Jacques Lacan
Seminar XIX, … oder schlimmer
(XII) Sitzung vom 10. Mai 1972
Übersetzung und Erläuterung
Maske der antiken griechischen Komödie,
Nachbildung in Terrakotta, ca. 300 v. Chr.
Jacques Lacan:
Seminar XIX (1971/72): „… oder schlimmer“
und
Vortragsreihe „Das Wissen des Psychoanalytikers“ (1971/72)
(XII) Sitzung vom 10. Mai 1972
Übersetzt und mit erläuternden Anmerkungen versehen von Rolf Nemitz
Vollständige Übersetzung von Seminar 19 und
Übersetzung von „Das Wissen des Psychoanalytikers“ ab der vierten Sitzung
auf der Grundlage der Staferla-Version und von Tonaufnahmen
Teil 12 von 16 Übersetzungen. Etwa jeden Monat erscheint die Übersetzung einer weiteren Sitzung.
Die übrigen Übersetzungen findet man hier.
In Millers Version des Seminars ist dies Kapitel XII, Le savoir sur la vérité, S. 167–179.
Die Übersetzung wird zweimal gebracht, zunächst nur deutsch, dann vergleichend: Satz für Satz französisch/deutsch.
Die zweisprachige Fassung enthält in den Anmerkungen zum französischen Text Hinweise auf Transkriptionsprobleme und auf größere Abweichungen in Millers Version; im deutschen Text findet man Links und Bilder, in den Anmerkungen zum deutschen Text Literaturangaben und inhaltliche Erläuterungen.
Einen Überblick über die verschiedenen Ausgaben von Seminar 19 findet man hier.
Herzlichen Dank an Gerhard Herrgott für großzügige Hilfe beim Übersetzen! Anregungen verdanke ich auch der englischen Übersetzung von Adrian Price.1
Zur Übersetzung
Seminar und Vortragsreihe
Jacques-Alain Miller hat in seine Ausgabe von Seminar XIX einen Teil einer Vortragsreihe integriert, die Lacan parallel, unter dem Titel Das Wissen des Analytikers, im Sainte-Anne-Krankenhaus in Paris hielt. Ab der vierten Sitzung vom 3. Februar 1972 beziehen sich diese Vorträge eng auf das Seminar, weshalb Miller sie ab dieser Sitzung in seine Seminar-Edition aufgenommen hat. Ich folge dem Vorbild von Miller und integriere die Vortragsreihe Das Wissen des Psychoanalytikers ab der Sitzung vom 3. Februar 1972 in die Übersetzung von Seminar XIX.
Die ersten drei Sitzungen von Das Wissen des Psychoanalytikers wurden getrennt veröffentlicht: Je parle aux murs. Entretiens de la chapelle de Sainte-Anne. Le Seuil, Paris 2011. Deutsch: Ich spreche zu den Wänden. Gespräche aus der Kapelle von Sainte-Anne. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2013.
Textgrundlage
Grundlage der Übersetzung ist:
Version Staferla von Seminar 19:
Jacques Lacan: … ou pire. Auf der Website staferla.free.fr, PDF-Datei, Fassung vom 25.10.2015
Die Lacan-Seminare auf der Staferla-Website werden von Zeit zu Zeit überarbeitet, ohne dass dies kenntlich gemacht wird. Aus diesem Grunde habe ich oben das Datum der von mir verwendeten Fassung angegeben.2 Zur Sicherheit habe ich diese Fassung der Staferla-Version hier gespeichert.
Die Transkription der Staferla-Version wurde von mir mit einer Tonbandaufnahme der Sitzung und mit der von Jacques-Alain Miller erstellten (redaktionell bearbeiteten) Version verglichen und an wenigen Stellen geändert. In Zweifelsfällen wurde die Stenotypie des Seminars und der Vortragsreihe, die man auf der Website der École lacanienne de psychanalyse findet, zu Rate gezogen. Wortwiederholungen, bei denen offenkundig ist, dass Lacan nach einer Formulierung sucht, habe ich gestrichen; Betonungs-Adverbien wie justement oder précisément habe ich nicht immer mitübersetzt. Der Schnitt der Sätze (Punkt oder Semikolon oder Komma) sowie die Orthografie wurden bisweilen verändert. Die Gliederung in Absätze ist von mir.
Stenotypien des Seminars und der Vortragsreihe gibt es auf der Website der École lacanienne de psychanalyse (ELP) hier. Tonaufnahmen von Seminar 19 und von Das Wissen des Psychoanalytikers findet man auf der Website von Patrick Valas, valas.fr, hier. Millers Version ist: J. Lacan: Le séminaire, livre XIX. … ou pire. 1971–1972. Textherstellung durch Jacques-Alain Miller. Le Seuil, Paris 2011.
Zur Notation
– Zwei Bindestriche, also: --, markieren, dass an dieser Stelle ein Satz grammatisch unvollständig abbricht.
– Wörter mit Sternchen: im Original deutsch.
– Der Schrägstrich / verbindet Übersetzungsvarianten.
– Einfügungen in eckigen Klammern dienen der Erläuterung und sind nicht von Lacan.
– Zahlen in geschweiften Klammern und grauer Schrift, z.B. {10}, verweisen auf die Seiten von Millers Ausgabe des Seminars bei Le Seuil.
– Zahlen in eckigen Klammern und grauer Schrift, z..B. [10], verweisen auf die Seitenzahlen der Stenotypie von Seminar 19 auf der Website der École lacanienne de psychanalyse, hier.
Sitzung vom 10. Mai 1972
Tonaufnahme und Stenotypie
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Eine Stenotypie der Sitzung vom 10. Mai 1972 findet man hier (von der Website der École lacanienne de psychanalyse).
Deutsch
Zahlen in geschweiften Klammern und grauer Schrift , z.B. {11}, verweisen auf die Seiten von Millers Ausgabe des Seminars bei Le Seuil.
Université Paris 1 Panthéon Sorbonne, Rechtsfakultät, Place du Panthéon
{167} Es ist für mich schwierig, Ihnen den Weg in einen Diskurs zu bahnen, der nicht alle hier interessiert. Ich möchte sagen: als nicht alle, und ich füge sogar hinzu: nur als nicht alle.
Eins ist offensichtlich, nämlich die Schlüsselfunktion des alle im Denken von Freud. Der Begriff der Masse, den er von diesem Dummkopf namens Gustave Le Bon übernimmt, dient ihm dazu, dieses alle zu entifizieren. Es ist nicht verwunderlich, dass er darin die Notwendigkeit eines es existiert entdeckt, von dem er hierbei nur den Aspekt sieht, den er mit *der einzige Zug* übersetzt, le trait unaire.
Der trait unaire, der unäre Zug, hat nichts mit dem Yad’lun zu tun, mit dem Skip-teins, das ich in diesem Jahr einzukreisen versuche, insofern man nichts Besseres tun kann – was ich mit oder schlimmer ausdrücke, wobei ich also nicht ohne Grund gesagt habe, dass es adverbial zu sagen ist.
Ich weise sofort darauf hin. Der unäre Zug ist das, wodurch die Wiederholung als solche gekennzeichnet ist. Die Wiederholung gründet kein alle und identifiziert nichts, da es von ihr tautologischerweise, wenn ich so sagen darf, kein Erstes geben kann.
Insofern verfehlt diese ganze Psychologie der Massen – des foules, wie man das übersetzt hat, psychologie des foules – das, was hier mit etwas mehr Glück zu sehen wäre, nämlich die Natur des pas tous, des nichtalle, auf die sich diese Psychologie gründet, eine Natur, die eben die der Frau ist, „der Frau“ in Anführungszeichen, die für Vater Freud bis zum Schluss das Problem war, das Problem im Hinblick darauf, was sie will. Darüber habe ich bereits zu Ihnen gesprochen. Aber kommen wir auf das zurück, was ich in diesem Jahr für Sie auszuspinnen versuche.
{168} Irgendetwas Beliebiges, das ist richtig, kann dazu dienen, das Eins der Wiederholung zu schreiben. Das heißt nicht, dass es nichts wäre, sondern dass es mit Beliebigem geschrieben werden kann, sofern sich das nur mit bestimmten Figuren leicht wiederholen lässt. Nichts ist leichter bildlich darzustellen – für das Wesen, das dafür verantwortlich ist, dafür zu sorgen, dass es spricht, dass es in der Sprache spricht –, nichts ist leichter bildlich darzustellen als dies, dass es dazu da ist, um auf natürliche Weise, wie man sagt, seinesgleichen oder seinen Typus zu reproduzieren. Nicht, dass es von Anfang an seine Figur zu machen wüsste, aber sie markiert dieses Wesen und das kann ihm die Markierung geben, die eben der unäre Zug ist. Der unäre Zug ist die Stütze dessen, wovon ich unter dem Namen des Spiegelstadiums ausgegangen bin, das heißt die Stütze der imaginären Identifizierung.
Diese Eintragung einer Stütze für das Typische, das heißt für das Imaginäre, also die Markierung als solche, der unäre Zug, bildet aber nicht nur kein Werturteil – da mir ja wieder eingefallen ist, dass man gesagt hat, ich würde Werturteile der folgenden Art abgeben: imaginär baba, symbolisch lecker-lecker. Sondern alles, was ich gesagt habe, was ich geschrieben habe, was ich in die Graphen eingetragen habe, was ich in diesem Fall im optischen Modell schematisiert habe, wo sich das Subjekt im einzigen Zug reflektiert und sich nur von dort aus als Ideal-Ich verortet, all dies verweist immer wieder darauf, dass die imaginäre Identifizierung durch eine symbolische Markierung vollzogen wird.Wer also diesen Manichäismus anprangert, das Igitt-Werturteil in meiner Lehre, der demonstriert nur, was er ist, wenn er mich seit Beginn meines Diskurses so verstanden hat, dessen Zeitgenosse er doch ist. Wenn sich ein Schwein auf die Hinterbeine stellt und ein aufrechtes Schwein abgibt, bleibt es nicht weniger das Schwein, das es immer schon gewesen ist, nur es selbst kann sich jedoch einbilden, dass man sich [nicht mehr] daran erinnert.
*
Um auf Freud zurückzukommen, von dem ich dort nur die Funktion kommentiert habe, die er unter dem Namen des Narzissmus eingeführt hat: Auf dem Irrtum, den er beging, als er das Ich (moi) unvermittelt mit seiner Massenpsychologie* verknüpfte, beruht das Unglaubliche der Institution – von der er das, was er die psychische Ökonomie nennt, projiziert hat –, das heißt der Organisation, der er den Aufschwung seiner Lehre glaubte anvertrauen zu müssen.
Warum wollte er sie so haben? Um die Hüter eines Wahrheitskern zu konstituieren. So hat Freud sich das zurechtgelegt. Und auch diejenigen, die sich als Früchte dieser Konzeption erweisen, drücken sich so aus, um – auch wenn sie erklären, dieser Kern sei bescheiden –, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Was von daher, wie es damit jetzt in der öffentlichen Meinung steht, komisch ist. Um das sichtbar zu machen, genügt es, auf das zu verweisen, was ein Garant dieser Art impliziert: eine Schule der Weisheit, so hätte man das seit jeher genannt. Ist sie es? Fragezeichen.
{169} Die Weisheit, wie sie vom Buch der Geduld her erscheint, vom Buch der Weisheit, also dem Ekklesiastes, was ist das? Das ist, wie dort klar gesagt wird, das Wissen von der Jouissance. Alles, was sich als ein Wissen dieser Art hinstellt, wird als Esoterik charakterisiert, und man kann sagen, dass es, außer der christlichen, keine Religion gibt, qui ne s’en pare, in beiden Bedeutungen des Wortes, die sich nicht damit schmückt / die sich nicht dagegen wehrt. In allen Religionen, in der buddhistischen wie auch in der mohammedanischen, von den anderen ganz zu schweigen, gibt es diesen Schmuck und diese Art, sich zu schmücken / sich zu wehren, ich meine, diese Art, den Platz des Wissens über die Jouissance zu markieren. Muss ich für die eine dieser Religionen an die Tantras erinnere, für die andere an die Sufis? Auch die vorsokratischen Philosophen befähigten sich dazu.
Und das ist das, womit Sokrates bricht, der an dessen Stelle – das kann man wirklich sagen – die Beziehung zum Objekt klein a setzt, das nichts anderes ist als das, was er die Seele nennt. Diese Operation wird hinreichend durch den Partner illustriert, der ihm im Gastmahl gegeben wird, in der durchaus historischen Gestalt des Alkibiades, anders gesagt der sexuellen Raserei, zu welcher normalerweise der Diskurs des, wenn ich so sagen kann, absoluten Herrn führt, das heißt, der nichts anderes produziert als die symbolische Kastration; ich erinnere an die Verstümmelung der Hermen, auf die ich seinerzeit hingewiesen habe, als ich das Gastmahl dazu genutzt habe, um die Übertragung zu artikulieren. Von Sokrates an wird das Wissen von der Jouissance nur am Rande der Kultur überleben, natürlich nicht ohne dass sie von daher etwas verspürt, das Freud verschämt ihr Unbehagen nennt.
Von Zeit zu Zeit brüllt ein Spinner, um sich darin, in den Folgen dieser Subversion, wiederzufinden. Zu einem historischen Ereignis wird das dann, wenn er in der Lage ist, sie in dem Diskurs zu Gehör zu bringen, von dem dieses Wissen produziert wurde, im christlichen Diskurs, um es deutlich zu sagen, denn, täuschen Sie sich nicht, der christliche Diskurs ist der Erbe des sokratischen Diskurses. Das ist der Diskurs desjenigen Herrn, der up to date ist, der Diskurs des neuesten Herrenmodells und der kleinen Mädchen, die Modell-Modelle sind und seine Sprösslinge. Man versichert mir, dass in diesem Genre das, was ich Modell-Modell nenne und was sich jetzt mit unterschiedlichen Initialen schmückt, die jedoch immer mit M beginnen, dass davon jede Menge hierherkommt. Ich weiß das, weil man mir das sagt. Denn was mich angeht, um diese zu sehen, genügt es mir nicht, Sie hier von da aus, wo ich bin, zu betrachten, denn diese sind ja von Anfang an nicht alle Modell-Modelle, pas toutes, ja, das sollten wir beachten.
Offensichtlich hat es eine Wirkung, wenn die Bemerkung, dass es Subversion gegeben hat – und ich habe gesagt, dass es sich um ein historisches Ereignis handelt –, wenn diese Bemerkung von einem Nietzsche ausgestoßen wird. Ich mache einfach darauf aufmerksam, dass er sie nur ausstoßen kann – ich meine, sich Gehör verschaffen kann –, indem er sie in dem einzig hörbaren Diskurs artikuliert, das heißt in demjenigen, der den Herrn, der up to date ist, determiniert, als dessen Nachkommenschaft. Die ganze feine Gesellschaft labt sich natürlich daran, aber das ändert daran nichts. Alles, was produziert worden ist, |{170} gehört von Anfang an dazu. Und dass selbst die Initialen, um die es soeben ging, ebenfalls von Anfang an dabei sind, wird natürlich erst nachträglich* entdeckt.
Ich halte es nicht für nutzlos, hier hervorzuheben, dass das pas tous, Maskulinum, gerade ganz natürlich in ein pas toutes, Femininum, hinübergeglitten ist. Dafür ist es gemacht.
All das Blabla, das ich heute vorbringe – also dass man in der Entstehung des Diskurses eine gewisse Bewegung aufzeigen kann –, soll nur betonen, dass deren Sinn problematisch bleibt, insbesondere von dem her, was man aus dem, was ich gerade gesagt habe, nicht heraushören darf, nämlich von einem Sinn der Geschichte her, denn dieser, wie jeder andere Sinn, klärt sich nur durch das, was eintrifft, und was eintrifft, ist eine Sache des Schicksals, de la fortune. Das heißt jedoch nicht, dass er nicht kalkulierbar wäre. Ausgehend von was? Ausgehend vom Eins, das man hier findet.
Allerdings darf man sich über das, was man an Eins findet, nicht täuschen, es ist niemals das, was man sucht. Darum, wie ich mal gesagt habe – im Gefolge eines anderen, der in derselben Lage war –, darum suche ich nicht – hat er gesagt –, ich finde. Das Vorgehen, das einzige, bei dem man sich nicht täuscht, besteht darin, sich ausgehend vom Fund die Frage zu stellen, was man, wenn man ihn gewollte hätte, hätte suchen müssen.
*
Wie lautet die Formel, mit der ich einmal die Übertragung artikuliert habe? Das ist das inzwischen berühmte sujet supposé savoir, das Subjekt, dem zu wissen unterstellt wird. Meine Schriftartefakte weisen hier einen Pleonasmus auf. Man kann hier Subjekt als ausgestrichenes S schreiben [$], was daran erinnert, dass ein Subjekt immer nur ein Unterstelltes ist, ein Hypokeimenon; Redundanz verwende ich nur ausgehend von der Taubheit des Anderen. Es ist klar, dass es das Wissen ist, das unterstellt wird, und darin hat sich nie jemand getäuscht. Das wem unterstellt wird? Sicherlich nicht dem Analytiker, sondern seiner Position.
Wozu man meine Seminare heranziehen kann, denn das ist wohl das, was auffällt, wenn man sie wiederliest: ohne Makel, im Unterschied zu meinen Schriften. Tja, so ist das, das liegt daran, dass ich schnell schreibe. Ich hatte mir das nie gesagt, es ist mir jedoch aufgefallen, weil ich kürzlich mit jemandem gesprochen habe; das war nach dem letzten Mal, als einige von Ihnen mich in Sainte-Anne gehört haben. Ich hatte da etwas vorgetragen ausgehend von der Mengenlehre, auf die ich mich hier bezogen hatte, um das Eins zu hinterfragen, von dem ich vorhin, gerade eben, gesprochen habe. |{171} Ich gehe immer gewisse Risiken ein; man kann nicht sagen, dass ich sie, mit dem nötigen Humor, in diesem Fall nicht eingegangen wäre: Zwei hoch Aleph-Index-Null minus Eins:
Ich glaube, ich habe Ihnen hinreichend den Unterschied klargemacht zwischen der 0 als Index und der Funktion der 0, wenn sie, im Rahmen einer exponentiellen Skala, als Exponent verwendet wird. Das heißt natürlich nicht, dass ich damit nicht die Empfindlichkeit von Mathematikern gereizt hätte, die an diesem Abend möglicherweise unter meinen Zuhörern waren. Was ich sagen wollte – in Erwartung einer Reaktion, das war ein Anstoß –, was ich sagen wollte, ist, dass sich dann, wenn die 1 abgezogen wird, dass sich dann das ganze Zahlengebäude – aufgefasst als Produkt einer logischen Operation, vor allem derjenigen, die von der Setzung der 0 und der Definition des Nachfolgers ausgeht –, dass sich dann das ganze Zahlengebäude in der gesamten Kette auflösen müsste, bis dahin, dass es zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrt.
Es ist merkwürdig, dass ich ausdrücklich jemanden kommen lassen musste, um aus seinem Munde die Stichhaltigkeit dessen wiederzufinden, was ich beim letzten Mal ebenfalls gesagt habe, nämlich dass dazu nicht nur diejenige Eins gehört, die von der Null her erzeugt wird, sondern noch eine weitere, die ich als eine gekennzeichnet habe, die sich in der Kette ausmachen lässt, beim Übergang von einer Zahl zur anderen, wenn es darum geht, ihre Teilmengen zu zählen. Damit hoffe ich, das abzuschließen.
