Jacques Lacan
Seminar IX, Die Identifizierung
(VIII) Sitzung vom 17. Januar 1962
Übersetzt und mit erläuternden Anmerkungen versehen von Max Kleiner und Rolf Nemitz
Pieter de Grebber: Gott lädt Christus ein, sich auf den Thron zu Seiner rechten Hand zu setzen.
1645, Öl auf Leinwand und Pappelholz, 115 x 133 cm,
Museum Catharijneconvent, Utrecht, Niederlande
Allgemeines zur Übersetzung
Das Seminar hat 26 Sitzungen. Etwa alle zwei Monate erscheint auf „Lacan entziffern“ die Übersetzung einer weiteren Sitzung. Die bereits veröffentlichten Übersetzungen von Sitzungen dieses Seminars findet man hier.
Die Übersetzung wird zweimal gebracht, zunächst nur deutsch, dann gegenüberstellend: Satz für Satz französisch/deutsch.
Die zweisprachige Fassung enthält in den Anmerkungen zum französischen Text Hinweise auf Transkriptionsprobleme; im deutschen Text findet man Links und Bilder, in den Anmerkungen zum deutschen Text Literaturangaben, Belege und inhaltliche Erläuterungen.
Die Übersetzung stützt sich auf folgende Vorlagen:
- Stenotypie des Seminars auf der Seite der École lacanienne de psychanalyse, hier
- Jacques Lacan: L’identification, dit ‚Séminaire IX“. Prononcé à Ste. Anne en 1961–1962. Herausgegeben und erstellt von Michel Roussan. Mit Anmerkungen, kritischem Apparat und Index. Paris 1992. Nicht im Buchhandel, beziehbar durch den Herausgeber, m.roussan2@free.fr
Ausgaben des Identifizierungs-Seminars im Internet:
- französisch: hier (Stenotypie), hier (Staferla), hier (ALI) S. 1547–1966, hier (Chollet), hier (rue CB)
- englische Übersetzung: hier (Cormac Gallagher), hier (Ben Hooson)
- von Gallagher gelesene Audioaufnahme seiner Übersetzung hier
Eine von Jacques-Alain Miller herausgegebene offizielle Edition des Seminars gibt es nicht.
Vielen Dank an Peter Müller (Psychoanalytiker in Karlsruhe) für die Überlassung seiner Übersetzung dieses Seminars!
Zur Notation
– Zahlen in geschweiften Klammern und grauer Schrift, z.B. {10}, verweisen auf die Seiten der Transkription, die Roussan als „Daktylographie 1“ bezeichnet; diese Seitenzahlen sind am Rand seiner Ausgabe angegeben und beginnen dort mit einer linken eckigen Klammer, also etwa mit „[10“. Daktylographie 1 ist die Transkription, die man auf der Seite der ELP findet (mit Ausnahme der 20. Sitzung), hier.
– Ein doppelter Bindestrich, also: --, markiert, dass an dieser Stelle ein Satz grammatisch unvollständig abbricht.
– Wörter mit Sternchen: im Original deutsch.
– Der Schrägstrich / verbindet Übersetzungsvarianten.
– Einfügungen in runden Klammern enthalten Formulierungen des französischen Originals.
– Einfügungen in eckigen Klammern dienen der Erläuterung und sind nicht von Lacan.
– Einfügungen in spitzen Klammern: Ersatz für vermutlich ausgefallenen Text..
Sitzung vom 17. Januar 1961
Deutsch
{1} Ich glaube nicht – so paradox die Symbolisierung, mit der ich beim letzten Mal meinen Vortrag beendet habe und bei der das Subjekt durch das mathematische Symbol gestützt wird, auf den ersten Blick erscheinen mag, –, ich glaube nicht, dass für Sie alles darin nur reine Überraschung sein könnte.
Ich meine, wenn man sich das cartesische Vorgehen selbst in Erinnerung ruft, kann man nicht vergessen, wohin es seinen Autor führt. Er hat einen großen Schritt in Richtung Wahrheit getan; mehr noch, anders als bei uns ist diese Wahrheit bei ihm keineswegs in die Klammer einer Dimension gesetzt, durch die sie von der Realität unterschieden wird. Die Wahrheit, auf die Descartes wie ein Eroberer vorstößt, dabei geht es ja um die Wahrheit des Dings. Und das führt uns zu was? Dazu, die Welt so weit zu entleeren, dass nur noch jene Leere übrig bleibt, die Ausdehnung genannt wird.
Wie ist das möglich? Sie wissen es, als Beispiel wird er wählen, |{2} einen Wachsblock zum Schmelzen zu bringen. Ist es Zufall, dass er dieses Material wählt, oder wird er dazu gedrängt, weil es das ideale Material ist, um das Siegel, die Signatur Gottes zu empfangen? Nach dieser quasi alchimistischen Operation jedoch, die er vor uns vollzieht, bringt er es zum Schwinden, zum Schrumpfen, bis es nur noch reine Ausdehnung ist – nichts mehr, worin das eingedrückt werden könnte, was in seinem Vorgehen eben getilgt wird, es gibt keine Beziehung mehr zwischen dem Signifikanten und, wenn ich mich so ausdrücken darf, irgendeiner natürlichen Spur, insbesondere der natürlichen Spur par excellence: das Imaginäre des Körpers.
Das soll nicht heißen, dass dieses Imaginäre radikal zurückgedrängt werden könnte, vom Spiel des Signifikanten jedoch wird es getrennt, es ist, was es ist, Körpereffekt, und damit abgelehnt als Zeuge jeglicher Wahrheit. Nichts ist damit anzustellen als von ihm zu leben, von diesem Imaginären – Theorie der Leidenschaften –, auf keinen Fall jedoch ist damit zu denken. Der Mensch denkt mit einem Diskurs, der auf die Evidenzen dessen reduziert ist, was man [lat.] lumen naturale nennt, das natürliche Licht, das heißt eine Algebra, eine logistische Gruppe, die, falls Gott es gewollt hätte, auch anders hätte sein können (Theorie der Leidenschaften).
Descartes kann noch nicht sehen, dass wir es an Seiner Stelle wollen können, dass etwa hundertfünfzig Jahre nach seinem Tod die Mengenlehre entsteht – sie hätte ihn begeistert –, wo selbst noch die Zahlen 1 und 0 nur Gegenstand einer buchstäblichen Definition sind, einer rein formalen axiomatischen Definition, neutrale Elemente. Er hätte sich |{3} den wahrheitsliebenden Gott sparen können, da der betrügerische Gott nur derjenige sein konnte, der bei der Lösung der Gleichungen selbst schummelt. Aber das hat noch nie jemand gesehen, es gibt kein Mirakel der Kombinatorik, abgesehen von dem Sinn, den wir ihr geben. Wenn wir ihr einen Sinn geben, ist das jedes Mal bereits suspekt. Aus diesem Grunde existiert Das Wort, nicht jedoch der Gott von Descartes. Damit Descartes’ Gott existiert, müssten wir einen kleinen Ansatz eines Beweises für Seinen eigenen Schöpfungswillen auf dem Gebiet der Mathematik haben. Nun ist aber nicht er es, der das Transfinite von Cantor erfunden hat, das sind wir. Und dies der Grund, weshalb die Geschichte uns bezeugt, dass die großen Mathematiker, die den Bereich jenseits der göttlichen Logik erschlossen haben – zuallererst Euler –, große Angst hatten. Sie wussten, was sie taten; was ihnen begegnete, war nicht die Leere des Ausgedehnten des cartesischen Schritts – die, Pascal zum Trotz, letztlich niemandem mehr Angst macht, da man sich ermutigt, sie in immer weiterer Entfernung zu bewohnen –, sondern die Leere des Anderen, ein Ort, der unendlich viel schrecklicher ist, da dort jemand sein muss.
Das ist der Grund, weshalb ich – wenn ich die Frage nach dem Sinn des Subjekt, wie sie sich in der cartesischen Meditation stellt, näher betrachte – nicht glaube, hier etwas zu tun – auch wenn ich in einen Bereich eindringe, der so oft durchschritten wurde, dass er jetzt einigen vorbehalten zu sein scheint –, weshalb ich nicht glaube, etwas zu tun, das nicht auch für diese von Interesse sein könnte, denn die Frage ist |{4} aktuell, aktueller als jede andere, und – wie ich glaube, Ihnen zeigen zu können – in der Psychoanalyse noch stärker aktualisiert als anderswo.
*
Wo ich Sie heute also hinführen möchte, ist eine Überlegung nicht etwa zum Ursprung, sondern zur Stellung des Subjekts, da es an der Wurzel des Aktes des Sprechens etwas gibt, einen Moment, in dem es sich in eine Sprachstruktur einfügt, und diese Sprachstruktur, wie sie an diesem Ursprungspunkt charakterisiert ist, versuche ich näher zu bestimmen, zu definieren, um eine Thematik herum, die sich, bildhaft gesprochen, verkörpert, die enthalten ist in der Vorstellung einer ursprünglichen Gleichzeitigkeit zwischen der Schrift und der Sprache selbst; dass das Sprechen die Schrift, insofern sie eine Signifikanten-Konnotation ist, nicht so sehr erschafft als sie vielmehr liest; dass die Entstehung des Signifikanten auf einer bestimmten Ebene des Realen, das eine seiner Achsen oder Wurzeln ist, für uns zweifellos die Wichtigste ist, um das Auftreten der Effekte zu konnotieren, die Sinneffekte genannt werden.
In dieser ersten Beziehung des Subjekts, in dem, was es zurückprojiziert, nachträglich* – allein schon dadurch, dass es sich mit seinem Sprechen, zunächst stammelnd, dann spielerisch, ja verworren, in den gemeinsamen Diskurs einbringt –, in dem also, was es hinter seinen Akt zurückprojiziert, dort stellt sich das Etwas her, zu dem vorzudringen wir den Mut haben, um es im Namen der Formel |{5} „Wo Es war, soll Ich werden“ zu befragen, welche wir in Richtung auf eine ganz leicht anders akzentuierte Formel drängen möchten, im Sinne eines Gewesenseienden, eines gewesend*, das fortbesteht, insofern das Subjekt, das sich dorthin begibt, nicht ignorieren kann, dass – damit es sich dort erfassen kann – eine Arbeit der grundlegenden Umkehrung seiner Position vonnöten ist. Bereits hier führt uns etwas zu etwas hin, das uns, wenn es umgekehrt wird, die Bemerkung nahelegt, dass die Negation allein schon in ihrer Existenz seit jeher eine Frage in sich birgt: Was wird von ihr vorausgesetzt? Setzt sie die Affirmation voraus, auf die sie sich stützt? Sicherlich. Diese Affirmation jedoch, ist sie nur die Affirmation von etwas Realem, das <durch die Negation> schlicht weggenommen würde?
Nicht ohne Überraschung, und auch nicht ohne Spottlust, finden wir aus der Feder von Bergson einige Zeilen, in denen er gegen jede Idee eines Nichts Einspruch erhebt – eine Position, die gut zu einem Denken passt, dass im Kern einer Art von naivem Realismus anhängt:
„[…] es liegt mehr und nicht weniger in der Idee eines als ‚nicht existierend‘ gedachten Gegenstandes als in der Idee dieses selben als ‚existierend‘ gedachten Gegenstandes, da die Idee des ‚nicht existierenden‘ Gegenstandes notwendig die Idee des ‚existierenden‘ Gegenstandes sein muss, mitsamt obendrein der Vorstellung eines Ausgeschlossenseins durch die aktuelle en bloc genommene Gesamtwirklichkeit.“
Können wir uns damit begnügen, sie so zu verorten?
Richten wir doch einen Moment lang unsere Aufmerksamkeit auf |{6} die Negation selbst. Können wir uns, in einer einfachen Erfahrung ihres Gebrauchs, ihrer Verwendung, damit begnügen, ihre Wirkungen so zu verorten?
Wir können es uns nicht verweigern, Sie auf sämtlichen Wegen einer linguistischen Untersuchung an diesen Punkt zu führen. Im Übrigen haben wir uns bereits in diese Richtung bewegt, und, wie Sie sich vielleicht erinnern, wurde hier vor langer Zeit auf die sicherlich sehr anregenden, wenn nicht sogar erhellenden Ausführungen von Pichon und Damourette verwiesen, in ihrer gemeinsamen Erarbeitung einer äußerst reichen Grammatik, die heranzuziehen wirklich fruchtbar ist, einer Grammatik speziell der französischen Sprache, und worin sie in ihren Erläuterungen darauf verweisen, dass es, wie sie sagen, im Französischen genau genommen keine Negation gibt.
Sie wollen damit sagen, dass die ihres Erachtens vereinfachte Form der radikalen Zurücknahme, wie sie im Absturz mancher deutscher Sätze zum Ausdruck kommt – ich meine im Absturz, denn es ist der Ausdruck „nicht*“, der, da er überraschend erst als Abschluss eines zunächst im positiven Register verlaufenen Satzes kommt, es dem Hörer bis zum Schluss ermöglicht hat, in der vollkommensten Unentschlossenheit zu bleiben und grundlegend in einer Position des Glaubens. Durch dieses „nicht*“, das ihn ausstreicht, wird die gesamte Bedeutung des Satzes ausgeschlossen. Ausgeschlossen woraus? Aus dem Bereich der Zulässigkeit der Wahrheit.
Pichon bemerkt durchaus zutreffend, dass die Teilung, |{7} die ganz gewöhnliche Spaltung der Negationsfunktion im Französischen – zwischen einem „ne“ einerseits und einem Hilfswort <andererseits>, dem „pas“, dem „personne“, dem „rien“, dem „point“, dem „mie“, dem „goutte“, das im Aussagesatz im Verhältnis zu dem zunächst genannten „ne“ eine Position einnimmt, die zu präzisieren bleibt –, dass dies, bei genauerer Betrachtung des getrennten Gebrauchs, der davon gemacht werden kann, insbesondere nahelegt, der einen dieser Funktionen eine sogenannte diskordantielle Bedeutung zuzuschreiben und der anderen eine exklusive [sic] Bedeutung. Ausschließung aus dem Realen, das wäre die Aufgabe des „pas“ und des „point“. Während das „ne“ eine Dissonanz ausdrücken würde, bisweilen so subtil, dass sie nur ein Schatten ist, namentlich in dem berühmten „ne“, von dem ich, wie Sie wissen, so viel Aufhebens gemacht habe, um tatsächlich zum ersten Mal zu versuchen, darin so etwas wie die Spur des Subjekts des Unbewussten zu zeigen, das sogenannte expletive „ne“, das „ne“ in: „Je crains qu’il ne vienne“ („Ich fürchte, dass er kommt“). Sie spüren sofort, dass es nichts anderes besagt als: ich habe gehofft, dass er kommt. Es bringt die Zwietracht Ihrer eigenen Gefühle gegenüber diesem Kommen zum Ausdruck, es trägt gewissermaßen die Spur <davon>, die umso suggestiver ist, als sie in ihrem Signifikanten verkörpert ist, denn in der Psychoanalyse nennen wir das Ambivalenz.
„Je crains qu’il ne vienne“, es geht nicht so sehr darum, die Zweideutigkeit unserer Gefühle auszudrücken, als vielmehr darum, durch diesen Zusatz <des „ne“> zu zeigen, wie sehr die Unterscheidung zwischen dem Subjekt des Äußerungsakts als solchen und dem Subjekt des Ausgesagten in der Lage ist, |{8} in einem bestimmten Beziehungstyp wieder aufzutauchen, zum Vorschein zu kommen, sich zu reproduzieren, in einer Kluft markiert zu werden, selbst wenn das Subjekt auf der Ebene des Ausgesagten nicht als bezeichnetes präsent ist.
„Je crains qu’il ne vienne“ ist ein Drittes. Was wäre, wenn gesagt würde, „je crains que je ne fasse“ („Ich fürchte, dass ich tue“), was kaum jemals gesagt wird, obwohl es denkbar wäre – ? Wer wäre <hier Subjekt> auf der Ebene des Ausgesagten? Es ist jedoch unerheblich, dass es – Sie sehen ja, dass ich es hier unterbringen kann – auf der Ebene des Ausgesagten bezeichnet werden kann. Und ein Subjekt, auf der Ebene der Äußerung maskiert oder nicht, repräsentiert oder nicht, bringt uns dazu, dass wir uns die Frage nach der Funktion des Subjekts stellen, nach seiner Form, nach dem, wodurch es gestützt wird – und dass wir uns nur nicht täuschen, dass wir nur nicht glauben, es sei einfach das „je“ als Shifter, durch das es in der Formulierung des Ausgesagten als dasjenige bezeichnet wird, das in dem Moment, der die Gegenwart definiert, das Wort hat. Das Subjekt der Äußerung hat vielleicht immer einen anderen Träger.
Was ich artikuliert habe, ist ja dies, dass wir vielmehr in diesem kleinen „ne“, das hier in der expletiven Form fassbar ist, dass wir hier im strengen Sinne in einem exemplarischen Fall seinen Träger erkennen müssen. Und das heißt natürlich auch nicht, dass wir in diesem Ausnahmephänomen seine ausschließliche Stütze erkennen sollten.
Der Sprachgebrauch wird mir erlauben, vor Ihnen auf ganz banale Weise Folgendes zu betonen – nicht etwa Pichons Unterscheidung, |{9} tatsächlich halte ich sie bis hin zu ihrem deskriptiven Terminus nicht für vertretbar. Phänomenologisch beruht sie auf der für uns unzulässigen Vorstellung, man könne die Bewegungen des Denkens in gewisser Weise fragmentieren.
Sie haben jedoch das Sprachbewusstsein, das es Ihnen sofort ermöglicht, die Originalität des Falles einzuschätzen, in dem Sie nur etwas haben --; in dem sie im aktuellen Sprachgebrauch etwas können --; das war nicht immer schon so, in archaischen Zeiten war die Form, die ich jetzt vor Ihnen formulieren möchte, die häufigste. In allen Sprachen zeichnet sich eine Entwicklung der Formen der Negation ab, eine Art Verschiebung, die die Linguisten zu charakterisieren versuchen. Die Richtung, in der diese Verschiebung sich vollzieht, wird unter der Feder der Spezialisten zum Ausdruck gebracht; ihre allgemeine Linie werde ich vielleicht später noch darlegen. Für den Moment nehmen wir jedoch das einfache Beispiel dessen, was sich uns anbietet, ganz einfach die Unterscheidung zwischen zwei Formeln, die gleichermaßen zulässig sind, gleichermaßen akzeptiert, gleichermaßen ausdrucksstark, gleichermaßen gebräuchlich, nämlich zwischen „je ne sais“ („ich weiß nicht recht“) und „j’sais pas“ („’ch weiß nicht“). Sie sehen, denke ich, sofort, was der Unterschied ist, der Unterschied im Akzent. Dieses „je ne sais“ ist nicht ohne einen gewissen Manierismus, es ist literarisch. Es ist immerhin besser als „jeune nation“ („junge Nation“), gehört aber zur selben Kategorie. Beide sind Marivaux, sinon rivaux, wenn nicht sogar Rivalen.
Was damit ausgedrückt wird, mit dem „je ne sais“, unterscheidet sich wesentlich von dem anderen |{10} Ausdruckscode, dem von „j’sais pas“; mit „je ne sais“ wird das Schwanken ausgedrückt, das Zögern und sogar der Zweifel. Nicht umsonst habe ich Marivaux erwähnt; auf der Bühne ist es die übliche Formel, mit der die verschleierten Geständnisse formuliert werden können.
Neben diesem „je ne sais“ sollte man sich mit der Orthografie von „j’sais pas“ amüsieren, mitsamt der durch mein Wortspiel gegebenen Mehrdeutigkeit. Durch die Assimilation, die es aufgrund der Nachbarschaft zum „s“ des Verbanfangs erfährt, wird das „j’“ von „je“ zu einem aspirierenden „che“ und damit zu einem stimmlosen Zischlaut; das „ne“, hier verschluckt, verschwindet; das Gewicht des ganzen Satzes ruht auf dem schweren „pas“ des Okklusivlauts, der ihn beendet. Seinen Akzent von etwas spöttischer und gelegentlich sogar vulgärer Akzentuierung erhält der Ausdruck eben nur durch seine Diskordanz zu dem, was zunächst ausgedrückt worden sein wird. Das „ch’sais pas“ markiert, darf ich vielleicht sogar sagen, den Schlag von etwas, wo ganz im Gegenteil das Subjekt zusammenbricht und zermalmt wird.
„Wie konnte dir das passieren?“, fragt, nach einem traurigen Missgeschick, die Autorität den Verantwortlichen. „Weiß nicht.“
Ein Loch tut sich auf, eine Kluft, und was auf ihrem Grunde verschwindet und versinkt, ist das Subjekt selbst. Hier erscheint es jedoch nicht mehr in seiner oszillierenden Bewegung, nicht in der Unterstützung, die ihm für seine ursprüngliche Bewegung gegeben wird, sondern ganz im Gegenteil in Form einer Feststellung; seine eigentlich zum Ausdruck gebrachte und akzeptierte Unwissenheit wird vielmehr projiziert und festgestellt; etwas, das sich als ein |{11} nicht da sein präsentiert, <wird hier> auf eine Fläche projiziert, auf eine Ebene, auf der es als solches erkennbar ist.
Und woran wir uns auf diesem Wege annähern, in diesen Bemerkungen, die sich auf tausend Weisen durch alle möglichen anderen Beispiele überprüfen lassen, ist etwas, wovon wir zumindest die Idee einer Zweiseitigkeit festhalten müssen. Handelt es sich bei dieser Zweiseitigkeit tatsächlich, wie Pichon zu verstehen gibt, um einen Gegensatz in Bezug auf den eigentlichen Apparat der Negation? Kann eine weiter vorangetriebene Untersuchung uns erlauben, das aufzuklären?
Wir sollten zunächst beachten, dass von diesen beiden Ausdrücken das „ne“ den Anschein erweckt, als unterläge es der Anziehungskraft dessen, was man die Kopfgruppe des Satzes nennen kann, insofern es von der Pronominalform erfasst und getragen wird. Diese Zusammenballung an der Spitze ist, im Französischen, in den Formeln bemerkenswert, in denen sie zusammengefügt wird, wie in dem „je ne le“ („ich es nicht“) oder „je le lui“ („ich es ihm/ihr“); diese Gruppierung vor dem Verb spiegelt sicherlich eine tiefe strukturelle Notwendigkeit wider. Dass sich das „ne“ hier zugesellt, ist dabei nicht das, möchte ich sagen, was uns am bemerkenswertesten erscheint. Was uns am bemerkenswertesten erscheint, ist, dass es, indem es sich hier zugesellt, das hervorhebt, was ich die subjektive Signifikantisierung nennen möchte.
Beachten Sie doch, dass es kein Zufall ist, dass ich mein Beispiel der isolierten Verwendung von „ne“ auf der Ebene eines „je ne sais“, eines „je ne puis“ gefunden habe, einer bestimmten Kategorie von Verben, |{12} solcher nämlich, worin die subjektive Position selbst als solche verortet und eingeschrieben wird.
Es gibt ja ein ganzes Register von Verben, deren Verwendung geeignet ist, uns darauf aufmerksam zu machen, dass ihre Funktion sich grundlegend ändert, je nachdem, ob sie in der ersten, der zweiten oder der dritten Person verwendet werden. Wenn ich sage, „je crois qu’il va pleuvoir“ („ich glaube, dass es regnen wird“), wird darin von meiner Äußerung, dass es regnen wird, nicht auch noch ein Glaubensakt unterschieden, „je crois qu’il va pleuvoir“ konnotiert einfach den kontingenten Charakter meiner Vorhersage. Beachten Sie, dass die Dinge sich ändern, wenn ich zu den anderen Personen übergehe.
