Erik Porge
Schnitt und Wiederkehr als
Grundlagen der psychoanalytischen Klinik
M.C. Escher: Band, 1956, Lithographie. 34 x 25 cm
Übersetzung der Einleitung von: Erik Porge: Des fondements de la clinique psychanalytique (Grundlagen der psychoanalytischen Klinik). Érès, Ramonville Saint-Ange 2008, S. 7–13. Übersetzt von Rolf Nemitz.
Der Titel und die Einfügungen in eckigen Klammern sind vom Übersetzer.
PDF des Inhaltsverzeichnisses des Buches hier
Weitere Übersetzungen aus diesem Buch auf dieser Website:
– Kapitel 5: Die Regel der gleichschwebenden Aufmerksamkeit, das Gegenstück zur Grundregel, hier
– Kapitel 6: Das Zurückbringen des Anspruchs zum Trieb, hier
– Kapitel 11: Der topologische Raum, hier
– Kapitel 12: Das Qualitative (de)chiffrieren, hier.
– Kapitel 13: Schnitte, hier
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Schnitt und Wiederkehr als
Grundlagen der psychoanalytischen Klinik
Dieses Buch, Grundlagen der psychoanalytischen Klinik, ist eine Fortsetzung von Transmettre la clinique psychanalytique (Die psychoanalytische Klinik übermitteln). Die Veröffentlichung der früheren Arbeit hat mich dazu angeregt, dem, was mir nicht erledigt zu sein schien, weiter nachzugehen. Gelegentlich wird es Verweise auf die ältere Arbeit geben, ohne dass es jedoch erforderlich wäre, sie zu lesen. Denn dieses neue Buch versucht nicht, über das frühere hinauszugehen, sondern zu dem zu gelangen, was davor liegt. Es versucht, auf Prinzipien zurückzukommen, die die frühere Arbeit bedingt haben. Deshalb der Terminus „Grundlagen“ im Titel.
Der Titel mag einem allzu ehrgeizig, ja überheblich erscheinen. Er schien mir jedoch unvermeidlich zu sein. Warum?
Weil wir in der Geschichte der Psychoanalyse in Frankreich in einem entscheidenden Moment sind und an einem Scheideweg stehen. Es geht um das, was Michel Plon als einen Moment der Psychoanalyse bezeichnet. Die Existenz von Momenten beruht ihm zufolge auf drei von ihm entwickelten Hypothesen. Zunächst handelt es sich um eine Zeit, „in welcher der immer prekäre Charakter der Psychoanalyse sich so weit zugespitzt hat, dass man davon sprechen kann, dass ihr Verschwinden droht“1. Des weiteren bemerkt er, dass es seit 1896 genau zwei solche Momente gab: 1926 mit der Veröffentlichung von Freuds Die Frage der Laienanalyse und 1956 mit Lacans Artikel Die Situation der Psychoanalyse und die Ausbildung des Analytikers im Jahre 19562. Und schließlich sagt er, dass „die Zeit, in der wir jetzt zu Beginn des 21. Jahrhunderts leben, einen dritten Moment darstellt, der mit den früheren Momenten insofern vergleichbar ist, als die Psychoanalyse gleichermaßen vom Verschwinden bedroht ist“.
Denn wir befinden uns in einem Moment, in welchem die Psychoanalyse – durch ihren Erfolg geschwächt, denn dieser drängt sie zur Psychologisierung – Gegenstand von heftigen frontalen Angriffen ist, in welchem sie von antagonistischen Diskursen mitgerissen wird, und in welchem sie von der Welle des kapitalistischen Diskurses überdeckt wird, von dem sie, wenn überhaupt, nur akzeptiert wird, um sie auf eine Form der Psychotherapie unter anderen zu reduzieren, mit dem Ziel der kurzfristigen Nützlichkeit.