Bereits jetzt aber begnüge ich mich damit, festzuhalten, dass die Person, die mich auf diese Weise bestätigt hat, die ist, die in einer Widmung, die vorzunehmen sie mir die Ehre erwies --; bei einem Artikel, in dem sie sich dahingehend geäußert hatte, dass ich schnell schriebe. Das war mir nicht in den Sinn gekommen, denn was ich schreibe, schreibe ich zehnmal um, aber es stimmt, beim zehnten Mal schreibe ich es sehr schnell. Aus diesem Grund bleiben Makel darin, denn das ist ein Text. Ein Text kann, wie der Name anzeigt, nur so gewebt werden, dass man Knoten macht. Wenn man Knoten macht, gibt es etwas, das übrigbleibt und herunterhängt, ich entschuldige mich dafür.
Ich habe immer nur für die Leute geschrieben, von denen anzunehmen war, dass sie mich gehört haben. Und wenn ich ausnahmsweise zuerst geschrieben habe – etwa den Kongressaufsatz –, dann habe ich immer nur einen Vortrag über meinen Aufsatz gehalten. Man möge heranziehen, was ich in Rom gesagt habe, für den danach benannten Kongress. Ich habe den geschriebenen Bericht verfasst, den man kennt, und das ist seinerzeit veröffentlicht worden. Was ich gesagt habe, habe ich in das Geschriebenes nicht aufgenommen, aber damit wird man sich leichter tun als mit dem Bericht selbst.
Diejenigen, für |{172} die ich also letztlich diese Arbeit einer logischen Wiederaufnahme unternommen hatte – eine Arbeit, die ihren Ausgangspunkt im Romvortrag hat –, sobald sie die kritische Linie aufgeben, die sich daraus ergibt, aus dieser Arbeit, um zu den Wesen zurückzukehren, von denen ich ja genau nachweise, dass dieser Diskurs sich davon fernhalten muss, um also zu diesen Wesen zurückzukehren und daraus die Stütze des Diskurses des Analysanten zu machen, wenn sie das tun, tun sie nichts anderes als dass sie zurückkehren zum Geschwätz. Deshalb haben diejenigen, die zu diesem Vortrag auf Abstand gegangen sind – gesagt, getan! –, seinen Sinn völlig verfehlt. Deshalb ist es bei meinem sujet supposé savoir dazu gekommen, dass sie etwas äußern und sogar, was noch stärker ist, schwarz auf weiß drucken, woran sich eben sehen lässt, dass sie – da sie von dem, wohin ich sie geführt habe, abgekommen sind, von der Linie, auf der ich sie gehalten habe –, dass sie davon nichts mehr wussten. Von daher, ich wiederhole es, haben sie gesagt, wenn man der Position des Analytikers dieses Wissen unterstellt, dann sei das ganz böse, denn damit sage man, dass der Analytiker fait semblant – dass er „Schein macht“, dass er so tut als ob.
Es gibt da nur eine winzige Kleinigkeit, auf die ich vorhin bereits hingewiesen habe, nämlich dass der Analytiker nicht „Schein macht“, er tut nicht so als ob. Er besetzt – er besetzt womit?, darauf werde ich noch zurückzukommen –, er besetzt die Position des Scheins. Er besetzt sie legitimerweise, weil es im Verhältnis zur Jouissance – zu der Jouissance, wie sie von den Psychoanalytikern erfasst werden muss, in den Worten desjenigen, den sie, als Analysanten, in seiner Äußerung als Subjekt unterstützen –, weil es im Verhältnis dazu keine andere haltbare Position gibt. Nur von hier aus lässt sich erfassen, bis wohin die Jouissance – die Jouissance dieser autorisierten Äußerung – ohne allzu offenkundigen Schaden geführt werden kann. Aber der Schein nährt sich nicht von der Jouissance – die er angeblich verhöhnt, denjenigen zufolge, die in den ausgetretenen Diskurs zurückfallen.
Er, dieser Schein, macht sich zum Sprachrohr von etwas, das nicht er selbst ist, und dies dadurch, dass er sich als Maske zeigt, ich meine als eine Maske, die wie auf der griechischen Bühne offen getragen wird. Der Schein zieht seine Wirkung daraus, dass er manifest ist. Wenn der Schauspieler die Maske trägt, verzieht sich sein Gesicht nicht, er ist nicht realistisch. Das Pathos ist dem Chor vorbehalten, dem chœur, der sich diesem Pathos, so kann man sagen, mit Herzenslust hingibt, à cœur joie. Und warum? Damit der Zuschauer, ich meine den der antiken Bühne, hier seine kommunitäre Mehrlust findet, die seine. Das ist ja das, was für uns den Wert des Kinos ausmacht. Dort ist die Maske etwas anderes, nämlich das Irreale der Projektion. Aber kommen wir zu uns zurück.
Von daher, dass er einem Etwas eine Stimme verleiht, kann der Analytiker demonstrieren, dass der Bezug auf die griechische Bühne angemessen ist. Denn was tut er, wenn er, als solcher, die Position des Scheins einnimmt? Nichts anderes, als dass er demonstriert, als dass er demonstrieren kann, dass der dem Begehren gegenüber verspürte Schrecken, von dem her die Neurose organisiert ist – was Abwehr genannt wird –, verglichen mit dem, was dabei, in reinem Verlust, an Arbeit |{173} produziert wird, nur eine Beschwörung ist, die Mitleid erregt. An den beiden Enden dieses Satzes finden Sie wieder, was Aristoteles als Wirkung der Tragödie auf den Zuschauer bezeichnet.
Und wo habe ich gesagt, dass das Wissen, von dem diese Stimme ausgeht, „vom Schein wäre“? Muss sie denn so erscheinen? Einen inspirierten Ton annehmen? Nichts dergleichen, die Weise und das Lied des Scheins sind nicht Sache des Analytikers.
Da jedoch klar ist, dass dieses Wissen nicht die Esoterik der Jouissance ist und auch nicht bloß das Savoir-faire des Grimassenschneidens, muss man sich entschließen, von der Wahrheit aus zu sprechen, als der grundlegenden Position, auch wenn man von dieser Wahrheit nicht alles weiß, denn ich definiere sie ja durch ihr Halbsagen, dadurch, dass sie nicht mehr als halbgesagt werden kann.
Aber was ist denn nun das Wissen, das von der Wahrheit her gesichert wird? Es ist nichts anderes als das, was aus der Notation hervorgeht, die sich daraus ergibt, dass die Wahrheit ausgehend vom Signifikanten gesetzt wird – eine Haltung, die recht schwer aufrechtzuerhalten ist, die jedoch dadurch bestätigt wird, dass sie ein nicht-initiatorisches Wissen liefert, da es – ob einem das nun gefällt oder nicht – von dem Subjekt kommt, das als solches durch einen Diskurs der Produktion unterworfen ist. Dieses Subjekt, das einige Mathematiker als kreativ bezeichnen, wobei sie präzisieren, dass es sich tatsächlich um ein Subjekt handelt, überschneidet sich damit, dass sich, in meiner Logik, das Subjekt abmüht, sich als Effekt von Signifikanten zu produzieren, wovon es natürlich ebenso unterschieden bleibt wie eine reelle Zahl von einer Folge, deren Konvergenz rational gesichert ist.
Von einem nicht-initiatorischen Wissen zu sprechen, das heißt, von einem Wissen zu sprechen, das auf anderen Wegen gelehrt wird als auf den direkten Wegen der Jouissance, auf Wegen, die allesamt durch das grundlegende Scheitern der sexuellen Jouissance konditioniert sind, ich meine durch das, worin sich die für das sprechende Wesen konstitutive Jouissance von der sexuellen Jouissance abgrenzt, eine Trennung und eine Abgrenzung, deren Blüte sicherlich kurz und begrenzt ist. Und deshalb hat man ausgehend vom analytischen Diskurs deren Katalog erstellen können, in der ganz und gar endlichen Liste der Triebe.
Die Endlichkeit dieser Liste ist verknüpft mit der Unmöglichkeit, die sich bei der wahrhaften Befragung des sexuellen Verhältnisses beweisen lässt. Genauer, gerade in der Praxis des sexuellen Verhältnisses bestätigt sich die Verbindung – die wir als sprechende Wesen überall sonst vorantreiben – zwischen dem Unmöglichen und dem Realen, dass es nämlich für das Reale keinen anderen Nachweis gibt.
Jede Realität ist verdächtig, nicht etwa imaginär zu sein, wie man mir zuschreibt, denn es ist ja ganz offensichtlich, dass das Imaginäre, wie es aus der Tierethologie hervorgeht, eine Artikulation des Realen ist. Der Verdacht, den wir gegenüber jeder Realität haben müssen, ist der, dass sie phantasmatisch ist. Und was es ermöglicht, dem zu entkommen, ist dies, dass eine Unmöglichkeit – in der symbolischen Formel, die wir daraus |{174} herausziehen dürfen – das Reale davon beweist, wobei es nicht ohne Bedeutung ist, dass man sich hier, um das betreffende Symbolische zu bezeichnen, des Wortes Term bedienen wird.
*
Die Liebe könnte ja auch zum Gegenstand einer Phänomenologie gemacht werden. Der literarische Ausdruck dessen, was über die Liebe verbreitet worden ist, ist so üppig, dass man annehmen darf, daraus ließe sich etwas herausziehen. Es ist jedoch merkwürdig, dass es, von einigen Autoren abgesehen, Stendhal, Baudelaire – und lassen wir die Liebesphänomenologie des Surrealismus beiseite, deren Moralismus einen umhaut, wie man wirklich sagen muss –, es ist merkwürdig, dass dieser literarische Ausdruck so kurz ist, dass uns von daher überhaupt nicht in den Sinn kommen kann, dass das Einzige, was uns interessieren würde, die Fremdartigkeit ist. Und während das hinreicht, um alles zu bezeichnen, was davon in den Roman des neunzehnten Jahrhunderts eingeschrieben ist, gilt für alles, was davor liegt, das Gegenteil. Das heißt – werfen Sie einmal einen Blick in L’Astrée, die den Zeitgenossen nicht wenig bedeutete –, das heißt, dass wir das, was sie den Zeitgenossen bedeuten konnte, so wenig begreifen, dass wir dabei nichts als Langeweile verspüren. Weshalb es für uns ziemlich schwierig ist, diese Phänomenologie zu erstellen, und wenn man sich an eine Bestandsaufnahme machen würde, könnte man von daher nur auf das Elend dessen schließen, worauf sie sich stützt.
Die Psychoanalyse jedoch ist, in aller Unschuld, in diese Richtung aufgebrochen. Natürlich ist das, was ihr zunächst begegnete, nicht besonders lustig. Man muss jedoch anerkennen, dass sie sich nicht darauf beschränkt hat.
好
hǎo
Und was ihr davon bleibt, von dem, was sie zunächst an Exemplarischem angebahnt hat, ist das Liebesmodell, wie es durch die Fürsorge der Mutter dem Sohn gegenüber geliefert wird, was auch mit dem chinesischen Schriftzeichen hǎo geschrieben wird, was „das Gute“ bedeutet oder „das, was gut ist“. Das ist nichts anderes als dies hier: 子, tseu, was „Sohn“ bedeutet, und dies: 女, nǚ, was „Frau“ heißt.
Wenn man das ausweitet – von der Tochter, die den greisen Vater zärtlich liebt, sogar bis zu etwas, auf das ich am Ende meiner Subversion des Subjekts anspiele, also bis zu dem Bergmann, den seine Frau abrubbelt, bevor er sie bumst –, dann wird uns das nicht besonders viel Licht auf das sexuelle Verhältnis werfen.
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Das Wissen über die Wahrheit ist für den Analytiker insofern nützlich, als es ihm ja erlaubt, sein Verhältnis zu diesen Subjektwirkungen ein wenig zu erweitern, worüber ich gesagt habe, dass er |{175} sie dadurch unterstützt, dass er das Feld für den Diskurs des Analysanten freilässt. Dass der Analytiker den Diskurs des Analysanten verstehen sollte, scheint durchaus etwas zu sein, das man vorziehen sollte. Aber zu wissen, von woher, ist eine Frage, die sich den Augen nicht aufzudrängen scheint, einfach nur von der Notation her, dass er so im Diskurs sein muss, dass er darin die Position des Scheins einnimmt. Man muss natürlich betonen, dass er die Position des Scheins als a einnimmt.
Einzig von dem her, was der Analysant sagt, kann der Analytiker etwas verstehen, das heißt von daher, dass er sich nicht als Ursache, sondern als Wirkung dieses Diskurses auffasst, was ihn nicht daran hindert, und das zu Recht, sich darin wiederzuerkennen. Und aus diesem Grunde ist es besser, dass er durch ihn hindurchgegangen ist, in der Lehranalyse, die nur dann zuverlässig sein kann, wenn sie nicht unter dieser Überschrift eingegangen wurde.
*
Es gibt eine Seite des Wissens über die Wahrheit, die ihre Kraft daraus zieht, dass sie den Inhalt dieses Wissens vollständig vernachlässigt und einschärft, dass die Signifikantenartikulation in solchem Maße Ort und Stunde dieses Wissens ist, dass etwas, das nichts anderes ist als diese Artikulation, deren Monstration im passiven Sinne, dazu gelangt, einen aktiven Sinn anzunehmen und sich als Demonstration dem sprechenden Wesen aufzunötigen. Das dabei nichts anderes tun kann als zu erkennen, dass es, was den Signifikanten angeht, ihn nicht nur bewohnt, sondern dass es nichts anderes ist als das davon Markierte. Denn die Freiheit, seine Axiome zu wählen – also den Ausgangspunkt für diese Demonstration, für diese Beweisführung –, besteht nur darin, als Subjekt ihren Konsequenzen unterworfen zu sein, Konsequenzen, die selbst nicht frei sind.
Ausgehend nur davon, dass die Wahrheit konstruiert werden kann, indem man einzig von 0 und 1 ausgeht, was erst zu Beginn des letzten Jahrhunderts getan wurde, mit dem Aufkommen der mathematischen Logik irgendwo zwischen Boole und De Morgan – wobei man nicht annehmen darf, dass 0 und 1 hier den Gegensatz von Wahrheit und Irrtum notieren, das ist die Enthüllung, die ihren Wert erst nachträglich* bekommt, durch Frege und Cantor –, von daher, dass diese 0, ausgesagt über den Irrtum, der die Stoiker blockierte, für die er etwas war, das zu dieser hinreißenden Verrücktheit der materialen Implikation führte. Bei der es so ist, dass sie von einigen nicht ohne Grund abgelehnt wurde, von daher, dass sie postuliert, dass diejenige Implikation wahr ist, bei welcher die formulierte Wahrheit aus dem formulierten Irrtum hervorgeht – der Irrtum, der die Wahrheit impliziert, ist eine wahre Implikation.
{176} Nichts dergleichen gibt es, wenn man mit der mathematischen Logik Folgendes setzt:
(0 → 1) → 1
0 impliziert 1, das ist eine Implikation, die als 1 notiert werden kann, das heißt als wahr.
0 hat ebenso viel Wahrheitswert wie 1, denn 0 ist nicht die Negation der Wahrheit 1, sondern die Wahrheit des Mangels, der darin besteht, dass bei 2 etwas fehlt, nämlich 1. Das bedeutet, einzig auf der Ebene der Wahrheit, dass die Wahrheit nur sprechen kann, indem sie sich gelegentlich, wie das seit Jahrhunderten geschehen ist, als doppelte Wahrheit behauptet, niemals jedoch, um die vollständige Wahrheit zu sein.
0 ist nicht die Negation von irgendetwas, vor allem nicht irgendeiner Vielheit. Sie spielt ihre Rolle bei der Errichtung des Zahlengebäudes. Wie allgemein bekannt ist sie wirklich nützlich. Wenn es nur Nullen gäbe, wie glatt würden das laufen! Was sie jedoch anzeigt, ist, wenn es zwei davon geben müsste, gibt es immer nur eine, und eben das ist eine Wahrheit. 0 impliziert 1, das Ganze impliziert 1 [(0 → 1) → 1], das ist nicht so aufzufassen, dass das Falsche das Wahre impliziert, sondern als zwei Wahre, von denen das eine das andere impliziert, aber auch so, dass es behauptet, dass dem Wahren der Partner stets fehlt.
Das Einzige, dem die 0 sich widersetzt, und das entschieden, ist dies, eine Beziehung zur 1 zu haben, die so wäre, dass sich daraus 2 ergeben könnte. Es ist nicht wahr – was ich mit dem entsprechenden Querstrich anzeige –, dass eine 0, die die 1 impliziert, die 2 impliziert:
Wie lässt sich dann erfassen, was es mit der 2 auf sich hat, ohne die sich, das ist klar, keine Zahl konstruieren lässt? Ich habe nicht davon gesprochen, sie aufzuzählen, sondern sie zu konstruieren. Eben deshalb habe ich Sie beim letzten Mal bis zum Aleph [א] geführt, um Sie am Rande spüren zu lassen, dass bei der Erzeugung einer Kardinalzahl ausgehend von einer anderen, durch Zählung der Untermengen, irgendwo irgendwas als solches gezählt wird, nämlich ein weiteres Eins, das ich ausgehend vom Pascal’schen Dreieck gekennzeichnet habe, indem ich darauf verwiesen habe, dass jede Zahl, die auf der rechten Seite die Anzahl der Teilmengen anzeigt, so gebildet wird, dass die Zahlen addiert werden, die dem, als Teilmengen, in der davorstehenden Menge korrespondieren.
{177}
Das ist dieses 1, das 1, das ich, beispielsweise wenn es um die 3 geht, so charakterisiert habe, nämlich als {a, b} im Gegensatz zu {c} und zum {b, a} [Versprecher, gemeint ist {b, c}], das ebenfalls kommt.
Damit es 4 davon gibt, muss es zusätztlich zum {a, b}, zum {b, a} [richtig wäre: {b, c}] und zum {a, c} noch das {a, b, c} geben, die Nebeneinanderstellung der Elemente der davorstehenden Menge, ihre Nebeneinanderstellung als solche, die dann einfach nur als 1 gezählt wird. Das ist das, was ich die Selbigkeit der Differenz genannt habe, denn es bezieht sich einzig auf ihre Eigenschaft als Differenz, dass die Elemente, die dann hier die Untermengen stützen, dass diese Elemente bei der Erzeugung der Teilmengen, die sich dann ergeben, mitgezählt werden.
Ich bestehe darauf. Es geht um die Frage, um was es sich bei dem Abgezählten handelt, nämlich um das zusätzliche Eins, insofern es als solches im Abgezählten mitgezählt wird, im Aleph seiner Teilmengen, bei jedem Übergang einer Zahl zu ihrem Nachfolger. Von daher, dass sie, von der Differenz als Eigenschaft her, als solche gezählt wird, erweist sich die Multiplikation, die ausgedrückt wird mit dem Exponentialausdruck 2n–1 der Teilmengen der davor stehenden Menge, ihrer Zweiteilung, erweist sich die Multiplikation in Aleph als was? als etwas, das der Prüfung des Abzählbaren unterzogen wird.
*
Da zeigt sich – insofern es um ein Eins geht, um das Eins –, dass es sich um ein anderes Eins handelt, und dass das, was sich ausgehend von 1 und 0 als Unerreichbarkeit der 2 konstituiert, dass sich dies nur auf der Ebene von Aleph-Null [] ergibt, das heißt auf der Ebene des Aktual-Unendlichen. |{178} Ich möchte Sie das, um zum Ende zu kommen, spüren lassen, in einer ganz einfachen Form, die sich auf das bezieht, was sich über die ganzen Zahlen in Bezug auf eine bestimmte Eigenschaft sagen lässt, nämlich die der Erreichbarkeit.
