Jacques Lacan
Seminar XIX, … oder schlimmer
(I) Sitzung vom 8. Dezember 1971
Übersetzung und Erläuterung
Christine Jorgensen, früher George Jorgensen, 1943, 1952 und 1975
Jacques Lacan:
Seminar XIX (1971/72): „… oder schlimmer“
und
Vortragsreihe „Das Wissen des Psychoanalytikers“ (1971/72)
(I) Sitzung vom 8. Dezember 1971
Übersetzt und mit erläuternden Anmerkungen versehen von Rolf Nemitz
Vollständige Übersetzung von Seminar 19 und
Übersetzung von „Das Wissen des Psychoanalytikers“ ab der vierten Sitzung
auf der Grundlage der Staferla-Version und von Tonaufnahmen
Teil 1 von 16 Übersetzungen. Etwa jeden Monat erscheint die Übersetzung einer weiteren Sitzung.
Die übrigen Übersetzungen findet man hier.
In Millers Version des Seminars ist dies Kapitel I, La petite différence („Der kleine Unterschied“), S. 11–23.
Die Übersetzung wird zweimal gebracht, zunächst nur deutsch, dann gegenüberstellend: Satz für Satz französisch/deutsch.
Die zweisprachige Fassung enthält in den Anmerkungen zum französischen Text Hinweise auf Transkriptionsprobleme und auf größere Abweichungen in Millers Version; im deutschen Text findet man Links und Bilder, in den Anmerkungen zum deutschen Text Literaturangaben und inhaltliche Erläuterungen.
Einen Überblick über die verschiedenen Ausgaben von Seminar 19 findet man hier.
Herzlichen Dank an Gerhard Herrgott für großzügige Hilfe beim Übersetzen! Anregungen verdanke ich auch der englischen Übersetzung von Adrian Price.1
Zur Übersetzung
Seminar und Vortragsreihe
Jacques-Alain Miller hat in seine Ausgabe von Seminar XIX einen Teil einer Vortragsreihe integriert, die Lacan parallel, unter dem Titel Das Wissen des Analytikers, im Sainte-Anne-Krankenhaus in Paris hielt. Ab der vierten Sitzung vom 3. Februar 1972 beziehen sich diese Vorträge eng auf das Seminar, weshalb Miller sie ab dieser Sitzung in seine Seminar-Edition aufgenommen hat. Ich folge dem Vorbild von Miller und integriere die Vortragsreihe Das Wissen des Psychoanalytikers ab der Sitzung vom 3. Februar 1972 in die Übersetzung von Seminar XIX.
Die ersten drei Sitzungen von Das Wissen des Psychoanalytikers wurden getrennt veröffentlicht: J Lacan: Je parle aux murs. Entretiens de la chapelle de Sainte-Anne. Le Seuil, Paris 2011. Deutsch: Ich spreche zu den Wänden. Gespräche aus der Kapelle von Sainte-Anne. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2013.
Textgrundlage
Grundlage der Übersetzung ist:
Version Staferla von Seminar 19:
Jacques Lacan: … ou pire. Auf der Website staferla.free.fr, PDF-Datei, Fassung vom 25.10.2015
Die Lacan-Seminare auf der Staferla-Website werden von Zeit zu Zeit überarbeitet, ohne dass dies kenntlich gemacht wird. Aus diesem Grunde habe ich oben das Datum der von mir verwendeten Fassung angegeben.2 Zur Sicherheit habe ich diese Fassung der Staferla-Version hier gespeichert.
Die Transkription der Staferla-Version wurde von mir mit einer Tonaufnahme der Sitzung und mit der von Jacques-Alain Miller erstellten (redaktionell bearbeiteten) Version verglichen und an wenigen Stellen geändert. In Zweifelsfällen wurde die Stenotypie des Seminars und der Vortragsreihe, die man auf der Website der École lacanienne de psychanalyse findet, zu Rate gezogen. Wortwiederholungen, bei denen offenkundig ist, dass Lacan nach einer Formulierung sucht, habe ich gestrichen; Betonungs-Adverbien wie justement oder précisément habe ich nicht immer mitübersetzt. Der Schnitt der Sätze (Punkt oder Semikolon oder Komma) sowie die Orthografie wurden bisweilen verändert. Die Gliederung in Absätze ist von mir.
Stenotypien des Seminars und der Vortragsreihe gibt es auf der Website der École lacanienne de psychanalyse (ELP) hier. Tonaufnahmen von Seminar 19 und der Vortragsreihe Das Wissen des Psychoanalytikers findet man auf der Website von Patrick Valas, valas.fr, hier. Millers Version ist: J. Lacan: Le séminaire, livre XIX. … ou pire. 1971–1972. Textherstellung durch Jacques-Alain Miller. Le Seuil, Paris 2011.
Zur Notation
– Ein doppelter Bindestrich, also: --, markiert, dass an dieser Stelle ein Satz grammatisch unvollständig abbricht.
– Wörter mit Sternchen: im Original deutsch.
– Der Schrägstrich / verbindet Übersetzungsvarianten.
– Einfügungen in runden Klammern enthalten Formulierungen des französischen Originals.
– Einfügungen in eckigen Klammern dienen der Erläuterung und sind nicht von Lacan.
– Einfügungen in spitzen Klammern: Ersatz für vermutlich ausgefallenen Text.
– Zahlen in geschweiften Klammern und grauer Schrift, z..B. {10}, verweisen auf die Seitenzahlen der Stenotypie von Seminar 19 auf der Website der École lacanienne de psychanalyse, hier.
Titel des Seminars
… ou pire
Die drei Punkt markieren eine Leerstelle und verweisen damit auf die Variable im Sinne der Logik; das wird in der Sitzung vom 8. Dezember 1971 ausführlich kommentiert. Man erfährt dort auch: Für die Leerstelle ist „sagen“ einzusetzen („dire ou pire“), genauer „ein Sagen“, und dabei geht es um das Sagen von „Es gibt kein sexuelles Verhältnis“ (in der Sitzung vom 21. Juni 1972 wird Lacan damit beginnen, die Opposition von le dire und le dit auszuarbeiten, von Sagen und Gesagtem). In der Sitzung vom 10. Mai 1972 dieses Seminars wird er den Titel so deuten: „Entweder das Eins erkunden oder schlimmer“ (vgl. Version Miller S. 167).
Ou pire könnte statt mit „oder schlimmer“ auch mit „oder schlechter“ übersetzt werden.
Sitzung vom 8. Dezember 1971
Tonaufnahme und Stenotypie
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Stenotypie der Sitzung vom 8. Dezember 1971 hier (von der Website der Ecole lacanienne de psychanalyse)
Deutsch
Seminar XIX von 1971/72, „… oder schlimmer“
Université Paris 1 Panthéon Sorbonne, Rechtsfakultät, Place du Panthéon
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{11} Ich könnte sofort anfangen und meinen Titel überspringen, von dem Sie ja schließlich nach einiger Zeit sehen werden, was er bedeutet. Jedoch aus Freundlichkeit und da er auch im Gedächtnis bleiben soll, möchte ich ihn durch einen Kommentar einführen, der sich darauf bezieht.
… ou pire – … oder schlimmer / … oder schlechter. Vielleicht haben ihn einige von Ihnen jedoch verstanden – … oder schlechter ist letztlich das, was ich immer machen kann. Es genügt, dass ich das zeige, um zum Kern des Themas zu kommen; letztlich zeige ich das in jedem Augenblick.
Um jedoch nicht bei diesem Sinn stehen zu bleiben, der wie jeder Sinn – Sie können das mit Händen greifen, denke ich – etwas Undurchschaubares ist, möchte ich ihn wörtlich kommentieren.
… ou pire – es ist vorgekommen, dass einige schlecht lesen, sie haben gedacht, das wäre … ou le pire, „… oder das Schlimmste“. Das ist keineswegs das Gleiche. Pire, „schlimmer“ / „schlechter“, das ist greifbar, das ist das, was man als Adverb bezeichnet, so wie „gut“ oder „besser“. Man sagt Je fais bien, „Ich machs gut“, man sagt Je fais pire, „Ich machs schlechter“.
Das ist ein Adverb, aber disjunkt, von etwas getrennt, das, an einem bestimmten Platz, eben als Verb bezeichnet wird – das Verb, das hier durch die drei Punkte ersetzt ist. Diese drei Punkte beziehen sich auf die übliche Verwendung, um – das ist merkwürdig, aber so sieht man das in allen gedruckten Texten –, um eine Leerstelle zu markieren, eine Leerstelle zu bilden. Das unterstreicht die Wichtigkeit dieser Leerstelle. Und das demonstriert außerdem, dass dies die einzige Art und Weise ist, mithilfe der Sprache etwas zu sagen. Und die Bemerkung, dass die Leere die einzige Art und Weise ist, mit der Sprache etwas einzufangen, ist eben das, was es uns ermöglicht, in ihre Natur einzudringen, in die der Sprache, und ebenso, wie Sie wissen, seit die Logik dazu gelangt ist, sich mit etwas auseinanderzusetzen, was einen Wahrheitsbezug stützt, als sie nämlich den Begriff der Variablen produziert hat. |{12} Das ist eine gebundene Variable. Die gebundene Variable x wird immer dadurch gebildet, dass das x in dem, worum es geht, eine Leerstelle markiert. Die Bedingung dafür, dass das funktioniert, besteht darin, dass man an allen leer gelassenen Stellen exakt denselben Signifikanten einsetzt.
Das ist die einzige Art und Weise, wie die Sprache etwas erreicht, und deshalb habe ich mich mit der Formel ausgedrückt, dass es keine Metasprache gibt. Was heißt das? Es könnte scheinen, als ob ich, wenn ich das sage, nur eine Paradoxie formuliere. Denn von woher sollte ich das sagen? Da ich es in der Sprache sage, würde das bereits hinreichend bestätigen, dass es eine gibt, von der aus ich es sagen kann. Jedoch, dem ist offensichtlich nicht so. Da es natürlich notwendig ist, sie, die Metasprache, jedes Mal, wenn es um Logik geht, als Fiktion auszuarbeiten, heißt das, dass man im Inneren des Diskurses das konstruiert, was man Objektsprache nennt – wodurch es die Sprache ist, die meta wird, ich meine der Alltagsdiskurs, ohne den es überhaupt kein Mittel gäbe, diese Aufteilung einzurichten. Es gibt keine Metasprache bestreitet, dass diese Aufteilung sich halten lässt. Die Formel verwirft, dass es in der Sprache Diskordanz gibt.
Wodurch also wird diese Leerstelle besetzt, in dem Titel, den ich gebildet habe, um Ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen? Ich habe gesagt: zwangsläufig ein Verb, denn ein Adverb gibt es ja. Allerdings ist das ein Verb, das durch die drei Punkte getilgt ist. Und das ist in der Sprache, von dem Moment an, in dem man sie in der Logik befragt, das Einzige, was man nicht tun könnte.
Das Verb ist in diesem Falle nicht schwer zu finden, es genügt, den Buchstaben, mit dem das Wort pire beginnt, kippen zu lassen, das ergibt dann dire, „sagen“. Da jedoch in der Logik das Verb genau der einzige Term ist, aus dem Sie keine Leerstelle machen könnten –; denn wenn Sie versuchen, aus einer Aussage eine Funktion zu machen, dann ist es das Verb, das die Funktion bildet, und aus dem, was um es herum ist, können Sie das Argument bilden. Um dieses Verb also zu entleeren, mache ich daraus ein Argument, also irgendeine Substanz – das ist nicht sagen, das ist ein Sagen, un dire.
Dieses Sagen, das ich aus meinem Seminar vom letzten Jahr aufgreife, drückt sich, wie jedes Sagen, in einer vollständigen Aussage aus: Es gibt kein sexuelles Verhältnis.
Was mein Titel behauptet, ist, dass es keine Mehrdeutigkeit gibt: dass Sie, wenn Sie sich davon entfernen, nur Schlechteres äußern werden, nur Schlechteres sagen werden.
Es gibt kein sexuelles Verhältnis wird demnach als Wahrheit behauptet. Über die Wahrheit habe ich jedoch bereits gesagt, dass sie nur halbgesagt werden kann. Was ich also sage, ist dies, dass es insgesamt darum geht, dass die andere Hälfte Schlimmeres sagt. Wenn es nicht Schlimmeres gäbe, wie würde das die Dinge vereinfachen, das muss man wirklich sagen!
{13} Die Frage ist: Vereinfacht es sie nicht bereits? Denn wenn ich von dem ausgegangen bin, was ich tun kann, und wenn dies [nämlich das Schlimmere] eben das ist, was ich nicht tue – genügt das nicht, um sie zu vereinfachen? Allerdings, il ne peut pas se faire, es kann nicht geschehen, que je ne puisse pas le faire, dass ich es nicht tun kann, dieses Schlimmere, genau wie alle.
Wenn ich sage, dass es kein sexuelles Verhältnis gibt, dann bringe ich zum sprechenden Wesen eben genau die Wahrheit vor, dass hier das Geschlecht, le sexe, keinerlei Verhältnis definiert.
*
Das heißt nicht, dass ich den Unterschied bestreite, den es vom frühesten Alter an gibt zwischen dem, was man ein kleines Mädchen und einen kleinen Jungen nennt, von da gehe ich sogar aus.
Machen Sie sich sofort klar, dass Sie – wenn ich von da ausgehe – nicht wissen, wovon ich spreche. Ich spreche nicht von dem berühmten kleinen Unterschied, von demjenigen, bei dem es einem der beiden, wenn er die sexuelle Reife erlangt hat, als eine Art Bonmot, als eine Art Witz erscheinen mag, auszustoßen: „Ein Hoch! Ein Hoch auf den kleinen Unterschied!“ Dass dies komisch ist, genügt uns bereits als Hinweis; es denotiert, stellt einen Referenz her zum komplexhaften Verhältnis – das heißt zur Tatsache, die in die analytische Erfahrung tief eingeschrieben ist, nämlich zu dem, wohin uns die Erfahrung des Unbewussten geführt hat, ohne welches es keinen Witz gäbe –, zum komplexhaften Verhältnis zu diesem Organ.
Der kleine Unterschied, schon sehr früh als Organ herausgelöst – womit bereits alles gesagt ist: [griechisch] organon, Instrument. Hat ein Tier die Vorstellung, dass es Organe hat? Wann hätte man das je gesehen? und um was zu tun? Wird es genügen zu sagen: Jedes Tier --. In dieser Form greife ich auf, was ich kürzlich zu der Annahme gesagt habe, die als sexuell bezeichnete Jouissance – die als sexuell bezeichnete Lust, der als sexuell bezeichnete Genuss – habe beim Tier instrumentellen Charakter. Ich habe es andernorts erzählt, hier möchte ich es auf andere Weise sagen: Jedes Tier, das Scheren hat, masturbiert nicht. [Gelächter] Das ist der Unterschied entre l’homme et le homard, zwischen dem Menschen und dem Hummer. [Gelächter] Na also, das hat immer einen kleinen Effekt.
Wodurch Ihnen entgeht, was dieser Satz an Historischem hat. Dies nicht etwa aufgrund dessen, was er behauptet – mehr sage ich nicht: er behauptet –, sondern aufgrund der Frage, die er auf der Ebene der Logik einführt. Das ist darin versteckt, das ist jedoch das einzige, was Sie nicht darin gesehen haben, nämlich dass er das pastout enthält, das nichtjeder, das merkwürdigerweise und sonderbarerweise genau das ist, dem die aristotelische Logik ausweicht, insofern sie die Funktion der Prosdiorismen herausgestellt und herausgelöst hat, die nichts anderes sind als etwas, das Sie kennen, nämlich die Verwendung von jeder, [griechisch] pan, und von einige, [griechisch] ti, um die herum Aristoteles die ersten Schritte der formalen Logik geht.
Der Ausdruck, den Lacan an die Tafel schreibt
Der entsprechende Ausdruck in Freges Begriffsschrift
{14} Diese Schritte haben beträchtliche Konsequenzen, sie haben es ermöglicht, das auszuarbeiten, was man als Funktion der Quantoren bezeichnet. Mit dem jeder wird die Leerstelle eingesetzt, von der ich eben gesprochen habe. Jemand wie Frege versäumt es nicht, als er die Funktion des Urteils kommentiert, der assertion, wovor er platziert --; des Urteils im Verhältnis zu einer wahren oder falschen Funktion Φ von x [Φ(x)], [zu sagen,] dass es nötig ist, damit x als Argument Existenz hat – das x, das hier [im waagerechten Strich] in dieser kleinen Höhlung verortet ist, Bild der Leerstelle –, dass es etwas gibt, das alle x genannt wird, das der Funktion zukommt.
Wesentlich ist hier die Einführung des pastous, des nichtalle. Das nichtalle ist nicht die negativierte Allgemeinaussage, das nichtalle ist nicht kein Es ist insbesondere nicht Kein Tier, das Scheren hat, masturbiert, das ist [vielmehr] Nicht jedes Tier, das Scheren hat, ist dadurch zu dem genötigt, was folgt. Es gibt Organ und Organ, so wie es diesen und diesen gibt, denjenigen, der die Schläge austeilt, und denjenigen, die sie empfängt. Und das führt uns zum Kern unseres Problems.
Denn Sie sehen, indem wir einfach den ersten Schritt andeuten, gleiten wir damit – ohne auch nur Zeit gehabt zu haben, uns umzudrehen – ins Zentrum, ins Zentrum von etwas, wo es ja eine Maschine gibt, die uns trägt, nämlich die Maschine, die ich auseinandernehme. Jedoch – diesen Hinweis stelle ich einigen zur Verfügung – nicht um zu zeigen, dass dies eine Maschine ist, und noch weniger, damit ein Diskurs für eine Maschine gehalten wird, wie einige es tun, in der Absicht, sich an den meinen anzukoppeln, an meinen Diskurs. Womit sie demonstrieren, dass sie nicht an das ankoppeln, was einen Diskurs ausmacht, nämlich das Reale, das hier hindurchgeht. Die Maschine zu demonstrieren ist keineswegs dasselbe wie das, was wir gerade getan haben, nämlich ohne Umschweife zum Loch des Systems zu gehen, das heißt zu dem Ort, an dem das Reale durch Sie hindurchgeht. Und wie es hindurchgeht, denn es macht Sie platt!
Natürlich, was mich angeht, ich würde gern, ich würde sehr gern, ich würde viel lieber, ich würde gern Ihr natürliches Schurkentum retten, das ist ja das Sympathischste; das läuft jedoch darauf hinaus – ach, ach, immer wieder beginnend, wie mal jemand sagte –, sich auf die Dummheit zu reduzieren, eben durch die Wirkung des Diskurses, desjenigen, den ich demonstriere. Worin Sie unmittelbar spüren müssen, |{15} dass es mindestens zwei Arten gibt, ihn zu demonstrieren, diesen Diskurs, wobei offen bleibt, ob die meine, meine Art, noch eine dritte ist. Man darf mich natürlich nicht zwingen, auf dieser Energetik von Schurkerei und Dummheit zu beharren, auf die ich immer nur entfernt anspiele. Unter dem Aspekt der Energetik ist das natürlich nicht haltbar, sie ist rein metaphorisch. Sie gehört jedoch zu der Art von Metapher, von der das sprechende Wesen zehrt, ich will sagen, dass sie für es das tägliche Brot darstellt.
Ich habe Sie also, was das Insistieren betrifft, um Gnade gebeten. Das geschieht in der Hoffnung, dass die Theorie y supplée, dass sie hier einspringen möge. Sie hören den Akzent des Subjunktivs. Ich habe ihn isoliert, weil das durch die fragende Intonation hätte verdeckt sein können. Denken Sie an all das, einfach so, in dem Moment, in dem das durchgeht, und vor allem, um nicht zu verfehlen, was hier kommt, nämlich das Verhältnis des Unbewussten zur Wahrheit.
Die gute Theorie, und sie ist es, die den Weg bahnt, eben den Weg, auf dem das Unbewusste darauf reduziert war zu insistieren. Das müsste es nicht mehr tun, wenn der Weg gut gebahnt wäre, das heißt jedoch nicht, dass damit alles gelöst wäre, ganz im Gegenteil.
Die Theorie müsste, damit sie diese Leichtigkeit gäbe, selbst leicht sein, so leicht, dass man gar nicht den Eindruck hat, dass sie daran rührt. Sie sollte das Natürliche haben, das bis heute nur die Irrtümer haben. Nicht alle – ein weiteres Mal, natürlich! Aber wird es dadurch sicherer, dass es welche gibt, die das Natürliche stützen, das so viele andere vortäuschen?
Also, ich behaupte, damit diese da – die anderen – puissent faire semblant, etwas vortäuschen können / Schein bilden können, muss es unter diesen Irrtümern, die das Natürliche stützen, mindestens einen geben, homoinzune. [Lacan schreibt „homoinzune“ an die Tafel, lautgleich mit „au moins une“ (erreur), mindestens ein (Irrtum).] Sie sollten hier das wiedererkennen, was ich bereits im letzten Jahr angeschrieben habe, mit anderer Endung, nämlich zur Hysterikerin und zum hommoinzun – zum Mindestens-einen / zum Mann-minus-Dings –, den sie fordert. Diese hommoinzune, die Rolle, das ist evident, könnte dabei nicht besser gestützt werden als durch das Natürliche selbst.
*
Insofern habe ich zu Beginn bestritten, insofern habe ich --; im Gegenteil, insofern habe ich zu Beginn nicht den Unterschied bestritten, den es völlig bemerkbar und vom frühesten Alter an zwischen einem kleinen Mädchen und einem kleinen Jungen gibt; und dass dieser Unterschied, der sich als angeboren aufdrängt, tatsächlich ganz natürlich ist, das heißt, darauf antwortet, dass das, was an Realem in der Tatsache liegt, dass in der Gattung, die sich selbst bezeichnet – worin sie die Tochter ihrer Werke ist, wie in vielen anderen Dingen auch –, die sich selbst als homo sapiens bezeichnet, dass sich in dieser Gattung die Geschlechter in zwei ungefähr gleich große Anzahlen von Individuen aufzuteilen scheinen und dass sich diese Individuen ziemlich früh – früher als man erwarten möchte – voneinander unterscheiden.
Allerdings, ich mache Sie am Rande darauf aufmerksam, das gehört nicht zu einer Logik. Allerdings, sie erkennen sich als sprechende Wesen nur an, indem sie diese Unterscheidung verwerfen, durch alle Arten von Identifizierungen, bei denen es in der Psychoanalyse gängige |{16} Münze ist, das so aufzufassen, dass dies die Haupttriebfeder der Phasen einer jeden Kindheit ist. Aber das ist eine einfache Parenthese.
Das logisch Wichtige ist Folgendes, nämlich dass ich nicht bestreite – genau das ist hier das Gleiten [der Bedeutung] –, dass sie sich unterscheiden. Das ist ein Gleiten. Was ich nicht bestreite, ist ja nicht dies; was ich nicht bestreite, ist, dass man sie unterscheidet, es sind nicht sie, die sich unterscheiden.
