Jacques Lacan
Über den Eigennamen, zweiter Teil
Passagen aus Seminar XII
Übersetzung und Zusammenfassung
Cheiron der Kentaur (Laurent Terzieff) in dem Film Medea (1969)
Drehbuch und Regie: Pier Paolo Pasolini
Im Folgenden übersetze ich sämtliche Bemerkungen Lacans über den Eigennamen in Seminar 12 von 1964/1965, Schlüsselprobleme für die Psychoanalyse. Das Seminar ist nicht übersetzt; es gibt auch keine offizielle französische Ausgabe. Es folgt eine detaillierte systematisierende Zusammenfassung sowie ein Anhang mit einigen der Texte, auf die Lacan sich bezieht.1
Dieser Beitrag ist der zweite Teil einer zweiteiligen Serie über Lacans Konzeption des Eigennamens. Den ersten Teil, über den Eigennamen in Seminar 9, findet man hier.
Herzlichen Dank an Gerhard Herrgott für jede Menge Hilfe bei der Übersetzung, an Arndt Himmelreich für Links und Korrekturen und an Steffen Dietz für Korrekturen!
Zur Übersetzung
Wörter mit Stern* sind deutsch im Original.
(…) verweist auf Lücken in der Transkription.
<Einfügungen in spitzen Klammern> sind meine Ausbesserungen von Lacans Text.
[Einfügungen in eckigen Klammern] sind meine Erläuterungen.
Grundlage der Übersetzung ist die Staferla-Edition des Seminars. Da diese Ausgabe immer wieder überarbeitet wird, habe ich die von mir verwendete Fassung (die vom 15.5.2010) hier gespeichert.
Übersetzung
9. Dezember 1964: „Sokrates ist sterblich“
Lacan spricht über den folgenden klassischen Syllogismus:
Wenn dies wahr ist: Alle Menschen sind sterblich.
Und wenn dies wahr ist: Sokrates ist ein Mensch.
Dann ist auch dies wahr: Sokrates ist sterblich.
„Ein Syllogismus, von dem ich hoffe, dass es hier eine Reihe von Ohren gibt, die zur Diskussion anderes als die Bedeutung (signification) zulassen, nämlich das, was ich letztes Mal den Sinn (sens) genannt habe.2 Dieser Syllogismus hat etwas, das uns innehalten lässt. Die Philosophie hat ihn auch nicht auf Anhieb herausgebracht und auch nicht in einem reinen Kontext, ein Syllogismus, der nirgendwo in den Analytica des Aristoteles erscheint, der, so nehme ich an, sich davor wohl gehütet hätte. Sicherlich war es nicht einfach das Gefühl der Ehrerbietung oder des Respekts, was ihn daran gehindert hat, diesen Syllogismus aufzustellen, von dem ein ganzes Denken ausging, das bei bei den meisten Menschen im Spiel ist. Es ist jedoch nicht sicher, dass in diesem Kontext der Terminus ‚Sokrates‘ ohne Vorsicht eingeführt werden kann. Und das hat uns – ich nehme hier etwas vorweg – zum Kern einer Frage geführt, die von der Ordnung genau der Fragen ist, die uns interessieren.
Es ist einzigartig, dass im Moment des Aufblühens der Sprachwissenschaft die Diskussion darüber, was der Eigenename ist, gänzlich in der Schwebe geblieben ist. Ich meine, wenn es uns als zutreffend erscheint, dass alle Arten von bemerkenswerten Arbeiten, alle Arten von bedeutsamen Stellungnahmen zur Funktion des Eigennamens <erschienen sind>, und davon kennen Sie, denke ich, eine gewisse Anzahl, von Arbeiten über das, was sich von selbst zu verstehen scheint, nämlich über die erste Funktion des Signifikanten, über die Benennung (dénomination) –; naja, um einfach das einzuführen, was ich sagen will: die Sache, die verblüfft, ist die, dass, wenn man in eine der unterschiedlichen, sehr profilierten Untersuchungen eingeführt wird, die über dieses Thema bis zu einem wirklichen, ich muss sagen faszinierenden Wert vorangetrieben worden sind, dass über all diejenigen, die eine Auffassung haben –, nun, beim Lesen jedes Autors erscheint mit großer Regelmäßigkeit, dass all das, was die anderen gesagt haben, von größter Absurdität ist.
Das ist wohl geeignet, uns festzuhalten, um, so möchte ich sagen, in die Frage des Eigennamens diesen kleinen Gesichtspunkt einzubringen, diese kleine Perspektive, nämlich etwas, das mit dieser ganz einfachen Sache beginnt: ‚Sokrates‘.
Ich glaube wirklich, dass es am Schluss kein Mittel geben wird, diese erste Auffassung zu vermeiden, diesen ersten Bezugspunkt, nämlich: ‚Sokrates‘ ist der Name desjenigen, der Sokrates heißt. Das heißt keineswegs, dasselbe zu sagen, denn es gibt den verdammten Kerl, es gibt Sokrates den Kumpel, es gibt Sokrates den Definierer.
Ich spreche von der Funktion des Eigennamens; es ist unmöglich, ihn zu isolieren, ohne die Frage zu stellen, was auf der Ebene des Eigennamens angezeigt wird. Dass der Eigenname die Funktion der Bezeichnung hat, sogar – wie man gesagt hat, was aber nicht stimmt – für das Individuum als solches; wenn man diesen Weg einschlägt, gelangt man, wie Sie sehen werden, zu Absurditäten.3 Dass es diese Verwendung gibt, erschöpft absolut nicht die Frage, was mit dem Eigennamen angezeigt wird. Sie werden mir sagen: ‚Nun sagen Sie’s doch schon!‘ Aber eben dies macht tatsächlich einen Umweg notwendig.
Aber sicherlich liegt genau da der Einwand, den wir gegenüber der Schlussfolgerung ‚Sokrates ist sterblich‘ vorzubringen haben. Denn das, was sich bei Sokrates ankündigt, steht sicherlich in einer ganz und gar privilegierten Beziehung zum Tod. Denn wenn es etwas gibt, dessen wir uns bei diesem Menschen, über den wir nichts wissen, sicher sind, dann ist es dies, dass er den Tod gefordert hat, und zwar mit diesen Ausdrücken: ‚Nehmt mich so wie ich bin, ich, Sokrates der Atopische, oder tötet mich.‘4 Dies sicher, eindeutig und ohne Mehrdeutigkeit.
Und ich denke, dass nur die Verwendung unseres kleinen Kreises [nämlich der Innenacht], der kein Eulerkreis ist, sondern ein reformierter Eulerkreis, es uns gestattet – wenn wir in einem verschlingenden Parallelismus alles auf den Umfang schreiben: ‚Alle Menschen sind sterblich‘, ‚Sokrates ist sterblich‘ –, es uns ermöglicht, zu berücksichtigen, dass die Verbindung dieser Oberformeln und ihrer Schlussfolgerung etwas ist, das es uns dann ermöglicht, den Sinn in zwei Felder aufzuteilen, nämlich sicherlich in ein Feld der Bedeutung, in dem es ganz natürlich erscheint, dass ‚Sokrates‘ zu diesem ‚alle Menschen‘ eine Parallele bildet, was sich hier einfügt, und außerdem in ein Feld des Sinns, das sich mit dem ersten überschneidet und durch das sich für uns die Frage stellt, ob wir dem ‚ist ein Mensch‘, das dort hinein kommt und für uns wohl mehr als für sonst jemanden auf eine problematische Weise, ob wir dem den Sinn geben müssen, der in der Verlängerung dieser Überschneidung des Sinns und der Bedeutung besteht, nämlich, ob ein Mensch zu sein, tatsächlich dies ist, den Tod zu fordern, das heißt zu sehen, durch dieses einfache Problem der Logik, nur solche Erwägungen intervenieren zu lassen, die sich auf Signifikanten beziehen, wie in das Spiel das hereinkommt, was Freud als den Todestrieb eingeführt hat.5 Auf dieses Beispiel werde ich zurückkommen.“6
Lacan fährt fort mit Bemerkungen zur Topologie von Dantes Göttlicher Komödie und zum Verhältnis von Denken und Sprechen bei Piaget und Vygotskij.
16. Dezember 1964: Die Verwirrung der Linguisten
Lacan kommentiert die Termini „Signifikant“ und „Signifikat“. In der Sprache gebe es etwas Radikales, in das wir als Subjekte impliziert seien, nämlich die Struktur. Das Schillern zwischen Sinn (sens) und Bedeutung (signification) sei eine Teilung im Inneren des Sinns (sens). Danach heißt es:
„Weil es einzig diese Ebene ist, auf der sich, Sie werden es sehen, wenn es um diesen oder jenen Typ des Wortgebrauchs geht, auf der sich offenkundige Widersprüche auflösen, offenkundig einfach darin, dass sie sich enthüllen, in Bezug auf dieselben Wörter, beispielsweise in Bezug auf das, was man den Eigennamen nennt. Sie sehen, die einen sehen hier das, was es an Indikativstem gibt, die anderen das, was es an Arbiträrstem gibt, was also besonders wenig indikativ zu sei scheint, der eine das, was es an Konkretestem gibt, der andere das, was in die entgegengesetzte Richtung zu gehen scheint, das, was es an Leerstem gibt, der eine das, was am meisten mit Sinn (sens) aufgeladen ist, der andere das, dem er am meisten fehlt. Nun, um die Dinge, sehen Sie, in Bezug auf eine bestimmte Diskussion aufzugreifen, in einem bestimmten Register, unter einem bestimmten Blickwinkel, diese Funktion des Eigennamens, das ist auf völlig durchsichtige Weise klar, ist, recht eigentlich gesprochen, für das, was er ist, und für das, was sein Name anzeigt –, und das ist keineswegs, dass der Eigenname, wie Russell sagt, ein word for <a> particular ist, ein Wort für das Besondere bzw. für das Einzelne, sicherlich nicht, sicherlich nicht, Sie werden es sehen.7“8
Es folgen Ausführungen über die Tautologie.
6. Januar 1965: Zu Lévi-Strauss und zum Vergessen von „Signorelli“
Lacan erläutert den Ausdruck „Erfahrungsfeld der Psychoanalyse“ und spricht über die Übertragung und den Widerstand. Der Ausgangspunkt der Psychoanalyse sei keine abgeschlossene Gegebenheit, sondern das Subjekt, das spricht. Er fährt fort:
„Wir haben eine Erfahrung, eine Erfahrung, die sich alle Tage im Kabinett eines jeden Analytikers herstellt – ob er es weiß oder nicht, hat keinerlei Bedeutung –, eine Erfahrung, die es uns erspart, auf diesen Umweg der philosophischen Kritik zurückzugreifen, insofern diese ihre eigene Sackgasse bezeugt, eine Erfahrung, bei der wir unmittelbar spüren, dass es eine Tatsache ist, dass es spricht, das Subjekt, der Patient. Dass es spricht, das heißt, dass es diese heiseren oder sanften Laute aussendet, die man als das ‚Sprachmaterial‘ bezeichnet, das zuerst den Weg seiner Gedanken bestimmt hat, das sie zuerst derart bestimmt hat und auf eine derart ursprüngliche Weise, dass es wie ein markiertes Tier die Spur davon auf der Haut trägt, dass es zuerst identifiziert ist, durch etwas Weites oder etwas Reduziertes.
Man hat jetzt aber begriffen, dass das etwas sehr viel Reduzierteres ist, als man glauben möchte, dass eine Sprache sich auf einem Blatt Papier hält, groß wie dieses, mit der Liste ihrer Phoneme. Und man kann gut weiterhin versuchen, die alten Spaltungen beizubehalten und zu sagen, dass es zwei Ebenen der Sprache gibt, die Ebenen dessen, was nichts bedeutet, das sind die Phoneme, und die anderen, die etwas bedeuten, das sind die Wörter.
Nun, heute bin ich da, um Sie daran zu erinnern, dass erste Einsichten in die Wirkungen des Unbewussten von Freud in den Jahren zwischen 1890 und 1900 gewonnen wurden. Was hat ihm dafür das Modell geliefert? Ein Artikel von 1898 über das Vergessen eines Eigennamens, das Vergessen des Namens Signorelli, dem Autor der berühmten Fresken von Orvieto.9 Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass die erste manifeste, strukturierende Wirkung für ihn und für sein Denken, die den Weg öffnete, dass sie sich nur hergestellt hat –, und er hat es völlig klar aufgezeigt, er hat es auf ganz ausdrückliche Weise in diesem Artikel artikuliert, von dem Sie wissen, dass er am Anfang des Buches über Zur Psychopathologie des Alltagslebens wieder aufgenommen wurde, das etwa sechs Jahre später erscheinen wird. Von da ist er ausgegangen, weil seine Erfahrung da ihren Ursprung hatte.
Was verschwindet bei diesem Vergessen, dass man ‚Vergessen‘ nennt, Sie sehen hier gut, dass man von den ersten Schritten an seine Aufmerksamkeit immer auf die Bedeutung richten muss, denn sicherlich ist das kein Vergessen, vielmehr ist das Freudsche Vergessen eine Form der Erinnerung, sogar ihre genaueste Form, und da wäre es besser, Worten wie Vergessen* zu misstrauen. Sagen wir: ein Loch.
Was ist in diesem Loch verschwunden? Das sind Phoneme.
Das, was ihm fehlt, ist nicht Signorelli, insofern Signorelli ihn an Dinge erinnern würde, die ihm den Magen umdrehen. Es gibt gerade nichts zu verdrängen, Sie werden es sehen, das wird bei Freud artikuliert. Er verdrängt nichts, er weiß sehr gut, worum es geht und dass Signorelli und die Fresken von Orvieto ihn deshalb tief berührt haben, weil sie mit diesen Dingen verwandt sind, mit dem, was ihn am meisten beschäftigt, die Verbindung des Todes mit der Sexualität.
Nichts ist verdrängt, sondern das, was sich davonmacht, das sind die beiden ersten Silben des Wortes Signorelli. Und sofort sagt er, er zeigt es auf: ‚Das steht in engster Beziehung zu dem, was wir sehen, zu den Symptomen.‘ In diesem Moment kennt er erst die Symptome des Hysterikers. Es ist die Ebene des Signifikantenmaterials, auf der sich die Ersetzungen herstellen, die Verschiebungen, die Taschenspielereien, die Eskamotierungen, mit denen man es zu tun hat, wenn man auf dem Weg ist, auf der Spur der Determination des Symptoms und seiner Entknotung.
Nur, in diesem Moment da – obwohl seine gesamte Rede uns bezeugen soll, dass er an dem, worum es bei diesem Phänomen geht, ganz nah dran ist – hört er nicht auf, bei jeder Wendung zu betonen, wie er nur kann, das, worum es geht, sagt er, ist in diesem Fall eine äußerliche* Bedingung*. Sekundär, in einer Wiederkehr der Feder (retour de plume)10, wird er sagen, ‚Man könnte gegen mich einwenden, dass es gibt‘ usw., was beweist, an welchem Punkt er den Unterschied zwischen zwei Typen von Phänomenen, die sich da differenzieren könnten, gut spürt, ‚es könnte hier tatsächlich einige innere Beziehungen geben zwischen der Tatsache, dass es sich um ein Stolpern über den Namen von Signorelli handelt, und der Tatsache, dass Signorelli, bezogen auf die Fresken von Orvieto, denn das ist das, worum es geht, ‚viele Dinge mit sich führt, die mich ein bisschen mehr interessieren könnten, als ich selbst weiß.‘ Nichtsdestoweniger sagt er: ‚Man könnte gegen mich einwenden …‘ Aber das ist alles, was er sagen kann, denn er weiß gut, dass damit nichts ist.
Und wir werden uns bemühen, zu sehen, tiefer in den Mechanismus einzudringen und aufzuzeigen, dass dieser klassische Fall, dieses erste in Freuds Denken aufgetauchte Modell von etwas, das für uns ein Anfang ist, etwas Entscheidendes, wir werden mehr im Detail sehen, wie man das auffassen muss, welche Apparate sich uns aufnötigen, um von eben dem, worum es geht, Rechenschaft ablegen zu können.
Dass wir hier eine gewisse Hilfe in der Tatsache finden, dass es seither etwas gibt, was wir wie einen Gegenstand zu handhaben gelernt haben und was Sprachsystem heißt, das ist für uns sicherlich eine Hilfe. Umso überraschender ist es jedoch, dass das erste Zeugnis von Freud, seines Diskurses, wenn er dieses Feld betritt, vollständig beiseite lässt, absolut gezeichnet, dass seinem Diskurs absolut nichts hinzuzufügen ist, nur signans und signatum ist hier hinzuzufügen.
Hier ist der Punkt, an dem die Funktion des Eigennamens – wie ich Ihnen angekündigt habe, werde ich dazu kommen, mich seiner zu bedienen – sicherlich genügend Interesse gewinnt. Interesse gewinnt sie aufgrund der Sonderstellung, die er, dieser Begriff des Eigennamens, im Diskurs der Sprachwissenschaftler erobert hat. Diejenigen mögen zufrieden sein, zu denen ich bis jetzt hauptsächlich, am meisten ad hominem spreche, die Analytiker mögen zufrieden sein: Es sind nicht nur Sie, die mit dem Diskurs Schwierigkeiten haben, sie sind sogar diejenien, die dagegen am besten gefeit sind. Die Sprachwissenschaftler, ich sag’s Ihnen lieber, mit diesem Eigennamen, nun, sie kommen da nicht so leicht raus!
Es ist eine beträchtliche Anzahl von Werken zu diesem Thema erschienen, für uns sind sie --, für uns müsste es sehr interessant sein, sie im eigentlichen Sinne des Ausdrucks zu untersuchen, sie Abschnitt für Abschnitt durchzugehen und sich Notizen zu machen. Da ich nicht alles tun kann, hätte ich beispielsweise gern, dass sich jemand darum kümmert, in den sogenannten geschlossenen Sitzungen, die ich dieses Jahr für diesen Kurs reserviert habe, als Versuch, die Funktion des Seminars wieder einzuführen. Ein Buch beispielsweise von Viggo Brøndal, Les parties du discours, ein ausgezeichnetes Buch, in Kopenhagen bei Munksgaard erschienen.11 Ein anderes von einem Fräulein Sørensen, ziemlich sympathisch, es heißt The meaning of proper names, ebenfalls in Kopenhagen erschienen.12 Es gibt Orte in der Welt, wo man sich mit interessanten Dingen beschäftigen kann, sich aber nicht ganz dem widmen kann, die Atombombe herzustellen.
Und dann gibt es The theory of proper names von Sir Alan H. Gardiner, einem wohlbekannten Ägyptologen, erschienen bei Oxford University Press.13 Dies da ist besonders interessant, und ich möchte sagen, große Klasse, denn das ist wirklich eine auf das Thema des Eigennamens zugespitzte Summe – ein Konzentrat dessen, was man den Irrtum nennen kann, den vollzogenen, evidenten, offenkundigen, ausgebreiteten Irrtum.
Dieser Irrtum entspringt, wie viele andere Irrtümer, auf den Wegen der Wahrheit, er geht nämlich von einer kleinen Bemerkung aus, die auf den Wegen der Aufklärung* ihren Sinn hatte. Er weist darauf hin, dass John Stuart Mill in Bezug auf die Funktion des Namens im allgemeinen einen grundlegenden Unterschied einführt – niemand hat bis heute gesagt, was der Name ist, aber endlich spricht man darüber –, bezogen auf den Namen im allgemeinen: er hat zwei Funktionen, zu denotieren und zu konnotieren.14 Es gibt Namen, die Möglichkeiten der Entwicklung in sich haben, diese Art von Reichtum, die sich Definition nennt und durch die Sie im Lexikon unendlich von Name zu Name verwiesen werden. Das ist das, was konnotiert. Und dann gibt es andere, die dazu da sind, zu denotieren. Ich nenne eine Person, die hier in der ersten oder in der letzten Reihe ist, mit ihrem Namen, und anscheinend betrifft das nur sie. Ich tue nur dies: sie zu nennen (dénommer).
Von da ausgehend werden wir den Eigennamen als etwas definieren, was in die Benennung eines Gegenstandes nur aufgrund der eigenen Wirksamkeit seines Lautes eingreift; außerhalb dieses Denotationseffekts hat er keinerlei bedeutungsbezogene (significative) Auswirkung. Das ist das, was Monsieur Gardiner uns lehrt.
Natürlich hat das kleine Nachteile, beispielsweise, dass es ihn zwingt, zumindest im ersten Schritt, sämtliche Eigennamen zu eliminieren – und sie sind zahlreich –, die in sich selbst einen Sinn haben. ‚Oxford‘, das können sie in zwei Teile zerschneiden, das macht etwas, das bezieht sich auf etwas, das zum Ochsen in Beziehung steht und so weiter, ich nehme seine eigenen Beispiele.15 <Die Städtenamen> Villeneuve, Villefranche, all das sind Eigennamen, aber zugleich haben sie einen Sinn.16 Bereits das schon könnte uns einen Floh ins Ohr setzen.
Aber natürlich sagt man: Dass dies als Eigenname dient, ist unabhängig von der Bedeutung, die das hat.17
Unglücklicherweise springt in die Augen, wenn ein Eigenname keinerlei Bedeutung hätte, dann würde in dem Moment, wo ich jemand jemandem vorstelle, absolut gar nichts passieren. Denn es ist ja klar, wenn ich mich Ihnen als ‚Jacques Lacan‘ vorstelle, sage ich etwas, das für Sie sofort eine bestimmte Anzahl an bedeutungsbezogenen Wirkungen hat. Zunächst, weil ich mich Ihnen im Rahmen einer bestimmten Ordnung vorstelle, wenn ich in einer Gesellschaft bin, dann deshalb, weil ich in dieser Gesellschaft kein Unbekannter bin. Andererseits, von dem Moment an, wo ich mich Ihnen als ‚Jacques Lacan’ vorstelle, schließt das bereits aus, dass das beispielsweise ein Rockefeller ist oder der Graf von Paris.18 Es gibt bereits eine gewisse Zahl von Bezügen, die sofort mit einem Eigennamen einhergehen. Es mag auch vorkommen, dass Sie meinen Namen bereits irgendwo gehört haben. Nun, sicher, das reichert sich an. Um es deutlich zu formulieren: Wenn man sagt, dass ein Eigenname ohne Bedeutung ist, ist das grob fehlerhaft. Er führt im Gegenteil viel mehr noch als Bedeutungen mit sich, gewissermaßen eine Reihe von Ankündigungen.
In keinem Fall kann man als sein unterscheidendes Merkmal diesen Charakter beispielsweise des Arbiträren oder des Konventionellen bezeichnen, weil das per definitionem die Eigenschaft jeder Art von Signifikanten ist; man hat auf diesem Aspekt der Sprache hinreichend insistiert – auf ungeschickte Weise übrigens, indem man hervorgehoben hat, dass sie also arbiträr und konventionell ist. In Wirklichkeit ist es etwas anderes, worauf man abzielt, es ist etwas anderes, worum es geht.“19
Von hier aus, sagt Lacan anschließend, erhalten das Möbiusband und die Klein’sche Flasche ihren Wert. Das Möbiusband ist in den dreidimensionalen Raum eingebettet.