Definieren wir sie dadurch, dass eine Zahl dann erreichbar ist, wenn sie so erzeugt werden kann: entweder als Summe oder als Potenz von Zahlen, die kleiner sind als sie selbst. Unter diesem Gesichtspunkt erweist sich der Anfang der Zahlen als unerreichbar und dies genau bis zur 2. Die Sache interessiert uns ganz speziell in Bezug auf diese 2, denn beim Verhältnis von 1 zu 0 habe ich hinreichend hervorgehoben, dass die 1 dadurch erzeugt wird, dass die 0 ein Fehlen markiert.
Wenn Sie 0 und 1 nehmen, ob Sie sie nun addieren oder sie in eine exponentielle Beziehung bringen, zueinander oder die 1 zu sich selbst, damit wird die 2 nie erreicht. Die Zahl 2 in dem Sinne, den ich gerade angegeben habe, also dass sie durch Summierung oder durch Exponentiation der kleineren Zahlen erzeugt werden kann – der Test fällt negativ aus, es gibt keine 2, die mithilfe von 1 und 0 erzeugt wird.
Hierzu ist eine Bemerkung von Gödel aufschlussreich, nämlich dass das Aleph-Null [], also das Aktual-Unendliche, etwas ist, bei dem das ebenso der Fall ist. Also dass es bei allem, was mit den ganzen Zahlen zu tun hat, ausgehend von 2 – fangen Sie an mit 3; die 3 wird gebildet durch 1 plus 2; die 4 kann gebildet werden aus einer 2, die mit sich selbst potenziert wird, und so weiter –, also dass es keine Zahl gibt, die nicht durch eine dieser beiden Operationen realisiert werden kann, ausgehend von den Zahlen, die kleiner sind als sie selbst. Das ist eben das, was fehlt, und das, worin sich auf der Ebene von Aleph-Null [] die Spalte reproduziert, die ich als Unerreichbarkeit bezeichne. Es gibt einfach keine Zahl, die jemals das Aleph erreicht, wenn man sich ihrer bedient, um sie unbegrenzt oft mit sich selbst zu addieren, mit all ihren --, ja mit all ihren Nachfolgern, und auch dann nicht, wenn man sie zur Potenz erhebt, so groß wie Sie möchten. Es ist einzigartig – und das muss ich heute beiseitelassen, um es gegebenenfalls, sofern es einige interessiert, in kleinerer Runde wieder aufzugreifen –, es ist wirklich verblüffend, dass aus Cantors Konstruktion hervorgeht, dass es, ausgehend von Aleph-Null [], kein Aleph gibt, dass für erreichbar gehalten werden könnte.
Es ist nicht weniger wahr, nach Ansicht derjenigen, die bei dieser Schwierigkeit der Mengenlehre Fortschritte gemacht haben, dass nur durch die Annahme, dass es unter diesen Alephs unerreichbare gibt, in das, worum es bei den ganzen Zahlen geht, das wiedereingeführt werden kann, was ich Konsistenz nennen möchte.
Anders gesagt, ohne die Unterstellung, dass sich irgendwo in den Alephs das Unerreichbare herstellt, |{179} ist das, worum es sich handelt, und das, wovon ich ausgegangen bin, dazu da, um Ihnen die Nützlichkeit dessen nahezulegen, dass es Eins gibt, qu’il y ait d’lun, sodass Sie verstehen können, was es in mit dieser Zweiteilung auf sich hat, die sich in jedem Moment entzieht, mit der Zweiteilung in Mann und Frau.
Ist alles, was nicht Mann ist, Frau? Man würde ja dazu neigen, das anzunehmen. Da die Frau jedoch nichtalle ist, warum sollte da alles, was nicht Frau ist, Mann sein?
Diese Zweiteilung, diese Unmöglichkeit, auf die Frage des Geschlechts (genre) etwas anzuwenden, was das Prinzip des Widerspruchs wäre, die Tatsache, dass es, damit der Nicht-Widerspruch konsistent ist, nichts weniger braucht als das Akzeptieren der Unerreichbarkeit von etwas jenseits von Aleph, die Tatsache, dass es begründet ist, zu sagen, dass das, was nicht 1 ist, 0 ist, und dass das, was nicht 0 ist, 1 ist, darauf verweise ich Sie als das, was es dem Analytiker ermöglichen soll zu verstehen – ein wenig weiter als durch die Brillengläser des Objekts klein a –, was an Wirkung produziert wird, was an Eins durch einen Diskurs geschaffen wird, der ausschließlich auf der Grundlage des Signifikanten beruht.
Französisch/deutsch mit erläuternden Anmerkungen
Zahlen in geschweiften Klammern und grauer Schrift , z.B. {11}, verweisen auf die Seiten von Millers Ausgabe des Seminars bei Le Seuil.
Zahlen in eckigen Klammern und grauer Schrift, z.B. [1], verweisen auf die Seiten der Stenotypie auf der Website der École lacanienne de psychanalyse (ELP) (hier).
Université Paris 1 Panthéon Sorbonne, Rechtsfakultät, Place du Panthéon
{167} [1] Il m’est difficile de vous frayer la voie dans un discours qui ne vous intéresse pas tous.
Es ist für mich schwierig, Ihnen den Weg in einen Diskurs zu bahnen, der nicht alle hier interessiert.3
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Je vais dire comme pas tous et même j’ajoute : que comme pas tous.
Ich möchte sagen: als nicht alle, und ich füge sogar hinzu: nur als nicht alle.4
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Une chose est évidente, c’est le caractère clé dans la pensée de Freud, du tous.
Eins ist offensichtlich, nämlich die Schlüsselfunktion des alle im Denken von Freud.
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La notion de foule qu’il hérite de cet imbécile qui s’appelait Gustave Le Bon lui sert à entifier ce tous.
Der Begriff der Masse, den er von diesem Dummkopf namens Gustave Le Bon übernimmt, dient ihm dazu, dieses alle zu entifizieren.5
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Il n’est pas étonnant qu’il y découvre la nécessité d’un il existe dont, à cette occasion, il ne voit que l’aspect qu’il traduit comme le trait unaire, der einzige Zug.
Es ist nicht verwunderlich, dass er darin die Notwendigkeit eines es existiert entdeckt, von dem er hierbei nur den Aspekt sieht, den er mit *der einzige Zug* übersetzt, le trait unaire.6
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Le trait unaire n’a rien à faire avec l’Yad’lun que j’essaie de serrer cette année au titre qu’il n’y a pas mieux à faire, ce que j’exprime par : … ou pire, dont ce n’est donc pas pour rien que j’ai dit le dire adverbialement.
Der trait unaire, der unäre Zug, hat nichts mit dem Yad’lun zu tun, mit dem Skip-teins, das ich in diesem Jahr einzukreisen versuche, insofern man nichts Besseres tun kann – was ich mit oder schlimmer ausdrücke, wobei ich also nicht ohne Grund gesagt habe, dass es adverbial zu sagen ist.7
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J’indique tout de suite, le trait unaire est ce dont se marque la répétition comme telle.
Ich weise sofort darauf hin: Der unäre Zug ist das, wodurch die Wiederholung als solche gekennzeichnet ist.
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La répétition ne fonde aucun tous ni n’identifie rien, parce que tautologiquement – si je puis dire – il ne peut pas y en avoir de première.
Die Wiederholung gründet kein alle und identifiziert nichts, da es von ihr tautologischerweise, wenn ich so sagen darf, kein Erstes geben kann.
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C’est en quoi toute cette psychologie de quelque chose qu’on traduit par des foules : psychologie des foules, loupe ce qu’il s’agirait d’y voir avec un peu plus de chance, la nature du pas tous qui la fonde, nature qui est celle justement de la femme à mettre entre guillemets, qui pour le père Freud a constitué jusqu’à la fin le problème, problème de ce qu’elle veut.
Insofern verfehlt diese ganze Psychologie der Massen – des foules, wie man das übersetzt hat, psychologie des foules – das, was hier mit etwas mehr Glück zu sehen wäre, nämlich die Natur des pas tous, des nichtalle, auf die sich diese Psychologie gründet, eine Natur, die eben die der Frau ist, „der Frau“ in Anführungszeichen, die für Vater Freud bis zum Schluss das Problem war, das Problem im Hinblick darauf, was sie will.8
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Je vous ai déjà parlé de ça.
Darüber habe ich bereits zu Ihnen gesprochen.
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Mais revenons à ce que j’essaie cette année de filer pour vous.
Aber kommen wir auf das zurück, was ich in diesem Jahr für Sie auszuspinnen versuche.
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{168} N’importe quoi – c’est vrai – peut servir à écrire l’Un de répétition.
Irgendetwas Beliebiges, das ist richtig, kann dazu dienen, das Eins der Wiederholung zu schreiben.9
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Ce n’est pas qu’il ne soit rien, c’est qu’il s’écrit avec n’importe quoi pour peu que ça soit facile à répéter en figures.
Das heißt nicht, dass es nichts wäre, sondern dass es mit Beliebigem geschrieben werden kann, sofern sich das nur mit bestimmten Figuren leicht wiederholen lässt.
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Rien de plus facile à figurer – pour l’être qui se trouve en charge de faire que dans le langage, ça parle – rien de plus facile à figurer que ce qu’il est fait pour reproduire naturellement, à savoir – comme on dit – son semblable ou son type.
Nichts ist bildlich leichter darzustellen – für das Wesen, das dafür verantwortlich ist, dafür zu sorgen, dass es spricht, dass es in der Sprache spricht –, nichts ist bildlich leichter darzustellen als dies, dass es dazu da ist, um auf natürliche Weise, wie man sagt, seinesgleichen oder seinen Typus zu reproduzieren.
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Non pas qu’il sache d’origine faire sa figure, mais elle le marque, et ça il peut lui rendre la marque qui justement est le trait unaire.
Nicht, dass es von Anfang an seine Figur zu machen wüsste, aber sie markiert dieses Wesen und das kann ihm die Markierung geben, die eben der unäre Zug ist.
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Le trait unaire est le support de ce dont je suis parti sous le nom de stade du miroir, c’est-à-dire l’identification imaginaire.
Der unäre Zug ist die Stütze dessen, wovon ich unter dem Namen des Spiegelstadiums ausgegangen bin, das heißt die Stütze der imaginären Identifizierung.
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Mais non seulement ce pointage d’un support typique c’est-à-dire imaginaire – la marque comme telle, le trait unaire – ne constitue pas un jugement de valeur, comme il m’est revenu – on l’a dit – que je faisais : jugement de valeur du type : imaginaire caca, symbolique miam, miam.
Diese Eintragung einer Stütze für das Typische, das heißt für das Imaginäre, also die Markierung als solche, der unäre Zug, bildet aber nicht nur kein Werturteil – da mir ja wieder eingefallen ist, dass man gesagt hat, ich würde Werturteile der folgenden Art abgeben: imaginär baba, symbolisch lecker-lecker.
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Mais tout |[2] ce que j’ai dit, écrit, inscrit dans les graphes, schématisé dans le modèle optique à l’occasion, où le sujet se réfléchit dans le trait unaire, et où c’est seulement à partir de là qu’il se repère comme moi-idéal, tout cela insiste justement sur ce que l’identification imaginaire s’opère par une marque symbolique.
Sondern alles, was ich gesagt habe, was ich geschrieben habe, was ich in die Graphen eingetragen habe, was ich in diesem Fall im optischen Modell schematisiert habe, wo sich das Subjekt im einzigen Zug reflektiert und sich nur von dort aus als Ideal-Ich verortet, all dies verweist immer wieder darauf, dass die imaginäre Identifizierung durch eine symbolische Markierung vollzogen wird.10
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De sorte que, qui dénonce ce manichéisme, le jugement de valeur, pouah, dans ma doctrine, démontre seulement ce qu’il est, pour m’avoir entendu ainsi depuis le début de mon discours dont il est pourtant contemporain.
Wer also diesen Manichäismus anprangert, das Igitt-Werturteil in meiner Lehre, der demonstriert nur, was er ist, wenn er mich seit Beginn meines Diskurses so verstanden hat, dessen Zeitgenosse er doch ist.
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Un porc, pour se dresser sur ses pattes et faire le porc debout, n’en reste pas moins le porc qu’il était de souche, mais il n’y a que lui pour s’imaginer qu’on s’en souvient.
Wenn sich ein Schwein auf die Hinterbeine stellt und ein aufrechtes Schwein abgibt, bleibt es nicht weniger das Schwein, das es immer schon gewesen ist, nur es selbst kann sich jedoch einbilden, dass man sich [nicht mehr] daran erinnert.11
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Pour revenir à Freud dont je n’ai fait là que commenter la fonction qu’il a introduite sous le nom de narcissisme, c’est bien de l’erreur qu’il a commise en liant le moi sans relais à sa Massenpsychologie que relève l’incroyable de l’institution dont il a projeté ce qu’il appelle l’économie du psychisme, c’est à savoir l’organisation à quoi il a cru devoir confier la relance de sa doctrine.
Um auf Freud zurückzukommen, von dem ich dort nur die Funktion kommentiert habe, die er unter dem Namen des Narzissmus eingeführt hat: Auf dem Irrtum, den er beging, als er das Ich (moi) unvermittelt mit seiner Massenpsychologie* verknüpfte, beruht das Unglaubliche der Institution – von der er das, was er die psychische Ökonomie nennt, projiziert hat –, das heißt der Organisation, der er den Aufschwung seiner Lehre glaubte anvertrauen zu müssen.12
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Il l’a voulue telle pourquoi ?
Warum wollte er sie so haben?
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Pour constituer la garde d’un noyau de vérité.
Um die Hüter eines Wahrheitskern zu konstituieren.13
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C’est ainsi que Freud l’a pensé.
So hat Freud sich das zurechtgelegt.
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Et c’est bien ainsi aussi que ceux qui s’avèrent être les fruits de cette conception s’expriment pour – même s’ils déclarent modeste ce noyau – s’en attirer la considération.
Und auch diejenigen, die sich als Früchte dieser Konzeption erweisen, drücken sich so aus, um – auch wenn sie erklären, dieser Kern sei bescheiden –, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
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Ce qui, du point où les choses en sont maintenant dans l’opinion, est comique.
Was von daher, wie es damit jetzt in der öffentlichen Meinung steht, komisch ist.
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Il suffit pour le faire apparaître d’indiquer ce qu’implique cette sorte de garant : une école de sagesse, voilà comment, de toujours, on aurait appelé ça.
Um das sichtbar zu machen, genügt es, auf das zu verweisen, was ein Garant dieser Art impliziert: eine Schule der Weisheit, so hätte man das seit jeher genannt.
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L’est-ce ?
Ist sie es?14
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Point d’interrogation.
Fragezeichen.
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{169} La sagesse – comme il apparaît du livre même de la patience, de la sapience qu’est l’Ecclésiaste – c’est quoi ?
Die Weisheit, wie sie vom Buch der Geduld her erscheint, vom Buch der Weisheit, also dem Ekklesiastes, was ist das?15
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C’est, comme il est dit là clairement, c’est le savoir de la jouissance.
Das ist, wie dort klar gesagt wird, das Wissen von der Jouissance.
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Tout ce qui se pose comme tel se caractérise comme ésotérisme et l’on peut dire que il n’y a pas de religion – hors la chrétienne – qui ne s’en pare, avec les deux sens du mot.
Alles, was sich als ein Wissen dieser Art hinstellt, wird als Esoterik charakterisiert, und man kann sagen, dass es, außer der christlichen, keine Religion gibt, qui ne s’en pare, in beiden Bedeutungen des Wortes, die sich nicht damit schmückt / die sich nicht dagegen wehrt.16
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Dans toutes les religions – la bouddhique et aussi bien la mahométane, sans compter les autres – il y a cette parure et cette façon de se parer, je veux dire de marquer la place de ce savoir de la jouissance.
In allen Religionen, in der buddhistischen wie auch in der mohammedanischen, von den anderen ganz zu schweigen, gibt es diesen Schmuck und diese Art, sich zu schmücken / sich zu wehren, ich meine, diese Art, den Platz des Wissens über die Jouissance zu markieren.17
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Ai-je besoin d’évoquer les tantras pour l’une de ces religions, les soufis pour l’autre ?
Muss ich für die eine dieser Religionen an die Tantras erinnere, für die andere an die Sufis?18
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C’est ce dont s’habilitent aussi les philosophies présocratiques.
Auch die vorsokratischen Philosophen haben sich dazu befähigt.
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Et c’est ce avec quoi rompt Socrate, qui y substitue – et l’on peut dire nommément – la relation à l’objet petit a, qui n’est rien d’autre que ce qu’il appelle âme.
Und das ist das, womit Sokrates bricht, der an dessen Stelle – das kann man wirklich sagen – die Beziehung zum Objekt klein a setzt, das nichts anderes ist als das, was er die Seele nennt.19
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L’opération s’illustre suffisamment du partenaire qui lui est donné dans le Banquet sous l’espèce parfaitement historique d’Alcibiade, autrement dit de la frénésie sexuelle, à quoi aboutit normalement le discours du maître, si je puis dire absolu, c’est-à-dire qui ne produit rien que la castration symbolique ; je rappelle la mutilation des Hermès, je l’ai fait en son temps quand de ce Banquet je me suis servi pour articuler le transfert.
Diese Operation wird hinreichend durch den Partner illustriert, der ihm im Gastmahl gegeben wird, in der durchaus historischen Gestalt des Alkibiades, anders gesagt der sexuellen Raserei, zu welcher normalerweise der Diskurs des, wenn ich so sagen kann, absoluten Herrn führt, das heißt, der nichts anderes produziert als die symbolische Kastration; ich erinnere an die Verstümmelung der Hermen, auf die ich seinerzeit hingewiesen habe, als ich das Gastmahl dazu genutzt habe, um die Übertragung zu artikulieren.20
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Le savoir |[3] de la jouissance à partir de Socrate ne survivra plus qu’en marge de la civilisation, non bien entendu sans qu’elle en ressente ce que Freud appelle pudiquement son malaise.
Von Sokrates an wird das Wissen von der Jouissance nur am Rande der Kultur überleben, natürlich nicht ohne dass sie von daher etwas verspürt, das Freud verschämt ihr Unbehagen nennt.21
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Un dingue de temps en temps mugit à s’y retrouver, dans le fil de cette subversion.
Von Zeit zu Zeit brüllt ein Spinner, um sich darin, in den Folgen dieser Subversion, wiederzufinden.
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Ça ne fait date qu’à ce qu’il soit capable de la faire entendre dans le discours même qui a produit ce savoir – le discours chrétien, pour mettre les points sur les i – puisque, n’en doutons pas, c’est l’héritier du discours socratique.
Zu einem historischen Ereignis wird das nur dann, wenn er in der Lage ist, sie in dem Diskurs zu Gehör zu bringen, von dem dieses Wissen produziert wurde, im christlichen Diskurs, um es deutlich zu sagen, denn, täuschen Sie sich nicht, der christliche Diskurs ist der Erbe des sokratischen Diskurses.22
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C’est le discours du maître up to date, du maître dernier modèle et des petites filles fqui sont sa progéniture.
Das ist der Diskurs desjenigen Herrn, der up to date ist, der Diskurs des neuesten Herrenmodells und der kleinen Mädchen, die Modell-Modelle sind und seine Sprösslinge.23
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On m’assure que dans ce genre celui que j’appelle le modèle-modèle… qui maintenant se pare d’initiales diverses mais qui commencent toujours par M …il en vient ici à la pelle.
Man versichert mir, dass in diesem Genre das, was ich Modell-Modell nenne und was sich jetzt mit unterschiedlichen Initialen schmückt, die jedoch immer mit M beginnen, dass davon jede Menge hierherkommt.24
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Je le sais parce qu’on me le dit.
Ich weiß das, weil man mir das sagt.
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Car moi d’où je suis, il ne me suffit pas pour les voir de vous regarder, parce que justement de départ elles ne sont pas toutes modèles-modèles, oui, remarquons-le.