Man sagt ja so: O, ein richtiger kleiner Mann, man sieht ja schon, dass er ganz anders ist als ein kleines Mädchen, er ist unruhig, ein Forscher – nicht wahr! –, er hat bereits Probleme mit der Angeberei. Während das kleine Mädchen ihm überhaupt nicht ähnelt. Sie denkt bereits nur daran, mit dieser Art Fächer zu spielen, der darin besteht, dass sie ihr Gesicht in einem Loch versteckt und sich weigert, guten Tag zu sagen. Allerdings, man gerät nur deshalb darüber in Entzücken, weil das so ist, das heißt so, wie es später sein wird, nämlich in Übereinstimmung mit dem Typus des Mannes und der Frau, wie sie sich von etwas ganz anderem her bilden werden, nämlich von den Folgen her, von dem Preis her, den in der Folge der kleine Unterschied bekommen haben wird.
Überflüssig hinzuzufügen, dass der kleine Unterschied, hurra!, für die Eltern bereits seit einer Ewigkeit da war und dass er sich bereits darauf auswirken konnte, wie Kleinermann und Kleinefrau behandelt wurden. Das ist nicht sicher, das ist nicht immer so. Aber das braucht es gar nicht dafür, dass das Anerkennungsurteil der Erwachsenen im Umfeld also auf einem Irrtum beruht, der darin besteht, sie zwar von dem her anzuerkennen, worin sie sich unterscheiden, sie jedoch nur nach Kriterien anzuerkennen, die sich in Abhängigkeit von der Sprache gebildet haben, wenn es denn so ist, wie ich behaupte, nämlich dass es von daher, dass das [Menschen-]Wesen sprechend ist, einen Kastrationskomplex gibt. Ich füge das hinzu um zu insistieren, damit Sie richtig verstehen, was ich sagen will.
Auf diese Weise also macht das hommoinzune des Irrtums das Natürliche konsistent, das Natürliche, das im Übrigen unbestreitbar ist, von dieser vorzeitigen Berufung her, wenn ich so sagen kann, die ein jeder für sein Geschlecht, für sein sexe, erfährt.
Man muss übrigens hinzufügen, dass natürlich dann, wenn diese Berufung nicht offenkundig ist, der Irrtum dadurch nicht erschüttert wird, denn er kann mit Leichtigkeit dadurch vervollständigt werden, dass er der Natur als solcher zugeschrieben wird, und das sicherlich nicht weniger natürlich. Wenn das nicht hinhaut, sagt man An ihr ist ein Junge verloren gegangen, nicht wahr? Und in einem solchen Fall macht es keine Mühe, den Mangel als Erfolg anzusehen, insofern nichts daran hindert, ihm, diesem Mangel, ein Supplement an Weiblichkeit zuzuschreiben. Die Frau, die wahre, das Frauchen, versteckt sich hinter eben diesem Mangel. Das ist eine Raffinesse, die übrigens mit dem, was uns das Unbewusste lehrt, ganz und gar übereinstimmt, nämlich dass man nie mehr Erfolg hat als dann, wenn man scheitert.
{17} Unter diesen Bedingungen muss man, um Zugang zum anderen Geschlecht zu haben, real den Preis zahlen, eben den der kleinen Differenz, die, durch Vermittlung des Organs, auf trügerische Weise ins Reale übergeht, und zwar dann, wenn das Organ aufhört, für ein solches gehalten zu werden, wobei es zugleich enthüllt, was es heißt, Organ zu sein – ein Organ ist Instrument nur durch das, worauf sich jedes Instrument gründet, nämlich dass es ein Signifikant ist.
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Gut, der Transsexualist will es nicht mehr als Signifikant und nicht, weil es ein Organ ist. Worin er einem Irrtum erliegt, dem ganz gewöhnlichen Irrtum. Die Leidenschaft des Transsexualisten besteht in dem Wahn, sich von diesem Irrtum befreien zu wollen, von dem üblichen Irrtum, der nicht sieht, dass der Signifikant die Jouissance ist und dass der Phallus nur ihr Signifikat ist. Der Transsexualist will durch den sexuellen Diskurs – der, so behaupte ich, unmöglich ist – nicht mehr Phallus-Signifkat sein. Er macht nur einen Fehler, dass er ihn erzwingen will, den sexuellen Diskurs, der, als unmöglich, der Durchgang des Realen ist, dass er ihn durch Chirurgie erzwingen will.
Also das ist dasselbe wie das, was ich in einer bestimmten Programmschrift für einen bestimmten Kongress über weibliche Sexualität geäußert habe. Einzig, so sagte ich – natürlich für diejenigen, die zu lesen verstehen –, einzig die Homosexuelle, sagte ich, stützt den sexuellen Diskurs mit völliger Sicherheit.
Deshalb rief ich das Zeugnis der Preziösen auf – die, wie Sie wissen, für mich ein Modell bleiben –, der Preziösen, die, wenn ich so sagen darf, auf so bewundernswerte Weise das Ecce homo definieren – gestatten Sie mir, darin das mot festzuhalten, das „Wort“: l’excès au mot, den „Überschuss am Wort“ der Liebe, denn sie laufen nicht Gefahr, den Phallus für einen Signifikanten zu halten. Fi-donc! (Pfui!) / phi-donc! (phi also!), signifie donc! (bedeute also!) Nur wenn man den Signifikanten bis zu seinem Buchstaben hin aufbricht, gelangt man schließlich zum letzten Term.
Es ist jedoch bedauerlich, dass dies für sie – für die Homosexuelle – den psychoanalytischen Diskurs amputiert. Denn dieser Diskurs – das ist eine Tatsache – versetzt sie, die Teuersten, in eine vollständige Blindheit in Bezug auf das, worum es bei der weiblichen Jouissance geht.
Im Gegensatz zu dem, was man in einem berühmten Drama von Apollinaire lesen kann, worin das Wort surrealistisch eingeführt wird, wird Thérèse nicht etwa dadurch wieder zu Tiresias – ich habe gerade von Blindheit gesprochen, vergessen Sie das nicht –, nicht dadurch, dass sie die beiden Vögel ihrer Schwäche freilässt, ich zitiere Apollinaire, sondern dadurch, dass sie sie wieder einfängt – für diejenigen, die das möglicherweise nicht gelesen haben, also die kleinen dicken Ballons, durch die sie auf dem Theater repräsentiert werden und die vielleicht das sind, ich sage vielleicht – da ich Ihre Aufmerksamkeit nicht ablenken möchte, begnüge ich mich mit einem vielleicht –, die vielleicht das sind, wodurch die Frau nur in einer Abwesenheit zu genießen weiß.
{18} Die Homosexuelle ist ganz und gar nicht abwesend in dem, was ihr an Jouissance bleibt. Ich wiederhole es, das macht ihr den Liebesdiskurs leicht; es ist jedoch klar, dass sie dadurch aus dem psychoanalytischen Diskurs ausgeschlossen ist, den sie nur gerade eben stammeln kann.
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Versuchen wir also voranzukommen! Angesichts der Zeit werde ich jetzt nur schnell auf Folgendes hinweisen können, dass, was all das angeht, was sich als dieses sexuelle Verhältnis hinstellt – wobei es angereizt und eingesetzt wird durch eine Art Fiktion, die sich Ehe nennt –, dass eine gute Regel die wäre, dass der Psychoanalytiker sich dazu sagt: Mögen sie damit zurechtkommen wie sie können.
Das ist das, was er in der Praxis befolgt. Er sagt es nicht; aus einer Art falscher Scham sagt er es nicht einmal zu sich selbst, denn er glaubt, er müsse bei sämtlichen Dramen Abhilfe schaffen. Das ist ein Erbe des reinen Aberglaubens. Er spielt den Arzt. Nie [jedoch] hat der Arzt sich eingemischt, um das eheliche Glück zu sichern. Und da der Psychoanalytiker noch nicht mitbekommen hat, dass es kein sexuelles Verhältnis gibt, drängt es ihn natürlich, die Rolle des Schutzengels der Eheleute zu spielen.
All dies, nicht wahr – die falsche Scham, der Aberglaube und die Unfähigkeit, hierzu eine präzise Regel aufzustellen, diejenige, die ich hier soeben formuliert habe: mögen Sie damit zurechtkommen –, all dies gehört zum Verkennen dessen, was ihm die Erfahrung immer wieder zeigt, ich könnte sogar sagen: was sie ihm serine – was sie ihm einzwitschert –, dass es kein sexuelles Verhältnis gibt. Man muss sagen, dass die Etymologie von seriner uns direkt zu Sirene führt. Das ist wörtlich so, das steht so im Etymologischen Wörterbuch; das bin nicht ich, der ich mich hier plötzlich einem entsprechenden Gesang hingebe.
Das ist sicherlich der Grund dafür, dass der Psychoanalytiker – wie Odysseus das in einer solchen Lage macht – an einen Mast gebunden bleibt. Jawohl. Natürlich damit das fortdauert – das, was er als Sirenengesang vernimmt, das heißt, indem er verzaubert bleibt, das heißt, indem er es völlig falsch versteht –, also der Mast, der berühmte Mast, in welchem Sie unmöglich den Phallus verkennen können, das heißt das hauptsächliche, globale Signifikat, na ja, dafür bleibt er daran gebunden und das kommt allen sehr gelegen. Das kommt jedoch nur insofern allen gelegen, als das keine unerfreulichen Konsequenzen hat, denn dafür ist das gemacht, für das psychoanalytische Schiff selbst, das heißt für all diejenigen, die im selben Boot sitzen.
{19} Das ändert nichts daran, dass er es falsch versteht, dieses Einzwitschern der Erfahrung, und dass es deshalb bis jetzt ein privater Bereich bleibt – ich meine, ein Privatbereich für diejenigen, die im selben Boot sind. Was auf diesem Boot geschieht, auf dem es außerdem Wesen beiderlei Geschlechts gibt, ist jedoch bemerkenswert. Was da geschieht, wovon ich aus dem Munde von Leuten höre, die mich von diesen Booten her bisweilen aufsuchen – mich, mein Gott, der ich auf einem anderen bin, das nicht von denselben Regeln bestimmt wird –, das wäre allerdings ziemlich exemplarisch, falls die Art und Weise, wie ich davon Wind bekomme, nicht so speziell wäre.
Wenn ich das studiere, was aus einem Modus des Verkennens dessen hervorgeht, was den psychoanalytischen Diskurs ausmacht, nämlich die Konsequenzen, die dieser von daher für etwas hat, was ich den Stil dessen nennen möchte, was sich auf die Liaison bezieht – denn die Abwesenheit des sexuellen Verhältnisses ist ja ganz offenkundig das, wodurch die Liaison nicht verhindert wird, weit gefehlt, sondern das, was ihr die Bedingungen liefert –, dann lässt das vielleicht erahnen, was sich daraus ergeben könnte, dass der psychoanalytische Diskurs auf den Schiffen, auf denen er gegenwärtig segelt, beheimatet bleibt, und wobei etwas befürchten lässt, dass er das Privileg bleibt.
Es könnte sein, dass etwas von diesem Stil dazu gelangt, das Register der verschiedenen Liaisons zu beherrschen, in dem, was man unangemessenerweise die weite Welt nennt, und das ist wahrlich nicht beruhigend.
Das wäre sicherlich noch unerfreulicher als der gegenwärtige Zustand, der so ist, dass aus dem Verkennen, auf das ich soeben hingewiesen habe, dass daraus das hervorgeht, das letztlich nicht unberechtigt ist, nämlich das, was man häufig zu Beginn einer Psychoanalyse sieht: die Befürchtungen, die nun einmal von den Subjekten bekundet werden, die nicht wissen, dass dies insgesamt daran liegt, dass sie das institutionalisierte psychoanalytische Schweigen darüber, dass es kein sexuelles Verhältnis gibt, glauben und was bei diesen Subjekten diese Befürchtungen hervorruft, über all das, mein Gott, was die interessanten Beziehungen einschränken und affizieren kann, die leidenschaftlichen Akte, ja die schöpferische Unruhe, die aufgrund der Abwesenheit des Verhältnisses notwendig ist.
*
Ich möchte hier also, bevor ich gehe, etwas anschneiden.
Da es sich um eine Erkundung dessen handelt, was ich als neue Logik bezeichnet habe, jene, die aus dem zu konstruieren ist, was geschieht, aus dem, was als erstes festzuhalten ist: nämlich dass nichts von dem, was aufgrund der Instanz der |{20} Sprache geschieht, jemals auf eine irgendwie befriedigende Formulierung des Verhältnisses hinauslaufen kann.
Ist nicht etwas von dem aufzugreifen, was es bei der logischen Erkundung, also bei der Befragung dessen, was der Sprache bei der Apprehension des Realen nicht nur eine Grenze aufnötigt, sondern wodurch das demonstriert wird, was es in der Struktur selbst dieser Bemühung um eine Annäherung, also es in seinem eigenen Vorgehen auszumachen, was es darin an Realem geben kann, insofern davon die Sprache determiniert wurde? Ist es nicht angemessen, ist es nicht wahrscheinlich, muss man nicht folgern, dass, wenn an einem bestimmten Riss des Realen, der im strengen Sinne unsagbar ist, da er es wäre, der jeden Diskurs determinieren würde, dass dort die Linien dieser Felder liegen, derjenigen nämlich, die wir in der psychoanalytischen Erfahrung entdecken? Könnte all das, was die Logik entworfen hat, indem sie die Sprache auf das bezieht, was vom Realen gesetzt wird, uns nicht eine Verortung in bestimmten, noch zu erfindenden Linien ermöglichen? Und da liegt die theoretische Bemühung, die ich mit dieser Leichtigkeit bezeichne, die ein Insistieren fände. Ist es nicht möglich, hier Orientierung zu finden?
Bevor ich Sie heute verlasse, möchte ich nur darauf hinweisen, dass es drei Register gibt, die strenggenommen aus der Ausarbeitung der Logik bereits hervorgegangen sind, drei Register, um die sich in diesem Jahr meine Bemühung drehen wird, die Konsequenzen dessen zu entfalten, was ich als primär gesetzt habe, dass es kein sexuelles Verhältnis gibt.
Erstens das, was Sie in meinem Diskurs bereits haben auftauchen sehen: die Prosdiorismen.
Heute, bei diesem ersten Zugang, bin ich nur auf die Formulierung des nichtalle eingegangen. Bereits im letzten Jahr habe ich geglaubt, dass ich es für Sie isolieren sollte, nämlich so [schreibt an die Tafel]: , neben der Funktion Phi von x [Φx] selbst, die ich hier völlig rätselhaft lasse, der Funktion nicht des sexuellen Verhältnisses, sondern der Funktion, die den Zugang zu ihm gerade unmöglich macht. Sie muss definiert werden, in diesem Jahr insgesamt definiert werden. Stellen Sie sich hier vor: Jouissance. Warum sollte es nicht möglich sein, eine Funktion der Jouissance zu schreiben, um sie einer Prüfung auszusetzen, sodass wir ihre Haltbarkeit sehen, wenn ich so sagen darf, oder auch nicht.
Die Funktion des nichtalle konnte ich also bereits im letzten Jahr vorbringen, und sicherlich von einem Punkt aus, der weitaus näher an dem war, worum es sich handelte. Heute will ich nur einen ersten Schritt in unser Gebiet tun; im letzten Jahr habe ich das vorgebracht mit einem Negationsstrich [‾], der über den Term [∀] gesetzt wird, der in der Quantorentheorie das Äquivalent bezeichnet – das ist nur das Äquivalent, ich möchte sogar mehr sagen: die Reinigung, verglichen mit dem naiven Gebrauch, der bei Aristoteles davon gemacht wird – für den Prosdiorismus jeder/alle. |{21} Wichtig ist, dass ich Ihnen heute die Funktion des nichtalle vorgestellt habe [].
Jeder weiß, was bei der Aussage, die bei Aristoteles partikulär heißt, herauskommt, wenn ich so naiv sprechen darf, nämlich: Es existiert etwas, quelque chose, was dem entsprechen würde. Wenn Sie quelque verwenden, „einige“, scheint das ja selbstverständlich zu sein. Das scheint selbstverständlich zu sein, und das ist keineswegs selbstverständlich. Denn es ist völlig klar, dass es nicht genügt, das nichtalle zu verneinen, damit für jedes der beiden Stücke – wenn ich mich so ausdrücken darf – die Existenz affirmiert wird. Sicherlich, wenn die Existenz affirmiert wird, stellt sich das nichtalle her. Diesem es existiert werden wir nachgehen müssen.
Die Mehrdeutigkeiten hierzu dauern bereits so lange an, dass man dahin gekommen ist, Wesen und Existenz zu verwechseln und zu glauben – was noch erstaunlicher ist –, dass es mehr ist, zu existieren als zu sein. Vielleicht besteht das ganze Problem eben darin, dass Männer und Frauen sicherlich existieren – und, um es klar zu sagen, nicht mehr tun als zu existieren. Denn schließlich, in dem korrekten Gebrauch, der [von es existiert] zu machen ist, von dem Moment an, in dem die Logik es sich gestattet, ein bisschen vom Realen herauszulösen – tatsächlich die einzige Weise, die sie im Verhältnis zu ihm hat, um sich verorten zu können –, von dem Moment an, in dem sie sich nur von dem Teil des Realen her sichert, bei dem eine Wahrheit möglich wäre, nämlich einer Mathematik, von diesem Moment an wird klar gesehen, dass das, was von einem es existiert bezeichnet wird, nichts anderes ist als beispielsweise eine Zahl, durch die eine Gleichung erfüllt wird.
Ich entscheide nicht darüber, ob die Zahl als etwas Reales aufzufassen ist oder nicht. Um Sie nicht in Ungewissheit zu lassen, kann ich Ihnen sagen, dass ich entscheide, dass die Zahl zum Realen gehört. Aber das ist speziell das Reale, bei dem die Handhabung der Wahrheit dazu führt, dass die Logik Fortschritte macht. Wie auch immer, die Existenzweise einer Zahl ist streng genommen nicht das, wodurch für uns das gesichert werden kann, worum es bei der Existenz immer dann geht, wenn der Prosdiorismus einige vorgebracht wird.
Es gibt eine zweite Ebene, auf der das --, was ich hier nur als Bezugspunkt für den Bereich festhalte, in dem wir uns werden vorwärtsbewegen müssen, den Bereich einer Logik, die für uns günstig wäre, nämlich den der Modalität.
Die Modalität – wie jeder ja weiß, sobald er Aristoteles aufschlägt –, das ist das, was sich [u.a.] auf das Mögliche bezieht, auf das, was sein kann. Auch hier will ich nur den ersten Zugang anzeigen, das Titelblatt. Aristoteles setzt auf vier Kategorien: auf das Unmögliche, das er dem Möglichen entgegensetzt, auf das Notwendige, das er dem Kontingenten entgegensetzt.
Und heute verweise ich Sie |{22} einfach nur auf das, worum es bei einer Formulierung des Notwendigen geht, die nämlich folgende ist: ne pas pouvoir ne pas, nicht in der Lage sein nicht zu. Nicht in der Lage zu sein nicht zu, das ist hier eben das, was für uns die Notwendigkeit definiert.
Wohin führt das? Vom Unmöglichen: ne pas pouvoir, nicht in der Lage zu sein, zum: pouvoir ne pas, in der Lage zu sein nicht zu. Ist dies das Mögliche oder das Zufällige?
Folgendes jedoch ist sicher: Wenn Sie die Gegenrichtung einschlagen wollen, finden Sie dies: pouvoir ne pas pouvoir, in der Lage zu sein nicht in der Lage zu sein, das heißt, dass es das Unwahrscheinliche, das Unwirksame vereint, von dem her, was geschehen kann, also nicht das Unmögliche, zu dem man zurückkommen würde, indem man die Schleife schließt, sondern ganz einfach das Unvermögen. Dies einfach, um auf der Titelseite das zweite Feld der aufzuwerfenden Fragen anzuzeigen.
Der dritte Terminus ist die Negation.
Scheint Ihnen nicht bereits – auch wenn das, was ich hier von dem geschrieben habe, wodurch es in den Formeln vervollständigt wird, die letztes Jahr bereits an der Tafel notiert wurden [schreibt an die Tafel]: ∃x.Φx –, scheint Ihnen nicht bereits, dass es zwei ganz unterschiedliche mögliche Formen der Negation gibt, die von den Grammatikern bereits erahnt wurden? Aber in Wahrheit, da dies in einer Grammatik war, die vorgab, von den Worten zum Denken zu gehen, sagt das alles – die Einschiffung in die Semantik, das ist der garantierte Schiffbruch. An die [darin] getroffene Unterscheidung zwischen Verwerfung und Diskordanz ist jedoch zu Beginn dessen, was wir in diesem Jahr tun werden, zu erinnern. Ich muss allerdings präzisieren – und es wird Gegenstand der folgenden Gespräche sein, jedem dieser Kapitel die angemessene Ausarbeitung zu geben –, die Verwerfung könnte nicht, wie Damourette und Pichon sagen, von sich aus mit pas verbunden werden, mit point, mit goutte, mit mie oder mit irgendwelchen anderen von diesen Zusätzen, die sie im Französischen zu stützen scheinen.
Gleichwohl ist zu beachten, dass das, was in die entgegengesetzte Richtung geht, unser nichtalle ist, eben dies. Unser nichtalle ist die Diskordanz.
Aber was ist die Verwerfung? Sicherlich ist sie in einem Register zu verorten, das sich von dem der Diskordanz unterscheidet. Sie ist an dem Punkt zu verorten, wo wir den Term geschrieben haben, der als Funktion bezeichnet wird. Hier wird die Wichtigkeit des Sagens formuliert, des dire. Verwerfung gibt es nur in Bezug auf das Sagen. Ob über das Etwas, das existiert – wobei es mit der Existenz bereits so weit ist, dass wir ihr sicherlich einen Status verleihen müssen –, ob darüber etwas gesagt werden kann oder nicht, darum geht es in der Verwerfung. Und daraus, dass darüber etwas nicht gesagt werden kann, könnte sicherlich nur eine Frage über das Reale gefolgert werden.
Im Augenblick bedeutet die Funktion Φx, wie ich sie geschrieben habe, nur dies, dass das sexuelle Verhältnis für alles, worum es beim sprechenden Wesen geht, Fragen |{23} aufwirft. Das ist hier ja unsere gesamte Erfahrung, ich meine das Minimum, das wir aus ihr herausziehen könnten. Dass auf diese Frage, wie auf jede Frage – es gäbe keine Frage, wenn es keine Antwort gäbe –, dass die Modi, in denen diese Frage sich stellt, also die Antworten --; das wäre genau das, was in dieser Funktion geschrieben werden soll.
Das wird es uns sicherlich ermöglichen, eine Verbindung herzustellen zwischen dem, was von der Logik ausgearbeitet wurde, und dem, was auf das Prinzip – als Effekt des Realen angesehen –, was auf das Prinzip, dass es nicht möglich ist, das sexuelle Verhältnis zu schreiben, was auf dieses Prinzip gegründet werden kann, nämlich das, worum es bei der Funktion geht, bei der Funktion, die alles regelt, worauf sich unsere Erfahrung bezieht, insofern das sexuelle Verhältnis, indem es Fragen aufwirft – das sexuelle Verhältnis, das insofern nicht ist, als man es nicht schreiben kann –, insofern dieses sexuelle Verhältnis alles determiniert, was von einem Diskurs elaboriert wird, der seiner Natur nach ein gebrochener Diskurs ist.
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Französisch/deutsch mit erläuternden Anmerkungen
Zahlen in geschweiften Klammern und grauer Schrift , z.B. {11}, verweisen auf die Seiten von Millers Ausgabe des Seminars bei Le Seuil.