„Selbst im dreidimensionalen Raum bleibt, dass diese Struktur eine besondere Qualität hat, die sie von einer anderen unterscheidet und die folgende ist. Das, was in meinem Schema die Umrandung dieses Eingangs besetzt hat, dieses Lochs, dieser Öffnung, durch die sie [die Klein’sche Flasche] spezifiziert ist und die daraus diese Fläche macht, auf der die Dinge keineswegs orientierbar sind, weil Sie von der Vorderseite immer zur Rückseite übergehen können, der Platz dieser Öffnung ist für die Eigenschaften der Fläche wesentlich, strukturierend, er kann durch jeden beliebigen Punkt der Fläche besetzt werden. Ein bisschen Vorstellungskraft wird Ihnen genügen, um zu sehen, dass, im Gegensatz zu einem Ring, einem Torus, der sich in gewisser Weise nur um sich selbst drehen kann – Sie können ihn an derselben Stelle ruhen lassen, aber er dreht sich in seinem gesamten Gewebe –, dass sich hier auf völlig konträre Weise an jedem Platz des Gewebes durch ein sanftes Gleiten dieser Ring des Fehlens herstellen kann, der ihm seine Struktur verleiht.
Das ist eigentlich das, was wir heute zu überdenken versuchen, bezogen auf das Phänomen, das als ‚Vergessen des Eigennamens‘ bezeichnet wird.
Die These ist folgende: All das, was die Theoretiker, insbesondere die Sprachwissenschaftler, über den Eigennamen zu sagen versucht haben, stolpert darüber, dass er sicherlich auf eine speziellere Weise indikativ, denotativ ist als ein anderer <Name>, dass man jedoch nicht in der Lage ist, zu sagen inwiefern. Andererseits, verglichen mit anderen hat er gerade die folgende Eigenschaft: Obwohl er anscheinend der Name ist, der einer besonderen (particulier) Sache am meisten zu eigen ist, ist er genau das, was sich verschiebt, was wandert, was vererbt wird. Um es deutlich zu sagen, wenn ich Entomologe wäre, was auf der Welt würde ich mehr begehren, als eines Tages zu sehen, dass eine Tarantel mit meinem Namen genannt wird?20
Was kann das heißen? Warum ist der Eigenname, obwohl er gewissermaßen derjenige Teil der Rede ist, der Merkmale hat, durch die er absolut spezifiziert ist, warum genau kann man ihn verwenden – im Gegensatz zu dem, was hierzu gesagt wird, denn man kann sich nicht vorstellen, zu welchem Ausgleiten der Feder ein solches Thema die Sprachwissenschaftler hat bringen können –, warum kann er, wie jeder weiß, durchaus im Plural verwendet werden? Man sagt les Durand <ohne Plural-s>, les Pommodore, alles was Sie wollen, les Brossabourg bei Courteline, Sie erinnern sich: L’honneur des Brossabourg.21 Man kann einen Namen verbal verwenden, in der Funktion von Verben, in der Funktion von Adjektiven, ja von Adverbien, wie ich Sie vielleicht eines Tages spüren lassen werde. Was hat es damit auf sich, dass der Eigenname in der Ambiguität dieser indikativen Funktion die Kompensation dafür zu finden scheint, dass seine Eigenschaften des Verweisens, die nicht speziell, auch wenn sie es sind, zum signifikativen Feld gehören, zu Eigenschaften der Verschiebung werden, des Sprungs?
Muss man, wie ich glaube, sagen, dass Claude Lévi-Strauss auf dieser Ebene angekommen ist, in seinem Denken und in dem, was er in Das wilde Denken artikuliert, auf der Ebene des Kapitels ‚Verallgemeinerung und Vereinzelung‘ sowie des Kapitels ‚Das Individuum als Art‘ – ?22 Er versucht zu integrieren, zu zeigen, dass der Eigenname mit nichts Speziellerem verbunden ist als mit dem bewusst klassifikatorischen Gebrauch, der von gegensätzlichen Kategorien gemacht wird, damit im Denken, in seiner Beziehung zur Sprache, eine bestimmte Anzahl von grundlegenden Oppositionen bestimmt wird, von sukzessiven Zerschneidungen, von Spalten, die es dem wilden Denken in gewissem Sinne gestatten, genau dieselbe Methode wiederzufinden, wie Platon sie als diejenige angibt, die für die Erschaffung des Begriffs grundlegend ist.23 Unser Eigenname wäre in diesen klassifikatorischen Prozess letztlich nur als letzter Term einzufügen, als derjenige, der die Dinge hinreichend eng miteinander verbindet, sodass schließlich das Individuum erreicht wird, als der im präzisen Sinne besondere (particulier) Punkt der Art.
Es ist klar – ich bitte Sie, sich auf diese Kapitel zu beziehen – , dass Lévi-Strauss in dieser Bewegung der Aufklärung, um die er sich bemüht, auf ein Hindernis stößt und dass er es bezeichnet. Er bezeichnet es im eigentlichen Sinne insofern, als er auf die Funktion des Namensgebers stößt: der Eigenname, das ist ein Name, der gegeben wird.24 Durch den Taufpaten, werden Sie sagen, und das könnte Ihnen genügen, wenn Sie sich entschließen, aus dem Taufpaten einen anderen zu machen.25 Nur, es gibt nicht nur den Taufpaten, es gibt auch Regeln aller Art, es gibt Momente, es gibt eine ganze Konfiguration, nämlich eine Konfiguration des Austauschs und der Sozialstruktur. Hier wird Claude Lévi-Strauss innehalten, um zu sagen, um völlig zu recht zu sagen, dass das Problem des Eigennamens nicht behandelt werden kann, ohne einen Bezug einzuführen, der dem spezifisch sprachwissenschaftlichen Feld fremd ist, dass er nicht als Teil der Rede isoliert werden kann, außerhalb der Funktion, des Gebrauchs, durch den er bestimmt wird.26
Das ist sehr genau das, wogegen ich hier einen Einwand erheben möchte, der einem anderen Register zugehört. Es ist genauso falsch zu sagen, dass der Eigenname das Festmachen, die Reduktion auf der Ebene des Einzelexemplars ist, durch denselben Mechanismus, durch den man von der Gattung zur Art voranschreitet und wodurch die Klassifikation vorangetrieben worden ist, es ist genauso falsch, dies zu tun, und genauso gefährlich und genauso folgenschwer, wie in der mathematischen Mengenlehre das, was man als Teilmenge bezeichnet, die nur ein einziges Objekt enthält, mit diesem Objekt selbst zusammenzuwerfen.27
Und hier ist der Punkt, an dem diejenigen, die sich täuschen, die sich irren, diejenigen, die sich sehr tief und beharrlich in ihren Irrtum eingraben, für uns schließlich zu einem Gegenstand werden, an dem wir etwas demonstrieren können. Bertrand Russell hat den Eigennamen dermaßen mit dem Denotativ und dem Indikativ identifiziert, dass er schließlich gesagt hat, das Demonstrativum, das Demonstrativum that, wie er in seiner Sprache sagt, ‚dieses‘, sei der Eigenname par excellence.
Man fragt sich, warum er diesen Punkt x auf der Tafel, die ihm vertraut ist, warum er ihn nicht Antoine nennt und dieses Stück Kreide Honorine.28 Warum erscheint uns eine derartige Konsequenz sofort als absurd?
Es gibt mehrere Vorgehensweisen, um Sie auf den Weg zu führen, auf den ich Sie bringen will, zunächst beispielswese diese, die Ihnen sogleich in die Augen springen kann: Das wird deshalb niemandem in den Sinn kommen, weil dieser Punkt x, wenn ich ihn hier im Rahmen einer mathematischen Beweisführung auf die Tafel setze, es per definitionem genau in dem Maße ist, wie dieser Punkt wesentlich ersetzbar ist, und darum auch werde ich ein Stück Kreide niemals Honorine nennen.29 Hingegen könnte ich mit diesem Namen das bezeichnen, was Diderot ‚meinen alten Hausrock‘ nannte.30 Das ist nur ein hint, der die Funktion des Ersetzbaren eingreifen lässt und <um> zugleich, an Ort und Stelle und für heute – angesichts der fortgeschrittenen Zeit – die Verbindung herzustellen, die uns vielleicht gestatten wird, die Dinge das nächste Mal besser zu artikulieren, zu verketten.
Ich möchte Ihnen sagen, wenn das Besondere (particulier) mit einem Eigennamen bezeichnet wird, dann nicht als Exemplar der Art, das vermittels einer gewissen Anzahl von Besonderheiten (particularités) als einzeln (unique) festgezurrt wird, so exemplarisch es sein mag, sondern in dem Sinne, dass es unersetzbar ist. Das heißt, dass es fehlen kann, dass es die Ebene des Mangels nahelegt, die Ebene des Lochs, und dass ich Jacques Lacan nicht als Individuum heiße, sondern als etwas, was fehlen kann – wodurch dieser Name worauf abzielt? Darauf, einen anderen Mangel abzudecken. Der Eigenname, das ist eine vorübergehende (volante) Funktion, wenn man so sagen kann. Wie man sagt, dass es einen Teil des Personals gibt, des Personals der Sprache in diesem Fall, das vorübergehend beschäftigt ist; er ist dazu da, um das Loch zu stopfen, um ihm seinen Verschluss zu geben, um ihm seine Schließung zu geben, um ihm die falsche Erscheinung des Vernähtseins zu geben.
Darum entschuldige ich mich, die Zeit ist zu weit vorangeschritten, als dass ich heute noch lange sprechen könnte, aber vielleicht ist das für Sie ja eine Gelegenheit – leicht zu erfüllen, mein Gott –, sich dem Text zuzuwenden, demjenigen Text, der das Vergessen des Eigennamens betrifft.31 Was werden Sie da sehen?
Sie werden hier etwas sehen, was sich besser vorstellen lässt, wenn Sie von dem Begriff ausgehen, dass das Subjekt einer bestimmten Anzahl von privilegierten Punkten der Signifikantenstruktur innewohnt, die tatsächlich – das ist der Teil der Wahrheit im Diskurs von Gardiner – auf der Ebene des Phonems anzusetzen sind. Vermittels dessen ist es angebracht, Folgendes deutlich hervorzuheben.
Wenn Freud sich nicht an den Namen ‚Signorelli‘ erinnert hat, dann – so sagt er – aufgrund von Umständen, die anscheinend ganz und gar äußerlich sind, völlig zufällig. Er war mit einem Herrn in einem Wagen, der ihn von Ragusa zu einem Ort brachte, an dem er wieder die Eisenbahn nehmen musste. Worüber spricht man? Man spricht von einer bestimmten Anzahl von Dingen. Und dann gibt es Dinge, die man nicht sagt, und warum sagt man sie nicht? Das werden wir noch sehen. Man sagt sie nicht, man sagt sie sicherlich nicht deshalb nicht, weil man sie verdrängt! Ganz und gar nicht. Er ist also dabei, mit diesem Mann zu sprechen, von dem die Neugier der Biographen uns sogar den Namen aufbewahrt hat, das ist ein Monsieur Freyhau, ein Jurist oder Rechtsanwalt aus Wien, und man spricht von diesem und jenem, und insbesondere ruft Freud in Erinnerung, was ihm ein Freund kürzlich erzählt hatte. Freud ruft es in Erinnerung und spricht von den Leuten dieses Landes, das man eigentlich nicht durchquert, da man in Dalmatien ist, das aber nicht weit ist, nämlich Bosnien, jenes Bosnien, dass noch alle Art Spuren einer muslimischen Bevölkerung bewahrt – Bosnien war dem Ottomanischen Reich vor noch nicht so langer Zeit entrissen worden.32 Freud weist darauf hin, bis zu welchem Punkt diese Bauern was sind? Achtungsvoll, ehrerbietig gegenüber demjenigen, der sich um ihre Gesundheit kümmert, kurz, der unter ihnen als Arzt tätig ist. Und das in Erinnerung rufend, was dieser Freund ihm berichtete, dessen Namen wir ebenfalls haben, diesmal dank Freud, in den Anmerkungen des Artikels von 1898, von dem ich eben gesprochen habe33, dass diese Leute, wenn man zu dem Ergebnis kommt, dass ihr Angehöriger, der da ist, auf seinem Lager, wahrscheinlich sterben wird: ‚Herr*!‘ sagt der bosnische Bauer, aber mit der Note von Ehrerbietung, die – in einem Land mit archaischer Sozialstruktur –, mit dieser Note von Ehrerbietung, die dieser Name mit sich führt, mit dem bewussten Akzent von seigneur. ‚Herr*! Wir wissen wohl, wenn Du etwas hättest tun können, dann wäre es geschehen, er wäre geheilt worden. Aber da Du es nicht kannst, geschehen die Dinge so, wie Gott es will, das ist letztendlich, das ist Allahs Wille.‘ Das also erzählt Freud. Und was erzählt er nicht?
Er erzählt diejenigen Dinge nicht, mein Gott, die man nicht einfach jedem so erzählt, insbesondere nicht jemandem, vor dem man gerade eben die ärztliche Würde ein bisschen hochgehalten hat. Man erzählt ihm nicht, dass derselbe Freund, ein Arzt in der bosnischen Region, Ihnen gesagt hat, dass für diese Leute der Wert des Lebens dermaßen mit der Sexualität verbunden ist, wesentlich mit ihr verbunden ist, dass von dem Moment an, wo es auf dieser Seite da nichts mehr gibt, das Leben, nun, man könnte sich ebensogut seiner entledigen. Nun, das ist sicherlich ein Ausdruck, der Freud keineswegs gleichgültig ist, unter welchem Titel auch immer, an diesem Wendepunkt seines Lebens, auf jeden Fall kann man sicherlich nicht sagen, dass dies ein Knoten wäre, eine Verbindung, die von ihm auf irgendeine Weise zurückgewiesen würde, und zwar genau insofern, als ihn das doppelt interessiert.
Erstens seine Praxis. Erinnern Sie sich an den Text – diejenigen zumindest, die ihn noch frisch im Gedächtnis haben –, erinnern Sie sich an die Funktion, die durch einen anderen Eigennamen eingreift, den Namen eines kleinen Dorfes, das am Fuße der Vertainspitze liegt und das sich Trafoi nennt, wo er genau die Nachricht vom Tode eines seiner Patienten erhalten hatte, der ein solches Nachlassen seiner Manneskraft nicht ertragen konnte und sich getötet hat. Er hatte die Nachricht darüber erhalten, als er in Trafoi war.
Andererseits weiß jeder gut, dass er genau in diesem Moment dazu gebracht wurde, über die grundlegende psychische, strukturierende Bedeutung der Funktionen des Geschlechts nachzudenken und über die Bindung des Subjekts an all das, was daraus hervorgeht.
Genau in diesem Maße wird er nicht das vorbringen, was er berichten könnte, über das, was er als Arzt seiner besonderen Klientel in gewissem Sinne als weiteres Merkmal gegeben hat. Was soll das heißen? Dass etwas, was nicht verdrängt ist, was in einem Diskurs wieder in Erinnerung gerufen wird, in einem für ihn vollkommen ausformulierten Diskurs, bei dem es, um es in Erinnerung zu rufen, für ihn nicht nötig ist, irgendeine Anstrengung zu machen, er erinnert sich sofort daran, als er von der Sache Rechenschaft ablegt. Was das heißen soll, dass die Wirkungen keineswegs einer Verdrängung, sondern einer Rede, die unterdrückt* ist, um genau den Ausdruck zu verwenden, den Freuds Vokabular uns zur Verfügung stellt, was das heißen soll, sich für dieses Thema der Artikulation zu interessieren, der Unterscheidung, der Definition zwischen ‚unterdrückt*‘ und ‚verdrängt*‘, das ist niemals angemessen artikuliert worden.
Also eine Rede*, ein discours, eine Rede, auf diese bizarre Weise auf den Seidenstrumpf aufgenäht (sur le bas de soie sousu), im Inneren und im Äußern, es ist ausgedrückt*, wenn sie diesem aus* nicht den Sinn geben, den es im französischen Wort exprimer hat, sondern den von hinaus*: hinausbringen.34
Und dann was? Wie geschieht das? Warum verzieht sich das? Es geschieht, dass in diesem Moment etwas gestört wird, und das ist es, darauf hat Freud den Akzent gesetzt, dass etwas gestört wird, und das hat zum Ergebnis, dass sich von ‚Signorelli‘ etwas davonmacht. Und was? Das ist dies, dass bei diesem einzigartigen Phänomen, das wir hier ‚Vergessen‘ nennen und worüber ich Ihnen eben gesagt habe, dass es auch ein Mechanismus des Erinnerns war, dass angesichts des Lochs, das durch es erzeugt wird – jeder weiß aus Erfahrung, was geschieht, wenn wir gezielt den Eigennamen suchen: dass sich, wenn wir ihn gerade nicht finden können, bestimmte Dinge einstellen.
Freuds Diagramm zum Vergessen des Eigennamens Signorelli (Version von 1898)
Es stellt sich eine Metapher her, es stellen sich Ersetzungen her. Aber das ist eine ziemlich einzigartige Metapher, denn diese Metapher ist gerade das Gegenteil von derjenigen, deren Funktion ich für Sie artikuliert habe, die Funktion der Schöpfung von Sinn, von Bedeutung, <hier hingegen:> Ersetzungen von Lauten, von reinen Lauten, die sich einstellen.
Und warum bizarrerweise dieses Bo von Botticelli, ein Ausdruck, der so nah bei Signorelli ist, so nah, dass es davon sogar noch mehr gibt, als Freud gesagt hat. Es ist nicht nur das elli, das an der Oberfläche schwimmt, es ist auch das o von Signorelli-Boltraffio. Sicherlich wird hier der andere Teil durch Trafoi geliefert, aber es gibt auch dieses Bo, und Freud findet dieses Bo sofort, er weiß sehr gut, wo es herkommt, es kommt von einem anderen Paar von Eigennamen, nämlich von Bosnien-Herzegowina.
Und das Her von Herzegowina, was ist in dieser Geschichte dieses Herr*, dieses Herr*, um das sich also etwas dreht? Ist es nicht da, hier verlasse ich den Text, den Text von Freud, denn was ich Ihnen zeigen will, ist, dass sich hier alles so abspielt, als ob aufgrund der Akkomodation des Subjekts an das Herr* – das durch das Gespräch eine starke Erklärung findet und das das größte Gewicht erhält, indem daraus eine vertrauliche Mitteilung des einen Subjekts gegenüber dem anderen gemacht wird –, als ob das Bo irgendwo da seinen Platz gefunden hätte, an einer Randstelle.
Und was bezeichnet es, wenn nicht den Platz, wo das Herr*, sagt Freud (…).
Was Freud bei diesem ersten Tasten nicht sagt, weil er es noch nicht sehen, noch nicht artikulieren kann, weil der Begriff noch gar nicht ans Licht gekommen ist, weil er in der analytischen Theorie noch nicht voll aufgetaucht ist, was er nicht sieht, ist, dass die Verwirrung, um die es hier geht, wesentlich an die Identifizierung gebunden ist.
Dieser Herr*, um den es geht, und dieser Herr*, der hierbei sein ganzes Gewicht und seine ganze Schärfe bewahrt hat, der sich bei diesem einfachen kleinen Mann des Gesetzes nicht so weit gehen lassen will, es mit ärztlichen Vertraulichkeiten allzu weit zu treiben, das ist hier der Arzt. Der Herr*, das ist also Freud, der sich hier mit der Figur eines Arztes identifiziert, welcher einem anderen gegenüber vorsichtig ist.
Aber was verliert er hier? Er verliert hier als seinen Schatten, als sein Double das, was vielleicht nicht so sehr, wie der Text <von Freud> sagt, der Signor ist. Es heißt vielleicht, zu weit gehen, wie es in der Übersetzung immer geschieht, in der Richtung, zu geben (…). Was mich angeht, so käme ich vielleicht darauf, zu sehen, dass das o von Signor keineswegs verloren ist und in Boltraffio sogar verdoppelt wird und in diesem Botticelli, und ich käme darauf, zu denken, dass das Sig sowohl signans ist wie Sigmund Freud. Es ist der Platz seines Begehrens im eigentlichen Sinne, insofern er der wahre Platz seiner Identifizierung ist, die hier am Punkt des Skotoms verortet ist, dort, wo das Auge gewissermaßen einen blinden Fleck hat.
Und weil all das sehr viel mit dem zu tun hat, was ich Ihnen letztes Jahr hinsichtlich der Funktion des Blicks bei der Identifizierung in Erinnerung gerufen habe35, übergehen Sie bitte nicht das, was im Text steht und was auch kraftvoll artikuliert wird und was nicht aufgelöst wird, nämlich dass Freud bemerkt, dass sich in mehreren Fällen, die er so aufgezeigt hat, etwas einstellt, was ganz und gar einzigartig ist. Sogar in dem Augenblick, in dem es ihm nicht gelingt, den Namen dieses von ihm so bewunderten Signorelli wiederzufinden, was hört da nicht auf, lassen Sie mich meiner eigenen Rede vorgreifen, was hört da nicht auf, ihn ohne Unterlass anzuschauen? Ich sage ‚ich nehme vorweg‘, weil es nicht das ist, was Freud uns sagt. Er sagt uns, dass in diesem Moment, während der ganzen Zeit, in der er den Namen von Signorelli gesucht hat, bis er ihn schließlich wiedergefunden hat – jemand hat ihm diesen Namen gegeben, er hat ihn nicht selbst wiedergefunden –, dass also während dieser ganzen Zeit das Gesicht von Signorelli, der auf den Fresken von Orvieto dargestellt ist, irgendwo unten links und mit verschränkten Händen, dass das Gesicht von Signorelli nicht aufgehört hat, ihm gegenwärtig zu sein, mit besonderer Brillanz ausgestattet.
Ich spiele den Ball hier jemandem zu, der meine Behauptungen aufmerksam verfolgt hat und mir kürzlich die Frage gestellt hat ‚Was genau wollen Sie sagen, was bleibt im Text Ihres Seminars als Geschriebenes, als Sie gesagt haben: das Subjekt, von wo es sich sieht, ist nicht da, wo es sich anblickt.‘36 Und Sie erinnern sich auch daran, dass ich Ihnen gesagt habe, was das Bild (tableau) ist, das wahre Bild: es ist Blick; dass das Bild denjenigen anblickt, der in sein Feld stürzt und zu seiner Beute wird.37 Dass der Maler, in diesem Fall Signorelli, derjenige ist, der den anderen dazu bringt, vor ihm den Blick zu senken.38
Und in eben dem Maße, in dem er in dieser falschen Identifizierung <mit dem Herrn> glänzt, in dieser trügerischen Überschneidung der Fläche, an der Freud sich festklammert, wo er sich zurückhält und sich weigert, seine gesamte Rede zu geben, das, was er da verliert, durch dieses eingekreiste Identifizierte, durch dieses Loch des verlorenen Namens, von diesem Sign, von diesem Sign, das durch eine Art außergewöhnliche Schicksalsfügung bis in den Terminus hinein verkörpert ist, das da wahrhaft geschrieben ist, als Signifikant geschrieben ist, was geht daraus hervor?
Eben das Gesicht, das vor ihn projizierte Gesicht, vor den, der nicht mehr weiß, von wo aus er sich sieht, der den Punkt nicht kennt, von dem aus er sich erblickt.
Denn dieses S des Schemas, wo ich Ihnen gezeigt habe, dass die primäre Identifizierung, die Identifizierung mit dem einzigen Zug, die Identifizierung mit dem I, von der aus sich für das Subjekt alles verortet, dieses S hat wohlgemerkt keinen Punkt.39 Es ist das, worin dieses Außen, das der Punkt der Geburt ist, der Punkt des Auftauchens einer Schöpfung, die von der Ordnung des Reflexes sein kann, von der Ordnung dessen, was sich sieht, dessen, was sich im Geheimen organisiert, dessen, was sich zurechtfindet, dessen, was sich einrichtet als Intersubjektivität.
