Jacques Lacan
Seminar IX, Die Identifizierung
(IX) Sitzung vom 24. Januar 1962
Übersetzt und mit erläuternden Anmerkungen versehen von Max Kleiner und Rolf Nemitz
Von hier
Allgemeines zur Übersetzung
Das Seminar hat 26 Sitzungen. Etwa alle zwei Monate erscheint auf „Lacan entziffern“ die Übersetzung einer weiteren Sitzung. Die bereits veröffentlichten Übersetzungen von Sitzungen dieses Seminars findet man hier.
Die Übersetzung wird zweimal gebracht, zunächst nur deutsch, dann gegenüberstellend: Satz für Satz französisch/deutsch.
Die zweisprachige Fassung enthält in den Anmerkungen zum französischen Text Hinweise auf Transkriptionsprobleme; im deutschen Text findet man Links und Bilder, in den Anmerkungen zum deutschen Text Literaturangaben, Belege und inhaltliche Erläuterungen.
Die Übersetzung stützt sich auf folgende Vorlagen:
- Stenotypie des Seminars auf der Seite der École lacanienne de psychanalyse, hier
- Jacques Lacan: L’identification, dit ‚Séminaire IX“. Prononcé à Ste. Anne en 1961–1962. Herausgegeben und erstellt von Michel Roussan. Mit Anmerkungen, kritischem Apparat und Index. Paris 1992. Nicht im Buchhandel, beziehbar durch den Herausgeber, m.roussan2@free.fr
Ausgaben des Identifizierungs-Seminars im Internet:
- französisch: hier (Stenotypie), hier (Staferla), hier (ALI) S. 1547–1966, hier (Chollet), hier (rue CB)
- englische Übersetzung: hier (Cormac Gallagher), hier (Ben Hooson)
- von Gallagher gelesene Audioaufnahme seiner Übersetzung hier
Eine von Jacques-Alain Miller herausgegebene offizielle Edition des Seminars gibt es nicht.
Vielen Dank an Peter Müller (Psychoanalytiker in Karlsruhe) für die Überlassung seiner Übersetzung dieses Seminars!
Zur Notation
– Zahlen in geschweiften Klammern und grauer Schrift, z.B. {10}, verweisen auf die Seiten der Transkription, die Roussan als „Daktylographie 1“ bezeichnet; diese Seitenzahlen sind am Rand seiner Ausgabe angegeben und beginnen dort mit einer linken eckigen Klammer, also etwa mit „[10“. Daktylographie 1 ist die Transkription, die man auf der Seite der ELP findet (mit Ausnahme der 20. Sitzung), hier.
– Ein doppelter Bindestrich, also: --, markiert, dass an dieser Stelle ein Satz grammatisch unvollständig abbricht.
– Wörter mit Sternchen: im Original deutsch.
– Der Schrägstrich / verbindet Übersetzungsvarianten.
– Einfügungen in runden Klammern enthalten Formulierungen des französischen Originals.
– Einfügungen in eckigen Klammern dienen der Erläuterung und sind nicht von Lacan.
– Einfügungen in spitzen Klammern: Ersatz für vermutlich ausgefallenen Text..
Sitzung vom 24. Januar 1961
Deutsch
{1} <Ich spüre eine gewisse> Schwierigkeit, das, dem ich nachgehe, mit Ihnen wieder aufzunehmen: subtile, leichte Spuren, während ich gestern Abend eindrücklichere Dinge sagen musste. Was uns betrifft, die Fortsetzung unseres Seminars, so ist wichtig, dass das, was ich gestern Abend sagte, sich natürlich auf die Funktion des Objekts, des klein a, bei der Identifizierung des Subjekts bezieht, das heißt auf etwas, das nicht unmittelbar in unserer Reichweite ist, das nicht sofort gelöst werden wird und wozu ich gestern Abend, wenn ich so sagen darf, einen vorweggenommenen Hinweis gegeben habe, als ich mich des Motivs der Kästchenwahl bedient habe.
Durch das Motiv der Kästchenwahl wird meine Lehre stark erhellt, denn wenn Sie aufschlagen, was seltsamerweise Essais de psychanalyse appliquée heißt, „Aufsätze zur angewandten Psychoanalyse“, und wenn Sie den Artikel über die Kästchenwahl lesen, werden Sie sehen, dass Sie etwas hungrig bleiben, letztlich wissen Sie nicht so recht, worauf er damit hinauswill, unser Vater Freud. Ich glaube, dass mit dem, was ich Ihnen gestern Abend gesagt habe und worin die drei Kästchen mit dem Anspruch gleichgesetzt werden (ein Thema, mit dem Sie, denke ich, seit langem vertraut sind) --; was besagt, dass jedes der drei Kästchen – ohne dies gäbe es kein Rätsel, gäbe es kein Problem – das klein a enthält, das Objekt, welches jedoch, insofern es uns als Analytiker interessiert, keineswegs unbedingt das Objekt ist, das dem Anspruch entspricht. Auch nicht unbedingt das Gegenteil, denn andernfalls gäbe es keine Schwierigkeit.
Dieses Objekt ist das Objekt des Begehrens. Und wo ist das Begehren? Es ist außerhalb, und da, wo es wirklich ist, sind Sie als Analytiker entscheidend, insofern Ihr Begehren sich über das Objekt des Begehrens des Subjekts nicht täuschen darf. Wenn die Dinge nicht so wären, wäre es kein Verdienst, Analytiker zu sein.
Es gibt da noch etwas, das ich Ihnen am Rande sagen möchte, etwas, das ich vor einem Publikum, das vermutlich keine Vorkenntnisse hatte, dennoch hervorgehoben habe und das ich hier mit meinen schweren und groben Stiefeln vielleicht nicht genug breitgetreten habe, nämlich {2} dass das System des Unbewussten, das System ψ, ein Teilsystem ist. Wieder einmal habe ich – natürlich mit mehr Energie als Argumenten, da ich vorankommen musste –, den Bezug auf die Totalität zurückgewiesen, was nicht ausschließt, dass man vom Partiellen spricht.
Ich habe bei diesem System auf seinem extraflachen Charakter bestanden, auf seiner Eigenschaft als Fläche, worauf Freud stets ausgiebigst hinweist. Man kann sich nur wundern, dass dies zur Metapher der Tiefenpsychologie geführt hat. Ganz zufällig habe ich vorhin, bevor ich kam, eine Notiz gefunden, die ich mir aus Das Ich und das Es gemacht hatte:
„Das Ich ist vor allem ein körperliches, es ist nicht nur ein Oberflächenwesen, sondern selbst die Projektion einer Oberfläche.“
Es ist ein Nichts! Wenn man Freud liest, liest man ihn immer auf eine Weise, die ich taub nennen möchte.
*
Ergreifen wir also wieder unseren Pilgerstab, machen wir dort weiter, wo wir aufgehört haben, wo ich Sie beim letzten Mal verlassen habe: bei dem Gedanken, dass die Verneinung, auch wenn Sie irgendwo im Zentrum unseres Problems steht, dem des Subjekts, nicht gleich auf Anhieb die am leichtesten zu handhabende Sache ist, allein schon was ihrer Phänomenologie angeht. Es gibt sie an vielen Orten, und dann geschieht es beständig, dass sie uns durch die Finger rutscht. Beim letzten Mal haben Sie einen Moment lang ein Beispiel dafür gesehen; beim non nullus non mendax haben Sie mitbekommen, wie ich das non anschreibe, es herausnehme und es dann wieder einfüge. Das lässt sich täglich beobachten. Inzwischen hat man mich darauf aufmerksam gemacht, dass man in den Reden desjenigen, den einmal jemand – mein armer lieber Freund Merleau-Ponty – in einem Brief den „großen Mann, der uns regiert“ nannte –, dass man in einer Rede, die besagter großer Mann einmal hielt, Folgendes hört: „Man kann nicht nicht glauben, dass die Dinge ohne Übel verlaufen werden.“ Exegese hierzu: was meint er? Interessant ist nicht so sehr, was er sagen will, sondern dass wir offensichtlich sehr gut verstehen, was er sagen will, und dass wir, wenn wir es logisch analysieren, sehen, dass er das Gegenteil sagt.
Es ist eine sehr schöne Formulierung, bei der man ständig ausrutscht, wenn man zu jemandem sagt: „vous n’êtes pas sans ignorer…“ [dem Sinn nach: „Sie wissen ja sehr gut“, wörtlich: „Sie sind nicht ohne nicht zu wissen“]. Nicht Sie sind im Unrecht, es ist die Beziehung des Subjekts zum Signifikanten, die bisweilen zum Vorschein kommt. Es sind nicht einfach kleine Paradoxien oder Versprecher, die ich hie und da herauspicke, wir werden solche Formeln an verschiedenen Biegungen unseres Weges wiederfinden, und ich denke, Ihnen den Schlüssel dafür zu liefern, warum „vous n’êtes pas sans ignorer“ das bedeutet, was Sie sagen wollen.
{3} Damit Sie sich hier zurechtfinden, kann ich Ihnen sagen, dass wir, wenn wir dies erkunden, das richtige Gewicht, die richtige Neigung für die Waage finden werden, auf die ich vor Ihnen die Beziehung des Neurotikers zum phallischen Objekt lege, wenn ich Ihnen sage: Um diese Beziehung zu erfassen, muss man sagen: Er ist nicht ohne ihn zu haben. Das bedeutet natürlich nicht, dass er ihn hat. Wenn er ihn hätte, gäbe es keine Frage.
Um dorthin zu gelangen, beginnen wir wieder mit einer kleinen Erinnerung an die Phänomenologie unseres Neurotikers, bezogen auf den Punkt, an dem wir gerade sind, sein Verhältnis zum Signifikanten.
Seit einigen Sitzungen habe ich angefangen, Ihnen begreiflich zu machen, was es beim Signifikanten mit der Schrift auf sich hat, mit der ursprünglichen Schrift. Es muss Ihnen doch aufgefallen sein, womit es der Zwangsneurotiker im Wesentlichen ständig zu tun hat: mit dem Ungeschehenmachen*. Was bedeutet das, worum geht es dabei?
Manifest sieht man das in seinem Verhalten: was er auslöschen will, ist das, was, während seiner gesamten Geschichte, der Annalist aufschreibt, der Annalist mit zwei n, den er in sich trägt. Es sind die Annalen der Affäre, die er auslöschen, auskratzen, auswischen möchte. Wie kommt es, dass uns die Rede von Lady Macbeth berührt, wenn sie sagt, das gesamte Wasser des Ozeans könne diesen kleinen Fleck nicht auslöschen, wenn nicht durch ein Echo, das uns zum Kern unseres Sujets führt?
Der Punkt ist nur, wenn er den Signifikanten auslöscht – da ja klar ist, dass es darum geht, in seiner Art des Verhaltens, in seiner Art des Auslöschens, in seiner Art, das Eingeschriebene auszukratzen –, so ist für uns weit weniger klar (denn wir wissen ein klein wenig mehr darüber als die anderen), was er damit erreichen will.
Insofern ist es instruktiv, die Straße, auf der wir sind, auf der ich Sie führe, weiterzugehen, in Bezug auf dies: Wie kommt das zustande, ein Signifikant als solcher?
Wenn dies in einer solchen Beziehung zur Grundlage des Subjekts steht, wenn es kein anderes denkbares Subjekt gibt als dieses x, ein natürliches Etwas, insofern es vom Signifikanten markiert ist, dann muss es dafür doch wohl eine Triebfeder geben. Wir werden uns nicht mit einer Wahrheit vom Typ der Wahrheit-mit-verbundenen-Augen zufriedengeben.
Das Subjekt müssen wir ganz klar am Ursprung des Signifikanten selbst finden. „Wenn man aus einem Hut ein Kaninchen ziehen will …“ – auf diese Weise habe ich begonnen, mit meinen genuin analytischen Äußerungen für einen Skandal zu sorgen. Der arme, liebe, inzwischen verstorbene Mann, in seiner Zerbrechlichkeit so rührend, war wirklich außer sich |{4} über diese Erinnerung, die ich mit großem Nachdruck vorbrachte, denn in einem solchen Augenblick sind das nützliche Formeln – um aus einem Hut ein Kaninchen zu ziehen, muss man es vorher hineingesteckt haben.
Dasselbe muss für den Signifikanten gelten, und dies rechtfertigt die Definition des Signifikanten, die ich Ihnen gebe, die Unterscheidung vom Zeichen: während das Zeichen etwas für jemanden repräsentiert, ist der Signifikant anders artikuliert, er repräsentiert das Subjekt für einen anderen Signifikanten. Sie werden das bei jedem Schritt hinreichend bestätigt sehen, sodass Sie nicht vom festen Weg abkommen.
Und wenn er also das Subjekt repräsentiert, dann wie?
Kehren wir zu unserem Ausgangspunkt zurück, zu unserem Zeichen, zu dem speziellen Punkt, an dem wir das Zeichen als etwas erfassen können, das etwas für jemanden repräsentiert: in der Spur. Beginnen wir wieder mit Spur, um die Spur unserer kleinen Angelegenheit zu verfolgen.
Ein Schritt, eine Spur. Der Schritt von Freitag auf Robinsons Insel, angesichts dieser Spur Aufregung und Herzklopfen. All das lehrt uns nichts, selbst wenn das Herzklopfen ein Getrampel um die Spur herum zur Folge hat. Das kann bei allen beliebigen Tierspuren vorkommen, auf die man trifft.
Wenn ich jedoch bei der Rückkehr die Spur davon finde, dass versucht wurde, die Spur zu verwischen, oder wenn ich nicht einmal mehr eine Spur dieser Bemühung finde, falls ich deshalb zurückgekommen bin, weil ich weiß – worauf ich nicht besonders stolz bin – , dass ich die Spur zurückgelassen habe, wenn ich also feststelle, dass man die Spur – ohne irgendwelche Korrelate, die es erlauben würden, dieses Auslöschen mit einem allgemeines Auslöschen der Züge der Konfiguration in Verbindung zu bringen –, dass man die Spur als solche tatsächlich ausgelöscht hat, dann bin ich mir sicher, dass ich es mit einem realen Subjekt zu tun habe.
Beachten Sie, bei diesem Verschwinden der Spur ist das, was das Subjekt verschwinden zu lassen sucht, sein Vorbeikommen als eigenes Subjekt. Durch das angestrebte Verschwinden, nämlich den Akt des Verschwindenlassens verschwinden zu lassen, wird das Verschwinden verdoppelt.
Das ist für uns kein schlechtes Kennzeichen, um darin das Vorbeikommen des Subjekts zu erkennen, wenn es um seine Beziehung zum Signifikanten geht, da Sie ja bereits wissen, dass alles, was ich Sie zur Struktur des Subjekts lehre, wie wir sie ausgehend von der Beziehung zum Signifikanten zu artikulieren versuchen, hinausläuft auf das Auftauchen der Momente des Fadings, die genau verbunden sind mit der pulsierenden Verdunkelung von etwas, das nur erscheint um zu verschwinden, und wiedererscheint, um erneut zu verschwinden, was das Kennzeichen des Subjekts als solchen ist.
{5} Wenn nun aber die Spur verwischt ist und das Subjekt ihre Stelle einkreist [cerne] – etwas, das von nun an es selbst einkreist [concerne]: die Markierung der Stelle, an der es die Spur gefunden hat –, nun, dann haben Sie hier die Geburt des Signifikanten.
Dies impliziert, da der gesamte Vorgang die Rückkehr des letzten Moments zum ersten umfasst, dass es ohne diese drei Momente keine Artikulation eines Signifikanten geben kann. Sobald der Signifikant konstituiert ist, gibt es notwendigerweise zwei andere davor.
Ein Signifikant, das ist eine Markierung, eine Spur, eine Schrift; man kann ihn jedoch nicht einzeln lesen.
Zwei Signifikanten, das ist ein Wortsalat, ein Kauderwelsch.
Drei Signifikanten, das ist die Wiederkehr dessen, worum es sich handelt, das heißt die Wiederkehr des ersten.
Das ist, wenn le pas (der Schritt), der durch die Spur markiert wird, sich in der Stimmgebung desjenigen, der es liest, in pas (in nicht) verwandelt, dass dieses pas – sofern man vergisst, dass es le pas bedeutet – zunächst dazu dienen kann, in dem, was man die Phonetik der Schrift nennt, pas zu repräsentieren und zugleich dazu, um la trace de pas (die Fußspur) möglicherweise in das pas de trace (keine Spur) zu verwandeln.
Ich nehme an, Sie können im Vorbeigehen dieselbe Mehrdeutigkeit hören, deren ich mich bedient habe, als ich zu Ihnen, im Zusammenhang mit dem Witz, über das pas de sens gesprochen habe (Sinnschritt / kein Sinn) und dabei mit der Mehrdeutigkeit des Wortes sens gespielt habe (Sinn/Richtung), mit diesem Sprung, mit dieser Überschreitung, die uns dort erfasst, wo der Spaß entsteht, wenn wir nicht wissen, warum ein Wort uns zum Lachen bringt, diese subtile Verwandlung, dieser verworfene Stein, der, wieder aufgenommen, zum Eckstein wird, und ich möchte gern das Wortspiel mit dem πr der Kreisformel machen [lautgleich mit pierre, „Stein“], denn wir werden außerdem sehen – wie ich Ihnen beim letzten Mal angekündigt habe, als ich das einführte –, dass darin, wenn ich so sagen darf, der Winkel des Vektors des Subjekts im Verhältnis zur Schnur der Signifikantenkette gemessen wird.
Hier bleiben wir in der Schwebe, und wir müssen uns ein wenig daran gewöhnen, uns hier zu bewegen, in einer Ersetzung, durch die das, was einen Sinn hat, sich in eine Äquivokation verwandelt und seinen Sinn / seine Richtung wiederfindet. Es ist diese beständig sich drehende Artikulation des Sprachspiels, in eben dessen Synkopen wir das Subjekt in seinen verschiedenen Funktionen ausfindig machen müssen.
*
Illustrationen sind nie verkehrt, um dort, wo das Imaginäre eine große Rolle spielt, ein geistiges Auge zu benutzen. Deshalb halte ich es nicht für falsch, auch wenn es ein Umweg ist, Ihnen rasch eine kleine Bemerkung zu skizzieren, einfach deshalb, weil ich sie auf dieser Stufe in meinen Notizen finde.
Mehr als einmal habe ich zu Ihnen anlässlich des Signifikanten über das chinesische Schriftzeichen gesprochen, und mir liegt sehr daran, für Sie die Vorstellung zu entzaubern, sein Ursprung sei eine nachahmende Figur. Dafür gibt es ein Beispiel, das ich nur deshalb gewählt habe, weil |{6} es dasjenige ist, das für mich am brauchbarsten war: ich habe das erste von dem genommen, was an solchen Beispielen, an solchen archaischen Formen in dem Werk von Karlgren mit dem Titel Grammata serica artikuliert wird, was genau dies bedeutet: Die chinesischen Signifikanten.
Der erste, dessen er sich in seiner modernen Form bedient, ist dieser hier, 可, das ist das Schriftzeichen kě, was „können“ bedeutet, im Shūowén, einem gelehrten Werk, das für uns einerseits aufgrund seines relativ alten Charakters wertvoll ist, das jedoch bereits sehr gelehrt ist, das heißt von Interpretationen durchzogen, auf die wir möglicherweise zurückgreifen müssen.
Es scheint, dass wir nicht ohne Grund der Wurzel vertrauen können, die der Kommentator dafür angibt und die wirklich hübsch ist, dass es sich nämlich um eine Schematisierung des Aufpralls der Luftsäule handelt, wie sie beim gutturalen Okklusivlaut auf das Hindernis stößt, das ihr der Zungenrücken, gegen den Gaumen gedrückt, entgegensetzt. Das ist umso verführerischer, als Sie, wenn sie ein Werk der <chinesischen> Phonetik aufschlagen, ein ungefähr so aussehendes Bild finden werden: 丁, um Ihnen das Funktionieren des Okklusivlauts zu übersetzen. Und Sie müssen zugeben, dass es nicht schlecht ist, dass ausgerechnet dies (可) gewählt wurde, um das Wort können darzustellen, die Möglichkeit, die axiale Funktion, die in die Welt eingeführt wird durch das Auftreten des Subjekts inmitten des Realen.
