Jacques Lacan
Seminar XIX, … oder schlimmer
(VII) Sitzung vom 3. März 1972
Übersetzung und Erläuterung
Johann Heinrich Füssli:
Teiresias erscheint dem Ulysseus während der Opferung. Zw. 1780 und 1785.
Aquarell und Tempera auf Karton. 91 x 63 cm. Albertina Wien
Jacques Lacan:
Seminar XIX (1971/72): „… oder schlimmer“
und
Vortragsreihe „Das Wissen des Psychoanalytikers“ (1971/72)
(VII) Sitzung vom 3. März 1972
Übersetzt und mit erläuternden Anmerkungen versehen von Rolf Nemitz
Vollständige Übersetzung von Seminar 19 und
Übersetzung von „Das Wissen des Psychoanalytikers“ ab der vierten Sitzung
auf der Grundlage der Staferla-Version und von Tonaufnahmen
Teil 7 von 16 Übersetzungen. Etwa jeden Monat erscheint die Übersetzung einer weiteren Sitzung.
Die übrigen Übersetzungen findet man hier.
In Millers Version des Seminars ist dies Kapitel VII, La partenaire évanouie („Die verschwundene Partnerin“), S. 93–110.
Die Übersetzung wird zweimal gebracht, zunächst nur deutsch, dann vergleichend: Satz für Satz französisch/deutsch.
Die zweisprachige Fassung enthält in den Anmerkungen zum französischen Text Hinweise auf Transkriptionsprobleme und auf größere Abweichungen in Millers Version; im deutschen Text findet man Links und Bilder, in den Anmerkungen zum deutschen Text Literaturangaben und inhaltliche Erläuterungen.
Einen Überblick über die verschiedenen Ausgaben von Seminar 19 findet man hier.
Herzlichen Dank an Gerhard Herrgott für großzügige Hilfe beim Übersetzen! Anregungen verdanke ich auch der englischen Übersetzung von Adrian Price.1
Zur Übersetzung
Seminar und Vortragsreihe
Jacques-Alain Miller hat in seine Ausgabe von Seminar XIX einen Teil einer Vortragsreihe integriert, die Lacan parallel, unter dem Titel Das Wissen des Analytikers, im Sainte-Anne-Krankenhaus in Paris hielt. Ab der vierten Sitzung vom 3. Februar 1972 beziehen sich diese Vorträge eng auf das Seminar, weshalb Miller sie ab dieser Sitzung in seine Seminar-Edition aufgenommen hat. Ich folge dem Vorbild von Miller und integriere die Vortragsreihe Das Wissen des Psychoanalytikers ab der Sitzung vom 3. Februar 1972 in die Übersetzung von Seminar XIX.
Die ersten drei Sitzungen von Das Wissen des Psychoanalytikers wurden getrennt veröffentlicht: J. Lacan: Je parle aux murs. Entretiens de la chapelle de Sainte-Anne. Le Seuil, Paris 2011. Deutsch: Ich spreche zu den Wänden. Gespräche aus der Kapelle von Sainte-Anne. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2013.
Textgrundlage
Grundlage der Übersetzung ist:
Version Staferla von Seminar 19:
Jacques Lacan: … ou pire. Auf der Website staferla.free.fr, PDF-Datei, Fassung vom 25.10.2015
Die Lacan-Seminare auf der Staferla-Website werden von Zeit zu Zeit überarbeitet, ohne dass dies kenntlich gemacht wird. Aus diesem Grunde habe ich oben das Datum der von mir verwendeten Fassung angegeben.2 Zur Sicherheit habe ich diese Fassung der Staferla-Version hier gespeichert.
Die Transkription der Staferla-Version wurde von mir mit einer Tonaufnahme der Sitzung und mit der von Jacques-Alain Miller erstellten (redaktionell bearbeiteten) Version verglichen und an wenigen Stellen geändert. In Zweifelsfällen wurde die Stenotypie des Seminars und der Vortragsreihe, die man auf der Website der École lacanienne de psychanalyse findet, zu Rate gezogen. Wortwiederholungen, bei denen offenkundig ist, dass Lacan nach einer Formulierung sucht, habe ich gestrichen; Betonungs-Adverbien wie justement oder précisément habe ich nicht immer mitübersetzt. Der Schnitt der Sätze (Punkt oder Semikolon oder Komma) sowie die Orthografie wurden bisweilen verändert. Die Gliederung in Absätze ist von mir.
Stenotypien des Seminars und der Vortragsreihe gibt es auf der Website der École lacanienne de psychanalyse (ELP) hier. Tonaufnahmen von Seminar 19 und der Vortragsreihe Das Wissen des Psychoanalytikers findet man auf der Website von Patrick Valas, valas.fr, hier. Millers Version ist: J. Lacan: Le séminaire, livre XIX. … ou pire. 1971–1972. Textherstellung durch Jacques-Alain Miller. Le Seuil, Paris 2011.
Zur Notation
– Zwei Bindestriche, also: --, markieren, dass an dieser Stelle ein Satz grammatisch unvollständig abbricht.
– Wörter mit Sternchen: im Original deutsch.
– Der Schrägstrich / verbindet Übersetzungsvarianten.
– Einfügungen in eckigen Klammern dienen der Erläuterung und sind nicht von Lacan.
– Zahlen in geschweiften Klammern und grauer Schrift, z.B. {10}, verweisen auf die Seiten von Millers Ausgabe des Seminars bei Le Seuil.
– Zahlen in eckigen Klammern und grauer Schrift, z..B. [10], verweisen auf die Seitenzahlen der Stenotypie von Seminar 19 auf der Website der École lacanienne de psychanalyse, hier.
Sitzung vom 3. März 1972
Tonaufnahme und Stenotypie
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Eine Stenotypie der Sitzung vom 3. März 1972 findet man hier (von der Website der École lacanienne de psychanalyse).
Deutsch
Zahlen in geschweiften Klammern und grauer Schrift, z.B. {10}, verweisen auf die Seiten von Millers Ausgabe des Seminars bei Le Seuil.
Vortragsreihe „Das Wissen des Psychoanalytikers“
Sainte-Anne-Krankenhaus, Paris
{93} Es tut mir leid; das ist das erste Mal, dass ich zu spät komme. Ich warne Sie: ich bin krank. Sie sind da, ich bin auch hier, das ist gut, das ist gut für Sie. Ich will damit sagen, dass ich mich, unter dem Einfluss leichter Temperatur und einiger Medikamente, ungewöhnlich gut fühle, sodass ich hoffe, falls diese Situation sich plötzlich ändern sollte, dass diejenigen, die mir schon seit Längerem zuhören, den Neuen klarmachen würden, dass mir das zum ersten Mal passiert.
Gut, heute Abend will ich also versuchen, auf der Höhe dessen zu sein, was Sie erwarten, hier, wo ich mich, wie ich gesagt habe, amüsiere. Das wird nicht unbedingt immer denselben Ton haben, würden Sie das bitte entschuldigen. Das wird sicherlich nicht meinem ungewöhnlichen Zustand geschuldet sein, das wird vielmehr auf der Linie dessen liegen, was ich Ihnen heute Abend sagen will.
Andernorts schone ich meine Hörer kaum, das ist offensichtlich. Falls einige, die hier sind – ich sehe einige davon – an das, worüber ich [dort] beim letzten Mal gesprochen habe: ich habe letztlich über das gesprochen, was ich im borromäischen Knoten zusammengefasst habe, ich meine einer Dreuerkette, die so ist, dass, wenn man einen [beliebigen] Ring dieser Kette herauslöst, die beiden anderen keinen Moment lang mehr zusammenhalten können. Worum handelt es sich dabei? Ich bin ja gezwungen, Ihnen das zu erläutern, denn schließlich bin ich mir nicht sicher, ob das so, ganz roh, ganz einfach, allen genügt.
Dabei geht es um eine Frage, die sich auf das bezieht, was die Bedingung des Unbewussten ist, das heißt um eine Frage dazu, was die Sprache ist. Denn das ist eine Frage, die nicht geklärt ist. Muss die Sprache von ihrer Grammatik her angegangen werden, in welchem Falle, das ist gewiss, es sich um eine Frage der Topologie handelt –?
{94} X: Was ist das, eine Topologie?
Lacan: O, was ist das, eine Topologie? Wie nett sie ist! Eine Topologie, das ist eine Sache, die eine mathematische Definition hat. Die Topologie, das ist das, was zunächst einmal mit nicht-metrischen Beziehungen angegangen wird
X: Was heißt das?
Lacan: Mit verformbaren Beziehungen. Das ist im strengen Sinne der Fall bei dieser Art von flexiblen Kreisen, aus denen mein Satz bestand Ich bitte dich, mir zu verweigern, was ich dir anbiete. Jeder war etwas Geschlossenes und Flexibles, das nur dadurch hält, dass es mit den anderen verkettet ist. Nichts hält von allein. Da sie in die Mathematik eingefügt ist, ist diese Topologie mit Beziehungen von reiner Signifikanz verbunden, eben das sollte die letzte Sitzung meines Seminars demonstrieren. Das heißt, insofern diese drei Terme drei sind, sehen wir, dass sich durch die Anwesenheit des dritten zwischen den beiden anderen eine Beziehung herstellt. Eben das bedeutet der borromäische Knoten.
Es gibt eine weitere Art, die Sprache anzugehen, und natürlich ist die Sache aktuell.
Aktuell ist das deshalb, weil jemand, den ich bereits erwähnt habe – wobei es so ist, dass ich ihn erwähnt habe, nachdem Jakobson das getan hat, dass ich ihn zufällig jedoch bereits vorher gekannt hatte –, nämlich ein gewisser René Thom --; und dieser René Thom versucht alles in allem, sicherlich nicht ohne dafür bereits bestimmte Wege gebahnt zu haben, die Frage der Sprache von der Semantik her anzugehen – also nicht unter dem Aspekt der Signifikanten-Kombinatorik, insofern uns die reine Mathematik helfen kann, sie als solche zu erfassen, sondern von der Semantik her –, das heißt, nicht ohne ebenso auf die Mathematik zurückzugreifen, er versucht in bestimmten Kurven, möchte ich sagen, bestimmte Formen zu finden, möchte ich hinzufügen, die sich von diesen Kurven herleiten, etwas, das es uns erlauben würde, die Sprache als, möchte ich sagen, eine Art Echo physischer Phänomene aufzufassen.
Ausgehend beispielsweise ganz schlicht von der Übermittlung von Resonanzphänomenen sollen Kurven entwickelt werden, die sich dann – um für eine Reihe von grundlegenden Beziehungen Geltung zu haben – sekundär zusammenschließen sollen, die sich homogenisieren sollen, wenn man so sagen kann, die in ein und dieselbe Klammer genommen werden, woraus sich dann die verschiedenen grammatischen Funktionen ergeben sollen.
Mir scheint, dass es bereits ein Hindernis gibt, die Dinge in dieser Weise aufzufassen, nämlich, dass wir genötigt sind, mit ein und demselben Terminus, Verb, ganz unterschiedliche Aktionsarten zu erfassen. Warum sollte die Sprache gewissermaßen in ein und derselben Kategorie Funktionen versammelt haben, die, was ihren Ursprung angeht, nur von ganz unterschiedlichen Modi der Emergenz her begriffen werden können? Dennoch, die Frage bleibt in der Schwebe.
Sicherlich hätte es etwas unendlich Befriedigendes, es so aufzufassen, dass die Sprache gewissermaßen nach dem Vorbild der Funktionen modelliert ist, von denen angenommen wird, dass sie zur physischen Realität gehören, auch wenn diese Realität nur auf dem Wege einer mathematischen Funktionalisierung zugänglich ist.
*
{95} Was jedoch ich dabei bin, für Sie auszuarbeiten, ist etwas, das von Grund auf an den rein topologischen Ursprung der Sprache gebunden ist. Über diesen topologischen Ursprung glaube ich Auskunft geben zu können, ausgehend davon, dass er wesentlich mit etwas verbunden ist, das beim sprechenden Wesen vermittels der Sexualität eintritt.
Ist das sprechende Wesen deshalb sprechend, wel etwas der Sexualität zugestoßen ist, oder ist dieses Etwas der Sexualität deshalb zugestoßen, weil es ein sprechendes Wesen ist? Das ist eine Sache, bei der ich mich enthalte, das überlasse ich Ihnen.
Für das, worum es geht und was ich heute Abend vor Ihnen etwas weiter vorantreiben möchte, ist das grundlegende Schema das folgende: Die als Sexualität bezeichnete Funktion ist dadurch definiert – soweit wir etwas darüber wissen, und ein bisschen wissen wir ja darüber und sei es nur aus Erfahrung –, ist dadurch definiert, dass die Geschlechter zwei sind – was auch immer eine berühmte Schriftstellerin darüber denken mag, die, muss ich sagen, damals, bevor sie dieses Buch mit dem Titel Le deuxième sexe rausgebracht hatte, Das zweite Geschlecht [der deutsche Titel ist Das andere Geschlecht], die geglaubt hatte – ich weiß nicht mit welcher Zielsetzung, denn ich hatte noch gar nicht angefangen zu unterrichten –, die geglaubt hatte, bevor sie Le deuxième sexe rausbrachte, sich auf mich beziehen zu müssen. Sie rief mich an, um mir zu sagen, sie brauche sicherlich meinen Rat, um ihr über das, was der psychoanalytische Beitrag zu ihrem Werk sein sollte, Klarheit zu verschaffen. Als ich sie darauf hinwies, dass mindestens – das ist ein Minimum, schließlich spreche ich seit zwanzig Jahren darüber und das ist kein Zufall –, dass wohl mindestens fünf oder sechs Monate nötig seien, um ihr die Frage auseinanderzulegen, ließ sie mich wissen, dass es bei einem Buch, dass längst in Arbeit war, natürlich nicht in Frage komme, so lange zu warten; wobei die Gesetze der literarischen Produktion so waren, dass sie es für ausgeschlossen hielt, mehr als drei oder vier Gespräche mit mir zu führen. Woraufhin ich diese Ehre zurückwies.
Die Grundlage dessen, was ich seit einer Weile dabei bin, für Sie herauszubringen, genau gesagt seit letztem Jahr, ist eben dies, dass es kein zweites Geschlecht gibt. Von dem Moment an, in dem die Sprache zu funktionieren beginnt, gibt es kein zweites Geschlecht.
Oder um die Dinge anders zu sagen, mit Bezug auf das, was man Heterosexualität nennt – dabei geht es ja um Folgendes: Das Wort heteros, also der Ausdruck, der dazu dient, auf Griechisch „anderer“ zu sagen, dieses Wort ist genau in der Position, sich für das Verhältnis, dass man beim être parlant, beim sprechenden Wesen, als sexuell bezeichnet, in der Position, sich dafür als être zu entleeren – als Sein, als Wesen –, und von eben dieser Leere her bietet es dem Sprechen das an, was ich den Ort des Anderen nenne, den Ort nämlich, an dem sich die Wirkungen besagten Sprechens einschreiben.
Ich werde das nicht, denn das würde uns nur aufhalten, mit etymologischen Bezügen anreichern, etwa wie |{96} heteros in einem bestimmten griechischen Dialekt, den auch nur zu nennen ich Ihnen ersparen möchte, ateros gesagt wird und wie dieses heteros sich an deuteros anschließt und wie es eben markiert, dass dieses deuteros dabei elidiert ist, wenn ich so sagen darf.
An der Tafel
Es ist klar, dass dies [die Formeln an der Tafel] als überraschend erscheinen mag, da offensichtlich ist, dass eine solche Formel seit Urzeiten unbekannt ist; ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob es einen Anhaltspunkt dafür gibt, dass es eine Zeit gab, in der sie hätte formuliert werden können. Ich behaupte dennoch, und ich stütze das durch das, was Sie an der Tafel sehen, dass dies eben das ist, was die psychoanalytische Erfahrung beisteuert.
Dafür sollten wir uns daran erinnern, worauf das beruht, was wir von der Konzeption nicht etwa der Heterosexualität haben können – denn das ist eigentlich eine sehr gute Bezeichnung, wenn Sie dem, was ich gerade vorgebracht habe, folgen –, sondern der Bisexualität.
An dem Punkt, den wir mit unseren Bemerkungen über besagte Sexualität erreicht haben, was haben wir da? Worauf wir uns beziehen – und glauben Sie nicht, das verstünde sich von selbst –, worauf wir uns beziehen, ist das Modell, von dem angenommen wird, dass es, wenn ich so sagen darf, tierisch ist. Es gibt also eine Beziehung zwischen den Geschlechtern und dem tierischen Bild der Kopulation, das uns ein hinreichendes Modell für das zu liefern scheint, worum es beim [sexuellen] Verhältnis geht und gleichzeitig dafür, dass das Sexuelle als Bedürfnis aufgefasst wird.
Das war keineswegs immer schon so, weit davon entfernt, glauben Sie mir. Ich muss nicht daran erinnern, was erkennen im biblischen Sinne des Wortes bedeutet. Immer schon ist das Verhältnis des Nous zu etwas, das von ihm angeblich passiv geprägt wird und das unterschiedlich bezeichnet wird, dessen üblichste griechische Benennung jedoch sicherlich Hyle ist, immer schon ist der vom Geist erzeugte Beziehungsmodus als modellbildend aufgefasst worden, nicht etwa einfach für die tierische Beziehung, sondern für die grundlegende Seinsweise dessen, was man für die Welt hielt.
Die Chinesen haben sich dabei auf etwas berufen, das so geschrieben wird [schreibt an die Tafel]:
陰 Yin
陽 Yang
Die Chinesen berufen sich leit langem auf zwei grundlegende Essenzen, einerseits die weibliche Essenz, die sie Yin nennen, und die sie dem Yang entgegensetzen, das ich, gewiss nicht zufällig, darunter geschrieben habe.
{97} Wenn es ein Verhältnis gäbe, das auf der sexuellen Ebene artikuliert werden könnte, wenn es ein Verhältnis gäbe, das beim sprechenden Wesen artikuliert werden könnte, müsste man es dann nicht – das ist hier die Frage – über alle aussagen können, die zum selben Geschlecht gehören, in Beziehung zu all denen, die zum anderen gehören? Das ist offensichtlich die Idee, die uns, an dem Punkt, an dem wir damit sind, suggeriert wird durch den Bezug auf das, was ich das Tiermodell genannt habe, also die Befähigung, wenn ich so sagen darf, die darin besteht, dass jeder von der einen Seite für alle anderen von der anderen Seite von Wert ist. Sie sehen also, dass die Aussage in der Form, in der bedeutsamen semantischen Form der Allgemeinaussage vorgebracht wird.
Wenn wir in dem, was ich gesagt habe, das Wort jeder durch irgendjemand oder durch jeder beliebige ersetzen würden – jeder beliebige auf einer dieser Seiten –, dann wären wir ganz in der Ordnung dessen, was durch das nahegelegt wird, was sich so nennen würde --; bitte erkennen Sie in diesem würde etwas, worauf mein Diskurs, der nicht vom Schein wäre ein Echo gibt; also, wenn wir jeder durch irgendjemand ersetzen würden, wären wir in der Unbestimmtheit in Bezug darauf, wer bei jedem alle gewählt wird, um auf alle anderen zu antworten. Das jeder, das ich zuerst verwendet habe, hat jedoch zur Wirkung, Sie daran zu erinnern, dass es das tatsächliche Verhältnis, wenn ich so sagen darf, nicht gibt, ohne einen bestimmten Horizont zu evozieren, den des eins zu eins, des jedem die seine. Dies, die eineindeutige Entsprechung, gibt ein Echo auf etwas, wovon wir wissen, dass es wesentlich dafür ist, die Zahl zu vergegenwärtigen. Halten wir fest, dass wir die Existenz dieser beiden Dimensionen nicht von vornherein ausschließen können und dass man sogar sagen kann, das modèle animal, das Tiermodell, ist genau das, wodurch das fantasme animique, das Seelenphantasma, suggeriert wird. Wenn wir nicht dieses Tiermodell hätten – selbst wenn die Wahl auf einer Begegnung beruht –, ist die eineindeutige Paarung das, was uns davon erscheint, das heißt, dass es lediglich zwei Tiere gibt, die miteinander kopulieren; na ja, dann hätten wir nicht diese wesentliche Dimension, die eben darin besteht, dass die Begegnung einzigartig ist. Es ist kein Zufall, wenn ich sage, dass hierdurch, nur hierdurch, das Seelenmodell angefacht wird, nennen wir es die Begegnung von Seele mit Seele.
Wer den Zustand des sprechenden Wesens kennt, muss sich jedenfalls nicht wundern, dass dann von dieser Grundlage her die Begegnung als einzigartig wiederholt werden muss. Es ist nicht nötig, dabei irgendeine Dimension von Tugend ins Spiel zu bringen. Das ist die Notwendigkeit dessen, was sich beim sprechenden Wesen an Einmaligem herstellt: dass es sich wiederholt. Genau insofern wird das Phantasma, das ich Seelenphantasma genannt habe, nur vom Tiermodell her gestützt und angefacht. Darüber gibt es Kindereien, die hier darin bestehen, dass man sagt: Die Sprache existiert nicht; das ist offensichtlich nicht das, was uns im analytischen Feld interessiert.
Das, wodurch wir beim sprechenden Wesen die Illusion des sexuellen Verhältnisses haben, ist all das, wodurch sich die Allgemeinaussage in einem Verhalten materialisiert, das in den Beziehungen zwischen den Geschlechtern tatsächlich auf ein Gruppenverhalten hinausläuft. Ich habe bereits hervorgehoben, dass |{98} bei der sexuellen Suche – oder bei der sexuellen Jagd, wie Sie wollen – die Jungen einander Mut machen, und dass die Mädchen sich gerne verdoppeln, natürlich nur solange Ihnen das einen Vorteil verschafft. Das war eine ethologische Bemerkung, die ich da gemacht habe, die jedoch nichts klärt, denn es genügt, darüber nachzudenken und dann sieht man darin ein Mirakel, das reichlich zweideutig ist, sodass es sich nicht lange halten kann.
Um mehr Nachdruck darauf zu legen und um mich dabei auf der Ebene der dichtesten Erfahrung zu halten – dicht am Boden, meine ich –, der analytischen Erfahrung, möchte ich Sie daran erinnern, dass das Imaginäre, also das, was wir mit dem Tiermodell nachbilden und das wir natürlich entsprechend unserer Vorstellung davon nachbilden, denn es ist klar, dass wir es nur durch Beobachtung rekonstruieren können --; vom Imaginären haben wir jedoch eine Erfahrung, eine Erfahrung, die nicht ohne weiteres zugänglich ist, die wir jedoch durch die Psychoanalyse erweitern konnten. Und um die Dinge crûment zu sagen, unverblümt: Es wird nicht schwer sein, denke ich, mir Gehör zu verschaffen, wenn ich vorbringe – ich habe das crûment genannt, aber was man sagen muss, ist nicht so sehr cru, ohne Umschweife, als vielmehr cruel, grausam –, wenn ich vorbringe, na ja, mein Gott, wenn es bei jeder sexuellen Begegnung etwas gibt, das die Psychoanalyse hierzu vorzubringen gestattet, dann ist es dies, dass sich dabei so eine andere Gegenwart abzeichnet, für die, mein Gott, der vulgäre Ausdruck partouze, Sexparty, nicht völlig ausgeschlossen ist.
Dieser Bezug hat an sich nichts Entscheidendes, denn schließlich könnte man ein ernsthaftes Aussehen annehmen und sagen, dies sei dabei halt das Stigma der Anomalie – als ob das Normale sich irgendwo verorten ließe. Sicherlich, wenn ich diesen Ausdruck vorgebracht habe – denjenigen, den ich gerade mit diesem vulgären Namen aufgespießt habe –, dann ging es mir gewiss nicht darum, bei Ihnen die erotische Leier in Schwingung zu versetzen, sondern darum, dass dies einfach ein wenig den Wert des Wachwerdens hat, sodass Ihnen dadurch zumindest die Dimension gegeben wird, nicht etwa die, welche hier ein Echo des Eros geben kann, sondern einfach die reine Dimension des Aufweckens. Ich bin sicherlich nicht hier, um Sie in dieser Tonart zu amüsieren.
*
Aber versuchen wir nun, das anzubahnen, worum es bei der Verwandtschaft der Allgemeinaussage mit unserer Sache geht, nämlich mit der Aussage, wonach sich die Objekte in zwei Allheiten von entgegengesetzter Äquivalenz aufteilen sollen. Ich habe Sie gerade darauf hingewiesen, dass es keineswegs darum geht, die Gleichzahligkeit der Individuen zu fordern. Und ich bin, so gut ich konnte, dabeigeblieben, das zu stützen, was ich dazu einfach über die Eineindeutigkeit der Paarung vorzubringen hatte. Das sind --; das wären, wenn es möglich wäre, zwei Allgemeinaussagen, die demnach definiert wären allein schon durch die Einsetzung der Möglichkeit eines Verhältnisses des einen zum anderen oder des anderen zum einen.
Ein solches Verhältnis hat absolut nichts mit dem zu tun, was man üblicherweise als rapports sexuels bezeichnet, als sexuelle Verhältnisse. Wir haben jede Menge rapports zu diesen rapports, jede Menge Beziehungen zu diesen Verhältnissen, |{99} und über diese rapports, über diese Verhältnisse, haben wir auch einige kleine rapports, einige kleine Berichte – damit verbringen wir unser Erdenleben. Auf der Ebene jedoch, auf der ich dieses Verhältnis verorte, geht es darum, es in Allgemeinaussagen zu gründen – wie verhält sich die Allgemeinheit Mann zur Allgemeinheit Frau? Das ist die Frage. Und das ist die Frage, die sich uns deshalb aufdrängt, weil die Sprache ja fordert, dass sie eben dadurch gegründet ist. Wenn es keine Sprache gäbe, na ja, dann gäbe es auch keine Frage mehr, wir müssten nicht die Allgemeinaussage ins Spiel bringen. Voilà.
Dieses Verhältnis – um es zu präzisieren, um den Anderen absolut fremd zu machen, statt zu etwas, das einfach bloß unterstützend sein könnte –, dieses Verhältnis zwingt mich heute Abend möglicherweise dazu, das A – mit dem ich dieses Autre, dieses Andere, als leer markiere – durch eine Ergänzung zu akzentuieren: durch ein h, das Hautre, was keine schlechte Art wäre, die Dimension des Hun zu Gehör zu bringen, die hier ins Spiel kommen kann, also dass wir beispielsweise bemerken, dass alles, was wir an philosophischen Elaboraten haben, möglicherweise nicht zufällig von einem gewissen Sokrates ausgegangen ist, der manifest hysterisch war, ich meine klinisch gesehen, wir haben ja den Bericht über die Anzeichen von Katalepsie bei diesem Sokrates.
Wenn er in der Lage war, einen Diskurs in Gang zu halten, der nicht grundlos am Ursprung des Diskurses der Wissenschaft steht, dann deshalb, weil er das Subjekt, wie ich es definiere, an den Platz des Scheins kommen ließ. Und er konnte das eben genau aufgrund der Dimension tun, die für ihn das Hautre als solches vergegenwärtigte, nämlich, um es klar zu sagen, der Hass seiner Frau, dieser Person, die so sehr sa femme war, seine Frau, dass sie s’affemmait, dass sie sich affemmierte, so sehr, dass er sie im Augenblick seines Todes höflich bitten musste, sich zurückzuziehen, um diesem Tod seine ganze politische Bedeutung zu lassen. Das ist einfach eine Dimension, mit der auf den Punkt hingewiesen wird, an dem die Frage liegt, die wir gerade aufwerfen.
