Jacques Lacan
Seminar XIX, … oder schlimmer
(XIV) Sitzung vom 1. Juni 1972
Übersetzung und Erläuterung
Jacques Lacan:
Seminar XIX (1971/72): „… oder schlimmer“
und
Vortragsreihe „Das Wissen des Psychoanalytikers“ (1971/72)
(XIV) Sitzung vom 1. Juni 1972
Übersetzt und mit erläuternden Anmerkungen versehen von Rolf Nemitz
Vollständige Übersetzung von Seminar 19 und
Übersetzung von „Das Wissen des Psychoanalytikers“ ab der vierten Sitzung
auf der Grundlage der Staferla-Version und von Tonaufnahmen
Teil 14 von 16 Übersetzungen. Etwa jeden Monat erscheint die Übersetzung einer weiteren Sitzung.
Die übrigen Übersetzungen findet man hier.
In Millers Version des Seminars ist dies Kapitel XIV, Théorie des quatre formules, S. 192–208.
Die Übersetzung wird zweimal gebracht, zunächst nur deutsch, dann vergleichend: Satz für Satz französisch/deutsch.
Die zweisprachige Fassung enthält in den Anmerkungen zum französischen Text Hinweise auf Transkriptionsprobleme und auf größere Abweichungen in Millers Version; im deutschen Text findet man Links und Bilder, in den Anmerkungen zum deutschen Text Literaturangaben und inhaltliche Erläuterungen.
Einen Überblick über die verschiedenen Ausgaben von Seminar 19 findet man hier.
Herzlichen Dank an Gerhard Herrgott für großzügige Hilfe beim Übersetzen! Anregungen verdanke ich auch der englischen Übersetzung von Adrian Price.1
Zur Übersetzung
Seminar und Vortragsreihe
Jacques-Alain Miller hat in seine Ausgabe von Seminar XIX einen Teil einer Vortragsreihe integriert, die Lacan parallel, unter dem Titel Das Wissen des Analytikers, im Sainte-Anne-Krankenhaus in Paris hielt. Ab der vierten Sitzung vom 3. Februar 1972 beziehen sich diese Vorträge eng auf das Seminar, weshalb Miller sie ab dieser Sitzung in seine Seminar-Edition aufgenommen hat. Ich folge dem Vorbild von Miller und integriere die Vortragsreihe Das Wissen des Psychoanalytikers ab der Sitzung vom 3. Februar 1972 in die Übersetzung von Seminar XIX.
Die ersten drei Sitzungen von Das Wissen des Psychoanalytikers wurden getrennt veröffentlicht: Je parle aux murs. Entretiens de la chapelle de Sainte-Anne. Le Seuil, Paris 2011. Deutsch: Ich spreche zu den Wänden. Gespräche aus der Kapelle von Sainte-Anne. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2013.
Textgrundlage
Grundlage der Übersetzung ist:
Version Staferla von Seminar 19:
Jacques Lacan: … ou pire. Auf der Website staferla.free.fr, PDF-Datei, Fassung vom 25.10.2015
Die Lacan-Seminare auf der Staferla-Website werden von Zeit zu Zeit überarbeitet, ohne dass dies kenntlich gemacht wird. Aus diesem Grunde habe ich oben das Datum der von mir verwendeten Fassung angegeben.2 Zur Sicherheit habe ich diese Fassung der Staferla-Version hier gespeichert.
Die Transkription der Staferla-Version wurde von mir mit einer Tonbandaufnahme der Sitzung und mit der von Jacques-Alain Miller erstellten (redaktionell bearbeiteten) Version verglichen und an wenigen Stellen geändert. In Zweifelsfällen wurde die Stenotypie des Seminars und der Vortragsreihe, die man auf der Website der École lacanienne de psychanalyse findet, zu Rate gezogen. Wortwiederholungen, bei denen offenkundig ist, dass Lacan nach einer Formulierung sucht, habe ich gestrichen; Betonungs-Adverbien wie justement oder précisément habe ich nicht immer mitübersetzt. Der Schnitt der Sätze (Punkt oder Semikolon oder Komma) sowie die Orthografie wurden bisweilen verändert. Die Gliederung in Absätze ist von mir.
Stenotypien des Seminars und der Vortragsreihe gibt es auf der Website der École lacanienne de psychanalyse (ELP) hier. Tonaufnahmen von Seminar 19 und von Das Wissen des Psychoanalytikers findet man auf der Website von Patrick Valas, valas.fr, hier. Millers Version ist: J. Lacan: Le séminaire, livre XIX. … ou pire. 1971–1972. Textherstellung durch Jacques-Alain Miller. Le Seuil, Paris 2011.
Zur Notation
– Zwei Bindestriche, also: --, markieren, dass an dieser Stelle ein Satz grammatisch unvollständig abbricht.
– Wörter mit Sternchen: im Original deutsch.
– Der Schrägstrich / verbindet Übersetzungsvarianten.
– Einfügungen in eckigen Klammern dienen der Erläuterung und sind nicht von Lacan.
– Zahlen in geschweiften Klammern und grauer Schrift, z.B. {10}, verweisen auf die Seiten von Millers Ausgabe des Seminars bei Le Seuil.
– Zahlen in eckigen Klammern und grauer Schrift, z..B. [10], verweisen auf die Seitenzahlen der Stenotypie von Seminar 19 auf der Website der École lacanienne de psychanalyse, hier.
Sitzung vom 1. Juni 1972
Tonaufnahme und Stenotypie.
Die Tonaufnahme besteht aus drei Teilen, die falsch angeordnet sind:
– Teil A: 0:00 bis 49:37, erster Teil der Vorlesung
– Teil B: 49:38 bis 54:53, dritter Teil der Vorlesung
– Teil C: 54:54 bis Schluss, zweiter Teil der Vorlesung.
Eine Stenotypie der Sitzung vom 1. Juni 1972 findet man hier (von der Website der École lacanienne de psychanalyse). In dieser Stenotpyie fehlt die zweite Seite.
Deutsch
Zahlen in geschweiften Klammern und grauer Schrift , z.B. {11}, verweisen auf die Seiten von Millers Ausgabe des Seminars bei Le Seuil.
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Sainte-Anne-Krankenhaus, Paris
{193} Sie wissen ja – hier sage ich, was ich denke. Das ist eine weibliche Position, denn denken ist letztlich etwas sehr Besonderes.
Gut, da ich Ihnen hin und wieder schreibe, habe ich während einer kleinen Reise, die ich gerade gemacht habe, eine Reihe von Thesen geschrieben, von denen die erste die ist, dass man erkennen muss, dass der Psychoanalytiker durch den Diskurs – mein Terminus –, durch den Diskurs, der ihn bedingt und den man, seit mir, Diskurs des Psychoanalytikers nennt, dass er durch diesen Diskurs in einer Position ist, die, sagen wir, schwierig ist. Freud sagte: unmöglich*; das ist vielleicht ein bisschen forciert, er sprach für sich selbst. Gut.
Andererseits, zweite These: Er weiß – und das aus Erfahrung, das heißt, so wenig er die Psychoanalyse auch praktiziert haben mag –, er weiß darüber für das, was ich sagen werde, genug. Er weiß jedenfalls, dass er mit dem, was ich sage, etwas Gemeinsames hat. Das ist völlig unabhängig davon, ob er über das, was ich sage, informiert ist, denn das, was ich sage, führt dazu – wie ich, so scheint mir, in diesem Jahr demonstriert habe –, dass sein Wissen verortet wird.
[Lacan schreibt an die Tafel.] Das ist die Sache mit dem Wissen über die Wahrheit: das hier [unten links] ist der Platz der Wahrheit – für diejenigen, die zum ersten Mal hier sind –, das hier [oben links] ist der Platz des Scheins, das hier [oben rechts] ist der der Jouissance, und das hier [unten rechts] der Platz der Mehrlust, was ich abgekürzt so schreibe: + de jouir, für jouissance schreiben wir ein J.
Das Schwierige ist sein Verhältnis zum Wissen, natürlich nicht zu dem, was ich sage, denn im gesamten psychoanalytischen Niemandsland |{194} weiß man nicht, dass ich es sage. Das heißt aber nicht, dass man von dem, was ich sage, nichts wüsste, denn das geht aus Erfahrung hervor. Man hat jedoch, von dem her, was man darüber weiß, einen Horror.
Dazu kann ich sagen, wirklich ganz einfach, dass ich sie begreife – ich kann sagen, das heißt: Ich kann sagen, wenn man das möchte –, aber ich begreife sie. Ich versetze mich umso leichter an ihre Stelle, als ich dort bin. Aber ich begreife es umso leichter, als ich, wie alle anderen, höre, was ich sage. Allerdings passiert mir das nicht jeden Tag, weil ich nicht jeden Tag spreche. In Wirklichkeit begreife ich es – das heißt, dass ich verstehe, was ich sage – an den wenigen Tagen, sagen wir an einem oder an zweien, die meinem Seminar unmittelbar vorausgehen, denn in dem Moment fange ich an, Ihnen zu schreiben. An den anderen Tagen ist es so, dass mich das Denken derjenigen, mit denen ich zu tun hatte, überschwemmt.
Ich muss es Ihnen gestehen, denn im Augenblick ist es so, dass mich die Ungeduld dessen beherrscht, was ich in Scilicet „mein Scheitern“ genannt habe und was ich also weiterhin so nennen kann, denn dass ich etwas zurücknehme, ist selten.
Ja, sie wissen. Ich rufe das in Erinnerung, weil der Titel für das, was ich hier zu behandeln habe, so lautet: Le savoir du psychanalyste, „Das Wissen des Psychoanalytikers“. In diesem Falle evoziert das französische du [eine Kontraktion aus de und le] das le – „der“ oder „das“ –, bestimmter Artikel im Französischen; das ist ja das, was man bestimmt nennt, jawohl. Warum nicht Wissen der Psychoanalytiker, nach dem, was ich Ihnen soeben gesagt habe? Das würde eher zu meinem diesjährigen Thema passen, also zum Yad’lun, zum Skip-teins. Y en a des – ’s gibt welche –, die so von sich sagen. Ich möchte ihr Sagen umso weniger bestreiten, als es keine anderen gibt. Ich sage du – „des“ Psychoanalytikers –, warum? Weil sie es sind, zu denen ich spreche, obwohl es hier viele gibt, die keine Psychoanalytiker sind.
Der Psychoanalytiker weiß also, was ich sage. Die Psychoanalytiker, habe ich gesagt, wissen es aus Erfahrung, wie wenig Erfahrung sie auch haben mögen, selbst wenn sich das auf die Lehranalyse beschränkt, die Minimalanforderung dafür, sich Psychoanalytiker zu nennen. Denn selbst wenn das, was ich Passe genannt habe, verfehlt wird, na ja, dann wird sich das darauf reduzieren, dass sie eine Lehranalyse gehabt haben, aber dafür, dass sie wissen, was ich sage, genügt das letztlich.
Die Passe – das findet man ebenfalls in Scilicet, das ist ja der einschlägige Ort –, wenn ich sage, dass die Passe verfehlt wird, dann heißt das nicht, dass sie sich nicht der Erfahrung der Passe ausgesetzt hätten. Wie ich oft betont habe, ist die Erfahrung der Passe einfach das, was ich denen vorschlage, die hinreichend engagiert sind, um sich dem auszusetzen, einzig mit dem Ziel, über einen wirklich heiklen Punkt Auskunft zu bekommen, der darin besteht, dass --; kurz, etwas, das auf die sicherste Weise bestätigt wird, nämlich dass es völlig a-normal ist – Objekt a-normal –, dass jemand, der eine Analyse macht, Psychoanalytiker sein will. Es braucht wirklich eine Art Abirrung, die die Mühe lohnt, die Mühe lohnte, dass jedem das angeboten wird, was man als Zeugnis sammeln konnte. Eben deshalb habe ich provisorisch diesen Versuch einer Sammlung eingerichtet, um |{195} herauszufinden, warum jemand, der durch seine Lehranalyse weiß, was Psychoanalyse ist, noch Analytiker sein wollen kann.
Also darüber, was es mit ihrer Position auf sich hat, werde ich nicht mehr sagen, einfach deshalb, weil ich für das, was ich in diesem Jahr für meine Rückkehr nach Sainte-Anne vorgeschlagen habe, Das Wissen des Psychoanalytikers gewählt habe. Dies keineswegs, um die Psychoanalytiker zu schonen, dafür, dass ihre Position bei ihnen ein Schwindelgefühl hervorruft, brauchen sie mich nicht, ich werde es jedoch nicht verstärken, indem ich es ihnen sage. Was getan werden könnte – und vielleicht werde ich das zu einem anderen Zeitpunkt tun –, was auf reizvolle Weise in einem Bezugsrahmen gemacht werden könnte, den ich nur in Anführungszeichen als „historisch“ bezeichnen möchte --; na ja, Sie werden es sehen, wenn es so weit ist, falls ich dabeibleibe; für diejenigen, die Schlauköpfe sind: ich werde zu denen über das Wort Versuchung sprechen.
Hier spreche ich nur über das Wissen, und ich weise darauf hin, dass es nicht um die Wahrheit über das Wissen geht, sondern um das Wissen über die Wahrheit, und dass dies, also das Wissen über die Wahrheit, von der Spitze dessen her artikuliert wird, was ich in diesem Jahr über das Yad’lun vorbringe. Skip-teins und mehr nicht, das ist ein ganz besonderes Eins, dasjenige, wodurch das Eins von Zwei getrennt wird, und das ist ein Abgrund.
Ich wiederhole: Die Wahrheit – ich habe das bereits gesagt – lässt sich nur halbsagen. Wenn die Umsteigezeit abgelaufen ist, sodass ich mich dem Wechsel zuwenden kann, werde ich über die andere Seite sprechen, über das Halbwahre. Man muss immer das Korn von der Spreu des Halbwahren trennen.
*
Wie ich Ihnen vielleicht bereits gesagt habe, komme ich aus Italien zurück, wo ich mich für den Empfang immer nur beglückwünschen konnte, selbst vonseiten meiner Psychoanalytiker-Kollegen. Durch einen von ihnen habe ich einen dritten kennengelernt, der ganz auf dem neuesten Stand ist, auf dem meinen natürlich. [Gelächter] Er arbeitet mit Dedekind, und er hat das ganz ohne mich gefunden. Ich kann nicht sagen – zu dem Zeitpunkt, an dem er angefangen hat, sich damit zu beschäftigen –, dass ich nicht bereits da war, aber immerhin ist es ein Faktum, dass ich später als er darüber gesprochen habe, da ich ja erst jetzt darüber spreche und er bereits ein ganzes kleines Werk darüber geschrieben hat. Er hat letztendlich den Wert der mathematischen Elemente gesehen, wenn es darum geht, etwas auftauchen zu lassen, das unsere Erfahrung als Analytiker wirklich angeht.
Na ja, da er ziemlich angesehen ist – dafür hat er alles getan –, ist es ihm gelungen, sich Gehör zu verschaffen, an sehr gut platzierten Stellen dessen, was man die IPA nennt – die Institution Psychanalytique Avouée, wie ich das übersetzen würde, die Eingestandene Psychoanalytische Institution. [Gelächter] Es ist ihm also gelungen, sich Gehör zu verschaffen; das Merkwürdige ist jedoch, dass man ihn nicht veröffentlicht. Man veröffentlicht ihn nicht und man sagt dazu: Verstehen Sie, niemand wird was verstehen. Ich muss sagen, dass mich das überrascht, denn schließlich bei „Lacan“ – in Anführungszeichen natürlich –, also bei Sachen der Richtung, die ich bei den Inkompetenten einer bestimmten Linguistik |{196} angeblich repräsentiere, hat man es ziemlich eilig, das International Journal damit vollzustopfen. Natürlich, je mehr Sachen im Papierkorb sind, desto weniger lässt sich das unterscheiden. Also warum zum Teufel glaubte man, in diesem Falle ein Hindernis errichten zu müssen? Denn was mich angeht, so scheint mir, dass es ein Hindernis ist, und dass die Tatsache, dass man sagt, dass die Leser nichts verstehen werden, zweitrangig ist – es ist nicht notwendig, dass alle Artikel des International Journal verstanden werden. Es gibt also etwas, was daran nicht gefällt. Es ist jedoch offensichtlich, dass ich – weil derjenige, den ich gerade nicht genannt habe, da Ihnen sein Name völlig unbekannt ist, es ist ihm noch nicht gelungen, etwas zu veröffentlichen –, dass ich, weil er vollkommen identifizierbar ist, durchaus glaube, dass man ihn – in der Folge dessen, was heute von meinen Ausführungen durchsickern wird, vor allem, wenn bekannt wird, dass ich ihn nicht genannt habe –, dass ich glaube, dass man ihn veröffentlichen wird. [Gelächter] Wirklich, es sieht so aus, als ob ihm ziemlich viel daran läge, sodass ich ihm gern dabei helfe. Falls es nicht dazu kommt, werde ich Ihnen etwas mehr darüber erzählen. [Gelächter] Kehren wir zurück in die Gegenwart.
*
Der Psychoanalytiker hat also zu dem, was er weiß, ein komplexes Verhältnis. Er verleugnet es, er reprimiert es – um den Ausdruck zu verwenden, mit dem Verdrängung ins Englische übersetzt wird –, und es passiert ihm sogar, dass er nichts davon wissen will. Und warum nicht? Wen könnte das in Erstaunen versetzen? Die Psychoanalyse, werden Sie mir sagen, also was soll’s? Ich höre von hier aus das Blabla von jemandem, der von Psychoanalyse nicht die geringste Ahnung hat. Ich antworte auf das, was von diesem floor, wie man sagt, aufsteigen kann, ich antworte: Ist das, was heilt, das Wissen – sei es das des Subjekts oder das Wissen, das in der Übertragung unterstellt wird –, oder ist es die Übertragung, wie sie sich in einer gegebenen Analyse herstellt? Warum wäre das Wissen – von dem ich sage, dass jeder Psychoanalytiker es in bestimmtem Maße hat –, warum wäre das Wissen, wie ich vorhin gesagt habe, anerkannt?
Von dieser Frage her hat Freud ja die Verwerfung* aufgefasst, er nennt sie ein Urteil, das – bei der Wahl – verwirft. Er fügt hinzu, das verurteilt, aber ich verdichte es. Dass die Verwerfung*, wenn sie sich im Unbewussten herstellt, ein Subjekt verrückt macht, heißt nicht, dass sie nicht – eben sie und unter eben dem Namen, von woher Freud sie entlehnt –, dass sie nicht als eine rational begründete Macht die Welt regiert.
Psychoanalytiker im Plural – Sie werden es sehen, im Unterschied zu der Psychoanalytiker –, Psychoanalytiker im Plural, das ist vorzuziehen, das bevorzugt sich selbst, sehen Sie.
Es sind nicht die einzigen, es gibt darin eine Tradition, die ärztliche Tradition. Sich selbst zu bevorzugen, das ist nie besser gemacht worden, außer von den Heiligen, les saints. s, a, i, n, t, s. [Gelächter]; ja, man spricht zu Ihnen so viel über die anderen, les seins, die Brüste [Gelächter], dass ich präzisiere, denn die anderen --; aber lassen wir das. Die Heiligen, auch sie bevorzugen sich, sie denken sogar nur daran. Sie verzehren sich darin, den besten Weg zu finden, sich zu |{197} bevorzugen, während es doch so einfache Wege gibt, wie es die méde-saints zeigen, auch sie. [Gelächter] Ich meine, sie sind keine Heiligen, das versteht sich von selbst. Es gibt kaum etwas, das, wenn man es durchblättert, so widerlich ist wie die Geschichte der Medizin; man kann das als Brechmittel empfehlen oder als Abführmittel [Gelächter], es wirkt in beiden Richtungen. Um zu wissen, dass das Wissen nichts mit der Wahrheit zu tun hat, dafür gibt es wahrlich nichts Überzeugenderes. Man kann sogar sagen, das geht so weit, dass der Arzt zu einer Art Provokateur gemacht wird.
Das ändert nichts daran, dass die Ärzte es geschafft haben – aus Gründen, die damit zu tun hatten, dass die Plattform, die sie mit dem Diskurs der Wissenschaft geteilt haben, kleiner wurde –, dass die Ärzte es geschafft haben, die Psychoanalyse dazu zu bringen, in ihre Fußstapfen zu treten. Und damit kannten sie sich aus. Natürlich umso mehr, als der Psychoanalytiker, da er in Bezug auf seine Position in beträchtlicher Verlegenheit war – das war mein Ausgangspunkt –, umso mehr geneigt war, die Ratschläge von Leuten mit Erfahrung anzunehmen.
Es ist mir wichtig, diesen Punkt der Geschichte hervorzuheben, der in meinem Fall – soweit er von Bedeutung ist – wirklich ein Schlüsselpunkt ist. Aufgrund dieser Verschwörung, gegen die sich ein Artikel von Freud über die Laienanalyse* ausdrücklich wendet, aufgrund dieser Verschwörung, zu der es kurz nach dem Krieg kommen konnte, hatte ich die Partie bereits verloren, bevor ich sie begonnen hatte. Ich möchte einfach, dass man mir in dieser Sache Glauben schenkt, denn, warum? Ich werde es sagen. Wenn ich heute Abend Zeugnis ablege – und nicht zufällig tue ich das in Sainte-Anne, weil ja hier, wie ich Ihnen sage, der Ort ist, wo ich sage, was ich denke –, wenn ich erkläre, dass ich mich deshalb auf diese Partie eingelassen hatte, weil ich sehr gut wusste, dass ich sie damals verloren hatte, dann hat das nichts Heroisches, wissen Sie. Es gibt eine Menge Partien, die unter solchen Bedingungen aufgenommen werden. Das ist sogar eine der Grundlagen der conditio humana, wie mal jemand gesagt hat, und das gelingt nicht schlechter als irgendein anderes Unternehmen. Der Beweis – sehen Sie hier. Das einzig Ärgerliche ist – allerdings nur für mich –, dass einem das nicht viel Freiheit lässt. Ich sage das am Rande zu der Person, die mich – das war, ich weiß nicht, die vorvorletzte Sitzung –, die mich darüber befragt hat, ob ich an die Freiheit glaube.
Eine andere Erklärung, die ich abgeben möchte und die durchaus ihr Gewicht hat – denn schließlich, ich weiß nicht, heut Abend ist mir danach –, eine andere Erklärung, eine, die also völlig bewiesen ist: Hier bitte ich Sie, mir zu glauben, dass ich sehr gut mitbekommen hatte, dass die Partie verloren war, [aber Sie denken möglicherweise,] ich war wohl doch nicht so schlau, vielleicht hatte ich ja gedacht, ich müsste mich draufstürzen und dass ich die Eingestandene Psychoanalytische Institution plattmachen würde. Und hier kann niemand das Gegenteil dessen sagen, was ich sagen werde, nämlich dass ich von den Leuten, von denen ich wusste, dass sie mich verlassen würden, nie jemanden habe fallen lassen, bevor sie nicht von sich aus gegangen sind. Und das stimmt auch für den Moment, in dem die Partie insgesamt für Frankreich verloren war, also diejenige, auf die ich vorhin angespielt habe, der kleine Tumult in einer Verschwörung von ärztlichen Psychoanalytikern, von wo 1953 der Beginn meiner Lehre ausgegangen ist.
{198} An den Tagen, an denen mich der Gedanke, diese Lehre fortsetzen zu müssen, nicht umtreibt – also an einer Reihe von Tagen –, habe ich natürlich, wie alle Dummköpfe, die Vorstellung, wie das für die französische Psychoanalyse hätte sein können, wenn ich dort hätte lehren können, wo ich aus dem eben genannten Grund keineswegs bereit war, irgendjemanden fallen zu lassen. Ich möchte sagen, so skandalös meine Vorschläge auch gewesen sein mögen, die über Funktion und Feld und so weiter und so fort, des Sprechens und der Sprache, ich war jahrelang bereit, den Graben zu überdecken, selbst für die Harthörigsten, und an dem Punkt, an dem wir damit sind, hätte von den Psychoanalytikern niemand etwas dabei verloren.
Ich habe Ihnen gesagt, dass ich eine kleine Reise nach Italien gemacht habe. In solchen Fällen gehe ich auch deshalb – warum nicht? –, weil es viele gibt, die mich lieben.
Übrigens, jemand hat mir ein Zahnputzglas geschickt! [Gelächter] Ich wüsste gern, wer das war, um mich bei dieser Person zu bedanken. Es gibt jemanden, der mir ein Zahnputzglas geschickt hat; ich sage das für diejenigen, die beim letzten Mal am Panthéon dabei waren. Das ist jemand, dem ich umso mehr danke, als es kein Zahnputzglas ist. [Gelächter] Es ist ein wunderschönes kleines rotes Glasgefäß, lang und geschwungen, in das ich, wer auch immer mir das geschickt haben mag, eine Rose stellen werde. Ich habe aber nur eins bekommen, das muss ich schon sagen. Aber machen wir weiter.
Leute, die mich ein bisschen lieben, gibt’s an jeder Ecke, selbst in den Gängen des Vatikans. Warum auch nicht, es gibt da sehr nette Leute. Nur dort – dies für die Person, die mich zur Freiheit befragt –, nur im Vatikan kenne ich Freidenker. [Gelächter] Ich selbst bin kein Freidenker, ich bin gezwungen, mich an das zu halten, was ich sage. Aber da unten – welche Leichtigkeit! [Gelächter] Ah, man begreift, dass die Französische Revolution von den Priestern betrieben wurde. Wenn Sie wüssten, welche Freiheit man dort hat, meine lieben Freunde, dann liefe es Ihnen kalt den Rücken runter. Ich versuche, diese Leute auf die harte Linie zurückzubringen, da ist nichts zu machen, die haben das hinter sich, für sie ist die Psychoanalyse überholt. Da sehen Sie, wozu es dient, das freie Denken. Die haben den Durchblick: „Das war doch ein guter Beruf, oder? [Gelächter] Das hatte ja gute Seiten.“ Wenn die sagen, das sei überholt, dann wissen die, was sie sagen, sie sagen: Das ist vorbei, weil man’s eben ein bisschen besser machen muss.
Ich sage das ja, um die Leute zu warnen – diejenigen, die auf dem Laufenden sind, vor allem natürlich diejenigen, die mir folgen –, dass man zweimal hinschauen sollte, bevor man hier seine Nachkommen einbezieht, da es bei der Geschwindigkeit, mit der die Dinge sich abspielen, durchaus möglich ist, dass das aufhört, mit einem Schlag, einfach so. Na ja, das ist nur für diejenigen, die hier ihre Nachkommen einbeziehen müssen – ich rate ihnen zur Vorsicht.
*
Über das, was in der Psychoanalyse geschieht, habe ich ja bereits gesprochen. Bestimmte Punkte, die ich bereits angesprochen habe, müssen jedoch verdeutlicht werden, weshalb ich glaube, an dieser Stelle kurz darauf eingehen zu können, nämlich dass dies der einzige Diskurs ist – und dafür sollten wir ihn würdigen, Diskurs in dem Sinne, in dem ich eine Liste von vier Diskursen aufgestellt habe –, dass dies der einzige Diskurs ist, bei dem es so ist, dass das Schurkentum notwendigerweise zur Dummheit führt. Wenn man sofort wüsste, dass jemand, |{199} der einen um eine Lehranalyse bittet, ein Schurke ist, würde man ihm ja sagen: Für Sie keine Psychoanalyse, mein Lieber, davon würden Sie dumm wie Stroh. Aber man weiß es nicht, das ist ja sorgsam versteckt. Jedoch, nach einer gewissen Zeit in Psychoanalyse weiß man es, weil das Schurkentum immer, nicht etwa vererbt ist, es geht nicht um Vererbung, es geht um das Begehren, das Begehren des Anderen, aus dem der Betreffende hervorgegangen ist. Ich spreche vom Begehren, es ist nicht immer das Begehren seiner Eltern, es kann das seiner Großeltern sein, aber wenn das Begehren, dass dazu führte, dass er geboren wurde, das Begehren eines Schurken ist, ist er unvermeidlich ein Schurke, ich habe nie eine Ausnahme gesehen. Und deshalb war ich immer so zartfühlend gegenüber Leuten, von denen ich wusste, dass sie mich verlassen würden – zumindest in den Fällen, in denen ich es war, der sie psychoanalysiert hatte, da ich ja wusste, dass sie völlig dumm geworden waren. Ich kann nicht sagen, ich hätte es mit Absicht getan; wie ich Ihnen bereits gesagt habe, ist das notwendig. Notwendig ist es dann, wenn eine Psychoanalyse bis zu Ende geführt wird, was bei der Lehranalyse das Mindeste ist.
Falls die Psychoanalyse keine Lehranalyse ist, ist es eine Frage des Takts – Sie müssen dem Typen genügend Schurkentum lassen, damit er von da an ordentlich zurechtkommt. Das ist wirklich therapeutisch, Sie müssen ihn oben schwimmen lassen.
In der Lehranalyse jedoch können Sie das nicht machen, denn Gott weiß, wohin das führen würde. Stellen Sie sich einen Psychoanalytiker vor, der ein Schurke bleibt, das ist für alle ein Alptraum. Keine Sorge, im Gegensatz zu dem, was man glaubt, ist die Psychoanalyse immer wirklich lehrhaft, selbst wenn derjenige, der sie praktiziert, ein Dummkopf ist, und ich möchte sogar sagen: umso mehr. Ich meine, alles, was man riskiert, ist, dumme Psychoanalytiker zu haben. Das ist aber, wie gesagt, letztlich kein Nachteil, denn das Objekt a am Platz des Scheins, das ist ja eine Position, die sich halten lässt. Voilà! Man kann auch von vornherein dumm sein, es ist wichtig, das zu unterscheiden. Gut.
*
Also ich habe, was mich angeht, nichts Besseres gefunden, ich habe nichts Besseres als das, was ich das Mathem nenne, gefunden, um mich einer Sache zu nähern, die sich auf das Wissen über die Wahrheit bezieht, weil es dort [im Diskurs der Psychoanalyse] alles in allem gelungen ist, ihm eine funktionale Tragweite zu geben.
