Jacques Lacan
Seminar XIX, … oder schlimmer
(VI) Sitzung vom 9. Februar 1972
Übersetzung und Erläuterung
Ausstellung von Gütern, die bei einem Potlatch in Yalis (Alert Bay) verschenkt werden sollten, um 1900
Photographie von William Hallidy, BC Archives H-03976, von hier
Jacques Lacan:
Seminar XIX (1971/72): „… oder schlimmer“
und
Vortragsreihe „Das Wissen des Psychoanalytikers“ (1971/72)
(VI) Sitzung vom 9. Februar 1972
Übersetzt und mit erläuternden Anmerkungen versehen von Rolf Nemitz
Vollständige Übersetzung von Seminar 19 und
Übersetzung von „Das Wissen des Psychoanalytikers“ ab der vierten Sitzung
auf der Grundlage der Staferla-Version und von Tonaufnahmen
Teil 6 von 16 Übersetzungen. Etwa jeden Monat erscheint die Übersetzung einer weiteren Sitzung.
Die übrigen Übersetzungen findet man hier.
In Millers Version des Seminars ist dies Kapitel VI, Je te demande de me refuser ce que je t’offre („Ich bitte dich, mir zu verweigern, was ich dir anbiete“), S. 81–92.
Die Übersetzung wird zweimal gebracht, zunächst nur deutsch, dann vergleichend: Satz für Satz französisch/deutsch.
Die zweisprachige Fassung enthält in den Anmerkungen zum französischen Text Hinweise auf Transkriptionsprobleme und auf größere Abweichungen in Millers Version; im deutschen Text findet man Links und Bilder, in den Anmerkungen zum deutschen Text Literaturangaben und inhaltliche Erläuterungen.
Einen Überblick über die verschiedenen Ausgaben von Seminar 19 findet man hier.
Herzlichen Dank an Gerhard Herrgott für großzügige Hilfe beim Übersetzen! Anregungen verdanke ich der englischen Übersetzung von Adrian Price.1
Zur Übersetzung
Seminar und Vortragsreihe
Jacques-Alain Miller hat in seine Ausgabe von Seminar XIX einen Teil einer Vortragsreihe integriert, die Lacan parallel, unter dem Titel Das Wissen des Analytikers, im Sainte-Anne-Krankenhaus in Paris hielt. Ab der vierten Sitzung vom 3. Februar 1972 beziehen sich diese Vorträge eng auf das Seminar, weshalb Miller sie ab dieser Sitzung in seine Seminar-Edition aufgenommen hat. Ich folge dem Vorbild von Miller und integriere die Vortragsreihe Das Wissen des Psychoanalytikers ab der Sitzung vom 3. Februar 1972 in die Übersetzung von Seminar XIX.
Die ersten drei Sitzungen von Das Wissen des Psychoanalytikers wurden getrennt veröffentlicht: J. Lacan: Je parle aux murs. Entretiens de la chapelle de Sainte-Anne. Le Seuil, Paris 2011. Deutsch: Ich spreche zu den Wänden. Gespräche aus der Kapelle von Sainte-Anne. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2013.
Textgrundlage
Grundlage der Übersetzung ist:
Version Staferla von Seminar 19:
Jacques Lacan: … ou pire. Auf der Website staferla.free.fr, PDF-Datei, Fassung vom 25.10.2015
Die Lacan-Seminare auf der Staferla-Website werden von Zeit zu Zeit überarbeitet, ohne dass dies kenntlich gemacht wird. Aus diesem Grunde habe ich oben das Datum der von mir verwendeten Fassung angegeben.2 Zur Sicherheit habe ich diese Fassung der Staferla-Version hier gespeichert.
Die Transkription der Staferla-Version wurde von mir mit einer Tonaufnahme der Sitzung und mit der von Jacques-Alain Miller erstellten (redaktionell bearbeiteten) Version verglichen und an wenigen Stellen geändert. In Zweifelsfällen wurde die Stenotypie des Seminars und der Vortragsreihe, die man auf der Website der École lacanienne de psychanalyse findet, zu Rate gezogen. Wortwiederholungen, bei denen offenkundig ist, dass Lacan nach einer Formulierung sucht, habe ich gestrichen; Betonungs-Adverbien wie justement oder précisément habe ich nicht immer mitübersetzt. Der Schnitt der Sätze (Punkt oder Semikolon oder Komma) sowie die Orthografie wurden bisweilen verändert. Die Gliederung in Absätze ist von mir.
Stenotypien des Seminars und der Vortragsreihe gibt es auf der Website der École lacanienne de psychanalyse (ELP) hier. Tonaufnahmen von Seminar 19 und der Vortragsreihe Das Wissen des Psychoanalytikers findet man auf der Website von Patrick Valas, valas.fr, hier. Millers Version ist: J. Lacan: Le séminaire, livre XIX. … ou pire. 1971–1972. Textherstellung durch Jacques-Alain Miller. Le Seuil, Paris 2011.
Zur Notation
– Zwei Bindestriche, also: --, markieren, dass an dieser Stelle ein Satz grammatisch unvollständig abbricht.
– Zwei Bindestriche, also: --, markieren, dass an dieser Stelle ein Satz unvollständig abbricht.
– Wörter mit Sternchen: im Original deutsch.
– Der Schrägstrich / verbindet Übersetzungsvarianten.
– Einfügungen in eckigen Klammern dienen der Erläuterung und sind nicht von Lacan.
– Zahlen in geschweiften Klammern und grauer Schrift, z.B. {10}, verweisen auf die Seiten von Millers Ausgabe des Seminars bei Le Seuil.
– Zahlen in eckigen Klammern und grauer Schrift, z..B. [10], verweisen auf die Seitenzahlen der Stenotypie von Seminar 19 auf der Website der École lacanienne de psychanalyse, hier.
Sitzung vom 9. Februar 1972
Tonaufnahme und Stenotypie
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Stenotypie der Sitzung vom 9. Februar 1972 hier (von der Website der École lacanienne de psychanalyse)
Deutsch
Zahlen in geschweiften Klammern und grauer Schrift, z.B. {10}, verweisen auf die Seiten von Millers Ausgabe des Seminars bei Le Seuil.
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Université Paris 1 Panthéon Sorbonne, Rechtsfakultät, Place du Panthéon
[1]
蓋 請
非 拒
也 收
我
贈
An der Tafel
{81} Sie mögen die Vorträge, deshalb habe ich gestern Abend meinen Freud Roman Jakobson gebeten, mit einem kleinen Zettel, den ich ihm gegen Viertel nach zehn übermittelt habe --, habe ich Roman Jakobson, von dem ich hoffte, er würde hier sein, gebeten, Ihnen den Vortrag zu halten, den er Ihnen gestern nicht gehalten hat. Denn, nachdem er Ihnen den Vortrag angekündigt hatte – ich möchte sagen, nachdem er etwas an die Tafel geschrieben hatte, das dem entspricht, was ich gerade hier angeschrieben habe –, dachte er, er müsse bei dem bleiben, was er Allgemeinheiten nannte, sicherlich in der Annahme, dass es das ist, was Sie lieber hören würden, nämlich eine conférence, einen populärwissenschaftlichen Vortrag. Leider – er hat mich heute früh deswegen angerufen – war er mit Linguisten zum Mittagessen verabredet, sodass Sie keinen Vortrag bekommen werden.
Denn das stimmt, ich mache so etwas nicht. Wie ich andernorts bereits ganz ernst gesagt habe, ich amüsiere mich – seriöse oder heitere Amüsements. Anderswo, nämlich in Sainte-Anne, habe ich mich in heiteren Amüsements versucht. Das braucht keinen Kommentar. Und wenn ich gesagt habe – habe ich drüben gesagt –, dass das vielleicht auch ein Amüsement ist, hier sage ich, dass ich mich an das Seriöse halte. Das ist jedoch immer noch ein Amüsement.
Anderswo, am Ort des heiteren Amüsements, habe ich das in Beziehung gesetzt zu dem, was ich la lettre d’amur genannt habe.
*
Gut, hier ein typischer: „Je te demande de me refuser ce que je t’offre“, „Ich bitte dich, mir zu verweigern, was ich dir anbiete“. An dieser Stelle Halt, denn ich hoffe, dass es, um |{82} verständlich zu sein, nicht nötig ist, etwas hinzuzufügen – die lettre d’amur, die wahre, ist ja genau dies: „zu verweigern, was ich dir anbiete“.
Für diejenigen, die zufällig nie verstanden haben sollten, was das ist, die lettre d’amur, kann man das vervollständigen: zu verweigern, was ich dir anbiete, „parce que ça n’est pas ça“, „denn das ist es nicht“.
Sehen Sie, ich bin ausgerutscht, ich bin ausgerutscht, weil, mein Gott, Sie es sind, zu denen ich spreche, Sie, die Sie die conférences lieben: „ça n’est pas ça“, „das ist es nicht“. Es gibt ça – „es“ – und danach ein n. Wenn das n hinzugefügt wird, das ne, muss es kein expletives ne sein, um etwas zu bedeuten, nämlich die Anwesenheit des Sich-Äußernden, die wahre, die richtige. Genau deshalb, weil der Sich-Äußernde nicht da wäre, wäre die Äußerung voll und müsste das so geschrieben werden: „parce que c’est pas ça“, ohne das n.
*
Ich habe gesagt, hier sei das Amüsement seriös – was kann das heißen? Tatsächlich habe ich gesucht, habe ich mich darüber informiert, wie man seriös in verschiedenen Sprachen sagt. Dafür, wie ich es auffasse, habe ich nichts Besseres als die unsere gefunden, die sich für Wortspiele eignet. Die anderen kenne ich nicht gut genug, um das gefunden zu haben, was dem entspräche, für unsere gilt jedoch: sérieux – seriös –, so wie ich es verstehe, ist sériel, seriell.
Wie einige von Ihnen hoffentlich bereits wissen, ohne dass ich es Ihnen hätte sagen müssen, ist das Prinzip, das dem Seriellen zugrunde liegt, die Folge der ganzen Zahlen, für deren Definition man kein anderes Mittel gefunden hat als zu sagen, dass eine Eigenschaft von n auf n + 1 übertragbar ist, und das kann nur diejenige sein, die sich von 0 auf 1 überträgt; Beweisführung durch Rekursion oder, wie man auch sagt, durch mathematische Induktion.
Und eben das ist ja das Problem, dem ich mich bei meinen letzten Amüsements zu nähern versucht habe: Was kann denn von 0 auf 1 übertragen werden? Das ist wirklich knifflig. In diesem Jahr habe ich mir jedoch das Ziel gesetzt, das in den Griff zu bekommen – oder schlimmer.
Ich werde heute nicht in dieses Intervall vorrücken, das beim ersten Hinschauen bodenlos ist, das Intervall dessen, was von 0 auf 1 übertragen wird. Was jedoch sicher ist und was klar ist, das ist, um die Dinge nacheinander anzugehen, muss man der Sache auf den Grund gehen. Denn wie sehr man sich auch bemüht hat, die Folge, die Reihe der ganzen Zahlen zu logisieren, so hat man, um ihre gemeinsame Eigenschaft zu bezeichnen, nichts Besseres gefunden – das ist die einzige – als diejenige, die von 0 auf 1 übertragen wird.
*
In der Zwischenzeit wurde Ihnen empfohlen – also denjenigen meiner École –, nicht zu versäumen, was Roman Jakobson Ihnen an Klärung bringen sollte, bezogen auf das, was mit der Analyse der Sprache zu tun hat, was, wenn man wissen will, |{83} wo ich die Frage jetzt hinführe, tatsächlich äußerst nützlich ist. Dass ich von da ausgegangen bin, um zu meinen gegenwärtigen Amüsements zu gelangen, heißt ja nicht, dass ich daran gebunden wäre.
Und was mich unter anderem sicherlich beeindruckt hat in dem, was Roman Jakobson Ihnen gelifert hat, ist etwas, das den historischen Punkt betrifft, dass die Sprache nicht erst seit heute auf der Tagesordnung steht. Er hat zu Ihnen unter anderem über einen gewissen Boetius Daccus gesprochen, der, so hat er hervorgehoben, wirklich bedeutend war, da er suppositiones artikuliert hatte. Ich denke, dass dies zumindest bei einigen einen Widerhall findet, bezogen auf das, was ich seit langem darüber sage, worum es beim Subjekt geht, beim Subjekt im radikalen Sinne, bei dem Subjekt, das vom Signifikanten supponiert wird. Und dann hat er Ihnen gesagt, dass es so war, dass dieser Boetius von einem bestimmten Moment an – das ist nicht der Boetius, den Sie kennen, nicht derjenige, der die Bilder der Vergangenheit herausgeholt hat –, Daccus, wie er heißt, das bedeutet „Däne“ – das ist nicht der bekannte, das ist nicht der Boetius, der im Dictionnaire Bouillet steht –, Jakobson hat Ihnen gesagt, dass Boetius Daccus verschwunden ist, einfach so, wegen einer kleinen Frage des Abweichlertums. Tatsächlich wurde er des Averroismus bezichtigt, und obwohl man nicht sagen kann, das sei damals unverzeihlich gewesen, so konnte es doch dann unverzeihlich sein, wenn man die Aufmerksamkeit durch etwas auf sich gelenkt hatte, das ein bisschen solide aussah, wie etwa dies, über die suppositiones zu sprechen. So dass es keineswegs völlig exakt wäre, zu sagen, die beiden Dinge stünden in keinem Verhältnis zueinander, und das ist das, was mich beeindruckt.
Was mich beeindruckt, ist, dass man jahrhundertelang, wenn man an die Sprache rührte, wirklich aufpassen musste. Es gibt einen Buchstaben, der im Aufbau der Phonetik ganz am Rande erscheint, das ist dieser hier, das h, das auf Französisch hache ausgesprochen wird, was „Axt“ bedeutet. Ne touchez pas la hache, rühren Sie nicht an das hache – das war, wenn man an die Sprache rührte, jahrhundertlang ratsam. Denn jahrhundertelang war es so, wenn man in der Öffentlichkeit an die Sprache rührte, dann hatte das eine Wirkung, und nicht etwa die des Amüsements.
Eine der Fragen, bei denen es nicht schlecht wäre, wenn wir am Schluss so eine Ahnung davon hätten – obwohl ich dort, wo ich mich auf die heitere Weise amüsiere, dazu den Hinweis gegeben habe, in Gestalt der bereits erwähnten Mauer –, es wäre vielleicht nicht schlecht, wenn wir eine Ahnung davon hätten, warum die linguistische Analyse heute Teil der wissenschaftlichen Forschung ist. Was kann das heißen? Die Definition – ich lasse mich hier ein wenig treiben –, die Definition von recherche scientifique, von wissenschaftlicher Forschung, ist genau folgende – da muss man nicht weit chercher, nicht weit suchen –, das ist eine recherche, eine Suche, insofern gut benannt, als es nicht darum geht, zu finden, jedenfalls nichts, wodurch eben das, worüber ich gerade gesprochen habe, aufgestört wird, nämlich die Öffentlichkeit.
Kürzlich habe ich aus fernen Landen – ich möchte niemandem Ärger machen, also werde ich Ihnen nicht sagen, von wo – eine Anfrage zur wissenschaftlichen Forschung erhalten, das kam von einem Ausschuss zur wissenschaftlichen Erforschung von Waffen. Wörtlich! Jemand, der mir nicht unbekannt ist – eben |{84} deshalb hatte man mich seinetwegen um Rat gefragt –, hatte sich angeboten, ein Forschungsprojekt über Furcht durchzuführen. Es ging darum, ihm dafür eine Finanzierung zu geben, eine Finanzierung, die – in französische Francs übersetzt – eine kleine Million in alten Francs so ein bisschen überschreiten sollte, mit denen er dann – so stand das in dem Text, den Text selbst kann ich Ihnen nicht geben, aber ich habe ihn –, es ging darum, dass er drei Tage in Paris verbringt [Gelächter], achtundzwanzig Tage in Antibes, neunzehn Tage in Douarnenez und in San Montano, was, glaube ich --. Antonella, bist du da? San Montano, das muss ein ziemlich schöner Strand sein, stimmts oder irre ich mich? Nein, du weiß es nicht? Gut, das liegt vielleicht in der Nähe von Florenz, na ja, wir wissen es nicht; vierzehn Tage in San Montano und dann drei Tage in Paris.
