Jacques Lacan
Note italienne – Italienische Note
Übersetzt von Eva Maria Jobst
Le passeur (Der Fährmann), Dogon (Mali),
Bronze, 21 x 33 cm, wahrscheinlich erste Hälfte des 20. Jahrhunderts,
weitere Informationen und Ansichten hier
1973 bilden sich in Italien mehrere Gruppen von Psychoanalytikern mit Lacan’scher Orientierung. Um die Fragmentierung zu überwinden, schlägt Lacan vor, dass sich diese Gruppen zu einer Assoziation mit dem Namen La Cosa freudiana zusammenschließen. In diesem Zusammenhang schreibt er Ende April 1974 einen Brief an drei Personen: an die Analytikerin Muriel Drazien in Rom und an die Analytiker Giacomo Contri und Armando Verdiglione in Mailand; Contri hatte ihn um einen Brief gebeten. Die drei sind seine Analysanten; in Italien gehören sie unterschiedlichen Gruppen an. Die Empfänger werden im Brief in der dritten Person angeredet; sie sollten den Text an ihre italienischen Kollegen weiterleiten, an die „italienische Gruppe“, wie Lacan sie nennt. 1975 wird das Projekt scheitern.
In seinem Anschreiben drängt Lacan darauf, die Bildung der neuen Vereinigung mit der Einrichtung der Passe zu verbinden, des Verfahrens, das er im Vorschlag vom 9. Oktober 1967 über den Psychoanalytiker der École entworfen hatte (vgl. die Übersetzung des Vorschlags auf dieser Website hier).
Veröffentlicht wurde der Brief an die Italiener zuerst 1978 von Giacomo Contri in dem zweisprachigen Buch Lacan in Italia. 1953–1978. En Italie Lacan; Contri überschrieb ihn mit „Directives“ (im Original hat er keinen Titel).1 1981 publizierte Armando Verdiglione den Brief in seiner Zeitschrift Spirales und gab ihm den Titel „Lettre de Jacques Lacan“.2 1982 veröffentlichte Jacques-Alain Miller den Brief in Ornicar?, mit dem Titel „Note italienne“, falsch datiert auf das Jahr 1973.3 2001 nahm er den Text in die Autres écrits auf, wieder mit dem Titel „Note italienne“ und auch hier mit der Jahreszahl 1973; in den bibliographischen Angaben liest man, der Text sei 1982 veröffentlicht worden, in Ornicar?, die beiden früheren Veröffentlichungen werden verschwiegen.4
Ich entnehme diese Informationen einem informativen Artikel von Erik Porge zum Brief an die italienische Gruppe.5
Die von Eva Maria Jobst erstellte Übersetzung erschien zuerst in: Brief der Psychoanalytischen Assoziation Die Zeit zum Begreifen. Brief Nr. 11 vom 15. Juni 1993, S. 27–33. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung der Übersetzerin.
Einfügungen in runden Klammern sind von Lacan, die Anmerkungen sind von der Übersetzerin.
R.N.
Note italienne – Italienische Note
Deutsch
Zahlen in eckigen Klammern und grauer Schrift verweisen auf die Seiten der Autres écrits.
[307] So wie sie sich präsentiert, hat die italienische Gruppe das für sich, dass sie dreifüßig ist. Das mag genügen, dass man sich draufsetzen kann.
Damit sie den Sitz des psychoanalytischen Diskurses abgebe, ist es Zeit, sie zu erproben: Der Gebrauch wird rasch zeigen, ob sie das Gleichgewicht hält.
Dass es denkt – „mit seinen Füßen“, dazu hat das Sprechwesen Zugang, und das mit seinem ersten Schrei. Indessen wird man gut daran tun, es zum gegenwärtigen Zeitpunkt für ausgemacht zu halten, dass eine Stimme dafür oder dawider das Übergewicht entscheidet, wenn die Füße die Zeit der Zwietracht markieren.
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Ich lege ihnen nahe, von dem auszugehen, womit und worin ich eine andere Gruppe, d.i. die E.F.P., habe umschmelzen müssen.
Der A.E. genannte Analytiker, der Analytiker der Schule, rekrutiert sich von nun an, indem er sich einer Passe genannten Probe unterzieht, wozu ihn jedoch nichts verpflichtet, da die Schule ohnedies einige ausschickt, die sich ihr nicht stellen, nämlich als Analytiker Mitglied der Schule, A.M.E.
Die italienische Gruppe wird sich, wenn sie mich denn hören will, daran halten, nur diejenigen zu ernennen, die ihren Eintritt gemäß dem Prinzip der Passe verlangen werden und dabei das Risiko eingehen, dass es keine(n) gibt.
Das Prinzip, das ich mit diesen Worten ausgesprochen habe, ist das folgende.
Der Analytiker autorisiert sich allein von sich aus, das versteht sich von selbst. Wenig kümmert ihn eine Garantie, die ihm meine Schule zweifellos gibt unter der ironischen Chiffre des A.M.E 6. Aber nicht damit wirkt er. Die italienische Gruppe ist nicht imstande, ihm jene Garantie zu geben.
Worüber sie wachen muss, ist, dass es im Von-sich-aus-Autorisieren nur Analytiker gibt.7
Denn meine – so mit der Praxis bricht, durch welche die vergeblichen Sozietäten aus der Analyse eine Agregation8 machen – inaugurierende These impliziert keinesfalls, dass jeder x-beliebige Analytiker sei.
[308] Denn in dem, was sie aussagt, geht es um den Analytiker. Sie unterstellt, dass es welche(n) gebe.