Wenn man der Erschütterung eines solchen Moments widerstehen will, drängt sich auf, dass man sich auf Grundlagen bezieht. Es geht um eine Prüfung, von der man hoffen muss, dass die Psychoanalyse sie bestehen wird. Falls es dazu kommt, kann sie durch diesen Übergang nur erneuert worden sein. Ein Übergang, in dem ihre Grundlagen zur Hilfe gerufen und zugleich in Frage gestellt werden. In dieser Bewegung, in diesem mouvement (das Wort hat dieselbe Wurzel wie „Moment“), wiederholt die Psychoanalyse den Geburtsakt, durch den sie eingesetzt wurde; sie geht ihre Ursprünge wieder durch, die sie zugleich in einer Rückkehr / in einer Wiederkehr (retour) nachträglich von Neuem erfindet.
Von Grundlagen zu sprechen heißt also, an dieser Bewegung der Rückkehr zu den Ursprüngen teilzuhaben, an einer Bewegung, die notwendigerweise vollzogen werden muss, um in einem gegebenen Moment den richtigen Weg zu finden, die richtige Methode (von griechisch meta hodos, Weg darüber hinaus), um den guten pas zu finden, in beiden Bedeutungen des Ausdrucks, als Schritt und als Negation. Beide Bedeutungen intervenieren in den Akt, der im Moment des Schließens vollzogen wird.
Halten wir fest, dass der Bezug auf die Fundamente (fondements) in diametralem Gegensatz zu dem steht, was der Diskurs der Macht mit dem Ausdruck „Fundamentaldaten (fondamentaux)“ bezeichnet, ein Terminus, der zur Profisprache des Marketing gehört und der die Werte der Unternehmenseffizienz mit sich führt. „Wenn man sich dafür entscheidet, über ‚Fundamentaldaten‘ zu sprechen statt über Fundamente, Grundlagen, Prinzipien oder Werte, dann kommuniziert dies das Denken der Kommunikation und seine Art, über Effizienz zu sprechen.“3 Damit vermeidet man, über das zu sprechen, was wirklich grundlegend ist.
Ich habe das, was es in der psychoanalytischen Klinik meines Erachtens an Grundlegendem gibt, in zwei Termini zusammengezogen: coupure, „Schnitt“, und retour, „Wiederkehr“ oder „Rückkehr“. Retour bezeichnet hierbei sowohl ein Element der Grundlagen als auch das, wodurch man zu ihnen gelangt. So gesehen ist der Terminus mit Lacans Definition des Wissens, S2, vergleichbar: das Wissen ist der zweite Signifikant (für den der erste Signifikant, S1, das Subjekt repräsentiert) und zugleich das Verhältnis des ersten Signifikanten zum zweiten. Es repräsentiert den signifikanten Anderen und den Signifikanten des Anderen (der den ersten enthält). Denn Anderer bezeichnet eine Alterität, die nicht relativiert werden kann, die sich nicht auf den dualen Gegensatz reduzieren lässt.
Was den Schnitt angeht, so wird man in den folgenden Kapiteln sehen, dass alles darauf hinausläuft, ihn an einen Platz von prinzipieller Bedeutung zu stellen. Zunächst auf der Ebene der psychoanalytischen Methode, wo er die Gestalt des Gegenstücks zur Grundregel annimmt (wie Freud diese Regel so gut genannt hat), nämlich die Form der gleichschwebenden Aufmerksamkeit.
Auf der Ebene des analytischen Materials – Signifikant, Trieb, Subjekt, Objekt a – muss man sich auf den Schnitt beziehen, um die Elemente dieses Materials in ihrer Struktur und in ihrem Funktionieren zu bestimmen.
Und schließlich möchten wir zeigen – das ist das Ziel dieses Buches –, dass der Terminus „Schnitt“ nicht nur illustrativ ist, nicht nur analogisch und metaphorisch, dass er sich vielmehr durch die Topologie mit Realem verbindet, das heißt mit unmöglich zu Sagendem. Er bildet die Brücke zwischen der Sprache und einem Zentrum, das außerhalb von ihr liegt.