„Tu crois qu’il va pleuvoir“ („du glaubst, dass es regnen wird“) appelliert weitaus stärker an etwas, ich appelliere an das Zeugnis desjenigen, an den ich mich wende. „Il croit qu’il va pleuvoir“ („er glaubt, dass es regnen wird“) legt mehr und mehr Gewicht auf das Festhalten des Subjekts an seinem Glauben.
Die Einführung des „ne“ wird immer einfach sein, wenn es zu den drei pronominalen Trägern des Verbs, das hier unterschiedliche Funktionen hat, hinzugefügt wird; zu Beginn, von der Nuance der Äußerung bis zum Ausgesagten einer Subjektposition, wird das Gewicht des „ne“ immer dazu dienen, das Verb zur Äußerungs-Nuance zurückzubringen.
„Je ne crois pas qu’il va pleuvoir“ („Ich glaube nicht, dass es regnen wird“), das ist noch mehr an den Charakter dessen gebunden, was meine Stimmung mir eingibt, es hat möglicherweise überhaupt nichts mit einem Nicht-Glauben zu tun, sondern einfach mit meiner guten Laune. „Je ne crois pas qu’il va pleuvoir“ („Ich glaube nicht, dass es regnen wird“), „je ne crois pas qu’il pleuve“ („Ich glaube nicht, dass es regnet“), das bedeutet, dass die Dinge sich für mich gar nicht so schlecht darstellen.
{13} Ähnlich wird das „ne“, wenn man es zu den beiden anderen Formulierungen hinzufügt – womit dann zwei weitere Personen unterschieden werden –, wird das „ne“ dazu führen, das, worum es in den anderen Formeln geht, zu „je-isieren“, zu „ver-ich-en“, also in „tu ne crois pas qu’il va pleuvoir“ („du glaubst nicht, dass es regnen wird“) und in „il ne croit pas qu’il doive pleuvoir“ („er glaubt nicht, dass es regnen soll“); es ist ja als --; sie werden ja von dem „je“ angezogen, und zwar dadurch, dass sie hier, unter Hinzufügung dieser kleinen Negativpartikel, in das erste Satzglied eingefügt werden.
Heißt das, dass wir andererseits aus dem „pas“ etwas machen müssen, das ganz hart die reine und einfache Tatsache der Privation konnotiert? Das wäre sicherlich die Stoßrichtung der Analyse von Pichon, insofern er die Beispiele so gruppiert, dass sie tatsächlich ganz diesen Anschein erwecken.
Tatsächlich glaube ich das nicht, aus Gründen, die in erster Linie mit dem Ursprung der Signifikanten zusammenhängen, um die es dabei geht. Wir haben ja die historische Entstehung der Form, wie sie den Sprachgebrauch eingeführt wurden. Ursprünglich kann „je n’y vais pas“ („dahin gehe ich nicht“) durch ein Komma akzentuiert werden: „je n’y vais, pas un seul pas“ („dahin gehe ich nicht, nicht einen Schritt“), wenn ich so sagen darf. „Je n’y vois point, même pas d’un point“, („ich sehe da nicht, nicht mal von einem Punkt aus“). „Je n’y trouve goutte“ („ich finde hier absolut nichts / keinen Tropfen“), „il n’en reste mie“ („es bleibt nichts übrig / kein Krümel“). Es handelt sich eindeutig um etwas, das, weit davon entfernt, in seinem Ursprung die Konnotation eines Lochs von Abwesenheit zu sein, im Gegenteil die Reduktion zum Ausdruck bringt, sicherlich das Verschwinden, jedoch kein vollständiges, eines, das in seinem Kielwasser den kleinsten und flüchtigsten Zug zurücklässt.
{14} Tatsächlich erhalten diese Wörter – die sich leicht auf ihren positiven Wert zurückführen lassen, da sie bis heute mit diesem Wert verwendet werden – ihre negative Ladung ja durch das Gleiten der Funktion des „ne“, das sich zu ihnen hin vollzieht, und selbst wenn das „ne“ entfällt, geht es bei der Funktion, die es ausübt, ja immer noch darum, dass sich seine Ladung auf sie auswirkt.
Etwas, wenn man so sagen darf, von der, sagen wir, Reziprozität zwischen dem „pas“ und dem „ne“ kann sich uns erschließen, wenn wir in der Aussage des Satzes ihre Reihenfolge umstellen.
Wir sagen – Beispiel aus der Logik – :„Pas un homme qui ne mente“ („Kein Mensch, der nicht lügen würde“); hier ist es das „pas“, womit das Feuer eröffnet wird.
Was ich hier bezeichnen und Ihnen zugänglich machen möchte, ist, dass das „pas“, wenn es den Satz eröffnet, keineswegs dieselbe Funktion hat, die man ihm nach Pichon zuschreiben könnte, wenn die Funktion die wäre, die in der folgenden Formel zum Ausdruck kommt: Ich komme irgendwo hin und stelle fest: „Il n’y a ici pas un chat“ (wörtlich: „Es gibt hier keine Katze“, dem Sinn nach: „Kein Schwein da“).
Unter uns, gestatten Sie mir, Sie am Rande auf den erhellenden, privilegierten, ja verdoppelnden Wert der Verwendung einer solchen Formulierung hinzuweisen: „pas un chat“. Wenn wir den Katalog der Ausdrucksmittel der Verneinung aufzustellen hätten, würde ich vorschlagen, Wörter dieses Typs in diese Rubrik aufzunehmen, da sie zu einer Art Stütze der Verneinung werden. Sie bilden durchaus eine eigene Kategorie. Was hat die Katze damit zu schaffen? Aber lassen wir das jetzt mal beiseite.
{15} „Pas un homme qui ne mente“ zeigt in diesem Konzert von Arten des Fehlens seinen Unterschied: etwas, das auf einer ganz anderen Ebene liegt und was durch die Verwendung des Subjunktivs mente hinreichend angezeigt wird. Dieses „kein Mensch, der nicht lügt“ liegt auf derselben Ebene, die auch noch die diskordantesten Formen – um den Ausdruck von Pichon zu verwenden –, die wir dem „ne“ zuschreiben könnten, motiviert und definiert: von „je crains qu’il ne vienne“ („ich fürchte, dass er vielleicht kommt“) über „avant qu’il ne vienne“ („bevor er kommt“) bis hin zu „plus petit que je ne le croyais“ („kleiner als ich glauben mochte“) oder auch „il y a longtemps que je ne l’ai vu“ („es ist lange her, dass ich ihn gesehen habe“), die, das sage ich Ihnen am Rande, alle möglichen Fragen aufwerfen, die ich im Moment beiseitelassen muss.
Am Rande weise ich Sie darauf hin, was von einer Formulierung wie „il y a longtemps que je ne l’ai vu“ gestützt wird – Sie können das nicht über einen Toten sagen und nicht über einen Verschollenen. „Il y a longtemps que je ne l’ai vu“ setzt voraus, dass eine weitere Begegnung immer möglich ist.
Sie sehen, mit welcher Vorsicht die Prüfung, die Untersuchung dieser Ausdrücke gehandhabt werden muss. Und deshalb, in dem Moment, in dem wir versuchen, nicht die Dichotomie, sondern eine allgemeine Tabelle der unterschiedlichen Charaktere der Negation vorzulegen, für deren Felder unsere Erfahrung uns Einträge liefert, die um einiges gehaltvoller sind als alles, was auf der Ebene der Philosophen von Aristoteles bis Kant gemacht worden ist --; und Sie wissen, wie die Feldeinträge heißen: Privation, Frustration, Kastration. Wir |{16} werden versuchen, sie wieder aufzugreifen, um sie mit den Signifikanten, die die Negation tragen, zu konfrontieren, die wir versuchen können zu identifizieren.
*
„Kein Mensch, der nicht lügen würde“ – was gibt diese Formulierung uns zu verstehen?
„Homo mendax“ [lat. „der Mensch (ist) ein Lügner“], dieses Urteil, diese Aussage, die ich Ihnen in der typischen Form der universalen Bejahung präsentiere, auf die ich mich in meiner allerersten Seminarsitzung dieses Jahres bereits bezogen habe, wie Sie vielleicht noch wissen, im Zusammenhang mit dem klassischen Gebrauch des Syllogismus „Jeder Mensch ist sterblich“, „Sokrates …“ usw., mitsamt dem, was ich zu seiner Übertragungsfunktion am Rande angemerkt habe.
Ich glaube, beim Zugang zur Funktion der Negation auf der Ebene ihrer ursprünglichen radikalen Verwendung bringt es uns weiter, wenn wir das formale System der Aussagen betrachten, wie sie von Aristoteles klassifiziert wurden, mit den Kategorien, die als universale Bejahung [A] und als universale Verneinung [E] bezeichnet werden, und der partikulären Aussage, die ebenfalls als bejahend [I] und als verneinend [O] bezeichnet wird.
Um es gleich vorweg zu sagen: Das Thema der sogenannten Entgegensetzung von Aussagen – bei Aristoteles Ursprung seiner gesamten Analyse, seiner gesamten Mechanik des Syllogismus – weist, dem Anschein zum Trotz, die vielfältigsten Schwierigkeiten auf. Wenn man sagen würde, dass die Entwicklungen der modernsten Logik diese |{17} Schwierigkeiten erhellt haben, würde man sehr wahrscheinlich etwas sagen, dem die gesamte Geschichte widerspricht. Im Gegenteil, das einzige, was in dieser Geschichte als erstaunlich hervortritt, ist der Eindruck der Gleichförmigkeit in der Zustimmung, der diese sogenannten aristotelischen Formeln bis hin zu Kant begegnet sind, denn Kant bewahrte die Illusion, dieses Gebäude sei unangreifbar.
Sicherlich ist es nicht unwichtig, dass man beispielsweise darauf verweisen kann, dass die Hervorhebung der bejahenden und der verneinenden Funktion nicht als solche bei Aristoteles selbst artikuliert wird und man deren Ursprung erst viel später ansetzen sollte, wahrscheinlich mit Averroes. Dies, um Ihnen zu sagen, dass die Dinge, wenn es darum geht, sie einzuschätzen, nicht so einfach sind.
Diejenigen, denen die Funktion dieser Aussagen in Erinnerung gebracht werden muss, möchte ich kurz daran erinnern.
– A –
„Homo mendax“, da ich dies gewählt habe, um diese Erinnerung einzuführen, nehmen wir es also: „homo“ [Mensch] und sogar „omnis homo“ [jeder Mensch], „omnis homo mendax“: Jeder Mensch ist ein Lügner. Bei Aristoteles die Konnotation von πᾶς (pas) [griechisch „alle“], um die Funktion des Universalen zu bezeichnen.
– E –
Was ist die verneinende Formulierung? Einer Form entsprechend, die trägt, und dies in vielen Sprachen, kann „omnis homo non mendax“ [alle Menschen sind keine Lügner] ausreichen. Ich meine, „omnis homo non mendax“ bedeutet, dass für jeden Menschen wahr ist, dass er kein Lügner ist. Doch um der Klarheit willen verwenden wir den Ausdruck „nullus“ [kein]: „nullus homo mendax“ [kein Mensch ist ein Lügner].
{18} Das ist das, was üblicherweise mit dem Buchstaben A beziehungsweise E konnotiert wird, für die bejahende Universalaussage und für die verneinende Universalaussage.
Was wird auf der Ebene der partikulären Bejahungen geschehen? Da wir uns für die verneinende Aussage interessieren, können wir die partikulären Aussagen hier in verneinender Form einführen.
– O –
„Non omnis homo mendax“, nicht jeder Mensch ist ein Lügner. Anders gesagt, ich wähle aus und ich stelle fest, dass es Menschen gibt, die keine Lügner sind.
– I –
Insgesamt bedeutet das nicht, dass irgendjemand – „aliquis“ – nicht ein Lügner sein kann; „aliquis homo mendax“ [irgendein Mensch ist ein Lügner], das ist die bejahende partikuläre Aussage, die in der klassischen Notation gewöhnlich mit dem Buchstaben I bezeichnet wird.
Hier wird die verneinende partikuläre Aussage so sein – wobei das „non omnis“ durch „<non> nullus“ ersetzt wird –: „non nullus homo non mendax“, es gibt nicht keinen Menschen, der kein Lügner wäre. Anders ausgedrückt, ganz wie wir uns hier entschieden hatten, zu sagen, dass nicht jeder Mensch Lügner ist [O], drückt dies es auf andere Weise aus, nämlich dass es nicht keinen gibt, für den gälte, kein Lügner zu sein.
In der klassischen Theorie werden die so organisierten Termini durch die folgenden Formeln unterschieden, durch die sie wechselseitig in sogenannte konträre oder subkonträre Positionen gebracht werden.
{19} Das heißt, die universalen Aussagen A und E stehen auf ihrer eigenen Ebene insofern in <konträrem> Gegensatz zueinander, als sie nicht zugleich wahr sein können: Es kann nicht zugleich wahr sein, dass jeder Mensch ein Lügner sein kann [A] und dass kein Mensch ein Lügner sein kann [E], während alle anderen Kombinationen möglich sind. Es kann nicht zugleich falsch sein, dass es Menschen gibt, die Lügner sind [I] und Menschen, die keine Lügner sind [O].
Der sogenannte kontradiktorische Gegensatz ist derjenige, für den die Aussagen, die in jedem dieser Quadranten verortet sind, sich diagonal gegenüberstehen [A↔O und E↔I], insofern als jede Aussage, wenn sie wahr ist, die Wahrheit derjenigen ausschließt, die ihr als kontradiktorisch gegenübersteht, und wenn sie falsch ist, die Falschheit derjenigen ausschließt, die ihr als kontradiktorisch gegenübersteht. Wenn es lügnerische Menschen gibt [I], ist das nicht damit vereinbar, dass kein Mensch ein Lügner ist [E]. Umgekehrt ist die Beziehung zwischen der verneinenden partikulären Aussage [O] und der bejahenden <universalen> Aussage [A] die gleiche.
Was werde ich Ihnen vorschlagen, um Sie spüren zu lassen, was sich auf der Ebene des aristotelischen Textes immer als das darstellt, was sich im Laufe der Geschichte, bezogen auf die Definition der Universalaussage, an Unbehagen entwickelt hat?
Beachten Sie zunächst, wenn ich hier für Sie das „non omnis homo mendax“ [O] eingebracht habe, das „nicht alle“ – wobei sich der Ausdruck „nicht“ auf den |{20} Begriff „alle“ bezieht und damit die partikuläre Aussage definiert – , so ist das keineswegs legitim, denn gerade Aristoteles widersetzt sich dem, und dies in einer Weise, die im Gegensatz zur gesamten Entwicklung steht, die die Spekulation über die formale Logik später nehmen sollte, nämlich zu einer Entwicklung, einer Erläuterung durch Extension, womit der Rahmen ins Spiel gebracht wurde, der sich durch einen Kreis symbolisieren lässt, durch einen Bereich, in dem die Gegenstände, die seine Träger bilden, versammelt sind.
Aristoteles – und zwar genau vor der Ersten Analytik, zumindest in dem Werk, dass ihr in der Gruppierung seiner Werke vorausgeht, ihr aber offenkundig <auch> logisch, wenn nicht sogar chronologisch vorausgeht, und welches Lehre vom Satz heißt –, Aristoteles weist darauf hin, nicht ohne das Erstaunen der Historiker hervorgerufen zu haben, dass die Negation sich nicht auf die Qualifizierung der Universalität beziehen darf. Es handelt sich <bei dem, was negiert wird,> also um ein jemand, „aliquis“, und um ein jemand, das wir als solches befragen müssen.
*
Was hier in Frage steht, ist also die Qualifizierung des omnis, der Allheit, der Parität der Kategorie des Universalen. Ist das etwas, das auf derselben Ebene liegt, auf der Ebene der Existenz dessen, wovon die Bejahung oder die Verneinung getragen oder nicht getragen werden kann? Gibt es zwischen diesen beiden Ebenen eine Homogenität? Mit anderen Worten, geht es beim Unterschied des Universalen gegenüber dem Partikulären darum, dass einfach angenommen wird, |{21} die Sammlung sei abgeschlossen?
Um die Tragweite dessen, was ich Ihnen soeben zu erläutern versuche, zu erschüttern, möchte ich Ihnen etwas vorstellen, etwas, das in gewisser Weise dazu gemacht ist, um darauf zu antworten – worauf? Auf die Frage, durch die eben die Definition des Subjekts als solchen mit derjenigen der Ordnung von Bejahung und Verneinung verbunden wird, in die das Subjekt bei der Operation dieser Aufteilung der Aussagen eintritt.
In der klassischen Lehre der formalen Logik wird gesagt – und für den Fall, dass man recherchiert, auf wen das zurückgeht, möchte ich es Ihnen sagen, das ist nicht ohne eine gewisse Pikanterie –, wird also gesagt, dass das Subjekt unter dem Gesichtspunkt der Qualität aufgefasst wird [sic] und dass das Attribut, das Sie hier im Ausdruck „mendax“ verkörpert sehen, unter dem Gesichtspunkt der Quantität [sic] aufgefasst wird. Anders gesagt, bei dem einen sind sie alle, sind sie viele, und dann gibt es noch einen. Das wird noch von Kant beibehalten, in der Dreiteilung auf der Ebene der Kritik der reinen Vernunft. Nicht ohne massive Einwände von Seiten der Linguisten hervorzurufen.
Wenn man die Dinge historisch betrachtet, sieht man, dass die Unterscheidung Qualität – Quantität einen Ursprung hat. Sie erscheint zum ersten Mal in einer |{22} kleinen Abhandlung, paradoxerweise über die Lehren von Platon, und dies – es handelt sich jedoch um die aristotelische Auffassung der formalen Logik, die in abgekürzter Form, aber nicht ohne didaktische Akzentuierung wiedergegeben wird, und der Autor ist kein Geringerer als Apuleius, Autor einer Abhandlung über Platon –, und dies hat hier eine einzigartige historische Funktion, nämlich die, eine Kategorisierung eingeführt zu haben, die von Quantität und Qualität.
Quadrantenschema von Charles Sanders Peirce1
Dies nun hier ist das Modell, auf das ich Sie bitte, für heute ihr Nachdenken zu konzentrieren. Hier ist ein Quadrant [1], in den wir senkrechte Striche machen wollen. Die Funktion Strich (trait) wird die des Subjekts übernehmen und die Funktion senkrecht, die im Übrigen einfach als Stütze gewählt ist, die des Attributs. Ich hätte auch sagen können, dass ich als Attribut den Ausdruck unär nehme, aber für den repräsentativen und imaginierbaren Aspekt dessen, was ich Ihnen zu zeigen habe, mache ich sie senkrecht. Hier [2] haben wir ein Segment der Kreisfläche, in dem es senkrechte Striche gibt, jedoch außerdem schräge Striche. Hier [3] gibt es nur schräge Striche, und hier [4] gibt es keine Striche.
Das soll veranschaulichen, dass die Unterscheidung universal/partikulär, insofern sie ein Paar bildet, das sich vom Gegensatz bejahend/verneinend unterscheidet, |{23} als ein Register aufzufassen ist, das völlig anders ist als dasjenige, das Kommentatoren, ausgehend von Apuleius, geglaubt haben, mit mehr oder weniger Geschick entwickeln zu müssen, mit diesen so mehrdeutigen, gleitenden und verworrenen Formeln, die als Qualität und Quantität bezeichnet werden, die geglaubt haben, sie mit diesen Termini einander entgegensetzen zu müssen.
Den Gegensatz universal/partikulär wollen wir als Gegensatz von der Ordnung der Lexis bezeichnen, was für uns – [griechisch] legō, „ich lese“, und auch „ich wähle aus“ – sehr genau mit der Funktion der Extraktion verbunden ist, der Signifikantenauswahl, die das ist, das Gebiet, der Steg, auf dem wir uns im Augenblick vorwärtsbewegen. Dies, um sie von der Phasis zu unterscheiden, das heißt von etwas, das sich hier als ein Sprechen darstellt – Ja oder Nein –, durch das ich mich hinsichtlich der Existenz von dem engagiere, was durch die erste Lexis als Frage aufgeworfen wird.
Und wirklich, Sie werden es sehen: Worüber werde ich sagen können: „Jeder Strich ist senkrecht“? Natürlich über den ersten Sektor der Scheibe [1], jedoch, aufgepasst, auch über den leeren Sektor [4]. Wenn ich sage: „jeder Strich ist senkrecht“, dann bedeutet das: Wenn es nichts Senkrechtes gibt, gibt es auch keinen Strich. Jedenfalls wird dies durch den leeren Sektor der Scheibe illustriert. Nicht nur widerspricht der leere Sektor nicht der Bejahung „jeder Strich ist senkrecht“ und steht zu ihr nicht im Gegensatz, sondern er illustriert sie – in diesem Sektor der Scheibe gibt es keinen Strich, der nicht senkrecht wäre. |{24} Die universale Bejahung [A] wird hier also durch die ersten beiden Sektoren [1 und 4] veranschaulicht.
Die universale Verneinung [E] wird von den beiden rechten Sektoren illustriert [3 und 4], aber das, worum es dabei geht, wird durch die folgende Formulierung artikuliert: „Kein Strich ist senkrecht.“ Hier, in diesen beiden Sektoren [3 und 4], gibt es keinen senkrechten Strich. Zu beachten ist der gemeinsame Sektor [4], den diese beiden Aussagen [A und E] abdecken, die nach der klassischen Formel, der klassischen Lehre, scheinbar nicht zugleich wahr sein können.
Was werden wir finden, wenn wir unserer Kreisbewegung folgen, die als Formel so gut begonnen hat, hier [O] wie auch hier [I], um die beiden anderen möglichen Zweiergruppierungen der Quadranten zu bezeichnen?
Hier [I] werden wir das Wahre dieser beiden Quadranten in bejahender Form sehen: „Es gibt …“. Ich sage es auf phasische Weise, ich konstatiere die Existenz vertikaler Striche: „Es gibt senkrechte Striche“, „es gibt einige senkrechte Striche“, die ich entweder hier [1] finden kann, und zwar immer, oder hier [2], günstigenfalls.
Hier sehen wir, wenn wir versuchen, die Unterscheidung des Universalen und des Partikulären zu definieren, welches die beiden Sektoren sind [2 und 3], die dabei der partikulären Äußerung [O] entsprechen, dem „es gibt nicht-senkrechte Striche“, nonnulli non verticales [einige Nicht-Senkrechte]. Genauso wie uns eben die Mehrdeutigkeit der Wiederholung der Negation einen Moment lang in der Schwebe gehalten hat, entspricht das ‚non – non‘, die vorgebliche Annullierung der ersten Negation durch die zweite, keineswegs zwangsläufig einem Ja, und das ist |{25} etwas, worauf wir im weiteren Verlauf werden zurückkommen müssen.
*
Was bedeutet das? Was bringt es uns, wenn wir uns eines solchen Apparats bedienen? Warum versuche ich für Sie, die Ebene der Lexis von der Ebene der Phasis zu trennen? Ich werde sofort loslegen, ohne Umwege, und ich werde es veranschaulichen.