Sich autorisieren ist nicht sich autori(tuali)sieren.
Denn auf der andern Seite habe ich gesetzt, dass der Analytiker hervorgeht aus dem nicht-all.
Nicht-alles Sein, das spricht, vermöchte sich zu autorisieren, einen Analytiker abzugeben. Zum Beweis: Die Analyse ist dafür notwendig, indessen genügt sie nicht.
Nur der Analytiker, nicht jeder x-beliebige also, autorisiert sich von sich aus.
Es gibt welche, so ist’s nun mal, aber auch nur, da sie funktionieren. Diese Funktion macht die Ex-sistenz des Analytikers bloß wahrscheinlich. Hinreichend wahrscheinlich, um zu garantieren, dass es welche(n) gibt: dass die Chancen für einen groß sind, lässt sie doch ungenügend für alle.
Wenn man jedoch übereinkäme, dass nur Analytiker funktionierten, wäre es des italienischen Dreifußes würdig, dies zum Ziel zu nehmen.
Diesen Weg möchte ich hier bahnen, wenn er ihm folgen will.
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Man muss darum (und daher rührt, dass ich, um ihn zu bahnen, gewartet habe), man muss darum dem Realen Rechnung tragen. Also dem, was aus unserer Erfahrung des Wissens hervorgeht:
Es gibt Wissen im Realen. Obwohl jenes Wissen nicht der Analytiker, sondern der Wissenschaftler zu logieren hat.
Der Analytiker beherbergt ein anderes Wissen, an einem anderen Platz, das aber dem Wissen im Realen Rechnung tragen muss. Der Wissenschaftler produziert das Wissen, vom Schein her sich zu dessen Subjekt aufwerfend.9 Notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung. Wenn er den Herrn nicht verführt, indem er ihm verbirgt, dass da sein Ruin ist, wird dies Wissen vergraben bleiben, wie es zwanzig Jahrhunderte lang geschah, in denen der Wissenschaftler sich Subjekt wähnte, Subjekt10 aber nur mehr oder minder beredsamen wissenschaftlichen Dissertatierens.
Ich komme auf dies Allzubekannte nur zurück, um daran zu erinnern, dass der Analytiker davon abhängt, aber dass das für ihn gleichwohl nicht genügt.
Es war notwendig, dass das Geschrei einer angeblichen Menschheit hinzukam, für die das Wissen nicht gemacht ist, denn sie begehrt es nicht.
Es gibt Analytiker nur, insofern dies Begehren zu ihm kommt, d.h. nur insofern er bereits dadurch der Auswurf11 ist besagter (Menschheit).
Ich unterstreiche: das ist die Bedingung, deren Mal12 der Analytiker durch irgendeine Seite seiner Abenteuer tragen muss. An seinen Artgenossen13, sie zu finden „wissen“. Es springt in die Augen, dass dies ein anderes, |[309] ein zuvor ausgearbeitetes Wissen supponiert, für das das Wissen der Wissenschaft das Modell geliefert hat und die Verantwortung trägt: Es ist diese selbst, die ich ihm aufbürde, den einzigen Auswürfen der docta ignorantia ein neuartiges Begehren übermittelt zu haben. Das es zu verifizieren gilt: um Analytiker zu machen. Was auch immer es auf sich hat mit dem, was die Wissenschaft der hysterischen Struktur verdankt, der Freudsche Roman, das sind seine Liebesverhältnisse mit der Wahrheit.
Also das Modell, dessen Ab-Fall der Analytiker, wenn es denn einen gibt, repräsentiert, den Auswurf, habe ich gesagt, nicht aber jenen x-beliebigen.
Zu glauben, dass die Wissenschaft wahr sei, unter dem Vorwand, sie sei (mathematisch) übermittelbar, ist eine recht eigentlich delirierende Idee, die jeder ihrer Schritte widerlegt, der doch eine frühere Formel zum alten Eisen14 wirft.
Es gibt von daher keinen merklichen Fortschritt, mangelt es doch am Wissen um die Folge.
Es gibt allein die Entdeckung eines Wissens im Realen.
Eine Ordnung, die nichts zu tun hat mit der, die man vor der Wissenschaft imaginiert hat, und von der doch keine Vernunft versichern kann, sie sei ein bon heur15.
Wenn der Analytiker sich erschöpft16, Auswurf wird, wie ich gesagt habe, so, weil er wohl ein bisschen Ahnung davon hat, dass die Menschheit sich situiert im Hinblick aufs bon heur (darin schwimmt sie: für sie gibt es allein bon heur), und das ist’s, worin er die Ursache des ihm eignen Schreckens zerniert haben muss, des Schreckens zu wissen.
Von nun an weiß er, dass er ein Auswurf ist.
Das musste ihn die Analyse zumindest spüren lassen.
Wenn er darüber nicht enthusiasmiert ist, so mag es wohl Analyse gegeben haben, nicht aber die geringste Aussicht auf Analytiker.
Das illustriert oftmals meine „Passe“ noch frischen Datums: genug, auf dass die passeurs sich da entehren, indem sie die Chose im Ungewissen lassen, andernfalls fällt der Kasus unter dem Hieb einer höflichen Ablehnung seiner Kandidatur.
Das wird in der italienischen Gruppe eine andre Tragweite haben, wenn sie mir in dieser Affäre folgt.
Denn in der Pariser Schule gibt es deswegen doch keinen Bruch17.
Da der Analytiker sich nur von sich aus autorisiert, wechselt der Fehler zu den passeurs, und die Vorstellung geht weiter zum allgemeinen bon heur, wenn auch depressiv gefärbt.