Viel besser ist es, wenn Peirce sich damit befasst. Er verwendet die Funktionen 0 und 1 für die beiden Wahrheitswerte und er stellt sich nicht vor, dass man, um Wahrheit und Falschheit zu bezeichnen, groß W oder groß F schreiben kann.
Ich habe bereits mit einigen Sätzen darauf hingewiesen, am |{200} Panthéon habe ich bereits darauf hingewiesen, dass es beim Yad’lun zwei Stadien gibt: es gibt den Parmenides, und danach musste man bis zur Mengenlehre kommen, damit die Frage nach einem Wissen [gestellt wurde], von dem die Wahrheit als schlichte Funktion aufgefasst wird und das sich keineswegs damit begnügt, nach einem Wissen, zu dem ein Reales gehört, das mit Wahrheit nichts zu tun hat, und das ist die Mathematik. Dennoch muss man annehmen, dass die Mathematik sich hierzu jahrhundertelang jeder Frage enthalten hat, da sie erst spät und durch eine logische Untersuchung dazu geführt hat, dass bei dieser Frage ein Schritt getan worden ist, bei einer Frage, die für das, worum es bei der Wahrheit geht, zentral ist, nämlich: wie und warum yad’lun, wie und warum gibts Eins. Sie werden mich entschuldigen, ich bin nicht der Einzige.
Skip-teins, um dieses Eins dreht sich die Frage der Existenz. Ich habe bereits einiges dazu gesagt, nämlich dass vor einer bestimmten Epoche die Existenz als solche nie angegangen wurde und dass es lange gebraucht hat, um sie aus der Essenz – aus dem Wesen – herauszulösen. Ich habe darüber gesprochen, dass im Griechischen streng genommen nichts verwendet wird, das existieren bedeutet. Nicht, dass mir existēmi, existanō unbekannt wäre, aber ich möchte festhalten, dass kein Philosoph es je verwendet hat. Hier jedoch beginnt etwas, das uns interessieren könnte – es geht darum zu wissen, was existiert. Es existiert nur vom Eins her.
Bei dem, was sich um uns drängt, bin auch ich gezwungen, mich zu beeilen.
Die Mengenlehre, das ist die Befragung, pourquoi Yad’lun, warum gibts Eins? Das Eins ist nichts, das an jeder Ecke anzutreffen wäre, was auch immer Sie denken mögen, einschließlich dieser Gewissheit, die illusorisch ist und das seit langem – was nicht verhindert, dass man daran festhält –, dass Sie Eins sind, auch Sie.
Sie sind Eins – es genügt, dass Sie versuchen, auch nur den kleinen Finger zu heben, um nicht nur mitzubekommen, dass Sie nicht Eins sind, sondern dass Sie – ach! – unzählbar sind, jeder für sich unzählbar. So sehr unzählbar, dass man Ihnen beigebracht hat – was eines der guten Ergebnisse des psychoanalytischen Einflusses sein könnte –, dass Sie, je nachdem, entweder völlig endlich sind – ich sage Ihnen das sehr schnell, da ich nicht weiß, wie lange ich noch weitermachen kann –, dass Sie, was Männer angeht, völlig endlich sind, das ist klar: endlich, endlich, endlich, oder, was Frauen betrifft: abzählbar. Ich will versuchen, Ihnen kurz etwas zu erläutern, das Ihnen in dieser Sache den Weg zu bahnen beginnt, da dies ja keineswegs Dinge sind, die in die Augen springen, vor allem, wenn man nicht weiß, was das heißt: endlich und abzählbar. Wenn Sie jedoch meinen Hinweisen ein wenig folgen, werden Sie [dazu] irgendwas lesen, denn davon wimmelt es jetzt nur so, von Büchern über Mengenlehre, sogar von solchen, die sich dagegen wenden.
Es gibt da jemand, der sehr nett ist und den ich hoffentlich nachher sehen werde, um mich dafür zu entschuldigen, dass ich ihm heute Abend ein Buch nicht mitgebracht habe, bei dem ich alles getan hatte, um es aufzutreiben, und das vergriffen ist, das er mir beim letzten Mal gegeben hat, ein Buch |{201} mit dem Titel Cantor a tort, „Cantor irrt sich“. Das ist ein sehr gutes Buch. Es ist offensichtlich, dass Cantor von einem bestimmten Standpunkt aus unrecht hat. Er hat jedoch einfach schon von daher unbestreitbar recht, dass das, was er vorgebracht hat, in der Mathematik unzählige Nachkommen gehabt hat, und dass alles, worum es geht, eben dies ist, nämlich: Dass etwas die Mathematik weiterbringt, genügt, damit es sich vertreten lässt.
Selbst wenn Cantor unrecht hat – in der Sicht derjenigen, die verkünden (man weiß nicht, warum), dass sie wissen, was die Zahl ist –, so hat doch die gesamte Geschichte der Mathematik weit vor Cantor gezeigt, dass es keinen Ort gibt, an dem [besser] beweisbar ist, dass es keinen Ort gibt, an dem wahrer ist, dass das Unmögliche das Reale ist. Angefangen hat das mit den Pythagoräern, die eines Tages von der offensichtlichen Tatsache getroffen wurden – die ihnen ja bekannt sein musste, man sollte sie nicht gerade für Säuglinge halten –, dass Wurzel aus 2 nicht kommensurabel ist. Das wurde von Philosophen aufgegriffen; nur deshalb, weil das über den Theaitet zu uns gelangt ist, sollte man nicht glauben, dass die Mathematiker der damaligen Zeit nicht auf der Höhe waren und nicht in der Lage waren zu antworten; eben deshalb, weil man mitbekam, dass das Inkommensurable existiert, fing man an, sich die Frage zu stellen, was das ist, die Zahl.
Ich werde mit Ihnen nicht diese ganze Geschichte durchgehn. Es gibt da eine bestimmte Sache mit Wurzel aus minus 1, die man seither, man weiß nicht warum, imaginär genannt hat. Es gibt nichts, das weniger imaginär wäre als Wurzel aus minus 1, wie durch das bewiesen wurde, was danach kam, denn von da ist ja das ausgegangen, was wir die komplexe Zahl nennen können, also eines der nützlichsten und fruchtbarsten Dinge, die in der Mathematik je kreiert wurden. Kurz, je mehr Einwände gegenüber dem erhoben werden, worum es dann geht, wenn der Eintritt durch das Eins erfolgt, also durch die ganze Zahl, desto mehr zeigt sich, dass in der Mathematik das Reale eben aus dem Unmöglichen erzeugt wird. Genau von daher, dass auf dem Weg über Cantor etwas geschaffen werden konnte, das nichts weniger ist als das gesamte Werk von Russell, ja unendlich viele andere Punkte, die in der Funktionentheorie äußerst fruchtbar waren, eben von daher ist sicher, dass, im Hinblick auf das Reale, Cantor auf der richtigen Spur ist, auf der Spur dessen, worum es geht.
Wenn ich Ihnen vorschlage – ich spreche zu den Psychoanalytikern –, sich hierzu ein wenig aufs Laufende zu bringen, dann deshalb, weil daraus etwas herauszuziehen ist, bei dem, was natürlich Ihre liebe kleine Sünde ist.
Ich sage das, weil Sie es mit Wesen zu tun haben, die, da sie nicht anders können, wie Telemach denken, zumindest wie der von Paul-Jean Toulet beschriebene Telemach: ils pensent à la dépense, sie denken an die Ausgaben. Na ja, es geht darum, ob Sie, die Sie Analytiker sind, und diejenigen, die von Ihnen geführt werden, ihre Zeit vergebens verausgaben oder nicht.
Es ist klar, dass in dieser Hinsicht das Pathos des Denkens, das sich für Sie aus einer knappen Einführung in die Mengenlehre ergeben kann – die allerdings auch nicht |{202} zu kurz sein sollte –, dass dies etwas ist, das Sie dazu bringen kann, über Begriffe wie beispielsweise den der Existenz nachzudenken. Es ist klar, dass erst ausgehend von einem bestimmten Nachdenken über die Mathematik die Existenz ihren Sinn angenommen hat.
Alles, was man davor hat sagen können, durch eine Art Vorahnung insbesondere religiöser Art, nämlich dass Gott existiert, hat überhaupt nur insofern Sinn, als es den Akzent darauf setzt – ich muss hier den Akzent setzen, mettre l’accent, da es Leute gibt, die mich für einen maître à penser halten, für einen Vordenker –, dass es um Folgendes geht: Ob Sie nun daran glauben oder nicht – im Vertrauen gesagt, ich glaube nicht daran, aber wen kümmert das, und bei denen, die daran glauben, ist es dasselbe –, ob Sie nun an Gott glauben oder nicht, Sie sollten sich sagen, dass man in jedem Fall, ob man nun daran glaubt oder nicht, mit Gott rechnen muss, das lässt sich überhaupt nicht vermeiden.
Aus diesem Grunde schreibe ich das wieder an die Tafel, das, um das herum ich versucht habe, etwas sich drehen zu lassen, darüber, was es mit dem angeblichen sexuellen Verhältnis auf sich hat.
Lacan schreibt an die Tafel
Ich fange wieder an: Es existiert ein x, das so ist, dass das, was es an Subjekt gibt, insofern es durch eine Funktion bestimmbar ist, durch diejenige, von der das sexuelle Verhältnis dominiert wird, also durch die phallische Funktion – deshalb schreibe ich sie als Φ von x –; es existiert ein x, das dadurch bestimmt ist, dass es zur Funktion nein gesagt hat []. Sie sehen, dass von dort her, von wo aus ich spreche, die Frage der Existenz bereits jetzt mit etwas verbunden ist, bei dem wir nicht verkennen können, dass es ein Sagen ist. Das ist ein Neinsagen, ich möchte sogar mehr sagen: es ist ein Nein-dazu-sagen. Das ist entscheidend. Das ist ja das, was uns den richtigen Punkt anzeigt, an dem wir für unsere Ausbildung, für unsere Analytikerausbildung, das aufgreifen müssen, was die Mengenlehre sagt: Es gibt einen, mindestens einen, der nein dazu sagt. Das ist ein Bezugspunkt.
Das ist ein Bezugspunkt, der natürlich keinen Moment lang Bestand hätte, der in keiner Weise etwas lehren würde oder gelehrt werden könnte, wenn wir ihn nicht mit der quantifikatorischen Schreibung der vier anderen Terme verbinden würden, nämlich [erstens] mit dem sogenannten Universalquantor, , das heißt mit dem Punkt, von dem her, wie es in der Freud’schen Lehre heißt, gesagt werden kann, dass es Begehren, dass es Libido – das ist dasselbe – nur als männlich gibt. In Wahrheit ist das ein Irrtum. Das ändert nichts daran, dass als Anhaltspunkt dieser Irrtum einen beträchtlichen Wert hat.
{203} Dann die drei anderen Formeln, nämlich: Es existiert nicht das x, das sagen würde, dass es nicht wahr ist, dass die phallische Funktion das ist, wovon das sexuelle Verhältnis beherrscht wird [].
Und dann sollten wir andererseits schreiben – ich sage nicht, wir können schreiben –, und dann sollten wir auf einer Ebene, die zu diesen drei Termen komplementär ist, die Funktion des nichtalle schreiben, als wesentlich für einen bestimmten Typ der Beziehung zur phallischen Funktion, insofern diese Funktion das sexuelle Verhältnis begründet [].
Das ist offensichtlich das, was diese vier Anschreibungen zu einer Menge macht. Ohne diese Menge ist es unmöglich, sich in dem, worum es in der Praxis der Analyse geht, richtig zu orientieren, insofern sie mit etwas zu tun hat, das gemeinhin als der Mann definiert wird, einerseits, und andererseits mit dieser Entsprechung, die im allgemeinen als Frau qualifiziert wird, was ihn allein lässt. Wenn ihn das allein lässt, ist das nicht Schuld der Entsprechung, sondern Schuld des Mannes. Aber Schuld oder nicht Schuld, das ist eine Angelegenheit, die wir nicht sofort entscheiden müssen, ich weise nur am Rande darauf hin.
Im Augenblick ist wichtig, nach dem Sinn dessen zu fragen, was diese vier Funktionen zu tun haben können – die nur zwei sind, die eine: Negation der Funktion, die andere: entgegengesetzte Funktion –, diese vier Funktionen, insofern sie durch ihre quantisierte Verkoppelung diversifiziert werden.
Es ist klar, dass das, was dies bedeutet, nämlich das ∃ von x, und dann Querstrich, also Negation von Φx, das dies etwas ist, das seit langem und ursprünglich lange genug [bekannt ist], sodass man sagen kann, es ist äußerst verwirrend, dass Freud es nicht gekannt haben soll, ∃ von x, Negation von Φx, also dieses mindestens ein. Dieses Eins-allein, das dadurch bestimmt ist, dass es die Wirkung des Nein-dazu-Sagens ist, des Nein-Sagens zur phallischen Funktion, das ist genau der Punkt, unter den wir alles bringen müssen, was bislang über den Ödipus gesagt worden ist, damit der Ödipus etwas andere ist als ein Mythos.
Und das ist umso interessanter, als es hier weder um Genese geht noch um Geschichte noch um etwas – wie es bei Freud, so scheint es, in bestimmten Momenten geäußert werden konnte –, das einem Ereignis ähneln würde. Es kann sich nicht um ein Ereignis handeln, da es uns ja als etwas dargestellt wird, das aller Geschichte vorausliegt. Ein Ereignis gibt es nur als etwas, das in etwas, das geäußert wird, konnotiert wird. Es geht um Struktur.
Dazu, dass man über jeden Menschen/Mann als etwas sprechen kann, das der Kastration unterworfen ist [], dazu dient ganz offensichtlich der Ödipusmythos. Ist es notwendig, dass man sich daran macht, zu den mythematischen Funktionen zurückzugehen, um eine logische Tatsache darzulegen? Nämlich die folgende: Wenn es stimmt, dass das Unbewusste strukturiert ist wie eine Sprache, dann ist die Funktion der Kastration darin notwendig. Und genau darin ist ja etwas impliziert, das dem entgeht. Und was auch immer dem entgehen mag, selbst wenn es nichts Menschliches ist – warum nicht, denn so steht das im Mythos; warum sollte man sich den |{204} Vater des Urmordes nicht als einen Orang-Utan vorstellen?
Viele Dinge, die in der Tradition zusammenkommen – in der Tradition, aus der, wie man ja sagen muss, die Psychoanalyse hervorgeht, aus der jüdischen Tradition –, in der jüdischen Tradition --; wie ich das in dem Jahr sagen konnte, in dem ich über die Namen-des-Vaters nicht mehr als meine erste Seminarsitzung abhalten wollte. Immerhin hatte ich die Zeit, um herauszustellen, dass im Abrahams-Opfer tatsächlich der Vater geopfert wird, der nichts anderes ist als ein Widder. Wie bei jeder menschlichen Abstammungslinie, die etwas auf sich hält, ist ihre mythische Herkunft von tierischer Art. Derart, dass es letztlich, wie ich Ihnen beim vorigen Mal über die Funktion der Jagd beim Mann gesagt habe, dass es letztlich das ist, worum es geht. Darüber habe ich natürlich nicht besonders lange zu Ihnen gesprochen. Ich hätte Ihnen mehr darüber sagen können, dass der Jäger sein Wild liebt. So wie die Söhne in dem Ereignis, das in der Freud’schen Mythologie als Ursprung bezeichnet wird; sie haben den Vater getötet – wie diejenigen, deren Spuren Sie in den Höhlen von Lascaux sehen –, sie haben ihn natürlich deshalb getötet, mein Gott, weil sie ihn liebten, wie durch das, was danach kam, bewiesen wurde.
Was danach kam, ist traurig. Die Folge ist eben die, dass alle Männer, ∀ von x, dass die Allgemeinheit der Männer der Kastration unterworfen ist.
Dass es eine Ausnahme gibt, werden wir an dem Punkt, von wo aus wir sprechen, nicht als mythisch bezeichnen. Diese Ausnahme ist die inklusive Funktion. Was soll man über die Allaussage sagen, wenn nicht dies, dass sie eingeschlossen ist, und zwar eingeschlossen von der negativen Möglichkeit? Die Existenz spielt hier exakt die Rolle des Komplements oder, um mathematischer zu sprechen, die des Randes. Was einschließt, dass es irgendwo ein alle x gibt, welches ein alle klein a wird, ich meine ein umgekehrtes A von a: ∀a – jedes Mal, wenn es sich in dem verkörpert, was man Un être nennen kann Ein Wesen/Sein, ein Wesen zumindest, das sich als Sein darstellt und speziell als Mann.
Eben dies führt dazu, dass in der anderen Spalte und in einer Beziehungsart, die grundlegend ist, etwas artikuliert werden kann, dass hier – für jeden, der mit diesen Symbolen denken kann – etwas eingereiht wird, eingereiht werden kann: als Frau. Allein es so zu artikulieren [], lässt uns spüren, dass etwas Bemerkenswertes darin liegt, etwas für Sie Bemerkenswertes, dass das, was darin ausgesagt wird, dies ist, dass es nicht eine gibt, die zu dieser Aussage – zu der Aussage, dass es nicht wahr ist, dass die phallische Funktion das beherrscht, worum es beim sexuellen Verhältnis geht –, die zu dieser Aussage im Gegensatz stünde.
Und um Ihnen zu ermöglichen, sich hier durch Bezüge, die Ihnen etwas vertrauter sind, zurechtzufinden, möchte ich sagen – mein Gott, weil ich vorhin vom Vater gesprochen habe –, möchte ich sagen, worauf sich das bezieht, dieses Es existiert kein x, das in der Aussage des Neinsagens zur phallischen Funktion als Subjekt bestimmt ist []: das ist im strengen Sinne des Wortes die Jungfrau. Sie wissen, dass Freud sich darauf bezieht, auf das Tabu der Virginität usw. und andere wahnsinnig folkloristische Geschichten um diese Sache herum, und die Tatsache, dass die Jungfrauen früher nicht von jedem Beliebigen gebumst wurden, dazu brauchte es mindestens einen Hohen Priester oder einen kleinen Gutsherrn, aber wie auch immer, das ist nicht das Wichtige. Denn das Wichtige ist, was man zu dieser Funktion des [lat.] vir sagen kann, diese Funktion des vir, die darin so erstaunlich ist, dass letztlich immer nur über eine Frau gesagt wird, sie sei viril. Falls Sie jemals, zumindest heutzutage, |{205} über einen Kerl gehört haben, er sei viril, sollten Sie ihn mir zeigen, das würde mich interessieren. Hier jedoch – während der Mann alles ist, was Sie wollen, in der Art von virtuose, „Virtuose“, vire à bâbord, „dreht nach Backbord“, paré à virer, „klar zur Wende“, vire ce que tu veux, „überweise, was du willst“ – ist das Virile auf der Seite der Frau, sie ist die Einzige, die daran glaubt. Sie denkt. Das ist sogar das, was für sie kennzeichnend ist; ich werde Ihnen das später erläutern.
Ich muss Ihnen sofort sagen, dass es deshalb so ist – ich werde Ihnen im Einzelnen erläutern warum –, weil die virgo [lateinisch für „Jungfrau“] nicht abzählbar ist, da sie, im Gegensatz zur Eins, die auf der Seite des Vaters ist, zwischen der Eins und der Null verortet ist.
Was zwischen der Eins und der Null liegt, ist gut bekannt, und es wird bewiesen, même quand on a tort, selbst wenn man sich irrt, das wird in der Theorie von Cantor bewiesen, und es wird auf eine Weise bewiesen, die ich absolut wunderbar finde. Es gibt hier zumindest einige, die wissen, wovon ich spreche, sodass ich kurz darauf eingehen möchte. Es ist völlig beweisbar, dass das, was zwischen der Eins und der Null liegt – das wird mithilfe der Dezimalzahlen bewiesen, der Dezimalzahlen bedient man sich in dem gleichnamigen System, im Dezimalsystem –, es lässt sich leicht zeigen, dass, nehmen Sie an – man muss es [zunächst] annehmen –, nehmen Sie an, sie [die Menge der reellen Zahlen zwischen Null und Eins] sei abzählbar, dass die sogenannte Diagonalmethode dann stets ermöglichen kann, eine dezimale Folge zu bilden [eine unendliche nichtperiodische Dezimalzahl], die in dem, was abgezählt wurde, mit Sicherheit nicht geschrieben war. Es ist streng unmöglich, [für die unendlichen nichtperiodischen Dezimalzahlen] dieses Abzählbare zu konstruieren und auch nur ein Verfahren anzugeben, um sie, wie schwach auch immer, zu ordnen, was jedoch das Mindeste ist, denn das Abzählbare ist dadurch definiert, dass es der Folge der ganzen Zahlen korrespondiert.
Das geht also, schlicht und einfach, von einer Annahme aus. Und in diesem Punkt wird man Cantor gern vorwerfen – wie in diesem Buch Cantor a tort –, er habe ganz schlicht einen Circulus vitiosus konstruiert. Ein Circulus vitiosus, meine guten Freunde – aber warum nicht! Je vitiöser ein Zirkel ist, desto lustiger ist er, vor allem, wenn man daraus so etwas hervorgehen lassen kann wie dieses Vögelchen, das sich das Überabzählbare nennt, was ja eine der hervorragendsten, der raffiniertesten Sachen ist, die je erfunden wurden, der Sachen, die mit dem Realen der Zahl am engsten verbunden sind.
Aber machen wir weiter. Die elftausend Jungfrauen, wie das in der Legenda aurea heißt, das ist eine Art, das Überabzählbare auszudrücken, denn die elftausend, verstehen Sie, ist eine enorme Zahl, vor allem für Jungfrauen ist das eine enorme Zahl und nicht nur in heutiger Zeit.
Darauf hätten wir also hingewiesen. Versuchen wir nun zu begreifen, was aus diesem nichtjede wird, das wirklich der entscheidende Punkt ist, der originelle Punkt dessen, was ich an die Tafel geschrieben habe, denn die Funktion des nichtalle ist als solche in der Logik bisher nirgendwo dargestellt, nirgendwo gefördert, nirgendwo vorangebracht worden.
Der Modus des Denkens – insofern er, wenn ich so sagen darf, durch das Fehlen des sexuellen Verhältnisses subvertiert ist – denkt, und denkt nur mithilfe des Eins.
Das Universale ist das Etwas, das hervorgeht aus der Einhüllung eines bestimmten Feldes durch |{206} etwas, das von der Ordnung des Eins ist, bis auf das, was die wahrhafte Bedeutung des Begriffs der Menge ist, nämlich dass die Menge die mathematische Notation von diesem Etwas ist – woran ich, ach, nicht unbeteiligt bin –, nämlich einer bestimmten Definition, derjenigen, die ich mit einem ausgestrichenen S notiere [$], also des Subjekts, insofern das Subjekt nichts anderes ist als der Effekt des Signifikanten, anders gesagt das, was von einem Signifikanten für einen anderen Signifikanten repräsentiert wird. Die Menge, das ist die Art und Weise, wie an einem Wendepunkt der Geschichte die Leute, die am wenigsten dazu geschaffen sind, das, was es mit dem Subjekt auf sich hat, ans Licht zu bringen, die Art und Weise, wie sie eben dazu genötigt wurden, wenn man so sagen kann. Die Menge ist nichts anderes als das Subjekt.
Eben deshalb lässt sie sich ohne Hinzufügung der leeren Menge gar nicht handhaben. Bis zu einem bestimmten Punkt möchte ich sagen, dass sich die leere Menge in ihrer Notwendigkeit dadurch auszeichnet, dass sie als ein Element der Menge gefasst werden kann, das heißt, dass ohne die Schreibung der Klammer, mit der die Menge bezeichnet wird, die als Element die leere Menge hat, [Lacan schreibt an die Tafel:] {Ø}, jede Handhabung dieser Funktion völlig undenkbar ist, dieser Funktion, die ja – ich wiederhole es, ich denke, ich habe Sie genügend darauf hingewiesen – an einem bestimmten Wendepunkt gebildet wurde, um auf der Ebene der Gemeinsprache zu untersuchen – ich betone Gemein-, denn was hier herrscht, ist keineswegs eine Metasprache, welcher Art auch immer –, um vom logischen Standpunkt aus mit der Sprache, die allen gemein ist, zu untersuchen, was es mit der Einwirkung der Zahl auf die Sprache auf sich hat, also mit der Einwirkung von etwas, das mit der Sprache nichts zu tun hat, mit der Einwirkung von etwas, das realer ist als irgendetwas sonst, der Diskurs der Wissenschaft hat das hinreichend manifestiert.
Nichtalle, [Lacan schreibt an die Tafel:] – es fehlte der Querstrich –, das ist genau das, was sich daraus ergibt, dass es nicht etwa durch nichts begrenzt ist, sondern dass die Grenze anderswo verläuft.
Wodurch das Nichtalle zustande kommt, wenn ich so sagen darf und ich werde es sagen, um schnell voranzukommen, ist dies, dass es, im Gegensatz zur Einschließung in Es existiert der Vater, dessen Neinsagen ihn im Verhältnis zur phallischen Funktion verortet [], dass es umgekehrt so ist, insofern es die Leere gibt, den Mangel, die Abwesenheit von was auch immer, wodurch auf der Ebene der Frau die phallische Funktion negiert würde [], dass es umgekehrt nichts anderes gibt als das, was vom Nichtalle in der Position der Frau gegenüber der phallischen Funktion formuliert wird []. Denn für diese Funktion ist sie nichtalle. Was nicht heißen soll, dass diese Funktion von ihr in irgendeiner Hinsicht negiert wird.
Ich werde nicht sagen, dass sie Anders ist, denn der Modus, in dem sie in dieser Funktion nicht existiert – in der, die phallische Funktion zu negieren –, ist eben der Modus, dass sie das ist, was in meinem Graphen mit dem Signifikanten dessen geschrieben wird, [Lacan schreibt an die Tafel:] S(Ⱥ), dass das Andere ausgestrichen ist. Die Frau ist nicht der Ort des Anderen.
Und mehr noch, eben als diejenige, die nicht die Andere ist, schreibt sie sich in die Funktion ein, die ich dem großen A gebe – nämlich als das, was der Ort der Wahrheit ist –, und sie ist das, was sich in die Nicht-Existenz dessen einschreibt, wodurch die phallische Funktion negiert werden könnte []. Ebenso wie ich hier [] die Existenz des Nein-dazu-Sagens mit der Funktion der leeren Menge übersetzt hatte, ist es auch so, dass die Frau – von daher, sich zu absentieren und sogar von daher, dieses jouis-centre zu sein, dieses Genuss-Zentrum, das verbunden ist mit dem, was ich nicht eine Absenz nennen möchte, sondern eine Desenz, dass also die Frau für die Tatsache gesetzt wird, die nicht nur bedeutet, dass der groß Andere nicht hier ist – das ist nicht sie –, sondern dass er ganz woanders ist, an dem Ort, an dem er das Sprechen verortet.
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{207} Es bleibt mir – da Sie ja zu diesem Zeitpunkt, es ist bereits elf, die Geduld haben, mir weiterhin zuzuhören –, es bleibt mir, auf das hinzuweisen, was entscheidend ist bei dem, was ich für Sie hier am Ende des Jahres schließlich forciere: eine Reihe von Themen, die kristallisierend sind; das heißt, es bleibt mir, die Klaffung zu bezeichnen, die jeden dieser Terme von den anderen Termen trennt, insofern es sich bei ihnen um Aussagen handelt.
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An der Tafel
Sexuuierungsformeln, erweitert um Termini für die „Klaffungen“
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Klar ist, zwischen dem Es existiert [] und dem Es existiert nicht [] – wir müssen kein Kauderwelsch reden –, da liegt die Existenz.
Klar ist, zwischen Es existiert einer, der nicht … [] und Es gibt nicht einen, der nicht … [], da gibt es den Widerspruch. Als Aristoteles sich auf die partikulären Aussagen bezieht, um sie den Allgemeinaussagen gegenüberzustellen, verortet er den Widerspruch zwischen einer positiven partikulären Aussage und einer negativen Allgemeinaussage. Hier ist es das Gegenteil, hier ist es die die partikuläre Aussage, die negativ ist, und die Allgemeinaussage, die positiv ist.
Hier, was wir zwischen diesem haben [und dem], was das Negative jeder Universalität ist, was wir hier haben [] – ich weise Sie hier nur darauf hin, begründen werde ich es später –, das ist das Unentscheidbare.
Zwischen den beiden [also zwischen und ] – wobei unsere ganze Erfahrung uns hinreichend zeigt, denke ich, dass die Situation nicht einfach ist –, worum handelt es sich da? Wir werden es Mangel nennen, wir werden es Spalt nennen, wir werden es, wenn Sie wollen, Begehren nennen, und um strenger zu sein, werden wir es Objekt klein a nennen.
Und nun lautet die Frage, wie inmitten von all dem – ich hoffe, dass zumindest einige sich das notiert haben –, wie inmitten von all dem etwas [ist], das einer Zirkulation ähneln könnte. Dafür muss man sich nach dem Modus fragen, in den diese vier Terme gesetzt sind3:
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An der Tafel
Sexuierungsformeln, erweitert um Modalkategorien und um Termini für die „Klaffungen“
Version Price
Das ∃x oben links ist buchstäblich das Notwendige. Nichts ist denkbar, vor allem besteht unsere Funktion nicht darin, an uns zu denken, an uns Männer. Eine Frau hingegen, das denkt, das denkt |{208} von Zeit zu Zeit sogar also bin ich, worin sie sich natürlich täuscht. Aber schließlich, was das Notwendige angeht, so ist absolut notwendig – und das ist das, was Freud uns sagt, mit dieser wüsten Geschichte von Totem und … Ragout [Gelächter], es ist absolut notwendig, irgendetwas über die Beziehungen zu denken, die man menschlich nennt, warum, weiß man nicht; in der Erfahrung, die sich von diesem analytischen Diskurs her ergibt, ist es absolut notwendig anzunehmen, dass Einer existiert, für den die Kastration – ab damit!