Diese plötzliche Beleuchtung, die auf dem Bild desjenigen erschienen ist, dessen Name verloren ist, desjenigen, der da als der Mangel vergegenwärtigt wird, das ist wahrhaft – und Freud lässt die Sache in der Schwebe, lässt uns gewissermaßen hängen, ihm fehlen die Worte, wie man über dieses Sujet sagt –, das ist das Erscheinen des Punktes des Auftauchens in der Welt, dieses Entstehungspunktes, durch den das, was in der Sprache nur durch den Mangel übersetzt werden kann, zum Sein kommt.“40
Ende dieser Sitzung.
13. Januar 1965: Begehren und Identifizierung
Lacan berichtet, einige Zuhörer hätten gesagt, dass sie nicht alles verstehen. Dies habe seinen Grund darin, sagt er, dass er nicht den gesamten Kontext angeben könne, auf den er sich stütze.
„Ich meine das, was es mir hier gestattet, diesem oder jenem erfahreneren Teil meiner Zuhörerschaft aufzuzeigen, welche genauen Entsprechungen zu den Formeln gefunden werden können, die aus meiner Erfahrung hervorgegangen sind und die bei einem solchen Untersuchungsweg eben nicht für alle vollständig lesbar sind. Beispielsweise letztes Mal diese Untersuchungen über den Eigennamen, wo das Ausrutschen, ja das Scheitern, die eklatante Paradoxie der Formeln eines Denkers uns das Kontrollmittel gibt, das uns versichert, dass wir sind – wenn wir einen Punkt der Kohärenz angehen, der inneren Kohärenz, der Kohärenz, die ich als globale Kohärenz unserer gesamten Erfahrung bezeichnen könnte, nämlich den Punkt, den ich das letzte Mal mit der Kategorie der Identifizierung vorgebracht habe –, das uns das Zeugnis gibt, dass in Bezug auf den Eigennamen nicht nur Sprachwissenschaftler, sondern auch Logiker, ja, sagen wir das Wort, es ist keineswegs unverdient, dass es geäußert wird, wenn es um Bertrand Russell geht, dass auch Denker zögern, dass sie ins Rutschen geraten, ja sich irren, wenn sie sich auf diesen Punkt der Identifizierung beziehen, nämlich auf die privilegierte Verwendung, die vom Eigennamen gemacht wird, als etwas, was als das ausgesuchte Mittel der Indikation bezeichnet wird, der Ausmachung des Besonderen (particulier), das als solches erfasst wird.
Sicherlich sind wir hier verantwortlich, wir Analytiker. Ich will sagen, dass wir nicht davon dispensiert werden könnten, unseren Beitrag zu leisten, wenn unsere Erfahrung es uns ermöglicht, eine Funktion des Oszillierens zu bezeugen, des Schwankens, eine besonders aufschlussreiche Dynamik zu bezeugen, von der die Funktion des Eigennamens erfasst wird, in dem, was unser Feld ist, das Feld der psychoanalytischen Erfahrung – sie verdient es, so bezeichnet zu werden, wie ich es tue –, und das in gewisser Weise integrierender ist, spezifischer ist als jedes andere, da es hier um das Subjekt geht.“41
Aus diesem Grunde sei es nicht nötig, heißt es im Folgenden, dass alle Zuhörer alle Bezüge verstehen.
Die erste Einsicht, die man aus Freuds Psychopathologie des Alltagslebens gewinnen könne, sagt er später in dieser Sitzung, beziehe sich auf den Bedeutungseffekt. Wenn etwas nicht geht, dann liege dies daran, dass man man etwas begehre, z.B. seinen Vater zu töten; man begehre etwas, was etwas bedeutet. Das reiche aber nicht aus. Nicht jedes beliebige Begehren könne dazu führen, dass etwas ins Stolpern gerät. Das Stolpern betreffe immer mein Verhältnis zur Sprache, zumindest in der Psychopathologie des Alltagslebens; es sei abhängig von einer Phonem-Substitution, die selbst wiederum eine Spur sei, und diese Spur führe zu dem, worum es gehe, nämlich zum Begehren.
„Vom Begehren, meinen Vater zu töten, werde ich auf den Namen des Vaters verwiesen, denn es ist um den Namen herum, und keineswegs diffus um ein beliebiges Straucheln der Wörter herum, es ist immer auf der Ebene des Namens, der im eigentlichen Sinne nominalen Evokation, dass, zumindest in diesem gesamten Erfahrungsfeld, die Freudsche Standortbestimmung vollzogen wird. Nun, dieser Name des Vaters, wenn wir die Struktur der Freudschen Erfahrung bedenken, wenn wir die Theorie und das Denken von Freud berücksichtigen, dieser Name des Vaters, da ist das Geheimnis. Denn durch diesen Namen des Vaters wird mein Begehren nicht nur an diesen schmerzhaften, entscheidenden, verdrängten Punkt geführt, den hierbei das Begehren, meinen Vater zu töten, darstellt, sondern noch an viele weitere Punkte, weil auch das Begehren, mit meiner Mutter zu schlafen – das der Weg ist, auf dem meine heterosexuelle Normalisierung sich herstellt –, gleichermaßen von einem Signifikanteneffekt abhängig ist, von demjenigen, den ich hier, um abzukürzen, mit dem Ausdruck Name-des-Vaters bezeichnet habe.
Nun, dies ist das, dem man in Freuds gesamter Aussage auf der Spur bleiben muss, sogar, um hier die Lösung für das zu sehen, was offen bleibt, nämlich für das, was er ungeschickt als den ansteckenden Charakter des Namensvergessens bezeichnet. Und in einem bestimmten Fall, demjenigen, der sich am Ende des ersten Kapitels findet, wird er uns etwas zeigen, das einen ersten Zugang eröffnet.42 Sicherlich deshalb, weil alle, die an einem bestimmten Dialog zu mehreren, an einer bestimmten Unterhaltung beteiligt sind, zusammen von etwas Gemeinsamem erfasst sind, das sicherlich mit einem Begehren zu tun hat – nicht mit irgendeinem, wie Sie sehen werden –, eben dedshalb kommt es dazu, dass ein bestimmter Eigenname, den alle Beteiligten sehr gut kennen, da er der Titel eines Buches ist, von dem ich annehme, dass es nicht brillant sein dürfte, weder dem Inhalt nach noch hinsichtlich der Theorie, und welches Ben Hur heißt, aber das ist nicht so wichtig.43 Es gibt hier ein charmantes junges Mädchen, das glaubte, darüber sagen zu können – um der Umgebung ein bisschen zu imponieren –, dass es darin bestimmte wesentliche Gedanken, ich weiß nicht welche, über die Essener gefunden habe. Dieses ‚Ben Hur‘, an das das Mädchen sich nicht erinnern kann, was der Autor, der uns dieses Beispiel liefert, und der, glaube ich, Ferenczi ist, wenn ich mich nicht irre44 –; übrigens nicht so wichtig, nehmen Sie irgendein Beispiel und Sie werden immer dieselbe Struktur finden. Das, worum es geht, was ist das? Das ist etwas, das vielleicht in einer bestimmten Beziehung zu einem Begehren steht, das aber, wenn ich so sagen darf, durch diese Vokalisierung hindurchging, durch diese Emission der Stimme, die nicht zufällig war, durch bin Hure*.
Und worum geht es dabei? werden Sie sagen. Wo ist das Wichtige, wo ist das Entscheidende? Ist es dies, dass diese versteckte Erklärung, die wie ein Wiesel durch die Versammlung läuft, zwischen diesem jungen Mädchen und den jungen Männern, die es umgeben, nämlich über etwas, das die Tendenz hätte, die Begierden eines jeden hervorkommen zu lassen, wo werden wir die Garantie sehen, dass diese Begierden tatsächlich einen gemeinsamen Faktor haben, nämlich dass bei allen etwas, was die Verkündung des Eigennamens angeht, dass bei dieser ganzen Verkündung die Identifizierung des Subjekts – in welchem Abstand auch immer sich die Beziehung zum Eigennamen herstellen mag –, dass die Identifizierung des Subjekts hierbei im Spiel ist, und hier, auf dieser Ebene, hält sich die Triebfeder.
Nun, die Art und Weise, wie wir topologisch zu definieren haben, worum es in der Analyse geht, und was ganz offenkundig das Ausfindigmachen des Begehrens ist, aber nicht irgendeines Begehrens, das nur Entziehen, Metonymie, Metabolismus, ja Abwehr ist, was seine gewöhnlichste Gestalt ist, wenn es also darum geht, dieses Begehren auszumachen, in dem die Analyse ihr Ende finden muss und vor allem ihre Achse, wenn es, wie wir am Ende des letzten Jahres behauptet haben, das Begehren des Analytikers als solches ist, das die Achse der Analyse bildet45, dieses Begehren müssen wir topologisch definieren können, in Beziehung zu diesem Pass, zu diesem Phänomen, das mit ihm sicherlich in gewisser Weise verbunden ist und das wir hier erst zu erfassen, zu entziffern beginnen, dem wir uns erst anzunähern beginnen, nämlich der Identifizierung.“46
Ende dieser Sitzung.
20. Januar 1965: Der benannte Sokrates
Lacan spricht über den Syllogismus Alle Menschen sind sterblich / Sokrates ist ein Mensch / Also ist Sokrates sterblich. Er konfrontiert die Darstellung dieses Syllogismus durch Eulerkreise mit der Darstellung mithilfe einer Innenacht auf einer Klein’schen Flasche. Er problematisiert die universale und affirmative Aussage „Alle Menschen sind sterblich“ und fährt dann fort:
„Aber auch, weil man noch bei den Diskussionen der Scholastiker über dieses Thema ist, werden vielleicht wir, die wir ein wenig mehr unter Druck stehen und die wir vielleicht vermuten können, dass es irgendwo eine Verirrung gibt, werden wir die Frage neu stellen, auf der Ebene des Eigennamens, und wir werden fragen, ob sich das von selbst versteht. Selbst wenn eingeräumt wird, dass ‚alle Menschen sind sterblich‘ eine Wahrheit ist, die sich hinreichend selber trägt, sodass wir den Sinn der Formel nicht diskutieren werden, wenn wir also von da ausgehen, ist es dann legitim zu sagen, daraus zu folgern, daraus abzuleiten, dass Sokrates sterblich ist?
Denn wir haben nicht gesagt: ‚Irgendein Mensch ist sterblich, der vielleicht Sokrates heißt.‘ Wir haben gesagt: ‚Sokrates ist sterblich.‘ Der Logiker geht sicherlich zu schnell daran vorbei. Aristoteles hat diesen Schritt keineswegs übersprungen, denn er wusste, was er sagte, besser vielleicht als diejenigen, die ihm gefolgt sind. Aber in der skeptischen und in der stoischen Schule ist das Beispiel bald üblich geworden. Warum ist mit einer solchen Leichtigkeit der Sprung gemacht worden, ‚Sokrates ist sterblich‘ zu sagen?
Ich konnte Sie hier nur darauf hinweisen – weil ich ihnen das, wie viele andere Dinge, letztlich erspare –, dass auf der Ebene der stoischen Schule tatsächlich ein Schritt gemacht worden ist, von dem aus sich der Sinn, der als solcher dem Terminus ‚Eigenname‘ zugewiesen worden ist, verändert hat: das onoma im Gegensatz zur rhēsis, nämlich als eine der beiden wesentlichen Funktionen der Sprache.47 Zur Zeit von Platon und von Aristoteles wie auch von Protagoras und auch im Kratylos heißt das onoma, wenn es um den Eigennamen geht, das onoma kyrion, und das meint ‚der Name schlechthin‘.48 Erst mit den Stoikern erhält das idion den Vorrang, womit der Eigenname zu dem Namen wird, der Ihnen ganz besonders zu eigen ist. Und das ist es wohl, was diesen logischen Fehler ermöglicht, denn in Wahrheit, wenn wir an der Originalität der Benennungsfunktion festhalten – verstehen Sie darunter, dass hier die Funktion, die dem Signifikanten eigen ist, bis zum Maximum gesteigert ist, die darin besteht, sich nicht mit sich selbst identifizieren zu können, was sicherlich in der Funktion der Benennung kulminieren wird –, dann ist dieser Sokrates zugleich ein von sich Gesagter und ein von andere Gesagter, er ist derjenige, der sich zu Sokrates erklärt, wie auch derjenige, den andere, die die Elemente seiner Verwandtschaftslinie bilden, ob sie nun verkörpert sind oder nicht49, den andere mit dem Namen Sokrates belegt haben, der also nicht auf eine Weise behandelt werden kann, die mit irgendetwas homogen wäre, was in der Rubrik ‚alle Menschen‘ enthalten sein könnte.“50
In diesem Syllogismus, heißt es danach, werde die Funktion des sprechenden Subjekts zum Verschwinden gebracht und auch, dass es mehr als eine Weise gebe, sterblich zu sein.
27. Januar 1965: Kentauren mit Eigennamen
Ein Philosoph werde sagen, ein Einhorn sei etwas, was nicht existiert. Existiert es und in welchem Maße?
„Existiert ein Kentaur? Von dem Moment an, wo er ein bestimmter Kentaur ist, Nessos oder Cheiron, existiert er da ein bisschen mehr? Das ist eine Frage, die für uns das größte Gewicht hat, weil es in unserer Praxis genau darum geht, nämlich um die Einwirkung der Benennung in ihrem begrifflichen Status oder in ihrem reinen Zustand beim Eigennamen, mit der wir es zu tun haben, mit dem initium eben dessen, wodurch das Subjekt bestimmt wird, in seiner Geschichte wie in seiner Struktur wie in seiner Gegenwart in der analytischen Operation.“51
Im Anschluss geht es um Freges Grundlagen der Arithmetik.
7. April 1965: Der Akt der Benennung und die Naht
Lacan erläutert das Thema des Seminars: es geht um die Wirkungen des Signifikanten. Der Signifikant determiniere das Subjekt dadurch, dass er es aus den Diskurseffekten verwerfe. Danach spricht er über Platons Dialog Kratylos, der ebenfalls den Status des Signifikanten zum Thema habe. Bereits Aristoteles unterscheide zwei Funktionen des Signifikanten: onoma, den Namen, und rhēsis, das Sagen.
„Die Funktion der Benennung verdient es, als etwas Ursprüngliches festgehalten zu werden. Ihr Status steht im Gegensatz zur Funktion der Äußerung oder des Satzes, welchen Satzes auch immer: propositional, definierend, relational, prädikativ, des Satzes, insofern er uns in die wirksame Aktion des Symptoms einführt. Er führt zu diesem Ergreifen, dessen Kulminationspunkt die Begriffsbildung ist, etwas, was andererseits die Funktion der Benennung offen lässt, insofern sie in das Reale etwas einführt, was benennt.
Dabei ist die Frage nicht damit gelöst, dass man die Benennung als eine Art und Weise auffasst, an eine Sache, die bereits gegeben wäre, ein Etikett anzuheften, das es ermöglichen würde, sie wiederzuerkennen. Wir haben bereits hinreichend darauf insistiert, dass dieses Etikett auf keinen Fall als eine Verdoppelung aufzufassen ist, als eine Liste, die einfach von etwas erstellt wird, was bereits, wenn man so sagen kann, wohlgeordnet eingelagert wäre, wie ein Verzeichnis von Requisiten.
Die Benennung – das Etikett, um das es sich handelt – geht von der Markierung aus, geht von der Spur aus, geht von etwas aus, was in die ‚Dinge‘ eintritt und sie modifiziert und was damit am Beginn dessen steht, dass sie überhaupt den Status von Dingen haben.
Und darum ist diese Funktion der Benennung mit einer Problematik verbunden, um die sich Kratylos, Sokrates und Hermogenes drehen.52 An der Wahrheit, die über die Benennung zu äußern ist, rühmt Hermogenes die Seite, die sich in der Folge entwickeln wird, indem er nämlich auf dem konventionellen Charakter der Benennung insistiert, auf dem arbiträren Charakter der Wahl des Phonems, das, in seiner Materialität genommen, etwas Unbestimmtes, etwas Flüchtiges hat. ‚Warum dies so statt anders nennen; nichts verpflichtet uns, etwas zu erfassen, was man Ähnlichkeit nennen könnte, Einverständnis von Wort und Ding.‘
Sokrates zeigt uns jedoch sehr deutlich, Sokrates der Dialektiker, Sokrates der Fragende, dass er den Äußerungen von Kratylos zuneigt, der, in einem anderen Radikalismus, darauf beharrt, zu zeigen, dass es keine wirksame Funktion der Benennung gäbe, enthielte der Name nicht von sich her dieses vollkommene Einverständnis mit der Sache, die er bezeichnet.53
In dieser Operation – oftmals amüsant, immer paradox und tatsächlich von einer Ungezwungenheit, die dazu geeignet ist, uns von allen möglichen Vorurteilen über bestimmte traditionelle Gepflogenheiten zu befreien –, die sich auf die Entstehung der Bedeutung bezieht und insbesondere auf all das, was Etymologie genannt wird, in dieser Operation wird uns gezeigt, durch diese Leichtigkeit, diese Ungeniertheit, durch etwas, was fast ein Spiel ist, womit vor uns die Befragung des phonematischen Signifikanten in Gang gesetzt wird: die Art, wie in der Diskussion die Wörter zerschnitten werden, in Anspruch genommen werden, die Art, wie das Spiel über die Frage einer angeblichen Expressivität des Phonems durchgeführt wird, dies zeigt uns sicherlich etwas anderes als das, was man für Naivität hält. Denn ich glaube, dass das, was Platon uns in dieser Übung zeigt, in dieser Art der Untersuchung, als glaube er an die primären Elemente in den Wörtern, dank derer wir sie in der Weise befragen könnten, dass sie eine Antwort darauf gäben, was zu bezeichnen sie bestimmt seien, in der Art, wie er mit dem Wort sklēros spielt, was im Griechischen ‚hart‘ bedeutet, und wobei er uns darauf aufmerksam macht, dass das Labial und das rh von rheō, was im Griechischen ‚fließen‘ bedeutet, ziemlich wenig zu der Härte passt, die mit dem Wort sklērotēs auszudrücken ist54 –, ich glaube, dass das, was er uns in Wahrheit zeigt, eben diese Übung ist, die darin besteht, uns das zu zeigen, was bei allem, was sich auf diese Funktion der Benennung bezieht, wichtig ist: das, was er uns in seinem Spiel mit den Worten zeigt, ist die Art, sie mit der Schere zu zerschneiden.
Das ist auch das, was an der Funktion und Existenz des Namens wesentlich ist: nicht der Schnitt, sondern, wenn man so sagen darf, das Gegenteil, nämlich die Naht.
Der Eigenname, auf den ich zu Beginn dieser Rede Ihre Aufmerksamkeit gelenkt hatte – wie andererseits zugleich auf die Funktion der Zahl –, der Eigenname, richten Sie einen Moment lang Ihren Blick auf das, was für ihn wesentlich ist. Bereits in seiner Bezeichnung enthält der Eigenname, onoma idion, diese Zweideutigkeit, die alle Irrtümer ermöglicht hat, einerseits dies zu bedeuten: der Name, der jemandem oder einer Sache eigen ist, diesem oder jenem Gegenstand, der Name, der durch die reine Funktion der Denotation spezifiziert ist, dadurch, zu bezeichnen. Aber ‚eigen‘ meint auch ‚der eigentliche Name‘. Und ist darin nicht das Wesentliche dieser Funktion des Eigennamens zu sehen, dass er nämlich unter allen Namen derjenige ist, der uns zeigt, was der Name ist, auf eine Weise, die der Funktion des Namens am meisten eigen ist?
Nun, wenn Sie sich mit dieser leeren Formel daran machen, das zu betrachten, ich betraue Sie damit – die Zeit, außerdem der technische Vorfall, der mich zu Beginn meiner heutigen Rede aufgehalten hat; mir fehlt die Zeit, um Ihnen das mit einer großen Zahl von Beispielen zu veranschaulichen. Sie werden sehen, dass von allen Namen, welche es auch sein mögen und welche Ausdehnung wir der Funktion des Wortes ‚Name‘ auch geben könnten, dass von allen Namen, die wir unter diesem Aspekt der Benennung zu befragen haben, der Eigenname derjenige ist, der auf die manifesteste Weise diesen Zug (trait) präsentiert, der aus jeder phonematischen Einsetzung des Namens, aus dem Gründungsakt des Namens in seiner bezeichnenden Funktion, etwas macht, was immer diese Dimension, diese Eigenschaft hat, eine Verklebung (collage) zu sein. In der Struktur selbst des Eigennamens <wie sie etwa von Lévi-Strauss begriffen wird> wird etwas Wesentliches geopfert. Dieser vorgeblich besondere Name (nom particulier), der dem Individuum gegeben wird – etwas, worauf die Aussage von Claude Lévi-Strauss in Das wilde Denken <hinausläuft>, wenn er aus dem Eigennamen, den er bis zum letzten Punkt vorantreibt, bis zum Endpunkt der Bezeichnung (designation) des Individuums, wenn er aus ihm die Pointe und in gewissem Sinne die Erfüllung der klassifikatorischen Funktion macht –, nun, das ist zu partial und zu partiell. Uns fehlt das, was ich hier bereits vorgebracht habe, dass der Eigenname immer an dem Punkt angebracht werden wird, bei dem die klassifikatorische Funktion in der Ordnung der rhēsis gerade ins Stocken gerät – nicht vor einer zu großen Besonderheit (particularité), sondern im Gegenteil vor einem Riss: dem Fehlen, eigentlich diesem Loch des Subjekts, und dies genau deshalb, um es zuzunähen, um es zu maskieren, um es zu verkleben.
Hier bekommen gewisse Dinge, die im geschlossenen Seminar gesagt worden sind, all ihren Wert, insbesondere als uns jemand hier seine Erfahrung als literarischer Autor mitgeteilt hat und zu uns über seine Schwierigkeiten mit einem Eigennamen gesprochen hat, der einer eitlen Person gegeben wurde, die allerdings erfunden war. Der Eigenname ist ihm nicht als etwas Willkürliches erschienen, es konnte ihr deshalb nicht ein beliebiger gegeben werden. Die Art, in der die Verklebung, in der die Naht, die dazu bestimmt ist, dieses Loch zu maskieren – umso evidenter, als es da um das Loch ging, das durch eine erfundene Person repräsentiert wurde –, diese Art ist hier das Zeugnis dieser Erfahrung, die auch bei all jenen deutlich ausgeprägt ist, Romanciers, Dramatikern, bei jenen, die die Funktion haben, Personen zu ersinnen, die wahrer sind als lebendige Personen, und die sie auf eine Weise bezeichnen müssen, durch die sie für uns spürbar werden.