Was können wir als Analytiker dazu sagen? Was lehrt uns Freud? Weil die Bedeutung dessen, was man universale Aussage nennt, völlig verloren gegangen ist, und zwar seit einer Formulierung, die man als Kapitelüberschrift für die Euler’sche Formulierung verwenden kann, der es gelingt, uns sämtliche Funktionen des Syllogismus durch eine Reihe von kleinen Kreisen darzustellen, die sich ausschließen, überlappen oder überdecken, mit anderen Worten und streng formuliert: dem Umfang nach, dem man den Inhalt (compréhension) entgegensetzt, der einfach durch irgendeine unvermeidliche Art des Enthaltens/Verstehens (comprendre) gekennzeichnet wäre. Was zu verstehen? Dass das Pferd weiß ist? Was gibt es da zu verstehen?
Was wir einbringen und wodurch die Frage erneuert wird, ist Folgendes. Ich sage, dass Freud die folgende Formel verkündet, vorbringt: „Der Vater ist Gott“ oder „Jeder Vater ist Gott“.
Daraus ergibt sich, wenn wir an dieser Aussage auf der universalen Ebene festhalten, die Aussage, dass es keinen anderen Vater gibt als |{26} Gott, der andererseits, was die Existenz angeht, in Freuds Überlegungen eher aufgehoben* ist, eher in der Schwebe gehalten wird, und sogar radikal in Zweifel gezogen wird. Es geht darum, dass die Art von Funktion, die wir mit dem Namen-des-Vaters einführen, dieses Etwas ist, das seinen universalen Wert hat, das aber zugleich Ihnen – dem anderen – die Aufgabe überträgt, zu überprüfen, ob es einen Vater dieses Schlages gibt oder nicht.
Wenn es keinen gibt, ist immer noch wahr, dass der Vater Gott ist, nur dass die Formel lediglich durch den leeren Sektor der Kreisfläche [4] bestätigt wird; dadurch haben wir <in der partikulären Aussage> auf der Ebene der Phasis: Es gibt Väter, die die symbolische Funktion, die wir gerade als solche genannt haben, mehr oder weniger erfüllen, also diejenige des Namens-des-Vaters: „Es gibt welche, die …“[I], und “Es gibt welche, die nicht …“[O].
Dass es aber welche gibt, „die nicht …“, die in allen Fällen „nicht“ sind, etwas, das durch diesen Sektor [3] hier gestützt wird, ist genau dasselbe wie das, was uns Halt und Grundlage für die universale Funktion des Namens-des-Vaters gibt, denn zusammen mit dem Sektor, in dem es nichts gibt [4], sind es genau diese beiden Sektoren [1 und 4], auf der Ebene der Lexis erfasst, die – aufgrund dieses gestützten Sektors, der den anderen vervollständigt –, die dem, was wir als universale Bejahung äußern können, seine volle Tragweite geben.
Ich will es noch anders illustrieren, da ja bis zu einem bestimmten Punkt die Frage nach seinem Wert gestellt werden konnte – ich meine, in Bezug auf einen traditionellen |{27} Unterricht –, der das sein muss, was ich das letzte Mal zum kleinen i eingebracht habe.
Hier diskutieren die Professoren: „Was wollen wir sagen?“
Der Professor – derjenige, der unterrichtet –, was soll er unterrichten? Das, was andere vor ihm unterrichtet haben. Das heißt, dass er sich worauf gründet? Auf das, was bereits eine bestimmte Lexis erfahren hat.
Was sich aus jeder Lexis ergibt, ist genau das, worauf es uns hier ankommt und auf dessen Ebene ich Sie heute zu halten versuche: der Buchstabe (lettre). Der Professor ist lettré, gebildet, literat; seinem universalen Charakter nach ist er derjenige, der sich – auf der Ebene einer partikulären Aussage – auf den Buchstaben (lettre) stützt.
Wir können jetzt sagen, dass er es halb und halb sein kann: es ist möglich, dass er nicht ganz und gar literat ist, nicht ganz und gar Buchstabe, woraus sich ergibt, dass man immerhin nicht sagen kann, dass irgendein Professor illiterat wäre, in seinem Fall wird es immer ein wenig Literalität geben.
Falls es zufällig aber doch einen Gesichtspunkt gibt, unter dem wir sagen könnten, dass es unter einem bestimmten Gesichtspunkt möglicherweise solche gibt, die dadurch charakterisiert sind, dass sie hinsichtlich des Buchstabens ein bestimmtes Nichtwissen aufweisen, dann gilt trotzdem, dass uns das keineswegs daran hindern würde, den Kreis zu schließen und zu sehen, dass, wenn man so sagen darf, die Wiederkehr und die Grundlage der universalen Definition des Professors ganz streng darin besteht, dass die Identität der Formel: „Professor ist derjenige, der sich mit dem Buchstaben identifiziert“, den folgenden Kommentar aufdrängt und sogar erforderlich macht, nämlich: „Es kann analphabetische Professoren geben.“ Das negative Feld [4], |{28} als wesentliche Entsprechung zur Definition der Universalität, ist etwas, das auf der Ebene der ursprünglichen Lexis tief verborgen ist.
Das bedeutet etwas in Bezug auf die Mehrdeutigkeit der partikulären Stütze, die wir für die Verbindlichkeit unseres Sprechens dem Namen-des-Vaters als solchem geben können. Dennoch gilt, dass wir nicht bewirken können, dass irgendetwas, das – in die Atmosphäre des Menschlichen eingesogen, wenn ich mich so ausdrücken darf –, als, wenn man so sagen kann, völlig entbunden vom Namen-des-Vaters betrachtet werden kann, dennoch gilt, dass selbst hier [4], wo es nur Väter gibt, für welche die Funktion des Vaters, wenn ich mich so ausdrücken darf, reiner Verlust ist – der Nicht-Vater Vater, die verlorene Sache (cause perdue), mit der mein Seminar des letzten Jahres endete –, dennoch gilt, dass selbst hier, abhängig von diesem Verfall, die partikuläre Kategorie im Verhältnis zu einer ersten Lexis beurteilt wird, derjenigen des Namens-des-Vaters.
Der Mensch kann nicht bewirken, dass seine Bejahung oder Verneinung – mit allem, was mit ihr verbunden wird: „der da ist mein Vater“ oder „der da ist sein oder ihr Vater“ –, dass dies nicht vollständig von einer ursprünglichen Lexis abhängt, bei der es natürlich nicht um den üblichen Sinn des Vaters geht, nicht um das Vater-Signifikat, sondern um etwas, bei dem wir hier vor der Herausforderung stehen, ihm seine wahrhafte Stütze zu geben, die es legitimiert, selbst in den Augen von Professoren – die, wie Sie sehen, in großer Gefahr wären, hinsichtlich ihrer reale Funktion stets in einem gewissen Schwebezustand gehalten zu werden –, die es selbst in den Augen von Professoren rechtfertigen soll, dass ich versuche, selbst auf ihrer Ebene als Professoren, ihrer Existenz als Subjekt als solches eine algorithmische Stütze zu geben.
.
Französisch/Deutsch
{1} Je ne pense pas que, pour paradoxale que puisse apparaître au premier abord la symbolisation sur laquelle j’ai terminé mon discours la dernière fois, faisant supporter le sujet par le symbole mathématique du , je ne pense pas que tout pour vous puisse n’être là-dedans que pure surprise.
Ich glaube nicht – so paradox die Symbolisierung, mit der ich beim letzten Mal meinen Vortrag beendet habe und bei der das Subjekt durch das mathematische Symbol gestützt wird, auf den ersten Blick erscheinen mag, –, ich glaube nicht, dass für Sie alles darin nur reine Überraschung sein könnte.
.
Je veux dire qu’à se rappeler la démarche cartésienne elle-même, on ne peut oublier ce à quoi cette démarche mène son auteur.
Ich meine, wenn man sich das cartesische Vorgehen selbst in Erinnerung ruft, kann man nicht vergessen, wohin es seinen Autor führt.
.
Le voilà parti d’un bon pas vers la vérité, plus encore : cette vérité n’est nullement chez lui comme chez nous, mise en la parenthèse d’une dimension qui la distingue de la réalité.
Er hat einen großen Schritt in Richtung Wahrheit getan; mehr noch, anders als bei uns ist diese Wahrheit bei ihm keineswegs in die Klammer einer Dimension gesetzt, durch die sie von der Realität unterschieden wird.
.
Cette vérité sur quoi Descartes s’avance de son pas conquérant, c’est bien de celle de la Chose qu’il s’agit.
Die Wahrheit, auf die Descartes wie ein Eroberer vorstößt, dabei geht es ja um die Wahrheit des Dings.2
.
Et ceci nous mène à quoi ?
Und das führt uns zu was?
.
À vider le monde jusqu’à n’en plus laisser que ce vide qui s’appelle l’étendue.
Dazu, die Welt so weit zu entleeren, dass nur noch jene Leere übrig bleibt, die Ausdehnung genannt wird.3
.
Comment cela est-il possible ?
Wie ist das möglich?
.
Vous le savez, il va choisir comme exemple : |{2} faire fondre un bloc de cire.
Sie wissen es, als Beispiel wird er wählen, einen Wachsblock zum Schmelzen zu bringen.4
.
Est-ce par hasard qu’il choisit cette matière, si ce n’est parce qu’il y est entraîné, parce que c’est la matière idéale pour recevoir le sceau, la signature divine ?
Ist es Zufall, dass er dieses Material wählt, oder wird er dazu gedrängt, weil es das ideale Material ist, um das Siegel, die Signatur Gottes zu empfangen?
.
Pourtant après cette opération quasi alchimique qu’il poursuit devant nous, il va la faire s’évanouir, se réduire à n’être plus que l’étendue pure, plus rien où puisse s’imprimer ce qui, justement, est élidé dans sa démarche : il n’y a plus de rapport entre le signifiant et aucune trace naturelle, si je puis m’exprimer ainsi, et très nommément [la] trace naturelle par excellence qui constitue l’imaginaire du corps.
Nach dieser quasi alchimistischen Operation jedoch, die er vor uns vollzieht, bringt er es zum Schwinden, zum Schrumpfen, bis es nur noch reine Ausdehnung ist – nichts mehr, worin das eingedrückt werden könnte, was in seinem Vorgehen eben getilgt wird, es gibt keine Beziehung mehr zwischen dem Signifikanten und, wenn ich mich so ausdrücken darf, irgendeiner natürlichen Spur, insbesondere der natürlichen Spur par excellence: das Imaginäre des Körpers.
.
Ce n’est pas dire justement que cet imaginaire puisse être radicalement repoussé, mais il est séparé du jeu du signifiant, il est ce qu’il est : effet du corps, et comme tel récusé comme témoin d’aucune vérité.
Das soll nicht heißen, dass dieses Imaginäre radikal zurückgedrängt werden könnte, vom Spiel des Signifikanten jedoch wird es getrennt, es ist, was es ist, Körpereffekt, und damit abgelehnt als Zeuge jeglicher Wahrheit.
.
Rien à en faire que d’en vivre, de cet imaginaire, théorie des passions, mais ne surtout pas penser avec.
Nichts ist damit anzustellen als von ihm zu leben, von diesem Imaginären – Theorie der Leidenschaften –, auf keinen Fall jedoch ist damit zu denken.5
.
L’homme pense avec un discours réduit aux évidences de ce qu’on appelle la lumière naturelle, c’est-à-dire une algèbre, un groupe logistique qui, dès lors, aurait pu être autre si Dieu l’avait voulu (théorie des passions).
Der Mensch denkt mit einem Diskurs, der auf die Evidenzen dessen reduziert ist, was man [lat.] lumen naturale nennt, das natürliche Licht, das heißt eine Algebra, eine logistische Gruppe, die, falls Gott es gewollt hätte, auch anders hätte sein können (Theorie der Leidenschaften).6
.
Ce dont Descartes ne peut encore s’apercevoir, c’est que nous pouvons le vouloir à Sa place ; c’est que quelque cent cinquante ans après sa mort naît la théorie des ensembles – elle l’aurait comblé – où même les chiffres 1 et 0 ne sont que l’objet d’une définition littérale, d’une définition axiomatique purement formelle, éléments neutres.
Descartes kann noch nicht sehen, dass wir es an Seiner Stelle wollen können, dass etwa hundertfünfzig Jahre nach seinem Tod die Mengenlehre entsteht – sie hätte ihn begeistert –, wo selbst noch die Zahlen 1 und 0 nur Gegenstand einer buchstäblichen Definition sind, einer rein formalen axiomatischen Definition, neutrale Elemente.7
.
Il aurait pu faire |{3} l’économie du Dieu véridique, le Dieu trompeur ne pouvant être que celui qui tricherait dans la résolution des équations elles-mêmes.
Er hätte sich den wahrheitsliebenden Gott sparen können, da der betrügerische Gott nur derjenige sein konnte, der bei der Lösung der Gleichungen selbst schummelt.8
.
Mais personne n’a jamais vu ça : il n’y a pas de miracle de la combinatoire, si ce n’est le sens que nous lui donnons.
Aber das hat noch nie jemand gesehen, es gibt kein Mirakel der Kombinatorik, abgesehen von dem Sinn, den wir ihr geben.
.
C’est déjà suspect chaque fois que nous lui donnons un sens.
Wenn wir ihr einen Sinn geben, ist das jedes Mal bereits suspekt.
.
C’est pourquoi le Verbe existe, mais non pas le Dieu de Descartes.
Aus diesem Grunde existiert Das Wort, nicht jedoch der Gott von Descartes.
.
Pour que le Dieu de Descartes existe, il faudrait que nous ayons un petit commencement de preuve de Sa volonté créatrice à lui dans le domaine des mathématiques.
Damit Descartes’ Gott existiert, müssten wir einen kleinen Ansatz eines Beweises für Seinen eigenen Schöpfungswillen auf dem Gebiet der Mathematik haben.
.
Or ce n’est pas lui qui a inventé le transfini de Cantor, c’est nous.
Nun ist aber nicht er es, der das Transfinite von Cantor erfunden hat, das sind wir.9
.
C’est bien pourquoi l’histoire nous témoigne que les grands mathématiciens qui ont ouvert cet au-delà de la logique divine, Euler tout le premier, ont eu très peur.
Und dies ist der Grund, weshalb die Geschichte uns bezeugt, dass die großen Mathematiker, die den Bereich jenseits der göttlichen Logik erschlossen haben – zuallererst Euler –, große Angst hatten.
.
Ils savaient ce qu’ils faisaient : ils rencontraient, non pas le vide de l’étendue du pas cartésien – qui finalement, malgré Pascal, ne fait plus peur à personne, parce qu’on s’encourage à aller l’habiter de plus en plus loin – mais le vide de l’Autre, lieu infiniment plus redoutable, puisqu’il y faut quelqu’un.
Sie wussten, was sie taten; was ihnen begegnete, war nicht die Leere des Ausgedehnten des cartesischen Schritts – die, Pascal zum Trotz, letztlich niemandem mehr Angst macht, da man sich ermutigt, sie in immer weiterer Entfernung zu bewohnen –, sondern die Leere des Anderen, ein Ort, der unendlich viel schrecklicher ist, da dort jemand sein muss.10
.
C’est pourquoi, serrant de plus près la question du sens du sujet tel qu’il s’évoque dans la méditation cartésienne, je ne crois là rien faire, même si j’empiète sur un domaine tant de fois parcouru qu’il finit par paraître en devenir réservé à certains, je ne crois pas faire quelque chose dont ils puissent se désintéresser, ceux-là mêmes, pour autant que la question est |{4} actuelle, plus actuelle qu’aucune, et plus actualisée encore – je crois pouvoir vous le montrer – dans la psychanalyse qu’ailleurs.
Das ist der Grund, weshalb ich – wenn ich die Frage nach dem Sinn des Subjekt, wie sie sich in der cartesischen Meditation stellt, näher betrachte – nicht glaube, hier etwas zu tun – auch wenn ich in einen Bereich eindringe, der so oft durchschritten wurde, dass er jetzt einigen vorbehalten zu sein scheint –, weshalb ich nicht glaube, etwas zu tun, das nicht auch für diese von Interesse sein könnte, denn die Frage ist aktuell, aktueller als jede andere, und – wie ich glaube, Ihnen zeigen zu können – in der Psychoanalyse noch stärker aktualisiert als anderswo.
.
Ce vers quoi je vais donc aujourd’hui vous ramener, c’est à une considération, non de l’origine, mais de la position du sujet, pour autant qu’à la racine de l’acte de la parole il y a quelque chose, un moment où elle s’insère dans une structure de langage, et que cette structure de langage, en tant qu’elle est caractérisée à ce point originel, j’essaie de la resserrer, de la définir autour d’une thématique qui, de façon imagée, s’incarne, est comprise, dans l’idée d’une contemporanéité originelle de l’écriture et du langage lui-même ; en tant que l’écriture est connotation signifiante, que la parole ne la crée pas tant qu’elle ne la lit ; que la genèse du signifiant à un certain niveau du réel, qui est un de ses axes ou racines, c’est pour nous sans doute le principal à connoter la venue au jour des effets, dits effets de sens.
Wo ich Sie heute also hinführen möchte, ist eine Überlegung nicht etwa zum Ursprung, sondern zur Stellung des Subjekts, da es an der Wurzel des Aktes des Sprechens etwas gibt, einen Moment, in dem es sich in eine Sprachstruktur einfügt, und diese Sprachstruktur, wie sie an diesem Ursprungspunkt charakterisiert ist, versuche ich näher zu bestimmen, zu definieren, um eine Thematik herum, die sich, bildhaft gesprochen, verkörpert, die enthalten ist in der Vorstellung einer ursprünglichen Gleichzeitigkeit zwischen der Schrift und der Sprache selbst; dass das Sprechen die Schrift, insofern sie eine Signifikanten-Konnotation ist, nicht so sehr erschafft als sie vielmehr liest; dass die Entstehung des Signifikanten auf einer bestimmten Ebene des Realen, das eine seiner Achsen oder Wurzeln ist, für uns zweifellos die Wichtigste ist, um das Auftreten der Effekte zu konnotieren, die Sinneffekte genannt werden.11
.
Dans ce rapport premier du sujet, dans ce qu’il projette derrière lui nachträglich, par le seul fait de s’engager par sa parole, d’abord balbutiante, puis ludique, voire confusionnelle, dans le discours commun, ce qu’il projette en arrière de son acte, c’est là que se produit ce quelque chose vers quoi nous avons le courage d’aller, pour l’interroger au nom de la formule |{5} Wo Es war, soll Ich werden, que nous tendrions à pousser vers une formule très légèrement différemment accentuée, dans le sens d’un étant ayant été, d’un gewesend qui subsiste pour autant que le sujet, s’y avançant, ne peut ignorer qu’il faut un travail de profond retournement de sa position pour qu’il puisse s’y saisir.12
In dieser ersten Beziehung des Subjekts, in dem, was es zurückprojiziert, nachträglich* – allein schon dadurch, dass es sich mit seinem Sprechen, zunächst stammelnd, dann spielerisch, ja verworren, in den gemeinsamen Diskurs einbringt –, in dem also, was es hinter seinen Akt zurückprojiziert, dort stellt sich das Etwas her, zu dem vorzudringen wir den Mut haben, um es im Namen der Formel „Wo Es war, soll Ich werden“ zu befragen, welche wir in Richtung auf eine ganz leicht anders akzentuierte Formel drängen möchten, im Sinne eines Gewesenseienden, eines gewesend*, das fortbesteht, insofern das Subjekt, das sich dorthin begibt, nicht ignorieren kann, dass – damit es sich dort erfassen kann – eine Arbeit der grundlegenden Umkehrung seiner Position vonnöten ist.13
.
Déjà là, quelque chose nous dirige vers quelque chose qui, d’être inversé, nous suggère la remarque qu’à soi toute seule, dans son existence, la négation n’est pas, depuis toujours, sans receler une question : qu’est-ce qu’elle suppose ?
Bereits hier führt uns etwas zu etwas hin, das uns, wenn es umgekehrt wird, die Bemerkung nahelegt, dass die Negation allein schon in ihrer Existenz seit jeher eine Frage in sich birgt: Was wird von ihr vorausgesetzt?
.
Suppose-t-elle l’affirmation sur laquelle elle s’appuie ?
Setzt sie die Affirmation voraus, auf die sie sich stützt?
.
Sans doute.
Sicherlich.
.
Mais cette affirmation, est-ce bien, elle, seulement l’affirmation de quelque chose de réel qui serait simplement ôté ?
Diese Affirmation jedoch, ist sie nur die Affirmation von etwas Realem, das <durch die Negation> schlicht weggenommen würde?
.
Ce n’est pas sans surprise, ce n’est pas non plus sans malice que nous pouvons trouver, sous la plume de Bergson, quelques lignes par lesquelles il s’élève contre toute idée de néant – position bien conforme à une pensée dans son fond attachée à une sorte de réalisme naïf : « Il y a plus, et non pas moins, dans l’idée d’un objet conçu comme „n’existant pas“ que dans l’idée de ce même objet conçu comme „existant“, car l’idée de l’objet „n’existant pas“ est nécessairement l’idée de l’objet „existant“, avec en plus la représentation d’une exclusion de cet objet, par la réalité actuelle prise en bloc. »
Nicht ohne Überraschung, und auch nicht ohne Spottlust, finden wir aus der Feder von Bergson einige Zeilen, in denen er gegen jede Idee eines Nichts Einspruch erhebt – eine Position, die gut zu einem Denken passt, dass im Kern einer Art von naivem Realismus anhängt:
„[…] es liegt mehr und nicht weniger in der Idee eines als ‚nicht existierend‘ gedachten Gegenstandes als in der Idee dieses selben als ‚existierend‘ gedachten Gegenstandes, da die Idee des ‚nicht existierenden‘ Gegenstandes notwendig die Idee des ‚existierenden‘ Gegenstandes sein muss, mitsamt obendrein der Vorstellung eines Ausgeschlossenseins durch die aktuelle en bloc genommene Gesamtwirklichkeit.“14
.
Est-ce ainsi que nous pouvons nous contenter de la situer ? – pour un instant, portons notre attention vers |{6} la négation elle-même.
Können wir uns damit begnügen, sie so zu verorten? Richten wir doch einen Moment lang unsere Aufmerksamkeit auf die Negation selbst.
.
Est-ce ainsi que nous pouvons nous contenter, dans une simple expérience de son usage, de son emploi, d’en situer les effets ?
Können wir uns, in einer einfachen Erfahrung ihres Gebrauchs, ihrer Verwendung, damit begnügen, ihre Wirkungen so zu verorten?
.
Vous mener à cet endroit par tous les chemins d’une enquête linguistique est quelque chose que nous ne pouvons nous refuser.
Wir können es uns nicht verweigern, Sie auf sämtlichen Wegen einer linguistischen Untersuchung an diesen Punkt zu führen.
.
Au reste, déjà nous sommes-nous avancés dans ce sens, et si vous vous en souvenez bien, l’allusion a été faite ici dès longtemps aux remarques, certainement très suggestives sinon éclairantes, de Pichon et de Damourette dans leur collaboration à une grammaire fort riche et très féconde à considérer, grammaire spécialement de la langue française, dans laquelle leurs remarques viennent à pointer qu’il n’y a pas, disent-ils, à proprement parler de négation en français.
Im Übrigen haben wir uns bereits in diese Richtung bewegt, und, wie Sie sich vielleicht erinnern, wurde hier vor langer Zeit auf die sicherlich sehr anregenden, wenn nicht sogar erhellenden Ausführungen von Pichon und Damourette verwiesen, in ihrer gemeinsamen Erarbeitung einer äußerst reichen Grammatik, die heranzuziehen wirklich fruchtbar ist, einer Grammatik speziell der französischen Sprache, und worin sie in ihren Erläuterungen darauf verweisen, dass es, wie sie sagen, im Französischen genau genommen keine Negation gibt.15
.
