder auf, denn damit habe ich bei unserem vorletzten Treffen geendet.
Je ne veux pas le reprendre en l’exemplifiant – car pour ceci le temps nous limite – en l’exemplifiant de toutes les formes de syllogisme.
Ich möchte ihn nicht in der Weise wiederaufnehmen, dass ich ihn – denn dafür ist die Zeit zu begrenzt –, dass ich ihn durch sämtliche Formen des Syllogismus exemplifiziere.
Qu’il nous suffise de mettre en valeur rapidement ce qu’il en est de l’universelle et de la particulière, et dans leur forme, tout simplement affirmative.
Es möge uns genügen, rasch zur Geltung zu bringen, worum es bei der allgemeinen Aussage und bei der partikulären Aussage geht und beide ganz schlicht in ihrer bejahenden Form.17
Je vais prendre le syllogisme dit darii, c’est-à-dire fait d’une universelle affirmative et de deux particulières, et je vais vous rappeler tout ce qu’il en est d’une certaine façon de présenter les choses.
Ich möchte denjenigen Syllogismus nehmen, der Darii genannt wird, das heißt denjenigen, der aus einer bejahenden allgemeinen Aussage und aus zwei [bejahenden] partikulären Aussagen besteht, und ich möchte Sie an all das erinnern, worum es bei einer bestimmten Art, die Dinge darzustellen, geht.18
Sachez simplement que, ici rien en aucun cas ne peut fonctionner que de substituer dans la trame du discours, de substituer au signifiant le trou fait de le remplacer par la lettre.
Sie sollten einfach wissen, dass hier irgendetwas überhaupt nur dadurch funktionieren kann, dass im Rahmen des Diskurses etwas ersetzt wird – dass der Signifikant durch das Loch ersetzt wird, welches dadurch erzeugt wird, dass er durch den Buchstaben ersetzt wird.
Car si nous énonçons ceci – pour ne nous occuper que de darii – que, pour employer les termes d’Aristote : – « Tout homme est bon », le « tout homme » est de l’universelle – et je vous ai assez souligné, assez préparés en tout cas à entendre ceci que je peux, sans plus, le rappeler – que l’universelle n’a, pour tenir, besoin de l’existence d’aucun homme.
Denn wenn wir äußern – um uns nur mit dem Darii zu befassen und um die Termini von Aristoteles zu verwenden –, „Jeder Mensch ist gut“, dann gehört das „jeder Mensch“ zur allgemeinen Aussage, und ich habe Ihnen gegenüber hinreichend betont – ich habe Sie jedenfalls hinreichend vorbereitet, um es zu verstehen, sodass ich ohne Weiteres daran erinnern kann –, dass die allgemeine Aussage, um Bestand zu haben, nicht auf die Existenz irgendeines Menschen angewiesen ist.19
« Tout homme est bon » peut vouloir dire qu’il n’y a d’homme que bon, tout ce qui n’est pas bon n’est pas homme, n’est-ce pas ?
„Jeder Mensch ist gut“ kann bedeuten, dass es nur gute Menschen gibt, alles was nicht gut ist, ist halt kein Mensch.
Deuxième articulation : « Quelques animaux sont des hommes ».
Zweite Artikulation: „Einige Tiere sind Menschen.“
Troisième articulation, qui s’appelle conclusion, la seconde étant la mineure : « Quelques animaux sont donc bons ».
Dritte Artikulation, die sich Konklusion nennt – wobei die zweite der Untersatz ist –: „Einige Tiere sind also gut.“
Il est clair que ceci spécifiquement ne tient que de l’usage de la lettre pour la raison que, il est clair que, sauf à les supporter d’une lettre, il n’y a pas d’équivalence entre le « Tout homme »… le « Tout homme » sujet de l’universelle qui ici joue le rôle de ce qu’on appelle « le moyen terme » …et ce même moyen terme à la place où il est employé comme attribut, à savoir que « Quelques animaux sont des hommes ».
Es ist klar, dass dies speziell nur durch die Verwendung des Buchstabens haltbar ist, aus dem Grunde, dass klar ist, dass es, außer wenn das durch einen Buchstaben gestützt wird, keine Äquivalenz gibt zwischen dem „Jeder Mensch“ – dem „Jeder Mensch“, dem Subjekt der allgemeinen Aussage, das hier die Rolle von dem spielt, was man als Mittelbegriff bezeichnet – und demselben Mittelbegriff an der Stelle, an der er als Attribut verwendet wird, nämlich in „Einige Tiere sind Menschen“.20
Car à la vérité cette distinction qui mérite d’être faite, demande néanmoins beaucoup de soins.
Denn in Wahrheit verlangt diese Unterscheidung, die es verdient, getroffen zu werden, gleichwohl beträchtliche Sorgfalt.
L’homme de « Tout homme », quand il est le sujet, implique une fonction d’une universelle qui ne lui donne pour support très précisément que son statut symbolique, à savoir que quelque chose s’énonce l’homme.
Wenn der Mensch von „Jeder Mensch“ das Subjekt ist, impliziert er eine Funktion einer allgemeinen Aussage, die ihm als Stütze eben nur seinen symbolischen Status gibt, nämlich dass etwas Mensch genannt wird.
[137] Sous les espèces de l’attribut et pour soutenir que « Quelques animaux sont des hommes », il convient bien sûr – c’est la seule chose qui les distingue – d’énoncer que ce que nous appelons « homme » chez l’animal, est bien précisément cette espèce d’animal qui se trouve habiter le langage.
Unter den Arten des Attributs und um die Aussage „Einige Tiere sind Menschen“ zu stützen, ist es natürlich angemessen – das ist das einzige, was sie unterscheidet –, dass man sagt, dass das, was wir beim Tier Mensch nennen, eben genau jene Tierart ist, von der die Sprache bewohnt wird.
Bien sûr, il est à ce moment-là justifiable de poser que « l’homme est bon ».
Natürlich lässt sich in diesem Moment die Behauptung begründen, dass der Mensch gut ist.21
C’est une limitation.
Das ist eine Limitation, eine Einschränkung.
C’est une limitation très précisément en ceci que ce sur quoi peut se fonder que l’homme soit bon tient à ceci, mis en évidence ceci depuis longtemps et d’avant Aristote, que l’idée du « bon » ne saurait s’instaurer que du langage.
Das ist sehr genau insofern eine Einschränkung, als das, worauf sich gründen kann, dass der Mensch gut ist, davon abhängt – was seit langem bewiesen ist und bereits vor Aristoteles –, dass die Idee des Guten nur von der Sprache aus eingeführt werden kann.22
Pour Platon elle en est au fondement : il n’y a pas de langage, d’articulation possible – puisque pour Platon le langage c’est le monde des Idées – il n’y a pas d’articulation possible sans cette idée primaire du bien.
Für Platon bildet diese Idee das Fundament der Sprache: Es gibt keine Sprache, keine mögliche Artikulation – denn für Platon ist die Sprache die Welt der Ideen –, es gibt keine mögliche Artikulation ohne die primäre Idee des Guten.
Il est tout à fait possible d’interroger autrement ce qu’il en est du bon dans le langage, et simplement dans ce cas, d’avoir à déduire les conséquences qui en résulteront pour la position universelle de ceci que « l’homme est bon ».
Es ist durchaus möglich, das, worum es in der Sprache beim Guten geht, auf andere Weise zu befragen und in diesem Falle einfach die Konsequenzen ableiten zu müssen, die sich daraus für die allgemeine Behauptung ergeben, dass der Mensch gut ist.
Comme vous le savez, c’est ce que fait Meng-tzu que je n’ai pas avancé pour rien ici dans mes dernières conférences.
Wie Sie wissen, ist es das, was Mengzi tut, den ich in meinen letzten Vorträgen nicht ohne Grund hier eingebracht habe.23
Bon, qu’est-ce à dire ?
Gut, was heißt das?
Bon à quoi ?
Gut wofür?
Ou est-ce simplement dire, comme ça se dit depuis quelque temps : « vous êtes bon ».
Oder heißt das einfach, zu sagen, wie seit langem gesagt wird: „Sie sind gut“?
Si les choses en sont venues à un certain point que, dans la mise en question de ce qui est vérité et aussi bien discours, c’est bien peut-être en effet ce changement d’accent qui a pu être pris quant à l’usage du mot « bon ».
Wenn die Dinge an einem bestimmten Punkt gekommen sind, bei der Infragestellung dessen, was Wahrheit und auch was Diskurs ist, dann ist dabei vielleicht dieser Akzentwechsel wirksam, der beim Gebrauch des Wortes gut vorgenommen werden konnte.24
Bon, Bon ! Pas besoin de spécifier : bon pour le service, bon pour aller au casse-pipe, c’est trop en dire.
Gut, gut – kein Bedarf, dies durch gut für den Dienst, gut, um in den Krieg zu ziehen, zu spezifizieren, damit wird zu viel darüber gesagt.
Le « vous êtes bon » a sa valeur absolue.
Das „Sie sind gut“ hat seinen absoluten Wert.
En fait c’est ça le lien central qu’il y a du « bon » au discours : dès que vous habitez un certain type de discours, ben vous êtes bon pour qu’il vous commande.
Das ist tatsächlich die zentrale Verbindung, die es vom gut zum Diskurs gibt: Sobald Sie eine bestimmte Diskursart bewohnen, nun, dann sind Sie dafür gut, dass er Sie kommandiert.25
C’est bien en cela que nous sommes conduits à la fonction du signifiant maître, dont j’ai souligné qu’il n’est pas inhérent en soi au langage, et que le langage ne commande – enfin, je veux dire, ne rend possible – qu’un certain nombre déterminé de discours et que tous ceux qu’au moins jusqu’à présent, je vous ai articulés spécialement l’année dernière, qu’aucun d’entre eux n’élimine la fonction du signifiant maître.