Die Mehrdeutigkeit ist total, denn im Chinesischen wird eine beträchtliche Anzahl von Wörtern kě artikuliert, bei denen uns dann dieses, 丁, als Phonetik dienen wird – abgesehen von diesem Zeichen, 口, das sie [in 可] vervollständigt –, als etwas, wodurch das Subjekt für das Signifikantengerüst vergegenwärtigt wird; und dieses hier, 口, ist ohne Mehrdeutigkeit und in allen Schriftzeichen die Darstellung des Mundes.
Setzen Sie dieses Zeichen darüber, 大, es ist das Zeichen dà, was groß bedeutet. Offensichtlich steht es in irgendeiner Beziehung zur kleinen menschlichen Figur, 人, im Allgemeinen ohne Arme; hier, da es sich um ein groß handelt, hat sie Arme. Dieses hier, 可, hat nichts mit dem zu tun, was geschieht, wenn Sie dieses Zeichen, 大, zum vorhergehenden Signifikanten [zu 可] hinzugefügt haben: 奇; es wird dann jī gelesen, aber es bewahrt die Spur einer alten Aussprache, für die wir durch Verwendung dieses Ausdrucks als Reim in alten Gedichten Belege haben, insbesondere in denen des Shījīng, eines der sagenhaftesten Beispiele für literarisches Missgeschick, denn es hatte das Schicksal, |{7} zur Stütze für allerlei moralisierende Hirngespinste zu werden und die Grundlage abzugeben für eine ganze Lehre der Mandarine, sehr verwickelt, über die Pflichten der Herrscher, des Volkes und tutti quanti, obwohl es sich offensichtlich um Liebeslieder bäuerlichen Ursprungs handelt.
Ein wenig Übung in chinesischer Literatur --; ich versuche nicht, Sie glauben zu machen, ich hätte eine große, ich halte mich nicht für Wieger, der, wenn er auf seine Erfahrung mit China anspielt --; es handelt sich um einen Abschnitt, den Sie, allgemein zugänglich, in den Büchern von Pater Wieger wiederfinden können. Wie auch immer, andere als er haben diesen Weg beleuchtet, insbesondere Marcel Granet, bei dem Sie durchaus nichts verlieren würden, wenn Sie die schönen Bücher über Tänze und Legenden und über die alten Feste von China aufschlagen würden.
Mit etwas Anstrengung werden Sie sich mit dieser wirklich sagenhaften Dimension vertraut machen können, die erscheint, wenn man sich mit etwas beschäftigt, das auf den elementarsten Formen der Signifikantenartikulation beruht. Zum Glück sind in dieser Sprache die Wörter einsilbig. Sie sind großartig: unveränderlich, kubisch; damit können Sie nichts falsch machen. Sie sind mit dem Signifikanten gleichzusetzen, das muss man wirklich sagen. Sie haben <im Shījīng> Gruppen aus vier Versen, die jeweils aus vier Silben bestehen; die Situation ist einfach. Wenn Sie sie sehen und bedenken, dass man daraus alles herausholen kann, sogar eine metaphysische Lehre, die mit der ursprünglichen Bedeutung nichts zu tun hat, dann wird das beginnen – dies zu jenen, die möglicherweise noch nicht so weit sind–, Ihren Geist zu öffnen. Und doch ist es so, jahrhundertelang wurde der Unterricht in Moral und Politik auf der Grundlage von Ritornellen abgehalten, die im Großen und Ganzen bedeuteten: „Ich würde gern mit dir vögeln.“ Ich übertreibe keineswegs, schauen Sie nach.
Dieses hier, 奇, heißt jī, was so kommentiert wird: „große Macht“, „ungewöhnlich groß“; das hat wohlgemerkt absolut nichts mit dieser Verbindung zu tun. Als jī ausgesprochen bedeutet 奇 überhaupt nicht mehr „große Macht“ als vielmehr dieses Wörtchen, für das es im Französischen nicht wirklich etwas gibt, das uns zufriedenstellen würde, ich bin genötigt, es mit l’impair zu übersetzen („das Ungerade“), in der Bedeutung , die dieses Wort annehmen kann, nämlich von „Ausgleiten“, „Fehler“, „Schwachstelle“, „etwas, das nicht funktioniert, das hinkt“, was im Englischen so schön durch das Wort odd illustriert wird. Und wie ich Ihnen gerade sagte, ist es das, was mich |{8} zum Shījīng gebracht hat. Aus dem Shījīng wissen wir, dass es sehr nahe bei kě war, 可, zumindest insofern, als es in der alten Sprache einen Gutturallaut gab, der die andere Wurzel für die Verwendung dieses Signifikanten (奇) liefert, um das Phonem qí zu bezeichnen.
Wenn Sie dies davorsetzen, 木, was ein Determinativ ist, das des Baumes, und womit alles, was aus Holz ist, bezeichnet wird, dann werden Sie, wenn alles zusammenkommt, ein Zeichen haben, 椅, das sich auf den Stuhl bezieht. Es wird yǐ ausgesprochen, und so weiter. So geht das weiter, es gibt keinen Grund, dass es aufhört. Wenn Sie hier anstelle des Zeichens für „Baum“ das Zeichen für „Pferd“ setzen, 马 [mà], dann bedeutet das „sich rittlings hinsetzen“, 骑.
Dieser kleine Umweg hat, so denke ich, den Nutzen, Sie sehen zu lassen, dass die Beziehung des Buchstabens zur Sprache nichts ist, das in einer Entwicklungslinie aufzufassen wäre. Man geht nicht von einem kompakten sinnlichen Ursprung aus, um daraus eine abstrakte Form herauszulösen. Es gibt nichts, das irgendetwas ähnelt, das als parallel zur sogenannten Begriffsbildung oder auch nur der Verallgemeinerung aufgefasst werden könnte. Es gibt eine Folge von Alternanzen, bei welcher der Signifikant immer wieder, wenn ich so sagen darf, das Wasser des Baches mit den Schaufeln seiner Mühle schlägt, wobei ihr Rad jedes Mal etwas heraufbefördert, das herabfließt, um dann wieder zurückzufallen, sich anzureichern, sich zu verkomplizieren, ohne dass wir zu irgendeinem Zeitpunkt fassen könnten, was hier vorherrscht: der konkrete Ausgangspunkt oder die Mehrdeutigkeit.
*
Das wird uns an den Punkt führen, wo der Schritt, den ich Sie heute tun lassen muss --. Ein großer Teil der Illusionen, die uns eindeutig festhalten, der imaginären Bindungen – bei denen es keine Rolle spielt, dass jedermann, wie die Fliegen am Leim, daran kleben bleibt, aber die Analytiker sollten es nicht –, ist sehr genau mit dem verbunden, was ich die Illusionen der formalen Logik nennen möchte.
Die formale Logik ist eine sehr nützliche Wissenschaft – das ist der Gedanke, den ich Ihnen beim letzten Mal nahezubringen versuchte –, unter der Voraussetzung, dass Sie sich klarmachen, dass Sie von ihr insofern pervertiert werden, als sie Ihnen, da sie die formale Logik ist, ständig verbieten müsste, ihr auch nur den geringsten Sinn zu geben.
So weit ist man immerhin mit der Zeit gekommen. Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass es für die großen Ernsthaften, die Tapferen, die Ehrlichen der symbolischen Logik, wie man sie seit etwa fünfzig Jahren kennt, furchtbar schwierig ist, denn es ist keineswegs einfach, eine Logik so zu konstruieren, wie sie |{9} sein muss, damit sie ihrem Titel als formale Logik wirklich gerecht wird, indem sie sich ganz streng nur auf den Signifikanten stützt und sich jede Bezugnahme, und damit jede intuitive Stütze, auf das verbietet, was sich – im Falle, dass wir Fehler machen – vom Signifikat her auflehnen kann. Im Allgemeinen <jedoch> orientiert man sich so: „Ich argumentiere falsch, denn in diesem Fall käme alles Beliebige heraus, meine Großmutter mit dem Kopf nach unten.“
Was interessiert uns das? Im Allgemeinen brauchen wir dafür keine Anleitung, denn wir sind sehr intuitiv. Wenn man formale Logik betreibt, muss man es sein.
Nun ist das Amüsante, dass das grundlegende Buch, die Principia Mathematica von Bertrand Russell und Whitehead, etwas erreicht, das ganz nahe daran ist, das Ziel, die Sanktion einer symbolischen Logik zu sein, die dieses Namens würdig ist, nämlich sämtliche Bedürfnisse der mathematischen Schöpfung einzuschließen. Die Autoren selbst hören jedoch kurz davor auf, da sie die sogenannte Bertrand-Russell-Paradoxie für einen Widerspruch halten, der geeignet ist, die gesamte mathematische Logik in Frage zu stellen. Es handelt sich um etwas, dessen Problematik den Wert der sogenannten Mengenlehre beeinträchtigt.
Worin unterscheidet sich eine Menge von einer Definition einer Klasse? Die Sache ist in einer gewissen Mehrdeutigkeit geblieben, da das, was ich Ihnen sagen werde und was am häufigsten von jedem beliebigen Mathematiker akzeptiert wird --; dass nämlich das, was eine Menge von der Form der Definition der sogenannten Klasse unterscheidet, nichts anderes ist als dies, dass die Menge durch Formeln definiert wird, die man als Axiome bezeichnet und die an der Tafel mit Symbolen notiert werden, die auf Buchstaben reduziert sind, zu denen einige ergänzende Signifikanten hinzukommen, die Relationen anzeigen. |{10} Im Vergleich zur traditionellen Logik gibt es absolut keine andere Spezifizierung der sogenannten symbolischen Logik außer dieser Reduktion auf Buchstaben. Ich garantiere es Ihnen; Sie können es mir glauben, ohne dass ich mich weiter auf Beispiele einlassen muss.
Worin also besteht der Vorteil – der ja zwangsläufig irgendwo ist –, um dessentwillen aufgrund dieses einzigen Unterschieds ein ganzer Berg von Konsequenzen entwickelt werden konnte, dessen Auswirkung, wie ich Ihnen versichern kann, auf die Entwicklung dessen, was Mathematik genannt wird, keineswegs gering ist, verglichen mit dem Apparat, über den man jahrhundertelang verfügte und bei dem das Kompliment, das man ihm gemacht hat, dass er sich zwischen Aristoteles und Kant nicht verändert hat, sich ins Gegenteil verkehrt – ? Das ist eben --; wenn die Dinge sich dann so überschlagen haben, wie es geschehen ist, denn die Principia Mathematica bestehen aus zwei sehr, sehr dicken Bänden und sie sind nur von äußerst geringem Interesse, aber wenn das Kompliment sich schließlich ins Gegenteil verkehrt, dann deshalb, weil der frühere Apparat aus irgendeinem Grunde ungemein stagniert hatte.
Wie kommt es von daher, dass die Autoren über das, was man die Russell’sche Paradoxie nennt, in Erstaunen geraten?
Die Russell’sche Paradoxie ist folgende: man spricht von der Menge aller Mengen, die sich nicht selbst enthalten (comprennent).
Ich muss diese Geschichte, die Ihnen beim ersten Zugang als recht trocken erscheinen mag, ein wenig erhellen. Ich weise Sie sofort darauf hin: Wenn ich Sie dafür interessiere – zumindest hoffe ich das –, dann mit der Stoßrichtung, dass es die engste Beziehung gibt – und nicht nur durch Homonymie, genau deshalb, weil es sich um einen Signifikanten handelt und es folglich darum geht, nicht zu verstehen (comprendre) –, die engste Beziehung zur Position des analytischen Subjekts, insofern auch es, in einer anderen Bedeutung des Wortes comprendre --; und wenn ich Ihnen sage, nicht zu verstehen, dann deshalb, damit Sie in jeder Weise verstehen können, dass auch das Subjekt sich nicht selbst enthält (comprend).
{11} Dieser Zugang ist keineswegs nutzlos, Sie werden es sehen, denn auf diesem Wege werden wir die Funktion unseres Objekts kritisieren können.
Bleiben wir jedoch für einen Moment bei den Mengen, die sich nicht selbst enthalten. Um zu erfassen, worum es sich handelt, muss man offensichtlich ausgehen --; denn in der Kommunikation können wir ja nicht umhin, uns Konzessionen an intuitive Bezüge zu machen, denn die intuitiven Bezüge, die haben Sie bereits, man muss sie also ins Wanken bringen, um an ihre Stelle andere zu setzen.
Da Sie die Vorstellung haben, dass es eine Klasse gibt und dass es eine Klasse der Säugetiere gibt, muss ich Ihnen wohl zu zeigen versuchen, dass man sich auf etwas anderes beziehen sollte. Wenn man anfängt, sich mit der Kategorie der Mengen zu befassen, sollte man sich auf die von manchen geschätzte bibliografische Klassifikation beziehen, eine Klassifikation aus Dezimalzahlen oder etwas Ähnlichem; aber wenn man etwas Geschriebenes hat, muss es ja irgendwo einsortiert werden, man muss wissen, wie man es automatisch wiederfindet.
Nehmen wir also eine Menge, die sich selbst enthält. Nehmen wir beispielsweise die Geisteswissenschaften in einer bibliografischen Klassifikation. Es ist klar, dass man die Arbeiten der Geisteswissenschaftler über die Geisteswissenschaften hier einordnen muss. Die Menge der Geisteswissenschaften muss sämtliche Arbeiten enthalten, die sich auf die Geisteswissenschaften als solche beziehen.
Betrachten wir nun aber diejenigen Mengen, die sich nicht selbst enthalten – das ist nicht weniger denkbar, das ist sogar der gewöhnlichste Fall. Und da wir Mengentheoretiker sind und da bereits eine Klasse der Menge aller Mengen existiert, die sich selbst enthalten, gibt es wirklich keinen Einwand dagegen, dass wir die entgegengesetzte Klasse bilden – ich verwende hier den Ausdruck Klasse, da eben darin die Mehrdeutigkeit bestehen wird – : die Klasse derjenigen Mengen, die sich nicht selbst enthalten, die Menge aller Mengen, die sich nicht selbst enthalten.
Und da fangen die Logiker an, sich die Köpfe zu zerbrechen, das heißt, sie fragen sich: Diese Menge aller Mengen, die sich nicht selbst enthalten – enthält sie sich selbst oder enthält sie sich nicht selbst? In beiden Fällen stürzt das in den Widerspruch.
Denn wenn sie sich selbst enthält, wie es zunächst erscheint, befinden wir uns im Widerspruch zum Ausgangspunkt, der uns sagte, es gehe um Mengen, die sich nicht selbst enthalten.
Andererseits, wenn sie sich nicht selbst enthält, wie kann man sie dann von dem ausnehmen, was uns von der Definition vorgegeben wird, nämlich dass sie sich nicht selbst enthält?
{12} Das mag Ihnen recht kindisch erscheinen, aber die Tatsache, dass es die Logiker so sehr trifft, dass sie nicht weiterkommen, Leute die nicht gerade so beschaffen sind, dass sie sich von einer nichtigen Schwierigkeit aufhalten lassen --; und wenn sie darin etwas spüren, das sie als einen Widerspruch bezeichnen können, der ihr gesamtes Gebäude in Frage stellt, dann deshalb, weil es hier etwas gibt, das gelöst werden muss, und was – hören Sie mir gut zu – nichts anderes betrifft als das Folgende, was die einzige Sache betrifft, die diese Logiker nicht exakt gesehen haben, dass nämlich der Buchstabe, dessen sie sich bedienen, etwas ist, das in sich selbst Kräfte (pouvoirs) hat, eine Triebfeder, an die sie offenbar überhaupt nicht gewöhnt sind.
Denn wenn wir dies als Anwendung dessen illustrieren, was wir gesagt haben – dass es um nichts anderes geht als um den systematischen Gebrauch eines Buchstabens, darum, den Buchstaben zu reduzieren, ihm seine Signifikantenfunktion vorzubehalten, um auf ihr und auf ihr allein das gesamte Gebäude der Logik aufzubauen –, dann kommen wir zu etwas sehr Einfachem, dass es wirklich ganz schlicht auf das hinausläuft, was geschieht, wenn wir uns daranmachen, über das Alphabet zu spekulieren und dann beispielsweise den Buchstaben a damit betrauen, als Buchstabe a alle anderen Buchstaben des Alphabets zu repräsentieren.
Entweder – oder: Entweder wir zählen die anderen Buchstaben des Alphabets von b bis z auf, in welchem Falle der Buchstabe a sie unzweideutig repräsentieren wird, ohne sich jedoch selbst zu enthalten.
Andererseits ist jedoch klar, dass er, indem er diese Buchstaben des Alphabets repräsentiert, als Buchstabe ganz natürlich dazu gelangt, die Reihe der Buchstaben, ich möchte nicht einmal sagen zu bereichern, sondern an der Stelle zu vervollständigen, an der wir ihn herausgenommen haben, ausgeschlossen haben, und dies einfach insofern, als es – wenn wir davon ausgehen, dass a grundlegend nicht a ist, das ist hier bei der Identifizierung unser Ausgangspunkt –, als es hier keine Schwierigkeit gibt: Innerhalb der Klammer, in der alle Buchstaben aufgereiht sind, die der Buchstabe a symbolisch unter sich subsumiert, ist er nicht dasselbe a und ist er zugleich dasselbe.
Es gibt hier keinerlei Schwierigkeit. Es sollte hier umso weniger eine geben, als diejenigen, die hier eine sehen, eben diejenigen sind, die den Begriff der Menge erfunden haben, um den Unzulänglichkeiten des Klassenbegriffs zu begegnen, und die folglich vermutet haben, dass es bei der Funktion der Menge etwas anderes geben muss als bei der Funktion der Klasse.
Das interessiert uns jedoch, denn was heißt das? Wie ich Ihnen gestern Abend erklärt habe: Das metonymische Objekt des Begehrens, das |{13} in allen Objekten dieses auserwählte klein a repräsentiert, wo das Subjekt sich verliert, wenn dieses Objekt ans metaphorische Tageslicht kommt, wenn wir dazu übergehen, es an die Stelle des Subjekts zu setzen, das im Anspruch dazu gelangt ist, sich zu synkopieren und zu verschwinden – keine Spur, ausgestrichenes S –, dann enthüllen wir ihn, den Signifikanten dieses Subjekts, dann geben wir ihm seinen Namen: das gute Objekt, die Mutterbrust, die Mamma. Dies ist die Metapher, in der, wie wir sagen, sämtliche artikulierten Identifizierungen des Anspruchs des Subjekts erfasst sind.
Sein Anspruch ist oral: die Mutterbrust nimmt sie in ihre Klammer. Es ist das a, das all diesen Einheiten, die in der Signifikantenkette addiert werden, ihren Wert verleiht: a (1 + 1 + 1 …).
Die Frage, die wir zu stellen haben, bezieht sich darauf, den Unterschied zu bestimmen zwischen der Verwendung, die wir von der Mamma machen, und der Funktion, die dieser Begriff in der Definition beispielsweise der Klasse der Säugetiere hat, der Mammalia.
Die Mammalia sind daran zu erkennen, dass sie Mammae haben. Es ist, nebenbei gesagt, recht seltsam, dass wir so wenig darüber unterrichtet sind, was bei den einzelnen Arten tatsächlich damit gemacht wird. Die Ethologie der Säuger ist immer noch stark zurückgeblieben, denn in diesem Bereich sind wir, wie in der formalen Logik, kaum weiter als auf dem Niveau von Aristoteles – ausgezeichnetes Werk: die Tierkunde.
Was aber uns angeht: Ist es das, was für uns der Signifikant Mamma bedeutet, insofern dies das Objekt ist, um das herum wir dem Subjekt in einer bestimmten, als prägenital bezeichneten Beziehungsart Substanz verleihen?