Ils entendent dire que cette forme, simplifiée à leur sens, de l’ablation radicale telle qu’elle s’exprime à la chute de certaine phrase allemande – j’entends à la chute, parce que c’est bien le terme « nicht » qui, à venir d’une façon surprenante à la conclusion d’une phrase poursuivie en registre positif, a permis à l’auditeur de rester jusqu’à son terme dans la plus parfaite indétermination, et foncièrement dans une position de créance.
Sie wollen damit sagen, dass die ihres Erachtens vereinfachte Form der radikalen Zurücknahme, wie sie im Absturz mancher deutscher Sätze zum Ausdruck kommt – ich meine im Absturz, denn es ist der Ausdruck „nicht*“, der, da er überraschend erst als Abschluss eines zunächst im positiven Register verlaufenen Satzes kommt, es dem Hörer bis zum Schluss ermöglicht hat, in der vollkommensten Unentschlossenheit zu bleiben und grundlegend in einer Position des Glaubens.
.
Par ce « nicht » qui la rature, toute la signification de la phrase se trouve exclue.
Durch dieses „nicht*“, das ihn ausstreicht, wird die gesamte Bedeutung des Satzes ausgeschlossen.
.
Exclue de quoi ?
Ausgeschlossen woraus?
.
Du champ de l’admissibilité de la vérité.
Aus dem Bereich der Zulässigkeit der Wahrheit.
.
Pichon remarque, non sans pertinence, que la division, |{7} la schize la plus ordinaire en français de la fonction de la négation – entre un « ne » d’une part, et un mot auxiliaire : le « pas », le « personne », le « rien », le « point », le « mie », le « goutte », qui occupe une position, dans la phrase énonciative, qui reste à préciser, par rapport au ne nommé d’abord –, que ceci nous suggère nommément, à regarder de près l’usage séparé qui peut en être fait, d’attribuer à l’une de ces fonctions une signification dite discordantielle, à l’autre une signification exclusive [sic].
Pichon bemerkt durchaus zutreffend, dass die Teilung, die ganz gewöhnliche Spaltung der Negationsfunktion im Französischen – zwischen einem „ne“ einerseits und einem Hilfswort <andererseits>, dem „pas“, dem „personne“, dem „rien“, dem „point“, dem „mie“, dem „goutte“, das im Aussagesatz im Verhältnis zu dem zunächst genannten „ne“ eine Position einnimmt, die zu präzisieren bleibt –, dass dies, bei genauerer Betrachtung des getrennten Gebrauchs, der davon gemacht werden kann, insbesondere nahelegt, der einen dieser Funktionen eine sogenannte diskordantielle Bedeutung zuzuschreiben und der anderen eine exklusive [sic] Bedeutung.16
.
C’est justement d’exclusion du réel que serait chargé le « pas », le « point ».
Ausschließung aus dem Realen, das wäre die Aufgabe des „pas“ und des „point“.17
.
Tandis que le « ne » exprimerait cette dissonance, parfois si subtile qu’elle n’est qu’une ombre, et nommément dans ce fameux « ne » dont vous savez que j’ai fait grand état pour essayer pour la première fois, justement, d’y montrer quelque chose comme la trace du sujet de l’inconscient, le « ne » dit explétif, le « ne » de ce : « Je crains qu’il ne vienne ».
Während das „ne“ eine Dissonanz ausdrücken würde, bisweilen so subtil, dass sie nur ein Schatten ist, namentlich in dem berühmten „ne“, von dem ich, wie Sie wissen, so viel Aufhebens gemacht habe, um tatsächlich zum ersten Mal zu versuchen, darin so etwas wie die Spur des Subjekts des Unbewussten zu zeigen, das sogenannte expletive „ne“, das „ne“ in: „Je crains qu’il ne vienne“ („Ich fürchte, dass er kommt“).18
.
Vous touchez aussitôt du doigt qu’il ne veut rien dire d’autre que « j’espérais qu’il vienne ».
Sie spüren sofort, dass es nichts anderes besagt als: ich habe gehofft, dass er kommt.
.
Il exprime la discordance de vos propres sentiments à l’endroit de cette venue, il véhicule en quelque sorte la trace combien plus suggestive d’être incarnée dans son signifiant, puisque nous l’appelons en psychanalyse ambivalence.
Es bringt die Zwietracht Ihrer eigenen Gefühle gegenüber diesem Kommen zum Ausdruck, es trägt gewissermaßen die Spur <davon>, die umso suggestiver ist, als sie in ihrem Signifikanten verkörpert ist, denn in der Psychoanalyse nennen wir das Ambivalenz.
.
« Je crains qu’il ne vienne » : ce n’est pas tant exprimer l’ambiguïté de nos sentiments que, par cette surcharge, montrer combien, dans un certain type de relation, |{8} est capable de ressurgir, d’émerger, de se reproduire, de se marquer, en une béance, cette distinction du sujet de l’acte d’énonciation en tant que tel, par rapport au sujet de l’énoncé, même s’il n’est pas présent au niveau de l’énoncé d’une façon qui le désigne !
„Je crains qu’il ne vienne“, es geht nicht so sehr darum, die Zweideutigkeit unserer Gefühle auszudrücken, als vielmehr darum, durch diesen Zusatz <des „ne“> zu zeigen, wie sehr die Unterscheidung zwischen dem Subjekt des Äußerungsakts als solchen und dem Subjekt des Ausgesagten in der Lage ist, in einem bestimmten Beziehungstyp wieder aufzutauchen, zum Vorschein zu kommen, sich zu reproduzieren, in einer Kluft markiert zu werden, selbst wenn das Subjekt auf der Ebene des Ausgesagten nicht als bezeichnetes präsent ist.
.
« Je crains qu’il ne vienne », c’est un tiers.
„Je crains qu’il ne vienne“ ist ein Drittes.
.
Que serait-ce, s’il était dit : « je crains que je ne fasse » ce qui ne se dit guère, encore que ce soit concevable ?
Was wäre, wenn gesagt würde, „je crains que je ne fasse“ („Ich fürchte, dass ich tue“), was kaum jemals gesagt wird, obwohl es denkbar wäre – ?
.
Qui serait au niveau de l’énoncé ?
Wer wäre <hier Subjekt> auf der Ebene des Ausgesagten?
.
Pourtant, ceci importe peu, qu’il soit désignable – vous voyez d’ailleurs que je peux l’y faire rentrer – au niveau de l’énoncé.
Es ist jedoch unerheblich, dass es – Sie sehen ja, dass ich es hier unterbringen kann – auf der Ebene des Ausgesagten bezeichnet werden kann.19
.
Et un sujet, masqué ou pas au niveau de l’énonciation, représenté ou non, nous amène à nous poser la question de la fonction du sujet, de sa forme, de ce qui le supporte, et à ne pas nous tromper : à ne pas croire que c’est simplement le « je » shifter qui, dans la formulation de l’énoncé, le désigne comme celui qui, dans l’instant qui définit le présent, porte la parole.
Und ein Subjekt, auf der Ebene der Äußerung maskiert oder nicht, repräsentiert oder nicht, bringt uns dazu, dass wir uns die Frage nach der Funktion des Subjekts stellen, nach seiner Form, nach dem, wodurch es gestützt wird – und dass wir uns nur nicht täuschen, dass wir nur nicht glauben, es sei einfach das „je“ als Shifter, durch das es in der Formulierung des Ausgesagten als dasjenige bezeichnet wird, das in dem Moment, der die Gegenwart definiert, das Wort hat.20
.
Le sujet de l’énonciation a peut-être toujours un autre support.
Das Subjekt der Äußerung hat vielleicht immer einen anderen Träger.
.
Ce que j’ai articulé c’est que, bien plus, ce petit « ne », ici saisissable sous la forme explétive, c’est là que nous devons en reconnaître à proprement parler, dans un cas exemplaire, le support.
Was ich artikuliert habe, ist ja dies, dass wir vielmehr in diesem kleinen „ne“, das hier in der expletiven Form fassbar ist, dass wir hier im strengen Sinne in einem exemplarischen Fall seinen Träger erkennen müssen.21
.
Et aussi bien ce n’est pas dire, bien sûr, non plus que dans ce phénomène d’exception nous devions reconnaître son support exclusif.
Und das heißt natürlich auch nicht, dass wir in diesem Ausnahmephänomen seine ausschließliche Stütze erkennen sollten.
.
L’usage de la langue va me permettre d’accentuer devant vous d’une façon très banale, non pas tant la distinction de Pichon, à |{9} la vérité, je ne la crois pas soutenable jusqu’à son terme descriptif.
Der Sprachgebrauch wird mir erlauben, vor Ihnen auf ganz banale Weise Folgendes zu betonen – nicht etwa Pichons Unterscheidung, tatsächlich halte ich sie bis hin zu ihrem deskriptiven Terminus nicht für vertretbar.
.
Phénoménologiquement elle repose sur l’idée, pour nous inadmissible, qu’on puisse en quelque sorte fragmenter les mouvements de la pensée.
Phänomenologisch beruht sie auf der für uns unzulässigen Vorstellung, man könne die Bewegungen des Denkens in gewisser Weise fragmentieren.
.
Néanmoins vous avez cette conscience linguistique qui vous permet tout de suite d’apprécier l’originalité du cas où vous avez seulement, où vous pouvez dans l’usage actuel de la langue – cela n’a pas toujours été ainsi : dans les temps archaïques, la forme que je vais maintenant formuler devant vous était la plus commune.
Sie haben jedoch das Sprachbewusstsein, das es Ihnen sofort ermöglicht, die Originalität des Falles einzuschätzen, in dem Sie nur etwas haben --; in dem sie im aktuellen Sprachgebrauch etwas können --; das war nicht immer schon so, in archaischen Zeiten war die Form, die ich jetzt vor Ihnen formulieren möchte, die häufigste.
.
Dans toutes les langues, une évolution se marque, comme d’un glissement, que les linguistes essaient de caractériser, des formes de la négation.
In allen Sprachen zeichnet sich eine Entwicklung der Formen der Negation ab, eine Art Verschiebung, die die Linguisten zu charakterisieren versuchen.22
.
Le sens dans lequel ce glissement s’exerce, j’en dirai peut-être tout à l’heure la ligne générale – elle s’exprime sous la plume des spécialistes.
Die Richtung, in der diese Verschiebung sich vollzieht, wird unter der Feder der Spezialisten zum Ausdruck gebracht; ihre allgemeine Linie werde ich vielleicht später noch darlegen.
.
Mais pour l’instant prenons le simple exemple de ce qui s’offre à nous, tout simplement dans la distinction entre deux formules également admissibles, également reçues, également expressives, également communes : celle du « je ne sais » avec « j’sais pas ».
Für den Moment nehmen wir jedoch das einfache Beispiel dessen, was sich uns anbietet, ganz einfach die Unterscheidung zwischen zwei Formeln, die gleichermaßen zulässig sind, gleichermaßen akzeptiert, gleichermaßen ausdrucksstark, gleichermaßen gebräuchlich, nämlich zwischen „je ne sais“ („ich weiß nicht recht“) und „j’sais pas“ („’ch weiß nicht“).23
.
Vous voyez, je pense, tout de suite quelle en est la différence, différence d’accent.
Sie sehen, denke ich, sofort, was der Unterschied ist, der Unterschied im Akzent.
.
Ce « je ne sais » n’est pas sans quelque maniérisme : il est littéraire.
Dieses „je ne sais“ ist nicht ohne einen gewissen Manierismus, es ist literarisch.
.
Il vaut quand même mieux que « jeune nation », mais il est du même ordre.
Es ist immerhin besser als „jeune nation“ („junge Nation“), gehört aber zur selben Kategorie.24
.
Ce sont tous les deux Marivaux, sinon rivaux.
Beide sind Marivaux, sinon rivaux, wenn nicht sogar Rivalen.25
.
Ce qu’il exprime – ce « je ne sais » – c’est essentiellement quelque chose de tout à fait différent de l’autre code |{10} d’expression, celui du « j’sais pas » : il exprime l’oscillation, l’hésitation, voire le doute.
Was damit ausgedrückt wird, mit dem „je ne sais“, unterscheidet sich wesentlich von dem anderen Ausdruckscode, dem von „j’sais pas“; mit „je ne sais“ wird das Schwanken ausgedrückt, das Zögern und sogar der Zweifel.
.
Si j’ai évoqué Marivaux, ce n’est pas pour rien : il est la formule ordinaire, sur la scène, où peuvent se formuler les aveux voilés.
Nicht umsonst habe ich Marivaux erwähnt; auf der Bühne ist es die übliche Formel, mit der die verschleierten Geständnisse formuliert werden können.
.
Auprès de ce « je ne sais », il faudrait s’amuser à orthographier, avec l’ambiguïté donnée par mon jeu de mots, le « j’sais pas » : par l’assimilation qu’il subit, du fait du voisinage du « s » inaugural du verbe, le « j’ » du « je » qui devient un « che » aspirant qui est par là sifflante sourde ; le « ne » ici avalé disparaît, toute la phrase vient reposer sur le « pas » lourd de l’occlusive qui la termine.
Neben diesem „je ne sais“ sollte man sich mit der Orthografie von „j’sais pas“ amüsieren, mitsamt der durch mein Wortspiel gegebenen Mehrdeutigkeit. Durch die Assimilation, die es aufgrund der Nachbarschaft zum „s“ des Verbanfangs erfährt, wird das „j’“ von „je“ zu einem aspirierenden „che“ und damit zu einem stimmlosen Zischlaut; das „ne“, hier verschluckt, verschwindet; das Gewicht des ganzen Satzes ruht auf dem schweren „pas“ des Okklusivlauts, der ihn beendet.26
.
L’expression ne prendra son accent d’accentuation un peu dérisoire, voire populacière à l’occasion, justement que de son discord avec ce qu’il y aura d’exprimé alors.
Seinen Akzent von etwas spöttischer und gelegentlich sogar vulgärer Akzentuierung erhält der Ausdruck eben nur durch seine Diskordanz zu dem, was zunächst ausgedrückt worden sein wird.
.
Le « ch’sais pas » marque, si je puis dire même, le coup de quelque chose où tout au contraire le sujet vient se collapser, s’aplatir.
Das „ch’sais pas“ markiert, darf ich vielleicht sogar sagen, den Schlag von etwas, wo ganz im Gegenteil das Subjekt zusammenbricht und zermalmt wird.
.
« Comment ça t’est-il arrivé ? » demande l’autorité, après quelque triste mésaventure, au responsable.
„Wie konnte dir das passieren?“, fragt, nach einem traurigen Missgeschick, die Autorität den Verantwortlichen.
.
« Ch’sais pas.»
„Weiß nicht.“
.
C’est un trou, une béance qui s’ouvre, au fond de laquelle ce qui disparaît, s’engouffre, c’est le sujet lui–même.
Ein Loch tut sich auf, eine Kluft, und was auf ihrem Grunde verschwindet und versinkt, ist das Subjekt selbst.27
.
Mais ici il n’apparaît plus dans son mouvement oscillatoire, dans le support qui lui est donné de son mouvement originel, mais tout au contraire sous une forme de constatation : son ignorance à proprement parler exprimée, assumée, est plutôt projetée, constatée, quelque chose qui se présente comme un |{11} n’être pas là projeté sur une surface, sur un plan où il est comme tel reconnaissable.
Hier erscheint es jedoch nicht mehr in seiner oszillierenden Bewegung, nicht in der Unterstützung, die ihm für seine ursprüngliche Bewegung gegeben wird, sondern ganz im Gegenteil in Form einer Feststellung; seine eigentlich zum Ausdruck gebrachte und akzeptierte Unwissenheit wird vielmehr projiziert und festgestellt; etwas, das sich als ein nicht da sein präsentiert, <wird hier> auf eine Fläche projiziert, auf eine Ebene, auf der es als solches erkennbar ist.28
.
Et ce que nous approchons par cette voie dans ces remarques contrôlables de mille sortes par toutes sortes d’autres exemples, c’est quelque chose dont, au minimum, nous devons retenir l’idée d’un double versant.
Und woran wir uns auf diesem Wege annähern, in diesen Bemerkungen, die sich auf tausend Weisen durch alle möglichen anderen Beispiele überprüfen lassen, ist etwas, wovon wir zumindest die Idee einer Zweiseitigkeit festhalten müssen.
.
Est-ce que ce double versant est vraiment d’opposition, comme Pichon le laisse entendre, quant à l’appareil lui-même de la négation ?
Handelt es sich bei dieser Zweiseitigkeit tatsächlich, wie Pichon zu verstehen gibt, um einen Gegensatz in Bezug auf den eigentlichen Apparat der Negation?29
.
Est-ce qu’un examen plus poussé peut nous permettre de le résoudre ?
Kann eine weiter vorangetriebene Untersuchung uns erlauben, das aufzuklären?
.
Remarquons d’abord que le ne de ces deux termes a l’air d’y subir l’attraction de ce qu’on peut appeler le groupe de tête de la phrase, pour autant qu’il est saisi, supporté par la forme pronominale.
Wir sollten zunächst beachten, dass von diesen beiden Ausdrücken das „ne“ den Anschein erweckt, als unterläge es der Anziehungskraft dessen, was man die Kopfgruppe des Satzes nennen kann, insofern es von der Pronominalform erfasst und getragen wird.
.
Ce peloton de tête, en français, est remarquable dans les formules qui l’accumulent, telles que le « je ne le », « je le lui » : ceci, groupé avant le verbe, n’est certainement pas sans refléter une profonde nécessité structurale.
Diese Zusammenballung an der Spitze ist, im Französischen, in den Formeln bemerkenswert, in denen sie zusammengefügt wird, wie in dem „je ne le“ („ich es nicht“) oder „je le lui“ („ich es ihm/ihr“); diese Gruppierung vor dem Verb spiegelt sicherlich eine tiefe strukturelle Notwendigkeit wider.
.
Que le « ne » vienne s’y agréger, je dirai que ce n’est pas là ce qui nous paraît le plus remarquable.
Dass sich das „ne“ hier zugesellt, ist dabei nicht das, möchte ich sagen, was uns am bemerkenswertesten erscheint.
.
Ce qui nous parait le plus remarquable, c’est ceci : c’est qu’à venir s’y agréger, il en accentue ce que j’appellerai la significantisation subjective.
Was uns am bemerkenswertesten erscheint, ist, dass es, indem es sich hier zugesellt, das hervorhebt, was ich die subjektive Signifikantisierung nennen möchte.30
.
Remarquez en effet que ce n’est pas un hasard si c’est au niveau d’un « je ne sais », d’un « je ne puis », d’une certaine catégorie qui est celle des verbes où se situe, s’inscrit, la position subjective elle-même comme telle, |{12} que j’ai trouvé mon exemple d’emploi isolé de « ne ».
Beachten Sie doch, dass es kein Zufall ist, dass ich mein Beispiel der isolierten Verwendung von „ne“ auf der Ebene eines „je ne sais“, eines „je ne puis“ gefunden habe, einer bestimmten Kategorie von Verben, solcher nämlich, worin die subjektive Position selbst als solche verortet und eingeschrieben wird.31
.
Il y a en effet tout un registre de verbes dont l’usage est propre à nous faire remarquer que leur fonction change profondément, d’être employés à la première, ou à la seconde, ou à la troisième personne.
Es gibt ja ein ganzes Register von Verben, deren Verwendung geeignet ist, uns darauf aufmerksam zu machen, dass ihre Funktion sich grundlegend ändert, je nachdem, ob sie in der ersten, der zweiten oder der dritten Person verwendet werden.
.
Si je dis : « je crois qu’il va pleuvoir », ceci ne distingue pas, de mon énonciation qu’il va pleuvoir, un acte de croyance, « je crois qu’il va pleuvoir » connote simplement le caractère contingent de ma prévision.
Wenn ich sage, „je crois qu’il va pleuvoir“ („ich glaube, dass es regnen wird“), wird darin von meiner Äußerung, dass es regnen wird, nicht auch noch ein Glaubensakt unterschieden, „je crois qu’il va pleuvoir“ konnotiert einfach den kontingenten Charakter meiner Vorhersage.32
.
Observez que les choses se modifient si je passe aux autres personnes.
Beachten Sie, dass die Dinge sich ändern, wenn ich zu den anderen Personen übergehe.
.
« Tu crois qu’il va pleuvoir » fait beaucoup plus appel à quelque chose : celui à qui je m’adresse, je fais appel à son témoignage.
„Tu crois qu’il va pleuvoir“ („du glaubst, dass es regnen wird“) appelliert weitaus stärker an etwas, ich appelliere an das Zeugnis desjenigen, an den ich mich wende
.
« Il croit qu’il va pleuvoir » donne de plus en plus de poids à l’adhésion du sujet à sa créance.
„Il croit qu’il va pleuvoir“ („er glaubt, dass es regnen wird“) legt mehr und mehr Gewicht auf das Festhalten des Subjekts an seinem Glauben.33
.
L’introduction du « ne » sera toujours facile quand il vient s’adjoindre à ces trois supports pronominaux de ce verbe qui a ici fonction variée : au départ, de la nuance énonciative jusqu’à l’énoncé d’une position du sujet, le poids du « ne » sera toujours pour le ramener vers la nuance énonciative.
Die Einführung des „ne“ wird immer einfach sein, wenn es zu den drei pronominalen Trägern des Verbs, das hier unterschiedliche Funktionen hat, hinzugefügt wird; zu Beginn, von der Nuance der Äußerung bis zum Ausgesagten einer Subjektposition, wird das Gewicht des „ne“ immer dazu dienen, das Verb zur Äußerungs-Nuance zurückzubringen.34
.
« Je ne crois pas qu’il va pleuvoir », c’est encore plus lié au caractère de suggestion dispositionnelle qui est la mienne, cela peut n’avoir absolument rien à faire avec une non-croyance, mais simplement avec ma bonne humeur.
„Je ne crois pas qu’il va pleuvoir“ („Ich glaube nicht, dass es regnen wird“), das ist noch mehr an den Charakter dessen gebunden, was meine Stimmung mir eingibt, es hat möglicherweise überhaupt nichts mit einem Nicht-Glauben zu tun, sondern einfach mit meiner guten Laune.
.
« Je ne crois pas qu’il va pleuvoir », « je ne crois pas qu’il pleuve », cela veut dire que les choses me paraissent pas trop mal se présenter.
„Je ne crois pas qu’il va pleuvoir“ („Ich glaube nicht, dass es regnen wird“), „je ne crois pas qu’il pleuve“ („Ich glaube nicht, dass es regnet“), das bedeutet, dass die Dinge sich für mich gar nicht so schlecht darstellen.
.
{13} De même, à l’adjoindre aux deux autres formulations – ce qui d’ailleurs va distinguer deux autres personnes – le « ne » tendra à « je-iser » ce dont, dans les autres formules, il s’agit : « tu ne crois pas qu’il va pleuvoir »,« il ne croit pas qu’il doive pleuvoir » : c’est bien en tant que… c’est bien attirés vers le « je » qu’ils seront, par le fait que c’est avec l’adjonction de cette petite particule négative qu’ils sont ici introduits dans le premier membre de la phrase.