Eben von daher werden wir zur Funktion des Herrensignifikanten gebracht, bei dem ich betont habe, dass er nicht an sich der Sprache innewohnt und dass die Sprache nur eine bestimmte Anzahl von Diskursen kommandiert, nun ja, ich meine: ermöglich, und dass all diejenigen Diskurse, die ich zumindest bis jetzt für Sie artikuliert habe, insbesondere im letzten Jahr, dass keiner von ihnen die Funktion des Herrensignifikanten eliminiert.26
Dire que « quelques animaux sont bons » est évidemment dans ces conditions pas du tout une conclusion simplement formelle.
Zu sagen „Einige Tiere sind gut“ ist unter diesen Bedingungen offenkundig keineswegs eine Konklusion, die einfach formal wäre.27
Et c’est en ça que je soulignais tout à l’heure que l’usage de la logique, quoi que, elle-même, elle puisse énoncer, n’est pas du tout à réduire à une tautologie.
Und daran liegt es, dass ich eben hervorgehoben habe, dass der Gebrauch der Logik, was auch immer sie selbst darüber äußern mag, sich keineswegs auf eine Tautologie reduzieren lässt.
Que « quelques animaux soient bons », justement ne se limite pas à ceux qui |[138] sont des hommes, comme l’implique l’existence de ceux qu’on appelle les animaux domestiques.
Dass einige Tiere gut sind, beschränkt sich gerade nicht auf diejenigen, die Menschen sind, wie die Existenz derjenigen impliziert, die man als Haustiere bezeichnet.
Et ce n’est pas pour rien que depuis un temps j’ai souligné qu’on ne peut pas dire qu’ils n’aient pas l’usage de la parole.
Und nicht umsonst habe ich seit einiger Zeit betont, dass man nicht sagen kann, sie würden vom Sprechen keinen Gebrauch machen.
S’il leur manque le langage, et bien entendu bien plus : les ressorts du discours, ça les rend pas pour autant moins sujets à la parole.
Wenn ihnen die Sprache fehlt und wenn ihnen natürlich weit mehr noch die Triebfedern des Diskurses fehlen, dann heißt das keineswegs, dass sie nicht dem Sprechen unterworfen wären.
C’est même ça qui les distingue et qui les fait moyens de production.
Das ist sogar das, wodurch sie sich auszeichnen und was sie zu Produktionsmitteln macht.
Ceci, comme vous le voyez, nous ouvre une porte qui nous mènerait un tout petit peu loin.
Das öffnet uns, wie Sie sehen, eine Tür, die uns ein ganz klein bisschen weiter führen könnte.
Je vous ferai remarquer que je livre à votre méditation que dans les commandements dits du Décalogue, la femme est assimilée aux susdits [moyens de production], sous la forme suivante : « Tu ne convoiteras pas la femme de ton prochain, ni son bœuf, ni son âne. »
Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass --; ich überlasse es Ihrem Nachdenken, dass in den Geboten, die man als Dekalog bezeichnet, die Frau hieran assimiliert wird, und zwar in folgender Gestalt: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, noch sein Rind noch seinen Esel.“28
Et enfin il y a une énumération qui est très précisément celle des moyens de production.
Und dann gibt es eine Aufzählung, die sich genau auf die Produktionsmittel bezieht.29
Ceci n’est pas pour vous donner l’occasion de ricaner mais de réfléchir, en rapprochant ce que je vous fais remarquer là en passant, de ce qu’autrefois j’avais bien voulu dire de ce qui s’exprimait dans les commandements, à savoir rien d’autre que les lois de la parole, ce qui limite leur intérêt.
Dies nicht, um Ihnen Gelegenheit zum Kichern zu geben, sondern zum Nachdenken, indem Sie das, worauf ich Sie hier am Rande aufmerksam mache, mit dem zusammenführen, was ich früher über das sagen wollte, was sich in den Geboten ausgedrückt hat, nichts anderes nämlich als die Gesetze des Sprechens30 – wodurch ihre Relevanz eingeschränkt wird.
Mais il est très important justement de limiter l’intérêt des choses pour savoir pourquoi, vraiment, elles portent.
Aber wenn man wissen will, warum die Dinge denn wirksam sind, es ist ja sehr wichtig, ihre Relevanz einzuschränken.
Bon, eh bien ceci étant dit, ma foi comme j’ai pu, c’est-à-dire par un frayage, enfin qui est comme d’habitude n’est-ce pas, celui que je suis forcé de faire du grand A renversé : ∀ de la tête de buffle, du Bulldozer, je passe à l’étape suivante, à savoir à ce que nous permet d’inscrire le progrès de la logique.
Gut. Nun ja, nachdem dies gesagt ist – wie ich’s halt konnte, nämlich durch eine Bahnung, die ja wie gewöhnlich also die ist, die ich gezwungen bin, mit dem umgedrehten großen A des Büffelkopfs vorzunehmen [∀], des Bulldozers31 –, gehe ich nun zur nächsten Etappe über, zu dem, was der Fortschritt der Logik uns zu schreiben gestattet.
Vous savez qu’il est arrivé quelque chose… ce qui d’ailleurs… il est très très beau.
Sie wissen, dass sich etwas ereignet hat, das im Übrigen --, es ist sehr, sehr schön.
Que ça ait attendu quelque chose comme un peu plus de deux mille ans …qu’il est arrivé quelque chose qui s’appelle une réinscription de ce premier essai fait par le moyen des trous portés à la bonne place, à savoir par le remplacement des termes par des lettres, des termes dits majeur et mineur… extrème et moyen termes ! les termes dits « extrême et moyens terme » : majeure et mineure étant des propositions, je vous demande pardon de ce lapsus.
Dass es ein bisschen mehr als etwa zweitausend Jahre gebraucht hat, bis sich etwas ereignet hat, das als Neuschreibung des ersten Versuchs bezeichnet wird, des ersten Versuchs, der darin bestand, an der richtigen Stelle Löcher anzubringen32, das heißt Termini durch Buchstaben zu ersetzen, Termini, die als major und minor bezeichnet werden, [nein, sondern] als äußerer und mittlerer Terminus, Termini, die als äußerer und mittlerer Terminus bezeichnet werden; major und minor sind Aussagen, bitte entschuldigen Sie diesen Versprecher.33
Alors vous savez qu’avec la logique inaugurée par les lois de Morgan et Boole, nous sommes arrivés… inaugurée seulement par eux, et non pas poussée à son dernier point …nous sommes arrivés aux formules dites des quantificateurs. [Während dieser Bemerkung entsteht im Hörsaal beträchtlicher Lärm.]
Also, Sie wissen, dass wir mit der Logik, die durch die Gesetze von De Morgan und Boole eingeführt wurde, zu Formeln gelangt sind, die von ihnen nur eingeführt wurden und nicht bis zum Endpunkt vorangetrieben wurden, zu sogenannten Quantorenformeln.34 [Während dieser Bemerkung entsteht im Hörsaal beträchtlicher Lärm.]
Teilnehmer: On n’entend rien !
Teilnehmer: Man versteht nichts!
Lacan: Qui est-ce qui n’entend pas ? Personne ? [Lärm] Il y a longtemps que vous ne m’entendez pas ? [Lärm]
Lacan: Wer versteht nicht? Niemand? [Lärm] Seit wann verstehen Sie mich nicht? [Lärm]
Teilnehmer: Quand vous êtes au tablea. [Lärm]
Teilnehmer: Wenn Sie an der Tafel stehen. [Lärm]
Lacan: Ah oui, donc jusqu’à présent ça allait ?
Lacan: Ach ja, bis jetzt ging das also?
Je vous suis reconnaissant de me le dire au moment où ça ne va plus.
Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie mir das in dem Moment sagen, in dem es nicht mehr geht.
Alors écoutez, moi je vais écrire rapidement et puis je vais revenir là. [Gelächter]
Also hören Sie, jetzt werde ich schnell schreiben und dann werde ich hierher zurückkommen. [Gelächter]
[139] Bon alors, je viens de faire ces petits ronds pour vous montrer que la barre n’est pas une barre entre deux F(x), ce qui ne voudrait d’ailleurs absolument rien dire, et que la barre que vous trouvez dans la colonne de droite entre chacun, chacune des paires de F(x), cette barre est liée uniquement à l’F(x) qui ici est en dessous, c’est-à-dire signifie sa négation.
An der Tafel:
Die Aussagearten in der Quantorenlogik
Also gut. Ich habe gerade diese kleinen Ringe gemacht, um Ihnen zu zeigen, dass der Strich nicht ein Strich zwischen zwei F(x) ist – was übrigens absolut nichts bedeuten würde – und dass der Strich, den Sie in der rechten Spalte zwischen jeder, zwischen jedem der Paare von F(x) finden, dass dieser Strich einzig mit demjenigen F(x) verbunden ist, das hier darunter steht, also dessen Negation bedeutet.
L’heure s’avance plus que je ne le devinais, de sorte que ça va peut-être me forcer d’abréger un petit peu.
Die Zeit schreitet schneller voran, als ich vermutet habe, derart, dass mich das vielleicht zwingen wird, ein klein wenig abzukürzen.
Le fruit de l’opération d’inscription complète, celle qu’a permis, suggéré, le progrès de la mathématique, c’est de ce que la mathématique soit arrivée par l’algèbre à s’écrire entièrement, que l’idée a pu venir de se servir de la lettre pour autre chose que pour faire des trous, c’est-à-dire à écrire autrement nos quatre espèces de propositions, en tant qu’elles sont centrées du « tout », du « quelque », à savoir de mots dont il ne serait vraiment pas difficile de vous montrer quelles ambiguïtés ils supportent.