Mithilfe eines meiner Schüler konnte ich meine Einschätzung in den folgenden Worten zusammenfassen: I am bowled over with admiration. Dann habe ich ein großes Kreuz auf jedes Detail der Einschätzungen gesetzt, um die man mich gebeten hatte, hinsichtlich der wissenschaftlichen Qualität des Programms, seine sozialen und praktischen Auswirkungen, die Kompetenz des Betreffenden und so weiter. Diese Geschichte ist nur von mäßigem Interesse, sie liefert jedoch einen Kommentar zu dem, worauf ich hingewiesen habe. Das geht der wissenschaftlichen Forschung nicht auf den Grund, aber es gibt dennoch etwas, das hierdurch denotiert wird, und das ist vielleicht das einzig Interessante an der Sache, dass ich nämlich der Person, die mich, Gott sei Dank, korrigiert hat, am Telefon zunächst vorgeschlagen hatte: I am bowled over.
Sie wissen natürlich nicht, was das bedeutet. Ich wusste es auch nicht. [Gelächter]. Bowl, b, o, w, l, das ist die Kugel. Ich bin also gekugelt. Ich bin wie ein ganzer Satz Kegel, wenn eine gut gezielte Kugel ihn umwirft. Na ja, wenn Sie wollen, werden Sie’s mir glauben, das, was ich am Telefon vorgeschlagen hatte, ich, der ich den Ausdruck I’m bowled over nicht kannte, das war I’m blowed over, ich bin platt. Das war natürlich völlig falsch, denn blow – was tatsächlich blasen bedeutet, das war das, was ich gefunden hatte –, blow wird zu blown, nicht zu blowed. Wenn ich also blowed sagte, geschah das dann deshalb, weil ich, ohne es zu wissen, wusste, dass es bowled over war? [Gelächter]3
Hier kommen wir wieder zum Versprecher, also zu seriösen Dingen. Das gibt uns jedoch zugleich einen Hinweis darauf – wie Platon bereits im Kratylos geahnt hatte –, na ja, dass gar nicht so sicher ist, dass der Signifikant arbiträr ist. Denn schließlich, bowl und blow – nicht wahr? –, nicht umsonst ist das so nah beieinander, denn auf diese Weise habe ich sie nur um Haaresbreite verpasst, die bowl. Ich weiß ja nicht, wie Sie dieses Amüsement charakterisieren werden, ich jedenfalls finde es seriös.
*
Womit wir zur linguistischen Analyse zurückkehren, über die Sie sicherlich, im Namen der Forschung, mehr und mehr werden sprechen hören.
{85} Es ist schwierig, da, wo die Abzweigung sich lohnt, an seinem Weg festzuhalten. Man lernt gewisse Dinge, etwa, dass es Teile der Rede gibt. Ich habe mich davor gehütet wie vor der Pest, ich meine, davor gehütet, mich dabei aufzuhalten – damit Sie nicht steckenbleiben. Aber na ja, da sich die Forschung gewiss zu Gehör bringen wird, so wie sie sich anderswo zu Gehör bringt, möchte ich vom Verb ausgehen.
Man sagt Ihnen, dass das Verb alle möglichen Dinge ausdrückt und es ist schwierig, die Handlung und ihr Gegenteil sauber zu trennen. Die intransitiven Verben bilden hier offenkundig ein Hindernis, das intransitive wird zu etwas, das sehr schwer zu klassifizieren ist.
Um uns an das zu halten, was bei dieser Definition am stärksten betont wird – man wird zu Ihnen, was das typische Verb angeht, über eine binäre Beziehung sprechen, wobei man ja sagen muss, dass ein bestimmter Sinn eines Verbs nicht in allen Sprachen auf dieselbe Weise klassifiziert wird.
Es gibt Sprachen, in denen man sagt: Der Mensch schlägt den Hund. Es gibt Sprachen, in denen man sagt: Es gibt ein Den-Hund-Schlagen durch den Menschen. Das ist nicht wesentlich, die Beziehung ist immer binär.
Es gibt Sprachen, in denen man sagt: Der Mensch liebt den Hund. Ist es immer noch binär, wenn man sich in dieser Sprache – denn hier gibt es Unterschiede – folgendermaßen ausdrückt: Der Mensch liebt an den Hund, nicht etwa um zu sagen, that he likes him, also dass er ihm gefällt wie eine Nippfigur, sondern dass er seinem Hund gegenüber Liebe empfindet – ? An jemanden lieben, also mich hat das immer entzückt. Ich meine, ich bedaure es, eine Sprache zu sprechen, in der man sagt ich liebe eine Frau, so wie man sagt ich schlage sie. An eine Frau lieben, das erschiene mir passender. Das geht so weit, dass ich eines Tages mitbekam – denn wir sind beim Lapsus, also weiter –, dass ich schrieb: Tu ne sauras jamais combien je t’ai aimé, du wirst nie wissen, wie sehr ich dich geliebt habe. Ich hatte kein zweites e an das Ende von aimé gesetzt, was ein Lapsus ist, unbestreitbar ein Rechtschreibfehler, wenn Sie so wollen. Und als ich darüber nachdachte, habe ich mir gesagt, wenn ich das so geschrieben habe, dann deshalb, weil ich gefühlt haben musste: ich liebe an dich. Aber na ja, das ist was Persönliches. [Gelächter]
Wie auch immer, von diesen ersten Verben unterscheidet man sorgfältig diejenigen, die durch eine dreigliedrige Relation definiert sind. Je te donne quelque chose, ich gebe dir etwas. Das |{86} kann vom Nasenstüber bis zur Nippfigur reichen, aber jedenfalls gibt es hier drei Terme. Sie haben bemerken können, dass ich das ich-dir immer als Element der Relation verwendet habe. Das heißt bereits, Sie in die Richtung zu ziehen, die eben jene ist, zu der ich Sie hinführe, denn hier gibt es, wie Sie sehen, „ich bitte dich, mir zu verweigern, was ich dir anbiete“.
Das versteht sich nicht von selbst, da man sagen kann: Der Mann gibt dem Hund einen kleinen Klaps auf die Stirn.
Diese Unterscheidung zwischen der ternären und der binären Relation ist absolut wesentlich. Sie ist aus folgendem Grund wesentlich: Wenn man Ihnen die Funktion des Sprechens schematisch darstellt, spricht man zu Ihnen – S und E – vom Sender und vom Empfänger, wozu man diejenige Relation hinzufügt, die man im üblichen Schema mit der Botschaft gleichsetzt. Und natürlich betont man, dass der Empfänger, damit das funktioniert, über den Code verfügen muss; wenn er nicht über ihn verfügt, wird er ihn erwerben müssen, wird er ihn entziffern müssen.
Ist diese Schreibweise zufriedenstellend? Ich behaupte, dass die Relation, falls es eine gibt, die sich durch das Sprechen vollzieht – aber Sie wissen, dass die Sache in Frage gestellt werden kann –, dass diese Relation impliziert, dass die ternäre Funktion eingeschrieben ist, also dass die Botschaft hier unterschieden ist, und dass dennoch Folgendes gilt: Wenn es einen Sender, einen Empfänger und eine Botschaft gibt, dann unterscheidet sich davon das, was mit einem Verb ausgesagt wird.
An der Tafel: Das Dreieck der Botschaft
Das heißt, die Tatsache, dass es sich am Platz des Senders um eine demande handelt, um eine Bitte, verdient – um die drei Elemente zu gruppieren – isoliert zu werden. Genau darin ist offensichtlich – nur dann offensichtlich, wenn ich ich und dich verwende, wenn ich du und mich verwende –, dass dieses ich und dieses dich, dieses du, dieses mich, dass sie genau spezifiziert sind durch die Aussage des Sprechens. Es kann hier keinerlei Mehrdeutigkeit geben.
Anders gesagt, es gibt nicht nur das, was man vage als Code bezeichnet, als ob er hier nur an einem Punkt wäre. Die Grammatik gehört zum Code, also diese tetradische Struktur, bei der ich soeben hervorgehoben habe, dass sie für das, was gesagt wird, wesentlich ist. Wenn Sie Ihr objektives Schema der Kommunikation zeichnen – Sender, Botschaft und am anderen Ende der Empfänger –, dann ist dieses objektive Schema weniger vollständig als die Grammatik, die zum Code gehört. Insofern war es wichtig, |{87} dass Jakobson Ihnen die Allgemeinheit dargelegt hat, dass auch die Grammatik zur signification gehört, zur Bedeutung, und dass sie nicht umsonst in der Poesie verwendet wird.
Das ist wesentlich, ich meine, den Status des Verbs zu präzisieren, denn bald wird man Ihnen die Substantive filtern, danach, ob sie mehr oder weniger Gewicht haben. Es gibt, wenn ich so sagen darf, schwere Substantive, die man konkret nennt, als gäbe es als Substantive etwas anderes als Substitute. Aber schließlich braucht es Substanz, obwohl ich es für dringlich halte, vor allem darauf hinzuweisen, dass wir es nur mit Subjekten zu tun haben. Aber lassen wir es dabei vorerst bewenden.
Eine Kritik, die uns merkwürdigerweise nur reflektiert erreicht hat, von dem Versuch her, die Mathematik zu logisieren, lautet folgendermaßen – und Sie werden darin erkennen, welche Reichweite das hat, was ich vorbringe: Wenn wir die Aussage als Aussagefunktion nehmen, werden wir die Funktion des Verbs zu markieren haben und nicht die Funktion dessen, was man daraus macht, also nicht die Funktion des Prädikats.
Die Funktion des Verbs – nehmen wir hier das Verb bitten: „Ich bitte dich“, F, und dann öffne ich die Klammer, x und y, das steht für „ich“ und „dich“:
F (x, y
An der Tafel
Worum bitte ich dich? „Zu verweigern“ – ein weiteres Verb. Das heißt, an der Stelle dessen, was hier der kleine Klaps auf den Kopf des Hundes sein könnte, also z, haben Sie hier beispielsweise f und ein weiteres Mal x und y:
F (x, y, f (x, y
An der Tafel
Und hier, sind Sie da gezwungen aufzuhören, also dazu, hier z einzufügen? Das ist keineswegs nötig, denn Sie können sehr wohl haben – beispielsweise schreibe ich hier ein kleines φ – wir schreiben jetzt nicht ein großes Φ, denn das wird sofort Verwirrung stiften –, ich schreibe ein kleines φ und außerdem x und y, für „was ich dir anbiete“, weshalb wir jetzt drei Klammern schließen müssen:
F(x, y, f (x, y, φ (x, y)))
An der Tafel
Wohin ich Sie führe, ist Folgendes, nämlich, wie Sie gleich sehen werden, nicht etwa zu wissen, wie der Sinn auftaucht, le sens, sondern wie aus einem Knoten von Sinn das Objekt auftaucht, das Objekt selbst, und, um es zu nennen – da ich es so gut ich konnte benannt habe –, das Objekt klein a.
{88} Ich weiß, Wittgenstein zu lesen ist wirklich fesselnd. Sein ganzes Leben lang hat Wittgenstein mit bewundernswerter Askese etwas geäußert, das ich so zusammenziehe: Was nicht gesagt werden kann, na ja, sprechen wir nicht drüber. Weshalb er fast nichts sagen konnte. In jedem Moment stieg er vom Fußweg runter und war im Rinnstein, das heißt, er stieg wieder zurück auf den Fußweg, auf den Fußweg, wie er durch diese Forderung definiert war.
Sicherlich nicht deshalb, weil letztendlich mein Freund Kojève ausdrücklich dieselbe Regel formuliert hat – Gott weiß, dass aber er sie nicht befolgt hat –, aber deshalb, weil er sie formuliert hat, würde ich mich nicht für verpflichtet halten, bei der Beweisführung zu bleiben, bei der lebendigen Beweisführung, die Wittgenstein dafür gegeben hat.
Es geht, scheint mir, genau um das, worüber man nicht sprechen kann, wenn ich mit „das ist es nicht“ das bezeichne, wodurch allein eine Bitte wie diese motiviert wird: „zu verweigern, was ich dir anbiete“. Und dennoch, wenn es etwas gibt, das für alle spürbar sein kann, dann ist es ja dieses „das ist es nicht“. Hier sind wir in jedem Moment unserer Existenz. Aber versuchen wir doch zu sehen, was das bedeutet.
Denn dieses „das ist es nicht“ können wir an seiner Stelle lassen, an seiner dominanten Stelle, wodurch wir davon natürlich nie das Ende sehen würden. Aber statt es abzuschneiden, sollten wir versuchen, es in das Ausgesagte selbst zu setzen. „Das ist es nicht“ – ist was nicht? Notieren wir es auf die einfachste Weise, hier das „ich“, hier das „von dir“, hier „ich bitte dich“ [an der Tafel: B], „mir zu verweigern [an der Tafel: V], „was ich dir anbiete“ [an der Tafel: A], und dann gibt es dort Verlust [an der Tafel: E].
|[9]
An der Tafel: „Das ist es nicht“, eingefügt in die Aussage
{89} Wenn es jedoch nicht das ist, was ich dir anbiete, wenn ich dich wegen dem „das ist es nicht“ bitte, zu verweigern, dann ist das, was du zurückweist, nicht das, was ich dir anbiete, und also muss ich dich nicht darum bitten. Und auch dies wird also [in V] abgeschnitten. Folglich, wenn ich dich nicht bitten muss, es zu verweigern, warum bitte ich dich dann darum? Das wird auch hier [in B] abgeschnitten.
Also, um es in einem korrekteren Schema aufzugreifen, worin das ich und das von dir hier sind, das Bitten hier, das Verweigern hier, und das Angebot hier. Das ergibt eine erste Tetrade, und zwar diese: „ich bitte dich, zu verweigern“.
An der Tafel: Die erste Tetrade
Und eine zweite: „zu verweigern, was ich dir anbiete“.
An der Tafel: Die zweite Tetrade
Vielleicht – was uns nicht erstaunen wird – vielleicht können wir in dem Abstand, den es zwischen den beiden unterschiedlichen Polen gibt, den Polen der Nachfrage – der demande – und des Angebots, des Bittens und des Anbietens, könnten wir in diesem Abstand sehen, dass dort vielleicht das „das ist es nicht“ liegt.
An der Tafel: Diagramm der doppelten Tetrade
Jedoch, wie ich Ihnen gerade erklärt habe, wenn wir hier sagen müssen, dass dies der Raum ist, der zwischen dem liegt, zwischen dem liegen kann, worum ich dich bitten muss, und dem, was ich dir anbieten kann, von diesem Moment an ist es ebenso unmöglich, das Verhältnis der Bitte zum Verweigern aufrechtzuerhalten sowie des Verweigerns zum Angebot.
Muss ich das im Einzelnen kommentieren? Das wäre ja vielleicht nicht überflüssig. Zunächst aus folgendem Grund, Sie können sich fragen, wie es kommt, dass ich Ihnen von all dem ein räumliches Schema gebe. Es geht nicht um den Raum. Um den Raum geht es insofern, als wir unsere objektiven Schemata auf ihn projizieren. Das zeigt uns jedoch bereits genug davon, nämlich unsere objektiven Schemata vielleicht etwas von unserem Begriff des Raums steuern, möchte ich sagen, noch bevor das durch unsere Wahrnehmungen gesteuert wird.