Kastration – was heißt das? Das heißt, dass alles zu wünschen übriglässt / dass alles begehren lässt, das heißt nichts anderes. So also. Um das zu denken – das heißt ausgehend von der Frau –, muss es einen geben, für den nichts zu wünschen übriglässt. Das ist die Geschichte des Ödipusmythos, aber das ist absolut notwendig, das ist absolut notwendig. Wenn Sie das aus dem Blick verlieren, sehe ich wirklich nicht, was es Ihnen erlauben könnte, sich hier irgendwie zurechtzufinden; es ist ja wichtig, sich zurechtzufinden. Also das hier [], ich habe Ihnen bereits gesagt, dass dies das Notwendige ist.
Das Notwendige ausgehend von was? Ausgehend von dem, was ich ja vorhin dort für Sie angeschrieben habe: vom Unentscheidbaren. Schließlich könnte man nicht das Geringste sagen, das irgendetwas ähneln würde, womit eine Wahrheitsfunktion gebildet werden könnte, wenn man nicht dieses Notwendige akzeptiert: Es gibt zumindest einen, der Nein sagt.
Ich dränge ein wenig. Ich dränge, da ich Ihnen heute Abend – wir sind gestört worden – nicht all die netten Sachen sagen konnte, die ich Ihnen hierzu gern gesagt hätte. Aber ich hatte da eine nette Sache, die ziemlich gut ist, und da man mich verulkt, will ich damit trotzdem rausrücken, das ist die Funktion des é-pater [gesprochen: /epatɛʀ/], des eh!-Vaters.
Zur Funktion des pater familias hat man sich viele Fragen gestellt. Wir sollten besser ins Zentrum rücken, was wir von der Vaterfunktion verlangen können. Diese Sache vom Ausfallen des Vaters, daran berauscht man sich ja. Es gibt eine Krise, das ist eine Tatsache, das ist nicht ganz falsch – l’é-pater ne nous épate plus, der eh!-Vater beeindruckt uns nicht mehr. Das ist die einzige wirklich entscheidende Funktion des Vaters. Ich habe bereits angemerkt, dass es nicht der Ödipuskomplex war, dass es damit vorbei war, dass wenn der Vater ein Gesetzgeber wäre, dies als Kind den Präsidenten Schreber ergeben würde, mehr nicht. Der Vater ist, auf jeder Ebene, derjenige, der die Familie beeindrucken muss. Natürlich, wenn der Vater die Familie nicht mehr beeindruckt … – aber man wird was Bessres finden! Es muss nicht der leibliche Vater sein, es wird immer einen geben, der die Familie beeindruckt, die Familie, von der jeder weiß, dass sie eine Herde von Sklaven ist. Es wird dann andere geben, von denen sie beeindruckt ist.
Sie sehen [an der Wortbildung é-pater], wie die französische Sprache zu mancherlei dienen kann. Ich habe Ihnen das bereits beim letzten Mal erläutert, ich hatte mit dieser Sache da angefangen: fondre oder fonder d’eux un Un, „sie zu einem Eins verschmelzen“ oder „von ihnen her ein Eins begründen“, im Subjunktiv ist das dasselbe – um zu begründen muss man |{209} verschmelzen. Es gibt Dinge, die nur in der französischen Sprache ausgedrückt werden können. Eben deshalb gibt es das Unbewusste: weil es die Äquivokationen sind, qui fondent, in beiden Bedeutungen des Wortes: die begründen und die verschmelzen; es gibt sogar nur das.
Wenn Sie sich Fragen zum alle stellen und herauszufinden versuchen, wie das in den einzelnen Sprachen ausgedrückt wird, werden Sie eine Menge Sachen finden, Sachen, die wirklich sagenhaft sind. Da ich nicht einen Katalog für alle Sprachen der Welt aufstellen kann, habe ich mich ausführlich über das Chinesische informiert. Ich habe auch jemanden gefragt – mithilfe der charmanten Schatzmeisterin unserer École, die ihren Vater dazu gebracht hat, es aufzuschreiben –, wie man alle auf Yoruba sagte. Aber das ist verrückt, verstehen Sie. Ich mache das aus Liebe zur Kunst, aber ich weiß ja, dass ich so oder so herausfinden werde, dass es in allen Sprachen ein Mittel gibt, um alle zu sagen.
Was mich interessiert, ist der Signifikant als Eins, also was man in jeder Sprache verwendet. Und das Einzige, was am Signifikanten von Interesse ist, sind die Äquivokationen, die daraus hervorgehen können, das heißt etwas von der Ordnung des fonde d’eux un Un und andere Blödheiten dieser Art. Das ist das einzig Interessante, denn was für uns mit dem alle ist, Sie werden das immer ausgedrückt finden, das alle ist zwangsläufig semantisch. Allein schon, dass ich sage, dass ich alle Sprachen prüfen möchte, löst das Problem, denn die Sprachen sind eben nicht alle, das ist ihre Definition. Wenn ich Sie jedoch über das alle befrage, dann verstehen Sie. So ist das. Denn, na ja, die Semantik, das läuft hinaus auf die Übersetzbarkeit – welche Definition könnte ich sonst dafür geben? Die Semantik ist das, wodurch ein Mann und eine Frau sich nur dann verstehen, wenn sie nicht dieselbe Sprache sprechen.
Na ja, ich erzähle Ihnen das alles, um Sie dazu zu bringen, ein paar Übungen zu machen, und weil ich dafür da bin, und dann vielleicht auch, um Ihnen ein klein bisschen den Gripskasten zu öffnen, zur Frage, welchen Gebrauch ich von der Linguistik mache. Also ja, ich möchte damit zu Ende kommen, nicht wahr.
Was also das betrifft, wodurch die Existenz notwendig wird [], so gehen wir von genau dem Punkt aus, den ich vorhin angeschrieben habe, von der Klaffung des Unentscheidbaren, das heißt zwischen dem nichtalle [] und dem nicht-eine [].
Und danach geht das dorthin, zur Existenz [].
Und danach geht das dahin. Wohin? Zur Tatsache, dass alle Männer/Menschen potentiell der Kastration [] ausgesetzt sind, das führt zum Möglichen, denn die Allgemeinaussage ist nie etwas anderes als das. Wenn Sie sagen, alle Menschen sind Säugetiere, bedeutet das, dass alle möglichen Menschen das sein können.
Und wohin geht es dann weiter? Dann geht es dorthin: zum Objekt a. Es ist das, wozu wir in einem Verhältnis stehen.
Und wohin geht es dann weiter? Dann geht es dahin, wo die Frau sich dadurch auszeichnet, nicht vereinigend zu sein []. Voilà.
Es bleibt nur noch, hier zu vervollständigen, um zum Widerspruch zu gehen und vom nichtalle [] zurückzukommen, vom nichtalle, das insgesamt nichts anderes ist als der Ausdruck des Zufälligen.
{210} Sie sehen hier – wie ich früher bereits einmal angedeutet habe –, dass die Abfolge der Notwendigkeit, des Zufälligen, des Möglichen und des Unmöglichen nicht der Ordnung entspricht, die Aristoteles angibt, denn hier [] geht es um das Unmögliche, das heißt letztlich um das Reale.
Folgen Sie also sorgfältig diesem kleinen Weg, denn er wird uns später noch dienlich sein; Sie werden etwas davon sehen. Voilà. Die vier Dreiecke in den Ecken müsste man so markieren. Die Richtung der Pfeile wird ebenfalls angezeigt. Haben Sie’s?
Das wär’s, ich finde, damit habe ich für heute Abend genug getan. Ich möchte nicht mit einem aufsehenerregenden Schlusswort enden, aber die Frage, ob --; ja, das ist einigermaßen gut geschrieben. Notwendig, unmöglich …,
X: Man versteht nichts!
Lacan: Was? Notwendig, unmöglich, möglich und zufällig.
X: Man versteht nichts!
Lacan: Ist mir egal. [Gelächter] Voilà. Das ist eine Bahnung. Die Fortsetzung werden sie in knapp zwei Wochen hören, denn am Vierzehnten halte ich mein nächstes Seminar am Panthéon. Ich bin mir nicht sicher, ob das dann vielleicht das letzte sein wird.
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Französisch/deutsch mit erläuternden Anmerkungen
Zahlen in geschweiften Klammern und grauer Schrift , z.B. {11}, verweisen auf die Seiten von Millers Ausgabe des Seminars bei Le Seuil.
Zahlen in eckigen Klammern und grauer Schrift, z.B. [1], verweisen auf die Seiten der Stenotypie auf der Website der École lacanienne de psychanalyse (ELP) (hier).
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{193} [1] Vous le savez, ici je dis ce que je pense.
Sie wissen ja – hier sage ich, was ich denke.
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C’est une position féminine, parce qu’en fin de compte, penser c’est très particulier.
Das ist eine weibliche Position, denn denken ist letztlich etwas sehr Besonderes.4
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Alors comme je vous écris de temps en temps, j’ai – comme ça, pendant un petit voyage que je viens de faire – inscrit un certain nombre de propositions dont la première c’est qu’il faut reconnaître que le psychanalyste est mis, par le discours – c’est un terme à moi – par le discours qui le conditionne – qu’on appelle, depuis moi, le discours du psychanalyste – dans une position, disons difficile.
Gut, da ich Ihnen hin und wieder schreibe, habe ich während einer kleinen Reise, die ich gerade gemacht habe, eine Reihe von Thesen geschrieben, von denen die erste die ist, dass man erkennen muss, dass der Psychoanalytiker durch den Diskurs – mein Terminus –, durch den Diskurs, der ihn bedingt und den man, seit mir, Diskurs des Psychoanalytikers nennt, dass er durch diesen Diskurs in einer Position ist, die, sagen wir, schwierig ist.
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Freud disait impossible : unmöglich, c’est peut-être un peu forcé, il parlait pour lui. Bon.
Freud sagte: unmöglich*; das ist vielleicht ein bisschen forciert, er sprach für sich selbst.5 Gut.
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D’autre part, deuxième proposition : il sait – ceci d’expérience, ce qui veut dire que si peu qu’il ait pratiqué la psychanalyse, il en sait assez pour ce que je vais dire.
Andererseits, zweite These: Er weiß – und das aus Erfahrung, das heißt, so wenig er die Psychoanalyse auch praktiziert haben mag –, er weiß darüber für das, was ich sagen werde, genug.
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Il sait dans tous les cas avoir une commune mesure avec ce que je dis.
Er weiß jedenfalls, dass er mit dem, was ich sage, etwas Gemeinsames hat.
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C’est tout à fait indépendant du fait qu’il soit – de ce que je dis – informé, puisque ce que je dis aboutit – comme je l’ai, il me semble, démontré cette année – à situer son savoir.
Das ist völlig unabhängig davon, ob er über das, was ich sage, informiert ist, denn das, was ich sage, führt dazu – wie ich, so scheint mir, in diesem Jahr demonstriert habe –, dass sein Wissen verortet wird.
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[Lacan schreibt an die Tafel.] Ça, c’est l’histoire du savoir sur la vérité : ça, c’est la place de la vérité – pour ceux qui viennent pour la première fois –, ça, celle du semblant, ça, celle de la jouissance, et ça, du plus-de-jouir, ce que j’écris en abrégé ainsi : + de jouir, pour la jouissance, nous mettrons un J.
[Lacan schreibt an die Tafel.] Das ist die Sache mit dem Wissen über die Wahrheit: das hier [unten links] ist der Platz der Wahrheit – für diejenigen, die zum ersten Mal hier sind –, das hier [oben links] ist der Platz des Scheins, das hier [oben rechts] ist der der Jouissance, und das hier [unten rechts] der Platz der Mehrlust, was ich abgekürzt so schreibe: + de jouir, für jouissance schreiben wir ein J.
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C’est son rapport au savoir qui est difficile, non bien sûr à ce que je dis, puisque dans l’ensemble du no man’s land psychanalytique |{194} on sait pas que je le dis.
Das Schwierige ist sein Verhältnis zum Wissen, natürlich nicht zu dem, was ich sage, denn im gesamten psychoanalytischen Niemandsland weiß man nicht, dass ich es sage.
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Ça ne veut pas dire que de ce que je dis, on n’en sache rien, puisque ça sort de l’expérience.
Das heißt aber nicht, dass man von dem, was ich sage, nichts wüsste, denn das geht aus Erfahrung hervor.
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Mais on a – de ce qu’on en sait – horreur.
Man hat jedoch, von dem her, was man darüber weiß, einen Horror.
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Ce dont je peux dire, comme ça, vraiment simplement que je les comprends… je peux dire, c’est à dire : Je peux dire, si on y tient …mais je les comprends.
Dazu kann ich sagen, wirklich ganz einfach, dass ich sie begreife – ich kann sagen, das heißt: Ich kann sagen, wenn man das möchte –, aber ich begreife sie.
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Je me mets à leur place d’autant plus facilement que j’y suis.
Ich versetze mich umso leichter an ihre Stelle, als ich dort bin.
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Mais je le comprends d’autant plus facilement que comme tout le monde, j’entends ce que je dis.
Aber ich begreife es umso leichter, als ich, wie alle anderen, höre, was ich sage.
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Néanmoins ça ne m’arrive pas tous les jours, parce que ce n’est pas tous les jours que je parle.
Allerdings passiert mir das nicht jeden Tag, weil ich nicht jeden Tag spreche.
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En réalité je le comprends – c’est-à-dire que j’entends ce que je dis – les quelques jours, mettons un ou deux, qui précèdent immédiatement mon séminaire, parce qu’à ce moment-là je commence à vous écrire.
In Wirklichkeit begreife ich es – das heißt, dass ich verstehe, was ich sage – an den wenigen Tagen, sagen wir an einem oder an zweien, die meinem Seminar unmittelbar vorausgehen, denn in dem Moment fange ich an, Ihnen zu schreiben.
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Les autres jours, la pensée de ceux à qui j’ai eu affaire, me submerge.
An den anderen Tagen ist es so, dass mich das Denken derjenigen, mit denen ich zu tun hatte, überschwemmt.6
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Il faut que je vous l’avoue, parce qu’à ce moment-là, l’impatience de ce que j’ai appelé – et donc que je peux encore appeler, parce que c’est rare que je revienne – de ce que j’ai appelé « mon échec » dans Scilicet, me domine. Voilà…
Ich muss es Ihnen gestehen, denn im Augenblick ist es so, dass mich die Ungeduld dessen beherrscht, was ich in Scilicet „mein Scheitern“ genannt habe und was ich also weiterhin so nennen kann, denn dass ich etwas zurücknehme, ist selten.7 Voilà.
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Oui, ils savent.
Ja, sie wissen.
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Je rappelle ça parce que le titre de ce que j’ai à traiter ici c’est Le savoir du psychanalyste.
Ich rufe das in Erinnerung, weil der Titel für das, was ich hier zu behandeln habe, so lautet: Le savoir du psychanalyste, „Das Wissen des Psychoanalytikers“.
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Du dans ce cas-là, ça évoque le le, article défini en français, enfin c’est ce qu’on appelle défini. Oui !
In diesem Falle evoziert das französische du [eine Kontraktion aus de und le] das le – „der“ oder „das“ –, bestimmter Artikel im Französischen; das ist ja das, was man bestimmt nennt, jawohl.
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Pourquoi pas des psychanalystes, après ce que je viens de vous dire ?
Warum nicht Wissen der Psychoanalytiker, nach dem, was ich Ihnen soeben gesagt habe?
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Ça serait plus conforme à mon thème de cette année, c’est-à-dire Yad’lun.
Das würde eher zu meinem diesjährigen Thema passen, also zum Yad’lun, zum Skip-teins.
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Y en a des qui se disent tels.
Y en a des – ’s gibt welche –, die so von sich sagen.8
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Je suis d’autant moins à discuter leur dire qu’il y en a pas d’autres.
Ich möchte ihr Sagen umso weniger bestreiten, als es keine anderen gibt.
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Je dis du, pourquoi ?
Ich sage du – „des“ Psychoanalytikers –, warum?
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C’est parce que c’est à eux que je parle, malgré la présence d’un très grand nombre de personnes qui ne sont pas psychanalystes, ici.
Weil sie es sind, zu denen ich spreche, obwohl es hier viele gibt, die keine Psychoanalytiker sind.
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Le psychanalyste donc sait ce que je dis.
Der Psychoanalytiker weiß also, was ich sage.
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Ils le savent – je vous l’ai dit – d’expérience, si peu qu’ils en aient, même si ça se réduit à la didactique qui est l’exigence minimale pour que psychanalystes ils se disent.
Die Psychoanalytiker, habe ich gesagt, wissen es aus Erfahrung, wie wenig Erfahrung sie auch haben mögen, selbst wenn sich das auf die Lehranalyse beschränkt, die Minimalanforderung dafür, sich Psychoanalytiker zu nennen.
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Car même si ce que j’ai appelé la passe est manquée, eh bien, ça se réduira à ça qu’ils auront eu une psychanalyse didactique, mais en fin de compte, ça suffit pour qu’ils sachent ce que je dis.
Denn selbst wenn das, was ich Passe genannt habe, verfehlt wird, na ja, dann wird sich das darauf reduzieren, dass sie eine Lehranalyse gehabt haben, aber dafür, dass sie wissen, was ich sage, genügt das letztlich.9
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La passe – c’est toujours dans Scilicet que tout ça traîne, c’est plutôt l’endroit indiqué – quand je dis que la passe est manquée, ça ne veut pas dire qu’ils ne se sont pas offerts à l’expérience de la passe.
Die Passe – das findet man ebenfalls in Scilicet, das ist ja der einschlägige Ort –, wenn ich sage, dass die Passe verfehlt wird, dann heißt das nicht, dass sie sich nicht der Erfahrung der Passe ausgesetzt hätten.10
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Comme je l’ai souvent marqué, cette expérience de la passe est simplement ce que je propose à ceux qui sont assez dévoués pour s’y exposer, à de seules fins d’information sur un point très délicat, et qui consiste à… en somme ce qui s’affirme de la façon la plus sûre c’est que : c’est tout à fait a-normal – objet a-normal – que quelqu’un qui fait une psychanalyse veuille être psychanalyste.
Wie ich oft betont habe, ist die Erfahrung der Passe einfach das, was ich denen vorschlage, die hinreichend engagiert sind, um sich dem auszusetzen, einzig mit dem Ziel, über einen wirklich heiklen Punkt Auskunft zu bekommen, der darin besteht, dass --; kurz, etwas, das auf die sicherste Weise bestätigt wird, nämlich dass es völlig a-normal ist – Objekt a-normal –, dass jemand, der eine Analyse macht, Psychoanalytiker sein will.
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Il faut vraiment une sorte d’aberration qui vaut, qui valait |[3] la peine d’être offerte à tout ce qu’on pouvait recueillir de témoignage.
Es braucht wirklich eine Art Abirrung, die die Mühe lohnt, die Mühe lohnte, dass jedem das angeboten wird, was man als Zeugnis sammeln konnte.
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C’est bien en ça que j’ai institué provisoirement cet essai de recueil pour |{195} savoir pourquoi quelqu’un qui sait ce que c’est que la psychanalyse par sa didactique, peut encore vouloir être analyste.
Eben deshalb habe ich provisorisch diesen Versuch einer Sammlung eingerichtet, um herauszufinden, warum jemand, der durch seine Lehranalyse weiß, was Psychoanalyse ist, noch Analytiker sein wollen kann.
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Alors je n’en dirai pas plus sur ce qu’il en est de leur position, simplement parce que j’ai choisi cette année Le savoir du psychanalyste comme étant ce que je proposais pour mon retour à Sainte Anne.
Also darüber, was es mit ihrer Position auf sich hat, werde ich nicht mehr sagen, einfach deshalb, weil ich für das, was ich in diesem Jahr für meine Rückkehr nach Sainte-Anne vorgeschlagen habe, Das Wissen des Psychoanalytikers gewählt habe.
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C’est pas pour ménager du tout les psychanalystes, ils n’ont pas besoin de moi pour avoir le vertige de leur position, mais je ne l’augmenterai pas à le leur dire. Ouais.
Dies keineswegs, um die Psychoanalytiker zu schonen, dafür, dass ihre Position bei ihnen ein Schwindelgefühl hervorruft, brauchen sie mich nicht, ich werde es jedoch nicht verstärken, indem ich es ihnen sage.
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Ce qui pourrait être fait – et je le ferai peut-être à un autre moment – ce qui pourrait être fait d’une manière piquante dans une certaine référence que je n’appellerai historique qu’entre guillemets – enfin, vous verrez ça quand ça viendra, si je subsiste – pour ceux qui sont des fins finauds je leur parlerai du mot tentation.„“
Was getan werden könnte – und vielleicht werde ich das zu einem anderen Zeitpunkt tun –, was auf reizvolle Weise in einem Bezugsrahmen gemacht werden könnte, den ich nur in Anführungszeichen als „historisch“ bezeichnen möchte --; na ja, Sie werden es sehen, wenn es so weit ist, falls ich dabeibleibe; für diejenigen, die Schlauköpfe sind: ich werde zu denen über das Wort Versuchung sprechen.
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Là je ne parle que du savoir et je remarque qu’il ne s’agit pas de la vérité sur le savoir, mais du savoir sur la vérité, et que ceci : le savoir sur la vérité, ça s’articule de la pointe de ce que j’avance cette année sur le Yad’lun.
Hier spreche ich nur über das Wissen, und ich weise darauf hin, dass es nicht um die Wahrheit über das Wissen geht, sondern um das Wissen über die Wahrheit, und dass dies, also das Wissen über die Wahrheit, von der Spitze dessen her artikuliert wird, was ich in diesem Jahr über das Yad’lun vorbringe.
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Yad’lun et rien de plus, c’est un Un très particulier celui qui sépare le Un de Deux, et que c’est un abîme.
Skip-teins und mehr nicht, das ist ein ganz besonderes Eins, dasjenige, wodurch das Eins von Zwei getrennt wird, und das ist ein Abgrund.
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Je répète, la vérité – je l’ai déjà dit – ça ne peut que se mi-dire.
Ich wiederhole: Die Wahrheit – ich habe das bereits gesagt – lässt sich nur halbsagen.
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Quand le temps de battement sera passé, qui fera que je peux en respecter l’alternance, je parlerai de l’autre face : du mi-vrai.
Wenn die Umsteigezeit abgelaufen ist, sodass ich mich dem Wechsel zuwenden kann, werde ich über die andere Seite sprechen, über das Halbwahre.
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Il faut toujours séparer le bon grain et la mivraie. [Gelächter]
Man muss immer das Korn von der Spreu des Halbwahren trennen.11
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Comme je vous l’ai dit tout à l’heure peut-être, je reviens d’Italie où je n’ai jamais eu qu’à me louer de l’accueil, même de mes collègues psychanalystes.
Wie ich Ihnen vielleicht bereits gesagt habe, komme ich aus Italien zurück, wo ich mich für den Empfang immer nur beglückwünschen konnte, selbst vonseiten meiner Psychoanalytiker-Kollegen.
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Grâce à l’un d’entre eux, j’en ai rencontré un troisième qui est tout à fait à la page, enfin à la mienne, bien entendu. [Gelächter]
Durch einen von ihnen habe ich einen dritten kennengelernt, der ganz auf dem neuesten Stand ist, auf dem meinen natürlich.12 [Gelächter]
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Il opère avec Dedekind, et il a trouvé ça tout à fait sans moi.
Er arbeitet mit Dedekind, und er hat das ganz ohne mich gefunden.13
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Je peux pas dire – à la date où il a commencé de s’y mettre – que je n’y étais pas déjà, mais enfin c’est un fait que j’en ai parlé plus tard que lui, puisque je n’en parle que maintenant et que lui avait déjà écrit là-dessus tout un petit ouvrage.
Ich kann nicht sagen – zu dem Zeitpunkt, an dem er angefangen hat, sich damit zu beschäftigen –, dass ich nicht bereits da war, aber immerhin ist es ein Faktum, dass ich später als er darüber gesprochen habe, da ich ja erst jetzt darüber spreche und er bereits ein ganzes kleines Werk darüber geschrieben hat.14
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Il s’est aperçu de la valeur en somme des éléments mathématiques, pour faire émerger quelque chose qui vraiment – notre expérience d’analyste – la concerne.
Er hat letztendlich den Wert der mathematischen Elemente gesehen, wenn es darum geht, etwas auftauchen zu lassen, das unsere Erfahrung als Analytiker wirklich angeht.
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Eh ben, comme il est tout à fait bien vu – il a tout fait pour ça – il a réussi à se faire entendre dans des endroits très bien placés de ce qu’on appelle l’I.P.A. – l’Institution Psychanalytique Avouée, je traduirais. [Gelächter]
Na ja, da er ziemlich angesehen ist – dafür hat er alles getan –, ist es ihm gelungen, sich Gehör zu verschaffen, an sehr gut platzierten Stellen dessen, was man die IPA nennt – die Institution Psychanalytique Avouée, wie ich das übersetzen würde, die Eingestandene Psychoanalytische Institution.15
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Donc il a réussi à se faire entendre, mais ce qu’il y a de très curieux, c’est qu’on ne le publie pas.
Es ist ihm also gelungen, sich Gehör zu verschaffen; das Merkwürdige ist jedoch, dass man ihn nicht veröffentlicht.
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[4] On ne le publie pas en disant : Vous comprenez, personne ne comprendra.
Man veröffentlicht ihn nicht und man sagt dazu: Verstehen Sie, niemand wird was verstehen.
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Je dois dire que je suis surpris parce que, en somme, du Lacan, entre guillemets bien sûr, enfin des choses de la veine que je suis censé représenter |{196} auprès des incompétents d’une certaine linguistique, on est plutôt pressé d’en bourrer l’International Journal.
Ich muss sagen, dass mich das überrascht, denn schließlich bei „Lacan“ – in Anführungszeichen natürlich –, also bei Sachen der Richtung, die ich bei den Inkompetenten einer bestimmten Linguistik angeblich repräsentiere, hat man es ziemlich eilig, das International Journal damit vollzustopfen.16
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Plus il y a des trucs dans la poubelle, naturellement, moins ça se discerne.
Natürlich, je mehr Sachen im Papierkorb sind, desto weniger lässt sich das unterscheiden.
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Alors pourquoi, diable, est-ce que dans ce cas on a cru devoir faire obstacle ?
Also warum zum Teufel glaubte man, in diesem Falle ein Hindernis errichten zu müssen?
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Puisque pour moi, il me semble que c’est un obstacle et que le fait qu’on dise que les lecteurs ne comprendront pas, c’est secondaire : il n’est pas nécessaire que tous les articles de l’International Journal soient compris.
Denn was mich angeht, so scheint mir, dass es ein Hindernis ist, und dass die Tatsache, dass man sagt, dass die Leser nichts verstehen werden, zweitrangig ist – es ist nicht notwendig, dass alle Artikel des International Journal verstanden werden.
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Il y a donc quelque chose qui là-dedans ne plaît pas.
Es gibt also etwas, was daran nicht gefällt.
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Mais il est évident que, comme celui que je viens, non pas de nommer parce que vous ignorez profondément son nom, il n’a encore rien réussi à publier, est parfaitement repérable, je ne désespère pas que, à la suite de ce qui filtrera de mes propos aujourd’hui – et surtout si on sait que je ne l’ai pas nommé – on le publiera. [Gelächter]
Es ist jedoch offensichtlich, dass ich – weil derjenige, den ich gerade nicht genannt habe, da Ihnen sein Name völlig unbekannt ist, es ist ihm noch nicht gelungen, etwas zu veröffentlichen –, dass ich, weil er vollkommen identifizierbar ist, durchaus glaube, dass man ihn – in der Folge dessen, was heute von meinen Ausführungen durchsickern wird, vor allem, wenn bekannt wird, dass ich ihn nicht genannt habe –, dass ich glaube, dass man ihn veröffentlichen wird. [Gelächter]
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Vraiment, ça a l’air de lui tenir assez à cœur pour que je l’aide à ça volontiers.
Wirklich, es sieht so aus, als ob ihm ziemlich viel daran läge, sodass ich ihm gern dabei helfe.
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Si ça ne vient pas, je vous en parlerai un peu plus ! [Gelächter]
Falls es nicht dazu kommt, werde ich Ihnen etwas mehr darüber erzählen. [Gelächter]
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Revenons au temps.
Kehren wir zurück in die Gegenwart.
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Le psychanalyste a donc un rapport à ce qu’il sait, complexe.
Der Psychoanalytiker hat also zu dem, was er weiß, ein komplexes Verhältnis.
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Il le renie, il le réprime – pour employer le terme dont en anglais se traduit le refoulement, la Verdrängung – et même il lui arrive de n’en rien vouloir savoir.
Er verleugnet es, er reprimiert es – um den Ausdruck zu verwenden, mit dem Verdrängung ins Englische übersetzt wird –, und es passiert ihm sogar, dass er nichts davon wissen will.17
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Et pourquoi pas ?
Und warum nicht?
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Qui est-ce que ça pourrait épater ?
Wen könnte das in Erstaunen versetzen?
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La psychanalyse – me direz-vous – alors quoi ?
Die Psychoanalyse, werden Sie mir sagen, also was soll’s?
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J’entends d’ici le bla-bla-bla de quiconque n’a pas de la psychanalyse la moindre idée.
Ich höre von hier aus das Blabla von jemandem, der von Psychoanalyse nicht die geringste Ahnung hat.
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Je réponds à ce qui peut surgir de ce floor, comme on dit, je réponds : est-ce le savoir qui guérit – que ce soit celui du sujet ou celui supposé dans le transfert – ou bien est-ce le transfert, tel qu’il se produit dans une analyse donnée ?
Ich antworte auf das, was von diesem floor, wie man sagt, aufsteigen kann, ich antworte: Ist das, was heilt, das Wissen – sei es das des Subjekts oder das Wissen, das in der Übertragung unterstellt wird –, oder ist es die Übertragung, wie sie sich in einer gegebenen Analyse herstellt?
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Pourquoi le savoir – celui dont je dis qu’a dimension tout psychanalyste – pourquoi le savoir serait-il – comme je disais tout à l’heure – avoué ?
Warum wäre das Wissen – von dem ich sage, dass jeder Psychoanalytiker es in bestimmtem Maße hat –, warum wäre das Wissen, wie ich vorhin gesagt habe, anerkannt?
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C’est de cette question que Freud a pris en somme la Verwerfung, il l’appelle un jugement qui, dans le choix, rejette.