Denn was mich angeht, um diese zu sehen, genügt es mir nicht, Sie hier von da aus, wo ich bin, zu betrachten, denn diese sind ja von Anfang an nicht alle Modell-Modelle, pas toutes, ja, das sollten wir beachten.25
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Ça fait de l’effet évidemment, quand cette remarque qu’il y a eu subversion, et j’ai dit que ça fait date, c’est un Nietzsche qui la profère.
Offensichtlich hat es eine Wirkung, wenn die Bemerkung, dass es Subversion gegeben hat – und ich habe gesagt, dass es sich um ein historisches Ereignis handelt –, wenn diese Bemerkung von einem Nietzsche ausgestoßen wird.
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Je fais simplement remarquer qu’il ne peut la proférer – je veux dire se faire entendre – qu’à l’articuler dans le seul discours audible, c’est-à-dire celui qui détermine le maître up to date, comme sa descendance.
Ich mache einfach darauf aufmerksam, dass er sie nur ausstoßen kann – ich meine, sich Gehör verschaffen kann –, indem er sie in dem einzig hörbaren Diskurs artikuliert, das heißt in demjenigen, der den Herrn, der up to date ist, determiniert, als dessen Nachkommenschaft.26
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Tout ce beau monde s’en régale, naturellement, mais ça n’y change rien.
Die ganze feine Gesellschaft labt sich natürlich daran, aber das ändert daran nichts.
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Tout ce qui s’est produit |{170} en fait partie depuis le départ.
Alles, was produziert worden ist, gehört von Anfang an dazu.27
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Et bien entendu que les initiales elles-mêmes, dont il était tout à l’heure question, y soient aussi depuis le départ, ne se découvre que nachträglich.
Und dass selbst die Initialen, um die es soeben ging, ebenfalls von Anfang an dabei sind, wird natürlich erst nachträglich* entdeckt.28
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Je ne crois pas inutile de marquer ici que le pas tous vient de glisser comme il est naturel en pas toutes.
Ich halte es nicht für nutzlos, hier hervorzuheben, dass das pas tous, Maskulinum, gerade ganz natürlich in ein pas toutes, Femininum, hinübergeglitten ist.
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C’est fait pour ça.
Dafür ist es gemacht.
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Tout le bla-bla dont je ne produis aujourd’hui – qu’on peut pointer quelque mouvement dans l’émergence du discours – qu’à marquer que le sens en reste problématique, notamment de ce qu’il ne faut pas entendre dans ce que je viens de dire, à savoir un sens de l’histoire, puisque comme tout autre sens il ne s’éclaire que de ce qui arrive, et que ce qui arrive ne dépend que de la fortune.
All das Blabla, das ich heute vorbringe – also dass man in der Entstehung des Diskurses eine gewisse Bewegung aufzeigen kann –, soll nur betonen, dass deren Sinn problematisch bleibt, insbesondere von dem her, was man aus dem, was ich gerade gesagt habe, nicht heraushören darf, nämlich von einem Sinn der Geschichte her, denn dieser, wie jeder andere Sinn, klärt sich nur durch das, was eintrifft, und was eintrifft, ist eine Sache des Schicksals, de la fortune.29
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Pourtant ceci ne veut pas dire qu’il ne soit pas calculable.
Das heißt jedoch nicht, dass er nicht kalkulierbar wäre.
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À partir de quoi ?
Ausgehend von was?
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De l’Un qu’on y trouve.
Ausgehend vom Eins, das man hier findet.
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Seulement, il ne faut pas se tromper sur ce qu’on trouve d’Un, ce n’est jamais celui qu’on cherche.
Allerdings darf man sich über das, was man an Eins findet, nicht täuschen, es ist niemals das, was man sucht.
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C’est pourquoi, comme je l’ai dit après un autre qui est dans mon cas, je ne cherche pas – qu’il a dit – je trouve.
Darum, wie ich mal gesagt habe – im Gefolge eines anderen, der in derselben Lage war –, darum suche ich nicht – hat er gesagt –, ich finde.30
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La manière, la seule, de ne pas se tromper c’est – à partir de la trouvaille – de s’interroger sur ce qu’il y avait – si on l’avait voulu – à chercher.
Das Vorgehen, das einzige, bei dem man sich nicht täuscht, besteht darin, sich ausgehend vom Fund die Frage zu stellen, was man, wenn man ihn gewollte hätte, hätte suchen müssen.
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Qu’est-ce que la formule dont j’ai un jour articulé le transfert ?
Wie lautet die Formel, mit der ich einmal die Übertragung artikuliert habe?
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Ce – depuis fameux – sujet supposé savoir.
Das ist das inzwischen berühmte sujet supposé savoir, das Subjekt, dem zu wissen unterstellt wird.31
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Mes artefacts d’écriture |[4] y démontrent un pléonasme.
Meine Schriftartefakte weisen hier einen Pleonasmus auf.
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On y peut écrire sujet de « S barré », ce qui rappelle qu’un sujet n’est jamais qu’un supposé, hupokeimenon, je n’use de la redondance qu’à partir de la surdité de l’Autre.
Man kann hier Subjekt als ausgestrichenes S schreiben [$], was daran erinnert, dass ein Subjekt immer nur ein Unterstelltes ist, ein Hypokeimenon; Redundanz verwende ich nur ausgehend von der Taubheit des Anderen.32
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Il est clair que c’est le savoir qui est supposé et personne ne s’y est jamais trompé.
Es ist klar, dass es das Wissen ist, das unterstellt wird, und darin hat sich nie jemand getäuscht.
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Supposé à qui ?
Das wem unterstellt wird?
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Certainement pas à l’analyste mais à sa position.
Sicherlich nicht dem Analytiker, sondern seiner Position.
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Ce sur quoi on peut consulter mes séminaires, car c’est bien ce qui frappe à les relire, pas de bavures, à la différence de mes Écrits.
Wozu man meine Seminare heranziehen kann, denn das ist wohl das, was auffällt, wenn man sie wiederliest: ohne Makel, im Unterschied zu meinen Schriften.
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Ouais c’est comme ça, c’est parce que j’écris vite.
Tja, so ist das, das liegt daran, dass ich schnell schreibe.
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Je me l’étais jamais dit, mais je m’en suis aperçu parce que, il est arrivé que je parle récemment à quelqu’un, je l’ai fait depuis la dernière fois où certains d’entre vous m’ont entendu à Sainte-Anne.
Ich hatte mir das nie gesagt, es ist mir jedoch aufgefallen, weil ich kürzlich mit jemandem gesprochen habe; das war nach dem letzten Mal, als einige von Ihnen mich in Sainte-Anne gehört haben.33
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J’ai avancé des choses à partir de la théorie des ensembles, ici invoquée pour mettre en question cet Un dont je parlais tout à l’heure, à l’instant.
Ich hatte da etwas vorgetragen ausgehend von der Mengenlehre, auf die ich mich hier bezogen hatte, um das Eins zu hinterfragen, von dem ich vorhin, gerade eben, gesprochen habe.
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{171} Je prends toujours mes risques, on ne peut pas dire que cette fois-là, je les ai pas pris avec tout l’humour nécessaire: deux puissance aleph indice zéro moins un: .
Ich gehe immer gewisse Risiken ein; man kann nicht sagen, dass ich sie, mit dem nötigen Humor, in diesem Fall nicht eingegangen wäre: Zwei hoch Aleph-Index-Null minus Eins, .
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Je crois vous avoir suffisamment souligné la différence qu’il y a de l’index 0 à la fonction du 0 quand elle est utilisée dans une échelle exponentielle.
Ich glaube, ich habe Ihnen hinreichend den Unterschied klargemacht zwischen der 0 als Index und der Funktion der 0, wenn sie, im Rahmen einer exponentiellen Skala, als Exponent verwendet wird.34
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Bien sûr ce n’est pas dire que je n’aie chatouillé là la sensibilité de mathématiciens qui pouvaient être ce soir-là dans mon auditoire.
Das heißt natürlich nicht, dass ich damit nicht die Empfindlichkeit von Mathematikern gereizt hätte, die an diesem Abend möglicherweise unter meinen Zuhörern waren.
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Ce que je voulais dire – et attendant que quelque chose m’en revienne, c’était une interpellation – ce que je voulais dire c’est que – soustrait l’Un – tout cet édifice des nombres devrait – à l’entendre comme produit d’une opération logique, nommément celle qui procède de la position du 0 et de la définition du successeur – se défaire dans toute la chaîne, jusqu’à revenir à son départ.
Was ich sagen wollte – in Erwartung einer Reaktion, das war ein Anstoß –, was ich sagen wollte, ist, dass sich dann, wenn die 1 abgezogen wird, dass sich dann das ganze Zahlengebäude – aufgefasst als Produkt einer logischen Operation, vor allem derjenigen, die von der Setzung der 0 und der Definition des Nachfolgers ausgeht –, dass sich dann das ganze Zahlengebäude in der gesamten Kette auflösen müsste, bis dahin, dass es zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrt.35
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Il est curieux qu’il m’ait fallu convoquer expressément quelqu’un pour que de sa bouche je retrouve le bien-fondé de ce qu’aussi la dernière fois j’ai énoncé, à savoir que ceci comporte non pas seulement l’Un qui se produit du 0 mais un autre, que comme tel j’ai marqué repérable dans la chaîne, du passage d’un nombre à l’autre quand il s’agit de compter ses parties.
Es ist merkwürdig, dass ich ausdrücklich jemanden kommen lassen musste, um aus seinem Munde die Stichhaltigkeit dessen wiederzufinden, was ich beim letzten Mal ebenfalls gesagt habe, nämlich dass dazu nicht nur diejenige Eins gehört, die von der Null her erzeugt wird, sondern noch eine weitere, die ich als eine gekennzeichnet habe, die sich in der Kette ausmachen lässt, beim Übergang von einer Zahl zur anderen, wenn es darum geht, ihre Teilmengen zu zählen.36
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C’est là-dessus que j’espère conclure.
Damit hoffe ich, das abzuschließen.
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Mais dès maintenant je me contente de noter que la personne qui ainsi me confirmait, c’est elle qui, dans une dédicace qu’elle m’a fait l’honneur de me faire, à propos d’un article, où elle-même s’était énoncée que j’écrivais vite.
Bereits jetzt aber begnüge ich mich damit, festzuhalten, dass die Person, die mich auf diese Weise bestätigt hat, die ist, die in einer Widmung, die vorzunehmen sie mir die Ehre erwies --; bei einem Artikel, in dem sie sich dahingehend geäußert hatte, dass ich schnell schriebe.
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Ça ne m’était pas venu à l’idée parce que ce que j’écris, je le refais dix fois, mais c’est vrai que la dixième fois, je l’écris très vite.
Das war mir nicht in den Sinn gekommen, denn was ich schreibe, schreibe ich zehnmal um, aber es stimmt, beim zehnten Mal schreibe ich es sehr schnell.
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C’est pour ça que il y reste des bavures, parce que c’est un texte.
Aus diesem Grund bleiben Makel darin, denn das ist ein Text.
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Un texte, comme le nom l’indique, ça ne peut se tisser qu’à faire des nœuds.
Ein Text kann, wie der Name anzeigt, nur so gewebt werden, dass man Knoten macht.
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Quand on fait des nœuds, il y a quelque chose qui reste et qui pend, je m’en excuse.
Wenn man Knoten macht, gibt es etwas, das übrigbleibt und herunterhängt, ich entschuldige mich dafür.
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Je n’ai |[5] jamais écrit que pour les gens censés m’avoir entendu.
Ich habe immer nur für die Leute geschrieben, von denen anzunehmen war, dass sie mich gehört haben.
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Et quand, par exception, j’écrivais d’abord – le rapport du congrès par exemple – je n’y ai jamais donné qu’un discours sur mon rapport.
Und wenn ich ausnahmsweise zuerst geschrieben habe – etwa den Kongressaufsatz –, dann habe ich immer nur einen Vortrag über meinen Aufsatz gehalten.37
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Qu’on consulte ce que j’ai dit à Rome, pour le congrès ainsi nommé.
Man möge heranziehen, was ich in Rom gesagt habe, für den danach benannten Kongress.
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J’ai fait le rapport écrit qu’on sait et ça a été publié en son temps ; ce que j’ai dit je ne l’ai pas dans mon écrit mais on y sera certainement plus à l’aise que dans le rapport lui-même.
Ich habe den geschriebenen Bericht verfasst, den man kennt, und das ist seinerzeit veröffentlicht worden; was ich gesagt habe, habe ich in das Geschriebenes nicht aufgenommen, aber damit wird man sich leichter tun als mit dem Bericht selbst.38
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Ceux pour |{172} qui donc, en somme, j’avais fait ce travail de reprise logique, ce travail qui part du Discours de Rome, dès qu’ils abandonnent la ligne critique qui en résulte, de ce travail, pour retourner aux êtres dont je démontre précisément que ce discours doit s’abstenir, pour retourner à ces êtres et en faire le support du discours de l’analysant, ne font que revenir au bavardage.
Diejenigen, für die ich also letztlich diese Arbeit einer logischen Wiederaufnahme unternommen hatte – eine Arbeit, die ihren Ausgangspunkt im Romvortrag hat –, sobald sie die kritische Linie aufgeben, die sich daraus ergibt, aus dieser Arbeit, um zu den Wesen zurückzukehren, von denen ich ja genau nachweise, dass dieser Diskurs sich davon fernhalten muss, um also zu diesen Wesen zurückzukehren und daraus die Stütze des Diskurses des Analysanten zu machen, wenn sie das tun, tun sie nichts anderes als dass sie zurückkehren zum Geschwätz.39
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C’est pourquoi ceux-là même qui ont pris le large, de ce discours – aussitôt dit, aussitôt fait ! – en ont complètement perdu le sens.
Deshalb haben diejenigen, die zu diesem Vortrag auf Abstand gegangen sind – gesagt, getan! –, seinen Sinn völlig verfehlt.
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C’est bien pourquoi, à propos de mon sujet supposé savoir, il s’est trouvé, enfin qu’ils émettent, voire qu’ils impriment noir sur blanc, ce qui est plus fort, justement à s’apercevoir – de décoller de ce où je les conduisais, de la ligne où je les maintenais – qu’ils ne savaient plus rien.
Deshalb ist es bei meinem sujet supposé savoir dazu gekommen, dass sie etwas äußern und sogar, was noch stärker ist, schwarz auf weiß drucken, woran sich eben sehen lässt, dass sie – da sie von dem, wohin ich sie geführt habe, abgekommen sind, von der Linie, auf der ich sie gehalten habe –, dass sie davon nichts mehr wussten.
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À partir de quoi, je le répète, ils ont été à dire qu’à le supposer – ce savoir – à la position de l’analyste, c’est très vilain, parce que c’est dire que l’analyste fait semblant.
Von daher, ich wiederhole es, haben sie gesagt, wenn man der Position des Analytikers dieses Wissen unterstellt, dann sei das ganz böse, denn damit sage man, dass der Analytiker fait semblant – dass er „Schein macht“, dass er so tut als ob.
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Il n’y a à ça qu’une petite paille que j’ai déjà pointée tout à l’heure, c’est que l’analyste ne fait pas semblant.
Es gibt da nur eine winzige Kleinigkeit, auf die ich vorhin bereits hingewiesen habe, nämlich dass der Analytiker nicht „Schein macht“, er tut nicht so als ob.
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Il occupe – il occupe avec quoi : c’est ce que je laisse à y revenir – il occupe la position du semblant.
Er besetzt – er besetzt womit?, darauf werde ich noch zurückzukommen –, er besetzt die Position des Scheins.
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Il l’occupe légitimement parce que, par rapport à la jouissance – à la jouissance telle qu’ils ont à la saisir dans les propos de celui qu’au titre d’analysant, ils cautionnent dans son énonciation de sujet – il n’y a pas d’autre position tenable.
Er besetzt sie legitimerweise, weil es im Verhältnis zur Jouissance – zu der Jouissance, wie sie von den Psychoanalytikern erfasst werden muss, in den Worten desjenigen, den sie, als Analysanten, in seiner Äußerung als Subjekt unterstützen –, weil es im Verhältnis dazu keine andere haltbare Position gibt.40
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Qu’il n’y a que de là que s’aperçoit jusqu’où la jouissance, la jouissance de cette énonciation autorisée, peut se mener sans dégâts trop notoires.
Nur von hier aus lässt sich erfassen, bis wohin die Jouissance – die Jouissance dieser autorisierten Äußerung – ohne allzu offenkundigen Schaden geführt werden kann.41
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Mais le semblant ne se nourrit pas de la jouissance – qu’il bafouerait, au dire de ceux qui reviennent au discours de l’ornière.
Aber der Schein nährt sich nicht von der Jouissance – die er angeblich verhöhnt, denjenigen zufolge, die in den ausgetretenen Diskurs zurückfallen.
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Il donne, ce semblant, à autre chose que lui-même son porte-voix et justement de se montrer comme masque… je dis ouvertement porté, comme dans la scène grecque.
Er, dieser Schein, macht sich zum Sprachrohr von etwas, das nicht er selbst ist, und dies dadurch, dass er sich als Maske zeigt, ich meine als eine Maske, die wie auf der griechischen Bühne offen getragen wird.
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Le semblant prend effet d’être manifeste.
Der Schein zieht seine Wirkung daraus, dass er manifest ist.
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Quand l’acteur porte le masque, son visage ne grimace pas, il n’est pas réaliste.
Wenn der Schauspieler die Maske trägt, verzieht sich sein Gesicht nicht, er ist nicht realistisch.
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Le pathos est réservé au chœur qui s’en donne – c’est le cas de le dire – à cœur joie.
Das Pathos ist dem Chor vorbehalten, dem chœur, der sich diesem Pathos, so kann man sagen, mit Herzenslust hingibt, à cœur joie.
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Et pourquoi ?
Und warum?
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Pour que le spectateur – je dis celui de la scène antique – y trouve son plus-de-jouir communautaire, à lui.
Damit der Zuschauer – ich meine den der antiken Bühne – hier seine kommunitäre Mehrlust findet, die seine.
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C’est bien ce qui fait pour nous le prix du cinéma.
Das ist ja das, was für uns den Wert des Kinos ausmacht.
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Là, le masque est autre chose, c’est l’irréel de la projection.
Dort ist die Maske etwas anderes, nämlich das Irreale der Projektion.
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[6] Mais revenons à nous.
Aber kommen wir zu uns zurück.
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C’est de donner voix à quelque chose, que l’analyste peut démontrer que cette référence à la scène grecque est opportune.
Von daher, dass er einem Etwas eine Stimme verleiht, kann der Analytiker demonstrieren, dass der Bezug auf die griechische Bühne angemessen ist.
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Car qu’est-ce qu’il fait, d’occuper comme telle cette position du semblant ?
Denn was tut er, wenn er, als solcher, die Position des Scheins einnimmt?42
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Rien d’autre que de démontrer justement, de le pouvoir démontrer, que la terreur ressentie du désir dont s’organise la névrose, ce qu’on appelle défense, n’est – au regard de ce qui s’y produit de travail en |{173} pure perte – que conjuration à faire pitié.
Nichts anderes, als dass er demonstriert, als dass er demonstrieren kann, dass der dem Begehren gegenüber verspürte Schrecken, von dem her die Neurose organisiert ist – was Abwehr genannt wird –, verglichen mit dem, was dabei, in reinem Verlust, an Arbeit produziert wird, nur eine Beschwörung ist, die Mitleid erregt.43
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Vous retrouvez aux deux bouts de cette phrase ce qu’Aristote désigne de l’effet de la tragédie sur l’auditeur.
An den beiden Enden dieses Satzes finden Sie wieder, was Aristoteles als Wirkung der Tragödie auf den Zuschauer bezeichnet.44
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Et où ai-je dit que le savoir dont procède cette voix soit de semblant ?