Ich habe gesagt, wenn wir sagen können, dass es kein sexuelles Verhältnis gibt, dann geschieht das gewiss nicht in aller Unschuld. Das liegt daran, dass die Erfahrung, das heißt ein Diskursmodus, der absolut nicht der Diskurs des Hysterikers ist, sondern derjenige, den ich in einer quadripodischen Aufteilung als analytischen Diskurs geschrieben habe --; und weil aus diesem Diskurs die bis dahin nie beschriebene Dimension der phallischen Funktion hervorgeht, das heißt das Etwas, wodurch mindestens einer der beiden Terme nicht durch das sexuelle Verhältnis charakterisiert ist, derjenige nämlich, an den hier dieses Wort geknüpft ist: l’Hun. Es ist nicht etwa so, dass seine Position als Hun auf das Etwas reduzierbar wäre, das als das Männliche bezeichnet wird oder auch, in der chinesischen Terminologie, als Essenz |{100} des Yang. Im Gegenteil, das ist so wegen etwas, das es durchaus verdient, in Erinnerung gerufen zu werden, um den Sinn – der verschleiert ist, da er von weither zu uns kommt –, um den Sinn des Terminus Organ zu akzentuieren; das ist eben das – um die Dinge zu akzentuieren –, was nur insofern Organ ist, als es ein Utensil ist. Die analytische Erfahrung regt uns dazu an, zu sehen, dass sich alles, was über das sexuelle Verhältnis geäußert wird, auf das Utensil bezieht. Das ist ein Novum, ich meine: das antwortet auf die Emergenz eines Diskurses, der gewiss noch nie ans Licht gekommen war und der ohne die vorhergehende Emergenz des Diskurses der Wissenschaft nicht hätte konzipiert werden können, insofern dieser die Einfügung der Sprache in das mathematische Reale ist.
Ich habe gesagt: Das, wodurch dieses Verhältnis stigmatisiert wird, da es in der Sprache ja grundlegend subvertiert wird, ist eben dies, dass es kein Mittel mehr gibt – wie das jedoch gemacht worden ist, allerdings in einer Dimension, die mir ein Trugbild zu sein scheint --; es kann nicht mehr in Termini von männlichen und weiblichen Essenzen geschrieben werden. Dass es nicht geschrieben werden kann, was heißt das, wo es doch bereits geschrieben wurde? Wenn ich diese alte Schreibweise im Namen des analytischen Diskurses zurückweise, könnten Sie mir einen weitaus stichhaltigeren Einwand entgegenhalten, den nämlich, dass auch ich es schreibe, da auch dies – also das, was ich gerade ein weiteres Mal an die Tafel geschrieben habe –, da auch dies beansprucht, durch eine Schreibweise was zu stützen? das Geflecht der sexuellen Angelegenheit.
*
Jedoch, diese Schreibweise autorisiert sich nur, erhält ihre Form nur durch eine hoch spezifizierte Schreibweise, nämlich von dem her, was es erlaubt hat, in die Logik den Einbruch genau dessen einzuführen, wonach ich vorhin gefragt wurde, nämlich einer mathematischen Topologie. Nur ausgehend von der Existenz der Formulierung dieser Topologie konnten wir uns vorstellen, aus jeder Aussage eine Aussagefunktion zu machen, das heißt etwas, das durch die Leerstelle spezifiziert ist, die man darin freilässt und die die Funktion hat, das Argument zu bestimmen.
Hier möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass eben das, was ich dabei der mathematischen Inskription entlehne – insofern sie an die Stelle der ersten Formen tritt – ich sage nicht: der ersten Formalisierungen –, an die Stelle der von Aristoteles in seiner Syllogistik skizzierten Formen, dass uns also diese Inskription, so scheint es, mit dem Terminus Argument-Funktion einen leicht zu verwendenden Terminus anbieten könnte, um die sexuelle Opposition zu spezifizieren. Was wäre dazu nötig? Es würde genügen, dass die Funktionen des Männlichen beziehungsweise des Weiblichen sich so unterschieden wie Yin und Yang. Eben dies, dass die Funktion eine einzige ist, dass es immer um F von x geht, dies erzeugt, wie Sie wissen – es ist ja nicht möglich, allein schon von daher, dass Sie hier sind, dass Sie davon nicht eine zumindest schwache Vorstellung haben –, dies erzeugt die Schwierigkeit und die Komplikation.
Φ von x behauptet, dass es wahr ist – das ist der Sinn des Terminus Funktion –, dass es wahr ist, dass das, was sich auf den Vollzug, auf das Register des sexuellen Akts bezieht, zur phallischen |{101} Funktion gehört. Genau insofern als es um die phallische Funktion geht, von welcher Seite auch immer wir es betrachten mögen, ich meine von der einen Seite oder von der anderen, drängt uns etwas dazu, zu fragen, worin die beiden Partner sich denn unterscheiden. Und eben dies notieren die Formeln, die ich an der Tafel festgehalten habe.
Wenn sich erweist, dass die phallische Funktion, da sie die beiden Partner gleichermaßen beherrscht, sie nicht verschieden macht, dann ist es ja wohl so, dass wir ihren Unterschied zunächst einmal woanders suchen müssen. Von daher verdienen es diese Formeln – diejenigen, die an der Tafel stehen –, in beiden Richtungen befragt zu werden, die linke Seite, insofern sie im Gegensatz zur rechten Seite steht, die obere Ebene insofern sie im Gegensatz zur unteren Ebene steht. Was bedeutet das? Was das bedeutet, verdient es, auskultiert zu werden, wenn ich so sagen darf, das heißt befragt zu werden, ich möchte sagen, zunächst hinsichtlich dessen, worin sie einen gewissen Missbrauch bezeugen können.
Es ist klar, wenn ich von einer Formulierung Gebrauch gemacht habe, die auf den Einbruch der Mathematik in die Logik zurückgeht, dann heißt das nicht, dass ich mich ihrer in genau derselben Weise bediene. Und meine ersten Bemerkungen werden darin bestehen, zu zeigen, dass die Art, wie ich sie verwende, tatsächlich so ist, dass sie in keiner Weise in Terme der Aussagenlogik übersetzbar ist. Ich will damit sagen, dass der Modus, in dem die Variable [operiert] – das, was als Variable bezeichnet wird, also das, was dem Argument Platz verschafft –, dass dieser Modus tatsächlich durch die vierfache Form spezifiziert ist, in welche die Beziehung zwischen Argument und Funktion hier gebracht ist.
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Um einfach einzuführen, worum es dabei geht, möchte ich Sie daran erinnern, dass wir in der Aussagenlogik auf der ersten Ebene – es gibt weitere – die vier grundlegenden Beziehungen haben, die gewissermaßen das Fundament der Aussagenlogik bilden, nämlich die Negation, die Konjunktion, die Disjunktion und die Implikation. Es gibt weitere, diese sind jedoch die ersten und alle anderen lassen sich darauf zurückführen.
Ich behaupte, dass die Art, wie unsere Positionen von Argument und Funktion geschrieben sind, so beschaffen ist, dass die sogenannte Negationsbeziehung – wonach alles, was als Wahrheit angenommen wird, nur so negiert werden könnte, dass es zum falsch übergeht – eben genau das ist, was hier unhaltbar ist. Denn Sie können sehen, dass auf jeder beliebigen Ebene, ich meine auf der unteren Ebene und auf der oberen Ebene, wo die Aussage der Funktion – also dass die Funktion phallisch ist –, wo die Aussage der Funktion entweder als Wahrheit angenommen wird oder als etwas, das zurückzuweisen ist, da die wahre Wahrheit schließlich eben das wäre, was nicht geschrieben wird, das, was hier nur in einer Form, durch welche die phallische Funktion bestritten wird, geschrieben werden kann, nämlich so: Es ist nicht wahr, dass die phallische Funktion das ist, worauf sich das sexuelle Verhältnis gründet. Dass in beiden Fällen, auf diesen beiden Ebenen, die als solche unabhängig voneinander sind, bei denen es keineswegs darum geht, aus der einen die Negation der anderen zu machen, sondern vielmehr aus der einen das Hindernis für die andere.
Was Sie hingegen |{102} [auf der oberen Ebene] sich aufteilen sehen, ist ein Es existiert [] und ein Es existiert nicht []. [Auf der unteren Ebene] gibt es auf der einen Seite ein alle: alle x [], also den Bereich dessen, was hier das ist, was durch die phallische Funktion definiert ist. Und der Unterschied [zwischen den beiden Seiten] in der Position des Arguments in der [affirmierten] phallischen Funktion [also in den beiden unteren Formeln] besteht eben darin, dass es pastoute femme ist – dass es nichtalle Frau ist –, die sich hier [unten rechts] einschreibt [].
Sie sehen ja [in der oberen Zeile], dass sich die eine [Formel] der anderen keineswegs als deren Negation [des Prädikats] entgegensetzt, sondern von ihrer Subsistenz her [vom Existenzquantor her], insofern sie hier nämlich gerade negiert ist: es gibt ein x, das sich in diesem Jenseits der phallischen Funktion halten kann [], und auf der anderen Seite gibt es das nicht [], aus dem einfachen Grund, dass eine Frau – aus den besten Gründen – nicht kastriert werden könnte. Dies [die obere Zeile] ist eine bestimmte Ebene, das ist die Ebene dessen, was uns im sexuellen Verhältnis gerade versperrt ist, während es auf der Ebene der [affirmierten] phallischen Funktion [also auf der unteren Ebene] so ist, dass es von daher, dass sich dem alle das nichtalle entgegensetzt, die Chance gibt, das, was dann als männlich und als weiblich gegründet ist, auf links und rechts aufzuteilen.
Es ist also keineswegs so, dass die Negationsbeziehung uns zu wählen zwingt, vielmehr stehen die beiden Seiten insofern legitimerweise einander gegenüber, als wir aufteilen und nicht etwa wählen müssen.
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Nach der Negation habe ich von der Konjunktion gesprochen. Um die Konjunktion zu berücksichtigen, werde ich nur die Bemerkung machen müssen – die Bemerkung, bei der ich hoffe, dass es hier genügend Leute gibt, die ein Buch über Logik einfach mal ein bisschen durchgesehen haben, sodass ich mich dabei nicht aufhalten muss –, nämlich dass die Konjunktion sich eben darauf gründet, dass sie ihren Wert nur von daher annimmt, dass zwei Aussagen beide wahr sein können.
Und eben dies wird uns durch das, was an der Tafel steht, in keiner Weise gestattet, denn Sie sehen ja, dass es von rechts nach links keine Identität gibt und dass genau dort, wo es um das geht, was als wahr angenommen wird, nämlich Φ von x, das heißt, dass auf dieser Ebene die Allgemeinaussagen nicht [durch „und“] verbunden werden können: da die Allgemeinaussage der linken Seite nur insofern im Gegensatz zur anderen Seite steht, zur rechten Seite, als es [dort] keine artikulierbare Allgemeinaussage gibt, das heißt, dass die Frau, was die phallische Funktion angeht, nur von daher verortet ist, dass sie ihr pastoute unterworfen ist, nichtganz, nichtalle.
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Merkwürdigerweise funktioniert jedoch auch die [inklusive] Disjunktion nicht mehr, wenn Sie sich daran erinnern, dass die Disjunktion ihren Wert nur von daher bekommt, dass zwei Aussagen nur --; es ist unmöglich, dass beide zugleich falsch sind. Diese Beziehung ist sicherlich – was werden wir sagen: die stärkste oder die schwächste? Das ist sicherlich die stärkste, insofern, als sie diejenige ist, die am schwersten aufzubrechen ist, denn dafür, dass es [eine wahre] Disjunktion [zweier Aussagen] gibt, dafür braucht es [nur] ein Minimum. Die Disjunktion ist gültig, wenn die eine Aussage wahr und die andere falsch ist, natürlich auch dann, wenn beide wahr sind, wobei hinzuzufügen ist – zu dem, was ich so genannt habe: die eine wahr, die andere falsch –, dass dies auch so sein kann: die eine falsch, die andere wahr; es gibt also mindestens drei |{103} Kombinationen, in denen die Disjunktion Bestand hat. Das einzige, was sie nicht zulassen kann, ist, dass beide falsch sind.
Nun haben wir hier [an der Tafel] zwei Funktionen, von denen behauptet wird, dass sie – wie ich eben gesagt habe – nicht die wahre Wahrheit sind, diejenigen nämlich, die oben sind. Damit scheinen wir etwas zu haben, das Hoffnung macht, dass wir zumindest eine veritable Disjunktion artikuliert haben könnten.
Beachten Sie jedoch, was dort geschrieben steht – was ich natürlich bei Gelegenheit so artikulieren werde, dass es zum Leben erwacht –, nämlich dies: Auf einer der Seiten von diesem Φ von x mit Negationszeichen darüber [] – was heißt, insofern die phallische Funktion nicht funktioniert, gibt es die Chance des sexuellen Verhältnisses –, auf einer Seite haben wir angenommen, dass dafür ein x existieren muss []. Auf der anderen Seite jedoch, was haben wir da? Dass ein solches x nicht existiert [].
Derart, dass wir sagen können, dass das Schicksal dessen, was ein Modus wäre, durch den beim sprechenden Wesen die Differenzierung des Männlichen und des Weiblichen, des Mannes und der Frau gestützt würde, die Chance, die wir haben, dass es das gibt, besteht darin, dass, wenn es auf einer Ebene Widerstreit gibt – und wir werden sehen, was ich gleich damit sagen will –, ich meine auf der Ebene der Allgemeinaussagen, die sich [jedoch] nicht stützen, aufgrund der Inkonsistenz von einer davon --.
Was geschieht da, wo wir die [phallische] Funktion selbst zurückweisen []? Folgendes: Während für die eine Seite angenommen wird, dass ein x existiert, das dem negierten Φ von x genügt [], haben wir auf der anderen Seite die ausdrückliche Formulierung, dass kein x [], was ich damit illustriert habe, dass ich sagte, dass die Frau – aus den besten Gründen – nicht kastriert werden kann; es gibt jedoch nur die Aussage [es existiert] kein x. Das heißt, auf der Ebene, auf der die Disjunktion Aussichten hätte, sich herzustellen, finden wir auf der einen Seite nur Eins oder zumindest das, was ich zum mindestens ein vorgebracht habe, und auf der anderen Seite gerade die Nicht-Existenz – das heißt das Verhältnis von Eins zu Null.
Genau auf der Ebene, auf der das sexuelle Verhältnis Aussichten hätte, nicht etwa realisiert zu werden, sondern einfach erhofft zu werden, jenseits der Abschaffung, durch die Zurückweisung der phallischen Funktion, finden wir als Anwesenheit, möchte ich zu sagen wagen, nur noch das eine der beiden Geschlechter.
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Dem müssen wir uns offensichtlich von der Erfahrung her nähern, bei der Sie gewohnt sind zu sehen, dass sie sich in der Form äußert, die von der Frau hervorgerufen wird, von daher, dass aus der phallischen Funktion bei ihr nicht die Allgemeinaussage hervorgehen kann, an der sie, wie Sie wissen, nur dadurch beteiligt ist – das ist die Erfahrung, die leider nur zu alltäglich ist, um die Struktur nicht zu verschleiern –, an der sie nur dadurch beteiligt ist, dass sie die phallische Funktion will, sei es, dass sie sie dem Mann entreißen will, sei es, mein Gott, dass sie ihm den Dienst daran aufnötigt, in dem oder-schlimmeren Fall, so muss man wohl sagen, dass sie ihm den phallischen Dienst erweist. Dadurch wird sie jedoch gerade nicht universalisiert, allein schon deshalb nicht – was die Wurzel des nichtalle ist –, weil sie eine andere Jouissance |{104} als die phallische Jouissance in sich birgt, die Jouissance, von der gesagt wird, dass sie spezifisch weiblich ist, und die von der phallischen Jouissance in keiner Weise abhängt.
Wenn die Frau nichtalle ist, dann heißt das, dass ihre Jouissance dual ist. Und das ist ja das, was Teiresias, als er zurückkam, offenbarte, nachdem er, Zeus sei Dank, eine Zeitlang Therese gewesen war, natürlich mit dem Ergebnis, das wir kennen, und das schließlich, wenn ich so sagen darf, für Ödipus, so muss man wohl sagen, wie sichtbar ausgestellt war, um ihm zu zeigen, was ihn erwartete, zum Ausgleich dafür, dass er als der Mann dieses höchsten Besitzes existiert hatte, eines Besitzes, der aus der Täuschung hervorging, in der seine Partnerin ihn befangen hielt, einer Täuschung über die wahre Natur dessen, was sie seiner Jouissance anbot, oder sagen wir es anders, in Ermangelung dessen, dass seine Partnerin ihn bat, ihr zu verweigern, was sie ihm anbot. Darin manifestiert sich offensichtlich, allerdings auf der Ebene des Mythos, dass er, um als Mann auf einer Ebene zu existieren, die sich der phallischen Funktion entzieht, keine andere Frau hatte als diejenige, die für ihn gerade nicht hätte existieren dürfen. Voilà.
Warum dieses nicht hätte dürfen, warum die Inzest-Theorie? Das würde es erforderlich machen, dass ich diesen Weg der Namen-des-Vaters einschlage, wozu ich ja gesagt habe, dass ich ihn nie wieder einschlagen werde. So ist das. Denn es hat sich ergeben, dass ich ihn, weil jemand mich darum gebeten hat, wiedergelesen habe, diesen ersten Vortrag des Jahres 1963 eben hier, nicht wahr, in Sainte-Anne. Deshalb bin ich darauf zurückgekommen, weil ich mich gerne daran erinnert habe. Ich habe das wiedergelesen, das liest sich, das liest sich. Das hat sogar eine gewisse Würde, derart, dass ich es veröffentlichen werde, falls ich es je veröffentliche, was nicht von mir abhängt. Andere müssten ein bisschen was mit mir zusammen veröffentlichen, das würde mich ermutigen. Und falls ich es veröffentliche, wird man sehen, mit welcher Sorgfalt ich damals – aber das habe ich bereits seit fünf Jahren gesagt – in verschiedenen Registern vor allem die Vatermetapher erkundet habe, den Eigennamen. Es gab alles, was es brauchte, um, mit der Bibel, diesem mythischen Elaborat meines Sagens einen Sinn zu geben. Ich werde das jedoch nie wieder machen, Ich werde das nie wieder machen, denn schließlich kann ich mich damit begnügen, die Dinge auf der Ebene der logischen Struktur zu formulieren, die ja ihre Rechte hat. Voilà!
Ich möchte Ihnen sagen, dass dieses ∃ von x mit dem Querstrich [], also dass es nicht existiert und nichts anderes – was auf einer bestimmten Ebene, derjenigen, auf der es die Chance gäbe, dass es das sexuelle Verhältnis gibt [auf der oberen Ebene, der mit ] –, dass dieses heteros als abwesend keineswegs zwangsläufig das Vorrecht des weiblichen Geschlechts ist.
Das ist einfach der Hinweis auf etwas, das in meinem Graphen steht – ich sage das, weil er sein eigenes kleines Schicksal gehabt hat –, auf das, was ich dort so schreibe: Signifikant des ausgestrichenen A [S(Ⱥ)], das bedeutet: der Andere, wie auch immer man ihn angehen mag, der Andere ist abwesend, von dem Moment an, in dem es um das sexuelle Verhältnis geht.
{105} Natürlich gibt es auf der Ebene dessen, was funktioniert – also der phallischen Funktion –, einfach den Widerstreit, an den ich gerade erinnert habe, also dass man hier auf der einen Seite und auf der anderen ganz und gar nicht in derselben Position ist, das heißt, auf der einen Seite hat man die Allgemeinaussage, die sich auf ein notwendiges Verhältnis zur phallischen Funktion gründet, und auf der anderen Seite ein kontingentes Verhältnis, weil die Frau nichtalle ist.
Ich betone also, dass auf der oberen Ebene das Verhältnis, das sich auf das Verschwinden, auf das Schwinden der Existenz von einem der Partner gründet – was den Platz für die Einschreibung des Sprechens leer lässt –, dass auf dieser Ebene das Verhältnis nicht das Vorrecht einer bestimmten Seite ist. Dafür, dass es eine Grundlage für das Geschlecht gibt, wie man sagt, müssen sie allerdings zwei sein. Null und Eins, das macht sicherlich zwei, das macht zwei auf der symbolischen Ebene, das heißt sofern wir zugeben, dass die Existenz im Symbol verwurzelt ist. Das ist das, wodurch das être parlant definiert ist, das sprechende Wesen, das sprechende Sein.
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Sicherlich, es ist etwas. Vielleicht also: was ist nicht das, was es ist? Dieses Sein ist jedoch absolut ungreifbar. Und es ist umso ungreifbarer, als es, um sich zu stützen, gezwungen ist, durch das Symbol hindurchzugehen. Es ist klar, dass ein être – ein Sein, ein Wesen –, welches nur vom Symbol her zum Sein kommt, eben dieses seinlose Sein ist, woran Sie alle teilhaben, einfach von daher, dass Sie sprechen. Andererseits ist wohl sicher, dass das, was gestützt wird, die Existenz ist und dies insofern, als Existieren nicht Sein ist; Existieren heißt: vom Anderen abhängen. Unter irgendeinem Aspekt Sie sind ja alle dabei zu existieren; was jedoch Ihr Sein angeht, sind Sie nicht so ruhig, sonst würden Sie dafür nicht in so vielen psychoanalytischen Bemühungen nach Sicherheit suchen.
Das ist hier offensichtlich etwas, das beim ersten Auftauchen der Logik völlig originell ist. Beim ersten Auftauchen der Logik gibt es etwas ziemlich Auffälliges, nämlich die Schwierigkeit und die Unentschiedenheit, die Aristoteles in Bezug auf den Status der partikulären Aussage an den Tag legt. Das sind Schwierigkeiten, die an anderer Stelle herausgestellt worden sind, die nicht ich entdeckt habe; denen, die sich darauf beziehen möchten, empfehle ich das Heft Nummer 10 der Cahiers pour l’analyse, worin ein erster Artikel eines gewissen Jacques Brunschwig zu diesem Thema ausgezeichnet ist. Wer das nachliest, wird dort für die Schwierigkeit, die Aristoteles mit der partikulären Aussage hat, einen perfekten Nachweis finden, nämlich dass Aristoteles durchaus wahrnimmt, dass die Existenz in keiner Weise anders als außerhalb der Allgemeinaussage etabliert werden kann, außerhalb des Universalen, aus welchem Grunde er die Existenz auf der Ebene der partikulären Aussage verortet, wobei die partikuläre Aussage jedoch keineswegs ausreicht, um die Existenz zu stützen, auch wenn sie durch Verwendung des Wortes einige die Illusion hervorruft, dem sei so.
{106} Klar ist hingegen, dass das, was sich aus der Formalisierung der sogenannten Quantoren ergibt, die als Quantoren aufgrund einer Spur bezeichnet werden, die in der Philosophiegeschichte dadurch hinterlassen wurde, dass ein gewisser Apuleius – der ein Romanautor von nicht besonders gutem Geschmack war und ein sicherlich hemmungsloser Mystiker und der, wie gesagt, Apuleius hieß, er hat den Goldenen Esel geschrieben –, dieser Apuleius hat eines Tages eingeführt, das, was bei Aristoteles das alle und das einige betrifft, gehöre zur Ordnung der Quantität. Dem ist keineswegs so. Das sind vielmehr einfach zwei unterschiedliche Modi dessen, was ich die Inkarnation des Symbols nennen könnte – wenn Sie mir das durchgehen lassen, das ist etwas improvisiert, nämlich dass der Übergang ins Alltagsleben, dass es in allen Sprachen Formen von alle und von einige gibt, wirklich das ist, was uns sicherlich dazu zwingt, zu behaupten, dass die Sprache durchaus einen gemeinsamen Ursprung haben muss und dass dies – da die Sprachen in ihrer Struktur grundverschieden sind – in Beziehung zu etwas stehen muss, das nicht die Sprache ist.
Natürlich kann man hier verstehen, dass die Leute ins Rutschen geraten und dass man sich vorstellt – dadurch veranlasst, dass das, was man als das Jenseits der Sprache erahnt, nur Mathematik sein kann –, dass man sich vorstellt, dass es deshalb, weil es die Zahl ist, um Quantität geht. Aber vielleicht ist das, wozu die Sprache einen Zugang liefert, nicht so sehr die Zahl in ihrer ganzen Realität, sondern nur, dass es uns möglich ist, die Null mit der Eins zu verbinden. Dadurch wäre der Eintritt dieses Realen erfolgt, dieses Realen, dass allein das Jenseits der Sprache sein kann, nämlich der einzige Bereich, in dem eine symbolische Unmöglichkeit formuliert werden kann.
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Diese Tatsache, dass vom Verhältnis, das ihr, der Sprache, dann zugänglich ist, wenn sie sich genau auf das sexuelle Nicht-Verhältnis gründet, dass sie also der Null und der Eins nicht die Stirn bieten kann, dies fände, dies sicherte seinen Reflex sicherlich leicht in Freges Ausarbeitung der logischen Genese der Zahlen. Ich habe Ihnen gesagt oder zumindest angedeutet, was in dieser logischen Genese die Schwierigkeit ausmacht, nämlich die Klaffung zwischen der Null und der Eins, die ich für Sie beim mathematischen Dreieck herausgestellt habe, eine Klaffung, die durch ihren konfrontativen Gegensatz verdoppelt wird.
Dass bereits das, was intervenieren kann, nur deshalb da ist, weil darin die Essenz des ersten Paares besteht, und dass dies nur etwas Drittes sein kann und dass von der Zwei stets die Klaffung als solche gelassen wird, daran zu erinnern ist wesentlich, wegen etwas, das in der Analyse fortbestehen zu lassen weitaus gefährlicher ist als die mythischen Abenteuer von Ödipus, die an sich keinen Nachteil haben, da sie auf bewundernswerte Weise die Notwendigkeit strukturieren, dass es irgendwo mindestens einen gibt, der das transzendiert, was mit dem Einnehmen der phallischen Funktion zu tun hat.
Nichts anderes besagt der Mythos vom Urvater. Das wird hier völlig hinreichend ausgedrückt, sodass wir es leicht verwenden können, abgesehen davon, dass wir es durch die logische Strukturierung bestätigt finden, |{107} also durch die, an die ich Sie mit dem, was an der Tafel steht, erinnere.
