In Seminar 16, Von einem Anderen zum anderen (1968/69) führt Lacan den Begriff der Mehrlust ein, plus-de-jouir, in Analogie zu Marx’ Begriff des Mehrwerts (plue-value).
Übersetzung des Kapitels, in dem der Begriff zum ersten Mal verwendet wird.
„So erschien mir unbezwinglich von zwischen-den-Wolken aus das Strömen der Gewässer, einzige Spur, die sich zeigte, das Strömen, durch das in diesen Breiten die Oberflächengestalt eher hervorgebracht als angezeigt wird, auf dem, was aus Sibirien eine Ebene macht, eine Ebene verlassen von jeder Vegetation, bis auf Reflexe, die das, was nicht spiegelt, in den Schatten stoßen. Das Strömen ist eine Bündelung des primären Zugs mit dem, was ihn auslöscht.“
„Ich möchte sagen, dass man von Liebe nicht sprechen kann, es sei denn auf eine Weise, die dumm ist oder niederträchtig, dass man davon jedoch schreiben kann.“
Ich werde die Formeln der Sexuierung aus dem Encore-Seminar zitieren und kurz kommentieren und dann übergehen zur leichthändigen Wiederaufnahme Lacans derselben Formeln im nächsten Seminar, Les non-dupes errent, die eine noch deutlichere Liebeserklärung an die Frauen macht, einen Widerspruch klärt und dem männlichen Zug zur binären Lektüre der Formeln noch deutlicher widerspricht.
Was versteht Lacan unter jouissance sexuelle, also unter „sexueller Lust“ bzw., wie häufig übersetzt wird, unter „sexuellem Genießen“? In diesem Artikel referiere ich, wie er den Ausdruck in drei Vorträgen verwendet, die er 1971/72 im Sainte-Anne-Krankenhaus in Paris gehalten hat.
Wie verhalten sich bei Lacan diese beiden Begriffe zueinander: jouissance und Orgasmus? Ist der Orgasmus für ihn eine Form der jouissance oder haben Orgasmus und jouissance in seiner Terminologie nichts miteinander zu tun?
Lacan unterscheidet drei Formen der Liebe und charakterisiert sie durch ihre Position im borromäischen Knoten:
- göttliche Liebe: am Platz des Symbolischen, das Imaginäre und das Reale verbindend,
- wahre Liebe: am Platz des Imaginären, das Symbolische und das Reale verbindend,
- Masochismus: am Platz des Realen, das Imaginäre und das Symbolische verbindend.
Erste deutsche Übersetzung
Jacques Lacan: D’un discours qui ne serait pas du semblant Über einen Diskurs, der nicht vom Schein wäre Seminar 18 von 1971 Übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Rolf Nemitz, mit großzügiger Unterstützung durch Gerhard Herrgott. Nach den Versionen Staferla und Espaces …mehr…
In „Lacan entziffern“ zugängliche Übersetzungen von Lacan-Texten (Worte in blauer Schrift sind Links, die zu den Übersetzungen führen.) Vollständige Texte Hamlet-Vorlesungen, Seminar 6 von 1959/60, Vier Sitzungen Übersetzt von Susanne Hommel, Franz Kaltenbeck und Michael Turnheim Als PDF-Datei hier (beim Hochladen …mehr…
„Es ist klar, dass das Werk von Freud ein geschriebenes Werk ist, aber ebenso auch, dass das, was von diesen Schriften umrissen wird, etwas ist, das von einer verhüllten, dunklen Wahrheit umgeben ist, derjenigen, die sich darin äußert, dass ein sexuelles Verhältnis, sowie es in einen wie auch immer gearteten Vollzug übergeht, nur von dieser Verbindung her gestützt wird, nur von ihr her einen Platz einnimmt, nämlich ausgehend von der Verbindung von Jouissance und Schein, die Kastration heißt.“
„Die Hysterikerin verbindet in ihrer Subjektstruktur die Wahrheit ihrer Jouissance mit dem unerbittlichen Wissen, das sie hat, dass der andere, der geeignet ist, es hervorzurufen, der Phallus ist, das heißt ein Schein.“
„Die Logik trägt das Kennzeichen der sexuellen Sackgasse und wenn Sie ihr folgen, in ihrer Bewegung, in ihrem Fortschritt, das heißt in dem Feld, in dem sie nicht das Geringste mit dem zu tun zu haben scheint, worum es bei dem geht, was von unserer Erfahrung her artikuliert wird, also ausgehend von der analytischen Erfahrung, dann finden Sie hier dieselben Sackgassen wieder, dieselben Hindernisse, dieselben Lücken, kurz gesagt, dieselbe Abwesenheit der Schließung eines grundlegenden Dreiecks.“
„Die sexuelle Jouissance nimmt ihre Struktur von dem Verbot her, das sich auf die Jouissance bezieht, die sich auf den eigenen Körper richtet, das heißt genau an dem Grat und an der Grenze, wo sie an die tödliche Jouissance angrenzt. Und es trifft die Dimension des Sexuellen nur dadurch, dass es das Verbot auf den Körper bezieht, aus dem der eigene Körper hervor-geht, also auf den Körper der Mutter. Nur dadurch wird das, worum es bei der sexuellen Jouissance geht, im Diskurs strukturiert, und das ist das einzige, was das Gesetz hier beisteuern kann.“
Nach der schockierenden Nachricht über Trumps Wahlsieg vor drei Tagen erinnerte ich mich daran, dass es von Lacan eine kurze Bemerkung über den zu erwartenden Aufstieg des Rassismus gibt. Ich übersetze sie nach der gesprochenen Fassung von Télévision, die bislang nicht ins Deutsche gebracht wurde.
„Also, ich möchte die Bemerkung, dass Programmierung ohne die Schrift tatsächlich nicht denkbar wäre, nur aufgreifen, um andererseits darauf hinzuweisen, dass das Symptom – Versprecher, Fehlhandlung, Psychopathologie des Alltagslebens – nur gestützt wird, nur einen Sinn hat, wenn Sie von der Idee ausgehen, dass das, was Sie zu sagen haben, programmiert ist, das heißt zu schreiben ist.“