Es ist klar, dass wir davon einen ganz anderen Gebrauch machen, viel näher an der Handhabung des Buchstabens E in unserer Mengenparadoxie, und um Ihnen das zu zeigen, möchte ich, dass Sie Folgendes sehen: a (1+1+1 …), und zwar: Unter diesen Einsen des Anspruchs, deren konkrete Signifikanz wir aufgedeckt haben, gibt es da die Brust selbst oder nicht? Mit anderen Worten, wenn wir von oraler Fixierung sprechen: die latente Brust, die aktuelle, diejenige, nach der Ihr Subjekt lechzt, „ah! ah! ah!“, ist sie etwas, das sich auf die Mamma bezieht?
Es ist ganz offensichtlich, dass dem nicht so ist, denn Ihre Oralen, die die Brüste verehren, sie verehren sie deshalb, weil diese Brüste ein Phallus sind. Und genau deshalb, weil es möglich ist, dass die Brust auch ein Phallus ist, lässt Melanie Klein ihn sofort auftauchen, genauso früh wie die Brust, von Beginn an, indem sie uns sagt, er sei schließlich eine kleine Brust, nur bequemer, besser zu transportieren, netter.
{14} Sie sehen, wenn wir diese strukturalen Unterscheidungen treffen, kann uns das weiterbringen, insofern die verdrängte Brust wieder auftaucht und im Symptom wieder zum Vorschein kommt oder sogar einfach in einem Anklopfen – das wir nicht auf andere Weise qualifiziert haben, die Funktion auf der perversen Skala, die noch herzustellen ist – von diesem anderen, nämlich der Evokation des Phallus-Objekts.
Die Sache schreibt sich so:
Was ist das a? Setzen wir an seine Stelle den kleinen Tischtennisball, das heißt: nichts, irgendetwas, irgendeinen Träger für das Alternanzspiel des Subjekts im Fort-Da. Dort sehen Sie, dass es sich strikt um nichts anderes handelt als um den Übergang des Phallus von (a+) nach (a–) und dass wir damit in der Identifizierungsbeziehung sind, denn wir wissen, dass in dem, was das Subjekt assimiliert – das ist es selbst in seiner Frustration –, wir wissen, dass darin das Verhältnis des $ zu diesem – es selbst, 1, insofern es die Bedeutung des Anderen als solchen annimmt –, dass dieses Verhältnis in ganz enger Beziehung steht zur Realisierung der Alternanz von (a, –a), dieses Produkt von (a) und (–a), das formal ein (–a2) ergibt.
Wir wollen genauer angeben, warum eine Negation irreduzibel ist. Wenn wir Affirmation und Negation haben, ergibt die Affirmation der Negation eine Negation, dasselbe gilt für die Negation der Affirmation. Wir sehen dort, wie sich in eben dieser Formel von (–a2) zeigt, wir finden dort die Notwendigkeit wieder, bei der Wurzel aus diesem Produkt das ins Spiel zu bringen.
Es geht nicht einfach um die Anwesenheit und nicht um die Abwesenheit des klein a, sondern um die Konjunktion der beiden, um den Schnitt.
Worum es geht, ist die Disjunktion von (a) und (–a), und das ist der Punkt, an dem sich das Subjekt als solches ansiedelt und wo sich die Identifizierung mit diesem Etwas, mit dem Objekt des Begehrens, herstellen muss.
Deshalb, Sie werden es sehen, ist der Punkt, an den ich Sie heute geführt habe, eine Artikulation, die Ihnen in der Folge noch helfen wird.
Nächstes Seminar am 21.2.62.
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Französisch/deutsch
{1} [J’éprouve une certaine] difficulté de reprendre avec vous ce que je mène, traces subtiles, légères, alors qu’hier soir j’ai dû dire des choses plus appuyées.
<Ich spüre eine gewisse> Schwierigkeit, das, dem ich nachgehe, mit Ihnen wieder aufzunehmen: subtile, leichte Spuren, während ich gestern Abend eindrücklichere Dinge sagen musste.1
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L’important pour ce qui nous concerne, pour la suite de notre séminaire, c’est que ce que j’ai dit hier soir concerne évidemment la fonction de l’objet, du petit a, dans l’identification du sujet, c’est-à-dire quelque chose qui n’est pas immédiatement à la portée de notre main, qui ne va pas être résolu tout de suite, sur lequel hier soir j’ai donné, si je puis dire, une indication anticipée en me servant du thème des trois coffrets.
Was uns betrifft, die Fortsetzung unseres Seminars, so ist wichtig, dass das, was ich gestern Abend sagte, sich natürlich auf die Funktion des Objekts, des klein a, bei der Identifizierung des Subjekts bezieht, das heißt auf etwas, das nicht unmittelbar in unserer Reichweite ist, das nicht sofort gelöst werden wird und wozu ich gestern Abend, wenn ich so sagen darf, einen vorweggenommenen Hinweis gegeben habe, als ich mich des Motivs der Kästchenwahl bedient habe.2
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Cela éclaire beaucoup, ce thème des trois coffrets, mon enseignement, parce que si vous ouvrez ce qu’on appelle bizarrement les Essais de psychanalyse appliquée , et que vous lisez l’article sur les trois coffrets, vous vous apercevez que vous restez un petit peu sur votre faim, en fin de compte vous ne savez pas très bien où il veut en venir, notre père Freud.
Durch das Motiv der Kästchenwahl wird meine Lehre stark erhellt, denn wenn Sie aufschlagen, was seltsamerweise Essais de psychanalyse appliquée heißt, „Aufsätze zur angewandten Psychoanalyse“, und wenn Sie den Artikel über die Kästchenwahl lesen, werden Sie sehen, dass Sie etwas hungrig bleiben, letztlich wissen Sie nicht so recht, worauf er damit hinauswill, unser Vater Freud.3
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Je crois qu’avec ce que je vous ai dit hier soir, qui identifie les trois coffrets à la demande, thème auquel je pense vous êtes dès longtemps rompus, qui dit que dans chacun des trois coffrets – sans cela il n’y aurait pas de devinette, il n’y aurait pas de problème – il y a le petit a, l’objet qui est – en tant qu’il nous intéresse, nous analystes – mais pas du tout forcément l’objet qui correspond à la demande.
Ich glaube, dass mit dem, was ich Ihnen gestern Abend gesagt habe und worin die drei Kästchen mit dem Anspruch gleichgesetzt werden (ein Thema, mit dem Sie, denke ich, seit langem vertraut sind) --; was besagt, dass jedes der drei Kästchen – ohne dies gäbe es kein Rätsel, gäbe es kein Problem – das klein a enthält, das Objekt, welches jedoch, insofern es uns als Analytiker interessiert, keineswegs unbedingt das Objekt ist, das dem Anspruch entspricht.
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Pas du tout forcément non plus le contraire, parce que sans cela il n’y aurait pas de difficulté.
Auch nicht unbedingt das Gegenteil, denn andernfalls gäbe es keine Schwierigkeit.4
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Cet objet, c’est l’objet du désir.
Dieses Objekt ist das Objekt des Begehrens.
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Et le désir, où est-il ?
Und wo ist das Begehren?
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Il est au-dehors, et là où il est vraiment, le point décisif c’est vous l’analyste, pour autant que votre désir ne doit pas se tromper sur l’objet du désir du sujet.
Es ist außerhalb, und da, wo es wirklich ist, sind Sie als Analytiker entscheidend, insofern Ihr Begehren sich über das Objekt des Begehrens des Subjekts nicht täuschen darf.
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Si les choses n’étaient pas comme cela, il n’y aurait pas de mérite à être analyste.
Wenn die Dinge nicht so wären, wäre es kein Verdienst, Analytiker zu sein.
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Il y a une chose, que je vous dis aussi en passant, c’est que j’ai quand même mis l’accent, devant un auditoire supposé non savoir, sur quelque chose dans lequel je n’ai peut-être pas mis ici assez mes lourds et gros sabots, c’est-à-|{2}dire que le système de l’inconscient, le système ψ, est un système partiel.
Es gibt da noch etwas, das ich Ihnen am Rande sagen möchte, etwas, das ich vor einem Publikum, das vermutlich keine Vorkenntnisse hatte, dennoch hervorgehoben habe und das ich hier mit meinen schweren und groben Stiefeln vielleicht nicht genug breitgetreten habe, nämlich dass das System des Unbewussten, das System ψ, ein Teilsystem ist.5
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Une fois de plus j’ai répudié, avec évidemment plus d’énergie que de motifs, vu que je devais aller vite, la référence à la totalité, ce qui n’exclut pas qu’on parle de partiel.
Wieder einmal habe ich – natürlich mit mehr Energie als Argumenten, da ich vorankommen musste –, den Bezug auf die Totalität zurückgewiesen, was nicht ausschließt, dass man vom Partiellen spricht.
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J’ai insisté, dans ce système, sur son caractère extra-plat, sur son caractère de surface sur lequel Freud insiste à tours de bras tout le temps.
Ich habe bei diesem System auf seinem extraflachen Charakter bestanden, auf seiner Eigenschaft als Fläche, worauf Freud stets ausgiebigst hinweist.
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On ne peut qu’être étonné que cela ait engendré la métaphore de la psychologie des profondeurs.
Man kann sich nur wundern, dass dies zur Metapher der Tiefenpsychologie geführt hat.6
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C’est tout à fait par hasard que, tout à l’heure avant de venir, je retrouvais une note que j’avais prise du Moi et du Ça :
« le moi est avant tout une entité corporelle : non seulement une entité toute en surface, mais une entité correspondant à la projection d’une surface ».
Ganz zufällig habe ich vorhin, bevor ich kam, eine Notiz gefunden, die ich mir aus Das Ich und das Es gemacht hatte:
„Das Ich ist vor allem ein körperliches, es ist nicht nur ein Oberflächenwesen, sondern selbst die Projektion einer Oberfläche.“7
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C’est un rien !
Es ist ein Nichts!8
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Quand on lit Freud, on le lit toujours d’une certaine façon que j’appellerai la façon sourde.
Wenn man Freud liest, liest man ihn immer auf eine Weise, die ich taub nennen möchte.9
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Reprenons maintenant notre bâton de pérégrin, reprenons où nous en sommes, où je vous ai laissés la dernière fois, à savoir sur l’idée que la négation, si elle est bien quelque part au cœur de notre problème qui est celui du sujet, c’est pas déjà tout de suite, rien qu’à la prendre dans sa phénoménologie, la chose la plus simple à manier.
Ergreifen wir also wieder unseren Pilgerstab, machen wir dort weiter, wo wir aufgehört haben, wo ich Sie beim letzten Mal verlassen habe: bei dem Gedanken, dass die Verneinung, auch wenn Sie irgendwo im Zentrum unseres Problems steht, dem des Subjekts, nicht gleich auf Anhieb die am leichtesten zu handhabende Sache ist, allein schon was ihrer Phänomenologie angeht.
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Elle est en bien des endroits, et puis il arrive tout le temps qu’elle nous glisse entre les doigts.
Es gibt sie an vielen Orten, und dann geschieht es beständig, dass sie uns durch die Finger rutscht.
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Vous en avez vu un exemple la dernière fois : pendant un instant, à propos du non nullus non mendax, vous m’avez vu mettre ce non, le retirer et le remettre.
Beim letzten Mal haben Sie einen Moment lang ein Beispiel dafür gesehen; beim non nullus non mendax haben Sie mitbekommen, wie ich das non anschreibe, es herausnehme und es dann wieder einfüge.10
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Cela se voit tous les jours.
Das lässt sich täglich beobachten.
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On m’a signalé dans l’intervalle que dans les discours de celui que quelqu’un dans un billet – mon pauvre cher ami Merleau-Ponty – appelait « le grand homme qui nous gouverne », dans un discours que ledit grand homme a prononcé on entend : « on ne peut pas ne pas croire que les choses se passeront sans mal ».
Inzwischen hat man mich darauf aufmerksam gemacht, dass man in den Reden desjenigen, den einmal jemand – mein armer lieber Freund Merleau-Ponty – in einem Brief den „großen Mann, der uns regiert“ nannte –, dass man in einer Rede, die besagter großer Mann einmal hielt, Folgendes hört: „Man kann nicht nicht glauben, dass die Dinge ohne Übel verlaufen werden.“11
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Là-dessus, exégèse : qu’est-ce qu’il veut dire ?
Exegese hierzu: was meint er?
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L’intéressant, c’est pas tellement ce qu’il veut dire, c’est que manifestement nous entendons très bien, justement, ce qu’il veut dire, et que si nous l’analysons logiquement nous voyons qu’il dit le contraire.
Interessant ist nicht so sehr, was er sagen will, sondern dass wir offensichtlich sehr gut verstehen, was er sagen will, und dass wir, wenn wir es logisch analysieren, sehen, dass er das Gegenteil sagt.
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C’est une très jolie formule dans laquelle on glisse sans cesse pour dire à quelqu’un : « vous n’êtes pas sans ignorer…».
Es ist eine sehr schöne Formulierung, bei der man ständig ausrutscht, wenn man zu jemandem sagt:: „vous n’êtes pas sans ignorer…“ [dem Sinn nach: „Sie wissen ja sehr gut“, wörtlich: „Sie sind nicht ohne nicht zu wissen“].12
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Ce n’est pas vous qui avez tort, c’est le rapport du sujet au signifiant qui de temps en temps émerge.
Nicht Sie sind im Unrecht, es ist die Beziehung des Subjekts zum Signifikanten, die bisweilen zum Vorschein kommt.
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Ce n’est pas simplement des menus paradoxes, des lapsus que j’épingle au passage : nous les retrouverons, ces formules, au bon détour, et je pense vous donner la clef de ce pourquoi vous n’êtes pas sans ignorer veut dire ce que vous voulez dire.
Es sind nicht einfach kleine Paradoxien oder Versprecher, die ich hie und da herauspicke, wir werden solche Formeln an verschiedenen Biegungen unseres Weges wiederfinden, und ich denke, Ihnen den Schlüssel dafür zu liefern, warum „vous n’êtes pas sans ignorer“ das bedeutet, was Sie sagen wollen.
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{3} Pour que vous vous y reconnaissiez, je peux vous dire que c’est bien à le sonder que nous trouverons le juste poids, la juste inclination de cette balance où je place devant vous le rapport du névrosé à l’objet phallique quand je vous dis : « Pour l’attraper ce rapport, il faut dire : il n’est pas sans l’avoir ».
Damit Sie sich hier zurechtfinden, kann ich Ihnen sagen, dass wir, wenn wir dies erkunden, das richtige Gewicht, die richtige Neigung für die Waage finden werden, auf die ich vor Ihnen die Beziehung des Neurotikers zum phallischen Objekt lege, wenn ich Ihnen sage: Um diese Beziehung zu erfassen, muss man sagen: Er ist nicht ohne ihn zu haben.13
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Cela ne veut évidemment pas dire qu’il l’a.
Das bedeutet natürlich nicht, dass er ihn hat.14
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S’il l’avait, il n’y aurait pas de question.
Wenn er ihn hätte, gäbe es keine Frage.
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Pour en arriver là, repartons d’un petit rappel de la phénoménologie de notre névrosé concernant le point où nous en sommes : son rapport au signifiant.
Um dorthin zu gelangen, beginnen wir wieder mit einer kleinen Erinnerung an die Phänomenologie unseres Neurotikers, bezogen auf den Punkt, an dem wir gerade sind, sein Verhältnis zum Signifikanten.
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Depuis quelques fois, je commence à vous faire saisir ce qu’il y a d’écriture dans l’affaire du signifiant, d’écriture originelle.
Seit einigen Sitzungen habe ich angefangen, Ihnen begreiflich zu machen, was es beim Signifikanten mit der Schrift auf sich hat, mit der ursprünglichen Schrift.
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Il a bien dû quand même vous venir à l’esprit que c’est essentiellement à ça que l’obsédé a affaire tout le temps : ungeschehen machen, faire que ça soit non-advenu.
Es muss Ihnen doch aufgefallen sein, womit es der Zwangsneurotiker im Wesentlichen ständig zu tun hat: mit dem Ungeschehenmachen*.15
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Qu’est-ce que ça veut dire, qu’est-ce que ça concerne ?
Was bedeutet das, worum geht es dabei?
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Manifestement, ça se voit dans son comportement : ce qu’il veut éteindre, c’est ce que l’annaliste écrit tout au long de son histoire, l’annaliste – avec deux n – qu’il a en lui.
Manifest sieht man das in seinem Verhalten: was er auslöschen will, ist das, was, während seiner gesamten Geschichte, der Annalist aufschreibt, der Annalist mit zwei n, den er in sich trägt.
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C’est les annales de l’affaire qu’il voudrait bien effacer, gratter, éteindre.
Es sind die Annalen der Affäre, die er auslöschen, auskratzen, auswischen möchte.
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Par quel biais nous atteint le discours de Lady Macbeth quand elle dit que toute l’eau de la mer n’effacerait pas cette petite tache, si ce n’est point par quelque écho qui nous guide au cœur de notre sujet ?
Wie kommt es, dass uns die Rede von Lady Macbeth berührt, wenn sie sagt, das gesamte Wasser des Ozeans könne diesen kleinen Fleck nicht auslöschen, wenn nicht durch ein Echo, das uns zum Kern unseres Sujets führt?16
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Seulement voilà, en effaçant le signifiant, comme il est clair que c’est de cela qu’il s’agit, à sa façon de faire, à sa façon d’effacer, à sa façon de gratter ce qui est inscrit, ce qui est beaucoup moins clair pour nous, parce que nous en savons un petit bout de plus que les autres, c’est ce qu’il veut obtenir par là.
Der Punkt ist nur, wenn er den Signifikanten auslöscht – da ja klar ist, dass es darum geht, in seiner Art des Verhaltens, in seiner Art des Auslöschens, in seiner Art, das Eingeschriebene auszukratzen –, so ist für uns weit weniger klar (denn wir wissen ein klein wenig mehr darüber als die anderen), was er damit erreichen will.
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C’est en cela qu’il est instructif de continuer sur cette route où nous sommes, où je vous mène en ce qui concerne : comment ça vient un signifiant comme tel ?
Insofern ist es instruktiv, die Straße, auf der wir sind, auf der ich Sie führe, weiterzugehen, in Bezug auf dies: Wie kommt das zustande, ein Signifikant als solcher?
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Si ça a un tel rapport avec le fondement du sujet, s’il n’y a pas d’autre sujet pensable que ce quelque chose x de naturel en tant qu’il est marqué du signifiant, il doit tout de même bien y avoir à ça un ressort.
Wenn dies in einer solchen Beziehung zur Grundlage des Subjekts steht, wenn es kein anderes denkbares Subjekt gibt als dieses x, ein natürliches Etwas, insofern es vom Signifikanten markiert ist, dann muss es dafür doch wohl eine Triebfeder geben.
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Nous n’allons pas nous contenter de cette sorte de vérité aux yeux bandés.
Wir werden uns nicht mit einer Wahrheit vom Typ der Wahrheit-mit-verbundenen-Augen zufriedengeben.
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Le sujet, il est bien clair qu’il faut que nous le trouvions à l’origine du signifiant lui-même.
Das Subjekt müssen wir ganz klar am Ursprung des Signifikanten selbst finden.
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« Pour sortir un lapin d’un chapeau »… c’est comme cela que j’ai commencé à semer le scandale dans mes propos proprement analytiques.
„Wenn man aus einem Hut ein Kaninchen ziehen will …“ – auf diese Weise habe ich begonnen, mit meinen genuin analytischen Äußerungen für einen Skandal zu sorgen.
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Le pauvre cher homme défunt, et bien touchant en sa fragilité, était littéralement exaspéré |{4} par ce rappel que je faisais, avec beaucoup d’insistance, parce qu’à ce moment c’est des formules utiles : que pour faire sortir un lapin d’un chapeau, il fallait l’y avoir préalablement mis.
Der arme, liebe, inzwischen verstorbene Mann, in seiner Zerbrechlichkeit so rührend, war wirklich außer sich über diese Erinnerung, die ich mit großem Nachdruck vorbrachte, denn in einem solchen Augenblick sind das nützliche Formeln – um aus einem Hut ein Kaninchen zu ziehen, muss man es vorher hineingesteckt haben.