Jedoch sicherlich nichts Gefährlicheres als die Verwirrungen über das, worum es beim Einen geht. Das Eine wird, wie Sie wissen, von Freud häufig heraufbeschworen, als das bezeichnend, was ein Wesen des Eros wäre, das eben in der Verschmelzung bestünde. Die Libido wäre also eine Art von Essenz, die danach streben würde, aus Zwei Eins zu machen, sie wäre – mein Gott, einem alten Mythos zufolge, der sicherlich keineswegs zur guten Mystik gehört –, sie wäre das, worauf eine der grundlegenden Spannungen der Welt aus wäre, nämlich nur darauf aus, Eins zu machen, ein Mythos, der wirklich nur vor einem Horizont des Wahns funktionieren kann und der mit irgendetwas, das uns in der Erfahrung begegnet, streng gesagt nichts zu tun hat. Wenn es etwas gibt, das in den Verhältnissen zwischen den Geschlechtern ganz offensichtlich ist und das von der Analyse nicht nur artikuliert wird, sondern wobei sie dazu da ist, es in alle Richtungen spielen zu lassen, wenn es etwas gibt, das in den Verhältnissen Schwierigkeit macht, dann sind es ja eben die Beziehungen zwischen den Frauen und den Männern. Und dass darin nichts etwas Spontanem ähneln könnte – außerhalb des Horizonts, von dem ich vorhin als etwas gesprochen habe, das sich letztlich auf einen gewissen Tiermythos gründet – und dass der Eros in keiner Weise ein Streben nach dem Eins ist, weit davon entfernt.
Daran liegt es, an dieser Funktion, dass jede präzise Artikulation dessen, worum es auf diesen beiden Ebenen geht, wo sich der Gegensatz zwischen den Geschlechtern [einerseits] nur auf den Widerstreit gründet, insofern sie in keiner Weise durch eine Allgemeinaussage eingesetzt werden könnten, wo jedoch [andererseits] der Gegensatz auf der Ebene der Existenz in der Annullierung, in der Entleerung einer der Funktionen besteht, derjenigen des Anderen, den die Möglichkeit der Artikulation der Sprache in sich enthält --. Das ist das, was, so scheint mir, im Wesentlichen ans Licht zu bringen ist.
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Beachten Sie, dass ich vorhin, als ich zu Ihnen über die Negation, dann über die Konjunktion und schließlich über die Disjunktion sprach, dass ich das nicht zu Ende geführt habe, nicht bis zur Frage der Implikation. Es ist klar, dass auch die Implikation hier nur zwischen den beiden Ebenen funktionieren könnte, derjenigen der phallischen Funktion und derjenigen, auf der sie zurückgewiesen wird. Nun impliziert aber nichts von dem, was auf der unteren Ebene Disjunktion ist – auf der Ebene des Ungenügens der universalen Spezifizierung –, nichts impliziert, nichts fordert, dass dann und nur dann, wenn die Synkope der Existenz, die sich auf der oberen Ebene herstellt, sich tatsächlich herstellt, dass eben dann der Widerstreit der unteren Ebene zu fordern wäre und ebenso umgekehrt.
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Was wir hingegen ein weiteres Mal funktionieren sehen, jedoch auf unterschiedliche, auf getrennte Weise, ist die Beziehung der oberen Ebene zur unteren Ebene. Die Forderung, dass mindestens ein Mann existiert, [ist] die Forderung, die auf der Ebene des Weiblichen vorgebracht zu werden scheint, das dadurch spezifiziert ist, dass es ein pastoute ist – ein nichtalle –, eine Dualität, der einzige Punkt, wo die Dualität eine Chance hat, repräsentiert zu werden. Nur ist das ein, wenn ich so sagen darf, überflüssiges Erfordernis. Dieses mindestens einer wird durch nichts aufgenötigt außer durch die einzigartige Chance – auf die allerdings auch |{108} gesetzt werden muss –, dass auf der anderen Seite etwas funktioniert, jedoch als ein idealer Punkt, als Möglichkeit, die von allen Männern erreicht werden kann. Wodurch? Durch Identifizierung. Es gibt hier nur eine logische Notwendigkeit, die sich nur auf der Ebene der Wette aufzwingt.
Beachten Sie jedoch, was sich daraus für die durchgestrichene Allgemeinaussage ergibt – und darin ist dieses mindestens einer unentbehrlich, auf das sich der Name-des-Vaters, der Name des mythischen Vaters, stützt –, hier bringe ich eine Einsicht vor, die der Funktion fehlt, die dem Begriff der Art beziehungsweise der Klasse fehlt. Insofern ist es kein Zufall, dass diese gesamte Dialektik in den aristotelischen Formen verfehlt worden ist.
Wo funktioniert denn schließlich dieses ∃ von x, dieses es existiert mindestens einer, der nicht Höriger der phallischen Funktion ist []? Das gibt es nur durch ein Erfordernis verzweifelten Typs, möchte ich sagen, von einem Gesichtspunkt aus, der durch eine allgemeine Definition selbst nicht gestützt wird. Beachten Sie jedoch, dass im Hinblick auf die markierte Allgemeinaussage jedes männliche Wesen Höriger der phallischen Funktion ist []. Dieses mindestens einer als etwas, das in der Weise funktioniert, dass es dem entkommt – was heißt das? Ich möchte sagen, das ist die Ausnahme. Das ist ja derjenige Fall, bei dem sich herausstellt, dass das, was das Sprichwort sagt, ohne zu wissen, was es sagt, nämlich Die Ausnahme bestätigt die Regel, dass das bei uns eine Stütze findet. Es ist eigenartig, dass es nur durch den analytischen Diskurs dazu kommt, dass dies --, dass eine Allgemeinaussage in der Existenz der Ausnahme ihre wahrhafte Grundlage finden kann. Und das heißt, dass wir die so gegründete Allgemeinaussage sicherlich in jedem Fall unterscheiden können von dem Gebrauch besagter Allgemeinaussage, wie er durch die philosophische Tradition üblich geworden ist.
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Es gibt jedoch etwas Merkwürdiges, das ich durch eine Recherche wiedergefunden habe und weil ich aufgrund einer früheren Ausbildung des Chinesischen nicht ganz unkundig bin. Ich habe einen meiner lieben Freunde gebeten, mir etwas ins Gedächtnis zurückzurufen, das ich offensichtlich mehr oder weniger nur als Spur behalten hatte und wobei es nötig war, mir das durch jemanden, für den das die Muttersprache ist, bestätigen zu lassen. Es ist sicherlich sehr merkwürdig, dass im Chinesischen die Bezeichnung für alle Menschen, ob es sich nun um die Artikulation von dōu handelt, die ich Ihnen, weil ich müde bin, nicht an die Tafel schreibe, oder um die ältere Aussprache, die tcha lautet --. Also wenn Ihnen das Spaß macht, werde ich Ihnen das trotzdem anschreiben:
都 dōu (tcha)
{109} Können Sie sich vorstellen, dass man beispielsweise sagen kann: Alle Menschen futtern? Na ja, das sagt man so: měi gèrén dōu chí. Měi insistiert darauf, dass er tatsächlich da ist, und falls Sie das bezweifeln, zeigt das Numerale gè an, dass sie gezählt werden. Aber das macht aus ihnen noch nicht alle, man fügt noch dōu hinzu, das bedeutet ohne Ausnahme. Ich könnte Ihnen natürlich noch andere Sachen zitieren. Ich kann Ihnen sagen, dass Alle Soldaten sind gefallen, sie sind alle tot, auf Chinesisch so gesagt wird: Soldaten ausnahmslos kaputt [Gelächter]. Das alle, das wir sehen, wie es sich für uns von innen her ausbreitet und seine Grenze nur durch die Inklusion findet, dadurch, dass es unter immer umfassendere Mengen subsumiert wird --. Im Chinesischen sagt man dōu oder tcha immer nur so, dass man dabei die Ganzheit, um die es geht, als in etwas enthalten denkt.
Sie werden mir sagen: Ohne Ausnahme, aber natürlich, das, was wir entdecken – in dem, was ich Ihnen hier als Beziehung der einzigartigen Existenz im Verhältnis zum Status der Allgemeinaussage darlege –, das nimmt natürlich die Gestalt einer Ausnahme an. Aber ist das nicht auch, diese Idee hier, nur das Korrelat dessen, was ich vorhin die Leere des Anderen genannt habe? In der Klassenlogik haben wir dadurch Fortschritte gemacht, dass wir die Mengenlogik erfunden haben. Der Unterschied zwischen Klasse und Menge ist Folgender: Wenn die Klasse leer wird, gibt es keine Klasse mehr, wenn jedoch die Menge leer wird, gibt es noch das Element, das aus der leeren Menge besteht. Darin führt die Mathematik wieder einmal zu einem Fortschritt in der Logik.
Und hier könnten wir – da wir immer noch im Gespräch sind, aber ich versichere Ihnen, gleich ist damit Schluss –, hier könnten wir dann sehen, wo die Einseitigkeit der Existenzfunktion aufzunehmen ist, bezogen auf das, was sich auf den anderen bezieht, auf den anderen Partner, insofern er ohne Ausnahme ist. Dieses ohne Ausnahme, das von der Nicht-Existenz des x im rechten Teil der Tabelle impliziert wird [], also dass es keine Ausnahme gibt und dass dies etwas ist, wozu es hier keine Parallelität mehr gibt, keine Symmetrie zur Forderung nach dem mindestens einen, die ich vorhin als verzweifelt bezeichnet habe, das ist eine andere Forderung, die darauf beruht, dass sich die männliche Allgemeinaussage letztlich auf die Versicherung stützen kann, dass keine Frau existiert, die kastriert werden müsste, und dies aus Gründen, die ihm als evident erscheinen.
Allerdings hat das tatsächlich, wie Sie wissen, keine Relevanz mehr, weil dies eine völlig überflüssige Versicherung ist, nämlich dass das Verhalten der Frau, an das ich vorhin erinnert habe, hinreichend zeigt, dass ihre Beziehung zur phallischen Funktion durchaus aktiv ist.
Allerdings, hier wie vorhin: auch wenn die Annahme, die sich gewissermaßen auf die Versicherung gründet, dass es sich ja um etwas Unmögliches handelt, was der Gipfel des Realen ist, so erschüttert dies jedoch nicht, wenn ich so sagen darf, die Fragilität der Konjektur, denn dadurch ist die Frau jedenfalls nicht stärker in ihrer universalen Existenz versichert, aus dem folgenden einfachen Grund: |{110} Das Gegenteil der Grenze – also dass es keine Grenze gibt, dass es keine Ausnahme gibt, die Tatsache, dass es keine Ausnahme gibt – sichert nicht stärker die Allgemeinaussage, die, da sie diskordant ist, bereits so schlecht etabliert ist, sichert in keiner Weise die Allgemeinaussage der Frau. Das ohne Ausnahme, weit davon entfernt, irgendeinem alle eine Konsistenz zu verleihen, verschafft natürlich noch weniger dem Konsistenz, was als pastout definiert ist, als nichtalle, als wesentlich dual. Voilà!
Ich hoffe, dass dies für Sie ein Bezugspunkt bleibt, notwendig für das, was wir später als Aufstieg versuchen können, wenn wir denn auf den Weg gebracht sind, auf welchem der Einbruch dieser äußerst seltsamen Sache streng befragt werden muss, nämlich die Funktion des Eins. Man fragt sich Vieles zur Mentalität der Tiere, die uns letztlich nur als Spiegelreferenz dient, ein Spiegel, vor dem man, wie vor allen Spiegeln, schlicht und einfach verleugnet. Es gibt etwas, das man sich fragen könnte: Für das Tier, gibt es da Eins?
Die exorbitante Seite des Auftauchens dieses Eins, wir werden andernorts versuchen, einen Zugang dazu zu bahnen. Und aus diesem Grunde ersuche ich Sie seit langem, Platons Parmenides, bevor ich darauf zu sprechen komme, wiederzulesen.
Französisch/deutsch mit erläuternden Anmerkungen
Zahlen in geschweiften Klammern und grauer Schrift , z.B. {11}, verweisen auf die Seiten von Millers Ausgabe des Seminars bei Le Seuil.
Zahlen in eckigen Klammern und grauer Schrift, z.B. [1], verweisen auf die Seiten der Stenotypie auf der Website der École lacanienne de psychanalyse (ELP) (hier).
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Vortragsreihe „Le savoir du psychanalyste“
Sainte-Anne-Krankenhaus, Paris
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{93} [1] Je m’excuse, c’est la première fois que je suis en retard.
Es tut mir leid; das ist das erste Mal, dass ich zu spät komme.
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Je vous avertis : je suis malade.
Ich warne Sie: ich bin krank.
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Vous êtes là, j’y suis aussi, c’est bien, c’est bien pour vous.
Sie sind da, ich bin auch hier, das ist gut, das ist gut für Sie.
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Je veux dire par là que je me sens anormalement bien sous l’influence d’une petite température et de quelques drogues, de sorte que si jamais, tout d’un coup cette situation changeait j’espère que ceux qui m’entendent depuis longtemps expliqueraient aux nouveaux que c’est la première fois que ça m’arrive.
Ich will damit sagen, dass ich mich, unter dem Einfluss leichter Temperatur und einiger Medikamente, ungewöhnlich gut fühle, sodass ich hoffe, falls diese Situation sich plötzlich ändern sollte, dass diejenigen, die mir schon seit Längerem zuhören, den Neuen klarmachen würden, dass mir das zum ersten Mal passiert.
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Alors, je vais essayer ce soir, donc d’être au niveau de ce que vous attendez, ce que vous attendez ici où j’ai dit que je m’amuse.
Gut, heute Abend will ich also versuchen, auf der Höhe dessen zu sein, was Sie erwarten, hier, wo ich mich, wie ich gesagt habe, amüsiere.
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Ça n’est pas forcé que ça reste toujours du même ton, vous voudrez bien m’excuser.
Das wird nicht unbedingt immer denselben Ton haben, würden Sie das bitte entschuldigen.
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Ça ne sera certainement pas dû à mon état anormal, ça sera bien selon la ligne de ce que j’ai, ce soir, l’intention de vous dire.
Das wird sicherlich nicht meinem ungewöhnlichen Zustand geschuldet sein, das wird vielmehr auf der Linie dessen liegen, was ich Ihnen heute Abend sagen will.
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Ailleurs, évidemment je ne ménage guère mon auditoire.
Andernorts schone ich meine Hörer kaum, das ist offensichtlich.
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Si quelques uns qui sont là – j’en aperçois quelques uns – se souviennent de ce dont j’ai parlé la dernière fois : j’ai parlé en somme de cette chose que j’ai résumée dans le nœud borroméen, je veux dire une chaîne de trois, et telle qu’à détacher un des anneaux de cette chaîne, les deux autres ne peuvent plus un seul instant tenir ensemble.
Falls einige, die hier sind – ich sehe einige davon – an das, worüber ich [dort] beim letzten Mal gesprochen habe: ich habe letztlich über das gesprochen, was ich im borromäischen Knoten zusammengefasst habe, ich meine einer Dreuerkette, die so ist, dass, wenn man einen [beliebigen] Ring dieser Kette herauslöst, die beiden anderen keinen Moment lang mehr zusammenhalten können.
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De quoi ça relève ?
Worum handelt es sich dabei?
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Je suis bien forcé de vous l’expliquer, puisque après tout je suis pas sûr que donné tout brut, tout simple, comme ça, ça suffise pour tous.
Ich bin ja gezwungen, Ihnen das zu erläutern, denn schließlich bin ich mir nicht sicher, ob das so, ganz roh, ganz einfach, allen genügt.
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Ça veut dire une question concernant ce qui est la condition de l’inconscient, ça veut dire une question posée à ce qu’est le langage.
Dabei geht es um eine Frage, die sich auf das bezieht, was die Bedingung des Unbewussten ist, das heißt um eine Frage dazu, was die Sprache ist.
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En effet, c’est là une question qui n’est pas tranchée.
Denn das ist eine Frage, die nicht geklärt ist.
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Le langage doit-il être abordé dans sa grammaire, auquel cas – c’est certain – il relève d’une topologie…
Muss die Sprache von ihrer Grammatik her angegangen werden, in welchem Falle, das ist gewiss, es sich um eine Frage der Topologie handelt – ?
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{94} X : Qu’est-ce que c’est une topologie ?
X: Was ist das, eine Topologie?
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Lacan : Ah, qu’est-ce que c’est qu’une topologie ?
Lacan: O, was ist das, eine Topologie?
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Comme cette personne |[2] est gentille !
Wie nett sie ist!
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Une topologie c’est une chose qui a une définition mathématique.
Eine Topologie, das ist eine Sache, die eine mathematische Definition hat.
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La topologie, c’est ceci qui s’aborde d’abord par des rapports non métriques…
Die Topologie, das ist das, was zunächst einmal mit nicht-metrischen Beziehungen angegangen wird.
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X : Qu’est-ce que ça veut dire ?
Was heißt das?
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Lacan :…par des rapports déformables.
Lacan: Mit verformbaren Beziehungen.
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C’est à proprement parler le cas de ces sortes de cercles souples qui constituaient mon Je te demande de me refuser ce que je t’offre.
Das ist im strengen Sinne der Fall bei dieser Art von flexiblen Kreisen, aus denen mein Satz bestand Ich bitte dich, mir zu verweigern, was ich dir anbiete.
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Chacun était une chose fermée, souple et qui ne tient qu’à être enchaînée aux autres.
Jeder war etwas Geschlossenes und Flexibles, das nur dadurch hält, dass es mit den anderen verkettet ist.
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Rien ne se soutient tout seul.
Nichts hält von allein.
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Cette topologie, du fait de son insertion mathématique, est liée à des rapports – justement c’est ce que servait à démontrer mon dernier séminaire – est liée à des rapports de pure signifiance.
Da sie in die Mathematik eingefügt ist, ist diese Topologie mit Beziehungen von reiner Signifikanz verbunden, eben das sollte die letzte Sitzung meines Seminars demonstrieren.3
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C’est-à-dire que c’est en tant que ces trois termes sont trois, que nous voyons que de la présence du troisième s’établit entre les deux autres une relation.
Das heißt, insofern diese drei Terme drei sind, sehen wir, dass sich durch die Anwesenheit des dritten zwischen den beiden anderen eine Beziehung herstellt.
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C’est cela que veut dire le nœud borroméen.
Eben das bedeutet der borromäische Knoten.
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Il y a une autre façon d’aborder le langage, et bien sûr la chose est actuelle.
Es gibt eine weitere Art, die Sprache anzugehen, und natürlich ist die Sache aktuell.
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Elle est actuelle pour le fait que quelqu’un que j’ai nommé… il se trouve que je l’ai nommé après que l’ait fait Jakobson mais que – comme il arrive – je l’avais connu dès avant, c’est à savoir un nommé René Thom …et ce quelqu’un tente en somme, certainement non sans en avoir déjà frayé certaines voies, d’aborder la question du langage sous le biais sémantique, c’est-à-dire non pas de la combinaison signifiante, en tant que la mathématique pure peut nous aider à la concevoir comme telle, mais sous l’angle sémantique, c’est-à-dire non pas sans recourir aussi à la mathématique, à trouver dans certaines courbes, dirais-je, certaines formes, ajouterais-je, qui se déduisent de ces courbes, quelque chose qui nous permettrait de concevoir le langage comme – dirais-je – quelque chose comme l’écho des phénomènes physiques.
Aktuell ist das deshalb, weil jemand, den ich bereits erwähnt habe – wobei es so ist, dass ich ihn erwähnt habe, nachdem Jakobson das getan hat4, dass ich ihn zufällig jedoch bereits vorher gekannt hatte –, nämlich ein gewisser René Thom5 --; und dieser René Thom versucht alles in allem, sicherlich nicht ohne dafür bereits bestimmte Wege gebahnt zu haben, die Frage der Sprache von der Semantik her anzugehen – also nicht unter dem Aspekt der Signifikanten-Kombinatorik, insofern uns die reine Mathematik helfen kann, sie als solche zu erfassen, sondern von der Semantik her –, das heißt, nicht ohne ebenso auf die Mathematik zurückzugreifen, er versucht in bestimmten Kurven, möchte ich sagen, bestimmte Formen zu finden, möchte ich hinzufügen, die sich von diesen Kurven herleiten, etwas, das es uns erlauben würde, die Sprache als, möchte ich sagen, eine Art Echo physischer Phänomene aufzufassen.6
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C’est à partir – par exemple – dans ce qui est purement et simplement communication de phénomènes de résonance que seraient élaborées des courbes, qui pour valoir dans un certain nombre de relations fondamentales, se trouveraient secondairement se rassembler, s’homogénéiser si l’on peut dire, être prises dans une même parenthèse d’où résulteraient les diverses fonctions grammaticales.
Ausgehend beispielsweise ganz schlicht von der Übermittlung von Resonanzphänomenen sollen Kurven entwickelt werden, die sich dann – um für eine Reihe von grundlegenden Beziehungen Geltung zu haben – sekundär zusammenschließen sollen, die sich homogenisieren sollen, wenn man so sagen kann, die in ein und dieselbe Klammer genommen werden, woraus sich dann die verschiedenen grammatischen Funktionen ergeben sollen.7
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Il me semble qu’il y a déjà un obstacle à concevoir les choses ainsi : c’est qu’on est forcé de mettre sous le même terme verbe des types d’action fort différentes.
Mir scheint, dass es bereits ein Hindernis gibt, die Dinge in dieser Weise aufzufassen, nämlich, dass wir genötigt sind, mit ein und demselben Terminus, Verb, ganz unterschiedliche Aktionsarten zu erfassen.8
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Pourquoi le langage aurait-il – en quelque sorte – rassemblé dans une même catégorie des fonctions qui ne peuvent se concevoir d’origine que sous les modes d’émergence très différents ?
Warum sollte die Sprache gewissermaßen in ein und derselben Kategorie Funktionen versammelt haben, die, was ihren Ursprung angeht, nur von ganz unterschiedlichen Modi der Emergenz her begriffen werden können?
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Néanmoins la question reste en suspens.
Dennoch, die Frage bleibt in der Schwebe.
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[3] Il est certain qu’il y aurait quelque chose d’infiniment satisfaisant à considérer que le langage est en quelque sorte modelé sur les fonctions supposées être de la réalité physique, même si cette réalité n’est abordable que par le biais d’une fonctionnalisation mathématique.
Sicherlich hätte es etwas unendlich Befriedigendes, es so aufzufassen, dass die Sprache gewissermaßen nach dem Vorbild der Funktionen modelliert ist, von denen angenommen wird, dass sie zur physischen Realität gehören, auch wenn diese Realität nur auf dem Wege einer mathematischen Funktionalisierung zugänglich ist.
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{95} Ce que je suis – pour moi – en train pour vous d’avancer, c’est quelque chose qui foncièrement s’attache à l’origine purement topologique du langage.
Was jedoch ich dabei bin, für Sie auszuarbeiten, ist etwas, das von Grund auf an den rein topologischen Ursprung der Sprache gebunden ist.
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Cette origine topologique, je crois pouvoir en rendre compte à partir de ceci qu’elle est liée essentiellement à quelque chose qui arrive sous le biais – chez l’être parlant – de la sexualité.
Über diesen topologischen Ursprung glaube ich Auskunft geben zu können, ausgehend davon, dass er wesentlich mit etwas verbunden ist, das beim sprechenden Wesen vermittels der Sexualität eintritt.
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L’être parlant est-il parlant à cause de ce quelque chose qui est arrivé à la sexualité, ou ce quelque chose est-il arrivé à la sexualité parce qu’il est être parlant ?
Ist das sprechende Wesen deshalb sprechend, weil etwas der Sexualität zugestoßen ist, oder ist dieses Etwas der Sexualität deshalb zugestoßen, weil es ein sprechendes Wesen ist?
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C’est une affaire où je m’abstiens de trancher, vous en laissant le soin.
Das ist eine Sache, bei der ich mich enthalte, das überlasse ich Ihnen.9
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Le schème fondamental de ce dont il s’agit et que ce soir je vais tenter de pousser devant vous un peu plus avant est ceci : la fonction dite sexualité est définie, pour autant que nous en sachions quelque chose, nous en savons quand même un bout, ne serait-ce que par expérience – de ceci que les sexes sont deux, quoi qu’en pense un auteur célèbre, qui je dois dire, dans son temps – avant qu’elle eût pondu ce livre qui s’appelle Le deuxième sexe – avait cru, en raison de je ne sais quelle orientation – car à la vérité, je n’avais encore commencé de rien enseigner – avait cru devoir en référer à moi avant de pondre Le deuxième sexe.
Für das, worum es geht und was ich heute Abend vor Ihnen etwas weiter vorantreiben möchte, ist das grundlegende Schema das folgende: Die als Sexualität bezeichnete Funktion ist dadurch definiert – soweit wir etwas darüber wissen, und ein bisschen wissen wir ja darüber und sei es nur aus Erfahrung –, ist dadurch definiert, dass die Geschlechter zwei sind – was auch immer eine berühmte Schriftstellerin darüber denken mag, die, muss ich sagen, damals, bevor sie dieses Buch mit dem Titel Le deuxième sexe rausgebracht hatte, Das zweite Geschlecht [der deutsche Titel ist Das andere Geschlecht], die geglaubt hatte – ich weiß nicht mit welcher Zielsetzung, denn ich hatte noch gar nicht angefangen zu unterrichten –, die geglaubt hatte, bevor sie Le deuxième sexe rausbrachte, sich auf mich beziehen zu müssen. 10
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Elle m’appela au téléphone pour me dire qu’assurément elle avait besoin de mes conseils pour l’éclairer sur ce qui devait être l’affluent psychanalytique à son ouvrage.
Sie rief mich an, um mir zu sagen, sie brauche sicherlich meinen Rat, um ihr über das, was der psychoanalytische Beitrag zu ihrem Werk sein sollte, Klarheit zu verschaffen.
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Comme je lui faisais remarquer qu’il faudrait bien au moins – c’est un minimum puisque j’en parle depuis vingt ans et que ce n’est pas par hasard – qu’il faudrait bien cinq ou six mois pour que je lui débrouille la question, elle me fit observer qu’il n’était pas question, bien sûr, qu’un livre qui était déjà en cours d’exécution, attendît si longtemps ; les lois de la production littéraire étant telles qu’il lui semblait exclu d’avoir avec moi plus de trois ou quatre entretiens.
Als ich sie darauf hinwies, dass mindestens – das ist ein Minimum, schließlich spreche ich seit zwanzig Jahren darüber und das ist kein Zufall –, dass wohl mindestens fünf oder sechs Monate nötig seien, um ihr die Frage auseinanderzulegen, ließ sie mich wissen, dass es bei einem Buch, dass längst in Arbeit war, natürlich nicht in Frage komme, so lange zu warten; wobei die Gesetze der literarischen Produktion so waren, dass sie es für ausgeschlossen hielt, mehr als drei oder vier Gespräche mit mir zu führen.
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À la suite de quoi, je déclinais cet honneur.
Woraufhin ich diese Ehre zurückwies.
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Le fondement de ce que je suis depuis un moment en train de sortir pour vous, très précisément depuis l’année dernière, est très précisément ceci : qu’il n’y a pas de deuxième sexe.
Die Grundlage dessen, was ich seit einer Weile dabei bin, für Sie herauszubringen, genau gesagt seit letztem Jahr, ist eben dies, dass es kein zweites Geschlecht gibt.
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Il n’y a pas de deuxième sexe à partir du moment où entre en fonction le langage.
Von dem Moment an, in dem die Sprache zu funktionieren beginnt, gibt es kein zweites Geschlecht.
