Unärer Zug (II):
der Grund der Wiederholung
Foto aus dem Blog Summer nights von „Viktoria, 17 Jahre alt, Single, Fett &‘nd Hässlich“
Blogeintrag „Ritzen gegen den Schmerz“ vom 15. Juli 2013
Was versteht Lacan unter dem trait unaire, dem „einzelnen Zug“, wie Freud sagt?1
In einem früheren Artikel habe ich einige Stellen zum trait unaire, zum unären Zug, aus demjenigen Seminar übersetzt, in dem Lacan den Begriff einführt, Seminar 9 von 1961/62, Die Identifizierung. Die Identifizierung mit dem primären Zug wird hier primär als der Grund des Ichideals dargestellt. Anders ist die Perspektive in Seminar 17 von 1969/70, Die Kehrseite der Psychoanalye; der einzelne Zug erscheint hier vor allem als Grund der Wiederholung, ohne dass die frühere Sicht zurückgewiesen wird.
Im Folgenden stelle ich im einzelnen dar, wie Lacan den Ausdruck in Die Kehrseite der Psychoanalyse verwendet. Ich zitiere und kommentiere zunächst alle Passagen, in denen der Terminus erscheint; die Reihenfolge ist chronologisch. Es folgt eine systematisierende Zusammenstellung, dicht an Lacans Text. Den Abschluss bildet eine „Relativ kurze Zusammenfassung und Zuspitzung“, eine Art Einkreisung in Richtung auf eine Definition.
Zitierweise
Die Zitate aus Seminar 17 sind aus der Übersetzung von Gerhard Schmitz, die sich auch aber nicht nur auf die von Jacques-Alain Miller herausgegebene Version bezieht. In den Anmerkungen verweise ich auf diese beiden Ausgaben mit „Schmitz“ und „Miller“.
Schmitz = Jacques Lacan: Das Seminar, Buch XVII. Die Kehrseite der Psychoanalyse (1969/70). Übersetzung von Gerhard Schmitz, auf der Grundlage der von Jacques-Alain Miller herausgegeben, 1991 bei Le Seuil erschienenen Version sowie einer Transkription. 1. Fassung Juli 1997. Nicht im Buchhandel erschienen, zu beziehen über das Lacan-Archiv Bregenz.
Miller = Jacques Lacan: Le séminaire, livre XVII. L’envers de la psychanalyse. 1969-1970. Textherstellung von Jacques-Alain Miller. Le Seuil, Paris 1991
In den Zitaten aus Seminar 17 sind Einfügungen in eckigen und in spitzen Klammern von Gerhard Schmitz. Die Fettschreibung von „einziger Zug“ ist von mir. Wörter mit einem Stern* sind im Original deutsch.
Chronologische Zusammenstellung
14. Januar 1970
Einziger Zug als Ursprung der Wiederholung und des Signifikanten
„Wie alles an den Tatsachen, der Erfahrung, der Klinik uns zeigt: die Wiederholung ist gegründet auf eine Wiederkehr des Genießens. Und das, was diesbezüglich von Freud selbst im eigentlichen Sinne artikuliert wird, ist, daß, in ebendieser Wiederholung, sich etwas erzeugt, was Fehl [défaut], was Scheitern ist.
Ich habe hier seinerzeit hervorgehoben, daß das verwandt ist mit den Aussagen Kierkegaards. Selbst im Hinblick darauf, daß es ausdrücklich und als solches wiederholt wird, daß es von der Wiederholung gezeichnet ist, wüßte das, was sich wiederholt, in bezug auf das, was es wiederholt, nichts anderes zu sein denn als Verlust. Als Verlust dessen, was immer Sie wollen, als Verlust an Schnelligkeit — es gibt etwas, das Verlust ist. Auf diesem Verlust insistiert Freud von Anfang an, seit den Artikulationen, die ich hier zusammenfasse: In der Wiederholung selbst gibt es Schwund [déperdition] an Genießen.
Genau da hat im Freudschen Diskurs die Funktion des verlorenen Objekts ihren Ursprung. Und dennoch ist es nicht nötig (Anm.) daran zu erinnern, daß der gesamte Text Freuds sich ausdrücklich um den Masochismus dreht, der allein in Gestalt der Dimension der Suche nach diesem ruinösen Genießen gedacht wird.
Hierzu kommt jetzt das, was Lacan beisteuert. Das betrifft jene Wiederholung, jene Identifizierung des Genießens. Da entlehne ich dem Text Freuds, um ihm einen Sinn zu geben, der in ihm nicht pointiert wird, die Funktion des einzigen/unären Zuges, d.h. der einfachsten Form von Markierung, die, eigentlich gesagt, der Ursprung des Signifikanten ist. Und ich behaupte folgendes — das im Text Freuds nicht zu sehen ist, durch den Psychoanalytiker aber auf keine Weise ausgeschlossen, gemieden, zurückgewiesen werden darf: Alles, was uns, uns Analytiker, als Wissen betrifft, hat im einzigen/unären Zug seinen Ursprung.“2
Anmerkung von Gerhard Schmitz: „Mitschrift: Ursprung. <Absatz> Soweit Freud. Fügen wir dem hinzu, daß es dennoch nicht nötig ist“
Bei der Wiederholung geht es um die Wiederkehr des Genießens; in Freudscher Sprache: beim Wiederholungszwang – dem Thema von Jenseits des Lustprinzips (1920) – geht es um die Wiederkehr einer Triebbefriedigung jenseits des Lustprinzips, einer mit Unlust einhergehenden Triebbefriedigung.3
Dabei kommt es zu einem Fehlen, einem Scheitern, einem Verlust: zu einem Schwund an Genießen. Das angezielte Genießen wird verfehlt. Was sich also letztlich wiederholt, ist ein Verlust, ein Genuss-Verlust.
Freud hat das verlorene Genießen, sagt Lacan, als „verlorenes Objekt“ bezeichnet. In Trauer und Melancholie (1917) spricht Freud von der Identifizierung mit dem „aufgegebenen Objekt“, dem „verlassenen Objekt“ sowie vom „Objektverlust“4; in Das Ich und das Es (1923) heißt es, bei der Melancholie werde ein „verlorenes Objekt“ im Ich wieder aufgerichtet.5
Zum Masochismus schreibt Freud in den Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie (1905), die Schmerz- und Unlusterregung trage eine Komponente zur Erregung des Sexualtriebs bei6; in Das ökonomische Problem des Masochismus (1924) kommt er darauf zurück und ergänzt:
„Diese libidinöse Miterregung bei Schmerz- und Unlustspannung wäre ein infantiler physiologischer Mechanismus, der späterhin versiegt. Sie würde in den verschiedenen Sexualkonstitutionen eine verschieden große Ausbildung erfahren, jedenfalls die physiologische Grundlage abgeben, die dann als erogener Masochismus psychisch überbaut wird.“7
Der Masochismus ist demnach ein psychischer Überbau, der auf einen physiologischen Mechanismus abzielt, der mit Schmerz- und Unlusterregungen verbundenen ist und der versiegt ist – mit Lacan: auf ein verlorenes Objekt.
Was steuert Lacan hierzu bei (fragt Lacan, der hier über sich selbst in der dritten Position spricht)? Lacans Beitrag ist die Frage nach der Identifizierung des Genießens. Wenn das Genießen wiederholt werden soll, muss es auf irgendeine Weise identifiziert werden.
Für die Identifizierung des Genießens verwendet Lacan Freuds Formulierung vom „einzigen Zug“. In Massenpsychologie und Ich-Analyse (1920) heißt es, die Identifizierung mit dem unzugänglichen Liebes- und Hassobjekt besteht in der Entlehnung eines „einzigen Zugs“8. Lacan übersetzt den Ausdruck mit trait unaire. Er versteht darunter nicht, dass dieser Zug ein einziger ist – es gibt mehrere –, sondern dass er ein einzelner ist, ein abzählbar einzelner; Schmitz übersetzt trait unaire deshalb mit „unärer Zug“. Der trait unaire ist, Lacan zufolge, die einfachste Form der Markierung. In Seminar 9 von 1961/62, Die Identifizierung, in dem er den Begriff trait unaire einführt, ist sein Musterbeispiel der Strich in einer Strichliste; man kann trait unaire also auch mit „Einzelstrich“ übersetzen. Wenn Lacan vom trait unaire spricht, meint er nicht den „einzigen“, sondern den „unären Zug“.9
Freud zufolge ist die Identifizierung mit dem verlorenen Objekt die mit einem „einzigen Zug“; Lacan knüpft hieran an und bestimmt, was er unter dem verlorenen Objekt versteht (den Genussverlust), was unter dem unären Zug (die elementare Markierung) und worin ihre Verbindung besteht (in der Wiederholung).
Der unäre Zug liegt auch denjenigen Signifikantenverbindungen zugrunde, die als „das Unbewusste“ bezeichnet werden, also dem „Wissen“, mit dem der Psychoanalytiker es zu tun hat.10
In welchem Verhältnis steht der unäre Zug zum Symbolischen, zur Sprache? Der unäre Zug ist der Ursprung des Signifikanten, sagt Lacan an der zitierten Stelle. Ist der Ursprung des Signifikanten selbst ein Signifikant? In den Seminaren 9 und 11 hatte Lacan den trait unaire als primären Signifikanten bezeichnet. Es ist nicht zu erkennen, ob Lacan hier daran festhält. Ist gemeint: Der unäre Zug ist kein Signifikant, sondern dessen Grundlage? Er gehört nicht zum Symbolischen, sondern fundiert es?
Einziger Zug als Verbindung zwischen Wissen und Genießen
Etwas später heißt es in derselben Sitzung:
„Dieses Wissen zeigt hier seine Wurzel, und zwar dadurch, daß es sich, in der Wiederholung und anfangs in der Form des einzigen/unären Zuges, als das Mittel des Genießens erweist — des Genießens, genau gesagt, insofern es die Grenzen überschreitet, die, unter dem Begriff der Lust, den üblichen Spannungen des Lebens auferlegt sind.