Ich weiß ja, wir neigen zu dem Glauben, dasses unsere Wahrnehmungen sind, die uns die drei Dimensionen liefern. Es gibt da jemanden namens Poincaré, der Ihnen nicht unbekannt ist und der einen sehr schönen Versuch gemacht hat, das zu |{90} beweisen. Dennoch, wenn es darum geht, die Reichweite seiner Beweisführung genauer einzuschätzen, wird diese Erinnerung an die Vorbedingung unserer objektiven Schemata vielleicht nicht unnütz sein.
Was ich möchte, worauf ich vielmehr insistieren möchte, ist nicht nur der Rücklauf vom „das ist es nicht, was ich dir anbiete“ zum „das ist es nicht, was du verweigern kannst“, nicht einmal zum „das ist es nicht, worum ich dich bitte“, sondern Folgendes. Dass nämlich das, was es nicht ist, vielleicht überhaupt nicht das ist, was ich dir anbiete, und dass wir die Dinge von dort aus falsch auffassen, vielmehr ist es dies, dass ich dir anbiete.
Denn was bedeutet es, dass ich dir anbiete? Das bedeutet keineswegs, dass ich gebe; es genügt ja, darüber nachzudenken. Das bedeutet auch nicht, dass du nimmst, was dem verweigern einen Sinn gäbe. Wenn ich etwas anbiete, tue ich es in der Hoffnung, dass du mir zurückgibst.
Und eben deshalb gibt es den Potlatch. Der Potlatch ist das, was ertränkt, er ist das, womit das Unmögliche überflutet wird, das es im Anbieten gibt, das Unmögliche, dass es eine Gabe ist. Und genau deshalb ist uns in unserem Diskurs der Potlatch völlig fremd geworden. Weshalb es nicht verwunderlich ist, dass wir in unserer Nostalgie daraus das machen, was durch das Unmögliche gestützt wird, also das Reale, und zwar das Reale als unmöglich.
Wenn das „das ist es nicht“ nicht mehr auf das „was“ von „was ich dir anbiete“ verweist, dann lassen Sie uns zusehen, was sich ergibt, wenn das Anbieten als solches in Frage gestellt wird. Wenn das, was ich dich zu verweigern bitte, nicht das ist, „was“ ich dir anbiete, sondern „dass“ ich dir anbiete, dann lassen wir das Anbieten doch mal weg – dieses wohlbekannte verbale Substantiv, angeblich ein geringeres Substantiv, ist dennoch durchaus etwas –, dann lassen wir das Anbieten weg und dann sehen wir, dass das Bitten und das Zurückweisen jeden Sinn verlieren, denn was kann es denn heißen, darum zu bitten, dass zurückgewiesen wird?
Mit ein klein wenig Übung werden Sie sehen, dass es sich ganz ebenso verhält, wenn Sie aus diesem Knoten – aus „ich bitte dich, mir zu verweigern, was ich dir anbiete“ – irgendeines der anderen Verben wegnehmen. Denn wenn Sie die Zurückweisung wegnehmen, was kann dann das Angebot einer Nachfrage bedeuten – einer demande –, und wie ich Ihnen gesagt habe, liegt es in der Natur des Angebots, dass dann, wenn Sie die Nachfrage zurückziehen, das Verweigern nichts mehr bedeutet. Deshalb lautet die Frage für uns eben nicht, was es mit dem „das ist es nicht“ auf sich hat, das auf jeder dieser Verb-Ebenen im Spiel wäre, vielmehr geht es für uns darum, dass wir Folgendes sehen: Wenn wir irgendeines dieser Verben aus seinem Knoten mit den beiden anderen herauslösen, können wir entdecken, worum es bei dem Sinneffekt geht, den ich als Objekt klein a bezeichne.
*
{91} Und hier gibt es etwas Merkwürdiges. Als ich mich gestern Abend fragte, wie ich Ihnen das heute mit meiner Geometrie des Tetraeders darstellen werde, ist es mir zugestoßen – beim Abendessen mit einer charmanten Person, die die Vorlesungen von Monsieur Guilbaud hört –, dass mir, wie ein Ring an den Finger, etwas gegeben wird, das ich Ihnen jetzt --, das ich Ihnen zeigen möchte, etwas, das anscheinend, wie ich gestern Abend erfuhr, nichts Geringeres ist als das Wappen der Borromäer.
Es braucht etwas Sorgfalt, deshalb zeichne ich es an.
An der Tafel: Borromäische Ringe
So also. Sie können das nachbauen. Sie haben keinen Bindfaden dabei? Also, Sie können die Sache mit Bindfäden nachbauen. Wenn Sie das sorgfältig abzeichnen – ich habe keinen Fehler gemacht –, werden Sie, geben Sie genau Acht, Folgendes sehen, dass dieser da, der dritte --, dort sehen Sie es besser, Sie können sich ein bisschen Mühe geben, das ist zugänglich, Sie sehen es besser. Sie können bemerken, dass die beiden anderen --. Sie sehen, dieser da verläuft über dem linken und auch dort verläuft er über ihm. Sie sind also getrennt, nur durch den Dritten halten sie zusammen.
Das können Sie ausprobieren, um zu --. Falls Sie sich das nicht vorstellen können, müssen Sie es mit drei Stückchen Bindfaden versuchen. Sie werden sehen, dass sie zusammenhalten. Aber da ist nichts zu machen, oder?
Es genügt also, dass Sie einen [beliebigen] davon aufschneiden, damit die beiden anderen [sich voneinander lösen], obwohl sie so aussehen, als seien sie so verknotet wie bei etwas, das Sie gut kennen, nämlich die drei Ringe der Olympischen Spiele, nicht wahr, die auch dann weiter zusammenhalten, wenn einer von ihnen sich aus dem Staub gemacht hat. Aber bei diesen hier, Schluss damit.
Das ist für uns tatsächlich von Interesse, denn man muss sich daran erinnern, dass ich, als ich von Signifikantenkette gesprochen habe, immer diese Verkettung impliziert habe.
*
Dabei ist wirklich merkwürdig – und das wird uns auch erlauben, zum binären Verb zurückzukehren –, dass offenbar nicht gesehen wurde, dass die binären Verben einen Sonderstatus haben, der sich ganz stark auf das Objekt klein a bezieht. Wenn wir, statt als Beispiel den Menschen und den Hund zu nehmen, diese beiden armen Tiere, wenn wir stattdessen das ich und das dich gewählt hätten, dann hätten wir gesehen, dass das Typischste eines binären Verbs |{92} beispielsweise dies ist: ich bescheiße dich oder ich erblicke dich oder ich beschwätze dich oder ich fresse dich. Das sind ja die vier Arten, die vier Arten, die für uns eben nur wegen ihrer grammatischen Analogie von Interesse sind, also deshalb, weil sie grammatisch gleichwertig sind.
Haben wir damit nicht – in verkleinerter Form, in Kleinbuchstaben – das Etwas, das es uns erlaubt, die grundlegende Wahrheit zu veranschaulichen, dass jeder Diskurs seinen Sinn nur von einem anderen Diskurs her hat?
Sicherlich reicht die demande – die Bitte, die Forderung, der Anspruch – nicht aus, um einen Diskurs zu bilden, sie hat jedoch dessen Grundstruktur, welche darin besteht, wie ich mich ausgedrückt habe, dass es sich um einen Quadripoden handelt. Ich habe hervorgehoben, dass eine Tetrade wesentlich ist, um sie [die Bitte] darzustellen, ebenso wie dafür ein Quaternion von Buchstaben unerlässlich ist: F, x, y, z.
Es ist jedoch klar, dass in dem Knoten, den ich Ihnen heute vorgelegt habe, Bitte, Zurückweisung und Angebot ihren Sinn nur jeweils voneinander annehmen, dass jedoch das, was sich aus diesem Knoten ergibt – so wie ich versucht habe, ihn für Sie zu entknoten oder eher, indem ich seine Entknotung als Test genommen habe, um Ihnen zu sagen, um Ihnen zu zeigen, dass er mit zweien allein niemals hält –, dass hier die Grundlage, die Wurzel dessen ist, worum es beim Objekt klein a geht. Was soll das heißen? Dass ich Ihnen dafür den minimalen Knoten gegeben habe; Sie könnten jedoch weitere hinzufügen.
„Denn das ist es nicht“ – ist was nicht? Was ich begehre. Wer weiß denn nicht, dass das Charakteristikum der demande, der Bitte, eben genau darin besteht, nicht angeben zu können, was es mit dem Objekt des Begehrens auf sich hat. Mit diesem Begehren – was ich dir anbiete, das nicht das ist, was du begehrst – könnten wir die Sache leicht schließen, damit nämlich, dass du begehrst, dass ich dich bitte. Und so wird sich die lettre d’amur unbegrenzt ausweiten.
Wer sieht jedoch nicht, dass für den analytischen Diskurs eine solche Verkettung grundlegend ist?
Ich habe einmal gesagt – das ist lange her und es gibt noch immer Leute, die sich damit in den Schlaf wiegen –, dass eine Analyse erst dann zu Ende ist, wenn jemand sagen kann, nicht: ich spreche mit dir, auch nicht: ich spreche über mich, sondern: ich spreche mit dir über mich; das war eine erste Skizze. Ist denn nicht klar, dass sich der Diskurs des Analysanten darauf gründet: „Ich bitte dich, mir zu verweigern, was ich dir anbiete, denn das ist es nicht“ – ? Das ist hier die grundlegende demande, die grundlegende Bitte, der grundlegende Anspruch, und es ist dieser Anspruch, den der Analytiker, wenn er ihn vernachlässigt, immer drängender macht. Ich habe das mal ironisiert – mit dem Angebot schafft er die Nachfrage, la demande.
Aber die Nachfrage, die er befriedigt, ist die Anerkennung dieser grundlegenden Tatsache: Das, was beansprucht wird, das ist es nicht.
Französisch/deutsch mit erläuternden Anmerkungen
Zahlen in geschweiften Klammern und grauer Schrift , z.B. {11}, verweisen auf die Seiten von Millers Ausgabe des Seminars bei Le Seuil.
Zahlen in eckigen Klammern und grauer Schrift, z.B. [1], verweisen auf die Seiten der Stenotypie auf der Website der École lacanienne de psychanalyse (ELP) (hier).
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Seminar XIX von 1971/72, „… oder schlimmer“
Université Paris 1 Panthéon Sorbonne, Rechtsfakultät, Place du Panthéon
[1]
蓋 請
非^ 拒
也 收
我
贈
An der Tafel4
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{81} [2] Vous adorez les conférences, c’est pourquoi j’ai prié hier soir, par un petit papier que je lui ai porté vers 10 heures et quart – j’ai prié mon ami Roman Jakobson, dont j’espérais qu’il serait ici présent, je l’ai prié donc, de vous faire la conférence qu’il ne vous a pas faite hier.
Sie mögen die Vorträge, deshalb habe ich gestern Abend meinen Freud Roman Jakobson gebeten, mit einem kleinen Zettel, den ich ihm gegen Viertel nach zehn übermittelt habe --, habe ich Roman Jakobson, von dem ich hoffte, er würde hier sein, gebeten, Ihnen den Vortrag zu halten, den er Ihnen gestern nicht gehalten hat.
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Puisque après vous l’avoir annoncée – je veux dire avoir écrit sur le tableau noir quelque chose d’équivalent à ce que je viens de faire ici – il a cru devoir rester dans ce qu’il a appelé les généralités, pensant sans doute que c’est ce que vous préfériez entendre, c’est-à-dire une conférence.
Denn, nachdem er Ihnen den Vortrag angekündigt hatte – ich möchte sagen, nachdem er etwas an die Tafel geschrieben hatte, das dem entspricht, was ich gerade hier angeschrieben habe –, dachte er, er müsse bei dem bleiben, was er Allgemeinheiten nannte, sicherlich in der Annahme, dass es das ist, was Sie lieber hören würden, nämlich eine conférence, einen populärwissenschaftlichen Vortrag.
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Malheureusement – il me l’a téléphoné ce matin de bonne heure – il était pris à déjeuner avec des linguistes, de sorte que vous n’aurez pas de conférence.
Leider – er hat mich heute früh deswegen angerufen – war er mit Linguisten zum Mittagessen verabredet, sodass Sie keinen Vortrag bekommen werden.
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Car à la vérité moi je n’en fais pas.
Denn das stimmt, ich mache so etwas nicht.5
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Comme je l’ai dit ailleurs très sérieusement, je m’amuse – amusements sérieux ou plaisants.
Wie ich andernorts bereits ganz ernst gesagt habe, ich amüsiere mich – seriöse oder heitere Amüsements..6
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Ailleurs, à savoir à Sainte-Anne, je me suis essayé aux amusements plaisants.
Anderswo, nämlich in Sainte-Anne, habe ich mich in heiteren Amüsements versucht.
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Ça se passe de commentaires.
Das braucht keinen Kommentar.
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Et si j’ai dit – j’ai dit là-bas – que c’est peut-être aussi un amusement, ici je dis que je me tiens dans le sérieux.
Und wenn ich gesagt habe – habe ich drüben gesagt –, dass das vielleicht auch ein Amüsement ist, hier sage ich, dass ich mich an das Seriöse halte.
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Mais c’est quand même un amusement.
Das ist jedoch immer noch ein Amüsement.
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J’ai mis ça en rapport ailleurs, au lieu de l’amusement plaisant, avec ce que j’ai appelé la lettre d’amur.
Anderswo, am Ort des heiteren Amüsements, habe ich das in Beziehung gesetzt zu dem, was ich la lettre d’amur genannt habe.7
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Ben en voilà une, c’est typique : « Je te demande de me refuser ce que je t’offre ».
Gut, hier ein typischer: „Je te demande de me refuser ce que je t’offre“, „Ich bitte dich, mir zu verweigern, was ich dir anbiete“.8
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Ici arrêt, parce que j’espère que il y a pas |{82} besoin de rien ajouter pour que ça se comprenne, c’est très précisément ça la lettre d’amur, la vraie : « de refuser ce que je t’offre ».
An dieser Stelle Halt, denn ich hoffe, dass es, um verständlich zu sein, nicht nötig ist, etwas hinzuzufügen – die lettre d’amur, die wahre, ist ja genau dies: „zu verweigern, was ich dir anbiete“.
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On peut compléter pour ceux qui par hasard n’auraient jamais compris ce que c’est que la lettre d’amur : ...de refuser ce que je t’offre « parce que ça n’est pas ça ».
Für diejenigen, die zufällig nie verstanden haben sollten, was das ist, die lettre d’amur, kann man das vervollständigen: zu verweigern, was ich dir anbiete, „parce que ça n’est pas ça“, „denn das ist es nicht“.
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Vous voyez, j’ai glissé, j’ai glissé parce que, mon Dieu, c’est à vous que je parle, vous qui aimez les conférences : « ça n’est pas ça ».
Sehen Sie, ich bin ausgerutscht, ich bin ausgerutscht, weil, mein Gott, Sie es sind, zu denen ich spreche, Sie, die Sie die conférences lieben: „ça n’est pas ça“, „das ist es nicht“.
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Il y a « ça » d’ajouté « n ».
Es gibt ça – „es“ – und danach ein n.9
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Quand le ne est ajouté, il n’y a pas besoin qu’il soit explétif pour que ça veuille dire quelque chose, à savoir la présence de l’énonciateur, la vraie, la correcte.