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Ou pour dire les choses autrement concernant ce qu’on appelle l’hétérosexualité, c’est très précisément en ceci : c’est que le mot heteros, qui est le terme qui sert à dire « autre » en grec, est très précisément dans cette position |[4] pour le rapport que chez l’être parlant on appelle sexuel, de se vider en tant qu’être et c’est précisément de ce vide qu’il offre à la parole ce que j’appelle le lieu de l’Autre, à savoir ce lieu où s’inscrivent les effets de la dite parole.
Oder um die Dinge anders zu sagen, mit Bezug auf das, was man Heterosexualität nennt – dabei geht es ja um Folgendes: Das Wort heteros, also der Ausdruck, der dazu dient, auf Griechisch „anderer“ zu sagen, dieses Wort ist genau in der Position, sich für das Verhältnis, dass man beim être parlant, beim sprechenden Wesen, als sexuell bezeichnet, in der Position, sich dafür als être zu entleeren – als Sein, als Wesen –, und von eben dieser Leere her bietet es dem Sprechen das an, was ich den Ort des Anderen nenne, den Ort nämlich, an dem sich die Wirkungen besagten Sprechens einschreiben.
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Je ne vais pas nourrir ceci – parce qu’après tout ça nous retarderait – de quelques références étymologiques : comment |{96} heteros se dit dans certain dialecte grec que je vous épargnerais même de vous nommer ateros, comment cet heteros se rallie à deuteros et très précisément marque que ce deuteros, dans l’occasion est si je puis dire, élidé.
Ich werde das nicht, denn das würde uns nur aufhalten, mit etymologischen Bezügen anreichern, etwa wie heteros in einem bestimmten griechischen Dialekt, den auch nur zu nennen ich Ihnen ersparen möchte, ateros gesagt wird und wie dieses heteros sich an deuteros anschließt und wie es eben markiert, dass dieses deuteros dabei elidiert ist, wenn ich so sagen darf.11
An der Tafel
Il est clair que ceci peut paraître surprenant, comme il est évident que depuis des temps une telle formule – la vérité c’est que je ne sache pas qu’il y ait un repère d’un temps où elle aurait été formulée – une telle formule est très précisément ce qui est ignoré.
Es ist klar, dass dies [die Formeln an der Tafel] als überraschend erscheinen mag, da offensichtlich ist, dass eine solche Formel seit Urzeiten unbekannt ist; ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob es einen Anhaltspunkt dafür gibt, dass es eine Zeit gab, in der sie hätte formuliert werden können.
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Je le prétends néanmoins, et je le soutiens de ce que vous voyez au tableau que c’est là ce qu’apporte l’expérience psychanalytique.
Ich behaupte dennoch, und ich stütze das durch das, was Sie an der Tafel sehen, dass dies eben das ist, was die psychoanalytische Erfahrung beisteuert.
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Pour ceci, rappelons sur quoi repose ce que nous pouvons avoir de la conception, non pas de l’hétérosexualité, puisqu’elle est en somme fort bien nommée, si vous suivez ce que je viens d’avancer à l’instant, mais de la bisexualité.
Dafür sollten wir uns daran erinnern, worauf das beruht, was wir von der Konzeption nicht etwa der Heterosexualität haben können – denn das ist eigentlich eine sehr gute Bezeichnung, wenn Sie dem, was ich gerade vorgebracht habe, folgen –, sondern der Bisexualität.12
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Au point où nous en sommes de nos énoncés concernant ladite sexualité, qu’avons nous ?
An dem Punkt, den wir mit unseren Bemerkungen über besagte Sexualität erreicht haben, was haben wir da?
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Ce à quoi nous nous référons – et ne croyez pas que ça aille de soi – ce à quoi nous nous référons, c’est au modèle, si je puis dire supposé animal.
Worauf wir uns beziehen – und glauben Sie nicht, das verstünde sich von selbst –, worauf wir uns beziehen, ist das Modell, von dem, angenommen wird, dass es, wenn ich so sagen darf, tierisch ist.
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Il y a donc un rapport entre les sexes et l’image animale de la copulation, qui nous semble fournir un modèle suffisant de ce qu’il en est du rapport, et du même coup que ce qui est sexuel est considéré comme besoin.
Es gibt also eine Beziehung zwischen den Geschlechtern und dem tierischen Bild der Kopulation, das uns ein hinreichendes Modell für das zu liefern scheint, worum es beim [sexuellen] Verhältnis geht und gleichzeitig dafür, dass das Sexuelle als Bedürfnis aufgefasst wird.
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Ce n’est pas là – loin de là, croyez-le – ce qui a été de toujours.
Das war keineswegs immer schon so, weit davon entfernt, glauben Sie mir.
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Je n’ai pas besoin de rappeler ce que veut dire connaître au sens biblique du mot.
Ich muss nicht daran erinnern, was erkennen im biblischen Sinne des Wortes bedeutet.13
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Depuis toujours le rapport du nous à quelque chose qui en subirait l’empreinte passive, qu’on appelle diversement, mais assurément dont la dénomination grecque la plus usuelle est celle de la hulē, depuis toujours le mode de relation qui s’engendre de l’esprit a été considéré comme modelant, non pas du tout simplement la relation animale, mais le mode fondamental d’être de ce qu’on tenait pour être le monde.
Immer schon ist das Verhältnis des Nous zu etwas, das von ihm angeblich passiv geprägt wird und das unterschiedlich bezeichnet wird, dessen üblichste griechische Benennung jedoch sicherlich Hyle ist, immer schon ist der vom Geist erzeugte Beziehungsmodus als modellbildend aufgefasst worden, nicht etwa einfach für die tierische Beziehung, sondern für die grundlegende Seinsweise dessen, was man für die Welt hielt.14
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Les chinois ont dans l’occasion fait appel à quelque chose qui s’écrit ainsi [schreibt an die Tafel]:
陰 Yin
陽 Yang
Die Chinesen haben sich dabei auf etwas berufen, das so geschrieben wird [schreibt an die Tafel]:
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Les chinois depuis longtemps font appel à deux essences fondamentales qui sont respectivement l’essence féminine qu’ils appellent le Yin pour l’opposer au Yang qu’il se trouve que j’ai écrit – pas par hasard sans doute – au-dessous.
Die Chinesen berufen sich seit langem auf zwei grundlegende Essenzen, einerseits die weibliche Essenz, die sie Yin nennen, und die sie dem Yang entgegensetzen, das ich, gewiss nicht zufällig, darunter geschrieben habe.
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{97} S’il y avait rapport articulable sur le plan sexuel, s’il y avait rapport articulable chez l’être parlant, devrait-il – c’est là la question – s’énoncer de tous ceux d’un même sexe à tous ceux de l’autre ?
Wenn es ein Verhältnis gäbe, das auf der sexuellen Ebene artikuliert werden könnte, wenn es ein Verhältnis gäbe, das beim sprechenden Wesen artikuliert werden könnte, müsste man es dann nicht – das ist hier die Frage – über alle aussagen können, die zum selben Geschlecht gehören, in Beziehung zu all denen, die zum anderen gehören?
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[5] C’est évidemment l’idée que nous suggère, au point où nous en sommes, la référence à ce que j’ai appelé le modèle animal : aptitude si je puis dire, de chacun, d’un côté, à valoir pour tous les autres, de l’autre.
Das ist offensichtlich die Idee, die uns, an dem Punkt, an dem wir damit sind, suggeriert wird durch den Bezug auf das, was ich das Tiermodell genannt habe, also die Befähigung, wenn ich so sagen darf, die darin besteht, dass jeder von der einen Seite für alle anderen von der anderen Seite von Wert ist.
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Vous voyez donc que l’énoncé se promulgue selon la forme, la forme sémantique significative de l’universelle.
Sie sehen also, dass die Aussage in der Form, in der bedeutsamen semantischen Form der Allgemeinaussage vorgebracht wird.
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À remplacer dans ce que j’ai dit, chacun par quiconque ou par n’importe qui – n’importe qui d’un de ces côtés – nous serions tout à fait dans l’ordre de ce que suggère ce qui s’appellerait… reconnaissez dans ce conditionnel quelque chose à quoi fait écho mon Discours qui ne serait pas du semblant eh bien à remplacer chacun par quiconque nous serions bien dans cette indétermination de ce qui est choisi dans chaque tous pour répondre à tous les autres.
Wenn wir in dem, was ich gesagt habe, das Wort jeder durch irgendjemand oder durch jeder beliebige ersetzen würden – jeder beliebige auf einer dieser Seiten –, dann wären wir ganz in der Ordnung dessen, was durch das nahegelegt wird, was sich so nennen würde --; bitte erkennen Sie in diesem würde etwas, worauf mein Diskurs, der nicht vom Schein wäre ein Echo gibt15; also, wenn wir jeder durch irgendjemand ersetzen würden, wären wir in der Unbestimmtheit in Bezug darauf, wer bei jedem alle gewählt wird, um auf alle anderen zu antworten.
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Le chacun que j’ai employé d’abord, a tout de même cet effet de vous rappeler qu’après tout, si j’ose dire, le rapport effectif n’est pas sans évoquer l’horizon du un à un, de l’à chacun sa chacune.
Das jeder, das ich zuerst verwendet habe, hat jedoch zur Wirkung, Sie daran zu erinnern, dass es das tatsächliche Verhältnis, wenn ich so sagen darf, nicht gibt, ohne einen bestimmten Horizont zu evozieren, den des eins zu eins, des jedem die seine.
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Ceci : correspondance biunivoque, fait écho à ce que nous savons qui est essentiel à présentifier le nombre.
Dies, die eineindeutige Entsprechung, gibt ein Echo auf etwas, wovon wir wissen, dass es wesentlich dafür ist, die Zahl zu vergegenwärtigen.16
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Remarquons ceci, c’est que nous ne pouvons dès l’abord éliminer l’existence de ces deux dimensions et que l’on peut même dire que le modèle animal est justement ce qui suggère le fantasme animique.
Halten wir fest, dass wir die Existenz dieser beiden Dimensionen nicht von vornherein ausschließen können und dass man sogar sagen kann, das modèle animal, das Tiermodell, ist genau das, wodurch das fantasme animique, das Seelenphantasma, suggeriert wird.
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Si nous n’avions pas ce modèle animal… même si le choix est de rencontre, l’accouplement biunivoque est ce qui nous en apparaît, à savoir qu’il y a que deux animaux qui copulent ensemble eh bien, nous n’aurions pas cette dimension essentielle qui est très précisément que la rencontre est unique.
Wenn wir nicht dieses Tiermodell hätten – selbst wenn die Wahl auf einer Begegnung beruht –, ist die eineindeutige Paarung das, was uns davon erscheint, das heißt, dass es lediglich zwei Tiere gibt, die miteinander kopulieren; na ja, dann hätten wir nicht diese wesentliche Dimension, die eben darin besteht, dass die Begegnung einzigartig ist.
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Ce n’est pas hasard si je dis que c’est de là – de là seulement – que se fomente le modèle animique : appelons ça la rencontre d’âme à âme.
Es ist kein Zufall, wenn ich sage, dass hierdurch, nur hierdurch, das Seelenmodell angefacht wird, nennen wir es die Begegnung von Seele mit Seele.
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Celui qui sait la condition de l’être parlant n’a en tout cas pas à s’étonner que la rencontre, à partir de ce fondement, sera justement à répéter en tant qu’unique.
Wer den Zustand des sprechenden Wesens kennt, muss sich jedenfalls nicht wundern, dass dann von dieser Grundlage her die Begegnung als einzigartig wiederholt werden muss.
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Il n’y a là besoin de faire rentrer en jeu aucune dimension de vertu.
Es ist nicht nötig, dabei irgendeine Dimension von Tugend ins Spiel zu bringen.
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C’est la nécessité même de ce qui, chez l’être parlant se produit d’unique : c’est qu’il se répète.
Das ist die Notwendigkeit dessen, was sich beim sprechenden Wesen an Einmaligem herstellt: dass es sich wiederholt.17
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C’est bien en quoi ce n’est que du modèle animal que se soutient et se fomente le fantasme que j’ai appelé animique.
Genau insofern wird das Phantasma, das ich Seelenphantasma genannt habe, nur vom Tiermodell her gestützt und angefacht.
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Il y a des enfantesques là-dessous qui est là de dire : le langage n’existe pas, c’est évidemment pas ce qui nous intéresse dans le champ analytique.
Darüber gibt es Kindereien, die hier darin bestehen, dass man sagt: Die Sprache existiert nicht; das ist offensichtlich nicht das, was uns im analytischen Feld interessiert.
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Ce qui nous donne l’illusion du rapport sexuel chez l’être parlant c’est tout ce qui matérialise l’universel dans un comportement qui est effectivement de troupe dans les rapports entre les sexes.
Das, wodurch wir beim sprechenden Wesen die Illusion des sexuellen Verhältnisses haben, ist all das, wodurch sich die Allgemeinaussage in einem Verhalten materialisiert, das in den Beziehungen zwischen den Geschlechtern tatsächlich auf ein Gruppenverhalten hinausläuft.
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J’ai |[6] déjà souligné que |{98} dans la quête – ou la chasse, comme vous voudrez – sexuelle, les garçons s’encouragent, et que pour les filles, elles aiment à se redoubler tant que cela les avantage, bien sûr !
Ich habe bereits hervorgehoben, dass bei der sexuellen Suche – oder bei der sexuellen Jagd, wie Sie wollen – die Jungen einander Mut machen, und dass die Mädchen sich gerne verdoppeln, natürlich nur solange Ihnen das einen Vorteil verschafft.18
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C’est une remarque éthologique que j’ai faite, à l’occasion, mais qui ne tranche rien, car il suffit d’y réfléchir pour y voir un miracle assez équivoque pour qu’il ne puisse pas se soutenir longtemps.
Das war eine ethologische Bemerkung, die ich da gemacht habe, die jedoch nichts klärt, denn es genügt, darüber nachzudenken und dann sieht man darin ein Mirakel, das reichlich zweideutig ist, sodass es sich nicht lange halten kann.
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Pour être ici plus insistant et m’en tenir au niveau de l’expérience la plus rase – je veux dire à ras de terre – l’expérience analytique, je vous rappellerai que l’imaginaire qui est ce que nous reconstituons dans le modèle animal, que nous reconstituons à notre idée bien sûr, car il est clair que nous ne pouvons le reconstruire que par l’observation, mais l’imaginaire par contre, nous en avons une expérience, une expérience qui n’est pas aisée mais que la psychanalyse nous a permis d’étendre.
Um mehr Nachdruck darauf zu legen und um mich dabei auf der Ebene der dichtesten Erfahrung zu halten – dicht am Boden, meine ich –, der analytischen Erfahrung, möchte ich Sie daran erinnern, dass das Imaginäre, also das, was wir mit dem Tiermodell nachbilden und das wir natürlich entsprechend unserer Vorstellung davon nachbilden, denn es ist klar, dass wir es nur durch Beobachtung rekonstruieren können --; vom Imaginären haben wir jedoch eine Erfahrung, eine Erfahrung, die nicht ohne weiteres zugänglich ist, die wir jedoch durch die Psychoanalyse erweitern konnten.
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Et pour dire les choses crûment, il ne sera – me semble-t-il – pas difficile de me faire entendre si j’avance – j’ai appelé ça : crûment, c’est pas si cru, c’est cruel qu’il faut dire – eh bien mon Dieu qu’en toute rencontre sexuelle, s’il y a quelque chose que la psychanalyse permet d’avancer, c’est bien je ne sais quel profil d’autre présence pour lequel, mon Dieu, le terme vulgaire de partouze n’est pas absolument exclu.
Und um die Dinge crûment zu sagen, unverblümt: Es wird nicht schwer sein, denke ich, mir Gehör zu verschaffen, wenn ich vorbringe – ich habe das crûment genannt, aber was man sagen muss, ist nicht so sehr cru, ohne Umschweife, als vielmehr cruel, grausam –, wenn ich vorbringe, na ja, mein Gott, wenn es bei jeder sexuellen Begegnung etwas gibt, das die Psychoanalyse hierzu vorzubringen gestattet, dann ist es dies, dass sich dabei so eine andere Gegenwart abzeichnet, für die, mein Gott, der vulgäre Ausdruck partouze, Sexparty, nicht völlig ausgeschlossen ist.19
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Cette référence en elle-même n’a rien de décisif, puisqu’après tout, on pourrait prendre l’air sérieux de dire que c’est justement là le stigmate de l’anomalie, comme si la normale – en deux mots, la normale – était situable quelque part.
Dieser Bezug hat an sich nichts Entscheidendes, denn schließlich könnte man ein ernsthaftes Aussehen annehmen und sagen, dies sei dabei halt das Stigma der Anomalie – als ob das Normale sich irgendwo verorten ließe.20
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Il est certain qu’à avancer ce terme – celui que je viens d’épingler de ce nom vulgaire – je n’ai certainement pas cherché à faire vibrer chez vous la lyre érotique, et que si simplement ça a une petite valeur d’éveil, que ça vous donne au moins cette dimension, non pas celle qui peut ici faire écho d’Éros, mais simplement la dimension pure du réveil.
Sicherlich, wenn ich diesen Ausdruck vorgebracht habe – denjenigen, den ich gerade mit diesem vulgären Namen aufgespießt habe –, dann ging es mir gewiss nicht darum, bei Ihnen die erotische Leier in Schwingung zu versetzen, sondern darum, dass dies einfach ein wenig den Wert des Wachwerdens hat, sodass Ihnen dadurch zumindest die Dimension gegeben wird, nicht etwa die, welche hier ein Echo des Eros geben kann, sondern einfach die reine Dimension des Aufweckens.
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Je ne suis certes pas là pour vous amuser dans cette corde.
Ich bin sicherlich nicht hier, um Sie in dieser Tonart zu amüsieren.
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Mais tâchons maintenant de frayer ce qu’il en est de la parenté de l’universelle avec notre affaire, à savoir l’énoncé par quoi les objets devraient se répartir en deux touts d’équivalence opposée.
Aber versuchen wir nun, das anzubahnen, worum es bei der Verwandtschaft der Allgemeinaussage mit unserer Sache geht, nämlich mit der Aussage, wonach sich die Objekte in zwei Allheiten von entgegengesetzter Äquivalenz aufteilen sollen.
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Je viens de vous faire remarquer qu’il n’y a nullement lieu d’exiger l’équinuméricité des individus.
Ich habe Sie gerade darauf hingewiesen, dass es keineswegs darum geht, die Gleichzahligkeit der Individuen zu fordern.
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Et je suis resté – comme j’ai pu – soutenir ce que j’avais à en avancer simplement de la bi-univocité de l’accouplement.
Und ich bin, so gut ich konnte, dabeigeblieben, das zu stützen, was ich dazu einfach über die Eineindeutigkeit der Paarung vorzubringen hatte.
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Ce sont… ce seraient si c’était possible, deux universelles définies donc par le seul établissement de la possibilité d’un rapport de l’un à l’autre ou de l’autre à l’un.
Das sind --; das wären, wenn es möglich wäre, zwei Allgemeinaussagen, die demnach definiert wären allein schon durch die Einsetzung der Möglichkeit eines Verhältnisses des einen zum anderen oder des anderen zum einen.
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Le dit rapport n’a absolument rien à faire avec ce qu’on appelle couramment des rapports sexuels.
Ein solches Verhältnis hat absolut nichts mit dem zu tun, was man üblicherweise als rapports sexuels bezeichnet, als sexuelle Verhältnisse.
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On a des tas de rapports à ces rapports, |{99} et, sur ces rapports, on a aussi quelques petits |[7] rapports : ça occupe notre vie terrestre.
Wir haben jede Menge rapports zu diesen rapports, jede Menge Beziehungen zu diesen Verhältnissen, und über diese rapports, über diese Verhältnisse, haben wir auch einige kleine rapports, einige kleine Berichte – damit verbringen wir unser Erdenleben.
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Mais au niveau où je le place, il s’agit de fonder ce rapport dans des universels : comment l’universel homme se rapporte à l’universel femme ?
Auf der Ebene jedoch, auf der ich dieses Verhältnis verorte, geht es darum, es in Allgemeinaussagen zu gründen – wie verhält sich die Allgemeinheit Mann zur Allgemeinheit Frau?
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C’est là la question.
Das ist die Frage.
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Et c’est la question qui s’impose à nous du fait que le langage très précisément exige que ce soit par là qu’il soit fondé.
Und das ist die Frage, die sich uns deshalb aufdrängt, weil die Sprache ja fordert, dass sie eben dadurch gegründet ist.
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S’il n’y avait pas de langage, eh ben il n’y aurait pas non plus de question, nous n’aurions pas à faire entrer en jeu l’universel. Voilà.
Wenn es keine Sprache gäbe, na ja, dann gäbe es auch keine Frage mehr, wir müssten nicht die Allgemeinaussage ins Spiel bringen. Voilà.
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Ce rapport – pour préciser : rendre l’Autre absolument étranger à ce qui pourrait être ici purement et simplement secondant – est ce qui peut-être ce soir, me force d’accentuer le A dont je marque cet Autre comme vide, de quelque chose de supplémentaire, un h, le Hautre, ce qui ne serait pas une si mauvaise manière de faire entendre la dimension de Hun qui peut ici entrer en jeu, soit de nous apercevoir par exemple, que tout ce que nous avons d’élucubrations philosophiques n’est peut-être pas par hasard sorti d’un nommé Socrate, manifestement hystérique, je veux dire cliniquement : enfin, nous avons le rapport de ses manifestations cataleptiques, le nommé Socrate.
Dieses Verhältnis – um es zu präzisieren, um den Anderen absolut fremd zu machen, statt zu etwas, das einfach bloß unterstützend sein könnte –, dieses Verhältnis zwingt mich heute Abend möglicherweise dazu, das A – mit dem ich dieses Autre, dieses Andere, als leer markiere – durch eine Ergänzung zu akzentuieren: durch ein h, das Hautre, was keine schlechte Art wäre, die Dimension des Hun zu Gehör zu bringen, die hier ins Spiel kommen kann21, also dass wir beispielsweise bemerken, dass alles, was wir an philosophischen Elaboraten haben, möglicherweise nicht zufällig von einem gewissen Sokrates ausgegangen ist, der manifest hysterisch war, ich meine klinisch gesehen, wir haben ja den Bericht über die Anzeichen von Katalepsie bei diesem Sokrates.22
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S’il a pu soutenir un discours dont c’est pas pour rien qu’il est à l’origine du discours de la science, c’est très précisément pour avoir fait venir – comme je le définis – à la place du semblant, le sujet.
Wenn er in der Lage war, einen Diskurs in Gang zu halten, der nicht grundlos am Ursprung des Diskurses der Wissenschaft steht, dann deshalb, weil er das Subjekt, wie ich es definiere, an den Platz des Scheins kommen ließ.23
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Et ceci il l’a pu, très précisément en raison de cette dimension qui pour lui présentifiait le Hautre comme tel, à savoir cette haine de sa femme, pour l’appeler par son nom, cette personne qu’était sa femme au point qu’elle s’affemmait à tel point que lui, il a fallu au moment de sa mort qu’il la prie poliment de se retirer pour laisser à la dite – la dite mort – toute sa signification politique.
Und er konnte das eben genau aufgrund der Dimension tun, die für ihn das Hautre als solches vergegenwärtigte, nämlich, um es klar zu sagen, der Hass seiner Frau24, dieser Person, die so sehr sa femme war, seine Frau, dass sie s’affemmait, dass sie sich affemmierte25, so sehr, dass er sie im Augenblick seines Todes höflich bitten musste, sich zurückzuziehen, um diesem Tod seine ganze politische Bedeutung zu lassen26.
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C’est simplement une dimension d’indication concernant le point où gît la question que nous sommes en train de soulever.
Das ist einfach eine hinweisende Dimension zu dem Punkt, an dem die Frage liegt, die wir gerade aufwerfen.
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J’ai dit que si nous pouvons dire qu’il n’y a pas de rapport sexuel, ce n’est assurément pas en toute innocence.
Ich habe gesagt, wenn wir sagen können, dass es kein sexuelles Verhältnis gibt, dann geschieht das gewiss nicht in aller Unschuld.
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C’est parce que l’expérience, à savoir un mode de discours qui n’est point absolument celui de l’hystérique, mais celui que j’ai inscrit sous une répartition quadripodique comme étant le discours analytique, et que ce qui ressort de ce discours, c’est la dimension jamais jusqu’à présent évoquée de la fonction phallique, c’est à savoir ce quelque chose par quoi ce n’est pas du rapport sexuel que se caractérise au moins l’un des deux termes… et très précisément celui auquel s’attache ici ce mot : l’Hun.
Das liegt daran, dass die Erfahrung, das heißt ein Diskursmodus, der absolut nicht der Diskurs des Hysterikers ist, sondern derjenige, den ich in einer quadripodischen Aufteilung als analytischen Diskurs geschrieben habe27 --; und weil aus diesem Diskurs die bis dahin nie beschriebene Dimension der phallischen Funktion hervorgeht, das heißt das Etwas, wodurch mindestens einer der beiden Terme nicht durch das sexuelle Verhältnis charakterisiert ist, derjenige nämlich, an den hier dieses Wort geknüpft ist: l’Hun.
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C’est non pas que sa position d’Hun serait réductible28 à ce quelque chose qu’on appelle soit le mâle, soit dans la terminologie chinoise l’essence |{100} du Yang.
Es ist nicht etwa so, dass seine Position als Hun auf das Etwas reduzierbar wäre, das als das Männliche bezeichnet wird oder auch, in der chinesischen Terminologie, als Essenz des Yang.
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C’est très précisément au contraire |[8] en raison de ce qui après tout mérite d’être rappelé pour accentuer le sens, le sens voilé parce qu’il nous vient de loin, du terme d’organe, c’est justement ce qui n’est organe – pour accentuer les choses – que comme un ustensile.
Im Gegenteil, das ist so wegen etwas, das es durchaus verdient, in Erinnerung gerufen zu werden, um den Sinn – der verschleiert ist, da er von weither zu uns kommt –, um den Sinn des Terminus Organ zu akzentuieren; das ist eben das – um die Dinge zu akzentuieren –, was nur insofern Organ ist, als es ein Utensil ist.29
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C’est autour de l’ustensile que l’expérience analytique nous incite à voir tourner tout ce qui s’énonce du rapport sexuel.
Die analytische Erfahrung regt uns dazu an, zu sehen, dass sich alles, was über das sexuelle Verhältnis geäußert wird, auf das Utensil bezieht.
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Ceci est une nouveauté, je veux dire : répond à l’émergence d’un discours, qui assurément n’était jamais venu encore au jour, et qui ne saurait se concevoir sans la préalable émergence du discours de la science en tant qu’il est insertion du langage sur le réel mathématique.
Das ist ein Novum, ich meine: das antwortet auf die Emergenz eines Diskurses, der gewiss noch nie ans Licht gekommen war und der ohne die vorhergehende Emergenz des Diskurses der Wissenschaft nicht hätte konzipiert werden können, insofern dieser die Einfügung der Sprache in das mathematische Reale ist.
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J’ai dit que ce qui stigmatise ce rapport – d’être dans le langage profondément subverti – est très précisément ceci : qu’il n’y a plus moyen – comme ça s’est fait pourtant, mais dans une dimension qui me paraît être de mirage – il ne peut plus s’écrire en termes d’essences mâle et femelle.