Zahlen in eckigen Klammern und grauer Schrift, z.B. [1], verweisen auf die Seiten der Stenotypie auf der Website der École lacanienne de psychanalyse (ELP) (hier).
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Seminar XIX von 1971/72, „… oder schlimmer“
Université Paris 1 Panthéon Sorbonne, Rechtsfakultät, Place du Panthéon
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{11} [1] Je pourrais commencer tout de suite en passant sur mon titre dont après tout, dans un bout de temps, vous verriez bien ce qu’il veut dire.
Ich könnte sofort anfangen und meinen Titel überspringen, von dem Sie ja schließlich nach einiger Zeit sehen werden, was er bedeutet.
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Néanmoins, par gentillesse, puisqu’aussi bien il est fait pour retenir, je vais l’introduire par un commentaire portant sur lui.
Jedoch aus Freundlichkeit und da er auch im Gedächtnis bleiben soll, möchte ich ihn durch einen Kommentar einführen, der sich darauf bezieht.
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… ou pire.
… ou pire – … oder schlimmer / … oder schlechter.
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Peut-être tout de même certains d’entre vous l’ont compris, … ou pire en somme c’est ce que je peux toujours faire.
Vielleicht haben ihn einige von Ihnen jedoch verstanden – … oder schlechter ist letztlich das, was ich immer machen kann.
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Il suffit que je le montre pour entrer dans le vif du sujet ; je le montre en somme à chaque instant.
Es genügt, dass ich das zeige, um zum Kern des Themas zu kommen; letztlich zeige ich das in jedem Augenblick.
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Pour ne pas rester dans ce sens qui, comme tout sens – vous le touchez du doigt, je pense – est une opacité, je vais donc le commenter textuellement.
Um jedoch nicht bei diesem Sinn stehen zu bleiben, der wie jeder Sinn – Sie können das mit Händen greifen, denke ich – etwas Undurchschaubares ist, möchte ich ihn wörtlich kommentieren.
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… ou pire, il est arrivé que certains lisent mal, ils ont cru que c’était : … ou le pire.
… ou pire – es ist vorgekommen, dass einige schlecht lesen, sie haben gedacht, das wäre … ou le pire, „… oder das Schlimmste“.
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C’est pas du tout pareil.
Das ist keineswegs das Gleiche.
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Pire, c’est tangible, c’est ce qu’on appelle un adverbe, comme bien, ou mieux.
Pire, „schlimmer“ / „schlechter“, das ist greifbar, das ist das, was man als Adverb bezeichnet, so wie „gut“ oder „besser“.3
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On dit Je fais bien, on dit Je fais pire.
Man sagt Je fais bien, „Ich machs gut“, man sagt Je fais pire, „Ich machs schlechter“.
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C’est un adverbe, mais disjoint, disjoint de quelque chose qui est appelé, à quelque place, justement le verbe, le verbe qui est ici remplacé par les trois points.
Das ist ein Adverb, aber disjunkt, von etwas getrennt, das, an einem bestimmten Platz, eben als Verb bezeichnet wird – das Verb, das hier durch die drei Punkte ersetzt ist.4
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Ces trois points se réfèrent à l’usage ordinaire pour marquer – c’est curieux, mais ça se voit dans tous les textes imprimés – pour faire une place vide.
Diese drei Punkte beziehen sich auf die übliche Verwendung, um – das ist merkwürdig, aber so sieht man das in allen gedruckten Texten –, um eine Leerstelle zu markieren, eine Leerstelle zu bilden.
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Ça souligne l’importance de cette place vide.
Das unterstreicht die Wichtigkeit dieser Leerstelle.5
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Et ça démontre aussi bien que c’est la seule façon de dire quelque chose avec l’aide du langage.
Und das demonstriert außerdem, dass dies die einzige Art und Weise ist, mithilfe der Sprache etwas zu sagen.
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Et cette remarque que le vide c’est la seule façon d’attraper quelque chose avec le langage c’est justement ce qui nous permet de pénétrer dans sa nature, au langage, aussi bien – vous le savez ! – dès que la logique est arrivée à s’affronter à quelque chose qui supporte une référence de vérité, c’est quand elle a produit la notion de variable.
Und die Bemerkung, dass die Leere die einzige Art und Weise ist, mit der Sprache etwas einzufangen, ist eben das, was es uns ermöglicht, in ihre Natur einzudringen, in die der Sprache, und ebenso, wie Sie wissen, seit die Logik dazu gelangt ist, sich mit etwas auseinanderzusetzen, was einen Wahrheitsbezug stützt, als sie nämlich den Begriff der Variablen produziert hat.6
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{12} C’est une variable apparente.
Das ist eine gebundene Variable.7
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La variable apparente x est toujours constituée par ceci que l’x, dans ce dont il s’agit, marque une place vide.
Die gebundene Variable x wird immer dadurch gebildet, dass das x in dem, worum es geht, eine Leerstelle markiert.8
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La condition que ça marche, c’est qu’on y mette exactement le même signifiant à toutes les places réservées vides.
Die Bedingung dafür, dass das funktioniert, besteht darin, dass man an allen leer gelassenen Stellen exakt denselben Signifikanten einsetzt.9
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C’est la seule façon dont le langage arrive à quelque chose et c’est pourquoi je me suis exprimé dans cette formule qu’il n’y a pas de métalangage.
Das ist die einzige Art und Weise, wie die Sprache bei etwas ankommt, und deshalb habe ich mich mit der Formel ausgedrückt, dass es keine Metasprache gibt.10
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|[2] Qu’est-ce que ça veut dire ?
Was heißt das?
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II semblerait que ce disant, je ne formule qu’un paradoxe.
Es könnte scheinen, als ob ich, wenn ich das sage, nur eine Paradoxie formuliere.
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Car d’où est-ce que je le dirais ?
Denn von woher sollte ich das sagen?
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Puisque je le dis dans le langage, ça serait déjà suffisamment affirmer qu’il y en a un d’où je peux le dire.
Da ich es in der Sprache sage, würde das bereits hinreichend bestätigen, dass es eine gibt, von der aus ich es sagen kann.
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Il n’en est évidemment rien pourtant.
Jedoch, dem ist offensichtlich nicht so.
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Le métalangage, comme bien sûr il est nécessaire qu’on l’élabore comme une fiction chaque fois qu’il s’agit de logique, c’est à savoir qu’on forge à l’intérieur du discours ce qu’on appelle langage-objet, moyennant quoi c’est le langage qui devient méta, j’entends le discours commun, sans lequel il n’y a pas moyen même d’établir cette division.
Da es natürlich notwendig ist, sie, die Metasprache, jedes Mal, wenn es um Logik geht, als Fiktion auszuarbeiten, heißt das, dass man im Inneren des Diskurses das konstruiert, was man Objektsprache nennt – wodurch es die Sprache ist, die meta wird, ich meine der Alltagsdiskurs, ohne den es überhaupt kein Mittel gäbe, diese Aufteilung einzurichten.11
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Il n’y a pas de métalangage nie que cette division soit tenable.
Es gibt keine Metasprache bestreitet, dass diese Aufteilung sich halten lässt.
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La formule forclot dans le langage qu’il y ait discordance.
Die Formel verwirft, dass es in der Sprache Diskordanz gibt.12
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Qu’est-ce qui occupe donc cette place vide, dans le titre que j’ai produit pour vous retenir ?
Wodurch also wird diese Leerstelle besetzt, in dem Titel, den ich gebildet habe, um Ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen?
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J’ai dit : forcément un verbe, puisqu’un adverbe il y a.
Ich habe gesagt: zwangsläufig ein Verb, denn ein Adverb gibt es ja.
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Seulement, c’est un verbe élidé par les trois points.
Allerdings ist das ein Verb, das durch die drei Punkte getilgt ist.
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Et ça, dans le langage à partir du moment où on l’interroge en logique, c’est la seule chose qu’on ne puisse pas faire.
Und das ist in der Sprache, von dem Moment an, in dem man sie in der Logik befragt, das Einzige, was man nicht tun könnte.13
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Le verbe en l’occasion il n’est pas difficile à trouver, il suffit de faire basculer la lettre qui commence le mot pire, ça fait : dire.
Das Verb ist in diesem Falle nicht schwer zu finden, es genügt, den Buchstaben, mit dem das Wort pire beginnt, kippen zu lassen, das ergibt dire, „sagen“.14
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Seulement, comme en logique le verbe c’est précisément le seul terme dont vous ne puissiez pas faire place vide parce que, quand une proposition vous essayez d’en faire fonction, c’est le verbe qui fait fonction et c’est de ce qui l’entoure que vous pouvez faire argument.
Da jedoch in der Logik das Verb genau der einzige Term ist, aus dem Sie keine Leerstelle machen könnten –; denn wenn Sie versuchen, aus einer Aussage eine Funktion zu machen, dann ist es das Verb, das die Funktion bildet, und aus dem, was um es herum ist, können Sie das Argument bilden.
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À vider ce verbe donc, j’en fait argument, c’est-à-dire quelque substance – ce n’est pas dire, c’est un dire.
Um dieses Verb also zu entleeren, mache ich daraus ein Argument, also irgendeine Substanz – das ist nicht sagen, das ist ein Sagen, un dire.15
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Ce dire, celui que je reprends de mon séminaire de l’année dernière, s’exprime, comme tout dire, dans une proposition complète : il n’y a pas de rapport sexuel.
Dieses Sagen, das ich aus meinem Seminar vom letzten Jahr aufgreife, drückt sich, wie jedes Sagen, in einer vollständigen Aussage aus: Es gibt kein sexuelles Verhältnis.16
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Ce que mon titre avance, c’est qu’il n’y a pas d’ambiguïté : c’est qu’à sortir de là, vous n’énoncerez, vous ne direz, que pire.
Was mein Titel behauptet, ist, dass es keine Mehrdeutigkeit gibt: dass Sie, wenn Sie sich davon entfernen, nur Schlimmeres äußern werden, nur Schlimmer sagen werden.17
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Il n’y a pas de rapport sexuel se propose donc comme vérité.
Es gibt kein sexuelles Verhältnis wird demnach als Wahrheit behauptet.18
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Mais j’ai déjà dit de la vérité qu’elle ne peut que se mi-dire.
Über die Wahrheit habe ich jedoch bereits gesagt, dass sie nur halbgesagt werden kann.19
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Donc ce que je dis, c’est qu’il s’agit somme toute, que l’autre moitié dise pire.
Was ich also sage, ist dies, dass es insgesamt darum geht, dass die andere Hälfte Schlimmeres sagt.20
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S’il n’y avait pas pire, qu’est-ce que ça simplifierait les choses, c’est le cas de le dire.
Wenn es nicht Schlimmeres gäbe, wie würde das die Dinge vereinfachen, das muss man wirklich sagen!
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{13} La question est : est-ce que ça ne les simplifie pas déjà ?
Die Frage ist: Vereinfacht es sie nicht bereits?
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Puisque si dont je suis parti, c’est de ce que je peux faire, et que ce soit justement ce que je ne fasse pas, est-ce que ça ne suffit pas à les simplifier ?
Denn wenn ich von dem ausgegangen bin, was ich tun kann, und wenn dies [nämlich das Schlimmere] eben das ist, was ich nicht tue – genügt das nicht, um sie zu vereinfachen?
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Seulement voilà, il ne peut pas se faire que je ne puisse pas le faire, ce pire, exactement, comme tout le monde.
Allerdings, il ne peut pas se faire, es kann nicht geschehen, que je ne puisse pas le faire, dass ich es nicht tun kann, dieses Schlimmere, genau wie alle.
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Quand je dis qu’il n’y a pas de rapport sexuel, j’avance, très précisément cette vérité |[3] chez l’être parlant, que le sexe n’y définit nul rapport.
Wenn ich sage, dass es kein sexuelles Verhältnis gibt, dann bringe ich zum sprechenden Wesen eben genau die Wahrheit vor, dass hier das Geschlecht, le sexe, keinerlei Verhältnis definiert.
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Ce n’est pas que je nie la différence qu’il y a, dès le plus jeune âge, entre ce qu’on appelle une petite fille et un petit garçon, c’est même de là que je pars.
Das heißt nicht, dass ich den Unterschied bestreite, den es vom frühesten Alter an gibt zwischen dem, was man ein kleines Mädchen und einen kleinen Jungen nennt, von da gehe ich sogar aus.
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Attrapez tout de suite, comme ça, que vous ne savez pas, quand je pars de là, de quoi je parle.
Machen Sie sich sofort klar, dass Sie – wenn ich von da ausgehe – nicht wissen, wovon ich spreche.
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Je ne parle pas de la fameuse petite différence qui est celle pour laquelle, à l’un des deux il paraîtra… quand il sera sexuellement mûr …il paraîtra tout à fait de l’ordre d’un bon mot, du mot d’esprit, de pousser :
Ich spreche nicht von dem berühmten kleinen Unterschied, von demjenigen, bei dem es einem der beiden, wenn er die sexuelle Reife erlangt hat, als eine Art Bonmot oder Witz erscheinen mag, auszustoßen:
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« Hourra ! Hourra pour la petite différence ! »
„Ein Hoch! Ein Hoch auf den kleinen Unterschied!“21
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Rien que ça soit drôle suffit à nous indiquer, dénote, fait référence, au rapport complexuel… c’est-à-dire au fait tout inscrit dans l’expérience analytique, et qui est ce à quoi nous a mené l’expérience de l’inconscient, sans lequel il n’y aurait pas de mot d’esprit …au rapport complexuel avec cet organe.
Dass dies komisch ist, genügt uns bereits als Hinweis; es denotiert, stellt einen Referenz her zum komplexhaften Verhältnis – das heißt zur Tatsache, die in die analytische Erfahrung tief eingeschrieben ist, nämlich zu dem, wohin uns die Erfahrung des Unbewussten geführt hat, ohne welches es keinen Witz gäbe –, zum komplexhaften Verhältnis zu diesem Organ.
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La petite différence, déjà détaché très tôt comme organe, ce qui est déjà tout dire : organon, instrument.
Der kleine Unterschied, schon sehr früh als Organ herausgelöst – womit bereits alles gesagt ist: [griechisch] organon, Instrument.22
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Est-ce qu’un animal a l’idée qu’il a des organes ?
Hat ein Tier die Vorstellung, dass es Organe hat?
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Depuis quand a-t-on vu ça ? et pour quoi faire ?
Wann hätte man das je gesehen? und um was zu tun?
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Suffira-t-il d’énoncer : Tout animal…
Wird es genügen zu sagen: Jedes Tier --.
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C’est une façon de reprendre ce que j’ai énoncé récemment à propos de la supposition de la jouissance dite sexuelle comme instrumentale chez l’animal.
In dieser Form greife ich auf, was ich kürzlich zu der Annahme gesagt habe, die als sexuell bezeichnete Jouissance – die als sexuell bezeichnete Lust, der als sexuell bezeichnete Genuss – habe beim Tier instrumentellen Charakter.
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J’ai raconté ça ailleurs, ici je le dirai autrement : Tout animal qui a des pinces ne se masturbe pas. [Gelächter]
Ich habe es andernorts erzählt, hier möchte ich es auf andere Weise sagen: Jedes Tier, das Scheren hat, masturbiert nicht.23 [Gelächter]
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C’est la différence entre l’homme et le homard ! [Gelächter]
Das ist der Unterschied entre l’homme et le homard, zwischen dem Menschen und dem Hummer.24 [Gelächter]
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Voilà, ça fait toujours son petit effet.
Na also, das hat immer einen kleinen Effekt.
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Moyennant quoi, vous échappe ce que cette phrase a d’historique.
Wodurch Ihnen entgeht, was dieser Satz an Historischem hat.
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Ce n’est pas du tout à cause de ce qu’elle asserte – je ne dis rien de plus : elle asserte – mais de la question qu’elle introduit au niveau de la logique.
Dies nicht etwa aufgrund dessen, was er behauptet – mehr sage ich nicht: er behauptet –, sondern aufgrund der Frage, die er auf der Ebene der Logik einführt.
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Ça y est caché, mais c’est la seule chose que vous n’y ayez pas vue – c’est qu’elle contient le pastout qui est très précisément et très curieusement ce qu’élude la logique aristotélicienne pour autant qu’elle a produit et détaché la fonction des prosdiorismes qui ne sont rien d’autre que ce que vous savez, à savoir l’usage de tout, [griechisch] pan, de quelques, [griechisch] ti, autour de quoi Aristote fait les premiers pas de la logique formelle.
Das ist darin versteckt, das ist jedoch das einzige, was Sie nicht darin gesehen haben, nämlich dass er das pastout enthält, das nichtjeder, das merkwürdigerweise und sonderbarerweise genau das ist, dem die aristotelische Logik ausweicht, insofern sie die Funktion der Prosdiorismen herausgestellt und herausgelöst hat, die nichts anderes sind als etwas, das Sie kennen, nämlich die Verwendung von jeder, [griechisch] pan, und von einige, [griechisch] ti, um die herum Aristoteles die ersten Schritte der formalen Logik geht.25
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{14} Ces pas sont lourds de conséquences, c’est eux qui ont permis d’élaborer ce qu’on appelle la fonction des quantificateurs.
Diese Schritte haben beträchtliche Konsequenzen, sie haben es ermöglicht, das auszuarbeiten, was man als Funktion der Quantoren bezeichnet.
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C’est avec le tout, que s’établit la place vide dont je parlais tout à l’heure.
Mit dem jeder wird die Leerstelle eingesetzt, von der ich eben gesprochen habe.26
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Quelqu’un comme Frege ne manque pas quand il commente la fonction de l’assertion, devant laquelle il place – l’assertion en rapport à une fonction vraie ou fausse Φ de x [Φ(x)], il lui faut… pour que x ait existence d’argument, ici placé dans ce petit creux, image de la |[4] place vide …qu’il y ait quelque chose qui s’appelle tout x, qui convienne à la fonction.
Der Ausdruck, den Lacan an die Tafel schreibt
Der entsprechende Ausdruck in Freges Begriffsschrift27
Jemand wie Frege versäumt es nicht, als er die Funktion des Urteils kommentiert, der assertion, wovor er platziert --; des Urteils im Verhältnis zu einer wahren oder falschen Funktion Φ von x [Φ(x)], [zu sagen,] dass es nötig ist, damit x als Argument Existenz hat – das x, das hier [im waagerechten Strich] in dieser kleinen Höhlung verortet ist, Bild der Leerstelle –, dass es etwas gibt, das alle x genannt wird, das der Funktion zukommt.28
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L’introduction du pastous est ici essentielle.
Wesentlich ist hier die Einführung des pastous, des nichtalle.
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Le pastous n’est pas cette universelle négativée, le pastous, ça n’est pas nul.
Das nichtalle ist nicht die negativierte Allgemeinaussage, das nichtalle ist nicht kein.29
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Ça n’est pas nommément nul animal qui ait des pinces se masturbe, c’est : Non pas tout animal qui a des pinces… est par là nécessité à ce qui suit.
Das ist insbesondere nicht Kein Tier, das Scheren hat, masturbiert, das ist [vielmehr] Nicht jedes Tier, das Scheren hat, ist dadurch zu dem genötigt, was folgt.
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Il y a organe et organe, comme il y a fagot et fagot, celui qui porte les coups et celui qui les reçoit.
Es gibt Organ und Organ, so wie es diesen und diesen gibt30, denjenigen, der die Schläge austeilt, und denjenigen, die sie empfängt.
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Et ceci nous porte au cœur de notre problème.
Und das führt uns zum Kern unseres Problems.
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Car vous voyez qu’à simplement en ébaucher le premier pas, nous glissons ainsi au centre – sans avoir même eu le temps de nous retourner – au centre de quelque chose où il y a bien une machine qui nous porte, c’est la machine que je démonte.
Denn Sie sehen, indem wir einfach den ersten Schritt andeuten, gleiten wir damit – ohne auch nur Zeit gehabt zu haben, uns umzudrehen – ins Zentrum, ins Zentrum von etwas, wo es ja eine Maschine gibt, die uns trägt, nämlich die Maschine, die ich auseinandernehme.
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Mais – j’en fais la remarque à l’usage de certains – ce n’est pas pour démontrer que c’est une machine, encore bien moins pour qu’un discours soit pris pour une machine, comme le font certains justement à vouloir s’embrayer sur le mien, de discours.
Jedoch – diesen Hinweis stelle ich einigen zur Verfügung – nicht um zu zeigen, dass dies eine Maschine ist, und noch weniger, damit ein Diskurs für eine Maschine gehalten wird, wie einige es tun, in der Absicht, sich an den meinen anzukoppeln, an meinen Diskurs.31
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En quoi, ce qu’ils démontrent, c’est qu’ils n’embrayent pas sur ce qui fait un discours, à savoir le réel qui y passe.
Womit sie demonstrieren, dass sie nicht an das ankoppeln, was einen Diskurs ausmacht, nämlich das Reale, das hier hindurchgeht.
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Démontrer32 la machine n’est pas du tout la même chose que ce que nous venons de faire, c’est-à-dire d’aller sans plus de façons au trou du système, c’est-à-dire à l’endroit où le réel passe par vous.
Die Maschine zu demonstrieren ist keineswegs dasselbe wie das, was wir gerade getan haben, nämlich ohne Umschweife zum Loch des Systems zu gehen, das heißt zu dem Ort, an dem das Reale durch Sie hindurchgeht.
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Et comment qu’il passe, puisqu’il vous aplatit !
Und wie es hindurchgeht, denn es macht Sie platt!
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Naturellement, moi j’aimerais, j’aimerais bien, j’aimerais beaucoup mieux, j’aimerais sauver votre canaillerie naturelle qui est bien ce qu’il y a de plus sympathique, mais qui hélas, hélas toujours recommençant comme dit l’autre, en vient à se réduire à la bêtise par l’effet même de ce discours qui est celui que je démontre.
Natürlich, was mich angeht, ich würde gern, ich würde sehr gern, ich würde viel lieber, ich würde gern Ihr natürliches Schurkentum retten, das ja das Sympathischste ist; das läuft jedoch darauf hinaus – ach, ach, immer wieder beginnend, wie mal jemand sagte33 –, sich auf die Dummheit zu reduzieren, eben durch die Wirkung des Diskurses, desjenigen, den ich demonstriere.34
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En quoi vous devez sentir, sur |{15} l’instant, qu’il y a au moins deux façons de le démontrer ce discours, restant ouvert que la mienne, de façon, ça soit encore une troisième.
Worin Sie unmittelbar spüren müssen, dass es mindestens zwei Arten gibt, ihn zu demonstrieren, diesen Diskurs, wobei offen bleibt, ob die meine, meine Art, noch eine dritte ist.
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Il faut pas me forcer à insister, bien sûr, sur cette énergétique de la canaillerie et de la bêtise, auxquelles je ne fais jamais allusion que lointaine.
Man darf mich natürlich nicht zwingen, auf dieser Energetik von Schurkerei und Dummheit zu beharren, auf die ich immer nur entfernt anspiele.35
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Du point de vue de l’énergétique, bien sûr, ça ne tient pas, elle est purement métaphorique.
Unter dem Aspekt der Energetik ist das natürlich nicht haltbar, sie ist rein metaphorisch.
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Mais elle est de cette veine de métaphore dont l’être parlant subsiste, je veux dire qu’elle fait pour lui le pain et le levain.
Sie gehört jedoch zu der Art von Metapher, von der das sprechende Wesen zehrt, ich will sagen, dass sie für es das tägliche Brot darstellt.