Die Frucht der Operation der vollständigen Inskription, diejenige, die den Fortschritt der Mathematik ermöglicht hat, ihn angeregt hat, besteht darin, dass von daher, dass die Mathematik durch die Algebra dazu gelangt ist, gänzlich geschrieben zu werden, die Idee hat aufkommen können, sich des Buchstabens für etwas anderes zu bedienen als dafür, Löcher zu machen35, nämlich dafür, unsere vier Aussagearten auf andere Weise zu schreiben, insofern sie um das Jeder und um das Einige zentriert sind, um Wörter also, bei denen es wirklich nicht schwierig wäre, Ihnen zu zeigen, welche Mehrdeutigkeiten von ihnen gestützt werden.36
Alors, à partir de cette idée on a écrit ce qui se présentait d’abord comme sujet.
Also, von dieser Idee her hat man das geschrieben, was sich zunächst als Subjekt darstellte.37
À condition de l’affecter de ce grand A renversé : ∀, nous pouvions le prendre pour équivalent à « tout x » et que dès lors ce dont il s’agissait, c’était de savoir dans quelle mesure un certain « tout x » pouvait satisfaire à un rapport de fonction.
Unter der Bedingung, es mit diesem umgedrehten großen A zu versehen [∀], konnten wir es als äquivalent mit „jedes x“ auffassen, und von daher ging es darum, zu wissen, in welchem Maße ein bestimmtes „jedes x“ einem Funktionsverhältnis genügen konnte.38
Je pense que je n’ai pas besoin ici de souligner… pourtant il faut bien que je le fasse, sans ça tout ceci paraîtrait vide …que la chose a tout à fait son plein sens en mathématiques, à savoir que justement en tant que nous restons dans la lettre où gît le pouvoir de la mathématique, cet x de droite en tant qu’il est inconnu, peut légitimement être posé, ou pas posé, comme pouvant trouver sa place dans ce qui se trouve être la fonction qui lui répond, c’est à savoir là où ce même x est pris comme variable.
Ich denke, dass ich hier nicht hervorheben muss – allerdings ist wohl doch nötig, dass ich es tue, ohne das würde all dies hier als leer erscheinen –, dass die Sache in der Mathematik wirklich ihren vollen Sinn hat, dass nämlich genau insofern, als wir uns an den Buchstaben halten – wo die Macht der Mathematik liegt –, dass dieses x rechts, insofern es unbekannt ist, zu Recht als etwas behauptet oder nicht behauptet werden kann, das seinen Platz in dem finden kann, was sich als die Funktion erweist, die auf ihn antwortet, das heißt dort, wo eben dieses x als Variable aufgefasst wird.39
Pour aller vite, parce que je vous dis l’heure avance, je vais l’illustrer.
Um schnell voranzukommen – denn ich sage Ihnen, die Zeit schreitet voran –, möchte ich es veranschaulichen.
J’ai souligné, je l’ai dit, je l’ai énoncé, que l’x qui est à gauche, dans l’∀ de x nommément, est une inconnue.
Ich habe hervorgehoben, ich habe gesagt, ich habe geäußert, dass dieses x, das links steht, nämlich in dem „∀ von x“, eine Unbekannte ist.40
Prenons par exemple la racine d’une équation du second degré.
Nehmen wir beispielsweise die Wurzel einer Gleichung zweiten Grades.41
Est-ce que je peux écrire pour toute racine d’une équation du second degré, qu’elle peut s’inscrire dans cette fonction qui définit l’x comme variable, celle dont s’instituent les nombres réels ?
Kann ich für jede Wurzel einer Gleichung zweiten Grades schreiben, dass die Wurzel sich in die Funktion einschreiben lässt, durch die das x als Variable definiert wird, nämlich als diejenige Funktion, von der her die reellen Zahlen eingesetzt werden?42
Pour ceux qui seraient tout à fait comme ça, pour qui tout ça serait vraiment un langage encore jamais entendu, je souligne que les nombres réels, c’est en tout cas pour ceux-là, tous les nombres qu’ils connaissent [Gelächter], à savoir, y compris les nombres irrationnels même s’ils ne savent pas ce que c’est. [Gelächter]
Für diejenigen, die hier absolut nicht mitkommen, für die all das tatsächlich eine noch nie gehörte Sprache ist, hebe ich hervor, dass die reellen Zahlen, jedenfalls für diese da, alle Zahlen sind, die sie kennen [Gelächter], das heißt einschließlich der irrationalen Zahlen, auch wenn sie nicht wissen, was das ist. [Gelächter]
Qu’ils sachent simplement qu’avec les nombres réels, enfin on en a fini : on leur a donné un statut.
Sie mögen einfach wissen, dass man mit den reellen Zahlen jetzt durch ist, man hat ihnen einen Status verliehen.43
Comme ils ne soupçonnent pas ce que c’est que |[140] les nombres imaginaires, je ne leur indique que pour leur donner l’idée que ça vaut la peine de faire une fonction des nombres réels. Bon !
Da sie nicht ahnen, was die imaginären Zahlen sind, weise ich sie darauf hin, nur um ihnen eine Idee davon zu geben, dass es sich lohnt, eine Funktion von reellen Zahlen zu bilden.44 Gut.
Eh ben, il est tout à fait clair qu’il n’est pas vrai que pour « Tout x », à savoir toute racine de l’équation du second degré, on puisse dire que toute racine de l’équation du second degré satisfasse à la fonction dont se fondent les nombres réels, tout simplement parce qu’il y a des racines de l’équation du second degré qui sont des nombres imaginaires, qui ne font pas partie de la fonction des nombres réels.
Nun ja, es ist völlig klar, dass es nicht wahr ist, dass man für jedes x, also für jede Wurzel der Gleichung zweiten Grades, sagen kann, dass jede Wurzel einer Gleichung zweiten Grades die Funktion erfüllt, auf der die reellen Zahlen beruhen – ganz einfach deshalb, weil es Wurzeln einer Gleichung zweiten Grades gibt, die imaginäre Zahlen sind, die [also] nicht der Funktion der reellen Zahlen angehören.
.
Bon, ce que je veux vous souligner c’est ceci : c’est qu’avec ça on croit en avoir assez dit.
Gut. Was ich für Sie hervorheben möchte, ist dies, dass man glaubt, damit genug darüber gesagt zu haben.
Eh bien, non !
Eben nicht!
On n’en a pas assez dit car aussi bien pour ce qui est des rapports de « tout x » que du rapport qu’on croit pouvoir substituer au « quelque », à savoir – dont on peut se satisfaire dans l’occasion – à savoir qu’il existe des racines de l’équation du second degré qui satisfont à la fonction du nombre réel, et aussi qu’il existe des racines de l’équation du second degré qui n’y satisfont pas, mais dans un cas comme dans l’autre, ce qui en résulte… loin que nous puissions voir ici la transposition purement formelle, l’homologie complète des universelles et des particulières, affirmatives et négatives respectivement.
Man hat nicht genug darüber gesagt, denn sowohl für das, was zu den Beziehungen von „alle x“ gehört, als auch für das Verhältnis, mit dem man glaubt, das „einige“ ersetzen zu können - nämlich, womit man sich gelegentlich begnügen kann, nämlich dass es Wurzeln einer Gleichung zweiten Grades gibt, die die Funktion der reellen Zahl erfüllen, und dass es auch Wurzeln einer Gleichung zweiten Grades gibt, die sie nicht erfüllen –, aber im einen wie im anderen Falle ist das, was sich daraus ergibt, weit davon entfernt, dass wir hier die rein formale Transposition, die vollständige Homologie der allgemeinen und der partikulären Aussagen sehen können, der bejahenden wie der verneinenden.45
C’est que, ce que ceci veut dire c’est non pas que la fonction n’est pas vraie… qu’est-ce que ça peut vouloir dire qu’une fonction n’est pas vraie ?
Das heißt, dass --; das bedeutet nicht, dass die Funktion nicht wahr ist – was kann das bedeuten, dass eine Funktion nicht wahr ist?
Du moment que vous écrivez une fonction, elle est ce qu’elle est, cette fonction, même si elle déborde de beaucoup la fonction des nombres réels.
Von dem Moment an, in dem Sie eine Funktion schreiben, ist sie, diese Funktion, das was sie ist, selbst wenn sie über die Funktion der reellen Zahlen weit hinausreicht.46
Ceci veut dire que concernant l’inconnue que constitue la racine de l’équation du second degré, je ne peux pas écrire pour l’y loger, la fonction des nombres réels, ce qui est bien autre chose que l’universelle négative, dont les propriétés d’ailleurs étaient déjà bien faites pour nous la faire mettre en suspens, comme je l’ai assez souligné en son temps.
Und das bedeutet, dass ich – bezogen auf die Unbekannte, die durch die Wurzel einer Gleichung zweiten Grades gebildet wird –, dass ich, um sie hier zu verorten, nicht die Funktion der reellen Zahlen schreiben kann, und das ist etwas anderes als die allgemeine verneinende Aussage, deren Eigenschaften im Übrigen durchaus bereits so waren, dass wir sie in der Schwebe ließen, wie ich seinerzeit hinreichend betont habe.47
Il en est exactement de même au niveau de « il existe un x ».
Auf der Ebene des „Es existiert ein x“ ist damit genau dasselbe.
Il existe un x à propos duquel, il existe certains x, certaines racines de l’équation du second degré à propos desquelles je peux écrire la fonction dite des nombres réels en disant qu’elles y satisfont.