Und wo habe ich gesagt, dass das Wissen, von dem diese Stimme ausgeht, „vom Schein wäre“?
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Doit-elle même le paraître ?
Muss sie denn so erscheinen?
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Prendre un ton inspiré ?
Einen inspirierten Ton annehmen?
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Rien de pareil, ni l’air ni la chanson du semblant ne lui conviennent, à l’analyste.
Nichts dergleichen, die Weise und das Lied des Scheins sind nicht Sache des Analytikers.
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Seulement voilà, comme il est clair que ce savoir n’est pas l’ésotérique de la jouissance, ni seulement le savoir-faire de la grimace, il faut se résoudre à parler de la vérité comme position fondamentale, même si de cette vérité on ne sait pas tout, puisque je la définis par son mi-dire, par le fait qu’elle ne peut plus que se mi-dire.
Da jedoch klar ist, dass dieses Wissen nicht die Esoterik der Jouissance ist und auch nicht bloß das Savoir-faire des Grimassenschneidens, muss man sich entschließen, von der Wahrheit aus zu sprechen, als der grundlegenden Position, auch wenn man von dieser Wahrheit nicht alles weiß, denn ich definiere sie ja durch ihr Halbsagen, dadurch, dass sie nicht mehr als halbgesagt werden kann.45
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Mais qu’est-ce alors que le savoir qui s’assure de la vérité ?
Aber was ist denn nun das Wissen, das von der Wahrheit her gesichert wird?
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Il n’est rien que ce qui provient de la notation qui résulte du fait de la poser à partir du signifiant – maintien assez rude à soutenir, mais qui se confirme de fournir un savoir non-initiatique parce que procédant – n’en déplaise à quelqu’un – du sujet qu’un discours assujettit comme tel à la production.
Es ist nichts anderes als das, was aus der Notation hervorgeht, die sich daraus ergibt, dass die Wahrheit ausgehend vom Signifikanten gesetzt wird – eine Haltung, die recht schwer aufrechtzuerhalten ist, die jedoch dadurch bestätigt wird, dass sie ein nicht-initiatorisches Wissen liefert, da es – ob einem das nun gefällt oder nicht – von dem Subjekt kommt, das als solches durch einen Diskurs der Produktion unterworfen ist.46
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Ce sujet, qu’il se trouve des mathématiciens pour qualifier de créatif et à préciser que c’est bien de sujet qu’il s’agit, ce qui se recoupe de ce que le sujet, dans ma logique, s’exténue à se produire comme effet de signifiant, bien entendu en en restant aussi distinct qu’un nombre réel d’une suite dont la convergence est assurée rationnellement.
Dieses Subjekt, das einige Mathematiker als kreativ bezeichnen, wobei sie präzisieren, dass es sich tatsächlich um ein Subjekt handelt, überschneidet sich damit, dass sich, in meiner Logik, das Subjekt abmüht, sich als Effekt von Signifikanten zu produzieren, wovon es natürlich ebenso unterschieden bleibt wie eine reelle Zahl von einer Folge, deren Konvergenz rational gesichert ist.47
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Dire savoir non-initiatique, c’est dire savoir qui s’enseigne par d’autres voies48 que celles – directes – de la jouissance, lesquelles sont toutes conditionnées de l’échec fondateur de la jouissance sexuelle, je veux dire de ce par où la jouissance constitutive de l’être parlant se démarque de la jouissance sexuelle, séparation et démarquage dont certes l’efflorescence est courte et limitée.
Von einem nicht-initiatorischen Wissen zu sprechen, das heißt, von einem Wissen zu sprechen, das auf anderen Wegen gelehrt wird als auf den direkten Wegen der Jouissance, auf Wegen, die allesamt durch das grundlegende Scheitern der sexuellen Jouissance konditioniert sind, ich meine durch das, worin sich die für das sprechende Wesen konstitutive Jouissance von der sexuellen Jouissance abgrenzt, eine Trennung und eine Abgrenzung, deren Blüte sicherlich kurz und begrenzt ist.49
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Et c’est pourquoi on en a pu faire le catalogue, précisément à partir du discours analytique dans la liste parfaitement finie des pulsions.
Und deshalb hat man ausgehend vom analytischen Diskurs deren Katalog erstellen können, in der ganz und gar endlichen Liste der Triebe.
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Sa finitude est connexe de l’impossibilité qui se démontre dans le questionnement véritable du rapport sexuel comme tel.
Die Endlichkeit dieser Liste ist verknüpft mit der Unmöglichkeit, die sich bei der wahrhaften Befragung des sexuellen Verhältnisses beweisen lässt.50
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Plus exactement, c’est dans la pratique même du rapport sexuel que s’affirme le lien – que nous promouvons, nous, comme êtres parlants, promouvons partout ailleurs – de l’impossible et du réel, à savoir que le réel n’a pas d’autre attestation.
Genauer, gerade in der Praxis des sexuellen Verhältnisses bestätigt sich die Verbindung – die wir als sprechende Wesen überall sonst vorantreiben – zwischen dem Unmöglichen und dem Realen, dass es nämlich für das Reale keinen anderen Nachweis gibt.51
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Toute réalité est suspecte d’être, non pas imaginaire comme on me l’impute – car à la vérité il est |[7] assez patent que l’imaginaire tel qu’il surgit de l’éthologie animale, c’est une articulation du réel.
Jede Realität ist verdächtig, nicht etwa imaginär zu sein, wie man mir zuschreibt, denn es ist ja ganz offensichtlich, dass das Imaginäre, wie es aus der Tierethologie hervorgeht, eine Artikulation des Realen ist.
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Ce que nous avons à suspecter de toute réalité, c’est qu’elle soit fantasmatique.
Der Verdacht, den wir gegenüber jeder Realität haben müssen, ist der, dass sie phantasmatisch ist.52
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Et ce qui permet d’y échapper c’est qu’une impossibilité – dans la formule symbolique qu’il nous est |{174} permis d’en tirer – en démontre le réel, et dont ce n’est pas pour rien qu’ici pour désigner le symbolique en question, on se servira du mot terme.
Und was es ermöglicht, dem zu entkommen, ist dies, dass eine Unmöglichkeit – in der symbolischen Formel, die wir daraus herausziehen dürfen – das Reale davon beweist, wobei es nicht ohne Bedeutung ist, dass man sich hier, um das betreffende Symbolische zu bezeichnen, des Wortes Term bedienen wird.53
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L’amour, après tout, pourrait être pris pour l’objet d’une phénoménologie.
Die Liebe könnte ja auch zum Gegenstand einer Phänomenologie gemacht werden.
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L’expression littéraire de ce qui en est émis est assez profuse pour qu’on puisse présumer qu’on en pourrait tirer quelque chose.
Der literarische Ausdruck dessen, was über die Liebe verbreitet worden ist, ist so üppig, dass man annehmen darf, daraus ließe sich etwas herausziehen.
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C’est tout de même curieux que, mis à part quelques auteurs, Stendhal, Baudelaire – et laissons tomber la phénoménologie amoureuse du surréalisme dont le moralisme coupe les bras, c’est le cas de le dire – il est curieux que cette expression littéraire soit si courte, pour que il ne puisse même pas nous en apparaître que la seule chose qui nous intéresserait c’est l’étrangeté.
Es ist jedoch merkwürdig, dass es, von einigen Autoren abgesehen, Stendhal, Baudelaire – und lassen wir die Liebesphänomenologie des Surrealismus beiseite, deren Moralismus einen umhaut, wie man wirklich sagen muss –, es ist merkwürdig, dass dieser literarische Ausdruck so kurz ist, dass uns von daher überhaupt nicht in den Sinn kommen kann, dass das Einzige, was uns interessieren würde, die Fremdartigkeit ist.54
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Et que si ceci suffit à désigner tout ce qui s’en inscrit dans le roman du XIXe siècle, pour tout ce qui est d’avant c’est le contraire.
Und während das hinreicht, um alles zu bezeichnen, was davon in den Roman des neunzehnten Jahrhunderts eingeschrieben ist, gilt für alles, was davor liegt, das Gegenteil.
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C’est – reportez-vous à L’Astrée, qui pour les contemporains n’était pas rien – c’est que nous y comprenons si peu ce qu’elle pouvait être justement pour les contemporains, que nous n’en ressentons plus qu’ennui.
Das heißt – werfen Sie einmal einen Blick in L’Astrée, die den Zeitgenossen nicht wenig bedeutete –, das heißt, dass wir das, was sie den Zeitgenossen bedeuten konnte, so wenig begreifen, dass wir dabei nichts als Langeweile verspüren.55
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De sorte que cette phénoménologie, il nous est bien difficile de la faire et qu’à reprendre ce qui y ferait inventaire, on ne puisse en déduire d’autre chose que la misère de ce sur quoi elle s’appuie.
Weshalb es für uns ziemlich schwierig ist, diese Phänomenologie zu erstellen, und wenn man sich an eine Bestandsaufnahme machen würde, könnte man von daher nur auf das Elend dessen schließen, worauf sie sich stützt.
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La psychanalyse, elle, est partie là-dedans en toute innocence.
Die Psychoanalyse jedoch ist, in aller Unschuld, in diese Richtung aufgebrochen.
..
Bien entendu c’est pas très gai ce qu’elle a rencontré d’abord.
Natürlich ist das, was ihr zunächst begegnete, nicht besonders lustig.
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Il faut reconnaître qu’elle ne s’y est pas limitée.
Man muss jedoch anerkennen, dass sie sich nicht darauf beschränkt hat.
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Et ce qui lui en reste de ce qu’elle a frayé d’abord d’exemplaire, c’est ce modèle d’amour en tant qu’il est donné par les soins donnés de la mère au fils, à ce qui s’inscrit encore dans le caractère chinois hǎo, qui veut dire « le bien » ou « ce qui est bien ».
好
hǎo
Und was ihr davon bleibt, von dem, was sie zunächst an Exemplarischem angebahnt hat, ist das Liebesmodell, wie es durch die Fürsorge der Mutter dem Sohn gegenüber geliefert wird, was auch mit dem chinesischen Schriftzeichen hǎo geschrieben wird, was „das Gute“ bedeutet oder „das, was gut ist“.
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C’est rien d’autre que ça : 子, tseu, qui veut dire « le fils », et ça : 女, nǚ : qui veut dire « la femme ».
Das ist nichts anderes als dies hier: 子, tseu, was „Sohn“ bedeutet, und dies: 女, nǚ, was „Frau“ heißt.
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À étendre ça de la fille chérissant le père sénile, et même à ce à quoi je fais allusion à la fin de ma Subversion du sujet, à savoir au mineur que sa femme frictionne avant qu’il la baise, c’est pas ça qui nous éclairera beaucoup le rapport sexuel.
Wenn man das ausweitet – von der Tochter, die den greisen Vater zärtlich liebt, sogar bis zu etwas, auf das ich am Ende meiner Subversion des Subjekts anspiele, also bis zu dem Bergmann, den seine Frau abrubbelt, bevor er sie bumst –, dann wird uns das nicht besonders viel Licht auf das sexuelle Verhältnis werfen.56
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Le savoir sur la vérité est utile à l’analyste pour autant qu’il lui permet d’élargir un peu son rapport à ces effets de sujet justement, et dont j’ai dit qu’il |{175} les cautionne en laissant le champ libre au discours de l’analysant.
Das Wissen über die Wahrheit ist für den Analytiker insofern nützlich, als es ihm ja erlaubt, sein Verhältnis zu diesen Subjektwirkungen ein wenig zu erweitern, worüber ich gesagt habe, dass er sie dadurch unterstützt, dass er das Feld für den Diskurs des Analysanten freilässt.
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Que l’analyste doive comprendre le discours de l’analysant, ça semble en effet préférable.
Dass der Analytiker den Diskurs des Analysanten verstehen sollte, scheint ja etwas zu sein, das man vorziehen sollte.
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Mais savoir d’où est une question qui ne semble |[8] pas s’imposer aux yeux, de la seule notation de ce qu’il lui faille être dans le discours à occuper la position du semblant.
Aber zu wissen, von woher, ist eine Frage, die sich den Augen nicht aufzudrängen scheint, einfach nur von der Notation her, dass er so im Diskurs sein muss, dass er darin die Position des Scheins einnimmt.
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Il faut bien sûr accentuer que c’est en tant que a que cette position du semblant, il l’occupe.
Man muss natürlich betonen, dass er die Position des Scheins als a einnimmt.
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L’analyste ne peut rien comprendre sinon au titre de ce que dit l’analysant, à savoir de se voir, non comme cause mais effet de ce discours, ce qui ne l’empêche pas en droit de s’y reconnaître.
Einzig von dem her, was der Analysant sagt, kann der Analytiker etwas verstehen, das heißt von daher, dass er sich nicht als Ursache, sondern als Wirkung dieses Diskurses auffasst, was ihn nicht daran hindert, und das zu Recht, sich darin zu wiederzuerkennen.
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Et c’est pour cela qu’il vaut mieux qu’il soit passé par là, dans l’analyse didactique, qui ne peut être sûre qu’à n’avoir pas été engagée à ce titre.
Und aus diesem Grunde ist es besser, dass er durch ihn hindurchgegangen ist, in der Lehranalyse, die nur dann zuverlässig sein kann, wenn sie nicht unter dieser Überschrift eingegangen wurde.57
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Il y a une face du savoir sur la vérité qui prend sa force d’en négliger totalement le contenu, d’asséner que l’articulation signifiante est tellement son lieu et son heure que quelque chose qui n’est rien que cette articulation, dont la monstration au sens passif se trouve prendre un sens actif et s’imposer comme démonstration à l’être, à l’être parlant.
Es gibt eine Seite des Wissens über die Wahrheit, die ihre Kraft daraus zieht, dass sie den Inhalt dieses Wissens vollständig vernachlässigt und einschärft, dass die Signifikantenartikulation in solchem Maße Ort und Stunde dieses Wissens ist, dass etwas, das nichts anderes ist als diese Artikulation, deren Monstration im passiven Sinne, dazu gelangt, einen aktiven Sinn anzunehmen und sich als Demonstration dem sprechenden Wesen aufzunötigen.58
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Qui ne peut faire à cette occasion que de reconnaître, pour le signifiant, non seulement l’habiter, mais n’en être rien que la marque.
Das dabei nichts anderes tun kann als zu erkennen, dass es, was den Signifikanten angeht, ihn nicht nur bewohnt, sondern dass es nichts anderes ist als das davon Markierte.59
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Car la liberté de choisir ses axiomes, c’est-à-dire le départ choisi pour cette démonstration, ne consiste qu’à en subir – comme sujet – les conséquences qui elles, ne sont pas libres.
Denn die Freiheit, seine Axiome zu wählen – also den Ausgangspunkt für diese Demonstration, für diese Beweisführung –, besteht nur darin, als Subjekt ihren Konsequenzen unterworfen zu sein, Konsequenzen, die selbst nicht frei sind.60
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À partir seulement de ceci que la vérité peut se construire à partir seulement de 0 et 1, ce qui s’est fait seulement au début du dernier siècle, quelque part entre Boole et De Morgan, avec l’émergence de la logique mathématique – en quoi il ne faut pas croire que 0 et 1 ici notent l’opposition de la vérité et de l’erreur, c’est la révélation qui ne prend sa valeur que nachträglich par Frege et Cantor –, de ce que ce 0 – dit de l’erreur – qui encombrait les Stoïciens, pour qui c’était ça, et que ça conduisait à cette charmante folie de l’implication matérielle
Ausgehend nur davon, dass die Wahrheit konstruiert werden kann, indem man einzig von 0 und 1 ausgeht, was erst zu Beginn des letzten Jahrhunderts getan wurde, mit dem Aufkommen der mathematischen Logik irgendwo zwischen Boole und De Morgan61 – wobei man nicht annehmen darf, dass 0 und 1 hier den Gegensatz von Wahrheit und Irrtum notieren, das ist die Enthüllung, die ihren Wert erst nachträglich* bekommt, durch Frege und Cantor62 –, von daher, dass diese 0, ausgesagt über den Irrtum, der die Stoiker blockierte, für die er etwas war, das zu dieser hinreißenden Verrücktheit der materialen Implikation führte.
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Dont ce n’est pas pour rien qu’elle était refusée par certains, de ce qu’elle pose que l’implication est véritable qui fait résulter la vérité formulée de l’erreur formulée - l’erreur impliquant la vérité est une implication vraie.
Bei der es so ist, dass sie von einigen nicht ohne Grund abgelehnt wurde, von daher, dass sie postuliert, dass diejenige Implikation wahr ist, bei welcher die formulierte Wahrheit aus dem formulierten Irrtum hervorgeht – der Irrtum, der die Wahrheit impliziert, ist eine wahre Implikation.63
.
{176} Il n’est rien de pareil dans la position de ceci :
(0 → 1) → 1
avec la logique mathématique.
Nichts dergleichen gibt es, wenn man mit der mathematischen Logik Folgendes setzt64:
(0 → 1) → 1
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Que 0 implique 1 est une implication notable de 1, c’est-à-dire du vrai.
0 impliziert 1, das ist eine Implikation, die als 1 notiert werden kann, das heißt als wahr.65
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0 a tout autant de valeur véridique que 1, parce que 0 n’est pas la négation de la vérité 1, mais la vérité du manque qui consiste en ce qu’à 2, il en manque 1.
0 hat ebenso viel Wahrheitswert wie 1, denn 0 ist nicht die Negation der Wahrheit 1, sondern die Wahrheit des Mangels, der darin besteht, dass bei 2 etwas fehlt, nämlich 1.66
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Ce qui veut dire, sur le seul plan de la vérité, que la vérité ne puisse parler qu’à s’affirmer à l’occasion, comme ça s’est fait pendant des siècles, être la double vérité, mais jamais à être la vérité complète.
Das bedeutet, einzig auf der Ebene der Wahrheit, dass die Wahrheit nur sprechen kann, indem sie sich gelegentlich, wie das seit Jahrhunderten geschehen ist, als doppelte Wahrheit behauptet, niemals jedoch, um die vollständige Wahrheit zu sein.67
.
0 n’est pas la négation de quoi que ce soit, notamment d’aucune multitude,
0 ist nicht die Negation von irgendetwas, vor allem nicht irgendeiner Vielheit.
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Il joue son rôle dans l’édification du nombre.
Sie spielt ihre Rolle bei der Errichtung des Zahlengebäudes.
.
Il est tout à fait |[9] arrangeant, comme chacun sait.
Wie allgemein bekannt ist sie wirklich nützlich.
.
S’il n’y avait que des 0, comme on se la coulerait douce !
Wenn es nur Nullen gäbe, wie glatt würden das laufen!
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Mais ce qu’il indique, c’est que quand il faudrait qu’il y en ait deux, il n’y en a jamais qu’un, et ça, c’est une vérité.
Was sie jedoch anzeigt, ist, wenn es zwei davon geben müsste, gibt es immer nur eine, und eben das ist eine Wahrheit.
.
0 implique 1, le tout impliquant 1 [(0 → 1) → 1], est à prendre non comme le faux impliquant le vrai, mais comme deux vrais, l’un impliquant l’autre, mais aussi d’affirmer que le vrai ne soit jamais qu’à manquer de son partenaire.
0 impliziert 1, das Ganze impliziert 1 [(0 → 1) → 1], das ist nicht so aufzufassen, dass das Falsche das Wahre impliziert, sondern als zwei Wahre, von denen das eine das andere impliziert, aber auch so, dass es behauptet, dass dem Wahren der Partner stets fehlt.
.
La seule chose à quoi le 0 s’oppose, mais résolument, c’est à avoir une relation à 1 telle que 2 puisse en résulter.