Von dieser Frage her hat Freud ja die Verwerfung* aufgefasst, er nennt sie ein Urteil, das – bei der Wahl – verwirft.18
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Il ajoute qui condamne, mais je le condense.
Er fügt hinzu, das verurteilt, aber ich verdichte es.
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Ce n’est pas parce que la Verwerfung rend fou un sujet, quand elle se produit dans l’inconscient, qu’elle ne règne pas – la même et du même nom d’où Freud l’emprunte – qu’elle ne règne pas sur le monde comme un pouvoir rationnellement justifié.
Dass die Verwerfung*, wenn sie sich im Unbewussten herstellt, ein Subjekt verrückt macht, heißt nicht, dass sie nicht – eben sie und unter eben dem Namen, von woher Freud sie entlehnt –, dass sie nicht als eine rational begründete Macht die Welt regiert.19
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Des psychanalystes – vous allez le voir, à la différence avec le – des psychanalystes, ça se préfère, ça se préfère soi, voyez-vous.
Psychoanalytiker im Plural – Sie werden es sehen, im Unterschied zu der Psychoanalytiker –, Psychoanalytiker im Plural, das ist vorzuziehen, das bevorzugt sich selbst, sehen Sie.
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C’est pas les seuls, il y a une tradition là-dessus : la tradition médicale.
Es sind nicht die einzigen, es gibt darin eine Tradition, die ärztliche Tradition.
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Pour se préférer, on n’a jamais fait mieux, sauf les saints – les saints (s.a.i.n.t.s) [Gelächter], oui, on vous parle tellement des autres [Gelächter] que je précise, parce que les autres… enfin, passons.
Sich selbst zu bevorzugen, das ist nie besser gemacht worden, außer von den Heiligen, les saints. s, a, i, n, t, s. [Gelächter]; |[5] ja, man spricht zu Ihnen so viel über die anderen, les seins, die Brüste [Gelächter], dass ich präzisiere, denn die anderen --; aber lassen wir das.20
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Les saints (s.a.i.n.t.s) ils se préfèrent eux-aussi, ils ne pensent même qu’à ça.
Die Heiligen, auch sie bevorzugen sich, sie denken sogar nur daran.
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Ils se consument de trouver la meilleure façon de se |{197} préférer, alors qu’il y en a de si simples, comme le montrent les méde-saints, eux aussi. [Gelächter]
Sie verzehren sich darin, den besten Weg zu finden, sich zu bevorzugen, während es doch so einfache Wege gibt, wie es die méde-saints zeigen, auch sie.21 [Gelächter]
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Enfin, ceux-là ne sont pas des saints, ça, ça va de soi.
Ich meine, sie sind keine Heiligen, das versteht sich von selbst.
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Il y a peu de choses aussi abjectes à feuilleter que l’histoire de la médecine : ça peut-être conseillé comme vomitif [Gelächter] ou comme purgatif, ça fait les deux.
Es gibt kaum etwas, das, wenn man es durchblättert, so widerlich ist wie die Geschichte der Medizin; man kann das als Brechmittel empfehlen oder als Abführmittel [Gelächter], es wirkt in beiden Richtungen.
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Pour savoir que le savoir n’a rien à faire avec la vérité, il n’y a vraiment rien de plus convaincant.
Um zu wissen, dass das Wissen nichts mit der Wahrheit zu tun hat, dafür gibt es wahrlich nichts Überzeugenderes.
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On peut même dire que ça va jusqu’à faire du médecin une sorte de provocateur.22
Man kann sogar sagen, das geht so weit, dass der Arzt zu einer Art Provokateur gemacht wird.23
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Ça n’empêche pas que les médecins se soient arrangés, et pour des raisons qui tenaient à ce que leur plate-forme avec le discours de la science devenait plus exiguë, que les médecins se soient arrangés à mettre la psychanalyse à leur pas.
Das ändert nichts daran, dass die Ärzte es geschafft haben – aus Gründen, die damit zu tun hatten, dass die Plattform, die sie mit dem Diskurs der Wissenschaft geteilt haben, kleiner wurde –, dass die Ärzte es geschafft haben, die Psychoanalyse dazu zu bringen, in ihre Fußstapfen zu treten.24
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Et ça, ils s’y connaissaient.
Und damit kannten sie sich aus.
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Ceci naturellement d’autant plus que le psychanalyste étant fort embarrassé – comme je suis parti là-dessus – fort embarrassé de sa position, il était d’autant plus disposé à recevoir les conseils de l’expérience.
Natürlich umso mehr, als der Psychoanalytiker, da er in Bezug auf seine Position in beträchtlicher Verlegenheit war – das war mein Ausgangspunkt –, umso mehr geneigt war, die Ratschläge von Leuten mit Erfahrung anzunehmen.
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Je tiens beaucoup à marquer ce point d’histoire qui est dans mon affaire – pour autant qu’elle ait de l’importance – tout à fait un point-clé.
Es ist mir wichtig, diesen Punkt der Geschichte hervorzuheben, der in meinem Fall – soweit er von Bedeutung ist – wirklich ein Schlüsselpunkt ist.
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Grâce à cette conjuration, contre laquelle est dirigé un article exprès de Freud sur la Laienanalyse grâce à cette conjuration qui a pu se produire peu après la guerre, j’avais déjà perdu la partie avant de l’avoir engagée.
Aufgrund dieser Verschwörung, gegen die sich ein Artikel von Freud über die Laienanalyse* ausdrücklich wendet, aufgrund dieser Verschwörung, zu der es kurz nach dem Krieg kommen konnte, hatte ich die Partie bereits verloren, bevor ich sie begonnen hatte.25
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Simplement je voudrais qu’on me croie là-dessus, parce que, pourquoi?
Ich möchte einfach, dass man mir in dieser Sache Glauben schenkt, denn, warum?
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Je le dirai.
Ich werde es sagen.
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Si ce soir je témoigne, et je ne le fais pas par hasard à Sainte Anne puisque je vous dis que c’est là que je dis ce que je pense, si je déclare que c’est très précisément à ce titre de savoir très bien l’avoir, à l’époque, perdue, que cette partie je l’ai engagée, ça n’a rien d’héroïque vous savez.
Wenn ich heute Abend Zeugnis ablege – und nicht zufällig tue ich das in Sainte-Anne, weil ja hier, wie ich Ihnen sage, der Ort ist, wo ich sage, was ich denke –, wenn ich erkläre, dass ich mich deshalb auf diese Partie eingelassen hatte, weil ich sehr gut wusste, dass ich sie damals verloren hatte, dann hat das nichts Heroisches, wissen Sie.
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Il y a un tas de parties qui s’engagent dans ces conditions.
Es gibt eine Menge Partien, die unter solchen Bedingungen aufgenommen werden.
C’est même un des fondements de la condition humaine, comme dit l’autre, et ça réussit pas plus mal que n’importe quelle autre entreprise.
Das ist sogar eine der Grundlagen der conditio humana, wie mal jemand gesagt hat, und das gelingt nicht schlechter als irgendein anderes Unternehmen.
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La preuve, hein.
Der Beweis – sehen Sie hier.
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Le seul ennui – mais il n’est que pour moi – c’est que ça ne vous laisse pas très libre.
Das einzig Ärgerliche ist – allerdings nur für mich –, dass einem das nicht viel Freiheit lässt.
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Je dis ça en passant pour la personne qui m’a – il y a je ne sais pas quoi, le deuxième séminaire avant – qui m’a interrogé sur le fait si je croyais ou non à la liberté.
Ich sage das am Rande zu der Person, die mich – das war, ich weiß nicht, die vorvorletzte Sitzung –, die mich darüber befragt hat, ob ich an die Freiheit glaube.26
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Une autre déclaration que je veux faire et qui a bien son importance, puisque après tout, je ne sais pas, c’est mon penchant ce soir, une autre déclaration qui celle-là alors est tout à fait prouvée --.
Eine andere Erklärung, die ich abgeben möchte und die durchaus ihr Gewicht hat – denn schließlich, ich weiß nicht, heut Abend ist mir danach –, eine andere Erklärung, eine, die also völlig bewiesen ist:
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Là je vous |[6] demande de me croire, que je m’étais très bien aperçu que la partie était zperdue, après tout je n’étais pas si malin, j’ai peut-être cru qu’il fallait foncer et que je foutrais en l’air l’Internationale Psychanalytique Avouée.27
Hier bitte ich Sie, mir zu glauben, dass ich sehr gut mitbekommen hatte, dass die Partie verloren war, [aber Sie denken möglicherweise,] ich war wohl doch nicht so schlau, vielleicht hatte ich ja gedacht, ich müsste mich draufstürzen und dass ich die Eingestandene Psychoanalytische Institution plattmachen würde.
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Et là personne ne peut dire le contraire de ce que je vais dire : c’est que je n’ai jamais lâché aucune des personnes que je savais devoir me quitter, avant qu’elles s’en aillent elles-mêmes.
Und hier kann niemand das Gegenteil dessen sagen, was ich sagen werde, nämlich dass ich von den Leuten, von denen ich wusste, dass sie mich verlassen würden, nie jemanden habe fallen lassen, bevor sie nicht von sich aus gegangen sind.
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Et c’est vrai aussi du moment où la partie était en somme – pour la France – perdue, qui est celle à laquelle j’ai fait allusion tout à l’heure : ce petit brouhaha dans une conjuration médecins-psychanalystes d’où est sorti en 53 le début de mon enseignement.
Und das stimmt auch für den Moment, in dem die Partie insgesamt für Frankreich verloren war, also diejenige, auf die ich vorhin angespielt habe, der kleine Tumult in einer Verschwörung von ärztlichen Psychoanalytikern, von wo 1953 der Beginn meiner Lehre ausgegangen ist.
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{198} Les jours où l’idée de devoir poursuivre le dit enseignement ne m’habite pas – c’est-à- dire un certain nombre – il est évident que j’ai, comme tous les imbéciles, l’idée de ce que ça aurait pu être pour la psychanalyse française si j’avais pu enseigner là où, pour la raison que je viens de dire, je n’étais nullement disposé à lâcher quiconque.
An den Tagen, an denen mich der Gedanke, diese Lehre fortsetzen zu müssen, nicht umtreibt – also an einer Reihe von Tagen –, habe ich natürlich, wie alle Dummköpfe, die Vorstellung, wie das für die französische Psychoanalyse hätte sein können, wenn ich dort hätte lehren können, wo ich aus dem eben genannten Grund keineswegs bereit war, irgendjemanden fallen zu lassen.28
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Je veux dire que si scandaleuses que fussent mes propositions sur Fonction et Champ… et patati et patata… de la parole et du langage, j’étais disposé à couvrir le sillon pendant des années pour les gens même les plus durs de la feuille et – au point où nous en sommes – personne n’y aurait perdu parmi les psychanalystes.
Ich möchte sagen, so skandalös meine Vorschläge auch gewesen sein mögen, die über Funktion und Feld und so weiter und so fort, des Sprechens und der Sprache, ich war jahrelang bereit, den Graben zu überdecken, selbst für die Harthörigsten, und an dem Punkt, an dem wir damit sind, hätte von den Psychoanalytikern niemand etwas dabei verloren.
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Je vous ai dit que j’avais fait un petit tour en Italie.
Ich habe Ihnen gesagt, dass ich eine kleine Reise nach Italien gemacht habe.
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Dans ces cas-là, je vais aussi – pourquoi pas ? – parce que il y a beaucoup de gens qui m’aiment.
In solchen Fällen gehe ich auch deshalb – warum nicht? –, weil es viele gibt, die mich lieben.29
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À propos : il y a quelqu’un qui m’a envoyé un verre à dents ! [Gelächter]
Übrigens, jemand hat mir ein Zahnputzglas geschickt! [Gelächter]
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Je voudrais savoir qui c’est, pour la remercier cette personne.
Ich wüsste gern, wer das war, um mich bei dieser Person zu bedanken.
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Il y a une personne qui m’a envoyé un verre à dents ; je dis ça pour ceux qui là au Panthéon la dernière fois.
Es gibt jemanden, der mir ein Zahnputzglas geschickt hat; ich sage das für diejenigen, die beim letzten Mal am Panthéon dabei waren.30
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C’est une personne que je remercie d’autant que ce n’est pas un verre à dents. [Gelächter]
Das ist jemand, dem ich umso mehr danke, als es kein Zahnputzglas ist. [Gelächter]
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C’est un merveilleux petit verre rouge, long et galbé, dans lequel je mettrai une rose, qui que ce soit qui me l’ait envoyé.
Es ist ein wunderschönes kleines rotes Glasgefäß, lang und geschwungen, in das ich, wer auch immer mir das geschickt haben mag, eine Rose stellen werde.
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Mais je n’en ai reçu qu’un, ça je dois le dire.
Ich habe aber nur eins bekommen, das muss ich schon sagen.
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Enfin passons.
Aber machen wir weiter.
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Il y a des personnes qui m’aiment un peu dans tous les coins, mêmes dans les couloirs du Vatican.
Leute, die mich ein bisschen lieben, gibt’s an jeder Ecke, selbst in den Gängen des Vatikans.31
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Pourquoi pas, hein, il y a des gens très bien.
Warum auch nicht, es gibt da sehr nette Leute.
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Il n’y a que là – ceci pour la personne qui m’interroge sur la liberté – il n’y a qu’au Vatican que je connaisse des libres-penseurs. [Gelächter]
Nur dort – dies für die Person, die mich zur Freiheit befragt –, nur im Vatikan kenne ich Freidenker. [Gelächter]
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Moi je suis pas un libre-penseur, je suis forcé de tenir à ce que je dis.
Ich selbst bin kein Freidenker, ich bin gezwungen, mich an das zu halten, was ich sage.
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Mais là-bas : quelle aisance ! [Gelächter]
Aber da unten – welche Leichtigkeit! [Gelächter]
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Ah on comprend que la Révolution française ait été véhiculée par les abbés.
Ah, man begreift, dass die Französische Revolution von den Priestern betrieben wurde.32
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Si vous saviez quelle est leur liberté, mes bons amis, vous auriez froid dans le dos.
Wenn Sie wüssten, welche Freiheit man dort hat, meine lieben Freunde, dann liefe es Ihnen kalt den Rücken runter.
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Moi j’essaie de les ramener au dur, il n’y a rien à faire, ils débordent, la psychanalyse, pour eux, est dépassée.
Ich versuche, diese Leute auf die harte Linie zurückzubringen, da ist nichts zu machen, die haben das hinter sich, für sie ist die Psychoanalyse überholt.
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Vous voyez à quoi ça sert la libre-pensée.
Da sehen Sie, wozu es dient, das freie Denken.
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Ils voient clair :
Die haben den Durchblick:
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[7] « C’était pourtant un bon métier, hein ? [Gelächter]
„Das war doch ein guter Beruf, oder? [Gelächter]
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Ça avait des bons côtés. »
Das hatte ja gute Seiten.“33
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Quand ils disent que c’est dépassé, ils savent ce qu’ils disent, ils disent : c’est foutu, parce que quand même on doit faire un peu mieux.
Wenn die sagen, das sei überholt, dann wissen die, was sie sagen, sie sagen: Das ist vorbei, weil man’s eben ein bisschen besser machen muss.
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Je dis ça quand même pour avertir les personnes – les personnes qui sont dans le coup, et particulièrement bien sûr, celles qui me suivent – qu’il faut y regarder à deux fois avant d’y engager ses descendants, parce que c’est très possible qu’au train où vont les choses, ça tombe tout d’un coup sec, comme ça.
Ich sage das ja, um die Leute zu warnen – diejenigen, die auf dem Laufenden sind, vor allem natürlich diejenigen, die mir folgen –, dass man zweimal hinschauen sollte, bevor man hier seine Nachkommen einbezieht, da es bei der Geschwindigkeit, mit der die Dinge sich abspielen, durchaus möglich ist, dass das aufhört, mit einem Schlag, einfach so.34
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Enfin c’est uniquement pour ceux qui ont à y engager leur descendance, je leur conseille la prudence.
Na ja, das ist nur für diejenigen, die hier ihre Nachkommen einbeziehen müssen – ich rate ihnen zur Vorsicht.
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J’ai déjà parlé, comme ça, de ce qui se passe dans la psychanalyse.
Über das, was in der Psychoanalyse geschieht, habe ich ja bereits gesprochen.
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Il faut quand même bien spécifier certains points que j’ai déjà abordés, par conséquent que je crois pouvoir traiter brièvement au point où nous en sommes, c’est que c’est le seul discours – et rendons-lui hommage – c’est le seul discours, au sens où j’ai catalogué quatre discours, c’est le seul discours qui soit tel que la canaillerie y aboutisse nécessairement à la bêtise.
Bestimmte Punkte, die ich bereits angesprochen habe, müssen jedoch verdeutlicht werden, weshalb ich glaube, an dieser Stelle kurz darauf eingehen zu können, nämlich dass dies der einzige Diskurs ist – und dafür sollten wir ihn würdigen, Diskurs in dem Sinne, in dem ich eine Liste von vier Diskursen aufgestellt habe –, dass dies der einzige Diskurs ist, bei dem es so ist, dass das Schurkentum notwendigerweise zur Dummheit führt.35
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Si on savait tout de suite que quelqu’un |{199} qui vient vous demander une psychanalyse didactique est une canaille, mais on lui dirait : pas de psychanalyse pour vous, mon cher, vous en deviendrez bête comme chou.
Wenn man sofort wüsste, dass jemand, der einen um eine Lehranalyse bittet, ein Schurke ist, würde man ihm ja sagen: Für Sie keine Psychoanalyse, mein Lieber, davon würden Sie dumm wie Stroh.
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Mais on ne le sait pas, c’est justement soigneusement dissimulé.
Aber man weiß es nicht, das ist ja sorgsam versteckt.
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On le sait quand même au bout d’un certain temps dans la psychanalyse, la canaillerie étant toujours, non pas héréditaire, c’est pas d’hérédité qu’il s’agit, c’est du désir, désir de l’Autre d’où l’intéressé a surgi.
Jedoch, nach einer gewissen Zeit in Psychoanalyse weiß man es, weil das Schurkentum immer, nicht etwa vererbt ist, es geht nicht um Vererbung, es geht um das Begehren, das Begehren des Anderen, aus dem der Betreffende hervorgegangen ist.
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Je parle du désir : c’est pas toujours le désir de ses parents, ça peut être celui de ses grands-parents, mais si le désir dont il est né est le désir d’une canaille, il est une canaille immanquablement, je n’ai jamais vu d’exception.
Ich spreche vom Begehren, es ist nicht immer das Begehren seiner Eltern, es kann das seiner Großeltern sein, aber wenn das Begehren, dass dazu führte, dass er geboren wurde, das Begehren eines Schurken ist, ist er unvermeidlich ein Schurke, ich habe nie eine Ausnahme gesehen.
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Et c’est même pour ça que j’ai toujours été si tendre pour les personnes dont je savais qu’elles devaient me quitter, au moins pour les cas où c’était moi qui les avais psychanalysées, parce que je savais bien qu’elles étaient devenues tout à fait bêtes.
Und deshalb war ich immer so zartfühlend gegenüber Leuten, von denen ich wusste, dass sie mich verlassen würden – zumindest in den Fällen, in denen ich es war, der sie psychoanalysiert hatte, da ich ja wusste, dass sie völlig dumm geworden waren.
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Je peux pas dire que je l’avais fait exprès, comme je vous l’ai dit, c’est nécessaire.
Ich kann nicht sagen, ich hätte es mit Absicht getan; wie ich Ihnen bereits gesagt habe, ist das notwendig.
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C’est nécessaire quand une psychanalyse est poussée jusqu’au bout, ce qui est la moindre des choses pour la psychanalyse didactique.
Notwendig ist es dann, wenn eine Psychoanalyse bis zu Ende geführt wird, was bei der Lehranalyse das Mindeste ist.
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Si la psychanalyse n’est pas didactique, alors c’est une question de tact : vous devez laisser au type assez de canaillerie pour qu’il se démerde désormais convenablement.
Falls die Psychoanalyse keine Lehranalyse ist, ist es eine Frage des Takts – Sie müssen dem Typen genügend Schurkentum lassen, damit er von da an ordentlich zurechtkommt.
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C’est proprement thérapeutique, vous devez le laisser surnager.
Das ist wirklich therapeutisch, Sie müssen ihn oben schwimmen lassen.
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Mais pour la psychanalyse didactique, vous pouvez pas faire ça, parce que Dieu sait ce que ça donnerait.
In der Lehranalyse jedoch können Sie das nicht machen, denn Gott weiß, wohin das führen würde.
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Supposez un psychanalyste qui reste une canaille : ça hante la pensée de tout le monde !
Stellen Sie sich einen Psychoanalytiker vor, der ein Schurke bleibt, das ist für alle ein Alptraum.
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Soyez tranquille, la psychanalyse - contrairement |[8] à ce qu’on croit – est toujours vraiment didactique, même quand c’est quelqu’un de bête qui la pratique, et je dirai même : d’autant plus.
Keine Sorge, im Gegensatz zu dem, was man glaubt, ist die Psychoanalyse immer wirklich lehrhaft, selbst wenn derjenige, der sie praktiziert, ein Dummkopf ist, und ich möchte sogar sagen: umso mehr.
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Enfin tout ce qu’on risque c’est d’avoir des psychanalystes bêtes.
Ich meine, alles, was man riskiert, ist, dumme Psychoanalytiker zu haben.
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Mais c’est – comme je viens de vous le dire – en fin de compte sans inconvénient, parce que quand même, l’objet a à la place du semblant, c’est une position qui peut se tenir. Voilà !
Das ist aber, wie gesagt, letztlich kein Nachteil, denn das Objekt a am Platz des Scheins, das ist ja eine Position, die sich halten lässt.36 Voilà.
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On peut être bête d’origine aussi, c’est très important à distinguer. Bon.
Man kann auch von vornherein dumm sein, es ist wichtig, das zu unterscheiden. Gut.
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Alors je n’ai rien trouvé de mieux, quant à moi, je n’ai rien trouvé de mieux que ce que j’appelle le mathème pour approcher quelque chose concernant le savoir sur la vérité, puisque c’est là – en somme – qu’on a réussi à lui donner une portée fonctionnelle.
Also ich habe, was mich angeht, nichts Besseres gefunden, ich habe nichts Besseres als das, was ich das Mathem nenne, gefunden, um mich einer Sache zu nähern, die sich auf das Wissen über die Wahrheit bezieht, weil es dort [im Diskurs der Psychoanalyse] alles in allem gelungen ist, ihm eine funktionale Tragweite zu geben.37
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C’est beaucoup mieux quand c’est Peirce qui s’en occupe.
Viel besser ist es, wenn Peirce sich damit befasst.38
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Il met les fonctions 0 et 1 qui sont les deux valeurs de vérité, il ne s’imagine pas, par contre, qu’on peut écrire grand V ou grand F pour désigner la vérité et le faux.
Er verwendet die Funktionen 0 und 1 für die beiden Wahrheitswerte und er stellt sich nicht vor, dass man, um Wahrheit und Falschheit zu bezeichnen, groß W oder groß F schreiben kann.39
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J’ai déjà indiqué ça, comme ça en quelques phrases, j’ai déjà indiqué ça au |{200} Panthéon, c’est à savoir qu’autour du Yad’lun, il y a deux étapes : le Parménide, et puis ensuite il a fallu arriver à la théorie des ensembles, …pour que la question d’un tel savoir, qui prend la vérité comme simple fonction et qui est loin de s’en contenter, qui comporte un réel qui avec la vérité n’a rien à faire, ce sont les mathématiques.
Ich habe bereits mit einigen Sätzen darauf hingewiesen, am Panthéon habe ich bereits darauf hingewiesen, dass es beim Yad’lun zwei Stadien gibt: es gibt den Parmenides, und danach musste man bis zur Mengenlehre kommen, damit die Frage nach einem Wissen [gestellt wurde], von dem die Wahrheit als schlichte Funktion aufgefasst wird und das sich keineswegs damit begnügt, nach einem Wissen, zu dem ein Reales gehört, das mit Wahrheit nichts zu tun hat, und das ist die Mathematik.
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Néanmoins pendant des siècles il faut croire que la mathématique se passait là-dessus de toute question, puisque c’est sur le tard et par l’intermédiaire d’une interrogation logique, qu’elle a fait faire un pas à cette question qui est centrale pour ce qui est de la vérité, à savoir : comment et pourquoi yad’lun.
Dennoch muss man annehmen, dass die Mathematik sich hierzu jahrhundertelang jeder Frage enthalten hat, da sie erst spät und durch eine logische Untersuchung dazu geführt hat, dass bei dieser Frage ein Schritt getan worden ist, bei einer Frage, die für das, worum es bei der Wahrheit geht, zentral ist, nämlich: wie und warum yad’lun, wie und warum gibts Eins.
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Vous m’excuserez, je suis pas le seul.
Sie werden mich entschuldigen, ich bin nicht der Einzige.
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Yad’lun : autour de cet Un tourne la question de l’existence.
Skip-teins, um dieses Eins dreht sich die Frage der Existenz.40
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J’ai déjà fait là-dessus des remarques, à savoir que l’existence n’a jamais été abordée comme telle avant un certain âge et qu’on a mis beaucoup de temps à l’extraire de l’essence.
Ich habe bereits einiges dazu gesagt, nämlich dass vor einer bestimmten Epoche dass die Existenz als solche nie angegangen wurde und dass es lange gebraucht hat, um sie aus der Essenz – aus dem Wesen – herauszulösen.41
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J’ai parlé du fait qu’il n’y ait pas en grec, très proprement quelque chose de courant qui veuille dire exister.
Ich habe darüber gesprochen, dass im Griechischen streng genommen nichts verwendet wird, das existieren bedeutet.
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Non pas que j’ignorasse ἐξίστημι [existēmi], ἐξίστanw [existanō], mais plutôt que je constatasse qu’aucun philosophe ne s’en était jamais servi.
Nicht, dass mir existēmi, existanō unbekannt wäre, aber ich möchte festhalten, dass kein Philosoph es je verwendet hat.42
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Pourtant c’est là que commence quelque chose qui puisse nous intéresser : il s’agit de savoir ce qui existe.
Hier jedoch beginnt etwas, das uns interessieren könnte – es geht darum zu wissen, was existiert.
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Il n’existe que de l’Un.
Es existiert nur vom Eins her.
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Avec ce qui se presse autour de nous, je suis forcé aussi également de me presser.
Bei dem, was sich um uns drängt, bin auch ich gezwungen, mich zu beeilen.43
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La théorie des ensembles, c’est l’interrogation : pourquoi Yad’lun?
Die Mengenlehre, das ist die Befragung, pourquoi Yad’lun, warum gibts Eins?44
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L’Un ça ne court pas les rues, quoi que vous en pensiez, y compris cette certitude tout à fait illusoire, et illusoire depuis très longtemps – ça n’empêche pas qu’on y tienne – que vous en êtes Un, vous aussi.
Das Eins ist nichts, das an jeder Ecke anzutreffen wäre, was auch immer Sie denken mögen, einschließlich dieser Gewissheit, die illusorisch ist und das seit langem – was nicht verhindert, dass man daran festhält –, dass Sie Eins sind, auch Sie.
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Vous en êtes Un, il suffit |[9] que vous essayiez même de lever le petit doigt pour vous apercevoir que non seulement vous n’êtes pas Un, mais que vous êtes - hélas ! – innombrables, innombrables chacun pour vous.
Sie sind Eins – es genügt, dass Sie versuchen, auch nur den kleinen Finger zu heben, um nicht nur mitzubekommen, dass Sie nicht Eins sind, sondern dass Sie – ach! – unzählbar sind, jeder für sich unzählbar.
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Innombrables jusqu’à ce qu’on vous ait appris – ce qui peut être un des bons résultats de l’affluent psychanalytique – que vous êtes selon les cas : tout à fait finis – ça, je vous le dis très vite parce que je ne sais pas combien de temps je vais pouvoir continuer – tout à fait finis, pour ce qui est des hommes, ça c’est clair : finis, finis, finis, pour ce qui est des femmes : dénombrables.
So sehr unzählbar, dass man Ihnen beigebracht hat – was eines der guten Ergebnisse des psychoanalytischen Einflusses sein könnte –, dass Sie, je nachdem, entweder völlig endlich sind – ich sage Ihnen das sehr schnell, da ich nicht weiß, wie lange ich noch weitermachen kann –, dass Sie, was Männer angeht, völlig endlich sind, das ist klar: endlich, endlich, endlich, oder, was Frauen betrifft: abzählbar.45
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Je vais tâcher de vous expliquer brièvement quelque chose qui commence à vous frayer là-dessus la voie, puisque bien entendu, ce n’est pas des choses qui sautent aux yeux, surtout quand on ne sait pas ce que ça veut dire fini et dénombrable.
Ich will versuchen, Ihnen kurz etwas zu erläutern, das Ihnen in dieser Sache den Weg zu bahnen beginnt, da dies ja keineswegs Dinge sind, die in die Augen springen, vor allem, wenn man nicht weiß, was das heißt: endlich und abzählbar.
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Mais si vous suivez un peu mes indications, vous lirez n’importe quoi, parce que ça pullule les ouvrages maintenant sur la théorie des ensembles, même pour aller contre.
Wenn Sie jedoch meinen Hinweisen ein wenig folgen, werden Sie [dazu] irgendwas lesen, denn davon wimmelt es jetzt nur so, von Büchern über Mengenlehre, sogar von solchen, die sich dagegen wenden.
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Il y a quelqu’un de très gentil que j’espère bien voir tout à l’heure pour m’excuser de ne pas lui avoir apporté ce soir un livre que j’ai tout fait pour trouver et qui est épuisé, qu’il m’a passé la dernière fois, et qui |{201} s’appelle Cantor a tort.
Es gibt da jemand, der sehr nett ist und den ich hoffentlich nachher sehen werde, um mich dafür zu entschuldigen, dass ich ihm heute Abend ein Buch nicht mitgebracht habe, bei dem ich alles getan hatte, um es aufzutreiben, und das vergriffen ist, das er mir beim letzten Mal gegeben hat, ein Buch mit dem Titel Cantor a tort, „Cantor irrt sich“.46
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C’est un très bon livre.