Wenn das n hinzugefügt wird, das ne, muss es kein expletives ne sein, um etwas zu bedeuten, nämlich die Anwesenheit des Sich-Äußernden, die wahre, die richtige.10
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C’est justement parce que l’énonciateur serait pas là que l’énonciation serait pleine et que ça devrait s’écrire : « parce que c’est pas ça ».
Genau deshalb, weil der Sich-Äußerende nicht da wäre, wäre die Äußerung voll und müsste das so geschrieben werden: „parce que c’est pas ça“, ohne das n.11
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J’ai dit qu’ici l’amusement était sérieux, qu’est-ce que ça peut bien vouloir dire ?
Ich habe gesagt, hier sei das Amüsement seriös – was kann das heißen?
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À la vérité j’ai cherché, je me suis renseigné comment ça se disait sérieux, dans diverses langues.
Tatsächlich habe ich gesucht, habe ich mich darüber informiert, wie man seriös in verschiedenen Sprachen sagt.
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Pour la façon dont je le conçois, je n’ai pas trouvé mieux que la nôtre qui prête au jeu de mots.
Dafür, wie ich es auffasse, habe ich nichts Besseres als die unsere gefunden, die sich für Wortspiele eignet.
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Je sais pas assez bien les autres pour avoir trouvé ce qui, dans les |[3] autres, en serait l’équivalent, mais dans la nôtre, sérieux, comme je l’entends, c’est sériel.
Die anderen kenne ich nicht gut genug, um das gefunden zu haben, was dem entspräche, für unsere gilt jedoch: sérieux – seriös –, so wie ich es verstehe, ist sériel, seriell.
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Comme vous le savez déjà j’espère, un certain nombre d’entre vous, sans que j’aie eu à vous le dire, le principe du sériel, c’est cette suite des nombres entiers qu’on n’a pas trouvé d’autres moyens de définir qu’à dire : qu’une propriété y est transférable de n à n + 1, qui ne peut être que celle qui se transfère de 0 à 1 ; le raisonnement par récurrence ou induction mathématique, dit-on encore.
Wie Sie hoffentlich bereits wissen, einige unter Ihnen, ohne dass ich es Ihnen hätte sagen müssen, ist das Prinzip, das dem Seriellen zugrunde liegt, die Folge der ganzen Zahlen, für deren Definition man kein anderes Mittel gefunden hat als zu sagen, dass eine Eigenschaft von n auf n + 1 übertragbar ist, und das kann nur diejenige sein, die sich von 0 auf 1 überträgt; Beweisführung durch Rekursion oder, wie man auch sagt, durch mathematische Induktion.12
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Seulement voilà, c’est bien le problème que j’ai essayé d’approcher dans mes derniers amusements, qu’est-ce qui peut bien se transférer de 0 à 1?
Und eben das ist ja das Problem, dem ich mich bei meinen letzten Amüsements zu nähern versucht habe: Was kann denn von 0 auf 1 übertragen werden?
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C’est là le coton !
Das ist wirklich knifflig.
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C’est pourtant bien ce que je me suis donné comme visée cette année de serrer, …ou pire.
In diesem Jahr habe ich mir jedoch das Ziel gesetzt, das in den Griff zu bekommen – oder schlimmer.
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Je n’avancerai pas aujourd’hui dans cet intervalle – qui de prime abord est sans fond – de ce qui se transfère de 0 à 1.
Ich werde heute nicht in dieses Intervall vorrücken, das beim ersten Hinschauen bodenlos ist, das Intervall dessen, was von 0 auf 1 übertragen wird.
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Mais ce qui est sûr et ce qui est clair, c’est qu’à prendre les choses une par une, il faut en avoir le cœur net.
Was jedoch sicher ist und was klar ist, das ist, um die Dinge nacheinander anzugehen, muss man der Sache auf den Grund gehen.
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Car quelque effort qu’on ait fait pour logiciser la suite, la série des nombres entiers, on n’a pas trouvé mieux que d’en désigner la propriété commune – c’est la seule ! – comme étant celle de ce qui se transfère de 0 à 1.
Denn wie sehr man sich auch bemüht hat, die Folge, die Reihe der ganzen Zahlen zu logisieren, so hat man, um ihre gemeinsame Eigenschaft zu bezeichnen, nichts Besseres gefunden – das ist die einzige – als diejenige, die von 0 auf 1 übertragen wird.13
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Dans l’intervalle, vous avez été – enfin ceux de mon École – avisés de ne pas manquer ce que Roman Jakobson devait vous apporter de lumière sur ce qu’il en est de l’analyse de la langue, ce qui à la vérité est fort utile pour savoir |{83} où je porte maintenant la question.
In der Zwischenzeit wurde Ihnen empfohlen – also denjenigen meiner École –, nicht zu versäumen, was Roman Jakobson Ihnen an Klärung bringen sollte, bezogen auf das, was mit der Analyse der Sprache zu tun hat, was, wenn man wissen will, wo ich die Frage jetzt hinführe, tatsächlich äußerst nützlich ist.14
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C’est pas parce que j’en suis parti, pour en venir à mes amusements présents, que je dois m’y tenir pour lié.
Dass ich von da ausgegangen bin, um zu meinen gegenwärtigen Amüsements zu gelangen, heißt ja nicht, dass ich daran gebunden wäre.
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Et ce qui assurément m’a frappé – entre autre – dans ce que vous a apporté Roman Jakobson, c’est quelque chose qui concerne ce point d’histoire que ce n’est pas d’aujourd’hui que la langue c’est à l’ordre du jour.
Und was mich unter anderem sicherlich beeindruckt hat in dem, was Roman Jakobson Ihnen gelifert hat, ist etwas, das den historischen Punkt betrifft, dass die Sprache nicht erst seit heute auf der Tagesordnung steht.
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Il vous a parlé entre autres d’un certain Boetius Daccus, fort important a-t-il souligné, parce qu’il a articulé des suppositiones.
Er hat zu Ihnen unter anderem über einen gewissen Boetius Daccus gesprochen, der, so hat er hervorgehoben, wirklich bedeutend war, da er suppositiones artikuliert hatte.15
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Je pense qu’au moins pour certains ça fait écho à ce que je dis depuis longtemps de ce qu’il en est du sujet, du sujet radicalement, ce que suppose le signifiant.
Ich denke, dass dies zumindest bei einigen einen Widerhall findet, bezogen auf das, was ich seit langem darüber sage, worum es beim Subjekt geht, beim Subjekt im radikalen Sinne, bei dem Subjekt, das vom Signifikanten supponiert wird.16
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Puis il vous a dit que, il se trouvait que depuis un certain moment ce Boèce… ce Boèce qui n’est pas celui que vous connaissez, celui-là il a extrait les images du passé, Daccus qu’il s’appelle, c’est-à-dire « danois », c’est pas le bon, c’est pas celui qui est dans le dictionnaire Bouillet il vous a dit qu’il avait disparu comme ça pour une petite question de déviationnisme.
Und dann hat er Ihnen gesagt, dass es so war, dass dieser Boetius von einem bestimmten Moment an – das ist nicht der Boetius, den Sie kennen, nicht derjenige, der die Bilder der Vergangenheit herausgeholt hat –, Daccus, wie er heißt, das bedeutet „Däne“ – das ist nicht der bekannte, das ist nicht der Boetius, der im Dictionnaire Bouillet steht –, Jakobson hat Ihnen gesagt, dass Boetius Daccus verschwunden ist, einfach so, wegen einer kleinen Frage des Abweichlertums.17
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En fait il a été accusé d’averroïsme, et dans ce temps-là on ne |[4] peut pas dire que ça ne pardonnait pas, mais ça pouvait ne pas pardonner quand on avait l’attention attirée par quelque chose qui avait l’air un peu solide, comme par exemple de parler des suppositiones.
Tatsächlich wurde er des Averroismus bezichtigt, und obwohl man nicht sagen kann, das sei damals unverzeihlich gewesen, so konnte es doch dann unverzeihlich sein, wenn man die Aufmerksamkeit durch etwas auf sich gelenkt hatte, das ein bisschen solide aussah, wie etwa dies, über die suppositiones zu sprechen.18
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De sorte qu’il n’est point tout à fait exact que les deux choses soient sans rapport et c’est ce qui me frappe.
So dass es keineswegs völlig exakt wäre, zu sagen, die beiden Dinge stünden in keinem Verhältnis zueinander, und das ist das, was mich beeindruckt.19
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Ce qui me frappe c’est que pendant des siècles, quand on touchait à la langue fallait faire attention.
Was mich beeindruckt, ist, dass man jahrhundertelang, wenn man an die Sprache rührte, wirklich aufpassen musste.
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Il y a une lettre qui n’apparaît que tout à fait en marge dans la composition phonétique c’est celle-là : h, qui se prononce hache en français.
Es gibt einen Buchstaben, der im Aufbau der Phonetik ganz am Rande erscheint, das ist dieser hier, das h, das auf Französisch hache ausgesprochen wird, was „Axt“ bedeutet.20
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Ne touchez pas la hache, c’est ce qui était prudent pendant des siècles quand on touchait à la langue.
Ne touchez pas la hache, rühren Sie nicht an das hache21 – das war, wenn man an die Sprache rührte, jahrhundertlang ratsam.
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Parce qu’il s’est trouvé que pendant des siècles, quand on touchait à la langue, dans le public, ça faisait de l’effet, un autre effet que l’amusement.
Denn jahrhundertelang war es so, wenn man in der Öffentlichkeit an die Sprache rührte, dann hatte das eine Wirkung, und nicht etwa die des Amüsements.
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Une des questions qu’il ne serait pas mal que nous entrevoyions, comme ça, tout à fait à la fin… encore que là où je m’amuse d’une façon plaisante, j’en ai donné, sous la forme de ce fameux mur, l’indication …il serait peut-être pas mal que nous entrevoyions pourquoi, maintenant, l’analyse linguistique ça fait partie de la recherche scientifique.
Eine der Fragen, bei denen es nicht schlecht wäre, wenn wir am Schluss so eine Ahnung davon hätten – obwohl ich dort, wo ich mich auf die heitere Weise amüsiere, dazu den Hinweis gegeben habe, in Gestalt der bereits erwähnten Mauer –, es wäre vielleicht nicht schlecht, wenn wir eine Ahnung davon hätten, warum die linguistische Analyse heute Teil der wissenschaftlichen Forschung ist.
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Qu’est-ce que ça peut bien vouloir dire ?
Was kann das heißen?
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La définition – là je me laisse un peu entraîner – la définition de la recherche scientifique, c’est très exactement ceci – il n’y a pas loin à chercher – c’est une recherche bien nommée en ceci que c’est pas de trouver qu’il est question, en tout cas rien qui dérange justement ce dont je parlais tout à l’heure, à savoir le public.
Die Definition – ich lasse mich hier ein wenig treiben –, die Definition von recherche scientifique, von wissenschaftlicher Forschung, ist genau folgende – da muss man nicht weit chercher, nicht weit suchen –, das ist eine recherche, eine Suche, insofern gut benannt, als es nicht darum geht, zu finden, jedenfalls nichts, wodurch eben das, worüber ich gerade gesprochen habe, aufgestört wird, nämlich die Öffentlichkeit.
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J’ai reçu récemment d’une contrée lointaine… je voudrais faire à quiconque aucun ennui, je vous dirai donc pas d’où – une question de recherche scientifique, c’était un Comité de recherche scientifique sur les armes.
Kürzlich habe ich aus fernen Landen – ich möchte niemandem Ärger machen, also werde ich Ihnen nicht sagen, von wo – eine Anfrage zur wissenschaftlichen Forschung erhalten, das kam von einem Ausschuss zur wissenschaftlichen Erforschung von Waffen.
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Textuel !
Wörtlich!
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Quelqu’un, qui ne m’est pas inconnu – c’est bien pour ça qu’on me consultait sur ce qu’il en était de lui – se proposait pour faire une recherche sur la peur.
Jemand, der mir nicht unbekannt ist – eben deshalb hatte man mich seinetwegen um Rat gefragt –, hatte sich angeboten, ein Forschungsprojekt über Furcht durchzuführen.
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Il était question pour ça de lui donner un crédit, un crédit qui – traduit en francs français – devait tout doucement dépasser son petit million d’anciens francs, moyennant quoi il passerait… c’était écrit dans le texte, le texte lui-même, je peux pas vous le donner, mais je l’ai – il était question qu’il passe à Paris trois jours [Gelächter], à Antibes vingt-huit, à Douarnenez dix-neuf, à San Montano – qui je crois …
Es ging darum, ihm dafür eine Finanzierung zu geben, eine Finanzierung, die – in französische Francs übersetzt – eine kleine Million in alten Francs so ein bisschen überschreiten sollte, mit denen er dann – so stand das in dem Text, den Text selbst kann ich Ihnen nicht geben, aber ich habe ihn –, es ging darum, dass er drei Tage in Paris verbringt [Gelächter], achtundzwanzig Tage in Antibes, neunzehn Tage in Douarnenez und in San Montano, was, glaube ich --.
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Antonella, tu es là ?
Antonella, bist du da?
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San Montano, ça doit être une plage assez agréable, non, ou je me trompe ?
San Montano, das muss ein ziemlich schöner Strand sein, stimmts oder irre ich mich?
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Non, tu ne sais pas ?
Nein, du weiß es nicht?
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Bon, c’est peut-être à |[5] côté de Florence, enfin on ne sait pas – à San Montano quinze jours, et ensuite à Paris trois jours.
Gut, das liegt vielleicht in der Nähe von Florenz, na ja, wir wissen es nicht; vierzehn Tage in San Montano und dann drei Tage in Paris.
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Grâce à une de mes élèves j’ai pu résumer mon appréciation en ces termes I am bowled over with admiration.
Mithilfe eines meiner Schüler konnte ich meine Einschätzung in den folgenden Worten zusammenfassen: I am bowled over with admiration.
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Puis j’ai mis une grande croix sur tout le détail des appréciations qu’on me demandait sur la qualité scientifique du programme, ses résonances sociales et pratiques, la compétence de l’intéressé et ce qui s’ensuit.
Dann habe ich ein großes Kreuz auf jedes Detail der Einschätzungen gesetzt, um die man mich gebeten hatte, hinsichtlich der wissenschaftlichen Qualität des Programms, seine sozialen und praktischen Auswirkungen, die Kompetenz des Betreffenden und so weiter.
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Cette histoire n’a qu’un intérêt médiocre, mais elle commente ce que j’indiquais.
Diese Geschichte ist nur von mäßigem Interesse, sie liefert jedoch einen Kommentar zu dem, worauf ich hingewiesen habe.
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Ça ne va pas au fond de la recherche scientifique, mais il y a quelque chose quand même que ça dénote, et c’est peut-être le seul intérêt de l’affaire : c’est que j’avais d’abord proposé comme ça au téléphone, à la personne qui – Dieu merci – m’a corrigé : I am bowled over.
Das geht der wissenschaftlichen Forschung nicht auf den Grund, aber es gibt dennoch etwas, das hierdurch denotiert wird, und das ist vielleicht das einzig Interessante an der Sache, dass ich nämlich der Person, die mich, Gott sei Dank, korrigiert hat, am Telefon zunächst vorgeschlagen hatte: I am bowled over.
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Vous ne savez pas naturellement ce que ça veut dire.
Sie wissen natürlich nicht, was das bedeutet.
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Je ne le savais pas non plus. [Gelächter]
Ich wusste es auch nicht. [Gelächter].
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Bowl, b, o, w, l, c’est la boule.
Bowl, b, o, w, l, das ist die Kugel.
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Je suis comme un jeu de quilles tout entier quand une bonne boule le bascule.
Ich bin wie ein ganzer Satz Kegel, wenn eine gut gezielte Kugel ihn umwirft.