Ich habe gesagt: Das, wodurch dieses Verhältnis stigmatisiert wird, da es in der Sprache ja grundlegend subvertiert wird, ist eben dies, dass es kein Mittel mehr gibt – wie das jedoch gemacht worden ist, allerdings in einer Dimension, die mir ein Trugbild zu sein scheint --; es kann nicht mehr in Termini von männlichen und weiblichen Essenzen geschrieben werden.
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Que c’est de ne pouvoir s’écrire, qu’est-ce que ça veut dire, puisque après tout ça s’est déjà écrit ?
Dass es nicht geschrieben werden kann, was heißt das, wo es doch bereits geschrieben wurde?
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Si je repousse cette ancienne écriture au nom du discours analytique, vous pourriez m’objecter une objection bien plus valable : que je l’écris moi aussi, puisque aussi bien – c’est ce que je viens de remettre une fois de plus au tableau – c’est quelque chose qui prétend supporter d’une écriture – quoi ? – le réseau de l’affaire sexuelle.
Wenn ich diese alte Schreibweise im Namen des analytischen Diskurses zurückweise, könnten Sie mir einen weitaus stichhaltigeren Einwand entgegenhalten, den nämlich, dass auch ich es schreibe, da auch dies – also das, was ich gerade ein weiteres Mal an die Tafel geschrieben habe –, da auch dies beansprucht, durch eine Schreibweise was zu stützen? das Geflecht der sexuellen Angelegenheit.
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Néanmoins cette écriture ne s’autorise, ne prend sa forme que d’une écriture très spécifiée, à savoir ce qu’a permis d’introduire dans la logique l’irruption précisément de ce qu’on me demandait tout à l’heure, à savoir une topologie mathématique.
Jedoch, diese Schreibweise autorisiert sich nur, erhält ihre Form nur durch eine hoch spezifizierte Schreibweise, nämlich von dem her, was es erlaubt hat, in die Logik den Einbruch genau dessen einzuführen, wonach ich vorhin gefragt wurde, nämlich einer mathematischen Topologie.
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Ce n’est qu’à partir de l’existence de la formulation de cette topologie que nous avons pu, de toute proposition, imaginer que nous fassions fonction propositionnelle, c’est-à-dire quelque chose qui se spécifie de la place vide qu’on y laisse, et en fonction de laquelle se détermine l’argument.
Nur ausgehend von der Existenz der Formulierung dieser Topologie konnten wir uns vorstellen, aus jeder Aussage eine Aussagefunktion zu machen, das heißt etwas, das durch die Leerstelle spezifiziert ist, die man darin freilässt und die die Funktion hat, das Argument zu bestimmen.30
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Ici je veux vous faire remarquer que très précisément ce que j’emprunte – à l’occasion – à l’inscription mathématique, en tant que elle se substitue aux premières formes – je ne dis pas formalisations – aux formes ébauchées par Aristote dans sa syllogistique, que donc cette inscription sous le terme fonction-argument pourrait, semble-t-il, nous offrir un terme aisé à spécifier l’opposition sexuelle.
Hier möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass eben das, was ich dabei der mathematischen Inskription entlehne – insofern sie an die Stelle der ersten Formen tritt – ich sage nicht: der ersten Formalisierungen –, an die Stelle der von Aristoteles in seiner Syllogistik skizzierten Formen, dass uns also diese Inskription, so scheint es, mit dem Terminus Argument-Funktion einen leicht zu verwendenden Terminus anbieten könnte, um die sexuelle Opposition zu spezifizieren.
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Qu’y |[9] faudrait-il ?
Was wäre dazu nötig?
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Il y suffirait que les fonctions respectives du mâle et de la femelle se distinguassent très précisément comme le Yin et le Yang.
Es würde genügen, dass die Funktionen des Männlichen beziehungsweise des Weiblichen sich so unterschieden wie Yin und Yang.
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C’est très précisément de ce que la fonction est unique, qu’il s’agit toujours de F de x que s’engendre, comme vous le savez – comme il n’est pas possible, du seul fait que vous soyez ici, que vous n’en n’ayez pas au moins une petite idée – que s’engendre la difficulté et la complication.
Eben dies, dass die Funktion eine einzige ist, dass es immer um F von x geht, dies erzeugt, wie Sie wissen – es ist ja nicht möglich, allein schon von daher, dass Sie hier sind, dass Sie davon nicht eine zumindest schwache Vorstellung haben –, dies erzeugt die Schwierigkeit und die Komplikation.
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Φ de x affirme qu’il est vrai – c’est le sens qu’a le terme de fonction – qu’il est vrai que ce qui se rapporte à l’exercice, au registre de l’acte sexuel, relève de la fonction |{101} phallique.
Φ von x behauptet, dass es wahr ist – das ist der Sinn des Terminus Funktion –, dass es wahr ist, dass das, was sich auf den Vollzug, auf das Register des sexuellen Akts bezieht, zur phallischen Funktion gehört.
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C’est très précisément en tant qu’il s’agit de fonction phallique, de quelque côté que nous regardions, je veux dire : d’un côté ou de l’autre, que quelque chose nous sollicite de demander alors en quoi les deux partenaires différent.
Genau insofern als es um die phallische Funktion geht, von welcher Seite auch immer wir es betrachten mögen, ich meine von der einen Seite oder von der anderen, drängt uns etwas dazu, zu fragen, worin die beiden Partner sich denn unterscheiden.
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Et c’est très précisément ce qu’inscrivent les formules que j’ai mises au tableau.
Und eben dies notieren die Formeln, die ich an der Tafel festgehalten habe.
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S’il s’avère que du fait de dominer également les deux partenaires, la fonction phallique ne les fait pas différents, il n’en reste pas moins que c’est d’abord ailleurs que nous devons en chercher la différence.
Wenn sich erweist, dass die phallische Funktion, da sie die beiden Partner gleichermaßen beherrscht, sie nicht verschieden macht, dann ist es ja wohl so, dass wir ihren Unterschied zunächst einmal woanders suchen müssen.
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C’est en quoi ces formules – celles inscrites au tableau – méritent d’être interrogées sur les deux versants : le versant de gauche s’opposant au versant de droite, le niveau supérieur s’opposant au niveau inférieur.
Von daher verdienen es diese Formeln – diejenigen, die an der Tafel stehen –, in beiden Richtungen befragt zu werden, die linke Seite, insofern sie im Gegensatz zur rechten Seite steht, die obere Ebene insofern sie im Gegensatz zur unteren Ebene steht.
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Qu’est-ce que cela veut dire ?
Was bedeutet das?
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Ce que cela veut dire mérite d’être ausculté, si je puis dire, c’est à savoir d’être interrogé, je dirais d’abord sur ce en quoi elles peuvent faire montre d’un certain abus.
Was das bedeutet, verdient es, auskultiert zu werden, wenn ich so sagen darf, das heißt befragt zu werden, ich möchte sagen, zunächst hinsichtlich dessen, worin sie einen gewissen Missbrauch bezeugen können.
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Il est clair que ce n’est pas parce que j’ai usé d’une formulation faite de l’irruption des mathématiques dans la logique, que je m’en sers tout à fait de la même façon.
Es ist klar, wenn ich von einer Formulierung Gebrauch gemacht habe, die auf den Einbruch der Mathematik in die Logik zurückgeht, dann heißt das nicht, dass ich mich ihrer in genau derselben Weise bediene.
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Et mes premières remarques vont consister à montrer qu’en effet la façon dont j’en use est telle qu’elle n’est aucunement traductible en termes de logique des propositions.
Und meine ersten Bemerkungen werden darin bestehen, zu zeigen, dass die Art, wie ich sie verwende, tatsächlich so ist, dass sie in keiner Weise in Terme der Aussagenlogik übersetzbar ist.31
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Je veux dire que le mode sous lequel la variable – ce qu’on appelle la variable, à savoir ce qui fait place à l’argument – est quelque chose qui est ici tout à fait spécifié par la forme quadruple sous laquelle la relation de l’argument à la fonction est posée.
Ich will sagen, dass der Modus, in dem die Variable [operiert] – das, was als Variable bezeichnet wird, also das, was dem Argument Platz verschafft –, dass dieser Modus etwas ist, das hier tatsächlich durch die vierfache Form spezifiziert ist, in welche die Beziehung des Arguments zur Funktion gebracht ist.32
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Pour simplement introduire ce dont il s’agit, je vous rappellerai qu’en logique des propositions, nous avons de premier plan – il |[10] y en a d’autres – les quatre relations fondamentales qui en quelque sorte sont le fondement de la logique des propositions, qui sont respectivement : la négation, la conjonction, la disjonction et l’implication.
Um einfach einzuführen, worum es dabei geht, möchte ich Sie daran erinnern, dass wir in der Aussagenlogik auf der ersten Ebene – es gibt weitere – die vier grundlegenden Beziehungen haben, die gewissermaßen das Fundament der Aussagenlogik bilden, nämlich die Negation, die Konjunktion, die Disjunktion und die Implikation.33
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Il y en a d’autres, mais ce sont les premières, et toutes les autres s’y ramènent.
Es gibt weitere, diese sind jedoch die ersten und alle anderen lassen sich darauf zurückführen.
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J’avance que la façon dont sont écrites nos positions d’argument et de fonction est telle que la relation dite de négation, par quoi tout ce qui est posé comme vérité ne saurait nier que passer au faux, est très précisément ce qui ici est insoutenable.
Ich behaupte, dass die Art, wie unsere Positionen von Argument und Funktion geschrieben sind, so beschaffen ist, dass die sogenannte Negationsbeziehung – wonach alles, was als Wahrheit angenommen wird, nur so negiert werden könnte, dass es zum falsch übergeht34 – eben genau das ist, was hier unhaltbar ist.35
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Car vous pouvez voir qu’au niveau, quel qu’il soit, je veux dire le niveau inférieur et le niveau supérieur, où l’énoncé de la fonction – à savoir qu’elle est phallique – où l’énoncé de la fonction est posé : soit comme une vérité, soit précisément comme à écarter, puisque après tout la vraie vérité ça serait justement ce qui ne s’écrit pas, ce qui ici ne peut s’écrire que sous la forme qui conteste la fonction phallique, à savoir Il n’est pas vrai que la fonction phallique soit ce qui fonde le rapport sexuel, que dans les deux cas, à ces deux niveaux qui sont comme tels indépendants, dont il ne s’agit pas du tout de faire de l’un la négation de l’autre, mais au contraire de l’un l’obstacle à l’autre.
Denn Sie können sehen, dass auf jeder beliebigen Ebene, ich meine auf der unteren Ebene und auf der oberen Ebene, wo die Aussage der Funktion – also dass die Funktion phallisch ist –, wo die Aussage der Funktion entweder als Wahrheit angenommen wird oder als etwas, das zurückzuweisen ist, da die wahre Wahrheit schließlich eben das wäre, was nicht geschrieben wird, das, was hier nur in einer Form, durch welche die phallische Funktion bestritten wird, geschrieben werden kann, nämlich so: Es ist nicht wahr, dass die phallische Funktion das ist, worauf sich das sexuelle Verhältnis gründet36, dass in beiden Fällen, auf diesen beiden Ebenen, die als solche unabhängig voneinander sind, bei denen es keineswegs darum geht, aus der einen die Negation der anderen zu machen, sondern vielmehr aus der einen das Hindernis für die andere.37
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[17] Par contre ce que |{102} vous voyez se répartir, c’est justement un Il existe [] et un Il n’existe pas []. [
Was Sie hingegen [auf der oberen Ebene] sich aufteilen sehen, ist ein Es existiert [] und ein Es existiert nicht [].
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[Au niveau inférieur] c’est un tout d’un côté, tout x [], à savoir le domaine de ce qui est là ce qui se définit par la fonction phallique.
[Auf der unteren Ebene] gibt es auf der einen Seite ein alle: alle x [], also den Bereich dessen, was hier das ist, was durch durch die phallische Funktion definiert ist.
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Et la différence de la position de l’argument dans la fonction phallique, c’est très précisément que ce n’est pastoute femme qui s’y inscrit [].
Und der Unterschied [zwischen den beiden Seiten] in der Position des Arguments in der [affirmierten] phallischen Funktion [also in den beiden unteren Formeln] besteht eben darin, dass es pastoute femme ist – dass es nichtalle Frau ist –, die sich hier [unten rechts] einschreibt [].38
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Vous voyez bien que, loin que l’un s’oppose à l’autre comme sa négation, c’est tout au contraire de leur subsistance, ici très précisément comme niée : il y a un x qui peut se soutenir dans cet au-delà de la fonction phallique [], et de l’autre côté il n’y en a pas [], pour la simple raison qu’une femme ne saurait être châtrée pour les meilleures raisons.
Sie sehen ja [in der oberen Zeile], dass sich die eine [Formel] der anderen keineswegs als deren Negation [des Prädikats] entgegensetzt, sondern von ihrer Subsistenz her [vom Existenzquantor her], insofern sie hier nämlich gerade negiert ist: es gibt ein x, das sich in diesem Jenseits der phallischen Funktion halten kann [], und auf der anderen Seite gibt es das nicht [], aus dem einfachen Grund, dass eine Frau – aus den besten Gründen – nicht kastriert werden könnte.
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C’est un certain niveau, c’est le niveau de ce qui justement nous est barré dans le rapport sexuel tandis qu’au niveau de la fonction phallique, c’est très précisément en ce qu’au tout s’oppose le pastoute qu’il y a chance d’une répartition de gauche à droite de ce qui se fondera comme mâle et comme femelle.
Dies [die obere Zeile] ist eine bestimmte Ebene, das ist die Ebene dessen, was uns im sexuellen Verhältnis gerade versperrt ist, während es auf der Ebene der [affirmierten] phallischen Funktion [also auf der unteren Ebene] so ist, dass es von daher, dass sich dem alle das nichtalle entgegensetzt, die Chance gibt, das, was dann als männlich und als weiblich gegründet ist, auf links und rechts aufzuteilen.39
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Loin donc, que la relation de négation nous force à choisir, c’est au contraire en tant que loin d’avoir à choisir nous avons à répartir, que les deux côtés s’opposent légitimement l’un à l’autre.
Es ist also keineswegs so, dass die Negationsbeziehung uns zu wählen zwingt, vielmehr stehen die beiden Seiten insofern legitimerweise einander gegenüber, als wir aufteilen und nicht etwa wählen müssen.40
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J’ai parlé – après la négation – de la conjonction.
Nach der Negation habe ich von der Konjunktion gesprochen.
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La conjonction, je n’aurai besoin pour lui régler son compte, dans l’occasion, que de faire la remarque, la remarque dont j’espère qu’il y a ici assez de |[11] gens qui auront, comme ça, vaguement broutillé un livre de logique pour que j’aie pas besoin d’insister, c’est à savoir que la conjonction est fondée très précisément sur ceci qu’elle ne prend valeur que du fait que deux propositions peuvent être toutes deux vraies.
Um die Konjunktion zu berücksichtigen, werde ich nur die Bemerkung machen müssen – die Bemerkung, bei der ich hoffe, dass es hier genügend Leute gibt, die ein Buch über Logik einfach mal ein bisschen durchgesehen haben, sodass ich mich dabei nicht aufhalten muss –, nämlich dass die Konjunktion sich eben darauf gründet, dass sie ihren Wert nur von daher annimmt, dass zwei Aussagen beide wahr sein können.41
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Et c’est justement ce que d’aucune façon ne nous permet ce qui est inscrit au tableau, puisque vous voyez bien que de droite à gauche, il n’y a aucune identité et que très précisément là où il s’agit de ce qui est posé comme vrai, Φ de x, à savoir c’est justement à ce niveau que les universelles ne peuvent se conjoindre : l’universelle du côté gauche ne s’opposant, de l’autre côté, du côté droit, qu’au fait qu’il n’y a pas d’universelle articulable, c’est à savoir que la femme, au regard de la fonction phallique, ne se situe que de pastoute y être sujette.
Und eben dies wird uns durch das, was an der Tafel steht, in keiner Weise gestattet, denn Sie sehen ja, dass es von rechts nach links keine Identität gibt und dass genau dort, wo es um das geht, was als wahr angenommen wird, nämlich Φ von x, das heißt, dass auf dieser Ebene die Allgemeinaussagen nicht [durch „und“] verbunden werden können: da die Allgemeinaussage der linken Seite nur insofern im Gegensatz zur anderen Seite steht, zur rechten Seite, als es [dort] keine artikulierbare Allgemeinaussage gibt, das heißt, dass die Frau, was die phallische Funktion angeht, nur von daher verortet ist, dass sie ihr pastoute unterworfen ist, nichtganz, nichtalle.42
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L’étrange est que pour autant la disjonction ne tient pas plus, si vous vous rappelez que la disjonction ne prend valeur que du fait que deux propositions ne peuvent… c’est impossible qu’elles soient fausses en même temps.
Merkwürdigerweise funktioniert jedoch auch die [inklusive] Disjunktion nicht mehr, wenn Sie sich daran erinnern, dass die Disjunktion ihren Wert nur von daher bekommt, dass zwei Aussagen nur --; es ist unmöglich, dass beide zugleich falsch sind.43
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C’est assurément la relation – dirons-nous la plus forte ou la plus faible ?
Diese Beziehung ist sicherlich – was werden wir sagen: die stärkste oder die schwächste?
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C’est assurément la plus forte en ceci que c’est celle qui est la plus dure à cuire, puisqu’il faut un minimum pour qu’il y ait disjonction.
Das ist sicherlich die stärkste, insofern, als sie diejenige ist, die am schwersten aufzubrechen ist, denn dafür, dass es [eine wahre] Disjunktion [zweier Aussagen] gibt, braucht es [nur] ein Minimum.44
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Que la disjonction rend valable qu’une proposition soit vraie, l’autre fausse, que bien sûr toutes les deux soient vraies, — à ceci s’ajoutant à ce que j’ai appelé l’une vraie, l’autre fausse, ça peut-être l’une fausse, l’autre vraie ; il y |{103} a donc au moins trois cas combinatoires où la disjonction se soutient.
Die Disjunktion ist gültig, wenn die eine Aussage wahr und die andere falsch ist, natürlich auch dann, wenn beide wahr sind, wobei hinzuzufügen ist – zu dem, was ich so genannt habe: die eine wahr, die andere falsch –, dass dies auch so sein kann: die eine falsch, die andere wahr; es gibt also mindestens drei Kombinationen, in denen die Disjunktion Bestand hat.45
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La seule chose qu’elle ne puisse pas admettre, c’est que toutes les deux soient fausses.
Das einzige, was sie nicht zulassen kann, ist, dass beide falsch sind.
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Or nous avons ici deux fonctions qui sont posées comme n’étant pas – je l’ai dit tout à l’heure – la vraie vérité, à savoir celles qui sont en haut.
Nun haben wir hier [an der Tafel] zwei Funktionen, von denen behauptet wird, dass sie – wie ich eben gesagt habe – nicht die wahre Wahrheit sind, diejenigen nämlich, die oben sind.46
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Nous semblons ici tenir quelque chose qui donne espoir, à savoir qu’à tout le moins nous aurions articulé une véritable disjonction.
Damit scheinen wir etwas zu haben, das Hoffnung macht, dass wir zumindest eine veritable Disjunktion artikuliert haben könnten.47
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Or remarquez ce qui est écrit, qui est quelque chose que j’aurai bien sûr l’occasion d’articuler d’une façon qui le fasse vivre, c’est qu’il n’y a très précisément d’un côté de ce Φ de x avec le signe de la négation au-dessus [], à savoir que c’est en tant que la fonction phallique ne fonctionne pas qu’il y a chance de rapport sexuel, que nous avons posé qu’il faut qu’il existe un x pour cela [].
Beachten Sie jedoch, was dort geschrieben steht – was ich natürlich bei Gelegenheit so artikulieren werde, dass es zum Leben erwacht –, nämlich dies: Auf einer der Seiten von diesem Φ von x mit Negationszeichen darüber [] – was heißt, insofern die phallische Funktion nicht funktioniert, gibt es die Chance des sexuellen Verhältnisses –, auf einer Seite haben wir angenommen, dass dafür ein x existieren muss [].48
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Or de l’autre côté qu’avons nous ?
Auf der anderen Seite jedoch, was haben wir da?
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Qu’il n’en existe pas [].
Dass ein solches x nicht existiert [].
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De sorte qu’on peut dire que le sort de ce qui serait un mode sous lequel se soutiendrait la différenciation du mâle et de la femelle, de l’homme et de la femme chez l’être parlant, cette chance que nous avons qu’il y ait ceci, c’est que si à un niveau il y a discorde… et nous verrons ce |[12] que tout à l’heure j’entends dire par là, je veux dire au niveau des universels qui ne se soutiennent pas du fait de l’inconsistance d’un d’entre eux.
Derart, dass wir sagen können, dass das Schicksal dessen, was ein Modus wäre, durch den beim sprechenden Wesen die Differenzierung des Männchens und des Weibchens, des Mannes und der Frau gestützt würde, die Chance, die wir haben, dass es das gibt, besteht darin, dass, wenn es auf einer Ebene Widerstreit gibt – und wir werden sehen, was ich gleich damit sagen will –, ich meine auf der Ebene der Allgemeinaussagen, die sich [jedoch] nicht stützen, aufgrund der Inkonsistenz von einer davon --.49
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Que se passe-t-il là où nous écartons la fonction elle-même []?
Was geschieht da, wo wir die [phallische] Funktion selbst zurückweisen []?
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C’est que : si d’un côté il est supposé qu’il existe un x qui satisfasse à Φ de x nié [], de l’autre nous avons l’expresse formulation que aucun x [], ce que j’ai illustré, de dire que la femme – pour les meilleures raisons – ne saurait être châtrée, mais il n’y a justement que l’énoncé aucun x.
Folgendes: Während für die eine Seite angenommen wird, dass ein x existiert, das dem negierten Φ von x genügt [], haben wir auf der anderen Seite die ausdrückliche Formulierung, dass kein x [], was ich damit illustriert habe, dass ich sagte, dass die Frau – aus den besten Gründen – nicht kastriert werden kann; es gibt jedoch nur die Aussage [es existiert] kein x.
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C’est-à-dire qu’au niveau où la disjonction aurait chance de se produire, nous ne trouvons d’un côté : que un, ou tout au moins ce que j’ai avancé de l’au-moins-un, et de l’autre très précisément la non existence, c’est-à-dire le rapport de un à zéro.
Das heißt, auf der Ebene, auf der die Disjunktion Aussichten hätte, sich herzustellen, finden wir auf der einen Seite nur Eins oder zumindest das, was ich zum mindestens ein vorgebracht habe50, und auf der anderen Seite gerade die Nicht-Existenz – das heißt das Verhältnis von Eins zu Null.51
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Très précisément au niveau où le rapport sexuel aurait chance, non pas du tout d’être réalisé, mais simplement d’être espéré au delà de l’abolition par l’écart de la fonction phallique, nous ne trouvons plus comme présence, oserais-je dire, que l’un des deux sexes.
Genau auf der Ebene, auf der das sexuelle Verhältnis Aussichten hätte, nicht etwa realisiert zu werden, sondern einfach erhofft zu werden, jenseits der Abschaffung, durch die Zurückweisung der phallischen Funktion, finden wir als Anwesenheit, möchte ich zu sagen wagen, nur noch das eine der beiden Geschlechter.52
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C’est très précisément ceci qui est évidemment ce qu’il nous faut rapprocher de l’expérience telle que vous êtes habitués à la voir s’énoncer sous cette forme que la femme suscite de ce que l’universel pour elle ne sache surgir de la fonction phallique, où elle ne participe, comme vous le savez… ceci est l’expérience – hélas – trop quotidienne pour ne pas voiler la structure …où elle ne participe qu’à la vouloir, soit la ravir à l’homme, soit – mon Dieu – qu’elle lui en impose le service, pour le cas, … ou pire – c’est le cas de le dire – qu’elle le lui rende.
Dem müssen wir uns offensichtlich von der Erfahrung her nähern, bei der Sie gewohnt sind zu sehen, dass sie sich in der Form äußert, die von der Frau hervorgerufen wird, von daher, dass aus der phallischen Funktion bei ihr nicht die Allgemeinaussage hervorgehen kann, an der sie, wie Sie wissen, nur dadurch beteiligt ist – das ist die Erfahrung, die leider nur zu alltäglich ist, um die Struktur nicht zu verschleiern –, an der sie nur dadurch beteiligt ist, dass sie die phallische Funktion will, sei es, dass sie sie dem Mann entreißen will, sei es, mein Gott, dass sie ihm den Dienst daran aufnötigt, in dem oder-schlimmeren Fall, so muss man wohl sagen, dass sie ihm den phallischen Dienst erweist.
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Mais très précisément ceci ne l’universalise pas, ne serait-ce que de ceci – qui est cette racine du pastoute – qu’elle recèle une autre jouissance |{104} que la jouissance phallique, la jouissance dite proprement féminine qui n’en dépend nullement.
Dadurch wird sie jedoch gerade nicht universalisiert, allein schon deshalb nicht – was die Wurzel des nichtalle ist –, weil sie eine andere Jouissance als die phallische Jouissance in sich birgt, die Jouissance, von der gesagt wird, dass sie spezifisch weiblich ist, und die von der phallischen Jouissance in keiner Weise abhängt.
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Si la femme n’est pas toute, c’est que sa jouissance, elle, est duelle.
Wenn die Frau nichtalle ist, dann heißt das, dass ihre Jouissance dual ist.
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Et c’est bien ce qu’a révélé Tirésias quand il est revenu d’avoir été par la grâce de Zeus, Thérèse pour un temps, avec naturellement la conséquence que l’on sait, et qui était là enfin comme étalée, si je puis dire visible – c’est le cas de le dire – pour Œdipe, pour lui montrer ce qui l’attendait comme d’avoir existé justement, lui, comme homme de cette possession suprême qui résultait de la duperie où sa partenaire le maintenait, de la véritable nature de ce qu’elle |[13] offrait à sa jouissance, ou bien disons-le autrement : faute que sa partenaire lui demandât de refuser ce qu’elle lui offrait.
Und das ist ja das, was Teiresias, als er zurückkam, offenbarte, nachdem er, Zeus sei Dank, eine Zeitlang Therese gewesen war, natürlich mit dem Ergebnis, das wir kennen53, und das schließlich, wenn ich so sagen darf, für Ödipus, so muss man wohl sagen, wie sichtbar ausgestellt war, um ihm zu zeigen, was ihn erwartete, zum Ausgleich dafür, dass er als der Mann dieses höchsten Besitzes existiert hatte, eines Besitzes, der aus der Täuschung hervorging, in der seine Partnerin ihn befangen hielt, einer Täuschung über die wahre Natur dessen, was sie seiner Jouissance anbot, oder sagen wir es anders, in Ermangelung dessen, dass seine Partnerin ihn darum bat, ihr zu verweigern, was sie ihm anbot54.
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Ceci évidemment manifestant – mais au niveau du mythe – ceci : que pour exister comme homme à un niveau qui échappe à la fonction phallique, il n’avait d’autre femme que celle-là qui pour lui n’aurait justement pas dû exister. Voilà !
Darin manifestiert sich offensichtlich, allerdings auf der Ebene des Mythos, dass er, um als Mann auf einer Ebene zu existieren, die sich der phallischen Funktion entzieht, keine andere Frau hatte als diejenige, die für ihn gerade nicht hätte existieren dürfen. Voilà.