Das ist ein sehr gutes Buch.
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C’est évident que Cantor a tort d’un certain point de vue.
Es ist offensichtlich, dass Cantor von einem bestimmten Standpunkt aus unrecht hat.
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Mais il a incontestablement raison pour le seul fait que ce qu’il a avancé a eu une innombrable descendance dans la mathématique, et que tout ce dont il s’agit c’est ça, c’est que ce qui fait avancer la mathématique, ça suffit à ce que ça se défende.
Er hat jedoch einfach schon von daher unbestreitbar recht, dass das, was er vorgebracht hat, in der Mathematik unzählige Nachkommen gehabt hat, und dass alles, worum es geht, eben dies ist, nämlich: Dass etwas die Mathematik weiterbringt, genügt, damit es sich vertreten lässt.
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Même si Cantor a tort du point de vue de ceux qui décrètent – on ne sait pourquoi – que le nombre ils savent ce que c’est : toute l’histoire des mathématiques bien avant Cantor a démontré qu’il n’y a pas de lieu où il soit démontrable, qu’il n’y a pas de lieu où il soit plus vrai que l’impossible, c’est le réel.
Selbst wenn Cantor unrecht hat – in der Sicht derjenigen, die verkünden (man weiß nicht, warum), dass sie wissen, was die Zahl ist –, so hat doch die gesamte Geschichte der Mathematik weit vor Cantor gezeigt, dass es keinen Ort gibt, an dem [besser] beweisbar ist, dass es keinen Ort gibt, an dem wahrer ist, dass das Unmögliche das Reale ist.
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Ça a commencé aux Pythagoriciens à qui un jour a été asséné ce fait patent – qu’ils devaient bien savoir, parce qu’il ne faut pas non plus les prendre pour des bébés – que racine de deux n’est pas commensurable.
Angefangen hat das mit den Pythagoräern, die eines Tages von der offensichtlichen Tatsache getroffen wurden – die ihnen ja bekannt sein musste, man sollte sie nicht gerade für Säuglinge halten –, dass Wurzel aus 2 nicht kommensurabel ist.47
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C’est repris par des philosophes, et ce n’est pas parce que ça nous est parvenu par le Théétète qu’il faut croire que les mathématiciens de l’époque n’étaient pas à la hauteur et incapables de répondre, que justement de s’apercevoir que de ce que l’incommensurable existait, on commençait à se poser la question de ce que c’était que le nombre.
Das wurde von Philosophen aufgegriffen; nur deshalb, weil das über den Theaitet zu uns gelangt ist, sollte man nicht glauben, dass die Mathematiker der damaligen Zeit nicht auf der Höhe waren und nicht in der Lage waren zu antworten; eben deshalb, weil man mitbekam, dass das Inkommensurable existiert, fing man an, sich die Frage zu stellen, was das ist, die Zahl.48
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Je ne vais pas vous faire toute cette histoire.
Ich werde mit Ihnen nicht diese ganze Geschichte durchgehn.
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Il y a une certaine affaire de racine de moins un, qu’on a appelé depuis, on ne sait pourquoi, imaginaire.
Es gibt da eine bestimmte Sache mit Wurzel aus minus 1, die man seither, man weiß nicht warum, imaginär genannt hat.49
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Il n’y a rien de moins imaginaire que racine de monis un comme |[10] la suite l’a prouvé, puisque c’est de là qu’est sorti ce qu’on peut appeler le nombre complexe, c’est-à-dire une des choses les plus utiles et les plus fécondes qui aient été crées en mathématiques.
Es gibt nichts, das weniger imaginär wäre als Wurzel aus minus 1, wie durch das bewiesen wurde, was danach kam, denn von da ist ja das ausgegangen, was wir die komplexe Zahl nennen können, also eines der nützlichsten und fruchtbarsten Dinge, die in der Mathematik je kreiert wurden.50
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Bref, plus se fait d’objections à ce qu’il en est de cette entrée par l’Un, c’est-à-dire par le nombre entier, plus il se démontre que c’est justement de l’impossible qu’en mathématique s’engendre le réel.
Kurz, je mehr Einwände gegenüber dem erhoben werden, worum es dann geht, wenn der Eintritt durch das Eins erfolgt, also durch die ganze Zahl, desto mehr zeigt sich, dass in der Mathematik das Reale eben aus dem Unmöglichen erzeugt wird.51
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C’est justement de ce que – par Cantor – ait pu être engendré quelque chose… qui n’est rien de moins que toute l’œuvre de Russell, voire infiniment d’autres points qui ont été extrêmement féconds dans la théorie des fonctions …il est certain que, au regard du réel, c’est Cantor qui est dans le droit fil de ce dont il s’agit.
Genau von daher, dass auf dem Weg über Cantor etwas geschaffen werden konnte, das nichts weniger ist als das gesamte Werk von Russell, ja unendlich viele andere Punkte, die in der Funktionentheorie äußerst fruchtbar waren, eben von daher ist sicher, dass, im Hinblick auf das Reale, Cantor auf der richtigen Spur ist, auf der Spur dessen, worum es geht.
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Si je vous suggère – je parle aux psychanalystes – de vous mettre un peu à cette page, c’est justement pour la raison qu’il y a quelque chose à en tirer dans ce qui est – bien sûr – votre péché mignon.
Wenn ich Ihnen vorschlage – ich spreche zu den Psychoanalytikern –, sich hierzu ein wenig aufs Laufende zu bringen, dann deshalb, weil daraus etwas herauszuziehen ist, bei dem, was natürlich Ihre liebe kleine Sünde ist.
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Je dis ça parce que vous avez affaire à des êtres qui pensent – qui pensent bien sûr, parce qu’ils ne peuvent pas faire autrement – qui pensent comme Télémaque comme tout au moins le Télémaque que décrit Paul-Jean Toulet : ils pensent à la dépense.
Ich sage das, weil Sie es mit Wesen zu tun haben, die, da sie nicht anders können, wie Telemach denken, zumindest wie der von Paul-Jean Toulet beschriebene Telemach: ils pensent à la dépense, sie denken an die Ausgaben.52
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Eh bien ce dont il s’agit c’est de savoir si vous analystes, et ceux que vous conduisez, dépensent ou non en vain leur temps.
Na ja, es geht darum, ob Sie, die Sie Analytiker sind, und diejenigen, die von Ihnen geführt werden, ihre Zeit vergebens verausgaben oder nicht.
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Il est clair qu’à cet égard, le pathos de pensée qui peut pour vous résulter d’une courte initiation, encore qu’il faut pas non plus qu’elle |{202} soit trop brève, à la théorie des ensembles, est quelque chose bien de nature à vous faire réfléchir sur des notions comme l’existence, par exemple.
Es ist klar, dass in dieser Hinsicht das Pathos des Denkens, das sich für Sie aus einer knappen Einführung in die Mengenlehre ergeben kann – die allerdings auch nicht zu kurz sein sollte –, dass dies etwas ist, das Sie dazu bringen kann, über Begriffe wie beispielsweise den der Existenz nachzudenken.
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Il est clair qu’il n’y a qu’à partir d’une certaine réflexion sur les mathématiques, que l’existence a pris son sens.
Es ist klar, dass erst ausgehend von einem bestimmten Nachdenken über die Mathematik die Existenz ihren Sinn angenommen hat.
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Tout ce qu’on a pu dire avant, par une sorte de pressentiment – religieux notamment, à savoir : que Dieu existe – n’a strictement de sens qu’en ceci : qu’à mettre l’accent – je dois y mettre l’accent parce qu’il y a des gens qui me prennent pour un maître à penser – c’est ceci : que vous y croyiez ou pas – gardez ça dans votre petit creux d’oreille : moi je n’y crois pas mais on s’en fout, ceux qui y croient c’est la même chose – que vous y croyiez ou pas à Dieu, dites-vous bien qu’avec Dieu dans tous les cas, qu’on y croit ou qu’on n’y croit pas, il faut en compter, c’est absolument inévitable.
Alles, was man davor hat sagen können, durch eine Art Vorahnung insbesondere religiöser Art, nämlich dass Gott existiert, hat überhaupt nur insofern Sinn, als es den Akzent darauf setzt – ich muss hier den Akzent setzen, mettre l’accent, da es Leute gibt, die mich für einen maître à penser halten, für einen Vordenker –, dass es um Folgendes geht: Ob Sie nun daran glauben oder nicht – im Vertrauen gesagt, ich glaube nicht daran, aber wen kümmert das, und bei denen, die daran glauben, ist es dasselbe –, ob Sie nun an Gott glauben oder nicht, Sie sollten sich sagen, dass man in jedem Fall, ob man nun daran glaubt oder nicht, mit Gott rechnen muss, das lässt sich überhaupt nicht vermeiden.
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C’est pour ça que je réécris au tableau ce autour de quoi j’ai essayé de faire tourner quelque chose sur ce qu’il en est du prétendu rapport sexuel. |[11]
Aus diesem Grunde schreibe ich das wieder an die Tafel, das, um das herum ich versucht habe, etwas sich drehen zu lassen, darüber, was es mit dem angeblichen sexuellen Verhältnis auf sich hat.
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Lacan schreibt an die Tafel
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Je recommence : il existe un x tel que ce qu’il y a de sujet déterminable par une fonction qui est ce qui domine le rapport sexuel, à savoir la fonction phallique – c’est pour ça que je l’écris Φ de x – il existe un x qui se détermine de ceci : qu’il ait dit non à la fonction [].
Ich fange wieder an: Es existiert ein x, das so ist, dass das, was es an Subjekt gibt, insofern es durch eine Funktion bestimmbar ist, durch diejenige, von der das sexuelle Verhältnis dominiert wird, also durch die phallische Funktion – deshalb schreibe ich sie als Φ von x –; es existiert ein x, das dadurch bestimmt ist, dass es zur Funktion nein gesagt hat [].
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Vous voyez que de là d’où je parle, vous voyez d’ores et déjà la question de l’existence liée à quelque chose dont nous ne pouvons pas méconnaître que ce soit un dire.
Sie sehen, dass von dort her, von wo aus ich spreche, die Frage der Existenz bereits jetzt mit etwas verbunden ist, bei dem wir nicht verkennen können, dass es ein Sagen ist.
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C’est un dire non, je dirai même plus : c’est un dire que non.
Das ist ein Neinsagen, ich möchte sogar mehr sagen: es ist ein Nein-dazu-sagen.53
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Ceci est capital.
Das ist entscheidend.
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Ceci est justement ce qui nous indique le point juste où doit être prise pour notre formation, formation d’analyste, ce qu’énonce la théorie des ensembles : il y en a un, au-moins-un, qui dit que non.
Das ist ja das, was uns den richtigen Punkt anzeigt, an dem wir für unsere Ausbildung, für unsere Analytikerausbildung, das aufgreifen müssen, was die Mengenlehre sagt: Es gibt einen, mindestens einen, der nein dazu sagt.
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C’est un repère.
Das ist ein Bezugspunkt.54
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C’est un repère, bien entendu qui ne tient pas même un instant, qui n’est d’aucune façon enseignant ni enseignable, si nous ne le conjoignons pas à cette inscription quantificatrice des quatre autres termes, à savoir : le quanteur dit universel, , c’est-à-dire le point d’où il peut être dit, comme cela s’énonce dans la doctrine freudienne, qu’il n’y a de désir, de libido – c’est la même chose – que masculine.
Das ist ein Bezugspunkt, der natürlich keinen Moment lang Bestand hätte, der in keiner Weise etwas lehren würde oder gelehrt werden könnte, wenn wir ihn nicht mit der quantifikatorischen Schreibung der vier anderen Terme verbinden würden, nämlich [erstens] mit dem sogenannten Universalquantor, , das heißt mit dem Punkt, von dem her, wie es in der Freud’schen Lehre heißt, gesagt werden kann, dass es Begehren, dass es Libido – das ist dasselbe – nur als männlich gibt.55
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C’est à la vérité une erreur.
In Wahrheit ist das ein Irrtum.
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Il n’en reste pas moins que c’est une erreur qui a tout son prix de repère.
Das ändert nichts daran, dass als Anhaltspunkt dieser Irrtum einen beträchtlichen Wert hat.
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{203} Que les trois autres formules, à savoir : il n’existe pas cet x, pour dire qu’il n’est pas vrai que la fonction phallique soit ce qui domine le rapport sexuel [].
Dann die drei anderen Formeln, nämlich: Es existiert nicht das x, das sagen würde, dass es nicht wahr ist, dass die phallische Funktion das ist, wovon das sexuelle Verhältnis beherrscht wird [].
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Et que d’autre part nous devions – je ne dis pas nous puissions écrire – qu’à un niveau complémentaire de ces trois termes nous devions écrire la fonction du pas-tout comme étant essentielle à un certain type de rapport à la fonction phallique en tant qu’elle fonde le rapport sexuel [].
Und dann sollten wir andererseits schreiben – ich sage nicht, wir können schreiben –, und dann sollten wir auf einer Ebene, die zu diesen drei Termen komplementär ist, die Funktion des nichtalle schreiben, als wesentlich für einen bestimmten Typ der Beziehung zur phallischen Funktion, insofern diese Funktion das sexuelle Verhältnis begründet [].
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C’est là évidemment ce qui fait de ces quatre inscriptions un ensemble.
Das ist offensichtlich das, was diese vier Anschreibungen zu einer Menge macht.
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Sans cet ensemble, il est impossible de s’orienter correctement dans ce qu’il en est de la pratique de l’analyse pour autant qu’elle a affaire avec ce quelque chose qui couramment se définit comme étant l’homme d’une part, et d’autre part ce correspondant généralement qualifié de femme, qui le laisse seul.
Ohne diese Menge ist es unmöglich, sich in dem, worum es in der Praxis der Analyse geht, richtig zu orientieren, insofern sie mit etwas zu tun hat, das gemeinhin als der Mann definiert wird, einerseits, und andererseits mit dieser Entsprechung, die im allgemeinen als Frau qualifiziert wird, was ihn allein lässt.
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S’il le laisse seul, c’est pas la faute du correspondant, c’est la faute de l’homme.
Wenn ihn das allein lässt, ist das nicht Schuld der Entsprechung, sondern Schuld des Mannes.
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Mais faute ou pas faute – c’est une affaire que nous n’avons pas à trancher immédiatement, je le signale au passage.
Aber Schuld oder nicht Schuld, das ist eine Angelegenheit, die wir nicht sofort entscheiden müssen, ich weise nur am Rande darauf hin.
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Ce qu’il importe pour l’instant |[12] c’est d’interroger le sens de ce que peuvent avoir à faire ces quatre fonctions – qui ne sont que deux : l’une négation de la fonction, l’autre : fonction opposée – ces quatre fonctions pour autant que les diversifie leur accouplement quanté.
Im Augenblick ist wichtig, nach dem Sinn dessen zu fragen, was diese vier Funktionen zu tun haben können – die nur zwei sind, die eine: Negation der Funktion, die andere: entgegengesetzte Funktion –, diese vier Funktionen, insofern sie durch ihre quantisierte Verkoppelung diversifiziert werden.56
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Il est clair que ce que veut dire le ∃ de x, barre, c’est-à-dire négation de Φx [$x. ] – est quelque chose qui depuis longtemps… et depuis assez à l’origine pour qu’on puisse dire qu’on est absolument confondu que Freud l’ait ignoré …∃ de x, négation de Φx, à savoir cet au-moins-un.
Es ist klar, dass das, was dies bedeutet, nämlich das ∃ von x, und dann Querstrich, also Negation von Φx, das dies etwas ist, das seit langem und ursprünglich lange genug [bekannt ist], sodass man sagen kann, es ist äußerst verwirrend, dass Freud es nicht gekannt haben soll, ∃ von x, Negation von Φx, also dieses mindestens ein.
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Cet Un tout seul qui se détermine d’être l’effet du dire que non à la fonction phallique, c’est très précisément le point sous lequel il faut que nous mettions tout ce qui s’est dit jusqu’à présent de l’Œdipe, pour que l’Œdipe soit autre chose qu’un mythe.57
Dieses Eins-allein, das dadurch bestimmt ist, dass es die Wirkung des Nein-dazu-Sagens ist, des Nein-Sagens zur phallischen Funktion, das ist genau der Punkt, unter den wir alles bringen müssen, was bislang über den Ödipus gesagt worden ist, damit der Ödipus etwas andere ist als ein Mythos.58
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Et ceci a d’autant plus d’intérêt qu’il ne s’agit pas là de genèse, ni d’histoire, ni de quoi que ce soit qui ressemble, comme il semble à certains moments dans Freud que ç’ait pu être énoncé par lui, à savoir un événement.
Und das ist umso interessanter, als es hier weder um Genese geht noch um Geschichte noch um etwas – wie es bei Freud, so scheint es, in bestimmten Momenten geäußert werden konnte –, das einem Ereignis ähneln würde.59
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Il ne saurait s’agir d’événement à ce qui nous est représenté comme étant avant toute histoire.
Es kann sich nicht um ein Ereignis handeln, von daher, dass es uns als etwas dargestellt wird, das aller Geschichte vorausliegt.
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Il n’y a d’événement que ce qui se connote dans quelque chose qui s’énonce.
Ein Ereignis gibt es nur als etwas, das in etwas, das geäußert wird, konnotiert wird.
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Il s’agit de structure.
Es geht um Struktur.60
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Qu’on puisse parler de tout-homme comme étant sujet à la castration [], c’est ce pourquoi – de la façon la plus patente – le mythe d’Œdipe est fait.
Dazu, dass man über jeden Menschen/Mann als etwas sprechen kann, das der Kastration unterworfen ist [], dazu dient ganz offensichtlich der Ödipusmythos.61
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Est-il nécessaire de se mettre à retourner aux fonctions mythéme-atiques pour énoncer un fait logique qui est celui-ci : c’est que s’il est vrai que l’inconscient est structuré comme un langage, la fonction de la castration y est nécessitée ?
Ist es notwendig, dass man sich daran macht, zu den mythematischen Funktionen zurückzugehen, um eine logische Tatsache darzulegen? Nämlich die folgende: Wenn es stimmt, dass das Unbewusste strukturiert ist wie eine Sprache, dann ist die Funktion der Kastration darin notwendig.
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C’est exactement en effet ce qui implique quelque chose qui y échappe.
Und genau darin ist ja etwas impliziert, das dem entgeht.
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Et quoi que ce soit qui y échappe, même si ce n’est pas – pourquoi pas, car c’est dans le mythe – quelque chose d’humain – après tout pourquoi ne pas voir le |{204} père du meurtre primitif comme un orang-outang ?
Und was auch immer dem entgehen mag, selbst wenn es nichts Menschliches ist – warum nicht, denn so steht das im Mythos; warum sollte man sich den Vater des Urmordes nicht als einen Orang-Utan vorstellen?62
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Beaucoup de choses qui coïncident dans la tradition – la tradition d’où tout de même il faut dire que la psychanalyse surgit : de la tradition judaïque, dans la tradition judaïque, comme j’ai pu l’énoncer l’année où je n’ai pas voulu faire plus que mon premier séminaire sur Les Noms-du-Père.
Viele Dinge, die in der Tradition zusammenkommen – in der Tradition, aus der, wie man ja sagen muss, die Psychoanalyse hervorgeht, aus der jüdischen Tradition –, in der jüdischen Tradition --; wie ich das in dem Jahr sagen konnte, in dem ich über die Namen-des-Vaters nicht mehr als meine erste Seminarsitzung abhalten wollte.63
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J’ai quand même eu le temps d’y accentuer que dans le sacrifice d’Abraham, ce qui est sacrifié c’est effectivement le père, lequel n’est autre qu’un bélier.
Immerhin hatte ich die Zeit, um herauszustellen, dass im Abrahams-Opfer tatsächlich der Vater geopfert wird, der nichts anderes ist als ein Widder.64
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Comme dans toute lignée humaine qui se respecte, sa descendance mythique est animale.
Wie bei jeder menschlichen Abstammungslinie, die etwas auf sich hält, ist ihre mythische Herkunft von tierischer Art.
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De sorte qu’en fin de compte, ce que je vous ai dit l’autre jour de la fonction de la chasse |[13] chez l’homme, c’est de ça qu’il s’agit.
Derart, dass es letztlich, wie ich Ihnen beim vorigen Mal über die Funktion der Jagd beim Mann gesagt habe, dass es letztlich das ist, worum es geht.65
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Je ne vous en ai pas dit bien long bien sûr.
Darüber habe ich natürlich nicht besonders lange zu Ihnen gesprochen.
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J’aurai pu vous en dire plus sur le fait que le chasseur aime son gibier.
Ich hätte Ihnen mehr darüber sagen können, dass der Jäger sein Wild liebt.
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Tels les fils, dans l’évènement dit « primordial » dans la mythologie freudienne : ils ont tué le père – comme ceux dont vous voyez les traces sur les grottes de Lascaux – ils l’ont tué – mon Dieu – parce qu’ils l’aimaient bien sûr, comme la suite l’a prouvé.
So wie die Söhne in dem Ereignis, das in der Freud’schen Mythologie als Ursprung bezeichnet wird; sie haben den Vater getötet – wie diejenigen, deren Spuren Sie in den Höhlen von Lascaux sehen –, sie haben ihn natürlich deshalb getötet, mein Gott, weil sie ihn liebten, wie durch das, was danach kam, bewiesen wurde.
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La suite est triste.
Was danach kam, ist traurig.
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La suite est très précisément que tous les hommes, ∀de x, A renversé, que l’universalité des hommes est sujette à la castration.
Die Folge ist eben die, dass alle Männer, ∀ von x, dass die Allgemeinheit der Männer der Kastration unterworfen ist.66
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Qu’il y ait une exception, nous ne l’appellerons pas, du point d’où nous parlons, mythique.
Dass es eine Ausnahme gibt, werden wir an dem Punkt, von wo aus wir sprechen, nicht als mythisch bezeichnen.
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Cette exception c’est la fonction inclusive.
Diese Ausnahme ist die inklusive Funktion.
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Quoi énoncer de l’universel, sinon que l’universel soit enclos, enclos précisément par la possibilité négative ?
Was soll man über die Allaussage sagen, wenn nicht dies, dass sie eingeschlossen ist, und zwar eingeschlossen von der negativen Möglichkeit?
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Très exactement, l’existence ici joue le rôle du complément, ou pour parler plus mathématiquement, du bord.
Die Existenz spielt hier exakt die Rolle des Komplements oder, um mathematischer zu sprechen, die des Randes.67
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Ce qui inclut ceci : qu’il y a quelque part un tout x, un tout x qui devient un tout petit a – je veux dire un A renversé de a : ∀a – chaque fois qu’il s’incarne, qu’il s’incarne dans ce qu’on peut appeler Un être, un être au moins qui se pose comme être, et à titre d’homme nommément.
Was einschließt, dass es irgendwo ein alle x gibt, welches ein alle klein a wird, ich meine ein umgekehrtes A von a: ∀a – jedes Mal, wenn es sich in dem verkörpert, was man Un être nennen kann Ein Wesen/Sein, ein Wesen zumindest, das sich als Sein darstellt und speziell als Mann.
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C’est très précisément ce qui fait que ce soit dans l’autre colonne, et avec un type de rapport qui est fondamental, que puisse s’articuler quelque chose dans quoi se range, puisse se ranger pour quiconque sache penser avec ces symboles, au titre de la femme.
Eben dies führt dazu, dass in der anderen Spalte und in einer Beziehungsart, die grundlegend ist, etwas artikuliert werden kann, dass hier – für jeden, der mit diesen Symbolen denken kann – etwas eingereiht wird, eingereiht werden kann: als Frau.
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Rien que de l’articuler ainsi [], ceci nous fait sentir qu’il y a quelque chose de remarquable, de remarquable pour vous, que ce qui s’en énonce, c’est qu’il n’y en a pas une qui dans l’énoncé – dans l’énoncé qu’il n’est pas vrai que la fonction phallique domine ce qu’il en est du rapport sexuel – s’inscrive en faux.
Allein es so zu artikulieren [], lässt uns spüren, dass etwas Bemerkenswertes darin liegt, etwas für Sie Bemerkenswertes, dass das, was darin ausgesagt wird, dies ist, dass es nicht eine gibt, die zu dieser Aussage – zu der Aussage, dass es nicht wahr ist, dass die phallische Funktion das beherrscht, worum es beim sexuellen Verhältnis geht –, die zu dieser Aussage im Gegensatz stünde.68
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Et pour vous permettre de vous y retrouver au moyen de références qui vous sont un petit peu plus familières, je dirai – mon Dieu, puisque j’ai parlé tout à l’heure du père – je dirai que ce que concerne ce Il n’existe pas de x qui se détermine comme sujet dans l’énoncé du dire que non à la fonction phallique [], c’est à proprement parler la vierge.
Und um Ihnen zu ermöglichen, sich hier durch Bezüge, die Ihnen etwas vertrauter sind, zurechtzufinden, möchte ich sagen – mein Gott, weil ich vorhin vom Vater gesprochen habe –, möchte ich sagen, worauf sich das bezieht, dieses Es existiert kein x, das in der Aussage des Neinsagens zur phallischen Funktion als Subjekt bestimmt ist []: das ist im strengen Sinne des Wortes die Jungfrau.
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Vous savez que Freud en fait état : le tabou de la virginité etc., et d’autres histoires follement folkloriques autour de cette affaire, et le fait qu’autrefois les vierges étaient baisées pas par n’importe qui, il fallait au moins un grand prêtre ou un petit seigneur, enfin qu’importe, |[14] l’important n’est pas ça.
Sie wissen, dass Freud sich darauf bezieht, auf das Tabu der Virginität usw. und andere wahnsinnig folkloristische Geschichten um diese Sache herum, und die Tatsache, dass die Jungfrauen früher nicht von jedem Beliebigen gebumst wurden, dazu brauchte es mindestens einen Hohen Priester oder einen kleinen Gutsherrn, aber wie auch immer, das ist nicht das Wichtige.69
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L’important en effet, c’est qu’on puisse dire autour de cette fonction du vir, cette fonction du vir si frappante en ceci qu’il n’y ait jamais que d’une femme, après tout qu’on dise qu’elle soit virile.
Denn das Wichtige ist, was man zu dieser Funktion des [lat.] vir sagen kann, diese Funktion des vir, die darin so erstaunlich ist, dass letztlich immer nur über eine Frau gesagt wird, sie sei viril.70
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Si vous avez jamais entendu |{205} parler, au moins de nos jours, d’un type qui le soit, vous me le montrerez, ça m’intéressera.
Falls Sie jemals, zumindest heutzutage, über einen Kerl gehört haben, er sei viril, sollten Sie ihn mir zeigen, das würde mich interessieren.71
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Là par contre, si l’homme est tout ce que vous voulez dans le genre : virtuose, vire à bâbord, paré à virer, vire ce que tu veux, le viril c’est du côté de la femme, c’est la seule à y croire.
Hier jedoch – während der Mann alles ist, was Sie wollen, in der Art von virtuose, „Virtuose“, vire à bâbord, „dreht nach Backbord“, paré à virer, „klar zur Wende“, vire ce que tu veux, „überweise, was du willst“ – ist das Virile auf der Seite der Frau, sie ist die Einzige, die daran glaubt.72
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Elle pense.
Sie denkt.73
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C’est même ce qui la caractérise, je vous expliquerai tout à l’heure.
Das ist sogar das, was für sie kennzeichnend ist; ich werde Ihnen das später erläutern.74
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Il faut que je vous le dise tout de suite – que c’est pour ça – je vous expliquerai dans le détail pourquoi – que la virgo n’est pas dénombrable, parce qu’elle se situe – contrairement à l’Un qui est du côté du père – elle se situe entre l’Un et le Zéro.
Ich muss Ihnen sofort sagen, dass es deshalb so ist – ich werde Ihnen im Einzelnen erläutern warum –, weil die virgo [lateinisch für „Jungfrau“] nicht abzählbar ist, da sie, im Gegensatz zur Eins, die auf der Seite des Vaters ist, zwischen der Eins und der Null verortet ist.75
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Ce qui est entre l’Un et le Zéro, c’est très connu et ça se démontre – même quand on a tort – ça se démontre dans la théorie de Cantor, ça se démontre d’une façon que je trouve absolument merveilleuse.
Was zwischen der Eins und der Null liegt, ist gut bekannt, und es wird bewiesen, même quand on a tort, selbst wenn man sich irrt, das wird in der Theorie von Cantor bewiesen, und es wird auf eine Weise bewiesen, die ich absolut wunderbar finde.76
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Il y en a au moins ici quelques-uns qui savent de quoi je parle, de sorte que je vais l’indiquer brièvement.
Es gibt hier zumindest einige, die wissen, wovon ich spreche, sodass ich kurz darauf eingehen möchte.
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Il est tout à fait démontrable que ce qui est entre l’Un et le Zéro – ça se démontre grâce aux décimales, on se sert de décimales dans le système du même nom : décimal – il est très facile de montrer que : supposez – il faut le supposer – supposez que ce soit dénombrable, la méthode dite de la diagonale peut permettre de forger toujours une nouvelle suite décimale telle qu’elle ne soit certainement pas inscrite dans ce qui a été dénombré.
Es ist völlig beweisbar, dass das, was zwischen der Eins und der Null liegt – das wird mithilfe der Dezimalzahlen bewiesen, der Dezimalzahlen bedient man sich in dem gleichnamigen System, im Dezimalsystem –, es lässt sich leicht zeigen, dass, nehmen Sie an – man muss es [zunächst] annehmen –, nehmen Sie an, sie [die Menge der reellen Zahlen zwischen Null und Eins] sei abzählbar, dass die sogenannte Diagonalmethode dann stets ermöglichen kann, eine dezimale Folge zu bilden [eine unendliche nichtperiodische Dezimalzahl], die in dem, was abgezählt wurde, mit Sicherheit nicht geschrieben war.77
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Il est strictement impossible de construire ce dénombrable, de donner même une façon – si mince soit-elle – de le ranger, ce qui est bien la moindre des choses, parce que le dénombrable se définit de correspondre à la suite des nombres entiers.