Was, um weiter Lacan zu folgen, aus diesem Formalismus hervorgeht, ist, wie wir gerade gesagt haben, daß es Verlust an Genießen gibt. Und an ebendem Platz dieses Verlustes, den die Wiederholung hereinbringt, sehen wir die Funktion des verlorenen Objekts erscheinen, dessen, was ich das a nenne. Was drängt sich uns damit auf, wenn nicht jene Formel, daß, auf der elementarsten Ebene, der der Aufzwingung des einzigen Zugs, das arbeitende Wissen, sagen wir: eine Entropie erzeugt?“11
Das Wissen, mit dem die Psychoanalyse sich befasst, ist ein Mittel zum Genießen (jouissance), ein Genussmittel, in Freuds Terminologie: das Unbewusste dient der Triebbefriedigung. Bei diesem Genießen werden die Grenzen der Lust (plaisir) überschritten werden; das Unbewusste dient einer Triebbefriedigung jenseits des Lustprinzips.
Der Verbindung zwischen dem Wissen (dem Unbewussten) und dem Genießen (der Triebbefriedigung) wird anfänglich durch den einzigen Zug hergestellt.
Die Wiederholung zielt auf ein Genießen. Dieses Genießen kann aber nicht erreicht werden; insofern erzeugt die Wiederholung einen Verlust. An der Stelle dieses Verlusts erscheint die Größe, die von Lacan als Objekt a bezeichnet wird (auch hier spricht er über sich selbst in der dritten Person). Das Objekt a repräsentiert den verlorenen Genuss.
Lacan spielt dann auf Freuds Konzeption der psychischen Energie an. Energie ist die Fähigkeit, Arbeit zu leisten. Das Wissen (das Unbewusste) ist ein „arbeitendes Wissen“. In der Traumdeutung spricht Freud von „Verdichtungsarbeit“ und „Verschiebungsarbeit“12; also vollzieht sich die Arbeit des Wissens vermutlich im Herstellen von Verdichtung und Verschiebung, von Metapher und Metonymie.13 Das Bilden von Metaphern und Metonymien hat die Funktion, ein Genießen herbeizuführen.
Die elementare Ebene ist hierbei die Aufzwingung des unären Zugs. Auf dieser elementaren Ebene (der des unären Zugs) erzeugt das arbeitende Wissen (das Unbewusste) einen irreversiblen Energieverlust, eine Entropie; auch diesen Begriff übernimmt Lacan von Freud, der in der Wolfsmann-Analyse (1918) sowie in Die endliche und die unendliche Analyse (1937) von „Entropie“ bzw. von „psychischer Entropie“ spricht.14 Der Energieverlust besteht darin, dass das angezielte Genießen nicht erreicht werden kann und dass dieses Verfehlen irreversibel ist.
Der unäre Zug ist auf einer elementaren Ebene zu verorten; er ist insofern elementar, als der den Signifikanten zugrunde liegt. Auf dieser elementaren Ebene, der des unären Zuges, wird ein Genussverlust erzeugt.
Genießen als Markierung
Kurz danach heißt es:
„Das Lebewesen, das normal funktioniert, schnurrt in der Lust. Auch wenn das Genießen beachtlich ist und sich dadurch bestätigt, daß es die Sanktion des einzigen/unären Zuges und der Wiederholung besitzt, von der es dann als Markierung eingerichtet wird — auch wenn sich das erzeugt, kann es doch nur durch eine ganz schwache Abweichung in Richtung auf das Genießen entstehen. Alles in allem werden diese Abweichungen nie extrem sein, selbst in den Praktiken nicht, die ich gerade erwähnt habe.
Es geht nicht um eine Übertretung, einen Einbruch in ein Feld, das namens der Einfahrvorschriften [rodages] für die lebenswichtigen regulativen Apparate untersagt wäre. Tatsächlich erlangt das Genießen nur in jenem Entropie-Effekt, jenem Schwund einen Status, nur da zeigt es sich. Ebendeshalb habe ich es zunächst mittels des Begriffs Mehrlust*, plus-de-jouir, eingeführt. Gerade dadurch, daß es in der Dimension des Verlusts wahrgenommen wird — etwas macht es notwendig, das, was zunächst negative Zahl ist, zu, wenn ich so sagen darf, kompensieren —, gerade dadurch hat dieses gewisse Etwas, das an die Wandungen der Glocke geschlagen, das dort widergehallt hat, Genießen gemacht, und zwar zu wiederholendes Genießen. Allein die Dimension der Entropie verleiht hier dem Gestalt, daß es eine Mehrlust gibt, die wiedererlangt werden soll.
Und genau das ist die Dimension, durch die die Arbeit notwendig wird, das arbeitende Wissen, insofern als es, erstens, ob es das nun weiß oder nicht, vom einzigen/unären Zug abhängt, und [zweitens], in Folge davon, von all dem, was sich an Signifikanten wird artikulieren können. Von da ausgehend richtet sich jene Dimension des Genießens ein, die so zweideutig ist beim sprechenden Sein, das ebensogut auch theoretisieren und eine Religion daraus machen kann, in der Apathie zu leben, und die Apathie, das ist der Hedonismus. Es kann daraus gut eine Religion machen, und dennoch weiß jeder, daß das, wovon es, in seiner Masse selbst — Massenpsychologie* betitelt Freud zur selben Zeit eine seiner Schriften — beseelt wird, das, wovon es gequält, wodurch es aus einer anderen Wissensordnung gemacht ist als jene harmonisierenden Wissen, die die Umwelt* mit der Innenwelt* verknüpfen, daß das die Funktion der Mehrlust als solche ist.
Ebenda ist das Loch, die Kluft, die zweifellos zunächst durch eine gewisse Anzahl von Objekten gefüllt wird, die auf gewisse Weise im voraus angepaßt sind, dazu gemacht, als Pfropfen zu dienen. Ebenda zweifellos bleibt eine klassische analytische Praxis stehen, indem sie diese diversen Termini oral, anal, skopisch, ja, gar vokal herausstellt. Das sind die diversen Namen, mit denen wir das als Objekt bezeichnen können, was es mit dem a auf sich hat — das a aber, als solches, ist im eigentlichen Sinne das, was sich daraus ergibt, daß das Wissen, seinem Ursprung nach, sich auf die Signifikantenverknüpfung reduziert.
Dieses Wissen ist Mittel des Genießens. Und, ich wiederhole es, wenn es arbeitet, ist das, was es erzeugt, Entropie. Diese Entropie, dieser Punkt des Verlusts, ist der einzige Punkt, der einzige reguläre Punkt, über den wir Zugang haben zu dem, was es mit dem Genießen auf sich hat. Darin übersetzt, schließt und motiviert sich das, was es mit der Inzidenz des Signifikanten in der Bestimmung des sprechenden Seins auf sich hat.
Das hat mit seinem Sprechen wenig zu tun. Das hat mit der Struktur zu tun, welche sich zurichtet [s’appareille]. Das menschliche Sein [L’être humain], das man zweifellos so nennt, weil es nur der Humus der Sprache ist, hat sich jenem Apparat nur an-zusprechen [s’apparoler].
Mit etwas so Simplem wie meinen vier kleinen Zeichen habe ich Sie möglicherwiese gerade darauf gestoßen, daß es genügt, daß dieser einzige/unäre Zug, daß wir ihm die Gesellschaft eines andern Zuges, S2 nach S1, verschaffen, damit wir durch ebenso zulässige Signifikanten (Anm.) bestimmen können, was es mit seinem Sinn <einerseits>, andererseits mit seiner Einfügung in das Genießen des Andern auf sich hat — mit dem, wodurch er das Mittel des Genießens ist.“15
Anmerkung Gerhard Schmitz: „Mitschrift: — zulässig auch dieser Signifikant — [Miller: pour que des signifiants aussi licites, nous puissions situer ce qu’il en est / Mitschrift: pour que nous puissions situer, ce signifiant aussi licite, ce qu’il en est“
Man muss Lust (plaisir) und Genießen (jouissance) voneinander unterscheiden. Das normal funktionierende Lebewesen schnurrt in der vom Lustprinzip regulierten Lust, es strebt nach Entspannung und es versucht, Unlust zu vermeiden. Etwas anderes ist das Genießen, das mit der Wiederholung verbunden ist, d.h. die Triebbefriedigung jenseits des Lustprinzips, eine Befriedigung, die als Unlust erfahren wird.
Das Genießen stützt sich auf den unären Zug und auf die Wiederholung, es besitzt deren „Sanktion“, deren Zustimmung, Bewilligung.
Durch die Beziehung zum unären Zug wird das Genießen als eine Markierung eingerichtet. Das Genießen ist eine Markierung – mit dieser Bemerkung verortet Lacan den unären Zug möglicherweise auf der Seite des Genießens, nicht auf der des Signifikanten.
Die Abweichung von der Lust in Richtung auf das Genießen, also die Abweichung in Richtung Unlust, ist immer nur gering; charakteristisch für das Genießen ist der Genussverlust, die Entropie. Aus diesem Grund hatte Lacan, so sagt er, das Genießen (in Seminar 16) als „Mehrlust“ eingeführt, mit eben diesem deutschen Terminus, in Anspielung auf den Marxschen Begriff des Mehrwerts.16 Mehrlust meint: Genussverlust.
Freud spricht vom „Lustgewinn“17; der mit den Symptomen verbundene Lustgewinn ist ein bescheidener Ersatz für die Triebunterdrückung. Den „Gewinn“ begreift Marx als Bruchteil des „Mehrwerts“ (plus-value), und der Mehrwert ist ein Wert, der nicht nur dem Arbeiter verlorengeht (sagt Lacan), sondern auch dem Kapitalisten, der einen großen Teil davon reinvestieren muss. Aus dem „Mehrwert“ wird bei Lacan die „Mehrlust“, im Sinne der verlorenen Lust oder besser des verlorenen Genießens. Im Französischen heißt „Mehrwert“ plus-valeur, Lacan übersetzt deshalb den (von ihm neu gebildeten) Ausdruck „Mehrlust“ mit plus-de-jouir.
Mehrlust, Genussverlust, das heißt: es gibt hier nicht nur so etwas wie eine negative zahl, sondern auch das Bestreben, dieses Minus zu kompensieren, es auszugleichen. Hierdurch kommt es zur Wiederholung.
Das arbeitende Wissen – die Operationsweise des Unbewussten – hängt primär vom unären Zug ab, sekundär von den Signifikantenverknüpfungen. Dieses arbeitende Wissen hat die Funktion, das verlorene Genießen zu kompensieren.