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Je vous ai donc demandé grâce, sur le point de l’insistance.
Ich habe Sie also, was das Insistieren betrifft, um Gnade gebeten.
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C’est dans l’espoir que la théorie y supplée.
Das geschieht in der Hoffnung, dass die Theorie y supplée, dass sie hier einspringen möge.
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Vous entendez l’accent du |[5] subjonctif.
Sie hören den Akzent des Subjunktivs.36
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Je l’ai isolé parce que ça en aurait pu être recouvert par l’accent interrogatif.
Ich habe ihn isoliert, weil das durch die fragende Intonation hätte verdeckt sein können.
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Pensez à tout ça, comme ça, au moment où ça passe, et spécialement pour ne pas manquer ce qui vient là, à savoir le rapport de l’inconscient à la vérité.
Denken Sie an all das, einfach so, in dem Moment, in dem das durchgeht, und vor allem, um nicht zu verfehlen, was hier kommt, nämlich das Verhältnis des Unbewussten zur Wahrheit.37
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La bonne théorie, et c’est elle qui fraye la voie, la voie même où l’inconscient en était réduit à insister.
Die gute Theorie, und sie ist es, die den Weg bahnt, eben den Weg, auf dem das Unbewusste darauf reduziert war zu insistieren.
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Il n’aurait plus à le faire si la voie était bien frayée, mais ça ne veut pas dire que tout serait résolu pour ça, bien au contraire.
Das müsste es nicht mehr tun, wenn der Weg gut gebahnt wäre, das heißt jedoch nicht, dass damit alles gelöst wäre, ganz im Gegenteil.
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La théorie, puisqu’elle donnerait cette aise, devrait elle-même être légère, légère au point de ne pas avoir l’air d’y toucher.
Die Theorie müsste, damit sie diese Leichtigkeit gäbe, selbst leicht sein, so leicht, dass man überhaupt nicht den Eindruck hat, dass sie daran rührt.
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Elle devrait avoir le naturel que – jusqu’à ce jour – n’ont que les erreurs.
Sie sollte das Natürliche haben, das bis heute nur die Irrtümer haben.
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Pas toutes, une fois de plus, bien sûr !
Nicht alle – ein weiteres Mal, natürlich!
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Mais ça rend-il plus sûr qu’il y en ait certaines à soutenir ce naturel dont tant d’autres font semblant ?
Aber wird es dadurch sicherer, dass es welche gibt, die das Natürliche stützen, das so viele andere vortäuschen?
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Voilà, j’avance que pour que celles-ci – les autres – puissent faire semblant, il faut que de ces erreurs, à soutenir le naturel, il y en ait au moins une homoinzune. [Lacan schreibt das Wort an die Tafel.]
Also, ich behaupte, damit diese da – die anderen – puissent faire semblant, etwas vortäuschen können / Schein bilden können, muss es unter diesen Irrtümern, die das Natürliche stützen, mindestens einen geben, homoinzune. [Lacan schreibt „homoinzune“ an die Tafel, lautgleich mit „au moins une“ (erreur), mindestens ein (Irrtum).] 38
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Reconnaissez ce que j’ai déjà écrit l’année dernière, avec une terminaison différente, très précisément à propos de l’hystérique et de l’hommoinzun qu’elle exige.
Sie sollten hier das wiedererkennen, was ich bereits im letzten Jahr angeschrieben habe, mit anderer Endung, nämlich zur Hysterikerin und zum hommoinzun – zum Mindestens-einen / zum Mann-minus-Dings –, den sie fordert.39
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Cette hommoinzune, le rôle, c’est évident, ne saurait en être mieux soutenu que par le naturel lui-même.
Diese hommoinzune, die Rolle, das ist evident, könnte dabei nicht besser gestützt werden als durch das Natürliche selbst.
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C’est en quoi je niais au départ – c’est en quoi au contraire – c’est en quoi je ne niais pas au départ la différence qu’il y a… parfaitement notable et dès le premier âge …entre une petite fille et un petit garçon, et que cette différence qui s’impose comme native est bien en effet naturelle, c’est-à-dire répond à ceci que ce qu’il y a de réel dans le fait que dans l’espèce qui se dénomme elle-même… comme ça fille de ses œuvres, en ça comme en beaucoup d’autres choses …qui se dénomme homo sapiens, les sexes paraissent se répartir en deux nombres à peu près égaux d’individus et qu’assez tôt – plus tôt qu’on ne l’attend – ces individus se distinguent.
Insofern habe ich zu Beginn bestritten, insofern habe ich --; im Gegenteil, insofern habe ich zu Beginn nicht den Unterschied bestritten, den es völlig bemerkbar und vom frühesten Alter an zwischen einem kleinen Mädchen und einem kleinen Jungen gibt; und dass dieser Unterschied, der sich als angeboren aufdrängt, tatsächlich ganz natürlich ist, das heißt, darauf antwortet, dass das, was an Realem in der Tatsache liegt, dass in der Gattung, die sich selbst bezeichnet – worin sie die Tochter ihrer Werke ist, wie in vielen anderen Dingen auch –, die sich selbst als homo sapiens bezeichnet, dass sich in dieser Gattung die Geschlechter in zwei ungefähr gleich große Anzahlen von Individuen aufzuteilen scheinen und dass sich diese Individuen ziemlich früh – früher als man erwarten möchte – voneinander unterscheiden.
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Ils se distinguent, c’est certain.
Sie unterscheiden sich, das ist sicher..
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Seulement – je vous le fais remarquer en passant, ça ne fait pas partie d’une logique –, seulement, ils ne se reconnaissent comme êtres parlants qu’à rejeter cette distinction par toutes sortes d’identifications dont c’est la monnaie |{16} courante de la psychanalyse que de s’apercevoir que c’est le ressort majeur des phases de chaque enfance.
Allerdings – ich mache Sie am Rande darauf aufmerksam, das gehört nicht zu einer Logik –, allerdings, sie erkennen sich als sprechende Wesen nur an, indem sie diese Unterscheidung verwerfen, durch alle Arten von Identifizierungen, bei denen es in der Psychoanalyse gängige Münze ist, das so aufzufassen, dass dies die Haupttriebfeder der Phasen einer jeden Kindheit ist.
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Mais ça c’est une simple parenthèse.
Aber das ist eine einfache Parenthese.
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|[6] L’important logiquement est ceci : c’est que ce que je ne niais pas – c’est justement là le glissement – c’est qu’ils se distinguent.
Das logisch Wichtige ist Folgendes, nämlich dass ich nicht bestreite – genau das ist hier das Gleiten [der Bedeutung] –, dass sie sich unterscheiden.
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C’est un glissement.
Das ist ein Gleiten.
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Ce que je ne niais pas ce n’est justement pas cela, ce que je ne niais pas c’est qu’on les distingue, ce n’est pas eux qui se distinguent.
Was ich nicht bestreite, ist ja nicht dies; was ich nicht bestreite, ist, dass man sie unterscheidet, es sind nicht sie, die sich unterscheiden.
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C’est comme ça qu’on dit : Oh ! le vrai petit bonhomme, comme on voit déjà qu’il est tout à fait différent d’une petite fille, il est inquiet, enquêteur – hein ! – déjà en mal de gloriole.
Man sagt ja so: O, ein richtiger kleiner Mann, man sieht ja schon, dass er ganz anders ist als ein kleines Mädchen, er ist unruhig, ein Forscher – nicht wahr! –, er hat bereits Probleme mit der Angeberei.
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Alors que la petite fille est loin de lui ressembler.
Während das kleine Mädchen ihm überhaupt nicht ähnelt.
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Elle ne pense déjà qu’à jouer de cette sorte d’éventail qui consiste à se fourrer sa figure dans un trou et à refuser de dire bonjour.
Sie denkt bereits nur daran, mit dieser Art Fächer zu spielen, der darin besteht, dass sie ihr Gesicht in einem Loch versteckt und sich weigert, guten Tag zu sagen.
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Seulement voilà, on ne s’émerveille de ça que parce que c’est comme ça, c’est-à-dire exactement comme ça sera plus tard, soit conforme aux types d’homme et de femme tels qu’ils vont se constituer de tout autre chose, à savoir de la conséquence, du prix qu’aura pris dans la suite la petite différence.
Allerdings, man gerät nur deshalb darüber in Entzücken, weil das so ist, das heißt so, wie es später sein wird, nämlich in Übereinstimmung mit dem Typus des Mannes und der Frau, wie sie sich von etwas ganz anderem her bilden werden, nämlich von den Folgen her, von dem Preis her, den in der Folge der kleine Unterschied bekommen haben wird.
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Inutile d’ajouter que la petite différence, hourra !, était déjà là pour les parents depuis une paye, et qu’elle a déjà pu avoir des effets sur la façon dont a été traité petit bonhomme et petite bonne femme.
Überflüssig hinzuzufügen, dass der kleine Unterschied, hurra!, für die Eltern bereits seit einer Ewigkeit da war und dass er sich bereits darauf auswirken konnte, wie Kleinermann und Kleinefrau behandelt wurden.
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C’est pas sûr, c’est pas toujours comme ça.
Das ist nicht sicher, das ist nicht immer so.
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Mais il n’y a pas besoin de ça pour que le jugement de reconnaissance des adultes circonvoisins repose donc sur une erreur, celle qui consiste à les reconnaître, sans doute de ce dont ils se distinguent, mais à ne les reconnaître qu’en fonction des critères formés sous la dépendance du langage, si tant est que comme je l’avance, c’est bien de ce que l’être soit parlant qu’il y a complexe de castration.
Aber das braucht es gar nicht dafür, dass das Anerkennungsurteil der Erwachsenen im Umfeld also auf einem Irrtum beruht, der darin besteht, sie zwar von dem her anzuerkennen, worin sie sich unterscheiden, sie jedoch nur nach Kriterien anzuerkennen, die sich in Abhängigkeit von der Sprache gebildet haben, wenn es denn so ist, wie ich behaupte, nämlich dass es von daher, dass das [Menschen-]Wesen sprechend ist, einen Kastrationskomplex gibt.40
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Je rajoute ça pour insister, pour que vous compreniez bien ce que je veux dire.
Ich füge das hinzu um zu insistieren, damit Sie richtig verstehen, was ich sagen will.
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Donc, c’est en ça que l’hommoinzune, d’erreur, rend consistant le naturel d’ailleurs incontestable de cette vocation prématurée, si je puis dire, que chacun éprouve pour son sexe.
Auf diese Weise also macht der hommoinzune des Irrtums das Natürliche konsistent, das Natürliche, das im Übrigen unbestreitbar ist, von dieser vorzeitigen Berufung her, wenn ich so sagen kann, die ein jeder für sein Geschlecht, für sein sexe, erfährt.
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Il faut d’ailleurs ajouter, bien sûr, que dans le cas où cette vocation n’est pas patente, ça n’ébranle pas l’erreur puisque, elle peut se compléter avec aisance de s’attribuer à la nature comme telle, ceci, bien sûr, non moins naturellement.
Man muss übrigens hinzufügen, dass natürlich dann, wenn diese Berufung nicht offenkundig ist, der Irrtum dadurch nicht erschüttert wird, denn er kann mit Leichtigkeit dadurch vervollständigt werden, dass er der Natur als solcher zugeschrieben wird, und das sicherlich nicht weniger natürlich.
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Quand ça ne colle pas, on dit C’est un garçon manqué – n’est-ce pas ?
Wenn das nicht hinhaut, sagt man An ihr ist ein Junge verloren gegangen, nicht wahr?
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Et dans ce cas là, le manque a toute facilité pour être considéré comme réussite dans la mesure où rien n’empêche qu’on lui impute, à ce manque, un supplément de féminité.
Und in einem solchen Fall macht es keine Mühe, den Mangel als Erfolg anzusehen, insofern nichts daran hindert, ihm, diesem Mangel, ein Supplement an Weiblichkeit zuzuschreiben.
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La femme, la vraie, la petite bonne femme, se cache derrière ce manque même.
Die Frau, die wahre, das Frauchen, versteckt sich hinter eben diesem Mangel.
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C’est un raffinement tout à fait d’ailleurs pleinement conforme à ce que nous enseigne l’inconscient, |[7] de ne réussir jamais mieux qu’à rater.
Das ist eine Raffinesse, die übrigens mit dem, was uns das Unbewusste lehrt, ganz und gar übereinstimmt, nämlich dass man nie mehr Erfolg hat als dann, wenn man scheitert.
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|{17} Dans ces conditions, pour accéder à l’autre sexe, il faut réellement payer le prix, justement celui de la petite différence, qui passe trompeusement au réel par l’intermédiaire de l’organe, justement à ce qu’il cesse d’être pris pour tel, et du même coup révèle ce que veut dire d’être organe : un organe n’est instrument que par le truchement de ceci dont tout instrument se fonde, c’est que c’est un signifiant.
Unter diesen Bedingungen muss man, um Zugang zum anderen Geschlecht zu haben, real den Preis zahlen, eben den der kleinen Differenz, die, durch Vermittlung des Organs, auf trügerische Weise ins Reale übergeht, und zwar dann, wenn das Organ aufhört, für ein solches gehalten zu werden, wobei es zugleich enthüllt, was es heißt, Organ zu sein – ein Organ ist Instrument nur durch das, worauf sich jedes Instrument gründet, nämlich dass es ein Signifikant ist.
..
Eh bien, c’est en tant que signifiant que le transsexualiste n’en veut plus et pas en tant qu’organe.
Gut, der Transsexualist will es nicht mehr als Signifikant und nicht, weil es ein Organ ist.41
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En quoi il pâtit d’une erreur, qui est l’erreur justement commune.
Worin er einem Irrtum erliegt, dem ganz gewöhnlichen Irrtum.
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Sa passion, au transsexualiste, est là folie de vouloir se libérer de cette erreur, l’erreur commune qui ne voit pas que le signifiant, c’est la jouissance et que le phallus n’en est que le signifié.
Die Leidenschaft besteht beim Transsexualisten in dem Wahn, sich von diesem Irrtum befreien zu wollen, von dem üblichen Irrtum, der nicht sieht, dass der Signifikant die Jouissance ist und dass der Phallus nur ihr Signifikat ist.42
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Le transsexualiste ne veut plus être signifié phallus par le discours sexuel, qui – je l’énonce – est impossible.
Der Transsexualist will durch den sexuellen Diskurs – der, so behaupte ich, unmöglich ist – nicht mehr Phallus-Signifikat sein.
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Il n’a qu’un tort, c’est de vouloir le forcer le discours sexuel qui, en tant qu’impossible, est le passage du réel, à vouloir le forcer par la chirurgie.
Er macht nur einen Fehler, dass er ihn erzwingen will, den sexuellen Diskurs, der, als unmöglich, der Durchgang des Realen ist, dass er ihn durch Chirurgie erzwingen will.
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Voilà, c’est la même chose que ce que j’ai énoncé dans un certain programme pour un certain congrès sur la sexualité féminine.
Also das ist dasselbe wie das, was ich in einer bestimmten Programmschrift für einen bestimmten Kongress über weibliche Sexualität geäußert habe.43
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Seule, disais-je – pour ceux qui savent lire, bien sûr – seule, disais-je, l’homosexuelle – à écrire là au féminin – soutient le discours sexuel en toute sécurité.
Einzig, so sagte ich – natürlich für diejenigen, die zu lesen verstehen –, einzig die Homosexuelle, sagte ich, stützt den sexuellen Diskurs mit völliger Sicherheit.44
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Ce pourquoi j’invoquais le témoignage des Précieuses – qui vous le savez, restent pour moi un modèle – les Précieuses qui, si je puis dire, définissent si admirablement l’Ecce homo… permettez-moi d’arrêter là le mot : l’excès au mot / l’Ecce homo de l’amour, parce que elles, elles ne risquent pas de prendre le phallus pour un signifiant.
Deshalb rief ich das Zeugnis der Preziösen auf45 – die, wie Sie wissen, für mich ein Modell bleiben –, der Preziösen46, die, wenn ich so sagen darf, auf so bewundernswerte Weise das Ecce homo definieren – gestatten Sie mir, darin das mot festzuhalten, das „Wort“: l’excès au mot, den „Überschuss am Wort“ der Liebe, denn sie laufen nicht Gefahr, den Phallus für einen Signifikanten zu halten.47
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Fi-donc / phi-donc ! signie donc !
Fi-donc! (Pfui!) / phi-donc! (phi also!), signifie donc! (bedeute also!)
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Ce n’est qu’à briser le signifiant dans sa lettre qu’on en vient à bout au dernier terme.
Nur wenn man den Signifikanten bis zu seinem Buchstaben hin aufbricht, gelangt man schließlich zum letzten Term.
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Il est fâcheux pourtant que cela ampute pour elle – l’homosexuelle – le discours psychanalytique.
Es ist jedoch bedauerlich dass dies für sie – für die Homosexuelle – den psychoanalytischen Diskurs amputiert.
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Car ce discours – c’est un fait – les remet, les très chères, dans un aveuglement total sur ce qu’il en est de la jouissance féminine.
Denn dieser Diskurs – das ist eine Tatsache – versetzt sie, die Teuersten, in eine vollständige Blindheit in Bezug auf das, worum es bei der weiblichen Jouissance geht.
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Contrairement à ce qu’on peut lire dans un célèbre drame d’Apollinaire …celui qui introduit le mot « surréaliste » …Thérèse revient à Tirésias – je viens de parler d’aveuglement, n’oubliez pas – non en lâchant, mais en récupérant les deux oiseaux dit de sa faiblesse, je cite Apollinaire – pour ceux qui ne l’auraient pas lu, soit les petits gros ballons qui, sur le théâtre, les représentent et qui sont peut-être… je dis peut-être, parce que je ne veux |[8] pas détourner votre attention, je me contente d’un peut-être …qui sont peut-être ce grâce à quoi la femme ne sait jouir que dans une absence.
Im Gegensatz zu dem, was man in einem berühmten Drama von Apollinaire lesen kann, worin das Wort surrealistisch eingeführt wird, wird Thérèse nicht etwa dadurch wieder zu Tiresias – ich habe gerade von Blindheit gesprochen, vergessen Sie das nicht –, nicht dadurch, dass sie die beiden Vögel ihrer Schwäche freilässt, ich zitiere Apollinaire, sondern dadurch, dass sie sie wieder einfängt – für diejenigen, die das möglicherweise nicht gelesen haben, also die kleinen dicken Ballons, durch die sie auf dem Theater repräsentiert werden und die vielleicht das sind, ich sage vielleicht – da ich Ihre Aufmerksamkeit nicht ablenken möchte, begnüge ich mich mit einem vielleicht –, die vielleicht das sind, wodurch die Frau nur in einer Abwesenheit zu genießen weiß.48
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|{18} L’homosexuelle n’est pas du tout absente dans ce qu’il lui reste de jouissance.
Die Homosexuelle ist ganz und gar nicht abwesend in dem, was ihr an Jouissance bleibt.49
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Je le répète, cela lui rend aisé le discours de l’amour, mais il est clair que ça l’exclut du discours psychanalytique qu’elle ne peut guère que balbutier.
Ich wiederhole es, das macht ihr den Liebesdiskurs leicht; es ist jedoch klar, dass sie dadurch aus dem psychoanalytischen Diskurs ausgeschlossen ist, den sie nur gerade eben stammeln kann.50
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Alors, essayons d’avancer.
Versuchen wir also voranzukommen!
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Vu l’heure, je ne pourrai qu’indiquer rapidement ceci : que pour ce qu’il en est de tout ce qui se pose comme ce rapport sexuel, l’incitant, l’instituant par une sorte de fiction qui s’appelle le mariage, la règle serait bonne que le psychanalyste se dise, sur ce point : qu’ils se débrouillent comme ils pourront.
Angesichts der Zeit werde ich jetzt nur schnell auf Folgendes hinweisen können, dass, was all das angeht, was sich als dieses sexuelle Verhältnis hinstellt – wobei es angereizt und eingesetzt wird durch eine Art Fiktion, die sich Ehe nennt –, dass eine gute Regel die wäre, dass der Psychoanalytiker sich dazu sagt: Mögen sie damit zurechtkommen wie sie können.51
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C’est ça qu’il suit dans la pratique.
Das ist das, was er in der Praxis befolgt.
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Il ne le dit pas, ni même ne se le dit par une sorte de fausse honte, car il se croit en devoir de pallier à tous les drames.
Er sagt es nicht; aus einer Art falscher Scham sagt er es nicht einmal zu sich selbst, denn er glaubt, er müsse bei sämtlichen Dramen Abhilfe schaffen.
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C’est un héritage de pure superstition.
Das ist ein Erbe des reinen Aberglaubens.
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Il fait le médecin.
Er spielt den Arzt.
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Jamais le médecin ne s’était mêlé d’assurer le bonheur conjugal.
Nie [jedoch] hat der Arzt sich eingemischt, um das eheliche Glück zu sichern.
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Et, comme le psychanalyste ne s’est pas encore aperçu qu’il n’y a pas de rapport sexuel, naturellement le rôle de providence des ménages le hante.
Und da der Psychoanalytiker noch nicht mitbekommen hat, dass es kein sexuelles Verhältnis gibt, drängt es ihn natürlich, die Rolle des Schutzengels der Eheleute zu spielen.
Serinette
mechanische Orgel, um Girlitzen (serins) durch wiederholtes Vorspielen ein Lied beizubringen (seriner)
Tout ça, n’est-ce pas… la fausse honte, la superstition et l’incapacité de formuler une règle précise sur ce point, celle que je viens d’énoncer là : qu’ils se débrouillent… …relève de la méconnaissance de ceci – que son expérience lui répète, mais je pourrais même dire : lui serine – qu’il n’y a pas de rapport sexuel.
All dies, nicht wahr – die falsche Scham, der Aberglaube und die Unfähigkeit, hierzu eine präzise Regel aufzustellen, diejenige, die ich hier soeben formuliert habe: mögen Sie damit zurechtkommen –, all dies gehört zum Verkennen dessen, was ihm die Erfahrung immer wieder zeigt, ich könnte sogar sagen: was sie ihm serine – was sie ihm einzwitschert52 –, dass es kein sexuelles Verhältnis gibt.
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Il faut dire que l’étymologie de seriner nous conduit tout droit à « sirène ».
Man muss sagen, dass die Etymologie von seriner uns direkt zu Sirene führt.53
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C’est textuel, c’est dans le Dictionnaire étymologique, c’est pas moi qui me livre ici tout d’un coup à un chant analogue.
Das ist wörtlich so, das steht so im Etymologischen Wörterbuch54; das bin nicht ich, der ich mich hier plötzlich einem entsprechenden Gesang hingebe.
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C’est sans doute pour ça que le psychanalyste – comme Ulysse le fait en telle conjoncture – reste attaché à un mât. Oui.
Das ist sicherlich der Grund dafür, dass der Psychoanalytiker – wie Odysseus das in einer solchen Lage macht – an einen Mast gebunden bleibt. Jawohl.
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Naturellement pour que ça dure – ce qu’il entend comme le chant des Sirènes, c’est-à-dire en restant enchanté, c’est-à-dire en l’entendant tout de travers – eh bien, le mât, ce fameux mât dans lequel naturellement vous ne pouvez pas ne pas reconnaître le phallus, c’est-à-dire le signifié majeur, global, eh bien, il y reste attaché et ça arrange tout le monde.