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Il doit en être de même concernant le signifiant, et c’est ce qui justifie cette définition du signifiant que je vous donne, cette distinction d’avec le signe, c’est que si le signe représente quelque chose pour quelqu’un, le signifiant est autrement articulé : il représente le sujet pour un autre signifiant.
Dasselbe muss für den Signifikanten gelten, und dies rechtfertigt die Definition des Signifikanten, die ich Ihnen gebe, die Unterscheidung vom Zeichen: während das Zeichen etwas für jemanden repräsentiert, ist der Signifikant anders artikuliert, er repräsentiert das Subjekt für einen anderen Signifikanten.17
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Ceci, vous le verrez assez confirmé à tous les pas pour que vous n’en quittiez pas la rampe solide.
Sie werden das bei jedem Schritt hinreichend bestätigt sehen, sodass Sie nicht vom festen Weg abkommen.
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Et s’il représente ainsi le sujet, c’est comment ?
Und wenn er also das Subjekt repräsentiert, dann wie?
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Revenons à notre point de départ, à notre signe, au point électif où nous pouvons le saisir comme représentant quelque chose pour quelqu’un : dans la trace.
Kehren wir zu unserem Ausgangspunkt zurück, zu unserem Zeichen, zu dem speziellen Punkt, an dem wir das Zeichen als etwas erfassen können, das etwas für jemanden repräsentiert: in der Spur.
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Repartons de la trace, pour suivre notre petite affaire à la trace.
Beginnen wir wieder mit Spur, um die Spur unserer kleinen Angelegenheit zu verfolgen.
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Un pas, une trace.
Ein Schritt, eine Spur.
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Le pas de Vendredi dans l’île de Robinson : émotion, le cœur battant devant cette trace.
Der Schritt von Freitag auf Robinsons Insel, angesichts dieser Spur Aufregung und Herzklopfen.18
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Tout ceci ne nous apprend rien, même si de ce cœur battant il résulte tout un piétinement autour de la trace.
All das lehrt uns nichts, selbst wenn das Herzklopfen ein Getrampel um die Spur herum zur Folge hat.
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Cela peut arriver à n’importe quel croisement de traces animales.
Das kann bei allen beliebigen Tierspuren vorkommen, auf die man trifft.
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Mais si, survenant, je trouve la trace de ceci : qu’on s’est efforcé d’effacer la trace, ou si même je n’en trouve plus trace, de cet effort, si je suis revenu parce que je sais – je n’en suis pas plus fier pour ça – que j’ai laissé la trace, que je trouve que – sans aucun corrélatif qui permette de rattacher cet effacement à un effacement général, des traits de la configuration – on a bel et bien effacé la trace comme telle, là je suis sûr que j’ai affaire à un sujet réel.
Wenn ich jedoch bei der Rückkehr die Spur davon finde, dass versucht wurde, die Spur zu verwischen, oder wenn ich nicht einmal mehr eine Spur dieser Bemühung finde, falls ich deshalb zurückgekommen bin, weil ich weiß – worauf ich nicht besonders stolz bin – , dass ich die Spur zurückgelassen habe, wenn ich also feststelle, dass man die Spur – ohne irgendwelche Korrelate, die es erlauben würden, dieses Auslöschen mit einem allgemeines Auslöschen der Züge der Konfiguration in Verbindung zu bringen –, dass man die Spur als solche tatsächlich ausgelöscht hat, dann bin ich mir sicher, dass ich es mit einem realen Subjekt zu tun habe.
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Observez que, dans cette disparition de la trace, ce que le sujet cherche à faire disparaître, c’est son passage de sujet à lui.
Beachten Sie, bei diesem Verschwinden der Spur ist das, was das Subjekt verschwinden zu lassen sucht, sein Vorbeikommen als eigenes Subjekt.
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La disparition est redoublée de la disparition visée qui est celle de l’acte lui-même de faire disparaître.
Durch das angestrebte Verschwinden, nämlich den Akt des Verschwindenlassens verschwinden zu lassen, wird das Verschwinden verdoppelt.
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Ceci n’est pas un mauvais trait pour que nous y reconnaissions le passage du sujet quand il s’agit de son rapport au signifiant, dans la mesure où vous savez déjà que tout ce que je vous enseigne de la structure du sujet, tel que nous essayons de l’articuler à partir de ce rapport au signifiant, converge vers l’émergence de ces moments de fading proprement liés à ce battement en éclipse de ce qui n’apparaît que pour disparaître, et reparaît pour de nouveau disparaître, ce qui est la marque du sujet comme tel.
Das ist für uns kein schlechtes Kennzeichen, um darin das Vorbeikommen des Subjekts zu erkennen, wenn es um seine Beziehung zum Signifikanten geht, da Sie ja bereits wissen, dass alles, was ich Sie zur Struktur des Subjekts lehre, wie wir sie ausgehend von der Beziehung zum Signifikanten zu artikulieren versuchen, hinausläuft auf das Auftauchen der Momente des Fadings, die genau verbunden sind mit der pulsierenden Verdunkelung von etwas, das nur erscheint um zu verschwinden, und wiedererscheint, um erneut zu verschwinden, was das Kennzeichen des Subjekts als solchen ist.19
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{5} Ceci dit, si, la trace effacée, le sujet en entoure la place d’un cerne – quelque chose qui dès lors le concerne lui : le repère de l’endroit où il a trouvé la trace – eh bien, vous avez là la naissance du signifiant.
Wenn nun aber die Spur verwischt ist und das Subjekt ihre Stelle einkreist [cerne] – etwas, das von nun an es selbst einkreist [concerne]: die Markierung der Stelle, an der es die Spur gefunden hat –, nun, dann haben Sie hier die Geburt des Signifikanten.20
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Ceci implique, tout ce processus comportant le retour du dernier temps sur le premier, qu’il ne saurait y avoir d’articulation d’un signifiant sans ces trois temps.
Dies impliziert, da der gesamte Vorgang die Rückkehr des letzten Moments zum ersten umfasst, dass es ohne diese drei Momente keine Artikulation eines Signifikanten geben kann.21
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Une fois le signifiant constitué, il y en a forcément deux autres avant.
Sobald der Signifikant konstituiert ist, gibt es notwendigerweise zwei andere davor.
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Un signifiant, c’est une marque, une trace, une écriture, mais on ne peut pas le lire seul.
Ein Signifikant, das ist eine Markierung, eine Spur, eine Schrift; man kann ihn jedoch nicht einzeln lesen.
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Deux signifiants, c’est un pataquès, un coq-à-l’âne.
Zwei Signifikanten, das ist ein Wortsalat, ein Kauderwelsch.
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Trois signifiants, c’est le retour de ce dont il s’agit, c’est-à-dire le retour du premier.
Drei Signifikanten, das ist die Wiederkehr dessen, worum es sich handelt, das heißt die Wiederkehr des ersten.22
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C’est quand le pas, marqué dans la trace est transformé dans la vocalise de qui le lit en « pas », que ce pas, à condition qu’on oublie qu’il veut dire le pas, peut servir d’abord, dans ce qu’on appelle le phonétisme de l’écriture, à représenter pas, et du même coup à transformer la trace de pas éventuellement en le pas de trace.
Das ist, wenn le pas (der Schritt), der durch die Spur markiert wird, sich in der Stimmgebung desjenigen, der es liest, in pas (in nicht) verwandelt, dass dieses pas – sofern man vergisst, dass es le pas bedeutet – zunächst dazu dienen kann, in dem, was man die Phonetik der Schrift nennt, pas zu repräsentieren und zugleich dazu, um la trace de pas (die Fußspur) möglicherweise in das pas de trace (keine Spur) zu verwandeln.23
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Je pense que vous entendez au passage la même ambiguïté dont je me suis servi quand je vous ai parlé, à propos du mot d’esprit, du pas de sens, jouant sur l’ambiguïté du mot sens, avec ce saut, ce franchissement qui nous prend là où naît la rigolade quand nous ne savons pas pourquoi un mot nous fait rire, cette transformation subtile, cette pierre rejetée qui, d’être reprise, devient la pierre d’angle… et je ferai volontiers le jeu de mots avec le « π.r » de la formule du cercle, parce qu’aussi bien c’est en elle, je vous l’ai annoncé l’autre jour en introduisant la , que nous verrons que se mesure si je puis dire, l’angle vectoriel du sujet par rapport au fil de la chaîne signifiante.
Ich nehme an, Sie können im Vorbeigehen dieselbe Mehrdeutigkeit hören, deren ich mich bedient habe, als ich zu Ihnen, im Zusammenhang mit dem Witz, über das pas de sens gesprochen habe (Sinnschritt / kein Sinn) und dabei mit der Mehrdeutigkeit des Wortes sens gespielt habe (Sinn/Richtung), mit diesem Sprung, mit dieser Überschreitung, die uns dort erfasst, wo der Spaß entsteht, wenn wir nicht wissen, warum ein Wort uns zum Lachen bringt, diese subtile Verwandlung, dieser verworfene Stein, der, wieder aufgenommen, zum Eckstein wird, und ich möchte gern das Wortspiel mit dem πr der Kreisformel machen [lautgleich mit pierre, „Stein“], denn wir werden außerdem sehen – wie ich Ihnen beim letzten Mal angekündigt habe, als ich das einführte –, dass darin, wenn ich so sagen darf, der Winkel des Vektors des Subjekts im Verhältnis zur Schnur der Signifikantenkette gemessen wird.24
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C’est là que nous sommes suspendus, et c’est là que nous devons un peu nous habituer à nous déplacer : sur une substitution par où ce qui a un sens se transforme en équivoque et retrouve son sens.
Hier bleiben wir in der Schwebe, und wir müssen uns ein wenig daran gewöhnen, uns hier zu bewegen, in einer Ersetzung, durch die das, was einen Sinn hat, sich in eine Äquivokation verwandelt und seinen Sinn / seine Richtung wiederfindet.25
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Cette articulation sans cesse tournante du jeu du langage, c’est dans ses syncopes mêmes que nous avons à repérer, dans ses diverses fonctions, le sujet.
Es ist diese beständig sich drehende Artikulation des Sprachspiels, in eben dessen Synkopen wir das Subjekt in seinen verschiedenen Funktionen ausfindig machen müssen.
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Les illustrations ne sont jamais mauvaises pour adopter un œil mental où l’imaginaire joue un grand rôle.
Illustrationen sind nie verkehrt, um dort, wo das Imaginäre eine große Rolle spielt, ein geistiges Auge zu benutzen.
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C’est pour ça que, même si c’est un détour, je ne trouve pas mauvais de vous, rapidement, tracer une petite remarque, simplement parce que je la trouve à ce niveau dans mes notes.
Deshalb halte ich es nicht für falsch, auch wenn es ein Umweg ist, Ihnen rasch eine kleine Bemerkung zu skizzieren, einfach deshalb, weil ich sie auf dieser Stufe in meinen Notizen finde.
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Je vous ai parlé à plus d’une reprise, à propos du signifiant, du caractère chinois, et je tiens beaucoup à désenvoûter pour vous l’idée que son origine est une figure imitative.
Mehr als einmal habe ich zu Ihnen anlässlich des Signifikanten über das chinesische Schriftzeichen gesprochen, und mir liegt sehr daran, für Sie die Vorstellung zu entzaubern, sein Ursprung sei eine nachahmende Figur.26
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Il y en a un exemple, que je n’ai pris que parce que |{6} c’est lui qui me servait le mieux : j’ai pris le premier de celui qui est articulé dans ces exemples, ces formes archaïques, dans l’ouvrage de Karlgren qui s’appelle Grammata serica, ce qui veut dire exactement : les signifiants chinois.
Dafür gibt es ein Beispiel, das ich nur deshalb gewählt habe, weil es dasjenige ist, das für mich am brauchbarsten war: ich habe das erste von dem genommen, was an solchen Beispielen, an solchen archaischen Formen in dem Werk von Karlgren mit dem Titel Grammata serica artikuliert wird, was genau dies bedeutet: Die chinesischen Signifikanten.27
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Le premier dont il se sert sous sa forme moderne est celui-ci, c’est le caractère kě : 可 qui veut dire pouvoir dans le Shūo-wén, qui est un ouvrage d’érudit, à la fois précieux pour nous pour son caractère relativement ancien, mais qui est déjà très érudit, c’est-à-dire tramé d’interprétations, sur lesquelles nous pouvons avoir à reprendre.
Der erste, dessen er sich in seiner modernen Form bedient, ist dieser hier, 可, das ist das Schriftzeichen kě, was „können“ bedeutet, im Shūowén, einem gelehrten Werk, das für uns einerseits aufgrund seines relativ alten Charakters wertvoll ist, das jedoch bereits sehr gelehrt ist, das heißt von Interpretationen durchzogen, auf die wir möglicherweise zurückgreifen müssen.28
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Il semble que ce ne soit pas sans raison que nous puissions nous fier à la racine qu’en donne le commentateur, et qui est bien jolie, c’est à savoir qu’il s’agit d’une schématisation du heurt de la colonne d’air telle qu’elle vient à pousser, dans l’occlusive gutturale, contre l’obstacle que lui oppose l’arrière de la langue contre le palais.
Es scheint, dass wir nicht ohne Grund der Wurzel vertrauen können, die der Kommentator dafür angibt und die wirklich hübsch ist, dass es sich nämlich um eine Schematisierung des Aufpralls der Luftsäule handelt, wie sie beim gutturalen Okklusivlaut auf das Hindernis stößt, das ihr der Zungenrücken, gegen den Gaumen gedrückt, entgegensetzt.29
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Ceci est d’autant plus séduisant que, si vous ouvrez un ouvrage de phonétique, vous trouverez une image qui est à peu près celle-là : 丁 pour vous traduire le fonctionnement de l’occlusive.
Das ist umso verführerischer, als Sie, wenn sie ein Werk der <chinesischen> Phonetik aufschlagen, ein ungefähr so aussehendes Bild finden werden: 丁, um Ihnen das Funktionieren des Okklusivlauts zu übersetzen.30
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Et avouez que ce n’est pas mal que ce soit ça (可) qui soit choisi pour figurer le mot pouvoir, la possibilité, la fonction axiale introduite dans le monde par l’avènement du sujet au beau milieu du réel.
Und Sie müssen zugeben, dass es nicht schlecht ist, dass ausgerechnet dies (可) gewählt wurde, um das Wort können darzustellen, die Möglichkeit, die axiale Funktion, die in die Welt eingeführt wird durch das Auftreten des Subjekts inmitten des Realen.
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L’ambiguïté est totale, car un très grand nombre de mots s’articulent kě en chinois, dans lesquels ceci : 丁 nous servira de phonétique – à ceci près : 口 [kou], qui les complète –, comme présentifiant le sujet à l’armature signifiante, et ceci, 口, sans ambiguïté et dans tous les caractères, est la représentation de la bouche.
Die Mehrdeutigkeit ist total, denn im Chinesischen wird eine beträchtliche Anzahl von Wörtern kě artikuliert, bei denen uns dann dieses, 丁, als Phonetik dienen wird – abgesehen von diesem Zeichen, 口, das sie [in 可] vervollständigt –, als etwas, wodurch das Subjekt für das Signifikantengerüst vergegenwärtigt wird; und dieses hier, 口, ist ohne Mehrdeutigkeit und in allen Schriftzeichen die Darstellung des Mundes.
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Mettez ce signe大 au-dessus, c’est le signe dà qui veut dire grand.
Setzen Sie dieses Zeichen darüber, 大, es ist das Zeichen dà, was groß bedeutet.
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Il a manifestement quelque rapport avec la petite forme humaine人, en général dépourvue de bras ; ici, comme c’est d’un grand qu’il s’agit, il a des bras.
Offensichtlich steht es in irgendeiner Beziehung zur kleinen menschlichen Figur, 人, im Allgemeinen ohne Arme; hier, da es sich um ein groß handelt, hat sie Arme.
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Ceci, 可, n’a rien à faire avec ce qui se passe quand vous avez ajouté ce signe, 大, au signifiant précédent(可) : cela se lit désormais jī, 奇, mais ceci conserve la trace d’une prononciation ancienne dont nous avons des attestations grâce à l’usage de ce terme à la rime dans les anciennes poésies, nommément celles de Shì Jīng qui est un des exemples les plus fabuleux des mésaventures littéraires, puisqu’il a eu le sort |{7} de devenir le support de toutes sortes d’élucubrations moralisantes, d’être la base de tout un enseignement très entortillé des mandarins sur les devoirs des souverains, du peuple et du tutti quanti, alors qu’il s’agit manifestement de chansons d’amour d’origine paysanne.
Dieses hier, 可, hat nichts mit dem zu tun, was geschieht, wenn Sie dieses Zeichen, 大, zum vorhergehenden Signifikanten [zu 可] hinzugefügt haben: 奇; es wird dann jī gelesen, aber es bewahrt die Spur einer alten Aussprache, für die wir durch Verwendung dieses Ausdrucks als Reim in alten Gedichten Belege haben, insbesondere in denen des Shījīng, eines der sagenhaftesten Beispiele für literarisches Missgeschick, denn es hatte das Schicksal, zur Stütze für allerlei moralisierende Hirngespinste zu werden und die Grundlage abzugeben für eine ganze Lehre der Mandarine, sehr verwickelt, über die Pflichten der Herrscher, des Volkes und tutti quanti, obwohl es sich offensichtlich um Liebeslieder bäuerlichen Ursprungs handelt.31
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Un peu de pratique de la littérature chinoise… je ne cherche pas à vous faire croire que j’en ai une grande, je ne me prends pas pour Wieger qui, lorsqu’il fait allusion à son expérience de la Chine… il s’agit d’un paragraphe que vous pouvez retrouver dans les livres, à la portée de tous du père Wieger.
Ein wenig Übung in chinesischer Literatur --; ich versuche nicht, Sie glauben zu machen, ich hätte eine große, ich halte mich nicht für Wieger, der, wenn er auf seine Erfahrung mit China anspielt --; es handelt sich um einen Abschnitt, den Sie, allgemein zugänglich, in den Büchern von Pater Wieger wiederfinden können.32
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Quoi qu’il en soit, d’autres que lui ont éclairé ce chemin, nommément Marcel Granet , dont après tout vous ne perdriez rien à ouvrir les beaux livres sur les danses et légendes et sur les fêtes anciennes de la Chine.
Wie auch immer, andere als er haben diesen Weg beleuchtet, insbesondere Marcel Granet, bei dem Sie durchaus nichts verlieren würden, wenn Sie die schönen Bücher über Tänze und Legenden und über die alten Feste von China aufschlagen würden.33
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Avec un peu d’efforts vous pourrez vous familiariser avec cette dimension vraiment fabuleuse, qui apparaît de ce qu’on peut faire avec quelque chose qui repose sur les formes les plus élémentaires de l’articulation signifiante.
Mit etwas Anstrengung werden Sie sich mit dieser wirklich sagenhaften Dimension vertraut machen können, die erscheint, wenn man sich mit etwas beschäftigt, das auf den elementarsten Formen der Signifikantenartikulation beruht.
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Par chance, dans cette langue les mots sont monosyllabiques.
Zum Glück sind in dieser Sprache die Wörter einsilbig.34
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Ils sont superbes : invariables, cubiques, vous ne pouvez pas vous y tromper.
Sie sind großartig: unveränderlich, kubisch; damit können Sie nichts falsch machen.
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Ils s’identifient au signifiant, c’est le cas de le dire.
Sie sind mit dem Signifikanten gleichzusetzen, das muss man wirklich sagen.
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Vous avez des groupes de quatre vers, chacun composé de quatre syllabes, la situation est simple.
Sie haben <im Shījīng> Gruppen aus vier Versen, die jeweils aus vier Silben bestehen; die Situation ist einfach.
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Si vous les voyez et pensez que de ça on peut faire tout sortir, même une doctrine métaphysique qui n’a aucun rapport avec la signification originelle, cela commencera, pour ceux qui n’y seraient pas encore, à vous ouvrir l’esprit.
Wenn Sie sie sehen und bedenken, dass man daraus alles herausholen kann, sogar eine metaphysische Lehre, die mit der ursprünglichen Bedeutung nichts zu tun hat, dann wird das beginnen – dies zu jenen, die möglicherweise noch nicht so weit sind–, Ihren Geist zu öffnen.