Ausgehend vom unären Zug und von den Signifikantenverbindungen kommt es beim sprechenden Wesen dazu, dass die Beziehungen zum Genießen mehrdeutig sind. Menschen können eine Religion daraus machen, das Genießen – das Pathos, das Leiden, die Unlust – zu vermeiden, um stattdessen in der Lust, griechisch: in der hēdonḗ, zu leben, in der Apathie. Die Lust beruht auf der harmonischen Übereinstimmung von Innenwelt und Umwelt. Bei den meisten funktioniert das jedoch anders. Bei ihnen ist nicht ein harmoniesicherndes Wissen an der Arbeit, sondern ein Wissen, das auf Mehrlust abzielt, auf die Kompensation des Genussverlusts.
Der Genussverlust ist ein Loch, eine Kluft. Dieses Loch wird durch diejenigen Objekte gestopft, die in der Psychoanalyse als „Partialobjekte“ bezeichnet werden: Brust, Kot, Blick und Stimme; Lacan nennt sie „Objekte a“. Im Kern funktionieren sie so: Das Wissen (das Unbewusste) reduziert sich auf eine Signifikantenverknüpfung; diese Signifikantenverknüpfung dient einer Befriedigung jenseits des Lustprinzips; dieser Befriedigungsversuch misslingt, es kommt zu einem Genussverlust; die Objekte a verkörpern diesen Verlust. Nur vom Verlust her haben wir einen Zugang zum Genießen, und dieser Verlust geht auf die Einwirkung des Signifikanten zurück.
Dieser Verlust beruht weniger auf dem Sprechen als vielmehr auf der Struktur der Sprache. Demnach ist der einzige Zug nicht als eine letzte Ursache aufzufassen; im Hintergrund seiner Wirksamkeit steht die Einwirkung der Sprachstruktur auf den sprechenden Menschen.
Die Formeln der vier Diskurse, die Lacan in Seminar 17 entwickelt, stellen die Verbindungen von vier kleinen Zeichen dar, S1 (Herrensignifikant), S2 (Wissen), a (Objekt a, Mehrlust) und $ (gespaltenes Subjekt). An der zitierten Stelle wird der unäre Zug von Lacan offenbar mit S1 parallelisiert, ein weiterer unärer Zug mit S2 – wie das gemeint ist, habe ich nicht verstanden, und die Transkription ist an dieser Stelle unsicher.
Wie auch immer, die vier kleinen Zeichen, zusammen mit dem unären Zug, ermöglichen es, sich darüber klar zu werden, was es einerseits mit dem Sinn auf sich hat (der sich auf den Herrensignifikanten stützt, S1), andererseits mit dem „Genießen des Anderen“, dem durch das unbewusste Wissen (S2) erzeugten Genussverlust (a). Demnach bezieht sich der unäre Zug auf die beiden Seiten des Symptoms: einerseits auf den Sinn des Symptoms18 und andererseits auf die mit dem Symptom verbundnen „Ersatzbefriedigungen„19, die letztlich auf den Verlust verweisen.
Der unäre Zug ist zugleich die Grundlage des Sinns und der Wiederholung.
11. Februar 1970
Ein Buchstabe, Erinnerung an das Hereinbrechen eines Genießens
„Freud hat den Subjekten gesagt: Sprechen Sie, sprechen Sie nur, machen Sie’s doch wie die Hysterika, wir werden schon sehen, was für ein Wissen das ist, auf das Sie stoßen, und auch die Art und Weise, in der Sie nach ihm gestrebt haben oder, im Gegenteil, in der Sie es zurückweisen, wir werden sehen, was passiert. Und das hat ihn notwendigerweise zu dieser Entdeckung geführt, die er das ‚Jenseits des Lustprinzips‘ nennt. Es ist die folgende: daß das Wesentliche an dem, was determiniert, womit man bei der Erforschung des Unbewußten zu tun hat — daß das die Wiederholung ist.
Die Wiederholung, das bedeutet nicht: das, was man beendet hat, das beginnt man von vorn, wie die Verdauung oder irgendeine andere physiologische Funktion. Die Wiederholung ist eine präzise Bezeichnung eines Zuges, von dem ich Ihnen an Freuds Text herausgearbeitet habe, daß er identisch ist mit dem einzigen/unären Zug, dem kleinen Strich, dem Element der Schrift, eines Zuges, insofern er einen Einbruch des Genießens ins Gedächtnis ruft.
Genau deshalb ist es vorstellbar, daß die Lust in ihrer Regel und ihrem Prinzip übertreten wird, weshalb sie der Unlust weicht. Mehr ist nicht zu sagen: nicht zwangsläufig dem Schmerz, nein, der Unlust, was nichts anderes heißt als: dem Genießen.“20
Freud hat seine Patienten aufgefordert, zu sprechen. Durch das Sprechen soll ein bestimmtes Wissen ans Licht gebracht werden, das Unbewusste. Auf diesem Wege ist er auf den Wiederholungszwang gestoßen. Dieser besteht, Freud zufolge, darin, dass das Unbewusste auf ein „Jenseits des Lustprinzips“ abzielt (wie der Titel der einschlägigen Arbeit lautet), auf eine Triebbefriedigung, die vom Ich als Unlust erfahren wird.
Der Wiederholungszwang wird durch den trait unaire ermöglicht, den „einzigen Zug“ oder „einzelnen Zug“ oder „unären Zug“.
Trait unaire kann auch mit „Einzelstrich“ übersetzt werden: der unäre Zug ist ein Element der Schrift. Das griechische Wort für „Buchstabe“, stoicheion, meint auch „Element“. Lacan spielt hier auf seinen Begriff des Buchstaben an, wie er ihn im Poe-Aufsatz21 und in Das Drängen des Buchstabens im Unbewussten entwickelt hatte. Der unäre Zug – der Buchstabe – ist die Grundlage des Signifikanten. Ist der Buchstabe ein Signifikant?
Welche Funktion hat dieser Buchstabe, dieser unäre Zug? Er ruft etwas ins Gedächtnis, und zwar ein Hereinbrechen des Genießens. Dies ist demnach die Identifizierung des Genießens, von der Lacan früher in diesem Seminar gesprochen hatte: die Erinnerung an einen Genusseinbruch. In Freuds Terminologie: der einzelne Zug ist die „Dauerspur“ einer „Erregung“.22
Der unäre Zug ermöglicht es, dass das Lustprinzip verletzt wird, dass also eine Befriedigung angestrebt wird, die das Ich als Unlust registriert.
Die als Unlust erlebte Triebbefriedigung nennt Lacan jouissance, Genießen. Der Masochismus wird traditionell auf „Schmerzlust“ zurückgeführt, und Freud übernimmt das.23 Der Schmerz ist jedoch nur eine Spezialform der Unlust, die Schmerzlust nur eine besondere Gestalt des Genießens.
Der unäre Zug ermöglicht also die Erinnerung an einen Genusseinbruch. Damit ist er die Grundlage der Wiederholung, die darauf abzielt, dieses Genießen noch einmal zu erfahren. Durch den unären Zug gelingt es auch tatsächlich, ein Genießen jenseits des Lustprinzips herbeizuführen. Diese Genießen – Freuds „Ersatzbefriedigung“ – ist jedoch bescheiden. Insgesamt wird in der Wiederholung der Genussverlust beständig aufs Neue reproduziert.
20. Mai 1970
Selbstbenennung
„Das ist die verordnete Einkleidung der grundlegenden Tatsache, daß in einer mythischen Vereinigung (Anm. 1) zwischen dem Mann und der Frau kein Platz möglich ist, der als geschlechtlicher definiert wäre.
Genau da ist, was wir im psychoanalytischen Diskurs wahrnehmen — das vereinigende Ein, das All-Ein —, nicht das, worum es bei der Identifizierung geht. Die Schlüssel-, die Haupt-Identifizierung, das ist der einzige Zug, das ist das [als] ein markierte Sein.
Vor jeglicher Beförderung [promotion] irgendeines Seienden, setzt sich, aufgrund der Tatsache eines singulären ein, dessen, was die Markierung trägt, von diesem Augenblick an die Sprachwirkung, und der erste Affekt. Genau daran erinnern die Formeln, die ich an die Tafel geschrieben habe.24
Irgendwo isoliert sich dieses Etwas, das das cogito nur markiert, auch es, mittels des einzigen Zuges, den man dem Ich denke unterstellen kann, um zu sagen: Also: ich bin. Hier ist bereits der Spaltungseffekt markiert, der eines Ich bin, das das Ich bin markiert vom ein elidiert, denn natürlich schreibt Descartes sich in eine scholastische Tradition ein, aus der er sich mittels einer akrobatischen Drehung befreit, die mitnichten verachtet werden darf als aus einer plötzlichen Eingebung heraus entstanden.
Übrigens läßt sich das Ich denke allein in Zusammenhang mit dieser ersten Setzung [position première] des Ich bin schreiben. Sie erinnern sich, wie ich es seit langem schreibe: Ich denke: ‚Also bin ich.‘ Dieses Also bin ich ist ein Gedanke. Es stützt sich unendlich viel besser dadurch, daß es sein Charakteristikum als Wissen trägt, das nicht hinausgeht über das Ich bin markiert vom ein, das Singuläre, das Einzigartige wessen? — dieser Wirkung, die [das] Ich denke ist.
Aber auch da gibt es einen Interpunktionsfehler, den ich vor langer Zeit so ausgedrückt habe: Das ergo, das nichts anderes ist als das ego, um das es geht, ist neben das cogito zu stellen. Das Ich denke also: ‚Ich bin‘, ebendies verleiht der Formel ihren wahren Bedeutungsgehalt. Die Ursache, das ergo, ist Gedanke. Da liegt der Ausgang, der genommen werden muß von der Wirkung dessen, worum es in der einfachsten Ordnung geht, mittels derer die (Anm. 2) Sprachwirkung sich ausübt auf der Ebene des Erscheinens des einzigen Zuges.