Ähnlich wird das „ne“, wenn man es zu den beiden anderen Formulierungen hinzufügt – womit dann zwei weitere Personen unterschieden werden –, wird das „ne“ dazu führen, das, worum es in den anderen Formeln geht, zu „je-isieren“, zu „ver-ich-en“, also in „tu ne crois pas qu’il va pleuvoir“ („du glaubst nicht, dass es regnen wird“) und in „il ne croit pas qu’il doive pleuvoir“ („er glaubt nicht, dass es regnen soll“); es ist ja als --; sie werden ja von dem „je“ angezogen, und zwar dadurch, dass sie hier, unter Hinzufügung dieser kleinen Negativpartikel, in das erste Satzglied eingefügt werden.35
.
Est-ce à dire qu’en face nous devions faire du « pas » quelque chose qui, tout brutalement, connote le pur et simple fait de la privation ?
Heißt das, dass wir andererseits aus dem „pas“ etwas machen müssen, das ganz hart die reine und einfache Tatsache der Privation konnotiert?
.
Ce serait assurément la tendance de l’analyse de Pichon, pour autant qu’il en trouve en effet, à grouper les exemples, à donner toutes les apparences.
Das wäre sicherlich die Stoßrichtung der Analyse von Pichon, insofern er die Beispiele so gruppiert, dass sie tatsächlich ganz diesen Anschein erwecken.36
.
En fait je ne le crois pas, pour des raisons qui tiennent d’abord à l’origine même des signifiants dont il s’agit.
Tatsächlich glaube ich das nicht, aus Gründen, die in erster Linie mit dem Ursprung der Signifikanten zusammenhängen, um die es dabei geht.
.
Sûrement, nous avons la genèse historique de leur forme d’introduction dans l’usage.
Wir haben ja die historische Entstehung der Form, wie sie den Sprachgebrauch eingeführt wurden.37
.
Originellement, « je n’y vais pas » peut s’accentuer par une virgule : « je n’y vais, pas un seul pas » si je puis dire.
Ursprünglich kann „je n’y vais pas“ („dahin gehe ich nicht“) durch ein Komma akzentuiert werden: „je n’y vais, pas un seul pas“ („dahin gehe ich nicht, nicht einen Schritt“), wenn ich so sagen darf.
.
« Je n’y vois point, même pas d’un point » .
„Je n’y vois point, même pas d’un point“, („ich sehe da nicht, nicht mal von einem Punkt aus“).
.
« Je n’y trouve goutte », « il n’en reste mie »…
„Je n’y trouve goutte“ („ich finde hier absolut nichts / keinen Tropfen“), „il n’en reste mie“ („es bleibt nichts übrig / kein Krümel“).
.
Il s’agit bien de quelque chose qui, loin d’être dans son origine la connotation d’un trou d’absence, exprime bien au contraire la réduction, la disparition sans doute, mais non achevée, laissant derrière elle le sillage du trait le plus petit, le plus évanouissant.
Es handelt sich eindeutig um etwas, das, weit davon entfernt, in seinem Ursprung die Konnotation eines Lochs von Abwesenheit zu sein, im Gegenteil die Reduktion zum Ausdruck bringt, sicherlich das Verschwinden, jedoch kein vollständiges, eines, das in seinem Kielwasser den kleinsten und flüchtigsten Zug zurücklässt.38
.
{14} En fait ces mots, faciles à restituer à leur valeur positive, au point qu’ils sont couramment encore employés avec cette valeur, reçoivent bien leur charge négative du glissement qui se produit vers eux de la fonction du « ne », et même si le « ne » est élidé, c’est bien, sur eux, de sa charge qu’il s’agit, dans la fonction qu’il exerce.
Tatsächlich erhalten diese Wörter – die sich leicht auf ihren positiven Wert zurückführen lassen, da sie bis heute mit diesem Wert verwendet werden – ihre negative Ladung ja durch das Gleiten der Funktion des „ne“, das sich zu ihnen hin vollzieht, und selbst wenn das „ne“ entfällt, geht es bei der Funktion, die es ausübt, ja immer noch darum, dass sich seine Ladung auf sie auswirkt.
.
Quelque chose si l’on peut dire, de la réciprocité disons, de ce « pas » et de ce « ne » nous sera apporté par ce qui se passe quand nous inversons leur ordre dans l’énoncé de la phrase.
Etwas, wenn man so sagen darf, von der, sagen wir, Reziprozität zwischen dem „pas“ und dem „ne“ kann sich uns erschließen, wenn wir in der Aussage des Satzes ihre Reihenfolge umstellen.
.
Nous disons, exemple de logique : « Pas un homme qui ne mente » ; c’est bien là le « pas » qui ouvre le feu.
Wir sagen – Beispiel aus der Logik – :„Pas un homme qui ne mente“ („Kein Mensch, der nicht lügen würde“); hier ist es das „pas“, womit das Feuer eröffnet wird.
.
Ce que j’entends ici désigner, vous faire saisir, c’est que le « pas », pour ouvrir la phrase, ne joue absolument pas la même fonction qui lui serait attribuable, aux dires de Pichon, si celle-ci était celle qui s’exprime dans la formule suivante :
Was ich hier bezeichnen und Ihnen zugänglich machen möchte, ist, dass das „pas“, wenn es den Satz eröffnet, keineswegs dieselbe Funktion hat, die man ihm nach Pichon zuschreiben könnte, wenn die Funktion die wäre, die in der folgenden Formel zum Ausdruck kommt:
.
J’arrive et je constate : « Il n’y a ici pas un chat. »
Ich komme irgendwo hin und stelle fest: „Il n’y a ici pas un chat“ (wörtlich: „Es gibt hier keine Katze“, dem Sinn nach: „Kein Schwein da“).39
.
Entre nous, laissez-moi vous signaler au passage la valeur éclairante, privilégiée, voire redoublante de l’usage même d’un tel mot : « pas un chat ».
Unter uns, gestatten Sie mir, Sie am Rande auf den erhellenden, privilegierten, ja verdoppelnden Wert der Verwendung einer solchen Formulierung hinzuweisen: „pas un chat“.40
.
Si nous avions à faire le catalogue des moyens d’expression de la négation, je proposerais que nous mettions à la rubrique ce type de mots pour devenir comme un support de la négation.
Wenn wir den Katalog der Ausdrucksmittel der Verneinung aufzustellen hätten, würde ich vorschlagen, Wörter dieses Typs in diese Rubrik aufzunehmen, da sie zu einer Art Stütze der Verneinung werden.
.
Ils ne sont pas du tout sans constituer une catégorie spéciale.
Sie bilden durchaus eine eigene Kategorie.
.
Qu’est–ce que le chat a à faire dans la question ?
Was hat die Katze damit zu schaffen?
.
Mais laissons cela pour le moment.
Aber lassen wir das jetzt mal beiseite.
.
{15} « Pas un homme qui ne mente » montre sa différence avec ce concert de carences : quelque chose qui est tout à fait à un autre niveau et qui est suffisamment indiqué par l’emploi du subjonctif.
„Pas un homme qui ne mente“ zeigt in diesem Konzert von Arten des Fehlens seinen Unterschied: etwas, das auf einer ganz anderen Ebene liegt und was durch die Verwendung des Subjunktivs mente hinreichend angezeigt wird.
.
Le « pas un homme qui ne mente » est du même niveau qui motive, qui définit toutes les formes les plus discordantielles – pour employer le terme de Pichon – que nous puissions attribuer au « ne » : depuis le « je crains qu’il ne vienne » jusque le « avant qu’il ne vienne », jusqu’au « plus petit que je ne le croyais », ou encore « il y a longtemps que le ne l’ai vu », qui posent – je vous le dis au passage – toutes sortes de questions que je suis pour l’instant forcé de laisser de côté.
Dieses „kein Mensch, der nicht lügt“ liegt auf derselben Ebene, die auch noch die diskordantesten Formen – um den Ausdruck von Pichon zu verwenden –, die wir dem „ne“ zuschreiben könnten, motiviert und definiert: von „je crains qu’il ne vienne“ („ich fürchte, dass er vielleicht kommt“) über „avant qu’il ne vienne“ („bevor er kommt“) bis hin zu „plus petit que je ne le croyais“ („kleiner als ich glauben mochte“) oder auch „il y a longtemps que je ne l’ai vu“ („es ist lange her, dass ich ihn gesehen habe“), die, das sage ich Ihnen am Rande, alle möglichen Fragen aufwerfen, die ich im Moment beiseitelassen muss.41
.
Je vous fais remarquer en passant ce que supporte une formule comme « il y a longtemps que je ne l’ai vu » : vous ne pouvez pas le dire à propos d’un mort, ni d’un disparu.
Am Rande weise ich Sie darauf hin, was von einer Formulierung wie „il y a longtemps que je ne l’ai vu“ gestützt wird – Sie können das nicht über einen Toten sagen und nicht über einen Verschollenen.
.
« Il y a longtemps que je ne l’ai vu » suppose que la prochaine rencontre est toujours possible.
„Il y a longtemps que je ne l’ai vu“ setzt voraus, dass eine weitere Begegnung immer möglich ist.42
.
Vous voyez avec quelle prudence l’examen, l’investigation de ces termes doit être maniée.
Sie sehen, mit welcher Vorsicht die Prüfung, die Untersuchung dieser Ausdrücke gehandhabt werden muss.
.
Et c’est pourquoi, au moment de tenter d’exposer, non pas la dichotomie, [mais] un tableau général des caractères divers de la négation dans laquelle notre expérience nous apporte des entrées de matrice autrement plus riches que tout ce qui s’était fait au niveau des philosophes, depuis Aristote jusqu’à Kant, et vous savez comment elles s’appellent, ces entrées de matrices : privation, frustration, castration.
Und deshalb, in dem Moment, in dem wir versuchen, nicht die Dichotomie, sondern eine allgemeine Tabelle der unterschiedlichen Charaktere der Negation vorzulegen, für deren Felder unsere Erfahrung uns Einträge liefert, die um einiges gehaltvoller sind als alles, was auf der Ebene der Philosophen von Aristoteles bis Kant gemacht worden ist --; und Sie wissen, wie die Feldeinträge heißen: Privation, Frustration, Kastration.43
.
C’est |{16} elles que nous allons essayer de reprendre, pour les confronter avec le support signifiant de la négation tel que nous pouvons essayer de l’identifier.
Wir werden versuchen, sie wieder aufzugreifen, um sie mit den Signifikanten, die die Negation tragen, zu konfrontieren, die wir versuchen können zu identifizieren.
.
« Pas un homme qui ne mente », qu’est–ce que nous suggère cette formule ?
„Kein Mensch, der nicht lügen würde“ – was gibt diese Formulierung uns zu verstehen?
.
« Homo mendax », ce jugement, cette proposition que je vous présente sous la forme type de l’affirmative universelle, à laquelle vous savez peut-être que dans mon tout premier séminaire de cette année j’avais déjà fait allusion, à propos de l’usage classique du syllogisme : « tout homme est mortel, Socrate …. » etc., avec ce que j’ai connoté au passage de sa fonction transférentielle.
„Homo mendax“ [lat. „der Mensch (ist) ein Lügner“], dieses Urteil, diese Aussage, die ich Ihnen in der typischen Form der universalen Bejahung präsentiere, auf die ich mich in meiner allerersten Seminarsitzung dieses Jahres bereits bezogen habe, wie Sie vielleicht noch wissen, im Zusammenhang mit dem klassischen Gebrauch des Syllogismus „Jeder Mensch ist sterblich“, „Sokrates …“ usw., mitsamt dem, was ich zu seiner Übertragungsfunktion am Rande angemerkt habe.44
.
Je crois que quelque chose peut nous être apporté dans l’approche de cette fonction de la négation, au niveau de son usage originel, radical, par la considération du système formel des propositions telles qu’Aristote les a classées dans les catégories dites de l’universelle affirmative [A] et négative [E], et de la particulière dite également affirmative [I] et négative [O].
Ich glaube, beim Zugang zur Funktion der Negation auf der Ebene ihrer ursprünglichen radikalen Verwendung bringt es uns weiter, wenn wir das formale System der Aussagen betrachten, wie sie von Aristoteles klassifiziert wurden, mit den Kategorien, die als universale Bejahung [A] und als universale Verneinung [E] bezeichnet werden, und der partikulären Aussage, die ebenfalls als bejahend [I] und als verneinend [O] bezeichnet wird.45
.
Disons-le de suite : ce sujet dit de l’opposition des propositions – origine chez Aristote de toute son analyse, de toute sa mécanique du syllogisme – n’est pas sans présenter, malgré l’apparence, les plus nombreuses difficultés.
Um es gleich vorweg zu sagen: Das Thema der sogenannten Entgegensetzung von Aussagen – bei Aristoteles Ursprung seiner gesamten Analyse, seiner gesamten Mechanik des Syllogismus – weist, dem Anschein zum Trotz, die vielfältigsten Schwierigkeiten auf.
.
Dire que les développements de la logistique la plus moderne ont |{17} éclairé ces difficultés serait très certainement dire quelque chose contre quoi toute l’histoire s’inscrit en faux.
Wenn man sagen würde, dass die Entwicklungen der modernsten Logik diese Schwierigkeiten erhellt haben, würde man sehr wahrscheinlich etwas sagen, dem die gesamte Geschichte widerspricht.
.
Bien au contraire, la seule chose qu’elle peut faire apparaître étonnante, c’est l’apparence d’uniformité dans l’adhésion, que ces formules dites aristotéliciennes ont rencontrée jusqu’à Kant, puisque Kant gardait l’illusion que c’était là un édifice inattaquable.
Im Gegenteil, das einzige, was in dieser Geschichte als erstaunlich hervortritt, ist der Eindruck der Gleichförmigkeit in der Zustimmung, der diese sogenannten aristotelischen Formeln bis hin zu Kant begegnet sind, denn Kant bewahrte die Illusion, dieses Gebäude sei unangreifbar.
.
Assurément ce n’est pas rien de pouvoir, par exemple, faire remarquer que l’accentuation de leur fonction affirmative et négative n’est pas articulée comme telle dans Aristote lui-même, et que c’est beaucoup plus tard, avec Averroès probablement, qu’il convient d’en marquer l’origine.
Sicherlich ist es nicht unwichtig, dass man beispielsweise darauf verweisen kann, dass die Hervorhebung der bejahenden und der verneinenden Funktion nicht als solche bei Aristoteles selbst artikuliert wird und man deren Ursprung erst viel später ansetzen sollte, wahrscheinlich mit Averroes.46
.
C’est vous dire qu’aussi bien les choses ne sont pas aussi simples, quand il s’agit de leur appréciation.
Dies, um Ihnen zu sagen, dass die Dinge, wenn es darum geht, sie einzuschätzen, nicht so einfach sind.
.
Pour ceux à qui besoin est de faire un rappel de la fonction de ces propositions, je vais les rappeler brièvement.
Diejenigen, denen die Funktion dieser Aussagen in Erinnerung gebracht werden muss, möchte ich kurz daran erinnern.47
.
– A – « Homo mendax » – puisque c’est ce que j’ai choisi pour introduire ce rappel, prenons-le donc – « homo » et même « omnis homo », « omnis homo mendax » : tout homme est menteur.
– A –
„Homo mendax“, da ich dies gewählt habe, um diese Erinnerung einzuführen, nehmen wir es also: „homo“ [Mensch] und sogar „omnis homo“ [jeder Mensch], „omnis homo mendax“: Jeder Mensch ist ein Lügner.48
.
La connotation du πᾶς [pas] dans Aristote pour désigner la fonction de l’universel.
Bei Aristoteles die Konnotation von πᾶς (pas) [griechisch „alle“], um die Funktion des Universalen zu bezeichnen.
.
– E – Quelle est la formule négative ?
– E –
Was ist die verneinende Formulierung?49
.
Selon une forme qui porte, et en beaucoup de langues, « omnis homo non mendax » peut suffire.
Einer Form entsprechend, die trägt, und dies in vielen Sprachen, kann „omnis homo non mendax“ [alle Menschen sind keine Lügner] ausreichen.
.
Je veux dire que « omnis homo non mendax » veut dire que, de tout homme, il est vrai qu’il ne soit pas menteur.
Ich meine, „omnis homo non mendax“ bedeutet, dass für jeden Menschen wahr ist, dass er kein Lügner ist.50
.
Néanmoins, pour la clarté, c’est le terme « nullus » que nous employons, « nullus homo mendax ».
Doch um der Klarheit willen verwenden wir den Ausdruck „nullus“ [kein]: „nullus homo mendax“ [kein Mensch ist ein Lügner].
.
{18} Voilà ce qui est connoté habituellement par les lettres, respectivement, A et E, de l’universelle affirmative et de l’universelle négative.
Das ist das, was üblicherweise mit dem Buchstaben A beziehungsweise E konnotiert wird, für die bejahende Universalaussage und für die verneinende Universalaussage.
.
Que va-t-il se passer au niveau des affirmations particulières ?
Was wird auf der Ebene der partikulären Bejahungen geschehen?51
.
Puisque nous nous intéressons à la négative, c’est sous une forme négative que nous allons pouvoir ici les introduire.
Da wir uns für die verneinende Aussage interessieren, können wir die partikulären Aussagen hier in verneinender Form einführen.
.
– O – « Non omnis homo mendax » : ce n’est pas tout homme qui est menteur.
– O –
„Non omnis homo mendax“, nicht jeder Mensch ist ein Lügner.52
.
Autrement dit je choisis et je constate qu’il y a des hommes qui ne sont pas menteurs.
Anders gesagt, ich wähle aus und ich stelle fest, dass es Menschen gibt, die keine Lügner sind.53
.
– I – En somme, ceci ne veut pas dire que quiconque, « aliquis », ne puisse être menteur : « aliquis homo mendax », telle est la particulière affirmative habituellement désignée dans la notation classique par la lettre I.
– I –
Insgesamt bedeutet das nicht, dass irgendjemand – „aliquis“ – nicht ein Lügner sein kann; „aliquis homo mendax“ [irgendein Mensch ist ein Lügner], das ist die bejahende partikuläre Aussage, die in der klassischen Notation gewöhnlich mit dem Buchstaben I bezeichnet wird.
.
Ici, la négative particulière [O] sera – le « non omnis » étant ici résumé par « nullus » – « non nullus homo non mendax », il n’y a pas aucun homme qui ne soit pas menteur.
[– O –]
Hier wird die verneinende partikuläre Aussage so sein – wobei das „non omnis“ durch „<non> nullus“ ersetzt wird –: „non nullus homo non mendax“, es gibt nicht keinen Menschen, der kein Lügner wäre.54
.
En d’autres termes, dans toute la mesure où nous avions choisi ici de dire que pas tout homme n’était menteur [O], ceci l’exprime d’une autre façon, à savoir que ce n’est pas aucun qu’il y ait à être non menteur.
Anders ausgedrückt, ganz wie wir uns hier entschieden hatten, zu sagen, dass nicht jeder Mensch Lügner ist [O], drückt dies es auf andere Weise aus, nämlich dass es nicht keinen gibt, für den gälte, kein Lügner zu sein.55
.
Les termes ainsi organisés se distinguent, dans la théorie classique, par les formules suivantes qui les mettent réciproquement en positions dites de contraires ou de subcontraires :
In der klassischen Theorie werden die so organisierten Termini durch die folgenden Formeln unterschieden, durch die sie wechselseitig in sogenannte konträre oder subkonträre Positionen gebracht werden.56
.
{19} C’est-à-dire que les propositions universelles [A et E] s’opposent à leur propre niveau comme ne sachant et ne pouvant être vraies en même temps.
Das heißt, die universalen Aussagen A und E stehen auf ihrer eigenen Ebene insofern in <konträrem> Gegensatz zueinander, als sie nicht zugleich wahr sein können:
.
Il ne peut en même temps être vrai que tout homme puisse être menteur et que nul homme ne puisse être menteur, alors que toutes les autres combinaisons sont possibles.
Es kann nicht zugleich wahr sein, dass jeder Mensch ein Lügner sein kann [A] und dass kein Mensch ein Lügner sein kann [E], während alle anderen Kombinationen möglich sind.57
.
Il ne peut en même temps être faux qu’il y ait des hommes menteurs et des hommes non menteurs.
Es kann nicht zugleich falsch sein, dass es Menschen gibt, die Lügner sind [I] und Menschen, die keine Lügner sind [O].58
.
L’opposition dite contradictoire est celle par laquelle les propositions situées dans chacun de ces quadrants s’opposent diagonalement [A↔O et E↔I] en ceci que chacune exclut : étant vraie, la vérité de celle qui lui est opposée au titre de contradictoire, et étant fausse, exclut la fausseté de celle qui lui est opposée à titre de contradictoire.
Der sogenannte kontradiktorische Gegensatz ist derjenige, für den die Aussagen, die in jedem dieser Quadranten verortet sind, sich diagonal gegenüberstehen [A↔O und E↔I], insofern als jede Aussage, wenn sie wahr ist, die Wahrheit derjenigen ausschließt, die ihr als kontradiktorisch gegenübersteht, und wenn sie falsch ist, die Falschheit derjenigen ausschließt, die ihr als kontradiktorisch gegenübersteht.
.
S’il y a des hommes menteurs [I], ceci n’est pas compatible avec le fait que nul homme ne soit menteur [E].
Wenn es lügnerische Menschen gibt [I], ist das nicht damit vereinbar, dass kein Mensch ein Lügner ist [E].
.
Inversement, le rapport est le même de la particulière négative [O], avec l’affirmative [A].
Umgekehrt ist die Beziehung zwischen der verneinenden partikulären Aussage [O] und der bejahenden <universalen> Aussage [A] die gleiche.
.
Qu’est-ce que je vais vous proposer, pour vous faire sentir ce qui, au niveau du texte aristotélicien, se présente toujours comme ce qui s’est développé dans l’histoire, d’embarras autour de la définition comme telle de l’universelle ?
Was werde ich Ihnen vorschlagen, um Sie spüren zu lassen, was sich auf der Ebene des aristotelischen Textes immer als das darstellt, was sich im Laufe der Geschichte, bezogen auf die Definition der Universalaussage, an Unbehagen entwickelt hat?
.
Observez d’abord que si ici je vous ai introduit le « non omnis homo mendax » [O], le « pas tout », le terme « pas » portant sur la |{20} notion du « tout » comme définissant la particulière, ça n’est pas que ceci soit légitime, car précisément Aristote s’y oppose d’une façon qui est contraire à tout le développement qu’a pu prendre ensuite la spéculation sur la logique formelle, à savoir un développement, une explication en extension faisant intervenir la carcasse symbolisable par un cercle, par une zone dans laquelle les objets constituant son support sont rassemblés.59
Beachten Sie zunächst, wenn ich hier für Sie das „non omnis homo mendax“ [O] eingebracht habe, das „nicht alle“ – wobei sich der Ausdruck „nicht“ auf den Begriff „alle“ bezieht und damit die partikuläre Aussage definiert – , so ist das keineswegs legitim, denn gerade Aristoteles widersetzt sich dem, und dies in einer Weise, die im Gegensatz zur gesamten Entwicklung steht, die die Spekulation über die formale Logik später nehmen sollte, nämlich zu einer Entwicklung, einer Erläuterung durch Extension, womit der Rahmen ins Spiel gebracht wurde, der sich durch einen Kreis symbolisieren lässt, durch einen Bereich, in dem die Gegenstände, die seine Träger bilden, versammelt sind.60
.
Aristote, très précisément avant les Premiers analytiques, tout au moins dans l’ouvrage qui antécède dans le groupement de ses œuvres, mais qui apparemment l’antécède logiquement sinon chronologiquement, qui s’appelle De l’interprétation, fait remarquer que – et non sans avoir provoqué l’étonnement des historiens – ce n’est pas sur la qualification de l’universalité que doit porter la négation.