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Eh ben vous m’en croirez si vous voulez, ce que j’avais proposé au téléphone, moi qui ne connaissais pas l’expression I’m bowled over c’était : I’m blowed over, je suis soufflé.
Na ja, wenn Sie wollen, werden Sie’s mir glauben, das, was ich am Telefon vorgeschlagen hatte, ich, der ich den Ausdruck I’m bowled over nicht kannte, das war I’m blowed over, ich bin platt.
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C’était naturellement complètement incorrect, car blow – qui veut en effet dire souffler, c’est ce que j’avais trouvé – blow ça fait blown, ça fait pas blowed.
Das war natürlich völlig falsch, denn blow – was tatsächlich blasen bedeutet, das war das, was ich gefunden hatte –, blow wird zu blown, nicht zu blowed.
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Donc si j’ai dit blowed, est-ce que c’est pas parce que sans le savoir je le savais que c’était bowled over ? [Gelächter]
Wenn ich also blowed sagte, geschah das dann deshalb, weil ich, ohne es zu wissen, wusste, dass es bowled over war? [Gelächter]
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Là nous rentrons dans le lapsus, c’est-à-dire dans les choses sérieuses.
Hier kommen wir wieder zum Versprecher, also zu seriösen Dingen.22
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Mais en même temps, c’est fait pour nous indiquer que comme Platon l’avait déjà entrevu dans le Cratyle, eh ben que le signifiant soit arbitraire, c’est pas si sûr que cela.
Das gibt uns jedoch zugleich einen Hinweis darauf – wie Platon bereits im Kratylos geahnt hatte –, na ja, dass gar nicht so sicher ist, dass der Signifikant arbiträr ist.23
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Puisque après tout, bowl et blow – hein ? – c’est pas pour rien que c’est si voisin, puisque c’est justement comme ça que je l’ai manqué d’un poil, le bowl.
Denn schließlich, bowl und blow – nicht wahr? –, nicht umsonst ist das so nah beieinander, denn auf diese Weise habe ich sie nur um Haaresbreite verpasst, die bowl.
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Enfin, je sais pas comment vous qualifierez cet amusement, mais je le trouve sérieux.
Ich weiß ja nicht, wie Sie dieses Amüsement charakterisieren werden, ich jedenfalls finde es seriös.
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Moyennant quoi, nous revenons à l’analyse linguistique, dont certainement, au nom de la recherche, vous entendrez de plus en plus parler.
Womit wir zur linguistischen Analyse zurückkehren, über die Sie sicherlich, im Namen der Forschung, mehr und mehr werden sprechen hören.
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{85} C’est difficile d’y mener son chemin là où le clivage en vaut la peine.
Es ist schwierig, da, wo die Abzweigung sich lohnt, an seinem Weg festzuhalten.
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On apprend des choses : par exemple qu’il y a des parties du discours.
Man lernt gewisse Dinge, etwa, dass es Teile der Rede gibt.24
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Je m’en suis gardé comme de la peste, je veux dire de m’y appesantir, pour ne pas vous engluer.
Ich habe mich davor gehütet wie vor der Pest, ich meine, davor gehütet, mich dabei aufzuhalten – damit Sie nicht steckenbleiben.
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Mais enfin, comme certainement la recherche va se faire entendre, comme elle se fait entendre ailleurs, je vais partir du verbe.
Aber na ja, da sich die Forschung gewiss zu Gehör bringen wird, so wie sie sich anderswo zu Gehör bringt, möchte ich vom Verb ausgehen.
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On vous énonce que le verbe exprime toutes sortes de choses et il est difficile de se dépêtrer entre l’action et son contraire.
Man sagt Ihnen, dass das Verb alle möglichen Dinge ausdrückt und es ist schwierig, die Handlung und ihr Gegenteil sauber zu trennen.
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Il y a le verbe intransitif qui manifestement ici fait un obstacle, l’intransitif devient alors très difficile |[6] à classer.
Es gibt das intransitive Verb, dass hier offenkundig ein Hindernis darstellt, das intransitive wird dann zu etwas, das sehr schwe zu klassifizieren ist.25
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Pour nous en tenir à ce qu’il y a de plus accentué dans cette définition, on vous parlera d’une relation binaire pour ce qu’il en est du verbe type où, il faut bien le dire, le même sens du verbe ne se classe pas de la même façon dans toutes les langues.
Um uns an das zu halten, was bei dieser Definition am stärksten betont wird – man wird zu Ihnen, was das typische Verben angeht, über eine binäre Beziehung sprechen, wobei man ja sagen muss, dass ein bestimmter Sinn eines Verbs nicht in allen Sprachen auf dieselbe Weise klassifiziert wird.
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Il y a des langues où l’on dit l’homme bat le chien.
Es gibt Sprachen, in denen man sagt: Der Mensch schlägt den Hund.26
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Il y a des langues où l’on dit il y a du battre le chien par l’homme.
Es gibt Sprachen, in denen man sagt: Es gibt ein Den-Hund-Schlagen durch den Menschen.
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Ce n’est pas essentiel, la relation est toujours binaire.
Das ist nicht wesentlich, die Beziehung ist immer binär.
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Il y a des langues où on dit l’homme aime le chien.
Es gibt Sprachen, in denen man sagt: Der Mensch liebt den Hund.
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Est-ce que c’est toujours aussi binaire, quand dans cette langue – car là, il y a des différences – on s’exprime de la façon suivante : l’homme aime au chien pour dire non pas qu’il le like, enfin qu’il aime ça comme un bibelot, mais qu’il a de l’amour pour son chien ?
Ist es immer noch binär, wenn man sich in dieser Sprache – denn hier gibt es Unterschiede – folgendermaßen ausdrückt: Der Mensch liebt an den Hund, nicht etwa um zu sagen, that he likes him, also dass er ihm gefällt wie eine Nippfigur, sondern dass er seinem Hund gegenüber Liebe empfindet?
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Aimer à quelqu’un, moi ça m’a toujours ravi.
An jemanden lieben, also mich hat das immer entzückt.27
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Je veux dire que je regrette de parler une langue où on dit j’aime une femme, comme on dit je la bats.
Ich meine, ich bedaure es, eine Sprache zu sprechen, in der man sagt ich liebe eine Frau, so wie man sagt ich schlage sie.
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Aimer à une femme ça me semblerait plus congru.
An eine Frau lieben, das erschiene mir passender.
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C’est même au point qu’un jour je me suis aperçu – puisque nous sommes dans le lapsus, continuons – que j’écrivais : tu ne sauras jamais combien je t’ai aimé.
Das geht so weit, dass ich eines Tages mitbekam – denn wir sind beim Lapsus, also weiter –, dass ich schrieb: Tu ne sauras jamais combien je t’ai aimé, du wirst nie wissen, wie sehr ich dich geliebt habe.
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J’ai pas mis de e à la fin, ce qui est un lapsus, une faute d’orthographe si vous voulez, incontestablement.
Ich hatte kein zweites e an das Ende von aimé gesetzt, was ein Lapsus ist, unbestreitbar ein Rechtschreibfehler, wenn Sie so wollen.28
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C’est en y réfléchissant justement que je me suis dit que si j’écrivais ça comme ça, c’est parce que je devais sentir j’aime à toi.
Und als ich darüber nachdachte, habe ich mir gesagt, wenn ich das so geschrieben habe, dann deshalb, weil ich gefühlt haben musste: ich liebe an dich.
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Mais enfin, c’est personnel. [Gelächter]
Aber na ja, das ist was Persönliches. [Gelächter]
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Quoiqu’il en soit, on distingue avec soin, de ces premiers verbes, ceux qui se définissent par une relation ternaire.
Wie auch immer, von diesen ersten Verben unterscheidet man sorgfältig diejenigen, die durch eine dreigliedrige Relation definiert sind.
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Je te donne quelque chose.
Je te donne quelque chose, ich gebe dir etwas.29
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Ça |{86} peut aller de la nasarde au bibelot, mais enfin là il y a trois termes.
Das kann vom Nasenstüber bis zur Nippfigur reichen, aber jedenfalls gibt es hier drei Terme.
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Vous avez pu remarquer que j’ai toujours employé le je te comme élément de la relation.
Sie haben bemerken können, dass ich das ich-dir immer als Element der Relation verwendet habe.
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C’est déjà vous entraîner dans le sens qui est bien celui où je vous conduis, puisque là, vous le voyez, il y a du « je te demande de me refuser ce que je t’offre ».
Das heißt bereits, Sie in die Richtung zu ziehen, die eben jene ist, zu der ich Sie hinführe, denn hier gibt es, wie Sie sehen, „ich bitte dich, mir zu verweigern, was ich dir anbiete“.30
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Ça va pas de soi, parce qu’on peut dire : l’homme donne au chien une petite caresse sur le front.
Das versteht sich nicht von selbst, da man sagen kann: Der Mann gibt dem Hund einen kleinen Klaps auf die Stirn.31
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Cette distinction de la relation ternaire avec la relation binaire est tout à fait essentielle.
Diese Unterscheidung zwischen der ternären und der binären Relation ist absolut wesentlich.
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Elle est essentielle en ceci : c’est que quand on vous schématise la fonction de la parole, on vous parle – petit d, grand D – du destinateur et du Destinataire, à quoi on ajoute la relation que, dans le schéma courant, on identifie au message
Sie ist aus folgendem Grund wesentlich: Wenn man Ihnen die Funktion des Sprechens schematisch darstellt, spricht man zu Ihnen – S und E – vom Sender und vom Empfänger, wozu man diejenige Relation hinzufügt, die man im üblichen Schema mit der Botschaft gleichsetzt.
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Et certes on souligne que le destinataire doit posséder le code pour que ça marche, s’il le possède pas, il aura à le conquérir, il aura à déchiffrer.
Und natürlich betont man, dass der Empfänger, damit das funktioniert, über den Code verfügen muss; wenn er nicht über ihn verfügt, wird er ihn erwerben müssen, wird er ihn entziffern müssen.
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Je prétends, je prétends que la relation… s’il y en a une – mais vous savez que la chose peut être mise en question – s’il y en a une qui se passe par la parole … |[7] implique que soit inscrite la fonction ternaire, à savoir que le message soit distingué là et qu’il n’en reste pas moins que, y ayant un destinateur, un Destinataire, un message, ce qui s’énonce dans un verbe est distinct.
Ich behaupte, dass die Relation, falls es eine gibt, die sich durch das Sprechen vollzieht – aber Sie wissen, dass die Sache in Frage gestellt werden kann –, dass diese Relation impliziert, dass die ternäre Funktion eingeschrieben ist, also dass die Botschaft hier unterschieden ist, und dass dennoch Folgendes gilt: Wenn es einen Sender, einen Empfänger und eine Botschaft gibt, dann unterscheidet sich davon das, was mit einem Verb ausgesagt wird.
An der Tafel: Das Dreieck der Botschaft
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C’est à savoir que le fait qu’il s’agisse d’une demande – d qui est là – mérite d’être isolé, pour grouper les trois éléments.
Das heißt, die Tatsache, dass es sich am Platz des Senders um eine demande handelt, um eine Bitte, verdient – um die drei Elemente zu gruppieren – isoliert zu werden.32
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C’est justement en ça que c’est évident, et seulement évident quand j’emploie je et te, quand j’emploie tu et me, c’est que ce je et ce te, ce tu, ce me, ils sont précisément spécifiés de l’énoncé de la parole.
Genau darin ist offensichtlich – nur dann offensichtlich, wenn ich ich und dich verwende, wenn ich du und mich verwende –, dass dieses ich und dieses dich, dieses du, dieses mich, dass sie genau spezifiziert sind durch die Aussage des Sprechens.33
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Il ne peut y avoir ici aucune espèce d’ambiguïté.
Es kann hier keinerlei Mehrdeutigkeit geben.
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Autrement dit, il n’y a pas que ce qu’on appelle vaguement le code, comme s’il n’était là qu’en un point.
Anders gesagt, es gibt nicht nur das, was man vage als Code bezeichnet, als ob er hier nur an einem Punkt wäre.
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La grammaire fait partie du code, à savoir cette structure tétradique que je viens de marquer comme étant essentielle à ce qui se dit.
Die Grammatik gehört zum Code, also diese tetradische Struktur, bei der ich soeben hervorgehoben habe, dass sie für das, was gesagt wird, wesentlich ist.34
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Quand vous tracez votre schéma objectif de la communication – émetteur, message et à l’autre bout le destinataire –, ce schéma objectif est moins complet que la grammaire, laquelle fait partie du code.
Wenn Sie Ihr objektives Schema der Kommunikation zeichnen – Sender, Botschaft und am anderen Ende der Empfänger –, dann ist dieses objektive Schema weniger vollständig als die Grammatik, die zum Code gehört.
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C’est bien en quoi il était important |{87} que Jakobson vous ait produit cette généralité : que la grammaire elle aussi, fait partie de la signification, et que ce n’est pas pour rien qu’elle est employée dans la poésie.
Insofern war es wichtig, dass Jakobson Ihnen die Allgemeinheit dargelegt hat, dass auch die Grammatik zur signification gehört, zur Bedeutung, und dass sie nicht umsonst in der Poesie verwendet wird.35
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Ceci est essentiel, je veux dire de préciser le statut du verbe, parce que bientôt on vous décantera les substantifs selon qu’ils ont plus ou moins de poids.
Das ist wesentlich, ich meine, den Status des Verbs zu präzisieren, denn bald wird man Ihnen die Substantive filtern, danach, ob sie mehr oder weniger Gewicht haben.
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Il y a des substantifs lourds si je puis dire, qu’on appelle concrets, comme s’il y avait autre chose comme substantifs que des substituts.
Es gibt, wenn ich so sagen darf, schwere Substantive, die man konkret nennt, als gäbe es als Substantive etwas anderes als Substitute.
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Mais enfin, il faut de la substance, alors que je crois urgent de marquer d’abord que nous n’avons affaire qu’à des sujets.
Aber schließlich braucht es Substanz, obwohl ich es für dringlich halte, vor allem darauf hinzuweisen, dass wir es nur mit Subjekten zu tun haben.36
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Mais laissons là les choses pour l’instant.
Aber lassen wir es dabei vorerst bewenden.
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Une critique qui curieusement ne nous vient que réfléchie, de la tentative de logiciser la mathématique, se formule en ceci, en ceci où vous reconnaîtrez la portée de ce que j’avance, c’est que, à prendre la proposition comme fonction propositionnelle, nous aurons à marquer la fonction du verbe et non pas de ce qu’on en fait, à savoir fonction de prédicat.
Eine Kritik, die uns merkwürdigerweise nur reflektiert erreicht hat, von dem Versuch her, die Mathematik zu logisieren, lautet folgendermaßen – und Sie werden darin erkennen, welche Reichweite das hat, was ich vorbringe: Wenn wir die Aussage als Aussagefunktion nehmen, werden wir die Funktion des Verbs zu markieren haben und nicht die Funktion dessen, was man daraus macht, also nicht die Funktion des Prädikats.
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La fonction du verbe, prenons ici le verbe demander : « je te demande », F, j’ouvre la parenthèse, x, y c’est « je » et « te » :
Die Funktion des Verbs – nehmen wir hier das Verb bitten: „Ich bitte dich“, F, und dann öffne ich die Klammer, x und y, das steht für „ich“ und „dich“:
F (x, y
An der Tafel
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[8] Qu’est-ce que je te demande ?
Worum bitte ich dich?
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« De refuser »… autre verbe.
„Zu verweigern“ – ein weiteres Verb.
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Ce qui veut dire qu’à la place de ce qui pourrait être ici la petite caresse sur le tête du chien, c’est-à-dire z, vous avez par exemple f et de nouveau x, y :
Das heißt, an der Stelle dessen, was hier der kleine Klaps auf den Kopf des Hundes sein könnte, also z, haben Sie hier beispielsweise f und ein weiteres Mal x und y:
F (x, y, f (x, y
An der Tafel
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Et là, est-ce que vous êtes forcés de terminer c’est-à-dire d’y mettre ici z ?