Muss ich ein Echo früherer Perioden meines Unterrichts geben und Sie daran erinnern, wie sehr dies in bestimmten Werken ausgeprägt ist, insbesondere in denen von Claudel? Sygne de Coûfontaine, merkwürdige und resonanzreiche Bezeichnung für diese Person, die uns im Werk von Claudel etwas ziemlich Einzigartiges zeigt.55 Sind wir auf der Vorderseite oder auf der Rückseite der christlichen Offenbarung, wenn Claudel uns eine Art einzigartigen Christus ersinnt, in der Gestalt dieser Frau, die alle Demütigungen der Welt bei sich anhäuft, und die stirbt, indem sie Nein sagt?56 Sygne de Coûfontaine, die in ihrem Namen maskiert diesen einzigartigen Signifikanten trägt: der Vorname, übrigens mehrdeutig zwischen dem Namen des Vogels mit dem gebogenen Hals [cygne = „Schwan“] und der Bezeichnung, auch sie eigen, dieses Zeichens [signe], das der Welt von etwas gegeben wird, das in dem Moment, in dem diese Trilogie von Claudel erscheint, eine ganz einzigartige Aktualität hat. Und dieses merkwürdige ‚Coûfontaine‘, in dem wir das Echo dieser Form des Schwans wiederfinden, womit uns bezeichnet wird, dass die wieder geöffnete – wenn auch umgekehrte – Quelle einer alten Botschaft auf uns zukommt.57 Dieses Wort, das noch diese Sorge an sich trägt, diese Spur des elementaren Signifikanten, in diesem Û mit Zirkumflex-Akzent, an dem er dermaßen hing, ich habe das bereits früher gesagt, ich habe in meinem Seminar daran erinnert, dass es nötig war, ein typographisches Zeichen zu gießen, das für die Majuskeln in der französischen Sprache nicht existiert, damit der Zirkumflex, von dem das U von COÛFONTAINE gekrönt ist, zum Druck gebracht werden konnte.58 ‚Sir Thomas Pollock Nageoire‘, was für eine Erfindung!59 Denn wissen wir mit dieser ungewöhnlichen Bezeichnung nicht bereits etwas, nicht so sehr über diese Figur von Der Tausch, als vielmehr über all das, was sich im Drama abspielen wird?60
Dieses einzigartige Leben des Eigennamens werden Sie – wenn Sie in der Lage sind, die Ohren zu spitzen, wenn Sie es zu hören wissen – in sämtlichen Eigennamen wiederfinden, ob sie nun alt, überliefert, offiziell sind oder ob es solche sind, die ein Dichter sich ausdenken kann.
In Wahrheit glaube ich, wenn man etwas hinzufügen müsste zu dieser Art von Residuum, von Schlacke, bei der die Personen des geschlossenen Seminars kürzlich zu zustimmender Aufmerksamkeit aufgerufen wurden, nämlich zu diesem POÔR (d) J’e – LI, wovon die Analyse von Leclaire, was seinen Anteil an diesem Eröffnungsbericht über das Unbewusste angeht, in dem er und sein Koautor einer größeren psychoanalytischen Hörerschaft etwas zur Aufmerksamkeit brachten, was die Originalität dessen betraf, was ich in der Lehre von Freud über das Unbewusste habe hervorheben können und worüber ich aus einer sicherlich nicht freundschaftlichen Feder nicht ohne Befriedigung haben lesen können, dass seit Freud jeder wusste, dass die Tatsache der Äußerung dessen, dass das Unbewusste wie eine Sprache strukturiert ist, seit Freud die Wiederholung einer Binsenweisheit war.61 Sicherlich, was mich angeht, ist es das, was ich denke, selbst wenn es von da gekommen ist, von demjenigen, der vorgibt, nur deshalb darüber zu sprechen, um zu widersprechen. Nun, mein Gott, es hat wohl einen Grund, dass er es herausbringt, umso mehr, als die Person, um die es geht, und die daraus einen Einwand macht, gegenüber dem, was ich äußere, das Bedürfnis verspürt, es durch eine Reihe von Erläuterungen zu konnotieren, es zu kommentieren, die wie durch Zufall sehr genau das sind, was ich über den Sinn dieser Formel lehre.
Es wäre viel zu sagen ausgehend von diesem Begriff, von dieser Aussage, dass jede Benennung in ihrem Gebrauch von uns immer, beständig darauf bezogen werden muss, dass sie ein Denkmal für den Akt der Benennung ist. Nun, dieser Akt geschieht nicht zufällig. Wenn man den Konventionalismus betont, insofern er versucht, dem Signifikanten seinen Status zu geben, ist man bei nur einer Seite des Problems. Konventionell ist der Name für denjenigen, der die Sprache in ihrer aktuellen Faktizität empfängt, in ihrem Ergebnis. Aber in dem Moment, in dem der Name gegeben wird, genau da ist die Rolle und die Funktion der Wahl desjenigen, den – sehr genial und auf eine Weise, die letztlich niemals wieder aufgegriffen worden ist –, den Kratylos als einen Akteur bezeichnet, der bei dieser Geschichte notwendig ist, nämlich desjenigen, den er als dēmiourgos onomatōn bezeichnet, als Namensarbeiter [390e, 431e].
Er macht nicht etwas Beliebiges und auch nicht, was er will; damit die Benennung aufgegriffen wird, ist etwas nötig, bei dem es nicht genügt zu sagen, dies sei die allgemeine Zustimmung, denn diese allgemeine Zustimmung im Feld einer Sprache, wer wird sie repräsentieren? Diese Benennung, sie vollzieht sich irgendwo. Wer sorgt dafür, dass sie sich verbreitet?
Ich habe zu Ihnen kürzlich über die kollektive Heldentat gesprochen, die das Erscheinen dieses außerordentlichen Weltraumschwimmers darstellt, wozu ich Ihnen kurz gezeigt habe, was er für uns in der Imagination zum Fliegen bringen konnte, nämlich alle möglichen einzigartigen Weisen, sich, so habe ich Ihnen gesagt, die Funktion des Objekts a vorzustellen.62 Ich habe nicht darauf insistiert, nicht so wichtig, ich werde darauf zurückkommen. Aber was ist das für eine merkwürdige Sache, dass bislang niemand daran gedacht hat, ihn mit dem Namen zu bezeichnen, welcher, so scheint es, der am besten vorbereitete und der am meisten geeignete ist. Wie kommt es, dass auf diesen Appell nicht geantwortet wurde, also dass man so kühn ist, Leute ganz ruhig als ‚Kosmonauten‘ zu qualifizieren, Leute, die sich in einem Feld vorwärtsbewegen, das sicherlich kein Kosmos –, dessen Flugbahn zur Zeit, als es eine Kosmologie gab, von niemandem je vorhergesehen wurde? Warum nennen wir diesen Leonov nicht, wegen des Platzes, den er, wenn ich so sagen kann, schon seit sehr langem einnimmt, seit der Zeit, als es Leute gab, die für uns die Boten gemalt haben, die irgendwo im Weltraum auftauchen, ausgestattet mit diesem lächerlichen Gefieder, das ihr Bild auf allen Gemälden wirklich eigentlich unerträglich macht – warum nennt man ihn nicht einen Engel? Und siehe da, Sie finden das zum Lachen. Gut, und das ist der Grund, warum man ihn nicht als Engel bezeichnen wird. Man wird ihn deshalb nicht als Engel bezeichnen, weil jeder von Ihnen, wie auch immer, sich an seinen guten Engel hält – bis zu einem bestimmten Punkt glauben Sie daran, ich auch. Ich glaube daran, weil sie aus der Heiligen Schrift nicht getilgt werden können, was ich einmal Pater Teilhard de Chardin gegenüber bemerkt habe, der deswegen fast geweint hätte. Da liegt auch der Unterschied zwischen meinem Unterricht und dem, was man als Progressivismus bezeichnet; ich finde, dass die Schwäche auf der Seite des Progressivismus liegt.
Diese kleine Probe hat dennoch eine entscheidende Seite. Denn Sie sehen wohl, dass man eine Neuheit nicht irgendwie nennen kann, selbst wenn sie genau den alten Schlauch (outre) mit neuem Wein zu füllen scheint; der outre-ange ist immer da.63
Diese Erfahrung mit der Benennung würde uns, wie Sie sehen, auch direkt zur Funktion der toten Sprachen führen. Eine tote Sprache ist, wie die Erfahrung beweist, keineswegs eine Sprache, mit der man nichts anfangen kann. Das Lateinische hat in dem Moment, wo es eine tote Sprache war, sehr wirksam als Sprache der Kommunikation gedient. Und eben darum haben wir während dieser gesamten als Scholastik bezeichneten Periode außergewöhnlich gute Logiker haben können. Die rhēsis, das funktioniert bewundernswert, und vielleicht sogar umso besser, weil sie die Herrin des Gebiets bleibt, die rhēsis, das funktioniert in einer toten Sprache bewundernswert. Die Benennung jedoch nicht. Ich habe humoristische Echos erhalten; mein augenblickliches Unvermögen hat mich daran gehindert, so viele Seiten durchzublättern, wie ich es in letzter Zeit gewohnt bin; ich bedaure, Ihnen nicht Akten des Vatikanischen Konzils zeigen zu können.64 Die Art, in der man hier beispielweise die Bezeichnung für ‚Autobus‘ und für ‚Bar‘ ausgedrückt hat – die hier, so scheint es, in einer Ecke funktioniert hat –, nun, das lief ziemlich schlecht. Wie bildet man in einer toten Sprache neue Benennungen, ich meine neue Bezeichnungen, die sich in eine Sprache einschreiben?
Im Gegensatz hierzu, das ganze De vulgari eloquentia, auf das ich mich Anfang des Jahres in meinen Vorlesungen bezogen habe65, ich möchte sagen, dieses Werk von Dante, rein bewundernswert, in dem die eigentlich literarische Funktion verteidigt wird, die lingua grammatica, die er aus seinem Toskanischen zu machen verstand, das aus drei weiteren ausgewählt wurde, lesen Sie es, das ist weniger leicht zu beschaffen als der Kratylos, lesen Sie es, und Sie werden sehen, wozu Dante tendiert, zu einer Realität, über die einzig ein Dichter sprechen kann, die eigentlich die dieser Übereinstimmung ist, die nur einem Dichter zu spüren gegeben ist, zwischen der phonematischen Form, die ein Wort angenommen hat, und diesem Austausch zwischen den Signifikanten und den Signifikaten, der die gesamte Geschichte des menschlichen Geistes ist. Wie geht ein Signifikant unmerklich in eine Seite des Signifikats über, die noch nicht erschienen ist? Wie verändert sich der Signifikant selbst grundlegend durch die Entwicklung der Bedeutungen?
Da gibt es noch etwas, das ich nur streifen kann, wofür ich Ihnen aber zumindest eine Referenz angebe. Die lateinische causa hat von dem Tag an Gewicht erhalten, an dem Cicero die griechische aitia mit causa übersetzt hat. Das ist der Wendepunkt, der schließlich dazu führt, dass dieses französische Wort cause – das zunächst noch die juristische Causa ist, die lateinische causa –, dass es am Ende die res bezeichnet, die Sache, während die res, die Sache, für uns zum Wort rien geworden ist, ’nichts’.
Diese Sprachgeschichte, auch wenn sie nicht das eigentliche Feld ist, auf dem der Psychoanalytiker zu operieren hat, auf dem er seiner Praxis nachzugehen hat, so zeigt sie ihm doch in jedem Moment die Wege und die Modelle, mit denen er seine Realität erfassen muss.
Und in dem Exposé, das Leclaire von POÔR (d) J’e – LI gegeben hat, in Bezug auf welches Beispiel, Paradigma man sich gefragt hat: auf welche Seite gehört es, vorbewusst, unbewusst, ist es ein Phantasma? Ich glaube, das Ausgangsbild, an das wir uns halten sollten, um zu verstehen, worum es geht, ist das, dem es am nächsten ist und bei dem wir die analytische Erfahrung wiederfinden. Wer von den Analytikern hat nicht deutlich bei jedem seiner Analysierten die Rolle irgendeines Eigennamens gespürt, seines eigenen oder desjenigen seines Ehegatten, seiner Ehegattin, seiner Eltern, ja einer Gestalt seines Wahns, die Rolle, die der Eigenname spielt, insofern er fragmentiert werden kann, sich zersetzen kann, sich als etwas wiederfinden kann, was in den Eigennamen von jemand anderem eingefügt ist? Das POÔR (d) J’e – LI von Leclaire ist vor allem etwas, das als Eigenname funktioniert.
Und wenn ich den Punkt der Klein’schen Flasche zu bezeichnen habe, an dem dieses POÔR (d) J’e – LI eingeschrieben werden muss, dann ist es der Rand, wenn ich so sagen kann, die Öffnung der Umkehrung, durch die – um diesen doppelten Eingang der Klein’schen Flasche von einer beliebigen Seite zu nehmen – immer die Rückseite des einen der Vorderseite des anderen entspricht und umgekehrt.
Und wenn Sie ein Bild wollen, das für Sie die Funktion des POÔR (d) J’e – LI oder von was auch immer noch besser erfüllt, das in der Geschichte eines unserer Patienten könnte (…) dann ist das bei einem Schnittmuster ( patron) – das ein Stück Stoff repräsentiert und dazu dient, beispielsweise die Nähte eines Kleidungsstücks oder einen Ärmel zu zerlegen – die spezielle Funktion der kleinen Buchstaben, die zeigen sollen, was mit was zusammengenäht wird. Davon ausgehend kann diese Funktion der künstlichen Naht erfasst werden, begriffen werden, die uns bei hinreichender Aufmerksamkeit erlauben könnte, durch eine Methode, die eben die ist, die wir hier zu kreieren versuchen, die wir Ihnen zumindest nahezulegen versuchen, die uns erlauben würde, in diesem Bild eine Art primitive Stütze zu erfassen, sogar zu differenzieren, in Bezug auf das sich die Art und Weise, wie sich bei diesem oder jenem die Nähte herstellen, unterscheiden könnte. Ich will damit sagen, dass sich das beim Neurotiker, beim Psychotiker und auch beim Perversen nicht am selben Punkt herstellt und nicht mit demselben Ziel.
Die Art und Weise, wie sich in der subjektiven Geschichte die Nähte herstellen, ist in Leclaires Bild, in seinem Paradigma typisch, denn das ist etwas, das seinen Wert ausmacht und nicht nur auf schlichter phonologischer Neugier beruht, nämlich dass diese Naht eng mit dem Erfassen dessen verbunden ist, was Leclaire als die exquisite Differenz bezeichnet, als sensorische Differenz. Und darin besteht das Spezifische des zwangsneurotischen Zugs (trait obsessionel), in diesem neuen Element, das dem hinzugefügt werden kann, was man im eigentlichen Sinne als ‚Klinik‘ bezeichnet, insofern die Psychoanalyse diesem antiken Wort der ‚Klinik‘ etwas hinzuzufügen hat. Von eben dieser Naht wird diese herausragende wunde Stelle erfasst, diese vernarbte Seite, fast möchte ich sagen dieses Keloid, um bis zur Metapher zu gehen, diese ausgesuchte Stelle, die beim Zwangsneurotiker das bezeichnet, was von der Naht erfasst wird und bei der im eigentlichen Sinne die Fäden zu ziehen sind.
Das ist etwas, was es uns gestattet, den Ausgangspunkt für das zu verorten, was andererseits als Demonstration für die Funktion des Signifikanten dienen kann, was für uns aber auch die besondere Funktion bezeichnet, die er in dem auf diese Weise isolierten Beispiel besetzt.
Sicherlich, all dies verlangt, dass wir uns ein bisschen Mühe geben, um diese Begriffe zirkulieren zu lassen, die tatsächlich keineswegs neu sind, die sich bereits bei Freud ausmachen lassen, und es wäre leicht – es ist nicht nötig, denke ich, für all diejenigen, die ihn ein wenig gelesen haben – anzugeben, an welcher Stelle wir dafür die homologen Bezüge finden, seit dem aber, der Abwehr, dem Amen, welches Samen ist, im ‚Rattenmann‘, und vieles andere.66 Aber auch wenn wir da etwas ausmachen müssen, wovon wir das Geheimnis und die Handhabung wiederzufinden suchen, können wir den geeigneten Nutzen daraus sicherlich nicht dadurch ziehen, dass wir uns in der Weise davon abwenden, dass wir uns an das halten, was uns gegeben ist, sondern nur dadurch, dass wir, gemäß der Formulierung von Freud, die Konstruktion in Bezug auf das Subjekt zu verfolgen versuchen.67
Dieser Abstand, den im Namen diese Naht lässt, die er darstellt, wenn Sie seine Instanz zu suchen wissen, werden sie sie ihn in allen Namen wiederfinden.
Ödipus, ich nehme ihn, weil mich letztlich die Tatsache angeregt hat, dass er wohl der erste ist, der uns in den Sinn kommen kann, ‚Ödipus‘: ‚geschwollener Fuß‘, versteht sich das von selbst?68 Was gibt es in dem Loch zwischen der Schwellung und dem Fuß? Genau den durchbohrten Fuß. Von dem durchbohrten Fuß wird nicht gesagt, dass er wieder zugewachsen sei. Der geschwollene Fuß, mit seinem Rätsel, das in der Mitte offenbleibt, steht zur gesamten Ödipusgeschichte vielleicht stärker in Beziehung als es zunächst aussieht.
Und weil jemand sich damit amüsiert hat, in dieser Diskussion meinen Namen zu vergegenwärtigen, warum sollten wir uns nicht ein wenig amüsieren? Lacan muss auf Hebräisch ‚Lacen‘ ausgesprochen werden, das heißt, der Name, der die drei alten Konsonanten bewahrt, die ungefähr so geschrieben werden: ואקל, nun, das bedeutet ‚und dennoch‘69.“70
Es folgen Ausführungen über die Topologie des Signifikanten anhand des Möbiusbandes und der Klein’schen Flasche.
5. Mai 1965: Das Singuläre und das Verhältnis von Null und Eins
Psychoanalytiker zu sein, sagt Lacan, sei eine verantwortungsvolle Position, sogar die verantwortungsvollste von allen, da sie die Aufgabe habe, eine radikale ethische Konversion herbeizuführen, eine, die das Subjekt in die Ordnung des Begehrens einführe. Die Frage sei, was die Bedingungen dafür seien, dass jemand sich sagen könne: „Ich bin Psychoanalytiker.“ Die Bedingungen dafür seien so speziell, dass das „Ich bin Analytiker“ in keinem Fall aus einer Investitur hervorgehen könne, die von außen käme. Lacan kündigt an, dass er in dieser Sitzung die logischen Bedingungen zusammentragen werde, bei denen man sich die Frage stelle, was man vom Psychoanalytiker an Wissen erwarten könne. Danach heißt es:
„All das, was ich seit Beginn dieses Jahres eingebracht habe, betrifft den Platz, den wir dem geben können, worauf sich unsere Tätigkeit bezieht, sofern es dabei nämlich um das Subjekt geht. Dass dieses Subjekt dadurch verortet ist, charakterisiert ist, dass es zur Ordnung des Mangels gehört, das habe ich versucht, Sie spüren zu lassen, indem ich es Ihnen auf zwei Ebenen gezeigt habe, auf der des Eigennamens und auf der der Zahl.
Dass der Status des Eigennamens nicht als eine Konnotation artikuliert werden kann, die sich mehr und mehr dem annähert, was im Verlauf der klassifikatorischen Einschließung dazu führen würde, sich auf das Individuum zu reduzieren, sondern dass er im Gegenteil artikuliert werden muss als das Ausfüllen von etwas, was einer anderen Ordnung angehört, nämlich dem, was in der klassischen Logik sich der binären Beziehung des Allgemeinen (universel) zum Besonderen (particulier) widersetzt hat, als etwas Drittes, das sich nicht auf ihr Funktionieren reduzieren lässt, nämlich als das Einzelne (singulier). Diejenigen hier, die eine hinreichende Ausbildung haben, um den Hinweis zu verstehen, den ich hier auf den Versuch gebe, das Einzelne an das Allgemeine anzugleichen71, kennen auch die Schwierigkeiten, die diese Annäherung der klassischen Logik entgegensetzte.
Es ist nicht nur so, dass der Status dieses Einzelnen besser in der Annäherung der modernen Logik gegeben werden kann, vielmehr scheint mir, dass er nur durch die Formulierung jener Logik erfasst werden kann, zu der uns die analytische Wahrheit und Praxis den Zugang eröffnet, jener Logik, die ich hier vor Ihnen zu formulieren versuche und die, falls ich Erfolg habe, bezeichnet werden kann, werden könnte als Formalisierung des Begehrens.
Darum habe ich in den Bemerkungen über den Eigennamen die Auffassung vertreten, dass sie durch die moderne Zahlenlogik vervollständigt werden, wo sich auch zeigt, dass die Möglichkeit der Fundierung der numerischen Einheit wesentlich in der Funktion des Mangels wurzelt, im Begriff der Null, und dass sie nur dadurch den unauflöslichen Schwierigkeiten entgeht, die diesem Funktionieren der numerischen Einheit die Idee entgegensetzt, ihr irgendein empirisches Fundament zu geben, durch die Funktion des letzten Terms, der in der Individualität bestünde.72“73
Anschließend bemerkt Lacan, bezogen auf die Strebung sei es ein Fehler, den deutschen Terminus „Trieb“ mit instinct zu übersetzen, denn dadurch werde die Strebung zu etwas, was dem Lebendigen zugehöre.
Zusammenfassung
In [eckigen Klammern]: meine Ergänzungen.
I. Thema des Seminars sind die Wirkungen des Signifikanten, insofern das Subjekt aus den Diskurseffekten verworfen ist, also Mangel oder Begehren ist: in welchem Verhältnis steht das Begehren zur Identifizierung?
Thema des Seminars sind die Wirkungen des Signifikanten. Der Signifikant determiniert das Subjekt dadurch, dass er es aus den Diskurseffekten verwirft [die Aphanisis, vgl. diesen Blogartikel].74
Das Subjekt gehört zur Ordnung des Mangels. Lacan versucht in diesem Seminar, dies auf zwei Ebenen zu zeigen, auf der des Eigennamens und auf der der Zahl.75
Das Begehren muss in Beziehung zur Identifizierung erfasst werden.76
Beim Eigennamen geht es um eine bestimmte Form der Identifizierung.76
II. Die Benennung und die Aussage
· Die Benennung muss von der Aussage unterschieden werden.
Die Benennung ist etwas Ursprüngliches, sie muss unterschieden werden von der Funktion der Äußerung oder des Satzes. Die Opposition von Benennung und Äußerung entspricht dem Gegensatz von onoma und rhēsis in der antiken Philosophie sowie der von Denotation und Konnotation bei John Stuart Mill.74
· Der Name muss von der Benennung aus begriffen werden; die Benennung führt den Namen in das Reale ein.
Die Äußerung kulminiert in der Begriffsbildung, die Benennung hingegen führt in das Reale, das benannt wird, den Namen ein.74
· Es gibt zwei Formen der Benennung: mit Gattungsnamen und mit Eigennamen.
[Es gibt zwei Arten von Namen und zwei Arten der Benennung: die Benennung mit Gattungsnamen (z.B. „Hund“) und die mit Eigennamen (z.B. „Struppi“).]
· Dadurch, dass die Benennung in das Reale den Namen einführt, konstituiert sie das Ding, die Sache.
Die Benennung ist nicht so aufzufassen, als würde an eine Sache, die bereits gegeben wäre, ein Etikett angeheftet, das es ermöglichen würde, sie wiederzuerkennen. Die Benennung ist vielmehr eine Markierung, eine Spur, die in die „Dinge“ eintritt [die noch keine Dinge sind] und sie verändert, derart, dass sie überhaupt erst den Status von Dingen erhalten. [Diesen Gedanken hatte Lacan zuerst in Seminar 2 vorgetragen, Version Miller/Metzger, S. 217; vgl. diesen Blogartikel.]74
· Benennungen müssen vom Akt des Benennens aus begriffen werden. Für denjenigen, der eine fertige Sprache übernimmt, sind die Namen konventionell, für den Benennenden hingegen sind sie nicht konventionell, die Bedeutungen stehen hier in einer inneren Beziehung zu den Phonemen.