Aristoteles – und zwar genau vor der Ersten Analytik, zumindest in dem Werk, dass ihr in der Gruppierung seiner Werke vorausgeht, ihr aber offenkundig <auch> logisch, wenn nicht sogar chronologisch vorausgeht, und welches Lehre vom Satz heißt –, Aristoteles weist darauf hin, nicht ohne das Erstaunen der Historiker hervorgerufen zu haben, dass die Negation sich nicht auf die Qualifizierung der Universalität beziehen darf.61
.
C’est donc bien d’un quelqu’homme, « aliquis », qu’il s’agit, et d’un quelqu’homme que nous devons interroger comme tel.
Es handelt sich <bei dem, was negiert wird,> also um ein jemand, „aliquis“, und um ein jemand, das wir als solches befragen müssen.62
.
La qualification donc, de l’« omnis », de l’omnitude, de la parité de la catégorie universelle, est ici ce qui est en cause.
Was hier in Frage steht, ist also die Qualifizierung des omnis, der Allheit, der Parität der Kategorie des Universalen.
.
Est-ce que c’est quelque chose qui soit du même niveau, du niveau d’existence de ce qui peut supporter ou ne pas supporter l’affirmation ou la négation ?
Ist das etwas, das auf derselben Ebene liegt, auf der Ebene der Existenz dessen, wovon die Bejahung oder die Verneinung getragen oder nicht getragen werden kann?
.
Est-ce qu’il y a homogénéité entre ces deux niveaux ?
Gibt es zwischen diesen beiden Ebenen eine Homogenität?
.
Autrement dit, est-ce que c’est de quelque chose qui simplement suppose la collection comme réalisée qu’il s’agit, dans la différence qu’il y a |{21} de l’universelle à la particulière ?
Mit anderen Worten, geht es beim Unterschied des Universalen gegenüber dem Partikulären darum, dass einfach angenommen wird, die Sammlung sei abgeschlossen?
.
Bouleversant la portée de ce que je suis en train d’essayer de vous expliquer, je vais vous proposer quelque chose, quelque chose qui est fait en quelque sorte pour répondre à quoi ?
Um die Tragweite dessen, was ich Ihnen soeben zu erläutern versuche, zu erschüttern, möchte ich Ihnen etwas vorstellen, etwas, das in gewisser Weise dazu gemacht ist, um darauf zu antworten – worauf?
.
À la question qui lie, justement, la définition du sujet comme tel à celle de l’ordre d’affirmation ou de négation dans lequel il entre dans l’opération de cette division propositionnelle.
Auf die Frage, durch die eben die Definition des Subjekts als solchen mit derjenigen der Ordnung von Bejahung und Verneinung verbunden wird, in die das Subjekt bei der Operation dieser Aufteilung der Aussagen eintritt.
.
Dans l’enseignement classique de la logique formelle, il est dit – et si l’on recherche à qui ça remonte, je vais vous le dire, ce n’est pas sans être quelque peu piquant –, il est dit que le sujet est pris sous l’angle de la qualité, et que l’attribut, que vous voyez ici incarné par le terme « mendax », est pris sous l’angle de la quantité.
In der klassischen Lehre der formalen Logik wird gesagt – und für den Fall, dass man recherchiert, auf wen das zurückgeht, möchte ich es Ihnen sagen, das ist nicht ohne eine gewisse Pikanterie –, wird also gesagt, dass das Subjekt unter dem Gesichtspunkt der Qualität aufgefasst wird [sic] und dass das Attribut, das Sie hier im Ausdruck „mendax“ verkörpert sehen, unter dem Gesichtspunkt der Quantität [sic] aufgefasst wird.63
.
Autrement dit, dans l’un ils sont tous, ils sont plusieurs, voire il y en a un.
Anders gesagt, bei dem einen sind sie alle, sind sie viele, und dann gibt es noch einen.
.
C’est ce que Kant conserve encore, au niveau de la Critique de la Raison pure, dans la division ternaire.
Das wird noch von Kant beibehalten, in der Dreiteilung auf der Ebene der Kritik der reinen Vernunft.64
.
Ce n’est pas sans soulever, de la part des linguistes, de grosses objections.
Nicht ohne massive Einwände von Seiten der Linguisten hervorzurufen.65
.
Quand on regarde les choses historiquement, on s’aperçoit que cette distinction qualité – quantité a une origine : elle apparaît pour la première fois dans un |{22} petit traité, paradoxalement sur les doctrines de Platon, et cela… c’est au contraire l’énoncé aristotélicien de la logique formelle qui est reproduit, d’une façon abrégée, mais non sans période didactique, et l’auteur n’est ni plus ni moins qu’Apulée, l’auteur d’un traité sur Platon …se trouve avoir ici une singulière fonction historique, à savoir d’avoir introduit une catégorisation, celle de la quantité et de la qualité […].
Wenn man die Dinge historisch betrachtet, sieht man, dass die Unterscheidung Qualität – Quantität einen Ursprung hat. Sie erscheint zum ersten Mal in einer kleinen Abhandlung, paradoxerweise über die Lehren von Platon, und dies – es handelt sich jedoch um die aristotelische Auffassung der formalen Logik, die in abgekürzter Form, aber nicht ohne didaktische Akzentuierung wiedergegeben wird, und der Autor ist kein Geringerer als Apuleius, Autor einer Abhandlung über Platon –, und dies hat hier eine einzigartige historische Funktion, nämlich die, eine Kategorisierung eingeführt zu haben, die von Quantität und Qualität.66.
.
Voici en effet le modèle autour duquel je vous propose pour aujourd’hui de centrer votre réflexion.
Dies nun hier ist das Modell, auf das ich Sie bitte, für heute ihr Nachdenken zu konzentrieren.67.
.
Voici un quadrant [1] dans lequel nous allons mettre des traits verticaux.
Hier ist ein Quadrant [1], in den wir senkrechte Striche machen wollen.
.
La fonction trait va remplir celle du sujet, et la fonction vertical, qui est d’ailleurs choisie simplement comme support, celle d’attribut.
Die Funktion Strich (trait) wird die des Subjekts übernehmen und die Funktion senkrecht, die im Übrigen einfach als Stütze gewählt ist, die des Attributs.68
.
J’aurais bien pu dire que je prenais comme attribut le terme unaire, mais pour le côté représentatif et imaginable de ce que j’ai à vous montrer, je les mets verticaux.
Ich hätte auch sagen können, dass ich als Attribut den Ausdruck unär nehme, aber für den repräsentativen und imaginierbaren Aspekt dessen, was ich Ihnen zu zeigen habe, mache ich sie senkrecht.69
.
Ici [2], nous avons un segment de cadran où il y a des traits verticaux mais aussi des traits obliques.
Hier [2] haben wir ein Segment der Kreisfläche, in dem es senkrechte Striche gibt, jedoch außerdem schräge Striche.
.
Ici [3] il n’y a que des traits obliques, et ici [4] il n’y a pas de trait.
Hier [3] gibt es nur schräge Striche, und hier [4] gibt es keine Striche.
.
Ce que ceci est destiné à illustrer, c’est que la distinction universelle ≠ particulière, en tant qu’elle forme un couple distinct de l’opposition affirmative ≠ négative, |{23} est à considérer comme un registre tout différent de celui, qu’avec plus ou moins d’adresse des commentateurs à partir d’Apulée, ont cru devoir développer dans ces formules si ambiguës, glissantes et confusionnelles qui s’appellent respectivement la qualité et la quantité, et de l’opposer en ces termes.
Das soll veranschaulichen, dass die Unterscheidung universal/partikulär, insofern sie ein Paar bildet, das sich vom Gegensatz bejahend/verneinend unterscheidet, als ein Register aufzufassen ist, das völlig anders ist als dasjenige, das Kommentatoren, ausgehend von Apuleius, geglaubt haben, mit mehr oder weniger Geschick entwickeln zu müssen, mit diesen so mehrdeutigen, gleitenden und verworrenen Formeln, die als Qualität und Quantität bezeichnet werden, die geglaubt haben, sie mit diesen Termini einander entgegensetzen zu müssen.
.
Nous appellerons l’opposition universelle ≠ particulière une opposition de l’ordre de la λέξις [lexis], ce qui est pour nous – λέγω [legô], je lis, aussi bien : je choisis – très exactement liée à cette fonction d’extraction, de choix signifiant, qui est ce sur quoi pour l’instant, le terrain, la passerelle sur laquelle nous sommes en train de nous avancer.70
Den Gegensatz universal/partikulär wollen wir als Gegensatz von der Ordnung der Lexis bezeichnen, was für uns – [griechisch] legō, „ich lese“, und auch „ich wähle aus“ – sehr genau mit der Funktion der Extraktion verbunden ist, der Signifikantenauswahl, die das ist, das Gebiet, der Steg, auf dem wir uns im Augenblick vorwärtsbewegen.71
.
C’est pour la distinguer de la φάσις [phasis], c’est-à-dire de quelque chose qui ici se propose comme une parole par où, oui ou non, je m’engage quant à l’existence de ce quelque chose qui est mis en cause par la lexis première.
Dies, um sie von der Phasis zu unterscheiden, das heißt von etwas, das sich hier als ein Sprechen darstellt – Ja oder Nein –, durch das ich mich hinsichtlich der Existenz von dem engagiere, was durch die erste Lexis als Frage aufgeworfen wird.72
.
Et en effet, vous allez le voir : de quoi est-ce que je vais pouvoir dire « tout trait est vertical » ?
Und wirklich, Sie werden es sehen: Worüber werde ich sagen können: „Jeder Strich ist senkrecht“?
.
Bien sûr, du premier secteur du cadran [1], mais, observez-le, aussi du secteur vide [4].
Natürlich über den ersten Sektor der Scheibe [1], jedoch, aufgepasst, auch über den leeren Sektor [4].
.
Si je dis : « tout trait est vertical », ça veut dire : quand il n’y a pas de verticale, il n’y a pas de trait.
Wenn ich sage: „jeder Strich ist senkrecht“, dann bedeutet das: Wenn es nichts Senkrechtes gibt, gibt es auch keinen Strich.
.
En tout cas c’est illustré par le secteur vide du cadran : non seulement le secteur vide ne contredit pas, n’est pas contraire à l’affirmation « tout trait est vertical », mais il l’illustre : il n’y a nul trait qui ne soit vertical dans ce secteur du cadran.
Jedenfalls wird dies durch den leeren Sektor der Scheibe illustriert. Nicht nur widerspricht der leere Sektor nicht der Bejahung „jeder Strich ist senkrecht“ und steht zu ihr nicht im Gegensatz, sondern er illustriert sie – in diesem Sektor der Scheibe gibt es keinen Strich, der nicht senkrecht wäre.73
.
{24} Voici donc illustrée par les deux premiers secteurs [1 et 4] l’affirmative universelle.
Die universale Bejahung [A] wird hier also durch die ersten beiden Sektoren [1 und 4] veranschaulicht.
.
La négative universelle va être illustrée par les deux secteurs de droite [3 et 4], mais ce dont il s’agit là se formulera par l’articulation suivante : « nul trait n’est vertical ».
Die universale Verneinung [E] wird von den beiden rechten Sektoren illustriert [3 und 4], aber das, worum es dabei geht, wird durch die folgende Formulierung artikuliert: „Kein Strich ist senkrecht.“
.
Il n’y a là, dans ces deux secteurs, nul trait vertical.
Hier, in diesen beiden Sektoren [3 und 4], gibt es keinen senkrechten Strich.
.
Ce qui est à remarquer, c’est le secteur commun [4] que recouvrent ces deux propositions qui, selon la formule, la doctrine classique, en apparence ne sauraient être vraies en même temps.
Zu beachten ist der gemeinsame Sektor [4], den diese beiden Aussagen [A und E] abdecken, die nach der klassischen Formel, der klassischen Lehre, scheinbar nicht zugleich wahr sein können.74
.
Qu’est-ce que nous allons trouver, suivant notre mouvement giratoire qui a ainsi fort bien commencé, ici [O], comme formule, ainsi qu’ici [I], pour désigner les deux autres groupements possibles deux par deux des quadrants ?
Was werden wir finden, wenn wir unserer Kreisbewegung folgen, die als Formel so gut begonnen hat, hier [O] wie auch hier [I], um die beiden anderen möglichen Zweiergruppierungen der Quadranten zu bezeichnen?
.
Ici [I], nous allons voir le vrai de ces deux quadrants sous une forme affirmative : « il y a…», je le dis d’une façon phasique, je constate l’existence de traits verticaux : « il y a des traits verticaux », « il y a quelques traits verticaux », que je peux trouver soit ici [1] toujours, soit ici [2] dans les bons cas.
Hier [I] werden wir das Wahre dieser beiden Quadranten in bejahender Form sehen: „Es gibt …“. Ich sage es auf phasische Weise, ich konstatiere die Existenz vertikaler Striche: „Es gibt senkrechte Striche“, „es gibt einige senkrechte Striche“, die ich entweder hier [1] finden kann, und zwar immer, oder hier [2], günstigenfalls.75
.
Ici, si nous essayons de définir la distinction de l’universelle et de la particulière, nous voyons quels sont les deux secteurs [2 et 3] qui répondent à l’énonciation particulière [O], là : « il y a des traits non verticaux », « non nulli non verticales ».
Hier sehen wir, wenn wir versuchen, die Unterscheidung des Universalen und des Partikulären zu definieren, welches die beiden Sektoren sind [2 und 3], die dabei der partikulären Äußerung [O] entsprechen, dem „es gibt nicht-senkrechte Striche“, nonnulli non verticales [einige Nicht-Senkrechte].
.
De même que tout à l’heure nous avons été un instant suspendus à l’ambiguïté de cette répétition de la négation, le « non, non », la prétendue annulation de la première négation par la deuxième négation, est très loin d’être équivalent forcément au « oui », et c’est |{25} quelque chose vers quoi nous aurons à revenir dans la suite.
Genauso wie uns eben die Mehrdeutigkeit der Wiederholung der Negation einen Moment lang in der Schwebe gehalten hat, entspricht das ‚non – non‘, die vorgebliche Annullierung der ersten Negation durch die zweite, keineswegs zwangsläufig einem Ja, und das ist etwas, worauf wir im weiteren Verlauf werden zurückkommen müssen.
.
Qu’est-ce que cela veut dire ?
Was bedeutet das?
.
Quel est l’intérêt pour nous de nous servir d’un tel appareil ?
Was bringt es uns, wenn wir uns eines solchen Apparats bedienen?
.
Pourquoi est-ce que j’essaie pour vous de détacher ce plan de la lexis du plan de la phasis ?
Warum versuche ich für Sie, die Ebene der Lexis von der Ebene der Phasis zu trennen?
.
Je vais y aller tout de suite, et pas par quatre chemins, et je vais l’illustrer.
Ich werde sofort loslegen, ohne Umwege, und ich werde es veranschaulichen.76
.
Qu’est-ce que nous pouvons dire, nous analystes ?
Was können wir als Analytiker dazu sagen?
.
Qu’est-ce que Freud nous enseigne ?
Was lehrt uns Freud?
.
Puisque le sens en a été complètement perdu de ce qu’on appelle proposition universelle, depuis justement une formulation dont on peut mettre la tête de chapitre à la formulation eulérienne qui arrive à nous représenter toutes les fonctions du syllogisme par une série de petits cercles, soit s’excluant les uns les autres, se recoupant, s’intersectant, en d’autres termes et à proprement parler : en extension, à quoi on oppose la compréhension qui serait distinguée simplement par je ne sais quelle inévitable manière de comprendre.
Weil die Bedeutung dessen, was man universale Aussage nennt, völlig verloren gegangen ist, und zwar seit einer Formulierung, die man als Kapitelüberschrift für die Euler’sche Formulierung verwenden kann, der es gelingt, uns sämtliche Funktionen des Syllogismus durch eine Reihe von kleinen Kreisen darzustellen, die sich ausschließen, überlappen oder überdecken, mit anderen Worten und streng formuliert: dem Umfang nach, dem man den Inhalt (compréhension) entgegensetzt, der einfach durch irgendeine unvermeidliche Art des Enthaltens/Verstehens (comprendre) gekennzeichnet wäre.77
.
De comprendre quoi ?
Was zu verstehen?78
.
Que le cheval est blanc ?
Dass das Pferd weiß ist?
.
Qu’est-ce qu’il y a à comprendre ?
Was gibt es da zu verstehen?
.
Ce que nous apportons qui renouvelle la question, c’est ceci : je dis que Freud promulgue, avance la formule qui est la suivante : « le père est Dieu » ou « tout père est Dieu ».
Was wir einbringen und wodurch die Frage erneuert wird, ist Folgendes. Ich sage, dass Freud die folgende Formel verkündet, vorbringt: „Der Vater ist Gott“ oder „Jeder Vater ist Gott“.79
.
Il en résulte, si nous maintenons cette proposition au niveau universel, celle qu’« il n’y a d’autre père que |{26} Dieu », lequel d’autre part, quant à l’existence, est dans la réflexion freudienne plutôt aufgehoben, plutôt mis en suspension, voire en doute radical.
Daraus ergibt sich, wenn wir an dieser Aussage auf der universalen Ebene festhalten, die Aussage, dass es keinen anderen Vater gibt als Gott, der andererseits, was die Existenz angeht, in Freuds Überlegungen eher aufgehoben* ist, eher in der Schwebe gehalten wird, und sogar radikal in Zweifel gezogen wird.80
.
Ce dont il s’agit, c’est que l’ordre de fonction que nous introduisons avec le nom du père est ce quelque chose qui, à la fois a sa valeur universelle, mais qui vous remet à vous, à l’autre, la charge de contrôler s’il y a un père ou non de cet acabit.
Es geht darum, dass die Art von Funktion, die wir mit dem Namen-des-Vaters einführen, dieses Etwas ist, das seinen universalen Wert hat, das aber zugleich Ihnen – dem anderen – die Aufgabe überträgt, zu überprüfen, ob es einen Vater dieses Schlages gibt oder nicht.81
.
S’il n’y en a pas, il est toujours vrai que le père soit Dieu, simplement, la formule n’est confirmée que par le secteur vide [4] du cadran, moyennant quoi, au niveau de la phasis, nous avons : il y a des pères qui remplissent plus ou moins la fonction symbolique que nous venons de… d’énoncer comme telle, comme étant celle du nom du père : « il y en a qui… », et « il y en a que… pas ».
Wenn es keinen gibt, ist immer noch wahr, dass der Vater Gott ist, nur dass die Formel lediglich durch den leeren Sektor der Kreisfläche [4] bestätigt wird; dadurch haben wir <in der partikulären Aussage> auf der Ebene der Phasis: Es gibt Väter, die die symbolische Funktion, die wir gerade als solche genannt haben, mehr oder weniger erfüllen, also diejenige des Namens-des-Vaters: „Es gibt welche, die …“[I], und “Es gibt welche, die nicht …“[O].82
.
Mais qu’il y en ait « que… pas » qui soient « pas » dans tous les cas, ce qui ici est supporté par ce secteur [3], c’est exactement la même chose qui nous donne appui et base à la fonction universelle du nom du père, car, groupé avec le secteur dans lequel il n’y a rien [4], c’est justement ces deux secteurs, pris au niveau de la lexis, qui se trouvent, en raison de celui-ci, de ce secteur supporté qui complémente l’autre, qui donnent sa pleine portée à ce que nous pouvons énoncer comme affirmation universelle.
Dass es aber welche gibt, „die nicht …“, die in allen Fällen „nicht“ sind, etwas, das durch diesen Sektor [3] hier gestützt wird, ist genau dasselbe wie das, was uns Halt und Grundlage für die universale Funktion des Namens-des-Vaters gibt, denn zusammen mit dem Sektor, in dem es nichts gibt [4], sind es genau diese beiden Sektoren [1 und 4], auf der Ebene der Lexis erfasst, die – aufgrund dieses gestützten Sektors, der den anderen vervollständigt –, die dem, was wir als universale Bejahung äußern können, seine volle Tragweite geben.83
.
Je vais l’illustrer autrement, puisque aussi bien jusqu’à un certain point la question a pu être posée de sa valeur, je parle par rapport à un enseignement |{27} traditionnel, qui doit être ce que j’ai apporté la dernière fois concernant le petit i.
Ich will es noch anders illustrieren, da ja bis zu einem bestimmten Punkt die Frage nach seinem Wert gestellt werden konnte – ich meine, in Bezug auf einen traditionellen Unterricht –, der das sein muss, was ich das letzte Mal zum kleinen i eingebracht habe.84
.
Ici, les professeurs discutent : « Qu’est-ce que nous allons dire ? ».
Hier diskutieren die Professoren: „Was wollen wir sagen?“
.
Le professeur – celui qui enseigne – doit enseigner quoi ?
Der Professor – derjenige, der unterrichtet –, was soll er unterrichten?
.
Ce que d’autres ont enseigné avant lui.
Das, was andere vor ihm unterrichtet haben.
.
C’est-à-dire qu’il se fonde sur quoi ?
Das heißt, dass er sich worauf gründet?
.
Sur ce qui a déjà subi une certaine λέξις.
Auf das, was bereits eine bestimmte Lexis erfahren hat.85
.
Ce qui résulte de toute lexis, c’est justement ce qui nous importe en l’occasion, et au niveau de quoi j’essaie de vous soutenir aujourd’hui : la lettre.
Was sich aus jeder Lexis ergibt, ist genau das, worauf es uns hier ankommt und auf dessen Ebene ich Sie heute zu halten versuche: der Buchstabe (lettre).
.
Le professeur est lettré : dans son caractère universel, il est celui qui se fonde sur la lettre au niveau d’un énoncé particulier.
Der Professor ist lettré, gebildet, literat; seinem universalen Charakter nach ist er derjenige, der sich – auf der Ebene einer partikulären Aussage – auf den Buchstaben (lettre) stützt.86
.
Nous pouvons dire maintenant qu’il peut l’être moitié-moitié : il peut ne pas être tout lettre, il en résultera que quand même on ne puisse dire qu’aucun professeur soit illettré, il y aura toujours dans son cas un peu de lettre.
Wir können jetzt sagen, dass er es halb und halb sein kann: es ist möglich, dass er nicht ganz und gar literat ist, nicht ganz und gar Buchstabe, woraus sich ergibt, dass man immerhin nicht sagen kann, dass irgendein Professor illiterat wäre, in seinem Fall wird es immer ein wenig Literalität geben.87
.
Il n’en reste pas moins que si par hasard il y avait un angle sous lequel nous puissions dire qu’il y en a éventuellement, sous un certain angle, qui se caractérisent comme donnant lieu à une certaine ignorance de la lettre, ceci ne nous empêcherait pas pour autant de boucler la boucle et de voir que le retour et le fondement, si l’on peut dire, de la définition universelle du professeur est très strictement en ceci : c’est que l’identité de la formule que « le professeur est celui qui s’identifie à la lettre », impose, exige même, le commentaire qu’ »il peut y avoir des professeurs analphabètes ».
Falls es zufällig aber doch einen Gesichtspunkt gibt, unter dem wir sagen könnten, dass es unter einem bestimmten Gesichtspunkt möglicherweise solche gibt, die dadurch charakterisiert sind, dass sie hinsichtlich des Buchstabens ein bestimmtes Nichtwissen aufweisen, dann gilt trotzdem, dass uns das keineswegs daran hindern würde, den Kreis zu schließen und zu sehen, dass, wenn man so sagen darf, die Wiederkehr und die Grundlage der universalen Definition des Professors ganz streng darin besteht, dass die Identität der Formel: „Professor ist derjenige, der sich mit dem Buchstaben identifiziert“, den folgenden Kommentar aufdrängt und sogar erforderlich macht, nämlich: „Es kann analphabetische Professoren geben.“88
.