Das Einzige, dem die 0 sich widersetzt, und das entschieden, ist dies, eine Beziehung zur 1 zu haben, die so wäre, dass sich daraus 2 ergeben könnte.68
.
Il n’est pas vrai – ce que je marque de la barre qui convient – que 0 impliquant 1, implique 2:
Es ist nicht wahr – was ich mit dem entsprechenden Querstrich anzeige –, dass eine 0, die die 1 impliziert, die 2 impliziert69:
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Comment donc saisir ce qu’il en est de ce 2, sans quoi il est clair que ne peut se construire aucun nombre ?
Wie lässt sich dann erfassen, was es mit der 2 auf sich hat, ohne die sich, das ist klar, keine Zahl konstruieren lässt?
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Je n’ai pas parlé de les numérer, mais de les construire.
Ich habe nicht davon gesprochen, sie aufzuzählen, sondern sie zu konstruieren.
.
C’est bien pour ça que la dernière fois je vous ai mené jusqu’à l’Aleph [א], c’était pour – au passage – vous faire sentir que dans la génération d’un nombre cardinal à l’autre, dans le comptage des sous-ensembles, quelque chose quelque part se compte comme tel qui est un autre Un, ce que j’ai marqué du triangle de Pascal, en faisant remarquer que chaque chiffre, qui se trouve – à droite – marquer le nombre des parties, se fait de l’addition de ce qui y correspond comme parties dans l’ensemble précédent.
Eben deshalb habe ich Sie beim letzten Mal bis zum Aleph [א] geführt, um Sie am Rande spüren zu lassen, dass bei der Erzeugung einer Kardinalzahl ausgehend von einer anderen, durch Zählung der Untermengen, irgendwo irgendwas als solches gezählt wird, nämlich ein weiteres Eins, das ich ausgehend vom Pascal’schen Dreieck gekennzeichnet habe, indem ich darauf verwiesen habe, dass jede Zahl, die auf der rechten Seite die Anzahl der Teilmengen anzeigt, so gebildet wird, dass die Zahlen addiert werden, die dem, als Teilmengen, in der davorstehenden Menge korrespondieren..
{177}
C’est ce 1, ce 1 que j’ai caractérisé quand il s’agit du 3 par exemple, à savoir l’{a, b} opposé au {c}, et du {b, a} qui vient de même.
Das ist dieses 1, das 1, das ich, beispielsweise wenn es um die 3 geht, so charakterisiert habe, nämlich als {a, b} im Gegensatz zu {c} und zum {b, a} [Versprecher, gemeint ist {b, c}], das ebenfalls kommt.
.
Pour qu’il y en ait 4, il faut qu’à l’{a, b}, au {b, a}, à l’{a, c}, il y ait l’{a, b, c}, la juxtaposition des éléments de l’ensemble précédent, leur juxtaposition comme telle, qui vienne en compte au seul titre de 1.
Damit es 4 davon gibt, muss es zusätztlich zum {a, b}, zum {b, a} [richtig wäre: {b, c}] und zum {a, c} noch das {a, b, c} geben, die Nebeneinanderstellung der Elemente der davorstehenden Menge, ihre Nebeneinanderstellung als solche, die dann einfach nur als 1 gezählt wird.70
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C’est ce que j’ai appelé la mêmeté de la différence, parce que c’est en tant que rien d’autre dans leur propriété n’est, que d’être différence, que les éléments qui viennent ici supporter les sous-ensembles, que ces éléments sont comptés eux-mêmes dans la génération des parties qui vont suivre.
Das ist das, was ich die Selbigkeit der Differenz genannt habe, denn es bezieht sich einzig auf ihre Eigenschaft als Differenz, dass die Elemente, die dann hier die Untermengen stützen, dass diese Elemente bei der Erzeugung der Teilmengen, die sich dann ergeben, mitgezählt werden.71
J’insiste.
Ich bestehe darauf.
.
Ce qui est en question, c’est ce dont il s’agit quant au dénombré, c’est l’Un en plus en tant qu’il se compte comme tel dans le dénombré, dans l’Aleph [א] de ses parties à chaque passage d’un nombre à son successeur.
Es geht um die Frage, um was es sich bei dem Abgezählten handelt, nämlich um das zusätzliche Eins, insofern es als solches im Abgezählten mitgezählt wird, im Aleph seiner Teilmengen, bei jedem Übergang einer Zahl zu ihrem Nachfolger.
.
C’est de se compter comme tel de la différence comme propriété, que la multiplication qui s’exprime |[10] dans l’exponentielle 2n – 1 des parties de l’ensemble supérieur, de sa bipartition, que s’avère dans l’Aleph quoi ?, à être mis à l’épreuve du dénombrable.
Von daher, dass sie, von der Differenz als Eigenschaft her, als solche gezählt wird, erweist sich die Multiplikation, die ausgedrückt wird mit dem Exponentialausdruck 2n–1 der Teilmengen der davor stehenden Menge, ihrer Zweiteilung, erweist sich die Multiplikation in Aleph als was? als etwas, das der Prüfung des Abzählbaren unterzogen wird.72
2n–1
.
Que c’est là que se révèle en tant que d’un Un, de l’Un qu’il s’agit, c’est d’un autre qu’il s’agit, que ce qui se constitue à partir de l’1 et du 0 comme inaccessibilité du 2 ne se livre qu’au niveau de l’aleph zéro [] c’est à dire de l’infini actuel.
Da zeigt sich – insofern es um ein Eins geht, um das Eins –, dass es sich um ein anderes Eins handelt, und dass das, was sich ausgehend von 1 und 0 als Unerreichbarkeit der 2 konstituiert, dass sich dies nur auf der Ebene von Aleph-Null [] ergibt, das heißt auf der Ebene des Aktual-Unendlichen.73
.
{178} Je vais pour terminer, vous le faire sentir, et sous une forme tout à fait simple qui est celle-ci : de ce qu’on peut dire quant à ce qu’il en est des entiers concernant une propriété qui serait celle de l’accessibilité.
Ich möchte Sie das, um zum Ende zu kommen, spüren lassen, in einer ganz einfachen Form, die sich auf das bezieht, was sich über die ganzen Zahlen in Bezug auf eine bestimmte Eigenschaft sagen lässt, nämlich die der Erreichbarkeit.
.
Définissons là de ceci : qu’un nombre est accessible de pouvoir être produit soit comme somme, soit comme exponentiation des nombres qui sont plus petits que lui.
Definieren wir sie dadurch, dass eine Zahl dann erreichbar ist, wenn sie so erzeugt werden kann: entweder als Summe oder als Exponentiation von Zahlen, die kleiner sind als sie selbst.74
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À ce titre, le début des nombres se confirme de n’être pas accessible et très précisément jusqu’à 2.
Unter diesem Gesichtspunkt erweist sich der Anfang der Zahlen als unerreichbar und dies genau bis zur 2.75
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La chose nous intéresse tout spécialement quant à ce 2, puisque du rapport de l’1 à 0, j’ai suffisamment souligné que l’1 s’engendre de ce que le 0 marque de manque.
Die Sache interessiert uns ganz speziell in Bezug auf diese 2, denn beim Verhältnis von 1 zu 0 habe ich hinreichend hervorgehoben, dass die 1 dadurch erzeugt wird, dass die 0 ein Fehlen markiert.
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Avec 0 et 1, que vous les additionniez, ou que vous les mettiez l’un à l’autre – voire l’un à lui-même – dans une relation exponentielle, jamais le 2 ne s’atteint.
Wenn Sie 0 und 1 nehmen, ob Sie sie nun addieren oder sie in eine exponentielle Beziehung bringen, zueinander oder die 1 zu sich selbst, damit wird die 2 nie erreicht.76
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Le nombre 2 au sens où je viens de le poser, qu’il puisse d’une sommation ou d’une exponentiation s’engendrer des nombres plus petits, le test s’avère négatif : il n’y a pas de 2 qui s’engendre au moyen du 1 et du 0.
Die Zahl 2 in dem Sinne, den ich gerade angegeben habe, also dass sie durch Summierung oder durch Exponentiation der kleineren Zahlen erzeugt werden kann – der Test fällt negativ aus, es gibt keine 2, die mithilfe von 1 und 0 erzeugt wird.77
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Une remarque de Gödel est ici éclairante : c’est très précisément que l’aleph zéro [], à savoir l’infini actuel, est ce qui se trouve réaliser le même cas.
Hierzu ist eine Bemerkung von Gödel aufschlussreich, nämlich dass das Aleph-Null [], also das Aktual-Unendliche, etwas ist, bei dem das ebenso der Fall ist.78
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Alors que pour tout ce qu’il en est des nombres entiers à partir de 2, commencez à 3, 3 se fait avec 1 et 2, 4 peut se faire d’un 2 mis à sa propre exponentiation et ainsi de suite, il n’y a pas un nombre qui ne puisse se réaliser par une de ces deux opérations à partir des nombres plus petits que lui.
Also dass es bei allem, was mit den ganzen Zahlen zu tun hat, ausgehend von 2 – fangen Sie an mit 3; die 3 wird gebildet durch 1 plus 2; die 4 kann gebildet werden aus einer 2, die mit sich selbst potenziert wird, und so weiter –, also dass es keine Zahl gibt, die nicht durch eine dieser beiden Operationen realisiert werden kann, ausgehend von den Zahlen, die kleiner sind als sie selbst.79
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C’est précisément ce qui fait défaut et ce en quoi au niveau de l’aleph zéro [] se reproduit cette faille que j’appelle de l’inaccessibilité.
Das ist eben das, was fehlt, und das, worin sich auf der Ebene von Aleph-Null [] die Spalte reproduziert, die ich als Unerreichbarkeit bezeichne.
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Il n’y a proprement aucun nombre qui – qu’on s’en serve à en faire l’addition indéfinie, avec tous ses… voire avec tous ses successeurs, ni non plus à le porter à un exposant aussi grand que vous voudrez – qui jamais accède à l’aleph [א].
Es gibt einfach keine Zahl, die jemals das Aleph erreicht, wenn man sich ihrer bedient, um sie unbegrenzt oft mit sich selbst zu addieren, mit all ihren --, ja mit all ihren Nachfolgern, und auch dann nicht, wenn man sie zur Potenz erhebt, so groß wie Sie möchten.
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Il est singulier – et ceci est ce qu’aujourd’hui je dois laisser de côté, quitte à le reprendre si ça intéresse quelques-uns, dans un cercle plus étroit – il est tout à fait frappant que de la construction de Cantor, il résulte qu’il n’y a pas d’aleph qui, à partir de l’aleph zéro [], ne puisse être tenu pour accessible.
Es ist einzigartig – und das muss ich heute beiseitelassen, um es gegebenenfalls, sofern es einige interessiert, in kleinerer Runde wieder aufzugreifen –, es ist wirklich verblüffend, dass aus Cantors Konstruktion hervorgeht, dass es, ausgehend von Aleph-Null [], kein Aleph gibt, dass für erreichbar gehalten werden könnte.
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Il n’est pas moins vrai que, de l’avis de ceux qui ont fait progresser cette difficulté de la théorie des ensembles, c’est seulement de la supposition que dans ces aleph, il y en a d’inaccessibles, que peut se réintroduire dans ce qu’il en est des nombres entiers, ce que j’appellerai la consistance.
Es ist nicht weniger wahr, nach Ansicht derjenigen, die bei dieser Schwierigkeit der Mengenlehre Fortschritte gemacht haben, dass nur durch die Annahme, dass es unter diesen Alephs unerreichbare gibt, in das, worum es bei den ganzen Zahlen geht, das wiedereingeführt werden kann, was ich Konsistenz nennen möchte.80
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Autrement dit que, |[11] sans cette supposition : l’inaccessible quelque part se produisant dans les aleph, |{179} ce dont il s’agit et ce dont je suis parti, est ce qui est fait pour vous suggérer l’utilité de ce qu’il y ait d’lun, à ce que vous sachiez entendre ce qu’il en est de cette bipartition à chaque instant fuyante, de cette bipartition de l’homme et de la femme.
Anders gesagt, ohne die Unterstellung, dass sich irgendwo in den Alephs das Unerreichbare herstellt, ist das, worum es sich handelt, und das, wovon ich ausgegangen bin, dazu da, um Ihnen die Nützlichkeit dessen nahezulegen, dass es Eins gibt, qu’il y ait d’lun, sodass Sie verstehen können, was es in mit dieser Zweiteilung auf sich hat, die sich in jedem Moment entzieht, mit der Zweiteilung in Mann und Frau.
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Tout ce qui n’est pas homme est-il femme ?
Ist alles, was nicht Mann ist, Frau?
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On tendrait à l’admettre.
Man würde ja dazu neigen, das anzunehmen.
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Mais puisque la femme n’est pas-tout, pourquoi tout ce qui n’est pas femme serait-il homme ?
Da die Frau jedoch nichtalle ist, warum sollte da alles, was nicht Frau ist, Mann sein?
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Cette bipartition, cette impossibilité d’appliquer en cette matière du genre, quelque chose qui soit le principe de contradiction, qu’il ne faille rien de moins que d’admettre l’inaccessibilité de quelque chose au-delà de l’aleph81 pour que la non contradiction soit consistante, qu’il soit fondé de dire que ce qui n’est pas 1 soit 0, et que ce qui n’est pas 0 soit 1, c’est cela que je vous indique comme étant ce qui doit permettre à l’analyste d’entendre, un peu plus loin qu’à travers les verres de lunettes de l’objet petit a, ce qui se produit, ce qui se produit d’effet, ce qui se crée de Un par un discours qui ne repose que sur le fondement du signifiant.
Diese Zweiteilung, diese Unmöglichkeit, auf die Frage des Geschlechts (genre) etwas anzuwenden, was das Prinzip des Widerspruchs wäre, die Tatsache, dass es, damit der Nicht-Widerspruch konsistent ist, nichts weniger braucht als das Akzeptieren der Unerreichbarkeit von etwas jenseits von Aleph, die Tatsache, dass es begründet ist, zu sagen, dass das, was nicht 1 ist, 0 ist, und dass das, was nicht 0 ist, 1 ist, darauf verweise ich Sie als das, was es dem Analytiker ermöglichen soll zu verstehen – ein wenig weiter als durch die Brillengläser des Objekts klein a –, was an Wirkung produziert wird, was an Eins durch einen Diskurs geschaffen wird, der ausschließlich auf der Grundlage des Signifikanten beruht.82
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- Übersetzung von Seminar 19, … oder schlimmer
- Übersetzung von Seminar 18, Über einen Diskurs, der nicht von Schein wäre
Anmerkungen
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Vgl. Jacques Lacan: … or Worse. The Seminar of Jacques Lacan, Book XIX. Edited by Jacques-Alain Miller. Translated by Adrian R. Price. Polity Press, Cambridge (UK) 2018.
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Das Erstellungsdatum einer PDF-Datei findet man im Adobe Acrobat Reader DC Version 2015 unter Datei > Eigenschaften > Beschreibung > Erstellt am.
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Lacan verwendet hier die maskuline Form von „nicht alle“: pas tous, statt pas toutes (Femininum).
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Auch hier wieder pas tous, Maskulinum.
Nur als nicht alle: Ist damit gemeint, „nur insoweit, als sie sich nicht, durch Bindung an mich als Führer, miteinander identifizieren“?
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Vgl. S. Freud: Massenpsychologie und Ich-Analyse (1921). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 9. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 61–134.
Gustave Le Bon: Psychologie des foules. Paris 1895, im Internet hier.
Freud bezieht sich auf die deutsche Übersetzung von Rudolf Eisler: Psychologie der Massen. 2. Aufl. Leipzig 1912. Die 1. Auflage von 1908 findet man im Internet hier.
Entifizieren: Neologismus, „eine Entität aus etwas machen“. Freud begreift das alle als Entität – als Seiendes, als Gegenstand, nämlich als Masse – statt als logische Größe.
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Die Rede von der Entdeckung des es existiert bezieht sich darauf, dass Freud die Rolle des Führers für die Bildung stabiler Massen herausstellt; in den Formeln der Sexuierung entspricht dem Führer die Formel , also das es existiert mindestens ein usw. Freud geht von hier aus zur Identifizierung über (die Mitglieder der Masse identifizieren sich in ihrem Ich). In diesem Zusammenhang sagt er, bei der neurotischen Symptombildung sei die Identifizierung die mit einem „einzigen Zug“ (Freud, Massenpsychologie, a.a.O., S. 100).
Bei den Formeln der Sexuierung kann man demnach auf der linken Seite (Mann-Seite) folgende Zuordnungen vornehmen:
– (links oben): z.B. Führer
– (links unten): z.B. organisierte Massen wie Kirche und Heer, Gefühlsbindung durch Identifizierung.Freud zufolge beruht die libidinöse Bindung der Masse untereinander auf der Bindung an den Führer. „Es ist nicht zu bezweifeln, dass die Bindung jedes Einzelnen an Christus auch die Ursache ihrer Bindung untereinander ist.“ (Massenpsychologie, a.a.O., S. 89) Die Identifizierung der Mitglieder der Masse untereinander äußert sich in der Gleichheitsforderung, von welcher der Führer ausgenommen ist.
Ist von daher ein Paradigma für das Nichtalle die führerlose Masse?
Ausgehend von den Gefühlsbindungen in der Masse fragt Freud in Massenpsychologie und Ich-Analyse nach weiteren Formen der Gefühlsbindung an andere Personen und bezieht sich dafür auf die Identifizierung. Eine der Formeln der Identifizierung vollzieht sich in der Übernahme eines „einzelnen Zugs“ (a.a.O., S. 100).
Das Konzept des trait unaire (einziger Zug, unärer Zug) hatte Lacan in Seminar 9, Die Identifizierung (1961/62), ausgearbeitet. Vgl. auf dieser Website die Artikel Unärer Zug (I): primäre Identifizierung und Unärer Zug (II): der Grund der Wiederholung.
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Der Seminartitel … oder schlimmer soll demnach unter anderem so verstanden werden: „entweder das Eins erkunden oder schlimmer“.
Die grammatische Klassifizierung von pire als Adverb findet man in der Sitzung vom 8. Dezember 1971, Version Miller S. 1. Pire, „schlimmer“ soll demnach so aufgefasst werden wie in „Das wäre schlimmer“ und nicht wie in „Es nahm immer schlimmere Ausnahme an“, nicht als Adjektiv.
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Nichtalle – auch hier wieder im Maskulinum (pas tous).
Sicherlich eine Anspielung auf die folgende Passage aus Le Bons Werk (Hinweis von Marie von Heyl):
« On remarquera que, parmi les caractères spéciaux des foules, il en est plusieurs, tels que l’impulsivité, l’irritabilité, l’incapacité de raisonner, l’absence de jugement et d’esprit critique, l’exagération des sentiments, et d’autres encore, que l’on observe également chez les êtres appartenant à des formes inférieures d’évolution, tels que la femme, le sauvage et l’enfant; mais c’est là une analogie, que je n’indique qu’en passant. Sa démonstration sortirait du cadre de cet ouvrage. Elle serait inutile, d’ailleurs, pour les personnes au courant ‚de la psychologie des primitifs, et resterait toujours peu convaincante pour celles qui ne la connaissent pas. »
(Gustave Le Bon: Psychologie des foules. 6. Aufl. Alcan, Paris 1906, S. 24)„Man wird bemerken, dass es unter den besonderen Eigenschaften der Massen mehrere gibt, wie die Impulsivität, die Reizbarkeit, die Unfähigkeit zum vernünftigen Denken, das Fehlen der Urteilskraft und des kritischen Geistes, die Übersteigerung der Gefühle und anderes, die man gleichermaßen bei den Wesen beobachtet, die niedrigeren Formen der Entwicklung angehören, wie die Frau, der Wilde und das Kind, aber das ist hier eine Analogie, die ich nur am Rande erwähne. Der Nachweis würde den Rahmen dieses Werkes sprengen. Im Übrigen wäre er für diejenigen, die mit der Psychologie der Primitiven vertraut sind, nutzlos, und für diejenigen, die sie nicht kennen, bliebe er stets wenig überzeugend.“
(Meine Übersetzung, RN)Freud stützt sich auf die Übersetzung von Rudolf Eisler (Psychologie der Massen. Klinkhardt, Leipzig 2. Aufl. 1912). Eisler übersetzt „la femme“ an dieser Stelle mit „Frauen“ (S. 18 der Auflage von 1908). Lacan bezieht sich jedoch auf „la femme“ (die Frau) im Unterschied zu „les femmes“ (die Frauen) oder „des femmes“ (Frauen).