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C’est pourtant comme cela : pendant des siècles on a fait l’enseignement de la morale et de la politique sur des ritournelles qui signifiaient dans l’ensemble « Je voudrais bien baiser avec toi ».
Und doch ist es so, jahrhundertelang wurde der Unterricht in Moral und Politik auf der Grundlage von Ritornellen abgehalten, die im Großen und Ganzen bedeuteten: „Ich würde gern mit dir vögeln.“
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Je n’exagère rien, allez-y voir.
Ich übertreibe keineswegs, schauen Sie nach.
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Ceci, 奇, veut dire jī qu’on commente : grand pouvoir, énorme ; cela n’a bien entendu absolument aucun rapport avec cette conjonction.
Dieses hier, 奇, heißt jī, was so kommentiert wird: „große Macht“, „ungewöhnlich groß“; das hat wohlgemerkt absolut nichts mit dieser Verbindung zu tun.35
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Jī, 奇, ne veut pas tellement plus dire grand pouvoir que ce petit mot pour lequel en français il n’y a pas vraiment quelque chose qui nous satisfasse : je suis forcé de le traduire par l’impair, au sens que le mot impair peut prendre de glissement, de faute, de faille, de chose qui ne va pas, qui boîte, en anglais si gentiment illustré par le mot odd.
Als jī ausgesprochen bedeutet 奇 überhaupt nicht mehr „große Macht“ als vielmehr dieses Wörtchen, für das es im Französischen nicht wirklich etwas gibt, das uns zufriedenstellen würde, ich bin genötigt, es mit l’impair zu übersetzen („das Ungerade“), in der Bedeutung , die dieses Wort annehmen kann, nämlich von „Ausgleiten“, „Fehler“, „Schwachstelle“, „etwas, das nicht funktioniert, das hinkt“, was im Englischen so schön durch das Wort odd illustriert wird.36
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Et comme je vous le disais tout à l’heure, c’est ce qui m’a |{8} lancé sur le Shì Jīng.
Und wie ich Ihnen gerade sagte, ist es das, was mich zum Shījīng gebracht hat.
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À cause du Shì Jīng, nous savons que c’était très proche du kě, 可, au moins en ceci, c’est qu’il y avait une gutturale dans la langue ancienne qui donne l’autre implantation de l’usage de ce signifiant (奇) pour désigner le phonème qí.
Aus dem Shījīng wissen wir, dass es sehr nahe bei kě war, 可, zumindest insofern, als es in der alten Sprache einen Gutturallaut gab, der die andere Wurzel für die Verwendung dieses Signifikanten (奇) liefert, um das Phonem qí zu bezeichnen.37
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Si vous ajoutez cela 木 devant, qui est un déterminatif, celui de l’arbre, et qui désigne tout ce qui est de bois, vous aurez, une fois que les choses en sont là, un signe, 椅, qui désigne la chaise.
Wenn Sie dies davorsetzen, 木, was ein Determinativ ist, das des Baumes, und womit alles, was aus Holz ist, bezeichnet wird, dann werden Sie, wenn alles zusammenkommt, ein Zeichen haben, 椅, das sich auf den Stuhl bezieht.38
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Cela se dit yǐ, et ainsi de suite.
Es wird yǐ ausgesprochen, und so weiter.
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Ça continue comme cela, cela n’a pas de raison de s’arrêter.
So geht das weiter, es gibt keinen Grund, dass es aufhört.
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Si vous mettez ici, à la place du signe de l’arbre, le signe du cheval 马 [mà], cela veut dire s’installer à califourchon, 骑.
Wenn Sie hier anstelle des Zeichens für „Baum“ das Zeichen für „Pferd“ setzen, 马 [mà], dann bedeutet das „sich rittlings hinsetzen“, 骑.39
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Ce petit détour, je le considère, a son utilité, pour vous faire voir que le rapport de la lettre au langage n’est pas quelque chose qui soit à considérer dans une ligne évolutive.
Dieser kleine Umweg hat, so denke ich, den Nutzen, Sie sehen zu lassen, dass die Beziehung des Buchstabens zur Sprache nichts ist, das in einer Entwicklungslinie aufzufassen wäre.40
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On ne part pas d’une origine épaisse, sensible, pour dégager de là une forme abstraite.
Man geht nicht von einem kompakten sinnlichen Ursprung aus, um daraus eine abstrakte Form herauszulösen.
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Il n’y a rien qui ressemble à quoi que ce soit qui puisse être conçu comme parallèle au processus dit du concept, même seulement de la généralisation.
Es gibt nichts, das irgendetwas ähnelt, das als parallel zur sogenannten Begriffsbildung oder auch nur der Verallgemeinerung aufgefasst werden könnte.
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On a une suite d’alternances où le signifiant revient battre l’eau, si je puis dire, du flux par les battoirs de son moulin, sa roue remontant chaque fois quelque chose qui ruisselle, pour de nouveau retomber, s’enrichir, se compliquer, sans que nous puissions jamais à aucun moment saisir ce qui domine, du départ concret ou de l’équivoque.
Es gibt eine Folge von Alternanzen, bei welcher der Signifikant immer wieder, wenn ich so sagen darf, das Wasser des Baches mit den Schaufeln seiner Mühle schlägt, wobei ihr Rad jedes Mal etwas heraufbefördert, das herabfließt, um dann wieder zurückzufallen, sich anzureichern, sich zu verkomplizieren, ohne dass wir zu irgendeinem Zeitpunkt fassen könnten, was hier vorherrscht: der konkrete Ausgangspunkt oder die Mehrdeutigkeit.41
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Voilà qui va nous mener au point où aujourd’hui le pas que j’ai à vous faire faire --.
Das wird uns an den Punkt führen, wo der Schritt, den ich Sie heute tun lassen muss --.
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Une grande part des illusions qui nous arrêtent net, des adhérences imaginaires, dont peu importe que tout le monde y reste plus ou moins les pattes prises comme des mouches, mais pas les analystes, est très précisément liée à ce que j’appellerai : les illusions de la logique formelle.
Ein großer Teil der Illusionen, die uns eindeutig festhalten, der imaginären Bindungen – bei denen es keine Rolle spielt, dass jedermann, wie die Fliegen am Leim, daran kleben bleibt, aber die Analytiker sollten es nicht –, ist sehr genau mit dem verbunden, was ich die Illusionen der formalen Logik nennen möchte.
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La logique formelle est une science fort utile, comme j’ai essayé la dernière fois de vous en pointer l’idée, à condition que vous vous aperceviez qu’elle vous pervertit en ceci, que puisqu’elle est la logique formelle, elle devrait vous interdire à tout instant de lui donner le moindre sens.
Die formale Logik ist eine sehr nützliche Wissenschaft – das ist der Gedanke, den ich Ihnen beim letzten Mal nahezubringen versuchte –, unter der Voraussetzung, dass Sie sich klarmachen, dass Sie von ihr insofern pervertiert werden, als sie Ihnen, da sie die formale Logik ist, ständig verbieten müsste, ihr auch nur den geringsten Sinn zu geben.42
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C’est bien entendu ce à quoi avec le temps on en est venu.
So weit ist man immerhin mit der Zeit gekommen.43
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Mais les grands sérieux, les braves, les honnêtes de la logique symbolique connue depuis une cinquantaine d’années, ça leur donne, je vous assure, un sacré mal, parce que c’est pas facile de construire une logique telle qu’elle |{9} doit être, si elle répond vraiment à son titre de logique formelle, en ne s’appuyant strictement que sur le signifiant, en s’interdisant tout rapport, et donc tout appui intuitif sur ce qui peut s’insurger du signifié dans le cas où nous faisons des fautes.
Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass es für die großen Ernsthaften, die Tapferen, die Ehrlichen der symbolischen Logik, wie man sie seit etwa fünfzig Jahren kennt, furchtbar schwierig ist, denn es ist keineswegs einfach, eine Logik so zu konstruieren, wie sie sein muss, damit sie ihrem Titel als formale Logik wirklich gerecht wird, indem sie sich ganz streng nur auf den Signifikanten stützt und sich jede Bezugnahme, und damit jede intuitive Stütze, auf das verbietet, was sich – im Falle, dass wir Fehler machen – vom Signifikat her auflehnen kann.44
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En général c’est là-dessus qu’on se repère : je raisonne mal, parce que dans ce cas il en résulterait n’importe quoi : ma grand-mère la tête à l’envers.
Im Allgemeinen <jedoch> orientiert man sich so: „Ich argumentiere falsch, denn in diesem Fall käme alles Beliebige heraus, meine Großmutter mit dem Kopf nach unten.“45
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Qu’est-ce que cela peut nous faire ?
Was interessiert uns das?
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Ce n’est pas en général avec ça qu’on nous guide, parce que nous sommes très intuitifs.
Im Allgemeinen brauchen wir dafür keine Anleitung, denn wir sind sehr intuitiv.46
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Si on fait de la logique formelle, on ne peut que l’être.
Wenn man formale Logik betreibt, muss man es sein.47
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Or l’amusant est que le livre de base, les Principia Mathematica de Bertrand Russell et Whitehead, arrive à ce quelque chose qui est tout près d’être le but, la sanction d’une logique symbolique digne de ce nom : d’enserrer tous les besoins de la création mathématique.
Nun ist das Amüsante, dass das grundlegende Buch, die Principia Mathematica von Bertrand Russell und Whitehead, etwas erreicht, das ganz nahe daran ist, das Ziel, die Sanktion einer symbolischen Logik zu sein, die dieses Namens würdig ist, nämlich sämtliche Bedürfnisse der mathematischen Schöpfung einzuschließen.48
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Mais les auteurs eux-mêmes tout près s’arrêtent, considérant comme une contradiction de nature à mettre en cause toute la logique mathématique ce paradoxe dit de Bertrand Russell.
Die Autoren selbst hören jedoch kurz davor auf, da sie die sogenannte Bertrand-Russell-Paradoxie für einen Widerspruch halten, der geeignet ist, die gesamte mathematische Logik in Frage zu stellen.49
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Il s’agit de quelque chose dont le biais frappe la valeur de la théorie dite des ensembles.
Es handelt sich um etwas, dessen Problematik den Wert der sogenannten Mengenlehre beeinträchtigt.
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En quoi se distingue un ensemble d’une définition de classe ?
Worin unterscheidet sich eine Menge von einer Definition einer Klasse?50
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La chose est laissée dans une relative ambiguïté puisque ce que je vais vous dire, et qui est le plus généralement admis par n’importe quel mathématicien, à savoir que ce qui distingue un ensemble de cette forme de la définition de ce qui s’appelle une classe, ce n’est rien d’autre que : l’ensemble sera défini par des formules qu’on appelle axiomes, qui seront posées sur le tableau noir en des symboles qui seront réduits à des lettres auxquelles s’adjoignent quelques signifiants supplémentaires indiquant des relations.
Die Sache ist in einer gewissen Mehrdeutigkeit geblieben, da das, was ich Ihnen sagen werde und was am häufigsten von jedem beliebigen Mathematiker akzeptiert wird --; dass nämlich das, was eine Menge von der Form der Definition der sogenannten Klasse unterscheidet, nichts anderes ist als dies, dass die Menge durch Formeln definiert wird, die man als Axiome bezeichnet und die an der Tafel mit Symbolen notiert werden, die auf Buchstaben reduziert sind, zu denen einige ergänzende Signifikanten hinzukommen, die Relationen anzeigen.51
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{10} Il n’y a absolument aucune autre spécification de cette logique dite symbolique par rapport à la logique traditionnelle, sinon cette réduction à des lettres.
Im Vergleich zur traditionellen Logik gibt es absolut keine andere Spezifizierung der sogenannten symbolischen Logik außer dieser Reduktion auf Buchstaben.52
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Je vous le garantis, vous pouvez m’en croire sans que j’aie plus à m’engager dans des exemples.
Ich garantiere es Ihnen; Sie können es mir glauben, ohne dass ich mich weiter auf Beispiele einlassen muss.
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Quelle est donc la vertu, forcément qui est bien quelque part, pour que ce soit en raison de cette seule différence qu’ait pu être développé un monceau de conséquences, dont je vous assure que l’incidence dans le développement de quelque chose qu’on appelle les mathématiques, n’est pas mince, par rapport à l’appareil dont on a disposé pendant des siècles, et dont le compliment qu’on lui a fait qu’il n’a pas bougé entre Aristote et Kant se retourne ?
Worin also besteht der Vorteil – der ja zwangsläufig irgendwo ist –, um dessentwillen aufgrund dieses einzigen Unterschieds ein ganzer Berg von Konsequenzen entwickelt werden konnte, dessen Auswirkung, wie ich Ihnen versichern kann, auf die Entwicklung dessen, was Mathematik genannt wird, keineswegs gering ist, verglichen mit dem Apparat, über den man jahrhundertelang verfügte und bei dem das Kompliment, das man ihm gemacht hat, dass er sich zwischen Aristoteles und Kant nicht verändert hat, sich ins Gegenteil verkehrt – ?
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C’est bien, si tout de même les choses se sont mises à cavaler comme elles l’ont fait – car Principia Mathematica fait deux très très gros volumes, et ils n’ont qu’un intérêt fort mince –, mais enfin si le compliment se retourne, c’est bien que l’appareil auparavant, pour quelque raison, se trouvait singulièrement stagnant.
Das ist eben --; wenn die Dinge sich dann so überschlagen haben, wie es geschehen ist, denn die Principia Mathematica bestehen aus zwei sehr, sehr dicken Bänden und sie sind nur von äußerst geringem Interesse, aber wenn das Kompliment sich schließlich ins Gegenteil verkehrt, dann deshalb, weil der frühere Apparat aus irgendeinem Grunde ungemein stagniert hatte.53
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Alors, à partir de là, comment les auteurs viennent-ils à s’étonner de ce qu’on appelle le paradoxe de Russell ?
Wie kommt es von daher, dass die Autoren über das, was man die Russell’sche Paradoxie nennt, in Erstaunen geraten?
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Le paradoxe de Russell est celui-ci : on parle de l’ensemble de tous les ensembles qui ne se comprennent pas eux-mêmes.
Die Russell’sche Paradoxie ist folgende: man spricht von der Menge aller Mengen, die sich nicht selbst enthalten (comprennent).54
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Il faut que j’éclaire un peu cette histoire qui peut vous sembler au premier abord plutôt sèche.
Ich muss diese Geschichte, die Ihnen beim ersten Zugang als recht trocken erscheinen mag, ein wenig erhellen.
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Je vous l’indique tout de suite : si je vous y intéresse, du moins je l’espère, c’est avec cette visée qu’il y a le plus étroit rapport – et pas seulement homonymique, justement parce qu’il s’agit de signifiant et qu’il s’agit par conséquent de ne pas comprendre – avec la position du sujet analytique, en tant que lui aussi, dans un autre sens du mot comprendre… et si je vous dis de ne pas comprendre, c’est pour que vous puissiez comprendre de toutes les façons que lui aussi ne se comprend pas lui-même.
Ich weise Sie sofort darauf hin: Wenn ich Sie dafür interessiere – zumindest hoffe ich das –, dann mit der Stoßrichtung, dass es die engste Beziehung gibt – und nicht nur durch Homonymie, genau deshalb, weil es sich um einen Signifikanten handelt und es folglich darum geht, nicht zu verstehen (comprendre) –, die engste Beziehung zur Position des analytischen Subjekts, insofern auch es, in einer anderen Bedeutung des Wortes comprendre --; und wenn ich Ihnen sage, nicht zu verstehen, dann deshalb, damit Sie in jeder Weise verstehen können, dass auch das Subjekt sich nicht selbst enthält (comprend).55
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{11} Passer par là n’est pas inutile, vous allez le voir, car nous allons sur cette route pouvoir critiquer la fonction de notre objet.
Dieser Zugang ist keineswegs nutzlos, Sie werden es sehen, denn auf diesem Wege werden wir die Funktion unseres Objekts kritisieren können.56
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Mais arrêtons-nous un instant sur ces ensembles qui ne se comprennent pas eux-mêmes.
Bleiben wir jedoch für einen Moment bei den Mengen, die sich nicht selbst enthalten.
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Il faut évidemment, pour concevoir ce dont il s’agit, partir… puisque nous ne pouvons quand même pas, dans la communication, ne pas nous faire des concessions de références intuitives, parce que les références intuitives, vous les avez déjà, il faut donc les bousculer pour en mettre d’autres.
Um zu erfassen, worum es sich handelt, muss man offensichtlich ausgehen --; denn in der Kommunikation können wir ja nicht umhin, uns Konzessionen an intuitive Bezüge zu machen, denn die intuitiven Bezüge, die haben Sie bereits, man muss sie also ins Wanken bringen, um an ihre Stelle andere zu setzen.
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Comme vous avez l’idée qu’il y a une classe, et qu’il y a une classe mammifère, il faut tout de même que j’essaie de vous indiquer qu’il faut se référer à autre chose.
Da Sie die Vorstellung haben, dass es eine Klasse gibt und dass es eine Klasse der Säugetiere gibt, muss ich Ihnen wohl zu zeigen versuchen, dass man sich auf etwas anderes beziehen sollte.
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Quand on entre dans la catégorie des ensembles, il faut se référer au classement bibliographique cher à certains, classement composé de décimales ou autre, mais quand on a quelque chose d’écrit, il faut que ça se range quelque part, il faut savoir comment automatiquement le retrouver.
Wenn man anfängt, sich mit der Kategorie der Mengen zu befassen, sollte man sich auf die von manchen geschätzte bibliografische Klassifikation beziehen, eine Klassifikation aus Dezimalzahlen oder etwas Ähnlichem; aber wenn man etwas Geschriebenes hat, muss es ja irgendwo einsortiert werden, man muss wissen, wie man es automatisch wiederfindet.
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Alors, prenons un ensemble qui se comprend lui-même.
Nehmen wir also eine Menge, die sich selbst enthält.
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Prenons par exemple l’étude des humanités dans un classement bibliographique.
Nehmen wir beispielsweise die Geisteswissenschaften in einer bibliografischen Klassifikation
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Il est clair qu’il faudra mettre à l’intérieur les travaux des humanistes sur les humanités.
Es ist klar, dass man die Arbeiten der Geisteswissenschaftler über die Geisteswissenschaften hier einordnen muss.
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L’ensemble de l’étude des humanités doit comprendre tous les travaux concernant l’étude des humanités en tant que telles.
Die Menge der Geisteswissenschaften muss sämtliche Arbeiten enthalten, die sich auf die Geisteswissenschaften als solche beziehen.57
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Mais considérons maintenant les ensembles qui ne se comprennent pas eux-mêmes : cela n’est pas moins concevable, c’est même le cas le plus ordinaire.
Betrachten wir nun aber diejenigen Mengen, die sich nicht selbst enthalten – das ist nicht weniger denkbar, das ist sogar der gewöhnlichste Fall.
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Et puisque nous sommes théoriciens des ensembles, et qu’il y a déjà une classe de l’ensemble des ensembles qui se comprennent eux-mêmes, il n’y a vraiment nulle objection à ce que nous fassions la classe opposée – j’emploie classe ici parce que c’est bien là que l’ambiguïté va résider : la classe des ensembles qui ne se comprennent pas eux-mêmes, l’ensemble de tous les ensembles qui ne se comprennent pas eux-mêmes.
Und da wir Mengentheoretiker sind und da bereits eine Klasse der Menge aller Mengen existiert, die sich selbst enthalten, gibt es wirklich keinen Einwand dagegen, dass wir die entgegengesetzte Klasse bilden – ich verwende hier den Ausdruck Klasse, da eben darin die Mehrdeutigkeit bestehen wird – : die Klasse derjenigen Mengen, die sich nicht selbst enthalten, die Menge aller Mengen, die sich nicht selbst enthalten.
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Et c’est là que les logiciens commencent à se casser la tête, à savoir qu’ils se disent : cet ensemble de tous les ensembles qui ne se comprennent pas eux-mêmes : est-ce qu’il se comprend lui-même, ou est-ce qu’il ne se comprend pas ?