Es existiert ein x, bei dem --; es existieren bestimmte x, bestimmte Wurzeln einer Gleichung zweiten Grades, bei denen ich die sogenannte Funktion der reellen Zahlen schreiben kann und sagen kann, dass sie sie erfüllen.
Il en est d’autres à propos desquelle il ne s’agit pas de nier la fonction des nombres réels, mais à propos desquelles je ne peux pas écrire la fonction des nombres réels.
Es gibt andere, bei denen es zwar nicht darum geht, die Funktion der reellen Zahlen zu bestreiten, bei denen ich die Funktion der reellen Zahlen jedoch nicht schreiben kann.
.
Eh bien c’est ça qui va nous introduire dans la troisième étape qui est celle en somme de tout ce que je viens de vous dire aujourd’hui, qui est faite bien sûr pour vous introduire.
Gut, das führt uns jetzt zur dritten Etappe, bei der es insgesamt um all das geht, was ich Ihnen heute gesagt habe, und die natürlich dazu da ist, um Sie einzuführen.
[141] C’est que comme vous l’avez bien vu, je glisse tout naturellement… à me fier au souvenir de ce qu’il s’agit de réarticuler …j’ai glissé à l’écrire, à savoir que la fonction, avec sa petite barre au-dessus, symbolisait quelque chose de tout à fait inepte au regard de ce que j’avais effectivement à dire.
Wie Sie ja gesehen haben, ist es so, dass ich ganz natürlich dazu übergehe – wobei ich mich auf die Erinnerung an das verlasse, was neu zu artikulieren ist –, dass ich dazu übergegangen bin, es zu schreiben, nämlich dass die Funktion mit ihrem kleinen Strich darüber etwas symbolisiert hat, was [allerdings] in Bezug auf das, was ich tatsächlich zu sagen hatte, gänzlich ungeeignet war.48
Vous avez peut-être remarqué que, il m’est même pas venu à l’idée – au moins jusqu’à présent, à vous non plus – de penser que la barre de la négation, peut-être avait quelque chose à faire, à dire, dans la colonne non pas de droite, mais de gauche.
Sie haben vielleicht bemerkt, dass mir überhaupt nicht in den Sinn gekommen ist – zumindest bis jetzt nicht und auch Ihnen nicht –, zu denken, der Negationsstrich hätte vielleicht nicht in der rechten Kolonne, sondern in der linken Kolonne etwas zu tun, etwas zu sagen. 49
Essayons. Quel parti peut-on tirer ?
Versuchen wir es. Was lässt sich damit anfangen?
Qu’est-ce qu’on peut avoir à dire à propos de ceci que la fonction ne varierait pas, appelons-la « Φ de x », comme par hasard, et à mettre, ce que nous n’avons jamais eu à faire jusqu’à présent, la barre de la négation.
Was kann man darüber zu sagen haben, dass die Funktion nicht variieren würde, nennen wir sie, wie zufällig, „Φ von x“, und dass wir den Negationsstrich – was wir bis jetzt nie tun mussten – [stattdessen auf den Quantor] setzen?50
Elle peut être dite ou bien écrite.
Sie kann gesagt oder aber geschrieben werden.51
Commençons par la dire :
– Ce n’est pas de tout x que la fonction Phi de x peut s’inscrire.
– Ce n’est pas d’un x existant que la fonction Phi de x peut s’écrire.
Beginnen wir damit, sie zu sagen:
– Nicht von jedem x kann die Funktion „Phi von x“ geschrieben werden.52
– Von keinem existierenden x kann die Funktion „Phi von x“ geschrieben werden.53
Voilà ! Je n’ai encore pas dit si c’était inscriptible ou pas, mais à m’exprimer ainsi, j’énonce quelque chose qui n’a de référence que l’existence de l’écrit.
So also. Ich habe noch nicht gesagt, ob das schreibbar ist oder nicht; aber wenn ich mich so ausdrücke, äußere ich etwas, dessen einzige Referenz die Existenz des Geschriebenen ist.
Pour tout dire, il y a un monde entre les deux négations.
Um es klar zu sagen: Zwischen diesen beiden Negationen liegt eine Welt.54
Celle qui fait que je ne l’écris pas, que je l’exclus, et comme s’est exprimé autrefois quelqu’un qui était un grammairien assez fin, c’est forclusif : la fonction ne sera pas écrite, je ne veux rien en savoir.
Diejenige Negation, die bewirkt, dass ich sie [die Funktion] nicht schreibe, dass ich sie ausschließe, diese Negation hat verwerfenden Charakter, wie sich mal jemand, der ein ganz ausgezeichneter Grammatiker war, ausgedrückt hat; die Funktion soll nicht geschrieben werden, ich will nichts davon wissen.
L’autre est discordantielle :
Die andere ist diskordanziell:55
Ce n’est pas en tant que il y aurait un « tout x » que je peux écrire ou ne pas écrire « Phi de x »; ce n’est pas en tant qu’ « il existe un x » que je peux écrire ou ne pas écrire « Phi de x ».
Es ist nicht so, dass es ein „jedes x“ gäbe und ich von daher „Phi von x“ schreiben oder nicht schreiben könnte; es ist nicht so, dass ein x existieren würde und ich von daher „Phi von x“ schreiben oder nicht schreiben könnte.56
[142] Ceci est très proprement ce qui nous met au cœur de l’impossibilité d’écrire ce qu’il en est du rapport sexuel.
Eben dies führt uns ins Innere der Unmöglichkeit, das zu schreiben, worum es beim sexuellen Verhältnis geht.
Car après qu’aient subsisté pendant des temps concernant ce rapport, les structures de fiction bien connues, celles sur lesquelles reposent toutes les religions en particulier, nous en sommes venus, ceci de par l’expérience analytique, à la fondation de ceci que ce rapport ne va pas sans tiers terme, qui est à proprement parler le phallus.
Denn nachdem lange Zeit, bezogen auf dieses Verhältnis, die wohlbekannten Strukturen der Fiktion fortbestanden haben, auf denen insbesondere alle Religionen beruhen, sind wir zur Fundierung dessen gelangt – und zwar durch die analytische Erfahrung –, dass dieses Verhältnis nicht ohne dritten Term geht, genau gesagt nicht ohne den Phallus.57
Bien entendu, j’entends, si je puis dire, une certaine comprenette se formuler : « eh, avec ce tiers terme, ça va tout seul ! Justement il y a un tiers terme, c’est pour ça qu’il doit y avoir un rapport ! »
Natürlich höre ich, wenn ich so sagen darf, wie sich hier ein beschränktes Begriffsvermögen artikuliert: „Hey, mit diesem dritten Term geht das ganz von allein, es gibt ja einen dritten Term, und deswegen muss es ein Verhältnis geben!“
C’est très difficile, bien sûr, d’imager ça, de montrer : – qu’il y a quelque chose d’inconnu qui est là l’homme, – qu’il y a quelque chose d’inconnu qui est là la femme, – et que le tiers terme, en tant que tiers terme, il est très précisément caractérisé par ceci, c’est que justement, il n’est pas un médium : que si on le relie à l’un des deux termes, le terme de l’homme par exemple on peut être certain qu’il ne communiquera pas avec l’autre et inversement, que c’est spécifiquement là ce qui est la caractéristique du tiers terme.
Es ist natürlich schwierig, das zu verbildlichen und zu zeigen, dass es etwas Unbekanntes gibt, das hier der Mann ist [das linke x im obigen Diagramm], dass es etwas Unbekanntes gibt, das hier die Frau ist [das rechte x im Diagramm], und dass der dritte Term als dritter Term eben dadurch charakterisiert ist, dass er gerade kein Medium ist58, dass man, wenn man ihn mit einem der beiden übrigen Terme verbindet, etwa mit dem Term des Mannes, dass man dann sicher sein kann, dass er nicht mit dem anderen kommunizieren wird und umgekehrt und dass es hier speziell dies ist, was das Charakteristikum des dritten Terms ausmacht.59
Que bien entendu, si même on a inventé un jour la fonction de l’attribut, pourquoi que ce serait-il pas en rapport, dans les premiers pas ridicules de la structure de semblant, que tout homme est phallique, toute femme ne l’est pas ?
Und natürlich, da man ja eines Tages die Funktion des Attributs erfunden hat, warum sollte das, in den ersten lächerlichen Schritten der Struktur des Scheins, nicht dazu in Beziehung stehen, dass jeder Mann phallisch ist und dass jede Frau es nicht ist? 60
Or ce qui est à établir c’est bien autre chose.
Es muss jedoch etwas ganz anderes etabliert werden.
C’est que quelque homme l’est, à partir de ceci qu’exprime ici la seconde formule, à partir de ceci que ça n’est pas en tant que particulier qu’il l’est – l’homme est fonction phallique en tant qu’il est « tout homme ».
Nämlich dass irgendein Mann es von dem her ist, was hier durch die zweite Formel ausgedrückt wird, von dem her, dass er es nicht insofern ist, als er partikulär ist – der Mann ist insofern phallische Funktion, als er „jeder Mann“ ist.61
Mais comme vous le savez, il y a les plus grands doutes à porter sur le fait que le « tout homme » existe.
Wie Sie aber wissen, muss man die größten Zweifel hegen hinsichtlich der Tatsache, dass der „jeder Mann“ existiert.62
C’est ça l’enjeu : c’est qu’il ne peut l’être qu’au titre de « tout homme », c’est-à-dire d’un signifiant, rien de plus.