Es ist streng unmöglich, [für die unendlichen nichtperiodischen Dezimalzahlen] dieses Abzählbare zu konstruieren und auch nur ein Verfahren anzugeben, um sie, wie schwach auch immer, zu ordnen, was jedoch das Mindeste ist, denn das Abzählbare ist dadurch definiert, dass es der Folge der ganzen Zahlen korrespondiert.78
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C’est donc purement et simplement d’un supposé …
Das geht also, schlicht und einfach, von einer Annahme aus.79
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Et là-dessus on accusera très volontiers – comme il se fait dans ce livre Cantor a tort – Cantor d’avoir tout simplement forgé un cercle vicieux.
Und in diesem Punkt wird man Cantor gern vorwerfen – wie in diesem Buch Cantor a tort –, er habe ganz schlicht einen Circulus vitiosus konstruiert.80
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Un cercle vicieux, mes bon amis, mais pourquoi pas !
Ein Circulus vitiosus, meine guten Freunde – aber warum nicht!
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Plus un cercle est vicieux, plus il est drôle, surtout si on peut en faire sortir quelque chose, quelque chose comme ce petit oiseau qui s’appelle le non-dénombrable, qui est bien une des choses les plus éminentes, les plus astucieuses, les plus collant au réel du nombre qui ait jamais été inventeés.
Je vitiöser ein Zirkel ist, desto lustiger ist er, vor allem, wenn man daraus so etwas hervorgehen lassen kann wie dieses Vögelchen, das sich das Überabzählbare nennt, was ja eine der hervorragendsten, der raffiniertesten Sachen ist, die je erfunden wurden, der Sachen, die mit dem Realen der Zahl am engsten verbunden sind.81
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Enfin, laissons !
Aber machen wir weiter.
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Les Onze Mille Vierges – comme il se dit dans La Légende Dorée – c’est la façon d’exprimer le non-dénombrable, parce que les onze mille, vous comprenez, c’est un chiffre énorme, c’est surtout un chiffre énorme pour |[15] des vierges, et pas seulement par les temps qui courent !
Die elftausend Jungfrauen, wie das in der Legenda aurea heißt, das ist eine Art, das Überabzählbare auszudrücken, denn die elftausend, verstehen Sie, ist eine enorme Zahl, vor allem für Jungfrauen ist das eine enorme Zahl und nicht nur in heutiger Zeit.82
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Donc, nous avons pointé ces faits.
Darauf hätten wir also hingewiesen.
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Tâchons maintenant de comprendre ce qu’il en advient, de ce pas-toute qui est vraiment le point vif, le point original de ce que j’ai inscrit au tableau, car nulle part jusqu’à présent dans la logique n’a été mise, promue, mise en avant, la fonction du pas-tous comme telle.
Versuchen wir nun zu begreifen, was aus diesem nichtjede wird, das wirklich der entscheidende Punkt ist, der originelle Punkt dessen, denn die Funktion des nichtalle ist als solche in der Logik bisher nirgendwo dargestellt, nirgendwo gefördert, nirgendwo vorangebracht worden.
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Le mode de la pensée…pour autant qu’il est, si je puis dire, subverti par le manque du rapport sexuel …pense et ne pense qu’au moyen de l’Un.
Der Modus des Denkens – insofern er, wenn ich so sagen darf, durch das Fehlen des sexuellen Verhältnisses subvertiert ist – denkt, und denkt nur mithilfe des Eins.
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L’universel, c’est le quelque chose qui résulte de l’enveloppement d’un certain champ par |{206} quelque chose qui est de l’ordre de l’Un, à ceci près, qui est la véritable signification de la notion de l’ensemble, c’est très précisément ceci : c’est que l’ensemble, c’est la notation mathématique de ce quelque chose - où hélas, je ne suis pas pour rien – qui est une certaine définition, celle que je note du S barré [$] c’est à savoir du sujet, du sujet pour autant qu’il n’est rien d’autre que l’effet de signifiant, autrement dit ce que représente un signifiant pour un autre signifiant.
Das Universale ist das Etwas, das hervorgeht aus der Einhüllung eines bestimmten Feldes durch etwas, das von der Ordnung des Eins ist, bis auf das, was die wahrhafte Bedeutung des Begriffs der Menge ist, nämlich dass die Menge die mathematische Notation von diesem Etwas ist – woran ich, ach, nicht unbeteiligt bin –, nämlich einer bestimmten Definition, derjenigen, die ich mit einem ausgestrichenen S notiere [$], also des Subjekts, insofern das Subjekt nichts anderes ist als der Effekt des Signifikanten, anders gesagt das, was von einem Signifikanten für einen anderen Signifikanten repräsentiert wird.83
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L’ensemble c’est la façon dont, à un tournant de l’histoire, les gens les moins faits pour mettre au jour ce qu’il en est du sujet, s’y sont trouvés – si l’on peut dire – nécessités.
Die Menge, das ist die Art und Weise, wie an einem Wendepunkt der Geschichte die Leute, die am wenigsten dazu geschaffen sind, das, was es mit dem Subjekt auf sich hat, ans Licht zu bringen, die Art und Weise, wie sie eben dazu genötigt wurden, wenn man so sagen kann.
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L’ensemble n’est rien d’autre que le sujet.
Die Menge ist nichts anderes als das Subjekt.
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C’est bien pour cela qu’il ne saurait même se manier sans l’addition de l’ensemble vide.
Eben deshalb lässt sie sich ohne Hinzufügung der leeren Menge gar nicht handhaben.
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Jusqu’à un certain point, je dirai que l’ensemble vide se démarque dans sa nécessité, de ceci qu’il peut être pris pour un élément de l’ensemble, à savoir que l’inscription de la parenthèse qui désigne l’ensemble avec comme élément l’ensemble vide, [Lacan schreibt an die Tafel :] {Ø}, est quelque chose sans quoi est absolument impensable tout maniement de cette fonction, de cette fonction qui – je vous le répète, je pense vous l’avoir suffisamment indiqué – est faite très précisément à un certain tournant pour interroger, interroger au niveau du langage commun – je souligne commun, parce que ce n’est nullement ici aucun, de quelque sorte que ce soit, métalangage qui règne –, pour interroger du point de vue logique, interroger avec le langage de tous, ce qu’il en est de l’incidence dans le langage lui-même, du nombre, c’est-à-dire de quelque chose qui n’a rien à faire avec le langage, de quelque chose qui est plus réel que n’importe quoi, le discours de la science l’a suffisamment manifesté.
Bis zu einem bestimmten Punkt möchte ich sagen, dass sich die leere Menge in ihrer Notwendigkeit dadurch auszeichnet, dass sie als ein Element der Menge gefasst werden kann, das heißt, dass ohne die Schreibung der Klammer, mit der die Menge bezeichnet wird, die als Element die leere Menge hat, [Lacan schreibt an die Tafel:] {Ø}, jede Handhabung dieser Funktion völlig undenkbar ist, dieser Funktion, die ja – ich wiederhole es, ich denke, ich habe Sie genügend darauf hingewiesen – an einem bestimmten Wendepunkt gebildet wurde, um auf der Ebene der Gemeinsprache zu untersuchen – ich betone Gemein-, denn was hier herrscht, ist keineswegs eine Metasprache, welcher Art auch immer –, um vom logischen Standpunkt aus mit der Sprache, die allen gemein ist, zu untersuchen, was es mit der Einwirkung der Zahl auf die Sprache auf sich hat, also mit der Einwirkung von etwas, das mit der Sprache nichts zu tun hat, mit der Einwirkung von etwas, das realer ist als irgendetwas sonst, der Diskurs der Wissenschaft hat das hinreichend manifestiert.84
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Pas-tout [Lacan schreibt an die Tafel :] – il manquait la barre – c’est très précisément ce qui résulte de ceci : non pas que rien ne le limite, mais que la limite est autrement située.
Nichtalle, [Lacan schreibt an die Tafel:] – es fehlte der Querstrich –, das ist genau das, was sich daraus ergibt, dass es nicht etwa durch nichts begrenzt ist, sondern dass die Grenze anderswo verläuft.85
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Ce qui fait le pas-tout, si je puis dire et je le dirai pour aller vite, c’est ceci, c’est que… contrairement à l’inclusion dans : il existe le Père dont le dire-non le situe par rapport à la fonction phallique [] …inversement, c’est en tant qu’il y a le vide, le manque, l’absence de quoi que ce |[16] soit qui dénie la fonction phallique au niveau de la femme [], qu’inversement il n’y a rien d’autre que ce quelque chose que le pas-tout formule dans la position de la femme à l’endroit de la fonction phallique [].
Wodurch das Nichtalle zustande kommt, wenn ich so sagen darf und ich werde es sagen, um schnell voranzukommen, ist dies, dass es, im Gegensatz zur Einschließung in Es existiert der Vater, dessen Neinsagen ihn im Verhältnis zur phallischen Funktion verortet [], dass es umgekehrt so ist, insofern es die Leere gibt, den Mangel, die Abwesenheit von was auch immer, wodurch auf der Ebene der Frau die phallische Funktion negiert würde [], dass es umgekehrt nichts anderes gibt als das, was vom Nichtalle in der Position der Frau gegenüber der phallischen Funktion formuliert wird [].
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Elle est en effet pour elle pas-toute.
Denn für diese Funktion ist sie nichtalle.
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Ce qui ne veut pas dire que, sous quelque incidence que ce soit, elle le nie.
Was nicht heißen soll, dass diese Funktion von ihr in irgendeiner Hinsicht negiert wird.86
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Je ne dirai pas qu’elle est Autre, parce que très précisément le mode sous lequel elle n’existe pas dans cette fonction – de la nier – ce qui est très précisément ce mode, c’est qu’elle est ce qui dans mon graphe s’inscrit du signifiant de ceci [Lacan schreibt an die Tafel ] : S(Ⱥ), que l’Autre est barré.
Ich werde nicht sagen, dass sie Anders ist, denn der Modus, in dem sie in dieser Funktion nicht existiert – in der, die phallische Funktion zu negieren –, ist eben der Modus, dass sie das ist, was in meinem Graphen mit dem Signifikanten dessen geschrieben wird, [Lacan schreibt an die Tafel:] S(Ⱥ), dass das Andere ausgestrichen ist.87
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La femme n’est pas le lieu de l’Autre.
Die Frau ist nicht der Ort des Anderen.
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Et plus encore elle s’inscrit très précisément comme n’étant pas l’Autre dans la fonction que je donne au grand A, à savoir comme étant le lieu de la vérité, et ce qui s’inscrit dans la non-existence de ce qui pourrait nier la fonction phallique.
Und mehr noch, eben als diejenige, die nicht die Andere ist, schreibt sie sich in die Funktion ein, die ich dem großen A gebe – nämlich als das, was der Ort der Wahrheit ist –, und sie ist das, was sich in die Nicht-Existenz dessen einschreibt, wodurch die phallische Funktion negiert werden könnte [].88
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De même qu’ici [] j’avais traduit par la fonction de l’ensemble vide l’existence du dire que non [], de même c’est de s’absenter et même c’est d’être ce jouis-centre , ce jouis-centre qui est conjugué à ce que je n’appellerai pas une absence, mais une dé-sence : s.e.n.c.e. …que la femme se pose pour ce fait signifiant, non seulement que le grand Autre n’est pas là – ce n’est pas elle – mais qu’il est tout à fait ailleurs : au lieu où il situe la parole.
Ebenso wie ich hier [] die Existenz des Nein-dazu-Sagens mit der Funktion der leeren Menge übersetzt hatte, ist es auch so, dass die Frau – von daher, sich zu absentieren und sogar von daher, dieses jouis-centre zu sein, dieses Genuss-Zentrum, das verbunden ist mit dem, was ich nicht eine Absenz nennen möchte, sondern eine Desenz, dass also die Frau für die Tatsache gesetzt wird, die nicht nur bedeutet, dass der groß Andere nicht hier ist – das ist nicht sie –, sondern dass er ganz woanders ist, an dem Ort, an dem er das Sprechen verortet.89
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An der Tafel
Sexuierungsformeln, erweitert um Termini für die „Klaffungen“
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{207} Il me reste – puisqu’après tout vous avez la patience à une heure qui est déjà onze, de continuer à m’entendre – à pointer ceci qui est capital… dans ce qu’après tout ici – pour vous – je force à la fin de l’année, un certain nombre de thèmes qui sont des thèmes cristallisants …c’est de dénoter la béance qui sépare chacun de ces termes en tant qu’ils sont énoncés.
Es bleibt mir – da Sie ja zu diesem Zeitpunkt, es ist bereits elf, die Geduld haben, mir weiterhin zuzuhören –, es bleibt mir, auf das hinzuweisen, was entscheidend ist bei dem, was ich für Sie hier am Ende des Jahres schließlich forciere: eine Reihe von Themen, die kristallisierend sind; das heißt, es bleibt mir, die Klaffung zu bezeichnen, die jeden dieser Terme von den anderen Termen trennt, insofern es sich bei ihnen um Aussagen handelt.
An der Tafel
Sexuierungsformeln, erweitert um Termini für die „Klaffungen“
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Il est clair qu’entre le il existe [] et le il n’existe pas [], on n’a pas à baragouiner, c’est l’existence.
Klar ist, zwischen dem Es existiert [] und dem Es existiert nicht [] – wir müssen kein Kauderwelsch reden –, da liegt die Existenz.
[Anmerkung]
Demnach beruht für Lacan die Existenz auf der Beziehung zwischen „es existiert“ und „es existiert nicht“. In einer früheren Sitzung dieses Seminars hatte er gesagt:
„Existenz gibt es nur vor einem Hintergrund von Inexistenz und umgekehrt – [lat.] ex-sistere, seine Stütze nur von einem Außen her erhalten, das nicht ist. Und das ist ja das, worum es beim Eins geht.“
(Sitzung vom 15. März 1972, Version Miller S. 135)
Die Existenz erscheint im Schema zwei Mal, oben links als Existenzquantor [] und oben in der Mitte als Begriff „Existenz“. Was den Existenzquantor betrifft, so bezieht er sich auf die Inexistenz in Gestalt des negierten Existenzquantors oben rechts []. Die Existenz oben in der Mitte hat ihren Gegensatz im Mangel unten in der Mitte.
Der Gegensatz von Existenz und Mangel erinnert an Kants Kategorientafel in der Kritik der reinen Vernunft (B 106). Dort werden unter Modi drei Paare von Modalitäten aufgeführt:
Möglichkeit – Unmöglichkeit (frz. possibilité – impossibilté),
Dasein – Nichtsein (frz. existence – non-existence),
Notwendigkeit – Zufälligkeit (frz. nécessité – contingence).
(Die französische Kant-Terminologie findet man etwa in der französischen Wikipedia im Artikel Critique de la raison pure.)
[Ende der Anmerkung]
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Il est clair qu’entre : il existe un qui ne … [] et il n’y en a pas un qui ne soit … [], il y a la contradiction.
Klar ist, zwischen Es existiert einer, der nicht … [] und Es gibt nicht einen, der nicht … [], gibt es den Widerspruch.
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Quand Aristote fait état des propositions particulières pour les opposer aux universelles, c’est entre une particulière positive par rapport à une universelle négative qu’il institue la contradiction.
Als Aristoteles sich auf die partikulären Aussagen bezieht, um sie den Allgemeinaussagen gegenüberzustellen, verortet er den Widerspruch zwischen einer positiven partikulären Aussage und einer negativen Allgemeinaussage.90
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Ici, c’est le contraire : c’est |[17] la particulière qui est négative et c’est l’universelle qui est positive.
Hier ist es das Gegenteil, hier ist es die die partikuläre Aussage, die negativ ist, und die Allgemeinaussage, die positiv ist.
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Ici, ce que nous avons entre ce [et ce ] qui est la négative d’aucune universalité, ce que nous avons, je ne fais ici que vous l’indiquer, je le justifierai par la suite, c’est l’indécidable.
Hier, was wir zwischen diesem haben [und dem], was das Negative jeder Universalität ist, was wir hier haben [] – ich weise Sie hier nur darauf hin, begründen werde ich es später –, das ist das Unentscheidbare.91
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Entre les deux [entre et ] – dont toute notre expérience nous montre, je pense, assez que la situation n’est pas simple –, ce dont il s’agit, c’est quoi ?
Zwischen den beiden [also zwischen und ] – wobei unsere ganze Erfahrung uns hinreichend zeigt, denke ich, dass die Situation nicht einfach ist –, worum handelt es sich da?
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Nous l’appellerons le manque, nous l’appellerons la faille, nous l’appellerons si vous voulez, le désir, et pour être plus rigoureux nous l’appellerons l’objet petit a:
Wir werden es Mangel nennen, wir werden es Spalt nennen, wir werden es, wenn Sie wollen, Begehren nennen, und um strenger zu sein, werden wir es Objekt klein a nennen.
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Alors il s’agit de savoir comment, au milieu de tout ça – j’espère que certains tout au moins, l’auront pris en note – comment au milieu de tout ça quelque chose qui pourrait ressembler à une circulation.
Und nun lautet die Frage, wie inmitten von all dem – ich hoffe, dass zumindest einige sich das notiert haben –, wie inmitten von all dem etwas [ist], das einer Zirkulation ähneln könnte.
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.An der Tafel
Sexuierungsformeln, erweitert um Modalkategorien und um Termini für die „Klaffungen“
Version Price
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Pour ça, il faut s’interroger sur le mode dont sont posés ces quatre termes.
Dafür muss man sich nach dem Modus fragen, in den diese vier Terme gesetzt sind92:
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Le ∃x en haut et à gauche, c’est littéralement le nécessaire.
Das ∃x oben links ist buchstäblich das Notwendige.
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Rien n’est pensable, c’est surtout pas notre fonction de penser à nous autres, hommes.
Nichts ist denkbar, vor allem besteht unsere Funktion nicht darin, an uns zu denken, an uns Männer.93
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Enfin, une femme ça pense, ça pense |{208} même de temps en temps donc je suis, en quoi bien sûr elle se trompe.
Eine Frau hingegen, das denkt, das denkt von Zeit zu Zeit sogar also bin ich, worin sie sich natürlich täuscht.94]
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Mais enfin, pour ce qui est du nécessaire, il est absolument nécessaire… et c’est ça que nous dit |[18] Freud avec cette histoire à dormir debout de Totem et … Debout [Gelächter]…il est absolument nécessaire de penser quoi que ce soit aux rapports qu’on appelle humains – on ne sait pas pourquoi – dans l’expérience qui s’instaure de ce discours analytique, il est absolument nécessaire de poser qu’il en existe Un pour qui la castration : à la gare !
Aber schließlich, was das Notwendige angeht, so ist absolut notwendig – und das ist das, was Freud uns sagt, mit dieser wüsten Geschichte von Totem und … Ragout [Gelächter], es ist absolut notwendig, irgendetwas über die Beziehungen zu denken, die man menschlich nennt, warum, weiß man nicht; in der Erfahrung, die sich von diesem analytischen Diskurs her ergibt, ist es absolut notwendig anzunehmen, dass Einer existiert, für den die Kastration – ab damit!95
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La castration, ça veut dire quoi ?
Kastration – was heißt das?
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Ça veut dire que tout laisse à désirer, ça ne veut rien dire d’autre.
Das heißt, dass alles zu wünschen übriglässt / dass alles begehren lässt, das heißt nichts anderes.
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Ben voilà !
So also.
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Pour penser ça – c’est-à-dire à partir de la femme – il faut qu’il y en ait un pour qui rien ne laisse à désirer.
Um das zu denken – das heißt ausgehend von der Frau –, muss es einen geben, für den nichts zu wünschen übriglässt.96
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C’est l’histoire du mythe d’Œdipe, mais c’est absolument nécessaire, c’est absolument nécessaire.
Das ist die Geschichte des Ödipusmythos, aber das ist absolut notwendig, das ist absolut notwendig.97
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Si vous perdez ça, je vois absolument pas ce qui peut vous permettre de vous y retrouver d’une façon quelconque, c’est très important de se retrouver.
Wenn Sie das aus dem Blick verlieren, sehe ich wirklich nicht, was es Ihnen erlauben könnte, sich hier irgendwie zurechtzufinden; es ist ja wichtig, sich zurechtzufinden.
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Alors voilà, cet []: je vous ai déjà dit que c’est le nécessaire.
Also das hier [], ich habe Ihnen bereits gesagt, dass dies das Notwendige ist.
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Le nécessaire à partir de quoi ?
Das Notwendige ausgehend von was?
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À partir justement de ce que – ma foi – là je vous ai écrit là tout à l’heure : l’indécidable.
Ausgehend von dem, was ich ja vorhin dort für Sie angeschrieben habe: vom Unentscheidbaren.
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Enfin on ne pourrait absolument rien dire qui ressemble à quoi que ce soit qui puisse faire fonction de vérité, si on n’admet pas ce nécessaire, il y en a au moins un qui dit non.
Schließlich könnte man nicht das Geringste sagen, das irgendetwas ähneln würde, womit eine Wahrheitsfunktion gebildet werden könnte, wenn man nicht dieses Notwendige akzeptiert: Es gibt zumindest einen, der Nein sagt.98
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J’insiste un peu.
Ich dränge ein wenig.
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J’insiste parce que je n’ai pas pu ce soir – on a été dérangés – vous raconter toutes les gentillesses que j’aurai voulu vous dire à ce propos.
Ich dränge, da ich Ihnen heute Abend – wir sind gestört worden – nicht all die netten Sachen sagen konnte, die ich Ihnen hierzu gern gesagt hätte.
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Mais j’en avais une bien bonne et puisqu’on me taquine, je m’en vais vous la sortir quand même : c’est la fonction de l’é-pater [gesprochen: /epatɛʀ/].
Aber ich hatte da eine nette Sache, die ziemlich gut ist, und da man mich verulkt, will ich damit trotzdem rausrücken, das ist die Funktion des é-pater [gesprochen: /epatɛʀ/], des eh!-Vaters.99
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On s’est beaucoup interrogé sur la fonction du pater familias.
Zur Funktion des pater familias hat man sich viele Fragen gestellt.100
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Il faudrait mieux centrer ce que nous pouvons exiger de la fonction du père.
Wir sollten besser ins Zentrum rücken, was wir von der Vaterfunktion verlangen können.
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Cette histoire de carence paternelle, qu’est-ce qu’on s’en gargarise !
Diese Sache vom Ausfallen des Vaters, daran berauscht man sich ja.
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Il y a une crise, c’est un fait, c’est pas tout à fait faux : l’é-pater ne nous épate plus.
Es gibt eine Krise, das ist eine Tatsache, das ist nicht ganz falsch – l’é-pater ne nous épate plus, der eh!-Vater beeindruckt uns nicht mehr.
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C’est la seule fonction véritablement décisive du père.
Das ist die einzige wirklich entscheidende Funktion des Vaters.
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J’ai déjà marqué que ce n’était pas l’Œdipe, que c’était foutu, que si le père était un législateur, ça donnait le président Schreber comme enfant, rien de plus.
Ich habe bereits angemerkt, dass es nicht der Ödipuskomplex war, dass es damit vorbei war, dass wenn der Vater ein Gesetzgeber wäre, dies als Kind den Präsidenten Schreber ergeben würde, mehr nicht.101
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Sur n’importe quel plan, le père c’est celui qui doit épater la famille.
Der Vater ist, auf jeder Ebene, derjenige, der die Familie beeindrucken muss.
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Si le père n’épate plus la famille, naturellement… mais on trouvera mieux !
Natürlich, wenn der Vater die Familie nicht mehr beeindruckt … – aber man wird was Bessres finden!
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C’est pas forcé que ce soit le père charnel, il y en a toujours un qui épatera la famille, dont chacun sait que c’est un troupeau d’esclaves.
Es muss nicht der leibliche Vater sein, es wird immer einen geben, der die Familie beeindruckt, die Familie, von der jeder weiß, dass sie eine Herde von Sklaven ist.
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Il y en aura d’autres qui l’épateront.
Es wird dann andere geben, von denen sie beeindruckt ist.102
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Vous voyez comme la langue française peut servir à bien des choses.
Sie sehen [an der Wortbildung é-pater], wie die französische Sprache zu mancherlei dienen kann.
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Je vous ai déjà expliqué ça la dernière fois, j’avais commencé par un truc : fondre ou fonder d’eux un Un, au subjonctif c’est le même truc, pour fonder il |{209} faut fondre.
Ich habe Ihnen das bereits beim letzten Mal erläutert, ich hatte mit dieser Sache da angefangen: fondre oder fonder d’eux un Un, „sie zu einem Eins verschmelzen“ oder „von ihnen her ein Eins begründen“, im Subjunktiv ist das dasselbe – um zu begründen muss man verschmelzen.
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Il y a des choses qui ne peuvent s’exprimer que dans la langue française.
Es gibt Dinge, die nur in der französischen Sprache ausgedrückt werden können.
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C’est justement pour ça qu’il y a l’inconscient, parce |[19] que ce sont les équivoques qui fondent, dans les deux sens du mot, il n’y a même que ça.103
Eben deshalb gibt es das Unbewusste: weil es die Äquivokationen sind, qui fondent, in beiden Bedeutungen des Wortes: die begründen und die verschmelzen; es gibt sogar nur das.
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Si vous vous interrogez sur le tous en cherchant comment c’est exprimé en chaque langue, vous trouverez des tas de trucs, des trucs absolument sensationnels.
Wenn Sie sich Fragen zum alle stellen und herauszufinden versuchen, wie das in den einzelnen Sprachen ausgedrückt wird, werden Sie eine Menge Sachen finden, Sachen, die wirklich sagenhaft sind.
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Personnellement je me suis beaucoup enquis du Chinois parce que je ne peux pas faire un catalogue des langues du monde entier.
Da ich nicht einen Katalog für alle Sprachen der Welt aufstellen kann, habe ich mich ausführlich über das Chinesische informiert.
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J’ai aussi interrogé quelqu’un, grâce à la charmante trésorière de notre École, qui a fait écrire par son père comme on disait tous en yoruba.
Ich habe auch jemanden gefragt – mithilfe der charmanten Schatzmeisterin unserer École, die ihren Vater dazu gebracht hat, es aufzuschreiben –, wie man alle auf Yoruba sagte.104
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Mais c’est fou, vous comprenez !
Aber das ist verrückt, verstehen Sie.
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Je fais ça pour l’amour de l’art, mais je sais bien que de toute façon je trouverai que dans toutes les langues, il y a un moyen pour dire tous.
Ich mache das aus Liebe zur Kunst, aber ich weiß ja, dass ich so oder so herausfinden werde, dass es in allen Sprachen ein Mittel gibt, um alle zu sagen.
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Moi ce qui m’intéresse c’est le signifiant comme Un, c’est de quoi on se sert dans chaque langue.
Was mich interessiert, ist der Signifikant als Eins, also was man in jeder Sprache verwendet.
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Et le seul intérêt du signifiant, c’est les équivoques qui peuvent en sortir… c’est-à-dire quelque chose de l’ordre du fonde d’eux un Un et d’autres conneries de cette espèce.
Und das Einzige, was am Signifikanten von Interesse ist, sind die Äquivokationen, die daraus hervorgehen können, das heißt etwas von der Ordnung des fonde d’eux un Un und andere Blödheiten dieser Art.
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C’est la seule chose intéressante, parce que pour nous ce qui est du tous, vous trouverez toujours ça exprimé, le tous est forcément sémantique.
Das ist das einzig Interessante, denn was für uns mit dem alle ist, Sie werden das immer ausgedrückt finden, das alle ist zwangsläufig semantisch.
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Le seul fait que je dise que je voudrais interroger toutes les langues résout la question, puisque les langues justement ne sont pas toutes, c’est leur définition.
Allein schon, dass ich sage, dass ich alle Sprachen prüfen möchte, löst das Problem, denn die Sprachen sind eben nicht alle, das ist ihre Definition.
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Par contre si je vous interroge sur le tous, vous comprenez.
Wenn ich Sie jedoch über das alle befrage, dann verstehen Sie.
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Voilà !
So ist das.
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Ouais, enfin la sémantique ça revient à la traductibilité, qu’est-ce que je pourrais en donner d’autre comme définition ?
Denn, na ja, die Semantik, das läuft hinaus auf die Übersetzbarkeit – welche Definition könnte ich sonst dafür geben?105
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.La sémantique c’est ce grâce à quoi un homme et une femme ne se comprennent que s’ils ne parlent pas la même langue.
Die Semantik ist das, wodurch ein Mann und eine Frau sich nur dann verstehen, wenn sie nicht dieselbe Sprache sprechen.106
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Enfin, je vous dis tout ça pour vous faire des exercices, et parce que je suis là pour ça, et puis aussi peut-être pour vous ouvrir un petit peu la comprenoire sur l’usage que je fais de la linguistique.
Na ja, ich erzähle Ihnen das alles, um Sie dazu zu bringen, ein paar Übungen zu machen, und weil ich dafür da bin, und dann vielleicht auch, um Ihnen ein klein bisschen den Gripskasten zu öffnen, zur Frage, welchen Gebrauch ich von der Linguistik mache.
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Ouais ; je veux en finir, n’est-ce-pas ?
Also ja, ich möchte damit zu Ende kommen, nicht wahr.107
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Alors pour ce qui est de ce qui nécessite l’existence, nous partons justement de ce point que j’ai tout à l’heure inscrit : de la béance de l’indécidable, c’est-à-dire entre le pas-tout et le pas-une.
Was also das betrifft, wodurch die Existenz notwendig wird [], so gehen wir von genau dem Punkt aus, den ich vorhin angeschrieben habe, von der Klaffung des Unentscheidbaren, das heißt zwischen dem nichtallex [] und dem nicht-eine [].
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Et après ça va là, à l’existence.
Und danach geht das dorthin, zur Existenz [].
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Puis après ça, ça va là.
Und danach geht das dahin.
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À quoi ?
Wohin?
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Au fait que tous les hommes sont en puissance de castration, ça va au possible, car l’universel n’est jamais rien d’autre que ça.
Zur Tatsache, dass alle Männer/Menschen potentiell der Kastration [] ausgesetzt sind, das führt zum Möglichen, denn die Allgemeinaussage ist nie etwas anderes als das.108
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Quand vous dites que Tous les hommes sont mammifères, ça veut dire que tous les hommes possibles peuvent l’être.