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Pourquoi ce n’aurait pas dû, pourquoi la théorie de l’inceste ?
Warum dieses nicht hätte dürfen, warum die Inzest-Theorie?
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Ça rendrait nécessaire que je m’engage sur cette voie des Noms-du-Père où précisément j’ai dit que je ne m’engagerai plus jamais.
Das würde es erforderlich machen, dass ich diesen Weg der Namen-des-Vaters einschlage, wozu ich ja gesagt habe, dass ich ihn nie wieder einschlagen werde.55
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C’est comme ça !
So ist das.
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Parce que, il s’est trouvé que j’ai relu – parce que quelqu’un m’en a prié – cette première conférence de l’année 1963 ici même – hein ! – à Sainte-Anne.
Denn es hat sich ergeben, dass ich ihn, weil jemand mich darum gebeten hat, wiedergelesen habe, diesen ersten Vortrag des Jahres 1963 eben hier, nicht wahr, in Sainte-Anne.
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C’est bien pour ça que j’y suis revenu, parce que j’aimais m’en rappeler.
Deshalb bin ich darauf zurückgekommen, weil ich mich gerne daran erinnert habe.
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J’ai relu ça, ça se lit, ça se lit.
Ich habe das wiedergelesen, das liest sich, das liest sich.
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Ça a même une certaine dignité, de sorte que je la publierai si je publie encore, ce qui ne dépend pas de moi !
Das hat sogar eine gewisse Würde, derart, dass ich es veröffentlichen werde, falls ich es je veröffentliche, was nicht von mir abhängt.56
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Il faudrait que d’autres publient un peu avec moi, ça m’encouragerait.
Andere müssten ein bisschen was mit mir zusammen veröffentlichen, das würde mich ermutigen.
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Et si je le publie, on verra avec quel soin j’ai repéré alors – mais je l’ai déjà dit depuis cinq ans – sur un certain nombre de registre la métaphore paternelle notamment, le nom propre.
Und falls ich es veröffentliche, wird man sehen, mit welcher Sorgfalt ich damals – aber das habe ich bereits seit fünf Jahren gesagt – in verschiedenen Registern vor allem die Vatermetapher erkundet habe, den Eigennamen.
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Il y avait tout ce qu’il fallait pour que, avec la Bible, on donne un sens à cette élucubration mythique de mes dires.
Es gab alles, was es brauchte, um, mit der Bibel, diesem mythischen Elaborat meines Sagens einen Sinn zu geben.
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Mais je ne le ferai plus jamais.
Ich werde das jedoch nie wieder machen.
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Je ne le ferai plus jamais parce qu’après tout je peux me contenter de formuler les choses au niveau de la structure logique qui, après tout, a bien ses droits. Voilà !
Ich werde das nie wieder machen, denn schließlich kann ich mich damit begnügen, die Dinge auf der Ebene der logischen Struktur zu formulieren, die ja ihre Rechte hat. Voilà!
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Ce que je veux vous dire, c’est que cet ∃ de x avec la barre [], à savoir qu’il n’existe pas, rien d’autre qui à un certain niveau, celui où il y aurait chance qu’il y ait le rapport sexuel [au niveau supérieur, celui avec ], que cet heteros en tant qu’absent, c’est pas du tout forcément le privilège du sexe féminin.
Ich möchte Ihnen sagen, dass dieses ∃ von x mit dem Querstrich [], also dass es nicht existiert und nichts anderes – was auf einer bestimmten Ebene, derjenigen, auf der es die Chance gäbe, dass es das sexuelle Verhältnis gibt [auf der oberen Ebene, der mit ] –, dass dieses heteros als abwesend keineswegs zwangsläufig das Vorrecht des weiblichen Geschlechts ist.57
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C’est simplement l’indication de ce qui est dans mon graphe – je dis ça parce que ça a eu son petit sort – de ce que j’inscris du signifiant de A barré [S(Ⱥ)], ça veut dire : l’Autre – d’où qu’on le prenne – l’Autre est absent, à partir du moment où il s’agit du rapport sexuel.
Sogenannter Graph des Begehrens
Das ist einfach der Hinweis auf etwas, das in meinem Graphen steht – ich sage das, weil er sein eigenes kleines Schicksal gehabt hat –, auf das, was ich dort so schreibe: Signifikant des ausgestrichenen A [S(Ⱥ)], das bedeutet: der Andere, wie auch immer man ihn angehen mag, der Andere ist abwesend, von dem Moment an, in dem es um das sexuelle Verhältnis geht.58
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{105} Naturellement au niveau de ce qui fonctionne – c’est-à-dire la fonction phallique – il y a simplement cette discorde que je viens de rappeler, à savoir que d’un côté et de l’autre, là pour le coup on n’est pas dans la même position, à savoir que d’un côté on a l’universel fondée sur un rapport nécessaire à la fonction phallique, et de l’autre côté un rapport contingent parce que la femme n’est pas toute.
Natürlich gibt es auf der Ebene dessen, was funktioniert – also der phallischen Funktion –, einfach den Widerstreit, an den ich gerade erinnert habe, also dass man hier auf der einen Seite und auf der anderen ganz und gar nicht in derselben Position ist, das heißt, auf der einen Seite hat man die Allgemeinaussage, die sich auf ein notwendiges Verhältnis zur phallischen Funktion gründet, und auf der anderen Seite ein kontingentes Verhältnis, weil die Frau nichtalle ist.59
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Je souligne donc qu’au niveau supérieur le rapport fondé sur la disparition, l’évanouissement de l’existence de l’un des partenaires |[14] qui laisse la place vide à l’inscription de la parole, n’est pas à ce niveau-là le privilège d’aucun côté.
Ich betone also, dass auf der oberen Ebene das Verhältnis, das sich auf das Verschwinden, auf das Schwinden der Existenz von einem der Partner gründet – was den Platz für die Einschreibung des Sprechens leer lässt –, dass auf dieser Ebene das Verhältnis nicht das Vorrecht einer bestimmten Seite ist.60
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Seulement pour qu’il y ait fondement du sexe, comme on dit, il faut qu’ils soient deux.
Dafür, dass es eine Grundlage für das Geschlecht gibt, wie man sagt, müssen sie allerdings zwei sein.
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Zéro et un assurément ça fait deux, ça fait deux sur le plan symbolique, à savoir pour autant que nous accordons que l’existence s’enracine dans le symbole.
Null und Eins, das macht sicherlich zwei, das macht zwei auf der symbolischen Ebene, das heißt sofern wir zugeben, dass die Existenz im Symbol verwurzelt ist.
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C’est ce qui définit l’être parlant.
Das ist das, wodurch das être parlant definiert ist, das sprechende Wesen, das sprechende Sein.
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Assurément il est quelque chose.
Sicherlich, es ist etwas.
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Peut-être bien – qui est-ce qui n’est pas ce qu’il est ?
Vielleicht also: was ist nicht das, was es ist?
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Seulement cet être, il est absolument insaisissable.
Dieses Sein ist jedoch absolut ungreifbar.
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Et il est d’autant plus insaisissable qu’il est forcé pour se supporter de passer par le symbole.
Und es ist umso ungreifbarer, als es, um sich zu stützen, gezwungen ist, durch das Symbol hindurchzugehen.
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Il est clair qu’un être, qui en vient à n’être que du symbole, est justement cet être sans être, auquel – du seul fait que vous parliez – vous participez tous.
Es ist klar, dass ein être – ein Sein, ein Wesen –, welches nur vom Symbol her zum Sein kommt, eben dieses seinlose Sein ist, woran Sie alle teilhaben, einfach von daher, dass Sie sprechen.
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Mais par contre il est bien certain que ce qui se supporte c’est l’existence, et pour autant qu’exister c’est pas être, c’est-à-dire c’est dépendre de l’Autre.
Andererseits ist wohl sicher, dass das, was gestützt wird, die Existenz ist und dies insofern, als Existieren nicht Sein ist; Existieren heißt: vom Anderen abhängen.
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Vous êtes bien là, tous par quelque côté, à exister, mais pour ce qui est de votre être, vous n’êtes pas tellement tranquilles, autrement vous ne viendriez pas en chercher l’assurance dans tant d’efforts psychanalytiques.
Unter irgendeinem Aspekt Sie sind ja alle dabei zu existieren; was jedoch Ihr Sein angeht, sind Sie nicht so ruhig, sonst würden Sie dafür nicht in so vielen psychoanalytischen Bemühungen nach Sicherheit suchen.61
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C’est évidemment là quelque chose qui est tout à fait originel dans la première émergence de la logique.
Das ist hier offensichtlich etwas, das beim ersten Auftauchen der Logik völlig originell ist.
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Dans la première émergence de la logique il y a quelque chose qui est tout à fait frappant, c’est la difficulté et le flottement qu’Aristote manifeste à propos du statut de la proposition particulière.
Beim ersten Auftauchen der Logik gibt es etwas ziemlich Auffälliges, nämlich die Schwierigkeit und die Unentschiedenheit, die Aristoteles in Bezug auf den Status der partikulären Aussage an den Tag legt.
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Ce sont des difficultés qui ont été soulignées ailleurs, que je n’ai pas découvertes, et pour ceux qui voudront s’y reporter, je leur conseille le cahier n° 10 des Cahiers pour l’analyse où un premier article d’un nommé Jacques Brunschwig est là-dessus excellent.
Das sind Schwierigkeiten, die an anderer Stelle herausgestellt worden sind, die nicht ich entdeckt habe; denen, die sich darauf beziehen möchten, empfehle ich das Heft Nummer 10 der Cahiers pour l’analyse, worin ein erster Artikel eines gewissen Jacques Brunschwig zu diesem Thema ausgezeichnet ist.62
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Ils y verront parfaitement pointée la difficulté qu’Aristote a avec la particulière, c’est qu’assurément il perçoit que l’existence d’aucune façon ne saurait s’établir que hors l’universel, c’est bien en quoi il situe l’existence au niveau de la particulière, laquelle particulière n’est nullement suffisante pour la soutenir, encore qu’il en donne l’illusion grâce à l’emploi du mot quelque.
Wer das nachliest, wird dort für die Schwierigkeit, die Aristoteles mit der partikulären Aussage hat, einen perfekten Nachweis finden, nämlich dass Aristoteles durchaus wahrnimmt, dass die Existenz in keiner Weise anders als außerhalb der Allgemeinaussage etabliert werden kann, außerdem des Universalen63, aus welchem Grunde er die Existenz auf der Ebene der partikulären Aussage verortet, wobei die partikuläre Aussage jedoch keineswegs ausreicht, um die Existenz zu stützen, auch wenn sie durch Verwendung des Wortes einige die Illusion hervorruft, dem sei so.64
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{106} Il est clair qu’au contraire ce qui résulte de la formalisation dite des quanteurs, dite des quanteurs en raison d’une trace laissée dans l’histoire philosophique, par le fait qu’un nommé Apulée qui était un romancier pas de très bon goût et un mystique certainement effréné, et qui s’appelait – je vous l’ai dit – Apulée, Ii a fait L’Âne d’or, c’est cet Apulée qui un jour a introduit que dans Aristote ce qui |[15] concernait le tous et le quelque était de l’ordre de la quantité.
Klar ist hingegen, dass das, was sich aus der Formalisierung der sogenannten Quantoren ergibt, die als Quantoren aufgrund einer Spur bezeichnet werden, die in der Philosophiegeschichte dadurch hinterlassen wurde, dass ein gewisser Apuleius – der ein Romanautor von nicht besonders gutem Geschmack war und ein sicherlich hemmungsloser Mystiker und der, wie gesagt, Apuleius hieß, er hat den Goldenen Esel geschrieben –, dieser Apuleius hat eines Tages eingeführt, das, was bei Aristoteles das alle und das einige betrifft, gehöre zur Ordnung der Quantität.65
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Ce n’est rien de tel.
Dem ist keineswegs so.
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C’est au contraire simplement deux modes différents de ce que je pourrais appeler, si vous me passez ça qui est un peu improvisé, l’incarnation du symbole, à savoir que le passage dans la vie courante, qu’il y ait des tous et des quelque dans toutes les langues, c’est bien là ce qui assurément nous force à poser que le langage doit tout de même avoir une racine commune et que, comme les langues sont très profondément différentes dans leur structure, il faut bien que ce soit par rapport à quelque chose qui n’est pas le langage.
Das sind vielmehr einfach zwei unterschiedliche Modi dessen, was ich die Inkarnation des Symbols nennen könnte – wenn Sie mir das durchgehen lassen, das ist etwas improvisiert, nämlich dass der Übergang ins Alltagsleben, dass es in allen Sprachen Formen von alle und von einige gibt, wirklich das ist, was uns sicherlich dazu zwingt, zu behaupten, dass die Sprache durchaus einen gemeinsamen Ursprung haben muss und dass dies – da die Sprachen in ihrer Struktur grundverschieden sind – in Beziehung zu etwas stehen muss, das nicht die Sprache ist.
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Bien sûr, on comprend ici que les gens glissent, et que sous prétexte que ce qu’on pressent être cet au-delà du langage ne peut-être que mathématique, on s’imagine, parce que c’est le nombre, qu’il s’agit de la quantité.
Natürlich kann man hier verstehen, dass die Leute ins Rutschen geraten und dass man sich vorstellt – dadurch veranlasst, dass das, was man als das Jenseits der Sprache erahnt, nur Mathematik sein kann –, dass man sich vorstellt, dass es deshalb, weil es die Zahl ist, um Quantität geht.66
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Mais peut-être justement n’est-ce pas à proprement parler le nombre dans toute sa réalité auquel le langage donne accès, mais seulement d’être capable d’accrocher le zéro et le un.
Aber vielleicht ist das, wozu die Sprache einen Zugang liefert, nicht so sehr die Zahl in ihrer ganzen Realität, sondern nur, dass es uns möglich ist, die Null mit der Eins zu verbinden.67
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Ce serait par là que se serait faite l’entrée de ce réel, ce réel seul à pouvoir être l’au-delà du langage, à savoir le seul domaine où peut se formuler une impossibilité symbolique.
Dadurch wäre der Eintritt dieses Realen erfolgt, dieses Realen, dass allein das Jenseits der Sprache sein kann, nämlich der einzige Bereich, in dem eine symbolische Unmöglichkeit formuliert werden kann.68
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Ce fait que du rapport lui accessible au langage, accessible au langage s’il est fondé très justement du non-rapport sexuel, qu’il ne puisse donc affronter le zéro et le un, ceci trouverait, assurerait aisément son reflet dans l’élaboration par Frege de sa genèse logique des nombres.
Diese Tatsache, dass von dem Verhältnis, das ihr, der Sprache, dann zugänglich ist, wenn sie sich genau auf das sexuelle Nicht-Verhältnis gründet, dass sie also der Null und der Eins nicht die Stirn bieten kann, dies fände, dies sicherte seinen Reflex leicht in Freges Ausarbeitung der logischen Genese der Zahlen.69
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Je vous ai dit – indiqué tout au moins – ce qui fait difficulté dans cette genèse logique, à savoir justement la béance, que je vous ai soulignée du triangle mathématique, entre ce zéro et ce un, béance que redouble leur opposition d’affrontement.
Ich habe Ihnen gesagt oder zumindest angedeutet, was in dieser logischen Genese die Schwierigkeit ausmacht, nämlich die Klaffung zwischen der Null und der Eins, die ich für Sie beim mathematischen Dreieck herausgestellt habe, eine Klaffung, die durch ihren konfrontativen Gegensatz verdoppelt wird.70
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Que déjà ce qui peut intervenir, ne soit là que du fait que ce soit là l’essence du premier couple, que ce ne puisse être qu’un troisième et que la béance comme telle soit toujours laissée du deux, c’est là quelque chose d’essentiel à rappeler, en raison de quelque chose de bien plus dangereux à laisser subsister dans l’analyse que les aventures mythiques d’Œdipe, qui sont en elles-mêmes sans aucun inconvénient pour autant qu’elles structurent admirablement la nécessité qu’il y ait quelque part au moins un qui transcende ce qu’il en est de la prise de la fonction phallique.
Dass bereits das, was intervenieren kann, nur deshalb da ist, weil darin die Essenz des ersten Paares besteht, und dass dies nur etwas Drittes sein kann und dass von der Zwei stets die Klaffung als solche gelassen wird, daran zu erinnern ist wesentlich, wegen etwas, das in der Analyse fortbestehen zu lassen weitaus gefährlicher ist als die mythischen Abenteuer von Ödipus, die an sich keinen Nachteil haben, da sie auf bewundernswerte Weise die Notwendigkeit strukturieren, dass es irgendwo mindestens einen gibt, der das transzendiert, was mit dem Einnehmen der phallischen Funktion zu tun hat.71
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Le mythe du père primitif ne veut rien dire d’autre.
Nichts anderes besagt der Mythos vom Urvater.72
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Ceci y est très suffisamment exprimé pour que nous puissions en faire aisément usage, outre que nous le trouvons confirmé par la structuration logique |{107} qui est celle que je vous rappelle de ce qui est inscrit au tableau.
Das wird hier völlig hinreichend ausgedrückt, sodass wir es leicht verwenden können, abgesehen davon, dass wir es durch die logische Strukturierung bestätigt finden, also durch die, an die ich Sie mit dem, was an der Tafel steht, erinnere.73
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[16] Par contre, assurément rien de plus dangereux que les confusions sur ce qu’il en est de l’Un.
Jedoch sicherlich nichts Gefährlicheres als die Verwirrungen über das, worum es beim Einen geht.
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L’Un, comme vous le savez, est fréquemment évoqué par Freud comme signifiant ce qu’il en est d’une essence de l’Éros qui serait celle justement de la fusion.
Das Eine wird, wie Sie wissen, von Freud häufig heraufbeschworen, als das bezeichnend, was ein Wesen des Eros wäre, das eben in der Verschmelzung bestünde.74
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À savoir que la libido serait de cette sorte d’essence qui des deux tendrait à faire Un, et qui – mon Dieu, selon un vieux mythe qui assurément n’est pas du tout de bonne mystique – serait ce à quoi tiendrait une des tensions fondamentales du monde, à savoir de ne faire qu’Un, ce mythe qui est véritablement quelque chose qui ne peut fonctionner qu’à un horizon de délire et qui n’a à proprement parler rien à faire avec quoi que ce soit que nous rencontrions dans l’expérience.
Die Libido wäre also eine Art von Essenz, die danach streben würde, aus Zwei Eins zu machen, sie wäre – mein Gott, einem alten Mythos zufolge, der sicherlich keineswegs zur guten Mystik gehört –, sie wäre das, worauf eine der grundlegenden Spannungen der Welt aus wäre, nämlich nur darauf aus, Eins zu machen, ein Mythos, der wirklich nur vor einem Horizont des Wahns funktionieren kann und der mit irgendetwas, das uns in der Erfahrung begegnet, streng gesagt nichts zu tun hat.
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S’il y a quelque chose qui est bien patent dans les rapports entre les sexes, et que l’analyse non seulement articule, mais est faite pour faire le jouer dans tous les sens, s’il y a bien quelque chose qui dans les rapports fait difficulté, c’est très précisément les rapports entre les femmes et les hommes.
Wenn es etwas gibt, das in den Verhältnissen zwischen den Geschlechtern ganz offensichtlich ist und das von der Analyse nicht nur artikuliert wird, sondern wobei sie dazu da ist, es in alle Richtungen spielen zu lassen, wenn es etwas gibt, das in den Verhältnissen Schwierigkeit macht, dann sind es ja eben die Beziehungen zwischen den Frauen und den Männern.
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Et que rien ne saurait y ressembler à je ne sais quoi de spontané, hors précisément cet horizon dont je parlais tout à l’heure comme étant à la limite fondé sur je ne sais quel mythe animal et que d’aucune façon l’Éros, soit une tendance à l’Un, bien loin de là.
Und dass darin nichts etwas Spontanem ähneln könnte – außerhalb des Horizonts, von dem ich vorhin als etwas gesprochen habe, das sich letztlich auf einen gewissen Tiermythos gründet – und dass der Eros in keiner Weise ein Streben nach dem Eins ist, weit davon entfernt.
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C’est dans cette mesure, c’est dans cette fonction que toute articulation précise de ce qu’il en est des deux niveaux… de ce où ce n’est que dans la discorde que se fonde l’opposition entre les sexes en tant qu’ils ne pourraient d’aucune façon s’instituer d’un universel …qu’au niveau de l’existence – au contraire – c’est très précisément dans une opposition qui consiste dans l’annulation, le vidage d’une des fonctions comme étant celle de l’Autre, que recèle la possibilité de l’articulation du langage.
Daran liegt es, an dieser Funktion, dass jede präzise Artikulation dessen, worum es auf diesen beiden Ebenen geht, wo sich der Gegensatz zwischen den Geschlechtern [einerseits] nur auf den Widerstreit gründet, insofern sie in keiner Weise durch eine Allgemeinaussage eingesetzt werden könnten, wo jedoch [andererseits] der Gegensatz auf der Ebene der Existenz in der Annullierung, in der Entleerung einer der Funktionen besteht, derjenigen des Anderen, den die Möglichkeit der Artikulation der Sprache in sich enthält --.75
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C’est cela qui me paraît essentiellement à mettre en évidence.
Das ist das, was, so scheint mir, im Wesentlichen ans Licht zu bringen ist.
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Observez que tout à l’heure, vous ayant parlé successivement de la négation, de la conjonction et de la disjonction, je n’ai pas poussé jusqu’au bout de ce qu’il en était de l’implication.
Beachten Sie, dass ich vorhin, als ich zu Ihnen über die Negation, dann über die Konjunktion und schließlich über die Disjunktion sprach, dass ich das nicht zu Ende geführt habe, nicht bis zur Frage der Implikation.76
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Il est clair qu’ici encore l’implication – elle – ne saurait fonctionner qu’entre les deux niveaux, celui de la fonction phallique et celui qui l’écarte.
Es ist klar, dass auch die Implikation hier nur zwischen den beiden Ebenen funktionieren könnte, derjenigen der phallischen Funktion und derjenigen, auf der sie zurückgewiesen wird.77
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Or, rien de ce qui est disjonction, au niveau inférieur, au niveau de l’insuffisance de la spécification universelle, rien n’implique pour autant, rien n’exige que ce soit si, et si seulement, la syncope d’existence qui se produit au niveau supérieur, effectivement se produise que la discorde du niveau inférieur soit exigible, et très précisément réciproquement.
Nun impliziert aber nichts von dem, was auf der unteren Ebene Disjunktion ist – auf der Ebene des Ungenügens der universalen Spezifizierung –, nichts impliziert, nichts fordert, dass dann und nur dann, wenn die Synkope der Existenz, die sich auf der oberen Ebene herstellt, sich tatsächlich herstellt, dass eben dann der Widerstreit der unteren Ebene zu fordern wäre und ebenso umgekehrt.78
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Par contre ce que nous voyons, c’est une fois de plus fonctionner d’une façon, mais distincte, mais séparée, la relation du niveau supérieur au niveau inférieur.
Was wir hingegen ein weiteres Mal funktionieren sehen, jedoch auf unterschiedliche, auf getrennte Weise, ist die Beziehung der oberen Ebene zur unteren Ebene.
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L’exigence qu’il existe au-moins-un homme, qui est celle qui paraît émise au niveau de ce féminin qui se spécifie d’être un pastoute, une dualité, le seul point où la dualité a chance d’être représentée.
Die Forderung, dass mindestens ein Mann existiert, [ist] die Forderung, die auf der Ebene des Weiblichen vorgebracht zu werden scheint, das dadurch spezifiziert ist, dass es ein pastoute ist – ein nichtalle –, eine Dualität, der einzige Punkt, wo die Dualität eine Chance hat, repräsentiert zu werden.79
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Il n’y a là qu’un réquisit, si je puis dire, gratuit.
Nur ist das ein, wenn ich so sagen darf, überflüssiges Erfordernis.
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Cet au-moins-un, rien ne l’impose sinon la chance unique – encore faut-il qu’elle soit |{108} jouée – de ce que quelque chose fonctionne sur l’autre versant, mais comme un point idéal, comme possibilité pour tous les hommes d’y atteindre.
Dieses mindestens einer wird durch nichts aufgenötigt außer durch die einzigartige Chance – auf die allerdings auch gesetzt werden muss –, dass auf der anderen Seite etwas funktioniert, jedoch als ein idealer Punkt, als Möglichkeit, die von allen Männern erreicht werden kann.80
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Par quoi ? Par identification !
Wodurch? Durch Identifizierung.81
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Il n’y a là qu’une nécessité logique qui ne s’impose qu’au niveau du pari.
Es gibt hier nur eine logische Notwendigkeit, die sich nur auf der Ebene der Wette aufzwingt.
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Mais observez par contre ce qu’il en résulte concernant l’universelle barrée… et c’est en quoi cet au-moins-un dont se supporte le Nom-du-Père, le Nom-du-Père mythique, est indispensable …c’est ici que j’avance un aperçu qui est celui qui manque à la fonction, à la notion de l’espèce ou de la classe.
Beachten Sie jedoch, was sich daraus für die durchgestrichene Allgemeinaussage ergibt – und darin ist dieses mindestens einer unentbehrlich, auf das sich der Name-des-Vaters, der Name des mythischen Vaters, stützt82 –, hier bringe ich eine Einsicht vor, die der Funktion fehlt, die dem Begriff der Art beziehungsweise der Klasse fehlt.83
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C’est en ce sens que ce n’est pas par hasard que toute cette dialectique dans les formes aristotéliciennes a été manquée.
Insofern ist es kein Zufall, dass diese gesamte Dialektik in den aristotelischen Formen verfehlt worden ist.
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Où fonctionne enfin cet ∃ de x, cet il en existe au-moins-un qui ne soit pas serf de la fonction phallique []?
Wo funktioniert denn schließlich dieses ∃ von x, dieses es existiert mindestens einer, der nicht Höriger der phallischen Funktion ist []?
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Ce n’est que d’un réquisit, je dirais du type désespéré, du point de vue de quelque chose qui même ne se supporte pas d’une définition universelle.
Das gibt es nur durch ein Erfordernis verzweifelten Typs, möchte ich sagen, von einem Gesichtspunkt aus, der durch eine allgemeine Definition selbst nicht gestützt wird.84
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Mais par contre observez qu’au regard de l’universelle marquée, tout mâle est serf de la fonction phallique [].
Beachten Sie jedoch, dass im Hinblick auf die markierte Allgemeinaussage jedes männliche Wesen Höriger der phallischen Funktion ist [].
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Cet au-moins-un comme fonctionnant d’y échapper, qu’est-ce à dire ?
Dieses mindestens einer als etwas, das in der Weise funktioniert, dass es dem entkommt – was heißt das?
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Je dirai que c’est l’exception.
Ich möchte sagen, das ist die Ausnahme.
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C’est bien la fois où ce que dit – sans savoir ce qu’il dit – le proverbe que l’exception confirme la règle, se trouve pour nous supportée.
Das ist ja derjenige Fall, bei dem sich herausstellt, dass das, was das Sprichwort sagt, ohne zu wissen, was es sagt, nämlich Die Ausnahme bestätigt die Regel, dass das bei uns eine Stütze findet.
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Il est singulier que ce ne soit qu’avec le discours analytique que ceci, qu’un universel puisse trouver, dans l’existence de l’exception, son fondement véritable.