Sicher, der einzige Zug ist nie allein. Also ist die Tatsache, daß er sich wiederholt — daß er sich wiederholt, weil er nie derselbe ist —, eigentlich die Ordnung selbst: die, um die es geht dadurch, daß die Sprache anwesend und, schon wirksam, bereits da ist.“25
Anmerkung 1 von Gerhard Schmitz: „Im Orig.: union mythique, was auf die unio mystica anspielt.“
Anmerkung 2 von Gerhard Schmitz: „Mitschrift: daß die“
Bei der Identifizierung, mit der die Psychoanalyse es zu tun hat, geht es nicht um das vereinigende Ein. Diese Identifizierung ermöglicht nicht die Vereinigung zwischen dem Mann und der Frau – die Identifizierung ist nicht eine Identifizierung als Mann, der sich auf Frauen schlechthin bezieht, bzw. die Identifizierung als Frau, die sich auf Männer schlechthin bezieht.
Die Hauptidentifizierung ist vielmehr die mit dem trait unaire, mit dem unären Zug. Durch diese Identifizierung, durch diese Markierung, wird ein Sein – wird ein menschliches Wesen – als „eins“ markiert.
Bei der Markierung als „eins“ geht es um Singularität, nicht um Totalität. Das sprechende Wesen wird zu einem abzählbaren je Einen, analog dem Strich in einer Strichliste, nicht etwa zu einem Ganzen.
Ein singuläres Eines zu werden, ist die primäre Wirkung der Sprache und zugleich der erste Affekt – die ursprüngliche Sprachwirkung geht mit Genießen einher.
Lacan verweist hierzu auf die folgenden Formeln:
Mit diesen Formeln kommentiert er Descartes’ Sentenz „Ich denke, also bin ich“. Lacans Bemerkungen sind an dieser Stelle so kompakt, dass ich sie satzweise noch einmal zitiere und portionsweise erläutere (drei Punkte vor einem Zitat zeigen im Folgenden an, dass es an das vorangehende lückenlos anschließt).
„Irgendwo wird dieses Etwas isoliert, das das cogito nur markiert, auch es mittels des einzigen Zugs, den man dem ‚ich denke‘ unterstellen kann, um zu sagen ‚Also: ich bin.‘“
Dem Ich denke (in der rechten Formel unten) ist der unären Zug zu unterstellen.
Das wird nachvollziehbar, wenn man die folgende Passage aus Seminar 9 hinzuzieht, aus derjenigen Sitzung, in der Lacan erstmals Descartes’ Diktum durch die Zeichenfolge „1+1“ symbolisiert. Hier heißt es,
„in derjenigen Identifizierung, die mit dem unären Zug hergestellt wird – gibt es davon nicht genug, um diesen undenkbaren und unmöglichen Punkt des Ich denke zu stützen, zumindest in Gestalt der radikalen Differenz? Wenn wir dieses Ich denke durch 1 darstellen – ich wiederhole es für Sie: insofern es uns nur insofern interessiert, als es in einer Beziehung zu dem steht, was im Ursprung der Benennung geschieht, insofern es das ist, was an der Geburt des Subjekts beteiligt ist –, ist das Subjekt das, was sich benennt.“26
Im Ich denke benennt sich das Subjekt – es benennt sich als „ich“ und als Denkender, es verleiht sich gewissermaßen den Namen „Ich der Denkende“. Die Selbstbenennung ist eine bestimmte Form der Identifizierung, sie ist letztlich Identifizierung mit der radikalen Differenz, mit dem inhaltslosen Verschiedensein, mit dem unären Zug. Deshalb kann die Selbstbenennung Ich denke auf den unären Zug reduziert werden, und deshalb kann sie durch die Zahl 1 repräsentiert werden.
Der unäre Zug liegt also nicht nur der Wiederholung zugrunde, sondern auch dem Ich (dem Ichideal, in späterer Terminologie: dem Herrensignifikanten).
Ich kehre zurück zu Seminar 17.
… „Hier ist bereits der Spaltungseffekt markiert, der eines Ich bin, das das Ich bin markiert vom ein elidiert, denn natürlich schreibt Descartes sich in eine scholastische Tradition ein, aus der er sich mittels einer akrobatischen Drehung befreit, die mitnichten verachtet werden darf als aus einer plötzlichen Eingebung heraus entstanden.“
Lacan folgt Descartes’ Formel „Ich denke, also bin ich“ und geht vom Ich denke zum bin ich über bzw. zum ich bin (im Französischen und im Lateinischen kommt es nicht zur Umkehrung der Wortstellung).
Das Ich bin elidiert das Ich bin markiert vom Ein, es verdrängt die Beziehung zum unären Zug. Lacan hebt die Verdrängung auf und schreibt in der rechten Formel unter den Bruchstrich deshalb nicht Ich bin, sondern Ich bin einer, was heißen soll: ich bin vom Ein markiert, ich bin vom unären Zug gekennzeichnet.
Da zwischen dem Ich bin und dem Ich bin einer eine Beziehung der Verdrängung besteht, geht es hier um die Spaltung des Subjekts, um die Spaltung zwischen dem Verdrängenden Ich bin und dem Verdrängten Ich bin ein.
Das Ergebnis ist bis hierher: Sowohl das ich denke als auch das ich bin beziehen sich auf den unären Zug. Repräsentiert man den unären Zug durch die Zahl 1, kann man Descartes’ Sentenz deshalb als 1 + 1 schreiben (linke Formel unten). Ich nehme an, das sich das ich denke auf die Selbstbenennung bezieht und das ich bin auf die die Wiederholung und das Genießen.
… „Übrigens läßt sich das Ich denke allein in Zusammenhang mit dieser ersten Setzung [position première] des Ich bin schreiben.“
Das bezieht sich vermutlich auf das Ich bin ein rechts über dem Bruchstrich. Das Ich bin ist das, was zuerst gesetzt wird, es ist die Art und Weise, wie sich das Ich denke, also bin ich im Bewusstsein zunächst darstellt. In diese Richtung geht die folgende Bemerkung aus Seminar 5:
„Das cartesische Cogito wird wirklich nicht im Bewußtsein eines jeden von uns als ein ich denke, also bin ich, sondern als ein ich bin wie ich denke erprobt, was natürlich dahinter ein ich denke wie ich atme unterstellt.“27
In Seminar 17 heißt es: Das ich bin ein wird verdrängt und ersetzt durch das ich bin. Also stellt sich das Ich denke, also bin ich im Bewusstsein zunächst als ich bin dar. Hierfür steht in der rechten Formel, so vermute ich, das Ich bin ein über dem Bruchstrich. Ich bin ein verweist auf den unären Zug, in der linken Formel wird dafür deshalb die Zahl 1 geschrieben.
… „Sie erinnern sich, wie ich es seit langem schreibe: Ich denke: ‚Also bin ich‘. Dieses Also bin ich ist ein Gedanke. Es stützt sich unendlich viel besser dadurch, daß es sein Charakteristikum als Wissen trägt, das nicht hinausgeht über das Ich bin markiert vom ein, das Singuläre, das Einzigartige wessen? — dieser Wirkung, die [das] Ich denke ist.“
Nachdem er sich zum Ich denke und zum Ich bin geäußert hat, bezieht Lacan sich nun auf das also, das sie verbindet. Dabei nimmt er eine Deutung durch Interpunktion vor. Das Ich denke, also bin ich ist zu lesen als Ich denke: „Also bin ich.“ Diese Interpunktion findet man zuerst in Seminar 14, dort auf lateinisch: Cogito: „Ergo sum.“28
Diese Umakzentuierung zielt darauf ab, sagt Lacan, das Also bin ich als Gedanke herauszustellen, als Wissen, und dadurch wird es besser gestützt, besser als bei Descartes.
Das als Wissen gekennzeichnete Also bin ich geht nicht hinaus über das Ich bin markiert vom ein. Lacan wiederholt hier die These, dass das Ich bin aus einer Elision des Ich bin vom ein hervorgeht. Ich bin markiert vom ein ist das Singuläre, das Einzigartige – durch die Markierung mit dem unären Zug gewinnt das Subjekt seine Singularität. Die Singularität des Subjekts ist in ihrem Ursprung nicht die einer singulären Geschichte und auch nicht die Singularität eines Charakters, sondern die Singularität einer Markierung.
… „Aber auch da gibt es einen Interpunktionsfehler, den ich vor langer Zeit so ausgedrückt habe: Das ergo, das nichts anderes ist als das ego, um das es geht, ist neben das cogito zu stellen. Das Ich denke also: ‚Ich bin‘, ebendies verleiht der Formel ihren wahren Bedeutungsgehalt. Die Ursache, das ergo, ist Gedanke. Da liegt der Ausgang, der genommen werden muß von der Wirkung dessen, worum es in der einfachsten Ordnung geht, mittels derer die (Anm. 2) Sprachwirkung sich ausübt auf der Ebene des Erscheinens des einzigen Zuges.“
Anmerkung 2 von Gerhard Schmitz: „Mitschrift: daß die“
Die von Lacan zunächst vorgeschlagene Interpunktion ist noch fehlerhaft. Die Formel ist nicht so zu schreiben: Ich denke: „Also bin ich“, sondern so: Ich denke also: „Ich bin.“ Auf Lateinisch: Cogito ergo: „Sum.“
Erst damit ist man beim wahren Bedeutungsgehalt von Descartes’ Wendung angekommen. In der Fassung, Ich denke also: ‚Ich bin‘, rückt das also auf die Seite des Gedankens, des Sprechens. Das also (ergo) steht für die Ursache. Demnach meint „Ich denke also“: „Das Denken bzw. das Sprechen fungiert als Ursache.“ Das Sprechen ist eine Ursache, und die einfachste Wirkung des Sprechens ist die Identifizierung mit dem unären Zug. Darum – um die Kausalität des Sprechens durch den unären Zug – geht es in der elementarsten Ordnung.
Lacan nimmt hier eine psychoanalytisch inspirierte Deutung von Descartes’ Diktum vor, eine Deutung durch Verschiebung, man könnte sagen: eine metonymische Deutung. In der Normalfassung ist das ergo („also“), verglichen mit dem cogito („ich denke“) und dem sum („ich bin“), ein relativ unbetontes Element. In Lacans Interpretation wird der Akzent verschoben, das unbetonte Wort wird zum Signifikanten mit dem größten Gewicht.
In Seminar 13 gibt es eine Bemerkung über Descartes’ ergo, die in eine ähnliche Richtung geht. Ausgangspunkt ist hier Freuds Begriff der „zweiten Niederschrift“29 (im Französischen double inscription) und die Darstellung der zweiten Niederschrift durch ein Möbiusband bzw. durch den Rand eines Möbiusbandes. Danach heißt es:
„ … deshalb ist es nicht sinnlos, noch einmal zu sagen, dass sich bei der Prüfung des Schreibens Ich denke, also bin ich dieses sich so liest, dass der Gedanke das Sein nur dadurch gründet, dass er sich im Sprechen verknotet, in dem jede Operation an das Wesen der Sprache rührt.