Die Benennung ist mit einer Problematik verbunden, die in Platons Dialog Kratylos verhandelt wird, mit der Frage, ob die Benennungen konventionell sind oder ob es eine Ähnlichkeit zwischen den Worten und den Dingen gibt. Sokrates neigt der zweiten Position zu.74
Wenn man den Konventionalismus betont, die Arbitrarität des Signifikanten, ist man nur bei einer Seite des Problems; als konventionell stellt sich der Name für denjenigen dar, der die Sprache in ihrer aktuellen Faktizität übernimmt, in ihrem Ergebnis. Wenn jedoch ein Name verliehen wird, gibt es eine Wahl, die Wahl desjenigen, den Kratylos als den „Namensarbeiter“ bezeichnet hat. Er kann den Namen nicht beliebig wählen. Damit die Benennung aufgegriffen wird, muss es etwas geben, das nicht einfach die allgemeine Zustimmung ist. Die Benennung muss sich verbreiten. Wer sorgt dafür?74
Die Beziehung zwischen den Phonemen und der Bedeutung wird in diesem Seminar „Sinn“ genannt: „Sinn“ funktioniert auf der Ebene der Phoneme, „Bedeutung“ auf der Ebene der Wörter.77
· Der Akt des Benennens hat zum Ziel, dass der Name sich verbreitet. Die Verbreitung beruht auf der Wechselbeziehung zwischen dem Phonem und der Bedeutung.
Man kann nicht jeden beliebigen Namen vergeben. Beispielsweise hätte es nahe gelegen, die Menschen, die durch den Weltraum fliegen, als „Engel“ statt als „Kosmonauten“ zu bezeichnen, schließlich sind Boten, die im Weltraum auftauchen, für uns Engel. Wenn man die Astronauten als „Engel“ bezeichnet, ruft dies jedoch Gelächter hervor, und zwar deshalb, weil der Platz des Engels besetzt ist: irgendwo glaubt jeder von uns an Engel, weil sie aus der Heiligen Schrift nicht getilgt werden können.74
In einer toten Sprache ist es leicht, sich zu verständigen, das hat das Lateinische im Mittelalter gezeigt, es ist also einfach, eine tote Sprache in der Funktion der rhēsis zu verwenden, des Mitteilens von Aussagen. Mit der zweiten Funktion der Sprache, mit der Benennung, ist es schwieriger; die lateinischen Benennungen, die beim Zweiten Vatikanischen Konzil beschlossen wurden, etwa für „Bar“ oder „Autobus“, funktionieren nicht. Wie bildet man in einer toten Sprache neue Benennungen, die sich tatsächlich verbreiten, die sich in diese Sprache einschreiben?74
Man kann sich hierfür an Dante orientieren, an dessen Werk Über die Beredsamkeit in der Volkssprache. Um Benennungen zu finden, die sich durchsetzen, braucht man Fähigkeiten, die nur Dichter haben, hier geht es um die Übereinstimmung zwischen den Phonemen und der Bedeutung, also um genau das, worüber Kratylos spricht. Dichter suchen nach Eigennamen, in denen die phonematische Ebene zum Sinn in Beziehung steht.74
Die Wechselwirkung zwischen Signifikanten und Signifikaten macht die gesamte Geschichte des menschlichen Geistes aus.74
Der durch die Phoneme erzeugte Bedeutungseffekt ist der Sinn (sens), im Unterschied zu dem durch die Wörter erzeugten Bedeutungseffekt, der Bedeutung (signification).78
· Der Name ist die Naht, die den Mangel zunäht.
Im Kratylos geht es Platon letztlich darum, das Zerschneiden der Wörter vorzuführen. Der Name hat also mit dem Schnitt zu tun. Jedoch nicht in der Weise, dass er der Schnitt wäre. Vielmehr antwortet der Name auf den Schnitt. Der Name ist gewissermaßen die Naht, die die Funktion hat, den Schnitt zu schließen.74
[Lacan hatte die Termini suturer (nähen, vernähen, zusammennähen, zunähen) und suture (Naht, Nahtstelle, Vernähung) zuerst ad hoc in Seminar 11 verwendet.79 In Seminar 12 wird der Ausdruck „Naht“ von ihm erstmals systematisch verwendet, dabei bezieht er sich auf Objekte der mathematischen Topologie, Möbiusband, Torus und Klein’sche Flasche.80 In der Zusammenfassung von Seminar 12 wird er schreiben: „Von daher sieht man, dass das Sein des Subjekts die Vernähung eines Mangels ist.“81]
· Der Name-des-Vaters ist das Geheimnis: durch ihn wird das Begehren heterosexuell normalisiert.
Vom Begehren, meinen Vater zu töten, werde ich auf den Namen des Vaters verwiesen, denn die Freudsche Standortbestimmung wird immer auf der Ebene des Namens vollzogen, der Evokation des Namens. Dieser Name des Vaters ist das Geheimnis. Denn durch diesen Namen des Vaters wird mein Begehren an den schmerzhaften Punkt geführt, dass ich begehre, meinen Vater zu töten und mit meiner Mutter zu schlafen. Das Begehren mit meiner Mutter zu schlafen, auf das sich die heterosexuelle Normalisierung stützt, ist von einem Signifikanteneffekt abhängig, den Lacan als Name-des-Vaters bezeichnet. [Der Name aller Namen ist für Lacan also der Name des Vaters.]76
III. Der Eigenname, außerhalb des Feldes der Psychoanalyse
· In Bezug auf den Eigennamen herrscht unter Sprachwissenschaftlern Verwirrung, gleichwohl ist es instruktiv, sie zu studieren.
Die sprachwissenschaftlichen Untersuchungen über den Eigennamen haben den Status des Eigennamens offengelassen; jeder Autor kommt zu dem Ergebnis, dass das, was die anderen gesagt haben, absurd ist.82 Der Eigenname wird von den Spezialisten gegensätzlich bestimmt: als das Indikativste versus als das Arbiträrste, als das Konkreteste versus als das Leerste; als das, was am meisten Sinn (sens) hat versus als das, was am wenigsten Sinn hat.83
Die Sprachwissenschaftler haben mit dem Eigennamen die größten Schwierigkeiten.
Zum Eigennamen empfiehlt Lacan die linguistischen Arbeiten von Viggo Brøndal, Les parties du discours (1948), von Holger Steen Sørensen, The meaning of proper names (1963) und von Alan Gardiner, The theory of proper names (1940, 1954).84
· Der Eigenname ist nicht der Endpunkt eines Klassifizierungsprozesses, durch den das Individuum erreicht würde (gegen Lévi-Strauss).
[Lacan begreift die Klassifizierung als Teil der rhēsis, also davon, dass man Aussagen macht.]
Claude Lévi-Strauss deutet in Das wilde Denken (1962) den Eigennamen als letztes Element in einem Klassifikationsprozess, der zunehmend verfeinert wird, Ergebnis eines Prozesses von sukzessiven Zerschneidungen, wie sie zuerst in Platons Sophistes dargestellt wurden.84
Lacan kritisiert die These von Lévi-Strauss, dass der Eigenname das Ergebnis einer Klassifikation ist, die bis zum letzten Schritt vorangetrieben worden ist. [Dann damit wird das Benennen und das Machen von Aussagen fälschlicherweise aneinander angeglichen.]85
Das ist so gefährlich und so folgenschwer, wie wenn man in der Mengenlehre die Teilmenge, die nur ein Element enthält, mit diesem Element gleichsetzt. [Welche Gefahr meint Lacan hier?] [Lévi-Strauss zufolge bildet jedes Individuum eine Unterklasse mit sich selbst als einzigem Element.]84
· Der Eigenname ist nicht von der Funktion der Bezeichnung aus zu begreifen, schon gar nicht der Bezeichnung von Individuen.
Der Eigenname ist nicht von der Funktion der Bezeichnung aus zu begreifen, oder gar der Bezeichnung von Individuen; wenn man das tut, kommt man zu Absurditäten. [Lacan grenzt sich hier von Mill und von Russell ab, wonach der Eigenname der Name in der Funktion der Denotation ist (Mill), der Name, der speziell dazu dient, Individuen, Einzeldinge (particulars) zu bezeichnen (Russell).]82 Der Eigenname ist nicht a word for a particular, wie Russell sagt, nicht ein Wort für ein Einzelding, für ein Individuum. [Lacan übernimmt hier einen Einwand von Gardiner gegen Russell.]83
Es ist richtig, dass der Eigenname auf eine speziellere Weise indikativ oder denotativ ist als andere Namen; den Sprachwissenschaftlern gelingt es aber nicht zu sagen, inwiefern.84
· Der Eigenname kann nicht durch die Konventionalität bestimmt werden.
Der Eigenname kann nicht durch die Merkmale der Konventionalität oder der Arbitrarität bestimmt werden, da diese für jeden Signifikanten gelten; darauf hat man in der Linguistik hinreichend insistiert.84
· Eigennamen haben Bedeutungen (gegen Gardiner).
Das Werk von Gardiner über den Eigennamen [das Lacan bereits in Seminar 9 vorgestellte hatte] ist besonders interessant: aufgrund des darin ausgebreiteten Irrtums.84
Gardiner knüpft an die Unterscheidung von konnotativen und denotativen Namen an, die John Stuart Mill [in A system of logic (1843)] eingeführt hatte. Konnotative Namen sind solche, die Definitionen geben, wie in einem Lexikon. [Der konnotative Name „Baum“ bezieht sich auf die Attribute Pflanze, verholzt usw.] Diese Definitionen verweisen aufeinander, in einer unendlichen Bewegung. Denotative Namen sind Namen, die sich auf etwas beziehen [ohne dabei auf Attribute zu verweisen], z.B. Namen von Personen [also Eigennamen].84
Ein erstes Problem von Gardiners Definition des Eigennamens besteht darin, dass so viele Eigennamen einen Sinn haben, z.B. kann man Oxford in zwei Teile zerschneiden, ox und ford [Ochsen-Furt]. [Lacan spielt hier auf das an, worauf er hinaus will: auf den Schnitt.]84
Dieses Problem wird [von Mill und im Anschluss an ihn von Gardiner] so gelöst, dass er sagt, dass die Bedeutung des Eigennamens sekundär ist. Lacan wendet hiergegen ein: Wenn ein Eigenname keine Bedeutung hätte, würde er dann, wenn man jemand jemandem vorstellt, nicht funktionieren. Wenn JL sich als „Jacques Lacan“ vorstellt, erfolgt dies immer in einem bestimmten sozialen Rahmen, in dem er in vielen Fällen kein Unbekannter ist; außerdem wird damit ausgeschlossen, dass er jemand anders ist, der bekannt ist, z.B. Rockefeller. Wenn man sagt, dass der Eigenname keine Bedeutung hat, ist das grob fehlerhaft. Der Eigenname führt nicht nur Bedeutungen mit sich, sondern gewissermaßen „Ankündigungen“ [mir ist nicht klar, was damit gemeint ist]. [Eigennamen funktionieren also differentiell, und diese Differentialität hat einen Bedeutungseffekt.] [Gardiner würde hierauf antworten, dass Lacan sich auf das Sprechen bezieht, nicht auf die Sprache, und dass der Eigenname nur im Rahmen der Sprache bestimmt werden kann.]84
[Interessanter noch als die Bedeutung eines Eigennamens ist sein Sinn. Bedeutungen von Eigennamen liegen auf der Ebene der Wörter, wie in „Ox-ford“ (Ochsen-Furt), der Sinn von Eigennamen ist ein Phonem-Effekt.]
· Das Subjekt wohnt einer Signifikantenstruktur inne, die auf der Ebene der Phoneme anzusetzen ist (mit Gardiner).
Gardiners Definition des Eigennamens lautet: Der Eigenname greift in die Benennung eines Gegenstandes nur durch die Wirksamkeit seines Lautes ein. Die Wahrheit im Diskurs von Gardiner besteht darin, dass das Subjekt den Punkten einer Signifikantenstruktur innewohnt, die auf der Ebene der Phoneme anzusetzen sind.84
· Der Eigenname ist nicht der eigene Name, sondern der Name im eigentlichen Sinne.
Der Eigenname wird im Griechischen zunächst als onoma kyrion bezeichnet, als „der Name schlechthin“, ab der Stoa heißt er onoma idion, „der eigene Name“, der Name, der einem ganz besonders zu eigen ist. Dies ermöglicht einen logischen Fehler. Die Funktion des Eigennamens besteht darin, sich nicht mit sich selbst identifizieren zu können [nicht der eigene Name zu sein], bei der Benennung ist das maximal gesteigert.86
Der Eigenname ist einerseits der Name für das, was einer besonderen Sache am meisten eigen ist; er ist zugleich etwas, das vererbt wird, das weitergegeben wird. Beispielsweise wird der Eigenname eines Insektenforschers, der ein neues Insekt entdeckt, zum Teil des Insektennamens. Ein anderes Beispiel: man kann einen Eigennamen im Plural [im Französischen ohne s-Endung] verwenden: les Durand. Warum ist das so?84
[Die entscheidende Bedeutung des Wortes „Eigenname“ ist also: „der eigentliche Name“, derjenige Name, der in reiner Form zeigt, wie ein Signifikant funktioniert.]
[Die Vorstellung, der Eigenname sei der ganz und gar eigene Name, entspricht dem Satz der Identität, also „A ist A“; vgl. hierzu Lacans Ausführungen zum Eigennamen in Seminar 12: Der Satz der Identität ist falsch, da der Signifikant differentiell funktioniert.]
[Der Eigenname ist der eigentliche Name heißt: er funktioniert wie ein Signifikant: er kommt von außen (von einem Namensgeber); er ist differentiell; er funktioniert auf der Phonemebene; die Phonemebene hat bestimmte Bedeutungseffekte, die in diesem Seminar „Sinn“ genannt werden, im Unterschied zur Bedeutung, ähnlich Jakobsons „poetischer Funktion“.]
· Der Eigenname verweist auf den Namensgeber und damit auf die außerlinguistische soziale Ordnung (mit Lévi-Strauss).
Lévi-Strauss stößt auf ein Hindernis, nämlich auf die Funktion des Namensgebers. Der Eigenname ist ein Name, der gegeben wird, beispielsweise durch einen Taufpaten [wie in manchen katholischen Gegenden], durch einen Priester, durch einen Wissenschaftler [das sind die Beispiele von Lévi-Strauss].84
Die Namensgebung beruht auf Regeln, auf einer Konfiguration des Austauschs und der Sozialstruktur. Lévi-Strauss hat richtig gesehen, dass das Problem des Eigennamens nicht behandelt werden kann, ohne sich auf einen Bereich zu beziehen, der dem speziellen Bereich der Sprachwissenschaft fremd ist, er kann nicht als Teil der Rede isoliert werden, außerhalb des Gebrauchs, durch den er bestimmt wird. [Dies richtet sich u.a. gegen die Auffassung von Gardiner, demzufolge der Eigenname rein linguistisch bestimmt werden muss, noch enger: ausschließlich durch Bezug auf die Sprache im Gegensatz zum Sprechen.]84
· Das Benennen mit einem Eigennamen gehört zu den Tätigkeiten des Schriftstellers.
Dem Schriftsteller, der einer fiktiven Figur einen Eigennamen gibt, erscheint der Name keineswegs als willkürlich. Er muss einen Namen wählen, und die Wahl ist für ihn schwierig, weil es dem Namen gelingen soll, ein Loch zu verkleben, dasjenige Loch, das von einer erfundenen Person repräsentiert wird; es soll so verklebt werden, dass die Person für uns spürbar wird.74
Ist ein Kentaur von dem Moment an wirklicher, in dem er ein bestimmter Kentaur ist, d.h. in dem er einen Eigennamen hat wie „Nessos“ oder „Cheiron“?87
· Der Eigenname bezieht sich auf das Singuläre, und das Singuläre kann nicht unter das Allgemeine subsumiert werden.
Der Eigenname gehört nicht zur binären Ordnung des Allgemeinen und des Besonderen, sondern zu etwas Drittem, zum Einzelnen. Das Einzelne lässt sich nicht an das Allgemeine angleichen.75
· Der Satz „Sokrates ist sterblich“ kann deshalb nicht unter den Satz „Alle Menschen sind sterblich“ subsumiert werden.
Ziel ist, in die Frage des Eigennamens die psychoanalytische Perspektive einzubringen.82
Und dabei kann man mit dem Syllogismus beginnen „Alle Menschen sind sterblich / Sokrates ist ein Mensch / Also ist Sokrates sterblich“. Das Interesse von Lacan richtet sich auf die dritte Aussage, auf die Schlussfolgerung, die Konklusion: „Sokrates ist sterblich“.88
„Sokrates“ ist der Name desjenigen, der Sokrates heißt. [D.h. in diesem Satz geht es um jemanden, der mit diesem Eigennamen benannt wird.] Das ist etwas anderes, als über Sokrates den Kumpel zu sprechen oder über Sokrates den Definierer.82 Die letzte Aussage – die Konklusion – muss unter dem Gesichtspunkt des Eigennamens betrachtet werden. Sie lautet nicht: „Irgendein Mensch ist sterblich, der vielleicht Sokrates heißt.“ [Die Aussage bezieht sich direkt auf Sokrates, der durch seinen Eigennamen identifiziert wird.] Dieser Schritt ist, logisch gesehen, problematisch. Das Beispiel findet man nicht in der Ersten Analytik von Aristoteles [also nicht in dem Werk, in dem die Lehre vom logischen Schluss begründet wird], es wird erst später üblich. Lacan vermutet, dass Aristoteles das Beispiel zurückgewiesen hätte.89
Sokrates ist sowohl derjenige, der sich selbst als Sokrates bezeichnet, als auch derjenige, den andere, Mitglieder seiner Verwandtschaft, als Sokrates bezeichnen. Als derjenige, der sich benennt und zugleich benannt wird, ist er nicht mit etwas homogen, was in der Rubrik ‚alle Menschen‘ enthalten sein könnte. [‚Alle Menschen‘ ist ein (quantifizierter) Begriff; ‚Sokrates‘ ist ein Eigenname, der sich auf eine Singularität bezieht; Begriffe und Eigennamen liegen auf unterschiedlichen Ebenen. Für den Eigennamen muss man sich auf den Benennungsvorgang beziehen, und der Benennungsvorgang verweist auf die außersprachliche Ebene, auf soziale Zusammenhänge, wie Lévi-Strauss gesagt hat.]89
Auf der Ebene der Bedeutung ist „Sokrates“ unter „Alle Menschen“ subsumierbar, nicht jedoch auf der Ebene des Sinns [nicht auf der Ebene, auf der der Sinn ein phonem-induzierter Signifikanteneffekt ist.]82
Sokrates ist derjenige, der den Tod fordert. [Wenn man sagt, „Sokrates ist sterblich“, wehrt man damit ab, dass er ein sehr spezielles Verhältnis zum Tod hatte: dass er den Tod gefordert hat.] Das heißt: In „Sokrates ist sterblich“ wird der Eigenname auf den Todestrieb bezogen.82
Lacan verdeutlicht seinen Gedanken, indem er den Syllogismus in einen reformierten Eulerkreis einträgt, in eine Innenacht auf einer Klein’schen Flasche; hierbei geht es um den Unterschied von Sinn (sens) und Bedeutung (signification) [ein Verfahren, das ich leider nicht verstanden habe].82
· Der Eigenname bezieht sich auf das Besondere insofern, als es unersetzbar ist, als es fehlen kann (gegen Russell).
Bei den Untersuchungen über den Eigennamen geben das Scheitern und die Paradoxie der Formeln von Russell das Mittel, um zu kontrollieren, dass wir es mit einem entscheidenden Kohärenzpunkt der psychoanalytischen Erfahrung zu tun haben, nämlich mit der Identifizierung. Russell zufolge ist der Eigenname das spezielle Mittel der Indikation [der Denotation], das sich auf das Individuum (particulier) bezieht.76
Bertrand Russell hat gesagt, das Demonstrativum, also „dieses“ usw., sei der Eigenname schlechthin. [Er hat außerdem vorgeschlagen, einen Punkt auf der Tafel, den er im Rahmen einer Beweisführung verwendet, als „John“ zu bezeichnen.] Man muss sich fragen, warum einem dieser Vorschlag als absurd erscheint, warum man den Punkt nicht als „Antoine“ bezeichnen würde.84
Die Antwort lautet: Weil der Punkt x, den man im Rahmen einer mathematischen Beweisführung auf die Tafel setzt, wesentlich ersetzbar ist. Einem alten Hausrock hingegen, an dem man (wie Diderot) hängt, könnte ich einen Eigennamen geben [so wie manche Leute ihren Autos Eigennamen geben]. Das Besondere wird mit einem Eigennamen insofern bezeichnet, als es unersetzbar ist. Dass es unersetzbar ist, heißt aber, dass es fehlen kann. Auf diese Weise bezieht sich der Eigenname auf den Mangel, auf das Fehlen, auf das Loch. Lacan heißt „Jacques Lacan“ nicht als Individuum, sondern als etwas, was fehlen kann.84
· [Das Singuläre ist demnach das Unersetzbare und damit das, was fehlen kann.]
IV. Zur Psychoanalyse des Eigennamens: das Vernähen des Lochs
· Es gibt einen speziellen Zugang der Psychoanalyse zum Eigennamen.
Die Analytiker haben zur Frage des Eigennamens etwas zu sagen, denn mit der Dynamik des Eigennamens haben sie Erfahrungen. Ihre Erfahrungen sind sogar integrierender und spezifischer als die der Linguistik und der Philosophie, insofern in die Eigennamen, mit denen die Psychoanalyse es zu tun hat, das Subjekt verwickelt ist.76
Eine Frage, die sich in der Praxis des Psychoanalytikers stellt, lautet: Welche Wirkung hat die Benennung in reinem Zustand, nämlich die Benennung durch den Eigennamen? Die Benennung ist der Beginn dessen, wodurch das Subjekt bestimmt wird, in seiner Geschichte wie in seiner Struktur wie auch in der Gegenwart der analytischen Operation.87
Die Psychoanalytiker sind gegen die Schwierigkeiten mit der Theorie des Eigennamens am besten gefeit.84
· Beim Eigennamen geht es um die Einwirkung des Signifikanten.
Beim Eigennamen geht es um die Einwirkung der Benennung in reiner Form, um den Beginn dessen, wodurch das Subjekt bestimmt wird, in seiner Struktur und in seiner Geschichte, aber auch im Verlauf der psychoanalytischen Kur.87
· Beim Eigennamen geht es um das Verhältnis zwischen dem Begehren und der Identifizierung.
In der Analyse geht es um das Ausfindigmachen des Begehrens, des letzten Begehrens, des Begehrens des Analytikers, wie Lacan in Seminar 11 gesagt hatte. Dieses Begehren muss auf die Identifizierung bezogen werden. Beim Eigennamen geht es um die Identifizierung, und diese Identifizierung ist in unterschiedlichem Abstand zum Subjekt [d.h. zum Mangel].76
Freuds Beispiel für den ansteckenden Charakter des Namensvergessens ist das Vergessen eines Eigennamens – Ben Hur – durch sämtliche Mitglieder einer Gruppe. Das steht in Beziehung zu einem Begehren, aber dieses Begehren geht durch eine bestimmte Vokalisierung, durch die Emission der Stimme: „bin Hure“. Diese Erklärung ruft die Begierden der anderen Mitglieder der Gruppe wach und sie beziehen sich auf die Identifizierung.76
· Der Eigenname ist eine Naht, eine Verklebung, die die Funktion hat, ein Loch zu verschließen, einen Schnitt.