Eben darum geht es, nämlich dass er es nur qua „jeder Mann“ sein kann, das heißt qua Signifikant, nichts mehr.63
Et que par contre ce que j’ai énoncé, ce que je vous ai dit, c’est que pour la femme l’enjeu est exactement le contraire, à savoir ce qu’exprime l’énoncé discordantiel du haut, celui |[143] que je n’ai écrit – si je puis dire – que sans l’écrire, puisque je vous souligne qu’il s’agit d’un discordantiel qui ne se soutient que de l’énoncé, c’est que La femme ne peut remplir sa place dans le rapport sexuel, elle ne peut l’être qu’au titre d’« une femme » – comme je l’ai fortement accentué, il n’y a pas de « toute femme ».
Und dass hingegen das, was ich geäußert habe, was ich Ihnen gesagt habe, dies ist, dass es für die Frau genau um das Gegenteil geht, nämlich um das, was von der diskordanziellen Aussage oben ausgedrückt wird, von derjenigen, die ich, wenn ich so sagen darf, nur geschrieben habe, ohne sie zu schreiben, da ich für Sie hervorhebe, dass es um eine diskordanzielle geht, die nur durch die Aussage unterstützt wird, nämlich dass die Frau im sexuellen Verhältnis ihren Platz nur ausfüllen kann, dass sie es nur sein kann qua „eine Frau“ – wie ich bereits deutlich betont habe, gibt es nicht „jede Frau“.64
Ce que j’ai voulu aujourd’hui frayer, vous illustrer, c’est que la logique porte la marque de l’impasse sexuelle, et qu’à la suivre dans son mouvement, dans son progrès, c’est-à-dire dans le champ où elle paraît avoir le moins affaire avec ce qui est en jeu dans ce qui s’articule de notre expérience, à savoir l’expérience analytique, vous y retrouverez les mêmes impasses, les mêmes obstacles, les mêmes béances, et pour tout dire la même absence de fermeture d’un triangle fondamental.
Was ich heute anbahnen wollte, für Sie veranschaulichen wollte, ist dies, dass die Logik das Kennzeichen der sexuellen Sackgasse trägt und dass Sie, wenn Sie ihr folgen, in ihrer Bewegung, in ihrem Fortschritt, das heißt in dem Feld, in dem sie nicht das Geringste mit dem zu tun zu haben scheint, worum es bei dem geht, was von unserer Erfahrung her artikuliert wird, also ausgehend von der analytischen Erfahrung, dass Sie hier dieselben Sackgassen wiederfinden werden, dieselben Hindernisse, dieselben Lücken, kurz gesagt, dieselbe Abwesenheit der Schließung eines grundlegenden Dreiecks.
Je m’étonne que les choses, je veux dire le temps, aient avancé si vite, avec ce que j’avais à vous frayer aujourd’hui et que je doive maintenant m’interrompre.
Ich wundre mich, dass die Dinge, ich meine die Zeit, so schnell vorangeschritten sind bei dem, was ich für Sie heute anzubahnen hatte, und dass ich mich jetzt unterbrechen muss.
Je pense qu’il vous sera facile peut-être, dès avant que nous nous revoyons le deuxième mercredi du mois de juin, de vous apercevoir vous-même de la convenance de ceci d’où résulte par exemple que rien ne peut être fondé du statut de l’homme – je parle : vu de l’expérience analytique – qu’à faire artificiellement, mythiquement, ce « tout homme » avec celui, présumé, le père mythique du Totem et Tabou, à savoir celui qui est capable de satisfaire à la jouissance de toutes les femmes.
Ich denke, dass es Ihnen vielleicht leichtfallen wird, bevor wir uns am zweiten Mittwoch im Juni wiedersehen, sich selbst über die Angemessenheit von dem hier klarzuwerden, woraus beispielsweise hervorgeht, dass, bezogen auf den Status des Mannes, etwas nur dadurch gegründet werden kann – ich sage: angesichts der analytischen Erfahrung –, dass auf künstliche Weise, auf mythische Weise dieser „jeder Mann“ konstruiert wird, mit diesem Unterstellten, mit dem mythischen Vater aus Totem und Tabu, das heißt mit dem, der in der Lage ist, der Jouissance aller Frauen zu genügen.65
Mais inversement, ce sont les conséquences dans la position de la femme de ceci, que ce n’est qu’à partir d’être « une femme » qu’elle puisse s’instituer dans ce qui est inscriptible de ne pas l’être, c’est-à-dire restant béant de ce qu’il en est du rapport sexuel, et qu’il arrive ceci, si lisible dans ce qu’il en est de la fonction combien précieuse des hystériques.
Aber umgekehrt sind dies in der Position der Frau die Folgen dessen, dass sie nur ausgehend davon, „eine Frau“ zu sein, in das eingesetzt werden kann, was schreibbar ist, von daher, es nicht zu sein, das heißt aufklaffend bleibend in Bezug auf das, worum es beim sexuellen Verhältnis geht, und dass das eintritt, was in dem, worum es bei der wirklich wertvollen Funktion der Hysterikerinnen geht, so gut lesbar ist.
Les hystériques sont celles qui sur ce qu’il en est du rapport sexuel, disent la vérité.
Die Hysterikerinnen sind diejenigen, die über das, worum es beim sexuellen Verhältnis geht, die Wahrheit sagen.
On voit mal comment aurait pu se frayer cette voie de la psychanalyse si nous ne les avions pas eues.
Es ist schwer zu sehen, wie der Weg der Psychoanalyse hätte gebahnt werden können, wenn wir sie nicht gehabt hätten.
Que la névrose, qu’une névrose tout au moins – je le démontrerai également pour l’autre – qu’une névrose ne soit strictement le point où s’articule la vérité d’un échec, qui n’est pas moins vrai partout ailleurs que là où la vérité est dite, c’est de là que nous devons partir pour donner son sens à la découverte freudienne.
Dass die Neurose, dass zumindest eine Neurose, ich werde es gleichermaßen für die andere demonstrieren66, dass eine Neurose ganz streng der Punkt ist, an dem die Wahrheit eines Scheiterns artikuliert wird, die überall anders als da, wo die Wahrheit gesagt wird, nicht weniger wahr ist, davon müssen wir ausgehen, um der Freud’schen Entdeckung ihren Sinn zu verleihen.
Ce que l’hystérique articule c’est bien sûr ceci : que pour ce qui est de faire le « tout homme », elle en est aussi capable que le « tout homme » lui-même, à savoir par l’imagination.
Was die Hysterikerin artikuliert, ist natürlich dies, dass sie, bezogen darauf, den „jeder Mann“ zu geben, dass sie dazu genauso in der Lage ist wie der „jeder Mann“ selbst, nämlich mithilfe der Imagination.67
Donc de ce fait, elle n’en a pas besoin.
Von daher hat sie also keinen Bedarf danach.
Mais que si |[144] par hasard ça l’intéresse, le phallus – à savoir ce dont elle se conçoit comme châtrée, comme Freud l’a assez souligné – que par le progrès du traitement, du traitement analytique, elle n’en a que faire puisque cette jouissance il faut pas croire qu’elle l’a pas de son côté.
Falls sie das aber zufällig interessiert, der Phallus – also das, in Bezug worauf sie sich, wie Freud hinreichend betont hat, als kastriert auffasst –, hat sie es durch den Fortschritt der Behandlung, der analytischen Behandlung, nur damit zu tun, denn man darf nicht glauben, dass sie diese Jouissance nicht auf ihrer Seite hat.
Et que si par hasard le rapport sexuel l’intéresse, il faut qu’elle s’intéresse à cet élément tiers, le phallus.
Und wenn sie sich zufällig für das sexuelle Verhältnis interessiert, muss sie sich für dieses dritte Element interessieren, für den Phallus.
Et comme elle ne peut s’y intéresser que par rapport à l’homme, en tant qu’il n’est pas sûr qu’il y en ait même un, toute sa politique sera tournée vers ce que j’appelle en avoir « au moins un ».
Und da sie sich dafür nur insofern interessieren kann, als im Verhältnis zum Mann nicht sicher ist, ob er selbst einen hat, wird sich ihre gesamte Politik auf das richten, was ich so nenne: davon au moins un zu haben, mindestens einen / zumindest einen.68
Cette notion de l’« au moins un », c’est là-dessus – mon Dieu – que je termine, parce que l’heure m’indique la limite.
Mit dem Begriff des mindestens einer, damit, mein Gott, schließe ich, da die Uhr mir die Grenze anzeigt.
Vous verrez que j’aurai par la suite, bien sûr à la mettre en fonction avec ce que déjà bien sûr vous voyez là déjà articulé, à savoir celle de l’« un en plus », qui n’est pas ailleurs qu’ici, n’est-ce pas, tel que je l’ai écrit la dernière fois : « un en peluce » [Gelächter].
Sie werden sehen, dass ich ihn später natürlich in einen Funktionszusammenhang zu bringen habe mit dem, was Sie dort [an der Tafel] bereits artikuliert sehen, mit der Funktion des un en plus, des eins mehr, die es übrigens nur hier gibt, nicht wahr, so wie ich sie das letzte Mal geschrieben habe: un en peluce [in etwa „eins aus Fussel“].69 [Gelächter]
Ce n’est pas pour rien que je l’ai écrit ainsi, je pense que ça peut tout de même pour certains soulever certains échos.
Es ist nicht ohne Bedeutung, dass ich das so geschrieben habe, ich denke, dass dies bei einigen immerhin gewisse Echos hervorrufen kann.
L’« au moins un » comme fonction essentielle du rapport en tant qu’il situe la femme par rapport au point ternaire clé de la fonction phallique, nous l’écrirons de cette façon – parce qu’elle est inaugurale, inaugurale d’une dimension qui est très précisément celle sur laquelle j’ai insisté pour un discours qui ne serait pas du semblant – « l’hommoinzin ».