Was die italienische Gruppe, folgte sie mir, gewönne, wäre ein bisschen mehr Ernst als der, zu dem ich bei meiner Vorsicht gelange.
Zu diesem Ende muss sie ein Risiko eingehen.
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Ich sage die Dinge jetzt deutlich für Leute, die mich vernehmen.
Es gibt das Objekt (a).
Es ex-sistiert jetzt, da ich es konstruiert habe.
Ich nehme an, dass man seine vier episodischen Substanzen kennt, |[310] weiß, wozu es taugt, indem es sich einhüllt mit dem Trieb, wodurch jeder sich ins Herz zielt und es doch nur trifft durch einen Schuss, der es verfehlt.
Das wird zur Stütze für die wirksamsten Realisierungen – und auch für die fesselndsten Realitäten.
Wenn das die Frucht der Analyse ist, dann schicken Sie das oben genannte Subjekt zu seinen teuren Studien zurück.
Mit einigen zusätzlichen Nippes wird es das Patrimonium schmücken, das doch angeblich Gott gutgelaunt stimmen soll.
Ob man’s glauben mag oder ob es einen empört, gilt gleich viel für den Stammbaum, von dem her das Unbewusste sich unterhält.
Der Typ oder die Typin18, um die es geht, geben da ein passendes Relais19 ab.
Dass es sich nicht autorisiere, Analytiker zu sein, denn es wird niemals Zeit haben, zu dem Wissen beizutragen, ohne das es keine Chance gibt, dass die Analyse sich weiterhin auf dem Markt sehr gut verkauft, d.h. dass die italienische Gruppe nicht zum Verschwinden bestimmt ist.
Vom Wissen, das im Spiel ist, habe ich das Prinzip in Umlauf gebracht wie von einem Idealpunkt aus, den alles anzunehmen erlaubt, wenn man Sinn hat für den Aufriss20:
Es gibt kein Geschlechtsverhältnis, ich meine eines, das sich in Schrift setzen ließe.
Unnütz also, auch nur einen Versuch zu wagen, der dort ansetzte, wird man mir sagen, gewiss nicht Sie, aber wenn’s Ihre Kandidaten tun, so ist da einer mehr zurückzuweisen21, da er keinerlei Aussicht hat, zu dem Wissen beizutragen, ohne welches Sie sich zum Verlöschen bringen.
Ohne den Versuch, dies Verhältnis zu schreiben, ist’s in der Tat unmöglich, zu dem zu gelangen, was ich, im selben Zug, da ich seine Inex-sistenz behauptet habe, als ein Ziel vorschlug, wodurch die Psychoanalyse sich der Wissenschaft gleichstellen würde: nämlich zu demonstrieren, dass dies Verhältnis unmöglich zu schreiben ist, d.h. insofern man es nicht affirmieren, aber auch nicht widerlegen kann: als Wahrheit.
Mit der Konsequenz, dass es keine Wahrheit gibt, die man ganz sagen könnte, auch diese nicht, denn die sagt man erst gar nicht.
Die Wahrheit taugt zu nichts anderem als dazu, den Platz zu bereiten, wo sich dieses Wissen verrät.
Aber dieses Wissen ist nicht nichts.
Denn es geht darum, dass es, indem es Zugang hat zum Realen, dieses geradeso determiniert wie das Wissen der Wissenschaft.
Freilich ist dies Wissen ganz und gar nicht leicht zu haben22.
Denn man muss es erfinden.
Nicht mehr, nicht weniger, es auch nicht entdecken, denn die Wahrheit ist da nichts weiter als Brennholz, ich sage wohlgemerkt: die Wahrheit, so wie sie aus der „f…trerie“ (zu kommentierende Orthographie; es ist nicht die „f…terie“23) hervorgeht.
[311] Das von Freud als das Unbewusste bezeichnete Wissen ist das, was der menschliche Humus für seinen Fortbestand von einer Generation zur nächsten erfındet24, und jetzt, da man es inventarisiert hat, weiß man, dass es einen bestürzenden Mangel an Einbildungskraft beweist.
Man kann es nur vernehmen bis zu den Grenzen dieses Inventars25: d.h. wenn man die Einbildungskraft, die da nicht weitführt, suspendiert und das Symbolische und das Reale in Anschlag bringt, welche hier das Imaginäre verknotet – weshalb ınan es nicht fallen lassen kann –, und wenn man versucht, von ihnen ausgehend, die sich immerhin unter Beweis gestellt haben im Wissen, die Ressourcen zu mehren, dank derer es einem gelänge, auf diesen ärgerlichen Rapport zu verzichten, um die Liebe würdiger zu machen26 als das ausufernde Gewäsch, worin sie heutzutage besteht – sicut palea, sagte der Heilige Thomas, als er sein Leben als Mönch beschloss.
Finden Sie mir einen Analytiker von diesem Schlag, der dies Ding an etwas anderes anschlösse als an ein organon im Rohentwurf.
Ich schließe: die Rolle der passeurs wird der Dreifuß selbst bis auf weiteres gewährleisten müssen, denn die Gruppe hat nur diese drei Füße.
Alles muss sich drehen um die Schriften, die erscheinen werden.
Französisch/deutsch
Der französische Text folgt der Erstausgabe von 1978 in Lacan in Italia,a.a.O.
Zahlen in eckigen Klammern und grauer Schrift verweisen auf die Seiten der Autres écrits.
Die Anmerkungen der Übersetzerin findet man oben in der Version „deutsch“.
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[307] Tel qu’il se présente, le groupe italien a ça pour lui qu’il est tripode.