Natürlich damit das fortdauert – das, was er als Sirenengesang vernimmt, das heißt, indem er verzaubert bleibt, das heißt, indem er es völlig falsch versteht –, also der Mast, der berühmte Mast, in welchem Sie unmöglich den Phallus verkennen können, das heißt das hauptsächliche, globale Signifikat, na ja, dafür er bleibt daran gebunden und das kommt allen sehr gelegen.
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Ça n’arrange quand même tout le monde qu’en ceci que ça n’a aucune conséquence fâcheuse, puisque c’est fait pour ça, pour le navire psychanalytique lui-même, c’est-à-dire pour tous ceux qui sont dans le même bateau.
Das kommt jedoch nur insofern allen gelegen, als das keine unerfreulichen Konsequenzen hat, denn dafür ist das gemacht, für das psychoanalytische Schiff selbst, das heißt für all diejenigen, die im selben Boot sitzen.55
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{19} Il n’en reste pas moins qu’il l’entend de travers ce serinage de l’expérience, et que c’est pour ça que jusqu’à maintenant, ça reste un domaine privé – un domaine privé, j’entends, pour ceux qui sont sur le même bateau.
Das ändert nichts daran, dass er es falsch versteht, dieses Einzwitschern der Erfahrung, und dass es deshalb bis jetzt ein privater Bereich bleibt – ich meine, ein Privatbereich für diejenigen, die im selben Boot sind.
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Ce qui se passe sur ce bateau, où il y a aussi des |[9] êtres des deux sexes, est pourtant remarquable.
Was auf diesem Boot geschieht, auf dem es außerdem Wesen beiderlei Geschlechts gibt, ist jedoch bemerkenswert.
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Ce qu’il arrive que j’en entende par la bouche de gens qui parfois viennent me visiter, de ces bateaux… moi qui suis – mon Dieu ! – sur un autre, que ne régissent pas les mêmes règles …serait pourtant assez exemplaire, si la façon dont j’en ai vent n’était pas si particulière.
Was da geschieht, wovon ich aus dem Munde von Leuten höre, die mich von diesen Booten her bisweilen aufsuchen – mich, mein Gott, der ich auf einem anderen bin, das nicht von denselben Regeln bestimmt wird –, das wäre allerdings ziemlich exemplarisch, falls die Art und Weise, wie ich davon Wind bekomme, nicht so speziell wäre.56
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À étudier ce qu’il ressort d’un mode de méconnaissance de ce qui fait le discours psychanalytique, à savoir les conséquences que ça en a sur ce que j’appellerai le style de ce qui se rapporte à la liaison – puisque, enfin l’absence du rapport sexuel est très manifestement ce qui n’empêche pas, bien loin de là, la liaison, mais ce qui lui donne ses conditions – ceci permettrait peut-être d’entrevoir ce qui pourrait résulter du fait que le discours psychanalytique reste logé sur ces bateaux où actuellement il vogue et dont quelque chose laisse craindre qu’il reste le57 privilège.
Wenn ich das studiere, was aus einem Modus des Verkennens dessen hervorgeht, was den psychoanalytischen Diskurs ausmacht, nämlich die Konsequenzen, die dieser von daher für etwas hat, was ich den Stil dessen nennen möchte, was sich auf die Liaison bezieht – denn die Abwesenheit des sexuellen Verhältnisses ist ja ganz offenkundig das, wodurch die Liaison nicht verhindert wird, weit gefehlt, sondern das, was ihr die Bedingungen liefert –, dann lässt das vielleicht erahnen, was sich daraus ergeben könnte, dass der psychoanalytische Diskurs auf den Schiffen, auf denen er gegenwärtig segelt, beheimatet bleibt, und wobei etwas befürchten lässt, dass er das Privileg bleibt.
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Il se pourrait que quelque chose de ce style vienne à dominer le registre des liaisons dans ce qu’on appelle improprement le vaste champ du monde, et à la vérité ça n’est pas rassurant.
Es könnte sein, dass etwas von diesem Stil dazu gelangt, das Register der verschiedenen Liaisons zu beherrschen, in dem, was man unangemessenerweise die weite Welt nennt, und das ist wahrlich nicht beruhigend.
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Ça serait sûrement encore plus fâcheux que l’état présent qui est tel que c’est à cette méconnaissance que je viens de pointer, que c’est d’elle que ressortit ce qui après tout n’est pas injustifié, à savoir ce qu’on voit souvent à l’entrée de la psychanalyse : les craintes manifestées, ma foi, par les sujets, qui ne savent pas que c’est en somme d’en croire le silence psychanalytique institutionnalisé sur le point de ce qu’il n’y a pas de rapport sexuel qui évoque, chez ces sujets, ces craintes, à savoir – mon Dieu ! – de tout ce qui peut rétrécir, affecter les relations intéressantes, les actes passionnants, voire les perturbations créatrices que nécessite cette absence de rapport.
Das wäre sicherlich noch unerfreulicher als der gegenwärtige Zustand, der so ist, dass aus dem Verkennen, auf das ich soeben hingewiesen habe, dass daraus das hervorgeht, das letztlich nicht unberechtigt ist, nämlich das, was man häufig zu Beginn einer Psychoanalyse sieht: die Befürchtungen, die nun einmal von den Subjekten bekundet werden, die nicht wissen, dass dies insgesamt daran liegt, dass sie das institutionalisierte psychoanalytische Schweigen darüber, dass es kein sexuelles Verhältnis gibt, glauben und was bei diesen Subjekten diese Befürchtungen hervorruft, über all das, mein Gott, was die interessanten Beziehungen einschränken und affizieren kann, die leidenschaftlichen Akte, ja die schöpferische Unruhe, die aufgrund der Abwesenheit des Verhältnisses notwendig ist.
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Je voudrais donc avant de vous quitter amorcer ici quelque chose, puisqu’il s’agit d’une exploration de ce que j’ai appelé une nouvelle logique, celle qui est à construire de ce qui se passe58, de ceci à poser en premier : qu’en aucun cas rien de ce qui se passe, du fait |{20} de l’instance du langage, ne peut déboucher sur la formulation d’aucune façon satisfaisante du rapport.
Ich möchte hier also, bevor ich gehe, etwas anschneiden. da es sich um eine Erkundung dessen handelt, was ich als neue Logik bezeichnet habe, jene, die aus dem zu konstruieren ist, was geschieht59, aus dem, was als erstes festzuhalten ist: nämlich dass nichts von dem, was aufgrund der Instanz der Sprache geschieht, jemals auf eine irgendwie befriedigende Formulierung des Verhältnisses hinauslaufen kann.
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Est-ce qu’il n’y a pas quelque chose à prendre de ce qui… dans l’exploration logique, c’est-à-dire dans le questionnement …de ce qui, au langage, non pas seulement impose limite dans son appréhension du réel, mais démontre dans la structure même de cet effort de l’approcher, c’est-à-dire de repérer dans son propre maniement ce qu’il peut y avoir de |[10] réel à avoir déterminé le langage ?
Ist nicht etwas von dem aufzugreifen, was es bei der logischen Erkundung, also bei der Befragung dessen, was der Sprache bei der Apprehension des Realen nicht nur eine Grenze aufnötigt, sondern wodurch das demonstriert wird, was es in der Struktur selbst dieser Bemühung um eine Annäherung, also es in seinem eigenen Vorgehen auszumachen, was es darin an Realem geben kann, insofern davon die Sprache determiniert wurde?
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Est-ce qu’il n’est pas convenable, probable, propre à être induit, que si c’est au point d’une certaine faille du réel … à proprement parler indicible, puisque ça serait elle qui déterminerait tout discours …que gît, que gisent les lignes de ces champs qui sont celles que nous découvrons dans l’expérience psychanalytique ?
Ist es nicht angemessen, ist es nicht wahrscheinlich, muss man nicht folgern, dass, wenn an einem bestimmten Riss des Realen, der im strengen Sinne unsagbar ist, da er es wäre, der jeden Diskurs determinieren würde, dass dort die Linien dieser Felder liegen, derjenigen nämlich, die wir in der psychoanalytischen Erfahrung entdecken?
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Est-ce que tout ce que la logique a dessiné – à rapporter le langage à ce qui est posé de réel – ne nous permettrait pas de repérer dans certaines lignes à inventer?
Könnte all das, was die Logik entworfen hat, indem sie die Sprache auf das bezieht, was vom Realen gesetzt wird, uns nicht eine Verortung in bestimmten, noch zu erfindenden Linien ermöglichen?60
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Et c’est là l’effort théorique que je désigne de cette aisance qui trouverait une insistance.
Und da liegt die theoretische Bemühung, die ich mit dieser Leichtigkeit bezeichne, die ein Insistieren fände.
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Est-ce qu’il n’est possible ici de trouver orientation ?
Ist es nicht möglich, hier Orientierung zu finden?
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Je ne ferai avant de vous quitter aujourd’hui que pointer qu’il y a trois registres… à proprement parler déjà émergés de l’élaboration logique …trois registres autour desquels tournera cette année mon effort de développer ce qu’il en est des conséquences de ceci, posé comme premier, qu’il n’y a pas de rapport sexuel.
Bevor ich Sie heute verlasse, möchte ich nur darauf hinweisen, dass es drei Register gibt, die strenggenommen aus der Ausarbeitung der Logik bereits hervorgegangen sind, drei Register, um die sich in diesem Jahr meine Bemühung drehen wird, die Konsequenzen dessen zu entfalten, was ich als das primär gesetzt habe, dass es kein sexuelles Verhältnis gibt.
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Premièrement, ce que vous avez vu déjà dans mon discours pointer : les prosdiorismes.
Erstens das, was Sie in meinem Diskurs bereits haben auftauchen sehen: die Prosdiorismen.
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Je n’ai aujourd’hui, au cours de ce premier abord, rencontré que l’énoncé du pastous.
Heute, bei diesem ersten Zugang, bin ich nur auf die Formulierung des nichtalle eingegangen, des pas-tous.61
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Celui-là, déjà l’année dernière j’ai cru vous l’isoler – très précisément [schreibt an die Tafel]: : auprès de la fonction Φx elle-même que je laisse ici totalement énigmatique …de la fonction, non pas du rapport sexuel, mais de la fonction qui proprement en rend l’accès impossible.
Bereits im letzten Jahr habe ich geglaubt, dass ich es für Sie isolieren sollte, nämlich so [schreibt an die Tafel]: , neben der Funktion Phi von x [Φx] selbst, die ich hier völlig rätselhaft lasse, der Funktion nicht des sexuellen Verhältnisses, sondern der Funktion, die den Zugang zu ihm gerade unmöglich macht.62
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C’est celle-là – à définir – en somme à définir cette année.
Sie muss definiert werden, in diesem Jahr insgesamt definiert werden.
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Imaginez là : jouissance.
Stellen Sie sich hier vor: Jouissance.63
.)
Pourquoi ne serait-il pas possible d’écrire une fonction de la jouissance, c’est à l’épreuve que nous en verrons la soutenabilité, si je puis dire, ou non.
Warum sollte es nicht möglich sein, eine Funktion der Jouissance zu schreiben, um sie einer Prüfung auszusetzen, sodass wir ihre Haltbarkeit sehen, wenn ich so sagen darf, oder auch nicht.
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La fonction du pastous, déjà l’année dernière je n’ai pu avancer… et certainement d’un point beaucoup plus proche quant à ce dont il s’agissait.
Die Funktion des nichtalle konnte ich also bereits im letzten Jahr vorbringen, und sicherlich von einem Punkt aus, der weitaus näher an dem war, worum es sich handelte.
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Je ne fais aujourd’hui qu’aborder notre terrain …je l’ai, l’année dernière, avancée d’une barre négative mise au-dessus du terme [∀x] qui, dans la théorie des quanteurs, désigne l’équivalent c’en est seulement l’équivalent, je dirai même plus : la purification au regard de l’usage naïf fait dans Aristote du prosdiorisme tout.
Heute will ich nur einen ersten Schritt in unser Gebiet tun; im letzten Jahr habe ich das vorgebracht mit einem Negationsstrich [‾], der über den Term [∀] gesetzt wird, der in der Quantorentheorie das Äquivalent bezeichnet – das ist nur das Äquivalent, ich möchte sogar mehr sagen: die Reinigung, verglichen mit dem naiven Gebrauch, der bei Aristoteles davon gemacht wird – für den Prosdiorismus jeder/alle.
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|{21} L’important, c’est que j’ai aujourd’hui avancé devant vous la fonction du pastous [].
Wichtig ist, dass ich Ihnen heute die Funktion des nichtalle vorgestellt habe [].
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[11] Chacun sait qu’à propos de ce qu’il en est de la proposition dite – dans Aristote – particulière, ce qui en surgit, si je puis dire naïvement, c’est : il existe quelque chose qui y répondrait.
Jeder weiß, was bei der Aussage, die bei Aristoteles partikulär heißt, herauskommt, wenn ich so naiv sprechen darf, nämlich: Es existiert etwas, quelque chose, was dem entsprechen würde.64
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Quand vous employez quelque, en effet ça semble aller de soi.
Wenn Sie quelque verwenden, „einige“, scheint das ja selbstverständlich zu sein.
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Ça semble aller de soi et ça va pas de soi.
Das scheint selbstverständlich zu sein, und das ist keineswegs selbstverständlich.
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Parce qu’il est tout à fait clair qu’il ne suffit pas de nier le pastous pour que de chacun des deux morceaux – si je puis m’exprimer ainsi – l’existence soit affirmée.
Denn es ist völlig klar, dass es nicht genügt, das nichtalle zu verneinen, damit für jedes der beiden Stücke – wenn ich mich so ausdrücken darf – die Existenz affirmiert wird.
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Bien sûr, si l’existence est affirmée, le pastous se produit.
Sicherlich, wenn die Existenz affirmiert wird, stellt sich das nichtalle her.65
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C’est autour de cet il existe que doit porter notre avancée.
Diesem es existiert werden wir nachgehen müssen.66
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Depuis si longtemps là-dessus les ambiguïtés se perpétuent qu’on est arrivé à confondre l’essence et l’existence, et d’une façon encore plus étonnante, à croire que c’est plus, d’exister que d’être.
Die Mehrdeutigkeiten hierzu dauern bereits so lange an, dass man dahin gekommen ist, Wesen und Existenz zu verwechseln und zu glauben – was noch erstaunlicher ist –, dass es mehr ist, zu existieren als zu sein.67
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C’est peut-être justement qu’il existe assurément des hommes et des femmes – et pour tout dire qui ne font rien de plus que d’exister – qu’est tout le problème.
Vielleicht besteht das ganze Problem eben darin, dass Männer und Frauen sicherlich existieren – und, um es klar zu sagen, nicht mehr tun als zu existieren.
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Parce qu’après tout, dans l’usage correct qui est à faire à partir du moment où la logique se permet de décoller un peu du réel, seule façon à vrai dire qu’elle ait par rapport à lui de pouvoir se repérer, c’est à partir du moment où elle ne s’assure que de cette part du réel où il y ait possible une vérité, c’est-à-dire une mathématique, c’est à partir de ce moment que ce qu’on voit bien que désigne un il existe quelconque, ce n’est rien d’autre, par exemple, qu’un nombre à satisfaire une équation.
Denn schließlich, in dem korrekten Gebrauch, der [von es existiert] zu machen ist, von dem Moment an, in dem die Logik es sich gestattet, ein bisschen vom Realen herauszulösen – tatsächlich die einzige Weise, die sie im Verhältnis zu ihm hat, um sich verorten zu können –, von dem Moment an, in dem sie sich nur von dem Teil des Realen her sichert, bei dem eine Wahrheit möglich wäre, nämlich einer Mathematik, von diesem Moment an wird klar gesehen, dass das, was von einem es existiert bezeichnet wird, nichts anderes ist als beispielsweise eine Zahl, durch die eine Gleichung erfüllt wird.68
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Je ne tranche pas de savoir si le nombre est à considérer ou non comme du réel.
Ich entscheide nicht darüber, ob die Zahl als etwas Reales aufzufassen ist oder nicht.
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Pour ne pas vous laisser dans l’ambiguïté, je peux vous dire que je tranche que le nombre fait partie du réel.
Um Sie nicht in Ungewissheit zu lassen, kann ich Ihnen sagen, dass ich entscheide, dass die Zahl zum Realen gehört.69
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Mais c’est ce réel privilégié à propos de quoi le maniement de la vérité fait progresser la logique.
Aber das ist das speziell das Reale, bei dem die Handhabung der Wahrheit dazu führt, dass die Logik Fortschritte macht.
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Quoi qu’il en soit, le mode d’existence d’un nombre n’est pas à proprement parler ce qui peut pour nous assurer ce qu’il en est de l’existence chaque fois que le prosdiorisme quelque est avancé.
Wie auch immer, die Existenzweise einer Zahl ist streng genommen nicht das, wodurch für uns das gesichert werden kann, worum es bei der Existenz immer dann geht, wenn der Prosdiorismus einige vorgebracht wird.
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Il y a un deuxième plan sur lequel ce que je ne fais ici qu’épingler comme repère, du champ dans lequel nous aurons à nous avancer, d’une logique qui nous serait propice, c’est celui de la modalité.
Es gibt eine zweite Ebene, auf der das --, was ich hier nur als Bezugspunkt für den Bereich festhalte, in dem wir uns werden vorwärtsbewegen müssen, den Bereich einer Logik, die für uns günstig wäre, nämlich den der Modalität.
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La modalité, comme chacun sait aussi à ouvrir Aristote, c’est ce qu’il en est du possible, de ce qui se peut.
Die Modalität – wie jeder ja weiß, sobald er Aristoteles aufschlägt –, das ist das, was sich [u.a.] auf das Mögliche bezieht, auf das, was sein kann.70
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Je ne ferai ici qu’en indiquer aussi l’entrée, le frontispice.
Auch hier will ich nur den ersten Zugang anzeigen, das Titelblatt.
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Aristote joue des quatre catégories : de l’impossible qu’il oppose au possible, du nécessaire qu’il oppose au contingent.
Aristoteles setzt auf vier Kategorien: auf das Unmögliche, das er dem Möglichen entgegensetzt, auf das Notwendige, das er dem Kontingenten entgegensetzt.
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Nous verrons qu’il n’est rien de tenable dans ces oppositions.
Wir werden sehen, dass an diesen Gegensätzen nichts haltbar ist.
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Et aujourd’hui je vous |{22} pointe simplement ce qu’il en est d’une formulation du nécessaire qui est proprement ceci : ne pas pouvoir ne pas.
Und heute verweise ich Sie einfach nur auf das, worum es bei einer Formulierung des Notwendigen geht, die nämlich folgende ist: ne pas pouvoir ne pas, nicht in der Lage sein nicht zu.71
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Ne pas pouvoir ne pas, c’est là |[12] proprement ce qui, pour nous, définit la nécessité.
Nicht in der Lage zu sein nicht zu, das ist hier eben das, was für uns die Notwendigkeit definiert.
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Ça va où ?
Wohin führt das?
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De l’impossible : ne pas pouvoir, à pouvoir ne pas.
Vom Unmöglichen: ne pas pouvoir, nicht in der Lage zu sein, zum: pouvoir ne pas, in der Lage zu sein nicht zu.72
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Est-ce le possible ou le contingent ?
Ist dies das Mögliche oder das Zufällige?
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Mais ce qu’il y a de certain, c’est que si vous voulez faire la route contraire, ce que vous trouvez c’est pouvoir ne pas pouvoir, c’est-à-dire que ça conjoint l’improbable, le caduc, de ceci qui peut arriver, à savoir, non pas que cet impossible auquel on retournerait en bouclant la boucle, mais tout simplement l’impuissance.
Folgendes jedoch ist sicher: Wenn Sie die Gegenrichtung einschlagen wollen, finden Sie dies: pouvoir ne pas pouvoir, in der Lage zu sein nicht in der Lage zu sein, das heißt, dass es das Unwahrscheinliche, das Unwirksame vereint, von dem her, was geschehen kann, also nicht das Unmögliche, zu dem man zurückkommen würde, indem man die Schleife schließt, sondern ganz einfach das Unvermögen.73
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Ceci simplement pour indiquer, en frontispice, le deuxième champ des questions à ouvrir.
Dies einfach, um auf der Titelseite das zweite Feld der aufzuwerfenden Fragen anzuzeigen.
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Le troisième terme, c’est la négation.
Der dritte Terminus ist die Negation.
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Est-ce que déjà il ne vous semble pas – bien que ce que j’ai ici écrit de ce qui le complète dans les formules, l’année dernière déjà notées au tableau [schreibt an die Tafel] : ∃x Φx, c’est à savoir qu’il y a deux formes tout à fait différentes de négation possibles, presseties déjà par les grammairiens.74
Scheint Ihnen nicht bereits – auch wenn das, was ich hier von dem geschrieben habe, wodurch es in den Formeln vervollständigt wird, die letztes Jahr bereits an der Tafel notiert wurden [schreibt an die Tafel]: ∃x Φx –, scheint Ihnen nicht bereits, dass es zwei ganz unterschiedliche mögliche Formen der Negation gibt, die von den Grammatikern bereits erahnt wurden?75
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Mais à la vérité, comme c’était dans une grammaire qui prétendait aller des mots à la pensée … c’est tout dire : l’embarquement dans la sémantique, c’est le naufrage assuré !
Aber in Wahrheit, da dies in einer Grammatik war, die vorgab, von den Worten zum Denken zu gehen, sagt das alles – die Einschiffung in die Semantik, das ist der garantierte Schiffbruch.76
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La distinction pourtant faite de la forclusion et de la discordance est à rappeler à l’entrée de ce que nous ferons cette année.
An die [darin] getroffene Unterscheidung zwischen Verwerfung und Diskordanz ist jedoch zu Beginn dessen, was wir in diesem Jahr tun werden, zu erinnern.77
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Encore faut-il que je précise – et ce sera l’objet des entretiens qui suivront, de donner à chacun de ces chapitres le développement qui convient – la forclusion ne saurait… comme le disent Damourette et Pichon …être liée en soi-même au pas, au point, au goutte, au mie ou à quelques-uns des autres de ces accessoires qui paraissent le supporter dans le français.
Ich muss allerdings präzisieren – und es wird Gegenstand der folgenden Gespräche sein, jedem dieser Kapitel die angemessene Ausarbeitung zu geben –, die Verwerfung könnte nicht, wie Damourette und Pichon sagen, von sich aus mit pas verbunden werden, mit point, mit goutte, mit mie oder mit irgendwelchen anderen von diesen Zusätzen, die sie im Französischen zu stützen scheinen.78
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Néanmoins, il est à remarquer que ce qui va contre, c’est notre – précisément – pastous.
Gleichwohl ist zu beachten, dass das, was in die entgegengesetzte Richtung geht, unser nichtalle ist, eben dies.
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Notre pastous, c’est la discordance.
Unser nichtalle ist die Diskordanz.79
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Mais qu’est-ce que c’est que la forclusion ?
Aber was ist die Verwerfung?
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Assurément, elle est à placer dans un registre différent de celui de la discordance.
Sicherlich ist sie in einem Register zu verorten, das sich von dem der Diskordanz unterscheidet.
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Elle est à placer au point où nous avons écrit le terme dit de la fonction.
Sie ist an dem Punkt zu verorten, wo wir den Term geschrieben haben, der als Funktion bezeichnet wird.80
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Ici se formule l’importance du dire.
Hier wird die Wichtigkeit des Sagens formuliert, des dire.