Das bedeutet, dass es auf einer bestimmten Ebene nicht mehr Wissen über den Schnitt oder vom Schnitt gibt, sondern einen primären Schnitt, aus dem sich ein Wissen herleitet, das nachträglich – in einer inneren Ausschließung – den Schnitt enthalten kann, aus dem er hervorgeht. Ein solcher Schnitt wird als geschlossen bezeichnet, es geht um einen Schnitt, der sich selbst schneidet. Die Matrix, die paradigmatische Form seiner Einzeichnung ist die Innenacht. Sie kann nur in eine einseitige Fläche mit Rand eingetragen werden oder in eine Fläche mit Rand, die jedoch gelocht ist, womit ausgeschlossen ist, dass die Innenacht sich auf eine Sphäre bezieht. Dieser Schnitt entspricht beispielsweise dem Schnitt um den zentralen Punkt der projektiven Ebene, durch den sie in eine gelochte Scheibe und ein Möbiusband zerteilt wird.
Lacan bezieht sich auf diese Zeichnung, um die Verknüpfung der Psychoanalyse in intenso [der Lehranalyse] mit der Psychoanalyse in extenso [der École] zu definieren: „Ich möchte darauf hinweisen, dass sich, in Übereinstimmung mit der Topologie der projektiven Ebene, der innere Kreis, den wir als Aufklaffen der Psychoanalyse in intenso einzeichnen, mit dem Horizont der Psychoanalyse in extenso verknüpft.“4
Es handelt sich um eine Einzeichnung, die auf die gründende Zeit der Nachträglichkeit verweist. Über diejenige Rolle der Nachträglichkeit hinausgehend, die Freud aufgedeckt hatte, um die Bildung des hysterischen Symptoms zu erklären, beruft Lacan sich auf die Nachträglichkeit, um das zu erklären, was Octave Mannoni als „Uranalyse“ bezeichnet, also die von Freud zusammen mit Fließ durchgeführte Analyse: „Die wahre ursprüngliche [Analyse] kann nur die zweite [Analyse] sein, von daher, dass sie die Wiederholung darstellt, die aus der ersten einen Akt macht, denn sie [die zweite] ist es, die hier die der logischen Zeit eigene Nachträglichkeit einführt, welche dadurch gekennzeichnet ist, dass der Psychoanalysant zum Psychoanalytiker übergegangen ist. (Ich meine Freud selbst, der hier sanktioniert, keine Selbstanalyse gemacht zu haben.)“5
Die Einzeichnung der Nachträglichkeit schreibt die Form der Wiederkehr (retour) als eine Rückkehr (re-tour) ein, als eine zweite Runde (autre tour).
Die Wiederkehr ist der zweite Terminus, um den herum (autour duquel) wir die Grundlagen der psychoanalytischen Klinik reduzieren.
Wie der Schnitt wird auch die Wiederkehr in der Klinik auf mehrere Weisen dekliniert. Freud hat die Verdrängung mit der Wiederkehr des Verdrängten gleichgesetzt. Eine Wiederkehr, welche die Form einer Verdeckung annehmen kann.
Nehmen wir das Beispiel der Deckerinnerung in Freuds Artikel von 1899.6 Es gibt mehrere Übersetzungen dieses Ausdrucks, jede beruht auf bestimmten Voraussetzungen. Souvenir écran [wörtlich „Schirmerinnerung“] ist die klassischste Übersetzung. Sie hat den Vorzug der Eleganz und darüber hinaus, dass sie sich auf die Funktion des Schirms bezieht, der sowohl verbirgt als auch sehen lässt. Wladimir Granoff hat sie kritisiert, unter Berufung auf die Heterogenität zwischen dem, was abgeschirmt wird, und dem Schirm, eine Heterogenität, die in das Verhältnis einer Erinnerung zu einer anderen Erinnerung nicht eingreift.