So wie sie sich präsentiert, hat die italienische Gruppe das für sich, dass sie dreifüßig ist.
Ça peut suffire à faire qu’on s’assoie dessus. [Absatz]
Das mag genügen, dass man sich draufsetzen kann.
Pour faire le siège du discours psychanalytique, il est temps de le mettre à l’essai : l’usage tranchera de son équilibre. [Absatz]
Damit sie den Sitz des psychoanalytischen Diskurses abgebe, ist es Zeit, sie zu erproben: Der Gebrauch wird rasch zeigen, ob sie das Gleichgewicht hält.
Qu’il pense – « avec ses pieds », c’est ce qui est à la portée de l’être parlant dès qu’il vagit. [Absatz]
Dass es denkt – „mit seinen Füßen“, dazu hat das Sprechwesen Zugang, und das mit seinem ersten Schrei.
Encore feraton bien de tenir pour établi, au point présent, que voix pouroucontre est ce qui décide de la prépondérance de la pensée si les pieds marquent temps de discorde. [Leerzeile]
Indessen wird man gut daran tun, es zum gegenwärtigen Zeitpunkt für ausgemacht zu halten, dass eine Stimme dafür oder dawider das Übergewicht entscheidet, wenn die Füße die Zeit der Zwietracht markieren.
Je leur suggère de partir de ce dont j’ai dû faire refonte d’un autre groupe, nommément l’E.F.P. [Absatz]
Ich lege ihnen nahe, von dem auszugehen, womit und worin ich eine andere Gruppe, d.i. die E.F.P., habe umschmelzen müssen.
L’analyste dit de l’Ecole, AE, désormais s’y recrute de se soumettre à l’épreuve dite de la passe à quoi cependant rien ne l’oblige, puisqu’aussi bien, l’Ecole en délègue certains qui ne s’y offrent pas, au titre d’analyste membre de l’École, A.M.E. [Absatz]
Der A.E. genannte Analytiker, der Analytiker der Schule, rekrutiert sich von nun an, indem er sich einer Passe genannten Probe unterzieht, wozu ihn jedoch nichts verpflichtet, da die Schule ohnedies einige ausschickt, die sich ihr nicht stellen, nämlich als Analytiker Mitglied der Schule, A.M.E.
Le groupe italien, s’il veut m’entendre, s’en tiendra à nommer ceux qui y postuleront leur entrée sur le principe de la passe prenant le risque qu’il n’y en ait pas. [Absatz]
Die italienische Gruppe wird sich, wenn sie mich denn hören will, daran halten, nur diejenigen zu ernennen, die ihren Eintritt gemäß dem Prinzip der Passe verlangen werden und dabei das Risiko eingehen, dass es keine(n) gibt.
Ce principe est le suivant, que j’ai dit en ces termes. [Absatz]
Das Prinzip, das ich mit diesen Worten ausgesprochen habe, ist das folgende.
L’analyste ne s’autorise que de lui-même, cela va de soi.
Der Analytiker autorisiert sich allein von sich aus, das versteht sich von selbst.
Peu lui chaut d’une garantie que mon Ecole lui donne sans doute sous le chiffre ironique de l’A.M.E.
Wenig kümmert ihn eine Garantie, die ihm meine Schule zweifellos gibt unter der ironischen Chiffre des A.M.E.[/note].
Ce n’est pas avec cela qu’il opère.
Aber nicht damit wirkt er.
Le groupe italien n’est pas en état de fournir cette garantie. [Absatz]
Die italienische Gruppe ist nicht imstande, ihm jene Garantie zu geben.
Ce à quoi il a à veiller, c’est qu’à s’autoriser de lui-même il n’y ait que de l’analyste. [Absatz]
Worüber sie wachen muss, ist, dass es im Von-sich-aus-Autorisieren nur Analytiker gibt.
Car ma thèse, inaugurante de rompre avec la pratique par quoi de prétendues Sociétés font de l’analyse une agrégation, n’implique pas pour autant que n’importe qui soit analyste. [Absatz]
Denn meine – so mit der Praxis bricht, durch welche die vergeblichen Sozietäten aus der Analyse eine Agregation machen – inaugurierende These impliziert keinesfalls, dass jeder x-beliebige Analytiker sei.
[308] Car en ce qu’elle énonce, c’est de l’analyste qu’il s’agit.
Denn in dem, was sie aussagt, geht es um den Analytiker.
Elle suppose qu’il y en ait. [Absatz]
Sie unterstellt, dass es welche(n) gebe.
S’autoriser n’est pas auto-ri(tuali)ser. [Absatz]
Sich autorisieren ist nicht sich autori(tuali)sieren.
Car j’ai posé d’autre part que c’est du pas-tout que relève l’analyste. [Absatz]
Denn auf der andern Seite habe ich gesetzt, dass der Analytiker hervorgeht aus dem nicht-all.
Pas-tout être à parler ne saurait s’autoriser à faire un analyste.
Nicht-alles Sein, das spricht, vermöchte sich zu autorisieren, einen Analytiker abzugeben.
A preuve que l’analyse y est nécessaire, encore n’est-elle pas suffisante. [Absatz]
Zum Beweis: Die Analyse ist dafür notwendig, indessen genügt sie nicht.
Seul l’analyste, soit pas n’importe qui, ne s’autorise que de lui-même. [Absatz]
Nur der Analytiker, nicht jeder x-beliebige also, autorisiert sich von sich aus.
Il y en a, maintenant c’est fait : mais c’est de ce qu’ils fonctionnent.
Es gibt welche, so ist’s nun mal, aber auch nur, da sie funktionieren.