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Il n’est de forclusion que du dire.
Verwerfung gibt es nur in Bezug auf das Sagen.81
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Que de ce quelque chose qui existe – l’existence étant déjà promue à ce qu’assurément il nous faut lui donner de statut – que quelque chose puisse être dit ou non, c’est de cela qu’il s’agit dans la forclusion.
Ob über das Etwas, das existiert – wobei es mit der Existenz bereits so weit ist, dass wir ihr sicherlich einen Status verleihen müssen –, ob darüber etwas gesagt werden kann oder nicht, darum geht es in der Verwerfung.82
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Et de ce que quelque chose n’en puisse être dit, assurément, il ne saurait être conclu qu’une question sur le réel.
Und daraus, dass darüber etwas nicht gesagt werden kann, könnte sicherlich nur eine Frage über das Reale gefolgert werden.83
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Pour l’instant la fonction Φx, telle que je l’ai écrite, ne veut dire que ceci : que pour tout ce qu’il en est de l’être parlant, le rapport sexuel fait |{23} question.
Im Augenblick bedeutet die Funktion Φx, wie ich sie geschrieben habe, nur dies, dass das sexuelle Verhältnis für alles, worum es beim sprechenden Wesen geht, Fragen aufwirft.
..
C’est bien là toute notre expérience, je veux dire le minimum que nous puissions en tirer.
Das ist hier ja unsere gesamte Erfahrung, ich meine das Minimum, das wir aus ihr herausziehen könnten.
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Qu’à cette question, |[13] comme à toute question – il n’y aurait pas de question s’il n’y avait de réponse – que les modes sous lesquels cette question se pose, c’est-à-dire les réponses, ce soit précisément ce qu’il s’agit d’écrire dans cette fonction.
Dass auf diese Frage, wie auf jede Frage – es gäbe keine Frage, wenn es keine Antwort gäbe –, dass die Modi, in denen diese Frage sich stellt, also die Antworten --; das wäre genau das, was in dieser Funktion geschrieben werden soll.
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C’est là ce qui va nous permettre sans aucun doute de faire jonction entre ce qui s’est élaboré de la logique et ce qui peut, sur le principe – considéré comme effet du réel – sur le principe qu’il n’est pas possible d’écrire le rapport sexuel, sur ce principe même de fonder ce qu’il en est de la fonction, de la fonction qui règle tout ce qu’il en est de notre expérience, en ceci qu’à faire question, le rapport sexuel… qui n’est pas, en ce sens qu’on ne peut l’écrire …ce rapport sexuel détermine tout ce qui s’élabore d’un discours dont la nature est d’être un discours rompu.
Das wird es uns sicherlich ermöglichen, eine Verbindung herzustellen zwischen dem, was von der Logik ausgearbeitet wurde, und dem, was auf das Prinzip – als Effekt des Realen angesehen –, was auf das Prinzip, dass es nicht möglich ist, das sexuelle Verhältnis zu schreiben, was auf dieses Prinzip gegründet werden kann, nämlich das, worum es bei der Funktion geht, bei der Funktion, die alles regelt, worauf sich unsere Erfahrung bezieht, insofern das sexuelle Verhältnis, indem es Fragen aufwirft – das sexuelle Verhältnis, das insofern nicht ist, als man es nicht schreiben kann –, insofern dieses sexuelle Verhältnis alles determiniert, was von einem Diskurs elaboriert wird, der seiner Natur nach ein gebrochener Diskurs ist.
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Zusammenfassung in Thesen
Zusammenfassung von Rolf Nemitz.
Einfügungen in eckigen Klammern: Zusätze von RN.
In runden Klammern die Seiten der Miller-Ausgabe.
Es gibt kein sexuelles Verhältnis
– Im Seminartitel „… ou pire“ („… oder schlimmer„ / „… oder schlechter“) markieren die drei Punkte eine Leerstelle. Sie betonen also, wie wichtig die Leerstelle ist. Die Leerstelle ist vielleicht die einzige Art und Weise, mithilfe der Sprache etwas zu sagen. Sie ermöglicht es, in die Natur der Sprache einzudringen, nicht zuletzt, seit die Logik den Begriff der Variablen produziert hat, die in einem Bezug zur Wahrheit steht. [Lacan versteht die Logik als eine Untersuchung der Sprache. Die von Frege und Peirce begründete Quantorenlogik begreift Aussagen als Ausdrücke mit Leerstellen, die durch ein Argument ausgefüllt werden, sodass ein Ausdruck entsteht, das wahr oder falsch ist, d.h. eine Aussage. In den Formeln der Sexuierung wird die Leerstelle durch den Buchstaben x repräsentiert.] (12)
– Wofür stehen die drei Punkte im Seminartitel? Für un dire („ein Sagen“), und zwar für das Sagen von „Es gibt kein sexuelles Verhältnis“, das er in Seminar 16 zum ersten Mal vorgebracht hatte, in der Sitzung vom 12. März 1969, dann wieder in den Seminaren 17 und 18 sowie in Radiophonie (1970). (12)
-- [Vorläufer war der Satz „Es gibt keinen sexuellen Akt“, zuerst in Seminar 14, Die Logik des Phantasmas, in der Sitzung vom 12. April 1967.]
– Wenn man die Leerstelle des Seminartitels ausfüllt, erhält man also Un dire ou pire; damit ist gemeint: Entweder gibt es das Sagen von „Es gibt kein sexuelles Verhältnis“ oder schlimmer, anders gesagt, wenn man sich davon entfernt, kann man nur Schlechteres sagen. (12)
– „Es gibt kein sexuelles Verhältnis“ wird hier als Wahrheit behauptet. Die Wahrheit kann man jedoch nur halbsagen [diese Sentenz findet man zuerst in Seminar 17]. (12)
– „Es gibt kein sexuelles Verhältnis“ bedeutet: Das Geschlecht (sexe) definiert kein Verhältnis. (13)
– Das sexuelle Verhältnis wird eingesetzt durch eine Art Fiktion, die sich Ehe nennt. Psychoanalytiker sollten sich zur Ehe sagen: Mögen die beiden damit zurechtkommen wie sie können. Wenn Psychoanalytiker den Schutzengel der Eheleute spielen, liegt das daran, dass sie nicht mitbekommen haben, dass es kein sexuelles Verhältnis gibt. (18)
–– [Eine praktische Stoßrichtung des Satzes „Es gibt kein sexuelles Verhältnis“ ist demnach: Psychoanalytiker sollten nicht die Schutzengel der Ehe spielen.]
– Es gibt kein sexuelles Verhältnis, es gibt jedoch die Liaison, und die Abwesenheit des sexuellen Verhältnisses liefert ihr die Bedingungen. Aufgrund der Abwesenheit des sexuellen Verhältnisses ist in den Liaisons schöpferische Unruhe notwendig. (19)
Unterschiede im Verhalten von kleinen Mädchen und kleinen Jungen
– Lacan bestreit nicht, wie er sagt, die Unterschiede im Verhalten von kleinen Mädchen und kleinen Jungen. Diese Unterschiede kommen dadurch zustande, dass man das Verhalten von Mädchen und Jungen nach Kriterien beurteilt, die in Abhängigkeit von der Sprache gebildet werden, und das heißt, in Abhängigkeit vom Kastrationskomplex.(16)
– Wenn Jungen und Mädchen nicht diesen Kriterien entsprechen, wird man beispielsweise über ein Mädchen sagen, an ihm ist ein Junge verloren gegangen und wird das als ein Supplement an Weiblichkeit deuten. (16)
– Mädchen und Jungen werden unterschieden, es sind nicht sie selbst, die sich unterscheiden. Sie selbst verwerfen diese Unterscheidung, und zwar durch alle möglichen Identifizierungen. (16)
–– [Jungen identifizieren sich nicht nur mit dem Vater, sondern auch mit der Mutter, für Mädchen gilt das Entsprechende.]
Phallus: der Penis als Organ, als Instrument, als Signifikant
– Einen Zugang zum anderen Geschlecht hat man um den Preis der „kleinen Differenz“, des „kleinen Unterschieds“. (17) [Wohl im Sinne der Differenz mit/ohne Penis.]
– Der „kleine Unterschied“ wird schon früh [durch die Sprache] als Organ herausgelöst, d.h. als Instrument [entsprechend der Etymologie von griechisch organon, „Werkzeug“]. Ein Tier hat keine Vorstellung davon, dass es Organe hat [der Bezug auf den „kleinen Unterschied“ ist an die Sprache gebunden]. (13)
–– [Das heißt vielleicht: Die Unterscheidung der Geschlechter stützt sich schon früh auf die Differenz mit/ohne Penis.]
– Der Ruf „Ein Hoch auf den kleinen Unterschied!“ [in einer Novelle von Maupassant] ist komisch. Das ist ein Hinweis darauf, dass der „kleine Unterschied“ in einer Beziehung zum Unbewussten steht – ohne das Unbewusste gäbe es keinen Witz [wie Freud gezeigt hat]. (13)
– Die kleine Differenz geht auf trügerische Weise ins Reale über, wenn das [Penis-]Organ aufhört, für ein Instrument bzw. Werkzeug gehalten zu werden. Dabei zeigt sich, dass ein Organ nur dadurch ein Instrument ist, dass es ein Signifikant ist. Der Irrtum des Transsexuellen besteht darin, dass er nicht sieht, dass der Signifikant die Jouissance ist und der Phallus nur ihr Signifikat. [Mit Geneviève Morel: Das Kind fragt sich nach der Bedeutung der Jouissance der Mutter, womit die Jouissance zum Signifikanten wird; es ahnt, dass diese Jouissance sich auf den Phallus richtet.] Der Transsexuelle will durch den sexuellen Diskurs nicht mehr Phallus-Signifikat sein, er will den sexuellen Diskurs durch Chirurgie erzwingen [das könnte heißen: Er will nicht mehr der von der Mutter begehrte Phallus sein und um diese Position zu verlassen, will er sich in der Opposition männlich/weiblich verorten.]. Der sexuelle Diskurs ist jedoch unmöglich, er ist Durchgang des Realen [das Reale ist das Unmögliche]. (17)
– Der Phallus ist das hauptsächliche globale Signifikat. (18)
– Einzig die Homosexuelle stützt mit völliger Sicherheit den sexuellen Diskurs [der jedoch unmöglich ist]. Sie hält [anders als der Transsexuelle] den Phallus nicht für einen Signifikanten, der etwas bedeutet. Deshalb ist sie in Bezug auf die weibliche Jouissance blind, dafür nämlich, dass die Frau nur in einer Abwesenheit zu genießen vermag. Die Homosexuelle hingegen ist in dem, was ihr an Jouissance bleibt, nicht abwesend [? Insofern, als sie weitaus häufiger zum Orgasmus kommt als eine Heterosexuelle?]. Das macht ihr den Liebesdiskurs leicht, amputiert für sie jedoch aus dem psychoanalytischen Diskurs, schließt sie aus diesem Diskurs aus, den sie nur eben stammeln kann [?Insofern, als dieser Diskurs sich um eine fehlende Jouissance dreht, um das Objekt a bzw. die Mehrlust?]. (17-18)
Diskurs
– Das, was einen Diskurs ausmacht, ist das Reale, das durch ihn hindurchgeht, das Loch des Systems. (14)
– Das Reale geht durch Sie hindurch, es macht Sie platt. (14)
– Im Diskurs [des Analytikers] geht es um das Verhältnis des Unbewussten zur Wahrheit [S2 (Wissen, Unbewusstes) am Platz unten links, Platz der Wahrheit]. (15)
– Der Diskurs des Analytikers reduziert das Schurkentum auf die Dummheit. (14-15)
Eine neue Logik
– In diesem Seminar geht es um die Erkundung einer neuen Logik, einer Logik, die davon ausgeht, dass eine befriedigende Formulierung des [sexuellen] Verhältnisses nicht möglich ist (19 f.), dass man das sexuelle Verhältnis nicht schreiben kann. (23)
– Das Prinzip, dass man das sexuelle Verhältnis nicht schreiben kann, ist ein Effekt des Realen. (23)
– Dass man das sexuelle Verhältnis nicht schreiben kann, determiniert alles, was von einem Diskurs elaboriert wird, der seiner Natur nach ein gebrochener Diskurs ist [womit vermutlich der Diskurs des Analytikers gemeint ist]. (23)
– Dabei soll etwas von dem aufgegriffen werden, was es in der logischen Erkundung der Sprache an Realem gibt [nicht zuletzt der Gödelsche Unvollständigkeitssatz]. Durch dieses Reale werden die Sprache und der Diskurs determiniert. Die Determination von Sprache und Diskurs durch das Reale entspricht der psychoanalytischen Erfahrung, auf bestimmten, noch zu erfindenden Linien [mit den „zu erfindenden Linien“ dürften die Formeln der Sexuierung gemeint sein]. (20)
– Wenn es um Logik geht, arbeitet man mit der Fiktion, dass es eine Metasprache gibt, also die Logik, die sich auf den Alltagsdiskurs als Objektsprache bezieht. Tatsächlich ist jedoch die Sprache – der Alltagsdiskurs – die Metasprache, denn nur durch die Sprache kann die Aufteilung in logische Metasprache und Objektsprache überhaupt erst eingerichtet werden. (12)
– Eine gute Theorie würde den Weg bahnen, auf dem das Unbewusste bislang darauf reduziert war zu insistieren. Das müsste es nicht mehr tun, wenn der Weg gut gebahnt wäre, womit jedoch nicht alles gelöst wäre. (15)
– Die Theorie sollte Leichtigkeit geben und müsste dafür selbst leicht sein, sodass es gar nicht so aussieht, als ob sie daran [an das Unbewusste?] rührt. (15, 20)
– Die Formeln, die Lacan im Seminar ausarbeiten wird, stützen sich auf die Prädikatenlogik, auch Quantorenlogik genannt, und damit auf die Strukturierung der Aussage als Verbindung von Funktion und Leerstelle (bzw. Variable), wobei an der Leerstelle ein Argument eingesetzt wird, wodurch die Aussage wahr oder falsch wird. Die Leerstelle bzw. Variable wird mit einem Quantor verstehen wird. (14)
–– [Die Funktion wird in Lacans Formeln mit Φ bezeichnet, die Leerstelle bzw. Variable als x, die Quantoren sind ∃ und ∀.]
– In den Formeln, die in diesem Seminar entwickelt werden sollen, ist Φx die Funktion und darin x die Jouissance. Φx ist die Funktion, die den Zugang zum sexuellen Verhältnis unmöglich macht [sie bezieht sich also auf das Reale]. (20-21)
– In der aktuellen Sitzung bedeutet Φx erst einmal nur, dass das sexuelle Verhältnis für die sprechenden Wesen Fragen aufwirft. (22-23)
– Aus der Ausarbeitung der Logik sind drei Register hervorgegangen, um die sich in diesem Seminar Lacans Bemühungen drehen werden: der Prosdiorismus [Quantor], die Modalität und die Negation. (20-22)
– Die ersten Schritte der von Aristoteles gegründeten formalen Logik gingen aus von den Prosdiorismen, d.h. von den Termen „einige“ und „alle“ (statt „alle“ auch „jeder“, „jede“, „jedes“), die später als Quantoren“ ausgearbeitet wurden. (13 f.)
–– [Die Quantoren werden symbolisiert durch ∃ und ∀. ∃ ist zu lesen als „es existiert mindestens ein“; ∀ ist zu lesen als „für alle gilt“.]
– Zu den Prosdiiorismen gehört das von Lacan in Seminar 18 eingeführte „nicht-alle“ [] sowie das „es existiert“ [statt „einige“], $. (20-21)
– Damit die Irrtümer etwas vortäuschen können, indem sie das Natürliche stützen, gilt, muss es unter ihnen mindestens einen Irrtum geben, denjenigen, den die Hysterikerin fordert, wie Lacan, er erinnert daran, in Seminar 18 ausgeführt hatte. [Anspielung auf den Existenzquantor, „Es gibt mindestens ein“. In den Formeln der Sexuierung, die in einer späteren Sitzung vorgestellt werden, entspricht dies der Formel oben links, : Es soll mindestens einen geben, der nicht der phallischen Funktion unterliegt bzw. der nicht kastriert ist.] (15)
– Das „es existiert“ ist in dem Sinne zu verstehen, wie eine Zahl existiert, durch die eine Gleichung erfüllt wird. Allerdings ist die Existenzweise einer Zahl nicht das, wodurch für uns gesichert werden kann, worum es beim Prosdiorismus „einige“ geht. (21)
–– [Möglicherweise ist gemeint: Um den Status von „Es existiert“ zu klären, müssen wir von der Zahl zur Menge übergehen; zumindest ist dies der Weg, den Lacan in diesem Seminar einschlagen wird.]
– Eine Zahl gehört zum Realen. Dies ist ein besonderes Reales, bei dem die Handhabung der Wahrheit dazu führt, dass die Logik Fortschritte macht. (21)
– „Jedes Tier, das Scheren hat, masturbiert nicht“, dieser Satz führt versteckt das Nicht-alle ein, wenn man ihn nämlich so umformt: „Nicht jedes Tier, das Scheren hat, masturbiert“. (13)
– Diesem Nicht-alle ist die aristotelische Logik ausgewichen. (13)
– Nicht-alle bedeutet nicht „kein“. (14)
– [Zur Existenz:] Damit die anderen etwas vortäuschen können, muss es hommoinzune (erreur) geben, „mindestens einen“ Irrtum [der bestimmte Kriterien erfüllt]. (16)
– Mit dem alle [und mit dem es existiert mindestens ein] wird die Leerstelle [x] eingesetzt [was dann ∀x (und ∃x ergibt]; die Verbindung wird als „gebundene Variable“ bezeichnet. (12, 14)
– Aristoteles kennt vier Modalitäten: das Mögliche, das Unmögliche, das Notwendige und das Zufällige.
–– Beim Notwendigen geht es um ne pas pouvoir ne pas (nicht in der Lage zu sein, nicht zu).
–– Das Unmögliche ist ne pas pouvoir (nicht in der Lage zu sein).
–– Hingegen ist pouvoir ne pas pouvoir (in der Lage zu sein nicht in der Lage zu sein) das Unvermögen. (21-22)
– Negation: Es gibt zwei Formen der Negation- Das wurde von den Grammatikern [Damourette und Pichon] erahnt, sie bezeichnen in der Negationsklammer ne – pas das ne als diskordantielle Negation und das pas als verwerfende Negation. In einer quantorenlogischen Aussage ist die diskordantielle Negation das nicht in „nichtalle“ [wohl allgemeiner: die Negation des Quantors, , ], die verwerfende Negation ist hier die Negation der Funktion [also die Negation von Φx]. (22)
– Verwerfung gibt es nur vom Sagen (dire); bei der Verwerfung geht es darum, ob etwas gesagt werden kann oder nicht gesagt werden kann, und daraus lässt sich nur eine Frage über das Reale folgern. (22)
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Sekundärliteratur zum Seminar „… oder schlimmer“
Badiou, Alain; Roudinesco, Élisabeth: Jacques Lacan. Gestern, heute. Ein Dialog. Übersetzt von Thomas Wäckerle. Turia und Kant, Wien 2013 (mehrere Bezugnahme auf das Seminar „… oder schlimmer“ im zweiten Dialog, „Die Unordnung denken“)
Brunschwig, Jacques: La proposition particulière et la preuve de non-concluance chez Aristote. In: Cahier pour l’Analyse, vol. 10 (hiver 1969), S. 3–26, im Internet hier, englische Zusammenfassung hier
Cadeau, Marie-Charlotte: Petite introduction à la lecture d‘« Ou pire ». Séminaire XIX de J. Lacan, 1971-1972, Platon lacanien. In : La revue lacanienne 2007/2 (n° 2), S. 103–105, im Internet hier
Darmon, Marc: Note sur le μὴ παντες. Hommage à la mémoire de Jacques Brunschwig (2010). Auf der Website der Association lacanienne internationale, www.freud-lacan.com, Dossier Topologie, hier
Fierens, Christian: Le dire de pastout. De „… ou pire“ à „L’étourdit“. Pour une clinique inouïe. In: Essaim, Nr. 22, 2009, S. 65–79, im Internet hier
Le Gaufey, Guy: Le Pastout de Lacan. Consistance logique, conséquences cliniques. EPEL, Paris 2006
Porge, Erik: Le mêmeté de la différence. In: Ders.: La sublimation, une érotique pour la psychanalyse. Érès, Toulouse 2018, Kapitel XII, S. 177–186 (über „Y a d’l’Un“ in Seminar 19)
Simonney, Dominique: [Séminaire] IX. … ou pire. In: Moustapha Safouan (Hg.): Lacaniana. Les séminaires de Jacques lacan. Livre II. 1964–1979. Fayard, Paris 2005, S. 253–278
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- Regula Schindler: Ein Liebesbrief Lacans an die Frauen. Die Logik des pas-tout / nicht-ganz, nicht-alle
- Die Formeln der Sexuierung
Anmerkungen
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Vgl. Jacques Lacan: … or Worse. The Seminar of Jacques Lacan, Book XIX. Edited by Jacques-Alain Miller. Translated by Adrian R. Price. Polity Press, Cambridge (UK) 2018.
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Das Erstellungsdatum einer PDF-Datei findet man im Adobe Acrobat Reader DC Version 2015 unter Datei > Eigenschaften > Beschreibung > Erstellt am.
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Adverbiale Verwendung von schlimmer: „das ist schlimmer“; adjektivische Verwendung: „das schlimmere Ergebnis“.
Adrian Price: „Von Grammatikern wird pire ganz streng als Adjektiv klassifiziert. Das entsprechende Adverb ist pis und der Kompoarativ plus mal. Da pis zumehmend veraltet, hat die irrtümliche adverbiale Verwendung von pire jedoch zugenommen.“ (Jacques Lacan: … or Worse. The Seminar of Jacques Lacan, Book XIX. Edited by Jacques-Alain Miller. Translated by Adrian R. Price. Polity Press, Cambridge (UK) 2018, Anmerkungen des Übersetzers, S. 233, Anm. 1.)
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Adrian Price merkt in seiner englischen Übersetzung des Seminars hierzu an, dass Lacan sich mit disjoint möglicherweise auf den Begriff „adverbe disjoint“ bezieht, für Adverbien, mit denen ein Sprecher sein Verhältnis zu seiner eigenen Aussage charakterisiert; solche Ausdrücke heißen modalisateur (vgl. Price, a.a.O., S. 233 Anm. 1). Ein Beispiel wäre „Hoffentlich regnet es bald.“ Im Deutschen heißen solche Adverbien „Satzadverbien“.
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Lacan spielt auf den Begriff der Funktion im Sinne von Gottlob Frege an, auf den er sich in diesem Seminar dann für das Konzept der „phallischen Funktion“ stützen wird. Dabei geht es um die Struktur einer Aussage (in der Logik versteht man unter einer Aussage einen Ausdruck, der dadurch gekennzeichnet ist, dass er wahr oder falsch ist). In der Begriffsschrift (1879, § 9) hatte Frege eine neuartige Konzeption der Aussage vorgestellt, die für die moderne Logik bestimmend sein sollte (vgl. auch G. Frege: Funktion und Begriff (1891). In: Ders.: Funktion, Begriff, Bedeutung. Hg. v. G. Patzig. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1986, S. 18–39). Demnach setzt sich eine Aussage zusammen aus einer Funktion und einem Argument.