Wenn Heidegger uns irgendwo, für seine Zwecke, das cogito sum geliefert hat, muss man dazu anmerken, dass er den Satz algebraisiert, und wir haben das Recht, das Übrige hervorzuheben: cogito ergo worin erscheint, dass nichts gesprochen wird, außer indem es sich auf die Ursache stützt.
Nun, diese Ursache ist das, was das soll Ich der Freudschen Formel verdeckt1, die, indem sie deren Sinn/Richtung umkehrt, die Paradoxie eines Imperativs hervorspringen lässt, der mich dazu drängt, meine eigene Kausalität anzunehmen. Ich bin jedoch nicht Ursache meiner selbst, und dies nicht deshalb nicht, um das Geschöpf zu sein – für den Schöpfer gilt dasselbe. Ich verweise Sie hierzu auf Augustinus, De trinitate, auf die Vorrede. Die spinozistische „Ursache seiner selbst“ kann den Namen Gottes übernehmen, sie ist ein Anderes Ding. Aber überlassen wir das diesen beiden Wörter, die wir nur ins Spiel bringen, um festzuhalten, dass sie auch ein anderes Ding ist als das Alles und dass dieser Gott, da er auf diese Weise anders ist, keineswegs der Gott des Pantheismus ist.
Man muss bei diesem Ego, das Descartes hervorhebt, in einigen seiner lateinischen Texte eine gewisse Überflüssigkeit seiner Funktion herausstellen – ein Thema für die Exegese, das ich jenen überlasse, die sich dem hier als Spezialisten widmen können. In diesem Ego ist der Punkt zu finden, wo es das zu sein bleibt, was er sich gibt, um vom Gott der Religion abhängig zu sein.
Merkwürdiger Sturz des ergo: das ego ist eins mit diesem Gott.“ (Seminar 13, Sitzung vom 1. Dezember 1965; Version Staferla vom 16.8.2013, S. 8, meine Übersetzung)
In der zitierten Passage bezieht Lacan sich auf folgende Bemerkung von Heidegger:
„Descartes, dem man die Entdeckung des cogito sum als Ausgangsbasis des neuzeitlichen philosophischen Fragens zuschreibt, untersuchte das cogitare des ego – in gewissen Grenzen. Dagegen läßt er das sum völlig unerörtert, wenngleich es ebenso ursprünglich angesetzt wird wie das cogito.“ (M. Heidegger: Sein und Zeit. Niemeyer, Tübingen 1979, § 10, S. 45 f.)
Das Verb algébriser, „algebraisieren“, „die Algebra anwenden“, enthält briser, „zerbrechen“.
Freuds Sentenz „Wo Es war, soll Ich werden“ findet man in: S. Freud: Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse (1933). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 1. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 516.[/note]
… „Sicher, der einzige Zug ist nie allein. Also ist die Tatsache, daß er sich wiederholt — daß er sich wiederholt, weil er nie derselbe ist —, eigentlich die Ordnung selbst: die, um die es geht dadurch, daß die Sprache anwesend und, schon wirksam, bereits da ist.“
Der einzige Zug ist nie allein, er wiederholt sich. In dieser Wiederholung ist er nie derselbe.
Die Wiederholung ist die Ordnung selbst, diejenige Ordnung, die darin besteht, dass die Sprache da ist und bereits wirksam ist. Die Wiederholung ist demnach die Zeit der Sprachordnung.
Was erfährt man in dieser doppelt zitierten Passage über den unären Zug?
Der unären Zug ist eine bestimmte Form der Identifizierung und zwar die entscheidende Identifizierung.
Durch die Identifizierung mit dem unären Zug wird das sprechende Wesen als „eins“ markiert, als Singularität (in Seminar 9 wird dies durch die Benennung mit dem Eigennamen erläutert).
Durch den unären Zug ein singuläres Eins zu werden, dies ist die primäre Wirkung der Sprache und der erste Affekt.
In Descartes’ Formel Ich denke, also bin ich ist dem Ich denke der unäre Zug zu unterstellen, denn das Ich denke ist, wie Lacan in Seminar 9 erläutert, eine Form der Benennung, und die Selbstbenennung ist an der Geburt des Subjekts beteiligt30; die Selbstbenennung ist eine Identifizierung mit einem unären Zug.
In Ich denke, also bin ich beruht auch das bin ich (bzw. das ich bin) auf dem unären Zug, es beruht auf der Elision des Ich bin markiert vom Ein bzw. auf der Elision des Ich bin einer, ich bin vom unären Zug markiert. Ich nehme an, dass es beim ich bin um das Genießen und die Wiederholung geht.
Der unäre Zug verklammert also das Ich denke (die Selbstbenennung, den Herrensignifikanten, den Sinn) und das Ich bin (das Genießen und die Wiederholung und damit das unbewusste Wissen als Mittel des Genießens).
Durch die Markierung mit dem unären Zug gewinnt das Subjekt seine Singularität.
Das Sprechen ist eine Ursache und die einfachste Wirkung des Sprechens ist die Identifizierung mit dem unären Zug. Der unäre Zug ist die einfachste Kausalität des Sprechens.
Der unäre Zug ist nie allein, er wiederholt sich. Er wiederholt sich, weil er nie derselbe ist.
Erste Manifestation der Zahl
Anschließend wird der Ausdruck von Lacan weiterentwickelt, bis er sich schließlich in einen Ausdruck verwandelt, in der die Zahl 1 auf den Buchstaben a bezogen wird. Danach heißt es:
„Das ist, auf gewisse Weise, nur eine lokale Artikulation. Sicher erhebt sie nicht den Anspruch, durch eine feste und gesicherte Proportion zu entscheiden, was es mit der Effektivität der alleranfänglichsten Manifestation der Zahl auf sich hat, nämlich dem einzigen Zug. Sie soll nur daran erinnern, was es mit der Wissenschaft auf sich hat, so wie wir sie jetzt, wenn ich so sagen darf, auf dem Hals haben — will sagen, in unserer Welt auf eine Weise gegenwärtig, die alles, was sich über einen Erkenntniseffekt spekulieren läßt, um vieles übertrifft.“31
Die neue Formel verbindet die Zahl 1 und den Buchstaben a, die Identifizierung mit dem einzigen Zug und das verlorene Objekt (bzw. die Mehrlust als Versuch, den Genussverlust zu kompensieren). Beide werden, durch Iteration, auf die Wiederholung bezogen.
Die erste Manifestation der Zahl ist der unären Zug. So hatte Lacan den unäre Zug im Seminar über die Identifizierung erläutert: durch den Strich in einer Strichliste als Elementarform des Zählens.
10. Juni 1970
Grundlage der Subjektspaltung in Genießen und Körper
„Das Genießen ist ganz genau korrelativ zur ersten Form des Ins-Spiel-kommens dessen, was ich die Markierung nenne, den einzigen Zug, der Markierung zum Tode ist, wenn Sie ihr einen Sinn verleihen wollen. Beachten Sie gut, daß alles erst Sinn annimmt, wenn der Tod ins Spiel kommt.
Ausgehend von der Spaltung, der Trennung zwischen dem Genießen und dem Körper, der von jetzt an mortifiziert ist, von dem Moment an, wo es das Spiel der Einschreibungen gibt, Markierung des einzigen Zugs, stellt sich die Frage. Man braucht nicht darauf zu warten, daß das Subjekt sich als gut verborgen offenbart hat auf der Ebene der Wahrheit des Herrn. Die Spaltung des Subjekts ist zweifellos nichts anderes als die radikale Zweideutigkeit, die sich an den Begriff der Wahrheit selbst heftet.“32
Wenn der unäre Zug, also die Markierung, ins Spiel kommt, korreliert das mit dem Genießen. Genauer gesagt: Das Genießen korreliert der ersten Form, in der der unäre Zug wirksam wird. Ist damit die primäre Identifizierung gemeint?
Der unäre Zug ist aber nicht nur mit dem Genießen verbunden, er ist zugleich eine Markierung zum Tode, zur Mortifizierung des Körpers. Das heißt wohl: Der unäre Zug ist mit einem Genussverlust verbunden.
Der unäre Zug ist dann eine Markierung zum Tode, wenn man ihm einen Sinn verleihen will. Mir ist nicht klar, wie das gemeint ist. Bezieht sich Lacan auf den Sinn auf der Seite des Subjekts oder auf die Sinngebung duch den Theoretiker?
Mit dem unären Zug – mit der Einschreibung der Markierung – kommt es zu einer Spaltung zwischen dem Genießen und dem abgetöteten Körper. Möglicherweise ist dies gemeint: Der abgetötete Körper ist der Körper, der vom Lustprinzip bestimmt wird. Die Herrschaft des Lustprinzips wird durch den Herrensignifikanten befestigt, durch die symbolische Identifizierung. Das Genießen wird durch die Arbeit des Unbewussten angezielt und als Verlust reproduziert. – ?
Die Spaltung des Subjekts ist die Zweideutigkeit, die sich an den Begriff der Wahrheit heftet. Die Zweideutigkeit der Wahrheit besteht darin, so vermute ich, dass sie auf den Sinn des Symptoms zielt und damit die andere Seite des Symptoms verfehlt, das Genießen, genauer: den Zusammenhang zwischen dem Symptom als Ersatzbefriedigung und dem vom Objekt a verkörperten Genussverlust.
17. Juni 1970
Grundlage des Herrensignifikanten
„Nun, diese kleinen mehr oder weniger geflügelten (Anm.) Terme, S1, S2, a, $, ich sage Ihnen, sie können bei einer sehr großen Zahl von Beziehungen dienlich sein. Man muß sich nur mit ihrer Handhabung vertraut machen.