Er selbst schlägt als Übersetzung souvenir-couvercle vor [wörtlich „Deckelerinnerung“] und setzt dabei den Akzent auf die Übersetzungsoperation, die zwischen dem Deckel und dem Zugedeckten vorgenommen wird, wie auch auf die Zufälligkeit der Verdeckung. Die Übersetzung vollzieht sich in beiden Richtungen und das entspricht den zeitlichen Beziehungen, die Freud zwischen der verdeckten Erinnerung und der verdeckenden Erinnerung ausgemacht hat. Die Erinnerung, durch welche die Verdeckung hergestellt wird, kann der Erinnerung, die von ihr verdeckt wird, zeitlich vorausgehen („rückläufige Erinnerung“ nach Freud), sie kann ihr folgen („vorgreifende Erinnerung“) und sie kann mit ihr gleichzeitig sein. Bei der Erinnerung, die Freud in seinem Artikel interpretiert, handelt es sich um eine rückläufige Erinnerung; Die alte Erinnerung an die in der Kindheit entrissenen Blumen verdeckt die jüngere und verdrängte Erinnerung an die Hoffnungen, die sich auf ein junges Mädchen richten. Das Ältere verdeckt das Spätere. Gegen die Übersetzung mit souvenir-couvercle spricht, dass der Ausdruck nicht gerade schön ist. Weitere Übersetzungen sind möglich, solche, die den Sinn von „decken“ aufnehmen. In La Transa7 haben wir „Deckerinnerung“ mit souvenir de couverture übersetzt. Die von Jean Laplanche herausgegebene Ausgabe von Freuds Œuvres complètes hat sich davon möglicherweise inspirieren lassen, als sie „Deckerinnerung“ mit souvenir-couverture übersetzte, ein Kompromiss, der im Französischen nicht gut klingt, und außerdem an den umstrittenen Ausdruck représentant-représentation erinnert, mit dem die von Lacan vorgeschlagenen Wendung représentant de la représentation [für Freuds „Vorstellungsrepräsentanz“] vermieden werden sollte. Das erneute Studiums des Freud’schen Textes hat mich dazu gebracht, die Übersetzung souvenir de recouvrement vorzuschlagen, mit den beiden Bedeutungen, die recouvrement im Französischen hat, nämlich „bedecken“, „eine Abdeckung, eine Decke bilden“, aber auch „wiedererlangen“, „wiederfinden“.
Die Deckerinnerung ist keine besondere Kategorie von Erinnerungen, die im Gegensatz etwa zur Kategorie der authentischen Erinnerung stünde. „Deckerinnerung“ ist eine treffende Formulierung von Freud, um die Arbeit des Durcharbeitens zu bezeichnen und also dasjenige Verdecken, das in der Wiederkehr, im Wiederfinden einer jeden Erinnerung am Werk ist. „Vielleicht ist es überhaupt zweifelhaft“, schließt Freud, „ob wir bewußte Erinnerungen aus der Kindheit haben oder nicht vielmehr bloß an die Kindheit.“8
Die Deckerinnerung enthüllt die Verbindungsaktivität, die mit dem Sich-Erinnern einhergeht, das Verbinden von Erinnerungen untereinander und mit Phantasien, mit Signifikanten als „Wortbrücken“ und in einem Spiel zeitlicher Beziehungen. Die Deckerinnerung bezeichnet die Spaltung des Subjekts, das sich er-innert, das in sich einkehrt, das sich sich aneignet, indem es sich entäußert. Diese Konzeption stimmt mit der Freud’schen Methode der Deutung von Deckerinnerungen überein: Freud interpretiert sie nicht als Produkte, die sich selbst genügen, sondern in Abhängigkeit von dem Moment, in welchem dem Subjekt wieder die Erinnerung kommt.