Wenn Sie sagen, alle Menschen sind Säugetiere, bedeutet das, dass alle möglichen Menschen das sein können.
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Et après ça, où ça va ?
Und wohin geht es dann weiter?
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Ça va là : à l’objet a.
Dann geht es dorthin: zum Objekt a.
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C’est avec ça que nous sommes en rapport.
Es ist das, wozu wir in einem Verhältnis stehen.
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Et après ça, ça va où ?
Und wohin geht es dann weiter?
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Ça va là, où la femme se distingue de n’être pas unifiante. Voilà !
Dann geht es dahin, wo die Frau sich dadurch auszeichnet, nicht vereinigend zu sein []. Voilà.
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Il ne reste plus qu’à compléter ici pour aller vers la contradiction, et à revenir du pas-toutes, du pas-toutes qui est en somme rien d’autre que l’expression de la contingence.
Es bleibt nur noch, hier zu vervollständigen, um zum Widerspruch zu gehen und vom nichtalle [] zurückzukommen, vom nichtalle, das insgesamt nichts anderes ist als der Ausdruck des Zufälligen.
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{210} Vous voyez ici – comme je l’ai déjà signalé en son temps – l’alternance de la nécessité, du contingent, du possible et de l’impossible ne sont pas dans l’ordre qu’Aristote donne, car ici c’est de l’impossible qu’il s’agit, c’est-à-dire en fin de compte du réel.
Sie sehen hier – wie ich früher bereits einmal angedeutet habe –, dass die Abfolge der Notwendigkeit, des Zufälligen, des Möglichen und des Unmöglichen nicht der Ordnung entspricht, die Aristoteles angibt, denn hier [] geht es um das Unmögliche, das heißt letztlich um das Reale.
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Alors suivez bien ce petit chemin, parce qu’il nous servira par la suite ; vous en verrez quelque chose. Voilà !
Folgen Sie also sorgfältig diesem kleinen Weg, denn er wird uns später noch dienlich sein; Sie werden etwas davon sehen. Voilà.
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Il faudrait indiquer les quatre triangles dans les coins comme ça.
Die vier Dreiecke in den Ecken müsste man so markieren.
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La direction des flèches est également indiquée.
Die Richtung der Pfeile wird ebenfalls angezeigt.
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Vous y êtes ?
Haben Sie’s?
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Voilà. Je trouve que j’en ai assez fait pour ce soir.
Das wär’s, ich finde, damit habe ich für heute Abend genug getan.
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Je ne désire pas finir sur une péroraison sensationnelle, mais la question que… oui, c’est assez bien écrit.
Ich möchte nicht mit einem aufsehenerregenden Schlusswort enden, aber die Frage, ob --; ja, das ist einigermaßen gut geschrieben.
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Nécessaire, impossible…
Notwendig, unmöglich …,
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X: On n’entend pas !
X: Man versteht nichts!
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Lacan: Hein ? Nécessaire, impossible, possible et contingent.
Lacan: Was? Notwendig, unmöglich, möglich und zufällig.
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X: On n’entend rien !
X: Man versteht nichts!
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Lacan: Je m’en fous ! [Gelächter] Voilà !
Lacan: Ist mir egal. [Gelächter] Voilà.
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C’est un frayage.
Das ist eine Bahnung.
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Vous entendrez la suite dans presque quinze jours, puisque c’est le 14 que je ferai mon prochain séminaire au Panthéon.
Die Fortsetzung werden sie in knapp zwei Wochen hören, denn am Vierzehnten halte ich mein nächstes Seminar am Panthéon.
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Je ne suis pas sûr que ce ne sera pas le dernier.
Ich bin mir nicht sicher, ob das dann vielleicht das letzte sein wird.
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Zu Millers Version des vollständigen Schemas der Sexuierung
Vollständiges Schema der Sexuierung
Ich übernehme in dieser Übersetzung die Version des vollständigen Schemas der Sexuierung, die Adrian Price für seine englische Übersetzung erstellt hat.109
Durch die Dreiecke an den vier Ecken ergeben sich acht Ecken, die an der Tafel, beginnend mit der Ecke oben ganz links, mit den Zahlen 1 bis 8 bezeichnet wurden, um auf solche Weise den Verlauf der Pfeillinie anzugeben. Ich habe diese Zahlen weggelassen; sie entsprechen dem Verlauf der Pfeillinie in der von Price rekonstruierten Version des Diagramms.
Die von Jacques-Alain Millers veröffentlichte Version des Schemas ist unbrauchbar (vgl. Seminar 19, Version Miller S. 207). Millers Schema stützt sich auf das Schema, das man in der Stenotypie findet und das schwer zu lesen ist, jedoch mit dem Hinweis versehen ist, dass die Wiedergabe nicht ganz zuverlässig ist („sans certitude“) (Sitzung vom 1. Juni 1972, S. 20 der Stenotypie):
Vollständiges Schema der Sexuierung, Version Stenotypie
Es folgt Millers Version des vollständigen Schemas der Sexuierung (Seminar 19, Sitzung vom 1. Juni 1972, Version Miller S. 207):
Vollständiges Schema der Sexuierung, Version Miller
Von Miller wird das Schema der Stenotypie noch weiter verschlechtert:
– In Millers Version fehlt in der Ecke unten links (S. 207) das Wort „possible“ , das in der Stenotypie-Version enthalten ist, damit fehlt eine der vier Modalkategorien.
– Die Zuordnung der Modalkategorien zu den Ecken des Schemas ist in der Stenotypie einigermaßen abzulesen, in Millers Version ist sie nicht mehr zu erkennen.
– Die gemeinten Positionen der vier Relationskategorien (existence, indécidable, objet a, contradiction) sind bereits in der Stenotypie schwer zu erraten, in Millers Version sind sie vollends undurchschaubar.
– Lacan sagt ausdrücklich, dass der durchlaufende Pfeil an den vier Ecken jeweils ein Dreieck bildet; bei Miller werden aus den Dreiecken Vierecke.
– Miller hat in seiner Version an den vier Rändern, außerhalb der durchgehenden Linie, die die vier Ecken verbindet, weitere Pfeillinien hinzugefügt.
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Anmerkungen
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Vgl. Jacques Lacan: … or Worse. The Seminar of Jacques Lacan, Book XIX. Edited by Jacques-Alain Miller. Translated by Adrian R. Price. Polity Press, Cambridge (UK) 2018.
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Das Erstellungsdatum einer PDF-Datei findet man im Adobe Acrobat Reader DC Version 2015 unter Datei > Eigenschaften > Beschreibung > Erstellt am.
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Ich übernehme die Version des vollständigen Schemas der Sexuierung, die Adrian Price für seine englische Übersetzung des Seminars erstellt hat, a.a.O., S. 186.
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In den Formeln der Sexuierung ist die männliche Seite unten links durch das Alle charakterisiert, d.h. durch das Allgemeine, das Universale, und die weibliche Seite unten rechts durch das Nicht-Alle und damit durch das Besondere.
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Freud sagte: unmöglich*: Freud:
„Es hat doch beinahe den Anschein, als wäre das Analysieren der dritte jener ‚unmöglichen‘ Berufe, in denen man des ungenügenden Erfolgs von vornherein sicher sein kann. Die beiden anderen, weit länger bekannten, sind das Erziehen und das Regieren.“
(S. Freud: Die endliche und die unendliche Analyse (1937). In: Ders.: Studienausgabe. Schriften zur Behandlungstechnik. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 351–392, hier: S. 388)
er sprach für sich selbst: Freud war, Lacan zufolge, Zwangsneurotiker (vgl. Seminar 18, Sitzung vom 9. Juni 1971, Version Miller S. 161). Der Zwangsneurotiker stützt sein Begehren dadurch (sagt Lacan), dass es unmöglich ist (vgl. etwa J. Lacan: Anmerkung zum Bericht von Daniel Lagache „Psychoanalyse und Struktur der Persönlichkeit“. In: Ders.: Schriften. Band II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2015, S. 146–191, hier: S. 188).
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Denken: vermutlich wieder im Sinne der unbewussten Gedanken.
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Lacan bezieht sich auf zwei Vorträge, die er 1968 im ersten Heft von Scilicet veröffentlicht hatte: La méprise du sujet supposé savoir (Das Missverständnis des Subjekt, dem zu wissen unterstellt wird) und La psychanalyse. Raison d’un échec (Die Psychoanalyse. Grund eines Scheiterns).
In La méprise du sujet supposé savoir heißt es:
„Halten Sie doch zumindest das fest, was Ihnen von diesem Text, den ich Ihnen zugeworfen habe, bezeugt wird [gemeint sind die Schriften], nämlich dass meine Unternehmung nicht über den Akt hinausgeht, von dem sie ergriffen wird, und dass sie deshalb nur durch ein Vergreifen / ein Missverstehen eine Chance hat.
Zum psychoanalytischen Akt muss noch gesagt werden, auch wenn er, wie ursprünglich aufgezeigt, der Akt ist, der niemals so gut gelingt wie wenn er misslingt, so impliziert diese Definition keineswegs (in unserem Feld nicht mehr als anderswo) die Reziprozität, ein Begriff, der dem psychologischen Gefasel so teuer ist.
Das heißt, dass es, um zu gelingen, nicht genügt, dass er scheitert, dass also nicht bereits die Erfolglosigkeit die Dimension des Missverstehens eröffnet, um die es hier geht.
Eine gewisse Verzögerung des Denkens in der Psychoanalyse – womit man all das den Spielen des Imaginären überlässt, was von einer Erfahrung her vorgebracht werden kann, die an dem Platz gewonnen wird, den Freud ihr bereitet hat – konstituiert eine Erfolglosigkeit, die keine weitere Bedeutung hat.
Deshalb gibt es einen ganzen Teil meiner Lehre, der nicht analytischer Akt ist, sondern These, und ihr innewohnende Polemik, über die Bedingungen, die das dem Akt eigene Missverstehen durch ein Scheitern seiner Wirkung verdoppeln.
Da es diese Bedingungen nicht ändern konnte, bleibt mein Bemühen in der Schwebe dieses Scheiterns.
Das falsche Missverständnis, diese beiden Termini, verknüpft mit dem Titel einer Komödie von Marivaux [La Méprise, 1734], findet hier einen erneuerten Sinn, der nicht das Aufblitzen einer Wahrheit impliziert. In Rom, zur Erinnerung an einen Wendepunkt in meiner Unternehmung, werde ich morgen, soweit möglich, das Maß dieses Scheiterns mitsamt seinen Gründen darlegen.
Das Schicksal wird lehren, ob ihm noch die Zukunft bleibt, die in den Händen derer liegt, die ich ausgebildet habe.“
(Vortrag in Neapel am 14. 12. 1967. In: J. Lacan: Autres écrits. Seuil, Paris 2001, S. 329–339, hier: S. 339, meine Übersetzung, RN)
In dem Vortrag, der an der zuletzt zitierten Stelle angekündigt wird, La psychanalyse. Raison d’un échec, findet man zum Scheitern der Psychoanalyse diese Bemerkung:
„Ich befolge also die Spielregel, so wie Freud, und brauche mich über das Scheitern meiner Bemühungen, den Stillstand des psychoanalytischen Denkens aufzulösen, nicht zu wundern.
Ich werde jedoch vermerkt haben, dass ausgehend von einem Moment der Abgrenzung zwischen dem Imaginären und dem Symbolischen unsere Wissenschaft und ihr Feld begonnen haben.“
(Vortrag in Rom am 15. 12. 1967. In: Autres écrits, a.a.O., S. 341–349, hier: S. 349, meine Übersetzung, RN)
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Gemeint ist: Es gibt Leute, die sich als Psychoanalytiker bezeichnen.
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Die passe (der Übergang) ist das Verfahren, durch das ein einfaches Mitglied von Lacans École freudienne de Paris (EFP) den Titel eines Analyste de l’École (AE, Analytiker der Schule) erwerben kann. Hierzu berichtet der Antragsteller zwei anderen Analytikern über seine eigene Analyse, die dieses Zeugnis an eine Aufnahmejury weitergeben, die dann über den Antrag entscheidet. Der Antragsteller wird als passant bezeichnet, die zwischen dem Passanten und der Jury vermittelnden Analytiker heißen passeurs (Fährleute).
Eingeführt wurde die passe von Lacan mit seinem Vorschlag vom 9. Oktober 1967 über den Psychoanalytiker der École.
Die Passe ist unter an Lacan orientierten Psychoanalytikern umstritten; einige Gruppen haben das Verfahren übernommen, z.T. modifiziert, andere lehnen es ab.
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Der Vorschlag vom 9. Oktober 1967 wurde zuerst in Scilicet veröffentlicht, in Heft 1 von 1967, S. 14–30.
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séparer le bon grain et la mivraie: Wortspiel mit der Redewendung séparer le bon grain de l’ivraie, „die Spreu vom Weizen trennen“, wörtlich „das gute Korn vom Weidelgras trennen“.
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Lacan bezieht sich auf Ignacio Matte Blanco (Hinweis von Jacques-Alain Miller in seiner Ausgabe des Seminars, S. 253). Matte Blanco (1908–1995) war ein chilenischer Psychiater und Psychoanalytiker, der ab 1933 in London zum Psychoanalytiker ausgebildet wurde (Supervision durch Anna Freud und James Strachey), 1943 nach Chile zurückkehrte und ab 1966 in Rom lebte.
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Matte Blanco, Ignacio: The inconscious as infinite sets. An essay in bi-logic. Duckworth, London 1975 (Hinweis von Miller); Nachdruck Routledge 2018.
Von Matte Blanco gibt es außerdem: Estudios de psicología dinámica. Ed. de la Univ. de Chile, Santiago de Chile 1955.
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IPA: International Psychoanalytical Association, größter Weltverband von Psychoanalytikern. Deutscher Name: Internationale Psychoanalytische Vereinigung (IPV).
Institution Psychanalytique Avouée:
(a) avouée ist das Partizip Passiv des Verbs avouer, „etwas als wahr anerkennen“, „gestehen“, „eingestehen“, „zugeben“. Als Partizip Passiv in der Verbindung être avoué hat es die Bedeutung von „zugestanden werden“, „zugelassen sein“, „anerkannt sein“, „offenbart werden“ (vgl. hier, II.A).
(b) L’avoué ist in Frankreich (zur Zeit von Lacans Seminar) ein bestimmter Rechtsberuf, Gegenbegriff zu avocat. Der avoué hat die Funktion, einen Fall, der vor Gericht gehen soll, schriftlich vorzubereiten, also beispielsweise die Klageschrift zu verfassen, der avocat hat die Aufgabe, mündlich vor Gericht zu plädieren. Im Jahre 2012 wurde der Beruf des avoué in Frankreich abgeschafft.– In weiterer Bedeutung ist ein avoué ein qualifizierter Repräsentant (vgl. hier).– Etymologisch geht avoué auf dasselbe Wort zurück wie avocat, auf das lateinische Substantiv advocatus „Rechtsbeistand“; zur Zeit der Republik war das ein Rechtskundiger, der den Richter oder die Parteien unterstützte, zur Kaiserzeit ein Anwalt, der für jemanden den Prozess führte (vgl. Hans Haas, Richard von Kienle: Lateinisch-deutsches Wörterbuch. Kerle-Verlag, Heidelberg 1952, Artikel „advocatus“).“
Eine der Konnotationen von Institution Psychanalytique Avouée ist also „Prozessvorbereitende Psychoanalytische Institution“.
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Miller zufolge bezieht sich dieser Hinweis darauf, dass drei Jahre nach Lacans Rom-Vortrag im International Journal ein Aufsatz von Rudolph Loewenstein (Lacans Psychoanalytiker) über die Rolle des Sprechens in der Psychoanalyse veröffentlicht wurde (R. Loewenstein: Some remarks on the role of speech in psychoanalytic technique. In: The International Journal of Psycho-Analysis, 37. Jg. 1956, S. 460–468). (Vgl. den Hinweis von Miller in Seminar 19, Version Miller, S. 253.)
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Der englische Ausdruck für Verdrängung ist „repression“.
Möglicherweise ist hier mit „nichts davon wissen wollen“ die Verwerfung gemeint. In diesem Falle würde Lacan hier die Dreiheit von Verleugnung, Verdrängung und Verwerfung ins Spiel bringen.
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Vgl. Freud über den „Rattenmann“:
„Die dritte, älteste und tiefste Strömung, welche die Kastration einfach verworfen hatte, wobei das Urteil über ihre Realität noch nicht in Frage kam, war gewiss auch noch aktivierbar. Ich habe von eben diesem Patienten an anderer Stelle eine Halluzination aus seinem fünften Jahr erzählt […].“
(S. Freud: Aus der Geschichte einer infantilen Neurose (1918). In: Ders.: Gesammelte Werke, Bd. XII. S. Fischer, Frankfurt am Main 1956, S. 27–157, hier: S. 117).
Freud zufolge besteht die Verwerfung also nicht darin, dass etwas durch ein Urteil verworfen wird, sondern darin, dass das Realitätsurteil gar nicht erst zustandekommt.
Die Verwerfung wird von Freud mit der Halluzination in Zusammenhang gebracht; Lacans Formel dafür ist: Was verworfen ist, kehrt im Realen wieder; im Realen, d.h hier: als Halluzination. Er stützt sich dabei auf die folgende Formulierung von Freud:
„Es war nicht richtig zu sagen, die innerlich unterdrückte Empfindung werde nach außen projiziert; wir sehen vielmehr, dass das innerlich Aufgehobene von außen wiederkehrt.“
(S. Freud: Psychoanalytische Bemerkungen über einen autobiographisch beschriebenen Fall von Paranoia (Dementia paranoides). In: Ders.: Gesammelte Werke, Bd. 8. Imago, London 1955, S. 239–320, hier: S. 308.
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Lacan zufolge beruht die Psychose auf der Verwerfung des Namens-des-Vaters (und damit der Kastration); er stützt sich hierfür auf Freuds Schreber-Analyse. Vgl. Lacan, Seminar 3 von 1956/57, Die Psychosen (Quadriga, Berlin 1997), und Über einer Frage, die jeder möglichen Behandlung der Psychose vorausgeht (geschrieben 1957/58, veröffentlicht 1959). In: Ders.: Schriften. Band II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2015, S. 9–71.
S. Freud: Psychoanalytische Bemerkungen über einen autobiographisch beschriebenen Fall von Paranoia (1911). In: Ders.: Gesammelte Werke, Bd. 8. Imago, London 1955, S. 239–320.
Daniel Paul Schreiber: Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken. Mutze, Leipzig 1903; im Internet hier.
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Les saints (die Heiligen) und les seins (die Brüste) sind gleichlautend.
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Méde-saints: Neologismus, Kofferwort aus médecins (Ärzte) und saints (Heilige); médecins und méde-saints sind gleichlautend.
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On peut même dire (man kann sogar sagen): so in der Stenotypie und auf der Tonaufnahme gut zu hören. Miller ändert ins Gegenteil, zu „On peut même pas dire“ (man kann nicht einmal sagen).
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Wohl im Sinne von: Die Medizin hat die Entstehung der Psychoanalyse provoziert; die Abschottung des Wissens des medizinischen Wissens gegenüber der (verdrängten) Wahrheit (des Subjekts, des Patienten) gab den Anstoß zur Entwicklung der Psychoanalyse.
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Anspielung auf die Streitfrage der „Laienanalyse“, d.h. auf die Frage, ob auch Nicht-Ärzte (medizinische Laien) einen Zugang zur Ausbildung als Psychoanalytiker haben sollen und damit zur Durchführung von Psychoanalysen.
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Freud hatte in Die Frage der Laienanalyse (1926) für die Laienanalyse plädiert.
Die Frage des medizinischen Ausbildungsmodells spielte eine wichtige Rolle bei der Abspaltung der Société Française de Psychoanalyse (SFP) von der Société Parisienne de Psychanalyse (SPP) im Juni 1953, bei welcher sich Lacan der SFP anschloss. Der Streit bezog sich auf die Statuten der 1952 gegründete Ausbildungseinrichtung der SPP und begann mit einem Vorschlag von Sascha Nacht, die Psychoanalyse als eine Unterabteilung der Neurobiologie aufzufassen und nur medizinisch qualifizierten Analytikern ein Diplom in Psychoanalyse zu erteilen. Lacan stützte sich in seinem Gegenvorschlag auf Freuds Aufsatz zur Laienanalyse. (Vgl. David Macey: Lacan in contexts. Verso, London 1988, S. 224 f.)
Die Abspaltung führte dazu, dass die Mitglieder der neu gegründeten SFP automatisch ihre Mitgliedschaft in der IPA verloren. Den Vortrag Funktion und Feld des Sprechens und der Sprache hielt Lacan im September 1953, seine öffentlichen Seminare im Pariser Sainte-Anne-Krankenhaus begannen im November 1953, beides liegt nach der Gründung der SFP und also nach dem Verlust der Mitgliedschaft in der SPP und der IPA. Vielleicht ist also gemeint: Ich hatte die Partie verloren hatte (die Mitgliedschaft in der SPP und damit in der IPA), bevor ich sie (mit Funktion und Feld und mit den öffentlichen Seminaren) begonnen hatte.
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Vgl. Seminar 19, Sitzung vom 4. Mai 1972, Version Miller S. 152.
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Miller ändert zu: « … de me croire, mais, après tout, vous pouvez penser que je n’étais pas si malin et que j’ai peut-être cru … ».
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Wenn ich dort hätte lehren können – damit ist offenbar die SPP gemeint, aus der Lacan im Juni 1953 austrat, um sich der SFP anzuschließen.
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Lacan ging auf Einladung von Analysanten nach Italien; vielleicht spielt er hier auf die Übertragungsliebe an.
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Vgl. den Hinweis auf das zerschmetterte Zahnputzglas in der Sitzung vom 17. Mai 1972, Version Miller S. 182.
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in den Gängen des Vatikans: Redewendung für „im Verwaltungsapparat der Römischen Kurie“.
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von den Priestern betrieben: Vielleicht eine Anspielung auf Henri Grégoire (1750–1831), genannt Abbé Grégoire, Priester und Bischof (jedoch kein Abt) und wichtiger Politiker der Französischen Revolution.
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Imitierende Rede, die wiedergibt, was (Lacan zufolge) ein Angestellter der Kurie zu Lacan gesagt hatte.
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Mit Nachkommen könnten auch „Anhänger“ oder „Schüler“ gemeint sein; später in dieser Sitzung spricht Lacan in diesem Sinne von den „Nachkommen“ Cantors.
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Auf das Verhältnis zwischen Schurkentum und Dummheit hatte Lacan sich in Seminar 19 bereits in der ersten Sitzung bezogen. Dort hieß es, der von Lacan demonstrierte Diskurs (also der Diskurs der Analyse) reduziere das natürliche Schurkentum auf die Dummheit (8. Dezember 1971, vgl. Version Miller S. 14 f.).
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Lacan bezieht sich wieder auf die Formel vom Diskurs des Analytikers, mit dem Analytiker als Objekt a am Platz des Scheins (links oben).
Zum Psychoanalytiker als Objekt a vgl. die folgenden Bemerkungen aus Seminar 15, Der psychoanalytische Akt:
„Das Ende der Analyse besteht im Sturz des Subjekts-dem-zu-wissen-unterstellt-wird, und in seiner Reduktion auf die Ankunft des Objekts a als Ursache der Spaltung des Subjekts, das seine Stelle einnimmt. Derjenige, der mit dem Psychoanalysanten phantasmatisch die Partie im Hinblick auf das Subjekt-dem-zu-wissen-unterstellt-wird spielt, also der Analytiker, erträgt es am Ende der Analyse, nichts mehr zu sein als dieser Rest, der Rest der gewussten Sache, die sich Objekt a nennt.“
(Seminar 15, Sitzung vom 10. Januar 1968, meine Übersetzung (RN) nach Version Staferla)
Und:
„Der psychoanalytische Akt besteht im Wesentlichen in dieser Art von Subjekteffekt, der sich dadurch vollzieht, dass er, wenn man so sagen kann, das verteilt, was daraus die Stütze machen wird, nämlich das gespaltene Subjekt, $, insofern dies die Leistung des Subjekteffekts am Ende der Psychoanalysanten-Aufgabe ist.
Das ist die Wahrheit, die von dem Subjekt – wer auch immer es sein mag und aus welchem Anlass auch immer es sich darauf eingelassen hat – erobert wird, zum Beispiel für das banalste Subjekt, dasjenige, das mit dem Ziel hierherkommt, Linderung zu erfahren: Das ist mein Symptom, jetzt habe ich seine Wahrheit. Ich meine, das ist ganz in dem Maße, wie das überhaupt nicht das ist, was von mir war. Es ist ganz in dem Maße, wie es in dieser Position des Subjekts etwas Irreduzibles gibt, das kurz folgendermaßen genannt wird und durchaus so benennbar ist: das Unvermögen, alles darüber zu wissen. Ich bin hier und Gott sei Dank habe ich, bezogen auf das Symptom – von dem enthüllt wurde, was im Subjekteffekt maskiert bleibt, von dem ein Wissen widerhallt – von dem, was darin maskiert war, habe ich die Aufhebung erfahren, aber gewiss nicht vollständig. Etwas bleibt in diesem Wissen irreduzibel begrenzt.
Das hat folgenden Preis – da ich von Distribution sprach –, nämlich dass die gesamte Erfahrung sich um dieses Objekt a drehte, zu dessen Stütze sich der Analytiker gemacht hat, um das Objekt a, das die Ursache dieser Subjektspaltung ist, war und strukturell bleibt.
In dem Maße, in dem sich in der Psychoanalysanten-Aufgabe die Existenz dieses Objekts a erwiesen hat – und wie? aber das wissen Sie alle, in der Übertragungswirkung!; insofern der Partner derjenige ist, welcher, von der durch den Akt eingerichteten Struktur aus, die Funktion erfüllt; und er sich – seit das Subjekt als Subjekteffekt operiert hat, in dem Anspruch erfasst, durch den das Begehren eingesetzt wird –, und er durch diese Funktionen bestimmt ist, die die Analyse als diejenige des Nahrungsobjekts ausgemacht hat: der Brust, des exkrementellen Objekts: des Skybalon, der Funktion des Blicks und der Stimme; insofern es um diese Funktionen geht, soweit sie in der analytischen Beziehung an denjenigen verteilt worden sind, der davon der Partner ist, der Dreh- und Angelpunkt, und, um alles zu sagen, die Stütze, und wie ich beim letzten Mal gesagt habe, das Instrument; insoweit also hat sich das Wesen dessen realisieren können, was es mit der Funktion des $ auf sich hat, nämlich mit dem Unvermögen des Wissens.“
(Seminar 15, 20. März 1968, meine Übersetzung (RN) nach Version Staferla)
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Mit Mathem sind hier vermutlich vor allem die Diskursformeln und die Formeln der Sexuierung gemeint.
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Charles Sanders Peirce (1839–1914), US-amerikanischer Mathematiker, Logiker, Semiotiker und Philosoph.
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Die Schreibweise mit W und F ist in Wahrheitstabellen üblich; ausgiebigen Gebrauch macht Wittgenstein davon im Tractatus logico-philosophicus (1921).
Ich übersetze le faux mit „Falschheit“, weil Carnap die beiden Wahrheitswerte als Wahrheit und Falschheit bezeichnet, in Einführung in die symbolische Logik (1954).
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Yad’lun ist eine Kontraktion von Il y a de l’Un, „Es gibt eins“, und Lacan deutet hier das il y a, das „es gibt“, als „es existiert“. Von daher entspricht Yad’lun dem Existenzquantor. ∃x ist zu lesen als „Es existiert (mindestens) ein x, für das gilt“.
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Vgl. Sitzung vom 17. Mai 1972, wo es heißt, der Begriff der Existenz sei erst mit dem Eindringen des mathematisch Realen aufgetaucht (Version Miller S. 181).
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ἐξίσταμαι [existamai], ἐξίστανω [existanō]: wegstellen, sich entfernen.
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Während der Sitzung gibt es mehrmals Störungen durch Lärm, vermutlich dadurch, dass Hörer den Raum verlassen und die Sitze des Hörsaals laut zurückklappen. Vier Sätze später wird Lacan sagen, dass er nicht wisse, wie lange er noch weitermachen könne, und gegen Schluss wird er anmerken, dass er während der Sitzung gestört worden sei und deshalb drängen müsse (vgl. Version Miller S. 208).
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Eines der Axiome der axiomatischen Mengenlehre lautet: „Es gibt die leere Menge.“
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Lacans Zuordnungen von Männern und Frauen zur Mengenlehre sind demnach:
- Männer: „endlich“, d.h. endliche Menge
- Frauen: „abzählbar“, d.h. abzählbar unendliche MengeEine abzählbar unendliche Menge ist eine Menge von der Mächtigkeit der natürlichen Zahlen.
Der Gegensatz zwischen „alle“ und „nichtalle“ wird also durch den Gegensatz zwischen endlichen Mengen und abzählbar unendlichen Mengen erläutert. Männer beziehen sich als „alle“ auf die Kastration, d.h. als endliche Menge; Frauen beziehen sich als „nichtalle“ auf die Kastration, d.h. als abzählbar unendliche Menge (was immer das heißen mag).
Finis bedeutet nicht nur „endlich“, sondern auch „erledigt“, „am Ende“.
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Lacan bezieht sich auf: Georges Antoniadès Métrios: Cantor a tort. Histoire d’une lutte de 2300 ans entre deux formes de la pensée. Übersetzt von P.E. Bessière. Sival-Presse, Puteaux 1966.
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Das Verhältnis zwischen der Seite eines Quadrats und der Diagonalen lässt sich nicht als Verhältnis natürlicher Zahlen darstellen, die beiden Strecken haben keinen gemeinsamen Teiler, anders gesagt, sie sind inkommensurabel.
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Theaitetos, Werk von Platon. In diesem Dialog berichtet Theaitetos, dass ein gewisser Theodoros beweisen konnte, dass die Seitenlänge eines Quadrats vom Flächeninhalt 3 Quadratfuß (also die Quadratwurzel aus 3) mit der Längeneinheit 1 Fuß inkommensurabel und also eine irrationale Zahl ist.