Zum Beispiel kann man, ausgehend vom einzigen Zug, insofern als man sich mit ihm begnügen kann, versuchen, sich nach dem Funktionieren des Herrensignifikanten zu fragen. Nun, das ist absolut brauchbar, wenn Sie, indem Sie es struktural nur gut begründen, merken, daß man nicht allzuviel Aufhebens machen muß von der ganzen großen Komödie des Kampfs auf Leben und Tod ums reine Anerkennen und seinem Ausgang. Im Gegensatz zu dem, was man daraus geschlossen hat, daß man die Dinge auf der Ebene des von Natur aus Wahren befragt, gibt es in der Stellung des Knechts/Sklaven keine Kontingenz. Es gibt die Notwendigkeit, daß, im Wissen, sich etwas produziert, das den Herrensignifikanten vertritt.“33
Anmerkung von Gerhard Schmitz: „Mitschrift: diensteifrigen [Miller: ailés / Mitschrift: zélés]“
Ausgehend vom unären Zug kann man versuchen, sich nach dem Funktionieren des Herrensignifikanten zu fragen. Was sieht man, wenn man den Herrensignifikanten ausgehend vom einzigen Zug befragt? Offenbar dies, dass es die Notwendigkeit gibt, dass sich im Wissen etwas herstellt, was den Herrensignifikanten vertritt, was das Gleiten der Bedeutung zu einem Halt bringt.
Vom unären Zug aus ist im Feld der Psychoanalyse also nicht nur das Wissen zu rekonstruieren (das Unbewusste), sondern auch der Herrensignifikant (das Ichideal). Sowohl S2 als auch S1 beruhen auf dem unären Zug.
Eine frühe Version des Herrensignifikanten, sagt Lacan in Seminar 17, ist der Polsterstich oder Stepppunkt.34 Der Polsterstich (im Graphen des Begehrens die grünen Linien in der Abbildung rechts) hat die Funktion, das Signifikat zu stabilisieren; im Graphen wird das Signifikat durch den Kreuzungspunkt unten links dargestellt, s(A), das vom Anderen kommende Signifikat (vgl. diesen Blogartikel). Also hat der Herrensignifikant die Funktion, Sinn zu fixieren.
Systematisierende Zusammenstellung
Überarbeitete Fassung vom 28. Januar 2016
„Trait unaire“ meint „unärer Zug“, „einzelner Zug“, „einzelner Strich“.
Die Identifizierung mit dem Liebesobjekt beschränkt sich Freud zufolge auf die Übernahme eines „einzigen Zugs“. Lacan übersetzt „einziger Zug“ mit „trait uaire“, was „einzelner Zug“ meint oder „einzelner Strich“. Schmitz übersetzt trait unaire mit „unärer Zug“35, unär im Unterschied zu binär, ternär usw., und ich folge ihm.
Unter trait unaire versteht Lacan nicht, dass dieser Zug ein einziger ist, sondern dass er ein einzelner ist, in der Weise wie eine Strichliste aus einer Folge von einzelnen Strichen besteht (vgl. diesen Blogartikel). „Einziger Zug“ wäre „trait unique“ oder „trait singulier“.
Der unäre Zug ist ein Element der Schrift, ein Buchstabe.
Der unäre Zug ist ein Element der Schrift.36 Das heißt vermutlich: Der unäre Zug ist kein Signifikant, der sich auf die Worte der gesprochenen Sprache bezieht, er verknüpft sich nicht auf der Grundlage phonetischer Ähnlichkeiten. Er ist vielmehr eine Einschreibung in den genießenden Körper, eine Markierung. In Freuds Terminologie: Der unäre Zug ist eine „Dauerspur“37.
Der unäre Zug ist der Ursprung des Signifikanten und der Zahl.
Der unäre Zug ist der Ursprung des Signifikanten.38 Alle Signifikanten lassen sich letztlich darauf reduzieren, je einer zu sein; „Yadl’Un“ wird Lacan das in Seminar 19 nennen (… ou pire, 1971/72)39, zu deutsch: „’S gibt Ein“40. In der Passage aus Seminar 17 ist nicht zu erkennen, ob Lacan den Ursprung des Signifikanten selbst als Signifikanten auffasst.
Die erste Manifestation der Zahl ist der unäre Zug.41 Man denke an Lacans Erläuterung des unären Zugs durch die Kerben auf einem Kerbstock in Seminar 9.
Die Identifizierung mit dem unären Zug ist die primäre Identifizierung.
Der Begriff des unären Zugs bezieht sich auf eine Identifizierung, und zwar auf die entscheidende Identifizierung. Das Sprechen ist eine Ursache, und die einfachste Wirkung des Sprechens ist die Identifizierung mit dem unären Zug. Der unäre Zug ist die einfachste Kausalität des Sprechens.42
Der unäre Zug ist die primäre Identifizierung.43
Die Identifizierung mit dem unären Zug ist die Identifizierung damit, Einer zu sein - ein abzählbar Einzelner.
Durch die Identifizierung mit dem unären Zug wird das sprechende Wesen als „eins“ markiert, als Singularität.44 Mit Singularität ist hier nicht Einzigartigkeit gemeint. Die Singularität, von der Lacan hier spricht, hat ihren Ursprung nicht in einer singulären Geschichte und nicht in der Besonderheit eines Charakters, sie ist im Kern die Singularität, die darin besteht, ein zählbar Einer zu sein, etwa eines von mehreren Geschwistern.
Der unäre Zug ist die Grundlage des Herrensignifikanten und damit des Sinns.
Ausgehend vom unären Zug kann man versuchen, sich nach dem Funktionieren des Herrensignifikanten zu fragen. Was sieht man, wenn man den Herrensignifikanten ausgehend vom unären Zug befragt? Offenbar dies, dass es die Notwendigkeit gibt, dass sich im Wissen etwas herstellt, was den Herrensignifikanten vertritt.45
Vom unären Zug aus ist also nicht nur das Wissen zu rekonstruieren (das Unbewusste), sondern auch der Herrensignifikant (das Ichideal als Grundlage des verstehbaren Sinns). Sowohl S2 (Wissen) als auch S1 (Herrensignifikant) beruhen auf dem unären Zug.
Eine frühe Version des Herrensignifikanten ist der Polsterstich oder Stepppunkt. 46 Der Polsterstich hat die Funktion, das Signifikat zu fixieren; im Graphen des Begehrens wird das Signifikat durch den Kreuzungspunkt s(A) dargestellt. Also hat der Herrensignifikant die Funktion, Sinn zu stabilisieren.
Der unäre Zug ist die Erinnerung an ein Genießen.
Damit das Wiederholen des Genießens möglich ist, muss das Genießen identifiziert werden. Die Identifizierung des in der Wiederholung angestrebten Genießens beruht auf einer Art Markierung.47
Der unäre Zug ruft das Hereinbrechen eines Genießens in Erinnerung.48
Das Genießen stützt sich auf den unären Zug und wird hierdurch als Markierung eingerichtet.49
Durch den unären Zug ein singuläres Eins zu werden, ist die primäre Wirkung der Sprache und der erste Affekt.50 Die primäre Identifizierung, durch die das Subjekt ein singuläres Eines wird, ist demnach mit einem Affekt verbunden, mit einem Genießen.
Wenn der unäre Zug ins Spiel kommt, korreliert das mit dem Genießen. Genauer gesagt: Das Genießen korreliert der ersten Form, in der der einzige Zug wirksam wird.51
Freud spricht von der „Dauerspur“ einer „Erregung“.52 Aus der „Dauerspur“ wird bei Lacan der einzige Zug, aus der „Erregung“ das Genießen. „Der einzige Zug erinnert an den Einbruch eines Genießens“ lässt sich also so übersetzen: Der einzige Zug ist die Dauerspur einer Erregung.
Der unäre Zug ermöglicht ein Genießen.
In der vom unären Zug ermöglichten Wiederholung wird eine Kompensation für den Genussverlust angestrebt53
Der unäre Zug ermöglicht die Wiederholung und das Genießen, also eine Befriedigung jenseits des Lustprinzips.54
Das muss man festhalten: Der unäre Zug zielt nicht nur auf die Wiederholung eines Genießens, er ermöglicht auch die Wiederholung und das Genießen.
Freud spricht von der mit dem Symptom verbundenen „Ersatzbefriedigung“55 Die mit dem Symptom verbundene Ersatzbefriedigung (die einen Verlust ist) ist häufig eine Befriedigung jenseits des Lustprinzips, also mit Unlust verbunden. Das Genießen, das der einzige Zug ermöglich
Der unäre Zug ist der Ursprung des Wissens, und das Wissen dient dem Genießen.
Der unäre Zug liegt auch denjenigen Signifikantenverbindungen zugrunde, die als „das Unbewusste“ bezeichnet werden, also dem „Wissen“, mit dem der Psychoanalytiker es zu tun hat.56
Der unäre Zug stellt den Zusammenhang zwischen dem Wissen und dem Genießen her. Er verbindet das Wissen (das Unbewusste, damit das Symbolische) mit dem Genießen.57
Das arbeitende Wissen hängt primär vom unäre Zug ab.58 Falls Lacan unter der Wissensarbeit Verdichtung und Verschiebung versteht, Metapher und Metonymie, würde das bedeuten, dass der unäre Zug nicht nur die Grundlage der Wiederholung und des Strebens nach Mehrlust ist, sondern auch von Metapher und Metonymie (wobei man die Wiederholung als eine Form der Metonymie auffassen kann).
In Freuds Begrifflichkeit: Das Unbewusste dient der Triebbefriedigung, und das Unbewusste beruht auf Dauerspuren der Erregung.
Das Genießen, das erlangt werden soll, ist unerreichbar.
Bei der Wiederholung geht es um die Wiederkehr des Genießens. Dabei kommt es zu einem Fehlen, einem Scheitern, einem Verlust: zu einem Schwund an Genießen. Was sich also letztlich wiederholt, ist der Verlust. Freud hat das verlorene Genießen – das in der Wiederholung angezielte aber verfehlte Genießen – als „verlorenes Objekt“ bezeichnet.59
Ich verstehe den Zusammenhang so: Die mit dem Symptom verbundene Ersatzbefriedigung (ermöglicht durch den einzigen Zug) ist, verglichen mit dem angestrebten Genießen, geringfügig. Letztlich verweist sie auf den Verlust an Genießen.
Lacan rekonstruiert Freuds „verlorenes Objekt“ in zwei Zügen:
– Die Sprache führt einen Genussverlust herbei, der in der Wiederholung reproduziert wird.
– Der Genussverlust wird von bestimmten Objekten repräsentiert. Sie können diese Funktion deshalb übernehmen, weil sie (durch einen „Schnitt“) abgetrennt sind, wie Brust und Kot.