Und da fangen die Logiker an, sich die Köpfe zu zerbrechen, das heißt, sie fragen sich: Diese Menge aller Mengen, die sich nicht selbst enthalten – enthält sie sich selbst oder enthält sie sich nicht selbst?
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Dans un cas comme dans l’autre il va choir dans la contradiction.
In beiden Fällen stürzt das in den Widerspruch.
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Car si, comme selon l’apparence, il se comprend lui-même, nous voici en contradiction avec le départ qui nous disait qu’il s’agissait d’ensembles qui ne se comprennent pas eux-mêmes.
Denn wenn sie sich selbst enthält, wie es zunächst erscheint, befinden wir uns im Widerspruch zum Ausgangspunkt, der uns sagte, es gehe um Mengen, die sich nicht selbst enthalten.58
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D’autre part, s’il ne se comprend pas, comment l’excepter justement de ce que nous donne cette définition, à savoir qu’il ne se comprend pas lui–même ?
Andererseits, wenn sie sich nicht selbst enthält, wie kann man sie dann von dem ausnehmen, was uns von der Definition vorgegeben wird, nämlich dass sie sich nicht selbst enthält?59
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{12} Cela peut vous sembler assez bébé, mais le fait que ça frappe, au point de les arrêter, les logiciens qui ne sont pas précisément des gens de nature à s’arrêter à une vaine difficulté, et s’ils y sentent quelque chose qu’ils peuvent appeler une contradiction mettant en cause tout leur édifice, c’est bien parce qu’il y a quelque chose qui doit être résolu et qui concerne – si vous voulez bien m’écouter – rien d’autre que ceci, qui concerne la seule chose que les logiciens en question n’ont pas exactement vue, à savoir que la lettre dont ils se servent, c’est quelque chose qui a en soi-même des pouvoirs, un ressort auquel ils ne semblent point tout à fait accoutumés.
Das mag Ihnen recht kindisch erscheinen, aber die Tatsache, dass es die Logiker so sehr trifft, dass sie nicht weiterkommen, Leute die nicht gerade so beschaffen sind, dass sie sich von einer nichtigen Schwierigkeit aufhalten lassen --; und wenn sie darin etwas spüren, das sie als einen Widerspruch bezeichnen können, der ihr gesamtes Gebäude in Frage stellt, dann deshalb, weil es hier etwas gibt, das gelöst werden muss, und was – hören Sie mir gut zu – nichts anderes betrifft als das Folgende, was die einzige Sache betrifft, die diese Logiker nicht exakt gesehen haben, dass nämlich der Buchstabe, dessen sie sich bedienen, etwas ist, das in sich selbst Kräfte (pouvoirs) hat, eine Triebfeder, an die sie offenbar überhaupt nicht gewöhnt sind.60
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Car – si nous illustrons ceci en application de ce que nous avons dit : qu’il ne s’agit de rien d’autre que de l’usage systématique d’une lettre –, de réduire, de réserver à la lettre sa fonction signifiante pour faire sur elle, et sur elle seulement, reposer tout l’édifice logique, nous arrivons à ce quelque chose de très simple, que c’est tout à fait et tout simplement, que cela revient à ce qui se passe quand nous chargeons la lettre a par exemple, si nous nous mettons à spéculer sur l’alphabet, de représenter comme lettre a toutes les autres lettres de l’alphabet.
Denn wenn wir dies als Anwendung dessen illustrieren, was wir gesagt haben – dass es um nichts anderes geht als um den systematischen Gebrauch eines Buchstabens, darum, den Buchstaben zu reduzieren, ihm seine Signifikantenfunktion vorzubehalten, um auf ihr und auf ihr allein das gesamte Gebäude der Logik aufzubauen –, dann kommen wir zu etwas sehr Einfachem, dass es wirklich ganz schlicht auf das hinausläuft, was geschieht, wenn wir uns daranmachen, über das Alphabet zu spekulieren und dann beispielsweise den Buchstaben a damit betrauen, als Buchstabe a alle anderen Buchstaben des Alphabets zu repräsentieren.61
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De deux choses l’une : ou, les autres lettres de l’alphabet, nous les énumérons de b à z en quoi la lettre a les représentera sans ambiguïté sans pour autant se comprendre elle-même.
Entweder – oder: Entweder wir zählen die anderen Buchstaben des Alphabets von b bis z auf, in welchem Falle der Buchstabe a sie unzweideutig repräsentieren wird, ohne sich jedoch selbst zu enthalten.62
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Mais il est clair d’autre part que, représentant ces lettres de l’alphabet, en tant que lettre elle vient tout naturellement, je ne dirai même point enrichir, mais compléter à la place dont nous l’avons tirée, exclue, la série des lettres, et simplement en ceci que, si nous partons de ce que a – c’est là notre point de départ concernant l’identification – foncièrement n’est point a, il n’y a là aucune difficulté : la lettre a, à l’intérieur de la parenthèse où sont orientées toutes les lettres qu’elle vient symboliquement subsumer, n’est pas le même a et est en même temps le même.
Andererseits ist jedoch klar, dass er, indem er diese Buchstaben des Alphabets repräsentiert, als Buchstabe ganz natürlich dazu gelangt, die Reihe der Buchstaben, ich möchte nicht einmal sagen zu bereichern, sondern an der Stelle zu vervollständigen, an der wir ihn herausgenommen haben, ausgeschlossen haben, und dies einfach insofern, als es – wenn wir davon ausgehen, dass a grundlegend nicht a ist, das ist hier bei der Identifizierung unser Ausgangspunkt –, als es hier keine Schwierigkeit gibt: Innerhalb der Klammer, in der alle Buchstaben aufgereiht sind, die der Buchstabe a symbolisch unter sich subsumiert, ist er nicht dasselbe a und ist er zugleich dasselbe.63
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Il n’y a là aucune espèce de difficulté.
Es gibt hier keinerlei Schwierigkeit.
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Il ne devrait y en avoir d’autant moins que ceux qui en voient une sont justement ceux-là qui ont inventé la notion d’ensemble pour faire face aux déficiences de la notion de classe, et par conséquent soupçonnant qu’il doit y avoir autre chose dans la fonction de l’ensemble que dans la fonction de la classe.
Es sollte hier umso weniger eine geben, als diejenigen, die hier eine sehen, eben diejenigen sind, die den Begriff der Menge erfunden haben, um den Unzulänglichkeiten des Klassenbegriffs zu begegnen, und die folglich vermutet haben, dass es bei der Funktion der Menge etwas anderes geben muss als bei der Funktion der Klasse.64
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Mais ceci nous intéresse, car qu’est-ce que cela veut dire ?
Das interessiert uns jedoch, denn was heißt das?
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Comme je vous l’ai indiqué hier soir, l’objet métonymique du désir, ce qui, |{13} dans tous les objets, représente ce petit a électif où le sujet se perd, quand cet objet vient au jour métaphorique, quand nous venons à le substituer au sujet, qui dans la demande est venu à se syncoper, à s’évanouir – pas de trace, S barré –, nous le révélons, le signifiant de ce sujet, nous lui donnons son nom : le bon objet, le sein de la mère, la mamme.
Wie ich Ihnen gestern Abend erklärt habe: Das metonymische Objekt des Begehrens, das in allen Objekten dieses auserwählte klein a repräsentiert, wo das Subjekt sich verliert, wenn dieses Objekt ans metaphorische Tageslicht kommt, wenn wir dazu übergehen, es an die Stelle des Subjekts zu setzen, das im Anspruch dazu gelangt ist, sich zu synkopieren und zu verschwinden – keine Spur, ausgestrichenes S –, dann enthüllen wir ihn, den Signifikanten dieses Subjekts, dann geben wir ihm seinen Namen: das gute Objekt, die Mutterbrust, die Mamma.65
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Voilà la métaphore dans laquelle, disons-nous, sont prises toutes les identifications articulées de la demande du sujet.
Dies ist die Metapher, in der, wie wir sagen, sämtliche artikulierten Identifizierungen des Anspruchs des Subjekts erfasst sind.66
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Sa demande est orale : c’est le sein de la mère qui les prend dans sa parenthèse.
Sein Anspruch ist oral: die Mutterbrust nimmt sie in ihre Klammer.
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C’est le a qui donne leur valeur à toutes ces unités qui vont s’additionner dans la chaîne signifiante : a (1+1+1…).
Es ist das a, das all diesen Einheiten, die in der Signifikantenkette addiert werden, ihren Wert verleiht: a (1 + 1 + 1 …).67
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La question que nous avons à poser c’est : établir la différence qu’il y a de cet usage que nous faisons de la mamme, avec la fonction qu’il prend dans la définition, par exemple, de la classe mammifères.
Die Frage, die wir zu stellen haben, bezieht sich darauf, den Unterschied zu bestimmen zwischen der Verwendung, die wir von der Mamma machen, und der Funktion, die dieser Begriff in der Definition beispielsweise der Klasse der Säugetiere hat, der Mammalia.
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Le mammifère se reconnaît à ceci qu’il a des mammes.
Die Mammalia sind daran zu erkennen, dass sie Mammae haben.
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Il est, entre nous, assez étrange que nous soyons aussi peu renseignés sur ce qu’on en fait effectivement dans chaque espèce.
Es ist, nebenbei gesagt, recht seltsam, dass wir so wenig darüber unterrichtet sind, was bei den einzelnen Arten tatsächlich damit gemacht wird.
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L’éthologie des mammifères est encore rudement à la traîne puisque nous en sommes sur ce sujet, comme pour la logique formelle, à peu près pas plus loin que le niveau d’Aristote !… excellent, l’ouvrage : l’Histoire des Animaux.
Die Ethologie der Säuger ist immer noch stark zurückgeblieben, denn in diesem Bereich sind wir, wie in der formalen Logik, kaum weiter als auf dem Niveau von Aristoteles – ausgezeichnetes Werk: die Tierkunde.68
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Mais nous, est-ce que c’est cela que veut pour nous dire le signifiant mamme, pour autant qu’il est l’objet autour de quoi nous substantifions le sujet dans un certain type de relation dite prégénitale ?
Was aber uns angeht: Ist es das, was für uns der Signifikant Mamma bedeutet, insofern dies das Objekt ist, um das herum wir dem Subjekt in einer bestimmten, als prägenital bezeichneten Beziehungsart Substanz verleihen?
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Il est bien clair que nous en faisons un tout autre usage, beaucoup plus proche de la manipulation de la lettre E dans notre paradoxe des ensembles, et pour vous le montrer, je vais vous faire voir ceci : a (1+1+1…) : c’est que, parmi ces un de la demande dont nous avons révélé la signifiance concrète, est-ce qu’il y a ou non le sein lui-même ?
Es ist klar, dass wir davon einen ganz anderen Gebrauch machen, viel näher an der Handhabung des Buchstabens E in unserer Mengenparadoxie, und um Ihnen das zu zeigen, möchte ich, dass Sie Folgendes sehen: a (1+1+1 …), und zwar: Unter diesen Einsen des Anspruchs, deren konkrete Signifikanz wir aufgedeckt haben, gibt es da die Brust selbst oder nicht?69
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En d’autres termes, quand nous parlons de fixation orale : le sein latent, l’actuel, celui après lequel votre sujet fait « ah ! ah ! ah ! », est-il mammaire ?
Mit anderen Worten, wenn wir von oraler Fixierung sprechen: die latente Brust, die aktuelle, diejenige, nach der Ihr Subjekt lechzt, „ah! ah! ah!“, ist sie etwas, das sich auf die Mamma bezieht?70
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Il est bien évident qu’il ne l’est pas, parce que vos oraux qui adorent les seins, ils adorent les seins parce que ces seins sont un phallus.
Es ist ganz offensichtlich, dass dem nicht so ist, denn Ihre Oralen, die die Brüste verehren, sie verehren sie deshalb, weil diese Brüste ein Phallus sind.71
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Et c’est même pour ça, parce qu’il est possible que le sein soit aussi phallus, que Mélanie Klein le fait apparaître tout de suite aussi vite comme le sein, dès le départ, en nous disant qu’après tout c’est un petit sein plus commode, plus portatif, plus gentil.
Und genau deshalb, weil es möglich ist, dass die Brust auch ein Phallus ist, lässt Melanie Klein ihn sofort auftauchen, genauso früh wie die Brust, von Beginn an, indem sie uns sagt, er sei schließlich eine kleine Brust, nur bequemer, besser zu transportieren, netter.72
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{14} Vous voyez bien que poser ces distinctions structurales peut nous mener quelque part, dans la mesure où le sein refoulé réémerge, ressort dans le symptôme, ou même simplement dans un coup que nous n’avons pas autrement qualifié : la fonction sur l’échelle perverse – à produire – de ce quelque chose d’autre qui est l’évocation de l’objet phallus.
Sie sehen, wenn wir diese strukturalen Unterscheidungen treffen, kann uns das weiterbringen, insofern die verdrängte Brust wieder auftaucht und im Symptom wieder zum Vorschein kommt oder sogar einfach in einem Anklopfen – das wir nicht auf andere Weise qualifiziert haben, die Funktion auf der perversen Skala, die noch herzustellen ist – von diesem anderen, nämlich der Evokation des Phallus-Objekts.73
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La chose s’inscrit ainsi :
Die Sache schreibt sich so74:
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Qu’est-ce que l’a ?
Was ist das a?
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Mettons à sa place la petite balle de ping-pong, c’est-à-dire rien, n’importe quoi, n’importe quel support du jeu d’alternance du sujet dans le fort-da.
Setzen wir an seine Stelle den kleinen Tischtennisball, das heißt: nichts, irgendetwas, irgendeinen Träger für das Alternanzspiel des Subjekts im Fort-Da.75
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Là vous voyez qu’il ne s’agit strictement de rien d’autre que du passage du phallus de (a+) à (a–) et que par là nous soyons dans le rapport d’identification, puisque nous savons que dans ce que le sujet assimile, c’est lui dans sa frustration, nous savons que le rapport de l’ $ à ce – lui, 1, en tant qu’assumant la signification de l’Autre comme tel –, a le plus grand rapport avec la réalisation de l’alternance (a, –a), ce produit de (a) par (–a) qui formellement fait un (–a2) .
Dort sehen Sie, dass es sich strikt um nichts anderes handelt als um den Übergang des Phallus von (a+) nach (a–) und dass wir damit in der Identifizierungsbeziehung sind, denn wir wissen, dass in dem, was das Subjekt assimiliert – das ist es selbst in seiner Frustration –, wir wissen, dass darin das Verhältnis des $ zu diesem – es selbst, 1, insofern es die Bedeutung des Anderen als solchen annimmt –, dass dieses Verhältnis in ganz enger Beziehung steht zur Realisierung der Alternanz von (a, –a), dieses Produkt von (a) und (–a), das formal ein (–a2) ergibt.76
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Nous serrerons pourquoi une négation est irréductible.
Wir wollen genauer angeben, warum eine Negation irreduzibel ist.
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Quand il y a affirmation et négation : l’affirmation de la négation fait une négation, la négation de l’affirmation aussi.
Wenn wir Affirmation und Negation haben, ergibt die Affirmation der Negation eine Negation, dasselbe gilt für die Negation der Affirmation.77
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Nous voyons là pointer dans cette formule même du (–a2), nous retrouvons la nécessité de la mise en jeu, à la racine de ce produit, du .
Wir sehen dort, wie sich in eben dieser Formel von (–a2) zeigt, wir finden dort die Notwendigkeit wieder, bei der Wurzel aus diesem Produkt das ins Spiel zu bringen.
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Ce dont il s’agit, ce n’est pas simplement de la présence, ni de l’absence du petit a, mais de la conjonction des deux : de la coupure.
Es geht nicht einfach um die Anwesenheit und nicht um die Abwesenheit des klein a, sondern um die Konjunktion der beiden, um den Schnitt.78
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C’est de la disjonction du (a) et du (–a) qu’il s’agit, et c’est là que le sujet vient à se loger comme tel, que l’identification a à se faire avec ce quelque chose qui est l’objet du désir.
Worum es geht, ist die Disjunktion von (a) und (–a), und das ist der Punkt, an dem sich das Subjekt als solches ansiedelt und wo sich die Identifizierung mit diesem Etwas, mit dem Objekt des Begehrens, herstellen muss.79
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C’est pour ça que le point où, vous le verrez, je vous ai amenés aujourd’hui est une articulation qui vous servira dans la suite.
Deshalb, Sie werden es sehen, ist der Punkt, an den ich Sie heute geführt habe, eine Artikulation, die Ihnen in der Folge noch helfen wird.
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Prochain séminare le 21.2.62.
Nächstes Seminar am 21.2.62.
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Verwandte Beiträge auf „Lacan entziffern“
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Anmerkungen
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gestern Abend: Vgl. J. Lacan: De ce que j’enseigne. Vortrag vom 23.1.1962, Veranstalter: die Zeitschrift Évolution psychiatrique. In: Michel Roussans Edition des Seminars „L’identification“, Anhang III, S. 327–334; im Internet findet man den Vortrag hier.
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Vgl. Sigmund Freund: Das Motiv der Kästchenwahl (1913). In: GW 10, S. 23–37.
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Vgl.: S. Freud: Le thème des trois coffrets. In: Ders.: Essais de psychanalyse appliquée. Übersetzt von Mmes Édouard Marty und Marie Bonaparte. Paris, Gallimard 1933 (PDF im Internet hier), S. 87–103.
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Das Objekt, um das es geht, ist das Objekt des Begehrens, und das Begehren ist nur durch den Anspruch zugänglich; typischerweise hat es die Form eines sich selbst durchkreuzenden Anspruchs. In Seminar 19, … oder schlimmer, wird Lacan die Beziehung zwischen Anspruch und Begehren durch diesen Satz illustrieren:
„Ich bitte dich, mir zu verweigern, was ich dir anbiete, denn das ist es nicht.“
(Sitzung vom 9. Februar 1972, Übersetzung Rolf Nemitz, Version Miller S. {81 f.})
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System ψ: In Freuds Entwurf einer Psychologie (1895) wird als „System ψ“ das System der undurchlässigen Neuronen bezeichnet und vom „System φ“ unterschieden, dem System der durchlässigen Neuronen (vgl. S. Freud: Gesammelte Werke. Nachtragsband. Texte aus den Jahren 1885 bis 1938. S. Fischer, Frankfurt am Main 1987, S. 373– 486). Lacan begreift Freuds System ψ als Vorläufer des Unbewussten. Vgl. J.L.: Das Seminar über „Der gestohlene Brief“. In: Ders.: Schriften. Band I. Vollständiger Text Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2016, S. 45.
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Auch Freud bezeichnet die Psychoanalyse als „Tiefenpsychologie“. In den Gesammelten Werken gibt es 27 Verwendungen, am häufigsten in Die Frage der Laienanalyse (1926) und in Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse (1933).
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Vgl. S. Freud: Das Ich und das Es (1923), GW 13, S. 253. Lacan verweist hierauf bereits in Seminar 1, Freuds technische Schriften, Sitzung vom 5. Mai 1953, Version Miller/Hamacher S. 217.
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Der Sinn könnte sein: Es ist, als hätte Freud das nicht geschrieben. Möglicherweise ist aber auch gemeint: Es (das Ich) ist ein Nichts, d.h. ohne Tiefe, Substanz – nur Fläche, Projektionsfläche. Oder vielleicht beides.
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Freud bezieht die Charakterisierung als Projektion einer Oberfläche nicht auf das System des Unbewussten, sondern auf das Ich.
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Vgl. Sitzung vom 17. Januar 1962, S. {18}.
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mein armer lieber Freund Merleau-Ponty: Merleau-Ponty war am 4. Mai 1961 gestorben.
der „große Mann, der uns regiert“: Damit dürfte Charles de Gaulle gemeint sein, der von 1959 bis 1969 französischer Staatspräsident war. Das Adjektiv groß kann sich auch auf seine Körperlänge beziehen – de Gaulle war 196 cm groß (Anm. von Ben Hooson in seiner Übersetzung des Identifizierungs-Seminars).