Unter einer Funktion versteht er einen Ausdruck mit einer Leerstelle, etwa „… ist die Hauptstadt von Deutschland“; ein solcher Ausdruck ist weder wahr noch falsch, also keine Aussage. An der Leerstelle können Ausdrücke wie „Berlin“ oder „Paris“ oder „Peking“ usw. eingefügt werden; wenn man das tut, erhält man Aussagen.
Frege bezeichnet den Terminus, durch den der Ausdruck mit Leerstelle – also die Funktion – in eine Aussage verwandelt wird, als „Argument“. Füge ich „Berlin“ als Argument ein, erhalte ich eine Aussage mit dem Wahrheitswert „wahr“, verwende ich „Paris“, hat die Aussage den Wahrheitswert „falsch“.
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An der Stelle des Arguments könnten entweder Individuenkonstanten eingesetzt werden (wie „Berlin“ oder „Paris“) oder eine Variable mit Quantor, d.h. eine „quantifizierte Variable“. Beispielsweise: „Es existiert mindestens ein x, für das gilt, dass es ein sprechendes Wesen ist“ oder „Für alle x gilt, dass sie sprechende Wesen sind“. „x“ ist hier die Variable, „es existiert mindestens ein“ und „Für alle“ sind die Quantoren.
Die Variable wird mit x bezeichnet, der Quantor mit ∃ („es existiert mindestens ein“) oder mit ∀ („für alle“) und wird vorangestellt, das ergibt dann ∃x („es gibt mindestens ein x, für das gilt …“) oder ∀x („für alle x gilt …).
Die Variable stützt einen Wahrheitsbezug: Ein Ausdruck mit Leerstelle (also eine Funktion) ist weder wahr noch falsch. Dadurch, dass an der Stelle der Leerstelle ein Argument eingefügt wird, entsteht eine Aussage mit einem Wahrheitwert, d.h. eine Aussage, die entweder wahr oder falsch ist. Das gilt auch, wenn eine Variable als Argument fungiert: sie sorgt dafür, dass der Ausdruck wahr oder falsch ist.
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Gebundene oder quantifizierte Variablen entsprechen Wörtern wie „etwas“, „alles“ oder „nichts“ (vgl. Willard Van Orman Quine: Was es gibt (1948). In: Ders.: Von einem logischen Standpunkt aus. Übersetzt von Peter Bosch. Ullstein, Frankfurt am Main u.a. 1979, S. 9–25, hier: S. 14).
In der Schreibweise der Quantorenlogik ist eine gebundene Variable eine Variable mit einem Quantor, also ∃x oder ∀x.
Variable apparente, wörtlich „scheinbare Variable“. Die Terminologie „scheinbare“ versus „reale“ Variablen geht auf Peano zurück; sie wurde weitgehend ersetzt durch Hilberts Opposition zwischen „freien“ und „gebundenen Variablen“ (vgl. Price-Übersetzung, a.a.O., S. 233 Anm. 2).
Lacan ist hier also, indirekt, bei der Erläuterung der Formeln der Sexuierung: das x darin ist eine gebundene Variable. Eine Variable: die eine Leerstelle markiert; eine gebundene Variable: mit einem Quantor verbunden.
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Die gebundene Variable wird dort eingesetzt, wo in der Funktion die Leerstelle ist. Beispielsweise beruht „Es existiert mindestens ein x, das Hauptstadt von Deutschland ist“ auf „___ ist Hauptstadt von Deutschland“.
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Die Frage der Metasprache beschäftigt Lacan seit Seminar 3 von 1955/56, Die Psychosen (Sitzung vom 2. Mai 1956, vgl. Version Miller/Turnheim S. 260).
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Die Sentenz „Es gibt keine Metasprache“ findet man zuerst in Seminar 5 von 1957/58, Die Bildungen des Unbewussten. Hier heißt es:
„Lassen Sie mich Ihnen ebenfalls im Vorübergehen sagen, daß der Begriff Metasprache sehr häufig auf unangemessenste Weise verwandt wird, um so mehr, eben weil man dieses hier verkennt – entweder hat die Metasprache formale Anforderungen solcher Art, daß sie das gesamte Phänomen einer Strukturierung, in der sie ihren Ort finden soll, entstellen oder aber die Metasprache selbst bewahrt die Ambiguitäten der Sprache. Anders gesagt, es gibt keine Metasprache, es gibt Formalisierungen – entweder auf der Ebene der Logik oder auf der Ebene dieser Signifikantenstruktur, deren autonome Ebene ich Ihnen freizulegen versuche. Es gibt keine Metasprache im Sinne beispielsweise einer vollkommenen Mathematisierung des Phänomens der Sprache und dies genau deshalb, weil es kein Mittel gibt, über das hinaus zu formalisieren, was als ursprüngliche Struktur der Sprache gegeben ist. Nichtsdestoweniger ist diese Formalisierung nicht nur einzufordern, sondern ist sie auch notwendig.“ (Sitzung vom 27. November 1957; Version Miller/Gondek, S. 86, Übersetzung geändert)
Bertrand Russell hatte entdeckt, dass Freges Projekt einer mengentheoretischen Fundierung der Mathematik zu einer Paradoxie führt, der sogenannten Russellschen Antinomie (The principles of mathematics, 1903). Zur Vermeidung der Antinomie wurde die Unterscheidung von Metasprache und Objektsprache eingeführt, 1934 von Rudolf Carnap und 1935 von Alfred Tarski.
(Vgl. R. Carnap: Logische Syntax der Sprache. Springer, Wien 1934, Teil IV A.– A. Tarski: Der Wahrheitsbegriff in den formalisierten Sprachen (1935). In: Karel Berka und Lothar Kreiser (Hg.): Logik-Texte. Kommentierte Auswahl zur Geschichte der modernen Logik. Akademie-Verlag, Berlin 1983, S. 445–546).Tarski hatte Kontakte zum Wiener Kreis und damit zum logischen Positivismus. Das Konzept der Metaspache stützt sich auf Russells Idee einer unendlichen Hierarchie von Sprachebenen.
Heideggers Kritik der Metasprache in Das Wesen der Sprache ist später als Lacans erste Kritik (vgl. M. Heidegger: Das Wesen der Sprache. In: Ders.: Unterwegs zur Sprache. Neske, Stuttgart 1959, S. 157–216, hier: S. 160; Vortrag vom 4. Dezember 1957, der 1959 zuerst veröffentlicht wurde).
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Gemeint ist vielleicht (sehr vielleicht): Die Formel „Es gibt keine Metasprache“ bestreitet, dass es eine Diskordanz zwischen zwei getrennten Spachebenen gibt, der Objektsprache und der Metasprache.
Zugleich nimmt Lacan hier die Unterscheidung zwischen der verwerfenden und der diskordantiellen Negation vorweg, auf die er am Ende dieser Sitzung ausführlicher zu sprechen kommt.
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Möglicherweise ist gemeint: Wenn man das Verb tilgt, hat man es nicht mehr mit einem Ausdruck zu tun, der wahr oder falsch ist, nicht mehr mit einer Aussage im Sinne der Logik.
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Wenn man den Buchstaben p um 180 Grad dreht, erhält man den Buchstaben d.
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Im Hintergrund steht die Begriffsopposition von „Sagen“ (dire) und „Gesagtem“ (dit). Ein Beispiel für das „Sagen“ wäre demnach das Sagen der Aussage „Es gibt kein sexuelles Verhältnis“.
In Seminar 15 von 1967/68, Der psychoanalytische Akt, hieß es,
„dass der Akt selbst, seiner eigenen Dimension nach, ein Sagen ist“.
(Sitzung vom 17. Januar 1968, meine Übersetzung nach Version Staferla)
Das Begriffspaar Sagen – Gesagtes hatte lacan zum ersten Mal nur wenige Tage zuvor verwendet, in den Vorlesungen Das Wissen des Psychoanalytikers, dort in der Sitzung vom 2. Dezember 1971:
„ …ce qui est dit est de fait, du fait de le dire.“
„Was gesagt ist, ist de facto, aus der Tat, es zu sagen.“
(J. Lacan: Ich spreche zu den Wänden. Gespräche aus der Kapelle von Sainte-Anne. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2013, S. 64)
Die Opposition Sagen versus Gesagtes wird in den letzten Sitzungen des laufenden Seminars weiter ausgearbeitet (Seminar 19, Sitzungen vom 14. und vom 21. Juni 1971). In der Sitzung vom 14. Juni 1971 steht folgender Satz an der Tafel:
„Dass man sagt (qu’on dise), als Tatsache, bleibt vergessen hinter dem, was gesagt wird, in dem, was verstanden wird.“
Der Satz wird am 14. Juni 1971 nicht kommentiert. In der Sitzung vom 21. Juni 1971 steht er ein weiteres Mal an der Tafel und wird während der Sitzung von Lacan auch erläutert. In Lacans Aufsatz L’étourdit (geschrieben 1972, veröffentlicht 1973) wird dieser Satz eine Schlüsselrolle spielen, vgl. die Übersetzung von Max Kleiner hier.
Für den Begriff des Sagens hat Lacan sich möglicherweise von Heidegger anregen lassen. Heidegger schreibt:
„Das Sagen des Dichters ist Stiftung nicht nur im Sinne der freien Schenkung, sondern zugleich im Sinne der festen Gründung des menschlichen Daseins auf seinen Grund.“
(M. Heidegger: Hölderlin und das Wesen der Dichtung (1936), in: Ders.: Erläuterungen zu Hölderlins Dichtung. Klostermann, Frankfurt am Main 1981 (= Gesamtausgabe, Bd. 4), S. 41 f.)
Die These, dass das Sagen hinter dem Gesagten vergessen wird, findet man später, nämlich 1974, auch bei Emmanuel Lévinas. In Autrement qu’étre ou au-delà de l’essence gibt es ein Kapitel „Le dire et le dit“, das so beginnt:
„L’identité des etants renvoie à un dire, téléologiquement tourné vers le kerygme du dit, s’y absorbant au point de s’y faire oublier […].“
(Nijhoff, Den Haag 1974, S. 47)
„Die Identität der Seienden verweist auf ein Sagen, das teleologisch auf das Kerygma des Gesagten ausgerichtet ist und davon so sehr absorbiert wird, dass es darin zum Vergessen gebracht wird […].“
(Meine Übersetzung, vgl. E.L.: Jenseits des Seins oder anders als Sein geschieht. Übers. v. Thomas Wiemer. Alber, Freiburg i.Br. 1998, S. 93)
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Das ergibt „Ein Sagen (nämlich ‚Es gibt kein sexuelles Verhältnis‘) oder schlimmer“. Sagen ist gewissermaßen eines der möglichen Argumente, womöglich das, welches den Wahrheitswert „wahr“ erzeugt. Falls das stimmt, unterstellt Lacan, dass der Ausdruck Un dire ou pire – „Ein Sagen oder schlimmer“ – als Aussage aufgefasst werden kann, die einen Wahrheitswert hat, die also wahr oder falsch ist. Nun ist „Ein Sagen oder schlimmer“ aber weder wahr noch falsch, also keine Aussage. Offenbar möchte Lacan den Ausdruck „Ein Sagen oder schlimmer“ als abgekürzte Redeweise für eine Aussage verstanden wissen. Für welche? Die Antwort gibt der nächste Satz.
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„… oder schlimmer“ steht also für „Sie werden sagen ‚Es gibt kein sexuelles Verhältnis‘ oder Sie werden nur Schlimmeres sagen“.
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Die Aussage lautet demnach: „Es muss zu einem Sagen der folgenden Wahrheit kommen: »Es gibt kein sexuelles Verhältnis« oder Sie werden nur Schlimmeres sagen.“
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Das Diktum, dass die Wahrheit nur in einem Halbsagen geäußert werden kann, bringt Lacan zuerst in Seminar 17 von 1969/70 vor, Die Kehrseite der Psychoanalyse (Sitzung vom 11. März 1970, Version Miller S. 118). Vgl. in diesem Blog den Artikel „Die Wahrheit lässt sich nur halbsagen“.
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Das Sagen von „Es gibt kein sexuelles Verhältnis“ ist das kleinere Übel.
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Anspielung auf Maupassants Novelle Sur l’eau (1876, zunächst unter dem Titel En canot). Darin gibt es den folgenden Dialog:
« “En résumé, messieurs, elle est bien petite la différence qui distingue l’homme de la femme.”
Une voix forte, enthousiaste, convaincue, s’éleva dans la foule et cria :
“Hurrah pour la petite différence !“ »(Guy de Maupassant : Sur l’eau. Blanc et bleu. Livre de bord. Conard, Paris 1908 (Œuvres complètes), S. 146, im Internet hier.
„»Um es zusammenzufassen, meine Herren, er ist ziemlich klein, der Unterschied, der den Mann von der Frau unterscheidet.«
Eine starke, enthusiastische, überzeugte Stimme erhob sich in der Menge und rief:
»Ein Hoch auf den kleinen Unterschied!«“ -
Das Wort „Organ“ kommt vom griechischen Wort organon, „Werkzeug“, „Gerät“, „Instrument“, „Organ“ .
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Lacan bezieht sich auf die Vorlesungsreihe Das Wissen des Psychoanalytikers, die er 1971/72, parallel zu Seminar 19, monatlich im Sainte-Anne-Krankenhaus hielt, darin auf den Vortrag vom 2. Dezember 1971; vgl. J. Lacan: Ich spreche zu den Wänden. Gespräche aus der Kapelle von Sainte-Anne. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2013, S. 69–71.
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Wortspiel mit der Lautähnlichkeit von homme (Mensch/Mann) und homard (Hummer).
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Mit der Transkription von le pastout in einem Wort folge ich der Schreibweise von Lacan in L’étourdit, Autres écrits, S. 489.
Das nichtalle ist enthalten im „Jedes (Tier .…. masturbiert) nicht“, das umgewandelt werden kann in „Nicht alle (Tiere masturbieren)“.
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Gottlob Frege: Begriffsschrift. Eine der arithmetischen nachgebildete Formelsprache des reinen Denkens. Verlag von Louis Nebert, Halle 1879, im Internet hier, § 11, S. 19.
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In Φx ist, in Freges Terminologie, Φ die Funktion und x das Argument, das hier die Form einer Variablen hat. Für die Variable verwendet Frege kein x, sondern ein kleines a in Frakturschrift. Die Verwendung des Buchstabens Φ zur Erläuterung der Funktion findet sich tatsächlich bei Frege (vgl. Begriffsschrift, a.a.O., S. 19).
Der waagerechte Strich links von Φ(a) wird von Frege als „Inhaltsstrich“ bezeichnet; der Inhaltsstrich sagt nichts darüber aus, ob das Urteil wahr oder falsch ist.
Die Einbuchtung im Inhaltsstrich repräsentiert bei Frege den Allquantor; er spricht von „Höhlung“.
Der senkrechte Strich zu Beginn des Inhaltsstrichs heißt bei Frege „Urteilsstrich“; der Urteilsstrich besagt, dass der Inhalt wahr ist.
In der Logik ist „Urteil“ der ältere Terminus für das, was heute „Aussage“ oder „Proposition“ genannt wird.
Auf Freges Notation des Urteils hatte Lacan sich bereits in Seminar 17 bezogen, Die Kehrseite der Psychoanalyse, Sitzung vom 21. Januar 1970, Version Miller S. 63.
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Unter einer negativierten Allgemeinaussage versteht Lacan hier (wie aus dem Folgenden hervorgeht) eine Aussage vom Typ Alle S sind nicht P.
Alle S sind nicht P ist synonym mit Kein S ist P.
Lacan bezeichnet den Quantor „alle“ (∀) mit sämtlichen Formen des französischen Worts „tout“:
– tout (Maskulinum Singular): „jeder“
– tous (Maskulinum Plural): „alle“
– toute (Femininum Singular): „jede“
– toutes (Femininum Plural): „alle“. -
Il y a fagot et fagot, für „es gibt solche und solche“. Ein fagot ist ein Reisigbündel, wörtlich also „es gibt solche Reisigbündel und solche“. Redewendung, die auf Molière zurückgeht: Der Arzt wieder Willen (1666), Erster Akt, Szene 6.
Freud verwendet den Ausdruck in den Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse (1916–1917). Dort heißt es:
„Wissen und Wissen ist nicht dasselbe, es gibt verschiedene Arten von Wissen, die psychologisch gar nicht gleichwertig sind. Il y a fagots et fagots, heißt es einmal bei Molière. Das Wissen des Arztes ist nicht dasselbe wie das des Kranken und kann nicht dieselben Wirkungen äußern. Wenn der Arzt sein Wissen durch Mitteilung auf den Kranken überträgt, so hat dies keinen Erfolg.“
(XVIII. Vorlesung, „Die Fixierung an das Trauma, das Unbewusste“. In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 1. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 280)
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Vermutlich eine Anspielung auf den Begriff der „Wunschmaschine“ (machine désirante) von Gilles Deleuze. Der Begriff wurde bekannt durch das Buch von Gilles Deleuze und Félix Guattari: Antiödipus. Kapitalismus und Schizophrenie 1, das jedoch erst 1972 veröffentlicht wurde (bei Les Èditions de Minuit), also nach dieser Sitzung vom 8. Dezember 1971, Deleuze hatte den Terminus machines désirantes jedoch bereits am 16. November 1971 in seinem Seminar verwendet (siehe hier).
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„Démontrer“ ist in der Audioaufnahme gut zu hören. Miller ändert zu „démonter“ (demontieren, zerlegen).
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Die Formulierung geht vielleicht zurück auf John Drydens Ode Alexander’s Feast; or, the Power of Music (1697), die von Händel 1736 vertont wurde. 1827 erschien bei Chalopin in Caen eine französische Übersetzung mit dem Titel Le festin d’Alexandre ou le pouvoir de la musique; der Name des Übersetzers wird nicht genannt. Diese Übersetzung enthält die Zeile „Jamais au but, toujours recommençant“ (S. 40), „Niemals am Ziel, immer wieder beginnend“. Im englischen Original heißt die Zeile: „Never ending, still beginning“.
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Bemerkungen zur Dialektik von Schurkentum und Dummheit findet man bei Lacan zuerst im Ethik-Seminar. Er unterscheidet dort zwischen dem Linksintellektuellen als fool, als Narr (sot), und dem Rechtsintellektuellen als knave, als Schurke (canaille), und er behauptet, eine Versammlung von Schurken laufe auf kollektive Narrheit hinaus und eine Versammlung von Narren auf kollektive Schurkerei (vgl. Die Ethik der Psychoanalyse, Seminar 7 von 1959/60, Sitzung vom 23. März 1960, Version Miller/Haas S. 221–223).
In Radiophonie (1970) war Lacan in Frage IV darauf zurückgekommen:
– Im Prozess gegen Galilei gilt es nur die Partei der Dummheit jener zu ergreifen, die nicht sehen, dass er für den Papst arbeitet. Die Theologie hat, wie die Psychoanalyse, den Wert, durch einen solchen Sturz die Schurken auszusieben.
– Die Dummheit des Laienbewusstseins macht den gemeinen Schurken.
(Vgl. J. Lacan: Radiophonie. Übersetzt von Hans-Joachim Metzger. In: Ders.: Radiophonie. Television. Quadriga, Berlin 1988, S. 5–54, hier: S 25)In einer späteren Sitzung des laufenden Seminars wird es heißen, im Diskurs der Psychoanalyse führe das Schurkentum notwendigerweise zur Dummheit (Sitzung vom 1. Juni 1972, vgl. Version Miller S. 198 f.).
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„Energetik“ hier vielleicht im Sinne der (Energie-)Umwandlung: Schurkerei verwandelt sich in Dummheit und Dummheit in Schurkerei.
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supplée ist (u.a.) die grammatische Form Subjonctif Präsenz aktiv von suppler.
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Vermutlich spielt Lacan hier auf den Diskurs des Analytikers an, mit dem Wissen (S2) am Platz der Wahrheit (Platz unten links), zusammen mit einer Anspielung darauf, dass die Wahrheit nur halbgesagt werden kann.
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Die weibliche Endung von homoinzune kommt dadurch zustande, dass das Genus von l’erreur (der Fehler, der Irrtum) das Femininum ist.
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Vgl. Seminar 18, Sitzungen vom 19. Mai 1971 und vom 9. Juni 1971.
Au moins un bezieht sich auf den Existenzquantor (∃), der „(Es exisstiert) mindestens ein“ gelesen wird.
In der Sitzung vom 19. Mai 1971 findet man in der Miller-Version „hommoinzin“ (vgl. Seminar 18, Version Miller S. 144), in der Sitzung vom 9. Juni schlägt Lacan an der Tafel drei Schreibweisen vor: au moins un (mindestens einer / zumindest einer), hommoinzin und und a(u moins un), mit einer Anspielung auf das Objekt a. In L’étourdit (1972) schreibt er hommoinsun (in: Ders.: Autres écrits. Le seuil, Paris 2001, S. 449–496, hier: S. 479), etwa „Mann-minus-eins“.
au moins un: die Forderung der Hysterikerin, dass es zunindest einen gibt, der nicht kastriert ist (Position oben links in den Formeln der Sexuierung).
homme moins zin: die Beziehung der Hysterikerin zu einem Mann, insofern er kastriert ist.
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Ähnlich heißt es bereits in Die Bedeutung des Phallus von 1958:
„Man weiß, dass der unbewusste Kastrationskomplex die Funktion eines Knotens hat:
1o in einer dynamischen Strukturierung der Symptome im analytischen Sinne des Ausdrucks, womit wir das meinen, was in den Neurosen, den Perversionen und den Psychosen analysierbar ist;
2o in einer Regulierung der Entwicklung, die dieser ersten Rolle ihre ratio verleiht: nämlich die Einrichtung einer unbewussten Position im Subjekt, ohne welches es sich nicht mit dem Idealtypus seines Geschlechts identifizieren und noch nicht einmal ohne ernste Gefahren auf die Bedürfnisse seines Partners in der sexuellen Beziehung antworten, ja die des Kindes, das darin gezeugt wird, richtig empfangen könnte.“
(J. Lacan: Die Bedeutung des Phallus. In: Ders.: Schriften. Band II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2015, S. 192–204, hier: S. 192)
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Zur Transsexualität hatte Lacan sich bereits in Seminar 18 von 1971 geäußert, Über einen Diskurs, der nicht vom Schein wäre, in der Sitzung vom 20. Januar 1971, Version Miller S. 31, vgl. meine Übersetzung hier.
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Das könnte heißen: Das Kind ist mit der jouissance der Mutter konfrontiert; es fragt sich, was diese Lust zu bedeuten hat, damit wird die Jouissance zum Signifikanten; und es erahnt, dass die Jouissance sich auf den Phallus richtet, der Phallus wird damit das von dieser Jouissance Bedeutete, das Signifikat der Jouissance. (Vgl. Geneviève Morel: Ambiguités sexuelles. Sexuation et psychose. Anthropos, Paris 2000, S. 145 f.)
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Vgl. J. Lacan: Richtungweisende Themenvorschläge für einen Kongress über die weibliche Sexualität. In: Ders.: Schriften. Band II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2015, S. 239–256.– Geschrieben 1958 für einen Kongress, der vom 5. bis 9. September 1960 in Amsterdam stattfand, veröffentlicht 1962 in der Zeitschrift La Psychanalyse.