Das au moins un, das mindestens einer als wesentliche Funktion des Verhältnisses, insofern hierdurch die Frau in Beziehung zum ternären Schlüsselpunkt der phallischen Funktion verortet wird, wir werden es auf folgende Weise schreiben, da es etwas inauguriert, da es genau diejenige Dimension inauguriert, auf der ich für einen Diskurs, der nicht vom Schein wäre, bestanden habe: das hommoinzin [in etwa „Mann-minus-Dings“].70
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Anmerkungen
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Das erinnert an eine Bemerkung in einer früheren Sitzung von Seminar 18: „Der Phallus ist ganz streng die sexuelle Jouissance, insofern sie koordiniert ist, insofern sie fest verbunden ist mit einem Schein.“ (Sitzung vom 20. Januar 1971, meine Übersetzung nach Version Staferla; vgl. Version Miller, S. 34)
Lacan spielt offenbar an auf den Begriff der funktionalen Äquivalenz: das Geschriebene und die Jouissance erfüllen dieselbe Funktion.
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In den Formeln der vier Diskurse wird eine bestimmte Form der Jouissance durch den Buchstaben a repräsentiert, für „Mehrlust“.
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Lacan bezieht sich, wie bereits in den beiden vorangegangenen Sitzungen, auf seinen Aufsatz Das Seminar über „Der gestohlene Brief“. In: J.L.: Schriften. Band II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2015, S. 12–73.
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Ich vermute, dass gemeint ist: „es könnte nur im Artefakt gemessen werden“.
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Frege strukturiert eine Aussage als Beziehung zwischen einer Funktion und einem Argment; in Freges Terminologie ist in F(x) das F (also das Prädikat) die Funktion und das x (die Variable) das Argument. In der symbolischen Logik ist es jedoch auch üblich, so wie Lacan es hier tut, den gesamten Ausdruck F(x) als Funktion zu bezeichnen. (Vgl. zu dieser Mehrdeutigkeit von Funktion in der symbolischen Logik: Susanne K. Langer: An introduction to symbolic logic. 3. revidierte Aufl. Dover, New York 1967, S. 319 f. Fußnote.)
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Das Seminar über „Der gestohlene Brief“, a.a.O., S. 37, Übersetzung geändert.
Lacan weicht hier vom Text der Écrits (bzw. der Schriften) ab. Dort heißt es nicht „ses origines“ (ihrer Ursprünge), sondern „des origines“ (der Ursprünge).
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Das erinnert an das Novum Organum von Francis Bacon, in dem häufig von „veritatis inquisitio“ die Rede ist, vom „Verhör der Wahrheit“.
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Das könnte heißen: Der entscheidende Verbindungspunkt der Wissenschaft mit der Logik ist die Forderung nach Widerspruchsfreiheit wissenschaftlicher Theorien.
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Anspielung auf die im Begriff siècle des Lumières („Jahrhundert der Aufklärung“, wörtlich „Jahrhundert der Lichter“) enthaltene Lichtmetapher.
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Vielleicht eine Anspielung auf Lacans Diktum „Die Wahrheit lässt sich nur halbsagen“ – die Wahrheit wirft gewissermaßen einen Schatten.
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Unter „symbolischer Logik“ (oder „mathematischer Logik“) versteht man diejenige Logik, die nicht, wie die klassische Logik, in natürlicher Sprache formuliert wird, sondern mithilfe von Symbolen – Lacan betont, dass es sich bei diesen Symbolen um Schriftzeichen handelt, dass diese Logik also nicht gesprochen, sondern geschrieben wird. Die symbolische Logik ist vor allem seit Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt worden und gilt als Teilgebiet der Mathematik; große Namen in diesem Bereich sind Boole/Morgan, Frege, Russell, Gödel.
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Das angebliche Verhältnis von Objektsprache und Metasprache ist, Lacan zufolge, ein Verhältnis von Schrift und Umgangssprache.
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Unter „formaler“ Logik versteht man die von Aristoteles begründete Logik. Sie ist insofern formal, als darin Wahrheitsbeziehungen so untersucht werden, dass hierbei vom Inhalt der Aussagen abgesehen wird, wie in den Schlussformen, auf die sich Lacan anschließend bezieht. Der Begriff „Logik“ kann sich aber auch auf anderes beziehen, etwa auf die Erkenntnistheorie oder die Dialektik; dies wäre dann eine Logik, die nicht formal ist – Kants „transzendentale Logik“ beispielsweise ist keine „formale Logik“. Die symbolische oder mathematische Logik, wie sie seit Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt worden ist, gilt als Teilgebiet der formalen Logik, manche bezeichnen sie als „formale Logik im engeren Sinne“.
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Die Erste Analytik (oder Analytica priora) ist ein Buch von Aristoteles; hier entwickelt Aristoteles seine Lehr von den Schlussformen.
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Ein Syllogismus ist ein logischer Schluss; in einem Syllogismus wird aus Prämissen eine Schlussfolgerung (Konsequenz) gezogen, die wahr sein muss, falls die Prämissen wahr sind.
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Lacan spricht von „l’universelle“ und meint damit das allgemeine Urteil bzw. die allgemeine Aussage (bzw. das universale Urteil, die universale Aussage); und er spricht von „la particulière“, womit das partikuläre Urteil bzw. die partikuläre Aussage gemeint ist.
Eine universale bejahende Aussage ist beispielsweise „Alle Bäume sind verholzt“, die entsprechende partikuläre bejahende Aussage ist „Einige Bäume sind verholzt“.
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Ein Syllogismus im Modus Darii hat die Form:
Alle A sind B.
Einige C sind A.
Daraus folgt: Einige C sind B.Z.B.
Alle Rinder sind Wiederkäuer.
Einige Säugetiere sind Rinder.
Daraus folgt: Einige Säugetiere sind Wiederkäuer.Die Bezeichnung als „Darii“ bezieht sich auf die Vokalfolge A-I-I; A steht für die allgemeine bejahende Aussage, I für die partikuläre bejahende Aussage.
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Die Aussage „Alle Menschen sind gut“ steht nicht im Widerspruch zur Aussage „Es gibt keinen Menschen“. Vgl. Sitzung vom 17. März 1971.
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Lacan bezieht sich auf folgendes Beispiel:
Obersatz (propositio major): Alle A sind B (Alle Menschen sind sterblich)
Untersatz (propositio minor): Einige C sind A (Alle Tiere sind Menschen)
Konklusion: Einige C sind B (Einige Tiere sind sterblich)Hierin fungiert „Menschen“ als Mittelbegriff (terminus medius) , womit gemeint ist, dass „Menschen“ in beiden Prämissen auftaucht, sowohl im Obersatz als auch im Untersatz. Die Komponente „sterblich“ wird als „Oberbegriff“ (terminus major) bezeichnet, da sie – beschränkt man sich auf die Prämissen – nur im Obersatz verwendet wird, der Ausdruck „Tiere“ heißt „Unterbegriff“ (terminus minor), da er nur im Untersatz erscheint.
Oberbegriff und Unterbegriff zusammen werden auch als „äußere Begriffe“ (termini extremi) bezeichnet.
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„Der Mensch ist gut“ ist eine universale bejahende Aussage, man kann sie umformulieren in „Alle Menschen sind gut“.
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Mit „Limitation“ ist hier offenbar gemeint, dass der Mensch in einer beschränkten Hinsicht gut ist, nämlich für die Sprache.
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Über Mengzi hatte Lacan in den Sitzungen vom 20. Januar, vom 10. Februar und vom 17. Februar gesprochen.
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Lacan spielt darauf an, dass das griechische Wort aretē (gut) ursprünglich „tauglich sein für etwas“ bedeutete, „geeignet sein zu etwas“.
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Hier verwendet Lacan „gut“ im Sinne von „gut sein für etwas“, „geeignet sein für etwas“, nämlich für einen Diskurs, dies ist die „Limitation“ dessen, dass „der Mensch“ gut ist.
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Unter einem Herrensignifikanten versteht Lacan einen Signifikanten, der die Funktion hat, die Verweisung von Bedeutung auf Bedeutung anzuhalten.
Will Lacan mit diesem Satz andeuten, dass das Konzept des Herrensignifikanten u.a. ein Versuch ist, den Platon’schen Ideenbegriff sprachtheoretisch zu rekonstruieren?
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„Einige Tiere sind gut“ ist eine partikuläre Aussage, das Subjekt ist hier keine rein symbolische Konstruktion wie in der universalen Aussage.
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Als Dekalog werden die Zehn Gebote der hebräischen Bibel bezeichnet. Lacan zitiert daraus das zehnte Gebot.
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Vgl. 2. Moses 20, 17:
Einheitsübersetzung 1980: „Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgendetwas, das deinem Nächsten gehört.“
Buber/Rosenzweig-Übersetzung: „Begehre nicht das Haus deines Genossen, Begehre nicht das Weib deines Genossen, seinen Knecht, seine Magd, seinen Ochsen, seinen Esel, noch allirgend was deines Genossen ist.“ –
Und 5. Moses 5, 21:
Einheitsübersetzung 1980: „du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen und du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren, nicht sein Feld, seinen Sklaven oder seine Sklavin, sein Rind oder seinen Esel, nichts, was deinem Nächsten gehört.“
Buber/Rosenzweig-Übersetzung: „Und begehre nicht das Weib deines Genossen, und lasse dich nicht lüsten nach dem Haus deines Genossen, seinem Feld und seinem Knecht und seiner Magd, seinem Ochsen und seinem Esel, und was alles deines Genossen ist.“
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Vgl. Seminar 7, Sitzung vom 16. Dezember 1959; Version Miller/Haas, S. 86 f.