Es ist eigenartig, dass es nur durch den analytischen Diskurs dazu kommt, dass dies --, dass eine Allgemeinaussage in der Existenz der Ausnahme ihre wahrhafte Grundlage finden kann.
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Ce qui fait qu’assurément nous pouvons en tout cas distinguer l’universel ainsi fondé de tout usage rendu commun par la tradition philosophique du dit universel.
Und das heißt, dass wir die so gegründete Allgemeinaussage sicherlich in jedem Fall unterscheiden können von dem Gebrauch besagter Allgemeinaussage, wie er durch die philosophische Tradition üblich geworden ist.
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Mais il est une chose singulière que je retrouve par voie d’enquête et parce que d’une formation ancienne je n’ignore pas tout à fait le chinois.
Es gibt jedoch etwas Merkwürdiges, das ich durch eine Recherche wiedergefunden habe und weil ich aufgrund einer früheren Ausbildung des Chinesischen nicht ganz unkundig bin.
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J’ai demandé à un de mes chers amis de me rappeler ce qu’évidemment j’avais gardé plus ou moins que comme trace et ce qu’il a fallu que je me fasse confirmer par quelqu’un dont c’est la langue maternelle.
Ich habe einen meiner lieben Freunde gebeten, mir etwas ins Gedächtnis zurückzurufen, das ich offensichtlich mehr oder weniger nur als Spur behalten hatte und wobei es nötig war, mir das durch jemanden, für den das die Muttersprache ist, bestätigen zu lassen.
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Il est assurément très étrange que dans le chinois la dénomination du tout homme, qu’il s’agisse de l’articulation de dōu, |[18] que je ne vous écris pas au tableau parce que je suis fatigué, ou de l’articulation plus ancienne qui se dit tcha…
Es ist sicherlich sehr merkwürdig, dass im Chinesischen die Bezeichnung für alle Menschen, ob es sich nun um die Artikulation von dōu handelt, die ich Ihnen, weil ich müde bin, nicht an die Tafel schreibe, oder um die ältere Aussprache, die tcha lautet --.85
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Enfin si ça vous amuse, je vais quand même vous l’écrire :
都 dōu (tcha)
Also wenn Ihnen das Spaß macht, werde ich Ihnen das trotzdem anschreiben:
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{109} Est-ce que vous vous imaginez qu’on peut dire, par exemple : Tous les hommes bouffent ?
Können Sie sich vorstellen, dass man beispielsweise sagen kann: Alle Menschen futtern?
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Eh bien ça se dit : měi gèrén dōu chí.
Na ja, das sagt man so: měi gèrén dōu chí.
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Měi insiste sur le fait qu’il est bien là, et si vous en doutiez, la numérale gè montre bien qu’on les compte.
Měi insistiert darauf, dass es tatsächlich da ist, und falls Sie das bezweifeln, zeigt das Numerale gè an, dass sie gezählt werden.
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Mais ça ne les fait pas tous, on ajoute dōu ce qui veut dire sans exception.
Aber das macht aus ihnen noch nicht alle, man fügt noch dōu hinzu, das bedeutet ohne Ausnahme.86
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Je pourrais vous citer bien sûr, d’autres choses.
Ich könnte Ihnen natürlich noch andere Sachen zitieren.
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Je peux vous dire que Tous les soldats ont péri, ils sont tous morts, en chinois ça se dit : Soldats sans exception kapout. [Gelächter]
Ich kann Ihnen sagen, dass Alle Soldaten sind gefallen, sie sind alle tot, auf Chinesisch so gesagt wird: Soldaten ausnahmslos kaputt. [Gelächter]
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Le tout que nous voyons pour nous s’étaler de l’intérieur et ne trouver sa limite que de l’inclusion, d’être pris dans des ensembles de plus en plus vastes.
Das alle, das wir sehen, wie es sich für uns von innen her ausbreitet und seine Grenze nur durch die Inklusion findet, dadurch, dass es unter immer umfassendere Mengen subsumiert wird --.
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En langue chinoise on ne dit jamais dōu ni tcha qu’en pensant la totalité dont il s’agit comme contenu.
Im Chinesischen sagt man dōu oder tcha immer nur so, dass man dabei die Ganzheit, um die es geht, als in etwas enthalten denkt.
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Vous me direz : sans exception, mais bien sûr ce que nous, nous découvrons dans ce que je vous articule comme relation ici de l’existence unique par rapport au statut de l’universel, prend figure d’une exception.
Sie werden mir sagen: Ohne Ausnahme, aber natürlich, das, was wir entdecken – in dem, was ich Ihnen hier als Beziehung der einzigartigen Existenz im Verhältnis zum Status der Allgemeinaussage darlege –, das nimmt natürlich die Gestalt einer Ausnahme an.
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Mais aussi bien n’est-ce – cette idée-là – que le corrélat de ce que j’ai appelé tout à l’heure le vide de l’Autre ?
Aber ist das nicht auch, diese Idee hier, nur das Korrelat dessen, was ich vorhin die Leere des Anderen genannt habe?
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Ce en quoi nous avons progressé dans la logique des classes, c’est que nous avons créé la logique des ensembles.
In der Klassenlogik haben wir dadurch Fortschritte gemacht, dass wir die Mengenlogik erfunden haben.
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La différence entre la classe et l’ensemble, c’est que : quand la classe se vide il n’y a plus de classe, mais que quand l’ensemble se vide, il y a encore cet élément de l’ensemble vide.
Der Unterschied zwischen Klasse und Menge ist Folgender: Wenn die Klasse leer wird, gibt es keine Klasse mehr, wenn jedoch die Menge leer wird, gibt es noch das Element, das aus der leeren Menge besteht.87
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C’est bien en quoi, une fois de plus, la mathématique fait faire un progrès à la logique.
Darin führt die Mathematik wieder einmal zu einem Fortschritt in der Logik.
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Et c’est ici que nous pourrons… puisque nous continuons à nous entretenir, mais que ça va finir bientôt, je vous l’assure …c’est de voir alors là où reprendre l’unilatérité de la fonction existentielle pour ce qui est de l’autre, de l’autre partenaire en tant qu’il est sans exception.
Und hier könnten wir – da wir immer noch im Gespräch sind88, aber ich versichere Ihnen, gleich ist damit Schluss –, hier könnten wir dann sehen, wo die Einseitigkeit der Existenzfunktion aufzunehmen ist, bezogen auf das, was sich auf den anderen bezieht, auf den anderen Partner, insofern er ohne Ausnahme ist.
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Ce sans exception, qu’implique la non-existence de x dans la partie droite du tableau [], à savoir qu’il n’y a pas d’exception et que c’est là quelque chose qui n’a plus ici de parallélisme, de symétrie avec l’exigence que j’ai appelée tout à l’heure désespérée de l’au-moins-un, c’est une exigence autre et qui repose sur ceci : |[19] c’est qu’en fin de compte l’universel masculin peut prendre son assiette dans l’assurance qu’il n’existe pas de femme qui ait à être châtrée, et ceci pour des raisons qui lui paraissent évidentes.
Dieses ohne Ausnahme, das von der Nicht-Existenz des x im rechten Teil der Tabelle impliziert wird [], also dass es keine Ausnahme gibt und dass dies etwas ist, wozu es hier keine Parallelität mehr gibt, keine Symmetrie zur Forderung nach dem mindestens einen, die ich vorhin als verzweifelt bezeichnet habe, das ist eine andere Forderung, die darauf beruht, dass sich die männliche Allgemeinaussage letztlich auf die Versicherung stützen kann, dass keine Frau existiert, die kastriert werden müsste, und dies aus Gründen, die ihm als evident erscheinen.89
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Seulement ceci n’a en fait – vous le savez – pas plus de portée pour la raison que c’est une assurance tout à fait gratuite, à savoir que ce que j’ai rappelé tout à l’heure du comportement de la femme, montre assez que sa relation à la fonction phallique est tout à fait active.
Allerdings hat das tatsächlich, wie Sie wissen, keine Relevanz mehr, weil dies eine völlig überflüssige Versicherung ist, nämlich dass das Verhalten der Frau, an das ich vorhin erinnert habe, hinreichend zeigt, dass ihre Beziehung zur phallischen Funktion durchaus aktiv ist.90
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Seulement là, comme tout à l’heure, si la supposition fondée sur – en quelque sorte – l’assurance qu’il s’agit bien d’un impossible – ce qui est le comble du réel – ceci n’ébranle pas pour autant la fragilité, si je puis dire, de la conjecture parce qu’en tout cas la femme n’en est pas plus assurée dans son essence universelle, pour la simple raison de ceci : |{110} c’est que le contraire de la limite, à savoir qu’il n’y en ait pas, qu’ici il n’y ait pas d’exception, le fait qu’il n’y ait pas d’exception n’assure pas plus l’universel – déjà si mal établi en raison de ceci qu’il est discordant – n’assure pas plus l’universel de la femme.
Allerdings, hier wie vorhin: auch wenn die Annahme, die sich gewissermaßen auf die Versicherung gründet, dass es sich ja um etwas Unmögliches handelt, was der Gipfel des Realen ist91, so erschüttert dies jedoch nicht, wenn ich so sagen darf, die Fragilität der Konjektur92, denn dadurch ist die Frau jedenfalls nicht stärker in ihrer universalen Existenz versichert, aus dem folgenden einfachen Grund: Das Gegenteil der Grenze – also dass es keine Grenze gibt, dass es keine Ausnahme gibt, die Tatsache, dass es keine Ausnahme gibt – sichert nicht stärker die Allgemeinaussage, die, da sie diskordant ist, bereits so schlecht etabliert ist, sichert in keiner Weise die Allgemeinaussage der Frau.93
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Le sans exception, bien loin de donner à quelque tout une consistance, naturellement en donne encore moins à ce qui se définit comme pastout, comme essentiellement duel. Voilà !
Das ohne Ausnahme, weit davon entfernt, irgendeinem alle eine Konsistenz zu verleihen, verschafft natürlich noch weniger dem Konsistenz, was als pastout definiert ist, als nichtalle, als wesentlich dual.94 Voilà!
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Je souhaite que ceci vous reste comme cheville nécessaire à ce que nous pourrons tenter ultérieurement comme grimpette, si assurément nous sommes portés sur la voie où doit sévèrement s’interroger l’irruption de cette chose la plus étrange, à savoir la fonction de l’Un.
Ich hoffe, dass dies für Sie ein Bezugspunkt bleibt, notwendig für das, was wir später als Aufstieg versuchen können, wenn wir denn auf den Weg gebracht sind, auf welchem der Einbruch dieser äußerst seltsamen Sache streng befragt werden muss, nämlich die Funktion des Eins.
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On se demande bien des choses sur ce qu’il en est de la mentalité animale qui ne nous sert après tout ici que de référence en miroir, un miroir devant lequel – comme devant tous les miroirs – on dénie purement et simplement.
Man fragt sich Vieles zur Mentalität der Tiere, die uns letztlich nur als Spiegelreferenz dient, ein Spiegel, vor dem man, wie vor allen Spiegeln, schlicht und einfach verleugnet.
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Il y a quelque chose qu’on pourrait se demander : pour l’animal, y-a-t-il de l’Un ?
Es gibt etwas, das man sich fragen könnte: Für das Tier, gibt es da Eins?
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Le côté exorbitant de l’émergence de cet Un, c’est ce que nous serons amenés ailleurs à tenter de frayer.
Die exorbitante Seite des Auftauchens dieses Eins, wir werden andernorts versuchen, einen Zugang dazu zu bahnen.
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Et c’est bien pour cela que depuis longtemps je vous ai invités à relire, avant que je l’aborde, le Parménide de Platon.
Und aus diesem Grunde ersuche ich Sie seit langem, Platons Parmenides, bevor ich darauf zu sprechen komme, wiederzulesen.
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Anmerkungen
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Vgl. Jacques Lacan: … or Worse. The Seminar of Jacques Lacan, Book XIX. Edited by Jacques-Alain Miller. Translated by Adrian R. Price. Polity Press, Cambridge (UK) 2018.
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Das Erstellungsdatum einer PDF-Datei findet man im Adobe Acrobat Reader DC Version 2015 unter Datei > Eigenschaften > Beschreibung > Erstellt am.
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Vgl. Sitzung vom 9. Februar 1972 des Seminars … ou pire, hier.
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Gemeint ist Roman Jakobson; vermutlich bezieht Lacan sich hier auf den Vortrag von Jakobson, über den er bereits in der vorangehenden Sitzung des Seminars (in der Sitzung vom 9. Februar 1972) gesprochen hatte.
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Lacan setzt hier die Auseinandersetzung mit René Thom fort, die er in der Vortragsreihe Das Wissen des Psychoanalytikers in der Sitzung vom 3. Februar 1972 begonnen hatte (vgl. Version Miller S. 76).
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Die „Signifikanten-Kombinatorik“ ist die Syntax im Gegensatz zur Semantik.
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René Thom ist einer der Begründer der mathematischen Katastrophentheorie, mit der sprunghafte Veränderungen beschrieben werden können. In Thoms Vortrag ging es vermutlich darum, die Katastrophentheorie für die Sprachanalyse fruchtbar zu machen. Die Kurven, von denen Lacan spricht, dürften solche sein, mit denen „Katastrophen“ dargestellt werden, also unstetige Veränderungen.
Thom geht die Sprache von der Semantik her an: Er wählt als Ausgangspunkt, dass die Sprache die Funktion hat, Sachverhalte zu beschreiben, nämlich positive oder negative „Katastrophen“ (wünschenswerte oder zu vermeidende sprunghafte Veränderungen). Durch die Benennung der Dinge (sagt Thom) löst sich der Mensch von der Faszination durch die Dinge und lebt in verschiedenen „semantischen Räumen“. Die „physischen Phänomene“, auf die sich Lacan in seinem Thom-Kommentar bezieht, sind möglicherweise die Probleme der Bestandserhaltung von Organismen, die, Thom zufolge, die letzte Grundlage der Sprachentwicklung sind.
Vgl. René Thom: Vom Icon zum Symbol. Skizze einer Theorie des Symbolismus. Übersetzt von Beate von Pückler und Elisabeth Walther. In: Semiosis. Internationale Zeitschrift für Semiotik und Ästhetik, Heft 10, 3. Jg. (1978), S. 5–23, im Internet hier. Frz. Original: De l’icone au symbole. In : Cahiers internationaux de symbolisme, 22–23 (1973), S. 85–106 und als Kapitel XI von: René Thom: Modèles mathématiques de la morphogénèse. Recueil de textes sur la théorie des catastrophes et ses applications. Union Générale d’Editions, Paris 1974.
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Möglicherweise bezieht Lacan sich hier auf die in der Sprachwissenschaft übliche Klassifizierung der Verben nach Aktionsarten. Es gibt unterschiedliche Klassifikationen. Eine häufig verwendete Unterscheidung ist die zwischen Zustandsverben (wie „wissen“) und Tätigkeitsverben (wie „sprechen“), eine andere Unterscheidung ist die zwischen telischen und atelischen Verben – telische Verben beziehen sich auf das Erreichen eines Endpunktes und damit einer Veränderung (z.B. aufwachen), atelische Verben beziehen sich auf Vorgänge von unbestimmter Dauer (z.B. träumen). Übrigens verwendet man auch im Französischen den deutschen Terminus Aktionsarten; Lacan spricht hier jedoch von types d’actions.
Die Unterscheidung von Aktionsarten gehört in den Bereich der Semantik (möglicherweise hatte Thom sich dazu geäußert).
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Lacan signalisiert hier vielleicht, dass um ein Henne-oder-Ei-Problem geht (was war zuerst: die Sexualität oder die Sprache) und dass eine Entscheidung nicht möglich ist.
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Vgl. Simone de Beauvoir: Le deuxième sexe. 2 Bde. Gallimard, Paris 1949.– Dt.: Das andere Geschlecht. Sitte und Sexus der Frau. Übersetzt von Eva Rechel-Mertens und Fritz Montfort. Rowohlt, Hamburg 1951. Neue Übersetzung unter demselben Titel von Uli Aumüller und Grete Osterwald. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1992.
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Das heteros (das andere Geschlecht) ist also kein deuteros (kein zweites Geschlecht). Warum nicht? Weil die Zwei konnotiert, dass es ein sexuelles Verhältnis gibt, eine Komplementarität (so gesehen war die Übersetzung von Le deuxième sexe mit Das andere Geschlecht eine kluge Entscheidung).
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Bisexualität hier vermutlich im Sinne von „Zweigeschlechtlichkeit“.
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„Adam erkannte seine Frau Eva“ (1. Moses 4,1, Lutherübersetzung 2017) bedeutet: Adam hatte mit Eva Geschlechtsverkehr. Der Ausdruck findet sich auch in 1. Moses 4,17 („Kain erkannte seine Frau“) und in 1. Moses 4, 25 („Adam erkannte abermals seine Frau“).
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Nous wird mit „Geist“ oder „Verstand“ oder „Vernunft“ oder „Intellekt“ übersetzt, Hyle mit „Stoff“ oder „Materie“.
Der Verstand (Nous) bringt die Materie (Hyle) in eine Form (Morphe); diese Konzeption geht auf Aristoteles zurück und wird seit der Scholastik als Hylemorphismus bezeichnet.
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Anspielung auf das vorangegangene Seminar 18 von 1971, D’un discours qui ne serait pas du semblant (Über einen Diskurs, der nicht vom Schein wäre). Lacan bezieht sich auf den Konditional in s’appellerait (sich nennen würde) und im Titel des Seminars (serait, wäre).
Das französische Konditional entspricht dem deutschen Konjunktiv, das wäre ist ein Ersatz für den Konjunktiv II.
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Eineindeutigkeit (oder Bijektivität) ist ein Begriff der Mengenlehre. Die Beziehung zwischen zwei Mengen ist dann eineindeutig, wenn jedem Element der einen Menge genau ein Element der anderen Menge zugeordnet ist und umgekehrt.
Die eineindeutige Entsprichtung ist wesentlich dafür, die Zahl zu vergegenwärtigen: Lacan bezieht sich hier wohl darauf, dass das Konzept der Bijektivität es Cantor ermöglich hat, zu beweisen, dass die unendlichen Mengen der natürlichen Zahlen, der geraden Zahlen und der rationalen Zahlen gleich groß sind (dass sie gleiche „Mächtigkeit“ haben), während die unendliche Menge der rationalen Zahlen eine andere Mächtigkeit hat, genauer: dass sie eine größere Mächtigkeit hat.
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Der Modus der Notwendigkeit entspricht der Wiederholung.
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Vgl. Lacan, Das Wissen des Psychoanalytikers, Sitzung vom 6. Januar 1972; in: Ders.: Ich spreche zu den Wänden. Gespräche aus der Kapelle von Sainte-Anne. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2013, hier: S. 78.
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Partouze (auch partouse geschrieben) bedeutet „Gruppensex“. Das Wort wurde dadurch gebildet, dass an partie (Partie eines Spiels, wie in „Partie Poker“) das Suffix -ouze angehängt wurde.
Die sexuellen Phantasien, die bei einer sexuellen Begegnung zwischen zweien ins Spiel kommen, gehen über die Eins-zu-eins-Beziehung hinaus.
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Lacan sagt la normale, en deux mots (das Normale, in zwei Wörtern), um den Ausdruck von dem lautgleichen l’anormale (das Anormale) abzugrenzen.
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Lacan spricht Hautre und Hun am Anfang mit einem deutlich hörbaren deutschen h aus, also als [hotʀ] und [hœ̃] (41:53); das Hautre wird von ihm außerdem gebrüllt.
Mit dem anlautenden gehauchten h verwendet er ein Phonem, das im französischen Phonemsystem bekanntlich nicht existiert (weshalb aus Heinrich Heine „Einrisch Eine“ wird). Durch das anlautende gehauchte h klingen Autre und Un (für ein französisches Ohr) fremdartig, deutsch.
Die Schreibweise Hun für Un hatte Lacan bereits ein Jahr zuvor in der geschriebenen Version von Lituraterre verwendet, in dem von ihm geprägten Wort Hun-En-Peluce, das auf un en plus aufbaut „eins mehr“ (in: Autres écrits. Seuil, Paris 2001, S. 11–20, hier: S. 16; vgl. die Übersetzung im Internet hier).
Das hinzugefügte h erinnert an hénaurme als Schreibweise für énorme (enorm), die dem Wort einen scherzhaft-übertreibenden Akzent verleiht (eine Erfindung von Flaubert, siehe etwa dessen Brief an Jules Duplain vom 20. Oktober 1857, hier). Das h in „hénaurme“ funktioniert phonetisch jedoch anders. Das Flaubert’sche h ist ein sogenanntes aspiriertes h, das, dem Namen zum Trotz, gerade nicht gehaucht wird, sondern ausschließlich den Effekt hat, Liaison und Apostrophierung zu verhindern. „Les énormes déficits“, hier wird das s von les ausgesprochen und gebunden: [lezenoʁm deficit]; „les hénaurmes déficits“, hier wird das s nicht ausgesprochen und nicht gebunden: [leˊenoʁm defisit].
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Die Katalepsie ist eine zeitweilige Lähmung.
Am Anfang von Platons Gastmahl wird berichtet, dass Sokrates auf dem Weg zum Gastmahl, über etwas nachdenkend, stehen bleibt und die anderen bittet, weiterzugehen [174 d]; anschließend erfährt man, dass er im Vorhof des Nachbarn steht und nicht zum Gastmahl hereinkommen will [175 a]. „Denn er hat das so in der Gewohnheit, bisweilen hält er an, wo es sich eben trifft, und bleibt stehen.“ [175 b, Schleiermacher-Übersetzung] Später erzählt Alkibiades, das Sokrates bei einem Feldzug nachdenkend von einem Morgen bis zum nächsten Morgen auf einer Stelle stehen blieb [220 c-d].
Lacan deutet diese Zustände hier als Formen der Konversionshysterie.
Seine Charakterisierung von Sokrates als Hysteriker geht auf das Jahr 1970 zurück (Allocution sur l’enseignement. In: Autres écrits. Seuil, Paris 2001, S. 297–305, hier : S. 302). Danach kommt er häufig darauf zurück.
Nicht-neurologisch verursachte Formen der Lähmung wurden bereits von Charcot als Formen der Hysterie gedeutet (vgl. S. Freud: Charcot (1895). In: Gesammelte Werke, Bd. 1. Imago, London 1952, S. 21–35, hier: S. 33). Freud schließt daran an und begreift Lähmungszustände als typische Symptome der Hysterie (etwa in Über den psychischen Mechanismus hysterischer Phänomene (1892/95), GW 1, S. 81–98). Den Ausdruck „Konversionshysterie“ prägt er in der Krankengeschichgte des Kleinen Hans (Analyse der Phobie eines fünfjährigen Knaben (1909), GW 7, S. 349).
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Im Diskurs des Hysterikers ist das gespaltene Subjekt ($) am Platz oben links, den Lacan ab Seminar 18 (Über einen Diskurs, der nicht vom Schein wäre) als „Platz des Scheins“ bezeichnet:
Diskurs des Hysterikers
Sokrates ist Hysteriker und das heißt, er agiert als gespaltenes Subjekt ($) ausgehend vom Platz oben links, vom Platz des Scheins. (Als gespaltenes Subjekt: ausgehend von seinem Symptom.)
Die Formel für den Diskurs des Hysterikers (bzw. der Hysterikerin) wurde von Lacan in Seminar 17 von 1969/70 eingeführt, Die Kehrseite der Psychoanalyse. Dieser Diskurs ist dort einer von vier Diskursen, die drei anderen sind: Analytischer Diskurs, Diskurs des Herrn und Diskurs der Universität.
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L’haine de sa femme heißt auch „der Hass auf seine Frau“.
In den Diskursformeln ist der Platz des Anderen der Platz oben rechts. Im Diskurs des Hysterikers findet man dort S1, den Herrensignifikanten. Will Lacan hier andeuten, dass für Sokrates seine Frau als Herrensignifikant fungierte?
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Lacan prägt einen Neologismus, indem er sa femme in ein Verb verwandelt, s’affemmer, etwa „sich in eine Frau verwandeln“, lautgleich mit s’affamer, „hungern“, lautähnlich mit s‘affirmer. „sich selbst bestätigen“, „deutlich erkennbar werden“.
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Diese Bemerkung stütztlich auf die Darstellung von Sokrates‘ Tod in Platons Phaidon. Dort heißt es:, dass Xanthippe Sokrates kurz vor seiner Hinrichtung im Gefängnis besuchte und über seinen bevorstehenden Tod klagte und dass Sokrates sie daraufhin fortbringen ließ [60 a]. In Seminar 23, Das Sinthom, wird Lacan sich ein weiteres Mal darauf beziehen, dass Sokrates vor seinem Tod nicht mit seiner Frau sprechen wollte (vgl. Sitzung vom 18. November 1975, Version Miller S. 12 f., meine Übersetzung hier).
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Psychoanalytischer Diskurs:
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Ich folge hier der Stenotypie; Version Staferla hat: „c’est non pas de sa position d’Hun qui serait réductible… “.
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Das Wort Organ kommt vom griechischen Wort organon, und organon bedeutet „Werkzeug“.
Den Terminus ustensile (Utensil, Gerät) verwendet Sartre in Das Sein und das Nichts; er setzt dort ustensile und instrument miteinander gleich und verwendet ustensile als Ausgangspunkt für seinen Begriff der ustensilité, also der „Ustensilität“.
„Et la chose, en tant qu’elle repose à la fois dans la béatitude quiète de l’indifférence et que pourtant elle indique au-delà d’elle des tâches à remplir qui lui annoncent ce qu’elle a à être, c’est l’instrument ou l’ustensile.“
(Jean-Paul Sartre: L’être et le néant. Essai d’ontologie phénoménologique. Gallimard, Paris 1943, S. 250)
„Und das Ding, insofern es in der ruhigen Seligkeit der Indifferenz ruht und zugleich jedoch jenseits von ihm zu erfüllende Aufgaben anzeigt, die ihm das ankündigen, was es zu sein hat, ist das Instrument oder das Utensil.“
(Jean-Paul Sartre: Das Sein und das Nichts. Versuch einer phänomenlogischen Ontologie. Übersetzt von Hans Schöneberg und Traugott König. Rowohlt, Reinbek 1994, S. 369 f.)
Sartre übersetzt mit utensile Heideggers Begriff „Zeug“ (für „Werk-Zeug“) (vgl. Schöneberg/König-Übersetzung, a.a.O., S. 1121); man könnte utensile an dieser Stelle von Lacans Seminar also auch mit „Zeug“ übersetzen.
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Lacan bezieht sich hier auf Freges Neudeutung der Aussage als einer Verbindung von Funktion und Argument. Eine Aussage ist ein Ausdruck, der wahr oder falsch ist. Frege zufolge besteht eine Aussage aus einer Funktion und einem Argument. Eine Funktion ist ein Ausdruck mit einer Leerstelle, etwa “ ( ) ist ein Säugetier“; eine Funktion ist weder wahr noch falsch. An der Leerstelle können Ausdrücke wie „ein Hund“ oder „eine Biene“ eingesetzt werden, wodurch der gesamte Ausdruck wahr oder falsch wird, sich also in eine Aussage verwandelt. An der Leerstelle kann aber auch eine Variable eingesetzt werden, die für gewöhnlich als x notiert wird. Frege bezeichnet den Ausdruck, der an der Leerstelle eingefügt wird, als „Argument“; in „X ist ein Säugetier“ ist „X“ also das Argument.