Cette fonction ne rend que probable l’ex-sistence de l’analyste.
Diese Funktion macht die Ex-sistenz des Analytikers bloß wahrscheinlich.
Probabilité suffisante pour garantir qu’il y en ait : que les chances soient grandes pour chacun, les laisse pour tous insuffisantes. [Absatz]
Hinreichend wahrscheinlich, um zu garantieren, dass es welche(n) gibt: dass die Chancen für einen groß sind, lässt sie doch ungenügend für alle.
S’il convenait pourtant que ne fonctionnent que des analystes, le prendre pour but serait digne du tripode italien. [Absatz]
Wenn man jedoch übereinkäme, dass nur Analytiker funktionierten, wäre es des italienischen Dreifußes würdig, dies zum Ziel zu nehmen.
Je voudrais frayer ici cette voie s’il veut la suivre. [Leerzeile]
Diesen Weg möchte ich hier bahnen, wenn er ihm folgen will.
Il faut pour cela (c’est d’où résulte que j’aie attendu pour la frayer), il faut pour cela du réel tenir compte.
Man muss darum (und daher rührt, dass ich, um ihn zu bahnen, gewartet habe), man muss darum dem Realen Rechnung tragen. Also dem, was aus unserer Erfahrung des Wissens hervorgeht:
Soit de ce qui ressort de notre expérience du savoir : [Absatz]
Also dem, was aus unserer Erfahrung des Wissens hervorgeht:
Il y a du savoir dans le réel.
Es gibt Wissen im Realen.
Quoique celui-là, ce ne soit pas l’analyste, mais le scientifique qui a à le loger. [Absatz]
Obwohl jenes Wissen nicht der Analytiker, sondern der Wissenschaftler zu logieren hat.
L’analyste loge un autre savoir, à une autre place, mais qui du savoir dans le réel doit tenir compte.
Der Analytiker beherbergt ein anderes Wissen, an einem anderen Platz, das aber dem Wissen im Realen Rechnung tragen muss.
Le scientifique produit le savoir, du semblant de s’en faire le sujet.
Der Wissenschaftler produziert das Wissen, vom Schein her sich zu dessen Subjekt aufwerfend.
Condition nécessaire mais pas suffisante.
Notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung.
S’il ne séduit pas le maître en lui voilant que c’est là sa ruine, ce savoir restera enterré comme il le fut pendant vingt siècles où le scientifique se crut sujet, mais seulement de dissertation plus ou moins éloquente. [Absatz]
Wenn er den Herrn nicht verführt, indem er ihm verbirgt, dass da sein Ruin ist, wird dies Wissen vergraben bleiben, wie es zwanzig Jahrhunderte lang geschah, in denen der Wissenschaftler sich Subjekt wähnte, Subjekt aber nur mehr oder minder beredsamen wissenschaftlichen Dissertatierens.
Je ne reviens à ce trop connu que pour rappeler que l’analyse dépend de cela, mais que pour lui de même ça ne suffit pas. [Absatz]
Ich komme auf dies Allzubekannte nur zurück, um daran zu erinnern, dass der Analytiker davon abhängt, aber dass das für ihn gleichwohl nicht genügt.
Il fallait que la clameur s’y ajoute d’une prétendue humanité pour qui le savoir n’est pas fait puisqu’elle ne le désire pas. [Absatz]
Es war notwendig, dass das Geschrei einer angeblichen Menschheit hinzukam, für die das Wissen nicht gemacht ist, denn sie begehrt es nicht.
Il n’y a d’analyste qu’à ce que ce désir lui vienne, soit que déjà par là il soit le rebut de ladite (humanité). [Absatz]
Es gibt Analytiker nur, insofern dies Begehren zu ihm kommt, d.h. nur insofern er bereits dadurch der Auswurf ist besagter (Menschheit).
Je dis déjà : c’est là la condition dont par quelque côté de ses aventures, l’analyste doit la marque porter.
Ich unterstreiche: das ist die Bedingung, deren Mal der Analytiker durch irgendeine Seite seiner Abenteuer tragen muss.
A ses congénères de « savoir » la trouver.
An seinen Artgenossen, sie zu finden „wissen“.
Il saute aux yeux que ceci suppose un autre |[309] savoir d’auparavant élaboré, dont le savoir scientifique a donné le modèle et porte la responsabilité.
Es springt in die Augen, dass dies ein anderes, ein zuvor ausgearbeitetes Wissen supponiert, für das das Wissen der Wissenschaft das Modell geliefert hat und die Verantwortung trägt:
C’est celle même que je lui impute, d’avoir aux seuls rebuts de la docte ignorance, transmis un désir inédit.
Es ist diese selbst, die ich ihm aufbürde, den einzigen Auswürfen der docta ignorantia ein neuartiges Begehren übermittelt zu haben.
Qu’il s’agit de vérifier : pour faire de l’analyste.
Das es zu verifizieren gilt: um Analytiker zu machen.
Quoi qu’il en soit de ce que la science doit à la structure hystérique, le roman de Freud, ce sont ses amours avec la vérité. [Absatz]
Was auch immer es auf sich hat mit dem, was die Wissenschaft der hysterischen Struktur verdankt, der Freudsche Roman, das sind seine Liebesverhältnisse mit der Wahrheit.
Soit le modèle dont l’analyste, s’il y en a un, représente la chute, le rebut ai-je dit, mais pas n’importe lequel. [Absatz]
Also das Modell, dessen Ab-Fall der Analytiker, wenn es denn einen gibt, repräsentiert, den Auswurf, habe ich gesagt, nicht aber jenen x-beliebigen.