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Einzig die Homosexuelle stützt mit völliger Sicherheit den sexuellen Diskurs: als unmöglich, als Durchgang des Realen. (Für sie ist klar, dass es kein sexuelles Verhältnis gibt.)
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Lacan, Richtungweisende Themenvorschläge:
„Wie soll man die sozialen Effekte der weiblichen Homosexualität denen gegenüber einordnen, die Freud, über Voraussetzungen, die in großem Abstand zu der Allegorie stehen, auf die sie seitdem reduziert worden sind, der männlichen Homosexualität zuschreibt: nämlich eine Art Entropie, die in Richtung eines Verfalls der Gemeinschaft wirkt.
Könnte man nicht – ohne so weit zu gehen und dem die antisozialen Effekte entgegenzusetzen sowie der von ihm inspirierten Liebe ihr Verschwinden einbrachten –, wenn man an der zugänglicheren Bewegung der Preziösen den Blick auf den Eros der weiblichen Homosexualität richtet, das, was er an Information befördert, als im Gegensatz zur sozialen Entropie stehend erfassen?“
(A.a.O., S. 252)
Die männliche Homosexualität wird hier auf die soziale Entropie bezogen, auf den Verlust an sozialer Ordnung, die weibliche Homosexulität wirkt in die entgegengesetzte Richtung, sie erzeugt soziale Ordnung.
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Miller verweist in seiner Ausgabe von Seminar 19 auf René Bray, La Préciosité et les Précieux, Albin Michel, Paris 1948, eine Arbeit, von der er annimmt, dass Lacan sie gelesen hat.
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Ecce homo, Johannes 19,5, Vulgata-Übersetzung („Siehe, der Mensch!“); Pilatus zum Volk über Jesus.
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Guillaume Apollinaire: Les Mammelles de Tirésias. Drame surréaliste en deux actes et un prologue (Die Brüste des Tiresias. Surrealistisches Drama in zwei Akten und einem Prolog), Uraufführung 1917, nach Apollinaires Angaben 1903 verfasst.
Zweisprachige Ausgabe: G. Apollinaire: Les Mamelles de Tirésias. Die Brüste des Tiresias. Französisch/Deutsch. Übersetzt und herausgegeben von Renate Kroll. Philipp Reclam jun., Stuttgart 1987.
In diesem Stück verwandelt sich Thérèse in einen Mann, in Tiresias, indem sie ihre Brüste, durch zwei Luftballons repräsentiert, in die Luft steigen lässt.
Blindheit: Der Teiresias der griechischen Mythen ist blind.
Wenn eine Frau nur in einer Abwesenheit Jouissance haben kann, ist die Abwesenheit der Brüste nicht männlich, sondern weiblich; das Einfangen der Brüste hingegen ist dann männlich. Im Hintergrund steht offenbar die These: Die männliche Jouissance bezieht sich auf etwas Anwesendes, die weibliche Jouissance auf etwas Abwesendes.
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Die Homosexuelle ist insofern blind für die weibliche Jouissance, als die Frau nur in einer Abwesenheit Jouissance zu haben weiß, die Homosexuelle jedoch in dem, was ihr an Jouissance bleibt, keineswegs abwesend ist.
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Über die Homosexuelle heißt es hier also:
(1) Sie stützt mit voller Sicherheit den sexuellen Diskurs als unmöglich, als real (es ist für sie eine Selbstverständlichkeit, dass es kein sexuelles Verhältnis gibt).
(2) In ihrer Jouissance ist sie anwesend statt abwesend.
(Das könnte heißen: Für sie ist das Nicht-Verhältnis ein selbstverständlicher Ausgangspunkt, jedoch kein Fehlen, ihre sexuelle Jouissance ist nicht durch ein Fehlen strukturiert. ?)
Das hat drei Folgen:
(a) Aus diesem Grunde fällt ihr der Liebesdiskurs leicht; Beispiel: die Preziösen mit ihren Wort-Exzessen, die sich offenbar auf die Liebe beziehen (vermutlich: auf die Liebe unter Frauen).
(b) Aufgrund des psychoanalytischen Diskurses ist sie blind für die weibliche Jouissance, denn diese Jouissance bezieht sich auf eine Abwesenheit.
(Das könnte heißen: Die weibliche Jouissance ist strukturiert durch ein Fehlen, durch die Abwesenheit des sexuellen Verhältnisses, insofern es ihr fehlt. ?)
Wieso ist es ausgerechnet der psychoanalytische Diskurs, der sie für die weibliche Jouissance blind macht?
(c) Deshalb ist sie aus dem psychoanalytischen Diskurs ausgeschlossen, sie kann ihn nur stammeln.
(Damit könnte gemeint sein: Grundlage des psychoanalytischen Diskurses ist, dass es kein sexuelles Verhältnis gibt, kein Verhältnis zwischen der männlichen und der weiblichen Jouissance, und dass diese Nicht-Existenz für das Subjekt ein Fehlen ist, dass sie nicht einfach (wie von der Homosexuellen) als Selbstverständlichkeit akzeptiert wird. ?)
Unklar ist, auf welche Position im psychoanalytischen Diskurs sich Lacan hier bezieht. Auf die der Analytikerin? Auf die der Analysantin? Auf beide?
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Fiktion, die sich Ehe nennt: Möglicherweise spielt Lacan damit auf Jeremy Benthams Theorie der Fiktionen an. Als fictitious entities, „fiktionale Entitäten“, bezeichnet Bentham sprachliche Gebilde, die keinen direkten Bezug zu empirisch gegebenen Objekten haben, etwa die Kategorien der Zeit, der Bewegung, der Materie, der Quantität, der Relation usw., aber auch Rechtsbegriffe wie Vertrag (vgl. Charles Kay Ogden: Bentham’s theory of fictions. Harcourt, Brace & Co, New York 1932, Kegan Paul u.a., London 1932). Lacan hatte sich mehrfach darauf bezogen; vgl. auf dieser Website den Artikel „Die Wahrheit hat die Struktur einer Fiktion“.
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Seriner – jemandem etwas „durch ständige Wiederholung beibringen“, „einhämmern“, „einbläuen“. Ursprünglich: Einem Girlitz (lat. serinus, frz. serin), z.B. einem Kanarienvogel (lat serinus canaria, frz. serin des Canaries), mithilfe einer Serinette (einer Vogelorgel) durch häufige Wiederholung ein Lied beibringen.
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Das französische Wort serin (Girlitz) geht zurück auf das spätlateinische Wort sirena (die Sirene der griechischen Mythologie).
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Vgl. Oscar Bloch, Walther von Wartburg: Dictionnaire étymologique de la langue française. 2 Bände. Presses universitaires de France, Paris 1932, zahlreiche aktualisierte Auflagen.
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Offenbar grenzt Lacan sich hier von denjenigen psychoanalytischen Strömungen ab, für die der Bezug auf den Phallus keine unerfreulichen Konsequenzen hat, für die nicht gilt, dass der Kastrationskomplex dazu führt, dass es kein sexuelles Verhältnis gibt.
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Das andere Boot, auf dem nicht dieselben Regeln gelten, ist vermutlich Lacans Schule, die École freudienne de Paris.
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Das „le“ ist in der Audioaufnahme gut zu hören; Miller ändert zu « leur ».
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Miller : « qui n’est pas ». Die Audioaufnahme ermöglicht keine Entscheidung.
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Das Reale ist für Lacan das logisch Unmögliche; die Logik bezieht die Sprache auf das logisch Unmögiche, auf das Reale.
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Das tous (Maskulinum Plural) fungiert hier als Substantiv und wird deshalb von Lacan mit s ausgesprochen, also [patus].
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Formeln mit den negierten Quantoren hatte Lacan erstmals im vorangegangenen Seminar verwendet, Seminar 18 von 1971, Über einen Diskurs, der nicht vom Schein wäre. In der Sitzung vom 19. Mai 1971 hatte er dort über diese Formeln gesprochen (Version Miller S. 141), in der Sitzung vom 9. Juni 1971 hatte er sie erstmals an die Tafel geschrieben (Version Miller S. 146). Die Formeln waren in Seminar 18 jedoch insgesamt noch etwas anders gebaut als in Seminar 19.
Lacan bezeichnet die Symbolfolge Φx an dieser Stelle als Funktion. In einer späteren Sitzung dieses Seminars wird er den Ausdruck Φx als phallische Funktion bezeichnen (Sitzung vom 12. Januar 1972, Version Miller S. 45). Φ kann demnach als „Phallus“ gelesen werden.
Damit kommt eine Mehrdeutigkeit des Ausdrucks Funktion ins Spiel. In Freges Terminologie setzt sich der Ausdruck Φx zusammen aus der Funktion, nämlich Φ, und dem Argument, der Variablen x. Lacan bezeichnet den gesamten Ausdruck Φx als Funktion. Man muss also zwei Verwendungen des Ausdrucks Funktion unterscheiden: die weite Fassung, bei der auch das Argument zu Funktion gehört, und die enge Fassung ohne das Argument, die Freges Gebrauch entspricht.
Lacan schwankt in seiner Verwendung des Funktionsbegriffs. Bisweilen bezieht er sich, wie an dieser Stelle, mit Funktion auf den gesamten Ausdruck Φx. Bisweilen verweist er damit nur auf das Symbol Φ. So etwa in der Sitzung vom 12. Januar 1972, wo er die Symbolfolge so erlälutert,
„dass jeder Mensch/Mann durch die phallische Funktion definiert ist“
(Version Miller S. 45)
Hier wird das x als homme interpretiert, als Mensch/Mann, und damit verweist die Rede von der phallischen Funktion speziell auf das Symbol Φ. Mit phallische Funktion bezieht sich Lacan also mal auf Φx, mal auf Φ.
Dieses Schwanken in der Verwendung des Funktionsbegriffs ist keine Eigentümlichkeit von Lacan, sie ist in der symbolischen Logik seit den Principia Mathematica von Russell und Whitehead üblich. Vgl. hierzu Susanne K. Langer: An introduction to symbolic logic. 3. revidierte Aufl. Dover, New York 1967, S. 319 f. Fußnote.
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Worauf bezieht sich das „hier“? In Seminar 18 hatte Lacan gesagt, in Φx bezeichne x die Jouissance und Φ den Phallus (vgl. Sitzung vom 16. Juni 1971, Version Miller S. 170). Gilt das noch?
Welche Jouissance ist mit Jouissance gemeint? In einer späteren Sitzung des laufenden Seminars wird es heißen, der Ausdruck Φx beziehe sich speziell auf die sexuelle Jouissance (vgl. Sitzung vom 12. Januar 1972, Version Miller S. 46). Also geht es wohl auch an dieser Stelle um die sexuelle Jouissance, um die sexuelle Lust.
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Eine „partikuläre“ Aussage ist in der klassischen Logik eine Aussage über „einige“: „Einige S sind P“, z.B. „Einige Pflanzen sind immergrün“. In der symbolischen Logik wird aus der partikulären Aussage eine Existenzaussage mit dem Quantor „es existiert mindestens ein“ – „Es existiert mindestens ein x, für das gilt, dass es Φ ist“.
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Anspielung auf den Existenzbegriff von Kierkegaard: Die Existenz (die konkrete Existenz eines Individuums) ist das, was sich dem (hegelschen) Begriff entzieht, dem Allgemeinen, dem Ganzen, dem Wesen.
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Bezieht sich Lacan hier, außer auf den Existenzquantor der Logik, auf den Existenzbegriff der Mathematik? Poincaré schreibt hierzu,
„man muß auch nicht vergessen, daß das Wort ‚Existenz‘, wenn es sich um ein mathematisches Objekt handelt, nicht denselben Sinn hat, als wenn ein materieller Gegenstand in Frage kommt. Ein mathematisches Objekt existiert, sobald nur seine Definition weder mit sich selbst noch mit den vorher schon bewiesenen Sätzen in Widerspruch steht.“
(Henri Poincaré: Wissenschaft und Hypothese. Übersetzt von F. und L. Lindemann. Teubner, Leipzip 1904, S. 45)
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Anspielung auf Sartres These, dass die Existenz der Essenz (bzw. dem Wesen) vorausgeht; vgl. J.-P. Sartre, Der Existentialismus ist ein Humanismus, 1946.
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Lacan bezieht sich hier darauf, dass in der symbolischen Logik seit Frege eine Aussage nach dem Vorbild einer mathematischen Gleichung mit einer Unbekannten strukturiert wird, d.h. als Beziehung zwischen Argument und Funktion (statt zwischen Subjekt und Prädikat).
Es gibt Gleichungen, für die keine Lösungen existieren, dies gilt etwa für (x2 = 2) im Bereich der rationalen Zahlen (also der Zahlen, die als Verhältnis zweier ganzer Zahlen dargestellt werden können). Eine mathematische Gleichung mit einer Unbekannten kann deshalb als Frage aufgefasst werden. Beispielsweise kann die Gleichung (x2 = 2) so begriffen werden: „Gibt es eine Zahl, die mit sich selbst multipliziert, 2 ergibt?“ Sie kann aber auch als Behauptung verstanden werden: „Ja, es gibt eine Zahl, die, mit sich selbst multipliziert, 2 ergibt.“ Diese Behauptung bezieht sich auf eine Zahl, welche diese bestimmte Gleichung erfüllt. Das „es gibt“ entspricht dem Existenzquantor in der symbolischen Logik.
Φ kann als Ausdruck mit Leerstelle gedeutet werden, den man etwa so notieren kann: Φ( ), als Frage formuliert: „Gibt es ein Element, welches man an der Leerstelle einsetzen kann und welches dafür sorgt, dass eine wahre Aussage entsteht?“ Der Ausdruck ∃x.Φx wäre dann die Antwort auf diese Frage, also die Behauptung: „Ja, es existiert mindestens ein Element, das man an der Leerstelle von Φ( ) einsetzen kann und welches dafür sorgt, dass eine wahre Aussage entsteht.“
Lacan hatte hierüber bereits in Seminar 18, Über einen Diskurs, der nicht vom Schein wäre (1971), gesprochen, in der Sitzung vom 19. Mai 1971, hier, Version Miller S. 139 f.
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Für Lacan besteht das Reale der Zahl darin, ihre Beziehungen durch logische Unmöglichkeiten strukturiert sind. In der Sitzung vom 12. Januar 1972 wird er hierfür auf Gödels Unvollständigkeitssatz verweisen (Version Miller S. 41 und 42).
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Vgl. Aristoteles, Erste Analytik, Erstes Buch, 13. Kapitel.
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In einer späteren Sitzung wird Lacan sagen, dass er unter Notwendigkeit die Wiederholung versteht (Sitzung vom 19. Januar 1972, Version Miller S. 53). Bei der Notwendigkeit geht es also, in psychoanalytischer Perspektive, um das, was Freud als Wiederholungszwang bezeichnet.
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In der ausführlichen Darstellung der Formeln der Sexuierung (Sitzung vom 1. Juni 1972) wird Lacan den Modus des Unmöglichen mit der Formel verbinden:
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Ich nehme an, dass die Verbindung zwischen der Formel und dem unmöglich so zu verstehen ist: Es gibt kein x, dass nicht kastriert ist, da es unmöglich ist, dass eine Frau kastriert wird. Vgl. Lacans Bemerkung in der Sitzung vom 12. Januar 1972:
„Von dem Moment an, in dem, vom Unmöglichen als Ursache her, die Frau nicht wesentlich mit der Kastration verbunden ist, ist der Zugang zur Frau in ihrer Unbestimmtheit möglich.“
(Version Miller S. 47, meine Übersetzung nach Version Staferla)
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Lacan rekonstruiert hier also die Modalkategorien durch eine Kombinatorik des Möglichen (pouvoir, „können“, „vermögen“, „in der Lage sein“) und der Negation. Dabei fügt er eine unübliche Modalkategorie hinzu, das Unvermögen / die Impotenz.
Einen ersten Versuch zur Reartikulation der Modalkategorien hatte er in Seminar 12 unternommen, Schlüsselprobleme für die Psychoanalyse:
„Darf ich sie vorläufig darauf hinweisen, dass wir – um zwei Zugänge zum Realen zu erfassen, die es uns ermöglichen, die Beziehung zum Möglichen zu begreifen, deren Charakterisierung für unser gesamtes Vorgehen als Analytiker so wesentlich ist –, darf ich Sie daran erinnern, dass das Zufällige vom Realen das ist, „was auch nicht sein kann“, und dass das Notwendige – wenn wir den Fehler begehen, es durch das Reale zu begründen und nicht durch das, worin es seinen Grund hat, nämlich durch eine symbolische Beziehung –, […] dass das Notwendige das ist, „was nicht nicht sein kann“. Wenn wir darin die Grundlage des Realen sehen., müssen Sie, wenn ich so sagen darf, nur mit diesen beiden Formeln operieren: „das, was nicht sein kann“ und „das, was sein kann“, und die Subtraktion vornehmen. Bei der Umwandlung von „kann“ in „kann nicht“, bei der Einführung des Unmöglichen, taucht tatsächlich die Dimension des Realen auf.“
(Seminar 12, Sitzung vom 16. Juni 1965, meine Übersetzung (RN) nach Version Staferla, Interpunktion geändert)
Danach war er nicht wieder darauf zurückgekommen. Von nun an wird Lacan die Modalkategorien jedoch zunehmend ausarbeiten, und zwar hier:
– Seminar 19, … oder schlimmer, Sitzung vom 12. Januar 1972;
– Vortragsreihe Das Wissen des Psychoanalytikers, Sitzung 1. Juni 1972 (Zuordnung zu den Formeln der Sexuierung);
– L’étourdit (1972). In: Ders.: Autres écrits. Seuil, Paris 2000, S. 449-495, hier: S. 490;
– Seminar 20. Encore, Sitzungen vom 13. Februar, 20. März und 26. Juni 1973;
– Television (1973). Übers. v. Jutta Prasse und Hinrich Lühmann: In: J.L.: Radiophonie. Television. Quadriga, Berlin 1988, S. 55–95, hier: S. 89 f.;
– Seminar 21, Les non-dupes errent, Sitzungen vom 20. November 1973, 8. Januar, 15. Januar, 12. Februar und 19. Februar 1974;
– Vorwort zur deutschen Ausgabe meiner ausgewählten Schriften (1975). In: J. L: Schriften II. Hg. v. Norbert Haas. Walter-Verlag, Olten 1975, S.7–14, hier: S. 14. -
In der Stenotypie auf der Seite der ELP findet man hier ∃x.Φx, also ohne Negationsstrich, und Version Staferla folgt dieser Schreibweise. In Version Miller wird hier geschrieben, also mit einer Negation des Prädikats. Die Tonaufnahme ermöglicht keine Entscheidung – während Lacan die Formel schreibt, ist er stumm.
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Die gemeinten beiden Formen der Negation sind die Negation des Quantors und die Negation des Prädikats bzw. der Funktion.
In Seminar 18 hatte Lacan die Formeln so geschrieben, dass er den Quantor negiert hatte, also und (vgl. Sitzungen vom 19. Mai und vom 9. Juni 1971, Version Miller S. 141 und 146).
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Vgl. Jacques Damourette, Édouard Pichon: Des mots à la pensée. Essai de grammaire de la langue française. Atrey, Paris 1911–1927, im Internet hier.
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Vgl. Des mots à la pensée, vol. II: „Esquisse de la structure générale du français“, chapitre VII: „La négation“, §§ 114–119, S. 129–146,
Im geschriebenen Französisch besteht die Negation aus zwei Ausdrücken, die eine Klammer bilden, am häufigsten in der Form ne … pas, etwa in je ne chante pas („ich singe nicht“). An der zweiten Stelle können statt pas eine Reihe von anderen Ausdrücke stehen, insbesondere plus, rien, jamais und personne (ne … pas: nicht; ne … plus: nicht mehr; ne … rien: nichts; ne … jaimais: nie; ne … personne: niemand).
Die erste Partikel, also das ne, wird von Damourette und Pichon als discordantiel bezeichnet (was man mit „einen Einwand vorbringend“ übersetzen könnte), die zweite, also das pas, das plus usw., heißt bei ihnen forclusif („verwerfend“).
Damourette und Pichon bezeichnen das ne deshalb als „diskordantiell“, weil es dazu verwendet werden kann, in einem Nebensatzes einen Einwand gegenüber dem Hauptsatz vorzubringen. Ihr Beispiel: „[Ces choses] lui ont fait plus d’ennemis qu’il n’en méritait.“ (A.a.O., S. 131.) ([Diese Dinge] machten ihm mehr Feinde, als er verdiente.)
Die zweite Partikel (pas, jamais usw.) wird von ihnen aus dem Grunde forclusif genannt, „verwerfend“, „weil sie auf Sachverhalte bezogen wird, von denen der Sprecher annimmt, dass sie nicht zur Realität gehören“ (a.a.O., S. 138). Ihr Beispiel: „Je n’ai jamais vu, en effet, un homme tomber de sommeil comme ce brave type.“ (Denn ich habe noch nie einen Mann so einschlafen sehen wie diesen guten Kerl.) „Verwerfend“ meint bei ihnen also „als inexistent auffassend“.
Die Zuordnung zwischen Damourette/Pichons Unterscheidung des diskordantiellen und und des verwerfenden Negationspartikels und den beiden Negationen in der quantorenlogischen Notation einer Aussage hatte Lacan bereits in Seminar 18 vorgenommen, in der Sitzung vom 19. Mai 1971 (Übersetzung hier, Version Miller S. 141).
Einige dieser Negationsverbindungen können auch umgedreht werden: personne ne, rien ne, jamais … ne. Im gesprochenen Französisch wird die erste Partikel, also das ne, meist nicht verwendet. Man schreibt je ne chante pas, aber man spricht je chante pas.
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Der Platz des forklusiven Elements kann, Damourette und Pichon zufolge, auch durch andere Ausdrücke als pas besetzt werden, etwa durch guére oder point oder goutte (ne … guère: „kaum“; ne … point und ne … goutte: „überhaupt nicht“). Im älteren Französisch findet man auch die Negation ne … mie („überhaupt nicht“).
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Das „nicht“ in „nichtalle“ bzw. der Negationsstrich über dem ∀, also im Ausdruck , wird von Lacan demnach als diskordantiellen Negation bezeichnet. Vermutlich gilt für Lacan allgemeiner: Die Negation des Quantors ist eine diskordantielle Negation, die Negation des Prädikats ist eine forklusive bzw. verwerfende Negation.
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Unter der Funktion versteht Lacan hier den Ausdruck Φx, also die Kombination des Prädikats „Phallus“ und der Variablen x. Demnach entspricht der Negationsstrich über Φx, also im Ausdruck , der verwerfenden Negation.
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Das Prädikat wird hier offenbar als Akt der Prädikation gedeutet und der Prädikationsakt als ein Sagen.
Damit wird der Begriff des Sagens ein zweites Mal ins Spiel gebracht, nach der Erläuterung zu Beginn der Sitzung, wonach sich die drei Punkte im Seminartitel „… oder schlimmer“ auf ein Sagen beziehen, auf das Sagen von „Es gibt kein sexuelles Verhältnis“ (vgl. Version Miller S. 12).
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Demnach kann ∃x.Φx unter anderem so gelesen werden: „Bezogen auf das, was existiert, ist ein Sagen (nämlich Φ) möglich“ (ist ein Prädikationsakt möglich), und kann so gelesen werden: „Bezogen auf das, was existiert, ist (hinsichtlich Φ) ein Sagen nicht möglich“ (ist kein Prädikationsakt möglich).