La case négative [4], |{28} comme corrélative essentielle de la définition de l’universalité, est quelque chose qui est profondément caché au niveau de la lexis primitive.
Das negative Feld [4], als wesentliche Entsprechung zur Definition der Universalität, ist etwas, das auf der Ebene der ursprünglichen Lexis tief verborgen ist.89
.
Ceci veut dire quelque chose : dans l’ambiguïté du support particulier que nous pouvons donner dans l’engagement de notre parole au nom du père comme tel.
Das bedeutet etwas in Bezug auf die Mehrdeutigkeit der partikulären Stütze, die wir für die Verbindlichkeit unseres Sprechens dem Namen-des-Vaters als solchem geben können.90
.
Il n’en reste pas moins que nous ne pouvons pas faire que quoi que ce soit qui, aspiré dans l’atmosphère de l’humain, si je puis m’exprimer ainsi, puisse, si l’on peut dire, se considérer comme complètement dégagé du nom du père, que même ici [4] où il n’y a que des pères pour qui la fonction du père est, si je puis m’exprimer ainsi, de pure perte, le père non-père, la cause perdue sur laquelle a terminé mon séminaire de l’année dernière, c’est néanmoins en fonction de cette déchéance, par rapport à une première lexis qui est celle du nom du père, que se juge cette catégorie particulière.
Dennoch gilt, dass wir nicht bewirken können, dass irgendetwas, das – in die Atmosphäre des Menschlichen eingesogen, wenn ich mich so ausdrücken darf –, als, wenn man so sagen kann, völlig entbunden vom Namen-des-Vaters betrachtet werden kann, dennoch gilt, dass selbst hier [4], wo es nur Väter gibt, für welche die Funktion des Vaters, wenn ich mich so ausdrücken darf, reiner Verlust ist – der Nicht-Vater Vater, die verlorene Sache (cause perdue), mit der mein Seminar des letzten Jahres endete –, dennoch gilt, dass selbst hier, abhängig von diesem Verfall, die partikuläre Kategorie im Verhältnis zu einer ersten Lexis beurteilt wird, derjenigen des Namens-des-Vaters.91
.
L’homme ne peut faire que son affirmation ou sa négation – avec tout ce qu’elle engage : « celui-là est mon père » ou « celui-là est son père » – ne soit pas entièrement suspendue à une lexis primitive dont, bien entendu, ça n’est pas du sens commun, du signifié du père qu’il s’agit, mais de quelque chose à quoi nous sommes provoqués ici de donner son véritable support, et qui légitime, même aux yeux des professeurs – qui, vous le voyez, seraient en grand danger d’être toujours mis en quelque suspens quant à leur fonction réelle – qui, même aux yeux des professeurs, doit justifier que j’essaie de donner, même à leur niveau de professeurs, un support algorithmique à leur existence de sujet comme tel.
Der Mensch kann nicht bewirken, dass seine Bejahung oder Verneinung – mit allem, was mit ihr verbunden wird: „der da ist mein Vater“ oder „der da ist sein oder ihr Vater“ –, dass dies nicht vollständig von einer ursprünglichen Lexis abhängt, bei der es natürlich nicht um den üblichen Sinn des Vaters geht, nicht um das Vater-Signifikat, sondern um etwas, bei dem wir hier vor der Herausforderung stehen, ihm seine wahrhafte Stütze zu geben, die es legitimiert, selbst in den Augen von Professoren – die, wie Sie sehen, in großer Gefahr wären, hinsichtlich ihrer reale Funktion stets in einem gewissen Schwebezustand gehalten zu werden –, die es selbst in den Augen von Professoren rechtfertigen soll, dass ich versuche, selbst auf ihrer Ebene als Professoren, ihrer Existenz als Subjekt als solches eine algorithmische Stütze zu geben.92..
.
Verwandte Beiträge auf „Lacan entziffern“
.
Anmerkungen
-
Abbildung aus: Charles Sanders Peirce: Collected papers of Charles Sanders Peirce. Hg. v. Charles Hartshorne u. Paul Wiss. Band 2, Elements of logic. Belknap Press of the Harvard University Press, Cambridge, Mass. (1932), 2. Aufl. 1960, darin „The quadrant“, 2.455– 460, S. 279–283, das Schema steht dort in 2.456 auf S. 280.
-
Lacan entwickelt seinen eigenen Begriff des Dings in Seminar 7, Die Ethik der Psychoanalyse, vor allem in den Sitzungen vom 9. und 16. Dezember 1959.
-
Ausdehnung: Descartes’ Terminus für den Raum; man könnte auch übersetzen mit „Ausgedehntes“.
-
Wachsblock: Vgl. Descartes, Meditationen, zweite Meditation, AT VII, 30–33.
-
Theorie der Leidenschaften: Vgl. Descartes: Les passions de l’âme (Die Leidenschaften der Seele), 1649.
-
Evidenzen: unmittelbar einleuchtende wahre Erkenntnisse.
lumen naturale: Von Descartes gibt es eine Schrift mit dem Titel La Recherche de la Vérité par la lumière naturelle (Die Suche nach Wahrheit durch das natürliche Licht). Der Text blieb unvollendet und wurde erst nach seinem Tod veröffentlicht. Vgl. R. Descartes: La recherche de la vérité par la lumière naturelle. Hrsg. in d. franz. u. lat. Fassung, ins Deutsche übersetzt. und eingeleitet von Gerhart Schmidt. Königshausen & Neumann, Würzburg 1989.
logistische Gruppe: „logistisch“ hier im Sinne von „die Logik betreffend“; „Gruppe“ hier im Sinne der mathematischen Gruppe.
Theorie der Leidenschaften: Die These, dass die mathematischen Wahrheiten, wenn Gott es gewollt hätte, auch anders hätten sein können, findet sich nicht in den Leidenschaften der Seele.
-
etwa hundertfünfzig Jahre nach seinem Tod: Descartes starb 1650, die Mengenlehre wurde von Georg Cantor zwischen 1874 und 1897 begründet.
neutrale Elemente: Ein neutrales Element einer mathematischen Gruppe ist ein Element, das bei Verknüpfung mit den anderen Elementen dazu führt, dass die anderen Elemente „auf sich selbst abgebildet“ werden, anders gesagt: sich nicht verändern. In der Addition ist das neutrale Element die 0 – wenn ich zu 7 die Zahl 0 addiere, ist das Ergebnis 7. In der Multiplikation ist das neutrale Element die 1 – wenn ich 7 mit 1 multipliziere, erhalte ich 7.
-
betrügerischer Gott: Vgl. Meditationen, erste Mediation, AT VII, 21.
-
das Transfinite: Transfinite Zahlen sind Zahlen, die größer sind als alle endlichen Zahlen.
-
Pascal zum Trotz: Anspielung auf Pascals Satz „Das ewige Schweigen dieser unendlichen Räume erschreckt mich.“. (Pensée Nr. 201, Lafuma-Nummerierung)
sie in immer weiterer Entfernung zu bewohnen: Am 12. April 1961 flog zum ersten Menschen ein Mensch durch den Weltraum (Juri Gagarin).
die Leere des Anderen: Lacans Symbol für die „Leere des Anderen“ ist S(Ⱥ), Signifikant eines Mangels im Anderen, d.h. einer fehlenden Wahrheitsgarantie (entwickelt in den Seminaren 5 (Die Bildungen des Unbewussten, 1957/58) und 6 (Das Begehren und seine Deutung, 1958/59).
-
in dem es (elle) sich in eine Sprachstruktur einfügt: Das elle kann sich auf das Sprechen, auf die Stellung des Subjekts und auf die Wurzel beziehen; vom Kontext her ist das Sprechen das wahrscheinlichste Bezugswort.
Entstehung des Signifikanten auf einer bestimmten Ebene des Realen: Damit dürfte die Schrift gemeint sein, veranschaulicht am Beispiel der Kerben in einem Knochen oder der Markierung von Töpferwaren.
-
Korrektur von Roussans „Gewesen“ in „gewesend“ nach der Stenotypie.
-
Wo Es war, soll Ich werden: Dieser Satz findet sich in Freuds: Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse (1933). GW 15, S. 86.
gewesend: Im Rom-Vortrag hieß es nach Bemerkungen über die hypnotische Wiedererinnerung und über die in der Polis aufgeführten Mythen:
„Man kann in der Heidegger’schen Sprache sagen, dass beide das Subjekt als gewesend* konstituieren, das heißt als dasjenige seiend, das so gewesen ist [étant celui qui a ainsi été]. Doch in der inneren Einheit dieser Zeitigung bezeichnet das Seiende die Konvergenz des Gewesenden [des ayant été]. Das heißt, sowie von einem beliebigen dieser gewesenden Momente aus andere Begegnungen zu unterstellen sind, wäre daraus ein anderes Seiendes hervorgegangen, das es ganz anders gewesen machte.“
(Funktion und Feld des Sprechens und der Sprache in der Psychoanalyse. In: J.L.: Schriften. Vollständiger Text. Band I. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2016, S. 301)
Mit „gewesend“ bezieht sich Lacan auf Heideggers Sein und Zeit, worin es heißt:
„Die Gewesenheit entspringt der Zukunft, so zwar, daß die gewesene (besser gewesende) Zukunft die Gegenwart aus sich entläßt. Dies dergestalt als gewesend-gegenwärtigende Zukunft einheitliche Phänomen nennen wir die Zeitlichkeit.“
(M. Heidegger: Sein und Zeit. Niemeyer, Tübingen 1967 S. 326, weitere Verwendungen von „gewesend“ ebd. S. 350, 385, 391, 396 und 410)
In Freuds „Wo Es war, soll Ich werden“ wird mit der Opposition von war und werden eine bestimmte Zeitstruktur angedeutet. Sie soll, im Lichte von Freuds Begriff der Nachträglichkeit und Heideggers Konzept der Zeitlichkeit, umakzentuiert werden. Die Vergangenheit, auf die sich das Subjekt bezieht, ist nichts fertig Zurückgelassenes (sie „war“ nicht), sie wird vielmehr durch das laufende Sprechen rückwirkend hergestellt, „nachträglich“ (sie ist „gewesend“), und ein Zugang zu ihr ist dem Subjekt nur möglich, wenn es eine Konversion vollzieht, das heißt wenn es seine Position grundlegend umkehrt – im Rahmen einer Psychoanalyse.
-
Bergson-Zitat: Henri Bergson: Schöpferische Evolution. Übersetzt von Margarethe Drewsen. Meiner, Hamburg 2013, S. 324, von Bergson wird diese Passage hervorgehoben.
-
Pichon und Damourette: Vgl. Edouard Pichon, Jacques Damourette: Des mots à la pensée. Essai de grammaire de la langue française. 8 Bände. Paris, d’Artrey 1911–1940. Zur Negation: Band 1: „Esquisse de la structure générale du français“ (im Internet hier), chapitre VII: „La négation“, §§ 114–119, S. 129–146
Auf die Deutung der Negation durch Damourette und Pichon hatte Lacan sich bereits früher bezogen:
– in Seminar 6, Das Begehren und seine Deutung, in den Sitzungen vom 10. Dezember 1958 (Version Miller/Gondek S. 111–113) und vom 17. Dezember 1958 (Version Miller /Gondek S. 129);
– in Seminar 7, Die Ethik der Psychoanalyse, in der Sitzung vom 16. Dezember 1959 (Version Miller/Haas S. 81). -
exklusiv: Tatsächlich bezeichnen Damourette und Pichon den zweiten Teil der Negationsklammer nicht als „exclusif“, sondern als „forclusif“ (vgl. a.a.O., S. 138, § 116).
-
Ausschließung aus dem Realen: Damit entspräche das „pas“ usw. dem Nichts im Sinne von Bergson.
-
expletives ne: Zu beachten ist, dass Lacan hier mit dem „ne“ der Negationsklammer beginnt und dann zum einem anders funktionierenden „ne“ wechselt, zum expletiven „ne“.
Ähnlich wie das expletiven ne funktioniert im Deutschen vielleicht das nicht in dem Frage-Anhängsel „nicht wahr?“: „Ich fürchte, dass er kommt, nicht wahr?“
-
Dass ich es hier unterbringen kann: in dem „je“ von „que je ne fasse“.
-
Shifter: Grammatischer Terminus von Otto Jespersen, der von Jakobson übernommen wurde. Hier ist das Personalpronomen gemeint. Allgemein formuliert, ist ein Shifter (ein Verschieber) eine grammatische Einheit, in der sich die Code-Bedeutung auf die „Botschaft“ bezieht, auf den Sprechakt. Die Bedeutung des Code-Elements „ich“ ist: derjenige, der gerade spricht, insofern ist das „ich“ ein Shifter, es verbindet Code und Botschaft. Vgl. R. Jakobson: Shifters, verbal categories, and the Russian verb (1957). In: Ders.: Selected Writings, Vol. II: Word and Language. Den Haag: Mouton 1972. S. 130–147.– Auf Deutsch: Verschieber, Verbkategorien und das russische Verb. In: Roman Jakobson: Form und Sinn. Sprachwissenschaftliche Betrachtungen. Fink, München 1974, S. 35–54, im Internet hier.
-
expletives „ne“: Zum expletiven „ne“ hatte Lacan sich hier geäußert:
– Seminar 6, Das Begehren und seine Deutung, Sitzung vom 3. und 10. Dezember 1958, Version Miller/Gondek S. 102 f. und 112–114;
– Seminar 7, Die Ethik der Psychoanalyse, Sitzung vom 29. Juni 1960, Version Miller/Haas S. 364;
– Seminar 8, Die Übertragung, Sitzung vom 17. Mai 1961, Version Miller/Gondek S. 371;
– Subversion des Subjekts und Dialektik des Begehrens im Freud’schen Unbewussten (Endfassung vermutlich von 1962). In: J.L.: Schriften. Band II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2015, S. 333 f. -
die Linguisten: Lacan bezieht sich hier wohl vor allem auf Otto Jespersen: Negation in English and other languages. Høst, Kopenhagen 1917. In der Sitzung vom 21. Februar 1961 des laufenden Seminars wird er sich ausführlicher zu Jespersens Untersuchung äußern.
-
„je ne sais“ vs. „j’sais pas“: Auf „je ne sais“ und „j’sais pas“ hatte Lacan im laufenden Seminar bereits in der Sitzung vom 22. November 1961, S. {15 f.} verwiesen. Auf „je ne sais“ bezieht sich Jespersen, a.a.O., S. 7 und 14, auf „je sais pas“ auf S. 9.
-
jeune nation: Jeune Nation ist der Name einer neofaschistischen politischen Vereinigung in Frankreich, gegründet 1949. Organ der Gruppe war eine 1958 gegründete gleichnamige Zeitschrift. Jeune nation klingt im ersten Teil ein bisschen wie je ne sais: je n’ation.
-
Marivaux: Pierre Carlet de Marivaux (1688–1763), französischer Schriftsteller, berühmt für seinen geschraubten Stil.
sinon rivaux: Möglicherweise eine Anspielung auf Rivarol, ebenfalls ein Organ der extremen Rechten. (Anm. von Roussan in seiner Edition des Identifizierungs-Seminars)
-
Wortspiel: Damit könnte die Verschmelzung von „je“ mit „sais“ gemeint sein.
der ihn beendet: Der Satz wird mit dem Vokal /a/ beendet, nicht mit dem Okklusivlaut /p/.
-
verschwindet das Subjekt selbst: Gemeint ist vermutlich: (a) In „Ch’sais pas“ / „Weiß nicht“ gibt es nicht das Subjekt der Äußerung. (b) Das Verschwinden des Subjekts zeigt sich auch darin, dass das „je“ sich auf einen stimmlosen Zischlaut reduziert.
-
nicht in der Unterstützung für seine ursprüngliche Bewegung: Im „ne“ von „Je ne sais“ erscheint das Subjekt in einer Bewegung des Schwankens oder Zögerns. Im „pas“ von „Ch’sais pas“ wird die Unwissenheit fixiert, auf diese Weise verschwindet das Subjekt.
-
Gegensatz in Bezug auf den Apparat der Negation: Gemeint ist der Gegensatz zwischen Diskordanz und Forklusion bzw. Exklusion. Die implizite Gegenthese ist offenbar: Die Zweiseitigkeit, die hier ins Spiel kommt, ist die zwischen dem Erscheinen und dem Verschwinden des Subjekts.
-
subjektive Signifikantisierung: wohl im Sinne von „die Signifikantisierung des Subjekts“, die Unterwerfung des Subjekts unter den Signifikanten und damit die Entstehung des Subjekts im Lacan’schen Sinne.
Eine ähnliche Wortbildung findet sich in Seminar 6, Das Begehren und seine Deutung. Lacan spricht hier zunächst über die Erschlaffung des Neurotikers auf der Ebene der erotischen Erfahrung und fährt dann so fort:
„Wenn die Anstrengung des Subjekt aus dem Grunde in keiner Weise dienen kann, weil nichts es gestattet, sie als signifikanten Schnitt einzuprägen, scheint die symptomatische und paradoxe Erschlaffung umgekehrt beim Subjekt die Nachwirkung, die Spur seiner Anstrengung zu signifikantisieren [signifiantiser], wie ich das nennen möchte, zu sein.“
(Sitzung vom 20. Mai 1959, Version Miller/Gondek S. 503, Hervorhebung im Original)
-
isolierte Verwendung von „ne“: ohne „pas“. Das isolierte „ne“ ist bei vier Verben möglich: savoir (wissen), pouvoir (können), oser (wagen) und cesser (aufhören); Von Lacan werden sie hier als Verben bezeichnet, in denen die Position des Subjekts verortet wird, gemeint ist offenbar das Subjekt, insofern es weiß oder handelt.
-
den kontingenten Charakter meiner Vorhersage: In „Je crois qu’il va pleuvoir“ entspricht das „je crois“ demnach einem „vielleicht“ – „Morgen wird es vielleicht regnen“.
-
Festhalten des Subjekts an seiner Überzeugung: „Je crois qu’il va pleuvoir“ bedeutet demnach ungefähr: „Vielleicht wird es regnen.“. „Il croit qu’il va pleuvoir“ geht mehr in die Richtung von „Er glaubt ja nun, dass es regnen wird.“
-
Äußerungs-Nuance: Demnach geht es nicht nur beim expletiven „ne“, sondern auch beim „ne“ in Verbindung mit Verben der subjektiven Position (wie „croire“) um das Subjekt der Äußerung.
-
sie werden ja von dem „je“ angezogen: Möglicherweise ist gemeint: Wenn man ein „ne“ hinzufügt, verschwinden die Bedeutungsunterschiede zwischen der Verwendung des Verbs in der erstens, zweiten und dritten Person, sie werden dann an die Bedeutung für die erste Person assimiliert.
-
Pichon: Damourette und Pichon zufolge bezieht sich das forklusive „pas“ auf etwas, dass der Sprecher als nicht zur Realität gehörend ansieht (vgl. a.a.O., § 116, S. 138.
-
historische Entstehung: Eine ausführliche Darstellung der Entwicklung der zweiteiligen Negation im Französischen findet man hier: Angus Grieve-Smith: Modeling the Semantic and Pragmatic Evolution of ne … pas in French. Vortrag auf dem Congrès Mondial de Linguistique Française, Paris 2010, im Internet hier. (Anmerkung von Ben Hooson in seiner englischen Übersetzung des Identifizierungs-Seminars)
-
Loch von Abwesenheit: Demnach versteht Lacan hier unter „Privation“ ein „Loch von Abwesenheit“ oder ein vollständiges Verschwinden.
den kleinsten und flüchtigsten Zugs: Damit wird eine Verbindung zur Identifizierung mit einem „einzigen Zug“ angedeutet. Die Identifizierung mit dem einzigen Zug bezieht sich auf ein Verschwinden (in Freuds Terminologie: auf den Verlust des Liebesobjekts), das jedoch nicht vollständig ist, sondern einen einzigen Zug zurücklässt.
-
„Il n’y a ici pas un chat“: In „Pas un homme qui ne ment“ ist die Reihenfolge der Negationspartikel: pas – ne, in „Il n’y a ici pas un chat“ ist die Reihenfolge: ne – pas.
-
„pas un chat“: Auf diese Wendung bezieht sich Jespersen, a.a.O., S. 15 f.
-
liegt auf derselben Ebene: Das „pas … ne“ wie in „Pas un homme qui ne mente“ ist demnach, neben dem expletiven „ne“, ein weiterer Signifikant des Subjekts der Äußerung.
-
dass eine weitere Begegnung immer möglich ist: Das expletive „ne“ in „Il y a longtemps que je ne l’ai vu“ bezieht sich auch hier auf eine nicht definitive, sondern unvollständige Abwesenheit.
-
Privation, Frustration, Kastration: Lacan bezieht sich auf die Tabelle Kastration – Frustration – Privation, die er in Seminar 4 von 1956/57, Die Objektbeziehung, über das gesamte Jahr hinweg entwickelt hatte, vgl. die Tabelle in den Sitzungen vom 12. Dezember 1956, vom 6. März 1957 und vom 3. April 1957 (vgl. Version Miller/Gondek S. 67, 235, 317). Wieder aufgegriffen hatte er das Schema in Seminar 5, Die Bildungen des Unbewussten, in den Sitzungen vom 15. Januar 1958 (Version Miller/Gondek S. 200–202) und vom 18. Juni 1958 (Version Miller/Gondek S. 545), sowie in Seminar 6, Das Begehren und seine Deutung, in der Sitzung vom 29. April 1959 (Version Miller/Gondek S. 450–454.
Außerdem spielt er hier auf Freuds Aufsatz über die Verneinung an, den Lacan ausführlich kommentiert hatte. Vgl. S. Freud: Die Verneinung (1925), GW 14, S. 9–15; J. Lacan: Einführung in den Kommentar von Jean Hyppolite über die „Verneinung“ von Freud, und: J. Lacan: Antwort auf den Kommentar von Jean Hyppolite über die „Verneinung“ von Freud (beides Vorträge von 1954, veröffentlicht 1956). In: J. Lacan: Schriften. Band I. Vollständiger Text, a.a.O., S. 436–449 und S. 450–471.
-
Übertragungsfunktion: Vgl. Sitzung vom 15. November 1961, S. {18 f.}.
-
das formale System der Aussagen: vgl. Aristoteles, De interpretatione, §§ 6 und 7.
-
Averroes: Ibn Ruschd, latinisiert Averroes (1126–1198), Autor zahlreicher Kommentare zu Aristoteles, u.a. zu De interpretatione.
-
Tabelle der Aussage-Arten:.
A = universale bejahende Aussage, „alle S sind P“,
E = universale verneinende Aussage, „kein S ist P“,
I = partikuläre bejahende Aussage, „einige S sind P“,
O = partikuläre verneinende Aussage, „einige S sind nicht P“. -
A: Der Buchstabe A steht in der scholastischen Logik für die universale bejahende Aussage. In den Lehrbüchern wird die bejahende universale Aussage meist so geschrieben: „Alle S sind P“, mit „S“ als Variable für das logische Subjekt und „P“ als Variable für das logische Prädikat. Bezogen auf Lacans Beispiel also: „Alle Menschen sind Lügner“.
-
E ist das Symbol für die universale verneinende Aussage.
-
dass für jeden Menschen wahr ist, dass er kein Lügner: In den Lehrbüchern wird die universale verneinende Aussage (E) meist so geschrieben: „Alle S sind nicht P“. Hier also: „Alle Menschen sind keine Lügner“ oder auch „Kein Mensch ist ein Lügner“.