Croire que la science est vraie sous le prétexte qu’elle est transmissible (mathématiquement) est une idée proprement délirante que chacun de ses pas réfute en rejetant aux vieilles lunes une première formulation.
Zu glauben, dass die Wissenschaft wahr sei, unter dem Vorwand, sie sei (mathematisch) übermittelbar, ist eine recht eigentlich delirierende Idee, die jeder ihrer Schritte widerlegt, der doch eine frühere Formel zum alten Eisen wirft.
Il n’y a de ce fait aucun progrès qui soit notable faute d’en savoir la suite.
Es gibt von daher keinen merklichen Fortschritt, mangelt es doch am Wissen um die Folge.
Il y a seulement la découverte d’un savoir dans le réel.
Es gibt allein die Entdeckung eines Wissens im Realen.
Ordre qui n’a rien à faire avec celui imaginé d’avant la science, mais que nulle raison n’assure d’être un bon heur. [Absatz]
Eine Ordnung, die nichts zu tun hat mit der, die man vor der Wissenschaft imaginiert hat, und von der doch keine Vernunft versichern kann, sie sei ein bon heur.
L’analyste, s’il se vanne du rebut que j’ai dit, c’est bien d’avoir un aperçu de ce que l’humanité se situe du bon heur (c’est où elle baigne : pour elle n’y a que bon heur), et c’est en quoi il doit avoir cerné la cause de son horreur, de sa propre, à lui, détachée de celle de tous, horreur de savoir. [Absatz]
Wenn der Analytiker sich erschöpft, Auswurf wird, wie ich gesagt habe, so, weil er wohl ein bisschen Ahnung davon hat, dass die Menschheit sich situiert im Hinblick aufs bon heur (darin schwimmt sie: für sie gibt es allein bon heur), und das ist’s, worin er die Ursache des ihm eignen Schreckens zerniert haben muss, des Schreckens zu wissen.
Dès lors il sait être un rebut.
Von nun an weiß er, dass er ein Auswurf ist.
C’est ce que l’analyste a dû lui faire au moins sentir.
Das musste ihn die Analyse zumindest spüren lassen.
S’il n’en est pas porté à l’enthousiasme, il peut bien y avoir eu analyse, mais d’analyste aucune chance.
Wenn er darüber nicht enthusiasmiert ist, so mag es wohl Analyse gegeben haben, nicht aber die geringste Aussicht auf Analytiker.
C’est ce que ma « passe », de fraîche date, illustre souvent : assez pour que les passeurs s’y déshonorent à laisser la chose incertaine, faute de quoi le cas tombe sous le coup d’une déclinaison polie de sa candidature. [Absatz]
Das illustriert oftmals meine „Passe“ noch frischen Datums: genug, auf dass die passeurs sich da entehren, indem sie die Chose im Ungewissen lassen, andernfalls fällt der Kasus unter dem Hieb einer höflichen Ablehnung seiner Kandidatur.
Il aura une autre portée dans le groupe italien, s’il me suit en cette affaire.
Das wird in der italienischen Gruppe eine andre Tragweite haben, wenn sie mir in dieser Affäre folgt.
Car à l’École de Paris, il n’y a pas de casse pour autant.
Denn in der Pariser Schule gibt es deswegen doch keinen Bruch.
L’analyste ne s’autorisant que de lui-même, sa faute passe aux passeurs, et la séance continue pour le bon heur général, teinté pourtant de dépression. [Absatz]
Da der Analytiker sich nur von sich aus autorisiert, wechselt der Fehler zu den passeurs, und die Vorstellung geht weiter zum allgemeinen bon heur, wenn auch depressiv gefärbt.
Ce que le groupe italien gagnerait à me suivre, c’est un peu plus de sérieux que ce à quoi je parviens à ma prudence.
Was die italienische Gruppe, folgte sie mir, gewönne, wäre ein bisschen mehr Ernst als der, zu dem ich bei meiner Vorsicht gelange.
Il faut pour cela qu’il prenne un risque. [Leerzeile]
Zu diesem Ende muss sie ein Risiko eingehen.
J’articule maintenant les choses pour des gens qui m’entendent. [Absatz]
Ich sage die Dinge jetzt deutlich für Leute, die mich vernehmen.
Il y a l’objet (a).
Es gibt das Objekt (a).
Il ex-siste maintenant, de ce que je l’aie construit.
Es ex-sistiert jetzt, da ich es konstruiert habe.
Je suppose qu’on en connaît les quatre substances épisodiques, qu’on |[310] sait à quoi il sert, de s’envelopper de la pulsion par quoi chacun se vise au cœur et n’y atteint que d’un tir qui le rate. [Absatz]
Ich nehme an, dass man seine vier episodischen Substanzen kennt, weiß, wozu es taugt, indem es sich einhüllt mit dem Trieb, wodurch jeder sich ins Herz zielt und es doch nur trifft durch einen Schuss, der es verfehlt.
Ça fait support aux réalisations les plus effectives, et aussi bien aux réalités les plus attachantes. [Absatz]
Das wird zur Stütze für die wirksamsten Realisierungen – und auch für die fesselndsten Realitäten.
Si c’est le fruit de l’analyse, renvoyez ledit sujet à ses chères études.
Wenn das die Frucht der Analyse ist, dann schicken Sie das oben genannte Subjekt zu seinen teuren Studien zurück.
Il ornera de quelques potiches supplémentaires le patrimoine censé faire la bonne humeur de Dieu.