Und hier, sind Sie da gezwungen aufzuhören, also dazu, hier z einzufügen?
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Ça n’est nullement nécessaire car vous pouvez avoir très bien… par exemple je mets un φ, ne le mettons pas Φ parce que tout à l’heure ça fera des confusions, je mets un petit φ, et encore x, y : « ce que je t’offre », moyennant quoi, nous avons à fermer trois parenthèses :
Das ist keineswegs nötig, denn Sie können sehr wohl haben – beispielsweise schreibe ich hier ein kleines φ – wir schreiben jetzt nicht ein großes Φ, denn das wird sofort Verwirrung stiften –, ich schreibe ein kleines φ und außerdem x und y, für „was ich dir anbiete“, weshalb wir jetzt drei Klammern schließen müssen:
F(x, y, f (x, y, φ (x, y))).
An der Tafel
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Ce à quoi je vous conduis est ceci : c’est de savoir non pas – vous allez le voir – comment surgit le sens, mais comment c’est d’un nœud de sens que surgit l’objet, l’objet lui-même et pour le nommer, puisque je l’ai nommé comme j’ai pu, l’objet petit a.
Wohin ich Sie führe, ist Folgendes, nämlich, wie Sie gleich sehen werden, nicht etwa zu wissen, wie der Sinn auftaucht, le sens, sondern wie aus einem Knoten von Sinn das Objekt auftaucht, das Objekt selbst, und, um es zu nennen – da ich es so gut ich konnte benannt habe –, das Objekt klein a.
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{88} Je sais que… il est très captivant de lire Wittgenstein.
Ich weiß, Wittgenstein zu lesen ist wirklich fesselnd.
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Wittgenstein, pendant toute sa vie, avec un ascétisme admirable, a énoncé ceci que je concentre : ce qui ne peut pas se dire, eh bien, n’en parlons pas.
Sein ganzes Leben lang hat Wittgenstein mit bewundernswerter Askese etwas geäußert, das ich so zusammenziehe: Was nicht gesagt werden kann, na ja, sprechen wir nicht drüber.37
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Moyennant quoi il pouvait dire presque rien.
Weshalb er fast nichts sagen konnte.
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À tout instant il descendait du trottoir et il était dans le ruisseau, c’est-à-dire qu’il remontait sur le trottoir, le trottoir défini par cette exigence.
In jedem Moment stieg er vom Fußweg runter und war im Rinnstein, das heißt, er stieg wieder zurück auf den Fußweg, auf den Fußweg, wie er durch diese Forderung definiert war.
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Ce n’est assurément pas parce qu’en somme mon ami Kojève a expressément formulé la même règle – Dieu sait que lui ne l’observait pas ! – mais ce n’est pas parce qu’il l’a formulée que je me croirais obligé d’en rester à la démonstration, à la vivante démonstration qu’en a donnée Wittgenstein.
Sicherlich nicht deshalb, weil letztendlich mein Freund Kojève ausdrücklich dieselbe Regel formuliert hat – Gott weiß, dass aber er sie nicht befolgt hat –, aber deshalb, weil er sie formuliert hat, würde ich mich nicht für verpflichtet halten, bei der Beweisführung zu bleiben, bei der lebendigen Beweisführung, die Wittgenstein dafür gegeben hat.38
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C’est très précisément – me semble-t-il – de ce dont on ne peut pas parler qu’il s’agit, quand je désigne du « c’est pas ça » ce qui seul motive une demande telle que « de refuser ce que je t’offre ».
Es geht, scheint mir, genau um das, worüber man nicht sprechen kann, wenn ich mit „das ist es nicht“ das bezeichne, wodurch allein eine Bitte wie diese motiviert wird: „zu verweigern, was ich dir anbiete“.
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Et pourtant s’il y a quelque chose qui peut être sensible à tout le monde, c’est bien ce « c’est pas ça ».
Und dennoch, wenn es etwas gibt, das für alle spürbar sein kann, dann ist es ja dieses „das ist es nicht“.
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Nous y sommes à chaque instant de notre existence.
Hier sind wir in jedem Moment unserer Existenz.
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Mais alors tâchons de voir ce que ça veut dire.
Aber versuchen wir doch zu sehen, was das bedeutet.
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Car ce « c’est pas ça » nous pouvons le laisser à sa place, à sa place dominante, moyennant quoi évidemment nous n’en verrons jamais le bout.
Denn dieses „das ist es nicht“ können wir an seiner Stelle lassen, an seiner dominanten Stelle, wodurch wir davon natürlich nie das Ende sehen würden.
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Mais au lieu de le couper, tâchons de le mettre dans l’énoncé lui-même.
Aber statt es abzuschneiden, sollten wir versuchen, es in das Ausgesagte selbst zu setzen.39
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« C’est pas ça » – quoi ?
„Das ist es nicht“ – ist was nicht?
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Mettons-le de la façon la plus simple, ici le « je », ici le « te », ici « je te demande » [an der Tafel : D], « de me refuser » [an der Tafel : R], « ce que je t’offre » [an der Tafel : O], et puis là il y a de la perte [an der Tafel : Ç].
Notieren wir es auf die einfachste Weise, hier das „ich“, hier das „dich“, hier „ich bitte dich“ [an der Tafel: B], „mir zu verweigern [an der Tafel: V], „was ich dir anbiete“ [an der Tafel: A], und dann gibt es dort Verlust [an der Tafel: E].40
|[9]
An der Tafel: „Das ist es nicht“, eingefügt in die Aussage
{89} Mais si c’est pas ce que je t’offre, si c’est parce que « c’est pas ça » que je te demande de refuser, c’est pas ce que je t’offre que tu refuses, alors j’ai pas à te le demander.
Wenn es jedoch nicht das ist, was ich dir anbiete, wenn ich dich nicht wegen dem „das ist es nicht“ bitte, zu verweigern, dann ist das, was du zurückweist, nicht das, was ich dir anbiete, und also muss ich dich nicht darum bitten.
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Et voilà qu’ici aussi ça se coupe [en R].
Und auch dies wird also [in V] abgeschnitten.
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Moyennant quoi, si j’ai pas à te demander de le refuser, pourquoi est-ce que je te le demande ?
Folglich, wenn ich dich nicht bitten muss, es zu verweigern, warum bitte ich dich dann darum?
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Ça se coupe aussi ici [en D].
Das wird auch hier [in B] abgeschnitten.
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Moyennant quoi, pour reprendre dans un schéma plus correct : où le je et le te sont ici, la demande ici, le refuser ici, et l’offre, ici.
Also, um es in einem korrekteren Schema aufzugreifen, worin das ich und das dich hier sind, die Bitte hier, das Verweigern hier, und das Angebot hier.
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À savoir une première tétrade qui est celle-ci – « je te demande de refuser ».
Das ergibt eine erste Tetrade, und zwar diese: „ich bitte dich, zu verweigern“.
An der Tafel: Die erste Tetrade
Une seconde – « refuser ce que je t’offre ».
Und eine zweite: „zu verweigern, was ich dir anbiete“.
An der Tafel: Die zweite Tetrade
Peut-être – ce qui ne nous étonnera pas – nous pouvons voir, dans la distance qu’il y a des deux pôles distincts de la demande et de l’offre, que c’est peut-être là qu’est le « c’est pas ça ».
Vielleicht – was uns nicht erstaunen wird – können wir in dem Abstand, den es zwischen den beiden unterschiedlichen Polen gibt, den Polen der Nachfrage – der demande – und des Angebots gibt, des Bittens und des Anbietens, könnten wir in diesem Abstand sehen, dass dort vielleicht das „das ist es nicht“ liegt.
An der Tafel: Diagramm der doppelten Tetrade
Mais, comme je viens de vous l’expliquer, si nous devons ici dire que c’est l’espace qu’il y a – qu’il peut y avoir – entre ce que j’ai à te demander et ce que je peux t’offrir, à partir de ce moment-là, il est également impossible de soutenir la relation de la demande au refuser, et du refuser à l’offre.
Jedoch, wie ich Ihnen gerade erklärt habe, wenn wir hier sagen müssen, dass dies der Raum ist, der zwischen dem liegt, zwischen dem liegen kann, worum ich dich bitten muss, und dem, was ich dir anbieten kann, von diesem Moment an ist es ebenso unmöglich, das Verhältnis des Bittens zum Verweigern aufrechtzuerhalten sowie des Verweigerns zum Angebot.
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[10] Est-ce que j’ai besoin de commenter dans le détail ?
Muss ich das im Einzelnen kommentieren?
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Ça sera peut-être quand même pas inutile.
Das wäre ja vielleicht nicht überflüssig.
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Pour la raison de ceci d’abord, vous pouvez vous demander comment ça se fait qu’après tout, de tout ça, je vous donne un schéma spatial.
Zunächst aus folgendem Grund, Sie können sich fragen, wie es kommt, dass ich Ihnen von all dem ein räumliches Schema gebe.
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C’est pas de l’espace qu’il s’agit.
Es geht nicht um den Raum.
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C’est de l’espace pour autant que nous y projetons nos schémas objectifs.
Um den Raum geht es insofern, als wir unsere objektiven Schemata auf ihn projizieren.
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Mais ça nous en indique déjà assez, à savoir que nos schémas objectifs commandent peut-être quelque chose de notre notion de l’espace, je dirais, encore avant que ça soit commandé par nos perceptions.
Das zeigt uns jedoch bereits genug davon, nämlich unsere objektiven Schemata vielleicht etwas von unserem Begriff des Raums steuern, möchte ich sagen, noch bevor das durch unsere Wahrnehmungen gesteuert wird.
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Je sais bien, nous sommes enclins à croire que c’est nos perceptions qui nous donnent les trois dimensions.
Ich weiß ja, wir neigen zu dem Glauben, dasses unsere Wahrnehmungen sind, die uns die drei Dimensionen liefern.
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Il y a un nommé Poincaré qui n’est pas sans vous être connu, qui a fait pour le démontrer une très jolie |{90} tentative.
Es gibt da jemanden namens Poincaré, der Ihnen nicht unbekannt ist und der einen sehr schönen Versuch gemacht hat, das zu beweisen.41
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Néanmoins ce rappel du préalable de nos schémas objectifs ne sera peut-être pas inutile pour apprécier plus exactement la portée de sa démonstration.
Dennoch, wenn es darum geht, die Reichweite seiner Beweisführung genauer einzuschätzen, wird diese Erinnerung an die Vorbedingung unserer objektiven Schemata vielleicht nicht unnütz sein.
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C’est que ce qui n’est pas ça, ça n’est peut-être pas du tout ce que je t’offre et que nous prenons mal les choses à partir de là, c’est que je t’offre.
Dass nämlich das, was es nicht ist, vielleicht überhaupt nicht das ist, was ich dir anbiete, und dass wir die Dinge von dort aus falsch auffassen, vielmehr ist es dies, dass ich dir anbiete.
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Car qu’est-ce que ça veut dire que je t’offre ?
Denn was bedeutet es, dass ich dir anbiete?
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Ça veut pas dire du tout que je donne, comme il suffit d’y réfléchir.
Das bedeutet keineswegs, dass ich gebe; es genügt ja, darüber nachzudenken.
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Ça veut pas dire non plus que tu prennes, ce qui donnerait un sens à refuser.
Das bedeutet auch nicht, dass du nimmst, was dem verweigern einen Sinn gäbe.
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Quand j’offre quelque chose, c’est dans l’espoir que tu me rendes.
Wenn ich etwas anbiete, tue ich es in der Hoffnung, dass du mir zurückgibst.
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Et c’est bien pour ça que le potlatch existe.
Und eben deshalb gibt es den Potlatch.42
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Le potlatch c’est ce qui noie, c’est ce qui déborde l’impossible qu’il y a dans l’offrir, l’impossible que ce soit un don.
Der Potlatch ist das, was ertränkt, er ist das, womit das Unmögliche überflutet wird, das es im Anbieten gibt, das Unmögliche, dass es eine Gabe ist.
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C’est bien pour ça que le potlatch dans notre discours, nous est devenu complètement étranger.
Und genau deshalb ist uns in unserem Diskurs der Potlatch völlig fremd geworden.
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Ce qui ne rend pas étonnant que dans notre nostalgie nous en faisions ce que supporte l’impossible, à savoir le réel, mais justement le réel comme impossible.
Weshalb es nicht verwunderlich ist, dass wir in unserer Nostalgie daraus das machen, was durch das Unmögliche gestützt wird, also das Reale, und zwar das Reale als unmöglich.
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Si ce n’est plus dans le « ce que » de « ce que je t’offre » que réside le « c’est pas ça », alors observons ce qui procède de la mise en question de l’offrir comme tel.
Wenn das „das ist es nicht“ nicht mehr auf das „was“ von „was ich dir anbiete“ verweist, dann lassen Sie uns zusehen, was sich ergibt, wenn das Anbieten als solches in Frage gestellt wird.
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Si c’est, non « ce que » je t’offre, mais « que » je t’offre que je te demande de refuser, ôtons l’offre – ce fameux substantif verbal qui serait un moindre substantif, c’est pourtant bien quelque chose – ôtons l’offre et nous voyons que la demande et le refus perdent tout sens, parce que, qu’est-ce que ça peut bien vouloir dire de demander de refuser ?
Wenn das, was ich dich zu verweigern bitte, nicht das ist, „was“ ich dir anbiete„ sondern „dass“ ich dir anbiete, dann lassen wir das Anbieten doch mal weg – dieses wohlbekannte verbale Substantiv, angeblich ein geringeres Substantiv, ist dennoch durchaus etwas –, dann lassen wir das Anbieten weg und dann sehen wir, dass das Bitten und das Zurückweisen jeden Sinn verlieren, denn was kann es denn heißen, darum zu bitten, dass zurückgewiesen wird?
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[11] Il vous suffira d’un tout petit peu d’exercice pour vous apercevoir qu’il en est strictement de même si vous retirez de ce nœud, « je te demande de me refuser ce que je t’offre », n’importe lequel des autres verbes.
Mit ein klein wenig Übung werden Sie sehen, dass es sich ganz ebenso verhält, wenn Sie aus diesem Knoten – aus „ich bitte dich, mir zu verweigern, was ich dir anbiete“ – irgendeines der anderen Verben wegnehmen.
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Car si vous retirez le refus, qu’est-ce que peut vouloir dire l’offre d’une demande, et comme je vous l’ai dit, il est de la nature de l’offre que si vous retirez la demande, refuser ne signifie plus rien.
Denn wenn Sie die Zurückweisung wegnehmen, was kann dann das Angebot einer Nachfrage bedeuten – einer demande –, und wie ich Ihnen gesagt habe, liegt es in der Natur des Angebots, dass dann, wenn Sie die Nachfrage zurückziehen, das Verweigern nichts mehr bedeutet.
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C’est bien pourquoi la question qui pour nous se pose n’est pas de savoir ce qu’il en est du « c’est pas ça » qui serait en jeu à chacun de ces niveaux verbaux, mais de nous apercevoir que c’est à dénouer chacun de ces verbes de son nœud avec les deux autres que nous pouvons trouver ce qu’il en est de cet effet de sens en tant que je l’appelle l’objet petit a.