Lacan erweist sich als jemand, der diesem Vorgehen treu bleibt, wenn er erklärt: „Das Erinnern besteht darin, diese Ketten einbringen – und das ist nicht einfach, die beständigen Lapsus, die mir unterlaufen sind, als ich versuchte, die unter die Schirmherrschaft der Borromäer gestellten Knoten auf dieses Stück Papier zu zeichnen, sind der Beweis dafür –, sie einzubringen in etwas, das schon da ist und das sich Wissen nennt.“9
An Freud anschließend hat Lacan der Auffassung von der Wiederkehr weiteres Gewicht verliehen, etwa um den Mechanismus der Psychose als Wiederkehr im Realen zu erklären, Wiederkehr dessen, was im Symbolischen verworfen ist.
Von 1955 an – wir haben angenommen, dass dies ein Moment der Psychoanalyse ist – hat er selbst zu einer „Rückkehr (retour) zu Freud“ aufgerufen, zu einer Rückkehr, die er als eine Möbius’sche Wiederkehr (retour) erläutert hat10, eine neue Runde (tour), die sich um das zusammenzieht, was es bei Freud an Gründendem gibt.
Wir werden schließlich sehen, wie sich mit dem Prinzip der Wiederkehr die Klinik der Passe in die psychoanalytische Klinik im Allgemeinen einfügt.
Die Vorstellung von der Wiederkehr hat einen grundlegenden Wert, denn sie verknüpft sich – ebenso wie die des Schnitts – mit der Topologie.
Wenn man die Klinik durch diese beiden grundlegenden Werte begrenzt, durch den Schnitt und die Wiederkehr, tritt zum Vorschein, dass sich das Vokabular der Klinik abhängig von seiner Verbindung mit der Topologie entwickeln muss. Es geht nicht darum, die tradierten Termini der psychoanalytischen Tradition zu entwerten, Termini, die einige zu Unrecht als „Begriffe “ bezeichnen. Es geht einerseits darum, sie wieder aufzunehmen, abhängig von dem topologischen Bezug, der mit ihnen einhergeht und ihnen eine Konsistenz im Realen verleiht. Dieser Bezug verschiebt die Bedeutung und die Verwendung der alten Termini. Für den Trieb beispielsweise bieten sich neue Bahnungen an, wenn man sich auf die Schreibung der Formel „Subjekt Schnitt des Anspruchs“ ($◊D) bezieht.
Andererseits geht es darum, die traditionelle Terminologie durch Termini zu erweitern, die für einen neuen klinischen Zugang geeignet sind, für einem Zugang, der von daher neu ist, dass er sich seinen Grundlagen nähert. Das spielt sich übrigens ebenso auf einer kollektiven Ebene ab. Hätte Lacan die von ihm gegründete École freudienne de Paris auflösen können, wenn er nicht eine neue Praxis der Klinik gehabt hätte, eine, die sich auf die Topologie bezog?
Die Bahn, die wir vorschlagen, wird dafür sorgen, dass sich das Trugbild dessen auflöst, was man „neue Krankheitsbilder (nouvelles cliniques)“ nennt, die nur verzweifelte Versuche sind, die psychiatrische Klinik vor dem Schiffbruch zu retten. Diese Versuche schreiben sich in eine Klinik der Normen statt in eine Klinik des Gesetzes ein, um eine Unterscheidung von Michel Foucault aufzugreifen. Vom psychoanalytischen Standpunkt aus hingegen ist man innerhalb der Struktur normal, und es sind deren Elemente, die man einkreisen muss, indem man sie auf ihren einfachsten Ausdruck reduziert. In der Klinik, die davon übermittelt wird, ist der Analytiker enthalten. Jedoch nicht auf beliebige Weise. Es kommt darauf an, die Verbindung zu präzisieren zwischen diesem Enthaltensein in der Analyse und der „Schneidung“, die durch sie möglich wird, in dem, was Lacan, um die Analyse zu bezeichnen, eine Praxis des Schwatzens genannt hat.