Mit einigen zusätzlichen Nippes wird es das Patrimonium schmücken, das doch angeblich Gott gutgelaunt stimmen soll.
Qu’on aime à le croire, ou que ça révolte, c’est le même prix pour l’arbre généalogique d’où subsiste l’inconscient. [Absatz]
Ob man’s glauben mag oder ob es einen empört, gilt gleich viel für den Stammbaum, von dem her das Unbewusste sich unterhält.
Le ga(r)s ou la garce en question y font relais congru. [Absatz]
Der Typ oder die Typin, um die es geht, geben da ein passendes Relais ab.
Qu’il ne s’autorise pas d’être analyste, car il n’aura jamais le temps de contribuer au savoir, sans quoi il n’y a pas de chance que l’analyse continue à faire prime sur le marché, soit : que le groupe italien ne soit pas voué à l’extinction. [Absatz]
Dass es sich nicht autorisiere, Analytiker zu sein, denn es wird niemals Zeit haben, zu dem Wissen beizutragen, ohne das es keine Chance gibt, dass die Analyse sich weiterhin auf dem Markt sehr gut verkauft, d.h. dass die italienische Gruppe nicht zum Verschwinden bestimmt ist.
Le savoir en jeu, j’en ai émis le principe comme du point idéal que tout permet de supposer quand on a le sens de l’épure : c’est qu’il n’y a pas de rapport sexuel, de rapport j’entends, qui puisse se mettre en écriture. [Absatz]
Vom Wissen, das im Spiel ist, habe ich das Prinzip in Umlauf gebracht wie von einem Idealpunkt aus, den alles anzunehmen erlaubt, wenn man Sinn hat für den Aufriss: Es gibt kein Geschlechtsverhältnis, ich meine eines, das sich in Schrift setzen ließe.
Inutile à partir de là d’essayer, me diraton, certes pas vous, mais si vos candidats, c’est un de plus à retoquer, pour n’avoir nulle chance de contribuer au savoir dans lequel vous vous éteindrez. [Absatz]
Unnütz also, auch nur einen Versuch zu wagen, der dort ansetzte, wird man mir sagen, gewiss nicht Sie, aber wenn’s Ihre Kandidaten tun, so ist da einer mehr zurückzuweisen, da er keinerlei Aussicht hat, zu dem Wissen beizutragen, ohne welches Sie sich zum Verlöschen bringen.
Sans essayer ce rapport de l’écriture, pas moyen en effet d’arriver à ce que j’ai, du même coup que je posais son inex-sistence, proposé comme un but par où la psychanalyse s’égalerait à la science : à savoir démontrer que ce rapport est impossible à écrire, soit que c’est en cela qu’il n’est pas affirmable mais aussi bien non réfutable : au titre de la vérité. [Absatz]
Ohne den Versuch, dies Verhältnis zu schreiben, ist’s in der Tat unmöglich, zu dem zu gelangen, was ich, im selben Zug, da ich seine Inex-sistenz behauptet habe, als ein Ziel vorschlug, wodurch die Psychoanalyse sich der Wissenschaft gleichstellen würde: nämlich zu demonstrieren, dass dies Verhältnis unmöglich zu schreiben ist, d.h. insofern man es nicht affirmieren, aber auch nicht widerlegen kann: als Wahrheit.
Avec pour conséquence qu’il n’y a pas de vérité qu’on puisse dire toute, même celle-ci, puisque celle-ci on ne la dit ni peu ni prou.
Mit der Konsequenz, dass es keine Wahrheit gibt, die man ganz sagen könnte, auch diese nicht, denn die sagt man erst gar nicht.
La vérité ne sert à rien qu’à faire la place où se dénonce ce savoir. [Absatz]
Die Wahrheit taugt zu nichts anderem als dazu, den Platz zu bereiten, wo sich dieses Wissen verrät.
Mais ce savoir n’est pas rien.
Aber dieses Wissen ist nicht nichts.
Car ce dont il s’agit, c’est qu’accédant au réel, il le détermine tout aussi bien que le savoir de la science. [Absatz]
Denn es geht darum, dass es, indem es Zugang hat zum Realen, dieses geradeso determiniert wie das Wissen der Wissenschaft.
Naturellement ce savoir n’est pas du tout cuit.
Freilich ist dies Wissen ganz und gar nicht leicht zu haben.
Car il faut l’inventer. [Absatz]
Denn man muss es erfinden.
Ni plus ni moins, pas le découvrir puisque la vérité n’est là rien de plus que bois de chauffage, je dis bien : la vérité telle qu’elle procède de la f…trerie (orthographe à commenter, ce n’est pas la f…terie). [Absatz]
Nicht mehr, nicht weniger, es auch nicht entdecken, denn die Wahrheit ist da nichts weiter als Brennholz, ich sage wohlgemerkt: die Wahrheit, so wie sie aus der „f…trerie“ (zu kommentierende Orthographie; es ist nicht die „f…terie“) hervorgeht.
[311] Le savoir par Freud désigné de l’inconscient, c’est ce qu’invente l’humus humain pour sa pérennité d’une génération à l’autre, et maintenant qu’on l’a inventorié, on sait que ça fait preuve d’un manque d’imagination éperdu. [Absatz]
Das von Freud als das Unbewusste bezeichnete Wissen ist das, was der menschliche Humus für seinen Fortbestand von einer Generation zur nächsten erfındet, und jetzt, da man es inventarisiert hat, weiß man, dass es einen bestürzenden Mangel an Einbildungskraft beweist.