-
partikuläre Bejahungen: Partikuläre Aussagen beziehen sich auf „einige“ oder „manche“, z.B. „Einige Menschen sind Lügner“. Diese Aussageform ist äquivalent mit der Es-gibt-Aussage, d.h. mit der Existenzbehauptung, also beispielsweise mit „Es gibt Menschen, die Lügner sind“.
-
nicht jeder Mensch ist ein Lügner: Die Lehrbuch-Formeln für die partikuläre verneinende Aussage (O) sind „Einige S sind nicht P“ oder „Es gibt S, die nicht P sind“. Also: „Einige Menschen sind keine Lügner“ oder „Es gibt Menschen, die keine Lügner sind“.
-
ich wähle aus und ich stelle fest: Die Unterscheidung von „auswählen“ und „feststellen“ ist eine Vorausdeutung auf die später in dieser Sitzung eingeführte Unterscheidung zwischen Lexis (≈ Auswahl) und Phasis (≈ Feststellung).
-
Non omnis: „nicht alle“; nullus: „kein“; non nullus : „einige“ (wörtlich „nicht kein“).
-
Die verneinende partikuläre Aussage (O) kann demnach diese Formen annehmen: „Einige Menschen sind keine Lügner“, „Nicht alle Menschen sind keine Lügner“ und „Es ist nicht der Fall, dass kein Mensch kein Lügner ist“.
Dies ist Lacans erster Bezug auf den logischen Ausdruck non omnis, „nicht alle“, der ab 1971, in neuer Deutung, bei der Entwicklung der Formeln der Sexuierung eine wichtige Rolle spielen wird.
-
die folgenden Formeln: Die Abbildung zeigt das sogenannte logische Quadrat der aristotelischen Logik, das man zuerst bei Apuleius findet. Es bezieht sich auf die Gegensätze, die zwischen den vier Aussageformen möglich sind, und es unterscheidet drei Arten von Gegensätzen: den konträren, den subkonträren und den kontradiktorischen Gegensatz.
Die Frage nach den Formen von Gegensätzen ist in psychoanalytischem Zusammenhang insofern interessant, als Freud zufolge der Traum den Gegensatz und den Widerspruch nicht kennt. Vgl. Freud:
„Höchst auffällig ist das Verhalten des Traumes gegen die Kategorie von Gegensatz und Widerspruch. Dieser wird schlechtweg vernachlässigt. Das ‚Nein‘ scheint für den Traum nicht zu existieren. Gegensätze werden mit besonderer Vorliebe zu einer Einheit zusammengezogen oder in einem dargestellt. Der Traum nimmt sich ja auch die Freiheit, ein beliebiges Element durch seinen Wunschgegensatz darzustellen, so daß man zunächst von keinem eines Gegenteils fähigen Elemente weiß, ob es in den Traumgedanken positiv oder negativ enthalten ist.“
-
Vereinfacht: Es kann nicht zugleich wahr sein, dass jeder Mensch ein Lügner ist und dass kein Mensch ein Lügner ist.
Und dies sind die anderen Kombinationen von Teilaussagen, die möglich sind (die wahr sein können):
– „Alle Menschen sind Lügner“ ist wahr und „Kein Mensch ist ein Lügner“ ist falsch; beides zusammen kann wahr sein.
– „Alle Menschen sind Lügner“ ist falsch und „Kein Mensch ist ein Lügner“ ist wahr; beides zusammen kann wahr sein.
– „Alle Menschen sind Lügner“ ist falsch und „kein Mensch ist ein Lügner“ ist falsch; beides zusammen kann wahr sein. -
Der Gegensatz von I und O ist „subkonträr“, was heißen soll: Beide Aussagen können nicht zugleich falsch sein, sie können jedoch zugleich wahr sein.
-
Roussan vermerkt hierzu, dass „carcasse“ (Rahmen) ein Hörfehler für „classe“ (Klasse) sein könnte.
-
Extension: Lacan bezieht sich hier auf den Gegensatz zwischen Extension und Intension eines Begriffs. Unter der Extension (oder dem Umfang) eines Begriffs versteht man die Gesamtheit der Dinge, die unter den Begriff fallen, unter der Intension (oder dem Inhalt) eines Begriffs versteht man die gemeinsamen Merkmale der Dinge, die unter den Begriff fallen. „Intension“ (Inhalt) ist nicht zu verwechseln mit „Intention“ (Absicht).
-
vor der Ersten Analytik: Die Werke von Aristoteles zur Logik umfassen sechs Bücher und werden Organon genannt; die einzelnen Bücher werden am häufigsten mit den lateinischen Titeln bezeichnet. Zum Organon gehören De interpretatione und die Analytica priora. Für De interpretatione findet man in deutschen Übersetzungen neben dem lateinischen Titel auch den griechischen Titel Perí hermēneías sowie den deutschen Titel Lehre vom Satz. Die Analytica priora hat in deutschen Texten auch den deutschen Titel Erste Analytik.
-
jemand: Dem Philosophiehistoriker Jacques Brunschwig zufolge ist dies ein Missverständnis von Seiten Lacans; vgl. J. Brunschwig: La proposition particulière et les preuves de la non-concluance chez Aristote. In: Cahiers pour l’Analyse, Nr. 10, Winter 1969, S. 3–26, im Internet hier.
-
Qualität/Quantität: Lacan verwechselt hier die Gegenteile. In der klassischen Logik wird die dem Subjekt zugeordnete Unterscheidung von Universalem und Partikulärem als Quantität aufgefasst, nicht als Qualität, und die dem Attribut (oder Prädikat) zugeordneten Unterscheidungen von Bejahung und Verneinung als Qualität, nicht als Quantität.
-
Kant: Kant unterscheidet in der Kategorientafel der Kritik der reinen Vernunft (B 106) drei Kategorien der Quantität: Allheit, Vielheit und Einheit.
-
Einwände von Seiten der Linguisten: Lacan meint hier Otto Jespersen: Negation in English and other languages, a.a.O. In der Sitzung vom 21. Februar 1962 des Identifizierungs-Seminars wird er auf diese Arbeit näher eingehen.
-
Apuleius: Apuleius verwendet die Begriffsopposition von Quantität und Qualität in seinem Kommentar zu Aristoteles Peri hermeneias. Vgl. David Londey und Carmen Johanson: The logic of Apuleius. Brill, Leiden (Niederlande) 1987. Diese Arbeit enthält auch den lateinischen Text von Apuleius’ Kommentar zu Peri hermeneias sowie eine englische Übersetzung.
Das von Apuleius gewählte Beispiel für die vier Aussage-Arten ist übrigens:
– omnis voluptas bonum est (jede Lust ist gut);
– omnis voluptas bonum non est (jede Lust ist nicht gut = keine Lust ist gut);
– quaedam voluptas bonum est (einige Lust ist gut);
– quaedam voluptam bonum non est (einige Lust ist nicht gut) (vgl. a.a.O., S. 88). -
das Modell: Das folgende Kreisschema und seine Erläuterung sind aus: Charles Sanders Peirce: Collected papers of Charles Sanders Peirce. Hg. v. Charles Hartshorne u. Paul Wiss. Band 2, Elements of logic. Belknap Press of the Harvard University Press, Cambridge, Mass. (1932), 2. Aufl. 1960, darin „The quadrant“, 2.455– 460, S. 279–283, das Schema steht dort in 2.456 auf S. 280. PDF-Datei von „The quadrant“ hier.
Auffällig ist, dass der Name von Peirce nicht genannt wird.
Lacan bezieht sich auch später noch auf das Quadrantenschema von Peirce:
– in Seminar 15, Der psychoanalytische Akt (Sitzung vom 7. Februar 1968, Version Miller S. 144–146), hier nennt er auch Peirce als Autor;
– in Seminar 18, Über einen Diskurs, der nicht des Scheins wäre (Sitzung vom 17. Februar 1971, Version Miller/Gondek S. 79);
– in Seminar 19, … oder schlimmer (Sitzung vom 21. Juni 1962, Version Miller S. 227). -
Implizit geht es hier um die Aussage „(Alle/einige) Striche (sind/sind nicht) senkrecht“. „Striche“ ist hier das logische Subjekt, „senkrecht“ ist das Attribut (das Prädikat).
Zu ergänzen ist: die Eigenschaft „schräg“ repräsentiert die Negation des Attributs „senkrecht“. Der schräge Strich steht für die Aussage „Einige /alle Striche sind nicht senkrecht.“
-
unär: Anspielung auf den Begriff trait unaire (einziger Zug/Strich), den Lacan in einer früheren Sitzung dieses Seminars eingeführt hatte (am 6. Dezember 1961, S. {15}).
-
Bei der Setzung der Gedankenstrich folgen wir hier Version Staferla, nicht Roussan.
-
Lexis: Lacan übernimmt diesen Terminus von Peirce. Das griechische Wort lexis bedeutet vor allem „Sprechen“, „Wort“, „Satz“, Lacan setzt den Akzent auf das Auswählen und folgt auch darin Peirce.
-
Phasis: Die Zuordnung der Opposition von Bejahung und Verneinung zum Begriff „Phasis“ ist ebenfalls von Peirce. In dessen Bemerkungen zur Negation heißt es:
„The distinction between Universal and Particular propositions is said to be the distinction in Quantity; that between Affirmative and Negative propositions the distinction in Quality. Such is the traditional terminology. But this is a terrible abuse of the important words quantity and quality, the inconvenience of which is felt in studying the Critic of the Pure Reason. Therefore, notwithstanding their having a generation of occupancy for every card in the whist-pack, and one for the joker too, I for one shall vote to eject them. Let us say Universals and Particulars differ in Lexis, Affirmatives and Negatives in Phasis. Lexis and Phasis are tell-way and say-way. Lexis is from {legein}, to pick out, and also to tell; it is the mode of picking out, or of reckoning. Phasis is saying, in the sense of: ‚What do you say? Yes or No?‘; being the base of {kataphasis}, affirmation, and {apophasis}, negation.“ (Peirce, a.a.O., CP 2.455)
Das griechische Wort phasis wird meist mit „Erscheinung“, „Anschein“ übersetzt, Peirce zufolge bedeutet phasis „sagen“ im Sinne von „Was sagen Sie? Ja oder nein?
-
er illustriert sie: Die universale bejahende Aussage „Alle Striche sind senkrecht“ enthält keine Existenzbehauptung, impliziert also nicht die Aussage „Es gibt Striche“. Dasselbe gilt für die universale verneinende Aussage „Alle Striche sind nicht senkrecht“ (bzw. „Kein Strich ist senkrecht“), auch sie behauptet nicht die Existenz von Strichen. Aus diesem Grunde teilen sich die universale Bejahung (A) und die universale Verneinung (E) das leere Feld der Nicht-Existenz (4). Die partikulären Aussagen „Einige Striche sind senkrecht“ und „Einige Striche sind nicht senkrecht“ implizieren hingegen Existenzbehauptungen über Striche (also „Es gibt Striche“); deshalb haben partikuläre Bejahung (I) und partikuläre Verneinung (O) kein leeres Feld. (Vgl. Peirce, a.a.O., 2.456)
-
nicht zugleich wahr sein können: Im logischen Quadrat stehen A und E in konträrem Gegensatz zueinander.
-
auf phasische Weise: Unter „phasisch“ scheint Lacan hier nicht mehr den Gegensatz von Bejahung und Verneinung zu verstehen, sondern speziell die Bejahung.
-
Zum Diagramm: Wie sind die Pfeile mit „lexis“ und „phasis“ zuzuordnen? Möglicherweise lässt sich der Ausdruck „lexis“ über der Pfeillinie, der von rechts oben nach links unten führt, auf die Quadranten 4 und 2 und deren Schrägstellung beziehen und der Ausdruck „phasis“ über der Pfeillinie, der von links oben nach rechts unten zeigt, auf die Quadranten 1 und 3, die ebenfalls schräg einander gegenüberstehen.
Hier die Begründung: Bei Peirce bezieht sich „Lexis“ auf die Opposition zwischen der allgemeinen und der partikulären Aussage, das heißt auf den Gegensatz zwischen, einerseits, den beiden Quadrantenpaaren A (1-4) und E (3-4) (allgemeine Aussagen) und, andererseits, den beiden Quadrantenpaaren I (1-2) und O (2-3) (partikuläre Aussagen). Den Quadrantenpaaren des Allgemeinen ist Abschnitt 4 gemeinsam, den Quadrantenpaaren des Partikulären ist Abschnitt 2 gemeinsam. Also kann der Gegensatz von Universalem und Partikulärem – die Lexis – durch die Gegenüberstellung der Quadranten 4 und 2 repräsentiert werden.
„Phasis“ bezieht sich auf den Gegensatz zwischen bejahender und verneinender Aussage. Die Bejahung wird durch die beiden Quadrantenpaare A (1-4) und I ( (1-2) repräsentiert, die Verneinung durch die beiden Quadrantenpaare E (3-4) und O (2-3). Den beiden Quadrantenpaaren der Bejahung ist Quadrant 1 gemeinsam, die beiden Quadrantenpaare der Verneinung teilen sich Quadrant 3. Also lässt sich die „Phasis“ – der Gegensatz von Bejahung und Verneinung – durch die Gegenüberstellung der Quadranten 1 und 3 darstellen.
-
Euler’sche Formulierung: Leonhard Euler entwickelt die Darstellung der Beziehungen zwischen den Aussage-Arten durch Beziehungen zwischen Kreisen in: Briefe an eine deutsche Prinzessin – über verschiedene Gegenstände aus der Physik und Philosophie, dort in den Briefen 101 bis 108 (Original frz. 1768; dt. Übersetzung von Justus Christian Loder 1769, Briefe 101 bis 108 im zweiten Teil, im Internet findet man diesen Teil hier und hier). Auf Eulers Diagramme kommt Lacan in einer späteren Sitzung des Identifizierungs-Seminars noch ausführlicher zu sprechen, am 11. April 1962.
-
verstehen: Unübersetzbares Wortspiel mit dem Doppelsinn von comprendre: (a) verstehen, begreifen, (b) umfassen, enthalten.
-
„Der Vater ist Gott“: Hier wird in „der Vater“ der bestimmte Artikel synonym mit „jeder“ oder „alle“ verwendet.
-
was die Existenz angeht: Damit wird die Frage angedeutet, in welcher Beziehung die folgenden beiden Aussagen zueinander stehen: „Alle Väter sind Gott“ und „Gott existiert nicht“ – sind diese Aussagen miteinander vereinbar? Diese Frage liegt gewissermaßen außerhalb der Zuständigkeit des logischen Quadrats; zum Quadrat würden gehören „Kein Vater ist Gott“ oder „Es gibt Väter, die nicht Gott sind“.
Zum Thema des Zweifels an der Vaterschaft äußert sich Freud mit der Sentenz aus dem römischen Recht: pater semper incertus – der Vater ist immer ungewiss (Der Familienroman der Neurotiker, 1909, GW 7, S. 229).
-
ob es einen Vater dieses Schlages gibt oder nicht: Uns ist übertragen, zu überprüfen, welche der beiden partikulären Aussagen wahr ist, die bejahende Aussage „Es gibt Väter, die Gott sind“ oder die verneinende Aussage „Es gibt Väter, die nicht Gott sind“.
-
Wenn es keinen gibt usw.: Wenn es keinen Vater gibt, der Gott ist, kann die universale Bejahung „Alle Väter sind Gott“ immer noch wahr sein, da die Universalaussage (im Unterschied zur partikulären Aussage) keine Existenzbehauptung enthält.
Im leeren Quadranten gibt es keinen Strich, damit repräsentiert er die Aussage „Es gibt keinen Strich“. Bezieht man das auf den Vater, steht der leere Quadrant für die Aussage „Es gibt keinen Vater“. Also ist die psychoanalytische Entsprechung zum leeren Feld vermutlich die Verwerfung (forclusion) des Namens-des-Vaters in der Psychose. Das lässt sich stützen durch einen Hinweis von Moustapha Safouan in seiner Zusammenfassung des Identifizierungs-Seminars, er schreibt dort, Lacan habe in einer Diskussion zum Zeitpunkt des Seminars gesagt, bei Psychotikern funktioniere der Vater aus dem leeren Feld des Schemas von Pierce heraus (vgl. Moustapha Safouan: Lacaniana I. Les séminaires de Jacques Lacan. 1953–1963. Fayard, Paris 2001, S. 101). (Lacan zufolge beruht die Psychose auf der Verwerfung des Namens-des-Vaters; vgl. Seminar 3, Die Psychosen, 1955/56) und den Aufsatz Über eine Frage, die jeder möglichen Behandlung der Psychose vorausgeht, veröff. 1959.)
Lacans These, wonach die Aussage „Jeder Vater ist Gott“ durch das leere Feld nur bestätigt wird, dürfte also besagen: Die Aussage „Jeder Vater ist Gott“ wird durch die Psychose, d.h. durch die Verwerfung des Namens-des-Vaters, nur bestätigt. Inwiefern? Vielleicht insofern als Lacan zufolge das, was im Symbolischen verworfen ist, im Realen wiederkehrt.
Man könnte auch sagen, in der Psychose gibt es keinen, der die väterliche Funktion ausfüllt, und somit gibt es im strengen Sinn keinen Vater – auch wenn eine so genannte Person vorhanden ist. Im Joyce-Seminar (Seminar 23, Das Sinthom) spricht Lacan von der Karenz des Vaters, obwohl es durchaus einen Vater Joyce gibt.
-
Dass es aber welche gibt, „die nicht“, die in allen Fällen „nicht“: Lacan weist hier dem Sektor 3 eine bestimmte Aussage zu: „Es gibt Väter, die in allen Fällen nicht Gott sind.“ Im Schema der vier Aussagearten ist die Spezifizierung des Prädikats durch „in allen Fällen“ nicht vorgesehen, hier gibt es nur „Es gibt Väter, die nicht Gott sind.“ Lacan schiebt die Präzisierung „in allen Fällen“ ein, um Sektor 3 von Sektor 2 zu unterscheiden: In Sektor 2 sind die Striche in einigen Fällen nicht senkrecht, in Sektor 3 sind sie in allen Fällen nicht senkrecht.
Demnach gibt die partikuläre Negation „Es gibt Väter, die nicht Gott sind“ der universalen Affirmation „Alle Väter sind Gott“ „Halt und Grundlage“. Also stehen für Lacan die partikuläre Negation (O) und die universale Affirmation (A) (im Unbewussten) nicht in einem kontradiktorischen Gegensatz zueinander, abweichend vom logischen Quadrat.
-
zum kleinen i: Lacan bezieht sich hier auf seine Ausführungen in der Sitzung vom 10. Januar 1962, S. {28–32}, das Subjekt, mit dem die Psychoanalyse es zu tun hat, lässt sich demnach durch die imaginäre Einheit
darstellen, die mit dem Buchstaben i symbolisiert wird.
Lacan kommt im Rest der Sitzung nicht mehr auf das kleine i zurück. Man wird sich also fragen müssen, ob es darin indirekte Hinweise auf das kleine i gibt.
-
was eine bestimmte Lexis erfahren hat: Auf das, was eine bestimmte Auswahl erfahren hat und damit zum Kanon gehört.
-
„Der Professor“: Das „der“ wird hier generalisierend verwendet, im Sinne von „Alle Professoren“.
seinem universalen Charakter nach: Dies bezieht sich wohl auf die Aussage vom Typ A: „Alle Professoren sind literat“ oder „Jeder Professor ist literat“; im Schema entsprechen dem die Quadranten 1 und 4.
Charakter: Das französische Wort caractère bedeutet nicht nur „Charakter“, sondern auch „Schriftzeichen“, „Buchstabe“, „Letter“.
auf der Ebene einer partikulären Aussage: Welche Beziehung zwischen universaler und partikulärer Aussage wird in diesem Satz behauptet?
-
Man kann nicht sagen, dass irgendein Professor illiterat wäre: Anders gesagt: „Jeder Professor ist literat“. Mit der Spezifizierung, er könne „halb und halb“ literat sein, verlässt Lacan das Schema der vier Aussage-Arten, hier ist es nur möglich, dass ein Professor literat ist oder dass er nicht literat ist, nichts dazwischen.
-
universale Definition des Professors: Gemeint ist die Aussage „Alle Professoren sind literat.“
der sich mit dem Buchstaben identifiziert: Das bezieht sich auf die universale bejahende Aussage „Jeder Professor ist literat“ – die Identifizierung wird durch das „ist“ hergestellt – und geht zugleich darüber hinaus, indem die Frage nach dem Zusammenhang von Identifizierung und Buchstabe ins Spiel gebracht wird.
„Es kann analphabetische Professoren geben“: Gemeint ist: Die universale bejahende Aussage „Alle Professoren sind literat“ und die partikuläre verneinende Aussage „Es gibt Professoren, die nicht literat sind“ können beide zugleich wahr sein, für die universale Affirmation (A) ist die partikuläre Negation (O) sogar erforderlich. Ein weiteres Mal wird hier also erklärt, dass es (im Unbewussten) zwischen A und O keinen kontradiktorischen Gegensatz gibt, anders als im logischen Quadrat.
-
Das negative Feld: Entspricht das negative Feld (Quadrant 4) dem kleinen i, also der imaginären Einheit
als Symbol für das Subjekt? Stehen beide für die Verwerfung?
-
Mehrdeutigkeit der partikulären Stütze: Damit könnte gemeint sein, dass die partikuläre Aussage, falls sie negativ ist, (im Unbewussten) keineswegs dazu führt, dass die universale bejahende Aussage unwahr ist.
-
selbst hier [4]:Der leere Quadrant steht demnach für „Es gibt keinen Vater“.
die partikuläre Kategorie wird im Verhältnis zur Lexis des Namens-des-Vaters beurteilt: Hier geht es um die Beziehung zwischen drei Aussagen, zwischen der negativen Existenzaussage „Es gibt keinen Vater“, der partikulären Aussage „Es gibt einen/keinen Vater, der nicht Gott ist“ und der universalen bejahenden Aussage „Alle Väter sind Gott“. Offenbar ist gemeint: Auch jemand, für den gilt: „Es gibt keinen Vater“, beurteilt die partikuläre Aussage „Es gibt einen/keinen Vater, der nicht Gott ist“ im Verhältnis zur Aussage „Alle Väter sind Gott“.
cause perdue: Der Hinweis bezieht sich auf Lacans Analyse von Paul Claudels Coûfontaine-Trilogie in Seminar 8, Die Übertragung (1960/61), Sitzungen vom 3. Bis 24. Mai 1961.
Die Trilogie besteht aus: Die Geisel, (1911), Das harte Brot (1916) und Der gedemütigte Vater (1918). Für die adlige Sygne (in Die Geisel) ist die verlorene Sache die Rettung des Familienbesitzes und damit die Fortführung der Familie, für Lumîr (in Das harte Brot) ist es die Befreiung Polens von russischer Herrschaft, für Orso und Orian (in Der gedemütigte Vater) ist es die Aufrechterhaltung der Macht des Kirchenstaats. Vielleicht kann man sagen: Sygne beurteilt die partikuläre Kategorie (George de Coûfontaine? Turelure?) im Verhältnis zum Namen-des-Vaters, nämlich zum Papst als Stellvertreter Gottes.
Die erste Silbe von perdue, „verloren“, ist lautgleich mit père, „Vater“.
-
„der da ist mein Vater“: Damit bezieht Lacan sich auf eine Aussageform, von der bisher noch nicht die Rede war, nämlich auf eine deiktische Aussage: „Der da ist mein Vater“.