„Man kann nicht nicht glauben, dass die Dinge ohne Übel verlaufen werden.“: Der Satz enthält drei Negationen, zu den beiden „nicht“ kommt ein „ohne“ hinzu.
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Auch dieser Satz enthält drei Negationen: „ne … pas“, „sans“ und „ignorer“.
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Er ist nicht ohne ihn zu haben: Wortspiel mit der folgenden Mehrdeutigkeit:
(a) Er ist nicht (der Phallus), ohne ihn zu haben.
(b) Er ist nicht ohne dass er den Phallus hat (er hat den Phallus, jedoch auf eine problematische Weise).Lacan verwendet die Formulierung in Seminar 6, Das Begehren und seine Deutung, in der Sitzung vom 11. Februar 1959, Version Miller/Gondek S. 280 f. Er erläutert dort, dass es bei diesem Satz um das Auf-sich-nehmen der Kastration geht. Vgl. außerdem Sitzung vom 17. Juni 1959, Version Miller/Gondek S. 582 f.
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Die doppelte Negation (nicht – ohne) ist für das Unbewusste keine Affirmation. In der Umgangssprache hingegen bedeutet es: er hat ihn durchaus.
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Ungeschehenmachen: Damit geht es weiterhin um die Beziehung zwischen der Negation und dem Unbewussten.
Das Ungeschehenmachen ist Freud zufolge ein für die Zwangsneurose typischer Abwehrmechanismus. Er beschreibt diesen Mechanismus zuerst in Bemerkungen über einen Fall von Zwangsneurose (1909) als „zweizeitige Zwangshandlung“:
„Es tobt in unserem Verliebten ein Kampf zwischen Liebe und Haß, die der gleichen Person gelten, und dieser Kampf wird plastisch dargestellt in der zwanghaften, auch symbolisch bedeutsamen Handlung, den Stein von dem Wege, den sie befahren soll, wegzuräumen und dann diese Liebestat wieder rückgängig zu machen, den Stein wieder hinzulegen, wo er lag, damit ihr Wagen an ihm scheitere und sie zu Schaden komme.“ (GW 9, S. 413 f.)
In Hemmung, Symptom und Angst (1926) prägt er hierfür den Terminus Ungeschehenmachen (vgl. GW 14, S. 149 f.).
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die Rede von Lady Macbeth: Lacan vermengt hier einen Satz, den Lord Macbeth im zweiten Akt spricht, mit Äußerungen seiner Gemahlin im fünften Akt:
Lord Macbeth: „Kann wohl des großen Meergotts Ozean / Dies Blut von meiner Hand rein waschen? Nein“. (Akt 2, Szene 2)
Lady Macbeth: „Da ist noch ein Fleck.(…) Fort, verdammter Fleck! fort, sag‘ ich! (…) Wie, wollen diese Hände denn nie rein werden.“ (Akt 5, Szene 1)
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Diese Definition des Zeichen und des Signifikanten hatte Lacan zuerst in einer früheren Sitzung des Identifizierungs-Seminars vorgebracht, Sitzung vom 6. Dezember 1961, S. {23} und {26}.
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Schritt von Freitag: Auf Freitags Fußspur hatte Lacan sich in diesem Seminar bereits in der Sitzung vom 6. Dezember 1961 bezogen, S. {7}. Davor in Seminar 5, Die Bildungen des Unbewussten, in der Sitzung vom 23. April 1958 (Version Miller/Gondek S. 404), sowie in Seminar 6, Das Begehren und seine Deutung, in der Sitzung vom 10. Dezember 1958 (Version Miller/Gondek S. 110).
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Momente des Fadings: Den Begriff des Fadings hatte Lacan in Seminar 6, Das Begehren und seine Deutung, eingeführt, in den Sitzungen vom 8. und 15. April 1959. Vgl. hierzu auf Lacan entziffern den Artikel „Fading und Aphanisis – das verschwindende Subjekt“, Beitrag vom 18. August 2016, hier.
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Die erste Version dieser didaktischen Fabel lautete so:
„Ich habe zu Ihnen von Robinson Crusoe und von der Spur des Fußes von Freitag gesprochen. Ist das bereits der Signifikant? Ich habe Ihnen gesagt, dass der Signifikant nicht mit der Spur beginnt, sondern damit, dass man die Spur verwischt. Doch nicht die verwischte Spur bildet den Signifikanten. Den Signifikanten führt die Tatsache ein, dass sie als eine gesetzt wird, die verwischt werden kann. Anders gesagt, Robinson Crusoe verwischt die Spur des Fußes von Freitag, aber was macht er an der Stelle? Wenn er sie, diese Stelle des Fußes von Freitag, festhalten will, macht er zumindest ein Kreuz, das heißt einen Balken und einen anderen Balken über diesen. Und dies ist der spezifische Signifikant.“
(Seminar 6, Das Begehren und seine Deutung, Sitzung vom 10. Dezember 1958, Version Miller/Gondek S. 110)
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dieser drei Momente: (1) die Spur, (2) das Verwischen der Spur, (3) die Markierung der Stelle, an der die Spur war und damit Konstituierung eines Signifikanten.
In Freuds Terminologie geht es hier vielleicht um (1) die Vorstellung, (2) die Verdrängung der Vorstellung und (3) die Wiederkehr des Verdrängten im Symptom.
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Die drei Momente beziehen sich demnach insgesamt auf die Verdrängung und die Wiederkehr des Verdrängten.
Erster Moment: das Verdrängte vor der Verdrängung, die Spur, der Buchstabe; „pas“ im Sinne von „Tritt“.
Zweiter Moment: Verdrängung der Spur durch einen verdrängenden Signifikanten, durch ein „pas“ im Sinne von „nicht“.
Dritter Moment: Wiederkehr des Verdrängten. -
Wie lässt sich das auf die drei Momente beziehen?
Erster Moment: la trace de pas, die Fußspur,
Zweiter Moment: das pas als Negation,
Dritter Moment: das pas de trace, insofern es mehrdeutig ist (keine Spur / Schritt von Spur). -
dieselbe Mehrdeutigkeit: Die Wiederkehr des Verdrängten hat vor allem die Form der Mehrdeutigkeit.
pas de sens: Lacan im Seminar Die Bildungen des Unbewussten:
„Dieser Sinnschritt (pas-de-sens) ist im eigentlichen Sinne das, was in der Metapher realisiert wird. Es ist die Intention des Subjekts, es ist sein Bedürfnis, das jenseits des metonymischen Gebrauchs, jenseits dessen, was sich im gemeinsamen Maß, in den zur eigenen Befriedigung übernommenen Werten findet, genau in die Metapher den Sinnschritt einführt. Indem man ein Element an dem Platz herausgreift, auf dem es ist, und dafür ein anderes an seiner Stelle einsetzt, ich würde fast sagen, irgendeines, führt man dieses Jenseits des Bedürfnisses im Verhältnis zu jedem formulierten Begehren ein, das stets am Ursprung der Metapher ist.
Was macht dabei den Witz aus? Er zeigt nichts weiter an als genau die Dimension des pas als solchem, im eigentlichen Sinne. Es ist der Schritt, wenn ich das sagen kann, in seiner Form. Es ist der von jeder Art Bedürfnis entleerte Schritt. Es ist dabei das, was dennoch im Witz manifestieren kann, was in mir von meinem Begehren latent ist, und es ist etwas, das im Anderen ein Echo finden kann, aber nicht zwangsläufig finden muß. Im Witz ist das Wichtige, daß die Dimension des Sinnschritts aufgenommen, authentifiziert wird.“
(Seminar 5, Sitzung vom 4. Dezember 1957, Version Miller/Gondek S. 115 f.)
dieser verworfene Stein, der zum Eckstein wird: „Ein Stein, den die Bauleute verwarfen, er ist zum Eckstein geworden.“ Psalm 118, 22 (Einheitsübersetzung 2016).
πr der Kreisformel: Die Kreisfläche entspricht dem Quadrat des Radius (r) multipliziert mit der Zahl π (3,1415 …).
: Auf dieses Symbol hatte Lacan sich im Identifizierungs-Seminar bereits früher bezogen: in den Sitzungen vom 10. Januar 1962 [gleich dem imaginären Phallus, S. {30}; in einer Beziehung zum Subjekt vor jeder Benennung stehend, S. {31}]; und in der Sitzung vom 17. Januar 1962 [Stütze des Subjekts, S. {1}].
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das, was einen Sinn hat: dies entspricht wohl dem zweiten Schritt.
sich in eine Äquivokation verwandelt: sich in eine Wiederkehr der Verdrängten verwandelt, in den dritten Schritt.
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Über chinesische Schriftzeichen hatte Lacan hier gesprochen:
– Seminar 3, Die Psychosen, in den Sitzungen vom 16. Mai 1956 (Version Miller/Turnheim S. 285), vom 31. Mai 1956 (Version Miller/Turnheim S. 293) und vom 27. Juni 1956 (Version Miller/Turnheim S. 351),
– Seminar 6, Das Begehren und seine Deutung, in den Sitzungen vom 28. Januar 1959 (Version Miller/Gondek S. 230, 235 f.) und vom 4. Februar 1959 (Version Miller/Gondek S. 254),
– Conférence de Bruxelles sur l’éthique de la psychanalyse, 9. März 1960, im Internet auf der Seite Pas-tout Lacan hier,
– Seminar 9, Die Identifizierung, Sitzung vom 6. Dezember 1961, S. {13–15}.
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Bernhard Karlgren : Grammata Serica Recensa. Script and Phonetics in Chinese and Sino-Japanese. Museum of Far Eastern Antiquities Stockholm 1957, im Internet hier.
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Der erste, dessen er sich … bedient: Vgl. Karlgren, a.a.O., S. 19.
Das Shuōwén Jiězì ist das erste Zeichenlexikon der chinesischen Schrift, verfasst von Xu Shen, veröffentlicht 121 n. Chr.
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der Kommentator: Gemeint ist Léon Wieger.
gutturaler Okklusivlaut: ein in der Kehle gebildeter Verschlusslaut, im Deutschen sind dies die Phoneme /k/ und /g/.
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ein ungefähr so aussehendes Bild: Im internationalen phonetischen Alphabet wird für palato-alveolare Okklusivlaute dieses Zeichen verwendet: ╪, vgl. hier; möglicherweise gibt es hier einen Abschreibefehler. (Palatal: Laute, die mit dem Gaumen (lat. palatum) gebildet werden; alveolar: Laute, die dadurch gebildet werden, dass die Zunge am hinteren Zahndamm liegt, an den Alveolen.)
Okklusivlaut: Über Okklusivlaute hatte Lacan sich im Identifizierungs-Seminar bereits am 29. November 1961 geäußert: Seine Hündin kann keine Okklusivlaute hervorbringen und deshalb verfügt sie zwar über das Sprechen, nicht jedoch über Sprache (langage) (S. {6–14}).
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Shījīng: Buch der Lieder, älteste Sammlung von chinesischen Gedichten, entstanden zwischen dem 7. und 5. Jh. v. Chr.
Neueste Übersetzung: Shijing : das altchinesische Buch der Lieder. Chinesisch/Deutsch. Übersetzt und herausgegeben von Rainald Simon. Reclam, Stuttgart 2015.
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Wieger: Léon Wieger (1856–1933), französischer Jesuitenpater und Sinologe.
Im Folgenden bezieht Lacan sich auf: L. Wieger: Caractéres chinois. Sienhsien (=Xianxian) China, imprimerie de la mission catholique, 3. Aufl. 1916, im Internet hier, darin auf Abschnitt 58, S. 184 (Symbol A, Schiftzeichen丂) und S. 186 (Symbol I, Schriftzeichen 可, 奇).
Englische Übersetzung: L.Wieger: Chineses characters. Their Origin, Etymology, History, Classification and Signification. Übersetzt von L. Davrout nach der 4. frz. Auflage. Hsien-hsien, Catholic mission press, zweite überarbeitete und erweiterte Auflage 1927, im Internet hier. Man findet die fraglichen Schriftzeichen hier auf S. 152 f.
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Marcel Granet: französischer Sinologe und Soziologe (1884–1940). Von ihm sind u.a.:
– Danses et légendes de la Chine ancienne. Alcan, Paris 1926 (Ausgabe von 1959, Bd. 1 im Internet hier, Bd. 2 hier)
– Fêtes et chansons anciennes de la Chine. Leroux, Paris 1919 (im Internet hier). -
Über die Einsilbigkeit des Chinesischen sprach Lacan bereits im Seminar Die Ethik der Psychoanalyse:
„Daß Wörter mit ursprünglich sexueller Bedeutung zu einer Art Ölfilm geworden wären, der schließlich sehr ferne Bedeutungen überzogen hätte, heißt trotzdem nicht, daß das gesamte Bedeutungsfeld zugedeckt ist. Es heißt nicht, daß die Sprache insgesamt, wie wir sie gebrauchen, letztlich auf Schlüsselwörter reduzierbar sei, die sie liefert, und deren Wertung beträchtlich erleichtert wäre durch den Umstand, daß man als erwiesen ansieht, was im höchsten Grad anzweifelbar ist, der Begriff der Wurzel oder des Radikals und was, in der menschlichen Sprache, dessen konstitutive Verbindung mit einem Sinn wäre.
Wurzel und Radikale in den flektierenden Sprache geltend zu machen, stellt vor besondere Probleme, die bei weitem nicht auf die Allgemeinheit der Sprachen ausgeweitet werden können. Wie wäre es zum Beispiel im Chinesischen, wo alle signifikanten Elemente einsilbig sind? Der Begriff der Wurzel gehört zu den flüchtigsten Begriffen. Es handelt sich da tatsächlich um eine Täuschung, die an die Bedeutungsentwicklung der Sprache, des Gebrauchs der Sprache gebunden ist und für uns nur sehr verdächtig sein kann.“
(Seminar 7, Sitzung vom 16. März 1960, Version Miller/Haas S. 203 f.)
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Gemeint ist vermutlich: Die Bedeutung von 大 hat nichts mit der Bedeutung zu tun, die entsteht, wenn man 大 zu 可 hinzufügt und damit 奇 erhält (Anm. von Ben Hooson in seiner englischen Übersetzung des Identifizierungs-Seminars).
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Als jī ausgesprochen, bedeutet 奇 u.a. impair; als qí ausgesprochen bedeutet es wunderbar, außergewöhnlich (Anm. von Michel Roussan in seiner Edition des Identifizierungs-Seminars).
Auf das englische Wort odd hatte Lacan sich mehrfach in Das Seminar über „Der gestohlene Brief“ bezogen (vgl. J. L.: Schriften. Band I. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2016, S. 27, 34 und 46 Fn. 22). Auch in den Seminaren hatte er sich bereits zu odd geäußert: in Seminar 4, Die Objektbeziehung, in der Sitzung vom 20. März 1957 (Version Miller/Gondek S. 276–280), und in Seminar 8, Die Übertragung, in der Sitzung vom 16. November 1960 (Version Miller/Gondek S. 13).
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Die Lautfolge qí ist kein Phonem, sondern eine Silbe, eine Verbindung zwischen einem konsonantischen Phonem und einem vokalischen Phonem. Die Gleichsetzung von Silben mit Phonemen findet man bereits in einer früheren Sitzung dieses Seminars (29. November 1961, S. {13 f., 16}.
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Ein Determinativ ist ein Zeichen, das angibt, zu welchem Bedeutungsfeld ein Ausdruck gehört und das auf diese Weise die Mehrdeutigkeit verringert.
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Lacan will sagen, dass bestimmte Reime im Shījīng nahelegen, dass 奇, das heute ji ausgesprochen wird, ursprünglich einen Gutturallaut hatte, der dem von 可 ähnelte (das heute als kě ausgesprochen wird) und dass dies der Ursprung der rein phonetischen Verwendung von 奇 ist, um den Gutturallaut qi zu bezeichnen. Diese rein phonetische Verwendung hat zur Bildung von Verbindungen mit 奇 geführt, etwa zu 骑 („sich rittlings hinsetzen“), was qi gesprochen wird und ebenso zu 椅 („Stuhl“), das jedoch yǐ ausgesprochen wird. (Anmerkung von Ben Hooson in seiner englischen Übersetzung des Identifizierungs-Seminars)
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Buchstabe: Lacan verwendet hier lettre (Buchstabe) als Oberbegriff für Schriftelemente jeder Art, sowohl für phonem-orientierte als auch für logographische. Im Deutschen verwendet man als Oberbegriff für die Einheiten der Schrift meist Schriftzeichen oder Graphem, das Wort Buchstabe wird häufig nur auf phonem-orientierte Schriftelemente bezogen und damit auf „Alphabete“ (auf das „lateinische“, „arabische“, „hebräische“ usw. „Alphabet“). In diesem engen Sinne besteht die chinesische Schrift nicht aus Buchstaben, sondern aus Schriftzeichen; im Französischen unterscheidet man ähnlich zwischen lettre (Buchstabe) und caractère (Schriftzeichen). Die Terminologie ist jedoch keineswegs einheitlich, beispielsweise werden viele mathematische Symbole ebenfalls als Buchstaben bezeichnet (Algebra ist „Buchstabenrechnen“).
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Die Schaufeln der Mühle entsprechen offenbar dem Signifikanten. Worauf soll man das Wasser des Bachs beziehen, auf das Sprechen? Durch das Zusammenspiel von Bach und Mühle wird etwas heraufbefördert usw.: wohl etwas Unbewusstes.
Zu dieser Metapher der Wassermühle vgl. Nathalie Moshnyager: Lacan, le chinois et le moulin. In: Essaim, 37(2), 2016, S. 87–106, im Internet hier.
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formale Logik: Der Ausdruck formale Logik, wie er von Lacan hier verwendet wird, umfasst zwei große Bereiche, die traditionelle Logik und die symbolische Logik. Der formale Charakter der formalen Logik besteht darin, dass sie von Hypothesen über wahre Aussagen ausgeht und deren wahre oder falsche Konsequenzen untersucht, diese Hypothesen jedoch nicht selbst untersuchen kann („Falls A wahr ist, und falls B wahr ist, dann ist auch C wahr“). Gegenbegriff zu formale Logik ist materiale Logik; die materiale Logik fragt gewissermaßen, ob A wahr ist.
Die traditionelle Logik ist die von Aristoteles begründete Logik, sie war bis Mitte des 19. Jahrhunderts unangefochten in Kraft. Das logische Quadrat, das in der vorangegangenen Sitzung ein Thema war, gehört zur traditionellen Logik. Die traditionelle Logik ist in natürlicher Sprache formuliert; einer von Lacans Beispielsätzen in der vorangegangenen Sitzung war „Jeder Vater ist Gott“, damit kommt der Sinn ins Spiel, die Intuition.
Die symbolische Logik (auch als mathematische Logik bezeichnet) wurde seit Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt. Ihren Namen hat sie daher, dass sie, nach dem Vorbild der Algebra, mit speziellen Symbolen geschrieben wird, in Lacans Terminologie: mit Buchstaben. Die Formeln der Sexuierung, die Lacan in den Seminaren 18 bis 20 und in L’étourdit entwickeln wird, orientieren sich an der symbolischen Logik.
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mit der Zeit: durch den Übergang von der traditionellen zur symbolischen Logik.
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Klassische Werke der symbolischen Logik sind:
– George Boole: The mathematical analysis of logic, being an essay towards a calculus of deductive reasoning (1847), im Internet hier. Mit diesem Werk wurde die sogenannte boolesche Algebra begründet.
– Gottlob Frege: Begriffsschrift (1879), Untertitel: Eine der arithmetischen nachgebildete Formelsprache des reinen Denkens, im Internet hier.
– Guiseppe Peano: Formulaire de mathématiques , 5 Bde., Bd. 1 (1895) im Internet hier. -
Im Allgemeinen orientiert man sich in der formalen Logik, d.h. beim Argumentieren, am Sinn, am Signifikat.
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wir sind sehr intuitiv: hier in der Bedeutung von „wir orientieren uns am Sinn, am Signifikat“.
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Gemeint ist wohl: Wenn man formale Logik vom Typ der traditionellen Logik betreibt, muss man intuitiv sein.
