Der Enthusiasmus der Zuschauer als Objekt a
Bei den Nachrichten über den ägyptischen Aufstand muss ich an Kants Lehre vom Geschichtszeichen und vom Erhabenen denken:
Kant schreibt:
„Die Revolution eines geistreichen Volks, die wir in unseren Tagen haben vor sich gehen sehen, mag gelingen oder scheitern; sie mag mit Elend und Greuelthaten dermaßen angefüllt sein, daß ein wohldenkender Mensch sie, wenn er sie zum zweitenmale unternehmend glücklich auszuführen hoffen könnte, doch das Experiment auf solche Kosten zu machen nie beschließen würde, - diese Revolution, sage ich, findet doch in den Gemüthern aller Zuschauer (die nicht selbst in diesem Spiele mit verwickelt sind) eine Theilnehmung dem Wunsche nach, die nahe an Enthusiasm grenzt, und deren Äußerung selbst mit Gefahr verbunden war, die also keine andere als eine moralische Anlage im Menschengeschlecht zur Ursache haben kann.“1
Das Urteil des Publikums über die Revolution, sagt Kant, wird vom Enthusiasmus getragen, vom Gefühl des Erhabenen; der Beobachter ist nicht neutral, sondern „seinem Wunsch nach“ ein Teilnehmer. Mit Rado Riha: Das Subjekt wird von den Ereignissen angeblickt, es ist in ihrem Blick erfaßt; die Ereignisse fungieren wie der Blick als Objekt a und versetzen des Begehren in Schwingung.2
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Anmerkungen
- Der Streit der Fakultäten, 1798.
- Rado Riha: Kant in praktischer Absicht. In: Filosofski Vestnik, Ljubljana (Slowenien) 2/1992, S. 151-169, v.a. S. 166.