Deshalb lautet die Frage für uns eben nicht, was es mit dem „das ist es nicht“ auf sich hat, das auf jeder dieser Verb-Ebenen im Spiel wäre, vielmehr geht es für uns darum, dass wir Folgendes sehen: Wenn wir irgendeines dieser Verben aus seinem Knoten mit den beiden anderen herauslösen, können wir entdecken, worum es bei dem Sinneffekt geht, den ich als Objekt klein a bezeichne.43
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{91} Chose étrange, tandis qu’avec ma géométrie de la tétrade je m’interrogeais hier soir sur la façon dont je vous présenterai cela aujourd’hui, il m’est arrivé – dînant avec une charmante personne qui écoute les cours de M. Guilbaud – que, comme une bague au doigt, me soit donné quelque chose que je vais maintenant, que je veux vous montrer, quelque chose qui n’est rien de moins, paraît-il – je l’ai appris hier soir – que les armoiries des Borromées.
Und hier gibt es etwas Merkwürdiges. Als ich mich gestern Abend fragte, wie ich Ihnen das heute mit meiner Geometrie des Tetraeders darstellen werde, ist es mir zugestoßen – beim Abendessen mit einer charmanten Person, die die Vorlesungen von Monsieur Guilbaud44 hört –, dass mir, wie ein Ring an den Finger, etwas gegeben wird, das ich Ihnen jetzt --, das ich Ihnen zeigen möchte, etwas, das anscheinend, wie ich gestern Abend erfuhr, nichts Geringeres ist als das Wappen der Borromäer.45
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Il y faut un peu de soins, c’est pour ça que je l’y mets.
Es braucht etwas Sorgfalt, deshalb zeichne ich es an.
An der Tafel: Borromäische Ringe
Et voilà !
So also.
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Vous pouvez refaire la chose.
Sie können das nachbauen.
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Vous n’avez pas apporté de ficelle ?
Sie haben keinen Bindfaden dabei?
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Enfin, vous pouvez refaire la chose avec les ficelles.
Also, Sie können die Sache mit Bindfäden nachbauen.
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Si vous copiez bien ça soigneusement – j’ai pas fait de faute – vous vous apercevrez de ceci : c’est que – faites bien attention – celui-ci, le troisième, là vous le voyez plus – vous pouvez faire un effort comme ça, c’est accessible – vous le voyez plus.46
Wenn Sie das sorgfältig abzeichnen – ich habe keinen Fehler gemacht –, werden Sie, geben Sie genau Acht, Folgendes sehen, dass dieser da, der dritte --, dort sehen Sie es besser, Sie können sich ein bisschen Mühe geben, das ist zugänglich, Sie sehen es besser.47
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Vous pouvez remarquer que les deux autres …
Sie können bemerken, dass die beiden anderen --.
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Vous voyez, celui-là passe au-dessus de celui de gauche et il passe au-dessus aussi là.
Sie sehen, dieser da verläuft über dem linken und auch dort verläuft er über ihm.
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Donc ils sont séparés, seulement à cause du troisième, ils tiennent ensemble.
Sie sind also getrennt48, nur durch den Dritten halten sie zusammen.
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Ça, vous pouvez faire l’essai pour faire…
Das können Sie ausprobieren, um zu --.
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Si vous avez pas d’imagination faut faire l’essai avec trois petits bouts de ficelle.
Falls Sie sich das nicht vorstellen können, müssen Sie es mit drei Stückchen Bindfaden versuchen.
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Vous verrez qu’ils tiennent.
Sie werden sehen, dass sie zusammenhalten.
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Mais il y a rien à faire – hein ?
Aber da ist nichts zu machen, oder?49
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Il suffit donc que vous en coupiez un, pour que les deux autres [se libèrent]… encore qu’ils aient l’air noués tout à fait comme dans le cas de ce que vous connaissez bien, à savoir les trois anneaux des Jeux |[12] Olympiques, n’est-ce pas, et qui eux continuent de tenir quand il y en a un qui a foutu le camp.
Es genügt also, dass Sie einen [beliebigen] davon aufschneiden, damit die beiden anderen [sich voneinander lösen], obwohl sie so aussehen, als seien sie so verknotet wie bei etwas, das Sie gut kennen, nämlich die drei Ringe der Olympischen Spiele, nicht wahr, die auch dann weiter zusammenhalten, wenn einer von ihnen sich aus dem Staub gemacht hat.50
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Ben ceux-là, fini !
Aber bei diesen hier, Schluss damit.51
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C’est quelque chose qui a tout de même son intérêt, puisqu’il faut se souvenir que quand j’ai parlé de chaîne signifiante, j’ai toujours impliqué cette concaténation.
Das ist für uns tatsächlich von Interesse, denn man muss sich daran erinnern, dass ich, als ich von Signifikantenkette gesprochen habe, immer diese Verkettung impliziert habe.
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Ce qui est très curieux – c’est ce qui va nous permettre aussi de retourner au verbe binaire – c’est que les binaires, on ne semble pas s’être aperçu qu’ils ont un statut spécial très très en rapport avec l’objet petit a.
Dabei ist wirklich merkwürdig – und das wird uns auch erlauben, zum binären Verb zurückzukehren –, dass offenbar nicht gesehen wurde, dass die binären Verben einen Sonderstatus haben, der sich ganz stark auf das Objekt klein a bezieht.
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Si au lieu de prendre l’homme et le chien, ces deux pauvres animaux, comme exemple, on avait pris le je et le te, on se serait aperçu que le plus typique d’un verbe binaire, c’est par |{92} exemple je t’emmerde, ou bien je te regarde, ou bien je te parle, ou bien je te bouffe.
Wenn wir, statt als Beispiel den Menschen und den Hund zu nehmen, diese beiden armen Tiere, wenn wir stattdessen das ich und das dich gewählt hätten, dann hätten wir gesehen, dass das Typischste eines binären Verbs beispielsweise dies ist: ich bescheiße dich oder ich erblicke dich oder ich beschwätze dich oder ich fresse dich.52
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C’est les quatre espèces, comme ça, les quatre espèces qui n’ont précisément d’intérêt que dans leur analogie grammaticale, à savoir d’être grammaticalement équivalents.
Das sind ja die vier Arten, die vier Arten, die für uns eben nur wegen ihrer grammatischen Analogie von Interesse sind, also deshalb, weil sie grammatisch gleichwertig sind.53
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Dès lors est-ce que nous n’avons pas là, en réduit, en minuscule, ce quelque chose qui nous permet d’illustrer cette vérité fondamentale que tout discours ne tient son sens que d’un autre discours ?
Haben wir damit nicht – in verkleinerter Form, in Kleinbuchstaben – das Etwas, das es uns erlaubt, die grundlegende Wahrheit zu veranschaulichen, dass jeder Diskurs seinen Sinn nur von einem anderen Diskurs her hat?54
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Assurément la demande ne suffit pas à constituer un discours, mais elle en a la structure fondamentale qui est d’être, comme je me suis exprimé, un quadripode.
Sicherlich reicht die demande – die Bitte, die Forderung, der Anspruch – nicht aus, um einen Diskurs zu bilden, sie hat jedoch dessen Grundstruktur, die darin besteht, wie ich mich ausgedrückt habe, dass es sich um einen Quadripoden handelt.
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J’ai souligné qu’une tétrade est essentielle à la représenter, de même qu’un quaternion de lettres : F, x, y, z, est indispensable.
Ich habe hervorgehoben, dass eine Tetrade wesentlich ist, um sie [die Bitte] darzustellen, ebenso wie dafür ein Quaternion von Buchstaben unerlässlich ist: F, x, y, z.55
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Mais demande, refus et offre, il est clair que dans ce nœud que j’ai avancé aujourd’hui devant vous, ils ne prennent leur sens que chacun l’un de l’autre, mais que ce qui résulte de ce nœud tel que j’ai essayé de le dénouer pour vous, ou plutôt, à prendre l’épreuve de son dénouement, de vous dire, de vous montrer que ça ne tient jamais à deux tout seul, que c’est là le fondement, la racine, de ce qu’il en est de l’objet petit a.
Es ist jedoch klar, dass in dem Knoten, den ich Ihnen heute vorgelegt habe, Bitte, Zurückweisung und Angebot ihren Sinn nur jeweils voneinander annehmen, dass jedoch das, was sich aus diesem Knoten ergibt – so wie ich versucht habe, ihn für Sie zu entknoten oder eher, indem ich seine Entknotung als Test genommen habe, um Ihnen zu sagen, um Ihnen zu zeigen, dass er mit zweien allein niemals hält –, dass hier die Grundlage, die Wurzel dessen ist, worum es beim Objekt klein a geht.
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Qu’est-ce à dire ?
Was soll das heißen?
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C’est que je vous en ai donné le nœud minimum ; mais vous pourriez en ajouter d’autres.
Dass ich Ihnen dafür den minimalen Knoten gegeben habe; Sie könnten jedoch weitere hinzufügen.
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« Parce que ce n’est pas ça » – quoi ?
„Denn das ist es nicht“ – ist was nicht?
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Que je désire.
Was ich begehre.
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Et qui ne sait que le propre de la demande, c’est très précisément de ne pouvoir situer ce qu’il en est de l’objet du désir ?
Wer weiß denn nicht, dass das Charakteristikum der demande, der Bitte, eben genau darin besteht, nicht angeben zu können, was es mit dem Objekt des Begehrens auf sich hat.
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Avec ce désir, ce que je t’offre qui n’est pas ce que tu désires, nous bouclerions aisément la chose avec ce que tu désires que je te demande.
Mit diesem Begehren – was ich dir anbiete, das nicht das ist, was du begehrst – könnten wir die Sache leicht schließen, damit nämlich, dass du begehrst, dass ich dich bitte.
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Et la lettre d’amur s’étendra ainsi indéfiniment.
Und so wird sich die lettre d’amur unbegrenzt ausweiten.
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Mais qui ne voit le caractère fondamental, pour le discours analytique, d’une telle concaténation ?
Wer sieht jedoch nicht, dass für den analytischen Diskurs eine solche Verkettung grundlegend ist?
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J’ai dit autrefois – il y a très longtemps, et il y a des gens encore qui s’en bercent – qu’une analyse ne finit que quand |[13] quelqu’un peut dire, non pas je te parle ni je parle de moi mais c’est de moi que je te parle ; c’était une première esquisse.
Ich habe einmal gesagt – das ist lange her und es gibt noch immer Leute, die sich damit in den Schlaf wiegen –, dass eine Analyse erst dann zu Ende ist, wenn jemand sagen kann, nicht: ich spreche mit dir, auch nicht: ich spreche über mich, sondern: ich spreche mit dir über mich; das war eine erste Skizze.
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Est-ce qu’il n’est pas clair que ce dont se fonde le discours de l’analysant, c’est justement ça, « je te demande de me refuser ce que je t’offre, parce que ce n’est pas ça » ?
Ist denn nicht klar, dass sich der Diskurs des Analysanten darauf gründet: „Ich bitte dich, mir zu verweigern, was ich dir anbiete, denn das ist es nicht“ – ?56
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C’est là la demande fondamentale, et c’est celle qu’à négliger, l’analyste fait toujours plus prégnante.
Das ist hier die grundlegende demande, die grundlegende Bitte, der grundlegende Anspruch, und es ist dieser Anspruch, den der Analytiker, wenn er ihn vernachlässigt, immer drängender macht.
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J’ai ironisé en un temps – avec de l’offre, il fait de la demande.
Ich habe das mal ironisiert – mit dem Angebot schafft er die Nachfrage, la demande.
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Mais la demande qu’il satisfait c’est la reconnaissance de ceci de fondamental, que ce qui se demande, c’est pas ça.
Aber die Nachfrage, die er befriedigt, ist die Anerkennung dieser grundlegenden Tatsache: Das, was beansprucht wird, das ist es nicht.
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Vgl. Jacques Lacan: … or Worse. The Seminar of Jacques Lacan, Book XIX. Edited by Jacques-Alain Miller. Translated by Adrian R. Price. Polity Press, Cambridge (UK) 2018.
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Das Erstellungsdatum einer PDF-Datei findet man im Adobe Acrobat Reader DC Version 2015 unter Datei > Eigenschaften > Beschreibung > Erstellt am.
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Hier geht es um das sujet supposé savoir – soll ein Subjekt unterstellt werden, dass weiß, dass bowled over eine passende Formulierung wäre und das im falschen blowed over am Werk wäre?
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Anmerkung von Adrian Price in seiner englischen Übersetzung dieses Seminars: Diese Schriftzeichen werden von Lacan nicht kommentiert. Von rechts nach links gelesen, werden sie in Pinyin folgendermaßen transkribiert: qǐng (bitte/einladen/bitten), jù shōu (verweigern/zurückweisen), wǒ (ich/mich), zèng (anbieten/geben) / gài (alte Form: weil/wahrscheinlich/tatsächlich), fēi (Fusion von negativem Partikel und Kopula: nicht sein), yě (Betonung: also/wirklich nicht). Der Text ist demnach ein partielles Äquivalent zu je te demande de me refuser ce que je t’offre, parce que c’est pas ça; partiell insofern, als Entsprechungen zu te und ce que ausgelassen wurden. Obgleich eine Quelle unbekannt bleibt, legen die zōngpái-Schrift und die altchinesische Bedeutung von 蓋 nahe, dass es sich um eine Zitat aus einem alten Text handelt. In der Seuil-Ausgabe fehlen die chinesischen Schriftzeichen (vgl. die Antwort von Jacques-Alain Miller auf eine Anfrage hierzu in Lacan Quotidien 6 (25. August 2011), S. 6–7).
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Lacan wechselt in dieser Passage zwischen zwei Bedeutungen von conférance hin und her (a) Vortrag, (b) populärwissenschaftlicher Vortrag. Gemeint ist mit dem letzten Satz offenbar: Anders als Jakobson hält Lacan keine populärwissenschaftlichen Vorträge.
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Andernorts: im Sainte-Anne-Krankenhaus in Paris im Rahmen der Vortragsreihe Das Wissen des Psychoanalytikers, dort in der Sitzung vom 3. Februar 1972, Version Miller S. 69 (Übersetzung hier). Dort hatte er statt vom „heiteren“ vom „komischen“ Amüsement gesprochen. Vgl. auch J. Lacan: Ich spreche zu den Wänden. Gespräche aus der Kapelle von Sainte-Anne. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2013, S. 105.
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Ebenfalls in der Sitzung vom 3. Februar 1972.
Amur ist ein von Lacan gebildetes Kofferwort aus amour (Liebe) und mur (Wand); la lettre d’amur oszilliert also zwischen „Liebesbrief“ und „Buchstabe an der Wand“.
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Je te demande (ich bitte dich) ist eine Form des Anspruchs, der Forderung (demande).
Ce que je t’offe (was ich dir anbiete) bezieht sich auf die Gabe, die Lacan zufolge letztlich Liebesgabe ist, ein Thema, das Lacan breit in den Seminaren 4 und 5 entwickelt hatte (Seminar 4: Die Objektbeziehung (1956/57), Seminar 5: Die Bildungen des Unbewussten).
Eine ähnliche Verbindung zwischen dem Anspruch, der Gabe und einer Art „das ist es nicht“ wird von Lacan in einer Bemerkung im Ethik-Seminar hergestellt. Es geht dort um das unerreichbare „Ding“, das die Signifikanten umkreisen und das einer seiner Hörer mit einer „Vakuole“ gleichgesetzt hatte (einem kleinen Hohlraum), sowie um die Sublimierung, die Lacan zufolge darin besteht, dass ein Objekt zur Würde des „Dings“ erhoben wird, d.h. unerreichbar gemacht wird. Eine der Formen der Sublimierung ist die höfische Liebe, die darauf beruht, dass der Mann beansprucht, dass das weibliche Objekt für ihn unerreichbar ist, dass er also beansprucht, eines Realen beraubt zu sein.