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Lacan deutet das Wort Bulldozer so, dass es auf bull zurückgeht, „Bulle“ oder „Büffel“. Diese Etymologie ist nicht gesichert.
Das US-amerikanische Wort bulldozer erscheint Ende des 19. Jahrhunderts und geht auf das Verb bulldoze zurück, „jemanden einschüchtern“, ein bulldozer ist zunächst ein bully (Schläger, Raufbold, Tyrann), der andere einschüchtert. Die ältere Schreibweise ist bulldoser, vielleicht unter Beziehung auf dose (Dosis); der bulldoser wäre dann ein bully, der anderen eine „Dosis“ verpasst, der sie verprügelt. Als Bezeichnung für eine Planierraupe findet man den Ausdruck zuerst in den 1930er Jahren. Vgl. The Oxford Dictionary of Word Origins, 2nd edition, 2010, hier.
Bully meint im 16. Jahrhundert „Geliebter“ oder „Geliebte“. Im Sinne von „Schläger“ wird der Ausdruck ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts verwendet; ob diese Verwendung auf bull zurückgeht, ist nicht gesichert. Vgl. Online Etymology Dictionary, hier.
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Lacan bezieht sich hier auf die symbolische (oder mathematische) Logik als Neuschreibung der aristotelischen Logik.
- Lacan hätte sich nicht korrigieren müssen, er hätte zu „termes dit majeur et mineur“ nur „et moyen“ hinzufügen müssen.
Die beiden Prämissen werden lateinisch als propositio major und als propositio minor bezeichnet, auf deutsch heißen sie Obersatz und Untersatz, auf französisch proposition majeure und proposition mineure. Die Begriffe darin sind, auf lateinisch, terminus major, terminus minor und terminus medius, auf deutsch Oberbegriff, Unterbegriff und Mittelbegriff, auf französisch terme majeur, terme mineur und terme moyen. Oberbegriff und Unterbegriff zusammen werden auf lateinisch als termini extremi bezeichnet, auf deutsch als äußere Begriffe, auf französisch als termes extrèmes. Es gibt also einen terme moyen und zwei termes extrèmes.
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Auf das Werk von Boole und De Morgan bezieht Lacan sich zuerst in Seminar 9, Die Identifizierung, 1961/62 (Sitzung vom 11. April 1962). In Seminar 14, Die Logik des Phantasmas, 1966/67, entwickelt er in mehreren Sitzungen das Diagramm „Ich denke nicht oder ich bin nicht“, das an die De Morgan’schen Gesetze anknüpft.
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Lacan spielt hier auf das erste algebraische Logikkalkül an: George Boole, The Mathematical Analysis of Logic (1847).
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Das einige ist insofern mehrdeutig, als es in der Umgangssprache anders gehandhabt wird als in der Logik. Wenn ich sage „Einige Menschen sind superreich“ schließe ich damit in der Umgangssprache aus, dass alle Menschen superreich sind. In der traditionellen Logik wird einige anders verwendet: Wenn ich hier vorbringe: „Einige Menschen sind superreich“, ist das damit vereinbar, dass zugleich gilt: „Alle Menschen sind superreich.“ Vgl. hierzu ausführlich: Guy Le Gaufey: Le Pastout de Lacan. EPEL, Paris 2006.
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Gemeint ist hier das Subjekt im Sinne der traditionellen Logik, d.h. der Bestandteil einer logischen Aussage, auf den sich das Prädikat bezieht, z.B. „Menschen“ in „Alle Menschen sind sterblich“.
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Einem Funktionsverhältnis genügen: Lacan bezieht sich hier mit Funktion auf die Funktion im Unterschied zum Argument. In dieser Verwendung von Funktion ist F ein Ausdruck mit einer Leerstelle, was sich so schreiben lässt: F(). x ist das Argument, das an der Leerstelle eingesetzt wird, so dass der Ausdruck wahr oder falsch wird. „Jedes x genügt einem Funktionsverhältnis“: Jedes x sorgt als Argument dafür, dass sich die Funktion F() in eine Aussage verwandelt, die wahr ist.
In „jedes x“ (oder ∀x) ist die Variable x mit einem Allquantor verbunden ist. Variablen, die mit Quantoren verbunden sind (Allquantor oder Existenzquantor), werden als „gebundene Variablen“ bezeichnet.
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Ausgangspunkt ist ein Ausdruck mit Leerstelle, F( ), „Funktion“ genannt. An der Leerstelle wird eine Variable eingesetzt, die mit x bezeichnet wird, das ergibt F(x). Der Buchstabe x steht für Gegenstände eines bestimmten Bereichs, die an der Leerstelle einzusetzen sind. Wenn der Ausdruck mit der Leerstelle durch Einsetzen eines bestimmten Gegenstandes (oder Individuums) zu einer wahren Aussage wird, kann man behaupten, dass dieser Gegenstand seinen Platz in der Funktion findet; wenn eine falsche Aussage entsteht, kann man sagen, dass er in der Funktion nicht seinen Platz findet.
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Lacan folgt hier Frege, der die Aussagen der Logik nach dem Vorbild mathematischer Ausdrücke deutet. In Gleichungen werden Variable auch Unbekannte genannt; entsprechend lässt sich auch in einem logischen Ausdruck die Variable als Unbekannte bezeichnen.
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Eine Gleichung zweiten Grades (oder quadratische Gleichung) ist eine Gleichung, deren höchste Potenz 2 ist, beispielsweise x2 = 4. Unter der Wurzel einer solchen Gleichung versteht Lacan, dass die Gleichung so aufgelöst wird, dass x gefunden wird, in diesem Falle also x1 = 2, x2 = –2.
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Frage: Sind alle Wurzeln einer Gleichung zweiten Grades reelle Zahlen? (Antwort: Nein, sie können auch imaginäre Zahlen sein.) Hintergrundannahme: Reelle Zahlen werden durch eine „Funktion“ eingesetzt.
Die reellen Zahlen umfassen die rationalen Zahlen und die irrationalen Zahlen. Rationale Zahlen sind Zahlen, die sich durch Brüche ganzer Zahlen ausdrücken lasse, also durch ein Verhältnis (= Ratio) ganzer Zahlen. Irrationale Zahlen sind solche, die sich nicht so darstellen lassen, sie haben die Gestalt von unendlichen nicht-periodischen Dezimalzahlen, dazu gehören beispielsweise oder die Kreiszahl π.
Euler-Diagramm der Beziehungen zwischen den Zahlenarten
ℕ: natürliche Zahlen (1, 2, 3 usw. mit oder ohne Null)
ℤ: ganze Zahlen (… –3, –2, –1, 0, 1, 2, 3 …)
ℚ: rationale Zahlen (Zahlen, die sich als Bruch von ganzen Zahlen schreiben lassen)
ℝ: reelle Zahlen (rationale Zahlen plus irrationale Zahlen)Die irrationalen Zahlen entsprechen in diesem Diagramm der Menge ℝ abzüglich der Menge ℚ.
Funktion der reellen Zahlen: Lacan bezieht sich hier möglicherweise auf folgenden Ausdruck:
Für alle x gilt, dass x eine reelle Zahl ist; wobei x zum Bereich der Wurzeln der Gleichungen zweiten Grades gehört. Das lässt sich so schreiben: ∀(x).ℝ(x)Möglicherweise meint er mit „Funkton der reellen Zahlen“ aber auch einfach „Menge der reellen Zahlen“.
Seine Frage zieht auf das „jede“ bzw. „alle“ (∀): Ergibt der Ausdruck ∀(x).ℝ(x) für jede Wurzel einer Gleichung zweiten Grades eine wahre Aussage?
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Offenbar will Lacan hier sagen, dass der Status der reellen Zahlen innerhalb der Mathematik geklärt ist, dass es hierzu keine wichtigen offenen Fragen gibt. Ob er damit recht hat, entzieht sich meiner Kenntnis.
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Eine imaginäre Zahl ist eine Zahl, deren Quadrat eine negative reelle Zahl ist. Eine imaginäre Zahl ist beispielsweise , das Quadrat dieser Zahl ist –1.
Mit Lacans Begriff des Imaginären hat die imaginäre Zahl nichts zu tun, eher mit seinem Begriff des Realen. Statt von „imaginären Zahlen“ sprach man früher von „unmöglichen Zahlen“, und das Reale ist für Lacan das Unmögliche.
Auf imaginäre Zahlen bezieht Lacan sich erstmals in Seminar 6, Das Begehren und seine Deutung, 1958/59 (Sitzung vom 22. April 1959), er sagt hier, das menschliche Leben könne als ein Kalkül definiert werden, dessen Null irrational wäre, und er fügt hinzu, dies sei eine mathematische Metapher und der Ausdruck „irrational“ beziehe sich auf eine imaginäre Zahl, . Er erläutert dann, dass er darunter einen Signifikanten versteht, der nicht subjektiviert werden kann. (Vgl. Seminar 6, Version Miller S. 387 f.)
Im Aufsatz Subversion des Subjekts und Dialektik des Begehrens im Freud’schen Unbewussten (geschrieben 1962) heißt es über :
„Es ist das, was dem Subjekt fehlt, um sich durch sein Cogito ausgeschöpft zu denken, nämlich das, was es an Undenkbarem ist“, ein „Fehlen im Meer der Eigennamen“
(J. Lacan: Schriften. Band II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2015, S. 325–368, hier: S. 358).