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Eine imaginäre Zahl ist eine Zahl, deren Quadrat eine negative reelle Zahl ist. Wurzel aus –1 ist die Zahl, deren Quadrat –1 ist.
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Komplexe Zahlen können durch a + b∙i dargestellt werden, wobei a und b reelle Zahlen sind und i die imaginäre Einheit ist.
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Das Unmögliche ist in diesem Fall die imaginäre Zahl. Das Quadrat einer negativen Zahl ist positiv (minus mal minus gibt plus), also ist eine Zahl, deren Quadrat eine negative Zahl, unmöglich. Die imaginären Zahlen wurden deshalb auch als unmögliche Zahlen bezeichnet.
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Paul-Jean Toulet (1887–1920). Lacan bezieht sich auf einen von Toulets Contrerimes, der so beginnt.
„Comme les dieux gavant leur panse,
Les Prétendants aussi.
Télémaque en est tout ranci :
Il pense à la dépense.“Wörtlich übersetzt :
„Wie die Götter, die sich die Bäuche vollschlagen,
Die Prätendenten ebenso.
Telemach ist davon ganz ranzig:
Er denkt an die Kosten.“ -
Lacan kommt hier auf den Begriff des Sagens (dire) zurück. Ein Paradigma für das Sagen ist also das Nein-zu etwas-sagen, das Verbot, das Nein-des-Vaters. In L’étourdit (1972) wird die Opposition zwischen le dire und le dit (zwischen dem Sagen und dem Gesagten) bestimmend sein. Dort heißt es:
„Nachdem dies festgestellt ist, erweist sich das Sagen eben darin, dass es dem Gesagten entgeht. Folglich sichert es dieses Privileg nur dadurch, dass es als ‚nein dazu sagen‘ formuliert wird, wo es doch, um zum Sinn zu kommen, der Inhalt ist, den man dabei erfasst, und nicht der Widerspruch; die Antwort, und nicht die Wiederaufnahme in Form einer Negation; die Ablehnung, und nicht die Korrektur.“
(J. Lacan: L’étourdit – Der Betäubte oder die Umläufe des Gesagten (1973). Übersetzt von Max Kleiner, Übersetzung geändert, RN. Auf dieser Website hier.– Original in: J.L.: Autres écrits. Seuil, Paris 2001, S. 449–495, hier: S. 453)
Bisher hatte Lacan sich in Seminar 19 zum Sagen so geäußert:
– Der Seminartitel ist so zu ergänzen: „dire ou pire“ (Sitzung vom 8. Dezember 1971, Version Miller S. 12).
– Verwerfung gibt es nur vom Sagen (Sitzung vom 8. Dezember 1971, Version Miller S. 22).
– Das „Es existiert nicht“ wird durch ein Sagen des Mannes affirmiert, das Sagen des Unmöglichen (Sitzung vom 12. Januar 1972, Version Miller, S. 48).
– Es gibt einen Unterschied zwischen Sprechen und Sagen; ein Sprechen, durch das ein Faktum begründet wird, ist ein Sagen (Sitzung vom 3. Februar 1972, Version Miller S. 69).
– Die Wahrheit lässt sich nur halbsagen (Sitzung vom 3. Februar 1971, Version Miller S. 79; Sitzung vom 10. Mai 1972, Version Miller S. 186).
– Das Faktum des „also bin ich“-Sagens kann auf die Sache einwirken, sodass sie sich anders dreht (Sitzung vom 8. März 1972, Version Miller S. 116).
– Er, Lacan hat begonnen, ein Sagen zu äußern und als Funktion zu schreiben, als Φx (Sitzung vom 10. Mai 1972, Version Miller S. 181). -
Möglicherweise ein Wortspiel: repère / père, „Bezugspunkt“ / „Vater“ (Hinweis von Adrian Price in seiner englischen Übersetzung des Seminars).
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Freud:
„Ja, wüsste man den Begriffen ‚männlich und weiblich‘ einen bestimmteren Inhalt zu geben, so ließe sich auch die Behauptung vertreten, die Libido sei regelmäßig und gesetzmäßig männlicher Natur, ob sie nun beim Manne oder beim Weibe vorkomme und abgesehen von ihrem Objekt, mag dies der Mann oder das Weib sein.“
(S. Freud: Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie (1905). In: Ders.: Gesammelte Werke, Bd. 5. S. Fischer, Frankfurt am Main 1968, S. 27–145, hier: S. 120 f.)
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Unter „Funktion“ versteht Lacan hier die „phallische Funktion“, d.h. den Ausdruck Φx. Die phallische Funktion gibt es in zwei Formen, negiert (in den beiden oberen Formeln) und nicht negiert (in den beiden unteren Formeln). Die beiden Formen der phallischen Funktion, und , werden durch Verbindung mit den beiden Quantoren und deren Negation (durch „quantisierte Verkoppelung“) weiter aufgefächert, so dass sich vier Formeln ergeben.
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Ödipus: meint hier Freuds Totem und Tabu.
Eins-allein
„L’Un-tout-seul“ („das Eins-allein“ oder „das Eins-ganz-allein“) ist ein Begriff der Parmenides-Interpretation von Alexandre Kojève (A. Kojève: Essai d’une histoire raisonnée de la philosophie païenne, vol. 1. Paris, Gallimard 1968, darin: „La Thèse de Parménide“, S. 206–236). (Hinweis von Adrian Price in seiner englischen Übersetzung des Seminars, a.a.O., S. 244, Anm. 8.)
Kojève bezieht sich dabei auf das eautō bzw. autō in einer Passage aus Platons Parmenides; in der folgenden Übersetzung dieser Stelle findet man hierfür „durch sich selbst“:
„Durch sein Einssein wird es [das Eins] also nicht verschieden sein. Oder meinst du? – Bestimmt nicht. – Wenn aber dadurch nicht, dann auch nicht durch sich selbst; und wenn nicht durch sich selbst, dann auch selbst nicht. Ist es aber selbst in keiner Weise verschieden, so wird es auch von nichts verschieden sein. – Richtig.“
(Platon, Parmenides, 139c, Übersetzung Zekl)
Kojève hierzu:
„Nun, wir können das Vorangehende zusammenfassen, also die Entwicklung der Parmenidischen Behauptung von der ‚inneren‘ Einheit und der ‚äußeren‘ Einzigartigkeit des Begriffs, indem wir sagen, dass der Begriff das Eins ist, im Sinne nämlich des Eins-allein [l’Un-tout-seul], das ‚per definitionem‘ in sich selbst eins ist (das heißt ‚homogen‘), so sehr, dass es nicht einmal Teile hat, und einzig in seiner Art, so sehr, dass es in dem, was es ist, allein ist.“ (A.a.O., S. 212, Einfügung in runden Klammern von Kojève, meine Übersetzung, RN)
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Gemeint ist: Bei Freuds Geschichte vom Urvatermord geht es um Struktur.
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Ödipusmythos: Auch hier ist Freuds Vatermorderzählung gemeint. Miller ersetzt deshalb in seiner Seminarausgabe mythe d’Œdipe durch Totem et tabou.
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Wenige Monate später wird Lacan in L’étourdit schreiben:
„Das Durcheinander in dem, was da [von Freud] festgehalten wird, ist unüberwindlich: über die Kastration, über die Engpässe, in denen die Liebe vom Inzest her aufrechterhalten wird, über die Funktion des Vaters, über den Mythos, mit dem der Ödipus durch die Komödie des perorierenden Orang-Utans verdoppelt wird.“
(Lacan, L’étourdit, übersetzt von Max Kleiner, a.a.O., Übersetzung geändert, RN. Vgl. Autres écrits, a.a.O., S. 457)
In Poes Erzählung Der Doppelmord in der Rue Morgue (1841) ist der Mörder ein Orang-Utan; in ihrem Buch über Poe deutet Marie Bonaparte den Orang-Utan als den Vater der Urszene – den allmächtigen, vergewaltigenden und kastrierenden Vater –, mit dem sich Poe, Bonaparte zufolge, identifiziert. Eine Verbindung zwischen dem Orang-Utan und Freuds Urvater wird von Bonaparte nicht hergestellt.
(Vgl. M. Bonaparte: Edgar Poe. Eine psychoanalytische Studie (frz 1933). Übersetzt aus dem Französischen von Fritz Lehner. Internationaler Psychoanalytischer Verlag, Wien 1934, Bd. 2; zum Doppelmord in der Rue Morgue und der Identifizierung mit dem Vater vgl. S. 354–375, 391, 417.)
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Lacan bezieht sich auf das Seminar 1963, Die Namen des Vaters, das er nach der ersten Sitzung (vom 20. November 1963) abbrach, da ihm die Société Française de Psychanalyse die Zulassung als Lehranalytiker entzogen hatte. Vgl. Jacques Lacan: Einführung in die Namen-des-Vaters. In: Ders.: Namen-des-Vaters. Nach der von Jacques-Alain erstellen Ausgabe übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2006, S. 63–106.
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Gott befiehlt Abraham, seinen Sohn Isaak in einem Brandopfer zu opfern. Ohne Widerspruch macht Abraham sich daran, den Befehl zu befolgen. Er baut einen Altar, legt das Holz darauf, bindet seinen Sohn und legt ihn auf das Holz. In dem Moment, in dem er zum Messer greift, um Isaak zu schlachten, spricht ein Engel des Herrn zu ihm. Der Herr habe gesehen, dass Abraham Gott fürchte; er solle Isaak nicht töten. Hinter sich im Gebüsch findet Abraham einen Widder, den er anstelle des Sohnes opfert. (Vgl. 1. Moses 22, 1–19)
Lacans These, dass mit dem Widder der Vater geopfert wird, findet man in Einführung in die Namen-des-Vaters, a.a.O., S. 97–99.
Er stützt sich dort auf einen Kommentar von Ende des XI. Jahrhunderts, verfasst von einem Rabbiner namens Salomo ben Isaak von Troyes, genannt Raschi. Demzufolge ist der Widder der Ur-Widder, der seit den Schöpfungstagen da ist und der damit ein Elohim ist (ein Gott), der Urahn des Geschlechts von Sem (einem der drei Söhne Noahs). Also ist der Widder der Vorfahr von Abraham, der Gott seines Geschlechts.
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Eine mögliche Lesart für ist demnach: „Alle Männer sind der Kastration unterworfen.“
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Der Begriff des Randes wird verwendet in der mengentheoretischen Topologie, in der algebraischen Topologie und in der Theorie der berandeten Mannigfaltigkeiten. Anschaulich gesprochen, geht es bei einem Rand um die Begrenzung eines Bereichs, darstellbar durch eine Randlinie.
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Lacan bringt hier eine Negation zu viel unter; das „nicht“ in „das es nicht wahr ist“ sollte man streichen.
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Vgl. S. Freud: Das Tabu der Virginität. Beiträge zur Psychologie des Liebeslebens, Teil III (1918). In: Ders.: Gesammelte Werke, Bd. 12. S. Fischer, Frankfurt am Main 1966, S. 159–180.
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vir: Lateinisch für „Mann“, „Männlichkeit“.
Etymologisch sind vir und virgo wahrscheinlich nicht verwandt; siehe hier.
Zur Verbindung von Jungfräulichkeit und Virilität denke man an die antike Mythologie mit den Göttinnen Athene bzw. Minerva (jungfräuliche Göttinnen des Kampfes) und Artemis bzw. Diana (jungfräuliche Jägerinnen) und natürlich an die französische Nationalheldin Jeanne d’Arc, die la Pucelle genannt wurde, „die Jungfrau“.
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Die Google-Suche zeigt für femme virile 44.000 Ergebnisse und für homme virile 241.000 Ergebnisse (5.7.2021).
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Lacan bezieht sich hier auf die Lautähnlichkeit von viril (männlich), virtuose (Vituose) und virer (drehen, wenden, überweisen). Etymologisch sind viril und virtuose miteinander verwandt (Virtuose geht auf lateinisch virtus zurück (Tugend, Fähigkeit) und virtus wiederum auf vir (Mann); virtus ist auch die „Mannhaftigkeit“. Viril und virer hingegen sind nicht verwandt; virer hat seinen Ursprung im spätlateinischen Verb virare (drehen).
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Vermutlich bezieht sich denken hier auf das unbewusste Denken (wie oft bei Lacan), und mit sie ist vielleicht die Hysterikerin gemeint (auch die Gleichsetzung von Frau und Hysterikerin ist bei ihm häufig).
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kennzeichnend: Vielleicht im Sinne von: De Hysterikerin hat den Zugang zum Unbewussten ermöglicht.
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Lacans Zuordnungen der Formeln der Sexuierung zu unterschiedlichen Arten von Mengen sind also insgesamt:
– (Vater, Eins) „es existiert mindestens ein“: leere Menge,
– (Männer) „alle“: endliche Menge,
– (Jungfrau) „es existiert nicht ein“: nicht-abzählbar unendliche Menge,
– (Frauen) „nichtalle“: abzählbar unendliche Menge.– abzählbar unendliche Menge: Menge von der Mächtigkeit der Menge der natürlichen Zahlen, also der Zahlen 1, 2, 3 usw.
– nicht-abzählbar unendliche Menge: Menge von der Mächtigkeit der Menge der reellen Zahlen (zu den reellen Zahlen gehören die irrationalen Zahlen, also Zahlen, die als nicht-periodische unendliche Dezimalzahlen geschrieben werden, wie π oder . -
Die Menge aller reellen Zahlen zwischen Null und Eins ist gleichmächtig wie die Menge aller reellen Zahlen.
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Eine Darstellung von Cantors Diagonalbeweis findet man in dieser Übersetzung von Seminar 19 in den Anmerkungen zur Sitzung vom 19. April 1972 (ungefähr in Anmerkung 46).
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um sie, wie schwach auch immer, zu ordnen: Für eine Ordnung im Sinne der Mathematik ist wesentlich, dass von zwei Elementen das eine „vorangeht“ und das andere „folgt“. Dabei können verschiedene Beziehungen ins Spiel gebracht werden. Wenn gilt: x geht y voran, aber nicht umgekehrt, sagt man die Beziehung ist asymmetrisch; wenn gilt: x geht y voran, y geht z voran, und damit geht x ebenfalls z voran, nennt man die Beziehung transitiv; wenn für zwei beliebige Elemente immer gilt, dass eins vorangeht und das andere folgt, wird die Beziehung als zusammenhängend oder konnex bezeichnet. (Vgl. Bertrand Russell: Einführung in die mathematische Philosophie. Vollmer, Wiesbaden 1975, darin „4. Die Definition der Ordnung“, S. 40–53.) Die Kriterien für eine Ordnung können unterschiedlich komplex gefasst werden, entsprechend gibt es stärkere und schwächere Ordnungen.
Folge der ganzen Zahlen: Lacan meint hier die natürlichen Zahlen ((0), 1, 2, 3 usw.), nicht die ganzen Zahlen (… –3, –2, –1, 0, 1, 2 3 …).
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Cantors Diagonalbeweis ist ein Widerspruchsbeweis. Im ersten Schritt wird angenommen, dass die reellen Zahlen abzählbar unendlich sind (dass sie sich Eins-zu-Eins den natürlichen Zahlen zuordnen lassen). Es wird dann gezeigt, dass dies zu einem Widerspruch führt. Daraus wird gefolgert, dass die reellen Zahlen nicht abzählbar sind.
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Ein Zirkelschluss liegt vor, wenn das, was bewiesen werden soll, im Beweisgang vorausgesetzt wird.
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Eine Menge ist überabzählbar (oder nicht abzählbar), wenn ihre Elemente nicht vollständig durch Bijektion den natürlichen Zahlen zugeordnet werden können. Sie ist dann größer als die Menge der natürlichen Zahlen.
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Jacobus Voragine: Legenda aurea (Goldene Legende), ca. 1264. Ein Werk in lateinischer Sprache, welches das Leben von christlichen Heiligen beschreibt; das am weitesten verbreitete geistliche Volksbuch des Mittelalters. In der Legenda aurea findet man auch die Legende über das Martyrium der heiligen Ursula und ihrer elftausend Jungfrauen.
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Lacans hatte seine Definition des Signifikanten – ein Signifikant ist das, wodurch für einen anderen Signifikanten das Subjekt repräsentiert wird – zuerst in Seminar 9, Die Identifizierung, vorgestellt (Sitzung vom 6. Dezember 1961). Vgl. auf dieser Website hier und hier.
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Eine Menge kann Element einer Menge sein. Die leere Menge ist Teilmenge jeder Menge, nicht aber Element jeder Menge; eine Menge kann die leere Menge als Element enthalten oder auch nicht.
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Wo verläuft die Grenze beim Nichtalle? Zwischen zwei Arten der Jouissance, der phallischen Jouissance und der weiblichen Jouissance?
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In wird nicht die Funktion negiert (nicht der Ausdruck Φx), sondern der Quantor.
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S(Ⱥ), zu lesen als „Signifikant eines Mangels im Anderen“, meint, dass im Anderen (im Sprachsystem oder im Unbewussten) ein Signifikant fehlt; vgl. die Erläuterung auf dieser Website hier.
Lacan verortet dieses Symbol im sogenannten Graphen des Begehrens, den er in den Seminaren 5 und 6 sowie in Subversion des Subjekts und Dialektik des Begehrens entwickelt, und dort am Schnittpunkt oben links:
(aus: J. Lacan: Subversion des Subjekts und Dialektik des Begehrens im Freud’schen Unbewussten. In: Ders.: Schriften. Band II. Vollständiger Text. Turia und Kant, Wien 2015, S. 325–368, hier: S. 355)
In Seminar 20, Encore, wird Lacan das Symbol S(Ⱥ) bei einer Erläuterung der Formeln der Sexuierung auf der Frau-Seite eintragen (Seminar 20, Sitzung vom 13. März 1973, Version Miller/Haas u.a. S. 85):
Zuordnung der Formeln der Sexuierung zu anderen Termen
(aus: J. Lacan: Seminar 20 von 1972/73. Encore. Übersetzt von Norbert Haas, Vreni Haas und Hans-Joachim Metzger. Quadriga, Berlin 1996, Sitzung vom 13. März 1973, S. 85)
Die Spaltung der Jouissance auf der Seite der Identifizierung als Frau wird hier durch die beiden Pfeile dargestellt, die vom durchgestrichenen „Die“ ausgehen. Der eine Pfeil führt zu Φ auf der männlichen Seite, er entspricht der phallischen Jouissance, also der durch den Kastrationskomplex organisierten sexuellen Lust, die sich in der Beziehung zu ihrem Partner herstellt. Der andere Pfeil weist auf S(Ⱥ) und bleibt auf der Seite der Frau, er bezieht sich auf die weibliche Jouissance, über die im Unbewussten (im „Anderen“) nichts gesagt werden kann (in Bezug auf die es einen „Mangel im Anderen“ gibt) und über die es nur sporadische Zeugnisse gibt, etwa die Berichte von Mystikerinnen.
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Der Andere ist der Ort der Wahrheit: Wahrheit (das Auftauchen von Verdrängtem) ist an das Sprechen gebunden und damit an den Anderen im Sinne des „Signifikantenschatzes“.
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jouis-centre (Genuss-Zentrum) oder jouis-entre (Zwischen-Genuss)?
désence (Desenz): Neologismus,
Lacan buchstabiert die Silbe sence, um die Deutung von désence als dé-sens (Ent-Sinn) oder als décence (Anstand) zu blockieren.
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Für Aristoteles besteht der Widerspruch also etwa zwischen „Einige Tiere sind Menschen“ (positive partikuläre Aussage) und „Alle Tiere sind keine Menschen“ bzw. „Kein Tier ist ein Mensch“ (negative Allgemeinaussage).
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Unter unentscheidbaren Sätzen versteht man in der Logik und Mathematik Sätze, für die sich beweisen lässt, dass sie weder bewiesen noch widerlegt werden können.
Die klassische Text hierzu ist: Kurt Gödel: Über formal unentscheidbare Sätze der „Principia Mathematica“ und verwandter Systeme (1931), eine Erläuterung findet man in diesem Artikel.
Lacan hatte den Begriff „unentscheidbar“ zuerst in der Proposition du 9 octobre 1967 sur le psychanalyste de l’École verwendet (Autres écrits. Le Seuil, Paris 2001, S. 243–260, hier: S. 246), danach wieder in Seminar 15 von 1967/68, Der psychoanalytische Akt (ausführlich in der Sitzung vom 20. März 1968). In Seminar 16 von 1968/69, Von einem Anderen zum anderen, erläutert er ihn so:
„Die Neurosen enthüllen also den Unterschied zwischen Grammatik und Logik. Es ginge darum, einen weiteren Schritt zu tun und, so wie ich es versuche, eine Homologie zu entdecken.
Diese Homologie liegt nicht offen zutage, die Neurosen enthüllen sie nicht auf Anhieb. Nur wenn man ein wenig Logik betrieben hat, kann man beispielsweise wissen, dass die Konsistenz eines der sichersten Systeme, nämlich der Arithmetik, von der Lokalisierung eines Unentscheidbaren abhängt. Um das zu beweisen, war eine korrekte Logik notwendig, die nicht mehr als hundert Jahre alt ist und die eine Reihe von Brüchen nachgewiesen hat.
Nun, zwischen den Brüchen der Logik und denjenigen der Struktur des Begehrens gibt es eine Homologie, nämlich dass das Begehren letztlich Konnotation des Wissens der Verhältnisse des Mannes und der Frau ist, durch etwas, was das Überraschendste ist, nämlich das Fehlen oder Nichtfehlen eines organon, eines Werkzeugs, anders gesagt des Phallus – dass die Jouissance des Werkzeugs ein Hindernis für diejenige Jouissance darstellt, welche die Jouissance des Anderen ist, insofern der Andere durch einen Körper repräsentiert ist –, und, um es klar zu sagen, wie ich bereits geäußert habe, ich denke mit hinreichender Stärke, dass es nichts Strukturierbares gibt, was im eigentlichen Sinne der sexuelle Akt wäre. Wenn all das korrekt bewiesen ist, könnte es sein, dass der Kreis sich schließt und dieses Etwas hinterrücks Wahrheit mit Wissen verbindet.
Das Denken ist genau die Vorstellungsrepräsentanz*, von der die Tatsache repräsentiert wird, dass es Unvorstellbares gibt, da es durch das Genussverbot versperrt ist. Auf welcher Ebene? auf der einfachsten, auf organischem Niveau. Diese Barriere für die Jouissance ist das Lustprinzip und nichts anderes. Dass diese Barriere im Verbot der Mutter metaphorisiert wird, ist letztlich nur ein historischer Zufall, und der Ödipuskomplex selbst hängt hiervon ab.
Aber die Frage ist tiefer verortet. Die Kastration, also das Loch im Auffassen, das Ich weiß nicht hinsichtlich der Jouissance des Anderen, muss neu durchdacht werden, unter dem Blickwinkel ihres Verhältnisses zu den weitverbreiteten, allgegenwärtigen Wirkungen unserer Wissenschaft.“
(Seminar 16, Sitzung vom 23. April 1969, Version Miller S. 276 f., meine Übersetzung).
Auch in Radiophonie (1971) hatte Lacan den Begriff ins Spiel gebracht (J. Lacan: Radiophonie. Übersetzt von Hans-Joachim Metzger. In: Ders.: Radiophonie. Television. Quadriga, Weinheim u.a. 1988, S. 5–54, hier: S. 30).
In Seminar 18, Über einen Diskurs, der nicht vom Schein wäre, kommt er in der Sitzung vom 16. Juni 1971 darauf zurück (Version Miller S. 168).
Auch in L’étourdit (geschrieben 1972) wird Lacan den Begriff des Unentscheidbaren öfter verwenden (in: Autres écrits. Le Seuil, Paris 2001, S. 449–496, hier: S. 452, 468, 481).
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Modus hier im Sinne der vier Modi der Modallogik: notwendig, möglich, zufällig, unmöglich.
Lacan übernimmt im Folgenden die Zuordnung der vier Modi zu den vier Formeln, die er in diesem Seminar in der Sitzung vom 12. Januar 1972 vorgestellt hatte (Version Miller S. 45–48).
Er hatte die Modi dort so definiert:
– ne pas pouvoir ne pas (nicht in der Lage sein nicht zu): das Notwendige;
– ne pas pouvoir (nicht in der Lage zu sein): das Unmögliche;
– pouvoir ne pas (in der Lage zu sein nicht zu): das Mögliche oder das Zufällige? (von Lacan als Frage formuliert);
– pouvoir ne pas pouvoir (in der Lage zu sein nicht in der Lage zu sein): das Unvermögen.:In der Sitzung vom 12. Januar 1972 hatte er die Kategorien des Notwendigen, des Möglichen, des Unmöglichen und des Zufälligen den vier Formeln der Sexuierung zugeordnet, auf die selben Weise wie in der laufenden Sitzung (vgl. Version Miller S. 45–48).
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Die Formulierung „nichts ist denkbar“ soll möglicherweise auf das Unmögliche verweisen.
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Die Formulierung „das denkt von Zeit zu Zeit“ bezieht sich offenbar auf das Zufällige.
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Eine histoire à dormir debout, wörtlich: eine Geschichte „zum aufrecht schlafen“, „dass man im Stehen schlafen könnte“, ist eine unwahrscheinliche Geschichte, ein Märchen.
Miller ändert in seiner Ausgabe „Totem et … Debout“ zu „Totem et Tabou“.
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ausgehend von der Frau: die ja, wie es vorher hieß, von Zeit zu Zeit denkt.
Die Formel oben links, , ist demnach primär von der Formel unten rechts aus zu verstehen, also ausgehend von . Auf diesem Wege wurde die erste Fassung der Formel , nämlich „au moins un / hommoinzin“ auch in Seminar 18 eingeführt: von der Frau aus (vgl. Seminar 18, Sitzung vom 19. Mai 1971, Version Miller S. 144). Und im laufenden Seminar hatte es geheißen:
„Die Forderung, dass mindestens ein Mann existiert, [ist] die Forderung, die auf der Ebene des Weiblichen vorgebracht zu werden scheint […].“
(Seminar 19, Sitzung vom 3. März 1972, Version Miller S. 107)
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Mit Ödipusmythos ist auch hier wieder die Vatermordgeschichte aus Totem und Tabu gemeint, weshalb Miller in seiner Ausgabe des Seminars mythe d’Œdipe zu totem und tabou ändert.
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In Seminar 20, Encore, wird François Recanati zum vollständigen Schema der Sexuierung ein Referat halten, in der Sitzung vom 10. April 1973. Nachlesen kann man diesen Text (auf Französisch) in der AFI-Version des Seminars, hier, und in der Staferla-Version des Seminars, hier (Miller hat ihn in seine Encore-Ausgabe nicht übernommen).
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é-pater (Substantiv): Kofferwort aus dem Verb épater („in Erstaunen versetzen“, „verblüffen“) und dem Substantiv pater (lateinisch: „Vater“; französisch: le pater, „der Alte“ (Umgangssprache), le Pater, „das Vaterunser“.)
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Der pater familias ist der Vater als Familienoberhaupt nach altem römischen Recht.
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Daniel Paul Schreber (1842–1911), Gerichtspräsident, Autor der 1903 erschienenen Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken, in denen er detailliert seine Psychose beschreibt. Freud hatte diesen Text kommentiert, in Psychoanalytische Bemerkungen über einen autobiographisch beschriebenen Fall von Paranoia (1911). Lacan hatte sich auf die Denkwürdigkeiten bezogen in Seminar 3 von 1956/57, Die Psychosen, und in dem Aufsatz Über einer Frage, die jeder möglichen Behandlung der Psychose vorausgeht (veröffentlicht 1959).
Vater von Daniel Paul Schreber war Moritz Schreber, Orthopäde und Pädagoge, Leiter einer orthopädischen Heilanstalt und Hochschullehrer, Namensgeber der nach seinem Tod gegründeten Schreber- bzw. Kleingarten-Bewegung. Moritz Schreber gilt heute als ein Hauptvertreter der „schwarzen Pädagogik“, einer Pädagogik, die darauf abzielt, die „Natur“ des Kindes mit Gewalt unter Kontrolle zu bringen.
Die Rede vom Gesetzgeber erinnert an eine Passage aus Lacans Aufsatz Subversion des Subjekts:
„Gehen wir aus von der Auffassung des Anderen als dem Ort des Signifikanten. Jede Aussage von Autorität hat darin keine andere Garantie als ihr Aussagen selbst, denn vergebens sucht sie das in einem anderen Signifikanten, welcher außerhalb dieses Ortes gar nicht erscheinen könnte. Was wir formulieren, indem wir sagen, dass es keine Metasprache gibt, die gesprochen werden könnte, aphoristischer: dass es keinen Anderen des Anderen gibt. Als Hochstapler präsentiert sich, um dem abzuhelfen, der Gesetzgeber (derjenige, der vorgibt, das Gesetz aufzustellen).“
(J. Lacan: Subversion des Subjekts und Dialektik des Begehrens im Freud’schen Unbewussten. In: Ders.: Schriften. Band. II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2015, S. 325–368, hier: S. 350, Übersetzung geändert, RN, die Fettschreibung steht hier für Majuskeln im Original)
Eine klassische Darstellung des Gesetzgebers findet man in Rousseaus Gesellschaftsvertrag.
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Vielleicht erläutert Lacan hier, was er unter der Notwendigkeit des Ausnahme-Vaters versteht: dass man auf jeden Fall einen finden wird.
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Yoruba ist eine Sprache, die in Nigeria, Benin, Togo und Sierra Leone von ca. 30 Millionen Menschen gesprochen wird; in Nigeria ist sie eine der vier Hauptsprachen.
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Die Semantik ist die Lehre von den Bedeutungen, und die Bedeutungen sind das, was bei der Übersetzung von einer Sprache in eine andere Sprache erzeugt wird (so verstehe ich diese Bemerkung, RN).
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Möglicherweise ist gemeint: Sie sind dann gezwungen zu übersetzen, also gemeinsame Bedeutungen zu konstruieren und auf diese Weise die Mehrdeutigkeit der Signifikanten stark einzuschränken.
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damit: Gemeint sind die Erläuterungen zu den Formeln der Sexuierung.
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Unter Kastration versteht man in der Psychoanalyse, bezogen auf männliche Wesen, eine Drohung, also eine mögliche Kastration.