Der Eigenname zielt darauf, einen Mangel abzudecken, ein Loch zu stopfen. Er hat die Funktion, dem Loch die falsche Erscheinung des Vernähtseins zu geben.84
Der Eigenname ist in dem Sinne der eigentliche Name, als die phonematische Einsetzung des Namens, der Gründungsakt der Namensgebung eine Verklebung (collage) ist, eine Naht. [Die Denotationsfunktion ist also nur eine Funktion des Eigennamens, eine zweite Funktion des Eigennamens ist das Vernähen oder Verkleben.]74
Der Name ist also ein Naht, und diese Naht lässt einen Abstand [zum Subjekt].74
Der Eigenname kann auch mit einer Naht verglichen werden, die eine herausragende wunde Stelle erfasst, eine Narbe, ja ein Keloid, also eine Narbe mit Gewebewucherung. Dieses Keloid ist die Stelle, die beim Zwangsneurotiker von der Naht erfasst wird, und bei der gewissermaßen die Fäden zu ziehen sind.74
Diese Naht stellt sich bei Neurotikern, Psychotikern und Perversen auf unterschiedliche Weise her.74
Der Eigenname kann auch mit den Buchstaben auf einem Schnittmuster verglichen werden, die angeben, was mit was zusammengenäht werden soll.74
Lévi-Strauss macht aus dem Eigennamen den Endpunkt des Klassifikationsprozesses, den besonderen Namen, der dem Individuum gegeben wird. Diese Auffassung ist zu beschränkt. Es fehlt, dass der Eigenname dann ins Spiel gebracht wird, wenn die Bewegung der Klassifikation ins Stocken gerät, nicht vor einer zu großen Besonderheit, sondern vor einem Riss, vor einem Fehlen, davor, dass das Subjekt ein Loch ist. Der Eigenname hat die Funktion, dieses Loch zu maskieren, zu vernähen, zu verkleistern.74
· Lacans „Formalisierung des Begehrens“ zielt darauf ab, den Status des Einzelnen zu erfassen.
Der Status des Einzelnen kann annäherungsweise von der modernen Logik erfasst werden. Er kann aber vor allem durch diejenige Logik erfasst werden, um die Lacan sich bemüht, ausgehend von der psychoanalytischen Wahrheit und Praxis, und die man als „Formalisierung des Begehrens“ bezeichnen könnte.75
V. Freuds Vergessen des Eigennamens „Signorelli“
· Freuds Modell für das Funktionieren des Unbewussten war das Vergessen des Eigennamens „Signorelli“.
Freuds Modell für die Einsicht in die Wirkungen des Unbewussten war das Vergessen eines Eigennamens, das Vergessen des Namens Signorelli (S. Freud, Zum psychischen Mechanismus der Vergesslichkeit, 1898).84
· Das sogenannte Vergessen von Eigennamen ist in Wirklichkeit eine Form der Erinnerung.
Das „Vergessen“ ist auch ein Mechanismus der Erinnerung, vor dem Loch. Das „Vergessen“ eines Eigennamens ist kein Vergessen, sondern eine Form des Sich-Erinnerns, ihre genaueste Form sogar.84
· Das Vergessen des Eigennamens vollzieht sich auf der Ebene der Phoneme.
Das sogenannte Vergessen eines Eigennamens ist ein Loch, und in diesem Loch verschwinden Phoneme, die ersten beiden Silben des Wortes Signorelli, also Signor.84
· Die Verdrängung des Eigennamens „Signorelli“ beruht auf Freuds Identifizierung mit dem Herrn in der Gestalt des Arztes.
Der Name Signorelli bezieht sich für Freud auf die Verbindung von Tod und Sexualität, aber dieser Zusammenhang wird von ihm nicht verdrängt, er ist ihm bewusst.84
Wenn Freud sich nicht an den Namen „Signorelli“ erinnert, sind die Umstände folgender Art: Das, worüber tatsächlich gesprochen wird, ist das Verhältnis der Bosniaken zum Tod, die fatalistische Einstellung, wenn ein Kranker nicht geheilt werden kann. Das, worüber nicht gesprochen wird, ist das Verhältnis der bosnischen Bauern zur Sexualität, die Einstellung ‚wenn das nicht geht, könnte man sich gleich umbringen‘. Beides interessiert Freud, und es ist nicht verdrängt. Freud begreift zu diesem Zeitpunkt die grundlegende Funktion des Geschlechts. Einer der Patienten Freuds hatte sich umgebracht, weil er das Nachlassen seiner Manneskraft nicht ertragen konnte, hier gibt es eine Verbindung von Geschlecht und Tod, die Freud bewusst ist.84
Aber dann gibt es eine Störung, und der Name „Signorelli“ macht sich davon, es ereignet sich also das sogenannte „Vergessen“ eines Eigennamens.84
Freud spricht über die Ehrerbietung, die – einem seiner Bekannten zufolge – die bosnischen Bauern dem Arzt entgegenbringen. Das Herr funktioniert im Rahmen einer Identifizierung, ein Begriff, über den Freud zu diesem Zeitpunkt noch nicht verfügt. Der Herr ist hier der Arzt, und Freud identifiziert sich mit dem Herrn in der Gestalt des Arztes, der es seinen Patienten gegenüber mit den Vertraulichkeiten nicht zu weit treibt. Er klammert sich an diese falsche Identifizierung und spricht mit seinem Reisegefährten deshalb nicht über alles, was ihn bewegt.84
An der Stelle des Lochs des Eigennamens stellen sich Ersetzungen ein, Phonem-Substitutionen: Das Bo von Boltraffio und Botticelli, das wiederum auf Bosnien-Herzegowina verweist und damit auf das Her bzw. Herr. Die Ersetzungen vollziehen sich auf der Ebene des Signifikantenmaterials: Boltraffio und Botticelli für Signorelli; darum geht es immer, wenn man es mit der Determination des Symptoms und seiner Entknotung zu tun hat.84
· Der verlorene Anfang des Namens „Signorelli“ verweist auf „signans“ und „Sigmund“.
Der verlorene Anfang des Namens Signorelli ist weniger auf Signor zurückzuführen, wie Freud meint, als auf das sig von signans und auf das Sig von Sigmund Freud. Hier ist der Platz seines Begehrens im eigentlichen Sinne, der wahre Platz seiner Identifizierung, die hier am Punkt des Skotoms verortet ist, am blinden Fleck.84
· Das Verschwinden des Namens „Signorelli“ geht damit einher, dass der Blick von Signorelli auftaucht.
Das Verschwinden des Namens Signorelli geht, wie Freud berichtet, damit einher, dass er das Selbstporträt von Signorelli prägnant vor sich sieht, es schaut ihn beständig an. In eben dem Maße, in dem Freud sich an diese falsche Identifizierung klammert [mit dem Arzt als Herrn], in der das Loch des verlorenen Namens entsteht, des Sign, des Signifikanten, projiziert sich das Gesicht vor ihn hin, er sieht sich von Signorelli erblickt.84
Während Signorelli als Mangel vergegenwärtigt wird [während sein Name vergessen wird], erscheint zugleich der Punkt, durch den das, was in der Sprache nur durch den Mangel werden kann, zum Sein kommt [nämlich der Blick als Objekt a]. 84
[Ich nehme an, dass die Identifizierung mit dem Herrn das ist, was Lacan in späteren Seminaren als „Herrensignifikanten“ bezeichnen wird (S1), dass die phonetischen Signifikantenbeziehungen das Unbewusste sind, später von ihm „Wissen“ genannt (S2), dass dem Namensvergessen das Subjekt entspricht ($ als Fading oder Aphanisis); der Blick – das ist eindeutig – ist das Objekt a. Demnach ginge es um die Verbindung von S1, S2, $ und a.]
Die primäre Identifizierung mit dem einzigen Zug ist die Identifizierung mit dem I, von dem aus das Subjekt alles verortet. Es ist zugleich der Punkt, an dem [beim Vergessen des Namens „Signorelli“] etwas wie ein Reflex auftaucht, etwas, was sich sieht [das Angeschautwerden von Freud durch das Gesicht von Signorelli], die Geburt der Intersubjektivität.84
VI. Topologie des Eigennamens
· Der Eigenname ist an der Öffnung der Klein’schen Flasche zu verorten.
Das Vergessen von Eigennamen ist auf die Öffnung von nicht-orientierbaren Flächen zu beziehen (Möbiusband, Klein’sche Flasche), also von Flächen, bei denen man kontinuierlich von der Vorderseite zur Rückseite übergehen kann.84
Bei der Klein’schen Flasche ist der Eigenname an dem Rand zu verorten, wo das Innere in das Äußere übergeht bzw. das Äußere in das Innere.74
VII. Einzelne Eigennamen
· Der von Claudel erfundene Eigenname „Sygne de Coûfontane“ enthält den elementaren Signifikanten.
Auffällig ist, welche Eigennamen Paul Claudel erfindet. Eine seiner Gestalten heißt „Sygne de Coûfontaine“. Sie ist eine Art Christusgestalt, die alle Demütigungen auf sich nimmt und stirbt, indem sie Nein sagt. Ihr Vorname enthält das Wort cygne, Schwan, also der Vogel mit dem gebogenen Hals; cygne wird mit dem Wort signe, Zeichen, überlagert, der Welt wird ein Zeichen gegeben. Der Nachname Coûfontaine enhält cou, den Hals; Sygne und Coû ergeben zusammen eine Anspielung auf den Schwanenhals. Fontaine, Quelle, reagiert mit Sygne: der Welt wird aus einer alten Quelle eine Botschaft gegeben. Der Zirkumflex-Akzent auf dem û war Claudel wichtig. Da es damals keine Lettern für Majuskeln mit Zirkumflex-Akzent gab, musste für den Druck des Dramas das große Û mit Zirkumflex-Akzent eigens gegossen werden. Der Zirkumflex-Akzent nimmt die Form des Schwanenhalses auf und enthält die Spur des elementaren Signifikanten [er ist ein Einzelstrich, ein trait unaire, mit Knick].74
Eine andere Eigennamen-Erfindung von Claudel ist „Sir Thomas Pollock Nageoire“ in dem Drama Der Tausch. [Das englische Wort pollock steht für den Seelachs, das französische Wort nageoire meint „Flosse“.] Durch diese Bezeichnung weiß man bereits etwas über das, was sich im Drama abspielen wird.74
· Der von Leclaire analysierte Name POÔR (d) J’e – LI ist vor allem ein Eigenname.
Serge Leclaire hatte in einer früheren Seminarsitzung den Fall eines Patienten vorgestellt, den er Philippe nennt, und der sich den Geheimnamen „POÔR (d) J’e – LI“ gegeben hatte. Wenn man die Funktion dieses Namens verstehen will, muss man von der Erfahrung des Psychoanalytikers ausgehen. POÔR (d) J’e – LI ist vor allem ein Eigenname. Jeder Psychoanalytiker hat bei jedem seiner Analysierten die Rolle irgendwelcher Eigennamen gespürt, seines eigenen oder seines Ehegatten usw. Der Eigenname spielt dabei eine Rolle, insofern er fragmentiert werden kann und in etwas anderes eingefügt werden kann.74
Leclaire bezeichnet die Narbe, die der Eigenname POÔR (d) J’e – LI maskieren soll, als „sensorische Differenz“.74
Eine Entsprechung zu POÔR (d) J’e – LI bei Freud findet man in der Analyse des Rattenmanns und seiner Schutzformeln [eine der Schutzformeln des Rattenmanns ist “Glejisamen“, zusammengesetzt aus einem Anagramm von Gisela sowie aus Amen und Samen].74
· Der Eigenname „Ödipus“ verweist auf die Beziehung zwischen der Durchbohrung und der Schwellung.
Der Name Ödipus meint „geschwollener Fuß“. Ödipus wurden [als Kind, auf Befehl seines Vaters] die Füße durchbohrt; von den durchbohrten Füßen wird nicht gesagt, dass die Löcher wieder zugewachsen seien. Es geht also um die Beziehung zwischen der Durchbohrung und der Schwellung [analog zur Beziehung zwischen der offenen Wunde und der Naht].74
· Der Eigenname „Lacan“ meint auf Hebräisch „und dennoch“.
Auf Hebräisch muss der Name Lacan „Lacen“ ausgesprochen werden, und das meint: „und dennoch“.74
VIII. Die Ausführungen über den Eigennamen können durch die moderne Zahlenlogik vervollständigt werden.
Die Bemerkungen über den Eigennamen können durch die moderne Zahllogik vervollständigt werden, wie sie von Frege in den Grundlagen der Arithmetik entwickelt wurde. Sie zeigt, dass die numerische Einheit wesentlich in der Funktion des Mangels wurzelt, im Begriff der Null.75
Anhang
Freud über abér, Abwehr, Amen und Samen beim „Rattenmann“
Freud schreibt in seiner Fallstudie über den „Rattenmann“:
„Das Mißverständnis des bewußten Denkens läßt sich nun nicht nur an den Zwangsideen selbst, sondern auch an den Produkten des sekundären Abwehrkampfes, z.B. an den Schutzformeln nachweisen. Hierfür kann ich zwei gute Beispiele bringen. Unser Patient gebrauchte als Abwehrformel ein rasch ausgesprochenes aber, von einer abweisenden Handbewegung begleitet. Er erzählte damit einmal, diese Formel habe sich in letzter Zeit verändert; er sage nicht mehr áber, sondern abér. Nach dem Grunde dieser Fortentwicklung befragt, gab er an, das stumme e der zweiten Silbe gebe ihm keine Sicherheit gegen die gefürchtete Einmengung von etwas Fremdem und Gegensätzlichem, und darum habe er beschlossen, daß e zu akzentuieren. Diese Aufklärung, ganz im Stile der Zwangsneurose gehalten, erwies sich doch als unzutreffend, sie konnte höchstens den Wert einer Rationalisierung beanspruchen; in Wirklichkeit war das abér eine Angleichung an Abwehr, welchen Terminus er aus den theoretischen Gesprächen über die Psychoanalyse kannte. Die Kur war also in mißbräuchlicher und deliröser Weise zur Verstärkung einer Abwehrformel verwendet worden. Ein andermal sprach er von seinem Hauptzauberwort, das er zum Schutze gegen alle Anfechtungen aus den Anfangsbuchstaben aller heilkräftigsten Gebete zusammengesetzt und mit einem angehängten Amen versehen hatte. Ich kann das Wort selbst nicht hierhersetzen aus Gründen, die sich sogleich ergeben werden. Denn als ich es erfuhr, mußte ich bemerken, daß es vielmehr ein Anagramm des Namens seiner verehrten Dame war; in diesem Namen war ein S enthalten, welches er ans Ende und unmittelbar vor das angehängte Amen gesetzt hatte. Er hatte also – wir dürfen sagen: seinen Samen mit der Geliebten zusammengebracht .d. h. mit ihrer Person in der Vorstellung onaniert. Diesen aufdringlichen Zusammenhang hatte er aber selbst nicht bemerkt; die Abwehr hatte sich vom Verdrängten narren lassen. Übrigens ein gutes Beispiel für den Satz, daß mit der Zeit das Abzuwehrende sich regelmäßig Eingang in das verschafft, wodurch es abgewehrt wird.“90
Das Zauberwort war Glejisamen oder Glejsamen, der Vorname war Gisela.91
Mill über konnotative und denotative Namen
Die Unterscheidung zwischen konnotativen und denotativen Namen wird von Mill so eingeführt (ich zitiere zuerst die englische Fassung, dann die Übersetzung
Englisch
Ҥ 5. This leads us to the consideration of the third great division of names, into connotative and nonconnotative, the latter sometimes, but improperly, called absolute. This is one of the most important distinctions which we shall have occasion to point out, and one of those which go deepest into the nature of language.
A non-connotative term is one which signifies a subject only, or an attribute only. A connotative term is one which denotes a subject and implies an attribute. By a subject is here meant anything which possesses attributes. Thus John, or London, or England, are names which signify a subject only. Whiteness, length, virtue, signify an attribute only. None of these names, therefore, are connotative. But white, long, virtuous, are connotative. The word white, denotes all white things, as snow, paper, the foam of the sea, „c., and implies, or as it was termed by the schoolmen, connotes [1 Anmerkung von Mill: Notare, to mark; connotare, to mark along with ; to mark one thing with or in addition to another.], the attribute whiteness. The word white is not predicated of the attribute, but of the subjects, snow, &c. ; but when we predicate it of them we imply, or connote, that the attribute whiteness belongs to them. The same may be said of the other words above cited. Virtuous, for example, is the name of a class, which includes Socrates, Howard, the man of Ross, and an undefined number of other individuals, past, present, and to come. These individuals, collectively and severally, can alone be said with propriety to be denoted by the word : of them alone can it properly be said to be a name. But it is a name applied to all of them in consequence of an attribute which they possess in common, the attribute which men have agreed to call virtue. It is applied to all beings that are considered to possess this attribute ; and to none which are not so considered.
All concrete general names are connotative. The word man, for example, denotes Peter, Paul, John, and an indefinite number of other individuals, of whom, taken as a class, it is the name. But it is applied to them, because they possess, and to signify that they possess, certain attributes. These seem to be, corporeity, animal life, rationality, and a certain external form, which for distinction we call the human. Every existing thing, which possessed all these attributes, would be called a man ; and anything which possessed none of them, or only one, or two, or even three of them without the fourth, would not be so called. For example, if in the interior of Africa there were to be discovered a race of animals possessing reason equal to that of human beings, but with the form of an elephant, they would not be called men. Swift’s Houyhnhms were not so called. Or if such newly-discovered beings possessed the form of man without any vestige of reason, it is probable that some other name than that of man would be found for them. How it happens that there can be any doubt about the matter, will appear hereafter. The word man, therefore, signifies all these attributes, and all subjects which possess these attributes. But it can be predicated only of the subjects. What we call men, are the subjects, the individuals Stiles and Nokes; not the quality by which their humanity is consttued. The name, therefore, is said to signify the subjects directly, the attributes indirectly ; it denotes the subjects, and implies, or involves, or indicates, or as we shall say henceforth, connotes, the attributes. It is a connotative name.
Connotative names have hence been also called denominative, because the subject which they denote is denominated by, or receives a name from, the attribute which they connote. Snow, and other objects, receive the name white, because they possess the attribute which is called whiteness; Peter, James and others receive the name man because they possess the attributes which are considered to constitute humanity. The attribute, or attribute, may therefore be said to denominate those objects, or to give them a common name.
It has been seen that all concrete general names are connotative. Even abstract names, though the names only of attributes, may in some instances be justly considered connotative; for attributes themselves may have attributes ascribed to them; and a word which denotes attributes may connote an attribute of those attributes. Of this description, for example, is such a word as fault; equivalent to a bad or hurtful quality. This word is a name common to many attributes, and connotes hurtfulness, an attribute of those various attributes. When, for example, we say that slowness in a horse is a fault, we do not mean that the slow movement, the actual change of placed of the slow horse, is a bad thing, but that the property or peculiarity of the horse, from which it derives that name, the quality of being a slow mover, is an undesirable peculiarity.
In regard to those concrete names which are not general but individual, a distinction must be made.
Proper names are not connotative: they denote the individuals who are called by them; but they do not indicate or imply any attributes as belonging to those individuals. When we name a child by the name Paul, or a dog by the name Caesar, these names are simply marks used to enable those individuals to be made subjects of discourse. It may be said, indeed, that we must have had some reason for giving them those names rather than others; and that is true; but the name, once given, is independent of the reason. I man may have been named John, because that was the name of his father; a town may have been named Dartmouth, because it is situated at the mouth of the Dart. But it is no part of the signification of the word John, that. the father of the person so called bore the same name; nor even of the word Dartmouth, to be situated at the mouth of the Dart. If sand should choke up the mouth of the river, or an earthquake change its course, and remove it to a distance from the town, the name of the town would not necessarily be changed. That fact, therefore, can form no part of the signification of the word; for otherwise, when the fact confessedly ceased to be true, no one would any longer think of applying the name. Proper names are attached to the objects themselves, and are not dependent on the continuance of any attribute of the object.
But there is another kind of names, which, although they are individual names, that is, predicable only of one object, are really connotative. For, though we may give to an individual a name utterly unmeaning, which we call a proper name, - a word which answers the purpose of showing what thing it is we are talking about, but not of telling anything about it; yet a name peculiar to an individual is not necessarily of this description. It may be significant of some attribute, or some union of attributes, which, being possessed by no object but one, determines the name exclusively to that individual. ’The sun’ is a name of this description; ’God’, when used by a monotheist, is another. These, however, are scarcely examples of what we are now attempting to illustrate, being, in strictness of language, general, not individual names: for, however they may be in fact predicable only of one object, there is nothing in the meaning of the words themselves which implies this: and accordingly, when we are imagining and not affirming, we may speak of many suns; and the majority of mankind have believed, and still believe, that there are many gods. But it is easy to produce words which are real instances of connotative individual names. It may be part of the meaning of the connotative name itself, that there can exist but one individual possessing the attribute which it connotes: as, for instance, ’the only son of John Stiles’; ’the first emperor of Rome’. Or the attribute connoted may be a connexion with some determinate event, and the connexion may be of such a kind as only one individual could have; or may at least be such as only one individual actually had; and this may be implied in the form of the expression. ’The father of Socrates’ is an example of the one kind (since Socrates could have had two fathers); ’the author of the Iliad’, ’the murderer of Henri Quatre’ of the second. For, though it is conceivable that more persons than one might have participated in the authorship of the Iliad, or in the murder of Henri Quatre, the employment of the article the[E1] implies that, in fact, this was not the case. What is here done by the word the, is done in other cases by the context: thus, ’Caesar’s army’ is an individual name, if it appears from the context that the army meant is that which Caesar commanded in a particular battle. The still more general expressions, ’the Roman army’, or ’the Christian army’ may be individualised in a similar manner. Another case of frequent occurrence has already been noticed; it is the following. The name, being a many-worded one, may consist, in the first place, of a general name, capable of being affirmed of more things than one, but which is, in the second place, so limited be other words joined with it, that the entire expression can only be predicated of one object, consistently with the meaning of the general term. This is exemplified in such an instance as the following: ’the present Prime Minister of England’. Prime Minister of England is a general name; the attributes which it connotes may be possessed by an indefinite number of persons: in succession however, not simultaneously; since the meaning of the name itself imports (among other things) that there can be only one such person at a time. This being the case, and the application of the name being afterwards limited by the article and the word present, to such individuals as possess the attribute at one indivisible point of time, it becomes applicable only to one individual. And as this appears from the meaning of the name, without any extrinsic proof, it is strictly an individual name.
From the preceding observations it will easily be collected, that whenever the names given to objects convey any information, that is, whenever they have properly any meaning, the meaning resides not in what they denote but in what they connote. The only names of objects which connote nothing are proper names; and these have properly speaking, no signification.”92
Es folgt die Geschichte von Morgiana und den Kreidezeichen, die ich bereits im Anhang des ersten Artikels dieser Serie zitiert habe.
Deutsch
„§. 5. Dieses führt zu der Betrachtung einer dritten grossen Classe von Namen, der mitbezeichnenden (connotativen) und nichtmitbezeichnenden (non-connotativen), oder, wie die letzteren zuweilen unrichtigerweise genannt werden, absoluten. Dies ist eine der wichtigsten Unterscheidungen, welche wir Gelegenheit haben werden hervorzuheben, eine von denjenigen, welche am tiefsten in die Natur der Sprache eindringen.