Die Originalität der Psychoanalyse stützt sich nicht auf einen systematisierten Begriffsapparat, sondern auf ein Bewohnen der Sprache mit Fenstern, die sich zum Unbewussten hin öffnen. Deshalb stellen wir am Ende dieser Arbeit die erste Liste eines Vokabulars vor, das der Sprache (langage) der Topologie, der Analyse und der Sprache (langue) gemeinsam ist.
Alle Rechte für diesen Artikel bei Erik Porge und den Éditions érès. Übersetzt von Rolf Nemitz. Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Autors und des érès-Verlags.
Über Erik Porge
Erik Porge ist Psychoanalytiker in Paris. Als Krankenhausarzt in Teilzeit ist er für ein medizinisch-psychologisches Zentrum für Kinder und Erwachsene verantwortlich. Er gehörte zur École freudienne de Paris bis zu deren Auflösung, gegenwärtig ist er Mitglied der Association de psychanalyse Encore. Er war Mitgründer von Littoral und gibt die Zeitschrift Essaim heraus.
Zu seinen Veröffentlichungen gehören: Se compter trois. Le temps logique de Lacan (1989) ; Schöne Paranoia. Wilhelm Fließ, sein Plagiat und Freud (frz. 1994, dt. 2005); Freud, Fließ. Mythe et chimère de l’auto-analyse (1996); Le moment cartésien de la psychanalyse. Lacan, Descartes, le sujet (Hg. zusammen mit Antonia Soulez) (1996); Les noms du père chez Jacques Lacan (1997); Jacques Lacan, un psychanalyste. Parcours d’un enseignement (2000, überarbeitete und aktualisierte Auflage 2014); Transmettre la clinique psychanalytique (2005); Des fondements de la clinique psychanalytique (2008); Lettres du symptôme. Versions de l’identification (2010); Voix de l’écho (2012); Le ravissement de Lacan. Marguerite Duras à la lettre (2015); Truth and knowledge in the clinic. Working with Freud and Lacan (2016); La sublimation, une érotique pour la psychanalyse (2018).
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Anmerkungen
- Michel Plon: La psychanalyse, une éthique de vie confrontée à une idéologie de l’adaption, unveröffentlicht.
- In: Ders.: Schriften. Band I. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2016, S. 541–581.
- Valérie Teboul-Weber: Fondamentaux. In: Quaderni, Heft 63, Nouveaux mots du pouvoir. Villers-lès-Nancy, Sapientia, Frühjahr 2007.
- Jacques Lacan: Proposition du 9 octobre 1967 sur le psychanalyste de l’École. In: Ders.: Autres écrits. Le Seuil, Paris 2001, S. 256.
- A.a.O., S. 253.
- Sigmund Freud: Über Deckerinnerungen. In: Ders.: Gesammelte Werke, chronologisch geordnet. Bd. 1. Imago, London 1952, S. 529–554.
- Eine 1982 in Paris gegründete (und bis 1991 dauernde) Vereinigung mit dem Ziel, eine Übersetzung und eine zweisprachige Ausgabe von Freuds Werken zu erstellen. In Bulletins und Cahiers wurden etwa 40 Texte veröffentlicht.
- A.a.O., S. 553.
- Jacques Lacan: Das Seminar, Buch XXIII (1975–1976). Das Sinthom. Textherstellung Jacques-Alain Miller, übersetzt von Myriam Mitelman und Harold Diemann. Turia und Kant, Wien 2017, Sitzung vom 13. April 1976, S. 146.
- „Was ich zu tun habe, ist eben dies, dass ich dieselbe Runde (tour) ein zweites Mal drehen muss. Aber in einer solchen [Möbius’schen] Struktur hat das zweimalige Durchlaufen absolut nicht den Sinn einer schlichten Verdoppelung.“ Jacques Lacan: Das Objekt der Psychoanalyse, Seminar 13 von 1965/66, 1. Juni 1966, unveröffentlicht.