Ernest Jones überliefert die folgende Bemerkung von Freud gegenüber Marie Bonaparte:
„Die große Frage, die nie beantwortet worden ist und die ich trotz dreißig Jahre langem Forschen in der weiblichen Seele nicht habe beantworten können, ist die: ‚Was will das Weib?‘“
(Ernest Jones: Sigmund Freud. Leben und Werk. Band. 2. dtv, München 1984, S. 493)
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Im Identifizierungsseminar erläutert Lacan den unären Zug durch den Strich einer Strichliste; trait unaire kann auch mit „Einzelstrich“ übersetzt werden (Seminar 9, Sitzung vom 6. Dezember 1961; vgl. meine Übersetzung hier).
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Das von Lacan als „optisches Modell“ bezeichnete Schema sieht unter anderem so aus:
(Abbildung aus: J. Lacan: Anmerkung zum Bericht von Daniel Lagache: „Psychoanalyse und Struktur der Persönlichkeit“. In: Ders.: Schriften. Band II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2015, S. 146–191, hier: S. 179)
Lacans Konzeption des optischen Schemas entwickelt sich in drei Phasen. Die erste Phase beginnt mit Seminar 1, in dem das Schema eingeführt wird:
– Seminar 1, 1953/54, S. 102-107, 115 f., 119, 136, 160-164, 176-194, 200 f., 205 f., 211 f., 232-240, 246-249, 253 f., 354-357.
Dieses Seminar wurde 1975 veröffentlicht, also nach dem Lagache-Aufsatz. Wie weit die Zeichnungen in dieser Edition des Seminars den Originalzeichnungen an der Tafel entsprechen, ist schwer zu sagen.
Ohne größere Änderungen vorzunehmen, kommt Lacan an folgenden Stellen auf das optische Modell zurück:
– Seminar 2, 1954/55, S. 142;
– Seminar 5, 1957/58, S. 146;
– Seminar 6, 1958/59, 12.11.1958, 7.1.1959, 11.2.1959; 18.3.1959.
Die zweite Phase in der Entwicklung des Modells beginnt mit dem Lagache-Vortrag, in dem es zum ersten Mal öffentlich vorgestellt wird. Der Vortrag wurde 1958 gehalten, die Endredaktion des Textes erfolgte 1960, die Veröffentlichung lag im Jahr 1961. Diese Version des Schemas wird kommentiert in
– Seminar 8, 1960/61, S. 290 f., 422-24, 428-34, 454-457.
Die dritte Phase ist der Kommentar in
– Seminar 10, 1962/63, S. 54 f., 63-65, 120 f., 131 f., 148-151, 172. Das Schema wird hier mit dem Konzept des Objekts a und der imaginären Kastration verbunden.
– Vgl. auch Seminar 11, 1964, S. 151; Seminar 13, Sitzung vom 25. Mai 1966
Die Seitenangaben zu den Seminaren beziehen sich auf die Übersetzungen der Miller-Edition, bei Seminar 6 auf die Miller-Ausgabe. -
Anspielung auf George Orwells Roman Farm der Tiere (1945), worin die Schweine, einige Jahre nachdem sie die Macht erobert haben, aufrecht gehen.
In Orwells Roman geht es, wie in Freuds Massenpsychologie und Ich-Analyse, um das Verhältnis zwischen Gleichheitsforderung und Beziehung zu einem Führer; man denke an die berühmte Parole „Alle Tiere sind gleich, einige jedoch sind gleicher als die anderen“.
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Freud zufolge beruht die Gefühlsbindung der Massenmitglieder untereinander darauf, dass sie sich in ihrem Ich identifizieren. Er illustriert das durch das folgende Diagramm (vgl. Massenpsychologie, a.a.O., S. 108):Die waagerechten Linien stehen für drei Mitglieder der Masse; das „äußere Objekt“ ist der Führer, das Ich wird durch die schwarzen Punkte in der Mitte der waagerechten Linien repräsentiert. Die Identifizierung im Ich wird durch die gestrichelte senkrechte Linie dargestellt, die die Ichs miteinander verbindet.
Psychische Ökonomie: Freud versteht unter dem „ökonomischen Gesichtspunkt“ die Beschreibung der psychischen Vorgänge durch die Verteilung und Umwandlung einer bestimmten Menge von Energie. Im Kontext geht es um die libidinösen Bindungen in einer Organisation, aufgefasst als Verteilung von Triebenergie.
Die Organisation, der er glaubte, den Aufschwung seiner Lehre anvertrauen zu müssen: Gemeint ist entweder die 1910 gegründete Internationale Psychoanalytische Vereinigung, die bis heute existiert, oder das 1912 gegründete geheime Komitee, das bis 1927 Bestand hatte.
Das Komitee war ein Anregung von Ernest Jones gegründeter geheimer Kreis von anfangs sechs Personen, denen Freud den Auftrag gab, die psychoanalytische Lehre vor Abweichungen zu schützen (Karl Abraham, Max Eitington, Sandor Ferenczi, Ernest Jones, Otto Rank, Hanns Sachs).Diese Bemerkung spricht dafür, dass zwei Sätze zuvor mit der „Organisation“ das Komitee gemeint war.
Adrian Price verweist in seiner englischen Übersetzung des Seminars auf die Abfolge von ça (es) und est-ce, was wie das deutsche Wort „es“ ausgesprochen wird (a.a.O., S. 243 Anm. 1).
Lacan bezieht sich auf ein Buch der hebräischen Bibel, das den Titel Kohelet, Ekklesiastes oder Prediger trägt und das zu den Büchern der Weisheit gezählt wird.
Esoterik: Philosophische Lehre, die nur einem inneren Kreis zugänglich ist, im Gegensatz zur Exoterik als dem allgemein zugänglichen Wissen. Das esoterische Wissen ist nicht ohne weiteres zugänglich, insofern wird es zugleich abgewehrt und erhöht. Esoterisch sind beispielsweise die antiken Mysterienkulte, sie vermitteln ein Wissen über die Jouissance.
Die Markierung besteht in der Ausgrenzung als esoterisches Wissen.
Tantras – tantrische Schriften und Praktiken; Sufis – Anhänger des Sufismus.
Was könnte es heißen, dass das, was Sokrates Seele nennt, die Beziehung zum Objekt a ist?
Platon (und damit Sokrates) zufolge hat die Seele durch einen ihrer Teile, die Vernunft, teil an den Ideen, allerdings ist sie eingekerkert in den Leib. Der philosophische Lebenswandel hat die Aufgabe, die Seele, soweit möglich, von der Bindung an die Sinnenwelt zu befreien.
Im sokratischen Gespräch geht es also immer auch um die Befreiung der Seele. Die Gespräche enden meist aporetisch, das Gesuchte entzieht sich. Steckt darin vielleicht für Lacan der Bezug auf das Objekt a?
Lacan hält sich bei der historischen Einordnung von Sokrates eng an die Thesen von Nietzsche über Sokrates; vgl. vor allem Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik (1872).
Hermen sind Stelen (freistehende Pfeiler) mit Kopf und Phallus.
Herme auf rotfiguriger attischer Lekythos, 475–450 v. Chr.
In einer Nacht des Jahres 415 v. Chr. wurden in Athen durch unbekannte Täter nahezu sämtliche Hermen verstümmelt. Der Vorgang wurde als schwere Gotteslästerung empfunden; ein religiös-politischer Skandal erschütterte die Stadt. Alkibiades, ein mächtiger Politiker und Heerführer, wurde angeklagt, er wechselte die Seiten und schloss sich Sparta an. Dass er der Täter war, wird von den meisten Historikern bezweifelt.
Lacan hatte sich auf den Hermenfrevel bezogen in Seminar 8, Die Übertragung (Sitzung vom 23. November 1960, Version Miller/Gondek S. 37), sowie im Vorschlag vom 9. Oktober 1967 über den Analytiker der École (in: Ders.: Autres écrits. Seuil, Paris 2001, S. 252; vgl. die Übersetzung von Ulrike Oudée Dünkelsbühler auf dieser Internetseite hier).
Hintergrund der Ereignisse war der Peloponnesische Krieg (431–404 v.Chr.), also der Konflikt zwischen dem attischen Seebund mit Athen als Führungsmacht und dem Peloponnesischen Bund unter Sparta, der mit dem Sieg Spartas endete, letztlich aber zum Niedergang der griechischen Poliswelt führte und zur Hegemonie Makedoniens. In seinem Werk über den Peloponnesischen Krieg berichtet Thukydides auch über den Hermenfrevel.
Worin genau bestand die Verstümmelung? Einige Spezialisten sind der Auffassung, im Abschlagen des Phallus (ihnen folgt Lacan), andere meinen, dass sich der Angriff auf das Gesicht richtete; vgl. den Artikel Hermocopides in der französischen Wikipedia.
Im Vorschlag vom 9. Oktober hatte Lacan den Hermenfrevel auf die imaginäre Kastration bezogen. Es geht ihm dort um das Verhältnis zwischen dem Kastrationskomplex und dem prägenitalen Objekt a; für den Kastrationskomplex verwendet er hierbei (–φ), also das Symbol für die imaginäre Kastration. Für gewöhnlich, so heißt es im Vorschlag, verstopft der Bezug auf das Objekt a das Aufklaffen des Kastrationskomplexes; der Sturz von Alkibiades annulliert diese Beziehung, die Kastration tritt offen zutage und die Verstümmelung der Hermen, so schreibt Lacan, konnotiert diese Annulierung.
In der laufenden Sitzung von Seminar 19 bezieht Lacan den Hermenfrevel nicht auf die imaginäre Kastration, sondern auf die symbolische Kastration. Damit dürfte gemeint sein, dass durch die Schändung der sakralen Bilder Gesetze und Religion in Frage gestellt werden; das jedenfalls ist die Seite des Hermenfrevels, die Lacan im Übertragungs-Seminar betont hatte.
Anspielung auf Nietzsches Kritik des Christentums, vor allem in Die fröhliche Wissenschaft (1882), Also sprach Zarathustra (1883–1885) und Der Antichrist (1895).
Modell-Modelle – die erste Sinnebene könnte sein: Modelle (im Sinne von Personen, wie in „Modell eines Malers“), welche Modelle (im Sinne von „Muster“, „Vorbilder“) sind, also „vorbildliche Modelle“.
Möglicherweise zugleich ein Wortspiel mit dem lautgleichen mot d’elle („Wort von ihr“). Dann ginge es um die Verbindung zwischen dem imaginären Idealich (Modell im Sinne von Vorbild) und dem symbolischen Ich-Ideal (mot d’elle).
Anspielung auf das MLF (Mouvement de libération des femmes, eine feministische Bewegung, deren Anfänge zwischen 1968 und 1970 liegen. Die andere mit M beginnende feministische Gruppierung ist vermutlich das Mouvement démocratique féminin, das der sozialistischen Partei nahestand.
Soll der Hinweis auf den Anfangsbuchstaben M eine unbewusste Bindung an das Wort masculin andeuten?
Interessantes Detail am Rande: Eine der Wortführerinnen des MLF war Antoinette Fouque. Sie besuchte ab 1969 Seminare von Lacan und begann bei ihm eine Analyse. Im Jahre 1979 ließ sie MLF als gemeinnützigen Verein eintragen, mit sich als Präsidentin; außerdem ließ sie MLF als Marke und als Logo beim Patentamt registrieren. Viele protestierten, darunter Simone de Beauvoir; die Verwandlung von MLF in ein Markenzeichen wurde zu einem Medienskandal.
Anspielung auf den Unterschied zwischen Sprechen („weil man mir das sagt“) und Sehen, also zwischen dem Symbolischen und dem Imaginären. Das Nichtalle, durch das Frauen nicht in den Herrendiskurs integriert sind, ist in der Ordnung des Sprechens zugänglich, nicht in der des Sehens.
Lacan verwendet jetzt zum ersten Mal in dieser Sitzung das feminine pas toutes.
Die christliche Diskurs determiniert demnach den Herrn, der up to date ist, und damit auch die Frauenbewegung. Nietzsche zufolge ist das Christentum ein Sieg der Schwachen und Ohnmächtigen, und Lacan will offenbar andeuten, dass die Frauenbewegung als Bewegung der Gleichberechtigung in dieser Tradition steht. Freud zufolge beruhen die Forderungen nach Gleichheit und sozialer Gerechtigkeit auf der Bindung an einen Führer (vgl. Freud, Massenpsychologie, a.a.O., S.112 f.).
In den Diskursformeln ist der Platz unten rechts auch der Platz der Produktion; im Herrendiskurs findet man auf diesem Platz das Objekt a bzw. die Mehrlust.
Unter Nachträglichkeit versteht Freud, dass ein traumatisches Erlebnis, das zunächst nicht verarbeitet werden kann, zu einem späteren Zeitpunkt umgearbeitet wird und dadurch einen Sinn bekommt. Vgl. den Artikel „Nachträglichkeit, nachträglich“ in: J. Laplanche, J.-B. Pontalis: Das Vokabular der Psychoanalyse. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1972, S. 313–317.
Bewegung in der Entstehung des Diskurses – vom antiken Herrendiskurs über das Christentum bis zur Frauenbewegung.
Sinn – das französische Wort sens bedeutet nicht nur „Sinn“, sondern auch „Richtung“.
Klärt sich nur durch das, was eintrifft – Anspielung auf den Begriff der Nachträglichkeit.
„Ich suche nicht, ich finde“ ist ein berühmter Satz von Picasso. Lacan zitiert ihn zum ersten Mal in Seminar 7, Die Ethik der Psychoanalyse (in der Sitzung vom 27. Januar 1960, vgl. Version Miller/Haas S. 147).
Die Sentenz erinnert an Freuds Konzept der „gleichschwebenden Aufmerksamkeit“ (vgl. S. Freud: Ratschläge für den Arzt bei der psychoanalytischen Behandlung (1912). In: Ders.: Gesammelte Werke, Bd. 8. Imago, London 1955, S. 375–387, hier: 377).
Lacan verwendet diese Formel zuerst in Seminar 9 von 1961/62, Die Identifizierung, in der Sitzung vom 15. November 1961.
Der Begriff des Subjekts geht, philosophiegeschichtlich, auf den Begriff des Hypokeimenon zurück. Als Hypokeimenon („Darunterliegendes“) bezeichnet Aristoteles das, wovon etwas ausgesagt wird; von Boethius wurde hypokeimenon mit subiectum ins Lateinische übersetzt.
Das war also nach der Sitzung vom 4. Mai 1972 der Vortragsreihe Das Wissen des Psychoanalytikers.
Exponentielle Skala – eine Reihe verschieden großer Werte, die als Exponent eingesetzt werden.
Wenn man die Null als Exponent verwendet, erhält man immer 1:
00 = 1
10 = 1
20 = 1
usw.Logische Operation, die von der Setzung der 0 und der Definition des Nachfolgers ausgeht: Lacan bezieht sich hier auf die Peano-Axiome (1889 von Guiseppe Peano formalisiert), mit denen die Eigenschaften der natürlichen Zahlen charakterisiert werden. Die ersten beiden Axiome lauten:
– Die Null ist eine natürliche Zahl. (0 ∈ ℕ)
– Jede natürliche Zahl hat eine natürliche Zahl als Nachfolger. (∀n(n ∈ ℕ ⇒ n‘ ∈ ℕ)Die Eins, die von der Null her erzeugt wird: Gemeint ist vermutlich die 1 als Nachfolger der Null, also die 1 in der Reihe 0, 1, 2, 3 usw.
Die Eins, die sich in der Kette beim Übergang von einer Zahl zur anderen ausmachen lässt: Hier geht es möglicherweise um die Plus-1-Operation, durch die der Nachfolger erzeugt wird.
Zählen der Teilmengen: Lacan bezieht sich auf die Summe der möglichen Teilmengen, ein Thema der Sitzung vom 4. Mai 1972.
Kongressaufsatz: Gemeint ist Funktion und Feld des Sprechens und der Sprache in der Psychoanalyse, Bericht für den Kongress in Rom am 26. und 27. September 1953 (in: J. Lacan: Schriften. Band I. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2016, S. 278–381).
dann habe ich immer nur einen Vortrag über meinen Aufsatz gehalten: möglicherweise im Sinne von: „… statt den geschriebenen Text vorzulesen“.
das ist seinerzeit veröffentlicht worden: Der Aufsatz Funktion und Feld erschien 1956 im ersten Heft von La Psychanalyse.
was ich gesagt habe: Lacan bezieht sich auf die Zusammenfassung seines gesprochenen Rom-Vortrags und auf seine Antwort auf die Diskussionsbeiträge hierzu (veröffentlicht in: La psychanalyse, Nr. 1, 1956, S. 202–211 und 242–255, im Internet auf der Seite der ELP hier).
Ähnlich wird Lacan sich später in Seminar 23, Das Sinthom (1975/76) äußern, wo es heißt:
„Ohne dass es meine Absicht war, beerbe ich Freud, durch das, was ich seinerzeit geäußert habe und was in guter Logik herausgezogen werden konnte aus dem Gestammel derer, die er seine Bande nannte.“
(Sitzung vom 18. November 1975, Version Miller S. 12, meine Übersetzung von hier).
Auf die Logik beziehen sich zwei frühe Aufsätze von Lacan im Titel: Die logische Zeit und die vorweggenommene Gewissheitsbehauptung, 1945; Le nombre treize et la forme logique de la suspicion, 1946. Lacans erste ausdrückliche Bezugnahme auf die Logik im engeren Sinne findet man in Seminar 9, Die Identifizierung (1961/62), mit dem Kommentar zum Quadrantenschema von Charles Sanders Peirce (vgl. hierzu auf dieser Website den Artikel „Das Reale ist das Unmögliche“).
In den Diskursformeln ist der Platz oben rechts der Platz der Jouissance (Version Seminar 19). Im psychoanalytischen Diskurs wird dieser Platz vom gespaltenen Subjekt, $, besetzt.
Autorisierte Äußerung: Diese Formulierung könnte sich auf die sogenannte psychoanalytische Grundregel beziehen („Sagen Sie alles, was Ihnen durch den Kopf geht, ohne irgendetwas auszulassen“).
Lacan bezieht sich auf die Formel für den Diskurs des Analytikers; der Analytiker besetzt hier, als Objekt a, den Platz des Scheins:
Was an Arbeit in reinem Verlust produziert wird – vielleicht eine Anspielung auf den Marx’schen Begriff des Mehrwerts und damit auf das Objekt a als Mehrlust.
An den beiden Enden dieses Satzes – gemeint sind „Schrecken“ und „Mitleid“.
Aristoteles zufolge ruft die Tragödie phobos und eleos hervor; phobos: Furcht, Schrecken, Angst, Schauder; eleos: Mitleid, Jammer (vgl. Aristoteles, Poetik, Kap. 6, 1449 b 24 ff.).
Lacan bezieht sich jetzt auf den Platz unten links in den Diskursformeln, auf den Platz der Wahrheit. Im analytischen Diskurs ist an diesem Platz S2, das Wissen.