Ein nichtmitbezeichnender Ausdruck ist ein solcher, der nur einen Gegenstand oder ein Attribut bezeichnet. Ein mitbezeichnender Ausdruck ist ein solcher, der einen Gegenstand bezeichnet und ein Attribut einschliesst. Unter einem Gegenstand wird hier etwas verstanden, was Attribute besitzt. So sind Johann, London oder England Namen, welche nur einen Gegenstand bedeuten. Weisse, Länge, Tugend bedeuten ein Attribut. Keiner dieser Namen ist daher mitbezeichnend. Aber weiss, lang, tugendhaft sind mitbezeichnend. Das Wort weiss bezeichnet alle weissen Dinge, wie Schnee, Papier, Meeresschaum etc. und schliesst ein, oder wie es die Scholastiker nannten, mitbezeichnet (connotirt), das Attribut Weisse. Das Wort weiss wird nicht von dem Attribut, sondern von den Gegenständen Schnee etc. ausgesagt; wenn wir es aber von ihnen aussagen, so schliessen wir ein oder mitbezeichnen, dass das Attribut Weisse ihnen zukommt. Dasselbe kann von den anderen oben angeführten Wörtern gesagt werden. Tugendhaft z.B. ist der Name einer Classe, welche Sokrates, Howard, den Mann von Ross und eine unbestimmte Anzahl anderer, vergangener, gegenwärtiger und zukünftiger Individuen einschliesst. Von diesen Individuen allein, zusammengenommen und einzeln, kann man passenderweise sagen, dass sie durch das Wort bezeichnet werden; von ihnen allein kann man geeigneterweise sagen, dass es der Name sei. Aber es ist ein Name, der auf alle angewendet wird in Folge eines Attributes, welches ihnen der Voraussetzung nach gemeinsam ist; eines Attributes, welches den Namen Tugend erhalten hat. Er wird auf alle Wesen angewendet, von denen man glaubt, dass sie dieses Attribut besitzen, und auf keine, von welchen man dieses nicht glaubt.
Alle concrete Namen sind mitbezeichnend. Das Wort Mensch z.B. bezeichnet Peter, Hans, Christoph und eine unbestimmte Anzahl anderer Individuen, von welchen es, als von einer Classe, ein Name ist. Aber es wird auf sie angewendet, weil sie gewisse Attribute besitzen, und soll bezeichnen, dass sie dieselben besitzen. Diese scheinen zu sein, Körperlichkeit, thierisches Leben, Vernunft und eine gewisse äusserliche Form, welche wir der Unterscheidung wegen menschlich nennen. Ein jedes existirende Ding, das diese Attribute besitzt, würde ein Mensch genannt werden; und was keines, oder nur eines, oder zwei, oder sogar drei dieser Attribute ohne das vierte besässe, würde nicht so genannt werden. Wenn z.B. in dem Innern von Afrika eine Thierclasse entdeckt würde, welche so viel Vernunft als menschliche Wesen, aber die Form des Elephanten besitzt, so würde man sie nicht Menschen nennen. Swift’s Houyhnhnms wurden nicht so genannt; oder wenn solche neuentdeckten Wesen die menschliche Form ohne eine Spur Vernunft besässen, so würde wahrscheinlich für sie ein anderer Name, als der »Mensch« erfunden werden. Warum hierüber überhaupt irgend ein Zweifel bestehen kann, wird später klar werden. Das Wort Mensch bedeutet demnach alle diese Attribute, und alle Gegenstände, welche diese Attribute besitzen; aber es kann nur von den Gegenständen ausgesagt werden. Was wir Menschen nennen, sind die Gegenstände, die Individuen, Nokes und Stiles, nicht die Eigenschaften, welche ihre Menschlichkeit ausmachen. Man sagt daher von dem Namen, dass er den Gegenstand direct, die Attribute indirect bedeutet; er bedeutet die Gegenstände, und schliesst ein, oder umfasst, oder zeigt an, oder, wie wir künftig sagen werden, mitbezeichnet die Attribute. Er ist ein mitbezeichneter Name.
Die connotativen Namen wurden auch benennende (denominative) genannt, weil der Gegenstand, welchen sie bezeichnen, durch sie benannt wird, oder von dem Attribut, welches sie mitbezeichnen, einen Namen erhält. Schnee und andere Gegenstände erhalten den Namen weiss, weil sie das Weisse genannte Attribut besitzen;[36] Johann, Marie und andere erhalten den Namen Mensch, weil sie die die Menschlichkeit ausmachenden Attribute besitzen. Man kann daher sagen, dass die Attribute diese Gegenstände benennen oder ihnen einen gemeinsamen Namen geben.
Wir wir sahen, so sind alle concrete Gemeinnamen mitbezeichnend. Obgleich nur Namen von Attributen, so können doch auch abstracte Namen in manchen Fällen mit allem Recht als mitbezeichnend betrachtet werden; denn Attribute selbst können Attribute besitzen, die ihnen beigelegt werden, und ein Wort, welches Attribute bezeichnet, kann ein Attribut dieser Attribute mitbezeichnen. Es ist dies z.B. der Fall mit dem Worte Fehler, gleichbedeutend mit böse oder schädliche Eigenschaft. Dieses Wort ist ein vielen Attributen gemeinsamer Name, und mitbezeichnet Schädlichkeit, ein Attribut dieser verschiedenen Attribute. Wenn wir z.B. sagen, bei einem Pferd ist Langsamkeit ein Fehler, so wollen wir damit nicht sagen, dass die langsamen Bewegung, die Ortsveränderung des langsamen Pferdes ein zu vermeidendes Ding ist, sondern dass die Eigenschaft und Eigenthümlichkeit des Pferdes, welche ihm diesen Namen verschaffen die Eigenschaft, sich langsam zu bewegen, eine nicht wünschenswerthe Eigenthümlichkeit ist.
In Beziehung auf jene concreten Namen, welche nicht allgemein, sondern individuell sind, ist eine Unterscheidung zu machen.
Eigennamen sind nicht connotativ; sie bezeichnen die mit diesem Namen benannten Individuen, sie zeigen aber nicht jenem Individuen zugehörige Attribute an, schliessen sie nicht ein. Wenn wir einen Knaben Paul oder einen Hund Cäsar nennen, so sind diese Namen blosse Zeichen, vermittelst deren man jene Gegenstände zum Gegenstand der Rede machen kann. Es mögen Gründe vorhanden sein, dass wir ihnen diese Namen eher geben als andere, aber wenn der Name einmal gegeben ist, so ist er unabhängig von diesen Gründen. Ein Mensch wurde Johann genannt weil sein Vater so hiess; eine Stadt wurde Dortmund genannt, weil sie an der Mündung der Dort liegt. Es ist kein Theil der Bedeutung des Wortes Johann, dass der Vater der so genannten Person ebenso hiess; noch ist es ein Theil der Bedeutung des Wortes Dortmund, dass dies an der Mündung der Dort liegt. Wenn die Mündung des Flusses durch Sand verstopft, oder der Lauf desselben durch ein Erdbeben verändert würde, so müsste der Name der Stadt nicht nothwendigerweise geändert werden. Diese Thatsache kann daher nicht einen Theil der Bedeutung des Namens ausmachen, denn sonst würde man beim Aufhören der Thatsachen den Namen nicht mehr anwenden. Eigennamen werden den Gegenständen selbst angehängt, und sind unabhängig von der Dauer der Attribute der Gegenstände.
Es giebt indessen eine andere Art von Namen, welche, obgleich sie individuelle, d.h. von einem einzigen Gegenstand aussagbare Namen, wirklich mitbezeichnend sind. Denn obgleich wir einem Individium einen höchst bedeutungslosen Namen, einen sogenanntem Eigennamen, beilegen können, ein Wort, welches den Zweck erfüllt, zu zeigen, von welchem Ding wir sprechen, ohne etwas anderes von ihm auszusagen: so ist doch nicht ein jeder einem Individuum eigene Name nothwendig von dieser Art; er kann ein Attribut oder eine Reihe von Attributen andeuten, welche nur im Besitz eines einzigen Gegenstandes sind, und daher den Namen des Individuums ausschliesslich bestimmen. Die »Sonne« ist ein solcher Name, ebenso »Gott« in dem monotheistischen Sinne. Dies sind indessen kaum Beispiele von dem, was wir erörtern wollen, da sie in strenger Sprache allgemeine und nicht individuelle Namen sind; denn obgleich sie factisch nur von einem Gegenstand aussagbar sind, so liegt letzteres doch nicht in der Bedeutung der Wörter eingeschlossen, und wenn wir nur erdichten und nicht affirmiren wollen, so können wir von vielen Sonnen sprechen; ebenso hat die Mehrzahl der Menschen geglaubt und glaubt noch jetzt, dass es viele Götter giebt. Man kann indessen ohne Mühe viele mitbezeichnende individuelle Namen anführen. Es kann ein Theil der Bedeutung des mitbezeichnenden Namens selbst sein, dass nur ein Individuum existirt, welches das dadurch mitbezeichnete Attribut besitzt, z.B. »der einzige Sohn von John Stiles«, »der erste Kaiser von Rom«; oder das mitbezeichnete Attribut kann ein Zusammenhang mit einem bestimmten Ereigniss, und der Zusammenhang der Art sein, dass ihn nur ein Individuum haben könnte oder wenigstens in der That nur hatte, und dies kann in der Form des Ausdrucks eingeschlossen sein: »der Vater des Sokrates« ist ein Beispiel der ersten Art (denn Sokrates konnte nicht zwei Väter haben); »der Sänger der Ilias«, »der Mörder von Heinrich dem Vierten« sind Beispiele der zweiten Art. Denn obgleich es denkbar ist, dass beider Verfassung der Iliade oder bei dem Morde Heinrich des Vierten mehrere Personen betheiligt waren, so schliesst doch der Gebrauch des Artikels der ein, dass dies nicht der Fall war. Was hier durch den Artikel der, geschieht in anderen Fällen durch den Context; so ist »Cäsar’s Armee« ein individueller Name, wenn aus dem Context ersichtlich wird, dass die gemeinte Armee diejenige ist, welche von Cäsar in einer besondern Schlacht befehligt wurde. Die noch allgemeineren Ausdrücke »die römische Armee« oder »die christliche Armee« können in einer ähnlichen Weise individualisirt werden. Ein anderer, häufig vorkommender Fall wurde bereits angeführt, nämlich der folgende. Der vielwörterige Name kann erstens ein Gemeinname sein, der also an und für sich von vielen Dingen behauptet werden kann, der aber zweitens durch so viele hinzugefügte Wörter so beschränkt wird, dass in Uebereinstimmung mit der Bedeutung der allgemeinen Namen der ganze Ausdruck nur von einem Gegenstand ausgesagt werden kann, z.B. »der gegenwärtige erste Minister von England«. Erster Minister von England ist ein Gemeinname; die von ihm mitbezeichneten Attribute können in dem Besitz einer unbestimmten Anzahl von Individuen sein, wenn sie auch nicht gleichzeitig, sondern nacheinander erste Minister sind, da die Bedeutung des Wortes einschliesst, dass es meiner bestimmten Zeit nur eine derartige Person geben kann. Da dies also der Fall ist, und die Anwendung des Namens hernach durch das Wort gegenwärtig auf solche Individuen beschränkt wird, welche in einem untheilbaren Zeitraum diese Attribute besitzen, so kann es nur für ein Individuum gebracht werden. Da dies aus der Bedeutung des Namens ersichtlich ist, so ist es im strengsten Sinne ein individueller Name, ein Einzelname.
Aus den vorhergehenden Bemerkungen wird man leicht ersehen, dass immer, wenn die den Gegenständen beigelegten Namen eine Information, eine Auskunft übermitteln, d.h. wenn sie eigentlich eine Bedeutung haben, die Bedeutung nicht in dem liegt, was sie bezeichnen, sondern in dem was sie mitbezeichnen. Die Eigennamen sind die einzigen nicht mitbezeichnenden Namen von Gegenständen, und diese haben, streng genommen, keine Bedeutung.“93
Es folgt die Geschichte von Morgiana und den Kreidezeichen, die ich bereits im Anhang des ersten Artikels dieser Serie zitiert habe.
Gardiner über den Unterschied zwischen Eigennamen und Namen für Individuen
Eigennamen beziehen sich nicht ausschließlich auf Individuen: das ist eine der Hauptthesen des Buchs von Allen Gardiner, The theory of proper names, das Lacan bereits in Seminar 9 vorgestellte hatte (zweite erweiterte Auflage, Oxford University Press, London 1954).
John Stuart Mill hält Eigennamen für eine Untermenge der Namen, die sich auf Individuen beziehen (in A system of logic, 1843, Buch I, Kapitel 2) , aber erst Bertrand Russell hatte diese Position ausführlich entwickelt (in The philosophy of logical atomism, 1918). Russell kommt zu dem Ergebnis, dass Demonstrativpronomen (wie „dies“) die wahrhaften Eigennamen sind und dass „Sokrates“ kein Eigenname ist; mit „Absurditäten“ dürften diese Auffassungen gemeint sein.
Gegen die Auffassung, dass Eigennamen sich ausschließlich auf Individuen beziehen, bringt Gardiner folgende Einwände vor:
(a) Nicht alle Eigennamen beziehen sich auf Individuen.
- Mehrere Individuen haben denselben Namen, z.B. „Sokrates“ im alten Griechenland oder Vornamen im hiesigen Namenssystem, z.B. „Maria“ (vgl. Gardiner, S. 6). Man kann den Plural von diesen Namen oder Vornamen bilden: „die beiden Sokratesse“, „die zwei Marias“ (vgl. S. 11).
- Eigennamen können sich auf mehrere Individuen beziehen: „Uns fehlt ein neuer Goethe“ – der Eigenname wird hier als Allgemeinname verwendet (vgl. S. 13).
- Familiennamen (wie Nemitz) werden automatisch von den Eltern an die Kinder weitergegeben, sie beziehen sich auf die Gruppe, sind aber dennoch keine Allgemeinnamen wie „Baum“ oder „Pferd“ sondern Eigennamen. „Baum“ bezieht sich auf Individuen mit ähnlichen Eigenschaften, während das einzige Merkmal derjenigen, die „Nemitz“ heißen, darin besteht, dass sie „Nemitz“ heißen. Blutsverwandtschaft ist nicht notwendig, zu einem „Nemitz“ kann man auch durch Adoption oder Heirat werden. (Vgl. S. 18)
- Bezeichnungen wie „Mafia“ oder „Duma“ (das russische Parlament) beziehen sich auf Kollektive, sind aber Eigennamen (vgl. S. 23).
- Es gibt Eigennamen, die nur im Plural verwendet werden, wie „die Pyrenäen“, „die Alpen“, „die Azoren“, „die Plejaden“ (ein Sternhaufen). Die so bezeichnete Entität wird nicht als Ansammlung von Individuen begriffen, man kann nicht sagen „eine Pyrenäe“ (vgl. S. 24).
(b) Einige Individualnamen sind keine Eigennamen.
Hierzu gehören „Sonne“, „Hölle“, „Himmel“, „Null“ (vgl. S. 28).]
Lévi-Strauss über den Namensgeber
Lévi-Strauss bezieht sich in Das wilde Denken zweimal auf den Namensgeber.
(1) Der Eigenname, der auf den Namensgeber verweist
Bei bestimmten Stämmen, z.B. bei den Lugbara in Uganda gibt es zwei extreme Typen von Eigennamen. Durch die Eigennamen werden die Individuen entweder einer Klasse zugeordnet oder aber sie drücken den Geisteszustand des Namensgebers aus. Ein Beispiel für das erste Verfahren ist, bei den Lugbara, der Eigenname „Für-das-Grab“; dies ist der Name für das erste lebende Kind nach einer Reihe von Totgeburten. Ein Beispiel für das zweite Verfahren ist der Eigenname „In-Faulheit“; er bezieht sich darauf, dass die Eltern faul sind.
„Im einen Fall ist der Eigenname ein Merkmal der Identifizierung; er bestätigt durch Anwendung einer Regel die Zugehörigkeit eines Individuums, das man benennt, zu einer vorgeordneten Klasse (einer sozialen Gruppe in einem System von Gruppen, einem Geburtsstatus in einem Statussystem); im anderen Fall ist der Name eine freie Schöpfung des Individuums, das benennt, und das mit Hilfe desjenigen, den es benennt, einen momentanen Zustand seiner eigenen Subjektivität zum Ausdruck bringt. Kann man aber sagen, dass man im einen oder anderen Fall wirklich benennt? Es scheint, dass man nur die Wahl hat, entweder den anderen durch Zuweisung zu einer Klasse zu identifizieren oder durch ihn hindurch (unter dem Vorwand, ihm einen Namen zu geben) sich selbst zu identifizieren. Man benennt also niemals: man ordnet den anderen ein, wenn der Name, den man ihm gibt, eine Funktion der Eigenschaften ist, die er hat, oder man ordnet sich selbst ein, wenn man, in dem Glauben, keiner Regel folgen zu müssen, den anderen ‚frei‘ benennt, d.h. in Funktion der Eigenschaften, die man selbst hat. Und meistens tut man beides zugleich.“94
Diese beiden Formen der Namensgebung sind für Lévi-Strauss also keine echten „Benennungen“, sondern „Identifizierungen“, Subsumtionen unter eine Klasse. Insofern ist der Namensgeber kein Benennender.
(2) Priester und Wissenschaftler als Namensgeber
Den zweiten Hinweis auf den Benennenden findet man am Schluss des Kapitels „Das Individuum als Art“. Lévi-Strauss spricht hier über den Unterschied zwischen dem Akt des Zeigens und dem Akt des Bezeichnens; der Übergang vom einen zum anderen ist, Lévi-Strauss zufolge, diskontinuierlich, auch wenn jede Kultur die Schwelle anders festlegt.
„Die Naturwissenschaften setzen ihre Schwelle je nachdem auf der Ebene der Art, der Abart oder der Unterabart an. Das sind also Termini von unterschiedlicher Allgemeinheit, die jedesmal als Eigennamen verstanden werden. Doch der eingeborene Weise – und manchmal Wissenschaftler –, der ebenfalls nach diesem Klassifikationsmodus verfährt, dehnt ihn mittels der gleichen geistigen Operation bis auf das einzelne Mitglied der sozialen Gruppe aus, oder genauer, bis auf die besondere Position, die die Individuen – von denen jedes eine Unterklasse bildet – gleichzeitig oder nacheinander einnehmen können. Formal gesehen besteht also kein grundlegender Unterschied zwischen dem Zoologen oder Botaniker, der einer neu entdeckten Pflanze die Position Elephantopus spicatus Aubl. zuweist, die ihr im System bereitsteht (auch wenn sie nicht von vornherein darin vorgesehen war), und dem Omaha-Priester, der die sozialen Paradigmata eines neuen Mitglieds der Gruppe dadurch definiert, dass er ihm den verfügbaren Namen Abgenutzte-Hufe-des-alten-Bisons verleiht. Beide wissen, was sie tun.“95
Als Namensgeber treten hier der Wissenschaftler und der Priester auf.
Auf den Akt der Namensgebung hatte sich bereits Gardiner bezogen. Wenn zwei Männer John heißen, kann man sie dadurch unterscheiden, dass man sich auf die unterschiedlichen Benennungsakte bezieht, durch die sie ihre Namen erhalten haben.96
Lévi-Strauss über Unersetzbarkeit
Im Kapitel „Das Individuum als Art“ von Das wilde Denken schreibt Claude Lévi-Strauss:
„Aus biologischer Sicht sind die Menschen, die zu ein und derselben Rasse gehören (vorausgesetzt, dieser Terminus hat eine präzise Bedeutung), den einzelnen Blüten vergleichbar, die auf ein und demselben Baum knospen, sich entfalten und verwelken: sie alle sind Specimen einer Abart oder Unterabart; desgleichen sind alle Mitglieder der Art Homo sapiens logisch vergleichbar mit den Mitgliedern einer beliebigen Tier- oder Pflanzenart. Und doch bewirkt das soziale Leben in diesem System eine merkwürdige Umwandlung, denn sie veranlaßt jedes biologische Individuum zur Entwicklung einer Persönlichkeit, ein Begriff, der nicht mehr das Specimen innerhalb der Abart evoziert, sondern vielmehr einen Typ der Art oder Abart, der wahrscheinlich in der Natur nicht vorkommt (obwohl das tropische Milieu zuweilen dahin tendiert, ihn zu entwerfen) und den man ‚mono-individuell‘ nennen könnte. Das, was verschwindet, wenn eine Persönlichkeit stirbt, besteht in einer Synthese von Vorstellungen und Verhaltensweisen, die ebenso exklusiv und unersetzbar ist wie jene, die von einer Blumenart hervorgebracht wird, ausgehend von einfachen chemischen Stoffen, die alle Arten verwenden. Der Verlust eines Angehörigen oder der einer öffentlichen Persönlichkeit, eines Staatsmannes, Schriftstellers oder Künstlers berührt uns also auf die gleiche Weise, wie wir den unwiderruflichen Verlust eines Duftes empfinden würden, wenn die Rosa centifolia ausstürbe. Unter diesem Gesichtspunkt ist es nicht falsch, wenn man sagt, daß bestimmte Klassifizierungsweisen, willkürlich unter dem Etikett Totemismus isoliert, universell verwandt werden: bei uns hat sich dieser ‚Totemismus‘ nur humanisiert. Alles geht so vor sich, als hätte in unserer Zivilisation jedes Individuum seine eigene Persönlichkeit zum ‚Totem‘: sie ist das Bezeichnende seines bezeichneten Seins.“97
Lacan könnte diesen Gedanken so weiterentwickelt zu haben: Demnach ist der Eigenname dasjenige Bezeichnende (derjenige Typ von Signifikanten), dessen bezeichnetes Sein (dessen Signifikat) sich auf die Unersetzbarkeit bezieht.]
Verwandte Artikel
- Lacan über den Eigennamen (I): Seminar 9
- Herrensignifikant, S1: die Identifizierung
- Die Benennung und der Name-des-Vaters
- Übersetzungen von Lacan-Texten
Anmerkungen
- Zu Lacans Theorie des Eigennamens vgl. Peter Widmer: Der Eigenname und seine Buchstaben. Transcript, Bielefeld 2010, v.a. S. 101-114 und 182-185.
- Lacan hatte in der vorangegangenen Sitzung (2. Dezember 1964) an dem englischen Satz Colorless green ideas sleep furiously den Unterschied zwischen Bedeutung (signification) und Sinn (sens) erläutert. Der berühmte Satz stammt von Noam Chomsky, aus dessen Syntactic structures (1957). Chomsky verwendet ihn, um den Unterschied zwischen „bedeutungsvoll“ (meaningful) und „grammatisch“ (grammatical) zu erläutern: der Satz Colorless green ideas sleep furiously, sagt Chomsky, hat keine Bedeutung, er ist aber grammatisch, er ist grammatisch wohlgebildet.
Lacan merkt herzu an: Die Grammatikalität des Satzes hängt damit zusammen, dass beispielsweise „colorless“ vor „ideas“ steht und damit in der Position des Adjektivs ist. Die Position in der Signifikantenkette hat Effekte, die Lacan provisorisch als „Sinneffekte“ bezeichnet (effets du sens). Beispielsweise bedeutet im Französischen „une belle femme“ (eine schöne Frau) etwas anderes als „une femme belle“. In „une belle femme“ gehört „belle“ gewissermaßen zur Substanz von „femme“ (etwa wie in „eine Schöne-Frau“). In „une femme belle“ ist das nicht so (etwa wie in „eine Frau, die schön ist“). Dieser Unterschied ist für Lacan ein Sinneffekt.
Am Schluss der Sitzung vom 2. Dezember sagt Lacan, die Psychoanalyse erkunde nicht das unendliche Meer der Bedeutungen. Sie enthülle vielmehr, dass der Nicht-Sinn (non-sens) die Verweigerung ist, die der Sinn auf der Seite des Signifikats anbietet. Ich nehme an, dass damit gemeint ist: Wenn wir vom Signifikat ausgehen, haben wir einen Zugang zum Sinn, und zwar auf dem Weg über den Nicht-Sinn.