Vgl. Gottlob Frege: Funktion und Begriff (1891). In: Ders.: Funktion, Begriff, Bedeutung. Hg. v. G. Patzig. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1986, S. 18–39.
In Φx ist Φ die Funktion und x die Variable; häufig wird von Lacan aber auch der gesamte Ausdruck Φx als „Funktion“ bezeichnet; diese Doppeldeutigkeit von „Funktion“ ist in der symbolischen Logik verbreitet.
Bereits in der Sitzung vom 8. Dezember 1971 des Seminars „… oder schlimmer“ hatte Lacan sich auf Freges Begriffspaar von Funktion und Argument bezogen.
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Die Aussagenlogik ist ein Teilgebiet der Logik. Sie untersucht die Verknüpfung von Elementaraussagen durch Junktoren und prüft, wie sich die Wahrheitswerte der Elementaraussagen zum Wahrheitswert der zusammengesetzten Aussage verhalten. Angenommen zwei Elementaraussagen werden mit p und q abgekürzt, dann können p und q beide wahr oder falsch sein (W oder F). Die wichtigsten Junktoren sind „und“, (inklusives) „oder“ sowie die Implikation und die Negation. Das ergibt dann beispielsweise für den Junktor UND: Wenn p wahr ist UND wenn zugleich q wahr ist, ist die zusammengesetzte Aussage ebenfalls wahr; wenn eine der beiden Teilaussagen falsch ist oder beide Teilaussagen falsch sind, ist die zusammengesetzte Aussage falsch.
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Die Variable x verschafft dem Argument Platz, d.h. die Variable wird an der Leerstelle der Funktion eingesetzt, so dass eine Aussage entsteht, die wahr oder falsch ist.
Mit den „Modi“, in denen die Variable operiert, sind hier die vier Quantoren gemeint; die Variable x ist mit vier unterschiedlichen Quantoren verbunden: , , und .
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In der Aussagenlogik sind diese vier Junktoren die grundlegenden Beziehungen zwischen Aussagen.
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Lacan setzt hier die Zweiwertigkeit der Aussagen voraus, d.h. dass sie entweder wahr oder falsch sind und nichts Drittes. Unter dieser Bedingung gilt: Wenn p wahr ist und wenn ich p negiere, also nicht-p bilde, dann muss nicht-p falsch sein.
Wahrheitstabelle für die Negation:
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Ich vermute, dass gemeint ist: Die Beziehung zwischen den Formeln ist keine Negationsbeziehung, und zwar weder zwischen den oberen und den unteren Formeln noch zwischen den linken und den rechten Formeln.
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Lacan setzt hier voraus, dass alle vier Formeln wahr sind. In den beiden unteren Formeln wird die phallische Funktion als Wahrheit behauptet, in den beiden oberen Formeln wird die phallische Funktion negiert. Die zweite Komponente der beiden oberen Formeln, also , kann man so lesen: „Es ist wahr, dass sich das sexuelle Verhältnis nicht auf die phallische Funktion gründet“. Das lässt sich (Zweiwertigkeit vorausgesetzt) umformen in: „Es ist falsch, dass sich das sexuelle Verhältnis auf die phallische Funktion gründet“, und das ist die „wahre Wahrheit“, die in den Formeln nicht geschrieben ist.
Bei dieser Gelegenheit erfährt man, dass alle vier Formeln eine Aussage darüber machen, worauf sich das sexuelle Verhältnis gründet.
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Die obere Ebene ist nicht die Negation der unteren Ebene, da sie andere Quantoren verwendet.
Die oberen Formeln behaupten, dass es ein sexuelles Verhältnis gibt, da die phallische Funktion nicht interveniert, die unteren Formeln behauptet, dass die Beziehung zwischen den beiden Geschlechtern durch die phallische Funktion zustande kommt, weshalb es kein sexuelles Verhältnis gibt. Insofern artikulieren die unteren Formeln das, was für die oberen Formeln das Hindernis ist.
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Es wird also nicht das bereits existierende Männliche der linken Seite zugeordnet und das bereits existierende Weibliche der rechten Seite, sondern dadurch, dass ein Individuum der einen oder anderen Seiten zugeordnet ist, dem „alle“ oder dem „nichtalle“, wird es das, was als „männlich“ oder „weiblich“ bezeichnet wird.
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Die Wiederholung des Verbs „aufteilen“ signalisiert, dass es weiterhin um die Beziehung zwischen der linken und der rechten Seite geht.
Ich nehme an, dass sich Lacan mit der Unterscheidung zwischen „wählen“ und „aufteilen“ auf die Negation bezieht. Nimmt man an, dass es zwischen der linken und der rechten Seite eine Negationsbeziehung gibt, hätte man es mit einer Wahl zu tun. Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine Aufteilung. (Der Sinn dieser Unterscheidung ist mir nicht klar.)
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Die Aussagenverknüpfung „p UND q“ ist nur dann wahr, wenn sowohl p als auch q wahr sind. Lacan bezieht sich hier auf eine Konjunktion, die einen „Wert“ hat, gemeint ist: die den Wahrheitswert „wahr“ hat.
Wahrheitstabelle für die Konjunktion:
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Vermutlich will Lacan hier sagen, dass die beiden unteren Aussagen nicht zugleich wahr sein können: Es kann nicht zugleich wahr sein, dass alle x der phallischen Funktion unterworfen sind und das nichtalle x der phallischen Funktion unterworfen sind. (Das gilt natürlich nur, wenn für x dasselbe Argument eingesetzt wird.)
Wenn beide Aussagen nicht zugleich wahr sein können, ist die Verknüpfung der beiden Aussagen durch „und“ falsch.
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Die Disjunktion ist eine Aussagenverknüpfung durch „oder“. Das „oder“ kann zwei Bedeutungen haben:
(a) entweder p oder q oder beide (inklusive Disjunktion),
(b) entweder p oder q, nicht aber beide (exklusive Disjunktion).
Hier ist die inklusive Disjunktion gemeint.„Die Disjunktion bekommt ihren Wert nur von daher …“: Die Aussagenverknüpfung durch eine inklusive Disjunktion ist nur dann wahr …
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Damit eine Aussageverknüpfung durch das inklusive Oder wahr ist, müssen nur minimale Anforderungen erfüllt sein; nur eine der vier möglichen Kombinationen der Wahrheitswerte von p und q führt bei einer inklusiven Disjunktion dazu, dass die zusammengesetzte Aussage falsch ist.
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„Die Disjunktion ist gültig“, „Die Disjunktion hat Bestand“ meint hier: Die Disjunktion von zwei Aussagen ist dann wahr …“.
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Lacan deutet den Satz „Es ist falsch, dass sich das sexuelle Verhältnis auf die phallische Funktion gründet“ jetzt so: „Es ist nicht die wahre Wahrheit, dass sich das sexuelle Verhältnis auf die phallische Funktion gründet“.
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Offenbar ist gemeint: Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob zumindest eine der beiden oberen Aussagen wahr wäre. Wohl insofern, als man spontan denken könnte: Von diesen beiden Aussagen, „Es gibt ein Individuum, das der phallischen Funktion entgeht“ und „Es gibt nicht ein Individuum, das der phallischen Funktion entgeht“, muss doch eine wahr sein.
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Am Rande erfährt man hier: Die oberen beiden Formeln stellen dar, unter welcher Bedingung es ein sexuelles Verhältnis geben könnte (nämlich unter der Bedingung, dass die phallische Funktion außer Kraft gesetzt ist).
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Die eine der beiden Allgemeinaussagen ist inkonsistent, damit ist vermutlich gemeint, sie beginnt mit dem Quantor „nichtalle“.
Die Beziehung zwischen der Aussage mit dem Quantor alle und der Aussage mit dem Quantor nichtalle wird hier als discorde bezeichnet, als „Widerstreit“.
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Zum „mindestens ein“ vgl. in Seminar 18 die Sitzungen vom 19. Mai 1971 (Version Miller S. 144) und vom 9. Juni 1971 (Version Miller S. 153), in Seminar 19 die Sitzungen vom 8. Dezember 1971 (Version Miller S. 15 und 16), vom 15. Dezember 1971 (Version Miller S. 36) und vom 12. Januar 1972 (Version Miller S. 46).
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Möglicherweise will Lacan hier sagen, dass es auf der rechten Seite eigentlich keine Aussage gibt und das es deshalb auch keine Aussagenverknüpfung geben kann, also auch keine Disjunktion. –?
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Auf der unteren Ebene gibt es eine „Abschaffung“ des sexuellen Verhältnisses, nämlich durch die phallische Funktion. Auf der oberen Ebene hat man es mit der Zurückweisung der phallischen Funktion zu tun. Damit gibt es Aussichten, das sexuelle Verhältnis zumindest zu erhoffen.
Wir finden nur noch das eine der beiden Geschlechter: Dies ist möglicherweise ein Versuch, Freuds Vermutung zu reartikulieren, dass die Libido ausschließlich männlich ist.
„Ja, wüßte man den Begriffen ‚männlich und weiblich‘ einen bestimmteren Inhalt zu geben, so ließe sich auch die Behauptung vertreten, die Libido sei regelmäßig und gesetzmäßig männlicher Natur, ob sie nun beim Manne oder beim Weibe vorkomme und abgesehen von ihrem Objekt, mag dies der Mann oder das Weib sein.“
(S. Freud: Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie (1905). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 3. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 37–145, hier: S. 123.)
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Von Ovid wird dieser Mythos so erzählt:
„Während sich solches begab nach des Schicksals Walten auf Erden
Und in der Wiege geschützt der wiedergeborene Bacchus
Lag, ließ Jupiter einst nach der Sage, von Nektar erheitert,
Lastende Sorgen beiseit und trieb mit der müßigen Juno
Froh kurzweiligen Scherz und äußerte: „Euere Wollust [voluptas]
Ist doch größer gewiß, als die uns Männern zu teil wird.“
Juno verneint. Es beliebt, des gelehrten Tiresias Meinung
Einzuholen darob: der kannte die beiden Genüsse.
Denn er hatte verletzt zwei Leiber gewaltiger Schlangen,
Die sich gepaart im grünen Gebüsch, mit dem Streiche des Stabes.
Sieh, aus dem Mann ward plötzlich ein Weib, und sieben der Herbste
Hatte er also verlebt. Im achten erblickt er dieselben
Wieder und sprach: „Wenn ein Hieb auf euch so wirket mit Zauber,
Daß er des Thäters Geschlecht zum entgegengesetzten verwandelt,
Schlag ich wiederum euch.“ Wie er traf die nämlichen Schlangen,
Kehrte die früh’re Gestalt und die erstverliehene Bildung.
Dieser, von beiden gewählt, den launigen Streit zu entscheiden,
Pflichtet dem Jupiter bei. Das nahm Saturnia, sagt man,
Über Gebühr und nicht der Sache gemäß sich zu Herzen,
Und sie verwies in ewige Nacht die Augen des Richters.
Für das benommene Licht – denn nie darf Taten von Göttern
Ändern ein anderer Gott – gibt ihm der allmächtige Vater
Zukunft wissenden Geist und mildert die Strafe durch Ehre.“(Ovid: Metamorphosen, drittes Buch. Übersetzung von Reinhart Suchier, von hier; lateinische Fassung hier)
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Ödipus heiratete Iokaste und schlief mit ihr; er wusste nicht, dass sie seine Mutter war. Lacan unterstellt hier, dass Iokaste durchaus wusste, dass Ödipus ihr Sohn war. Iokaste war der „höchste Besitz“ auch in dem Sinne, dass sie die Königin von Theben war.
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Lacan bezieht sich auf das Seminar Die Namen des Vaters, das von ihm nach der ersten Sitzung abgebrochene wurde, am 20. November 1963. Bis dahin hatte Lacan seine Vorlesungen im Pariser Sainte-Anne-Krankenhaus gehalten. Der Abbruch erfolgte durch Lacan, weil ihm im September 1963 von der École française de psychanalyse die Zulassung als Lehranalytiker entzogen worden war. Er erhielt er einen Lehrauftrag von der École des hautes études en sciences sociales mit der École normale supérieure de Paris in der Rue d’Ulm als Veranstaltungsort, wo er ab Januar 1964 sein Seminar abhielt. 1969 wechselte der Veranstaltungsort zur Rechtsfakultät der Sorbonne am Place du Panthéon, wo auch das laufende Seminar „… oder schlimmer“ stattfindet.
Nach dem Bruch von 1963 hatte Lacan in seinem Seminar immer wieder verkündet, dass er das Thema des abgebrochenen Seminars nie wieder aufnehmen werde.
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Jacques-Alain Miller hat den Vortrag vom 20. November 1963 im Jahre 2005 bei Seuil veröffentlicht. Die deutsche Übersetzung (von Hans-Dieter Gondek) erschien 2006 bei Turia und Kant, unter dem Titel Namen-des-Vaters.
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Man erfährt hier ein weiteres Mal, dass die oberen beiden Formeln angeben, unter welcher Bedingung es ein sexuelles Verhältnis gäbe.
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Möglicherweise bezieht Lacan sich hier auf Freuds These, dass die Libido immer männlichen Charakter hat.
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Die beiden unteren Formeln geben demnach an, was aufgrund der phallischen Funktion „funktioniert“, ich nehme an, dass unter anderem gemeint ist: was letztlich einen Geschlechtsakt ermöglicht.
Den Formeln links unten und rechts unten werden hier Modalkategorien zugeordnet, der Formel links unten ( ) die Notwendigkeit, der Formel rechts unten () die Kontingenz oder Zufälligkeit. Die linke Formel kann man demnach so lesen: „Alle x sind notwendigerweise der phallischen Funktion unterworfen.“ Die rechte Formel vielleicht so: „Nichtalle x sind der phallischen Funktion unterworfen, ihre Beziehung zur phallischen Funktion ist also kontingent.“
Über die Beziehung zwischen den beiden unteren Formeln weiß man jetzt:
– sie sind weder durch eine Negation noch durch eine Konjunktion noch durch eine Disjunktion miteinander verbunden,
– sie unterscheiden sich nicht nur durch den Quantor (alle versus nichtalle), sondern auch durch den Modus (notwendig versus kontingent). -
Der Platz für die Einschreibung des Sprechens ist, in Lacans Terminologie, der Andere. Für denjenigen, der nicht der phallischen Funktion unterliegt (Formel oben links) gibt es auf der rechten Seite (Formel oben rechts) keinen Anderen. Statt Anderer heißt es hier heteros.
Lacan bezieht sich auf die Bemerkung drei Sätze vorher, dass das heteros als abwesend nichts zwangsläufig das Vorrecht des weiblichen Geschlechts ist. Ich nehme an, dass gemeint ist: Für beide Geschlechter gilt, dass sich ihr Unbewusstes nicht auf das andere Geschlecht bezieht.
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Lacan kündigt mit dieser Bemerkung auch das Thema der folgenden Sitzungen an, in denen es, anhand von Platons Parmenides, um das Verhältnis zwischen dem Sein und dem Einen geht.
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Vgl. Jacques Brunschwig: La proposition particulière et les preuves de non-concluance chez Aristote. In: Cahiers pour l’analyse, Heft 10, 1969 (Le Seuil, Paris), S. 3–26, im Internet hier.
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Diese drei Thesen sind festzuhalten:
– Die Existenz ist im Symbol verwurzelt.
– Existieren ist nicht Sein.
– Die Existenz kann nur außerhalb des Universalen etabliert werden. -
Brunschwig versucht zu zeigen, dass Aristoteles sich bei der Analyse der partikulären Aussage an der Mehrdeutigkeit des Ausdrucks einige abarbeitete. Man kann unter einige „nur einige“ verstehen oder „mindestens einige“. Wenn ich mich mit einige auf „nur einige“ beziehe, gibt es zwischen den Aussagen „Einige Menschen sind wissbegierig“ und „Alle Menschen sind wissbegierig“ einen Widerspruch. Wenn ich mit einige „mindestens einige“ meine, sind sie vereinbar. In der Umgangssprache versteht man unter einige für gewöhnlich „nur einige“ (wenn ich etwas über einige behaupte, behaupte ich damit implizit, dass es nicht für alle gilt). In der klassischen Logik hingegen verwendet man einige im Sinne von „mindestens einige“ (wenn hier etwas über einige behauptet wird, ist damit nicht ausgeschlossen, dass es für alle gilt).
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Auf den Goldenen Esel von Apuleius hatte Lacan sich ausführlicher bezogen in Seminar 8, Die Übertragung, in der Sitzung vom 12. April 1961, auf das logische Quadrat von Apuleius in Seminar 9, Die Identifizierung, in der Sitzung vom 17. Januar 1962.
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Für Lacan sind Sprache und Mathematik zwei unterschiedliche Formen des Symbolischen; die Mathematik gehört für ihn nicht zur Sprache.
In der Mathematik geht es seiner Ansicht nach (falls ich die Bemerkung richtig verstehe) um Zahlen, nicht um Quantitäten.
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Die Sprache hat einen Zugang zur Zahl (also zum Außersprachlichen), allerdings nur zur Beziehung zwischen Null und Eins; in den Formeln der Sexuierung entspricht dem die Beziehung zwischen „Es existiert mindestens ein“ (oben links) und „Es existiert nicht“ (oben rechts).
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Das Reale ist das logisch Unmögliche, diese These entwickelt Lacan seit Seminar 9 von 1961/62, Die Identifizierung. Vgl. auf dieser Website den Artikel „Das Reale ist das Unmögliche“. Das Unmögliche (und damit das Reale) kann, Lacan zufolge, nur durch die Logik bestimmt werden, nicht durch die Sprache.
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In der oberen Ebene der Formeln der Sexuierung besteht das sexuelle Nicht-Verhältnis in der Beziehung zwischen dem „Es existiert nicht“ und dem „Es existiert“. Lacan deutet dieses Verhältnis als Beziehung zwischen der Eins und der Null. Demnach ist das Verhältnis zwischen der Eins und der Null eine der Formeln des sexuellen Nicht-Verhältnisses.
Die Beziehung zwischen der Eins und der Null ist Hauptgegenstand von Freges Untersuchung der logischen Grundlagen der Arithmetik. Vgl. Gottlob Frege: Die Grundlagen der Arithmetik (1884). Auf diese Schrift bezieht sich Lacan ein erstes Mal in Seminar 4 von 1956/57, Die Objektbeziehung, dann zunehmend ab Seminar 9 von 1961/62, Die Identifizierung.
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Zwischen der Null und der Eins gibt es demnach eine Klaffung. Worin besteht sie? Ich habe nicht die geringste Idee, RN.
Lacan bezieht sich hier auf seine Bemerkungen zum arithmetischen (oder Pascal’schen) Dreieck im laufenden Seminar (also nicht in Sainte-Anne) in der Sitzung vom 19. Januar 1972 (vgl. Version Miller S. 59–61, Übersetzung hier).
Was ist mit der Verdoppelung der Klaffung durch den konfrontativen Gegensatz gemeint? Auch das ist mir nicht klar.
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Die These im ersten Teil dieses Satzes scheint zu sein: Zwischen Zweien gibt es stets eine Klaffung, diese Klaffung ist das Wesen des Paares und in diese Klaffung kann sich etwas Drittes einschreiben.
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Der Übergang von Ödipus zum Urvater erklärt sich von daher, dass Lacan den Urvatermythos als Freuds Ödipusmythos begreift.
Der Urvater transzendiert die phallische Funktion: er genießt uneingeschränkt.
Den Urvatermythos findet man in: S. Freud: Totem und Tabu (1912–1913). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 3. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 287–444, hier vor allem: S. 426–430.
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In den Formeln entspricht dem Urvater die Formel oben links (), der Brüderhorde der Ausdruck unten links ( ).
Ist gemeint: Zwischen zweien, nämlich zwischen einem Mann und einer Frau, gibt es immer eine Klaffung (die von alle und nichtalle), und in diese Klaffung schreibt sich der Urvater ein – ?
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Vgl. S. Freud: Jenseits des Lustprinzips (1920). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 3. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 213–272, vor allem Kap. V und VI, sowie S. Freud: Das Ich und das Es (1923). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 3, a.a.O. S. 273–330, vor allem Kap. IV, „Die beiden Triebarten“.
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Das Nicht-Verhältnis zwischen den Geschlechtern hat also zwei Formen:
– Auf der Ebene der affirmierten phallischen Funktion (also auf der Ebene der unteren beiden Formeln) besteht das Nicht-Verhältnis darin, dass es keine Allgemeinaussage über beide Geschlechter gibt, das heißt im Widerstreit zwischen einer Aussage über alle und einer Aussage über nichtalle.
– Auf der Ebene der negierten phallischen Funktion (also auf der Ebene der oberen beiden Formeln) besteht das Nicht-Verhältnis darin, dass der Existenz gewissermaßen der Partner fehlt, dass der Andere hier inexistent ist. -
Wahrheitstabelle für die (materiale) Implikation:
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Zwischen den beiden Ebenen könnte es zwei Implikationsverhältnisse geben. Erste Möglichkeit: Die Verknüpfung der beiden unteren Aussagen (der Aussagen mit Affirmation der phallischen Funktion) impliziert die Verknüpfung der beiden oberen Aussagen (der Aussagen mit Negation der phallischen Funktion). Zweite Möglichkeit: umgekehrt.
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Die Verknüpfung der beiden unteren Aussagen wird hier zunächst als Disjunktion bezeichnet, dann als Widerstreit. Das Ungenügen der universalen Spezifizierung besteht darin, dass nicht über beide Seiten allgemeine Aussagen gemacht werden können.
Die Formel oben rechts, die mit „Es existiert kein x“ beginnt (mit ), wird hier als „Synkope der Existenz“ charakterisiert.
Zwischen den beiden Ebenen gibt es zwei mögliche Implikationsbeziehungen, keine der beiden Möglichkeiten ist gültig.
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Die Formeln können demnach auch so gelesen werden, dass von einem Element der rechten Seite (etwa Formel unten rechts) ein Element auf der linken Seite (etwa Formel oben links) gefordert wird.
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Die Rede von „allen“ Männern bringt den Quantor alle wieder ins Spiel.
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Der von der Formel oben links () dargestellte „Urvater“ ist demnach ein Ideal auf der Seite des Mannes, das jedem Mann durch Identifizierung zugänglich ist.
Möglicherweise ist gemeint: Eine Bedingung dafür, dass ein Mann mit einer Frau Geschlechtsverkehr hat, ist die, dass er sich gewissermaßen mit dem Urvater identifiziert, also mit einem Wesen, dessen Sexualität keiner Einschränkung unterliegt.
Auf diese Möglichkeiten muss gesetzt werden, ich nehme an: durch die Frau.
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Lacan setzt hier miteinander gleich: den Namen-des-Vaters und den Urvater; beide stützen sich auf das mindestens einer.
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Eine Art oder Klasse beruht auf einem gemeinsamen Merkmal. Beispielsweise zeichnen sich Pilze u.a. durch das Merkmal der fehlenden Photosynthese aus. Eine Menge ist eine bestimmter Typus einer Klasse.
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Du type désespéré kann auch bedeuten „des verzweifelten Typen“.
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Bei der Transkription des Chinesischen folge ich hier und im Folgenden der Übersetzung von Adrian Price.
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Vgl. hierzu auf der Internetseite lacanchine.com die Artikel von Guy Flecher, Guy Sizaret u.a.
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Die leere Menge ist eine Menge, die keine Elemente enthält. Da zwei Mengen gleich sind, wenn sie dieselben Elemente enthalten (Extensionalitätsaxiom), gibt es nur eine einzige leere Menge. Symbole für die leere Menge sind Ø und {}. Die leere Menge ist Teilmenge jeder Menge. Da Teilmengen Elemente einer Menge sind, kann man auch sagen: Eine leere Menge ist Element jeder Menge.
Nachdem Lacan in diesem Seminar die Eins (oder das Eins) zunächst mithilfe von Freges Grundlagen der Arithmetik rekonstruiert hatte (Verhältnis von Null und Eins), entwickelt er ab dieser Sitzung einen zweiten Zugang zur Eins: auf dem Weg über die Mengenlehre und den Unterschied zwischen dem Eins der Menge und dem Eins des Elements. Die leere Menge entspricht dem Verhältnis zwischen Null und Eins – Null: sie enthält kein Element, Eins: sie ist eine Menge.
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Nous continuons à nous entretenir meint auch „wir fahren fort, zu trainieren“, „wir fahren fort, uns aufs Laufende zu bringen“, hier bezogen auf die Logik (Hinweis von Adrian Price in seiner englischen Übersetzung).
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Ich vermute, dass gemeint ist: Die Aussage, dass alle x der phallischen Funktion (der Kastration) unterliegen (Formel unten links), stützt sich darauf, dass ihm Frauen als bereits kastriert erscheinen, sodass sie nicht mehr kastriert werden müssen. Dass sie bereits kastriert sind, ist für ihn „evident“, deutlich sichtbar.
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Die Formel oben rechts kann demnach als eine überflüssige Forderung begriffen werden, die von der Formel unten links ausgeht, so wie zuvor die Formel oben links als eine überflüssige Forderung bestimmt wurde, die von der Formel unten rechts ausgeht.
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Möglicherweise ist Folgendes gemeint: Von der männlichen Seite geht die Annahme aus, dass keine Frau existiert, die kastriert werden müsste, da Frauen evidentermaßen bereits kastriert sind. Von daher wäre, sie zu kastrieren, etwas Unmögliches und damit etwas Reales (das Reale ist das Unmögliche). Das würde aber heißen, dass Frauen ebenso wie Männer der phallischen Funktion unterliegen (verstanden als eine bestimmte Form der Kastration). Und daraus würde sich ergeben, dass die folgende Universalaussage wahr wäre: Alle Frauen unterliegen der der phallischen Funktion, was man so schreiben könnte: , also mit derselben Formel wie die, die man links unten auf der Seite des Mannes findet.
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Die Konjektur (die Vermutung) besteht hier vermutlich in der Annahme, dass alle Frauen der phallischen Funktion zuzuordnen sind. Diese Konjektur ist fragil – die Vermutung ist wacklig.
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Die Formel unten rechts auf der Seite der Frau wird hier durch zwei Merkmale charakterisiert.
(1) Die Allgemeinaussage hier „diskordant“, d.h. der Quantor alle ist hier negiert und wird damit zum nichtalle (). In einer früheren Sitzung dieses Seminars hatte Lacan die Negation des Quantors als „diskordantielle Negation“ definiert (Sitzung vom 8. Dezember 1971, Version Miller S. 22 Übersetzung hier).
(2) In den Formeln gibt es auf der Seite der Frau keine Ausnahme. Daraus könnte man folgern, dass hierdurch auf der Seite der Frau das alle gestärkt wird – die phallische Funktion gälte dann auf der Seite der Frauen für alle ohne Ausnahme. Diese Annahme trifft (in Lacans Logik) nicht zu, da das alle hier die Ausnahme voraussetzt.
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Mit der Dualität dürfte hier die Dualität der Jouissance-Arten auf der Seite der Frau gemeint sein, einerseits „phallische Jouissance“, andererseits „weibliche Jouissance“.