Eckhard Bär
Slavoj Žižeks Buch über Islam und Moderne
Sehr geehrte Damen und Herren,
niemand ist unberührt von dem Morden, das in den Ländern Westeuropas, Westafrikas, des Mittleren Ostens und anderswo stattfindet. Deshalb möchte ich Ihnen ein kleines Buch zum Thema Islam und Moderne empfehlen:
Slavoj Žižek: Blasphemische Gedanken – Islam und Moderne. Aus dem Englischen von Michael Adrian. Ullstein, Berlin 2015 (64 S., 4,99 €)
Das Buch ist im Februar 2015 entstanden, kurz nach den Pariser Morden in der Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo. Jenseits des Pathos der allgemeinen Solidarität will Žižek Mut zum Nachdenken machen. Nach dem Gemetzel vom 13. November 2015 ist das noch notwendiger geworden.
Žižeks Buch entfaltet die Problematiken, Widersprüche und Hintergründe auf oft überraschende Weise und ist m.E. fundierter als die mediale Berichterstattung. Seine Stärke hat es in den unerwarteten Perspektiven auf die westliche Kultur, Lebens- und Wertewelt. In den grundlegenden Skizzierungen, mit denen Žižek die drei Buchreligionen einander konfrontiert, stößt er auf das Ungelöste der tradierten Bilder von Vater-Sein, Mann-Sein und Frau-Sein. Letzteres ist für männlich-patriarchale Repräsentanten, die ihre Macht religiös absichern, so brisant, dass es verschleiert bleiben muss. Wenn sogenannte Fundamentalisten ihre eigene Versuchung und Kränkung im „sündigen“ Anderen bekämpfen, kann es zu gewaltsamen Exzessen kommen. Wie Žižek uns auf frappierende Weise zeigt, sind die in Konfrontation stehenden Wertesysteme in der ihnen zugrundeliegenden Logik einander oft ähnlicher als gedacht.
Mögen diese Zeilen Sie anregen, dieses beeindruckende Werk zu lesen.
Mit herzlichem Gruß
Eckhard Bär
Psychoanalytiker
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