On ne peut l’entendre que sous bénéfice de cet inventaire : soit de laisser en suspens l’imagination qui y est courte, et de mettre à contribution le symbolique et le réel qu’ici l’imaginaire noue (c’est pourquoi on ne peut le laisser tomber) et de tenter, à partir d’eux, qui tout de même ont fait leurs preuves dans le savoir, d’agrandir les ressources grâce à quoi ce fâcheux rapport, on parviendrait à s’en passer pour faire l’amour plus digne que le foisonnement de bavardage, qu’il constitue à ce jour, – sicut palea, disait le St Thomas en terminant sa vie de moine.
Man kann es nur vernehmen bis zu den Grenzen dieses Inventars: d.h. wenn man die Einbildungskraft, die da nicht weitführt, suspendiert und das Symbolische und das Reale in Anschlag bringt, welche hier das Imaginäre verknotet – weshalb ınan es nicht fallen lassen kann –, und wenn man versucht, von ihnen ausgehend, die sich immerhin unter Beweis gestellt haben im Wissen, die Ressourcen zu mehren, dank derer es einem gelänge, auf diesen ärgerlichen Rapport zu verzichten, um die Liebe würdiger zu machen als das ausufernde Gewäsch, worin sie heutzutage besteht – sicut palea, sagte der Heilige Thomas, als er sein Leben als Mönch beschloss.
Trouvez-moi un analyste de cette taille, qui brancherait le truc sur autre chose que sur un organon ébauché. [Absatz]
Finden Sie mir einen Analytiker von diesem Schlag, der dies Ding an etwas anderes anschlösse als an ein organon im Rohentwurf.
Je conclus : le rôle des passeurs, c’est le tripode lui-même qui l’assurera jusqu’à nouvel ordre puisque le groupe n’a que ces trois pieds. [Absatz]
Ich schließe: die Rolle der passeurs wird der Dreifuß selbst bis auf weiteres gewährleisten müssen, denn die Gruppe hat nur diese drei Füße.
Tout doit tourner autour des écrits à paraître.
Alles muss sich drehen um die Schriften, die erscheinen werden.
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Anmerkungen
- Verlag La Salamandre, Mailand, im Internet hier, S. 148–150.
- Spirales, Nr.9.
- Ornicar?, Nr. 25, S. 7–10.
- J. Lacan: Autres écrits. Seuil, Paris 2001, S. 307–311 und 608).
- Erik Porge: La lettre aux Italiens… et à quelques autres. In: Psychanalyse 2007/2 (Nr. 9), S. 81–93, im Internet hier.
- A.M.E. – Gleichklang zu âme, Seele.
- dass es Analytiker gibt – die Wendung il y a de l’analyste ist ungewöhnlich: das partitive de bezeichnet die unbestimmte Menge nicht zählbarer Dinge (z.B. il y a du café: es gibt Kaffee).
- Agregation: in Frankreich eine Prüfung, die Wettbewerbscharakter hat und u.a. zur Lehre an höheren Schulen und an Universitäten berechtigt.
- vom Schein her sich zu dessen Subjekt aufwerfend – du semblant de s’en faire le sujet, Übersetzungsvorschlag von H. Lühmann: und tut so, als sei er scheinbar sein Subjekt.
- Subjekt – sujet, Subjekt, Sujet, Untertan.
- Auswurf – rebut, Ausschuß(ware), Abfall, Schund, Abschaum, unzustellbare Sendung; but, Ziel(scheibe).
- Mal – marque, (Kenn-/Merk-)zeichen, Spur, Auszeichnung.
- Artgenossen – congénères: zool. & bot.; fig. seinesgleichen.
- zum alten Eisen – aux vieilles lunes (lune, Mond), längst vergangene Zeiten.
- bon heur – Gleichklang zu bonheur, Glück, Wohlergehen, und zu bonne heure, rechter Moment, gutes Geschick, glückliche Fügung; heur in bonheur ist kontaminiert aus eur (lt. augurium), Vorzeichen/Vorausdeutung und heure (lt. hora), Stunde.
- sich erschöpft – se vanne zu vanner, worfeln (van, (Getreide-) Schwinge – mit ihrer Hilfe wird von bereits gedroschenem Korn die restliche Spreu getrennt): erniedrigen, verspotten; vanné, vor Müdigkeit erschöpft, wie gerädert.
- Bruch – casse, zerbrochenes Geschirr, Scherereíen, und veralt. für cassation, Kassation.
- der Typ oder die Typin – le ga(r)s ou la garce, der Kerl oder die Prieze; Lacans Schreibweise von gars unterstreicht den Gleichklang zu garce.
- Relais – relais, Staffel, Wechselschicht, Relaisstation (Pferde); relayer, ablösen.
- Aufriss – épure, eine im großen Maßstab oder in natürlicher Größe verfertigte (Bau-)Zeichnung; é-pur-er, rein-igen.
- zurückweisen – retoquer, pop. durchfallen lassen
- ganz und gar nicht leicht zu haben – pas du tout cuit: cuit, gekocht.
- f…trerie – foutrerie (?) zu foutre, ficken; se foutre de, sich um nichts scheren, sich lustig machen.
f..terie – fouterie (?), Geschlechtsverkehr, Patsche. (Der ital. Übersetzer liest forfanterie, Prahlerei, Gaunerei.) - erfindet – invente, Gleichklang zu invent-oriser.
- bis zu den Grenzen dieses Inventars – sous bénéfice de cet inventaire, jur. (beneficium inventarii): Rechtsvorbehalt des Erben, die Schulden des Erblassers nur bis zur Höhe der geerbten Güter übernehmen zu müssen.
- die Liebe würdiger zu machen – faire l’amour, „Liebe machen“.