Lacan stützt sich hier, so nehme ich an, auf Roman Jakobsons Konzept der poetischen Funktion: Das Prinzip der Äquivalenz (Ähnlichkeits- und Kontrastbeziehungen) wird von der Ebene des Paradigmas oder der Selektion auf die des Syntagmas oder der Kombination projiziert, hierdurch wird die syntagmatische Ebene mit Ähnlichkeitsrelationen überzogen; die Dichtung stellt dieses Prinzip in den Vordergrund und darauf beruht ihre Mehrdeutigkeit. Vgl. etwa R. Jakobson: Linguistik und Poetik (zuerst englisch 1960). In: Ders.: Poetik. Ausgewählte Aufsätze 1921-1971. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1979, S. 83-121.– Ders. und Claude Lévi-Strauss: „Die Katzen“ von Charles Baudelaire (zuerst französisch 1962). In: R. Jakobson: Semiotik. Ausgewählte Texte 1919-1982. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1992, S. 206-232. - Vgl. Anhang zu diesem Artikel: Mill über konnotative und denotative Namen.
- Über die „Atopie“ des Sokrates hatte Lacan in Seminar 8 gesprochen, in der Sitzung vom 11. Januar 1961, Version Miller/Gondek, S. 137.
„Atopie“ ist wörtlich die „Ortlosigkeit“; gemeint ist: Sokrates ist nicht einzuordnen, er lässt sich nicht klassifizieren. - Die Konstruktion dieser reformierten Eulerkreise ist mir nicht klar, RN.
- Seminar 12, Sitzung vom 9. Dezember 1964; Version Staferla 15.5.2010, S. 35-37.
- Lacan sagt „word for particular“.
Er bezieht sich auf Bertrand Russell: The philosophy of logical atomism, II. Particulars, predicates and relations. In: The Monist, 28. Jg. (1918), S. 189-202.
Deutsch: B. Russell: Philosophie des logischen Atomismus. In: ders.: Aufsätze zur Logik und Erkenntnistheorie 1908-1918. Übersetzt von Johannes Sinnreich. Nymphenburger, München 1976, S. 178-277.
Ein Zitat der einschlägigen Passage auf englisch und auf deutsch findet man in diesem Blogartikel. - Seminar 12, Sitzung vom 16. Dezember 1964; Version Staferla 15.5.2010, S. 59-60.
- S. Freud: Zum psychischen Mechanismus der Vergesslichkeit (1898). In: Ders.: Gesammelte Werke. Chronologisch geordnet. Erster Band. Werke aus den Jahren 1892-1899. Imago, London 1952, S. 517-527; von Freud wieder aufgegriffen in: ders.: Zur Psychopathologie des Alltagslebens (1904), Teil I: „Vergessen von Eigennamen“. In: Ders.: Gesammelte Werke. Chronologisch geordnet. Vierter Band. Zur Psychopathologie des Alltagslebens. Imago, London 1941, S. 5-12.
Bereits früher hatte Lacan sich mit Freuds Analyse des Vergessens des Eigennamens „Signorelli“ auseinandergesetzt:
– Seminar 1, Version Miller/Hamacher, S. 63-66, 71 f., 337;
– Seminar 3, Version Miller/Turnheim, S. 283;
– Seminar 5, Version Miller/Gondek, S. 40-47, 59 f., 64-69;
– Seminar 11, Version Miller/Haas, S. 33;
– Einführung zum Kommentar von Jean Hyppolite über die „Verneinung“ von Freud (1956), Schriften III, hg. v. N. Haas, S. 189;
– La psychanalyse et son enseignement (1957), Écrits 1966, S. 447. - Damit könnte gemeint sein, dass die Bemerkung, um die es geht, sich in einer Fußnote befindet. Eine Fußnote des Aufsatzes lautet so: „Man wird sagen: eine ‚gesuchte, gezwungene‘ Erklärung! Indes muss dieser Eindruck zustande kommen, weil das unterdrückte Thema die Verbindung mit dem nicht unterdrückten mit allen Mitteln herzustellen strebt und dabei auch den Weg der äusserlichen Assoziation nicht verschmäht. Eine ähnliche Zwangslage wie beim Reimeschmieden.“ (Zum psychischen Mechanismus der Vergesslichkeit, GW 1, a.a.O., S. 523 Fußnote)
- Verlag Einar Munksgaard, Kopenhagen 1948.
- Keine Frau, sondern ein Mann: Holger Steen Sørensen: The meaning of proper names. G. E. C. Gad, Kopenhagen 1963.
- Alan H. Gardiner: The theory of proper names. A controversial essay. London, Oxford University Press 1940, erweiterte Ausgabe im selben Verlag 1954. Auf dieses Werk in der Ausgabe von 1954 hatte Lacan sich bereits ausführlich in Seminar 9 geäußert; vgl. Sitzung vom 13. Dezember 1961; Lacans Bemerkungen zu Gardiner in Seminar 9 sind übersetzt in diesem Blogartikel.
- John Stuart Mill: A system of logic, ratiocinative and inductive. In zwei Bänden. Parker, London 1843, vor allem Buch 1, Kapitel 2, “Of names“, § 5.
- Auf „Oxford“ als zweiteiligen Eigennamen bezieht sich Gardiner in The theory of proper names, 1954, a.a.O., S. 19.
- Deutsche Entsprechungen wären etwa: Neustadt, Offenburg.
- Dies ist das Argument von Mill. Der Name der Stadt Dartmouth – sagt Mill – verweist darauf, dass sie an der Mündung der Dart liegt. Dies sei jedoch kein Teil der Bedeutung (signification) des Wortes Dartmouth, was man daran sehe, dass, wenn die Mündung verschüttet würde, der Name nicht notwendigerweise geändert würde. (Vgl. John Stuart Mill: A system of logic, ratiocinative and inductive.Parker, London 1843, Buch I, Kapitel 1 § 5, S. 40)
- Conte de Paris: Oberhaupt des Hauses Orléans und insofern Anwärter auf den Thron.
- Seminar 12, Sitzung vom 6. Januar 1965; Version Staferla 15.5.2010, S. 91-94.
- Entomologie ist Insektenkunde. Eine Tarantel ist kein Insekt, sondern eine Spinne. Es müsste heißen: „wenn ich Arachnologe wäre“.
- Georges Courteline: L’honneur des Brossabourg, 1894, Kurztheaterstück. Über das im Französischen fehlende Plural-s bei Familiennamen spricht Gardiner in The theory of proper names, 1954, a.a.O., S. 17 f.
Im Deutschen ist bei Personennamen die Pluralbildung ohne s möglich, wird aber selten verwendet. Man findet etwa „die beiden Grimm“. - Claude Lévi-Strauss: La pensée sauvage. Plon, Paris 1962, dt.: Das wilde Denken. Übersetzt von Hans Naumann. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1968.
- Vgl. Platons Dialog Sophistes.
- Vgl. Anhang zu diesem Artikel: Lévi-Strauss über den Namensgeber.
- Lacan bezieht sich auf die in der römisch-katholischen Kirche verbreitete Sitte, dem Kind den Vornamen des Taufpaten oder der Taufpatin zu geben; vgl. hier.
- Lévi-Strauss hatte geschrieben:
„Sofern die Eigennamen zu einem paradigmatischen Ganzen gehören, bilden sie also den Saum eines allgemeinen Klassifizierungssystems: sie sind zugleich dessen Verlängerung und Grenze. Wenn sie auf die Bühne treten, hebt sich der Vorhang vor dem letzten Akt der logischen Vorstellung. Doch die Länge des Stückes und die Zahl der Akte sind Tatsachen der Zivilisation, nicht der Sprache. Der mehr oder weniger ‚eigene‘ Charakter der Namen ist nicht immanent bestimmbar, er hängt von dem Augenblick ab, da eine Gesellschaft ihr Klassifizierungssystem für vollendet erklärt. Wenn man sagt, ein Wort werde als Eigenname wahrgenommen, so sagt man, daß es auf einer Ebene liegt, jenseits derer zwar nicht absolut, aber innerhalb eines umgrenzten kulturellen Systems keine Klassifizierung erforderlich ist. Der Eigenname bleibt immer auf der Seite der Klassifizierung.“ (Das wilde Denken, a.a.O., S. 249 f.)
Gardiner hatte erklärt, das Problem der Eigennamen sei wesentlich ein linguistisches Problem; wenn es darum gehe, die wesentliche Natur des Eigennamens zu untersuchen, müsse man rigoros bestreiten, dass ein anderer Zugang legitim sei (vgl. Gardiner, The theory of proper names, 1954, a.a.O., S. 5). Er unterscheidet Sprache (language) von Sprechen (speech); dass die Eigennamen ein linguistisches Problem sind, meint bei ihm, dass sie zur Sprache gehören, nicht zum Sprechen (vgl. a.a.O., S. 26). - Das richtet sich vielleicht vor allem gegen die weiter oben zitierte Bemerkung von Lévi-Strauss, dass jedes Individuum eine Unterklasse bildet (vgl. Das wilde Denken, a.a.O., S. 250). Lacans Einwand würde dann lauten: Das Individuum gehört zu einer Unterklasse, die nur ein Element enthält, es ist dieses eine Element; das Individuum bildet jedoch nicht diese Unterklasse.
- Russell hatte erklärt, es sei am besten, einen bestimmten Punkt auf der Tafel „John“ zu nennen; vgl. Philosophie des logischen Atomismus, a.a.O., S. 199 f.
- Dieser Gedanke ist vielleicht von Lévi-Strauss inspiriert; vgl. Anhang in diesem Artikel: Lévi-Strauss über Unersetzbarkeit.
- Vgl. Denis Diderot: Regrets sur ma vieille robe de chambre ou avis à ceux qui ont plus de goût que de fortune (geschrieben 1768, veröffentlicht 1769), dt: Gründe, meinem alten Hausrock nachzutrauern.
- Lacan bezieht sich ab jetzt auf Freuds Aufsatz Zum psychischen Mechanismus der Vergesslichkeit, a.a.O.
- Bosnien-Herzegowina wurde 1908 von Österreich-Ungarn annektiert, also zehn Jahre nach der Veröffentlichung von Freuds Aufsatz über das Vergessen des Namens „Signorelli“.
- Der Informant hieß Pick; vgl. GW 1, S. 526.
- Die Bedeutung der Wendung sur le bas de soie sousu ist mir nicht klar; RN.
- Vgl. Seminar 11, Sitzungen vom 26.2.1964, 4.3.1964, 11.3.1964, 22.4.1964, und 24.6.1964.
- In Seminar 11 sagt Lacan über das Schema der umgekehrten Blumenvase: „Dieses Schema legt klar – ich unterstreiche das durch den Hinweis auf jene letzten Momente, die ich im Zusammenhang mit dem Schautrieb noch beitragen konnte –, daß da, wo das Subjekt sich sieht, das heißt wo jenes im Schema des Ich gegebene reale und umgekehrte Bild seines eigenen Körpers sich herausbildet, nicht der Ort ist, von wo aus es sich anblickt.“ (Version Miller/Haas, S. 151).
- Vgl. Lacan in Seminar 11: „Im Bild manifestiert sich mit Sicherheit immer ein Blickhaftes. Der Künstler weiß dies, seine Moral, sein Suchen, sein Spüren, seine Praxis bedeuten immer, ob er sich nun daran hält oder nicht, die Wahl einer bestimmten Blickweise. Selbst wenn Sie Bilder vor sich haben, denen der sogenannte Blick, den ein Augenpaar bildet, fehlt, Bilder, auf denen Sie keine Darstellungen der menschlichen Gestalt finden, etwa Landschaften der Holländer oder Flamen, werden Sie letzten Endes filigranhaft etwas sehen, das für den einzelnen Maler so spezifisch ist, daß Sie das Gefühl der Gegenwart eines Blicks haben. Das wäre hier aber nur Objekt für die Forschung, vielleicht nur Illusion. Die Funktion des Bildes – bezogen auf den, dem der Maler, buchstäblich sein Bild zu sehen gibt – bezieht sich auf den Blick.“ (Version Miller/Haas, S. 107)
- Vgl. Lacan in Seminar 11: „Der Maler gibt dem, der sich vor sein Bild stellt, etwas, das für einen Teil der Malerei wenigstens in der Formel zusammenzufassen wäre – Du willst also sehen. Nun gut, dann sieh das! Er gibt etwas, das eine Augenweide sein soll, er lädt aber den, dem er sein Bild vorsetzt, ein, seinen Blick in diesem zu deponieren, wie man Waffen deponiert. Dies eben macht die pazifierende, apollinische Wirkung der Malerei aus. Etwas ist nicht so sehr dem Blick, sondern dem Auge gegeben, etwas, bei dem der Blick drangegeben, niedergelegt wird.“ (Version Miller/Haas, S. 107 f.) In der Folgesitzung heißt es: „Sie haben das letztemal sicher bemerkt, daß ich, nachdem ich gesagt hatte, daß es in der Malerei eine Blickzähmung gibt, das heißt, daß der Betrachter sich vor der Malerei immer veranlaßt sieht, seinen Blick zu senken, daß ich also da sofort korrigierend ergänzte, bestimmend für den Expressionismus sei gleichwohl ein direkter Appell an den Blick.“ (Version Miller/Haas, S. 116)
- Gemeint ist vermutlich das Schema der umgekehrten Blumenvase (das „optische Modell“) und darin die Buchstabenfolge „S, I“ oben rechts; vgl. diesen Blogartikel. und, speziell zu „S, I“, diese Ergänzung.
- Seminar 12, Sitzung vom 6. Januar 1965; Version Staferla 15.5.2010, S. 104-115.
- Seminar 12, Sitzung vom 13. Januar 1965, Version Staferla 15.5.2010, S. 119-120.
- Lacan bezieht sich im Folgenden auf ein Beispiel aus Freuds Psychopathologie des Alltagslebens. Es findet sich hier ab der siebten, weiter vermehrten Auflage von 1920: Zur Psychopathologie des Alltagslebens. In: Ders.: Gesammelte Werke, chronologisch geordnet, Band 4. Imago, London 1947, S. 48–50.
- Lewis Wallace: Ben-Hur. A tale of the Christ, Roman von 1880; der Titel der ersten deutschen Übersetzung: Ben Hur. Eine Erzählung aus der Zeit Christi.
- Tatsächlich ist es Theodor Reik: Über kollektives Vergessen.In: Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse, 6. Jg. (1920), S. 202-215.
- Vgl. Seminar 11, Sitzung vom 24. Juni 1964.
- Seminar 12, Sitzung vom 13. Januar 1965; Version Staferla 15.5.2010, S. 143-145, meine Übersetzung.
- Onoma: Name, rhēsis: Reden, Sprechen. Die beiden Funktionen der Sprache sind demnach das Benennen und das Äußern von Sätzen, das entspricht, sehr grob, Mills Unterscheidung von Denotation und Konnotation.
- Vgl. Gardiner, The theory of proper names, 1954, a.a.O., S. 5, 7, 15.
- Gardiner unterscheidet zwei Klassen von Eigennamen: verkörperte (embodied) und entkörperte (disembodied) Eigennamen. Verkörperte Eigennamen sind solche, bei deren Gebrauch man sich die Individuen oder Orte vorstellt, auf die sie sich beziehen, etwa wenn ich jemanden vorstelle und dazu sage: „Dies ist Frank“. Entkörperte Eigennamen sind Eigennamen, bei denen dieser Bezug nicht hergestellt wird, etwa, weil man sich für ihre Etymologie interessiert oder für ihre Häufigkeit. Ein und derselbe Eigenname kann sowohl verkörpert als auch entkörpert verwendet werden. Vgl. The theory of proper names, 1954, a.a.O., S. 8 f.
- Seminar 12, Sitzung vom 20. Januar 1965, Version Staferla 15.5.2010, S. 163-164.
- Seminar 12, Sitzung vom 27. Januar 1965; Version Staferla, S. 214.
- Dies sind die drei Gesprächspartner in Platons Dialog Kratylos. Die Schleiermacher-Übersetzung findet man hier.
- Kratylos, 383a-b, 390d, 391e, 435a-c.
- Vgl. Kratylos, 426c-427d, 434b-435a. Statt der s/r-Alternative in sklērotes/sklēroter (434c) verwendet Schleiermacher die deutschen Wörter was und war. Vgl. die englische Übersetzung von B. Jovett bei Project Gutenberg hier.
Die Laute l und r sind keine Labiale. - In Seminar 8 hatte Lacan Paul Claudels Coûfontaine-Trilogie kommentiert: Der Bürge (1911). Das harte Brot (1918) und Der erniedrigte Vater (1920). Sygne de Coûfontaine ist die Hauptfigur von Der Bürge.
- Um Sygnes Nein ging es in Seminar 8 in der Sitzung vom 3. Mai 1961; vgl. hierzu diesen Blogartikel.
- Cou meint „Hals“, fontaine ist der Brunnen.
- Vgl. Seminar 8, Version Miller/Gondek, S. 336 f.
- Figur aus Claudels Theaterstück L’Échange (Der Tausch), erste Fassung 1894, zweite Fassung 1951.
- Das englische Wort pollock meint „Seelachs“, das französische Wort nageoire meint „Flosse.“
- „POÔR (d) J’e – LI“ ist der geheime Eigennname eines Patienten von Serge Leclaire. Leclaire hatte hierüber einige Monate zuvor in Seminar 12 gesprochen, in der Sitzung vom 27. Januar 1965.
Der Vortrag, auf den Lacan sich bezieht, ist der von Jean Laplanche und Serge Leclaire beim sechsten Colloquium von Bonneval im Jahr 1960: L’inconscient, une étude psychanalytique; die Teile III und IV sind von Leclaire.
Der Vortrag wurde zuerst veröffentlicht in Les Temps modernes, 17. Jg. (1961), Nr. 183, S. 81-129, dann in: Jean Laplanche, Serge Leclaire: L’inconscient, une étude psychanalytique. In: Henri Ey (Hg.): L’Inconscient. VIe Colloque de Bonneval. Desclée, De Brouwer, Paris 1966, S. 95-130.
Die Erörterung des Namens POÔR (d) J’e – LI wird von Leclaire 1968 weiter ausgearbeitet in seinem Buch Psychanalyser; dt.: S. Leclaire: Der psychoanalytische Prozess. Übersetzt von Norbert Haas. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1975, Kapitel V-VII.
Für die Schreibung dieses Namens orientiere ich mich an Michel Bousseyroux: Philippe le Claire, le parlêtre au claire de la lettre. In: L’en-je lacanien, 2008/2 (n° 11), S. 81-96, Fußnote 6. Bousseyroux zufolge liegt im Laplanche/Leclaire-Aufsatz von 1966 der Zirkumflex-Akzent auf dem zweiten O, in Leclaires Buch Psychanalyser von 1968 ist er nach vorne gerutscht, auf das erste O.
In der deutschen Übersetzung von Psychanalyser findet man die Schreibung „Poôr[d]j’e-li“ (a.a.O., S. 97). - Am 18. März 1965 hatte der sowjetische Kosmonaut Alexei Leonov als erster Mensch ein Raumschiff verlassen: er schwebte frei im Weltraum. Lacan bezog sich hierauf in der Sitzung vom 24. März 1965.
- Zusammenziehung aus outre, Schlauch, und ange, Engel, also „Engelsschlauch“ oder „Schlauchengel“. Vermutlich ein Wortspiel mit outrage, Beleidigung.
- Das Zweite Vatikanische Konzil tagte von Oktober 1962 bis Dezember 1965, fand zum Zeitpunkt dieser Vorlesung also noch statt.
- In den Sitzungen vom 2. und 9. Dezember 1964 hatte Lacan über Dantes De vulgari eloquentia (1303-05) gesprochen, d.h. in den beiden ersten Vorlesungen des Studienjahrs. Vgl. Dante: De vulgari eloquentia. Über die Beredsamkeit in der Volkssprache. Lateinisch/deutsch. Übersetzt von Francis Cheneval. Meiner, Hamburg 2007.
- Vgl. Anhang zu diesem Artikel: Freud über abér, Abwehr, Amen und Samen beim „Rattenmann“.
- Lacan spielt auf Freuds Aufsatz Konstruktionen in der Analyse (1937) an.
- Dem Kind Ödipus wurden von seinem Vater Laios die Füße durchbohrt, es hatte deshalb geschwollene Füße und erhielt so seinen Namen Ödipus, d.h. „Schwellfuß“.
- Vgl. Seminar 9, Version Miller/Gondek, S. 302.
Ich übernehme hier die Schreibung der Staferla-Edition. Tatsächlich wird der Eigenname ‚Lacan‘ in hebräischer Schrift so geschrieben: לאקאן - Seminar 12, Sitzung vom 7. April 1965; Version Staferla 15.5.2010, S. 470-483.
- Version Staferla verweist an dieser Stelle auf: Pierre Alféri : Guillaume d’Ockham le singulier. Éditions de Minuit, Paris 1989.
- Lacan bezieht sich auf Gottlob Frege, Die Grundlagen der Arithmetik. Eine logisch-mathematische Untersuchung über den Begriff der Zahl (1884). Am 27. Januar 1965 hatte Yves Duroux hierzu im Seminar ein Referat gehalten, mit dem Titel Le nombre et le manque , am 24. Februar hatte Jacques-Alain Miller ein weiteres Referat über Freges Arbeit gehalten. Am 2. Juni – also nach der Sitzung, aus der hier zitiert wird – wird Jacques-Alain Miller ein zweites Mal über Frege sprechen.
- Seminar 12, Sitzung vom 5. Mai 1965; Version Staferla 15.5.2010, S. 542 f.
- Vgl. 7. April 1965.
- Vgl. 5. Mai 1965.
- Vgl. 13. Januar 1965.
- Vgl. 9. Dezember 1964, hier vor allem die Fußnote zum ersten Satz.
Jede Benennung muss in ihrem Gebrauch darauf bezogen werden, dass sie ein Denkmal für den Akt der Benennung ist.[151. Vgl. 7. April 1965.
- Vgl. 9. Dezember 1964 und meine Fußnote über Chomsky zum ersten Satz.
- Vgl. Seminar 11, Version Miller/Haas, S. 29, 124, 125.
- Vgl. Seminar 12, Sitzung vom 16. Dezember 1964 (Version Staferla 15.5.2010, S. 66, 69, 76) und Sitzung vom 6. Januar 1965 (Version Staferla 15.5.2010, S. 98, 102, 103, 108).
- J. Lacan: Problèmes cruciaux pour la psychanalyse. Compte rendu du séminaire 1964-1965 (1966). In: Ders.: Autres écrits. Paris, Le Seuil 2001, S. 199-202, hier: S. 200.
- Vgl. 9. Dezember 1964.
- Vgl. 16. Dezember 1964.
- Vgl. 6. Januar 1965.
- Vgl. 6. Januar 1965, 5. Mai 1965.
- 20. Januar 1965 und 7. April 1965. .
- Vgl. 27. Januar 1965.
- Vgl. 9. Dezember 1964, 20. Januar 1965.
- Vgl. 20. Januar 1965.
- Bemerkungen über einen Fall von Zwangsneurose (1909). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 7. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 85 f.
- Vgl. die Anmerkung der Herausgeber, a.a.O., S. 86.
- John Stuart Mill: A system of logic, ratiocinative and inductive. Parker, London 1943, Buch I, Kapite 2, On names, § 5, S. 37-43.
- John Stuart Mill: System der deductiven und inductiven Logik. Übersetzung der 5. erweiterten Auflage von 1862 durch J. Schiel. Vieweg, Braunschweig 1868, Buch 1, Kapitel 2, § 5, S. 34-39; zitiert nach der Ausgabe im Internet bei Zeno.
- Das wilde Denken, a.a.O., S. 211 f., Kursivschreibung im Original
- Das wilde Denken, a.a.O., S. 250.
- Vgl. The theory of proper names, 1954, a.a.O., S. 15 f.
- Das wilde Denken, a.a.O., S. 249.