Die Wahrheit wird ausgehend vom Signifikanten gesetzt: Die ist sicherlich eine Deutung der Position unten links im psychoanalytischen Diskurs, mit S2 am Platz der Wahrheit. Die Wahrheit wird von den Signifikanten aus gesetzt (von S2 aus), die vom Analysanten kommen.
Der Produktion unterworfen – in den Diskursformeln ist der Platz unten rechts der Platz der Produktion (Version von Seminar 17); im Diskurs des Analytikers steht hier S1, der Herrensignifikant.
Von einigen Mathematikern als „kreativ“ bezeichnetes Subjekt: Lacan bezieht sich wahrscheinlich auf den Begriff „het scheppende subject“ („das kreative Subjekt“) des niederländischen Mathematikers Bertus Brouwer (vgl. die Anmerkung von Adrian Price in seiner englischen Übersetzung des Seminars, a.a.O., S. 243).
Das Subjekt müht sich ab, sich als Effekt von Signifikanten zu produzieren: Das könnte sich auf den analytischen Diskurs beziehen, dort auf S1 am Platz unten rechts, auf den Herrensignifikanten am Platz der Produktion.
Das Subjekt bleibt davon unterschieden: Das Subjekt ist ein Signifikanteneffekt, der sich vom Signifikanten unterscheidet, so wie sich in den Diskursformeln $ und S1 unterscheiden.
Folge, deren Konvergenz rational gesichert ist: Vermutlich ist eine rationale Zahl gemeint, d.h. eine Zahl, die sich als Verhältnis zweier ganzer Zahlen darstellen lässt, als Bruch. Eine rationale Zahl lässt sich als endliche oder als periodische Dezimalzahl schreiben, insofern kann man sagen, ihre Konvergenz ist rational gesichert, d.h. sie ist nicht nichtperiodisch unendlich.
Reelle Zahl: Vermutlich meint Lacan hier die irrationalen Zahlen, die eine Teilmenge der reellen Zahlen bilden – andernfalls ergibt sich kein Gegensatz zu den rationalen Zahlen, auch die rationalen Zahlen sind reelle Zahlen.
ℕ: natürliche Zahlen (1, 2, 3 usw. mit oder ohne Null)
ℤ: ganze Zahlen (… –3, –2, –1, 0, 1, 2, 3 …)
ℚ: rationale Zahlen (Zahlen, die sich als Bruch von ganzen Zahlen schreiben lassen)
ℝ: reelle Zahlen (rationale Zahlen plus irrationale Zahlen)Die irrationalen Zahlen entsprechen in diesem Diagramm der Menge ℝ abzüglich der Menge ℚ.Die für das sprechende Wesen konstitutive Jouissance – die mit den Partialtrieben verbundene Jouissance, die Mehrlust (diese Deutung ergibt sich aus dem nächsten Satz).
Scheiternde sexuelle Jouissance – wohl die phallische Jouissance.
Kurze Blüte der Abgrenzung – damit dürfte das Hereinbrechen der sexuellen Jouissance im frühen Kindesalter gemeint sein (Freuds „phallische Stufe“), woran sich, Freud zufolge, die Latenzzeit anschließt.
Die Unmöglichkeit, die sich bei der wahrhaften Befragung des sexuellen Verhältnisses beweisen lässt: Ich nehme an, dass Lacan sich damit auf die Funktion der Formeln der Sexuierung bezieht: sie sollen die Unmöglichkeit des sexuellen Verhältnisses beweisen.
Das Reale ist das logisch Unmögliche – diese These entwickelt Lacan ab Seminar 9 von 1961/62, Die Identifizierung.
Im Psychose-Aufsatz heißt es in einem Zusatz von 1966, das „Feld der Realität“ funktioniere nur, „wenn es mit dem Schirm des Phantasmas verschlossen wird“ (J. Lacan: Über eine Frage, die jeder möglichen Behandlung der Psychose vorausgeht. In: Ders.: Schriften. Band II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2015, S. 9–71, hier: S. 36).
Die symbolische Formel, die wir aus einer Unmöglichkeit herausziehen dürfen: Damit sind wohl wieder die Formeln der Sexuierung gemeint.
In der symbolischen Logik bezeichnet man als Term ein geschriebenes Symbol, beispielsweise sind ∀, ∃, x, Φ und das Negationszeichen elementare Terme, Φx und ∀x.Φx sind komplexe Terme. Das Wort geht auf das lateinische Substantiv terminus zurück, „Grenzmarkierung“, „Grenze“, „Ende“. Offenbar will Lacan andeuten, dass das Reale eine Art Grenze ist.
In Seminar 18, Über einen Diskurs, der nicht vom Schein wäre, hatte Lacan den Begriff des Buchstabens präzisiert: der Buchstabe ist das Litoral (die Uferzone) zwischen Wissen und Jouissance (vgl. Sitzung vom 18. Mai 1971, meine Übersetzung hier, Version Miller S. 117). Das Unmögliche steht demnach in einer Verbindung mit dem Buchstaben und dieser bezieht sich wiederum auf die Jouissance.
Stendhal: vgl. dessen De l’amour (1822). Die Titel der deutschen Übersetzungen sind Von der Liebe oder Über die Liebe. Zahlreiche Übersetzungen, u.a. von Franz Hessel, zuletzt aufgelegt bei Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2012.
Baudelaire: vgl. vor allem dessen Choix de maximes consolantes sur l’amour (1846). Dt.: Auswahl tröstlicher Maximen über die Liebe, in: Ders.: Wein und Haschisch. Essays. Übersetzt von Melanie Walz. Manesse, Zürich 2017.
Liebesphänomenologie des Surrealismus: Lacan bezieht sich wohl vor allem auf André Breton: L’amour fou (1937). Dt.: A. Breton: L’amour fou. Übersetzt von Friedhelm Kemp. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1994.
deren Moralismus uns umhaut – „coupe les bras“, wörtlich „die Arme abschneidet“, Argot für „verblüfft“, „überrascht“, siehe hier.
Zu Bretons L’amour fou wird Lacan sich drei Jahre später so äußern:
„Ich mache darauf aufmerksam, dass die Idee, für die irreale Frau einen Ersatz zu bilden --. Es ist nicht ohne Bedeutung, dass die Dummköpfe der Amour fou sich selbst als Surrealisten bezeichneten: sie waren selbst, muss ich sagen, Symptome, Symptome der Nachkriegszeit, der Zeit nach dem Krieg von 1914, bis auf dies, dass sie soziale Symptome waren. Es ist aber nicht gesagt, dass das, was sozial ist, nicht auch mit einem Knoten von Ähnlichkeit verbunden wäre. Deren Idee also, einen Ersatz zu bilden für Die Frau, die als ‚Die‘ nicht existiert, für Die Frau, von der ich gesagt habe, dass eben dies der Typus der Verirrung ist, brachte sie zurück auf den Ausweg, auf die Gleise des Namens-des-Vaters, des Vaters als Benennendem, worüber ich gesagt habe, dass dies eine Sache ist, die aus der Bibel hervorgegangen ist, wobei ich jedoch hinzufüge, dass dies für den Mann eine Art und Weise ist, de tirer son épingle phallique du jeu, seinen phallischen Einsatz in Sicherheit zu bringen (wörtlich: seine phallische Stecknadel aus dem Spiel zu ziehen).“
(Seminar 22, RSI, Sitzung vom 11. März 1975, meine Übersetzung nach Version Staferla, RN)
Er hatte Amour fou bereits in Seminar 7, Die Ethik der Psychoanalyse, kommentiert. Dort hatte er sich auf den Begriff des objektiven Zufalls bezogen, der in diesem Werk eine Schlüsselrolle spielt, und er hatte eine Verbindung zwischen dem „objektiven Zufall“ und dem „Ding“ hergestellt (vgl. Sitzung vom 10. Februar 1960, Version Miller/Haas S. 188 f.).
dass uns von daher überhaupt nicht in den Sinn kommen kann, dass das Einzige, was uns interessieren würde, die Fremdartigkeit ist: Gemeint ist möglicherweise: Im Roman des 19. Jahrhunderts erscheint uns die Liebe meist als etwas Vertrautes, diese Literatur liefert dem Psychoanalytiker deshalb keinen Zugang zu dem, was ihn an der Darstellung der Liebe interessieren würde: ihre Fremdartigkeit.
L’Astrée, Roman von Honoré d’Urfé, 4 Bde., 1607–1627. Kritische Ausgabe, hg. V. Delphine Denis bei Champion. Erster Teil: 2011, zweiter Teil: 2016.
In diesem Roman des 17. Jahrhunderts erscheint uns die Liebe als dermaßen fremdartig, dass ein Psychoanalytiker auch daraus keinen Gewinn ziehen kann.
Der Bergmann, den seine Frau abrubbelt – vgl. J. Lacan: Subversion des Subjekts und Dialektik des Begehrens. In: Ders.: Schriften. Band II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2015, S. 325–368, hier: 368.
Anspielung auf die Abschaffung des Konzepts der Lehranalyse in Lacans École freudienne de Paris.
Die Lehranalyse ermöglicht es dem Analytiker, sich als Wirkung des psychoanalytischen Diskurses zu begreifen; umgangssprachlich formuliert: er weiß dadurch, was es mit einem macht, wenn man sich einer Analyse unterzieht.
Den Inhalt des Wissens vollständig vernachlässigen: Anspielung auf die Logik, auf ihren „formalen“ Charakter.
Monstration: Neologismus.– „deren ‚Monstration‘ im passiven Sinne“: wohl im Sinne von „etwas zeigt sich“. Die Formulierung bezieht sich vermutlich auf das traditionelle Problem des Wahrheitscharakters der Axiome. Die Grundsätze einer Theorie – die Axiome – können nicht bewiesen werden, da mit ihrer Hilfe die Beweise geführt werden. Die Axiome müssen also auf andere Weise gerechtfertigt werden, traditionellerweise dadurch, dass sie „evident“ sind, dass sie unmittelbar einleuchten. Ihre Wahrheit „zeigt sich“.
Das sprechende Wesen bewohnt den Signifikanten nicht nur: Heidegger zufolge ist die Sprache das „Haus des Seins“, in welchem der Mensch „wohnt“ (Brief über den Humanismus (1945). GA 9, S. 313).
die Freiheit, seine Axiome zu wählen: Anspielung auf die neue Konzeption der Axiomatik, die sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts durch die Ausarbeitung unterschiedlicher Geometrien entwickelte (euklidische, hyperbolische, sphärische Geometrie usw.). Demnach sind Axiome konventionell, also definitorisch festgelegt; sie müssen nicht dem Kriterium der Evidenz genügen.
Das Forschungsprogramm, alle Theoreme der Mathematik und der Logik aus Axiomensystemen abzuleiten, die nicht dem Kriterium der Evidenz, sondern den formalen Kriterien der Widerspruchsfreiheit und der Vollständigkeit genügen, wurde in den 1920er Jahren von dem Mathematiker David Hilbert formuliert (sog. „Hilbertprogramm“); er antwortete damit auf die Antinomien der naiven Mengenlehre, darunter die Russell’sche Antinomie. (Vollständigkeit: alle Sätze eines Systems müssen aus den Axiomen ableitbar sein; Widerspruchsfreiheit: die Axiomensysteme müssen widerspruchsfrei sein.)
Korrekt wäre: „was erst Mitte des letzten Jahrhunderts getan wurde“ – Booles Logikkalkül ist von 1847, Augustus De Morgans Mathematical Analysis of Logic wurde im selben Jahr veröffentlicht, 1854 erschien Booles Laws of Thought.
Lacan weist hier darauf hin, dass er im Folgenden 0 und 1 anders verwendet, als das heute in der Boolschen Algebra üblich ist, wo 0 und 1 durchaus für „falsch“ und „wahr“ stehen.
Wahrheitstafel für materiale Implikation:
Wählt man als falsche Aussage „Berlin ist die Hauptstadt von Frankreich“ und als wahre Aussage „Jeden Morgen geht die Sonne auf“, ist die folgende materiale Implikation wahr: „Wenn Berlin die Hauptstadt von Frankreich ist, dann geht jeden Morgen die Sonne auf“.
Ein nach rechts gerichtete Pfeil, also →, ist das am häufigsten verwendete Symbol für die materiale Implikation.
0 und 1 stehen in der Booleschen Algebra für „falsch“ und „wahr“; Lacan wird diese Zuordnung im Folgenden zurückweisen und 0 und 1 umdeuten.
Dieser Ausdruck wird normalerweise als eine Notation gelesen, die mit der materialen Implikation „(w → f) ist w“ äquivalent ist.
Hier beginnt (wenn ich es recht verstehe) Lacans Umdeutung der in Boolescher Algebra notierten materialen Implikation; er stützt sich dabei auf Freges Deutung der Beziehung zwischen Null und Eins in den Grundlagen der Arithmetik und auf Cantors Konzept der leeren Menge.
dass die Wahrheit nur sprechen kann: Anspielung auf einen Satz von Lacan in Die Freud’sche Sache (1956). Die Wahrheit steigt hier aus dem Brunnen und sagt:
„Ich, die Wahrheit, ich spreche.“
(J. Lacan: Die Freud’sche Sache oder Sinn der Rückkehr zu Freud in der Psychoanalyse (1956). In: Ders.: Schriften. Band I. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2016, S. 472–513, hier: a.a.O., S. 481)
doppelte Wahrheit: Anspielung auf die Lehre von der doppelten Wahrheit, wonach es zwei Wahrheiten gibt, eine christliche Wahrheit und eine philosophische Wahrheit, und ein Satz somit zugleich wahr und falsch sein kann. Diese Konzeption, die dem Averroismus zugeschrieben wird, wurde von Thomas von Aquin verurteilt.
Der Ausdruck soll darstellen, dass die 2 im mathematischen Sinne unerreichbar ist, d.h. dass die 2 sich nicht dadurch gewinnen lässt, dass Zahlen, die kleiner sind, addiert oder potenziert werden; Lacan wird das im Folgenden noch ausführlich erläutern. Vgl. zur Unerreichbarkeit die Wikipedia-Artikel Cardinal inaccessible und Inaccessible cardinal.
Eine weitere Form des Eins ist demnach, bei der Obermenge {a, b, c} die Funktion von {a, b, c} als Teilmenge dieser Obermenge.
Unter „Differenz“ versteht Lacan demnach hier die Elemente, und unter der „Selbigkeit“ der Differenz die Zusammenfassung der Elemente in einer Teilmenge, offenbar vor allem die Zusammenfassung aller Elemente der Grundmenge in einer Teilmenge, bei der Grundmenge {a, b, c} also die Funktion von {a, b, c} als Teilmenge dieser Grundmenge.
Ich vermute, dass diesem Eins, also der „Selbigkeit der Differenz“, im psychoanalytischen Diskurs das S1 am Platz unten rechts entspricht, am Platz der Produktion.
In diese Richtung scheint mir die folgende Bemerkung in Lacans Résümee des Seminars zu gehen:
„Das Eins jedoch, das ich vom Nicht-Verhältnis her verorte, gehört nicht zu diesen Vieren, da es von diesen nur die Menge bildet. Nennen wir es nicht mehr Monade, sondern das Eins-Sagen, insofern diejenigen, die in der Wiederholung in-sistieren, von ihm her dazu gelangen, zu ex-sistieren, wovon es drei braucht, um sie zu gründen (ich habe das an anderer Stelle gesagt), was sehr gut dadurch geht, dass das Subjekt von den Vieren isoliert wird, dadurch, dass ihm sein Unbewusstes subtrahiert wird.“
(J. Lacan: … oder schlimmer. Bericht über das Seminar 1971/72, meine Übersetzung von hier)
Demnach bezieht sich die These, das die 2 ausgehend von 0 und 1 unerreichbar ist, auf Aleph-Null. Ist damit gemeint, dass sie sich auf das Verhältnis von und zu bezieht?
Es ist klar, dass die 2, wenn man sich an Lacans Definition hält, durchaus erreichbar ist: durch Addition von 1 und 1. Mit „Zahlen“ können hier also nicht Zahlen überhaupt gemeint sein. Welche Zahlen sind gemeint?
Da gilt: 1 + 1 = 2, stellt sich die Frage, in welchem Sinne die 2 nicht erreicht werden kann.
Bezieht sich Lacan hier auf das Verhältnis zwischen Aleph-Null, Aleph-Eins und Aleph-Zwei? Frage an Mathematiker: Ist Aleph-Zwei, ausgehend von Aleph-Eins und Aleph-Zwei unerreichbar?
Oder sind hier um abzählbare Zahlen? Meist bezieht sich der Begriff der Unerreichbarkeit auf nicht-abzählbare Kardinalzahlen, es gibt jedoch auch Mathematiker, die den Begriff für abzählbare Kardinalzahlen verwenden (vgl. den Wikipedia-Artikel Inaccessible cardinal). Frage an Mathematiker: Lässt sich von hier aus Lacans These rekonsstruieren, dass „die Zwei“ unerreichbar ist?
Oder bezieht Lacan sich mit seinem Begriff der Unerreichbarkeit auf die natürlichen Zahlen? Schmuggelt er, unausgesprochen, ein weiteres Element in seine Definition der Erreichbarkeit ein, nämlich dass eine Zahl dann unerreichbar ist, wenn sie durch Addition oder Exponentiation ungleicher Zahlen nicht erzeugt werden kann, womit für die Überprüfung der Unerreichbarkeit die Addition 1 + 1 unzulässig wäre? (So versucht Erik Porge das Problem zu lösen; vgl. E. Porge: Jacques Lacan, un psychanalyste. Érès, Toulouse 2014, S. 439.)
In L’étourdit (14. Juli 1972) bezieht Lacan sich mit folgenden Worten auf die Unerreichbarkeit:
„Der Halt der Zwei, aus ihnen zu machen, den uns jenes Nichtjeder zu bieten scheint, macht Illusion, aber die Wiederholung, die letztlich das Transfinite ist, zeigt, dass es sich um ein Unerreichbares handelt, von wo aus, da sein Abzählbares sicher ist, die Reduktion es ebenfalls wird.“
(J. Lacan: L’étourdit – Der Betäubte oder die Umläufe des Gesagten. Übersetzt von Max Kleiner. Auf dieser Website hier; vgl. J. Lacan: Autres écrits. Seuil, Paris 2001, S. 477)
Auch Aleph-Null kann niemals durch Aufsummieren oder Exponentiation kleinerer Zahlen erreicht werden.
Hier bezieht sich Lacan auf die natürlichen Zahlen 1, 2, 3 und 4.
Die Beispiele zeigen, dass Lacan nicht gemeint haben kann, dass Erreichbarkeit sich auf die Summierung oder Exponentiation ungleicher Zahlen bezieht – 22 wird von ihm ja akzeptiert.
Gemeint ist offenbar, dass die Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre einschließlich des Auswahlaxioms dann konsistent ist (also widerspruchsfrei ist), wenn es eine unerreichbare Kardinalzahl gibt. Vgl. den Artikel Inaccessible cardinal in der englischen Wikipedia, unter „Models and consistency“.
Lacan sagt „aleph“ ohne „zéro“, das ist auf der Tonaufnahme klar zu hören; Miller schreibt: „aleph zéro“.
Prinzip des Widerspruchs: Der Satz vom Widerspruch (oder vom ausgeschlossenen Widerspruch) besagt, dass zwei Aussagen, die sich in derselben Hinsicht widersprechen, nicht beide zugleich wahr sein können. Das Widerspruchsprinzip weist beispielsweise zurück, dass zugleich in derselben Hinsicht wahr ist: „Die Sonne scheint“ und: „Die Sonne scheint nicht“. „In derselben Hinsicht“ meint in: im selben Bezugssystem, etwa: an diesem Tag und zu dieser Stunde, von diesem Ort aus gesehen.