Der unäre Zug ist die Grundlage der Wiederholung, und er ist darin nie derselbe.
Der Begriff des unäre Zugs ist von der Wiederholung und vom Genießen aus anzugehen. Die Wiederholung zielt auf ein Genießen – auf ein Genießen, das systematisch verfehlt wird.60
Der unäre Zug ist die Grundlage der Wiederholung. Nun wird in der Wiederholung das angestrebte Genießen aber verfehlt. Insofern ist der unäre Zug die Grundlage des Genussverlusts.61
Der unäre Zug ist nie allein, er wiederholt sich. Er wiederholt sich, weil er nie derselbe ist.62
Der unäre Zug ist vermutlich insofern nie derselbe als er auf die Wiederholung eines Genießens abzielt, das jedesmal verfehlt wird.
Der unäre Zug und die vier Diskurselemente S1, S2, a und $
Die vier Zeichen S1, S2, a und $ ermöglichen es, zusammen mit dem unären Zug, sich über Sinn und Genießen klarzuwerden63
Ich nehme an, dass Folgendes gemeint ist: Die vier Zeichen S1, S2, a und $ gestatten es, die beiden Seiten des Symptoms zu begreifen: den Sinn des Symptoms, auf den die Deutung abzielt, und außerdem das mit dem Symptom angezielte Genießen, das in der Ersatzbefriedigung verfehlt wird. Der Sinn wird ermöglicht durch S1; der S1 beruht auf dem unären Zug. Das unbewusste Wissen, S2, dient der Produktion des Genießens; auch das unbewusste Wissen beruht auf dem unären Zug. Das Subjekt, $, ist das verlorene Genießen, reiner Verlust. Der Repräsentant dieses Verlusts ist das Objekt a.
Die Mortifizierung
Der unäre Zug ist aber nicht nur mit dem Genießen verbunden, er ist zugleich eine Markierung zum Tode, zur Mortifizierung des Körpers. Der unäre Zug ist dann eine Markierung zum Tode.64
Mit dem unären Zug – mit der Einschreibung der Markierung – kommt es also zu einer Spaltung zwischen dem Genießen und dem abgetöteten Körper.65
Die Spaltung des Subjekts und die Wahrheit
Die Spaltung des Subjekts ist die Zweideutigkeit, die sich an den Begriff der Wahrheit heftet.66
Die Zweideutigkeit der Wahrheit besteht darin, so nehme ich an, dass sie auf den Sinn des Symptoms zielt und damit die andere Seite des Symptoms verfehlt, das Genießen, das in der Ersatzbefriedigung verfehlte Genießen.
Im „Ich denke, also bin ich“ liegt der unäre Zug sowohl dem „Ich denke“ zugrunde (qua Selbstbenennung) als auch dem „ich bin“ (dem Genießen und der Wiederholung), vor allem aber dem „also“, der Sprache als Ursache.
In Descartes’ Formel Ich denke, also bin ich ist dem Ich denke der einzige Zug zu unterstellen, denn das Ich denke ist, wie Lacan in Seminar 9 erläutert hatte (10. Januar 1962), eine Form der Benennung; die Selbstbenennung ist eine Identifizierung mit einem unären Zug.67
In Ich denke, also bin ich beruht auch das bin ich bzw. das ich bin auf dem unären Zug, es beruht auf der Elision des Ich bin markiert vom Ein bzw. vom Ich bin einer, ich bin vom unären Zug markiert.68
Wenn man den unären Zug durch die Zahl 1 symbolisiert, kann Ich denke, also bin ich durch 1+1 dargestellt werden.69
Relativ kurze Zusammenfassung und Zuspitzung
Überarbeitete Fassung vom 28. Januar 2016
Eine der drei Formen der Identifizierung ist, Freud zufolge, die Identifizierung mit dem verlorenen Liebesobjekt. Diese Identifizierung ist, wie Freud schreibt, die mit einem „einzelnen Zug“. Sie besteht beispielsweise darin, dass das Mädchen vom geliebten Vater, der sich entzieht, dessen Husten übernimmt.
Lacan übersetzt Freuds „einzelner Zug“ mit „trait unaire“, was „unärer Zug“ oder „einzelner Zug“ bedeutet, nicht „einziger Zug“ („einziger Zug“ wäre „trait unique“ oder „trait singulier“). Der unäre Zug ist ein abzählbar einzelner Zug, das Element einer Menge von Zügen. Lacans Modell für den unären Zug in Seminar 9 ist der Strich in einer Strichliste. Man kann trait unaire auch mit „Einzelstrich“ übersetzen.
Damit bezieht Lacan sich auf Saussures Konzept von der Differentialität der Sprache. Letzte Grundlage für das Funktionieren der Sprache als Signifikantensystem ist die Differenz, der einzige Zug ist die Differenz als solche, die absolute Differenz.
Lacans Grundgedanke, bezogen auf den unären Zug, scheint zu sein: Damit ein Mensch zu einem sprechenden Wesen wird, muss die Differenz in seinen Körper eingeschrieben werden, und zwar die absolute Differenz. Das heißt, die körpergebundenen Erregungsabläufe müssen an die Differenz schlechthin angepasst und entsprechend modifiziert werden. Das Funktionieren der absoluten Differenz in den Erregungsabläufen des Körpers nennt er „Identifizierung mit dem trait unaire“, mit dem unären Zug, mit dem einzelnen Zug, mit dem Einzelstrich, mit dem Unärstrich.
Der unäre Zug, sagt Lacan, ist ein Element der Schrift, also ein Buchstabe. Damit ist wohl gemeint: Der unäre Zug ist kein Signifikant, der sich auf die gesprochene Sprache bezieht, sondern die Grundlage dieser Signifikanten. „Der unäre Zug ist ein Buchstabe“ heißt vermutlich nicht, dass er ein Buchstabe wie der Buchstabe A ist, denn das A bezieht sich auf die gesprochene Sprache. Man muss den Buchstaben A noch weiter zerlegen, in seine drei Bestandteile, und dann landet man beim Einzelstrich, beim trait unaire.
Der unäre Zug ist der Ursprung des Signifikanten, insofern jeder Signifikant letztlich darauf reduziert werden kann, je einer zu sein (das wird in Seminar 19 breit ausgeführt).
Der unäre Zug ist der Ursprung der Zahl, die natürlichen Zahlen können gewissermaßen auf Strichlisten zurückgeführt werden, auf das Hinzufügen von Einheiten. Man vgl. hierzu Lacans Rezeption von Freges Theorie der natürlichen Zahlen (in Seminar 12 und im Baltimore-Vortrag).
Die Identifizierung mit dem unären Zug ist die entscheidende Form der Identifizierung; Lacan bezeichnet sie (in den Seminaren 12 und 15) als primäre Identifizierung. Der Freud-Bezug ist also verwickelt: Mit „unärer Zug“ bezieht Lacan sich auf Freuds zweite Form der Identifizierung; Freud unterscheidet diese Art der Identifizierung von der primären Identifizierung, nämlich der vorödipalen Identifizierung mit dem geliebten und idealisierten Vater. Lacan bringt beides zusammen. Ich vermute, dass für ihn die Identifizierung mit dem unären Zug insofern primär ist, als sie die Urverdrängung herbeiführt. In welcher Weise kommt bei der Identifizierung mit dem unären Zug der Vater ins Spiel? Darauf geben die hier ausgewerteten Passagen keinen Hinweis.
Die Identifizierung mit dem unären Zug ist die Identifizierung damit, Einer zu sein - ein abzählbar Einzelner. Dies ist eine der Innovationen von Lacan (zuerst in Seminar 9): Er führt einen neuen Begriff der Identifizierung ein, die Identifizierung damit, je einer zu sein, sich als einer zu zählen.
Die Identifizierung, „Eins“ zu sein, ist die Identifizierung damit, eine Einheit zu sein – aber nicht eine Einheit im Sinne einer Totalität, einer Ganzheit, sondern einer Einheit im Sinne von „je einer“, „einer von mehreren“, „Element einer Menge“. Man kann das, denke ich, „Individuation“ nennen, sofern man darunter nicht versteht, zu einer unteilbaren Ganzheit zu werden, sondern zu etwas Zählbarem zu werden. „Er zählt die Häupter seiner Lieben“, heißt es in Schillers Lied von der Glocke; mit dieser Operation sind seine Lieben für ihn Individuen, im Sinne von: Elemente einer Menge (und der Zählende ist gewissermaßen der Kreis um die Menge, in Lacans Terminologie: −1). Sofern ich mich damit identifiziere, ein von meinem Vater Abgezählter zu sein – um im Beispiel zu bleiben –, identifiziere ich mich mit dem unären Zug, mit dem einzelnen Zug, mit dem Zug, durch den ich ein Einzelner bin.
In Seminar 12 verarbeitet Lacan Freges Theorie der natürlichen Zahlen.70 Natürliche Zahlen sind die ganzen positiven Zahlen von Eins bis Unendlich oder von Null bis Unendlich. Die natürlichen Zahlen beruhen auf der Nachfolgerbeziehung „plus Eins“, also letztlich auf der Eins, und die Eins wiederum – so liest Lacan Frege – beruht auf der Beziehung zur Null (vgl. hierzu auch Lacans Baltimore-Vortrag). Von daher ist klar, dass die Identifizierung mit der Eins zugleich der Bezug auf die Null ist – auf den Mangel, auf den Verlust. Das ich mich damit identiziere, je einer zu sein, heißt, dass ich mich damit identifiziere, fehlen zu können, tot sein zu können.
Der unäre Zug ist die Grundlage der Wiederholung. Inwiefern?
Der unäre Zug ist die Erinnerung an den Einbruch eines Genießens (Freud spricht von der „Dauerspur“ einer „Erregung“). Der unäre Zug erinnert nicht nur an ein Genießen, er ermöglicht auch ein Genießen jenseits des Lustprinzips. Denn der unäre Zug ist der Ursprung des „Wissens“ (des Unbewussten als Verknüpfung von Signifikanten), und dieses „Wissen“ dient dem Genießen (das Unbewusste hat die Funktion der Triebbefriedigung). Durch die Arbeit dieses Wissens – Verdichtung und Verschiebung, Metapher und Metonymie – wird tatsächlich ein Genießen jenseits des Lustprinzips erreicht, „Ersatzbefriedigung“ nennt es Freud, etwa die mit einem Symptom verbundene Erregung. Dieses Genießen jenseits des Lustprinips ist jedoch bescheiden – das in der Wiederholung angezielte Genießen kann nicht erreicht werden. Die Wiederholung erzeugt also letztlich einen Verlust an Genießen. Sie reproduziert beständig den Verlust, den sie aufheben will. Der Repräsentant dieses irreduziblen Verlusts ist das Objekt a, das Partialobjekt, um das die Phantasmen herum organisiert sind.