„Wo tatsächlich ist die Vakuole wie geschaffen für uns? Im Zentrum des Signifikantensystems, insofern dieser letzte Anspruch, eines Realen beraubt zu werden, wesentlich gebunden ist an die ursprüngliche Symbolisierung, wie sie ganz in der Bedeutung der Liebesgabe ist.“
(Seminar 7, Die Ethik der Psychoanalyse, Sitzung vom 10. Februar 1960, Version Miller/Haas S. 184, Übersetzung geändert.)
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Das n steht für ne. Die schriftsprachliche Negation wird meist mit einer Negationsklammer vom Typ ne – pas gebildet. Im gesprochenen Französisch der Umgangssprache entfällt das ne, aus ce n’est pas ça wird hier c’est pas ça. Der Ausrutscher besteht darin, dass Lacan (schriftsprachlich) ça n’est pas ça sagte statt (umgangssprachlich) c’est pas ça.
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Das expletive ne (das „füllende“ ne, das ne als „Füllwort“) ist ein ne, das in französischen Nebensätzen verwendet werden kann, um eine Befürchtung oder Warnung auszudrücken, es hat keine verneinende Wirkung.
– J’ai peur qu’il ne m’ait oublié, „ich fürchte, dass er mich vergessen hat“.
– À moins qu’il ne pleuve, „es sei denn, es regnet“.Für Lacan ist das expletive ne der Signifikant des Subjekts der Äußerung. Vgl. Seminar 7, Le désir et son interprétation (1958/59), Sitzungen vom 3. und 10. Dezember 1958; Subversion des Subjekts und Dialektik des Begehrens im Freud’schen Unbewussten. In: J.L.: Schriften. Band II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2015, S. 325–368, hier S. 333 f.
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Das Weglassen des ne in einer Negation vom Typ ne – pas ist in der gesprochenen Umgangssprache üblich.
Das Subjekt der Äußerung manifestiert sich also nicht nur im sogenannten expletiven ne, sondern auch darin, dass in ne – pas das ne weggelassen wird.
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Vgl. hierzu Henri Poincaré: Wissenschaft und Hypothese. Übersetzt von F. und L. Lindemann. Teubner, Leipzig 1904 (frz. Original 1902), Erstes Kapitel, „Über die Natur der mathematischen Schlußweisen“, S. 1–17.
Wenn man sagt: „Der Satz ist durch Rekursion bewiesen“, meint man damit Folgendes:
Vorausgesetzt wird: Ein Satz gilt für a = 1.
Außerdem wird angenommen: Wenn der Satz für a = γ richtig ist, dann gilt er auch für a = γ + 1.
Hieraus folgt nun: Da der Satz für a = 1 richtig ist, ist er auch für a = 2 richtig, für a = 3 usw. (Vgl. Poincaré, a.a.O., S. 8).Anders formuliert:
„Wenn ein Lehrsatz für die Zahl ı wahr ist, und wenn man bewiesen hat, daß er für n+ ı wahr ist, vorausgesetzt, daß er für n gilt, so wird er für alle ganzen, positiven Zahlen gelten.“ (A.a.O., S. 50)
Dieses rekurrente Beweisverfahren wird von Poincaré auch als „mathematische Induktion“ bezeichnet (a.a.O., S. 14).
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Eine Reihe (série) erhält man, wenn man die Glieder einer Folge (suite) addiert. Aus der Folge 2, 4, 6, 8 … wird dann die Reihe 2 + 4 + 6 + 8 .…, und das ergibt wiederum die Folge 2, 6, 12, 20 …
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Meine École: Die École freudienne de Paris (EFP), die Lacan 1964 gegründet hatte und deren Leiter er war.
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Boetius von Dacien, gestorben vermutlich um 1284, schwedischer bzw. dänischer Philosoph, der an der Artistenfakultät der Pariser Universität lehrte.
Das lateinische Wort suppositiones meint „Annahmen“, „Hypothesen“.
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Lacan bezieht sich hier auf seinen Begriff des sujet supposé savoir (das Subjekt, dem zu wissen unterstellt wird). Lacan verwendet diesen Begriff zuerst in Seminar 9, Die Identifizierung, in der Sitzung vom 15. November 1961.
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Der „bekannte Boetius“, Anicius Manlius Seveerinus Boetius, war ein spätantiker römischer Politiker und Philosoph, der von etwa 480 bis etwa 524 lebte; sein bekanntestes Werk ist Consolatio philosophiae, „Der Trost der Philosophie“).
Das von Marie-Nicolas Bouillet herausgegebene Dictionnaire universel d’histoire et de géographie ist das bekannteste französische Nachschlagewerk des 19. Jahrhunderts.
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Als Averroismus bezeichnet man eine sich auf den arabischen Philosophen Averroes (1126–1198) berufende Strömung der europäischen Philosophie (13. bis 17. Jh.).
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Diese beiden Dinge: vermutlich die Sprachtheorie (die Theorie der suppositiones) und die Verurteilung wegen Averroismus.
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Im Französischen unterscheidet man von der Aussprache her zwei Arten von h, das hache muet (das stumme h) und das hache aspiré (das aspirierte h). In beiden Fällen wird das h nicht gesprochen. Das hache muet führt dazu, dass ein vorhergehender Konsonant mit dem nachfolgenden Vokal verbunden und deshalb gesprochen wird: un homme /
ẽnɔm
/ (ein Mensch/Mann); das n von „un“ wird gesprochen. Beim hache aspiré wird der vorhergehende Konsonant nicht mit dem nachfolgenden Vokal verbunden und deshalb nicht gesprochen: les héros /le ero/ (die Helden); das s von „les“ wird nicht gesprochen. -
Ne touchez pas la hache (Rühren Sie nicht an die Axt) ist der Titel eines 1834 erschienenen Romans von Honoré Balzac, der 1839 unter neuem Titel veröffentlicht wurde: La Duchesse de Langeais (Die Herzogin von Langeais). Die Wendung bezieht sich auf die Axt, mit der Charles I. von England 1649 enthauptet wurde.
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Lacan demonstriert hier den Sich-Äußernden, das Subjekt der Äußerung (énonciation), anhand eines Versprechers. Statt, wie es grammatisch richtig wäre, blown over zu schreiben, schreibt er, grammatisch falsch, blowed over, das liegt nahe bei einem Ausdruck, den er nicht kannte, der jedoch passte: bowled over.
Der klassiche Text zum Versprecher ist Freuds Zur Psychopathologie des Alltagslebens. Über Vergessen, Versprechen, Vergreifen, Aberglaube und Irrtum (1904).
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Anspielung auf Sassures These von der Arbitrarität oder Beliebigkeit des Zeichens, wonach die Beziehung zwischen Signifikant und Signifikat willkürlich ist. Vgl. Ferdinand de Saussure: Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft (1916). Übersetzt von Herbert Lommel. De Gruyter, Berlin 1967, hier: S. 79–82.
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Die folgende Bemerkung zeigt, dass hier mit „Teile der Rede“ Wortarten gemeint sind.
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Intransitive Verben sind solche, die nicht mit einem Akkusativobjekt verbunden sind, z.B. helfen, der Ausdruck „ich helfe dich“ ist (in der deutschen Standardsprache) grammatisch falsch gebildet. Transitive Verben sind solche, die ein Akkusativobjekt haben, z.B. haben (etwa „ich habe ihn“). Im Deutschen können viele Verben zugleich intransitiv und transitiv verwendet werden, z.B. schreiben („ich schreibe ihm“, „ich schreibe einen Brief“).
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Anders als im Deutschen muss im Französischen in der geschriebenen Sprache die Endung des Partizips Perfekt an das Geschlecht des zugehörigen Pronomens angeglichen werden; in diesem Falle muss also das Partizip Perfekt von aimer, „lieben“, an das Pronomen te, „dich“, angepasst werden. Wenn das Geschlecht männlich ist, heißt es je t’ai aimé (ich habe dich geliebt), wenn das Geschlecht weiblich ist, heißt es je t’ai aimée.
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Die drei Glieder der Relation sind hier: (1) ich, (2) dir, (3) etwas.
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Man kann den Satz vereinfachen zu „Ich bitte dich um etwas“ und hat dann eine dreigliedrige Relation.
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Das „geben“ ist hier dreigliedrig: (1) der Mann, (2) dem Hund, (3) einen kleinen Klaps auf die Stirn. Es gibt hier jedoch nicht die Elemente „ich“ und „du“, d.h. nicht den Bezug auf den gerade laufenden Sprechvorgang.
Caresse heißt nicht „Klaps“, sondern „Liebkosung“, „Zärlichkeit“, aber damit kann man schlecht einen dreigliedrigen Satz bilden.
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Lacan verwendet im Schema ein kleines d für den Sender (destinateur) und ein großes D für den Empfänger (Destinataire). In diesem Satz deutet er das kleine d anders: als Kürzel für demande (Bitte, aber auch Anspruch, Forderung, Frage). Kurz: der Sender ist der Sender der Bitte (des Anspruchs, der Frage usw.).
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Die Personalpronomen ich, du, dich, mich beziehen sich auf den Sprechvorgang; ich ist diejenige, die gerade spricht, die gerade ich sagat, du ist derjenige, der gerade angesprochen wird usw.
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Welche tetradische (viergliedrige) Struktur ist gemeint? Ich nehme an, die von Sender, Empfänger, Code (inkl. Grammatik) und Botschaft.
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Zur Grammatik gehört nicht zuletzt die Wortstellung, im Deutschen etwa das Schema Subjekt - Verb - Objekt (z.B. „Ich sehe dich“); die Poesie arbeitet mit der Grammatik, etwa in der Weise, dass die übliche Wortstellung nicht eingehalten wird, in einem Gedicht kann man vielleicht lesen „Ich dich sehe“.
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Möglicherweise eine Anspielung auf Hegels Frage nach dem Verhältnis von Substanz und Subjekt.
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Vgl. Ludwig Wittgenstein: Tractatus logico-philosophicus (1921), Satz 7: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“
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Alexandre Kojève (1902–1968), russisch-französischer Philosoph.
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Vermutlich ist gemeint: Aber statt das, was nicht gesagt werden kann, abzuschneiden, wie Wittgenstein das tut – mit der Forderung und der Praxis, darüber zu schweigen –, sollten wir versuchen, das, worüber nichts gesagt werden kann, in der Aussage zu erfassen, in den Beziehungen zwischen den demandes, zwischen den Ansprüchen, Forderungen, Bitten.
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Lacan schreibt hier Ç für „Ça“, weshalb ich Ç mit E übersetze, für „Es“.
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Poincaré:
„Stellen wir uns eine Welt vor, die einzig von Wesen ohne Dicke bewohnt wird und nehmen wir an, dass diese unendlich flachen Tiere sich alle auf derselben Ebene befinden und sie nicht verlassen können. Akzeptieren wir außerdem, dass diese Welt von den anderen Welten weit genug entfernt ist, um ihrem Einfluss entzogen zu sein. Während wir dabei sind, Hypothesen zu bilden, kostet es uns nicht mehr, diese Wesen mit Verstand auszustatten und anzunehmen, dass sie in der Lage sind, Geometrie zu betreiben. In diesem Fall werden Sie dem Raum sicherlich nur zwei Dimensionen zuschreiben.“
(Henri Poincaré: La science et l’hypothèse. Paris, Flammarion 1968, Zweiter Teil, Kapitel III „La géométrie de Riemann“, meine Übersetzung, RN)
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Zur Beziehung zwischen Gabe und Potlatch hatte Lacan sich bereits früher in den Seminaren geäußert. Vgl. Lacan: Seminar 4, Die Objektbeziehung, Sitzung vom 23. Januar 1957, Version Miller/Gondek S. 164 f., und Seminar 7, Die Ethik der Psychoanalyse, Sitzung vom 18. Mai 1960, Version Miller/Haas S. 282 f.
Hintergrundliteratur zum Potlatch sind für Lacan sicherlich diese beiden Arbeiten:
Marcel Mauss: Die Gabe. Die Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften (1923/24). Übersetzt von Eva Moldenhauer. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1968 u.ö.
George Bataille: Die Aufhebung der Ökonomie (Der Begriff der Verausgabung – Der verfemte Teil – Kommunismus und Stalinismus) (1949). Aus dem Französischen von Traugott König und Heinz Abosch. Rogner und Bernhard, München 1975.
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Ist damit gemeint, dass die drei Verben auf drei Objekte a verweisen?
– Ich bitte dich um etwas: oraler Anspruch, orales Objekt?
– Du verweigerst mir etwas: ?
– Ich biete dir etwas an: analer Anspruch? -
George-Théodule Guilbaud (1912–2008), französischer Mathematiker, Gründer und Direktor des Centre d’analyse et de mathématiques sociales an der École pratique des hautes études.
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Dies ist Lacans erster Hinweis auf die borromäischen Ringe, die ihn in den nächsten Seminaren intensiv beschäftigen werden.
Die drei Ringe sind nur ein Teil des Borromeo-Wappens; das vollständige Wappen sieht so aus:
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In Millers Version des Seminars folgt hier auf « attention » : « .. à soustraire celui-ci, le troisième, les deux autres sont séparés . »
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In Millers Version findet man hier nach „geben Sie genau Acht“: „… wenn sie diesen da wegnehmen, den dritten, sind die beiden anderen getrennt.“
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Wenn man in den borromäischen Ringen zwei beliebige Ringe betrachtet, sieht man, dass einer von ihnen zwei Mal über den anderen führt. Zwei Ringe, welche auch immer, greifen also nicht ineinander, sondern liegen übereinander.
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Vielleicht ist gemeint: Es gibt also wirklich keinen Bindfaden?
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Das Symbol der Olympischen Spiele besteht aus fünf Ringen.
Wenn man den linken oder rechten Ring aufschneidet, halten die vier übrigen Ringe weiterhin zusammen. Wenn man den zweiten Ring (von links oder von rechts) auftrennt, erhält man einen einzelnen geschlossenen Ring und eine Verkettung von drei Ringen. Wenn man den mittleren Ring öffnet, ergeben sich zwei Verkettungen aus zwei Ringen.
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Wenn man einen beliebigen Ring aufschneidet, fallen die beiden anderen auseinander.
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Lacans erstes Beispiel ist: Je t’emmerde: „du kannst mich mal“, wörtlich „ich bescheiße dich“.
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Gemeint sind die vier Objekte a: anales Objekt, skopisches Objekt (Blick), vokales Objekt und orales Objekt.
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In der Sitzung vom 19. Januar des Seminars … oder schlimmer hatte Lacan diese These so formuliert:
„Am Rande möchte ich daran erinnern, dass der Diskurs – das ist das Mindeste, was man sagen kann –, dass der Diskurs so ist, dass der Sinn verschleiert bleibt. Um es klar zu sagen, das, was ihn konstituiert, ist eben aus der Abwesenheit von Sinn gemacht. Kein Diskurs, der seinen Sinn nicht von einem anderen Diskurs empfangen müsste.“
(Meine Übersetzung nach Version Staferla; vgl. Version Miller S. 50. Meine Übersetzung der gesamten Sitzung ist hier.)
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F: das Verb „bitten“
x: „ich“
y: „von dir“
z: Gegenstand des Bittens, z.B. „zu kommen“. -
In Seminar 15, Der psychoanalytische Akt, hieß es über den Analytiker, dass am Ende, an dem er erwartet wird, das Objekt a ist,
„insofern es nicht sein eigenes ist, sondern das, was der Psychoanalysierende von ihm als Anderem fordert, damit es, zusammen mit ihm, von ihm zurückgewiesen wird.“
(Sitzung vom 17. Januar 1968, meine Übersetzung nach Version Staferla)
Die sprachliche Existenzweise des Objekts a in einer psychoanalytischen Kur ist demnach ein paradoxer Anspruch, sich selbst durchkreuzender Anspruch, den der Analysant an den Analytiker richtet.