Näher ausgeführt wird das in Seminar 9, Die Identifizierung, 1961/62, in den Sitzungen vom 10. Januar 1962 und vom 2. April 1962.
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Die allgemeine bzw. die partikuläre Aussage der traditionellen Logik entspricht nicht genau der All-Aussage bzw. der Existenz-Aussage in der Quantorenlogik, also nicht genau den Aussagen, die mit einem Allquantor (∀) bzw. einem Existenzquantor (∃) beginnen. Traditionell bezieht sich die partikuläre Aussage auf eine Teilmenge der Allaussage; wenn die Allaussage wahr ist, ist auch die entsprechende partikuläre Aussage wahr.
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Unter einer Funktion, die über die Funktion der reellen Zahlen weit hinausreicht, versteht Lacan hier offenbar eine Funktion, in der als Bereich für x nicht nur die reellen Zahlen zugelassen sind, sondern beispielsweise auch die komplexen.
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Gemeint ist vielleicht:
(a) Der Wertebereich einer Gleichung zweiten Gerades beschränkt sich nicht auf die reellen Zahlen.
(b) Das kann nicht eine verneinende allgemeine Aussage übersetzt werden, nicht in die Aussage „Kein x ist eine reelle Zahl“.Möglicherweise geht es Lacan hier darum, den Wertebereich einer Variablen einzufühgen.
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Lacan bezieht sich auf die Negation des zweiten Teils des Ausdrucks, also auf die Negation von F(x). Die Negation des Prädikats (der Funktion, des Attributs) ist für Lacans Zwecke ungeeignet.
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Unter der rechten Kolonne versteht Lacan hier den zweiten Teilausdruck, also F(x), das Prädikat, die Funktion; mit der linken Kolonne sind die ersten beiden Teilausdrücke gemeint, also ∀x und ∃x, die Quantoren mit der Variablen.
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In den Ausdrücken ∀x.Fx und ∃x.Fx wird jetzt Fx durch Φx ersetzt.
„Wie zufällig“ – sicherlich eine Anspielung darauf, dass Lacan mit Φ für gewöhnlich den symbolischen Phallus symbolisiert, vielleicht auch eine Anspielung darauf, dass man die Notation „Φx“ bereits bei Frege findet.
Damit ergeben sich, im ersten Schritt, die Ausdrücke ∀x.Φx und ∃x.Φx.
Die Funktion Φx soll nicht variieren, sie soll nicht zwischen Negation und Affirmation wechseln.
Vielmehr soll der Negationsstrich sich auf den ersten Teil des Ausdrucks beziehen, auf den Quantor.
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Das entspricht der geschriebenen Aussage . (Dieser Ausdruck wird in der nächsten Sitzung auf die Seite der Frau bezogen.)
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Das entspricht der geschriebenen Aussage . (Dieser Ausdruck wird in der Folgesitzung auf die Seite des Mannes bezogen.)
Dies ist der erste Hinweis auf die negierten Quantoren bei Lacan.
In Millers Ausgabe des Seminars findet man an dieser Stelle die beiden Formeln im Text; aus dem nächsten Satz geht hervor, dass Lacan sie in dieser Sitzung nicht an die Tafel schreibt.
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Gemeint ist: Bei der Negation der Quantoren und bei der Negation der Prädikate (bzw. Funktionen) handelt es sich um unterschiedliche Arten der Negation.
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Die Unterscheidung zwischen der verwerfenden und der diskordanziellen Negation stammt von Eduard Pichon und Jacques Damourette (vgl. Jacques Damourette, Édouard Pichon: Des mots à la pensée. Essai de grammaire de la langue française. D’Artrey, Paris 1911–1940, Band 1, S. 138, § 114).
Im Französischen wird die Negation in der Regel durch zwei Ausdrücke gebildet, die eine Klammer bilden, der typische Fall ist ne … pas: je ne viens pas, „Ich komme nicht“. (Der erste Ausdruck (ne) kann in der Umgangssprache entfallen; an der zweiten Stelle können statt pas auch andere Wörter stehen, z.B. point oder guère (ne … point: „keineswegs“, ne … guère: „kaum“).)
Der erste Ausdruck, also das ne, wird von Damourette und Pichon als „diskordanzielle Negation“ bezeichnet, der zweite Ausdruck (pas oder point oder guère usw.) als „forklusive Negation“.
Der Negation des Quantors wird hier von Lacan der Begriff „diskordantielle Negation“ zugeordnet, der Negation des Prädikats (bzw. der Funktion) derjenige der verwerfenden Negation.
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Lacan erläutert hier, wie die Ausdrücke mit Negation der Quantoren zu lesen sind, also zu sprechen sind.
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In der Begrifflichkeit von Freud und stark vereinfacht: Das sexuelle Verhältnis beruht auf der Kastrationsangst des Mannes und dem Penisneid der Frau.
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Anspielung auf den terminus medius – den Mittelbegriff – im Syllogismus.
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Mit diesem Diagramm wird das chinesische Schriftzeichen si wieder aufgenommen:
(Vgl. Seminar 17, Sitzung vom 17. Februar 1971, Version Miller S. 63–64.)
Um es festzuhalten: Der Phallus ist zwischen Männern und Frauen etwas Drittes. Er ist jedoch kein „Medium“, und das heißt, er sorgt nicht dafür, dass Männer und Frauen „miteinander kommunizieren“ (was immer das heißen mag).
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Die erste Idee (die von Lacan zurückgewiesen wird) besteht darin, die Geschlechter so zu unterscheiden, dass man die Negation auf den Phallus bezieht: auf das Attribut, auf das (logische) Prädikat.
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Dies ist Lacans erste Verwendung des Ausdrucks „phallische Funktion“ für die Zeichenfolge Φx. Festzuhalten ist, dass er Funktion hier nicht auf den Term Φ bezieht (wie es nach Frege auch möglich wäre), sondern auf den gesamten Ausdruck Φx, also auf die Verbindung von Prädikat (Φ) und Variable (x).
Anders formuliert: Inwieweit ist irgendein beliebiger Mann phallisch, inwieweit erfüllt er die „phallische Funktion“, Φx? Nicht insofern, als er dem Existenzquantor zugeordnet ist (wenn man so sagen kann), sondern insofern er durch den Allquantor bestimmt ist: .
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Vorausgesetzt wird hier: Eine Allaussage enthält keine Existenzbehauptung.
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Nur als „eine Frau“ kann sie im sexuellen Verhältnis ihren Platz einnehmen – die entsprechende Formel wird von Lacan offenbar nicht an der Tafel notiert, sie dürfte so aussehen: .
Es gibt (bezogen auf die Funktion des Phallus) nicht „jede Frau“, was später so symbolisiert wird: .
In der endgültigen Version der Sexuierungsformeln wird die Seite der Frau so aussehen:
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Das „alle“ in der Beziehung zur phallischen Funktion beruht demnach auf der Beziehung zur mythischen Gestalt des Urvaters.
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Die andere Neurose ist die Zwangsneurose. Lacan kommt am Ende der nächsten Sitzung darauf zurück (Sitzung vom 9. Juni 1971, Version Miller S. 161.
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Vgl. in einer früheren Sitzung dieses Seminars die Bemerkung, dass der Schein im sexuellen Verhältnis für die männliche Seite darin besteht, de faire homme, „auf Mann zu machen“, „den Mann zu geben“, ähnlich dem Balzverhalten bei den Tieren (Sitzung vom 20. Januar 1971).
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Anspielung auf den Existenzquantor (∃), der als (Es gibt) mindestens ein gesprochen wird.
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In der Schreibweise Hun-en-peluce in der Sitzung vom 12. Mai 1971, Version Miller S. 120.
Peluce ist ein Neologismus, in der Nähe zu peluche, was einerseits „Samt“ bedeutet, andererseits „Fussel“, „Staubflocke“. Hier vielleicht für den Abfall und damit für das Objekt a.
Vom un en plus spricht Lacan zuerst in Seminar 14, Die Logik des Phantasmas, 1966/67 (Sitzung vom 23. November 1966): Um eine Menge zu bilden, braucht es, außer den Elementen der Menge, eine weitere Komponente, die beispielsweise durch den Kreis um die Elemente herum repräsentiert wird, nämlich die leere Menge; Lacan symbolisiert diese Größe mit (+1). Diese zusätzliche Komponente ist eine, die den Elementen fehlt, die also zugleich „eins weniger“ (−1) ist.
Der Gedanke geht auf Seminar 9 zurück, dort noch ohne diese Terminologie (Sitzung vom 9. Mai 1962).
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Geht es um hommoinzun oder um hommoinzin (die beiden Wörter sind lautgleich)? In der nächsten Sitzung stellt Lacan das durch Tafelanschrieb klar: das Wort ist hommoinzin.
Au moins un und hommoinzin sind lautgleich.
Hommoinzin ergibt sich durch Zusammenziehung von homme (Mensch, Mann) und au moins un sowie durch Umwandlung von „…s un“ in das gleichlautende zin.
Zin ist eine Verkürzung des Wortes zinzin, das unter anderem „Dings“ bedeutet, also etwas bezeichnet, das man nicht genauer bezeichnen kann oder will.
Lacan konstruiert hier also eine Mehrdeutigkeit in Bezug auf die Kastration:
– au moins un (zumindest einer – ist nicht kastriert),
– homme moins un (Mann minus einer) und
– homme-moin-zin (Mann-minus-Dings);Das Paar au moins un und un en plus spielt mit dem Gegensatz von minus und plus. Eine Frau, sofern sie sich für den Phallus interessiert, bezieht sich auf ihn in einer Opposition von minus (kastriert) und plus (nicht kastriert).