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Principia Mathematica: Bertrand Russell und Alfred North Whitehead: Principia Mathematica. 3 Bde. Cambridge University Press 1910–1913.
Sanktion: hier in der Bedeutung von „Bestätigung“.
sämtliche Bedürfnisse der mathematischen Schöpfung einzuschließen: Das Ziel von Russell und Whitehead (wie vieler anderer Mathematiker) bestand darin, die verschiedenen unabhängig voneinander entwickelten Zweige der Mathematik dadurch zusammenzuführen, dass ihnen eine gemeinsame Grundlage geliefert wurde.
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Die übliche Bezeichnung ist Russell’sche Antinomie oder Russell’sche Paradoxie. Sie wurde 1901 von Russell entdeckt und 1903 von ihm veröffentlicht (in: Ders.: The principles of mathematics, Cambridge University Press, im Internet hier).
Russell knüpft darin an das von Gottlob Frege in Grundgesetze der Arithmetik (1893) entwickelte Projekt an, die Arithmetik auf zwei Grundlagen aufzubauen, auf der Logik und auf der Mengenlehre
hören jedoch kurz davor aus: Dieser Punkt lässt sich wohl nicht halten. Bereits vor den Principia Mathematica hatte Russell es unternommen, die Paradoxie zu vermeiden. Die Paradoxie entsteht dadurch, dass in Freges Axiomatisierung der Mengenlehre Mengen sich selbst enthalten können. Wenn man diese Regel aufgibt, verschwindet die Paradoxie. Russells Lösungsvariante nennt sich Typentheorie. Logische Typen bilden eine Hierarchie, wobei gilt, dass die Objekte eines Typs nur aus Objekten niederen Typs aufgebaut sein dürfen, sich also nicht selbst enthalten können. Auch die Principia Mathematica arbeiten mit einer Typentheorie.
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Zu dem Zeitpunkt, als Russell seine Paradoxie formulierte, unterschied man in der Mathematik noch nicht zwischen Klassen und Mengen. Russell definierte seine Paradoxie als eine von Klassen: „die Klasse aller Klassen, die sich nicht selbst als Element enthalten“. Die Unterscheidung von Mengen und Klassen wurde eingeführt, um die Russell’sche Paradoxie zu verhindern.
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Mengen und Klassen: Auch die Mengenlehre, in der Mengen und Klassen nicht unterschieden werden, beruht auf Axiomen, jedoch auf Axiomen anderen Typs als die Mengenlehre, in der Mengen und Klassen unterschieden werden. Die traditionelle Mengenlehre, etwa die von Cantor und Frege, arbeitet die Axiomen, die als evident gelten (nach dem Vorbild von Euklid, der ebenfalls mit evidenzbasierten Axiomen arbeitet). Die Mengenlehre, in der Mengen und Klassen unterschieden werden, beruht auf Axiomen, die rein konventionell sind und zwei Kriterien genügen müssen: Widerspruchsfreiheit und Vollständigkeit. Die auf evidenzbasierten Axiomen beruhende Mengenlehre wird als naive Mengenlehre bezeichnet, die auf konventionellen Axiomen beruhende Mengenlehre als axiomatische Mengenlehre (die Terminologie ist irreführend).
Symbole, die sich auf Relationen beziehen: Zu den Signifikanten der Mengenlehre, die sich auf Relationen beziehen, gehört das Symbol ∈ für „Element einer Menge“. Der Ausdruck „x ∈ M“ bedeutet „x ist Element der Menge M“.
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Die „Symbole“, auf die sich der Ausdruck symbolische Logik bezieht, sind für die Zwecke der Logik neu erfundene Schriftzeichen, die nach dem Vorbild der Algebra verwendet werden. Lacan nennt diese Symbole Buchstaben.
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aus zwei sehr, sehr dicken Bänden: Tatsächlich bestehen die Principa Mathematica aus drei Bänden.
sie sind nur von äußerst geringem Interesse: vermutlich im Sinne von: „sind heute nur von äußerst geringem Interesse“. Damit bezieht Lacan sich wohl darauf, dass die heute übliche Axiomatisierung der Mengenlehre sich zur Vermeidung der Russell’schen Paradoxie nicht auf eine Typentheorie stützt, sondern auf die Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre mit Auswahlaxiom (ZFC).
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enthalten: In der Mengenlehre dient der Ausdruck enthalten sein in zur Bezeichnung der Element-Beziehung. Eine Menge B, die in einer Menge A enthalten ist, ist Element der Menge A. Falls die Menge A sich selbst enthält, ist eines ihrer Elemente die Menge A.
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dass auch das Subjekt sich nicht selbst enthält: Das Subjekt im Lacan’schen Sinne zeichnet sich u.a. durch folgende Bestimmungen aus:
(a) Das Subjekt wird durch die Einwirkung des Signifikanten hervorgebracht.
(b) Es gibt keinen Signifikanten des Subjekts (Aphanisis, Fading). (Eingeführt in Seminar 6, Das Begehren und seine Deutung)
(c) Das Subjekt wird durch einen Signifikanten für einen anderen Signifikanten repräsentiert. (Eingeführt im laufenden Identifizierungs-Seminar)
Was könnte mit „das Subjekt enthält sich nicht selbst“ gemeint sein? Dass es keinen Signifikanten des Subjekts gibt? -
die Funktion unseres Objekts: Dieser Hinweis bezieht sich auf das Objekt a, auf das Lacan am Ende dieser Sitzung zu sprechen kommen wird.
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Aus dem nächsten Satz geht hervor, dass mit diesem Satz eine Menge bezeichnet werden soll, die sich selbst enthält. Der Sinn scheint zu sein: „Die Menge der Geisteswissenschaften muss die Menge der Geisteswissenschaften als Element enthalten.“
Inwiefern? Lacan gibt hierfür kein Argument. Nun ist aber klar, dass nicht alle Mengen sich selbst als Element enthalten, beispielsweise enthält die Menge {a,b} die Elemente a und b, nicht aber sich selbst als Element. Warum also sollte die Menge der Geisteswissenschaften sich selbst als Element enthalten?
Ein Beispiel für eine Menge, die sich selbst als Element enthält, ist die Menge aller Mengen – wenn sie alle Mengen enthält, muss sie sich selbst als Element enthalten.
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Wenn die Menge aller Mengen, die sich nicht selbst enthalten, sich selbst enthält, enthält sie sich selbst. Das ist der erste Widerspruch.
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Wenn die Menge, die sich nicht selbst enthält, sich nicht selbst enthält, enthält sie sich selbst – da sie das Kriterium erfüllt, sich nicht selbst zu enthalten. Das ist der zweite Widerspruch.
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der ihr gesamtes Gebäude in Frage stellt: Die Entdeckung der Russell’schen Antinomie führte zur sogenannten Grundlagenkrise der Mathematik.
der Buchstabe (…), eine Triebfeder, an die sie offenbar überhaupt nicht gewöhnt sind: Bereits in der Sitzung vom 20. Dezember 1961 hieß es:
„Bertrand Russell sieht alles außer der Funktion des Buchstabens.“ (S. {13})
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Lacan umschreibt die Menge-Element-Beziehung jetzt als Repräsentations-Beziehung, „b bis z ist Element der Menge a“, ist für ihn synonym mit: „b bis z wird durch a repräsentiert“.
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Lacan nimmt an, dass der Buchstabe a zugleich in der Klammer enthalten ist, die er unter sich subsumiert, und zwar deshalb, weil a nicht a ist. Inwiefern ist a, weil es nicht a ist, zugleich in der Klammer enthalten?
Lacan nimmt außerdem an, dass a innerhalb der Klammer zugleich dasselbe a ist wie außerhalb der Klammer und nicht dasselbe. Was könnte damit gemeint sein?
Ist dies eine These über die Struktur des Buchstabens? Funktioniert (Lacan zufolge) jeder Buchstabe so, dass er einerseits, aufgrund seiner Differentialität, alle anderen Buchstaben repräsentiert, andererseits aber ein Buchstabe neben den anderen ist? Und ist dies Lacans Auflösung der Russell’schen Paradoxie, nämlich dass eine Menge, qua Buchstabe, sich zugleich selbst enthält und nicht selbst enthält? So versteht Christian Fierens diesen Satz (in: Ders.: Lecture de „L’identification“ de Lacan : de l’utopie d’identité au moteur de l’invention. EME Editions, Louvain-la-Neuve, Belgien, 2023, S. 79 f.).
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Lacan versteht unter einer Klasse eine Gesamtheit im Rahmen einer naiven Mengenlehre, unter einer Menge eine Gesamtheit im Rahmen einer (konventionell) axiomatisierten und damit auf Buchstaben beruhenden Mengenlehre; siehe oben S. {9 f.}.
Ist also gemeint: Es gibt deshalb keine Schwierigkeit, weil wir a als Buchstabe auffassen – ?
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gestern Abend: J. Lacan: De ce que j’enseigne, a.a.O.
Das metonymische Objekt des Begehrens: Lacan erläutert hier die Formel des Phantasmas, $ ◊ a.
– $: Das Subjekt (S) verschwindet im Anspruch, dargestellt durch das Ausstreichen des S durch einen Strich, zweites der drei Momente: Ausstreichen der Spur
- a: Das Objekt klein a setzt sich an die Stelle des Subjekts.den Signifikanten dieses Subjekts: Auffällig ist, dass Lacan hier das Objekt a als „Signifikant“ bezeichnet; später wird Lacan betonen, dass es kein Signifikant ist.
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sämtliche artikulierten Identifizierungen des Anspruchs: Hier werden Identifizierung und Anspruch eng zusammengebracht. Offenbar ist dies für Lacan eine der Formen der Identifizierung: die Identifizierung mit einem Anspruch.
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Das a steht in der Formel demnach für das Objekt a (hier speziell für die Brust), die Serie der 1 für die Reihe der Ansprüche bzw. der Identifizierungen.
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Tierkunde: Werk von Aristoteles, das meist mit einem lateinischen Titel bezeichnet wird: Historia animalium, 4. Jh. v. Chr.
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Buchstabe E in unserer Mengenparadoxie: Das bezieht sich vermutlich auf E für ensemble (Menge).
a (1+1+1 …): In einer früheren Sitzung des Identifizierungs-Seminars hieß es, der Buchstabe sei das Wesen bzw. der Träger des Signifikanten und eben das, wodurch er sich vom Zeichen unterscheide (vgl. Sitzung vom 6. Dezember 1961, S. {13)} und {17}). Ist die Formal a (1+1+1 …) ein Beispiel für diese Beziehung? Entspricht darin das a dem Buchstaben und (1+1+1 …) den Signifikanten?
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Die Beziehung zwischen der Brust und den oralen Ansprüchen soll nicht als Klasse, sondern eher als Menge aufgefasst werden. Soll damit angedeutet werden, dass es bei der Brust um einen Buchstaben geht?
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Die Brust funktioniert im Unbewussten nicht wie ein natürliches Merkmale in einer biologischen Klassifikation, sondern im Rahmen einer Beziehung zum Phallus. Um was für eine Art von Beziehung handelt es sich? Vermutlich um die zwischen Signifikant und Signifikat, mit der Serie der oralen Ansprüche als Signifikant und dem Phallus als Signifikat; darauf verweist die drei Sätze später vorgestellte Formel.
In Seminar 11, Die vier Grundbegriffe der Psychoanalyse, wird Lacan diesen Zusammenhang allgemeiner formulieren:
„Das Objekt a ist ein etwas, von dem als Organ das Subjekt sich getrennt hat zu seiner Konstituierung. Dieses Objekt gilt als Symbol des Mangels, das heißt des Phallus, und zwar nicht des Phallus an sich, sondern des Phallus, sofern er einen Mangel / ein Fehlen darstellt.“
(Sitzung vom 4. März 1964, Version Miller/Haas S. 110)
Demnach funktionieren sämtliche Objekte a, nicht nur die Brust, als Phallus-Symbole, des Phallus nicht etwa als Symbol der Macht, sondern eines Fehlens, also im Rahmen des Kastrationskomplexes.
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Vgl. Melanie Klein: Die Psychoanalyse des Kindes (1932). Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1987, S. 241–245.
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die verdrängte Brust kommt im Symptom wieder zum Vorschein: Das lässt sich auf die drei Momente der Konstituierung des Signifikanten beziehen:
(1) Spur – Brust,
(2) Auslöschen der Spur – Verdrängung der Brust,
(3) Markierung des ausgelöschten Spur – Wiederkehr der verdrängten Brust im Symptom.Evokation des Phallus-Objekts: Die verdrängte Brust kann noch auf eine andere Weise als im Symptom wieder zum Vorschein kommen: in der Evokation des Phallus-Objekts, also wohl als Symbol des Mangels.
Nach den Ausführungen zum Phallus in früheren Sitzungen dieses Seminars ist klar: Der imaginäre Phallus (φ oder
) entspricht dem Subjekt vor jeder Benennung (vgl. Sitzung vom 10. Januar 1962, S. {30 und 31} und vom 17. Januar 1962, S. {1}); er entspricht also wohl dem Subjekt vor jeder Identifizierung, dem Subjekt, das noch kein Subjekt im Lacan’schen Sinne ist.
die Funktion auf der perversen Skala: Die Evokation des Phallus-Objekts durch die verdrängte Brust ist auf die perverse Skala zu beziehen. Auf welche Weise? Eine Antwort wird hier nur angekündigt.
Im Jahr zuvor hieß es über Phallus und Perversion: Der Phallus ist der Signifikant des Signifikanten-Mangels, das heißt der Signifikant, der unter den Signifikanten fehlt und dessen Fehlen durch die Formel S(Ⱥ) (für „Signifikant eines Mangels im Anderen“) angezeigt wird. Er erscheine immer nur durch einen Kunstgriff, als imaginärer Phallus. Dennoch könne man ihn als Signifikanten isolieren, und zwar aufgrund des „perversen Mechanismus“. Dieser Mechanismus besteht darin, dass der Anblick des erigierten Penis eine Erektion hervorrufen kann, eine Beziehung, die für die männliche Homosexualität grundlegend ist (und die sich in diesem Sinne auf die „Perversion“ bezieht). Das Zeichen (die Erektion als Anzeichen des sexuellen Begehrens) ruft beim anderen, auf den es sich richtet, ein sexuelles Begehren hervor, sodass dieser für sich selbst zu einem Signifikanten werde. (Vgl. Seminar 8, Die Übertragung, Sitzung vom 26. April 1961, Version Miller/Gondek S. 324–326; Lacan spricht an keiner anderen Stelle von einem „perversen Mechanismus“.) Hilft das hier weiter?
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Zur Formel:
– „Brust“ links unten: verdrängte Brust (erster der drei Momente: die Spur)
– „$“ links oben: Verschwinden des Subjekts durch den Anspruch (zweiter der drei Momente: das Auslöschen der Spur, reales Subjekt, das „pas“ der Verneinung)
– „Brust (a)“ rechts oben mit Pfeil von unten links: Wiederkehr der verdrängten Brust als Objekt a im Symptom (dritter der drei Momente: Konstituierung des Signifikanten)
– „Phallus“ rechts unten (d.h. am Platz des Signifikats): Evokation des Phallus-Objekts durch die Brust (a). Der imaginäre Phallus () entspricht dem Subjekt vor jeder Benennung.
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den kleinen Tischtennisball: Auf einen Tischtennisball, der gezeigt wird, versteckt wird und wieder gezeigt wird, hatte Lacan sich bereits in einer früheren Sitzung des Identifizierungs-Seminars bezogen (Sitzung vom 6. Dezember 1961, S. {3 f.}).
im Fort-Da: Anspielung auf das von Freud analysierte Fort-da-Spiel eines Kindes mit einer Holzspule an einem Bindfaden (vgl. S. Freud: Jenseits des Lustprinzips (1920). In: GW 13, S. 11–15).
Alternanzspiel des Subjekts im Fort-Da: Offenbar entspricht die Brust als Objekt (a) am Platz rechts oben der Brust in einem Alternanzspiel oder Fort-da-Spiel.
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dass es sich strikt um nichts anderes handelt als um den Übergang des Phallus von (a+) nach (a–): Will er sagen: Wenn wir es mit der Brust im Wechsel von Abwesenheit und Anwesenheit zu tun haben, ist damit automatisch der Phallus im Spiel – ?
das Subjekt in seiner Frustration: In Seminar 4, Das Objekt der Psychoanalyse, hatte Lacan den Begriff der Frustration so erläutert: ein imaginärer Mangel eines realen Objekts (der Brust), herbeigeführt durch einen symbolischen Agenten, nämlich die Mutter, insofern sie zwischen Anwesenheit und Abwesenheit wechselt (Sitzung vom 12. Dezember 1956). Also steht die Brust (bzw. das Objekt a) im Wechsel von Abwesenheit und Anwesenheit vermutlich für die Frustration.
dass wir damit in der Identifizierungsbeziehung sind: Möglicherweise ist gemeint: Das Subjekt verarbeitet die Frustration (nämlich das Alternieren der Brust) durch Identifizierung. In der Identifizierungsbeziehung geht es um das Verhältnis von $ zu
, wobei die Zahl 1 vermutlich für den Anspruch bzw. für die Identifzierung steht und der Ausdruck
dafür, dass die Identifizierungen die Bedeutung des Anderen als solchen annehmen.
1, insoferen es die Bedeutung des Anderen als solchen annimmt: In einer früheren Sitzung dieses Seminars hieß es:
„Die Eins als solche ist der Andere / das Eine als solches ist das Andere.“
(Sitzung vom 29. November 1961, S. {24})
dieses Produkt von (a) und (–a), das formal ein (–a2) ergibt: Lacan springt vom Alternieren von (a) und (–a) zum Produkt von (a) und (–a) und damit zu (–a2). In den nächsten Sätzen deutet er an, worum es ihm dabei geht.
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Lacan springt von der Verwendung von Plus und Minus in der Arithmetik (Produkt von (a) und (–a)) zu Verwendung von Affirmation und Negation in der Logik, offenbar in einer stillschweigenden Gleichsetzung.
Das heißt vielleicht, dass man bei (a) und (–a) an die Affirmation und Negation des Objekts a denken muss.
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sondern um die Konjunktion der beiden: Was versteht Lacan unter der Konjunktion von (a) und (–a), von Anwesenheit und Abwesenheit?
Schnitt: Unter Schnitt versteht Lacan ab 1960 die Verbindung von Konjunktion und Disjunktion. Das Symbol für den Schnitt ist bei ihm die Raute, ◊, sie setzt sich zusammen aus dem Symbol für die Konjunktion, ˄, und dem für die Disjunktion, ˅ (vgl. J. Lacan: Die Lenkung der Kur und die Prinzipien ihrer Macht (geschrieben 1960, veröffentlicht 1961). In: Ders.: Schriften. Band II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2015, S. 72–145, hier: S. 132 Fn. 16).
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Worum es geht, ist die Disjunktion von (a) und (–a): Was ist mit der Disjunktion von (a) und (–a) gemeint?
Die Disjunktion von (a) und (–a) ist der Punkt, an dem das Subjekt dazu gelangt, als solches unterzukommen: Inwiefern kommt das Subjekt in der Disjunktion von (a) und (–a) unter?
Lacan spielt hier möglicherweise auf die Formel des Phantasmas an, $ ◊ a.
– $: wird hier ersetzt durch √–1, das heißt das Subjekt nach der Einwirkung des Signifikanten ($) durch das Subjekt vor der Einwirkung des Signifikanten ()
– ◊: Konjunktion und Disjunktion, Schnitt
– a: klein a, Objekt des Begehrens.Wo sich die Identifizierung mit diesem … Objekt des Begehrens herstellen muss: In den letzten Sätzen geht es um zwei unterschiedliche Arten der Identifizierung, zum einen um die Identifizierung mit 1 (und also mit dem Anspruch und auf diese Weise mit dem Anderen), zum anderen um die Identifizierung mit a (mit dem Objekt des Begehrens). Was versteht Lacan unter der Identifizierung mit dem Objekt des Begehrens? Wie verhält sich diese Art der Identifizierung zu Melanie Kleins Konzept der Introjektion des Partialobjekts?