Ausblick: das Litoral
Der unäre Zug ist ein „Element der Schrift“71, anders gesagt: ein Buchstabe.
Ein Jahr später, in Lituraterre (1971), wird Lacan den Buchstaben mit einem Begriff der Geologen als „Litoral“ bezeichnen.72 Ein Litoral ist eine Uferzone. Lacan versteht darunter die Grenze zwischen zwei heterogenen Bereichen, zwischen dem Wissen (dem Symbolischen) und dem Genießen (dem Realen). In Lituraterre verortet er den Buchstaben eindeutig auf der Seite des Realen, den Signifikanten auf der Seite des Symbolischen.
Eine Übersetzung von Lituraterre mit erläuternden Anmerkungen findet man in diesem Blog hier.
Verwandte Artikel
- Unärer Zug (I): primäre Identifizierung
- Kommentar zu Lacans Vortrag „Über Struktur als Einmischen einer Andersheit“ (Baltimore--Vortrag)
- Jacques Lacan: Lituraterre I (Übersetzung mit ausführlichen Anmerkungen)
- Mein einziger Zug
Anmerkungen
- „Wo Es war, soll Ich werden“ [↩]
- S. Freud: Massenpsychologie und Ich-Analyse (1920). In: Ders: Studienausgabe, Bd. 9. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 61-134, hier: S. 99 f.
- Seminar 17, Sitzung vom 14. Januar 1970; Schmitz, S. 54 f.; Miller, S. 51 f.
- Vgl. S. Freud: Jenseits des Lustprinzips (1920). In: Ders.: Studienausgabe Bd. 3. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 213-272.
- S. Freud: Trauer und Melancholie (1917). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 3. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 193-212, hier: 203
- S. Freud: Das Ich und das Es (1923). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 5. Fischer Taschenbuch Verlag 2000, S. 273-330, hier: 296.
- Vgl. S. Freud: Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie (1905). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 5. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 109 f.
- S. Freud: Das ökonomische Problem des Masochismus (1924). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 3. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 339-354, hier: S. 347.
- Freud, Massenpsychologie und Ich-Analyse, a.a.O., S. 100.
- Vgl. diesen Blogartikel: Unärer Zug (I): der Grund der Wiederholung.
- Zur Gleichsetzung von „Wissen“ und „Unbewusstem“ vgl. in diesem Blog den Artikel Wissen, S2: das Unbewusste.
- Seminar 17, Sitzung vom 14. Januar 1970; Schmitz, S. 56; Miller, S. 54.
- Vgl. S. Freud: Die Traumdeutung (1900). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 2. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, darin die Kapitel „Die Verdichtungsarbeit“, S. 282 ff., und „Die Verschiebungsarbeit“, S. 305.
- Vgl. J. Lacan: Das Drängen des Buchstabens im Unbewussten oder die Vernunft seit Freud (1957). In: Ders.: Schriften II, hg. v. N. Haas, S. 15-55.
- S. Freud: Aus der Geschichte einer infantilen Neurose (1918). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 8. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 125-232, hier: 226.– S. Freud: Die endliche und die unendliche Analyse (1937). In: Ders.: Schriften zur Behandlungstechnik. Studienausgabe, Ergänzungsband. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 351-392, hier: 382.
- Seminar 17, Sitzung vom 14. Januar 1970; Schmitz, S. 58 f.; Miller, S. 56 f.
- Vgl. Seminar 16, Sitzung vom 13. November 1968; Version Miller, S. 17. Das deutsche Wort „Mehrlust“ wird zuerst in der Sitzung vom 20. November 1968 verwendet; vgl. Version Miller, S. 29.
- Vgl. etwa S. Freud: Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten (1905): das Wertvolle des Witzes ist der „Lustgewinn“, den er bringt (S. Freud: Gesammelte Werke. Chronologisch geordnet. Bd. 6. Imago, London 1940, S. 27).
- Vgl. S. Freud: Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. 17. Vorlesung: „Der Sinn der Symptome“. In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 1. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 258-272.
- Vgl. etwa: S. Freud: Das Unbehagen in der Kultur. In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 9. Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2000, S. 191-270, hier: 237.
- Seminar 17, 11. Februar 1970; Schmitz, S. 83; Miller, S. 89.
- J. Lacan: Das Seminar über E. A. Poes „Der entwendete Brief“ (1957). Übers. v. Rodolphe Gasché. In: Lacan, Schriften I, hg. v. N. Haas, S. 7-60.
- Vgl. Freud, Jenseits des Lustprinzips, a.a.O., S. 235.
- Vgl. etwa Freud, Das ökonomische Problem des Masochismus, a.a.O., S. 345 f.
- Das Fragezeichen in der folgenden Formel findet sich so in den Versionen Miller und LAB, ebenso in den Versionen Chollet und GUYomard-Kokh, wobei die Formel dort leicht abweicht. In der Übersetzung von Gerhard Schmitz (die sich vor allem auf Version Miller bezieht) fehlt das Fragezeichen.
- Seminar 17, Sitzung vom 20. Mai 1970; Schmitz, S. 160 f., Übersetzung geändert; Miller, S. 180 f.
- Seminar 9, Sitzung vom 10. Januar 1962; Version Staferla vom 19.12.2009, S. 138, meine Übersetzung.
- Seminar 5, Sitzung vom 11. Dezember 1957; Version Miller/Gondek, S. 124.
- Seminar 14, Sitzung vom 14. Dezember 1966; Version Staferla vom 6.8.2013, S. 48.
- S. Freud: Das Unbewusste (1915). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 3. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 119-173, hier: S. 132 f.
- Vgl. Sitzung vom 10. Januar 1962.
- Seminar 17, Sitzung vom 20. Mai 1970; Schmitz, S. 163; Miller, S. 184.
- Seminar 17, Sitzung vom 10. Juni 1970; Schmitz, S. 189; Miller S. 206.
- Seminar 17, Sitzung vom 17. Juni 1970; Schmitz S. 200; Miller, S. 218.
- Vgl. Seminar 17, Sitzung vom 17. Juni 1970; Schmitz, S. 201 / Miller, S. 219.
- Vgl. etwa Schmitz, S. 54 f. / Miller, S. 51 f.
- Vgl. 11. Februar 1970; Schmitz, S. 83; Miller, S. 89.
- S. Freud: Jenseits des Lustprinzips (1920). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 3. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 213-272, hier: S. 235.
- Vgl. Schmitz, S. 54 f. / Miller, S. 51 f.
- Eingeführt wird „Yadl’Un“ in der Sitzung vom 15. März 1972; vgl. Version Miller S. 127.
- Vgl. Seminar 20 von 1972/73, Encore, Version Miller/Haas u.a., S. 10.
- Vgl. Schmitz, S. 163 / Miller, S. 184.
- Vgl. Schmitz, S. 160 f. / Miller, S. 180 f.
- Vgl. Seminare 12 und 15; die Belege findet man in diesem Blogartikel, zu Beginn.
- Vgl. Schmitz, S. 160 f. / Miller, S. 180 f.
- Vgl. Schmitz, S. 200 / Miller, S. 218.
- Vgl. Seminar 17, Sitzung vom 17. Juni 1970; Schmitz, S. 201 / Miller, S. 219.
- Vgl. Schmitz, S. 54 f. / Miller, S. 51 f.
- Vgl. Schmitz, S. 83 / Miller, S. 89.
- Vgl. Schmitz, S. 58 f. / Miller, S. 56 f.
- Vgl. Schmitz, S. 160 f. / Miller, S. 180 f.
- Vgl. Schmitz, S. 189 / Miller, S. 206.
- S. Freud: Jenseits des Lustprinzips (1920). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 3. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 213-272, hier: S. 235.
- Vgl. Schmitz, S. 58 f. / Miller, S. 56 f.
- Vgl. Schmitz, S. 83 / Miller, S. 89.
- Vgl. Freud, Jenseits des Lustprinzips, a.a.O., S. 220.
- Vgl. Schmitz, S. 54 f./Miller, S. 51 f.
- Vgl. Schmitz, S. 56 / Miller, S. 54.
- Vgl. Schmitz, S. 58 f./Miller, S. 56 f.
- Vgl. Schmitz, S. 54 f.; Miller, S. 51 f.
- Vgl. Schmitz, S. 54 f. / Miller, S. 51 f.
- Vgl. Schmitz, S. 56 / Miller, S. 54.
- Vgl. Schmitz, S. 160 f. / Miller, S. 180 f.
- Vgl. Schmitz, S. 58 f. / Miller, S. 56 f.
- Vgl. Schmitz, S. 189 / Miller, S. 206.
- Vgl. Schmitz, S. 189 / Miller, S. 206.
- Vgl. Schmitz, S. 189 / Miller, S. 206.
- Vgl. Schmitz, S. 160 f. / Miller, S. 180 f.
- Vgl. Schmitz, S. 160 f. / Miller, S. 180 f.
- Vgl. Schmitz, S. 160 f. / Miller, S. 180 f.
- Gottlob Frege: Die Grundlagen der Arithmetik (1884).
- Seminar 17, 11. Februar 1970; Schmitz, S. 83; Miller, S. 89.
- Lituraterre gibt es in zwei Versionen. Lacan trug den Text zunächst in Seminar 18 vor („Über einem Diskurs, der nicht vom Schein wäre“), in der Sitzung vom 12. Mai 1971 (vgl. J. Lacan: Le séminaire, livre XVIII. D’un discours qui ne serait pas du semblant. 1971. Textherstellung von Jacques-Alain Miller. Le Seuil, Paris 2007, S. 113-127). Eine leicht veränderte Fassung erschien im selben Jahr in der Zeitschrift Littérature, nachgedruckt in J. Lacan: Autres écrits. Le Seuil, Paris 2001, S. 11-20.